Wien, den 15 Julii.
Die Geruͤchte, daß Berbir oder Alt-Gradiska durch
Accord
uͤbergegangen, und die zum Entſatz
angeruͤckte
Tuͤrkiſche Armee
geſchlagen ſey, waren ungegruͤndet.
Dennoch
aber iſt Berbir nun in unſern Haͤnden,
weil
die Tuͤrken den Ort ploͤtzlich
verlaſſen, und ſich mit
ihrer zum
Entſatz angeruͤckten Armee uͤber Hals
und
Kopf auf die Flucht begeben haben, wie aus dem
fol-
genden Bericht aus der Beylage zu
der heutigen Wiener
Zeitung erhellet:
Durch verſchiedene Berichte erhielt der Feldmarſchall
von
Laudon die Nachricht, daß das zum Entſatz der
belagerten
Veſtung Berbir beſtimmte feindliche
Corps
aus 5000 Mann beſtehe, und ſich, in Erwartung
des
Baſcha von Travenick, mit einer Verſtaͤrkung
von 4000
Mann, in dem nahe gelegenen dichten Walde gelagert
habe.
— Jndeſſen wurde den 3ten, 4ten und 5ten
die
Belagerung fortgeſetzt, und des Abends, den 5ten,
ge-
ſchahen im feindlichen Lager 3
Kanonenſchuͤſſe, worauf
man durch
Kundſchafter erfuhr, daß ein Pacha von
3 Roßſchweifen mit
einem Corps Arnauten angekom-
men ſey. Den 6ten, 7ten und 8ten
ruͤckte man der
Veſtung immer naͤher. Am 9ten, als
ſich der Feldmar-
ſchall um 10 Uhr des Abends zur
Anordnung der in der
Nacht vorzunehmenden Arbeiten in die Trenchee
begab,
nahm er wahr, daß nicht nur die im Walde geſtande-
nen
Feinde das Lager abgebrochen, und ſich hinwegge-
zogen hatten,
ſondern daß auch die Beſatzung von Ber-
bir, auf dem ihr
noch offenen Wege, ſammt Gepaͤcke,
ſich
wegzubegeben anfange. Unſerer Seits ward ſogleich
das
Kanonenfeuer auf die entweichenden Feinde gerich-
tet, dieſelben
warfen ſich aber mit ſolcher Eilfertigkeit
in den Wald,
und ſetzten, ſammt der dort
geſtandenen
Entſatzmannſchaft, den Marſch
ſo ſchnell fort, daß von
unſeren ſogleich,
ſowol gegen die Veſtung, als in den
Wald
geſchickten Patroullen, erſtere die Veſtung
ſchon
ganz leer fanden, und die anderen im Walde
ebenfalls
vom Feinde keinen Mann mehr antrafen. Wohin
eigentlich die
Tuͤrken ſich gewendet haben, war daher
damals noch ganz
unbekannt.
Der Herr Feldmarſchall hat uͤber dasjenige, was in
der von
dem Feinde verlaſſenen Veſtung an
Geſchuͤtz,
und ſonſt noch
zuruͤck geblieben ſeyn mag, den
Bericht
nachzutragen, ſich vorbehalten, und
inzwiſchen nur be-
merkt, daß die Veſtung immer
noch eine gute Zeit ſich
haͤtte vertheidigen
koͤnnen; daher der außerordentliche
ſchnelle Abzug
der Beſatzung ſowol, als des am
Walde
geſtandenen Entſetzungs-Corps, nur durch die
Ueberzeu-
gung gewirket worden zu ſeyn ſcheint,
daß ſie gegen
unſere Mannſchaft, in der
Poſition, in der ſich ſolche
befand, nichts
unternehmen konnten, und endlich un-
terliegen
muͤßten.
Unſer Lager bey Belegiſch, oberhalb Semlin, iſt
mit
10 Bataillons Deutſcher Jnfanterie, und die Haupt-
Armee
mit 4 Bataillons verſtaͤrkt werden.
Der Kayſerl. Koͤnigl. Hofrath und geheime
Cabinets-
ſecretair, Freyherr von Pichler, iſt im
70ſten Jahre
ſeines Alters geſtorben.
Der Fuͤrſt Poniatowski, zweyter Oberſter bey
Modena,
iſt von den Staͤnden nach Warſchau
zuruͤckberufen, und
wird, wie man ſagt, als General bey
der Pohlniſchen
Armee in der Ukraine angeſtellt
werden.
Den 6ten ward ein Officier als Courier mit Depe-
ſchen an den bey
Semlin commandirenden Prinzen von
Ligne abgefertigt. Es iſt ihm
die groͤßte Eil empfohlen
worden, und die Depeſchen
ſollen nach Conſtantinopel
beſtimmt
ſeyn.
Die Nachricht, daß die Tuͤrken die
Veteraniſche
Hoͤhle wieder in Beſitz genommen
haͤtten, iſt unge
gruͤndet.
Die Pforte ſoll dem Pacha von Scutari unter folgen-
den Bedingungen unabhaͤngig erklaͤren wollen: 1)
Er
ſoll der Pforte mit 20000 Mann im eigenen Solde
zu
Huͤlfe kommen, 2) ihr in Friedenszeiten 2, in
Kriegs-
zeiten 3 Millionen Piaſter Tribut, und 3) die
freye
Einfuhr der Tuͤrkiſchen Producte nach
Albanien zuge-
ſtehen.
Schreiben aus Wien, vom 15 Julii.
Von dem Wohlbefinden des Kayſers erhaͤlt man
nun
ſtets die erfreulichſten Nachrichten aus
Laxenburg. Die
Anfaͤlle vom Fieber haben ſich
ſeit 12 Tagen gaͤnzlich
verlohren, die Mattigkeit und
die Schmerzen in den
Lenden haben aufgehoͤrt, ſo daß
ſich Se. Majeſtaͤt ge-
genwaͤrtig ganz
geſund befinden, und nach dem Urtheil
der Aerzte auch kein
Ruͤckfall mehr zu befuͤrchten iſt.
Man hat
nunmehr die angenehme Hoffnung, Se. Ma-
jeſtaͤt in
kurzem wieder in der Hauptſtadt zu ſehen.
Die Armee des Feldmarſchalls Haddick ſteht noch
im Lager
bey Weißkirchen. Man verſichert jetzt, die
kleinen feindlichen
Auftritte, welche ſich zwiſchen einer
Vatroulle von
unſerm Freycorps und einem Schwarm
Tuͤrken
juͤngſt zugetragen haben, und die das
tauſend-
zuͤngige Geruͤcht bis zu einem Einfall der
Tuͤrkiſchen
Armee ins Bannat vergroͤßerte,
waͤren aus bloßem Miß-
verſtaͤndniß
entſtanden, und der Waffenſtillſtand dauere
auf
dieſer Seite noch 6 Wochen. Es iſt uͤbrigens
ſehr
ſchwer, hieruͤber etwas zuverlaͤßiges
zu ſagen, weil von
denjenigen, welche die wahre
Beſchaffenheit und Lage
der Dinge kennen, alles ſehr
geheim behandelt wird,
und das wenige, was man unter der Hand noch
erfah-
ren kann, ſich meiſtens widerſpricht. Der
Oberſt-Lieu-
tenant, Graf von Haddick, Sohn und Adjutant
des
Feldmarſchalls, iſt mit dem Hauptmann,
Fuͤrſten von
Schwarzenberg, auf einige Zeit zur
Laudonſchen Armee
nach Croatien abgegangen, um der Belagerung
von
Berbir beyzuwohnen. Da dieſe beyden Herren bloß
in der
Abſicht, ihre militairiſchen Einſichten zu
erwei-
tern, zu der Croatiſchen Armee ſich begeben haben,
ſo
werden ſie ſogleich ins Bannat
zuruͤckkehren, ſobald
die Hauptarmee etwas wichtiges zu
unternehmen an-
faͤngt.
Man will vorlaͤufig wiſſen, daß die Tuͤrken in
Berbir
zwar ſehr viele Kanonen, aber nur ſehr wenig
brauch-
bare, zuruͤckgelaſſen haben. Das Feuer
unſerer Artil-
lerie ſoll ganz erſchreckliche
Wirkungen hervorgebracht
haben. Man ſieht deswegen dem weitern
Bericht von
der Beſitznehmung des Orts mit Sehnſucht
entgegen.
Jm hieſigen Muͤnzamt iſt man bereits
beſchaͤfftiget,
goldene und ſilberne
Denkmuͤnzen, ſo wie ſie der Mo-
narch zur
Belohnung und Aufmunterung ſeiner tapfern
Krieger
beſtimmt hat, auszupraͤgen.
Heute ſind 2 Millionen fuͤr die Kriegscaſſe zur
Armee
auf der Donau abgeſchickt worden. Uebermorgen wird
noch
ein ſtaͤrkerer Geld-Tranſport abgehen.
Rekruten,
Munition und Proviant, hauptſaͤchlich auch
Weine,
werden faſt taͤglich abgefuͤhrt. Jn Wien
dauert die
Rekrutirung noch fort, man iſt aber gegen
Fabriken
und Profeßioniſten ſehr nachſichtig, indem
ihnen kein
noͤthiger Arbeiter leicht weggenommen wird.
Aus Semlin geht ſo eben die Nachricht ein, daß
der
abgeſetzte Großvezier dem Pacha von Widdin bereits
das
Commando der Armee uͤbergeben habe.
Wegen Abſchaffung einiger Kirchen-Ceremonien iſt
im
Tyrolſchen einige Unruhe entſtanden, die aber
ſchon
wieder beygelegt iſt.
Aus einem andern Schreiben aus Wien,
vom 15
Julii.
Wir haben in Berbir keinen Mann zu Gefangenen
gemacht, wol aber in der
Veſtung an 40 Kanonen und
eine Menge Munition vorgefunden. Nun
heißts, gehe
es auf Banjaluka los, wo man aber wol
ſtaͤrkern Wi-
derſtand finden duͤrfte, denn
der Pacha von Travnick
fuͤhrt ein ſtarkes Corps dahin, und
ſo koͤnnte es dort
wol erſt zu einer
ſcharfen Action kommen. Wie es
zugegangen, daß die
Beſatzung aus Berbit entwichen,
ohne daß es der
Feldmarſchall bemerkt, und wie das
zum Entſatz nahe
geweſene Corps Tuͤrken ihm ent-
gangen, weiß man nicht,
und alles das wird ſich erſt
aus der zu erwartenden
naͤheren Relation des Feld-
marſchalls aufklaͤren
laſſen.
Der Feldmarſchall Haddick ſtand mit der Armee am
9ten
dieſes noch bey Weißkirchen.
Conſtantinopel, den 2 Junii.
Der Commandant von Widdin iſt an die Stelle des
abgeſetzten
erſten Miniſters und Generals wirklich zum
Großvezier
ernannt worden. Er heißt Jſaac Pacha,
und iſt ein
ſehr einſichtsvoller Officier und ein
Feind
ſeines Vorgaͤngers. Da nun dieſer letzte
den jetzigen
Krieg vorzuͤglich veranlaßt hat, ſo hofft
man, daß
die Pforte nunmehr friedlichere Geſinnungen
anneh-
men werde. Ueberdies iſt hier die Nachricht
eingegan-
gen, daß ſich eine Rußiſche Flotte bey Varna
ſehen
laſſen, daß ein Corps Rußiſcher
Truppen gelandet, und
Kornat, nicht weit von Varna, beſetzt
haͤtte, daß die
Ruſſen die erſte
Diviſion unſerer Flotte geſchlagen,
und
verſchiedene Tranſportſchiffe mit
Proviſionen weg-
genommen haͤtten. Dieſe
Nachrichten haben hier eine
große Conſternation
verurſacht. Jm Divan iſt
man
unentſchluͤßig, ob die letzte Diviſion
unſerer Flotte
abſegeln oder noch
zuruͤckbleiben ſoll, welches letztere
wol
geſchehen duͤrfte, indem man erſt
beſtimmtere
Nachrichten aus dem ſchwarzen Meer
abwarten will.
Conſtantinopel, den 8 Junii.
Die Wegnahme der Tuͤrkiſchen
Traͤnſportſchiffe mit
Proviſionen von der
Rußiſchen Flotte hat ſich
leider!
beſtaͤtigt. Jndeſſen iſt nun
endlich der ganze Reſt der
Tuͤrkiſchen Flotte,
welche aus 11 Linienſchiffen und
16 Fregatten beſteht,
unter Segel gegangen.
Man verſichert, daß Selim III. noch
Schwierigkeiten
mache, die Allianz mit Schweden zu erneuern,
welche
der verſtorbene Sultan noch kurz vor ſeinem Tode
mit
dieſer Macht geſchloſſen hat.
Schreiben aus Warſchau, vom 15
Julii.
Die Sitzungen des Reichstags haben wieder ihren
Anfang genommen.
Die 123ſte Seßion eroͤffnete der Fuͤrſt Sapieha,
Li-
thauiſcher Confoͤderations-Marſchall, mit
dem den
Staͤnden gemachten Berichte, wie waͤhrend der
Limi-
tation des Reichstages der Fuͤrſt Poninski,
Kron-Groß-
Schatzmeiſter, aus ſeinem Arreſte zu
entkommen Mittel
gefunden haͤtte, und daß er durch
Bemuͤhung der Kriegs-
Commißion wieder in ſeinen
Arreſt gebracht worden.
Da aber dieſe Begebenheit den
beyden Officiers, welche
den Fuͤrſten jene Nacht
bewacht haben, da er entlief,
einen ſchweren Arreſt
zugezogen, ſo ſuche er das Mit-
leiden der Staͤnde zu bewegen, und den
angezeigten
Officiers einen leichteren Arreſt bis zur weitern
Deci-
ſion der Staͤnde zu verſchaffen, welches
ihm auch be-
willigt ward.
Die Podoliſchen Landbothen verlangten, daß der Hof
zu Petersburg
erſucht werde, eine Commißion zu er-
nennen, welche den durch die
Rußiſche Armee im Lande
gemachten Schaden unterſuchen, und
ſolchen zu erſetzen,
(als es kuͤrzlich von Seiten
Sr. Kayſerl. Koͤn.
Majeſtaͤt
geſchehen) befugt waͤren. Auch
ſollte die Veſtung Ka-
miniec mit einer zahlreichen
Garniſon verſtaͤrkt und mit
den noͤthigen
Magazinen verſehen werden, damit es
bey etwaniger Begebenheit
weder an Nahrungs- als
Vertheidigungsmittel fehlen moͤchte. Und
da von der
Tuͤrkiſchen Grenze unterſchiedliche
Leute durch unſer
Land wandern, ſo ſollte, um aller
anſteckenden Krank-
heit zuvorzukommen, ein Quarantaine-Haus, mit
den
noͤthigen Aerzten verſehen, an der Grenze
errichtet
werden. Der Landbothe von Chelm, Herr Suchodolki,
lobte
den Muth der beyden Officiers, welche den
Fuͤrſten
Poninski eingehohlt haben, und bat, daß
ſie nach Ver-
dienſt belohnt werden moͤchten. Auch
verlangte er,
daß dem Pohlniſchen Miniſter zu Petersburg,
Herrn
Deboli, aufgetragen wuͤrde, eine Antwort auf die
von
den Staͤnden eingegebene Note zu bewirken, widrigen
Falls
auch die Rußiſcher Seits eingereichten Noten un-
beantwortet
bleiben ſollten.
Der Kron-Confoͤderations-Marſchall berichtete einen
neuen
Vorfall, der fuͤr das Land fuͤrchterliche Folgen
haben
koͤnnte, wenn er jetzt unbeſtraft bleiben
ſollte.
Es hat naͤmlich ein gewiſſer
Klitynski, ein in der Pro-
vinz wohnender Edelmann, eine
Conſtitution, als wenn
ſie auf dem gegenwaͤrtigen
Reichstage zu ſeinem Faveur
veſtgeſetzt worden,
fabricirt. Er fragte zugleich an,
zu welchem Gerichte der genannte
Klitynski gefordert
werden ſolle — man ſtimmte
daruͤber ein, daß, da er
ein Verbrechen gegen die Staͤnde
begangen haͤtte, er
auch vor den Gerichten der Staͤnde
gefordert werden
muͤſſe.
Der aus Petersburg kommende Koͤnigl.
Preußiſche
Miniſter, Baron von Keller, wird hier
taͤglich erwartet.
Der Rußiſche und Schwediſche Geſandte haben
den
Deputirten der auswaͤrtigen Angelegenheiten
Noten
uͤbergeben.
Der Lithauiſchen Schatz-Commißion iſt
aufgetragen,
fuͤr die Gewehre der Lithauiſchen Truppen zu
ſorgen.
Die Seßion des Reichstags iſt wieder bis zum 17ten
limitirt
worden.
Thorn, den 15 Julii.
Seit einigen Tagen hat ein benachbarter Preußiſcher
Kreisrichter
den Befehl erhalten, ein Verhoͤr uͤber den
zu Rubinkowo
erfolgten Arreſt des Fuͤrſten Poninski
abzuhalten,
wovon das Reſultat nach Marienwerder
geſchickt worden.
Von der Weichſel, vom 18 Julii.
Jm December des vorigen Jahrs kam im Fahr-
waſſer zu Danzig
ein beſchaͤdigtes
Oeſterreichiſches
Schiff, Prinzeßinn von Ligne,
Capitain Sable, an,
welches mit Salpeter und Cattun von Copenhagen
nach
Petersburg beſtimmt war, und ſich
ausbeſſerte. Vor
einiger Zeit kam auch ein Cutter von
16 Kanonen und
100 Mann Equipage unter Schwediſcher Flagge
daſelbſt
an, der vom Lieutenant
Kuͤſter commandirt ward. Er
gab vor, er haͤtte
ſich wegen der Verfolgung zweyer
Rußiſchen
Kriegsſchiffe dahin fluͤchten
muͤſſen; aber
die eigentliche Abſicht
ſeiner Ankunft entdeckte ſich bald.
Er beſetzte
das obengedachte Oeſterreichiſche Schiff
zur
Nachtzeit, und fuͤhrte es mit ſich fort. Die
Ladung
dieſes Schiffs wird auf 90000 Ducaten
geſchaͤtzt, und
man erwartet nun die Folgen
dieſes Vorfalls.
Schreiben aus Stockholm, vom 14 Julii.
Von dem Marſche der Armee nach Likala, und was
ſeitdem
vorgefallen, meldet unſere Zeitung noch fol-
gendes:
“Der General-Lieutenant von Siegroth befand
ſich mit
der zweyten Colonne auf dem Marſch nach
Friedrichshamn, und
ward von den feindlichen Truppen
beſtaͤndig
beunruͤhigt; ſie ſchienen ſogar auf einer
Anhoͤhe
Poſto faſſen zu wollen, aber
einige Kanonenſchuͤſſe
von
unſerer Seite machten, daß ſie ſich
zuruͤckzogen. Der
General-Lieutenant blieb die Nacht vom 2ten
auf den
3ten mit ſeinem Corps in Schlachtordnung
unterm
Gewehr. Den 3ten ſetzte ſich die Colonne wieder
in
Bewegung. Capitain Roſenlev beſetzte das Dorf
Sip-
pala, und der General-Lieutenant langte um 9 Uhr zu
Likala
an, ſcharmuzirte gleich hernach mit den feind-
lichen
Truppen, wobey wir aber keinen Todten, ſon-
dern nur 5
Verwundete gehabt haben. Der Verluſt
des Feindes muß
betaͤchtlich geweſen ſeyn.
Unter dem 8ten dieſes iſt von der
Ober-Statthalter-
ſchaft dieſer Stadt eine
Ankuͤndigung wegen der bevor-
ſtehenden Taxirung zur
Erlegung der Contribution er-
gangen, welche die
Reichsſtaͤnde bey dem letzten Reichs-
tage
beſchloſſen haben. Alle
Eiſenhuͤtten-Patronen
ſollen die Anzahl der
Schiffpfund Eiſen, ſo bey ihren
Huͤtten
geſchmiedet wird, angeben. Acteurs und
Actricen den Belauf ihres
Gehalts. Jn allen Privat-
Haͤuſern ſoll die Anzahl
der Fenſter angegeben werden.
Die Koͤnigl.
Schloͤſſer, Hoſpitaͤler und
Armenhaͤuſer
ſind hievon ausgenommen. Ferner
ſoll angegeben
werden, wie viele Stuben mit ſeidenen
Tapeten bezo-
gen ſind, und die, in welchen ſeidene
Meublen, als
Stuͤhle, Gardinen, Betten, ꝛc. befindlich
ſind. Alle,
die Pferde haben, muͤſſen
ſolches angeben; hievon ſind
die Brauer und Becker
ausgenommen. Ebenfalls
muͤſſen alle aus der Fremde
eingefuͤhrte Wagen angege-
ben werden; auch wie viele Sack Uhren,
ſilberne oder
goldene, man tragen will. Die Frauen der
hieſigen
Reuter, Soldaten und Botsmaͤnner, welche
Seiden-
zeug tragen wollen, ſollen ſich melden.
Dem Vernehmen nach werden die hier reſidirenden
Miniſter
der Hoͤfe von Spanien und Frankreich auf
Urlaub von hier nach
Madrid und Paris reiſen.
Cadix, den 21 Junii.
Hier iſt eine Maltheſiſche Eskadre
angekommen,
welche naͤchſtens ihren Kreuzzug gegen die
Algieriſchen
Corſaren in der
Mittellaͤndiſchen See fortſetzen wird.
Der Vicekoͤnig von Mexico iſt mit vielen Officiern
und
allen nach unſern Amerikaniſchen Beſitzungen
be-
ſtimmten Schiffen von hier in See gegangen.
Neapolis, den 1 Julii.
Die Spaniſche Flotte iſt im Begriff, von hier
wieder
abzuſegeln.
Aus Puglia hat man die angenehme Nachricht, daß
daſelbſt
die Kornerndte aufs reichſte aus faͤllt.
Rom, den 3 Julii.
Auch dieſes Jahr iſt gegen die Unterlaſſung der
feyer-
lichen Ueberreichung des Zelters am Feſte der
Apoſteln
Peter und Paul oͤffentlich vom Pabſte
proteſtirt wor-
den, zum Beweiſe, daß man auf die
Praͤtenſionen der
Nachfolger des heil. Petrus auf die
Reiche dieſer Welt
noch nicht Verzicht thun wolle.
Frankfurt, den 18 Julii.
Der Churmaynziſche geheime Staatsrath von Strauß
hat zu
Regenſpurg ſeine Vollmacht zur Fuͤhrung
des
Chur-Maynziſchen Geſandtſchaftspoſten
und Reichs-
Directoriums uͤbergeben.
Den 4ten dieſes iſt der regierende Fuͤrſt,
Chriſtian
Albrecht Ludwig zu Hohenlohe-Langenburg, im
64ſten
Jahre ſeines Alters mit Tode abgegangen.
Aus Lungau wird wird gemeldet, daß es in dortiger
Gegend ſeit 14
Tagen ſo kalt geweſen, daß an verſchie-
denen Orten
viel kleines Vieh erfroren, und das Weid-
vieh nichts mehr zu
freſſen gehabt. Den 29ſten Junii
hat es den ganzen
Tag geſchneyt.
Nach hieſigen Nachrichten aus Paris waͤre der
Koͤnigl.
Schatz ſchon geſchloſſen,
ſo daß weder Penſioniſten, noch
die, welche
Leibrenten ziehen, etwas erhalten; aber
dieſe Nachricht
ſcheint bis jetzt noch zu voreilig zu
ſeyn.
Jm Heſſen-Caſſelſchen duͤrfen die
Livreebediente keine
Epaulets mehr tragen, weil dieſe nur
fuͤr das Militair
beſtimmt ſeyn
ſollen.
Die Wolfenbuͤttelſche Bibliothek wird nach
Helm-
ſtaͤdt verlegt.
Von Mayland iſt die Artillerie und das geheime
Archiv nach Mantua
gebracht worden, ohne daß man
bis jetzt die Urſache davon
weiß.
Berlin, den 21 Julii.
Se. Koͤnigl. Majeſtaͤt haben geruhet, das
Gouver-
nement zu Koͤnigsberg dem General-Lieutenant,
Herrn
Grafen von Henkel; das Egloffſteinſche Regiment
dem
General-Major, Herrn von Amandruz, und das
Alt-
Woldeckſche Regiment dem General-Major, Herrn
von
Schwerin, zu conferiren.
Am Sonnabend Morgen ſtatteten Se. Koͤn. Hoheit,
der Prinz
Heinrich von Preußen, der Frau Erbſtatthal-
terinn von
Holland, Koͤnigl. Hoheit, einen Beſuch
ab;
deſſelben Mittags um 1 Uhr giengen hierauf
letzt-
gedachte Jhro Koͤn. Hoheit, nebſt Dero Kindern
und
ſaͤmmtlichem Hofſtaat, von hier nach
Charlottenburg
ab, wo Hoͤchſtdieſelben von dem
geſammten zu dem
Ende daſelbſt
verſammleten Koͤnigl. Hauſe empfangen
wurden.
Auf dem Wege nach Charlottenburg fanden
Jhro Koͤn. Hoheit bey
der am Ende des Thiergartens
belegenrn Wulffſchen
Cattun-Fabrik eine von dem Be-
ſitzer auf eigene
Koſten von gruͤnem Tanger zierlich er-
richtete
Ehrenpforte, bey welcher Hoͤchſtdenenſelben
von
zween Enkelinnen des Herrn Wulff ein
Koͤrbchen
auserleſener Fruͤchte und Blumen,
uebſt einem dazu
paſſenden Gedichte,
uͤberreicht wurde, welches Jhro
Koͤnigl. Hoheit, unter
Bezeugung Dero gnaͤdigſten
Wohlgefallens, anzunehmen
geruheten.
Sonnabends Mittags war bey dem Koͤnige zu Char-
lottenburg
(woſelbſt waͤhrend der Anweſenheit der
Frau
Erbſtatthalterinn auch Jhro Majeſtaͤt, die
regierende
Koͤniginn, desgleichen die Prinzeßinnen Friderike
und
Wilhelmine von Preußen, die Zimmer auf dem
Schloſſe
bezogen haben,) Mittags große Tafel. Abends
ward
in der Orangerie eine Jtalieniſche Operette il Falegname
(der Tiſchler)
aufgefuͤhrt.
Geſtern ward, nach dem bey dem Koͤnige gehaltenen
Diner,
Claudine von Villa bella, ein Singeſpiel in
3 Aufzuͤgen,
von Herrn von Goͤthe, und in Muſik ge-
ſetzt von
Herrn Kapellmeiſter Reichardt, in Gegenwart
des Hofes zum
erſtenmal aufgefuͤhrt.
Der Fuͤrſt von Anhalt-Schaumburg, General Lieute-
nant in
Hollaͤndiſchen Dienſten, iſt hier
eingetroffen.
Se. Majeſtaͤt, der Koͤnig, haben die Gnade
gehabt,
dem Herrn von Dittersdorf, deſſen vortreffliche
Com-
poſitionen hier ſchon lange allgemein geliebt und
be-
wundert werden, das Koͤnigl. Opernhaus zu erlauben,
um
daſelbſt ſein neues großes Oratorium, Hiob,
mit
einer Beſetzung von 200 Muſikern oͤffentlich
aufzufuͤh-
ren. Es wird ſolches in der kuͤnftigen
Woche geſchehen.
Den 17ten ſind zu Zieſar 24 Haͤuſer und
einige
Scheuren und Staͤlle abgebrannt.
Luͤbeck, den 22 Julii.
Die Schwediſche Flotte iſt von der Gegend von Born-
holm
weiter oſtwaͤrts geſegelt, und hat ſich
alſo der
Rußiſchen von Cronſtadt und Reval
ausgelaufenen
Flotte genaͤhert. Aber die Geruͤchte von
einer bereits
vorgefallenen Seeſchlacht ſind bis jetzt
noch ungegruͤn-
det, obgleich dieſer und jener Schiffer
die Kanonade
ſchon gehoͤrt, und
3, 4 bis 5 Schiffe ſchon in Brand
geſehen haben will.
Hamburg, den 23 Julii.
Den 20ſten dieſes gieng ein Schwediſcher
Courier,
Herr Bauer, aus Stockholm kommend, durch dieſe
Stadt
nach Berlin.
Die Geſchichte des Feldzugs in Schweden
im
Jahre 1788; von dem Prinzen Carl von
Heſſen,
iſt nun in der Hofmannſchen
Buchhandlung, Deutſch,
zu 1 Mk. 8 ßl. zu haben.