Von der Seßion der Nationalverſammlung, die am
6ten bis in
die Nacht dauerte, iſt noch folgendes zu
bemerken: Es
ward in ſelbiger beſchloſſen, daß,
um
den Tribunaͤlen und der ausuͤbenden Gewalt ihre
Thaͤ-
tigkeit wiederzugeben, die
Koͤnigl Truppen, zur Be-
ſchuͤtzung des
Eigenthums der Einwohner gegen
die Angriffe der
Pluͤnderer und Herumſtreicher,
auf
Requiſition der Magiſtraͤte, gebraucht
werden
ſollten.
Jn der Seßion vom 7ten debattirte man noch viel
uͤber die
excluſive Jagdgerechtigkeit; ſie ward
aber
voͤllig abgeſchafft, und jeder
Eigenthuͤmer hat jetzt das
Recht, auf ſeinen
Guͤtern Wildpret zu ſchießen, ꝛc.
ꝛc.
Es ward auch beſchloſſen, den
Koͤnig zu bitten, denen
Perſonen, die wegen
einiger Jagdverbrechen zu den
Galeeren, ꝛc. verdammt
worden, Pardon zu geben.
Fuͤr die Vergnuͤgungen
des Koͤnigs, die Jagd betreffend,
ſoll auf die
beſte Art geſorgt werden. Der Graf Mira-
beau war
auch gegen dieſen letzten Punct, und behaup-
tete, daß
man dem Koͤnige, welchen er den Delegirten
der Nation
nannte, keine Conceßion geben muͤſſe,
auf
den Beſitzungen der Particuliers zu jagen. Aber
die
Nationalverſammlung war ſehr unzufrieden mit
dieſer
Behauptung, deſto zufriedner aber mit der
großmuͤthi-
gen Aufopferung des Herzogs von Orleans, der
fuͤr die
Aufhebung aller Capitainerien und
Jagdgerechtſame
ſtimmte, ob er gleich viel dadurch
verliert. Nach die-
ſen Debatten kamen der
Siegelbewahrer, der Prinz
von Beauveau, Koͤnigl.
Staatsminiſter, der Graf von
Montmorin, Miniſter
der auswaͤrtigen Angelegenheiten,
der Graf de la Tour du
Pin-Paulin, Kriegsminiſter,
der Graf de la Luzerne,
Seeminiſter, Herr Necker,
und der Erzbiſchof von
Vienne, der das Blatt der
Pfruͤnden hat, in die
Nationalverſammlung. Der
Erzbiſchof von Bordeaux,
als Siegelbewahrer, und Herr
Necker fuͤhrten das
Wort. Die Reden derſelben waren
trefflich, und ſie
ſind ſchon gedruckt. Herr Necker,
als
erſter Finanzminiſter, bemerkt gleich Anfangs,
daß
er bey der Uebernahme der Finanzen im Auguſt
1788,
nur 400000 Livres im Koͤnigl. Schatze gefunden;
er
redet von der Unruhe, die er gehabt hat, um bis zur
Zeit
der Zuſammenkunft der Nationalverſammlung
zu
gelangen. — Ferner von den außerordentlichen
Koſten
der Regierung, um Korn anzuſchaffen, von
dem Elende
vieler Menſchen, die keine Arbeit hatten, und
von der
Huͤlfe des Koͤnigs, um 12000
Menſchen in Arbeit zu
ſetzen, und die
Pluͤnderung verſchiedener
Einnahme-
Caſſen zu verhindern. Er redet hernach
von der Ver-
minderung, die man taͤglich in den
Koͤnigl. Einkuͤnften
bemerkt, und von dem
taͤglichen Wachsthum dieſes
Uebels. Er
fuͤgt hinzu, daß man in verſchiedenen
Provinzen
den Salzpreis verringert habe, daß man
die Contrebande von Salz
und Toback mit Gewalt her-
beyfuͤhre, daß die Barrieren
von Paris zerbrochen, daß
man im ganzen Reiche die Einnahme
Caſſen gepluͤndert,
und die Regiſter
verbrannt habe, daß die Zahlungen
aller Abgaben langſam
von Statten gehen. “Die Macht
der Beyſpiele
(ſagte er) muß die Sachen taͤglich
ſchlim-
mer machen, und die Folgen koͤnnen
ſo beſchaffen ſeyn,
daß es uͤber
Jhre Kraͤfte, meine Herren, ſteigen kann,
den
groͤßten Unordnungen in den Finanzen und in
den
Vermoͤgen und Guͤtern zuvor zu kommen.”
Um dieſem
Uebel vorzubeugen, verlangt er im Namen des
Koͤnigs
eine Anleihe von 30 Millionen Livres, womit man
die
Koſten von 2 Monaten beſtreiten koͤnne;
eine Zeit,
fuͤgte er hinzu, welche hinreichend
ſeyn wird, die
große Arbeit der
Nationalverſammlung zu vollenden
oder wenigſtens
weiter fortzuruͤcken. Es iſt kein Augen-
blick zu
verlieren, ſagte er, um dieſe Summe
zuſam-
menzubringen. Bey den gegenwaͤrtigen
Umſtaͤnden
muß man das Vertrauen nicht durch hohe
Zinſen be-
ſtimmen; nicht von Speculationen, ſondern vom
Pa-
triotismus muß man Huͤlfe verlangen. — Er
ſchlaͤgt alſo
bloß 5 Procent Zinſen
vor, und das Capital ſoll zu der Zeit
wieder bezahlt
werden, da es der Anleiher, vor der kuͤnf-
tigen Haltung
der allgemeinen Staͤnde, verlangt. —
Er will, daß
die Liſte der Anleiher gedruckt werde.
Er zeigt, daß,
obgleich der Schluß genommen worden,
erſt nach
vollendeter Conſtitution Anleihen zu bewilli-
gen, man
doch keinen Augenblick Bedenken
tragen
muͤſſe, die vorgeſchlagene
Anleihe zu bewilligen; weil
eine ganz unerwartete Revolution
Statt gehabt habe.
“Jhre Committenten (ſagte er)
rufen Jhnen jetzt zu:
Rettet den Staat,
rettet das Vaterland! — Mit-
ten unter
unſern Unruhen iſt freylich der gute Fort-
gang
dieſer Anleihe noch nicht bewieſen; aber
wenn
dieſe erſte Anleihe von den
Repraͤſentanten einer Nation
garantirt iſt,
welche die reichſte in Europa, und den
Geſetzen
der Ehre am meiſten ergeben iſt, ſo
koͤnnen
wir vor aller Unruhe ſicher ſeyn;
auch aus Politik
werden die Capitaliſten Summen hergeben,
um einer
allgemeinen Verwirrung zuvor zu kommen.”
Nachdem
Herr Necker nun unſere Unruhen aufs
lebhafteſte ge-
ſchildert hatte, ſetzte er
noch hinzu: “Sie werden ſich
alſo, meine
Herren! nicht enthalten koͤnnen, einen
Blick voll Unruhe
auf den Zuſtand Frankreichs zu wer-
fen, um zu
verhuͤten, daß zu ſpaͤte
Vorbauungsmittel
dieſes ſchoͤne Reich nicht
hindern, die Wohlthaten zu
nutzen, die Sie fuͤr
ſelbiges zubereiten. Der Koͤnig,
meine Herren!
iſt geneigt, zu Jhren Abſichten mitzu-
wirken, und
die Miniſter werden ſich des ihnen
ge-
ſchenkten Zutrauens bedienen, nun mit Jhnen
fuͤr das
Wohl der Nation zu arbeiten. Wir wollen uns
alſo
zur Rettung des Vaterlandes vereinigen, und nur
dieſe
Coalition der Gutdenkenden iſt
noͤthig, um alle Schwie-
rigkeiten zu uͤberwinden.
— — — Alles iſt jetzt ent-
bunden,
alles iſt ein Raub individueller
Leidenſchaften,
und in dem ganzen Reiche ſeufzt
man nach einem ver-
nuͤnftigen Plan von
Conſtitution und oͤffentlicher Ord-
nung, der die
Ruhe wieder herſtelle. — — —
Aller
Uebel ungeachtet iſt doch das Reich noch in
ſeinem
Beſtande, und die Vereinigung
unſerer Einſichten kann
die Knoſpen von
Wohl und Gluͤckſeligkeit fruchtbar
machen,
ꝛc. ꝛc.”
Auch die Rede des Siegelbewahrers hatte vorher
ſchon den
lebhafteſten Eindruck gemacht. Er verlangte
unter andern
von der Nationalverſammlung, daß man
der allen halben
geſchwaͤchten und verkannten
Autoritaͤt
ihre Thaͤtigkeit wieder gebe, um die
allenthalben an-
gegriffene
und verletzte Freyheit und oͤffentliche Sicher-
heit zu
beſchuͤtzen. Die Rede des Herrn Necker
machte noch
groͤßere Eindruͤcke, und verſchiedene
Glie-
der riefen, daß man die vorgeſchlagene Anleihe
bewilli-
gen moͤchte. Aber die Unterſuchung
dieſes Verlangens
ward dem
Ausſchuſſe der Finanzen uͤbertragen.
Jn der Sitzung vom 8ten dieſes kam Folgendes vor:
1) Die
Abſchaffung aller gerichtlichen Herrenrechte
ward
beſtaͤtigt. Die Bedienten derſelben
ſollen ihre
Geſchaͤffte ſo lange
fortſetzen, bis die Nationalverſamm-
lung eine
neue Gerichts-Ordnung beſtimmt haben wird.
2) Es kam die
Frage wegen der Anleihe wieder vor.
Drey bis vier Glieder
wollten ſie nicht eher bewilligen,
bis die
Conſtitution fertig waͤre. Der Graf von
Mira-
beau und Herr de la Cote, Deputirter des Adels
von
Bourgogne, thaten noch andere Vorſchlaͤge.
Unter
andern ſagte der letzte, man ſollte
declariren, daß alle
geiſtliche Guͤter der Nation
gehoͤrten, und ſelbige zur
Sicherheit der Anleihe
verſetzt werden ſollten. —
Die
Biſchoͤfe murreten gar ſehr hierwider.
Aber der Abt
von Montesquieu ſagte, ſie
moͤchten die Diſeußion
uͤber dieſe
Angelegenheit ruhig anhoͤren. Der Bruder
des Grafen von
Mirabeau ſchlug die Verringerungen
der Penſionen
dazu vor, und er ſelbſt wolle
ſogleich
(ſagte er) ſeine Penſion
von 2000 Livres aufopfern,
die er im Americaniſchen
Kriege erhalten. — Endlich
ward faſt
einmuͤthig bewilligt, daß eine Anleihe von
30 Millionen
gemacht werden ſolle, die Einrichtung
derſelben
aber wolle man morgen, den Sonntag, in
einer außerordentlichen
Seßion beſtimmen. 3) Es
meldeten ſich die
Deputirten von Guadeloupe, im Na-
men von 16000 Einwohnern, zur
Nationalverſammlung
zugelaſſen zu werden.
4) Herr d’Epremenil, der ſeit
dem 11ten Julii
abweſend geweſen, erſchien, und wollte
die
Gruͤnde ſeiner Abweſenheit anfuͤhren. Er
ſoll am
Montage als bloßer Deputirter
erſcheinen.
Jn der außerordentlichen Sitzung am
Sonntage,
den 9ten, gieng folgendes vor: Die
Geiſtlichkeit erbot
ſich, in ihrem Namen die
Anleihe zu machen und ſel-
bige zu garantiren. Allein,
dieſes Anerbieten ward
nicht angenommen. Die Rede kam
wieder auf die
geiſtlichen Einkuͤnfte, und die
Verſammlung beſchaͤff-
tigt ſich
damit, alle geiſtliche Zehnten fuͤrs Jahr
1790
wegzunehmen, und den Unterhalt fuͤr diejenigen
zu
beſtimmen, die davon leben
muͤſſen. Uebrigens ſcheint
es
ausgemacht zu ſeyn, daß die Frage, ob die
Einkuͤnfte
von den geiſtlichen Guͤtern der
Nation gehoͤren, be-
jahet werden duͤrfte.
Jndeſſen wollte man dieſe
Ein-
kuͤnfte doch nicht als Buͤrgſchaft
fuͤr die Anleihe der
30 Millionen anſehen,
ſondern es ward beſchloſſen,
daß alle Einkuͤnfte des Staats und die
Garantie
der Repraͤſentanten der Nation
fuͤr die Sicherheit
der Anleihe dienen
ſollten. Die Jntereſſe
derſelben
ward nicht auf 5, ſondern auf 4½
Procent veſtgeſetzt,
und das Capital ſoll,
wenn es verlangt wird, in zwey
Jahren den Anleihern
zuruͤckbezahlt werden. Die
Namen der Anleiher
ſollen nicht gedruckt werden.
Ungeachtet die
Zinſen dieſer Anleihe nur geringe
ſind,
ſo zweifelt man doch nicht an ihrer baldigen
Vollſtaͤn-
digkeit.
Der zu Breſt arretirte Jacobinermoͤnch iſt
ſchon eini-
gemal verhoͤrt worden. Man hat
daſelbſt noch zwey
andere Perſonen, die
eben ſo verdaͤchtig, als der
Moͤnch,
ſind, in Verhaft genommen.
Die neulich gedachten Herren von Bedé und
Bottrel
ſind, nebſt 2 anderen Adelichen aus
Bretagne, arretirt
worden. Unter den letzten befindet
ſich der Graf von
Tremargat.
Zu Avignon hat das Volk ebenfalls die
Franzoͤſiſche
Cocarde angelegt. Die
daſelbſt beſindlichen
Paͤbſtlichen
Soldaten haben die Waffen niederlegen
muͤſſen, ob
ſich gleich der
Vice-Legat und die Adelichen ſehr wider-
ſetzt
haben. Das Volk will durchaus unter
Franzoͤſi-
ſcher, und nicht unter
Paͤbſtlicher Herrſchaft leben.
Die Stadt Marſeille hat den neulich gedachten
Par-
lementspraͤſidenten, de la Tour, und 2 andere
Magi-
ſtratsperſonen proſcridirt. Der
erſte iſt bereits zu Lo-
riol, in Dauphiné, arretirt worden. Koͤmmt er
zu
Marſeille an, ſo duͤrfte er ein Opfer
des Volks werden,
das ihn fuͤr einen
Kornaufkaͤufer haͤlt.
Die Buͤrgermiliz von Lyon hat mit den
Koͤnigl.
Truppen an 100 Landſtreicher und
Pluͤnderer nieder-
gemacht, welche die
Schloͤſſer in Dauphiné
verwuͤſtet
und gepluͤndert haben. Es
ſind auch 82 Gefangene
von ihnen eingebracht, die
naͤchſtens ihre verdiente
Strafe erhalten werden.
Die mehreſten derſelben ſind
fremde, die
aus den Sardiniſchen Staaten gekommen
ſind.
Die Moͤnche der Abtey Cheny, in Bourgogne, hat-
ten
Nachricht erhalten, daß uͤber 400 Raͤuber
ihre
Abtey verwuͤſten wollten. Sie verlangten
hierauf
Huͤlfe von den Unterthanen der Abtey, die
ſelbige auch
unter der Bedingung verſprachen, daß
die Geiſtlichen
ihren Herrenrechten entſagen
ſollten. Dieſe capitulir-
ten mit ihnen, und
entließen ihnen viele Rechte. Nun
begaben ſich die
Unterthanen mit verſchiedenen Waffen
nach der Abtey; man
lud 2 Kanonen mit Cartaͤtſchen,
die man auf dem
Vorhofe verſteckte. Die Raͤuber
er-
ſchienen; man feuerte beyde Kanonen auf ſie
ab, und
die Unterthanen ſtuͤrzten auf ſie
loß. Es blieben 100
Raͤuber, und 30 wurden gefangen
genommen.
Die Einwohner von Duquesnoy, in Flandern, ver-
langten auch von
dem Commandanten des Regiments
von Auvergne Schutz gegen die
Raͤuber. Sie mußten
es ſchriftlich thun. Hierauf
ſandte er ihnen Soldaten.
Ein Soldat wollte auf die
Raͤuber nicht ſchießen. Der
Commandant ließ ihn
gleich todtſchießen, und hieb
ſelbſt einen
Sergeanten mit dem Degen nieder, der
ihn toͤdten wollte.
Hierauf commandirte der Com-
mandant ſeiner Truppe
wieder, Feuer zu geben. Die
Soldaten gehorchten, 12
Raͤuber blieben auf der
Stelle, und die uͤbrigen
nahmen die Flucht.
Der Cardinal Rohan hat der
Nationalverſammlung
geſchrieben, daß die im
Elſaß herrſchenden Unordnungen
ihm nicht
erlaubten, die Provinz zu verlaſſen.
Jn Anjou und Poitou uͤberlaͤßt man ſich
ebenfalls
großen Ausſchweifungen. Zu Niort, in Poitou,
ließ
ein Edelmann die Cocarde einem Hund auf den
Schwanz
binden, und ihn ſo durch die Gaſſen
fuͤhren.
Das Volk ergriff den Junker, band ihn verkehrt
auf
einem Eſel, fuͤhrte ihn durch die Stadt, und
ließ ihn
unaufhoͤrlich den Hintern des Hundes
kuͤſſen. Der
Junker ſchaͤtzte
ſich gluͤcklich, ſo wohlfeil davon
gekom-
men zu ſeyn.
Der militairiſche Hofſtaat des Herrn Grafen
von
Artois wird aufgehoben, und die Pferde werden
ver-
kauft. Der Prinz hat dieſes beſohlen, und von
dem
Betrage erhalten diejenigen ihr Geld, denen der
Prinz
bey ſeiner Abreiſe noch etwas
ſchuldig war.
Der Koͤnig hat dem Herrn Chapelier,
Praͤſidenten
der Nationalverſammlung, den
Eintritt in ſein Zim-
mer bewilligt. Alle
kuͤnftige Praͤſidenten dieſer
Ver-
ſammlung werden eben dieſe Ehre genießen.
Der Koͤnig hat auch dem Herrn Bailly, Maire von
Paris, und
ſeinen Nachfolgern das Hotel bewilliget,
welches ehedem
fuͤr den Polizey Lieutenant beſtimmt war.
Am Donnerſtage war hier in Paris der Vorrath an
Mehl und
Korn nur auf 3 Tage, weil man bey Rouen
alles hieher
beſtimmte Mehl und Korn angehalten
hatte. Herr Necker
entſchloß ſich, den Donnerſtag
Abend
ſelbſt nach Rouen zu reiſen, um den
angehal-
tenen Vorrath in Freyheit ſetzen zu
laſſen, als man
erfuhr, daß er ſchon
freygegeben ſey. Er kam auch
an, und ſeit dem
Sonnabend iſt das Brodt hier wohl-
feiler.
Am Sonnabend fruͤhe fand man in einer wenig
frequentirten
Straße dieſer Stadt 2 große Koͤrbe voll
Lunten in
Leinwand mit Schwefel uͤberſtrichen. Man
brachte
ſie nach dem Hotel de Ville, und man hat ge-
funden, daß
ſie von Weinhaͤndlern verfertigt worden,
um den
Wein zu ſchwefeln. Vermuthlich hat ein Ar-
beitsmann aus
Furcht ſie ſtehen laſſen, und
niemand
will ſie nun reclamiren. Jndeſſen
ſoll oͤffentlich an-
geſchlagen werden, daß
der Gebrauch dieſer Schwefel-
Leinewand zu nichts anders
als zum Wein beſtimmt
geweſen.
Seitdem die Jagdgerechtigkeit abgeſchafft worden,
haben
ſich die Buͤrger und Bauern haufenweiſe
in
unſerer Nachbarſchaft eingefunden, um Wild
zu
ſchießen, woran in allen Capitainerien großer
Vorrath
iſt. Man hat zwar dem Getraide geſchont,
es iſt aber
doch ſonſt verſchiedenes
verdorben worden. Natuͤrlich
wird nun das Wild bey uns
bald ſelten werden.
Der Ausſchuß der Repraͤſentanten der
Gemeinen
hatte einen Befehl gegeben, daß keine Schrift
ohne
Cenſur der 3 von dieſem Ausſchuß
ernannten Glieder
gedruckt werden ſolle. Dieſe
Verordnung iſt ſehr uͤbel
aufgenommen, und
verſchiedene Diſtricte der Stadt
haben dagegen
oͤffentliche Proteſtationen
anſchlagen
laſſen; auch wird ſelbige
nicht mehr beobachtet.
Die Jnſurrection der Schweizergarden gegen ihre
Officiers
dauert noch fort. Einige derſelben haben
ihre Fahnen
verlaſſen, andere haben ſich nach der
Ca-
ſerne von Courtevoix begeben, und die
daſelbſt befind-
lichen Kanonen weggeholt. Die
Officiers reclamiren
dieſe Soldaten als Schweizer, aber
die Soldaten ver-
langen bey der Pariſer
Buͤrgermiliz Dienſte zu nehmen.
Der Ausſchuß der Repraͤſentanten der Gemeinen
hatte
beſchloſſen, jedem von der
Franzoͤſiſchen Garde, die zu
der Revolution
mitgewirkt haben, eine goldene Me-
daille zu ſchenken,
aber dieſe Garden ſchickten eine
Deputation nach
dem Hotel de Ville, um zu declari-
ren, daß ſie keine
ſolche geldeswerthe Medaille anneh-
men wuͤrden,
indem ſie genug an der Ehre haͤtten,
zum
oͤffentlichen Wohl das ihrige beygetragen zu haben.
Nach
dieſer Declaration beſchloß das Hotel de
Ville am 7ten
jedem dieſer Soldaten eine vergoldete
Medaille zu geben,
auf deren einen Seite das Bildniß des
Koͤnigs, und
auf der andern das Stadtwapen befindlich
iſt, mit fol-
gender Umſchrift: Pariſer National-Garde 1789.
Die
Soldaten koͤnnen dieſe Medaille tragen, wenn
ſie
auch nicht mehr dienen.