Geognostisches Gemälde
von
Süd-Amerika.
Von
Herrn Alexander v. Humboldt.
(Voyage aux régions équinoxiales du nouveau continent.
Tom. Xme, p. 249.)
Geognostische Thatsachen und Meinungen dürfen
nicht mit einander verwechselt werden; ich lasse
darum die Schilderung der Gebirgs-Formazionen des
südlichen Amerika auf einander folgen, ohne die all-
gemein angenommene Abtheilung derselben in fünf
Gruppen — Ur-, Uebergangs-, Flöz-, terziäre und
vulkanische Felsarten — zu berücksichtigen. Mir ward
das Glück zu Theil, die Typen jeder Gruppe in Ge-
genden zu entdecken, wo, vor meiner Reise, kein
Gestein genannt worden war. Die alten Klassifika-
zionen haben den groſsen Nachtheil, daſs sie den
7
Geognosten nöthigen, selbst da scharf zu trennen,
wo Zweifel bleiben, wenn nicht in Betreff der La-
gerung oder Ueberlagerung, dennoch in Hinsicht der
Zahl nicht entwickelter Formazionen. Wie soll man,
unter diesen oder jenen Umständen, über die Ana-
logieen absprechen, welche ein, an Versteinerungen
sehr armer, Kalk mit dem Uebergangskalke und dem
Zechsteine, ein auf Urfelsarten ruhender Sandstein
mit dem bunten oder mit dem Quader-Sandsteine,
oder ein salzführender Thon mit dem red Marl der
Engländer und dem Steinsalze der terziären Gebilde
Italiens, darbieten können? Bedenkt man die uner-
meſslichen Fortschritte, welche die Kenntniſs von
der Ueberlagerung der Gesteine seit fünf und zwan-
zig Jahren gemacht, so kann es keine Verwunde-
rung erregen, wenn die Meinung, welche ich ge-
genwärtig in Betreff des relativen Alters der Forma-
zionen von Aequinokzial-Amerika ausspreche, nicht
mit derjenigen im Einklange ist, die im Jahre 1800
von mir dargelegt wurde. Meinungs-Beständigkeit
im Geognostischen wäre Gedanken-Trägheit, ein
Stillestehen in der Mitte der Vorschreitenden. Was
an irgend einer Stelle der Erde, hinsichtlich der Zu-
sammensezzung der Felsarten, beobachtet wird, über
die untergeordneten Lager, welche sie einschlieſsen,
oder über ihre Lagerungs-Folge. Alles dieses sind
Thatsachen von unabänderlicher Wahrheit, und un-
abhängig von den Fortschritten positiver Geognosie
in andern Gegenden, während die systematischen
Namen, zur Bezeichnung dieser oder jener Forma-
zion Amerikas angewendet, sich nur auf die voraus-
gesezten Analogieen der Europäischen und Amerika-
nischen Formazionen gründen. Nun können aber
diese Namen nicht die nämlichen bleiben, wenn,
nach mehr sorgsamer Untersuchung, die Gegenstände
der Vergleichung nicht ihren vormaligen Plaz in der
geognostischen Reihe behalten haben, wenn die ein-
sichtsvollsten Gebirgsforscher jezt für Uebergangskalk
und für Greensand annehmen, was ihnen vordem
als Zechstein oder bunter Sandstein galt. Das sicher-
ste Mittel, um geognostische Beschreibungen die
Aenderungen überleben zu lassen, welche die Wis-
senschaft während ihres Vorschreitens erfährt, scheint
mir, vorläufig an die Stelle der systematischen Na-
men rother Sandstein, bunter Sandstein, Zechstein
und Jurakalk, in den Beschreibungen der Forma-
zionen die von Amerikanischen Fundorten entlehn-
ten Benennungen (Sandstein der Llanos, Kalk von
Cumanacoa und von Caripe) treten zu lassen, und
sonach die Aufzählung der, mit der Ueberlagerung
der Gebilde in Beziehung stehenden, Thatsachen von
den Erörterungen über die Analogieen dieser Gebilde
selbst mit jenen des alten Festlandes zu scheiden.
I. Dem Granit, Gneiſs und Glimmer-
schiefer koordinirte Formazionen.
Es gibt Landstriche — in Frankreich die Gegend
um Lyon, in Deutschland Freiberg, Naundorf —
7 *
wo die Granit- und Gneiſs-Formazionen sehr deut-
lich auftreten: in andern im Gegentheile findet man
die geognostischen Grenzen zwischen jenen Forma-
zionen wenig ausgesprochen, Granit, Gneiſs und
Glimmerschiefer scheinen lagenweise zu wechseln
und in einander überzugehen. Diese Wechsel-La-
gerungen, diese Uebergänge dürften in den Kordil-
leren des Küstenlandes von Venezuela minder häu-
fig seyn, als in der Sierra Parime. In dem ersten
dieser beiden Gebirgs-Systeme, zumal in der, der
Küste zunächst liegenden, Kette, erkennt man nach
und nach, als herrschende Gesteine aus W. nach O,
den Granit, den Gneiſs und den Glimmerschiefer;
allein bei Betrachtung des Ganzen der geognosti-
schen Konstituzion des Küstenlandes und der Sierra
Parime, wird man vorziehen, die Formazionen des
Granites, Gneiſses und Glimmerschiefers, wenn nicht
als eine einzige, dennoch als drei koordinirte, im
engen Verbande mit einander stehende, Formazionen
zu betrachten. Der Ur-Thonschiefer ist dem Glimmer-
schiefer untergeordnet, und nur Modifikazion des-
selben. Er bildet im neuen Festlande, eben so we-
nig wie in den Alpen und Pyrenäen, ein unab-
hängiges Gebiet.
1. Der Granit, welcher nicht in Gneiſs über-
geht, stellt sich am häufigsten dar im westlichen
Theile der Kette des Küstenlandes, zwischen Tur-
mero, Valencia und Porto-Cabello, desgleichen in
der Umgegend der Sierra Parime, beim Encarama-
da und am Pic Duida. Er ist grobkörnig, und
umschlieſst schöne Feldspath-Krystalle von 1½
Länge am Rincon del Diablo, zwischen Mariara
und Hacienda de Cura und am Chuao. Man sieht
ihn säulenförmig zerklüftet durch senkrechte Spal-
ten, oder sehr regelmäſsig geschichtet, gleich dem
Flözkalke, zu las Trincheras, an der Enge von
Baraguan, im Orinoko-Thale, und unfern Guapa-
soso, an den Ufern des Atabapo. Der geschichtete
Granit von Trincheras, aus welchem sehr heiſse
Quellen (90°,3 Cent.) hervortreten, hat das Ansehen
nach der Neigung seiner Schichten, als sey er dem
Gneiſse aufgelagert, welcher, weiter gegen S., auf
dem Eilande des Sees von Valencia zu Tag aus-
geht; allein solche Muthmaſsungen, die Ueberlage-
rung betreffend, welche sich nur auf die Hypothese
einer nicht näher bestimmten Schichten-Verlängerung
stüzzen, sind wenig verlässig, und es ist möglich,
daſs die granitischen Massen, eine abgesonderte klei-
ne Zone in der nördlichen Reihe der Kordilleren
des Küstenlandes ausmachend, durch den Gneiſs em-
por gehoben worden. Das leztere Gestein herrscht,
sowohl beim Hinabsteigen vom Rincon del Diablo
gegen S. nach den heiſsen Quellen von Mariara und
nach den Ufern des Sees von Valencia, als beim
Vordringen in östlicher Richtung gegen die Gruppen
von Buenavista, nach der Silla von Caracas hin,
und nach dem Cap Codera. In der Region der
Kette des Küstenlandes von Venezuela, wo der Gra-
nit eine selbstständige Formazion von 15 bis 16 Mei-
len Länge zusammen zu sezzen scheint, habe ich
keine fremdartigen oder untergeordneten
Lager von Gneiſs, Glimmerschiefer oder Urkalk
wahrgenommen.
Die Sierra Parime ist eines der am meisten
ausgedehnten Granit-Gebiete auf der ErdeLechenault de la Tour hat am Mana-Flusse, in
Französisch Guyana, die nämlichen Granit-Gneiſse
(mit etwas Hornblende) gesammelt, welche von mir,
in 300 Meilen westlicher Entfernung, beim Zusam-
menflusse des Orinoko und Guaviare getroffen wurden.: aber
der Granit, welcher an den Berg-Gehängen, wie in
den dieselben verbindenden Ebenen zu Tage ausgeht,
verlauft sich häufig in Gneiſs. Am beständigsten
in seinem körnigen Gefüge, und als unabhängige
Formazion, trifft man denselben unfern des Enca-
ramada, an der Enge von Baraguan und in der
Umgegend der Mission von Esmeralda. Häufig um-
schlieſst er, gleich dem Granite der Pyrenäen und
jenen des südlichen Tyrol, einzeln zerstreute Horn-
blende-Krystalle, ohne daſs deshalb Uebergänge in
Syenit Statt haben. Diese Modifikazionen sind beob-
achtbar an den Ufern des Orinoko, des Caſsiquiare,
des Atabapo und des Tuamini. Die Aufhäufung
von Blöcken, welche in Europa auf dem Kamme
granitischer Berge (Riesen-Gebirge, Ochsenkopf)
gefunden wird, zeigt sich zumal in dem nordwestli-
chen Theile der Sierra Parime, zwischen Caycara,
Encaramada und Uruana; in den Wasserfällen von
Maypures, und an der Mündung des Rio Vichada.
Unentschieden bleibt, ob diese aufgehäuften Massen,
welche die Gestalt von Zylindern haben, von an
den Kanten abgerundeten Parallelepipeden, oder von
Kugeln mit 40 bis 50″ Durchmesser, Folgen allmäh-
lichen Zersezzens sind, oder einer heftigen und au-
genblicklichen Emporhebung. Der Granit des süd-
östlichen Theiles der Sierra Parime geht zuweilen
in Pegmatit (Schriftgranit) über. Untergeordnete La-
ger habe ich keine andern, als von Gneiſs darin
gesehen; aber zwischen Javita, San Carlos del
Rio Negro und dem Pic Duida wird der Granit
von zahlreichen Gangspalten durchsezt, deren Wände
mit Berg-Krystall, schwarzem Turmalin, und mit
Kiesen üherkleidetüberkleidet sind. Diese offenen Gänge wer-
den, wie es scheint, häufiger im O. des Pic Duida,
in der Sierra Pacaraina, besonders zwischen dem
Xurumu und Rupunuri.
2. Der Gneiſs herrscht längs den Kordilleren
des Küstenlandes von Venezuela mit allem Anschei-
ne einer selbstständigen Formazion, in der nördli-
chen Kette, von Cerro del Chuao und dem Meri-
dian von Choroni bis zum Cap Codera; in der süd-
lichen Kette vom Meridian von Guigue bis zur Mün-
dung des Rio Tuy. Das Cap Codera, die groſse
Masse der Silla, des Galipano und das Land zwi-
schen Guayra und Caracas, das Plateau von
Buenavista, die kleinen Inseln des Sees von Valen-
cia, die Berge zwischen Guigue, Maria Magdalena
und dem Cerro de Chacao bestehen aus Gneiſs; indes-
sen sieht man, in der Mitte dieses Gneiſs-Gebie-
tes, im Valle de Caurimare, in der alten Provin-
cia de los Mariches; am Cabo Blanco, im W. der
Guayra; bei Caracas und Autimano, vorzüglich
aber zwischen dem Plateau von Buenavista und den
Thälern von Aragua, im Berge de las Cocuyzas
und an der Hacienda del Tuy, Glimmerschiefer ein-
geschlossen. Innerhalb der bezeichneten Grenze,
wo der Gneiſs herrschend auftritt, geht derselbe zu-
weilen in Glimmerschiefer über, während eine
scheinbare Annäherung zum Granite nur auf dem
Gipfel der Silla de Caracas Statt findet, und über-
dieſs müſste eine sorgfältigere Untersuchung, als mir
vergönnt gewesen, entscheiden, ob die Granite des
St. Gotthard und der Silla de Caracas wirklich auf
Glimmerschiefer ruhen, oder ob sie dieses Gestein
nur durchbrochen haben, indem dieselben unter
der Gestalt von Nadeln oder von Kuppeln empor
stiegen. Der Gneiſs der Kordilleren des Küstenlan-
des enthält in der Provinz Caracas fast ausschlieſs-
lich Granat, Rutil und Graphit durch das Ganze
seiner Masse verbreitet; ferner umschlieſst derselbe
Lager körnigen Kalkes, und einige erzführende Gän-
ge. Ob der Serpentin mit Granaten im Plateau von
Buenavista im Gneiſse eingelagert ist, oder ob er,
diesem Gesteine nur aufgesezt, nicht vielmehr einer
Weiſsstein- (Granulit-) Formazion angehört, ähn-
lich der von Penig und von Mitweyda in Sachsen,
will ich unentschieden lassen.
In dem von Bonpland und mir durchwanderten
Theile der Sierra Parime, bildet der Gneiſs eine
minder scharf begrenzte Zone, und schwankt viel-
mehr zwischen Granit und Glimmerschiefer. Grana-
ten sind mir im Gneiſse von la Parime nicht vorge-
kommen; der Granit-Gneiſs des Orinoko dürfte hin
und wieder etwas goldführend seyn.
3. Der Glimmerschiefer macht mit dem
Thonschiefer ein zusammenhängendes Gebiet in
der nördlichen Kette des Küstenlandes von Araya
bis jenseit des Meridians von Cariaco, desgleichen
in der Insel la Marguerite. Er umschlieſst auf der
Halbinsel Araya Granaten und Disthen, und da, wo
er in Thonschiefer übergeht, kleine Alaun-Schich-
ten. Von dem, eine selbstständige Formazion bilden-
den, Glimmerschiefer muſs der dem Gneiſs-Gebiete,
im O. des Cap Codera, untergeordnete, unterschie-
den werden. Der leztere enthält, im Tuy-Thale,
Lager von Urkalk und von Zeichnenschiefer; zwi-
schen dem Cap Blanc und Catia, Schichten von
Granaten führendem Chloritschiefer und von Horn-
blendeschiefer, und zwischen Caracas und Antima-
no zeigt derselbe die denkwürdige Erscheinung von
Gneiſs-Gängen, in welchen Granaten-reiche Dio-
rit-Kugeln eingeschlossen sind.
In der Sierra Parime, herrscht der Glimmer-
schiefer nur im östlichsten Theile. Der Hornblende-
schiefer von Angostura und die Massen von Diorit
aus Kugeln mit konzentrischen Lagen, unfern Mui-
taco, scheinen nicht auf Glimmerschiefer, sondern
unmittelbar auf Granit-Gneiſs zu ruhen. Indessen habe
ich nicht deutlich beurtheilen können, ob nicht ein
Theil dieses kieshaltigen Diorites, an den Ufern des
Orinoko und in der Meerestiefe bei Cabo Blanco,
so wie an der Montanna de Avila in dem Gesteine
selbst eingeschlossen ist, auf welchem derselbe ruht.
Sehr mächtige Gänge eignen sich häufig das Ansehen
nicht weit erstreckter Lager an, und die, zu Hü-
geln aufgehäuften, Diorit-Kugeln könnten wohl,
nach den Analogieen so vieler Basalt-Kegel, aus Spal-
ten hervorgetreten seyn.
Die Glimmerschiefer, die Chlorit- und die Horn-
blendeschiefer enthalten Magneteisen-Theile in den
tropischen Regionen von Venezuela, wie in den
nördlichsten Regionen Europas. Die Granaten sind
fast gleichmäſsig verbreitet im Gneiſse (Caracas), im
Glimmerschiefer (Halbinsel von Araya), im Serpen-
tine (Buenavista) und im Diorite (Antimano): wir
werden später diese Granaten in den trachytischen
Porphyren wieder auftreten sehen, welche den be-
rühmten Erzberg von Potosi krönen, und in den
schwarzen, augitischen Massen des, dem Chimborazo
angelehnten, kleinen Vulkanes Yana-Urcu.
Das Erdöl — und diese Thatsache ist gewiſs be-
sonders denkwürdig — tritt aus dem Glimmerschie-
fer-Gebiete im Meeresbusen von Cariaco hervor.
Wenn, mehr gegen O., an den Ufern des Areo und
unfern Cariaco dasselbe aus Flözkalk-Formazionen
zu quellen scheint, so dürfte dieſs wohl nur darum
der Fall seyn, weil jene Formazionen auf Glimmer-
schiefer ruhen. Auch die heiſsen Quellen von Ve-
nezuela entspringen in Urfelsarten, oder vielmehr
unterhalb derselben. Man sieht sie aus Granit her-
vortreten (las Trincheras), aus Gneiſs (Mariara und
Onoto), und aus dem, die primitiven Felsarten über-
deckenden, Kalk- und Sandsteine (Morros de St.
Juan, Bergantin, Cariaco). Die Erschütterungen
der Erde und die unterirdischen Detonazionen,
deren Siz man ohne Grund in den Kalk-Ge-
birgen von Cumana gesucht, wurden am heftig-
sten in den granitischen Gebieten von Caracas und
vom Orinoko verspürt. Die vulkanischen Phänomene,
insofern ihr Vorhandenseyn sich wirklich bestätigt,
werden von den Eingebornen den Granit-Piks vom
Duida und Guaraco, und dem Kalkberge von Cu-
chivano zugeschrieben.
Aus der Gesammtheit dieser Beobachtungen er-
gibt sich, daſs der Granit-Gneiſs in der uner-
meſslichen Gebirgs-Gruppe der Parime herrscht,
wie der Gneiſs-Glimmerschiefer in den Kordilleren
des Küstenlandes; daſs, in beiden Systemen, das
Granit-Gebiet, ohne Gneiſs und Glimmerschiefer,
nur eine sehr kleine Strecke einnimmt, und daſs,
in der Kette des Küstenlandes, die Formazion des
Thonschiefers, des Glimmerschiefers, des Gneiſses
und Granites in einem Striche aus O. nach W. auf
einander folgen (indem ihre Schichten sich sehr
gleichmäſsig und regelrecht gegen NW. senken), daſs,
nach der Hypothese einer unterirdischen Verlänge-
rung der Schichten, man den Granit von las Trin-
cheras und vom Rincon del Diablo, als dem Gneiſse
von Villa de Cura, Buenavista und Caracas auf-
gelagert, und diesen Gneiſs wiederum, als auf dem
Glimmer- und Thonschiefer von Maniquarez und
von Chuparuparu auf der Halbinsel Araya ruhend,
annehmen müſste. Ich habe bereits bemerkbar ge-
macht, daſs eine solche, gewissermaſsen unbestimm-
te, Verlängerung jeder Felsart, gestüzt auf den Nei-
gungswinkel, welchen ihre Schichten an der Ober-
fläche des Bodens zeigen, nicht zulässig ist, und
daſs, nach einer ähnlichen gewagten Voraussezzung,
man genöthigt wäre, die Ur-Gesteine der Schwei-
zerischen Alpen, als der Formazion des dichten Kal-
kes (Uebergangskalk oder identisch mit Zechstein?)
aufgelagert, und diesen als auf der Molasse des ter-
ziären Gebietes ruhend zu betrachten.
II. Formazion des Thonschiefers von
Malpasso.
Hätte ich, in der Darstellung der Formazion
von Venezuela, der bekannten Abtheilung in Ur-,
Uebergangs-, Flöz- und terziäre Gebiete folgen
wollen, so würde ich im Zweifel geblieben seyn
über die Stelle, welche der lezten Glimmerschiefer-
Lage auf der Halbinsel Araya zukommt. Diese La-
ge geht in der Schlucht (Arayo) von Robalo un-
merklich in einen Kohlenstoff-haltigen, glänzenden
Schiefer, in wahren Alaunschiefer über. Streichen
und Fallen der Schichten bleiben unverändert, und
der Thonschiefer, welcher das Ansehen eines
Uebergangs-Gesteines erhält, ist nur Modifikazion
der primitiven Glimmerschiefer von Maniquarez,
welche Granaten, Disthen und Rutil enthalten. Die-
se unmerklichen Uebergänge des Ur-Gebietes in das
Transizions-Gebiet durch Thonschiefer, welche
Kohlenstoff aufnehmen, während ihnen gleichför-
mige Lagerung zum Glimmerschiefer und Gneiſse
bleibt, wurden zu mehreren Malen in Europa beob-
achtet v. Oeynhausen's Beschreib. von Oberschlesien; 57, 62,
413.. Man kann selbst Zweifel anregen über
das Vorhandenseyn einer unabhängigen Ur-Thon-
schiefer-Formazion, d. h. einer Formazion, wel-
che nach der Teufe hin, nicht mit Fels-Schichten
im Verbande stände, die einige Abdrücke von Mo-
nokotyledonen umschlieſsen.
Das kleine Gebiet des Thonschiefers von
Malpasso (in der südlichen Kette der Küsten-Kor-
dilleren) ist vom Gneiſs - Glimmerschiefer durch
eine gleichzeitige Serpentin- und Diorit-Formazion
geschieden. Man sieht dasselbe in zwei Lagen ge-
theilt; die obere besteht aus grünen, talkigen, mit
Hornblende gemengten Schiefern; in der untern sind
die Schiefer blaulichschwarz und von zahlreichen
Quarzadern durchzogen. Lager von Grauwacke oder
Kieselschiefer sind mir nicht vorgekommen, auch
habe ich keinen Chiastolith gesehen. Der Kiesel-
schiefer gehört in diesen Gegenden einer Kalk-
Formazion an, deren Beschreibung folgt; von Chia-
stolith sah ich schöne Stücke, welche die Indianer
als Amulete tragen, und die aus der Sierra Ne-
vida de Merida gebracht werden In Galizien, in Spanien, sahe ich den, Chiastolith
einschlieſsenden, Thonschiefer mit Grauwacke wech-
seln; aber der Chiastolith gehört ohne Zweifel auch
Gesteinen an, welche von allen Geognosten bis jezt
dem Ur-Gebiete beigezählt werden, Glimmerschiefern,
die als Lager im Granite vorkommen, und solche,
welche ein selbstständiges Gebiet ausmachen (Char-
pentier, essay geogn. sur les Pyrénées; 143, 193.). Diese Substanz
kommt hier wahrscheinlich in einem Uebergangs-
Thonschiefer vor; Rivero und Boussingault beob-
achteten den Thonschiefer in 2120 Toisen Höhe,
in der Paramo de Mucuchies, zwischen Truxillo
und Merida.
III. Serpentin- und Diorit-Forma-
zion (Grünstein von Juncalito).
Es ist weiter oben die Rede gewesen von ei-
nem, im Gneiſse von Buenavista eingeschlossenen,
vielleicht auch demselben aufgesezten Lager von
Granaten-reichem Serpentine: hier handelt es sich um
ein wahrhaftes Serpentin-Gebiet, wechselnd mit
Diorit, welchem eine Verbreitung von der Schlucht
von Tucutunemo bis nach Juncalito zusteht. Der
Diorit bildet die gröſste Masse dieses Gebietes; er
ist schwärzlichgrün, kleinkörnig und frei von Quarz:
kleine Feldspath-Krystalle im Gemenge mit Horn-
blende-Krystallen sezzen die Masse desselben zu-
sammen. In Folge der Verwitterung überdeckt
sich dieses Diorit-Gestein auf seiner Auſsenflä-
che mit einer gelblichen Rinde, ähnlich jener der
Basalte und Dolerite. Der Serpentin, von dun-
kel-olivengrüner Farbe, im Bruche eben, gemengt
mit blaulichem Speckstein und mit Hornblende, zeigt,
wie fast alle gleichzeitigen Diorit- und Ser-
pentin-Formazionen (Schlesien, Fichtelgebir-
ge, Baigorry-Thal in den Pyrenäen, Eiland Cy-
pern), Spuren von Kupfererzen. Da, wo der, zum
Theil kugelig abgesonderte, Diorit sich den grünen
Schiefern von Malpasso nähert, finden sich wahre
grüne Schiefer-Lager eingeschlossen im Diorite. Der
schöne Saussurit, von welchem ich in Hoch-Orinoko
Bruchstücke in den Händen der Eingebornen sah,
scheint die Gegenwart eines, dem Granit-Gneiſse
oder dem Hornblendeschiefer des östlichen Theiles
der Sierra Parime aufgelagerten, Euphotid-Gebie-
tes anzudeuten.
IV. Körniger und Glimmer führen-
der Kalk der Morros de San Juan.
Die Morros de San Juan steigen gleich zerfal-
lenen Thürmen aus der Mitte eines Diorit-Gebie-
tes auf. Sie bestehen aus einem grünlichgrauen, ka-
vernösen, krystallinischen, mit einigen Glimmer-
Blättchen gemengten, versteinerungsfreien Kalke.
Man findet darin Massen verhärteten Thones,
schwarz, schieferig, eisenreich, überdeckt mit einer
gelben Verwitterungsrinde, wie solche im Basalte
und im Hornblende-Gesteine vorkommen. Ein dich-
ter Kalk mit Muschel-Resten ist dem körnigen
Kalke der Morros de San Juan angelagert. Wahr-
scheinlich dürften bei genauerer Untersuchung dieses
Gebietes, zwischen Villa de Cura und Ortiz, wo-
selbst ich nur während eines einzigen Tages sam-
meln konnte, mehrere Phänomene aufgefunden wer-
den, übereinstimmend mit jenen, die L. v. Buch
neuerdings in Tyrol nachgewiesen Taschenb. für Mineral.; XVIII, 272 ff.. Boussingault
bezeichnet das Gestein von Morros in einem unge-
mein lehrreichen Aufsazze, welchen er mir kürzlich
übersendet hat, mit dem Ausdrucke »kalkhaltiger,
problematischer Gneiſs.« Diese Benennung dürfte
andeuten, daſs die Glimmer-Blättchen stellenweise
mehr nach einer gleichmäſsigen Richtung sind, wie
im grünlichen Dolomite von Val Toccia.
V. Feldspathiger Sandstein vom
Orinoko.
Das Granit-Gneiſs-Gebiet der Sierra Parime
wird in seinem westlichsten Theile (zwischen Enca-
ramada und der Enge von Baraguan, wie auf dem
Eilande Guachaco) durch Streifen eines braunlich-
grü-
grünen Sandsteines bedeckt, welcher Quarz-Körner
und Feldspath-Bruchstücke, durch ein thoniges und
sehr dichtes Bindemittel zusammengehalten, um-
schlieſst. Das Bindemittel ist, da, wo es in groſser
Häufigkeit vorhanden, muschelig und geht in Jaspis
über. Kleine Gänge von Braun-Eisenstein durch-
ziehen die Felsart. Aus der Gegenwart des Feld-
spathes scheint hervorzugehen, daſs diese kleine
Sandstein-Formazion — die einzige von allen Flöz-
Formazionen, welche bis jezt in der Sierra Parime
bekannt ist — dem rothen oder Kohlen-Sandsteine
angehöre. Ich habe sie nicht mit dem Sandsteine
der Llanos zu verbinden gewagt, dessen relatives
Alter ich bis jezt weniger entschieden achte.
VI. Formazion des Sandsteines der
Llanos von Calabozo.
Ich lasse die Formazionen in der Ordnung auf
einander folgen, welche ich, nach dem ersten Ein-
drucke, an Ort und Stelle zu erkennen glaubte.
Die Kohlenstoff-haltigen Schiefer der Halbinsel Araya
verbinden die primitiven Granit-Gneiſse und Gneiſs-
Glimmerschiefer dem Uebergangs - Gebiete (blaue
und grüne Schiefer; Diorit und Serpentin, gemengt
mit Hornblende; grünlichgrauer, körniger Kalk) von
Malpaſso, Tucutunemo und San Juan. Auf diesem
Uebergangs-Gebiete ruhen gegen S. die Sandstei-
ne von Llanos, frei von Muscheln, und be-
stehend (Savannen von Calabozo) aus abgerunde-
8
ten In Deutschland schlieſsen Sandsteine, welche unzwei-
felhaft zum rothen Sandsteine gehören, ebenfalls Ge-
schiebe und abgerundete Bruchstücke ein (Wieder-
stedt in Thüringen; Freiesleben, geogn. Arb.: IV,
77). Sie wurden darum selbst mit dem Ausdrucke
Nagelflue bezeichnet. (Meinecke, Naturforscher;
St. 17, S. 48.) Ich will die, dem rothen Sandsteine
der Pyrenäen untergeordneten, Brekzien nicht anfüh-
ren, weil das Alter dieser, keine Steinkohlen führenden,
Felsart als zweifelhaft gelten dürfte. (v. Charpen-
tier, a. a. O.; S. 427.) Lagen von rundlichen, sehr
feinen Quarz-Körnern sind im Todt-Liegenden von
Thüringen eingeschlossen (Freiesleben, a. a. O.; S.
97) und in jenen von Oberschlesien (v. Oeynhausen,
a. a. O.; S. 119). Bruchstücken von Quarz und Kieselschiefer, wel-
che durch ein grünlichbraunes, eisenreiches Thon-Zä-
ment zusammengehalten werden. Man findet darin
Holz-Theile, meist von Monokotyledonen, und
Massen von Braun-Eisenstein. Einige Lagen (Mesa
de Paja) zeigen sehr feine Quarz-Körner; Bruch-
stücke von Porphyr oder von Kalk sind mir nicht
darin vorgekommen. Diese unermeſslichen Sand-
stein-Gebiete, welche die Llanos des niederen Ori-
noko und des Amazonenlandes überdecken, verdie-
nen die gröſste Aufmerksamkeit der Reisenden. Durch
ihr Ansehen nähern sie sich den Nagelfluen, in
denen ebenfalls Kalk-Trümmer vermiſst werden
(Schottwyll und Diesbach in der Schweiz Meissner, Ann. der allgem. Schweiz. Gesellsch.; I, 49.): allein
nach ihren Lagerungs-Verhältnissen schienen mir
dieselben mehr zum rothen Sandsteine zu gehören.
An keiner Stelle kann man sie mit der Grauwacke
verwechseln, welche durch Boussingault und Ri-
vero längs den Kordilleren von Neu-Granada, die
Steppen gegen W. begrenzend, gefunden wurden.
Deuten die Abwesenheit der Bruchstücke von Gra-
nit, Gneiſs und Porphyr, das häufige Vorhanden-
seyn versteinten Holzes Das Volk schreibt diese Hölzer dem Bowdichia vir-
giloides, oder Alcornoco (Nova Gen. et Spec.; III,
377) zu. Man glaubt in Venezuela, wie in Aegypten,
daſs die versteinten Hölzer noch heutiges Tages gebildet
werden. Ich muſs bei dieser Gelegenheit bemerken,
daſs die versteinten Dikotyledonen von mir nur an der
Oberfläche des Bodens gefunden wurden, und nicht
eingeschlossen im Sandsteine der Llanos. Caillaud
hat das Nämliche zwischen Siwa und der Oasis beob-
achtet. Die Baumstämme von 90′ Länge, eingeschlos-
sen im rothen Sandsteine des Kiffhäusers in Thüringen,
gehören, zu Folge neuerer Untersuchungen von L. v.
Buch, den Monokotyledonen an., mitunter von Dikotyle-
donen abstammend, darauf hin, daſs dieser Sand-
stein neuen Formazionen angehöre, welche die Ebe-
nen zwischen den Kordilleren der Parime und des
Küstenlandes füllen, wie die Schweizer Molasse den
8 *
Raum zwischen dem Jura und den Alpen ein-
nimmt? Ich habe über das Problem an einem an-
dern Orte geredet Sur le gisement des roches; 230.: allein die gesammelten Mate-
rialien sind bis jezt noch zu unvollständig. Es ist
nicht leicht über das Alter von Sandstein abzuspre-
chen, wenn mehrere Formazionen sich nicht ent-
wickelt haben. Selbst auf dem klassischen Boden
der Geognosie, in Deutschland, sind die geübtesten
Beobachter nicht im Einverständnisse über die Sand-
steine des Schwarzwaldes und der Länder im SW.
des Thüringer Wald-Gebirges. Boussingault,
welcher einen Theil der Steppen von Venezuela lange
nach mir durchwandert hat, glaubt, daſs die Sand-
steine der Llanos von San Carlos, jene des Thales
von San Antonio de Cucuta, und die der Plateaus
von Barquisimeto, Tocuyo, Merida und Truxillo,
zur Formazion des alten rothen, oder des Koh-
len-Sandsteines gehören. Und in der That trifft
man wahre Kohle bei Carache und im SW. des Pa-
ramo de las Rosas.
Ehe ein Theil der unermeſslichen Ebenen von
Amerika geognostisch untersucht worden, hätte man
glauben können, ihre gleichmäſsige und beständige
Horizontalität rühre vom angeschwemmten Gebiete
her, oder doch von sandsteinartigen, terziären Ge-
bieten. Der Sand, in den baltischen Ländern und
im ganzen nördlichen Deutschlande den Grobkalk
und die Kreide überdeckend, schien diese syste-
matischen Ansichten zu rechtfertigen, welche man
nicht unterlieſs auf Sahara und die Steppen Asiens
auszudehnen. Allein die gesammelten Beobachtun-
gen reichen hin, um zu beweisen, daſs in beiden
Welttheilen, Ebenen, Steppen und Wüsten zugleich
eine groſse Zahl von Formazionen des verschieden-
sten Alters enthalten, und daſs diese Formazionen
daselbst zu Tage ausgehen, ohne durch Anschwem-
mungen bedeckt zu werden. Jurakalk, Steinsalz
(Ebenen von Meta und von Patagonien) und Koh-
len-Sandstein zeigen sich in den Llanos des südli-
chen Amerika; Quader-Sandstein Die eigenthümlichen physiognomischen Verhältnisse,
das Pyramiden- und Mauern-Aehnliche, die Absonde-
rung in würfelige Blöcken, scheinen allerdings den
Quader-Sandstein zu bezeichnen; allein der Sandstein
der östlichen Gehänge der Montagnes rocheuses, in
welchen James Salzquellen fand, Lager von Gyps,
aber keine Kohlen, dürften eher zum bunten Sand-
steine gehören. (Wüste zwi-
schen ArkausasArkansas und Canadian-River), ein salz-
führendes Gebiet, Steinkohlen-Lagen Diese Kohlen überlagern, wie in Belgien, unmittel-
bar die Grauwacke, oder den Uebergangs-Sandstein. (Abhänge
der Aleghanis, Ufer des Ohio) und Uebergangs-
kalk mit Trilobiten Der Uebergangskalk wird, in den Ebenen des hohen
Missoury, von einem andern, Turritellen enthalten- Missoury, oberhalb Coun-
cil Bluff) erfüllen die weit erstreckten Ebenen von
Louisiana und von Canada. Beim Untersuchen der
Felsarten, welche Caillaud in den Wüsten Lybiens
und bei Oasis von Siwa gesammelt, erkennt man
Sandstein, ähnlich dem von Theben; Bruchstücke
versteinter Dikotyledonen von 30 bis 40′ Länge,
mit Ueberbleibseln von Zweigen und mit konzentri-
schen Mark-Lagen, vielleicht aus terziärem Braun-
kohlen-Sandsteine Molassen-Formazion. abstammend; Kreide mit Spa-
tangen und Ananchyten; Jurakalk mit Nummuliten;
einem andern feinkörnigen Kalk L. v. Buch fragt mit Recht: ob dieser Kalk, so ähn-
lich dem Marmor vonParos und dem, durch Berüh-
rung mit dem syenitischen Granite von Predazzo kör-
nig gewordenen, Kalke, eine Modifikazion des Num-
muliten-Kalkes von Siwa sey? Die Urgebirge, aus
denen man glauben könnte, daſs jener körnige Kalk
abstamme, sind weit entfernt von der Oasis von
Siwa., der zum Baue
des Jupiter Ammon-Tempels (Omm-Beydale) verwen-
det worden; Steinsalz mit Schwefel und Bitumen. Diese
Beispiele beweisen zur Genüge, daſs die Ebenen (Lla-
nos), die Steppen und Wüsten nicht die Einförmigkeit
terziärer Gesteine darbieten, welche man ihnen zu
allgemein zuschreibt. Gehören die schönen Jaspis-
Stücke (Cailloux d'Egypte), welche Bonpland in
den, Flözkalke bedeckt, welchen man dem Jurakalke
beizählen zu dürfen glaubt, während ein Gryphiten-
kalk, reich an Bleierzen, und den ich für älter hielt,
als den oolithischen Kalk, und dem Lias analog, nach
James, seine Stelle über der jüngsten Sandstein-For-
mazion einnimmt. Ist diese Ueberlagerung auſser allem
Zweifel?
den Savannen von Barcelona (bei Curataquiche) sam-
melte, dem Sandsteine der Llanos de Calabozo,
oder einem, diesen Sandstein überdeckenden, Gebiete
an? Die erste dieser Voraussezzungen würde, nach
der Analogie der, durch Rosière in Aegypten ge-
machten, Beobachtungen, den Sandstein von Cala-
bozzo der terziären Nagelflue näher bringen.
VII. Formazion des dichten Kalkes
von Cumanacoa.
Ein blaulichgrauer, dichter Kalkstein, fast frei
von Versteinerungen, häufig durchzogen mit kleinen
Kalkspath-Gängen, bildet die sehr jähen Berge.
Seine Schichten haben das nämliche Streichen und
Fallen (Punta Delgada, im Osten von Cumana),
wie jene des Glimmerschiefers von Araya. Da, wo
die Seiten der Kalk-Berge Neu-Andalusiens beson-
ders steil sind, sieht man, wie am Achsenberg un-
fern Altorf in der Schweiz, die Schichten seltsam
gewunden und gebogen. Die Farben des Kalkes von
Cumanacoa wechseln vom Schwärzlichgrauen bis
zum Blaulichweiſsen (Bordones; Cerro del Impos-
sibile; Cocollar; Turimiquiri; Montanna de Santa
Maria). Er geht zuweilen vom Dichten bis ins
Körnige über. Als zufällige Einschlüsse findet man
darin Braun-Eisenstein, Eisenspath und selbst Berg-
Krystall Der Zechstein des Groſsörner in Thüringen enthält
ebenfalls Berg-Krystalle. (Freiesleben, a. a. O.; III,
S. 17.) ; als untergeordnete Lager kommen darin
vor: 1. zahlreiche Schichten Kohlenstoff-haltiger,
schieferiger Mergel mit Kiesen (Cerro del Cuchivano
bei Cumanacoa); 2. quarziger Sandstein wechselnd
mit sehr dünnen Schieferthon-Lagen (Quetepe im
S. von Cumana; Cerro del Impossibile; Plateau
des Cocollar; Cerro de Saca Manteca bei Catuaro;
wahrscheinlich auch das Becken des Guarda de St.
Augustin und der Purgatorio); dieser Sandstein
schlieſst Quellen ein; im Allgemeinen bedeckt er
nur den Kalk von Cumanacoa, stellenweise aber
schien derselbe mir auch darin eingelagert; 3. Gyps
mit Schwefel (Guire im Golfo Trieste auf der Kü-
ste von Paria). Da ich die Lagerungs-Verhältnisse
des gelblichweiſsen, feinkörnigen Gypses nicht an
Ort und Stelle untersuchen konnte, so erlaube ich
mir auch nicht über sein relatives Alter abzuur-
theilen.
Die einzigen versteinten Muscheln, welche ich
in dieser Kalk-Formazion gefunden, sind Hauf-
werke von Turbiniten und Trochiten, auf dem Ab-
hange des Turimiquiri, in mehr als 680 Toisen
Höhe, und einen Ammoniten von 7″ Durchmesser
an der Montanna de Santa Maria, im NNW. von
Caripe. Nirgends sahe ich den Kalk von Cumana-
coa auf dem Sandsteine der Llanos gelagert: hätte
ein solches Verhältniſs Statt, so müſste man es beim
Herabsteigen vom Plateau des Cocollar gegen die
Mesa de Amana finden. Auf der Südküste des Mee-
resbusens von Cariaco bedeckt die Kalk-Formazion
(Punta Delgada) wahrscheinlich, und ohne daſs
eine Zwischen-Lagerung von einem andern Gesteine
Statt hätte, den, in Kohlenstoff-haltigen Thonschie-
fer übergehenden, Glimmerschiefer. Im nördlichen
Theile des Golfes habe ich diese schieferige Forma-
zion, in 2 bis 3 Klaftern Tiefe, deutlich im Meere
gesehen. Die warmen untermeerischen Quellen schie-
nen aus dem Glimmerschiefer hervorzutreten, des-
gleichen die Erdölquellen von Maniquarez. Wenn es
übrigens zweifelhaft bleibt, welches Gestein die un-
mittelbare Unterlage des Kalkes von Cumanacoa aus-
macht, so sind dagegen die denselben überdecken-
den Gesteine wohl nachzuweisen; es müssen dahin
gezählt werden: 1. der terziäre Kalk von Cuma-
na, unfern Punta Delgada, und am Cerro de
Meapire; 2. der Sandstein von Quetepe und von
Turimiquiri, welcher, da er Lager im Kalke von
Cumanacoa ausmacht, wahrscheinlich dem lezteren
Gebiete angehört; 3. der Kalk von Caripe, dem Ju-
rakalke identisch, von dem im folgenden Artikel
die Rede seyn wird.
VIII. Formazion des dichten Kalkes
von Caripe.
Beim Hinabsteigen vom Cuchilla de Guanagua-
na, gegen das Kloster von Caripe, sieht man der
Formazion des blaulichgrünen Kalkes von Cumana-
coa eine andere neue Formazion folgen, weiſs, mit
ebenem oder unvollkommen muscheligem Bruche,
und in sehr dünne Schichten abgetheilt. Ich be-
zeichne die leztere vorläufig mit dem Ausdrucke
Kalk-Formazion von Caripe, in Beziehung
auf die Höhle dieses Namens, welche von vielen
Tausenden von Nachtvögeln bewohnt wird. Dieser
Kalk hat mir übereinstimmend geschienen: 1. mit
dem Kalke vom Morro de Barcelona und von den
Chimanas-Inseln, welcher kleine Lagen schwarzen
Kieselschiefers umschlieſst, frei von Quarzadern ist,
und in parallelepipedische Bruchstücke zerspringt;
2. mit dem graulichweiſsen, im Bruche ebenen Kalke
von Tinao, welcher den Sandstein der Llanos über-
decken dürfte. Man findet die Formazion von Ca-
ripe auf dem Eilande Cuba (zwischen la Havanna
und Batabano, zwischen dem Hafen la Trinidad
und Rio Guaurabo) wieder, desgleichen auf den
Caymans-Inseln.
Ich habe bis jezt die Kalk-Formazion der Kette
des Küstenlandes beschrieben, ohne sie mit syste-
matischen Namen zu bezeichnen, wodurch dieselbe
den Formazionen Europas verbunden werden könnte.
Während meines Aufenthaltes in Amerika galt mir
der Kalk von Cumanacoa für Zechstein,
oder Alpenkalk, jener von Caripe für Jura-
kalk. Die Kohlenstoff-haltigen, etwas bituminösen
Mergel von Cumanacoa, analog den Lagen bitumi-
nöser Schiefer, welche in den Alpen von Süd-
Baiern sehr häufig sind In den Peruanischen Andes fand ich dieselben bei
Montau in 1600 Toisen Höhe., schienen mir die erste
jener Formazionen zu bezeichnen; während die
blendende Weiſse des Höhlen-Gebietes von Caripe,
und die Gestalt-Verhältnisse seiner Felsmassen, den
Jurakalk von Streitberg in Franken, oder von Oiz-
zow und Krzessowice in Oberschlesien lebhaft ins
Gedächtniſs zurückriefen. In Venezuela fehlen ver-
schiedene Gebiete, die, im alten Festlande, den
Zechstein vom Jurakalke scheiden. Der Sandstein
von Cocollar, wovon der Kalk von Cumanacoa zu-
weilen überlagert ist, könnte für bunten Sand-
stein gelten; allein es ist wahrscheinlicher, daſs,
da er lagenweise wechselt mit dem Kalke von Cu-
manacoa, derselbe mitunter nach der oberen Grenze
der Formazion zurückgedrängt wurde, welcher er
angehört. Der Europäische Zechstein umschlieſst
ebenfalls sehr quarzigen Sandstein Essai geogn.; 257.. Beide Kalk-
Gebiete von Cumanacoa und von Caripe folgen ein-
ander unmittelbar (wie dieſs auch beim Alpen- und
Jurakalke der Fall) auf dem West-Abhange des
Plateaus von Mexiko, zwischen Sopilote, Mescala
und Tehuilotepec. Diese Formazionen gehen viel-
leicht gegenseitig in einander über, so, daſs die
leztere nur eine obere Zechstein-Lage wäre. Diese
unmittelbare Ueberlagerung Loc. cit.; 281, 291., dieſs Unterdrückt-
seyn von Zwischen-Gebieten, jene Einfachheit der
Struktur, und jene Abwesenheit oolithischer Schich-
ten wurden auch in Oberschlesien und in den Pyre-
näen beobachtet. Von der andern Seite könnte die
unmittelbare Auflagerung des Kalkes von Cumana-
coa auf Glimmerschiefer und Uebergangs-Thonschie-
fer, das Seltene der, noch nicht mit zureichender
Sorgfalt untersuchten, Versteinerungen, die, in Ly-
dischen Stein übergehende, kieselige Lage, zum
Glauben führen, daſs die Gebiete von Cumanacoa
und von Caripe einer weit älteren Formazion an-
gehören, als die Gesteine der Flözzeit. Es kann
nicht auffallen, daſs die Zweifel, welche dem Geo-
gnosten sich darbieten, wenn er über das relative
Alter des Kalkes der Hoch-Gebirge, Pyre-
näen, Apenninen (südwärts vom Perugia-See)
oder der Schweizer Alpen, aburtheilen soll, auch auf
die Kalk-Gebiete der erhabenen Berge von Neu-
Andalusien sich erstrecken, und überhaupt auf
jene Berge von Amerika, wo die Gegenwart
des rothen Sandsteines nicht deutlich erkannt
worden.
(Fortsezzung folgt.)
Oeynhausen, a. a. O.; 258, 450; Charpentier;
444, 446.
Geognostisches Gemälde
von
Süd-Amerika.
Von
Herrn Alexander v. Humboldt.
(Voyage aux régions équinoxiales du nouveau continent.
Tom. Xme, p. 249.)
(Beschluſs. S. Augustheft S. 221.)
IX. Sandstein vom Bergantin.
Ein quarziger Sandstein überdeckt, zwischen Nue-
va Barcelona und las Cerro del Bergantin, den
(Jura-) Kalk von Cumanacoa. Ist derselbe eine,
dem Greensande analoge, Felsart, oder gehört er
zum Sandsteine von Cocollar? Im lezteren Falle
dürfte sein Vorhandenseyn auf noch deutlichere
Weise darthun, daſs die Kalke von Cumanacoa und
31
von Caripe nichts sind, als zwei Lagen eines und
des nämlichen Systemes, welches im Wechsel mit
Sandstein erscheint, der bald quarzig, bald schiefe-
rig sich zeigt.
X. Gyps der Llanos von Venezuela.
Ablagerungen blätterigen Gypses, zahlreiche
Mergel-Schichten umschlieſsend, stellen sich als ein-
zelne Streifen in den Steppen von Caracas und von
Barcelona dar; so unter andern auf dem Plateau
von San Diego, ferner zwischen Ortiz und la Me-
sa de Paja und unweit der Mission von Cachipo.
Sie scheinen den (Jura-) Kalk von Tisnao zu über-
decken, welcher jenem von Caripe analog ist;
Massen von Fasergyps kommen häufig darin vor.
Ich habe weder den Sandstein vom Orinoco,
noch jenen vom Cocollar oder vom Bergantin, und
eben so wenig den Gyps der Llanos mit dem Aus-
drucke Formazionen bezeichnet, denn nichts be-
weist die Selbstständigkeit dieser Sandstein- oder
Gyps-Gebilde. Wie ich vermuthe, wird man einst
zur Ueberzeugung gelangen, daſs der Gyps der
Llanos nicht blos den (Jura-) Kalk der Llanos
überdeckt, sondern daſs er auch zuweilen davon
umschlossen wird, wie der Gyps des Golfo Triste
vom (Alpen-) Kalke. Vielleicht gehören die gro-
ſsen Schwefel-Massen, welche in den gänzlich tho-
nigen Lagen der Steppen vorkommen (Guayuta; Thal
von San Bonifacio; Buen Pastor; Zusammenfluſs des
Rio Pao mit dem Orinoco), den Mergeln des Gyp-
ses von Ortiz an? Diese thonigen Lagen verdienen
um so mehr die Aufmerksamkeit reisender Gebirgs-
forscher, als die schönen Beobachtungen des Herrn
v. Buch und anderer berühmter Geognosten über
die Kavernosität des Gypses, über das Regellose sei-
nes Schichten-Falles, über seine Lagerung parallel
den beiden Abhängen des Harzes und der (empor-
gehobenen) Alpenkette, so wie über die gleichzeiti-
ge Gegenwart von Schwefel und Eisenglanz Gyps mit Eisenglanz im bunten Sandsteine, südwärts
von Dax (Departement des Landes.), und
die Dämpfe schwefeliger Säuren, welche der Bildung
der Schwefelsäure vorangegangen sind, das Einwir-
ken der Gewalten darzuthun scheinen, welche ih-
ren Siz in groſser Tiefe im Innern der Erdfeste
haben L. v. Buch, Resultate geognost. Forsch.; 1824, 471
bis 473; Fr. Hoffmann, Beitr. zur geognost. Kennt-
niſs von Nord-Deutschland; 85, 92; Boué, Mém.
sur les terrains second. du versant nord des Alpes;.
XI. Formazion des Salz-führenden
Thones (mit Bitumen und blätteri-
gem Gyps) in der Halbinsel Araya.
Dieses Gebiet läſst eine überraschende Analogie
mit dem Salzthone oder Lebersteine wahrnehmen,
31 *
welche, wie ich gezeigt habe; das Steinsalz unter
allen Himmelsstrichen begleitet Essai géognost.; 241. Leonhard; Charakt. der Fels-
arten; 362.. In den Salzwer-
ken von Araya (Haraia), hatte er die Beachtung
von Pedro Martys d'Anghiera schon seit dem An-
fange des XVI. Jahrhunderts erregt. Sehr wahr-
scheinlich ist, daſs durch ihn die Zerreiſsung des
Landes und die Bildung des Busens von Cariaco
erleichtert wurde. Das Gestein ist ein rauchgrauer
Thon, durchdrungen von Erdöl, gemengt mit blät-
terigem und linsenförmigem Gypse, und zuweilen
durchzogen von Fasergyps-Adern. Dieser Thon
umschlieſst eckige Massen von minder zerreiblichem,
braunlichschwarzem Thone von schieferigem Gefüge,
und zuweilen mit muscheligem Bruche. Steinsalz
findet sich darin in, dem unbewaffneten Auge nicht
sichtbaren, Theilchen. Die Lagerungs- oder Ueber-
lagerungs-Beziehungen dieses Gebietes zu den ter-
ziären Gesteinen sind mir nicht deutlich genug ge-
wesen, als daſs ich über dieses wichtigste Verhält-
niſs der positiven Geognosie absprechen könnte. In
beiden Erdhälften zeigen die, mit einander vorkom-
menden, Schichten von Steinsalz, von Salz-
thon und von Gyps die nämlichen, schwierig
zu lösenden Aufgaben; überall lassen diese Massen,
14. Freiesleben, geognost. Arbeiten; II, 124; Breis-
lack, Geol.; I, 255.
deren Gestalt-Verhältnisse höchst ungeregelt sind,
Spuren erlittener, groſser Umwälzungen wahrneh-
men. Beinahe nie sieht man sie von selbstständigen
Formazionen überlagert; und, nachdem man lange
Zeit auf dem Europäischen Festlande den Glauben
gehegt, das Steinsalz sey ausschlieſsliches Eigenthum
des Alpen- und des Uebergangs-Kalkes, nimmt man
gegenwärtig, theils nach Schlüssen auf Analogieen
gestüzt, theils nach Muthmaſsungen über die Ver-
längerung der Schichten, noch mehr allgemein an,
die wahre Lagerstätte des Steinsalzes sey im bunten
Sandsteine. Mitunter scheint das Steinsalz zwischen
dem bunten Sandsteine und dem Muschelkalke zu
schwankenKleinschrod, Leonhard's Taschenb. für Min.; 1821,
S. 48. Humboldt, Essai géognost.; 271. Haus-
mann jüngeres Flöz-Geb.; 177. Vielleicht schwankt
das Steinsalz zugleich zwischen dem bunten Sandsteine
und dem Alpenkalke, und zwischen jener Felsart und
dem Muschelkalke. Oeynhausen weist ihm seine Stelle
in den untersten Schichten des Muschelkalkes an. (Kar-
sten's Archiv; 1824, 8. St., S. 11.) — S. auch De-
chen, Oeynhausen und La Roche in der Zeitschrift
Hertha; I, 27..
Ich habe die Halbinsel Araya zweimal besucht.
Das erste Mal war ich geneigt, den Salzthon als
dem (unläugbar der terziären Formazion zugehöri-
gen) Konglomerate vom Barigon und vom Berge
des Schlosses von Cumana untergeordnet zu betrach-
ten, weil ich, in geringer Entfernung von lezterem
Schlosse, Schichten eines verhärteten Thones Ohne Salz- und Erdöl-Gehalt? fand,
die blätterigen Gyps enthielten, und mitten im ter-
ziären Gebiete eingeschlossen waren. Ich glaubte,
der Salzthon könnte mit dem kalkigen Konglomerate
von Barigon wechseln. In der Nähe kleiner Fi-
scher-Hütten, dem Macanao gegenüber, scheinen
Konglomerat-Felsen aus den Thon-Schichten her-
vorzutreten. Bei einer zweiten Wanderung nach
Maniquarez und nach den Alaunschiefern von Cha-
paruparu kam mir das Verband zwischen dem ter-
ziären Gebiete und dem Thone mit Bitumen ziem-
lich räthselhaft vor. Ich untersuchte die Gegend der
Peñas negras, unfern vom Cerro de la Vela, im
OSO. des zerstörten Schlosses von Araya genauer.
Der Kalk jener Peñas Rel. hist.; II, 337. ist dicht, blaulichgrau und
fast frei von Versteinerungen. Er schien mir bei
weitem älter, als das terziäre Konglomerat vom Ba-
rigon, und ich sah denselben, in gleichförmiger
Lagerung, einen, dem Salzthone ziemlich analogen,
schieferigen Thon überdecken. Ich gefiel mir darin,
den Salzthon mit den Schichten Kohlenstoff-haltigen
Mergels, welche der Alpenkalk von Cumanacoa ein-
schlieſst, in nähere Verbindung zu bringen. Nach
den, heutiges Tages am meisten verbreiteten, geo-
gnostischen Ansichten könnte man die Felsart der
Peñas negras, als den Muschelkalk vertretend, be-
trachten, und den salzhaltigen und bituminösen
Thon von Araya als Repräsentant des bunten Sand-
steines: allein diese Probleme werden sich erst ent-
scheiden lassen, wenn in diesen Gegenden eigentli-
che bergmännische Arbeiten Statt gefunden. Ei-
nige Gebirgsforscher, welche der Meinung sind,
daſs in Italien das Steinsalz fast stets in die, den
Jurakalk, und selbst die Kreide überlagernden, Ge-
bilde vordringe, werden geneigt seyn, den Kalk
der Peñas negras für eine solche Schicht dichten
Kalkes zu nehmen, die frei von Quarz und von
Petrefakten, und ähnlich denen ist, welche man
häufig in der Mitte des terziären Konglomerates vom
Barigon und vom Castillo de Cumana trifft. Den
Salzthon von Araya werden sie für analog mit dem
Pariser Töpferthone (Argile plastique) halten, oder
mit den thonigen Lagen (dief et tourtia) des se-
kundären Braunkohlen-Sandsteines Grès tertiaire à lignites; Molasse d'Argovie., welche, in
Belgien und Westphalen Salzquellen enthalten Buff, Noeggerath's Rheinl. Westph.; III, 53..
So schwierig es ist, vereinzelt die Schichten von
Mergel und Thon zu unterscheiden, welche dem
bunten Sandsteine, dem Muschelkalke, dem Qua-
der-Sandsteine, dem Jurakalke, dem Green- und
Ironsande (gres secondaire à lignites) und dem
terziären Gebiete über der Kreide angehören, so
bin ich dennoch der Meinung, daſs das Bitumen,
welches überall das Steinsalz begleitet, und noch
häufiger selbst Salzquellen, den Salzthon der Halb-
insel Araya und des Eilandes la Marguerite, als
zu den, unterhalb des terziären Gebietes befindli-
chen, Formazionen gehörig bezeichnet. Ich sage
nicht, daſs sie älter sind, als dieses Gebiet; denn
seit Hrn. v. Buch's Beobachtungen über Tyrol be-
kannt geworden, ist es nicht mehr gestattet, dasje-
nige, was dem Raume nach unterhalb ist, als
unbedingt älter, hinsichtlich des Zeitraumes seiner
Bildung zu betrachten.
Bitumen und Erdöl treten noch heutiges Tages,
wie dieses an einem andern Orte dargethan wor-
den Rel. hist.: II, 364: IX, 119, 122., aus Glimmerschiefer hervor: diese Substan-
zen werden jedesmal ausgeworfen, so oft die Erde
(zwischen Cumana, Cariaco und dem Golfo Tri-
ste) erschüttert wird. Demselben Urgebiete aber
ist, in der Halbinsel Araya, wie auf dem Eilande
Marguerite, der, mit Bitumen geschwängerte, Salz-
thon angelagert, ungefähr wie in Calabrien das
Steinsalz streifenweise in Becken erscheint, welche
von Granit und Gneiſs umschlossen werden Melograni, Descr. géol. di Aspromonte; 1823,
p. 255, 276, 287..
Dienen diese Umstände zur Unterstüzzung des scharf-
sinnigen Systemes Breislack, Geologia; 350. Boué, sur les Al-
pes; 17., nach welchen die zusammen-
gehörigen Formazionen von Gyps, Schwefel, Bitu-
men und Steinsalz (stets wasserfrei) von Emportrei-
bungen abzuleiten sind, welche durch Spaltungen
Statt gefunden, die oxydirte Rinde unseres Planeten
durchziehend, und bis zum Sizze der vulkanischen
Akzion vordringend? Die ungeheuern Massen von
salzsauerm Natron, welche der Vesuv neuerdings
ausschleuderte Laugier et Gaillard in den Ann. du. Mus. 5 eme
Année, Nro. 12, p. 435. Die 1822 ausgeschleuderten
Massen waren so beträchtlich, daſs die Bewohner meh-
rerer Dörfer, in der Umgegend des Vesuv, solche sammel-
ten und zum häuslichen Gebrauch verwendeten., die kleinen Salz-Gänge, welche
ich oft die neuesten, steinigen Laven durchsezzen
sahe, und deren (durch Sublimazion Statt gehabter)
Ursprung jenem des Eisenglanzes ähnlich scheint,
den man in den nämlichen Spalten trifft Gay – Lussac, über die Wirkung der Vulkane, in
Ann. de Chim.; XXII, 418.; die
Schichten von Steinsalz und von Salzthon, welche das
trachytische Gebiet der Ebene von Peru und in der
Umgegend des Vulkanes der Andes von Quito Essai geognost.; 251.
aufzuweisen hat, verdienen alle Beachtung von Sei-
ten der Geognosten, die über den Ursprung der
Formazion aburtheilen wollen.
XII. Kalkiges Konglomerat des Ba-
rigon, des Schlosses von Cumana
und der Gegend um Porto-Cabello.
Eine sehr verwickelte Formazion; sie stellt das
Gemenge und die periodische Wiederkehr von dich-
tem Kalke, von quarzigem Sandsteine und von kal-
kigen Brekzien dar, welche, unter allen Himmels-
strichen, das terziäre Gebiet besonders bezeichnen.
Sie sezt den Berg des Schlosses St. Antoine zusam-
men, unfern der Stadt Cumana, ferner das süd-
westliche Ende der Halbinsel Araya, den Cerro-
Meapire, im S. von Cariaco, und die Umgegend
von Porto-Cabello. Sie umschlieſst: 1. einen dich-
ten, meist graulichweiſsen, oder gelblichgrauen
Kalkstein (Cerro del Barigon), dessen sehr gering-
mächtige Schichten sich theils versteinerungsfrei zei-
gen, theils viele Petrefakten enthalten, wie unter
andern Karditen, Ostraziten, Pektiniten u. s. w.;
2. eine Brekzie, in welcher eine unermeſsliche Menge
Meeresmuscheln mit Quarz – Körnern untermengt,
und vermittelst eines kalkigen Teiges gebunden er-
scheinen; 3. einen kalkigen Sandstein aus rundlichen,
sehr feinen Quarz-Körnern bestehend (Punta Cere-
nas, im W. des Dorfes Maniquarez), welcher nie-
renförmige Braun-Eisenstein-Massen einschlieſst;
4. Bänke von Mergel und von schieferigem Thone,
frei von Glimmer-Blättchen, aber häufig Gypsspath
führend. Diese Thon-Lagen scheinen stets das Tief-
ste zu bilden. Demselben terziären Gebiete gehö-
ren auch der Kalktuff der Thäler von Aragua, un-
fern la Victoria, an, und das Trümmer-Gestein
von Cabo Blanco, im W. des hafens von la Guayra.
Ich wage nicht die leztere Felsart mit dem Namen Nagel-
flue zu bezeichnen, weil dieser Ausdruck abgerundete
Trümmer andeutet, während die Bruchstücke der Brek-
zie von Capo Blanco meist eckig sind, und aus Gneiſs
und Chloritschiefer bestehen, welche ein Kalkteig
zusammenhält. Dieses Bindemittel umschlieſst san-
diges Magneteisen Ohne Zweifel vom Chloritschiefer abstammend, wel-
cher in dieser Gegend den Meeresboden ausmacht., Madreporiten und Bruchstücke
zweischaaliger Meeres-Muscheln. Die verschiedenen
Streifen terziären Gebietes, welche ich in der Kü-
sten-Kordillere von Venezuela auf beiden Abhän-
gen der nördlichen Kette gefunden habe, scheinen
bei Cumana (zwischen Bordones und Punta Del-
gada), im Cerro de Meapire dem Alpenkalke von
Cumanacoa, und zwischen Porto-Cabello und dem
Rio-Guayguaza, so wie in den Thälern von Ara-
gua dem Granite aufgelagert; am westlichen Ab-
hange des Hügels, welcher Cabo Blanco bildet,
nehmen sie ihre Stelle über Gneiſs ein, und in der
Halbinsel Araya über salzführendem Thone. Das
leztere Verhältniſs ist indessen vielleicht nur eine
An- und keine Auflagerung. Beabsichtigt man eine
Reihung der verschiedenen Glieder des terziären
Gebietes nach dem Bildungs-Alter, so muſs, mei-
ner Meinung zu Folge, die Brekzie vom Cabo
Blanco mit Bruchstücken primitiver Gesteine, als
ältestes Glied betrachtet werden, darauf folgen so-
dann der sandige Kalk vom Schlosse von
Cumana, frei von Hornstein-Einschlüssen, aber
sonst dem Pariser Grobkalke ziemlich ähnlich, und
das Süſswasser – Gebilde von la Victo-
ria. Der thonige Gyps, untermengt mit Ma-
dreporen, Karditen und Austern führenden, kalki-
gen Trümmer-Gesteinen, welche ich zwischen Car-
thagena und dem Cerra de la Popa gefunden, und
die, gleichfalls jugendliche, Kalke von Grande Ter-
re de la Guadeloupe und von Barbados Moreau de Jonnes, hist. phys. des Antilles franc.:
I, 564, und Brongniart, descrpit. géol. des envi-
rous de Paris, 1822, p. 201. (Kalke
erfüllt von See – Muscheln, denen ähnlich, welche
noch gegenwärtig in dem Meere der Antillen le-
ben), beweisen, daſs das terziäre Gebiet (terrain
de sédiment supérieur) sich sehr weit gegen W.
und gegen N. erstrecke.
Diese neuen Formazionen, so reich an organi-
schen Wesen, bieten dem Reisenden, vertraut mit
den geologischen Merkmalen der Felsarten, ein gro-
ſses, noch wenig bebautes Feld. Die Untersuchung
jener Ueberreste, eingeschlossen in den, gleich Stock-
werken einander überlagernden, Schichten, heiſst die
Fauna verschiedener Zeiten studiren und
vergleichen. Die Geographie der Thiere bezeichnet
die Grenzen im Raume nach dem Mannichfachen
der Klimate, welche den gegenwärtigen Stand der
Vegetazion auf unserem Planeten bedingen. Die
Geologie der organischen Körper, im Gegentheile,
ist ein Bruchstück der Naturgeschichte, den
Ausdruck Geschichte im eigentlichen Sinne ge-
nommen; die Geschichte schildert die Bewohner der
Erde nach der Folge der Zeiten. In Museen lassen
sich Geschlechter und Gattungen erkennen; aber die
Faunen verschiedener Zeiten, das Vorherr-
schende gewisser Muscheln, die numerischen Be-
ziehungen, welche das Thierreich und die Vegeta-
zion eines Ortes oder einer Epoche bezeichnen,
vermag man nur durch Selbstansicht der Formazion
zu studiren. Seit langer Zeit hat es mir geschie-
nen Essay géogn.: p. 42., daſs unter den Wendekreisen, wie unter
der gemäſsigten Zone, die einschaaligen Muscheln
zahlreicher an Gattungen sind, als die zweischaali-
gen. Durch dieses Uebergewicht bietet die fos-
sile organische Welt, unter allen Breiten, eine
Analogie mehr mit den Muscheln (coquilles inter-
tropicales), welche heutiges Tages in dem Meere
leben. Hr. Defrance erkennt in seinem, an neuen
und geistvollen Ideen reichen, Werke Tableau des corps organisés fossiles;1824, p. 51,
125. jenes
Uebergewicht einschaaliger Muscheln in der Zahl
der Geschlechter nicht nur an, sondern er erinnert
auch, daſs unter 5500 Gattungen versteinter ein- und
zweischaaliger und vielfächeriger Muscheln, die seine
Sammlungen aufzuweisen haben, 3066 einschaalige,
2108 zweischaalige und 326 vielfächerige sind; so,
daſs die Einschaaligen zu den Zweischaaligen sich,
wie 3 : 2, verhalten.
XIII. Formazionen von augitischem
Mandelsteine und von Phonolith
zwischen Ortiz und Cerro de
Flores.
An das Ende der Formazionen von Venezuela
stelle ich das Gebiet des augitischen Mandelsteines
und des Phonolithes, nicht als die einzigen Felsar-
ten, welche ich für vulkanisch gebildet ansehe,
sondern als solche, deren gänzlich feueriger Ur-
sprung wahrscheinlich neuer ist, als das terziäre Ge-
biet. Dieses Resultat ergibt sich nicht aus den Beob-
achtungen, die ich an dem südlichen Abhange der
Kordilleren des Küstenlandes zwischen dem Morros
de San Juan, Parapara und den Llanos von Co-
labozo angestellt habe. In dieser Region würden
örtliche Verhältnisse vielmehr dahin führen, die
Mandelsteine von Ortiz als dem Systeme der Ueber-
gangs-Felsarten — hornblendiger Serpentin, Diorit
und kohlenstoffhaltige Schiefer — verbunden zu be-
trachten; aber der Ausbruch der Trachyte durch
Felsarten neuerer Entstehung, als die Kreide in den
Euganeen und in andern Gegenden von Europa,
und die gänzliche Abwesenheit von Bruchstücken
augitischen Porphyres, Trachytes, Basaltes und Pho-
nolithes Die Trümmer dieser Gesteine finden sich nur in den
Taffen oder Konglomeraten, welche dem basaltischen
Gebiete wesentlich angehören, oder in solchen, welche
die neuesten Vulkane umlagern. Jede vulkanische For-
mazion umgibt sich mit ihren Brekzien, die Wirkun-
gen des Ausbruches selbst sind., in den Konglomeraten, oder in den Trüm-
mer-Gesteinen älter, als die neuesten terziären Ge-
biete, machen glaubhaft, daſs die Erscheinung der
Trapp-Felsarten auf der Oberfläche des Bodens
Wirkung einer der lezten Umwälzungen unseres
Planeten ist, selbst da, wo die Erupzion durch
gangartige Spalten Statt hatte, welche den Granit-
Gneiſs oder Uebergangs-Gesteine durchziehen, die
man nicht von Flöz- oder terziären Formazionen
überdeckt sieht.
Das kleine vulkanische Gebiet von Ortiz bildet
das alte Ufer des weiten Beckens der Llanos von
Venezuela. Es besteht, an den Stellen, wo dasselbe
von mir untersucht worden, nur aus zwei Felsarten,
nämlich aus Mandelstein und aus Phonolith. Der
graulichblaue Mandelstein ist blasig, und schlieſst
rissige Krystalle von Augit und Mesotyp ein. Er
sezt Kugeln mit konzentrischen Lagen zusammen,
deren plattgedrückter Kern fast die Härte des Ba-
saltes hat. Weder Olivin noch Hornblende sind darin
wahrnehmbar. Ehe der Mandelstein als selbst-
ständiges Gebiet auftritt, und sich in kleinen,
konischen Hügeln erhebt, scheint derselbe lagenweise
mit dem nämlichen Diorite zu wechseln, von wel-
chem weiter oben die Rede gewesen, und der dem
kohlenstoffhaltigen Schiefer und dem hornblendigen
Serpentine vergesellschaftet ist. Solche innige Ver-
bindungen von scheinbar sehr verschiedenartigen Ge-
steinen, und so geeignet, den Gebirgsforscher ver-
legen zu machen, gewährte der Gegend von Ortiz
ein groſses Interesse. Wenn die Diorit- und Man-
delstein-Massen, welche uns als Lager erscheinen,
sehr mächtige Gänge sind, so kann man solche als
gleichzeitig gebildet und erhoben betrachten. Man
kennt gegenwärtig zwei Mandelstein-Formazionen;
die eine, am häufigsten vorkommend, ist dem Ba-
salt-Gebiete untergeordnet; die andere, bei wei-
tem seltener Beispiele der lezteren trifft man in Norwegen (Var-
dekullen bei Skeen), in dem Thüringer-Walde, im
südlichen Tyrol, zu Ilefeld am Harze, zu Bolan-
nos in Mexico u. s. w., gehört dem augitischen Porphyre Schwarzer Porphyr des Hrn. v. Buch.
an. Der Mandelstein von Ortiz nähert sich, durch
seine oryktognostischen Kennzeichen, der ersten je-
ner Formazionen, und man ist fast überrascht, den-
selben
selben nicht dem Basalte, sondern dem Phonolithe
angelagert zu finden Es gibt Phonolithe des basltischen Gebietes (die am
ältesten bekannten), und Phonolithe des trachytischen
Gebietes (Andes von Mexico). S. Essai géogn.:
p. 347. Die ersten finden sich im Allgemeinen über
Basalt; und in dieser Verbindung sind die auſserordent-
liche Entwickelung des Feldspathes, und die Abwe-
senheit des Angites mir immer als sehr denkwürdige
Phänomene erschienen., einem, im höchsten Grade
feldspathigen, Gesteine, in welchem man wohl ei-
nige Hornblende-Krystalle, aber nur sehr sparsam
Augit und nie Olivin trifft. Der Cerro de Florès
ist ein Hügel, bedeckt mit tafelartigen Blöcken von
grünlichgrauem Phonolithe, der in die Länge gezo-
gene (nicht rissige) Krystalle glasigen Feldspathes
einschlieſst, und dem gleichnamigen Gesteine aus
dem Mittel-Gebirge Böhmens durchaus analog ist.
Die Felsart sieht man umgeben von augitischem Man-
delsteine; in der Teufe würde sich ohne Zweifel
das unmittelbare Emporsteigen aus dem Granit-Gnei-
ſse wahrnehmen lassen, wie solches der Fall bei
dem Phonolithe des Biliner–Steines in Böhmen,
welcher Gneiſs-Bruchstücke in seiner Masse einge-
backen enthält.
Ist in Süd-Amerika noch eine andere Gruppe
von, vorzugsweise mit dem Namen vulkanischer Ge-
bilde bezeichnete, Felsarten, welche eben so ent-
fernt wäre von der Andes-Kette, wie die Gruppe,
welche die Steppen von Calabozo begrenzt? Ich
bezweifle es, wenigstens was den Theil des Festlan-
des im N. des Amazonen-Stromes betrifft. Häufig
wurde die Aufmerksamkeit der Geognosten von mir
auf den Mangel des augitischen Porphyres, des Tra-
chytes, des Basaltes und der Laven (ich reihe diese
Formazionen nach ihrem relativen Alter) in ganz
Amerika, ostwärts der Kordilleren, geleitet. Die
Gegenwart des Trachytes ist selbst noch nicht ein-
mal in der Sierra Nevada de Merida dargethan,
welche die Andes mit der Küstenkette von Vene-
zuela verbindet. Man könnte sagen, daſs das vul-
kanische Feuer, nach der Bildung der primitiven
Gesteine, im östlichen Amerika nicht mehr durch-
zubrechen vermochte. Vielleicht hängt der, in den-
selben Gegenden beobachtete, geringere Reichthum,
und die minder bedeutende Häufigkeit Silber füh-
render Gänge mit der Abwesenheit neuerer vulka-
nischer Phänomene zusammen Essay géogn. ; p. 118, 120.. Herr von Eschwege
hat in Brasilien einige Diorit-Lager (Gänge?) gese-
hen, aber weder Trachyt, noch Basalt, noch Dole-
rit, noch Mandelstein: um desto auffallender war
ihm, in der Gegend um Rio Janeiro, eine isolirte
Phonolith-Masse, durchaus ähnlich den Böhmischen,
und das Gneiſs-Gebiet durchbrechend. Ich bin ge-
neigt zu glauben, daſs Amerika, im O. der Andes,
thätige Vulkane besizzen würde, wenn, in der Nähe
des Küstenlandes von Venezuela, von Guyana und
von Brasilien, die Reihe ursprünglicher Gesteine
von Trachyten unterbrochen wären. Es sind die
Trachyte, welche durch ihr Zerrissenseyn, durch
ihre offenen Spalten, jene dauernde Verbindung
zwischen der Oberfläche des Bodens und dem In-
nern der Erdrinde zu errichten scheinen, die un-
erläſsliches Bedingniſs des Daseyns eines Vulkans ist.
Wenn man von der Küste von Paria, über die Gra-
nit-Gneiſse der Silla de Carracas, über den ro-
then Sandstein von Barquisimeto und von Tocuyo,
über die Schiefer-Gebirge der Sierra Nevada de
Merida und der östlichen Kordillere von Candina-
marca, gegen Popayan und Pasto sich bewegt, in-
dem man der Richtung aus W. und SW. folgt, so
zeigen sich, in der Nähe jener beiden Städte, die
ersten, noch entzündeten Krater der Andes, die
nördlichsten von ganz Süd-Amerika; dazu kommt,
daſs diese Krater da getroffen werden, wo die Kor-
dilleren beginnen Trachyte aufzuweisen, in einer
Entfernung von 18 oder 25 Meilen von der gegen-
wärtigen Küste des stillen Ozeans Ich glaube, daſs die frühesten Hypothesen über die
Beziehungen zwischen der Thätigkeit der Vulkane und
der Nähe des Meeres in einem, mit groſser Beredsam-
keit verfaſsten, wenig bekannten Werke des Kardinals
Bembo enthalten sind: Aetna dialogus S. Opera. Dauernde
32*
Verbindungen zwischen der Atmosphäre und dem
Erdinnern, oder wenigstens solche, die in einander
sehr nahen Epochen sich erneuen, haben sich nur
längs der unermeſslichen Spalte zu erhalten gewuſst,
über welcher die Kordilleren erhoben wurden;
allein die unterirdischen, vulkanischen Gewalten zei-
gen darum, im östlichen Amerika, nicht weniger
Thätigkeit, sie erschüttern den Boden in der Kor-
dillere des Küstenlandes von Venezuela und in der
Gruppe von la Parime S. v. Hoff's klassisches Werk: Geschichte der na-
türlichen Veränderungen der Erd – Oberfläche; II, 516.. Die elastischen Gewalten,
welche die Erde beben machen, heiſse und schwe-
felige Quellen, die mitunter Fluſssäure enthalten,
das Daseyn des Asphalts und der Naphtha im Ur-
Gebiete, Alles leitet uns nach dem Innern unseres
Planeten, dessen hohe Temperatur selbst in unsern,
wenig tiefen, Gruben-Gebäuden wahrnehmbar.
omnia Petr. Bembi, T. III, p. 60, und in Vicenti
Aliarh Cruch Vesuvius ardens, 1632; p. 164 und
235.