Das ander theil
dieſes
Schimpff vnd
Ernſts / darin nicht allein
nuͤtzliche vnd denckwuͤrdige / ſon-
dern auch anmuͤhtige vnnd luſtige
Hiſtorien erzehlet vnd beſchrieben
werden .
Erſtlich in Lateiniſcher
Sprach außgangen / durch Herꝛn
D. Othonem Melandrum :
Jetzo aber vf vieler ehrlicher Leut
Begeren ins teutſch vberſetzet .
Getruckt zu Lich / in der Graffſchafft
Solms / durch Wolgang Kezeln .
Anno M. DC. V.
Dem Ehrnhafften vorſichtigen
vnd vornehmen Herꝛn / Johan Telorn
Burger vnd Kauffman in Marpurg / meinem
inſonders guͤnſtigen freund goͤnner
vnd befuͤrderer .
Gluͤck vnd Heil von Gott dem Allmechtigen .
D Je Poeten / inſonders guter
freund vnnd goͤnner / haben
gedicht / der Momus ſey ein
ſolcher dattler geweſen / daß
er aller goͤtter werck gedat-
telt habe / hab doch ſelbſt nichts koͤnnen noch
wiſſen zu machen . Dan der Neptunus hat
einen Ochſen gemacht den hat er gedattelt
daß er jhm die hoͤrner nicht vor die Augen
geſetzt hatte . Der Vulcanus hatte einen
menſchen formiret / den hatt er geſcholten /
daß er jhm nicht Fenſter vorn in die Bruſt
geſetzt hatte / daß man koͤnte hinein ſehen ob
er liege oder ob er die warheit ſagte / wen er
etwas erzehlete . Alſo gehet es noch heuti-
ges tages zu / dan es werden gar viel Momi
ſich finden welche diß werck werden datteln
vnd verbeſſern woͤllen / aber wenn es dahin
kommen ſolte / daß ſie dergleichen was ins
werck bringen ſolten / ſo wůrde es leichter
)( ij ſein
Vorꝛede.
ſein als der Sprew / ob ich ſchon weiß daß
diß mein werck werd gedattelt / ſo weiß ich
doch das / vnnd getroͤſte mich des / es werde
nicht gantz ledig abgehen ſondern daß es
werde nutzen ſchaffen . Vnder des ſo nehmt
jhr dieſes geſchenck gutwilliglich von mir
ahn / leſet daraus was euch dienet . Die
Bien ſitzet wohl auff allerley Blumen a-
ber ſeuget nicht auß allnn den Honig / alſo
auch jhr / was gut iſt das behaltet / doch
werden die Hiſtorien alle nutzlich ſein / wen
ſie zu rechtem verſtand gezogen werden .
Dißmahl Gott befohlen . Gott vnd die zeit
werden andere vnnd beſſere dingen lehren
vnd bringen . Geben zu Lich den 12. Martij
Anno 1605 .
E. L. Williger
Guolgangus Kezelius Typographus
Lichenſis .
I. Von einem Doctore vnnd einem
Magiſtro .
E S hielt ein Magiſter
bey einem Doctore an /
daß er moͤchte ins Pæda-
gogium genommen wer-
den / ruͤhmt ſich / wie er nit
allein in der Muſic er-
fahren / ſondern auch ein
ſehr liebliche Stimme
habe : Der Docter lacht
ſehr hieruͤber / wendet ſich zu ſeinen Geſellen vnnd
ſagt : O du armer Falbel . Hierzu bewegt jhn nit
ſo viel das hoch ruͤhmen / als ſein laͤppiſch latein .
So viel ſein lieblich Stimme anbelanget / die jhm
wie er ruͤmht der liebe Gott beſcheret hatte / war
dieſelb raw / vnlieblich / baͤwriſch / vnd lahm / vnnd
daß mans kuͤrtzlich erzehle / gantz vnnd gar wie ein
Eſel / alſo / daß man ehe gemeynet / es ſchrey ein E-
ſel vnfreundlich / als daß einer lieblich vnd anmuͤh-
tig ſinge . D. Pezelius part. 4. Poſtil . Phil. Me-
lancht pag 741. Hierzu gehoͤrt das gemeine
Sprichwort : Suum cuiq ; pulchtum , einem jeden
Narꝛen gefellt ſeine Weiß . Ünicuilibet ſtercus
ſuum dulcius eſt pomo aureo , einem jeden reucht
ſein Miſt beſſer als ein Pomerantze .
Einem jeden gefellt ſein Weiſe wol /
Drumb iſt die Welt der Narꝛen vol .
Salomon Proverb. 27. v. 2 .
Laß dich einen andern loben / vnd nicht deinen
A Mund/
Mund / einen frembden vnnd nicht dein eigen Lip-
pen .
Paulus 1. Cor. 4. v. 7.
Was haſtu / das du nicht entpfangen haͤſt ? was
ruͤhmſtu dich dann / als der es nicht empfangen
hette .
Cyprianus .
In nullo gloriandum eſt , quia nihil eſt noſtrum ,
das iſt / Man ſol ſich nichts ruͤhmen / weil nichts
vnſer iſt .
Auguſt . in Pſal. 1 4 4 .
Ecce in uentum eſt , quomodo te laudes , & arro-
gans non ſis . Deum in te lauda , non te , non quia tu
es talis , ſed quia te fecit talem , non quia tu aliquid
potes , ſed quia poteſt ille in te , & per te .
Das iſt /
Sihe man hat erfunden / wie du dich loben ſolſt /
vñ daß du nit hochmuͤtig vnd frech ſeyſt . Lob Gott
an dir / vnd nicht dich / nicht weil du ein ſolcher biſt /
ſondern weil er dich einen ſolchen gemacht hat / nit
weil du etwas kanſt / ſondern weil ers in vnd durch
dich kan .
Idem .
Qui ſibi placet , ſtulto placet .
Das iſt /
Wer jhm ſelbſt gefelt / der gefelt einem Narren
Cyrillus lib. 2 1. in Ioh. cap 38 .
Quæ forti & magno animo geſta ſunt , non lin-
gua noſtra , ſed aliorum prædicari debent . Turpiſ-
ſimum enim eſt , non aliorum voce , ſed ore noſtro
laudari .
Das
Das iſt /
Was man tapffer verrichtet hat / das ſoll nicht
mit ſeiner ſelbſt / ſondern mit anderer Leut Zun-
gen geprieſen werden . Dann es iſt ſchendlich / nicht
mit eines andern / ſondern mit ſeinem eignẽ Mund
gelobet werden .
Ariſtoteles .
Semetipſum laudare vani , vituperare ſtulti eſt .
Das iſt /
Sich ſelbſt loben / iſt eines eytelen Menſchens
Art : Sich ſchelten / eines Narren .
Cic. lib. 1. offic .
Deforme eſt de ſeipſo prædicare , falſa præſer-
tim , & cum irriſione audientium imitari militem
glorioſum .
Das iſt /
Es ſtehet vbel / ſich ſelbſt loben / vnnd hohe ding
zuſchreiben / ſonderlich aber falſche ding / vnnd daß
man mit der Zuhoͤrer ſpott dem ruhmrethigen
Kriegsmann folget .
Plaut . in pœnul . Act. 5. Scen . 4.
Malim iſtuc aliis videatur , quam vti te ſoror
collaudet Jch wolt lieber ſehen / daß diß andere be-
deuchte / als daß dich dein Schweſter loben wil .
Cato lib. 2.
Nec te collaudes , nec te culpaveris ipſe ,
Hoc f ac iunt ſtulti , quos gloria vexat inanis .
Das iſt /
Du ſolt dich nicht loben / du ſolt dich auch nicht
ſchelten / diß thun die Narren / welche in dem eyte-
len ehrgeitz erſoffen ſeyn .
A 2Pro-
Prouerb .
Propria laus ſordet . Eigen lob ſtinckt gern .
Qui ſe ipſe laudat , malos habet vicinos , wer ſich
ſelbſt lobet / der hat boͤſe Nachbarn .
Lob dich ſelbſt / die Nachbarn ſinds muͤde .
II. Von dreyen Jungen Geſellen .
J M Schweitzerland machten drey Junge
Geſellen in der groſſen hitz Hew mitteinan-
der : Bald faͤngt es an zu Donnern / dar-
uͤber forcht ſich einer / vnnd ſagt / o mein lie-
ber Herr Je ſu / ſey vns gnaͤdig vnnd barmher-
tzig . Das hoͤrt der ander gottloß Bub / vnnd ſchalt
jhn auff dieſe weiß : Ey du verzagter Dieb / foͤrchſtu
dich ab dem Donner ? Jch thue nichts drumb . Wei-
ſtu nicht / von wannen er kompt ? Jch wil dirs ſa-
gẽ : Sanct Peter hat ein Schießgelaſſen / ſo lauffen
Sanct Jacob vnd Johannes jhm nach / vnnd woͤl-
len jhn hublen / daher entſtehet ein ſolches praſſeln
vnd boldern in den Wolcken . Diß hat der Schelm
kaum außgeredt / der Donner erſchlaͤgt jhn . Der
dritt aber / dem diß red wolgefiel / vnd maͤchtig dar-
uͤber lachte / den brante das Fewer vom Himmel /
doch verletzt es jhn an keinem Gliedmaß / wirt aber
fuͤr halb todt heimgefuͤhret .
III. Von einem Papiſtiſchen
Doctor .
A N einem ort ward geſungen / Ein feſte Burg
i ſt vnſer GOtt . Darauff ſagt der Doctor /
i ch wil nicht ſterben / ich wil dieſe Feſteburg
verſtoͤren . Ehe es tag wirdt ſtirbt er .
D. Luc. Loſſ . in Epigram. pag 256 .
Von
IV. Von einem Buͤrger zu Caſſel .
Z V Caſſel war ein Buͤrger / der hielt ſolch
feine diſciplin vnder ſeinen Kindeꝛn / daß der /
dem er etwas befohlen hatte / daſſelb ſo bald
ohn widerrede verrichtete / vnd es nicht einen
andern vnder ſeinen Bruͤdern hieſſe / wie gemein-
lich zugeſchehen pflegt / auff ein zeit kommen etliche
Rathsherꝛen zu dem Vatter / die heißt er nider ſi-
tzen / befihlet ſeinem einen Sohn Hieronymo / er ſol-
te Wein langen / dem andern Sohn aber Lauren-
tio / er ſolte den Tiſch decken / Keeß vnd Brot auff-
ſetzen . Laurentius / ob er gleich von Natur keinen
Keeß aſſe ( daran der Vatter damals nicht gedach-
te ) nimbt bald ein ſtecklein / ſtoͤßt den Kees damit
auß dem Schranck herfuͤr / kehrt das Angeſicht
hinder ſich / ſtelt jhn auff den Tiſch / laufft eilends
zu ruͤcke / vnd ſpeutzet fuͤr eckel . Daher erkennet der
Vatter ſein Jrꝛthumb . Die andern Rathsherꝛen
aber lobten ſein herꝛliche vnnd ſcharpffe Haußdiſci-
plin .
Mantuanus .
Blanda patrum ſegnos facit indulgentia natos .
Das iſt /
Wenn die Vaͤtter der Ruthen ſchonen / vnd die
Kinder verzaͤrteln / ſo gibt es nicht geſchickte / ſon-
der faule trege Kinder .
V. Von einem Bawren / welcher einem
Kalbskopff die Augen außſtach .
E Jn Edelmann hatte einen Hoffmann / der
war reich / fromb vnd einfaͤltig . Als er auff
ein zeit die Zinß brachte / nam jn ſein Jun-
cker mit vber Tiſch . Da nu von einem eſſen
A iij oder
oder zwey geſſen worden / ward ein Kalbskopff
auffgeſetzt : Als der Bawersmann ſahe / daß noch
die Augen darinn waren / wendet er ſich zu jhm /
ſticht die Augen auß / vnnd wirfft ſie den Hunden
dar / vnnd ſagt auß Zorn alſo : Du Sudelkoch / daß
dieh der Feibel anſtoß / traͤgſt du dem Junckern ei-
nen Kalbskopff vor / vnd leſſeſt die Augen darinn .
Es meinet der gute Mann / weil man den Schwei-
nen / Genſen / Huͤnern vnnd dergleichen Koͤpffen
die Angen außſteche / ſo muͤßt mans hie auch thun .
Diß verdroß deß Junckern Sohn von acht Jah-
ren ſehr / ſchalt jhn deßwegen vbel / vnnd ſprach :
Juſt / jhr ſeyd ein grober vngeſchickter Mann / daß
jhr diß trefflich gut eſſen vns nemet / vnd den Hun-
den fuͤr werffet . Dann mein Vatter / Mutter
vnd ich eſſen ſonderlich gern hienon . Vnnd zwar /
ich vor mein Perſon nemme die Angen / vnnd ließ
einem andern den gantzen Kopff . Deß wegen habt
jhr geringen danck vmb vns verdienet / der Bawer
erſchrack / ſchaͤmet ſich / vnnd ſprach / er ſolt zu frie-
den ſeyn / er wolt jm ein gantz Kalb zur ſtraff ſchen-
cken / welches er dann trewlich gehalten .
VI. Von einem Jungen Geſellen / wel-
cher ſich vnhoͤfflich auff einer Hoch-
zeit hielte .
E S ward ein Junger Geſell vber Feld zur .
Hochzeit gebeten / deßwegen nimbt er jhm
fuͤr / zu Pferd an denſelben orth zu kom-
men / zengt zwen roſtige weite Stieffel
mit Sporen an / vnnd reit alſo hin . Nach dem er
nun langſamb kam / dann das Pferd hiengt an ei-
nem Fuß / vnnd das Eſſen nicht allein auffgeſetzt /
ſondern
ſondern auch die Gaͤſt ſchon an jhren orthen ſaſ-
ſen / eylet er hinzu / gedacht weder an Stieffeln noch
Sporen / laufft zum Tiſch / die Jungfrawen ſte-
hen auff / vnnd laſſen ihn oben an ſitzen / bald bringt
man ein feiſtes Huhn / welches er gantz hoͤfflich
zertheilet ( dann er verſtund ſich wol auff das fůr-
ſchneiden ) ſehneidet jhm alſo die zween Fluͤgel vnd
zween Fuß ab / damit es vom Teller weder lauffen
noch fliehen moͤchte / vnnd behelt daſſelb fuͤr ſich .
Den Rumpff wil er der Jungfraw / ſo bey jhm
ſaß / fuͤrlegen / aber es felt jhm vnder den Tiſch .
Jn dem ers nun wider auffheben wil / da leßt er
wegen deß kruͤmmens vnnd ſchreckens etwas fah-
ren : diß bracht jhm noch mehr Beſchwerung / fengt
an dauon zu lauffen / die Sporn bleiben am Tiſch-
tuch hencken / zeugt alſo daſſelb mit Glaͤſern / Eſ-
ſen / Liechtern / Kanten / Dellern vnnd derglei-
chen / alles vber einen hauffen . Er eylet hieruͤber
noch mehr / ſpringt vorn auff ein Tiſchecken / der
Tiſch felt vmb / reißt alſo alles was darauff war /
mit einem Banck voll Jungfrawen vber einen
hauffen . Da er alſo dauon laufft / kommen zu al-
lem vngluͤck jhm etliche mit Eſſen in der Thuͤr ent-
gegen / die ſtoͤßt er in der Vngeſtuͤmmigkeit auch
vber einen hauffen / ſampt dem Eſſen . Nach ver-
richter Sachen ſetzt er ſich wider auff ſeinen
hinckenden Gaul / vnnd reit vnge-
koſt heim zu .
A iiijVon
VII. Von einem Waͤſtphaͤliſchen Stu-
denten / ſo von vnhoͤfflichen Sit-
ten war .
E Jn vornemer beruͤmbter Doctor der heili-
gen Schrifft hat neben andern an ſeinem
Tiſch einen Studenten auß Weſtphalen /
welcher zwar wol gelehret / aber von boͤſen
Sitten war . Dann er aß nicht allein vnhoͤfflich /
ſondern er pfleget auch allweg zu morgen vnnd a-
bends ein zimliche Laſt bey ſich zu laden . Diß ſein
fraͤſſigkeit verdroß vnder andern hefftig einen Ge-
ſchlechter von Franckfurt / doch nam er ſichs nicht
an deß Doctors halben / welcher den Weſtphaͤling
wegen ſeiner geſchickligkeit werth hatte . Nach dem
ſie aber auff ein zeit kleine Fiſchlein aſſen / vnnd der
Weſtphaͤling ein zimlich anzall auff ſeine ſchnitten
Brots name / als ob es jrgend Kraut were / ward
der Franckfurter ſo ſehr vnmuͤtig / daß er etlichmal
in Sinn nam / jhm ein Maulſehell ins Geſicht zu-
geben . Doch beiß ers in ſich / gab jhm vnderweilen
einen Loͤffel / vnnd wolt alſo ſtillſchweigend zuner-
nemen geben / vnder einer ſolchen ſchnidden Brots
vnd einem Loͤffel ein geringer vnderſcheid wer / vnd
dz er vermoͤchte kaum ſo viel Fiſchlein in den Loͤffel
bringẽ / als er ſonſt mit dem Brot auß der Schuͤſ-
ſeln neme . Da nun der Weſtphaͤling nichts auff
dieſe heimliche ſtraff gab / ſondern das mahlwerck
ohn ſcham ſchwind lauffen lieſſe / wirt der Franck-
furter noch vnwilliger . Derwegen / als er ein ſol-
chen groſſen biſſen Brodt mit Fiſchen zum Mund
zu fuͤhrte / nimbt er jhn beym Arm / ſchuͤttelt jhn da-
mit / daß er die Fiſchlein auff den Tiſch fallen ließ /
vnd man ſolche wol zehlen konte / hunden alſo darin
ſe chszehen / hierauff fieng er alſo an zu reden : Hoho /
Weſt-
Weſtphåling / iſt es nicht ein ſchand / ſo viel Fiſch
auff einen biſſen zu freſſen ? Daß dich die Peſtilentz
ruͤhre in verfreſſenen Schaͤffer / jhr ſoltet ein toden
graͤber ſeyn / dann ehe man ein wort recht ſagen
moͤchte / koͤnt jhr einen hauffen machen / zu ſeinen
Tiſchgenoſſen aber ſprach er / was duncket euch / iſt
er nicht ſtraff fellig Gewißlich / es ſoll jm nicht ge-
ſchenckt werden . Wolt jhr mir folgen / ſo ſoll er vns
einen Galtguͤlden zum beſten geben . Die andern
waren all der meinung vñ muſt auch vor einen golt
guͤlden ſo balt Wein holen laſſen . Wer ſolt nun nit
gemeinet haben / daß er hinfuro maͤſſiger vnd ſpar-
ſamer eſſen wurde ? Aber er bleib auff ſeiner alten
weiß : Dann als der Doctor ohn lengſt hernach
herꝛliche Carpen vberkam / vnd ſie zum beſten Ko-
chen ließ / da war er der erſt in der Schuͤſſeln / nahm
die Eyer all mit einander / vnnd fraß ſie / gab weder
dem Doctor / noch ſeiner Fraw / noch jemand was
davon / darnach nimpt er die Fiſch fuͤr / vnd werden
jm dieſelbe auch kaum halb zu theil . Der Franckfur-
ter wird abermalß vnluſtig / vnd verweiſet jhm das
folgender geſtalt : Mann ſoll euch nicht Paulum
ſondern Pamphagum nennen / ſintemal jhr nicht
Paululum ( ein wenig ) ſondern alles freſſet / vnd
in ewern magen werffet / der doch vnſaͤtlich iſt vnd
keinen grundt hat : Dann jhr habt der Carpen Eyer
all mit einander allein geſſen / vnd weder dem Herꝛn
Doctori / noch ſeiner Haußfrawen / noch ſonſten
vnſer einem etwas davon geben / oder vorgelegt ?
Wz ſoll diſſe vnverſchambte fraͤſſigkeit ? Wie viel
Fiſch jhr vber das gefreſſen habt / das zeigen die
Gran vnnd Schnppen an / ſo vmb ewern Deller
herumb ligen . Mann ſagt im gemeinen ſprichwort /
durch ſchaden wird man weiß / aber jhr laſſet euch
ſolches nichts angehen . Dann newlich hat man
euch vmb einen goltguͤlden geſtraffet / jhr aber beſ-
A v ſert
ſert euch nichts darab / ſondern bleibet bey ewer alte
freſſigkeit . Darumb ſo ſolt jhr vns abermals einen
goltguͤlden zum beſten geben / vnd da jr gleich daru-
ber zerbreſten wuͤrdet . Die andern all waren hiemit
zu frieden / vnd noͤthigten jhn die Straff zuerlegen .
Nach dem aber der Weſtphaͤling fuͤr vnnd fuͤr bey
ſeiner weiß bleib / vnd ſich kein einred wolt hindern
laſſen / da hielten der Franckfurter vnnd andere
Tiſchgenoſſen bey dem Doctor an / er ſolt jhn v om
Tiſch abweiſen / wo nicht / ſo wolten ſie einen andern
Wirth ſuchen / daß ſie doch ſonſt vngern theten .
Der Doctor folgt jhnen / vnd ſchafft den Weſtphaͤ-
ling den andern tag ab .
VIII . Von einem vnflaͤtigen Koch .
E Jn Koch vernimpt / wie daß einer vom Adel
ſeinen Koch wolt bevrlauben / ruͤhmt ſich / wie
er ſo wol mit dem Kochen koͤnnte / bitt den Junck-
herꝛn / daß er jhm zu dienſt nehmen wolte . Der E-
delmann glaubt jhn / ließ den andern ſo balt wan-
deln / vnnd befahl dem newen Koch / er ſolt ſich fur
allen dingen befleiſſen / reinlich zu ſeyn . Der Koch
ſagts zu . Es vergehet kaum ein tag oder zween / ſi-
he / da kompt der Frawen Hundlein in die Kuͤchen /
vnd fengt an die Schuͤſſeln / ſo noch nicht gewaſchen
waren / zu lecken . Das erſihet der Koch / nimpt ei-
nen Scheumloͤffel / vnd ſchlaͤgt den Hund damit zu
todt / ſagendt / ich will meine Kuͤchen rein halten :
Vnd eben mit demſelben loͤffel / damit er den Hundt
erſchlagen hette / vnd noch voll Haars / Bluts vnd
Hirn hinge / ruͤhret er alß balt den Pfeffer durch ein-
ander . Die Magd erſihet das / gehet zur Fraw / vnd
ſpricht : Sehet Fraw / haben wir nicht einen Koch
nach vnſers hertzen wuͤntſch bekommen ? Euwer
Hundt lecket eine Schuͤſſeln / die ich noch nicht ge-
waſchen
waſchen hatte / er aber nimpt einen Scheumloͤffel /
ſchlegt jhm den Kopff damit entzwey / daß er ſtir-
het / nachm als ruͤhret er mit eben dem ſelben loͤffel / ſo
noch voll Bluts / Haar vnd Hirns hing / den Pfeffer
durch einander vnnd ſagte : Jch will mein Kuchen
rein halten . Heiſt das nicht Kuͤchen rein gehalten /
da er mit dem Schaumloͤffel / an dem noch des er-
ſchlagenen Hundts Haar / Blut vnd Hirn klebete /
in dem Pfeffer ſtickte / vnd den hiemit weidlich her-
umb ruhrete ? Da diß der Juncker hoͤrte / wardt er
ſehr zornig / nimpt den Knebelſpieß vnd ſpricht : Nu
wolan / ich will meine Kuͤchen auch rein halten /
ſchlegt auff den Koch dermaſſen / daß er fuͤr tod la-
ge : Da er wider ein wenig zu ſich ſelbſt kame / ſagt
er / du vnflat / ſolſtu fuͤr Edel Leuth Kochen / du ſol-
teſt nicht fuͤr die Sew Kochen / geſchweig fuͤr die
Bawern . Alle ding veraͤndern ſich / außgenommen
vnflaͤtiges Kochen / das wehret fuͤr vnd fuͤr .
IX. Von einem andern Sudel Koch .
J M Krieg war ein gar Koch / der ließ gegen
Abend ſein Pferdt von der weid holen vnd
nechſt bey ſein Kuͤchen an ein Pfal binden .
Da es nun ein weil daſelbſt geſtanden /
macht es ſein miſt in einen Keſſel voll Fleiſch . Des
Kochs Sohn erſihet das / rufft ſeinem Vatter vnd
ſpricht : Lieber Vatter / diß Fleiſch iſt alles verderbt
wir muͤſſen es fuͤr die Hundt werffen . Der Vat-
ter antwortet : Bey leib nein / nimpt ein Loͤffel
vnd ruͤhret den miſt fein klein / vnnd ſpricht : Mor-
gen / wan die Landsknecht kommen / vnd Fleiſch mit
Petroſilien begeren / ſo will ich jhnen diß geben /
ſo ſoltu denn ſehen / daß ſie die Finger darnach
lecken : Sehe doch eins / wie fein aruͤn iſt die
Bruͤe von den Pferdts Feyen worden / ich weiß
das
das gewiß / wenn du nicht wußteſt woher die gruͤn .
Farb kommen were / du ſchwuͤreſt ſelbſt einen Eyd /
es waren Petroſilien : Weyl das Pferd graß geſſen
wird die Bruͤe ſo fein gruͤn davon . Dieſer Koch ſolt
auch / wie der vorige / mit einem Knebelſpieß ſeyn
abgetruͤcknet worden . Man nennet die Koͤch im
Veldleger Sudeler : Jſt das nicht ein Sudeler ge-
weſen / ſo weiß ich nicht was ein Sudeler / Hudeler /
Vnflat / Suppenwuſt / Garſthamel / vnd Sewkoch
iſt . Daher kommen offt die Namen vnd die Perſon
mit einander vberein .
X. Von einem Schneider .
Z V Caſſel war ein Schneider der hielt ein
koͤſtlich mahl / ließ ſeinen Gaͤſten aufftragen
zwey Huͤner / Hamel fleiſch / Fiſch / ein Ganß
vnd Haaſen . Was den Haſen anlangt / ſo hat
er denſelben recht geſtreuffet / ohn die jnnerliche
Haut hat er jhm gelaſſen / die man pfleget ab zu zie-
hen . Dagegen hat er der Ganß die Haut gantz vnd
gar abgeſchelet / die man jhr billich laſſen ſoll / diß
nimpt alß balt ein gut er Mann in acht / vnd ſpricht
zu jhm / meiſter Conrad / mich gemahnet ewer / wie
Pfaff Sommers / der ließ ſein Waſſer in die Kam-
mer lauffen / warff das Toͤpffen zum Fenſter hin-
auß vnd ſagt darnach : Er were in der Materien jrr
worden / hett je wol gewuſt / das eins dem Fenſter
hinauß geſolt hette / alſo ſeyt jhr auch in der Ma-
t erien jrꝛ worden / daß jhr dem Haaſen die Haut ge-
laſſen / vnd der ganß abgezogen / damit jhr den
die Ganß vnd Haaſen vngeſchmackt
gemacht habt .
Von
XI. Von einer Braut / welche nicht viel
Kochen gelernet .
E Jn Braut behielt etliche Huͤner vbrig auff
jhrer Hochzeit / deren eins nimpt ſie / ſchneid
i hm die Gurgel ab / rupfft es / vnd ſtecket es
alſo vnaußgenommen in einen Haffen /
ſeudts / vnd machts gar . Da ſie nun bedaucht / das
Huen wer gar / wirfft ſie wurtz druͤber / ſetzets jhrem
man fuͤr / meinet / ſie woͤlte groſſen danck verdienen .
Sie hats kaum auffgeſetzt / der man fengt an / wie
reucht es ſo vbel ? Sie antwortet / Ey mein lieb
Mann / ſtincket euch die wurtz ? Rechnet jhr ſie vn-
der vbel richende ding ? Warlich / jhr wiſſet nit was
wol reucht . Der man beſahe das Huen mit fleiß /
vnd befindt endlich / daß jhm die Daͤrmen nicht ſind
außgenommen / ſagt deßwegen / ich klag nit vber die
wurtz / ſondern vber dein vnwiſſenheit im Kochen /
denn das gedaͤrms iſt noch im Huen : Sehe zu / daß
du mir nicht mehr ſolch eſſen macheſt / ſonſt werden
wir ſich vmb die Koͤpff ropffen . Sie bitt vmb ver-
zeihung / vnd ſihet ſich hinfuͤrter fleiſſig fuͤr .
XII. Von einem groben vngeſchick-
ten Bawern .
E Jn Bawer beſuchet einer ſeiner verwan-
den in einer Satt . Derſelbe tractirt jhn
wol / vnd laͤdt jhm etliche Nachbarn zu ge-
fallen . So balt nun das eſſen auff den tiſch
kompt / zeugt der Bawer ſein Meſſer herauß / wel-
ches vom geſtrigen tag noch voll Brots hing / der-
wegen ſpeutzet er darauff / machts weich / vnd reibts
mit dem Brodtuch ab . Der wirth fengt an vnd legt
fuͤr/
fuͤr / heiſt gleich falß einen jeden ſelbſt zu greiffen .
Als balt erwiſcht der Bawer die Nieren mit dem
Felſt / vnd jſſet davon . Der wirth erſchrickt deſſen /
doch ſpricht er jhn lachents Mundts alſo an :
Lieber Vatter / gebt vns von dem / ſo jhr ge-
nommen / auch ein theil / es thuet euch ſonſt weh
im Bauch / vnd nembt dagegen diß ſtuͤck Fleiſch /
das wird euch beſſer bekom̃en . Der Bawer ſprach :
Sorget nicht / ich hab nichts auff die wahl / was
mir der erſt vorkompt / das eſſe ich / es ſchad mit
alles nichts / was ich eſſe / behielt alſo die Nieren /
vnd aß ſie allein . Die Gaͤſt aber lachten ſich wol
muͤedt hieruber .
XIII . Von einem andern vngeſchickten
Bawern .
E Tliche vornehme Herꝛen ſitzen bey einander
zu Tiſch / ſchneiden einen Braten an / vnnd
legen vnder andern von Nieren fur . Jn
dem nun ein jeder fort leget / kompt
daſſelb auch fuͤr einen Bawern / der gedencket /
weil ein ſolch ſtuͤck keinem gefelt / warumb ſol l
ichs dann eben eſſen / vnnd wirfft es den Hunden
dar .
XIV. Von einem vnerfahrnen
Artzt .
E Jn Prieſter hatte einen Sohn / ſo dreyzehen
Jar alt war / der vber kam einen geſchwolnen
Schenckel / deßwegen ließ er ſo balt die Vrien zum
Artzt tragen / vnd jhn vmb Rath bitten . Der Artzt
beſahe ſie lang / ſagt endlich zu des Prieſters Weib /
diß
diß Menſch iſt Schwanger / vnd wird balt ein jun-
ges Kindt bekommen / darumb iſts ohn noth / Artz-
ney zu brauchen / ſondern mann muß der geburt
zeit erwarten / als dann wirdts wider wol vmb die
Perſon ſtehen . Das Weib ſagt / Herꝛ jhr jrꝛet euch /
weit / denn diß Vrin kompt nicht von einer Weibs
Perſon / ſondern von meinem elteſten Sohn her :
Dem iſt nicht der Bauch dick / ſondern das lincke
Knie . Alſo wird er geberen / wenn ein Maul Eſel
gebuͤret / zur Pfingſten auff dem Eyß : Da der
Artzt diß hoͤrte / erſchrack er ſehr / nahm die Vrin
wider auffs new / vnnd beſahe die zum fleiſigſten :
Warlich / ich hab doch nicht gantz vnd gar gejrꝛet /
denn ich wol wahr genommen / daß der Menſch
dick worden / es ſey gleich ein Mann oder Weibs
Perſon / die Schwulſr ſey am Bauch oder an den
Schenckeln . Darnach fing er viel an zu ſchwatzen
von Artzney mitteln / die er brauchen ſolte / damit er
moͤcht geſundt werden . Des Prieſters Weib lies
jhr diß geſchwetz zu einem ohr ein vnnd zum andern
wider auß gehen bezahlt jhm ſein beſchawen / vnnd
wolt jhren Sohn einem ſolchen vnerfahrnen Artzt
nicht trawen .
XV. Von einem vngelerten
Artzt .
E Jn Artzt wolt eins Krancken Schwachheit
erlernen / beſchawet deßwegen ſein Vrin .
Gegen vber ſkehet vngefehr ein Wagen / deſſen
Bildnuß leuchtet im Glaß . Der Artz ſihet das /
vnnd ſpricht / dieſer Menſch hatt einen Wa-
gen im Leib mit vier Pfer-
den .
D. Matchæ-
D. Matthæſius in explicatione Syracidis pag. 1 6 8 .
A medico indocto ,
A cibo bis cocto ,
Ab amicitia reconciliata ,
A mala muliere ,
Libera nos Domine .
Das iſt .
Von einem Artzt / ſo da iſt vngelart /
Von zweymal gekochtem fleiſch / ſo noch iſt hart /
Vor Freundſchafft / ſo feindſchafft geweſen iſt /
Vnd vor einem Weib voll arger liſt /
Behuͤt vnd erloͤſe mich o Jeſu Chriſt .
XVI. Von einem Balbyrer .
J N eines Balbyres Hauß ward geredt /
Dionyſti Tyranney were vnvberwindlich /
Der Balbyrer ſpricht / wie ſolt ſie vnvber-
wuͤndlich ſein / wenn ich das Scheermeſſer
an ſeiner Gurgel habe . Diß wort kompt fuͤr Dio-
nyſium / der leſt jhn holen vnd an Galgen hencken .
Eraſm . de lingua ,
Salom . Prov. 1 0. v. 8. 10 .
Wer was von hertzen iſt / nimpt die Gebott an /
der aber ein Narꝛenmaul hat / wird geſchlagen .
Prov. 12. v. 18. 1 9 .
Wer vnvorſichtig herauß fehret / ſticht wie ein
Schwerd . Aber die Zung der weiſen iſt heylſamb .
Warhafftiger mundt beſtehet ewiglich aber die
falſche Zung beſtehet nit lang .
Cap. 13. v. 3 .
Wer ſeinen mund bewahret / der bewahret ſein
Leben/
Leben / war aber mit ſeinem Maul herauß fehret /
der kompt in ſchrecken .
Cap. 16. v. 2 6. 27 .
Mancher kompt in groß vngluͤck durch ſein ei-
gen Maul . Ein loſer Menſch graͤbet nach vngluͤck /
vnd in ſeinem Maul brennet Fewer .
Syr. 5. v. 15 .
Reden bringt ehre / vnd reden bringt auch ſchan-
de vnd den Menſchen fellet ſein eigen Zunge .
Euripides .
Einer vngehaltenen Zungen lohn iſt truͤbſal .
Idem .
Ein frech Zung iſt ein ſchendlicher gedrech .
Plutarchus .
Einem weiſen ſtehet an zeitlich ſchweigen / denn
das iſt beſſer als reden .
Eraſmus .
Aeſopus ſagt zu Soloni / welcher zu Creſo dem
Koͤnig in Lydien gehen wolte : mit den Koͤnigen
ſoll man entweder ſehr wenig reden / oder aber ſol-
che ding / die jhn angenehm ſeyn . Alſo befahl Ari-
ſtoteles Caliſtehni / welcher zu Alexandro gehen
wolte / er ſolt ſeine Zung zehmen / dieweil er die
macht des Lebens vnd des Tods vorn an der Zun-
gen ſpitz trage .
Horatius .
Wanns wort entfahren / kanns nicht wider zu
ruͤck gezogen werden .
BVon
XVII . Von Petro Pagano .
P Etrus Paganus / der treffliche Poet /
tranck nicht mehr Bier / als daß er den
durſt damit leſchte / vnnd konnt jhn keiner
noͤthigen das er mehr tranck . Da aber ei-
ner ſein weiß nicht wuſte / vnd jn zwingen wolt be-
ſcheid zu thun / ſtund er mit vnluſt auff / vnnd ſagt /
jhm traum allemahl vom Teuffel / wenn er einen v-
brigen trunck Biers thue . Wenn man aber Wein
tranck / da ward er luſtig vnd guter ding / vnnd thet
tapffer beſcheidt . Zu dem / ſo floſſen jhm die verß
daher wie Waſſer / das jederman freud darob
hette .
Vom Bier .
Plinius Naturalis hiſtoriæ lib. 13. cap 2 2 .
Es iſt zuverwundern / wie fleiſſig man nach la-
ſtern trachtet / dann man hat nun auch erfunden /
wie Waſſer moͤcht truncken machen .
Dionyſius hat das Bier erſtlich erfunden / im
Jahr 3766 . Wie Sebaſtianus Schefferus bezeu-
get im folgenden Diſticho :
Hor Deo aqVa LVpVLo CoqVItVr CereVIsIa :
no Men ,
StrVctVM hoC , VIs CererIs qVoD faCra
IVbIt aqVa :
XVIII . Von Hieronymo Emſern .
E S verdroß Hieronymũ Emſern vber die maſen
ſehr / da er vernahm / wie die Schweitzer taͤglich
von der Papiſtiſchen lehr abfielen / vnnd ſich zu der
Euangeliſchen begaben . Damit er jhnen nun auch
moͤchte ein verdruß an thun / macht er jhn folgend
Carmen zu ſchimpff .
Suice
Suice inimice Dei , fidei hoſtis , Suice tyranne ,
Lactiphagus nequam , vah boum mulctor
iners ,
Dii nequeunt ultra tædas & ferre rapinas ,
Quas ſylvis genitus , more latronis amas .
Tempus adeſt , quo tu , dum ſperas aurea dona ,
Liligeri fngies ferrea tela ducis .
Welche verß D. Sebaſtianus Hoffmeiſter
deßmals Prediger zu Schaff hauſen in Teutſch v-
ber ſetzet .
Die Schwitzer ſoͤmlich Menſchen ſind /
Gottshaſſer / vnd des Gloubens Fiendt .
Groß Milchbengel / vnd tyrannen /
Kuemelcker / ach ouch vnverſtanden /
Die Goͤtter moͤgend nicht mehr ſchouwen /
Jhre Mord / Diebſtahl / vnd Rouben /
Das ſie in jhrer Gwonheit Hand /
Nach art jhres gebirgten Lands /
Alſo morden pflegent auff der Erden /
So in Wildnuͤſſen geboren worden .
Es wird kommen ein kurtze zyt /
Daß die Gylg / ſo jtzt viel Kronen gyt /
Dich mit Spieſſen / Waffen / Yſen /
Wird jagen / ſchlagen vnd zerꝛyſſen .
XIX. Von Antonio Corvino vnd Dio-
nyſio Melandro .
A Ntonius Corvinus zog auff ein zeit naher
Caſſel zum theil darumb dz er etliche Sachen
zuverrichten hette / zũ theil auch darum̃ dz er
Dionyſium Melandrum beſuchen wolte .
So balt er nun zu Dionyſio kommen / ruͤhmt er
hoch wie ſein gnediger Fuͤrſt vnd Herꝛ ſo hart bey
Euangeliſcher Religion halten wolte / alſo / daß jhre
B ij F. G. da-
F. G. dabey wolten auff ſetzen / was ſie im wambs
ſtecken hetten / welches der fromme Corvinus von
Leib vnd Leben verſtunde . Dionyſius aber ſprach :
Ach mein Corvine / ruͤhmt jhn nit ſo ſehr deßwegen /
vielleicht hat der gute Herꝛ jrgent ein Schnuptuͤch-
lein im Wambß gehabt / das will er bey dem Euan-
gelio auff ſetzen . Vnnd hat Dionyſius hierin recht
gemuthmaſet / denn in wenigen Jahren felt derſel-
big Fuͤrſt wider zum Bapſthumb .
XX. Von einem Gaſthalter / der von ſei-
nem Weib im Ehebruch ergriffen
worden .
E Jn Gaſthalter war / ſo ſeine Gaͤſt vmb
ein zimblichen pfennig wol hielte / war auch
ſonſt ein beſcheiden ehrlich Mann / ohn das
er vnzucht ſich ſehr ergeben hatte / deß we-
gen er dann hin vnnd wider ſeine Kebs Weiber
wuſte / vber des hatte er gemeinſchafft mit ſei-
nen Maͤgden / daher muſt ſein Weib / welches ein
ehrliche Matron war / entweder kein Magd hal-
ten / oder muſt ein nemẽ / die ſehr heßlich war . Nach
dem er nun auff ein zeit ein vngeſtalt alt Freun-
diſch Magd hatte vnd voller runtzeln / begab ſichs
auff ein zeit / das er ſein Geſt nach dem Morgen
eſſen ſitzen leſt / gehet heimlich in ſtall zu der Magd .
Der Fraw ahnet das / gehet in Kuͤheſtall / vnd
ſind die beyde bey ein ander . Sie aber redt keinem
kein hartes wort zu / ſondern redt die Magdt alſo
an : So recht / ſo recht / liebe Magd / brauch du
jhn des tags / ſo will ich jhn des Nachts brauchen
was ſols gelten / wir woͤllens den Schalck muͤedt
machen . Mit dieſen wortẽ gehet ſie wider auß dem
ſtall / vnnd leſt jhren man machen was er will / da
ſie
ſie hinein kompt / zeigt ſies den Gaͤſten an / ohn
eintzige threnen oder zorn / welche ſich dann nicht
gnugſamb vber jhre gedult / vaſt wider der Weiber
Natur / verwundern koͤnnen / den wirth aber vexi-
ren vnd ſtraffen ſie hart mit worten / daß er ein ſo
ſchoͤn ehrlich vnd zuͤchtig Weib hatte / vnnd ſich an
einen ſo ſchendlichen Garſthamel hengen moͤchte .
Bey der Fraw regen ſie an / daß dieſelb jhr magdt
wol mit Feuſten zerblewt / vnd in der ſtund zum
Hauß hinaus jagt .
D. Lavaterus Homel . XV. in librum
Ruthæ pag. 5 8. b .
Viel trachten tag vnd Nacht dahin / wie ſie ehr-
liche Weiber vnd Jungfrawen vmb jhr ehr brin-
gen moͤgen . Aber ſie werden endlich jhr verdiente
Straff bekommen . Dann vielmals werden jr wei-
ber oder Kinder von andern nach gerechtem vrtheil
Gottes geſchendet / oder eifern gegen jhre Weiber /
vnd quelen ſich alſo elendiglich tag vnd nacht .
Dionyſius Melander .
Den Ehebruch ſtraffet Gott der HErꝛ /
An Leib / an Seel / an Gut / an Ehr .
XXI. Von einem Spielmann vnd
ſeinem Weib .
E Jn Spielman wohnet in Eichsfeldt / den
brauchten die Bawern fleiſſig auff jhren
Hochzeiten / weinkaufen / Kindtauffen / vnd
dergleichen Mahlzeiten / denn er konnt nit
allein wol Spielẽ / ſondern er war auch kurtzweilig .
Nach dẽ nun auff ein zeit Fewer in ſeinem Hauß
B iij auff-
auffging / da liefe er vnd ſein Weib / gleiches ſinns
auff die Gaſſen / vnd rieffen / fawrio / fawrio / auff /
auff / liebe Nachbarn vnd leſchet . Da geleſcht ward /
ging er mit ſeinen Nachbarn ins Bierhauß / vnnd
zechet wacker / vnder dem trincken ſagt er : Jch vnd
mein Weib ſind die gantze zeit / ſo wir bey einander
geweſen / nicht einig / ſondern wie jhr wiſſet / allzeit
zwiſpaltig geweſen / vnd mag eines den wurff / das
ander den eintrag gethan haben . Heut aber / wie ein
Fewer in vnſerm Hauß auffging / warẽ wir vnſer
ſachen fein eins / begerten zu gleich der thuͤren / vnnd
lieffen mit einander der thuͤr herauß / rieffen einmuͤ-
thiglich / fewrio / fewrio / leſchet / leſchet . Gemelter
Spielman verſpielet auff ein zeit all ſein Gelt / ſetzet
ſein Beth bey / vnd verlohr dz auch . Da ſein nun die
Spieler hieruber lachten / ſagt er / ja es iſt ein lech-
licher handel / den es nit angehet / will damit zuver-
ſtehen geben / war vmb das ſein ſolcher weis kommt
der mag nit viel lachen / ſondern bekuͤmmer ſich viel-
mehr / bevorauß / weil er hinfuro nit allein ſolte auff
dem Stroh ligen / ſondern noch da zu von ſeinem
Weib viel boͤſer wort freſſen .
XXII . Von einem vnfreundlichen
Mann .
E Jn ehrlich / Gottsfoͤrchtig Weib vñ Haußhaltig
Weib hatte einen ſehr harten vñ vnfreundlichen
man / welcher ob ſie jm gleich alles zugefallen thete /
was ſie jmmer vermochte / ſo bleib er doch fuͤr vnnd
fuͤr auff ſeiner alten weiß / vnd war alſo an jhm / wie
man im gemeinen Sprichwort ſagt / hopffen
vnd Maltz verlohren : Dann ſie verricht nichts ſo
fleiſſig vnd trewlich / es war jm doch alles vurecht .
Was ſoll wan ſagen / er ſucht leicht ein vrſach /
das
daß er ſie darnber ſchluge . Wann ſie frgent
noth wegen jhr Kleydung waſchen muſte / ging er
zu ettlichen ſeiner Geſellen / bleib zween oder drey
tag bey jhnen / fraß vnd ſoff / nachmals wenn er
wider heim kame / fing er an zu ſchelten vnnd zu
ſchlagen / da er doch meiſtentheils nicht die gering-
ſte vrſach hierzu hatte . War das eſſen etwas zu
heiß / oder etwas zu leiß geſaltzen / ſo thet er anders
nit / als ob er vnſinnig were / vnnd alles zu vnderſt
vnnd zu oberſt kehren wolte / Solches dultet
das fromme Weib alles / redt jhrem vngeſtum-
men Mann nichts ein / ſondern vnderſtund nur
durch glimpfliche / Freundliche vnnd ſanffte wort
jhn zu mildern vnnd zu verſoͤhnen . Nun begab
ſichs auff ein zeit / daß ſie ſehr ſchwach wirdt / der-
wegen bat ſie GOTT tag vnd Nacht / da jhr man
ſich nicht beſſern ſolte / daſz er ſie nicht wider zur ge-
ſundheit kom̃en laſſen / ſondern in ſein ewigen freu-
den ſaal nemen wolte . Aber Gott will / dz wir durch
Creutz vnd truͤbſal in das ewig Leben eingehẽ ſol-
len . Laͤſt alſo diß Weib in kurtzer zeit wider zu
jhrer vorigen geſundtheit kommen . Da es nun alſo
beſſer worden war mit jhr / da legt ſich der Mann /
vnd wird ſo ſchwach / dz kein hoffnung des Lebens
mehr fuͤrhanden war . Die Fraw bitt Gott fuͤr vnd
fuͤr / dz er jn entweder durch diß ſchwachheit beſſern /
oder aber von diſer Welt abfordern wolte . Vũ da-
mit ja die Fraw diſer bitt deſto mehr moͤchte geweh-
ret werden / verheiſt ſie jhrer Magd ein verehrung /
wen ſie Gott vmb jtzt gemelt jres manns beſſerung
oder aber abforderung anruffen wurde . Was ge-
ſchihet aber ? Der mã beſſert ſich durch diß ſchwach-
heit gar nichts / ſondern lag im Beth / fluchet / ſchalt /
vnd ſchlug auch vnderweilen / wie zuvor . Die Fraw
ſagt zu ď Magd : Dorothe / du biſt mir nit zu willẽ /
dã du thuſt entweder gar kein gebet / oď gehet ſolches
B iiij nicht
nit von hertzen grund / dz Gott meinen man entwe-
der bekehren / oder gar vmb kehren woͤlle : Denn er
will ſich weder beſſern / noch ſterben . Die Magdt
antwortet : Ach liebe Fraw / ſoll ich nicht beten / ich
betete wol all meine zaͤhne auß dem Mundt / vnnd
mein Herꝛ ſtuͤrbe doch nit / oder wurde froͤmmer .
D Pezelius Poſtil . Phil. Melanth. part. 1. pag. 55 6 .
Die Poeten ſchelten die Weiber Fleiſſig / aber
ſolcher gebrech hat eben ſo wol die Maͤnner einge-
nommen . Bey Stobey lieſet man einen ſolchen
ſpruch : Viri bilis eſt fal , collata vero ad mulierem ,
eſt mel , Das iſt : Des Manns zorn iſt Gall / wan
man aber ſolchen gegen das Weib helt / ſo iſt er Ho-
nig . Diß iſt aber nit wahr . Dann / ob gleich etlich
Weiber milt / etliche aber ſcharpff ſind / ſo wer-
den doch viel Maͤnner gefunden / welche zoͤrnigers
muths ſind als die Weiber . Viel Maͤnner ſind
haͤrter Natur als die vnvernuͤnfftige thier / we-
gen jhres vnfreundlichen weſens vnd wuͤthens / ſo
ſie in jhrem Hauß fuͤhren : Von denen ſagt der verß
recht :
Neſcio quid ſit amor , nec amo , nec amor , nec
amavi .
Das iſt /
Jch weiß nicht was Lieb iſt / ich lieb nicht / ich
werd nit geliebt / ſo hab ich auch nie geliebet .
Simonides .
Macht etliche grad vnder den Weibern : Eins
ſpricht er / ſey gleich einem Pferdt / das iſt / frech
vnd ſtoltz : Das ander einem Schwein / wegen vn-
reinigkeit : Das dritt einer Bien / wegen der Heuß-
lichkeit .
Doch
Doch hat die Bien auch einen Stachel .
Ariſtoteles .
Zeugt an in Oeconomia Pythagoræ . Der
Mann ſoll nicht hart gegen ſein Weib ſeyn / ſon-
dern deſſen ſchwachheit ſchonen / weil ſie jhm fuͤr
dem Altar vnderthaͤnig zugeſtelt wirdt .
XXIII . Von einem Caplan / vnnd ſei-
nem faulen vnd vngeſchickten
Weib .
E Jn Caplan hat ein Weib / welches noch
jung / traͤg / vnnd zur Haußhaltung vndien-
lich war / derwegen gedacht er / ſie muſt
jhm einmal oder etlich durch den Feuſter-
wald lauffen / vnnd alſo wacker gemacht werden .
Da er ſie nun einmal oder etlich wol abgekehret
hatte / ſprach ſie alſo zu jhm : Gott / der ein Hertzkuͤn-
diger iſt / weiß / daß ich nicht mit fleiß vnrecht thue /
ſondern komm vnuerſehens hierzu . Warumb ſeyt
jhr dann ſo vnbarmhertzig gegen mich / vnd ſchlagt
mich ſo vbel : wenn jhr freundlich mit mir vmbgin-
get / vnnd mich mit guten Worten vnderweiſete / ſo
ſolt jhr warlich mich viel gehorſamer vnd geſchick-
ter finden / wolt auch zu allen ſachen fleiſſiger vnnd
embſiger ſeyn . Was geſchihet ? Es vergehen kaum
zween tag / die Fraw wil jhrem Herꝛen ein Suppe
auffſetzen / vnd ſchuͤtt ſie vbern Tiſch hinauß . Hier-
uͤber wird er ſehr vnwillig / nimbt die Bibel zu han-
den / ſchlaͤgt auff ſie / vnd ſpricht : Du begereſt / ich ſol
dich mit guten Worten regieren vnd vnderweiſen /
wolan / ſo wil ich dir auff dein begeren die Bibel
aufflegen / darinn nichts als heilſame gute Wort
ſtehen . So nun dieſe ſtraff auch nichts an dir
helffen wirdt / iſts gewiß / daß Hopffen vnd Maltz /
B v vnd
vnnd alles ziehen vnnd vnderweiſen an dir verloh-
ren iſt .
Eraſmus in Inſtitutione matrimonii .
Jch halt darfuͤr / es ſey nicht ein ſolch groß Vn-
gluͤck / wann der Leib ſtirbt / als wann man in boͤſer
Ehe lebt : Dann ſie haben jhre Teuffel in jrem leben
bey ſich / vñ ſind ſolches vorbotten der ewigen qual .
Idem de pueris ſtatim ac liberal i ter in-
ſtituendis .
Etliche ſind von ſolch vnfreundlichen Geberden /
daß jhre Weiber ſie nicht lieben koͤnnen / ſie ſehen
ſawer / wohnen boͤßlich bey jhnen / vnnd halten ſich
alſo vnfrenndlich / daß man meynet / ſie ſeyen zor-
nig / wann ſie es wol gut meynen / ſie koͤnnen nicht
freundlich reden / wann man ſie ſchon anlachet / ſo
ſehen ſie doch ſawer ins geloch .
Idem ibidem .
Manche ſchluͤgeſt du ehe zu todt / als du ſie mit
ſchlaͤgen beſſern moͤchteſt . Aber durch freundlich
Vermahnung kanſtu ſie fuͤhren / wohin du wilt .
Gerſon Ser. 24. de Caſt .
Trew vnnd freundlicheit macht / daß ein Mann
ſeinem Weib gefellet .
Robertus Holrotus .
Ein Weib ſoll man ſanfftmuͤtig vnnd nicht ty-
ranniſch regieren . Mit worten vnd nicht mit ſtrei-
chen . Mit Lieb vnd nicht mit Forcht / Mit ſuͤſſig-
keit / vnd nicht mit bitterkeit .
Syr. cap. 4. v. 3 5 .
Sey nit wie ein Loͤw in deinem Hauß / vnnd ſey
nit ein Wuͤtterich gegen dein Geſinde .
Gewiſzlich iſts / daſz offtmals ein Weib durch
ſchla-
ſchlagen nit gebeſſert / ſondern aͤrger gemacht wird /
wie dann die Verſz lauten /
Si feriendo abiges nouem Cacodæmona multis
Verberibus : reddes incutieſque decem .
Das iſt /
Schlaͤgſtu neun Teuffel herauſz / ſo kommen ze-
hen wider .
XXIV . Von einem Buͤrger / ſo ein
ſcheußliche / aber doch reiche Baͤw-
rin zum Weib nam .
E Jnes ehrlichen Buͤrgers Sohn hielt ſich
ſo vbel / daſz er nicht Hoffnung haben kon-
te ein Weib auſz der Stadt zubekommen /
dann er wuſzte daſz Terentius ſagt : Vxo-
rem his moribus dabit nemo . Das iſt : Niemandt
wirdt dem ein Weib geben / der ſolche Sitten an
ſich hat : Deſzgleichen was das gemeine ſprichwort
ſagt : Wer dich kennet / der kaufft dich nicht . Nun
war eines Bawern Tochter an einem ort / welche
zwar reich / aber ſonſt vngeſtalt / vnnd dazu ſchlecht
vnnd eynfaͤltig war . Er aber gab nichts darauff /
nam ſie nicht allein zu einem Weib / ſondern liebt
ſie auch hefftig / vnnd hielt ſie in Ehren : Ob aber ſol-
ches von Hertzen geſchehen / oder obs ein angemaſz-
te Lieb geweſen / kan man nicht wiſſen . Da er aber
ein Jahr oder zwey mit jhr Hauſzgehalten / lieſz er
in der vorigen Lieb nach / veracht ſie / haſzt ſie / ja
mocht ſie kaum ſehen / zu geſchweigen / daſz er jhr
Eheliche lieb erzeigen ſolte . Dagegen ſo geſellet er
ſich ſchoͤnen vnzuͤchtigen Weibern / vnnd hielt mit
denſelben gemeinſchafft .
Obs nu wol dem Weib vnuerborgen war / ſo nam
ſie ſichs doch keines wegs an / ſondern wartete fuͤr
vnd fuͤr jhrer Hauſzhaltung fleiſſig ab / vnd wann er
von
von ſolchen vnzuͤchtigen Leuten / oder von ſeinen
Zechbruͤdern kam / erzeiget ſie jhm allen freundli-
chen vnnd guten Willen . Er aber hielt das gegen-
ſpiel / fieng an zu murren / zu fluchen vnnd zu ſchel-
ten / dazu er dann leichtlich ein Vrſach haben moͤch-
te / vnd ſolt er ſie / wie man im gemeinen ſprichwort
ſagt / vom Zaun gebrochen haben . Jetzt wendt er
fuͤr / die Stuben wer zu heiß / dann war ſie zu kali /
das Hanß wer nicht gekehret / die Tiſch vnd Benck
weren nicht gewaſchen / ein jedes ding lege nicht an
ſeinem rechten ort / ſondern hin vnnd wider zerſtre-
wet / die Spinnwebben hiengen hin vnnd wider an
den Waͤnden / vnd was dergleichen Vrſachen mehr
konten fuͤrgewendet werden / vnd ward alſo an der
gute Fraw wahr / wie man im ſprichwort ſagt :
Wann man an Hund wil / ſo hat er Ledder freſſen .
Solt er eſſen / ſo hat er widerumb hundertley Vr-
ſachen zu ſchelten / dann einmal war das Fleiſch
nicht gahr / das andermal hats angebrant / einmal
war es zu viel / dann zu wenig geſaltzen / jetzt wars
zu heiß / dann wars zu kalt . Nach dem er nun gern
Butter aß / vnnd ſolche ſo wol vber dem Morgen /
alſo auch vber dem Abendteſſen brauchte / da hat er
wider Vrſach zuſchelten / wand fuͤr / ſie were nicht
reinlich gemacht / were voller Haar / oder ſonſt ge-
ſtoͤpff : nennet ſie ein ſcheußlichen Affen / ein Moͤrn /
vnd vngeſchickte Bewern : Warff jhr auch offt die
Butter ins Geſicht : Diß war gemeinlich ſein
weiß / wann ſie zu morgen vnd zu abend mit einan-
der aſſen . Ob nun gleich die gute Fraw allen fleiß
ankehret / wann ſie kochte / damit jhm das eſſen
ſchmecken moͤchte / ſo wars doch kein danck bey jm /
ſondern er ſucht allweg etwas / damit er zu ſchelten
Vrſach hatte / ſonderlich aber hat er mit der But-
ter zu thun / daſz ſie nicht rein were / da er doch ſon-
ſten ( nemblich bey ſeinen Madonnen ) fein reine /
gute/
gute / vnnd ſuͤſſe Botter bekeme . Derhalben ſo ge-
dachte das Weib / ſie wolte ſolchen fleiß hier auff
wenden / daß er ja kein Vrſach zu zancken haben /
ſondern jhm jhre Butter viel mehr belieben laſſen
ſolte . Gehet alſo mit jhrem Ram in die vnderſte
Stuben / zeugt ſich gantz auß / damit ja von Klei-
dungen nichts ins Butterfaſz von Federn / Staub
vnd dergleichen fallen moͤchte / da ſie nnn die But-
ter alſo gantz nackent geſtoſſen / mit reinem Brun-
nenwaſſer gewaſchen / zuſammen gemacht vnd for-
miret hatte / ſtellet ſie dieſelbe bey ſich ins Hauſz.
Der Boden aber / ſo fein glat getaͤffelt / war nicht
allein vom Waſſer / damit ſie die Butter gewa-
ſchen naſz / ſondern auch ſchluͤpfferig worden / der-
wegen / als ſie das Hembt anziehen wil / felt ſie mit
bloſſem Geſetz in die Butter / die gute Fraw fengt
an zu weinen / wirdt daneben vnwillig / zeugt die
Butter mit beyden Haͤnden wider herauſz / vnnd
ſpricht / ſo wahr GOtt lebt / mein Mann iſt nicht
werth deſz fleiſz / den ich bey jhm thu mit dieſem
Buttermachen / weil ich dann nun weiſz / daſz ich
jhm nichts recht machen kan / vnnd weil er ſich mit
den loſen vnzuͤchtigen Belgen behengt / mir aber
ſpinnen feind iſt / ohn angeſehen / daſz er von mir
ſeine Nahrung hat / ſo wil ich den Butterweck nit
von newem waſchen / benorauß / weil ich gewiß
weiſz / daſz er mich vngeſcholten nicht laſſen wirdt /
da ichs gleich tauſentmal waſchen / vnnd jhm auff
das reinlichſt fuͤrſetzen wuͤrde . Alſo klaubt ſie die
Butter wider von allen orthen zuſammen / vnnd
ſprach : Wilt du Hurenhengſt ſie nicht alſo freſſen /
ſo magſtu es in aller Teuffel namen laſſen : Jch kan
dir doch nichts zu danck machen / wie ichs auch an-
greiffe . Was geſchihet ? Deſz abendts kompt der
ſchandloſe Ehebrecher / das Weib nimbt jn freund-
lich auff / vnnd da er wol zu nacht geſſen hatte / be-
gert
gert er friſche Butter / das Weib ſtelt auff den
Tiſch die Butter / welche ſie kaum vor einer ſtund
oder zwo gemacht hatte / wie gemeldt worden . Der
Mann friſſet geyrlich hinein / lobt ſie hoch / ſpricht /
er hab in mancher zeit kein beſſer Butter geſſen /
vnnd ſagt jhr zu / wo ſie hinfuͤrter ſolchen fleiß auff
das Kochen / ſonderlich aber auff das Butter ma-
chen legen wuͤrde / ſo wolt er auffs kuͤnfftig nicht
an andern orten zu Tiſch gehen / wie er bißher ge-
than hatte / wolt daheim in ſeinem Hauß bleiben /
vnd ſeinem Weib anhangen / dagegen aber wolt er
die loſen Belg / deren er ſat were / gantz vnd gar auß
ſeinem Sinn ſchlagen / vnd jhnen gute nacht geben .
XXV. Von den Minyſchen Weibern /
welche jhre Maͤnner auß dem Ge-
faͤngnuß erloͤſeten .
D Je Minye hetten lange zeit Lemnum
ein : Nach dem aber die Griechen ſolches
eynnamen / da kamen die Sparter den
Minyern zu huͤlff / gewiñens dem Feind
ab / vnd gaben den Minyern Stadtrecht / vnnd er-
wieſen jhnen viel Gutthaten . Die Minyer aber
fallen von Spartern ab / vnnd trachten jhnen nach
dem Reich / hieruͤber werden die Auffruͤhrer alle
mit einander ins Gefaͤngnuß geleget / vnnd ſolten .
nach Spartaniſchem Brauch enthaͤuptet werden .
Die Weiber erzeigen ein Zeichen Ehelicher Lieb
vnd Trew / gehen zum Oberſten / vnd bitten ſie / daß
ſie zur letzt noch etwas moͤchten mit jhren Maͤn-
nern reden . Da es jhnen nun zugelaſſen wirdt / zie-
hen ſie der Maͤnner Kleider an / vnd geben denſel-
ben jhre Kleidung / die Maͤnner verhuͤllen ſich / als
ob es die Weiber weren / vnnd ob ſie wegen jhrer
Manner trawreten / vnd kommen alſo dauon . Diß
der
der Weiber eheliche Lieb bewegt die Spartaner
dermaſſen / daß ſie den Weiben jhre Maͤnner wider
zuſtelten . Diß iſt ein rechte Lieb vnd Trew / daß ein
Weib ſein leben fuͤr den Mann darſetzen wil .
D. Loſſ . in Epig. pag. 2 77 .
Nicoſtratus .
Ein Weib ſoll man nit Fraw heiſſen / ſie ſey dañ
holdſelig vnd freundlich / vnd erfrewe jhren Mann :
Dann ſonſt gebuͤret jhr der Name nicht / daß man
ſie alſo heiſſen ſoll .
Palingenius in Zodiaco vitæ
Biſtu ſchwach oder alt / ſo red ſie mit dir / ſie ver-
mahnet dich / ſie troͤſt dich / ſie hilfft dir / ſie ſtehet bey
dir / ſie wacht bey dir / vnd wartet auff dich .
Georgius Fabricius .
Jn trawrigkeit iſt ſie ein troſt /
Jn gluͤckſeligkeit ein frewd /
Widerwertigkeit tregt ſie mit ſtandhafftigkeit /
Gluͤckſeligkeit zieret ſie mit danckbarkeit .
XXVI . Von einem Lahmen jungen Ge-
ſellen / welcher ein Blindes Weib nam .
J N Engelland war einer / der hat lahme
ſchenckel / daß er nirgent wohin kame / man
trug jhn dann fort : zu dem / ſo hat er nit viel
zum beſten . Dieſer nam ein blind Weib / vñ
zeiget deſſen Vrſach an . Daß nemlich / alſo die Lieb
zwiſchen jnen wuͤrde beſtendiger ſeyn / dann eines
huͤlff alſo deß andern creutz mit mehrer Gedult
tragen / vnnd doͤrffte keines dem andern nichts fuͤr-
werffen / vnd diß iſt geſchehen . Dann es hat keines
dem andern jemals ein vnfreundlich Wort geben /
ſie lebten geruͤhiglich beyeinander / vnnd zeugeten
eylff Kinder .
Eraſ . in Chriſtiani matrimonii inſtitutione .
Von
XXVII . Von Weibern zu Weins-
burg / welche jhre Menner auß der
belegerten Stadt auff den Ach-
ſeln trugen .
K Eyſer Conrad belagert die Stadt Weins-
burg / nach dem er ſie nun lang mir Hun-
ger geplaget hatte / muſzte ſich der Guelpff
endlich ergeben . Der Guelpff ward ins
Gefaͤngnuſz gelegt / den Weibern aber / Maͤgdlein
vnnd Kinder ward ein freyer Auſzgang auſz der
Stadt vergoͤnnet . Die Weiber bitten den Keyſer /
daſz er jhnen geſtatten woͤlle / ſo viel mit ſich zu tra-
gen / als ſie auff einmal mit ſich nemen koͤndten /
welches jhnen dann geſtattet wirdt : Dann er mey-
net / ſie wuͤrden Kleidung / Golt / Edelgeſtein / vnnd
dergleichen mit ſich tragen . Sie aber nemen jhre
Maͤnner auff jhre Ruͤcke / vnd tragen die Kinder
im Schoſz . Hieruͤber wirdt der Keyſer dermaſſen
bewegt / daſz er ein groſſes mahl zuricht / vnd jhnen
die ſchwere Miſzhandlung gar nachleſſet .
D. Loſſ . in Epigr. pag. 278 .
Vincent . us Obſopæus .
Fidior eſt ſociis , fratre eſt fidelior vxor ,
Et matris vincit candida nupta fidem ,
Huius in audebis fundere quæque ſinum .
Das iſt /
Ein Weib iſt trewer / als ſonſt gute Geſellen
vnd Bruͤder / ja einer vertrawten Trew vberwind
muͤtterliche Lieb / man mag in deren Schoſz ſchuͤt-
ten was man wil .
Michael
Michael Saxo hats zu reimen gemacht :
Geſellen trew langſamb beſteht /
Eheweibs trew vber alles geht /
Bruͤder vnd Muͤtter lieben ſehr /
Aber ein Eheweib noch viel mehr .
Der darfſt vertrawen ſicherlich /
Mit Leib / Leben / Ehrn vnd Gut dich /
Dann ſie liebet von Heitzen dich .
XXVIII . Von Braſilla einer Keu-
ſchen Jungfrawen .
B Raſilla / ſo zu Dyrrach von Adelichen
Eltern geborn / ward durch deß Feinds
eynfallen geſangen / vnd beynahe geſchen-
det . Jn hoͤchſter gefahr hat ſie mit tapf-
ferm Gemuͤth jhr Keuſchheit beſchuͤtzet : Dann da
ſie Cerict deß Vberwinders boͤſe Begirde nicht ab-
weiſen koͤnte / ſagt ſie endlich zu jhm / ſie wuͤßte ein
Salb fuͤr hawen vnnd ſtechen / das wolt ſie jhn leh-
ren / wann er jhr die Keuſchheit lieſſe . Diß bewegt
jhn / daß er jhr etliche Wurtzeln zu ſuchen geſtatte-
te : Da ſie nun ein zeitlang hin vnd wider Kraͤuter
außgeropfft hatte / ſprach ſie / was ſie jhm verſpro-
chen / das wolt ſie nicht mit Worten / ſondern mit
Kraͤutern bewehren / ſchmiret ſich vmb den Kopff
herumb / vnd helt jhm den Halß dar . Cericus meint
anders nicht / dann dem were alſo / vnnd ſchlegt mit
dem Schwert der frommen Keuſchen Jungfrau-
wen den Kopff ab .
XXIX . Von einem thoren in Schwei-
tzerland / welcher in ſeinen Todtsnoͤ-
then allererſt verſtendig
worden .
C Ein
E Jn Thor im Schweitzerland / ſo ſehr ku rtz-
weilig war / felt in ſeinem Alter in ein har-
te ſchwachheit . Nach dem er nun etliche
tag alſo gelegen / vnnd es zum ende nahete /
hub er ſeine Hand gegen Himmel auff / vnd ſprach /
Ach mein lieber GOtt / fordere ja nicht mehr von
mir / als du mir verliehen haſt . Alſo erkennet der
arme Menſch / daſz er auſz Thorheit viel Suͤnd be-
gangen hette / die er ſonſt vnderlaſſen / wann er bey
rechtem Verſtand geweſen were . Deſzwegen ſucht
er ſein Zuflucht bey Gottes Barmhertzigkeit / vnd
bate / daß jhm die Suͤnde moͤchten verziehen wer-
den / beuorauß / weil er ſolche auß Vnuerſtandt be-
gangen hette . Dieſe Wort widerholet er offtmals
mit groſſer Andacht / anders nicht / als ob er je vnd
allweg verſtendig geweſen / vnnd ſchied endlich von
dieſer Welt ab .
Auguſt. lib. Confeſſ . 10. cap. 1 3 .
Væhominum vitæ quantum uis laudabili , ſi re-
mota miſericordia Dei iudicetur . Das iſt /
Wehe deß Menſchen leben / wie loͤblich auch das
mag geweſen ſeyn / wann es auſſerhalb der Barm-
hertzig Gottes ſoll gerichtet werden . Læm.
Per miſerere mei tollitur ira Dei . Das iſt /
Durch Barmhertzigkeit wirdt der Zorn Got-
tes auffgehaben .
XXIX . Von eines Edelmanns in
Heſſen Narren .
J N Heſſenland hat ein vornemer vom Adel / einẽ
Narꝛẽď war ſo frech vñ vnkeuſch / dz er nit allein
die Weibsperſonẽ ſondern auch die vnueruuͤnfftige
Thier doͤrfft autaſten : vnd halff nichts / ob jn gleich
der Edelmann ließ ſtreichen / ſchlagen vñ ſonſt vbel
tractieren . Deßwegen gedacht er auff ein anders /
ſchickt einem Artzt einen boden / vnd ließ jhn caſtri-
ren.
ren . Jn dem nun derſelb das Scheermeſſer anſetzet /
vñ ſagt / das walt Gott / rieff der Narꝛ darauff / dz
walt tauſent Teuffel . Nach dieſem ließ er den Artzt
handeln / ſagt weder ach oder wehe . So lag er auch
nie kein ſtimd zu Beth ſchmertzens halben / ſondern
ward in wenigen tagen friſch vñ geſund . Nach die-
ſem fiel jm der Bart gantz vnd gar auß / ſo verkehrt
ſich auch ſeine grobe ſtimm gar in ein Weiberſtim̃ /
dz man hernacher jhn / wem es nicht geſagt ward /
nit von ſich ſelbſt kennen konte .
XXX. Von einem andern Narren .
Z V Pariß diſputirten die Dortores vnd Ge-
lehrten von mancherley dingẽ lange zeit : Ein
Narꝛ gehet zu jnen vñ ſagt / ſie redtẽ von ver-
geblichen dingen / fragt ſie / ob es beſſer ſey / dz
ein Menſch thu / wz er weiß / als dz er lerne / was er
nit weiß . Hieruͤber diſputirten ſie etliche tag lang .
Endlich ward grſchloſſen / es ſey beſſer dz man das
lerne / was man nicht wiſſe . Der Narꝛ ſagt : war-
umb thut jhr dann das jhr wiſſet / vnnd erfuͤllet die
rechte Lehr vnſers He rꝛn Gottes .
XXXI . Von verwanden ſo vber dem
theilen ſtreitig werden .
Z Ween Freunde konten nicht einig werden vber
dem theilen : Da nun keiner dem andern nachge-
ben wolte / begeben ſie ſich zun Doctorn / vnd fien-
gen einander mit Recht anzugreiffen . Aber der ein
ward es bald muͤde / gieng fuͤr ſich ſelbſt zu ſeinem
Widerſacher vnd red jhn alſo an . 1. Anfenglich ſo
ſtehet es vbel / daß die / welche die Natur verbundẽ /
durch Gelt ſollen auffgeloͤßt vñ geſcheiden werden .
2. Zum andern / ſo iſt deß Rechtens außgang vnge-
wiß / anders nicht / als wie eines kriegs . Jn vnſernt
willen ſteht es hader anzufangẽ / aber nit zu enden .
C ij Der
Der gantz ſtreit iſt vmb hundert Goldtguldten /
wann wir nu mit einander rechten wollen / ſo wird
vns auff Notarios / auff befuͤrderer / auff Aduoca-
ten / auff Gericht / auff Jncuratorn / vnnd derglei-
chen noch ſo viel gehen . Denen muß man noch die-
nen / Fuchsſchwentzen vnd verehren / wil geſchwei-
gen / was fuͤr muͤhe man biß zu Außgang der Sa-
chen haben muß .
3. Zum dritten / vnnd wann ich gleich gewinne /
ſo iſts mehr ſchad als nutzẽ . Derwegen ſo laßt vns
mehr fuͤrſtehen als jenen : Dann an jenen legen wir
das vnſer vbel an / wir aber theilen miteinander .
Weich du das halbe theil von deinem Rechten /
ſo wil ich eben ſo viel von dem meinen weichen / auff
dieſe weiß werden wir vnſer Freundſchafft / ſo ſon-
ſten zu grund gieng / erhalten / vnd ein ſo groſſen vn-
luſten vermeiden .
Woͤllet jhr aber nichts nachgeben / ſo wil ich
euch die gantze Sach heimſtellen . Jch wil lieder
daß mein Gelt an meine Freunde komme / als an
ſo vnſaͤttliche Leut . Jch werd einen groſſen Gewiñ
haben / wann ich meinem guten Leumuth ſchone /
meinen Freund erhalte / vnd ſo viel vnluſtens mey-
de . Diß bewegt ſeinen Widerſacher dermaſſen / daß
er ſich ſo bald in Vertrag gabe .
Erſamus lib. 4. Cent. 1 . Prou . 1 . Dul-
ce bellum inexpertis , pag. 698 .
XXXII . Von einem Moͤrder .
Z V Muͤndẽ ward einer einer Mordthat hal-
ben eingezogen : Da derſelb auff der Folter in
hoͤchſter Pein war / fieng er hefftig an zu la-
chen . Der Schultheiß verwundert ſich hoch
hieruͤber vnnd fragt / warumb er ſo hefftig lache ?
Hierauff antwortet er : Jch gedacht an einen Bau-
wern
wern bey vns / der hat ſich zu Hanouer biß an bey-
de Ohren voll geſoffen / vnnd begegnet vns bey ei-
nem Teych / vnd ſprach / wicket / wicket / dann ick ben
alle duͤn / ick bin alle duͤn ( weichet / weichet / dann ich
bin aller voll / ich bin aller voll ) ich aber ſagt dar-
auff / wir woͤllen dir nicht weichen / ſondern du ſolt
vns weichen / nam den Schelmen mit dieſen wor-
ten / vnd warff jhn in Teych . Da er ein weil dariñ
auff vnd ab ſchwamme / gieng er endlich vnder vnd
erſoff . Welches mir nicht nur damals / ſondern
auch noch dißmals groſſe Frewd bracht hat / daß
ich mich deß lachens nicht enthalten kan . Wir ha-
ben wol ein Sprichwort : Man ſoll einem trunck-
nen Mann auch wol mit einem Wagen voll Hew
auß dem Weg fahren / aber ich hielt damals dafuͤr /
ich mußte nicht eben hierauff ſehen .
XXXIII . Von einem andern Dieb
vnd Moͤrder .
V Ergangen Jahr / da man dann geſchrie-
ben 1604 . hat ſich ein ſeltzame Geſchicht
zu Straßburg zugetragen . Es hat ſich
vmb Straßburg herumb ein boͤſe Com-
panie zuſammen geſchlagen / der Meynung / daß
ſie woͤlten miteinander Rauben vnnd ſtehlen / was
vnd wo ſie nur fug zu haben moͤchten / vnnd ſind jh-
rer in derſelben Companie geweſen acht vnnd vier-
tzig / nach Anzahl einer gantzen Karten / wie dann
ein jeder nach einem ſonderbaren Kartenblat ſei-
nen Namen gehabt hat . Jn dem ſie nun jhr Sach
angreiffen / begibt ſichs / daß etliche darunder er-
griffen vnnd gefangen werden / welche die andern
verrathen / daß ſie alſo all miteinander / außgenom-
meo einer / ( der Scheln Oberbub vnder jhnen ge-
C iij nannt)
nant ) in hafften kommen vnd gehengt werden . Da
nun der Scharpffrichter alſo das gefelte Vrtheil
exequiret / vñ ſie auffhengt / ſpricht er / er moͤchte ſehr
gern ſehen / daß er den Schelnoberbuben hette / da-
mit alſo die Kart am Galgen moͤchte gantz wer-
den / verhofft / er woͤlte jhn bald bekommen vnnd an
ſein gebuͤrende ſtaͤtt hencken . Der Schelnoberbub
ſtehet vnderm Volck / ſihet nicht allein ſein Geſell-
ſchafft hencken / ſondern er hoͤrt auch deß Scharpf-
richters Wort : Darauff ſagt er bey ſich alſo : ſehe
zu / daß ich nicht jrgent dich noch hencke . Was ge-
ſchihet ? Ohnlengſt hernacher kompt der Scharpff-
richter auff einen Jahrmarck in ſtattlichen Kley-
dungen / der Schelnoberbub erſihet jhn / gedenckt
an deß Scharpffrichters traͤwung / vnnd beſinnet
ſich / wie er jhm eines moͤchte einſchencken . Vnder
deß kompt ein ſtattlich Weib daher gegangen / ſo
allerhand einkauffet / vnd viel Gelt in einem Beu-
tel hat / das ſihet er auß / ſucht ſein gelegenheit / daß
er nicht allein der Frawen den Beutel heimlich
abſchneidet / ſondern auch dem Scharpffrichter
vnnermereket in die Hoſen ſtecket . Jn dem die
Fraw nun etwas fortgehet / kauffet / vnnd bezah-
len wil / gemiſſet ſie jhres Beutels : Sie fragt je-
derman darumb / ob nicht jrgend einer geſehen / wo
er moͤcht hinkommen ſeyn : Da tritt der Scheln-
oberbub herzu / vnnd ſagt jhr heimlich in ein Ohr /
Sie ſolt jhn nicht melden / ſo wolt er jhr anzeig ge-
ben / wer es gethan habe / dann er hab es außgeſe-
hen . Alſo folget ſie jhm allgemachlich nach . Da er
nun den Scharpffrichter ſihet / winckt er der Frau-
wen / dieſer hab jhren Beutel : Die Fraw ſagt zu
dem Scharpffrichter : Hoͤret jhrs guter Freund /
habt jhr auch jrgend einen Beutel von mir bekom-
men / iſt dem alſo / ſo bitt ich / ihr woͤllet mir den
mit Willen wider geben . Der Scharpffrichter
ant-
antwortet : Da behuͤt mich GOtt fuͤr / verſehet jhr
mich dann fuͤr einen Dieb : Es kompt endlich von
gelinden Worten zun harten / daß die Huͤtter ſich
darunder miſchen : Da nun der Scharpffrichter
ſich lang wehret / der Schelnoberbub aber fuͤr vnd
fuͤr mit wincken anhelt / bitt endlich die Fraw
die Huͤtter / daß ſie den Scharpffrichter beſuchen
ſolten : Das geſchihet / vnnd wirdt der Beutel bey
jhm funden . Hierauff nemmen ſie jhn in hafften :
Der Schelnoberbub macht ſich in die Stadt / gibt
ſich fuͤr ein Henckers Knecht auß : Weil nun eben
der Meiſter vmb angedentes Diebſtals willen
eingezogen worden / wirdt er angenommen . Als
nun der Scharpffrichter fuͤr vnnd fuͤr die That
verleugnet / die Herren aber gnugſamb bericht ein-
genommen / daß der Beutel bey jhm funden wor-
den / wirdt er auff die Tortur vnnd Peinlichfrag
erkennet / der new Scharpffrichter / nemblich / der
Schelnoberbub / ſpannet jhm dermaſſen die Sei-
ten / daß er fuͤr groſſer Pein die That bekennet /
ohn angeſehen / daß er vnſchuldig war .
Weil er nun die That bekennet / felleten die
Scheffen das Vrtheil / daß er ſolt gehenckt wer-
den . Alſo ward er hinauß zum Galgen gefuͤhret :
Da er nun oben auff die Leyter kompt / vnnd den
ſtrick vmb den Halß hat / ſagt der Schelnoberbub
zu jhm . Weiſſeſt du dich zuerinnern / als du die
Kartengeſellſchafft gehencket haſt / daß du ge-
ſagt / du verhoffeſt auch noch den Schelnober-
bub zu hencken / darauff ich dann geſagt : Sihe /
daß er dich nicht hencke / nun hat ſichs alſo be-
geben : Dann ſihe / ich bin der Schelnober-
bub / vnnd wil dich jetzund hencken : Vnnd mit
dem Wort ſtoͤſſet er jhn von der Leyter hinab / vnd
henckt jhn .
Weil aber Gott ein gerechter Richter / ließ er
C iiij diß
diß groß Bubenſtuͤck nicht vngeſtrafft : Dann als
er ſeiner gewonheit nach ferrner zugrieff / wirdt er
endlich gefangen genommen / vnnd da er auff die
Tortur kommen / vnd jhm dieſe boͤſe That eingefal-
len / hat er von Hertzen angefangen zu lachen / wel-
ches er dann allzeit gethan / ſo offt dieſes Buben-
ſtuͤcks vor Gericht gedacht ward . Jſt alſo nach ſei-
nem Verdienſt geſtrafft worden .
XXIV . Von eines Moͤrders letz-
tem Gebett .
D A ein Moͤrder jetzt mit dem Rad ſolt
hingericht werden / vermahnet jhn der
Hencker / er ſolt auff die Knie fallen / vnd
GOtt vmb Verzeihung ſeiner Suͤnden
bitten . Hierauff fengt der arme Suͤnder an zu ſa-
gen / das Gebett / ſo man fuͤr dem Eſſen pfleget zu
betten : Herr Gott Himmliſcher Vatter / geſegne
vns dieſe deine Gaaben / die wir von deiner milden
Hand zu vns nemen werden / durch Je ſum Chri-
ſtum deinen liben Sohn vnſern Herrn / Amen .
Weil diß Gebett nicht an ſeinem gebuͤrenden orth
geſagt ward / lacht jederman / vnnd ſagt / o du armer
Mann / du ſiheſt fuͤr dir die Krippen / darinn du
beiſſen mußt / deßgleichen das Rad / das dich vmb
dein Leben bringen wirdt / du aber beteſt / daß dir
dieſe Speiß wol moͤchte bekommen . Die Gaabe /
ſo du jetzund zu dir nemen wirſt / wirdt dir warlich
nicht wol bekommen / ſondern wirſt hieran den Tod
freſſen . Es iſt zu glauben / daß der arme Menſch
dermaſſen verſtuͤrtzt geweſen / daß er ſelbſt nicht ge-
wußt / was er gethan hat . Alſo hat zwar jeder-
man gelacht / aber doch hat jederman da-
neben groſz mitleiden mit jhm
gehabt .
Von
XXXV . Von einem Dieb ſo gehengt
worden .
Z V Hall in Sachſen ward einer Diebſtals
halben eingezogen / da er nun des Diebſtals
gnugſamb vberzeuget ward / ließ der Richter
jhm wol mit eſſen vnnd trincken warten / biß
er hingericht wuͤrde : Dann man gab jhm Gebra-
tens vnd geſottens / gut Bier vnd Wein . Als er
ſich nun ſaat geſſen vnnd getruncken hatte / ſagt er
zum Scharpffrichter / ſo bey jhm ſaß / Lieber Mei-
ſter / ich will diß ſtuͤck Bratens vnd dieſen Semmel
in meine Keippen ſtecken / dann ich nicht wiſſen kan /
wie wol der wirth auff den Abent gerathen moͤchte :
ſteckt alſo das eſſen in Sack . Der Scharpffrichter
ſagt : Wo meinſtu Diebshals dann / daß du auff
den Abend freſſen woͤlleſt ? Es ſoll kein ſtund dahin
gehen / ich will dirs verbieten .
XXXVI . Von einem Moͤrder vnd
einem Dieb .
Z Ween hirten werden auff ein Pfingſtag vn-
eins / vnd erſtachen einander : Der thaͤter wird
gefenglich angenommen vnd dem Schult-
heiſſen in der Statt zugeſtellet : Derſelb le-
ſet jhn in ein gefengnuß legen / darinn ein Kriegs-
knecht / ſo geſtolen hatte / gefangen ſaß . Der thaͤter
bate den Schultheiſſen / er wolt den Fuͤrſten ſeynt
wegen vnderthenig vmb verzeihung bitten / ſo wolt
er ſein Narꝛ werden / vnnd kurtzweilige boſſen bey
jhm reiſſen : Da doch derſelb ein arger Bub war /
vnd in allen boͤſen ſtuͤcken erſyffen . Der Schultheiß
ſagts jhm zu / wie ers denn auch den volgenden tag
C v dem
dem Fuͤrſten anzeiget . Der fuͤrſt lacht wol vff diſz
angeben / vnnd ſagt ich hab warlich Narꝛen gnug /
darumb darff ich diſes Narꝛen gar nit . Hat er das
fuͤnffte Gebott weder von ſeinen Eltern noch von
ſeinem Pfarherꝛ lernen woͤllen / ſo lerne ers nun von
Meiſter Petern / vnſerm Scharpffrichter . Alſo
ward er nach etlichen wenigen tagen mit dẽ Lands
knecht auß dem gefengnuß gethan / vnnd ward der
Kuͤhehirt zum Schwert / der Landsknecht aber zũ
ſtrang verdamt . Da nun der Gerichtſchreiber die
Diebſtuͤck / ſo er hin vnd wider begangen / nach ein-
ander laſe / vnd vnder anderm kame / wie daß er an
dem orth zwey koͤſtliche Pfert / vnd an dem orth vier
ſchoͤne Kuͤhe geſtolen hette . Der Gefangene Lands
knecht widerreds dem Gerichtſchreiber / vnnd ſagt :
Nicht eine Miet geſtolen / ick heff ſie nicht geſtolen
ſondern opp der buͤte grippen . Der Gericht ſchreiber
aber gab nichts auff die widerꝛede : laß in Articulen
fort / vnd letzlich ward das vrtheil gefellet / dz er han-
gen ſolte / vnd halff jn nit ſein vorwendung / er hette
ſie opp dem Buͤte grippen . Da man jn hinauß fuͤh-
rete zum Gericht / ſtelt er ſich vber die maſſen forcht-
ſamb / wiewol er ſich ſo viel vnd groͤſſer zuͤge geruͤh-
met hatte : Da doch der ander ſich mit gedult erga-
be . Deßwegen ſchaltẽ in der Pfarherꝛ / der ſcharpff-
richter vnd ander arme Suͤnder : Er aber ſprach zũ
Scharpffrichter : Ach min live Meiſter Beter lat
mick je nit fallen . Der Meiſter ſprach : Sorge nur
nit lieber Sohn Baſt / du ſolt mir nit entfallen . Der
arme Suͤnder ſprach : Lieber Baſtian / warumb biſt
du ſo weichmuͤthig / ſey getroſt / gedenck an die
Schlachten vnd Scharmuͤtzel / die du außgeſtanden
vnd ſterbe manlich : Sehe doch auff mich / ich hab
ein hertz im Leib / wie ein Filtzhut / daruber jederman
ahn fieng zu lachen : Alſo ward der ein gehencket / vnd
der ander enthauptet .
Ein
XXXVII . Ein Exempel des Spruchs /
per quæ quis peccat , per ea punitur .
Das iſt / womit einer ſuͤndiget / damit
wirdt er auch geplaget .
Sap. 11. v. 17 .
E Jn ehrgeitziger Moͤnnich ſtrebte hefftig
nach der Aptey / weil jhm aber ſolches nicht
gedeyen konnte / ſo lang der Apt lebte / ge-
denckt er jhn durch Gifft hinzurichten :
Deßwegen befiehlet er des Apts Jungen / weicher
ſeines Muthwillẽs halben fleiſſig geſtrichen ward /
er ſolte von dem Pulver / ſo er jhm hiebey zuſtellen
wolte / dem Apt allemahl vber die Schůſſeln zet-
ten / wan er eſſe / ſo wurde er jhn gar lieb bekommen /
vnd nicht mehr ſtreichen laſſen . Der Jung thut das
damit er nicht ſo ſehr moͤcht geſchlagen werden /
ſtrewet das halb theil auff die eſſen / das ander hal-
be theil hebt er auff . Balt ſtirbt der Apt / vnd komt
der ehrgeitzige Moͤnnich an ſeine ſtaͤtt . Nach dem er
nun den Jungen offtmals ſtreichen ließ / vnd haͤrter
hielt als der vorige / ſtrewet er jhm das ander theil
Pulvers auff die eſſen / vermeinet / er wolte alſo des
ſtreichens vberhaben werden . Auff dieſe weiß komt
der ehrgeitzige Moͤnnich eben durch das Pulver
vmb ſein Leben / damit er zuvor den Apt darumb
bracht hatte / bleibt derwegen bey dem / wo mit
einer ſuͤndiget / damit wird er auch
geplaget .
Von
XXXVIII . Von einem Schuſter / vnd
Kraͤmer zu Marpurg .
V On Marpurg zoge ein Schuſter nach
Dreiß auff den Marckt mit Schuhẽ / vn-
der deß / das er zu Dreis iſt / wird einer zu
Marpurg gehencket : Hierumb weiß nun
der Schuſter nichts / derwegen / da er muͤde iſt / ge-
het er bey das Gericht / vnd ruhet ein wenig . Ohn
lengſt kompt auch ein Marpurger Kraͤmer daher
gegangen / der weiß nichts davon / daß der Schuſter
da ligt / vnnd ſagt zu dem / ſo war gehengt worden .
Nun / wiltu mit in die Statt / ſo komm ſo balt da-
her . Der Schuſter / welcher wegen Finſterniß den
Kraͤmer nicht ſahe / meinet jhm were hiemit ge-
ruffen worden / ſagt / ja / ich will mit gehen / wartet
ein wenig / nimpt alſo die ſtangen / darauff er die
Schue trug / vber die Achſeln / vnd macht ſich auff
die Straß . Nach dem nun der Kraͤmer nicht allein
eines Menſchen Stimm / ſondern auch das ge-
reuſch der Schue hoͤret / meinet er anders nicht / als
der Dieb hette geantwortet vnd folgte jhm nach /
deßwegen reiſt er auß / ſo geſchwind er mag . Diß
nimpt der Schuſter acht / vnnd folget gleichfalß ge-
ſchwind hernach / vnd ruffet bißweilen / hoͤrt jhrs /
lieber man / wartet / hoͤrt jhrs nicht / ſtehet doch ſtill .
Je mehr nun der Schuſter rieff / jo mehr der Kraͤ-
mer lauffet / meinet anders nicht denn der Dieb jage
jhm nach . Alſo lauffen ſie in die wett mit einander /
endlich kommen ſie beyde ans thor / welches ſchon
verſchloſſent vnd muſt alſo der Kraͤmer des Schu-
ſters wider ſeinen willen warten . Weil aber da-
mals der Mond auffging / vnd anfing zu ſcheinen /
ſihet der Kraͤmer den Schuſter / vnd kennet jhn .
Der Schuſter ſagt zum Kraͤmer / Gevatter / was
die
die druͤß iſt das / daß jhr mich anſprechet / ich ſoll
mit euch gehen / vnnd lauffet darnach ſo geſchwinde
davon . Seht / mit iſt ſo warm worden / das ich vber
all ſchwitze . Der Kraͤmer ant wortet : Seyt jhr dan
jrgent beym Galgẽ geweſen / daran einer vor dreyen
tagen gehengt worden : Jch hab euch nicht geſehen /
ſondern hab zum Dieb geſagt ſchertzweiß / ob er mit
mir in die ſtatt zihen wolte . Da jhr aber geantwor-
tet / hab ich gemeinet / der Dieb hab alles daß ge-
than / was ſich mit euch biß daher zugetragen . Da-
her hab ich ſolchen ſchrecken bekommen / das ichs
nicht gnug ſagen kann : Jch bin offtmals gefallen /
vnd hab als dann jederzeit gemeinet / das Geſpenß
werff mich wider die Erden . Nach dem nun das
thor eroͤffnet worden / zeugt einer mit dem andern
heim / vnd trincken biß an lichten Morgen mit ein-
ander . Als aber diß ſach auß vnder das Volck
kommen / ward der Kraͤmer vbel vexiret / das er ein
ſo tapffer vnd gehertzter man ſeyn wolte / vnd ſich ſo
leichtlich forchtete .
XXXIX . Von einem Bawern von
Honen vnd einem Dieb / ſo gehengt
worden war .
Z V Honen war ein reicher Bawer / welcher
auch die gemeine Herberg verwaltete dẽ hatte
ein Dieb ſein Pferd geſtolen / deswegen trach-
tet er jm fleiſſig nach / leſt jn endlich in hafften
nehmen vnd an Galgen hencken . Nach dreyen ta-
gen / als er gehengt worden / zeugt der Wirth ſampt
etlichen ſeinen Nachbarn in Walt / in willens /
Holtz zu holen : Da ſie nun bey das gericht kommen /
bey welchem ſie nah hin zihen muſten / ſagt der
wirth zu dem ar men ſuͤnden . Da hengk nun / du
ſchel-
ſchelmiſcher Dieb / da hengk vnnd fuͤtere die Raben /
das heiſt / ſtiel Geul . Er hatt kaum dieſe wort auß-
ger e d / da ſpringt der arme / oder viel mehr der Teu-
fel in ſeiner geſtalt herunder auff des wirths wagẽ
vnd plewt jn wol mit Feuſten ab / tritt jhn auch mit
Fuͤſſen / alſo / daß er Gott vmb huͤlff anruͤffet / Da er
jhn nun wol abgekehrt hatte / fuhr er mit einem ge-
reuſch wie ein wind wider an Galgen / vnd thet an-
ders nit / als ob er ſich regte . Zu Honen leben noch
glaubwuͤrdige Leuth / welche es mit jhren Augen
geſehen . Daher ſehen wir nun / daß man mit denen
welche jhre Straff gelitten / gar keines wegs ſpot-
ten ſoll .
XLIII . Von einem Dorff Prieſter vnd
Ehebrecherin .
E Jn Prieſter war in einem Kindbett / vnd er-
zelte zum theil auß H. Schrifft / zum theil be-
weiſt er auch mit Exempeln / wie hefftig die Wei-
ber ſich verſuͤndigten / welche mit jren Maͤnnern
nicht zu fr i eden weren / vnnd mit andern gemein-
ſchafft hielten / das hoͤrt ein Weib / ſo zu Gevattern
geſtanden / vnd bedauchte / daß ſie mit dieſen worten
auch were troffen worden / ſagt derwegen : Ehr-
wuͤrdiger Herꝛ / ich moͤchte wuͤntſchen / daß kein hur
were / es wuͤchſe jhr ein horn zur Stirn herauß / dar-
mit man ſie kennen vnd von andern redlichen Wei-
bern vnderſcheiden koͤnnte : So balt ſie diß geredt
hatt / macht ſie ein Creutz an die Stirn vnd Bruſt /
vnd ſpricht : Aber Gott behuͤte mich . Damit bekant
ſie / daß ſie zwar mit dieſer Suͤnden behafftet were
aber GOTT bate ſie / daß er derenthalben
jhr kein Horn wolt wachſen
laſſen .
Von
XL. Von einem Blutſchender / ſo ſich
ſelbſt verklagt .
E Jner begehet Blutſchand / vnd gerewet jhn
dieſelbe hierauff ſo ſehr / daß er ſich ſelbſt der
Obrigkeit anzeigte . Da man jn nun hinauß
fuͤhrte / ſagt er zum Prieſter / der jn troͤſtete :
Herꝛ / wie hoch meinet jhr / daß ich mein Leben loͤſen
wolte / wenn es mir geſtattet wuͤrde ? Der Prieſter
ſagt / er wuſte es nit / darauff ſagt der Suͤnder : Jch
wolt mein Leben nit mit einem Pfennig loͤſen / wen
ichs gleich koͤnnte . Jch dancke Gott von grund mei-
nes hertzens / das ich zum tod gefuͤhrt werde / vnnd
meine verdiente ſtraff leide / damit ich alſo von der
vnleidlichen qual des gewiſſens moͤge erlediget wer
den . Jch glaub / daß Gott mir die ewig ſtraff erlaſen
wird wegen ſeines viel geliebten Sohns / der vmb
meinet willen geſtorben iſt . D. Simon Pauli in expli-
cat . hiſtoriæ ſupplicis D. N. I. C. pag. 391 .
Ambroſius .
Es iſt kein ſchwerer ſtraff / als wenn das gewif-
fen verwund iſt .
Bernhardus .
Das gewiſſen iſt wie ein Beth der Seelen / dar-
auff der Menſch entweder Ruhe oder qual hat .
Dan wir ſehen das ein geſunder Menſch ruhe auff
ſeinem Beth hat / ein Krancker aber hatt qual auff
ſeinem Beth . Alſo ein frommer Menſch ruhet in
Gott geruͤhiglichen in ſeinem gewiſſen : Ein Gott-
loſer Menſch aber der wird in ſeinem gewiſſen ge-
quelet . Dann es iſt kein groͤſſer vnd beſchwerlicher
ſtraff als ein boͤß gewiſſen / welches fuͤr vnd fuͤr ge-
naget wird .
Baſilius.
Baſilius .
Das gewiſſen iſt gleichſamb ein Naturlich er-
k entnus / ob etwas zu thun oder zu laſen ſey .
Georg . ſuper Ezech . Hom. 9.
Jn allem dem / was geſagt wird / ſollen wir all-
weg ſtill ſchweigendt zu ruͤck zu vnſerin ſinn vnnd
gemuͤth lauffen vud den innerlichen zeugen rath-
fragen . Dann was hilffts / wann jederman lobet /
vnd das gewiſſen anklagt ? Oder was wird es koͤn-
nen ſchaden / wen gleich alle abred thun / vnnd allein
das gewiſſen ſolches verthediget .
XLI. Von einem Rauber .
J N Teutſchland kehret ein Rauber in einer
Herberg ein / vnnd ſetzet ſich vnder andere
Gaͤſte : Es war aber weder dem wirth /
noch auch den Gaͤſten ſeiner miß handlung
etwas bewuſt : Vnder dem eſſen begab ſichs / daß
ein ſtuͤckleins fadens von der wiechen herunder
hing / vnd das vnſchlet am Liecht zerſchmeltzte / das
ſahe der wirth vnd rieff / Ein Rauber / ein Rauber /
greifft zu : Damit wolt er die Gaͤſt vermahnen / daß
ſie ſolten den ſchedlichen faden außleſchen / auff daß
er nicht das Liecht gantz vnd gar verderben moͤch-
te . Was geſchihet aber ? Der Rauber meinet / er ſey
verꝛathen worden / deßwegen aͤngſtigen jhn die ge-
wiſſen dermaſſen / daß er davon laufft / ſo geſchwind
er mag .
D. Georg . Serigenitius Homel . de Conſcient .
10. pag. 76.
Von
XLII . Von einem Ehebrecher .
E Jn Prediger ſtraffet offentlich in der Pre-
digt einen Ehebrecher / er aber beſſert ſich
gar nit hierab / ließ es zu einem Ohr ein vnd
zũ andern wider auß gehen . Hierauf fengt
der Prieſter jhn nochmals zu ſtraffen an / vnd ſagt :
Jch hab dich vngezaͤmten Ochſen hiebevor zum
offtermahl vermahnet / du ſolteſt dich an deinem ehr-
lichen Weib benuͤgen laſſen / vnd dem ſuͤndlichen le-
ben der vnzucht abſaͤgen . Aber alles was ich biß da-
her gered / hab ich einem Stein geſagt / vnd du haſt
mein trewlich vermahnen zu einem Ohr ein vnnd
zum andern wider aͤußgehen laſſen / vnnd begereſt
dich alſo keines wegs zu beſſern . Meineſtu mir ſey
dein newe vnzucht vnd Ehebruch verborgen ? War-
lich du jrꝛeſt dich : Dann es iſt mir alles mehr als
zu viel offenbar . Weil ich dann nun ſehe / dz du dich
keines wegs beſſern wilt / ſo muſt ich zu einem har-
ten knoden einen harten keil brauchen / nimpt mit
den worten einen Stein auß dem Ermel / vnnd
ſpricht / hoͤrſtu geſell / mit dieſem Pfeil will ich dich
ſchieſſen / dan ich ſehe wol wo du ſteheſt / das ich dich
ohn muͤhe wol mit dieſem Stein getrawe zutreffen .
Hebt den ſtein hiemit auff / als ob er jtzt auff jhn wer-
fen wolte . Von ſtund fallen auff zwantzig Burger /
ſo vmb jhn her ſtehen / zu ruck / vnd meinet ein jeder /
er hab jhn werffen wollen / vnd lauffen mit einander
zur Kirchen hinauß . Da der Prieſter diß ſihet /
ſpricht er / behuͤt Gott was ſehe ich ? Jch hab ge-
meinet / es ſey nur einer vorhanden / ſo ehebruch be-
gangen / ſo befind ich auch dieſem flihen / das ſie vaſt
all mit einander Ehebrecher ſindt . Diß muß
man dem boͤſen gewiſſen zu-
ſchreiben .
D D. Bern-
D. Bernhardus .
Das boͤß gewiſſen iſt ſelbſt zeug / Richter / vnd
Peiniger vnſerer Suͤnden. Dz boͤß gewiſſen klagt
an / ſtraffet vnd verdam̃et . Ob es ſchon ein zeit lang
hinder haͤlt / ſo wird es doch auff ein zeit herfuͤr kom-
men / vñ ob es ſchon ſich niemals zuvor merckẽ laſen
ſo wird es doch in todsnoͤthen zuhanden ſtehen als
tauſent zeugen / vnd wird als dann anklagen / ver-
dammen vnd ſtraffen / das boͤß gewiſſen iſt gleich-
ſamb ein Goͤttlich zengnus / in der Menſchen ge-
muͤth eingetruckt / daß die widerſpennigen / vnge-
horſamen vnd Halßſtarꝛigen am zukuͤnfftigen Ge-
richt werden geſtrafft werden .
Alvarus lib. de planctu eccleſiæ .
Gleich wie ein Liecht oder Lucern in ein Hauß
geſetzt wird / daß man moͤcht ſehen vnd vnderſcheiden
die ding / ſo im Hauſſe ſind : alſo hat Gott das gewiſ-
ſen mitten ins Hertz / Seelen oder vernunfft geſetzt /
gleich als ein Liecht / damit die Seel mochte vnder-
ſcheiden / was zu thun vnd zu laſſen ſey .
XLIII . Von einem Bawern / ſo Dieb-
ſtahlbegangen .
E Jnem Bawern ward auff ein zeit ein ket-
ten geſtolen / der Dieb aber / ſo es gethan
hatte / war jm bekant / doch mocht er jm kei-
nen ſchandflecken anhengken / bitt deßwe-
gen den Paſtor / daß er den Dieb auff der Cantzel
vermahnen wolt / die Ketten von ſich ſelbſt wider
zugeben . Diß geſchihet : Aber er thut nichts hier-
umb / meinet anders nicht / dann es ſey niemand be-
wuſt / wer das gethan habe . Der Prieſter betroͤwer
wo er ſie nicht werde wider geben / ſo wolt er jn mit
namen nennen . Diße troͤwwort woͤllen abermals
nichts
nichts bey jhm wuͤrcken . Alſo / demnach der Pfar-
herꝛ wider in die Kirchen gehet / nimpt er ein Arm-
bruſt mit ſich hinein / vnd leget das heimlich an ein
orth : Da er nun die Predigt gethan hatte / zeucht er
das Armbruſt herfuͤr / legt einen Boltzen drauf / vnd
red den Dieb alſo an : Du Gottloſer Dieb / ich hab
dich offt vermahnet / du ſolteſt die Ketten freywil-
lig wider geben / weil du es aber nicht gethan haſt /
will ich dich vnd deinen Diebſtal bekannt machen /
richtet damit dz Armbruſt auff den Dieb zu / als ob
jm derſelb bekannt ſey . Da derſelbe nun / der jm vbe /
bewuſt war ſahe / daß der Bogen auff jhn gezielet
ſtunde / macht er ſich eilends davon / das Volck fing
an zu lachen / daß ſich der Dieb ſelbſt verrieth / den
man zuvor nit gekennet hatte . Dieſes hat gleichfals
das boͤß gewiſſen gethan .
D. Chryſoſtoinus Homil . 8. ad populum
Antiochenum .
Das iſt der Suͤnder art / dz ſie alle ding fuͤr ver-
dechtig halten / ſich fuͤr einem jeden gereuſch ent-
ſetzen / vnd meinen / es werde jhnen zuentgegen ſeyn .
Daher koͤmts / daß ſolche gemeiniglich dafuͤr halten /
das Predigamt handele inſonderheit von jhrer Per-
ſon / vnd wo zwen oder drey bey einander ſtehen / ſol-
che haben von niemand anders als von jhnen zu re-
den . Alſo ſehen wir / daß die Suͤnd ein ſolch ding
ſey / welche ſich verraͤth / wann ſchon niemandt ſie
verweiſet oder an tag gibt / daß ſie ſich verdammet /
wan ſchon niemands anklagt / ſie macht daß ſich der
Suͤnder entſetzet vnd forchtet / da die Gerechtigkeit
das gegenſpiel thut . So hoͤr nun wie die H. Schrifft
dieſes forchtſamkeit vnnd jenes libertet vor augen
ſtellet . Der Gottloß fleucht da jhn niemandt
jagt . Wen fleucht er dann / da jhn niemandt jagt ?
Jnwendig hat er das Gewiſſen / das klagt an /
D ij daſſelb
daſſelb traͤgt der Suͤnder hin vnd wider mit ſich /
vnd gleich wie einer jhm ſelbſt nit entlauffen kan / al-
ſo wird er durch das gewiſſen gepeiniget / er gehe
hin / wohin er woͤlle . Aber ſo iſt ď gerechte nit . Wie
iſt er dann ? Der Gerechte iſt wie ein Loͤw / vnnd
ſetzt ſein vertrawen gewiß . Alſo war Helias / da
er den Koͤnig ſahe zu jhm kommen vnd ſagen : Biſtu
der / ſo Jſrael verwirt / antwortet der Prophet / Jch
hab Jſrael nit verworꝛen / ſondern du vnd deines
Vatters Hauß .
XLIV . Von einem Gottloſen
Bawren .
E Jn Gottloſer Bawr wird auff ein zeit mit
einem geringen Feber angegriffen / ſolch
ſchwachheit macht jhn dermaſſen vngedul-
dig / das er ſagt : Will mich Gott / der Him-
mel vnd Erden erſchaffen hat / nit zu ſich holen / ſo
hole mich aber der Teuffel / damit ich nur auß diſem
Creutz vnd ſchwachheit komme . Ohn lengſt hernach
wird der boͤſe Bub wider geſund / gehet in Garten /
ſo am Hauß lag / ſteiget auff einen Kirß Baum vnd
iſſet kierſſen / damit er ſich moͤchte erlaben . Da er a-
ber kaum auff den Kierßbaum kommen / vnd ein
Kirſſen oder zwo geſſen hat / da felt er vom Baum /
wird todt ins Haus getragen / vnd iſt jhm weder ein
Arm / noch ein Bein / noch ein ſchenckel / noch ein
Ripp / noch der Halß zerbrochen . Viel Leuth hielten
dafuͤr / weil er ſich in ſeiner Schwachheit dem Teu-
fel ergeben vnnd holen heiſſen / der hette jhn
vom Baum geworffen .
Von
XLV. Von einem groben Bawren / wel-
cher einen hochgelerten Mann / P. M. ba-
te / daß er ſeinen Sohn in zwoen ſtunden
das Pfaffenhandwerck lehren
wolte .
Z V einem hochgelerten Mann / den nicht
allein Teutſchlandt / ſondern gantz Europa
wegen ſeinen ſchrifften ehren ſoll / kom̃t auff
ein zeit ein grober Bawr / bringt mit ſich ſeinẽ
eintzigen Sohn / vñ ſagt alſo : Gott gruͤs euch Herꝛ /
wz duncket euch vmb diſen jungen Geſellen ? Wie
gefellet er euch ? Jſt er nit ein feiner Knecht ? Der
fromme P. fragt jn / wem er zu ſtuͤnde . Der Bawer
antwortet / was fragt jhr viel / er iſt mein / vnd das
jhrs wiſſet ſo iſt er mein einiger Sohn / derwegen
wir jn ſehr lieb haben . Vnd wie wol er viel Aecker /
wieſen / Gaͤrten / vnd ſtreuch hat / deßgleichen Viehe
vnd Gelt / dz vns der liebe Gott beſcheret hat / ſo kan
man jn doch nit dahin bringen / das er ſich zũ Acker-
gang begeben will / darumb hab ich jhm gerathen / er
ſolte ein Handwerck lernen / denn daſſelb / wie man
im gemeinen Sprichwort ſagt / hab einen gulden
boden . Aber / weil er von Kindt auff in die Schuel
gangen bey vnſerm Opperman / vnnd wol geler-
net hat / ſo veracht er alle handwercker / vndbegeret
nichts anders zu lernen / als dz Pfaffenhandwerck .
Weil ich dã weiß / daß auß allẽ Landẽ leut zu euch
zihen / vnd von euch entweder die artzney / oder das
recht / oder dz Predigen lernen / ſo wil ich euch fleiſig
vmb Gottswillen gebeten haben / lehret doch mei-
nẽ Sohn auch dz Pfaffenhand werck : Doch will ich
nit haben / das jhr jhn ein Jahr oder zwey ſolt hie
D iij behalten/
behalten / ſondern ein ſtund oder zwo / oder ja auffs
meiſt drey / vnd daß er darnach wider mit mir heim
zihe / dan wir haben jn ſo lieb : daß wir vnſers rech-
tens nicht han / wann er nicht im Hauß iſt / vnd vns
ſtettigs fur augen gehet : Dagegen will ich euch zu
verehrung geben dreiſſig Reichsthaler . Der gut
Herꝛvernahm des Bawern wunderliche grobheit /
vnnd ſahe fuͤr gut an / daß man jhn billich hier-
umb ſtraffen ſolte : Hieß jhn nider ſitzen / vnd be-
fahl dem Sohn / er ſolt ein Capitul oder zwey auß
der Bibel leſen / welches er dann thut : Da das nun
geſchehen / ſpricht er / ja / lieber Sohn / wann du wilt
ein guter Prediger werden / ſo muſtu diß Buch tag
vnd Nacht leſen vnd außwendig lernen : Vnd da er
fort reden wolt / ſagt der Bawr / Herꝛ / mein Sohn
hat den Syrach mehr als ſechß mahl auß geleſen :
So kan er auch nicht allein den Catechiſmum Lu-
theri / ſondern auch etliche Pſalm en Davids auß-
wendig . Der Herꝛ hieß jhn etliche Pſalmen Davids
vnd den Catechiſmum Luther i he r ſagen . Er thuts :
Der Herꝛ lobt ſeinen fleiß vnd ſprach / eines iſt noch
von noͤthen / damit er die Predigtkunſt balt faſſe /
das muß er brauchen / gibt jhm etliche Purgirende
Pullulen / davon er den andern tag einnehmen wol-
te / vnd ſagte : er ſolt ſie ſchlingen . Dieſelbe ſchlingt
er ſehr geyerlich / nachmals aber klagt er / ſie weren
ditter / ſtellt ſich anders nit / als ob er vor ekel ſpeyen
wolte . Da nun der Herꝛ ſihet / daß er ſie all ge-
ſchlucket hatte / heiſſet er Vatter vnnd Sohn mit
einander heimgehen / vnd befihlet dem Sohn / er ſolt
biß auff den Abend kein biſſen eſſen / noch auch ein
ein tziges troͤpfflein trincken / ſolt auch ſein Netz nit
gehen laſſen / noch ſonſt ſeines Leibs notturfft
verrichten / biß er heim keme / alſo wurde er die Pre-
d ig tkunſt faſſen vnnd behalten . Da der Bawer
das hoͤret / ſagt er : Hoho / hoho / nun bin ich alſo froh /
als
als ob ich im Himmel were / zelet dem Herꝛn dreiſ-
ſig thaler dar / vnnd begab ſich ſo balt mit dem
Sohn auff die Straſſen . Der Herꝛ befihlet jhm
nochmals er ſolt ja zuſehen / daß er das / ſo er geſſen /
nicht jrgent durch auß werffen / oder dergleichen
wider von ſich gebe / ſonſt wurde er nimmermehr
zum Predigamt kommen . Der Sohn gibt jhm die
Hand darauff / er woͤlle folgen / ſteiget auff ſeines
Vatters wagen / vnd fehret mit Freud vnd frolocken
heim zu . Der gelerte Herꝛ aber nahm die dreiſſig
Reichs thaler / ſo jhme der Bawr geben / vnd theilet
ſie vnder arme ſtudenten . Da nun der Bawr aufs
Feld kame / kont er kaum ein ſtund fahren / der Sohn
bat jhn / daß er jhn wolt laſſen abſteigen / dan er mu-
ſte ſich der Natur nach verhalten . Der Vatter
aber ſchlegts jhm ab / heiſt jhn hart zu halten / damit
er nicht das Pfaffenhandwerck vnd die dreiſſig tha-
ler zugleichen verſchieſſe . Der Sohn leſt ein zeit-
lang bleiben / doch rufft er bald drauff / ach Vatter /
Vatter / wie hoch hab ichs von noͤthen . Der Vatter
ſagt abermals / er ſolt bedencken / was der Herꝛ ge-
ſagt habe / ſolt zuſehen / vnd veſt halten . Ohn lengſt
hierauff ſagt er / Ach Vatter / Ach Vatter / ich
ſcheiß / ich ſcheiß / vnd leſt alſo alles in die Hoſen
kommen . Der Bawer zornet mit jhm / ſagt : Was
den Teuffel ſoll das ſeyn ? Was haſtu nun ge-
gemacht ? Nun haſtu mir dreiſſig thaler / vnd
dir das Pfaffenhandwerck ver-
ſchiſſen .
N iiijVon
L. Von gemeltem Herꝛn .
A Ls man zehlt 1577 . Zog er auff das Collo-
quium zu Wormbs / bleib ein tag oder zween
in einer vornehmen Reichs Statt ſtill ligen /
ob ers von ſich ſelbſt gethan / oder ob jhn ſeine
Gefehrden hierzu erbetten / kan man nicht wiſſen .
Da nun diß den Herꝛn in der Statt angezeiget
worden / kerten ſie fleiß an / ſolchem trefflichen man
ehr zu erzeigen . Weil es aber damals ein Feſttag
war / lieſſen ſie die Glocken durch die gantze Statt
gehen / meinten / ſie woͤllen jhm vnnd ſeinen Colle-
gen hiemit ein groſz Ehr vnd gefallen thun . Auff
den Abend ſagt einer auß dem Rath zu jhm / der
hiebevor bey jhm ſtudirt hatte / Herꝛ Preceptor / wie
hat E. E. vnd hoch gelerten gunſten heut vnſer Ge-
leut gefallen ? Sindts nicht auſzbuͤndige herꝛ-
liche gute Glocken ? Haben ſie E. E. vnd H. G. nicht
tapffer in die ohren geklungen ? Mich duncket bey
dem ſteinern Steffen / ich ſey im Himmel ſo offt ſie
hoͤre dermaſſen in der lufft daher klingen vñ ſingen .
Ach das Hertz lacht mir im leibe . Diſz redt er daher
mit hoch trabenten worten / meinet / dieſer hochge-
lerte Mann wurde ſie gar in Himmel heben / vnnd
ruͤhmen / wie im die Glocken ſo wol gefallen hetten .
Aber der Herꝛ antwortet anders / ſagt groſſe Nar-
ren muſſen groſſe ſchellen haben . Als der Raths
Herꝛ gar ein vnverhoffte antwort vberkommen /
ward er ſchamroth / vnnd wolt den gantzen
Abend der Glocken nicht mehr ge-
dencken .
Von
XLVI . Von D. Martin Luthern / Phi-
lippo Melanchthone vnnd andern
Saͤchſiſchen Theologen .
Z V Torgaw kamen auff deß Fuͤrſten Befehl
etliche Hochgelehrte Doctores der heiligen
Schrifft ins Pfarherrs Hauß zu ſammen /
vnd ſolten daſelbſt vber etlichen hochwichti-
gen Sachen ſich vnderreden . Dann vnſer Wider-
ſacher ſetzten vns damals hart zu / wolten vns den
Frieden / darumb die vnſerige vielmal vnderthaͤnig
gebeten / mit einer Goltwagen darwigen / in maſ-
ſen ein hohe Perſon geſagt / welches den vnſere
Fuͤrſten vnd Lehrer hoch bewegt . Derwegen wuͤr-
den etliche Doctores nach Torgaw / da dann deß-
mals die hoffhaltung was / zu ſammen beſchrieben /
zuberathſchlagen / was zu thun vnnd zu laſſen ſey .
Die groſſen Herren vnd Helden / die jetzund in der
ſicherheit frech vnd muͤtig ſind / ſollen bedencken / in
was fehrlichkeit man damals geweſen ſey . Dann /
daß man der Traͤuwort geſchweige / ſo vnderſtun-
den die Widerſacher ſolche ſachen gegen vns fuͤr-
zunemen / daß mans nicht gnugſamb melden kan .
Vnd ob gleich etliche Fuͤrſten damals das anſehen
hattẽ / als daß ſie gehertzt vnd vnuerzagt waren / ſo
waren doch andere nit alſo geſinnet : Alſo fiel den
Lehrern hieruͤber die Sach ſehr beſchwerlich / vnd
war jhnen hoch bedencklich / deßwegen ſie von dem
einigen Allmechtigen GOtt huͤlff baten / hofften
vnd erwarteten . Endlich / da ſie Gott alſo angeruf-
fen / vnd alſo ein langes Geſpraͤch gehalten hetten /
ward Philippus muͤd / ſtehet trawriges Muths
auff / dann er ward durch einen Botten hinauß ge-
fordert / vnd gehet in die Stuben / darinn etliche ar-
me Weiblein waren / nemblich deß Pfarherrs vnd
D v beyden
beyden Caplan Weiber mit den Kindern / deren
etliche lagen an den Bruͤſten / etliche betteten jhren
Muͤttern . Philippus ſtehet hiebey / vnnd hoͤret mit
veꝛwunderung vnd beluſtigung / wie er dañ zu thun
pflegte / was die Kinder / ſo anfiengen zu reden / fuͤr
Gebett theten / vnd erinnert ſich deß Spruchs / auß
dem Mund der jungen Kinder vnnd Seuglingen
haſtu dir ein Macht zugerichtet : Vnnd ſonderlich
bewegt jhn das / daß deß einen Diaconi Weib ein
Kind ſeuget / ſchneid jhrem Herꝛn gelbe Ruͤben zum
morgen eſſen / vnd hoͤret dem andern Kind darauff /
wie es betet / vnd Gott anrieff : Darauff ſagt er / O
der drey heilige vnd Gott angeneme Arbeit . Da
er diß geſehen / ward er in ſeinem Hertzen geſterckt /
gehet wider froͤliches Angeſichts zu dem Kirchen-
roth. D. Luther fragt jhn alſo / Herr Philippe / was
iſt euch widerfahren / daß jhr trawriges Muths
ſeyd von vns gangen / vnnd kompt wider ſo froͤlich
zu vns . Er antwortet : Laßt vns nicht kleinmuͤtig
ſeyn / dann ich hab jetzt Leut geſehen / die fuͤr vnns
ſtreiten vnd beſchuͤtzen werden / vnnd die gegen alle
Gewalt vnuberwindlich ſeyn vnd bleiben werden .
D. Luther fragt / wer dann die ſtarcke vñ tapffere
Fuͤrſten vnd Kriegsleut ſeyn werden ? Philippus
antwortet / vnſer Pfarherr vnnd Caplan Weiber
vnnd kleine Kinder / deren Gebett ich jetzt gehoͤret
hab / dann GOtt wirdt ſeine Ohren gegen ſie nicht
verſtopffen : Dann vnſer Himmliſcher Vatter hat
ſie noch nie verachtet / vnnd wirdt ſie auch / wie wir
hoffen / hinfuͤro nicht verachten . Dieſe rede haben
ſie fuͤr ein gut vnd gluͤckſelig Zeichen gehalten / vnd
werden in jhrem Hertzen hierdurch geſtercket / wie
dann jhr rath durch GOttes Gnad der Kirchen
heilſam / vnd die truͤbſaln vnd beſchwerungẽ / ſo ſich
mercken lieſſen / hat Gott gnedig gelindert vnd ge-
mindert .
Von
XLVI . Von einem einfeltigen Weib .
E Jnes Zimmermanns Weib war zu Ho-
nen / welches zwar ehrlich / aber ſonſt vnge-
ſtalt / faul vnd einfeltig war . Auff ein zeit
ſtarb dieſem Weib ein Kuhe : Da nun der
Meiſter ſolche hinauß fuͤhrẽ ließ / weinten die Kin-
der ſehr . Die Mutter wolt ihr Kinder troͤſten / vnd
ſagt : Ach ſeyd zu frieden liebe Kinder / vnd weinet
nicht / wir muͤſſen all den weg gehen . Der Meiſter
ward zornig vnnd ſprach : Du ſcheußliche Figur /
meynſtu dann / du werdeſt auch gleich wie diß Aaß
hinauß geſchleifft / vnbegraben ligen / vnnd von den
Raben gefreſſen werden : Meinſtu / dein Seel wer-
de zu gleich mit dem Leib ſterben / vnnd zu nicht
werden / wie dieſer Kuhe Seel ? Glauſt du nicht /
daß du mit dieſem deinem Leib am Juͤngſten tag
wider aufferſtehen werdeſt ? Was die druͤß iſt das
fuͤr ein Troſt / den du deinen Kindern gibſt ? Ge-
he hin an Galgen / hiemit ſolteſt einen mehr ver-
zagt / als getroſt machen .
XLVIII . Von einem Fuͤrſten vnd
Graffen .
E Jn Graff kompt auff ein zeit zu einem Fuͤrſten /
wolt deſſen Kath in einer hochwichtigen Sach
brauchen . Der Fuͤrſt behelt jhn lange zeit bey ſich /
tractirt jhn trefflich / gibt jhm nicht allein rath vor
ſein Perſon / ſondern leßt auch noch ſeine Raͤthe
ſich hieruͤber berathſchlagen . Ob nun wol der Fuͤrſt
meynte / er wuͤrde numehr / weil er ſich wol mit rath
verſehen hette / wider anheim ziehen / ſo bleib er doch
zu Hoff fuͤr vnd fuͤr / vñ hat darzu nit wenig Diener
bey ſich / welches endlich den Fuͤrſten verdroß . Alſo
gedacht er nun ſein vnuerſchamt weſen zu ſtraffen /
deßwegẽ ſchickt er deß abẽds etliche ſeiner Caͤm̃erer
zu dem Graffen / ließ jm ein gute nacht wuͤnſchẽ / vñ
bitten
bitten / daß er mit jhrer F. G. deß andern Tags deß
Morgens die Suppen zu guter nacht vnnd valet
eſſen wolte . Der Graff merckte / daß er lenger bey
dem Fuͤrſten geblieben were / als ſich geziemet / ſagt
zu / er woͤlle mit jhrer F. G. die Morgenſupp eſſen .
So bald aber der Morgen kam / befihlet er ſeinen
Dienern / ſie ſolten die Pferd ruͤſten : Vnder deß
ſchreibet er an den Fuͤrſtẽ / ſagt jm zum theil wegẽ
ſeines Raths / zum theil wegen der empfangenen
Wolthaten danck / gab ſich auff die Straſſen / ſo
bald der tag anbrach / vnnd wartet nicht auff deß
Fuͤrſten Suppen .
Salomon Prou 25. v 17 .
Entzeuch deinen Fuß vom Hauß deines Nech-
ſten / er moͤchte dein vberdruͤſſig vnnd dir gram
werden .
Poeta .
Poſt tres ſæpe dies vileſcit piſcis & hoſpes .
Das iſt /
Offtmals wirdt ein Fiſch vnd ein Gaſt vnacht-
ſamb .
Plautus in milite glorioſo , Act. 3. Scen . 1.
Hoſpes nullus tam in amici hoſpicium diuerti
poteſt ,
Quin vbi triduum continuum fuerit , iam odio-
ſus ſiet ,
Verum vbi dies decem continuos ire ad eundem
inſtat ,
Tametſi do minus nõ inuitus patitur , ſerui mur-
murent .
Das iſt /
Es kan kein Gaſt zu einem ſolchen lieben freund
kommen / daß / wann er drey tag an einander bey jm
bleibet/
bleibet / er nicht verhaßt wirdt . Aber wo er zehen
tag aneinander zu jhm gehet / vnnd jhn gleich der
Herr nicht vngern ſihet / ſo aͤfftern vnd raucken doch
die Knecht daruͤber .
Tibullus .
Ne ſimus nimium ſtultorum more moleſti .
Das iſt /
Wir ſollen nicht zu viel nach der Narren art
beſchwerlich ſeyn .
Jtem ein gemein ſprichwort .
Man ſoll der Herren genieſſen / ſoll ſie aber auch
beym Brot laſſen .
Item .
Ein willig Pferd ſoll man nicht vbertreiben .
Item .
Wer ſich nicht ſchaͤmet / der macht jm die Kirch-
weihe nuͤtz .
XLIX . Von einem Prieſter vnd ſei-
nem Gloͤckner .
E S war ein gelehrter Mann in einer vor-
nemmen Stadt Pfarherr / mit Namen
Michael / der hatte einen Gloͤckner oder
Cuͤſter auß Weſtphalen / auch Michael ge-
nannt / welcher in ſeiner jugend ein Moͤnnichs le-
ben gefuͤhrt / nachmals aber ſolches verlaſſen / vnnd
ſich zum theil mit Garten bawen / zum theil mit
Weißbinden / zum theil mit dem Gloͤcknerampt
nehrete . Auff ein zeit befihlet vorgemelter Pfarherꝛ
dieſem Gloͤckner / er ſolte ſeinen Geuattern vnd die
Gaͤſt in einem Kindbett / mit etlich Wein vereh-
ren / welches er dann thut mit folgenden Worten :
Jhr
Jhr Herrn / hie iſt vor ein Thaler Wyn / damit ver-
ehre ick vnd min Geſell Mickel vwere gunſten : bit-
te danebẽ freundlich / daß ſie diß geringes geſchenck
woͤllen vor lieb nemen / wolten einander zu trincken
vnd froͤlich ſeyn . Nath dem nun der grobe Eſel ſich
einem ſolchen hochgelehrten Mann nicht allein
verglichen / ſondern auch vorziehen wolte / in dem
er jhn nicht allein ſeinen Geſellen nannte / ſondern
ſich jhm fuͤrſetzte / fieng jederman an zu lachen . Da
es nu wider ein wenig ſtill worden / ſagt der Pfar-
herr / hoͤrt Michel / wann man ein Leich zur Erden
beſtattet / ſo bin ich vnd jhr Geſellen / vnnd gehet jhr
neben mir zur lincken / wann jhr aber Leymen tret-
tet / vnnd die Wende weißbindet / als dann bin ich
gantz vnd gar nicht in ewer Geſellſchafft / dann es
leiſten euch alsdann weder Haͤnd noch Fuͤß huͤlff /
mit dieſen hoͤfflichen Worten beantwort vnnd be-
ſchneide er jhn trefflichen / vnd fiengen die Gaͤſt von
newem an zu lachen : Vnd kam dieſe Wein vereh-
rung endlich zu einem Spruch vnder jhnen / daß /
wann einer dem andern einen brachte / ſagt er : Jck
vnd m yn Geſell Mickel woͤllen juck tweigen ditte
rohre met Wyns to ſuppen . So kam es auch vnder
die Kinder / welche jhm ſpotteten auff der Gaſſen /
wann er fuͤruͤber gieng .
L. Von zween Dieben / einem Vatter
vnd Sohn / vnd einem Heſſiſchen
Wandersmann .
J M Braunſchweiger Hertzogthumb war ein
boͤſer Vatter / der reitzet ſeinen Sohn an / daß er
jhm etlich Diebſtahl ſolt helffen begehen / welches
dann der Sohn thut / vnnd fahren ſolche in dieſem
boͤſen ſtuͤck dermaſſen fort / daß ſie nacht vnd tag zu
greiffen / vnd nemen / was jnen zu handen kom̃t . Jn
ſumma
ſumma / es war kein ding vor jhnen ſicher / es war
gemein gut / oder eigenthumb / oder Kirchenguͤter /
ſie lieſſens an henden hangen : Dañ was ſie bekom-
men konten von Genſen / Huͤnern / Taubẽ / Bienſtoͤ-
cken / Schaafen / Geiſſen / Kuͤhẽ / Pferden / Schwei-
nen / Haußrath / Fruͤcht / Gelt / vnnd was es ſonſten
ſeyn moͤchte / das trugen vñ fuͤhrten ſie mit . Beuor-
auß aber brachen ſie hin vnd wider in die Kirchen /
vnd ſtohlen auß den Gottskaſten wz von Kelchen
vñ ſonſten anderm vorhanden war . Als ſie nu jetzt
den 14. Kelch ſtehlen / wurden ſie ergrieffen / in
hafften gezogen / vñ gepeiniget / da haben ſie vnzeh-
lich viel Diebſtahl vnd Kirchenraubs bekant . Hier-
auff wirdt der Sohn gehencket / dem Vatter aber
worden Arm vnnd Bein entzwey geſtoſſen / ward
darnach lebendig auffs Rad gelegt / vnnd vmb das
Rad herumb wurden 14. hoͤltzern Becher geſetzt /
damit jederman ſehen moͤcht / mit wie viel Kirchen-
rauben der Boͤßwicht ſich vergrieffen hette . Am
dritten tag / nach dem er hingericht ward / zeugt ein
Heß durch das Braunſchwiger Hertzogthum̃ / nach
Hannouer zu / in willens / ein Pferd oder zwey zu
kauffen / vnnd ſihet jhn bey Hildeßheim auff dem
Rad ligen / gehet herbey / vnnd zehlet die getrehete
Becher . Jn dem er ſie nun anfahet zu zehlen / da
reget der Kirchenrauber den Kopff auff / vñ ſpricht :
Watt theleſtu vel hir . Sien verrthein . Der Heß
wußte nicht / daß der Kirchenrauber noch lebte /
meynet ſein Geiſt / oder viel mehr der Teuffel redt
durch jhn / macht ſich auff die Fuͤß / ſahe ſich vmb /
ob der auff dem Rad / oder der am Galgen jm nach-
eylete / vnnd laufft alſo an einem ſtuͤck biß gen Hil-
deßheim . Da er nun vber den gantzen Leib ſehr
ſchwitzt / fragt jhn der Wirth / woher das kaͤm : Da
ſagt er / was jhm vber dem Becherzehlen begegnet
were .
Der
Der Wirth lacht vnd ſagt / warumb erſchreckt
jhr ſo ſehr / dann die Stimm / die jhr da gehoͤrt habt /
iſt nicht ein Geſpenſt / oder deß boͤſen Geiſtes / ſon-
dern deß Kirchenraubers ſelbſten geweſen / wel-
cher vor dreyen tagen auffs Rad geleget worden .
Als der Heß diß hoͤrte / ſchemt er ſich / vnd hette ge-
wuͤnſcht / daß er nichts dauon geredt hette .
LI. Von einem welcher ein Kunſt lernet
zu ſeinen Baͤumen / daß ſie Aepffel
truͤgen .
A Vff einer Hochzeit begert ein Mann / daß er
moͤcht von andern bey die Predicanten ge-
ſetzt werden . Da ſie vber der Mahlzeit von
einem hie / von dem andern da redten / vnnd
vnderandern erzehlten / wie daß daſſelbig Jar vber
ſo viel Aepffel gewachſen weren / ſprach derſelbige :
Habt jhr ſo viel Aepffel bekommen / ich hab weder
Kirſen / weder Praumen / weder Bieren / weder
Aepffel / weder Nuͤß / weder Haſelnuͤß / weder Ey-
cheln / noch dergleichen dieſen Herbſt vber bekom-
men / da ich doch zween groſſer Garten habe . Dar-
auff antwortet einer / wiſſet jhr nicht / wie man die
vnfruchtbarkeit vertreiben mag / vnnd alſo machen
kan / daß die Baͤum tragent werden ? Der gut
Mann fragt ferrner / das moͤcht ich wol lernen :
Alſo wirdt er gelehret / daß er / ſo bald er heim kom-
me / auff einen Baum nach dem andern ſteigen /
vnd ſie ſo hart ſchuͤtteln / als jmmer moͤglich / vnd ſie
mit dieſen harten Worten anfahren ſolte : Wolt jr
kein Aepffel vnnd Bieren tragen / ſo traget Schel-
men vnd Dieb / ſo bald wuͤrden die Baͤum tragbar
werden . Der gut Mann verſtund den ſchimpff
nicht / langt jhm die Hand / bedanckt ſichs / vnd ſagt /
ſo bald er heim keme / er wolt die Baͤum vber die
maſſen
maſſen vbel ſchelten / vnd ſie alſo fruchtbar machen .
Jederman lacht ſehr hieruͤber / er aber mercket noch
nicht / wo der Haaß begraben lag / biß daß jhm ei-
ner / ſo bey jhm ſaſſe / in ein Ohr blieſſe . Von ſtund
an nimpt er ſich an / als ob er ſonſt hinauß gehen
wolte / vnd macht ſich dauon .
LII. Von einem Edelmann in Heſſen /
vnnd einem halßſtarrigen Bawren /
vnd durch was mittel derſelb ge-
zaͤmet worden .
J N Heſſenland war ein vornemer vom A-
del / der hatte einen Bawren / welcher ſo viel
Bubenſtuͤck trieb / daß er ſtettigs vorm E-
delmann verklagt ward . Derwegen nam
jm derſelb fuͤr / den Bawern entweder ins Gefaͤng-
nuß zu legen / oder alſo an Gelt zu ſtraffen / daß er
ſich mußte beſſern . Ob er jhn nun gleich vielmals
beydes durch ſeine Diener / vnnd auch durch ſchrei-
ben zu ſich citiren ließ / zu dem auch dem Pfarherr
befahle / daß er jhn weder bey dem Abendtmal deß
He rren / noch auch bey der H. Tauff zulaſſen ſolte /
biß er ſich einſtellete : Gab er doch auff alles nicht /
ſtellet ſich auch gantz vnd gar nicht ein . Dann weil
er jrgend ein meyl wegs oder zwo von deß Edel-
manns Schloß wohnte / meynet er / er were jm viel
zu weit entſeſſen . Da nun der Edelmann alles ver-
ſuchte / was jhn bedauchte fuͤrtreglich ſeyn / einen
ſolchen vnbendigen Ochſen zu zaͤmen / vnnd in die
Ordnung zu bringen / gedacht er endlich / zu einem
harten Knoden mußt er einen harten Keyl brau-
chen / deßwegen / als er auff den Oſtertag die Pre-
digt gehoͤrt hatte / nimpt er all ſeine Diener zu ſich /
ſolch Thier zu bendigẽ vnd zu zaͤhmen . Der Bawer
aber ſchlaͤfft gantz ſicher / hat gar nit ſorg / daß auff
E diß
diß Feſt weder der Edelmann ſelbſt / noch auch je-
mandts ſeinet wegen kommen / vnnd jhn gefangen
nemen ſolte . Da nun ſeine Nachbarn in die Kirch
gehen / GOttes Wort hoͤren / vnnd das Abendmal
deß He rren halten / da gehet er mit ſeinem Weib in
deß Wirthshauß / ſeuffet ſich voll Weins vnnd
Bier / vnnd kompt vmb Mitternacht heim . Bald
darauff kompt der Edelmann zum Wirth / von dem
vernimpt er / daß der Boͤßwicht zu keiner Predigt
ſey kommen / hab den gantzen Feſtag wider ſeinen
Willen geſoffen / vnd ſey eben gantz voll heim gan-
gen . Der Edelmann begibt ſich ohn Verzug zu ſei-
nem Hauß / vmbgibt daſſelb zum theil mit ſeinen
Dienern / zum theil mit Bawern / ſtuͤrmet das
Hauß auff / find jhn im Bett hart ſchlaffen ligen /
ſtreicht jhn wol mit einer Spießruthen ab / vnnd
ſpricht alſo : Jetzt kommeſt du verzweiffelter Bub
mir einmal in die Garen : Wie offt habe ich dich
Schelmshalß zu mir gefordert / vnnd du biſt nicht
erſchienen ? So gewiß ich leb / heut ſolt du lernen /
wie ſchwer es iſt der Obrigkeit nicht gehorſam lei-
ſten / vnd ſie verachten . Jch wil dich alſo tractieren /
daß du an dieſen ort / an dieſen tag / vnnd an mich
mein lebenlang gedencken ſolt : Leßt jhn alſo ohn
Verzug ins Gefaͤngnuß werffen / mit Befehl /
daß ſie jhn nichts ſolten laſſen anziehen / als ein
Hempt : Gehet nachmals zum Pfarherr / vnnd be-
gibt ſich zu ruhe . Deß Morgens fruͤe / ſo bald er
erwacht / leßt er ſeinen Schaffner nach dem aller
aͤrgſten vnnd magerſten Pferd trachten / ſo man
bekommen kan / ſo bald das vorhanden / leßt er
alle Glocken leuten / vnnd da das geſchahe / befihlt
er Jungen vnnd Alten / ſie ſolten ſich bey dieſes
halßſtarrigen Bawers Hauß begeben . Da ſie
nun hauffenweiß herzu lauffen / fuͤhret man den
Boͤſzwicht herauſz / vnnd hat nur ein Hembt an .
Man
Man ſetzet jhn auff das mager Pferd / vnnd bind
jhm vnden die Fuͤſz vnder deſz Pferds Bauch zu-
ſammen / jederman ſpottet ſeyn / die Kinder ſchol-
ten jhn nicht allein mit Worten / ſondern ſie werf-
fen jhn auch voll Drecks . Zu dem befahl er dem /
welcher das Pferd leitet / daſz / wo es nicht fort-
gienge / ſolt er thun / als ob er mit der Geiſſel auff
das Pferd ſchlagen wolte / vnnd ſolt jhn allweg
treffen . Darinn dann derſelb jhm ſo gehorſam ge-
weſen iſt / als ſonſt jrgend in einer Sach . Nach
dem nun der Bawer alſo mit der Geiſſel geſtri-
chen / vnnd auff deſz mager Gauls rucken zerſchuͤt-
tert ward / blutet er dermaſſen / daſz es dem Gaul
vbern Leib herunder floſz . Wo man jn hinauſz fuͤh-
rete / da lieſſen deſz Edelmanns Diener die Buͤch-
ſen loſz : Daher kams / daſz die Leut hin vnnd wider
auſz den Heuſern herzu lieffen / vnd wañ ſie horten /
warumb man jn alſo tractirte / ſo ſagten ſie / jm ge-
ſchehe ebẽ recht . Als ſie bey deſz Edelmañs Schloſz
kom̃en / da haben jhn deſz Junckern Hauſzfraw ſelb-
ſten / ſeine Kinder vnnd Maͤgde / der Koch vnd an-
der Geſind hefftig geſcholten vnd gelaͤſtert . Man
heiſzt jhn vom Pferd ſteigen : Er aber kont auff ſeinẽ
Fuͤſſen nit ſtehẽ / ſondern felt vmb : Dañ das mager
Pferd hat jm die haut all abgeſtoſſen am geſeſz / ſo
hat der / ſo dz Pferd geleitet / jn mit der geiſſel hin vñ
wider wund gehawen . Da er nun ins Gefaͤngnuſz
gehen ſoll / bitt er den Bernheuter / dz er jm das ge-
ſeſz mit Genſzſchmaltz oder mit ſonſt wz ſchmieren
wolt : dañ derſelb allein / vñ ſonſt niemands ſolt auff
jn acht nemen . Ob jm nu gleich der Bernheuter ſol-
ches zuſagt / lieſz er doch den ſchmaltz bleiben / nam
ſaltz vñ reibs jm mit / thet jn hernacher ins gefaͤng-
nuſz / vñ gab jm waſſer vñ Brot . Als er nu 6. Mo-
nat lang vnder Kroten vnd Schlangen gelebt / vnd
beſſerung verſprach / iſt er loſz gelaſſen worden .
E ij Nach-
Nachmals hat er ſein lebenlang dem Edelmann
gehorſam geleiſtet / gieng fleiſſig in die Predigt /
vnd verkehrt ſich gantz vnd gar / daß ſich jederman
daruͤber verwunderte . Alſo ſoll man alle boͤſe Bu-
ben tractieren / welche jhn kein gewiſſen machen /
wann ſie gleich alle Bubenſtuͤck treiben : Vñ dann /
wann ſie von der Obrigkeit citirt worden / nicht er-
ſcheinen woͤllen / ſondern ſich auff ſeit machen . Al-
ſo muß man dem boͤſen weren mit harter ſtraff /
wie Lutherus meldet / vnd mit ernſten ſchlaͤgen die
man fuͤhlet . Wie man dann auch im gemeinen
ſprichwort ſagt : zu einem boͤſen Grind / gehoͤret ein
ſcharpffe Laugen .
LIII . Von einem Einaͤugigen .
E Jn Einaͤugiger ließ ſich dahin bewegen / daſz er
ein Megdlein nam / welche ein Jungfraw nur
mit dem Namen war . Da nun der Mann jhr daſ-
ſelbig fuͤrwarff / ſagt ſie : Die Keuſche Lucretia hat
ſich nicht an einen mangelhafften Mann / der nit
ſeine Gliedmaſſen all het / verheyrathet / ſondern
Cyclops ( der Einaͤugige groſſe bekannte Rieſz )
war werth der Thaidis ( der groſſen beruͤmbten
Huren : ) Daſz du nicht vollkommen biſt / deſſen iſt
dein Feind die Vrſach geweſen . Daſz ich nicht voll-
kommen bin / deſſen iſt mein Freund ein Vrſach
geweſen .
Sebaſt . Schefferus lib. 1. Epig pag. 96 .
LIV. Von einem Mann / welcher ſein
Weib das Waſſer hinauffwerths
ſuchet .
A Ls das Gewaͤſſer auff ein zeit groſz vnnd fluͤ-
tig ward / kompt ein Weib darinn vmb / der
Mann
Mann ſucht es / vnd gehet fuͤr vnnd fuͤr dem Waſ-
ſer hinauff . Nach dem aber einander Mann dazu
kompt / vnnd fragt / warumb er das Waſſer auff-
wartz gieng ſuchen / ſagt er / ſein Weib ſey an dem vñ
dem ort ins Waſſer gefallen / darumb ſo ſuche ers .
Der ander ſpricht : Wenn er ſein Weib ſuchen woͤl-
le / ſo muͤſſe er das Waſſer hinunder gehen . Nein /
ſpricht er / daſelbſt hin find ichs nimmermehr / dann
ſie hat allweg bey mir wider den Strom gehandelt /
alſo halt ich gewiſzlich / ſie werde auch wider den
Strom im Waſſer geſchwummen / vnnd alſo hin-
auffwerths gefloſſen ſeyn .
Idem ibidem .
LV. Von einem Bawern .
E Jn Bawer / da er geſtorben / kompt in Himmel /
vnnd klopffet mit beyden Haͤnden an die Thuͤr.
S. Peter thut jhm auff / vnd heiſzt jn bey ſein Weib
ſitzen . Da er von ſeinem Weib hoͤret / gehet er als-
bald wider zu ruͤck / vnd ſpricht : S. Peter / Gott be-
huͤte euch / allhie bleib ich nicht / dann mein Weib
iſt hie . Haben wir die geringe zeit / ſo wir in jener
Welt gelebet / nicht einig bleiben koͤnnen / was woͤl-
len wir dann thun / da wir ſo viel hundert Jahr /
ja ewig bey einander bleiben ſolten .
Idem ibidem .
LVI. Von einem trefflichen Poeten .
A Vff ein zeit war ein vornemmer beruͤmbter
Poet wegen ſeines vielen zechens geſcholten .
Darauff ſagt er : Jhr redt viel von meinem
Trincken / aber ich hoͤr kein Wort / daß jhr
meines Durſts gedencken woͤllet / damit ich
dann Tag vnnd Nacht geplaget
werde .
E iijVon
LVII . Von einem einfeltigen
Menſchen .
Z V Cammerforſt einem Dorff in Thuͤringen
war ein einfeltig Menſch / Johannes Fitzler ge-
nandt / den ließ ſein Pfarherr ( durch was mittel es
aber geſchehen / mag er zuſehen / ) auff einen Oſter-
tag beneben andern Bawersleuten zum Tiſch deß
Herren kommen . Als nun das Abendmal deß
He rren gehalten / vnd das Volck nach dem Segen
anfieng auß der Kirchen zugehen / erhub ſich ein
groß truckens in der Kirchen thuͤr / ein jeder wolt
der erſt hinauß . Da ſie nun gemelden Fitzler ſon-
derlich hart truckten ( obs mit fleiß geſchehen / kan
man nicht wiſſen ) rufft er mit lauter Stimm : Ey
Mordio / Mordio / was den Teuffel ſoll das tru-
cken ? Was habt jhr vor / wolt jhr mir vnſern He r-
ren GOtt im Leib entzwey trucken ? Daruͤber diß
gedreng ſo bald nachgelaſſen / vnnd jederman ſehr
angefangen zu lachen . Welcher nicht darumb ge-
meld wirdt / daß man dieſer hohen vnnd wichtigen
ding ſpoͤttlich gedenckẽ wolte / ſondern daß man die
Prediger bewegen / daß ſie nicht ſolche einfeltige
Leut / ſo diß groſſe Geheimnuß nicht verſtehen / zu
dergleichẽ hohen dingẽ nit ſo liderlich zu laſſen ſoltẽ .
LVIII . Von einem Schefer vnd
Apotecker .
G En Marburg bracht ein Schefer ein Herd
Schaaf / in willens ſolche auff dem Marck zu-
uerkauffen . Jn dem er nu fuͤr der Apotecken hinge-
het / begibt ſichs / da der ploͤtzlich vnnd vngewoͤnliche
geruch von Gewuͤrtz vnd Salben / jm in die Naſen
kompt / daß er Ohnmacht darnider felt . Der Apo-
tecker erſihet das / laufft eilends hinzu / ſpruͤtzt Spi-
enwaſſer vber jn / dergleichen andere Salben vnd
lieb-
liebliche Gewuͤrtz / damit man ſonſt die ohnmaͤch-
tige Leut bald wider zun krefften bringt : Aber die
Gewuͤrtz hat jn bald zum todt bracht . Bald kompt
ſein Vatter zu allem gluͤck daher / welcher ſahe / was
der Apotecker mit jm machte / wirt zornig / ſtoͤßt jn
in Koth / vñ ſchilt jn alſo . Pack dich an Galgen mit
deinem ſchmirichten geſtanck : wiltu meinen Sohn
toͤdten vñ vmbs leben bringẽ ? Fuhr alsbald mit ſei-
nen fingern in die Schaͤferbuͤchſen / welche er an der
ſeiten hencken hatte / vñ ſtreicht ſolchs ſchmeer dem
Sohn vnder die Naſen . Dieſer geruch macht jn ſo
bald wider geſund / daß er auffſtehet : Welches alle
vmbſtender zum lachen bewegt . Hergegen ward
der Apotecker vnluſtig / daß er ſein arbeit nit allein
vmb ſonſt an dem Eſel angewend / ſondern auch
noch boͤſen lohn dagegen empfangen hette .
LIX. Von zween Kriegsknechten .
Z Ween geſellen zogẽ mit einander in krieg / vñ
als ſichs deñ offt begibt / weñ man gemuſtert
vñ die knecht geſchworen haben / daß man die
Faͤnlin verſchicket / eins hieher / dz ander dort
hinauß / alſo kamen dieſe zween Geſellen auch von
einander / dz ſie lang nit zuſam̃en kamen / biß dz ein
ſchlacht geſchahe / vnd die hauffen geurlaubt wur-
dẽ . Als ſie aber im heimziehen warẽ / kamen ſie auff
der ſtraß vngefehr wider zuſammen / vnd reiſten al-
ſo ein tag oder zween mit einander / in dem ſich viel
redẽ zwiſchẽ jn begabẽ / wie es eim jeden gangẽ war /
es war aber der ein ſehr reich wordẽ / viel gelts vnd
kleinot vberkom̃en . Der ander hat gar nichts / deß-
halbẽ der reich ſein ſpottet / vñ ſprach : wie haſtu jhm
doch gethan / dz du ſo gar nichts haſt vberkom̃en : der
arm antwort vñ ſprach / ich hab mich meiner beſol-
dung beholffen / nit geſpielt / noch den armẽ Bawern
das jr genommen / ſie haben mich zu vbel getawret .
E iiij Die-
Dieſer ſprach : So hoͤre ich wol / du biſt der Krie-
ger einer / denen Johannes in der Wuͤſte prediget /
ſie ſolten ſich an jrem Sold gnuͤgen laſſen / der arme
antwortt : ja / ich meynt es wer nit vbel gethan . Der
ander ſprach : ach nein lieber Bruder / dieſelbige zeit
iſt nimmer / es gehet jetzt anders zu / wann du wilt
barmhertzig ſeyn / vñ nit darauff greiffen / vberkom-
meſtu dein lebtag nichts / du muſt thun / wie ich ge-
than hab / ich hab mich nit geſaumpt mit Kiſtenfegẽ
vnd anderen rencken / du muſt es nemen / wo du es
findeſt / vñ dir niemands laſſen zu lieb ſeyn . Der ar-
me gedachte der rede nach / es begab ſich / daß ſie zu
nacht in ein Kam̃er ſchlaffen gewieſen wuͤrden / vnd
der arme hat acht / wo der reich ſein ſeckel vñ kleinot
hin leget / ſtund in aller ſtille vmb mitternacht auff /
vñ erwuͤſcht auß deß reichẽ taſchẽ ein guͤlden Kettẽ /
vñ etwan vor 10. guͤlden muͤntz / macht ſich mit dem
daruon vor tag / da es aber tag ward / erwachet ſein
geſell / vñ fand ſeinen Bruder nit / gedacht gleich / es
wirt nit recht zugehen / vñ ergꝛeifft ſein bulgẽ / luget /
ſo mangelt er der kettẽ / vñ deß gelts / darum̃ er ſeim
geſellẽ auff dem nach eylet / vñ ergrieff jn zu Nuͤrn-
berg / ließ jn gefaͤnglich annemen . Vñ als ein Erſa-
mer Rath den gefangen zu red ſtalt / warum̃ er dem
die ketten ſam̃t dem gelt entragen hette / gab er ant-
wort . Er hat michs geheiſſen / der ander verneints /
er het es jn nit geheiſſen / dieſer geſtund / er het es jn
geheiſſen . Nu die Herꝛn begerten ein rechten bericht
vom armen / wie er jn geheiſſen het . Da erzehlt der
arm / wie er jm hette ein lehr gebẽ / er ſolt thun wie er
jm gethan hette / er ſolt kein baꝛmhertzigkeit mit nie-
mand habẽ / ſondern ſolt es nemẽ / wo ers find / er het
es auch alſo gethan / ſo het ers nirgent baß koͤnnen
vberkom̃en vñ baͤlder / dañ bey ſeinẽ geſellen / der bey
jm in der kam̃er gelegẽ wer / alſo erkanten die Herꝛn /
er ſolt jm die kettẽ wider geben / vnd er dz gelt behal-
ten/
ten / damit er wider heim moͤcht zehrung haben / vnd
dieſer ſolt keinen alſo mehr lehren reich werden .
LX. Von einem Blinden der ein ſehen-
den betrog .
E Jn Blinder thet einsmahls 500. Guͤlden in ſei-
nem garten vergraben / da aber einander deß
Blinden Nachbar vnd gevatter darzu kam / vnd zu
ſahe / ſtahl derſelbe das Gelt . Wie nun der Blinde
vber etliche tage wider zum Gelde gehet / vnnd daſ-
ſelbe nicht findet / faſſet er als balt auff ſeinen gevat-
tern einen argwon / dieweil er ſein nechſter Nachbar
war / ließ ſich aber nichts mercken / ſondern ging
zu jhme / vnd ſprach : Wann ers jhm ſchweren wol-
te / eine geheime ſache in vertrawen bey ſich zu be-
halten / ſo wolte ers jhm / als ſeinem geliebten gevat-
tern anzeigen / der gevatter ſchwur . Darauff ſprach
der Blinde / er hette einen Schatz in ſeinen Garten
vergraben / vñ weil er noch mehr gelt darzu zu legen
in willens / ſo bate er vmb einen getrewen Rath / ob
ers thũ / oder ob er diß Gelt beſonder vergrabẽ ſolte .
Der gevatter gedachte / das wirdt ein handel fuͤr
mich ſein / vnnd alſo wil ich diß zu dem vorigen be-
kommen .
Derhalben rieth er / der Blinde ſolte alles zu-
ſammen legen / das were ſicherer / als an zweyen or-
ten . Damit aber der Blinde ſeinem Rath folgete /
vnd wenn er das erſte Gelt nicht finde / nicht anders
ſinnes wuͤrde / ſo ging er bald hin / vnd legt dz erſte
geſtolen Gelt wider hin . Da der Blinde daſſelbe
wider funden / vnd wol gedachte / der gevatter wuͤr-
de wie zuvor / nicht fern ſtehen vnd zuſehen / ſchrie der
Blinde laut : Hoͤre Geſell / der Blinde hat beſſer zu-
geſehen / als der ſehende / vnd durch ſolche liſt bekam
er ſein Gelt .
Von
LXI. Von einem andern Betler .
E Jn Betteler hat ein guͤlden oder 200. in
ſeinen lumpichten / zerꝛiſſen vnd zerflickten
Mantel vernehet / vnnd doch nichts deſto
weniger auff der ſtraſſen / ſtaͤdten vnd doͤrf-
fern das almoſen gebettelt / dieſen rechten Bettler
ſpuͤret einmal ein jungſchuͤfftgen vnd Bluͤtgen / dz
ein mahl mit fuͤr Gotha oder Coͤln geweſen / aus / vñ
reitet deß weges / da dieſer vermeinte Betler die leu-
te angeſchreiet / wie er nun dem Jungen Federhanſen
mit ſeinem Bettelſack auch zu halß leuffet : Mein
lieber man ſpricht das ſchnapffheingen / ich wolte dir
gern was geben / habe aber nichts bey mir / dann ich
nur da / bey dem nechſten Junckern geweſen . Daß
du aber meinen gnedigen willen ſeheſt / wolan / da
nim hin mein gefuͤtterte Buffjacken / die kanſtu vmb
etliche thaler verkauffen / vnd dir drumb zeugen / wz
dir lieb vnd noth moͤcht ſein / vnd gib mit deinen ge-
flickten Mantel darfuͤr / den will ich meinem tag-
loͤhner ſchencken / der kan ſich noch wol ein weil mit
behelffen / weil er mir ſonſt jmmer in Ohren ligt / ich
ſol jhm ein alt Kleid zuwerffen der Betler beden-
cket ſich deß tauſchens / wil nicht darã / Lieber Jun-
cker / das ſchickt ſich nicht / man moͤchte ſonſt denckẽ /
ich hette ewer Kleider geſtolen / doͤrfft wol zuſchickẽ
vnd zuſchaffen bekommen / ſo iſt der Mantel voller
leuſſe vnd floͤhe / vnd will ſich nicht gebuͤhren / daß jhr
euch darmit traget / jhr wuͤrdet auß gelacht wer-
den / vnd dafuͤr geachtet werden / als hettet jhr einen
Betler erſchlagen . Da bekuͤmmer du dich nit vmb /
antwortet der Juncker / laß alſo geſchehen . Da der
Betler nicht wil / ſteiget der Nobiliſt vom Pfer-
de / vnd nimpt jhm den Mantel mit
gewalt .
Von
LXII . Von einem ſo in der Hell
geweſen .
E Jn Mann iſt drey tag Todt geweſen / vnd
weil man an dem lincken Puls ein kleine
v nd langſame bewegũg fand / vnd ob ſchon
der gantze leib kalt vnd Todt war / ließ man
jhn auff der Todten bar ſtehen vnbegraben .
Am dritten tag kann er wider / vnd heiſt jhm ein
Suͤpplein geben / vñ er ſtercket ſich von tag zu tag /
da fing er an / vnd ſagte ſo ſchreckliche geſichte das
wunder war / daß er ſich ſelbſt darob entſatzte . Vn-
ter andern ſagt er / wie er hatte in der Hellen geſe-
hen / vnd nennet etliche groſſe Herꝛen / welche er in
der Pein geſehen hatte / zu dem were die Helle mit
eitel Moͤnch vnd Pfaffen platten gepflaſtert / alſo
viel ſeſſen darinnen .
Da fragt jhn einer vom Adel / denn ich nicht
nennen will haſtu keinen Stuel darinnen ge-
ſehen / der mir bereitet iſt / antwortet er : Mein
Juncker / jhr habt keinen Stuel in der Hellen /
jhr muͤſſet mit dem Ars in die Kolen ſitzen / jhr
beſſert euch dann . Da nun der gute Mann ſei-
ne geſichte ſagte / beſchickten jhn die Pfaffen zu
Mentz / vnd gebotten jhm er ſolte ſchweigen / oder
ſie wolten jhm das Maul ſtopffen / aber keinen froͤ-
lichen tag wolt er mehr haben / vnd le-
bet etliche Jahr her-
nach .
Von
XLIII . Von volſeuffern .
J M Jahr Chriſti 1556 . iſt folgente wun-
derbarlich geſchicht geſchehẽ / die alle ſchwel
ger vnd volſeuffer zur Buſſe vnd beſſerung
jhres Lebens billich vermahnen ſolte . Es
iſt ein Dorff in der Lauſnitz gelegen / welches ein
groß Kirchſpiel hat / daß auch viel doͤrffer hinein
pfarren / darinnen wohnen Edelleuth / junge Geſel-
len / die ich die wirth nennen will / von vnderſcheid
wegen . Zu denſelbigen ſind am Sontag Judica /
welchen man den ſchwartzen Sontag nennet / frue
morgens etliche andere Junge Edel Leuth / neun o-
der zehen ohngefehrlich kommen / welche ich Geſte
neñen will / vnd hat den nahmen / daß ſie die Predigt
hoͤren wolten / welches ſie auch gethan . Aber nach
gehaltener Predigt haben obgenante zween Edel-
leute / die ich wirthe geheiſſen / dieſe zehen geſte zu
ſich in jhre Behauſung geladen / alda ſie jhuen / wie
ſie es dazumal vermocht / vnd die zeit gegeben hat /
mit eſſen aufs guͤttlichſte gethã / darneben gebetten /
da am ſelben was mangelte / daß ſie ſich am drincken
erholen wolten .
Darmit ſie aber jhres guten willens gnugſame
anzeigung theten / vnd die Gaͤſte froͤlich machten /
haben ſie als bald angefangen den geſten zu halben
zu zutrincken / daſſelbe hat den gantzen tag vber / biß
an den Abend gewehret / da dann endlich vnver-
ſehen / zwiſchen jhr zween Geſten / vmb ein Glaß
Bier / ſo einer dem andern nicht hat wollen beſcheid
thun / ein zanck erwachſen / dermaſſen / daß ſie einan-
der nach den Koͤpffen geſchmiſſen / daß die rothe
wuͤrtze hernach gefolget . Jſt aber durch die Wirthe
mit guten worten geſtillet vnnd bey gelegt wor-
den .
Als
Als aber einer vnter den Geſten / ein Junger
frommer Edelman von 20. Jahren / wie man jhm
denn ſeiner froͤmmigkeit vnnd einfalt halben gut
zeugniß gibt / vnter jhnen geweſen / vnd gleich als
vnder den Wolffen mit Heulen muͤſſen / aber nur
der andern Spotvogel geweſen / den ſie jhres gefal-
lens gevexiret haben / hat er gedacht / ob ſie ſich gleich
verſoͤhnet hetten / gleichwol ferner auff einander
gruntzen / mocht nichts guts darbey ſein / ſondern dz
letzte erger werden / dan dz erſte / machet er ſich auff /
vnd gehet anheim zu ſeinem Vatter / vnd nimt einen
mit ſich / vnder denen beyden / die ſich gezweiet hat-
ten . Alſo heiſſet ſie der Vatter willkommen ſein /
vnd bittet ſeines Sohns gaſt er wolte ſich nieder-
ſetzen / leſt jhm das beſte trincken aufftragen : Als ſie
nun wol gereuſchet geweſen / gehet der Vatter mit
des Sohns Gaſte zu Bette / ſampt dem gantzen
Haußgeſind . Der Sohn aber / dieweil er den gantzen
tag vber gezecht / bleib er allein auff den armen auff
dem Tiſch liegen / welches er zuvor mehr gepfleget
hatte / darumb es der Vatter nicht groß geachtet /
ſondern hat jhn liegen laſſen / vnd gedacht / wann er
das Bier außgeſchlaffen hat / wird er ſich wol wiſſen
zu bette finden .
Jn dem man aber im erſten vnd harteſten ſchlaff
iſt / kommen zum Stubenfenſter hinein gekrochen
etliche geſpenſte / durch welcher Rauſchen vnnd
Raſſeln er erwecket worden / ſihet ſie an / kã aber nit
ſehen / wie viel / oder was es ſey / ohne was er her-
nachmals erfahren / daß er ſich beduncken laſſen / ſie
haben kleine ſchwartze Maͤnulein / etwa einer ſpan-
nen lang / oder etwas lenger gleich den geſchnitzten
Bildlein in der Kirchen ehnlich geſehen .
Wie nun dieſes geſchwaͤrm vmb jhn her / vnterm /
neben / vnd auff dem Tiſch vnd Bencken krabelt
vnd kreucht / vnnd auch ein Liecht in die Stuben
kompt/
kompt / komt in eine groſſe furcht vnd ſchrecken ahn /
will eilents zur thuͤr hinauß / kan aber nicht wei-
ter dann fuͤr den Tiſch kommen / da wird er gewar
bey der Stubenthuͤr / eines groſſen ſchwartzeu man-
nes / mit einem ſchwartzen bart / vnd neben jhm auff
einem Leuchter ein groß Liecht ſtehen / weil er die-
ſem zuſiehet / vnd kan weder auß noch ein / ſetzen ſich
in deß die kleinen ſchwartzen Maͤnner / auß welchen
groſſe Maͤnner worden / alle vmb den Tiſch ringſt
vm̃her / vnd bringen behend vnder dem Tiſch herfuͤr
Licht vnd leuchter . Da es nun hinder jm auch licht
wird / vnd ſich von dem Man bey der thuͤr zũ Tiſch
kehret / ſihet er darauff 4. leuchter vñ auff einem jedẽ
leuchter ein liecht ſtehen . Jtem kannen vnnd Glaͤſer
vol Bier / vũ den Tiſch mit groſſen Maͤnnern in lã-
gen ſchwartzen Baͤrten beſetzt / haben ſchwartze men-
tel omgehabt / auch zerſchnittene weiſe wam̃es / lan-
ge Braunſchweigiſche huͤte auff mit langẽ ſchwar-
tzen Hanfedern / guͤldenen vnd ſilbern ſchnuͤren / darã
lange trodeln gehangen . Vnd wie er bekant / hab jhn
gedaucht daß etliche ſeinen mitgeſellen / mit welchen
er den gantzen tag vber gezecht einlich vnd gleich ge-
ſehen . Derẽ einer nach dẽ andern zu jm geſagt : Hauß
es gilt dir / Hans da thue mir beſcheid / Hans thu nur
beſcheid / Hans du muſt beſcheid thũ / haſtu heut koͤn-
nen ſauffen / ſo muſtu mit vns auch ſaufen / oder wir
wollen dir den Hals vmbtrehen . Jn ſolchem grauſa-
men geſichte vnd zuſchreyen / wird er / wie er halb ver
todet / fellet vor dem Tiſch auff ſeine Knie niď / hebet
ſeine Haͤnd auff . Als bald findet ſich zu jm ein man
in einem weiſen Kittel / mit ſchoͤnen lieblichen lãgen
haren / vnd ſehr lieblichem vnd freũdlichem angeſicht
als einer ſchoͤnen Jungfrawen / hat aber nit geſehen
wo derſelbig hinein kom̃en / dieſer ſpricht / Hãs trin-
cke nit mit jnen / denn ſo bald du mit jhnen trincken
wirſt / werden ſie dir den Halß brechen / ſondern bete
vnd
vnd ruffe zu Gott / in dem namen Jeſu Chriſt / der
wird dich auß dieſer gegenwerdigen noth erretten /
vnd von dieſer boͤſen geſelſchafft / daß ſie dir nichts
werden ahn haben / loß vñ ledig machẽ / hat alſo an-
gefãgen zu beten / aber in ſolchẽ ſchrecken ſich nit wol
beſinnen koͤñen . Da hat jm der man im weiſen kittel
helffen beten / vñ geſagt / wie dz er heute den abent ei-
nen todſchlag gehindert / dem er vorkom̃en vnd ver-
huͤtet hette / in dem daß er ſeinen gaſt mit jm anheim
gefuͤhret hette / dẽ ſo er were bey den andern blieben /
were noch den abend ein todſchlag geſchehen . Vñ dz
ſey auch zũ theil ein vrſach / darum̃ dieſe geſelſchafft
jhn fuͤr andern anfechten vnd ſo hart zu ſetzen :
Da er aber von jm hat wollen ſcheiden / hat er jhm
zuvor geſagt / wie ſie vbel mit jm vmbgehen / jn pla-
gen vnd martern wurden / er ſolt ſeines gebets war-
ten / mit demſelbigen fleiſſig anhalten / mit jhnen nit
trincken / ſich auch nit vmbſehen / bey verluſt ſeines
lebens / Gott der allmechtige wurde jhm bey ſtehen
vnd erretten durch ſeinen lieben Sohn Jeſũ Chri-
ſtum . Solches aber ſeiner errettung ſolte jm dieſes
ein warzeichen ſeyn / als bald der Haan zum erſten
mal krehen wird wuͤrden ſie jhn verlaſſen / vnd ſich
alle von jhm verliehren . Weiter hat er jhn auch zur
buſſe vermahnet / vnd beſſerung deß lebens anzufa-
ben / inſonderheit aber / daß er ſich hinfuͤrter fůr dem
Viehiſchen vnd vnmenſchlichen laſter / deß freſſens
vnd Sauffens auch fuͤr Fluchen vnnd ſchweren
bey Gottes Marter vnd wunden huͤtten ſolte . Vñ
letztlich / als zu einen valete / ernſtlich befohlen / auff
den Morgenden tag / ohne einige verhinderung
zur Beicht vnnd GOttes Tiſch zu gehen / vnd ſol-
te dieſes alles / wie es jhm ergangen / ſeinen zech-
geſellen / vermelden vnd ſagen / daß ſie in zeiten /
ehe ſie der gerechte vnnd ſchreckliche zorn GOt-
tes vberfallen moͤchte / von jhrem rohen Gottloſen
weſen
weſen abſtehen / buſſe thun / vnd ſich bekehren ſolten .
Jſt alſo fein gemehlich an ſeiner Seiten hinder-
werts / das er nicht gewuſt wohin / verſchwunden /
bezeuget hoch vnd tewer / daß jhm nun ſehr wol ge-
weſen / habe ſich auch nicht faſt gefuͤrchtet / ſo lang
der Man bey jhm geweſen .
Bald aber da er hinweg kommen / tretten zween
lange ſchwartze Maͤnner zu jhm / ein jeder auff eine
Seite / ſind geſtalt geweſen / wie die am Tiſch / ohn dz
ſie weite lange Pluderhoſen / biß auff die Erde han-
gende / welche er an den andern da ſie am Tiſch ge-
ſeſſen / nit hat geſehen / vnd ſehr groſe augen wie die
Bieſemknoͤpff gehabt / die faſſen jn erſt recht an / den
da er denen vbern Tiſche / die jhm haben zugetrun-
cken / nicht wollen beſcheid thun / Knieppen vñ zwa-
cken jhn dermaſſen in die Ohren / daß man auch die
Malzeichen lenger den 14. tage lang hernach ge-
ſehen / vnnd er ſichtbarlich zum zeichen hat tragen
muͤſſen / vnd leſt ſich beduͤncken / wie er ſehr vnnd
hefftig geſchrien habe / wundere ſich auch / daß es nie-
mand gehoͤrt / wiewol das geſinde ſagte / daß ſie das
geſchrey gehoͤret / aber gemeinet / der Vatter ſchlage
den Sohn / oder daß er noch mehr Gaͤſte bekommen /
die ſich vndereinander ſchluͤgen / darein ſie dann nit
zu reden / viel weniger zuthun hatten / habens derhal-
ben alſo hingehen laſſen / ſind daruͤber wieder einge-
ſchlaffen / vnd nicht auff geſt anden .
Etliche aber der ſchwartzen Maͤnner / lagen jhm
zu fuͤſſen / vnder dem Tiſch / zupften vnd rupfften jn /
zaͤnneten vnd pleckten jhn ahn . Solches alles hat ſo
lang gewehret / biß daß der Han zum erſtenmal ge-
krehet / bald ſind ſie in einem angenblick mit groſſer
vngeſtuͤmmigkeit / mit Liechten vnd leuchtern / vnd
allem das ſie mit gebracht / vnd auff dem Tiſch geſe-
hen war / verſchwunden / vnd haben jhn in der Stu-
ben allein gelaſſen .
Da
Da er ſich nun ein wenig beſunnen / vnd wider zu
jm ſelbſt kommen / kreucht er auff allen vieren / vnd
wie ers auffs beſte mag / zur ſtuben thuͤr herfuͤr /
winſelt vnd heulet / biß daß es das geſinde vnd Vat-
ter hoͤret / der leſt jm ein Liecht auffſchlagen / gehet
hinzu / ſihet vnd findet ſeinen Sohn an der Stuben-
thuͤr liegen / fragt was jm ſey / wie er daher kommen /
wer bey jhm geweſen / oder wer jhm gethan habe ?
Der Sohn antwortet / der Vatter ſolte dißmal nit
ſo eigentlich vnd hefftig fragen / er wolt es jhme vber
drey tage ſagen .
Dieſes aber koͤnte er jm nicht verhalten / wie daß
ein man in einem weifen kittel bey jhm geweſen / der
hette jhm befohlen / auff den Morgen zur Beicht
vnd hochwuͤrdigen Sacrament zugehen / welches
er auch mit huͤlff deß allmaͤchtigen / vnd ſo fern jhm
Gott ſein Leben frieſten wurde / thun wolte / da mer-
cket der Vatter / daß ein geſichte bey jm geweſen we-
re / helt jnnen mit fragen / vnd nimpt jhn mit ſich in
ſeine Kammer zu bette .
Auff den morgen gehet der Sohn zũ Pfarherꝛn
beichtet vnd erzehlet jm / wie es jm die Nacht vber-
gangen were / begerte daruber die abſolution vnnd
hochwirdig Sacrament / der Pfarherꝛ entſetzet vnd
verwundert ſich / als der den tag vber biß zũ hader
bey jm geweſen war / vñ ob es jm wol bedencklich vñ
bekuͤmmert / hat er doch auff erſten vnd beſtendigen
bericht / jhm die abſolution vnnd das hochwuͤrdig
Sacrament mit getheilet . Vber den dritten tag / wie
er zugeſagt / vermeldet ers nicht allein ſeinẽ Vatter
vnd zechgeſellen / ſondern auch vielen andern / Jn-
ſonderheit aber / erzehlet ers ſeinen zechgeſellen /
dieſe kehrẽ ſich ahn ſolche rede nit / ja verachtens hal-
tens fuͤr ein boſſen vnnd ſchwang / oder viel mehr
fuͤr einen traum / der jhm die Nacht vber / weil er
voll geweſen / in ſeinem Schlaff fuͤr kommen / vnd
F getreumet
getreumet habe / gehen jmmer hin allewege / vnd laſ-
ſen ſich nichts jrꝛen / laſſen ſich ſolches auch gar
nichts bewegen .
Dieſe hiſtorien vnd geſchicht / hat der Pfarherꝛ
deſſelben orts / auff bewilligung vnd geheiß des E-
delmans dem es geſchehen / offentlich von der Can-
tzel verkuͤndiget / ſo ſind mir namen vnd ort bewuſt .
Finzelius von wunderzeichen / lib. 2.
LXIV . Von einem Teuffeliſchen
Kindt .
E S hat ſich Anno Chriſti 1565 . dieſe grewlich
geſchicht begeben / daß ein Weib ein ſolch teuffe-
liſch Kind geboren / das kein Haupt gehabt / in ſei-
ner bruſt an dem lincken achſel hats ein Mund ge-
habt / vnd auff dem rechten Achſel ein Ohr / ahn den
henden vnnd Fuͤſſen ſind nicht Finger / ſondern an
derſelben Statt Krellen / gleich einem Froſch oder
Kroten / der leib aber iſt Braun geweſen / wie ein
Leber / vnd gezittert wie ein gallert / vnnd hat kein
Bein an jhm gehabt . Jſt vor der Kirchen des orts
von vielen leuten geſehen worden / vnd letzlich ahn ei-
nem orth auff dem Kirchhoff begraben / da man
ſonſt vngetauffte Kinder pflegt hin zu legen . Es
hat aber endlich das Weib / als die Mutter / hefftig
ohn vnderlaß gebetet / daß die grewliche geburt
außgegraben werden moͤchte / vnd gantz weg gethan
vnd verbrand wůrde / auch bekand / daß der Teuffel
in geſtalt jhres Mannes / offt in die Kammer /
Stuben / auff den Offen kommen / vnnd mit jhr vn-
zucht getrieben . Darumb ſie hefftig gebeten / daß dẽ
Teuffel das ſeine wider wuͤrde / auch begeret / dz leu-
te bey jr blieben / den ſie ſich fuͤr des Teuffels gewalt
vnd ſchrecken ſehr gefuͤrchtet . Solche teuffeliſch ge-
geburt
b urt iſt endlich auß befelch der Obrigkeit / außgegra-
ben / vnd auff ein Rathſcheiben vors Dorff zu ver-
brennen vom Scharffrichter gelegt / da er ein gantz
fuder holtz verbrand vnd iſt das nicht verbrunnen /
ſind auch die windeln noch naß blieben / biß ers zu
ſtuͤck gehackt / vnd ſchwerlich am freytag nach Aſ-
cenſionis domini verbrand . Dem weib iſt ein groß
ſchrecken zukom̃en / vnd hat ſich der Tenffel auff die
Nacht / mit groſſen getuͤmmel / wie Pferde vmbs
Hauß / Jtem / wie trommeten hoͤren laſſen .
Deßgleichen die ander Nacht hat man ein grew-
lich kreiſchen vñ heulen vnder dẽ fenſtern / nachmals
am Hauß gehoͤret / daß das Weib gebeten / daß man
mit jr beten vnd Gott fuͤr ſie anruffen ſolte / vnd hat
einer dem Teuffel gebotten im namen Gottes an dẽ
ort ſeiner verdamniß zugehen / da man erſtlich ein
heulen / wie Hunde vnd Katzen ſo ſich beiſſen / vnder
den fenſtern gehoͤret / darnach wie mit einer trom-
meten vber das Waſſer vor dem Hauſe gangen / daß
die Nachtbarn mit ſchrecken gehoͤrt / vnd vor ſie ge-
betet / hat endlich alſo vom Teufel durch Gottes gne-
dige hilff friede bekommen .
LXV. Von einem Teuffels be-
ſchwerer .
Z V Manhauſen / im anſtoß Hanober / hat ſich
ein ſolche ſache zugetragen / welche ich von ei-
ner glaubwirdigen / gelehrten vnd gottsfuͤrch-
tigẽ Mansperſon gehoͤrt hab / dẽ als er dazu-
mal ohn gefehr bey dem Amptman gemelter State
ſich hielte / der jm dan blutshalben verwand / vnd er
derhalben jn zubeſuchen / dahin kom̃en war / hat er /
als er vff eine zeit fuͤr der thuͤr geſtanden / geſehen
daß ſich dz Volck hefftig zn ſam̃en gefundẽ / vñ als er
F ij gefragt/
gefragt / wz ſolches bedeute / iſt jm geantwortet : Es
wird ein armer beſeſſener Menſch jetzt beſchweret
werden / derhalben er auch dem handel zu zuſehen
herbey gangen iſt .
Als er nun in die Kirche kom̃en / hat er dẽ Prieſter
ſehen meß halten / vnd den beſeſſenen zu aller nechſt
bey dẽ altar mit ſcheußlichẽ vñ greußlichẽ angeſichte /
vnſtilſchweigen ſitzen . Als nun der Prieſter das
Euangeliũ anſprechen wolte / vnd vorleſen / der halbẽ
ſich auch auff die ſeiten / da der beſeſſen Menſch ſaß /
kehrete / vnd im Euangelio / biß zu dẽ worten kom̃en
war / ſie werden Teufel außtreiben / cꝛ . Da hat ſich ď
beſeſſene / gleich als ob jm ſolche wort vnleidlich / an-
gefangen zuerſchuͤtten / vnnd mit lauter ſtimme ge-
ſchrien / jedoch / nach dem dz Euangelium zum ende
bracht / widerumb ſtill geſchwiegen .
Zum ende der Meß / hat jhn der Pfaff mit ſeinem
beſchweren wider angegriffen / vnd letzlich den Teu-
fel mit ſolchen worten angeſprochen ? Du verfluch-
ter vnd vermaledeyter Geiſt / fage her / was iſt dir
auff dieſer Erden am allermeiſten zu wider / vnnd
das du in keinem wege leyden kanſt ? Darauff der
Sathan ein weil geſchwiegen . Weil aber der Prie-
ſter nicht ablaſſen wolte / ſondern mit ſeiner frage
ſtarck vnd feſte anhielte / hat letzlich der Teuffel ge-
antwortet / das Weihwaſſer . Darauff der Exor-
ciſt oder beſchwerer den nechſten zugefahren / einen
Silbern Becher mit Weihwaſſer gefuͤllet / denſel-
bigen dem beſeſſenen an den Mundt geſetzt / vnnd
außzutrincken gezwungen / welcher angefangen hat
ſich kleglich vnd jemmerlich zu ringen vnd zu win-
den / vnd erbermlich zuſchreien / hat auch ſo balt an-
gefangen grewlich zu ſchwellen / vnnd auff zulauf-
fen / ſonderlich oben am Halß . Bald iſt der Pfaff
her / vnd bind jhn an den Halß S. Gnudels Heilig-
chumb / in einem Silbern gefeß / als ein gewiſſes
kreffti-
krefftiges mittel den Teuffel außzutreiben . Da hat
der beſeſſene wider angefangen / ſich zu weltzen vnd
zu ſchreyen / biß vber ein weil / da iſt es beſſer mit jm
worden / vnd iſt der Teuffel außgefahren / vnnd der
beſeſſene geneſen . Hernachmals aber hat man be-
funden / daß dieſes ein lauter betrug / vnd eitel abge-
ſpielte Sachen vnd haͤndel geweſen ſeyn / derhalben
ſie auch beyde zur Straff gezogen / vnnd jhren ver-
dienten Lohn bekommen haben .
LXVI . Von einer Zauberin .
Z V Eßlingen iſt eine Jungfraw / Anna Vlme-
rin genant von dem 1546 . Jahr an / biß an
das 1550 . Jahr mit einem groſſen vnmenſch-
lichen vnd vnnatuͤrlichen bauche / welcher
von tag zu tag zugenommen / beſchweret gelegen /
vnd von deſſelben wegen / von etlichen groſſen Her-
ren / edlen vnd vnedlen / auch gemeinen / Reichen
vnd armen Perſonen / mit andacht beſuchet / vnd
ehrlich nach eines jeden vermoͤgen / begabet wordẽ /
mit hoher verwunderung / daß gedachte Jungfraw
in ſolcher ſchweren kranckheit / ſo lange bey Leben
bleiben kuͤnte / in anſehen / daß viel grewlicher wuͤrm
vnd Schlangen mancherley form vnd lenge / vber
hundert vnd funfftzig kommen ſeyn / auch jederman
beredet / es ſey ein grewlich vierfuͤſſig thier bey jhr /
welches ſo offt ſie etwas labung von Mandelmilch
oder andern genoſſen / geſchmatzt habe wie ein Hũd /
vnd habe ſich in jhr auffgerichtet / derhalben ſie kein
getuͤmel / brunnen ziehen / fahren / Kuͤhe vnd Pferd
ſchreyen oder Hanen krehen / vmb die Refier jrer be-
hauſung davon das thier zu zorn bewegt wuͤrde / hat
leiden wollen . Vnd iſt ſolch fuͤrgeben jrer Kranck-
heit von jederman fuͤr warhafftig angeſehen vnd
gehalten worden .
F iij Endlichen
Endlichen aber hat ſichs befunden / das es eytel
buͤberey vnd betrug geweſen / den jre Mutter gentz-
lich eine zauberin geweſen / die ſich dẽ Teufel ergebẽ /
welcher jr zu allem jrem begeren geholffen vñ gedie-
net hat / als daß die Tochter von der Muter beredet /
ſich deß handels vnderwunden / vñ ſich mit dẽ bauch
gelegt / dz ſie von vnzehlichen Man vnd Weiber / die
jhrenthalben dahin gereiſet mit verwunderung vnd
groſſẽ mitleiden taͤglichen beſucht worden / die groͤſe
jres leibes gemeſſen / betaſtet vnd begrieffen / darauf
doch kaͤlter dan auff Eiß zugreiffen / vnnd niemand
ſeine Hand lang darauff hat halten moͤgen . Vnd iſt
alſo liegend von allen / ſo zu jr kommen / mit worten
vnd geſchencken getroͤſtet worden . So iſt dann die
Tochter mit hingelegtem Bauch / der alſo zubereitet
geweſen / daß ſie jn / wen ſie gewolt / auß vnd an thun
koͤnnen / mit ſampt der Mutter / vnd andern / ſo jnen
zu jrem handel geholffen / zu recht geſeſſen / haben geſ-
ſen vnd getruncken beim beſten / vnd mit dem jenigẽ /
ſo jhnen auß erbarmung vnd mitleiden geſchencket
worden / froͤlich vnd leichtſinnig geweſen .
Da nun dz Stuͤndlein da war / daß ſolcher betrug
ſolte an tag kom̃en / hat ein erbar Rath zu Eßlingen
an allerheiligen tage / auß vielen vermuhtungen be-
dacht / damit man entweder erfahre / was es fuͤr ein
gelegenheit mit jhr habe / oder daß ſie der ſchmertzen
loß kaͤme / den Bauch auff zu ſchneiden zulaſſen vnd
auff diß bedencken ſind drey Balbierer / ein Doctor
ein Apodecker / vnd ein Hebamma / zu jhr geſchickt
worden / des auffſchneidens halben ſich mit jr zu vn-
derreden / aber als man das leylach / ſo vmb ſie gene-
het / vnderſtanden auffzutrennen / hat ſie die veror-
denten bereden wollen / jhr leib wurde jhr gar zer-
fallen / vnd ſo das grewliche thier von jr kaͤme / wuͤr-
de ein grauſamer geſtanck von jr gehen / daß ſie alle
davon moͤcht en vmbkommen .
Darauff
Darauff ein Erbar Rath ferner jhren Vatter /
der vmb dieſen Betrug gar nicht gewuſt / ſagen
laſſen / vnd befragen / ob er zu frieden ſey / daß ſeine
krancke Tochter auffgeſchnitten wuͤrde ? Darauff er
geant wortet / die Tochter ſich diß fals nicht mehr
ſein / ſondern Gottes vnd der Obrigkeit / die moͤgen
mit jhr handeln jhres gefallens . Als dann iſt auch
der Mutter meynung auch erfordert worden / die
hat ſich ſolches ſehr gewegert / vnnd in keinem
Wege bewilligen wollen / die Tochter auff zu-
ſchneiden / ſie wolte an jhrem Tode keine ſchult
haben . Da ſie aber gleichwol vnder deß nicht
vnderlaſſen wolten / moͤchten ſie es thun / vnnd da
jhre Tochter ſtuͤrbe / wolte ſie ewiglich vber ſie Rach
ſchreyen .
Auff abſchlegige antwort der Mutter vnd der
Tochter / iſt der Ernſt mit dem auff ſchneiden fuͤr-
gewandt worden / daß die Tochter ſehr erſchro-
cken / vnd angefangen zu weinen / vnnd ſich newes
groſſes ſchmertzens angenommen . Aber nichts de-
ſto weniger hat man fort gefahren / vnnd iſt
das ober leilach auffgetrennet worden / vnnd die
oberhaut des gemachtens Bauchs / welche / wie
ein ſchoͤnen Jungfrewleins leib / mit einem na-
tuͤrlichen durchgang / fubtil vnnd kuͤnſtlich ge-
macht / auffgeſchnitten worden / darunder iſt
ein Kuͤſſen gelegen / in welchem viel hauffen werck
vnnd Lumpen geſteckt / vnter dem Kuͤſſen iſt ein
ſtarcker Spruͤgel oder gewelbter bogen / mit Bau-
ſchen gemacht / ſo jr den leib nit geruͤhret hat / vñ hat
man ſolchen bogen oder geruͤſt / in der kam̃er ſo offt
man gewolt / oder leut vorhanden geweſen / mit einẽ
ſchnuͤrlein heimlich gezogen / ſo iſt der bauch vber ſie
gefahren / vnnd ſich grewlich außgebreitet / jhr das
F iiij angeſicht
angeſicht gedecket / daß ſich die leute dieſes ſehr ver-
wundert . Es ſind auch die wuͤrme / ſo auff mancher
ley art vnd lenge / wunderlich geſehen worden / aus
Schaffsdaͤrmen / da man die Seyten darvõ macht /
zugericht geweſen / vnd auß einem harten fell / vor-
hin auß der Tochter ſeiten mit einem Meiſel gezo-
gen worden / vnnd die Leuthe beredet / ſie ſeyen auß
jhrem leibe kommen . Es iſt auch der gemacht bauch
zugerichtet geweſen / als ob er vnten verſchloſſen
were / vnd nichts von jhr gienge / welches alles be-
trug geweſen / dan der Harm vnd andere vnſauber-
keit / ſind durch ſonderliche darzu bereite oͤrter auß-
gefuͤhret worden . Als nun die Hebamme dẽ gemach-
ten Bauch von jhr genommen vnd ſie bloß da gele-
gen / iſt ſie eines ſchoͤnen geraden Leibes geweſen .
Da ein Erbar Rath ſolchen betrug vernommen /
ſind als bald Mutter vnnd Tochter / auch andere
verdaͤchtige Perſonen gegrieffen worden / die toch-
ter aber in einen Badzuber / wie man mit Zauberin
pfleget / hat man mit zween Stattknecht zum ge-
fengnus getragen .
Darauff hat man mit Peinlicher frage Proce-
dirt / die Perſonen ſo vnſchuldig geweſen / loß gege-
ben / die Mutter aber die ſich dem boſen Geiſt erge-
ben hatte / vnd alles dieſes handels ein vrſach gewe-
ſen / iſt nach abbrechung jhres Hauſes / mit demſel-
bigen Holtz zu Pulver verbrand worden . Die Toch-
ter / welche von der Mutter jaͤmmerlich war betro-
gen / vnd betroͤwet worden / hat man nicht getoͤ-
det / ſondern durch die Backen Brennen /
vnd vermauren laſſen / geſchehen
Anno 1551 .
Der
LXVII . Der Teuffel in einem todten
Coͤrper .
Z V Bononien iſt eine Jungfraw nach jhrem
toͤdtlichen Abgang zwey gantzer Jahr vn-
der den Leuten vmbgangen / iſt offt zu Gaſt
gefordert / da ſie doch wenig geſſen . Da ſie
einmal mit andern Jungfrawen zum Tantz ge-
weſen / iſt ohngefehr ein Schwartzkuͤnſtler vorhan-
den / der ſpricht / dieſe bleiche Jungfraw iſt todt . Da
nun geantwortet / wie das ſeyn koͤndte / dieweil ſie
gieng vnd ſtuͤnde . Saget er : Das wil ich euch wei-
ſen . Gehet alſo zu jhr / vnd nimpt jr vnder der rech-
ten Schulter ein Buͤſchlein hinweg / das jhr zuuor
auch ein Schwartzkuͤnſtler darunder verborgen .
Alsbald iſt ſie nider gefallen / vnnd ein todter Leib
geweſt / dann ſie der Teuffel durch ſeine Krafft al-
ſo herumb gefuͤhret hatte .
Iohan. Manl. lib. 1.
LXVIII . Von einem Wech-
ſelkind .
E Jn Exempel hat ſich zu Halberſtadt zuge-
tragen / da hat ſich der Teuffel auch an ei-
nes Kindes ſtatt geleget / welches dem vo-
rigen Kind gar ehnlich geweſt / hat ſich ſo
vnfletig gemacht / vnd alſo zu ſchiſſen vñ geſchrien /
daß die Eltern deß nachts kein ruhe fuͤr jm gehabt /
vnnd die Mutter alſo außgeſogen / daß ſie es nicht
mehr ſtillen vnnd ſeugen kondte / vnnd man jhm ein
ander Seugamme ſchicken muſte / welche er auch
bald außgeſogen / vnd ſo fort / biß auff fuͤnff / daß die
Eltern nicht gewuſt / was ſie mit dem Kind anfa-
hen ſolten / iſt jhnen derhalben gerathen worden / ſie
ſoltens gen Hoͤckelſtadt tragen laſſen / zu der Jung-
F v frawen
frawen Maria / vnnd laſſen Weihen . Da trug
mans in einem Korbe vber ein Waſſer / da ſchrey
der Teuffel im Waſſer / Kuͤlkropff / O ho / wo wilt
du hin : Antwort das Kind im Korbe : Jck wil
gen Hoͤckelſtadt / vnnd mick laſſen Wihen / dat ick
mag gediegen / Als der Vatter ſolches erhoͤret /
iſt er erſchrocken / vnd hat das Kind ( oder viel mehr
den Teuffel ) mit dem Korbe ins Waſſer geworf-
fen / vnnd haben die Teuffel im Waſſer ein gelaͤch-
ter vnd geſpoͤtt angerichtet .
Ex C olloq. D. Mart. Luth .
LXIX . Von einem andern Wech-
ſelkind .
Z V Deſſaw iſt auch ein ſolch Wechſelkind
geweſen / das D. Luther geſehen / vnd ange-
grieffen hat / welches zwoͤlff Jahr alt gewe-
ſen / welches ſeine Augen / Glieder vnd Sin-
ne gehaht / daß man meynet / er were ein rechtes
Kind / daſſelbe hat nichts gethan / dann nur gefreſ-
ſen / vnd zwar ſo viel / als jrgend vier Bawern oder
Dreſcher . Es hat gefreſſen / oben eyn / vnnd vnden
außgefuͤllet / vnnd garſtig ſich erzeiget / wenn man
es angegrieffen / ſo hat es geſchrien / wann es vbel
im Hauſe zugangen / vnnd ſchaden geſchehen / ſo hat
es gelacht / vnnd iſt froͤlich daruͤber geweſt / wann
es aber wol zugangen / hat es geweinet / ſolche zwo
Tugendt / als ein Schadenfro / hat es an ſich
gehabt . Jſt aber hernacher ge-
ſtorben .
Ex C olloq. D. Mart. Luth .
Von
LXX. Von Keyſer Heinrich
dem dritten / vnnd Biſchoff
Bruno .
A Ls Keyſer Heinrich / der dritte deß Namẽs /
auff der Donaw fuhr / iſt eine Stadt in Oe-
ſterreich / mit namen Grein / bey der Stadt
hat es ein gefehrlich ort in der Donaw / nen-
net man den Strudel / an welchem ſich die Schiff-
leut ſehr verfahren muͤſſen . Auff einem andern
Schiff war Biſchoff Bruno von Wuͤrtzburg / deß
Keyſers Vatter / vnd als der Biſchoff auch durch
den Strudel fahren wolte / ſaß auff einem Felſen /
der vber das Waſſer herauß gieng / ein ſchwar-
tzer Mann / wie ein Mohr / ein grewlicher anblick /
vnd erſchrecklich / wie ſichs dann erzeigt / der ſchrey /
vnnd ſagt zum Biſchoff Bruno : Hoͤre / hoͤre Bi-
ſchoff / ich bin dein boͤſer Geiſt / du biſt mein eigen /
fahr hin wie du wilt / ſo wirſt du mein werden /
jetzt wil ich dir nichts thun / aber bald wirſt du mich
wider ſehen . Alle Menſchen die das hoͤreten / er-
ſchracken vnnd forchten ſich / der Biſchoff machet
das Creutz / geſegnet ſich / ſprach etliche Gebett /
vnnd verſchwand der Geiſt vor jhnen allen . Die-
ſer Stein wirdt noch auff den heutigen Tag ge-
zeiget / iſt darauff ein kleines Thuͤrnlein gebawet /
allein von Steinen / vnd kein Holtz darbey / hat kein
Dach / wirdt deß Teuffelsthurn genannt .
Nicht weit daruon / etwann zwo Meil wegs /
fuhr der Keyſer mit den ſeinen zu Land / wolt da
vber Nacht bleiben / in einem Flecken Boſen-
beiß / daſelbſt empfieng Fraw Richlita / eine Wit-
we / deß Graffen Adelberti von Ebersberg nach-
gelaſſene / dem Keyſer gar herrlich / hielt jhn zu
Gaſt / vnnd batt darneben den Keyſer / daß er
den
dem Flecken Boſenbeiß / vnd andere Hoͤff herumb /
ſo jhr Gemahl Adelbertus / Voigtsweiſe beſeſſen
vnd verwaltet hatte / jhres Bruders Sohn Wel-
phani dem dritten / verleyhen vnnd eingeben wolte .
Der Keyſer gieng in die Stuben / vnd weil er alſo
ſtund bey dem Biſchoff Gruno / Graffen Aleman
von Ebersberg / vnd bey Fraw Richlita / gab er der
Graͤffin die rechte hand / gewert ſie jhres begerens /
in dem fiel jehling der Boden in der Stuben ein /
der Keyſer fiel hindurch auff den Boden in die
Badſtuben / ohn allen ſchaden / dergleichen auch
Graff Aleman / vnnd die Fraw Richlita / der Bi-
ſchoff aber fiel auch auff eine Baderwanne / fiel die
Rieb vnnd das Hertz ein / ſtarb alſo in wenig tagen
hernach .
LXXI . Vom Geſpenſt eines Moͤnichs /
Rubenzahl genandt .
J N vnnd vmb das Boͤhemiſch Gebirg leſ-
ſet ſich zu weilen ein Moͤnch ſehen / welchen
man den Ruͤbenzahl nennet / derſelb zu-
weilen zu Debels im warmen Bade auch
anſichtig worden / vnd ſoll ſich zu Wandersleuten /
ſo der Wege im Gebirge vnnd Gehoͤltze nicht kuͤn-
dig / offt geſellen / vnd ſie vertroͤſten / ſie ſollen vnbe-
kuͤmmert ſeyn / er woͤlle ſie wol auff den rechten
weg bringen . Wann er ſie nun ins Holtz gefuͤhret /
daß ſie nicht wiſſen wo auß oder eyn / oder wo ſie
hin ſolten / ſo ſoll der Schadenfro auff einen Baum
ſich ſchwingen / vnd helle lachen / daß es im Walde
erſchalle .
LXXII . Von einem Meerwunder .
E Jnsmal iſt ein Meerwunder auff dem Meer
gefangen worden / vnnd ein Weib geweſen / als
man
man es nun auff dem Schiff behalten hatte / da hat
ſie letzlich ein Schiffknecht zum Weib genommen /
vnd ein Kind mit jr gezeuget / wie ſie nun vber drey
Jar mit dem Schiff wider an das ort kommen / da
das Meerwunder erſtlich gefangen worden / da
ſpringet dieſelbe Fraw auß dem Schiff / vnnd nim-
met das Kind mit ſich / welches erſoffen war / aber
ſie was fuͤr jhren Augen verſchwunden .
LXXIII . Von einem Spieler .
J N dem Coͤlniſchen Gebiet in einer Stadt
Zuzati / da iſt ein Landsknecht geweſen /
der ſich auffs Spiel ergeben / daß er darfuͤr
weder tag noch nacht ruhen moͤchte / vnnd
hat ſtehts den Beutel mit Gelt mit ſich getragen /
auff daß / wann jhm jemand vnder Augen ſtieſſe /
er mit jhm ſpielen koͤndte . War auch auff dem ſpiel
mit den Wuͤrffeln ſo fertig / daß jhm niemands ab-
brechen kondte . Daß man aber ein Exempel hatte /
daß dem lieben Gott ſolch diebiſch ſpielen nicht ge-
fiel / darauß auch alles Vngluͤck vnnd Mord ent-
ſtehe : Hat der Teuffel gewalt bekommen / mit jhm
zu ſpielen / dann er zunor viel Leute betruͤbet / vnnd
jhnen die Taſche gereumet hatte . Deß nachts eine /
kompt der Teuffel / der geſtalt / als einer der mit jm
ſpielen wolte / in ſein Hauß / vnd bringet mit ſich ei-
nen groſſen Beutel voll Gelts / fatzt ſich zum Tiſch /
wirfft das Gelt mit Wuͤrffeln friſch herauß / vnnd
gewinnet hiemit dem Kriegsmann viel Gelt ab .
Als ſolches der Landsknecht ſihet / daß er ſo groß
gluͤck hatte / ſagt er mit Zorn : Biſtu dañ der Teuf-
fel . Antwortet der Teuffel : Es iſt nun gnug / es wil
bald morgen werden / wir muͤſſen gehen / fuͤhret jhn
hiermit zum Ziegeltach hinauß / daß jhm ſein Eyn-
geweide daran hangen bliebe / wo er aber mit dem
Leib
Leib hin kommen / iſt nie erfahren . Deß Morgens
hat man ſein Eyngeweyde alſo an Ziegeln han-
gen funden .
LXXIV . Vom Bapſt Syl-
ueſter II .
S Ylueſter der ander / vorhin Gilbertus ge-
nannt / ein Frantzoß / der 147. Bapſt / im
Jahr Chriſti 1003 . Hat ſich dem Teuffel
ergeben / daß er nur moͤchte Bapſt wer-
den / vnd Baͤpſtlichen Stuel beſitzen / mit ſolchem
geding / wann er zu Jeruſalem wuͤrde ein Meß
ſingen / ſo wolte er ſein ſeyn . Als er nun zum Bapſt
erwehlet / hat er im vierdten Jahr / wiewol vnwiſ-
ſent / dann er den Namen der Cappel nicht gewuſt )
in einer Cappel / die Jeruſalem genannt ware /
Meß geleſen / da ſind die Teuffel haͤuffig vmb jhn
geflohen / bald fragt der Bapſt / wie die Cappel
hieſſe / als er nun beantwortet / daß ſie Jeruſalem
hieſſe / hat er an den Pact / ſo er mit dem Teuffel
auffgericht / gedacht / vnd hat es oͤffentlich bekandt /
die Leute zur Buſſe vermahnet / daß ſie ſich fuͤr
dem Teuffel huͤten ſollen / hat auch bald nach der
Meſſe befohlen / daß man jhn in ſtuͤcken zu hawen
ſolte / die ſolte man auff ein Karren legen / vnnd
an das Orth begraben / dahin die Roß jhn fuͤhren
wuͤrden / ſelbſt willig . Alſo ſind die Roß zur La-
teranenſer Kirche gegangen / daſelbſt iſt dieſes
Bapſts Coͤrper begraben . Es iſt dieſer Bapſt
ein vberauß Gelehrter / vnd doch Ehrgeitziger
Menſch geweſen . Hiernon leſe man
Chron. Platin .
Von
LXXV . Von Moͤnchen die ein le-
bendig Crucifix haben wolten .
A N einem ort waren etliche Moͤnch / die nicht
zu frieden geweſt / daß ſie einen todten Chri-
tum am Creutz hatten / ſondern begerten ei-
nen lebendigen / der ſich jhres gefallens re-
gen vnd bewegen koͤndte . Schrieben darauff an ei-
nen Kunſtreichen Meiſter / vnnd baten / er wolte
jhnen ein lebendigen Chriſtum machen . Wiewol
jhnen der Meiſter erſtlich zur antwort gibet / ſo er
jhnen einen lebendigen Chriſtum zu wegen brech-
te / moͤchte er von jhnen widerumb auff new gecreu-
tziget werden / hat er ſich doch endlich durch viel bit
vnd gaaben dahin bereden vnnd bringen laſſen / daß
er jhnen ein ſolch Crucifix gemachet vnnd zugerich-
tet / darauff ein Bild geſtanden / welches ſeinen
Kopff / Augen / Mund / Lefftzen vnd andere Glie-
der hat regen koͤnnen . Diß Bild haben die Moͤn-
che mitten in jhre Kirche geſtalt / vnnd viel Men-
ſchen darmit ſchendlich betrogen . Dann ſo offt ei-
ne groſſe menge Volcks vorhanden / das Bild an
zubeten / haben ſie durch heimliche Griffe deß Bil-
des Augeſicht vom Volck abgewand / daruͤber die
Leut nicht wenig ſind beſtuͤrtzt worden . Zur ſtund
ſchrey ein Moͤnch mit lauter ſtlmm : Sehet lieben
Leute jhr Opffert vns armen Bruͤdern nit gnung /
gebet flugs Gelt auff / ſo wirdt euch der Herr mit
Gnaden wider anſehen . Was geſchach ? Die Leut
wuͤrden fro / daß ſie das Bild wider anſehen wolte /
gaben Gelts gnug / vnnd hoͤreten nicht auff / biß die
Moͤnch deß Bildes Angeſicht widerumb zu jhnen
wendeten . Endlich aber iſt jre Buͤberey außgebro-
chen / vnd das gantze Kloſter ( wie billich ) daruͤber
zerſtoͤret / vnd in einen hauffen geworffen worden .
Von
LXXVI . Von S. Vlrichen .
S. Vlrich / Biſchoff zu Augſpurg / der be-
kam ein grewlich Geſchwer am Hin-
dern / das man den Krebs nennet / wel-
ches jmmer je lenger je weiter vmb ſich
fraß / daß letztlich die Artzte an ſeinem Leben ver-
zagten . Da hat er ſich zu S. Martin gen Turon
gelobet / vnd als man jhn dahin gebracht / hat er ſie-
ben nacht in der Kirchen beym Altar zubracht /
vnd vmb huͤlff vnd rettung S. Martinum ohn vn-
derlaß angeruffen . Wie er nun dermals eines ent-
ſchlefft / kompt S. Martinus gegangen / vnnd S.
Brix mit jhm / welche angefangen / von Biſchoff
Vlrichs Kranckheit mit einander zu reden . Vnnd
hat S. Martinus deß Biſchoffs Stirn mit ei-
nem Creutz gezeichnet / vnnd mit einem Stab ſein
geſchwer angeruͤhret / daruon ſey er von ſtund an
geſund worden . Vnnd als er erwacht / hab ers alſo
befunden / dann das Geſchwer ſey nicht mehr da /
ſondern an derſelbigen ſtatt ein kleines Naͤrblein
geweſen .
LXXVII . Von einem reichen
geitzhalſe .
E S war ein reicher geitzhalß / der ſeinen
Schatz vnder einen Baum gegraben hat-
te / vnnd ein breiten Stein darauff geleget
zum Merckzeichen . Als aber ein armer be-
truͤbter Mañ in Verzweiffelung ſich hencken wolt
an denſelben Baum / vnnd den Strick wil an einen
Aſt werffen / vnd ohne gefehr denſelben Stein fort-
ruͤcken wil / damit er den Aſt am Baum erreichen
koͤndte / vnnd in dem er nun den Stein fort ruͤcket /
ſihet er einen Schatz in der gruben liegen / vnd wird
fro/
fro / vnd rafft den Schatz in ſein Kleid / vnd ſpricht :
Nun henck ſich der Teuffel an meine ſtatt / vnd ich
nicht . Nimbt darnach den Strick / vnnd wirfft jhn
in die Gruben / vnd ſcheibet den Stein auff die gru-
ben / vnd gehet daruon . Da kommet nach wenig ta-
gen der geitzhalß / vnd wil ſeinen Abgott beſuchen /
vnd findet nichts dann den ſtrick / denſelbigen thut
er an ſeinen Halß / vnnd erhenckt ſich . Das iſt der
rechte lohn geweſen dieſes geitzhalß .
LXXVIII . Von einem Epicuriſchen
Bawer .
E S iſt einmal ein Epicuriſcher Bawer in
Sachſen geweſen / wann man jhm vom
Himmel geſagt / hat er geantwortet : Watt
Hemel / wat Hemel ? Hett ick hie Meel .
Meynet das were der rechte Himmel / wenn man
hie vollauff zu freſſen hette / wie die Saw auch
denckt / ſie habe jhr Himmelreich / wann ſie mit dem
Ruͤſſel vnnd Maul im Troge leit / vnnd eitel
frieſſet .
LXXIX . Von einem Dorffſchult-
heiſſen gleiche Hiſiori .
J N einem Dorff wohnet ein Schultheiß /
der zu ſeinem Pfarherrn / als er ſterben ſol-
te / nach dem er lang mit jhm von der Auff-
erſtehung der Todten gediſputieret hatte /
letztlich angefangen zu ſagen : Herr Pfarherr / ich
wil euch ſolches zugefallen glauben / aber jhr
werdets erfahren / es wirt nichts dar-
auß werden .
G Poet
Poet Claudianus ſchreibet .
Cum rapiant mala fata bonos ignoſcite falſo ,
Sollicitor nullos eſſe putare Deos .
Das iſt /
Wanns frommen Leuten vbel geht
Vnd boͤſen Buben gluͤcklich ſteht /
So trag ich dieſe ſorg dabey
Ob auch ein Gott im Himmel ſey .
Deß Sardanapoli Grabſchrifft iſt die-
ſe geweſt :
Weil du biſt ſterblich trinck vnd jß
Nach dem Todt kein Wolleben iſt .
Jch bin nun Aſche / hab viel gehabt /
Doch iſt es jetzt alles ſchabab .
Viel beſſers ich verlaſſen muß /
Brauch du der Welt / hab guten Muth .
LXXX . Der Teuffel holet einen
Pfaffen .
A Nno 1557 . Hat ein alter Pfaff zu Forcheim
am Gruͤnen Donnerſtag vom Sacraͤ-
ment geprediget / vnnd vnder anderm ge-
fagt : Paule / Paule / iſt dem alſo / wie du
1. Corinth. 11. lehreſt / vnnd iſts vnrecht einer Ge-
ſtalt zu Communiciren / ſo hole mich der Teuffel /
vnnd weiter zum Volck geſagt : Wo deß Bapſt
Lehr nicht recht were / wolle er deß Teuffels ſeyn .
Darauff ein groſſer Wind vnnd Praſſeln in der
Kirchen worden / vnd hat ein ſchwartzer Mann
den Pfaffen von der Cantzel hinweg
gefuͤhret .
Von
LXXXI . Von einem Zauberer .
Z V Northauſen iſt einer geweſen / mit dem
Zunamen Wildfewer / der fraß ein Bawern
mit Pferd vnd Wagẽ / welcher Bawer nach
etlichen ſtunden vber etliche Feldweges mit
Pferd vnd Wagen in einer Pfuͤtze lag .
LXXXII . Von einem andern .
E Jn Moͤnch macht ein geding mit einem
Bawern / wie tewer er jhm wolte Hew zu-
freſſen geben / als viel er moͤchte / ſagt der
Bawer / vmb ein Creutzer . Der Moͤnnich
aber fraß ein Fuder Hew mehr dann die helffte /
vnnd ward vom Bawer daruon mit Gewalt ge-
trieben .
LXXXIII . Von einem andern
Zauberer .
F Vr etlichen Jahren iſt ein Schwartz-
kuͤnſtler gehenckt worden / von dem geſagt
ward / daß er zwey mal zuuor were ge-
hencket geweſen / da allewege ein Stro-
wiſch am Galgen blieben hangen . Er hat einmal
einem ein ſchoͤnen Hengſt verkaufft / vnd verbotten /
daß man jhn nicht bald zur trencke ritte . Als nun
ſolcher erfahren wolte / die Vrſach / vnnd das Pferd
ins Waſſer geritten / iſts zum Strowiſch worden .
Derwegẽ er zornig / eylet zur Herberg / da ď Geuck-
ler war / als dieſer jhn hat ſehen kommen / legt er ſich
auff ein Banck / da kom̃t er mit zorn bewegt / zeucht
jhn hart bey einem Beyn / das er jhm alsbald auß-
gerieſſen / vnd in die ſtuben geworffen / vnd daruon
gelauffen / dann der Schwartzkuͤnſtler hat jhn alſo
G ij ver-
verblendet / daß es jhn nicht anders dauchte / alſo
geſchehen / ꝛc. Jtem / er hat auch Schweine vnnd
anders verkaufft / daß endlich zu Strowiſchen
worden / vnnd alſo die Leute betrogen . Als aber
Gott zu ſolcher Buͤberey nicht lenger zu ſehen wol-
te / iſt er mit andern zweyen Weibern / ſo ſeine Ge-
ſellſchafft / zur Naumburg gefaͤnglich einkommen /
die er durch ſeine Kunſt hat luͤſtiglichen vnnd vn-
uermercklichẽ ſtehlen lernẽ . Auch wurde durch die-
ſe eine reiche Fraw / die daſelbſt die zeit wohnet / die
man erſtlich fuͤr ein erbare Fraw hielt / beruͤchti-
get / daß ſie auch eine ſolche Diebin / vnd in die Ge-
ſellſchafft gehoͤret / vnnd deß Zaubers Bulſchafft /
darumb ſie auch von beruͤhrten Perſonen zu Ge-
faͤngnuß durch jhr Bekaͤndtnuß gebracht wuͤrde .
Der Schwartzkuͤnſtler hat erſtlich in der Tortur
zu aller Pein nicht bekennen wollen / daß er auch
zerdehnet / daß er nicht gehen kondte . Da er aber
angezeiget / wie er ſeine Kunſt oder den Geiſt in
Haaren gehabt / vund man die allenthalben abge-
nommen / hat er ſeine Buͤberey bekandt / wurden
erſtlich die zwo Frawen / nach wenig tagen auch
der Schwartzkuͤnſtler / an Galgen gehencket . Die
reiche Fraw aber kam auß dem Gefaͤngnuß bey
nacht / nicht ohne huͤlffe / kam alſo daruon / ꝛc .
LXXXIV . Von einem boͤſen vnge-
radenen Sohn .
S O ſchreibet Ariſtoteles in Ethicis / daſz
ein Sohn ſeinem Alten Vatter mit dem
Haaren im Hauſe vmbgeſchleiffet habe /
biſz zu einer Schwellen oder Treppen .
Da derſelbe Sohn wider alt worden / hat er auch
einen Sohn gehabt / der jhn gleichfals geehret vnd
mit-
mit gefahren / doch etwas grewlicher / dann er jhn
vber die Schellen in Koth geſchleifft / vnnd darein
geweltzt . Darumb der Vatter geſchrien : Verſcho-
ne mein Sohn / ich habe meinen Vatter nicht ferr-
ner / dann zu der Schwellen mit den Haaren ge-
ſchleifft .
LXXXV . Von einem andern .
G Ar ein reicher Mann hatte ein einigen
Sohn / dem gab er ein ſchoͤn Weib / der
Sohn ſagt zum Vatter / lieber Vatter /
vbergebet mir ewer Gut / ich wil euch
gantz Vaͤtterlichen vnnd wol verſorgen / ſo koͤnnet
jhr auch ohne Sorge ruͤhig leben . Als ſolches ge-
ſchehen / hat er dem Vatter ſeine ſchoͤne Kammer
eyngethan / mit einem guten Betthe . Als aber die
jung Braut / den Vatter / von wegen deß naͤchtli-
chen Pulſtens vnd Huſtens nicht erdulden kondt /
bat ſie den Mann ſo lang / daß er jn auß der Kam-
mer ſchaffte / vnnd ward vnder eine Treppe gewei-
ſet . Als es nun Winder ward / ſchrie der Vatter
den Sohn vmb ein Kleid an / da kaufft der Sohn
vier Elen Thuch / vnnd gab dem Vatter zwo Elen /
behielt jhm die andern zwo . Als das ſein kleines
Soͤhnlein geſehen / hat er die zwo Elen Thuch ge-
nommen / vnd hinder eine Mawer verſteckt . Als
nun von etlichen das Thuch lange im Hauſe ge-
ſucht wurde / ſagt das Knaͤblein / ich weiß wol wo
es iſt . Da fragt der Vatter / warumb er es ver-
ſtackt hette ? Antwort das Kind / ich wil mirs be-
halten / biß an dein Alter / da wil ich dirs geben
zur Decke / wie du jetzt deim Vatter gethan haſt /
etc. Als der Vatter ſolches hoͤret / ſagt er / fuͤr-
war das wirdt vber mein Haupt kommen / das ich
in meinem Alter von meinem Sohn widerumb alſo
G iij gehal-
gehalten werde . Schicket jhm alsbald bey ſeinem
Soͤhnlein einen guten Beltz / vnnd nam jhn wider
in ſein Hauß / vnnd that jhm alle Ehre vnnd Wol-
that / hielt jhn viel herrlicher dann zuuor / Auff
das alſo ſein Soͤhnlein ein Exempel hette / wie er
jhn im Alter auch als einen Vatter vnterhalten
ſolte .
LXXXVI . Von einem andern .
E Jn reicher Mann hat groſſe Kinder ge-
habt / die da von jhm verehelicht waren /
vnnd denen vbergab er alle ſeine Guͤter .
Als er aber nun gar arm / waren jhm die
Kinder vngewogen / daß keines vor dem andern
den Vatter hette wollen auffnemmen vnnd erhal-
ten . Der Vatter aber erdacht eine Liſt / vnnd be-
rief ſeine Kinder / zeiget jhn eine Laden oder Ki-
ſten / vnnd gab einem andern ein Schluͤſſel darzu /
vnnd behielt auch einen / damit ſie nicht in die Ki-
ſten kommen kondten / in welche Kiſten er aber ein
groſſen Hammer ( oder Kauln ) vnnd ander ſchwer
ding verſchloſſen hatte / vnd ſagte zu den Kindern /
lieben Kinder / wann ich nun ſterbe / ſo ſolt jhr die
Kiſten auffſchlieſſen / da werdet jhr beſchrieben
finden / was ich einem jedern / ſonderlich der mich
am groͤſten geliebet / vermacht vnnd teſtiret habe .
So ſoll auch von ſolchem Schatz vor meinem Ende
keiner nichts bekom̃en . Vmb ſolches Troſtes willẽ /
wolt ein jeder Kind den Vatter bey ſich haben /
vnnd that jhm einer vber den andern groſſe Foͤrde-
rung vnnd Ehr . Als nun nach ſeinem Todte die
Kiſten geoͤffnet war / ſunden ſie den ſchweren
Hammer / daran geſchrieben war : Den Menſchen /
der ſeinen Kindern bey leben ſein Haab vnnd Gut
vbergibet / den ſoll man mit dieſen Hammer oder
Keu-
Keulen zu todt ſchlagen / wann er jhm nicht auch
ſo viel hinder behelt / dauon er ſein auffenthalt ha-
ben moͤge / darumb ſagt man / ein Vatter kan beſ-
ſer zehen Kinder ernehren / dann zehen Kinder ei-
nen Vatter .
LXXXVII . Von Pyramo vnd
Thysbe .
E Jn junger Geſell Pyramus / vnd ein ſchoͤ-
ne Jungfraw Thysbe / die waren in heff-
tiger Liebe gegen einander entbrandt . Da
ſie aber von wegen deß groſſen anffſehens
jhrer Eltern nicht zuſammen kommen kondten /
haben ſie ſich endlich beſprochen / daß ſie an einem
beſtimpten orth / zu einem Baum vnnd Brunn zu-
ſammen kommen wolten . Da nun Thysbe zum
erſten bey Nacht an ſolchen ort kame / hat ſie geſe-
hen eine Loͤwin / mit einem blutigen Munde kom-
men / nach dem ſie einen Ochſen oder ander Wild
zuriſſen vnd gefreſſen / vnd bey dem Brunnen trin-
cken wolte . Derhalben die Thysbe vor furcht bey
ſeits gelauffen / vnnd ſich verkrochen . Da ſie aber
jhren Mantel vnnd Schleyer hatte liegen laſſen /
den die Loͤwin gefunden / vnnd mit dem blutigen
Munde zerriſſen / iſt endlich der Pyramus auch
an ſolchen ort kommen / vnnd wie er das zerriſſen
Kleid alſo gefundẽ hat / meynet er / ſeine Allerlibſte
Thysbe ſey von der Loͤwin gefreſſen / vnnd vor ley-
de erſticht er ſich mit ſeinem Schwert . Da nun die
Thysbe wider nach hingelegter furcht herfuͤr zu ſol
chem ort kam / vnnd ſahe wie ſich jhr Liebhaber ſo
erbermlich erſtochen hatte / hat ſie ſich auch
mit demſelben Schwert erſtochen .
G iiijVon
LXXXVIII . Von einem Hanß von
Berſtadt .
H Anß von Berſtad bey Echtzel in der Wet-
teraw / hat Anno 1540 . im Flecken Fran-
ckenſtein / im Meintzerbiſchoff thumb / ein
klein Maͤgdlein von fuͤnff Jahren woͤllen
nothzuͤchtigen / vnnd da er ſeinen teuffliſchen willen
nicht koͤnnen vollbringen / erwuͤrget er das Maͤgd-
lein / vnd ſchneid jhr die Scham auff / vnnd thut ſei-
nen teuffliſchen willen mit dem todten Coͤrper / dar-
nach zerſtuͤmpelt er den Coͤrper in 15. theil . Es kom̃t
aber ein Einwohner deß Fleckens zu maſſen / der
ſchlegt vnd fengt jhn / vnd als er gen Mentz gefuͤh-
ret / iſt er an ſeinem Gemecht mit gluͤenden Zan-
gen zerriſſen / vnnd endlich auff ein Rad geſtoſſen
worden .
LXXXIX . Ein Witfraw von einem
Schuͤler geſchwengert .
A Nno 1540 . Jſt eine Witfraw zu Strau-
bingen / von einem groſſen Schuͤler geſchwẽ-
gert worden / vnnd als ſie das Kindlein ge-
boren / vnnd zur Tauffe geſchickt / hat es der
Pfarherr nicht taͤuffen wollen / man ſagt dann an /
wer deß Kindes Vatter ſey / darauff die Geuat-
tern das Kind widerumb heimgetragen . Die Woͤ-
cherin aber / als ſie ſolches gehoͤret / iſt ſie in Ver-
zweiffelung gefallen / vnd hat das Kind vm̃bracht /
vnd die Mutter hat ſich erhenckt / da ſolches der
Schuͤler erfahren / hat er ſich erſtochen / deßgei-
chen der Pfarherr / als er ſolches gehoͤr et / hat
ſich auß Verzweiffelung auch er-
henckt .
Ein
XC. Ein Beckerknecht zu Wien be-
gehet etliche Mordtha-
ten .
E Jn Beckerknecht zu Wien / als er gewuſt /
daß ſein Meiſter viel geltes hatte / hat er
ſich geſtalt als wolt er wandern / aber nach
wenig tagen hat er ſich heimlich in deß
Meiſters Hauß funden / vnd bey Nacht erſtlich ei-
nen Knecht / darnach eine Magdt / vnd endlich den
Meiſter mit ſeinem Weibe vmbbracht / zu letzt kom-
met er zu einem kleinen toͤchterlein / die ſchreiet : Ach
Paule laß mich Leben / ich will dir alle meine pup-
pen geben . Ob er aber wol vber dieſer Rede erſchro-
cken / daß er vom Kinde erkand worden / hat er doch
daſſelbe auch vmbbracht . Nach dieſen fuͤnff Moͤr-
den / hat der thaͤter das Gelt genommen / vnd iſt dar-
mit gen Regenſpurg kommen / der Rath aber zu
Wien / hat den thaͤter daſelbſt bekommen / vnd wi-
der gen Wien gefuͤhret / alda iſt er ahn einen Pfal
geſpieſſet worden .
XCI. Ein Schreckliche Hiſtori von
Pape Doͤne .
Z Wiſchen Hamburg vnd Luͤbeck / iſt an einem
gehoͤltze eine grube oder Loch / ſo man Pape
Doͤn hoͤle nennet / daſelbſt ſol vor zeiten einer
mit namen Pape Doͤn ſich Bettlers weiſe
auffgehalten / vnd viel leuthe / ſo fuͤruͤber gereiſet /
mit liſt ermordet haben / vnd der ermordeten Hirn-
ſchalen an eine ſchnur nach der Reihe zuſammen
gefaſt / vnd wenn der Waldmoͤrder etwa eine
G v ſchnur
ſchnur gezogen / daran ſich die Hirnſcheddel gereget
vnd bewegt haben / hat als dan der Renber geſagt :
Dantzet meine liebe Soͤhne /
Daß heiſt euch ewer Pape Doͤne .
Dieſer ſoll auch eine Weibs Perſon zu ſich in ſol-
che ſeine Mordhoͤle bracht haben / der er zwar am le-
ben verſchonet hatte / aber ſie dahin getrungen / dz ſie
ſich gehen jm mit einem Eyde hat muͤſſen verpflich-
ten / nit allein bey jm zu bleibẽ / ſondern auch bey jrem
leben keinem Menſchen ſeine Moͤrderiſche tuͤck
vnd Bubenſtuͤck zu offenbahren .
Weil ſie aber geſehẽ / daß der Bube ſo viel Moͤr-
de begangen / vnd ſo grauſam mit den leuten / ſo er in
dz Loch geſchleiffet / gehandelt vnd vmbgangen / hat
ſie ſolches die lenge in jrem gewiſſen nicht ertragen
noch verſchweigẽ koͤnnen / weil ſie aber ſolches jres
gethanes Eydes halben / keinem Menſchen hat muͤſ-
ſen offenbaren / ſo ſoll ſie zu Luͤbeck / dahin ſie etliche
ding zukauffen / gegangen / auß groſſer angſt vñ weh
tagen jres gewiſſen / zu einem Pfeiler in der Kirchẽ
ohne gefahr auff dieſe meynung geſagt haben : Lie-
ber Pfeiler / weil ich meines gethanen Eyds halben
keinem Menſchen offenbaren vnnd anzeigen darff /
wie Pape Doͤn / da vnd da / mit grauſamen morden
vnd rauben Haußhalt / ſo klage vnd ſage ich dir es /
denn ich kan vnd mag ſolches lenger nit verſchwei-
gen / vber mein hertz vnd gewiſſen nit bringen . Wie
aber etliche ſo fuͤrvber gangen / ſolche erbermliche
klage vnd außſage des Weibes vernommen / iſt es
vor die Obrigkeit kom̃en / darauff dz Weib fuͤrgefor-
dert / vnd wie ſie auff ernſtes begehren vnd fall der
Obrigkeit / das Loch vnd Hoͤle / vnnd vielfeltigen
Mord den Herꝛen angezeigt / iſt der Bube darauff
eingezogen / vnd hat gebuͤrliche Straff ſeines
Mordens vnnd raubens halben
empfangen .
Von
CXII . Von Xenocrate vnd ſeiner
keuſchheit .
X Enocrates Chalcedonius ein Diſcipel Platonis
der iſt ſo eines keuſchen zuͤchtigen lebens gewe-
ſen / darumb / als er eine vberauß ſchoͤne Oſthenien-
ſiſche Concubin / Phrine genant / mit etlichen Jun-
gen Geſellen wettete / ſie wolt den Xenocratem wol
zu fall bringen . Als ſie nun ſo viel verguͤnſtigung
bekã / dz ſie ſich an ein ort in ſein Beth zu jm gelegt /
vnd ſich mit vielen freũdlichen geberdẽ gegen jm er-
zeigete / hat ſie jn mit nichten bewegen koͤnnen . Als
die juͤngling die gewonnent wette von jr gefordert /
hat ſie jhnen dieſe hoͤffliche antwort gegeben : Sie
hette von einem Manns bilde mit jhnen gewettet /
vnd nit von einem klotze oder Holtze .
XCIII . Von einem andern deßgleichẽ .
E Jn Kriegsknecht des Keyſers Decij / noch ein
Junger Geſelle / vnd ein Chriſt / der erſtlich vmb
Chriſti willen etliche Peinigung erlitten . Dieſer
ward in einem ſchoͤnen luſtbaren garten / dardurch
ein flieſſend Rauſchent Waſſer floſſe / vñ die ſchoͤn-
ſten baͤume waren / auff ein Beth gelegt / vnd damit
er ſich nicht auß demſelben werffen / oder darauß
kommen koͤnte / wurde er mit ſeidenen banden dar-
ein gebunden . Da er nun alſo allein / vnd jederman
von dannen war / kam durch geheiß vnd anſtifftung
des Richters / ein ſchoͤn vnzuͤchtig Weib / die ſich
auffs aller freundlichſte mit hertzen vnd kuͤſſen ge-
gen jm erzeiget / begriff jn / vnd leget ſich zu jm . Aber
der Kriegsknecht / damit jn die fleiſchliche luſt nicht
zu fall brechte / vnnd ein ſchmertz ſolches hindern
moͤchte / hat er jhm die zunge abgebiſſen / vnnd die
in der Beſtien angeſicht geſpeyet / vnnd alſo vber-
wunden .
Von
XCIIII . Von einem Biſchoff .
K Eyſer Rudolphus Habſpergenſis / hatt
zum Ehgemahl gehabt Fraͤwlein Agnes /
Hertzogin auß Burgundien / ein ſchoͤn / keu-
ſches vnd zuͤchtigs Menſche / als nun der
Keyſer mit ſeinem gemahl zu Speyer eingezogen /
hat der Biſchoff daſelbſt das Frewlein gar herꝛlich
empfangen / vom Wagen gehoben / vnnd jhr einen
kuß gegeben / ſolches hat dem zuͤchtigen Hertzen der
Keyſerin verſchmehet / vnd beweget / daß ſie es mit
groſſem wehtumb jrẽ Herꝛn hat geclagt . Vber dieſe
deß Biſchoffs Geilheit / iſt der Keyſer nit wol zu-
frieden / vnd ſchicket einem vom Adel zum Biſchoff /
vnd leſt jhm ſagen / er hette ein Pacifical oder pa-
tem fuͤr ſich / vnd fuͤr keinen andern / wolt er aber
ein pacem haben zu kuͤſſen / ſo ſolt er jhm ein eigenen
ſchaffen / auff diß des Keyſers entbieten / iſt der Bi-
ſchoff verritten / vnd nicht wider zu Liecht kommen /
weil der Keyſer zu Speyer geweſen .
VC. Von Tyranno einem Pfaffen deß
Saturni / welcher liſtiglich allerley
Ehebruch begangen
hat .
E S war ein Saturniſcher Pfaff / mit namen
Tyrannus / der vberꝛedet die vornembſten
vnd edelen im Volck / die da pflegeten im
abgoͤttiſchen Tempel an zu beten / vnd ſagt /
wenn er ein ſchoͤnes vnd edles Weib ſahe / die jhm
gefiele als hette jhm der abgott Saturnus befohlen
daß ſie ſolte vber Nacht im Tempel bleiben / vnd
ihme
jhme dienen . Wo nun einer ein ſolches hoͤret / daß
der abgott ahn ſeinem Weibe gefallen hette / hatt er
ſich des gefreuet vnd erhoben / vnd ſein Weib auff
das ſchoͤnſte ſich ſchmuͤcken vnd butzen laſſen / auch
jhr gaben vnd kleinod geben / darmit den abgot zu-
verehren . Wenn ſie alſo in Tempel kommen / hat
der Pfaff Tyrannus im angeſicht des Volcks die
Fraw im Tempel eingeſchloſſen / vnd die Schluͤſſel
vberlieffert / vnnd hingangen . Nach dem es aber
Nacht worden / hatt ſich der Pfaff durch heimlich
vnnd vnter dem Erdreich verborgene genge in die
bildniß Saturni gefuͤgt / den dieſer goͤtze am Rucken
außgehawen / vnd Hol war / vnd mit fleiß / vnnd
auffs genaweſt an die Wand geſtalt / im Tempel
waren brennende Liecht vnd fackeln . Als nun diß
Weib begierig zu beten / hat der Pfaff durch das
ehrenhild eine Stimme laſſen außgehen / ob welcher
die Fraw zu furcht vnd freude bewegt worden / daß
ſie wirdig were / daß der abgott mit jhr redete . Nach
dem aber der vnfletige Gott ſeines gefallens gered
hatte das jenige / darmit er das Weib gar betruͤbte /
oder zur vnkeuſchheit anreitzete / da ſind mit einer
geſchicklichkeit alle Liecht verloſchen / vnd da gieng
der Pfaff von der Bildniß Saturni / vnd volbrach-
te alſo mit dem verſturtzten Weibe ſeinen muth-
willen Als diß lange zeit geweret / hat ſichs bege-
ben / daß eine fromme Ehefrauw auch zu ſolchem
handel kommen . Dieſe hat eine ſchreckliche Schew
ob dieſer handlung gehabt / vnd deß tyrannen ſtim
wol er kant / iſt endlich heimkommen / dem Man den
handel angezeiget / der es fuͤr die Obrigkeit gebracht
vnd den Pfaffen endlich biß ahn die Folter gebracht
der daran alle buͤberey bekand hat . Sind alſo die
Heiden bey den Chriſten zu groſſem hon vnnd ſpot
kommen / denn da offenbar worden / wie jhre Muͤt-
ter Ehebrecherin weren / die Kinder Hurenkinder /
die
die Vaͤtter Narren vnnd toren / iſt als bald das
gotzenwerck außgerottet vnd verſtoͤret worden .
XCVI . Von Meſſalina deß Keyſers
Claudii Eheweib .
M Eſſalina deß Keyſers Claudii Tyberi
Ehweib / hat erſtlich heimlich Ehbruch ge-
rieben / bald hernach oͤffentlich / als were
ſie es reichlich befuͤgt . Als ſolches geſche-
hen / ſind jr viel ertoͤdet worden / die ſich zu jrem la-
ſtern zubegeben / geſchewet / ſie iſt auch in ſolchem la-
ſter viel hitziger worden / daß ſie auch die Edelen
Weiber vnd Jungfrawen jhr nach zufolgen erweh-
let hat / vnd die Maͤnner gezwungen / jhr zu wilfah-
ren / vnd wer ſich deß gewegert / in den vnnd in ſein
gantz geſchlecht hat ſie zu tyrañiſiren befohlen . Sie
hat auch ( das ſchand zuſagen ) offt eine auß jhren
Maͤgden gefordert / die in oͤffentlichen Huren ba-
ten haben muͤſſen Gelt verdienen .
XCVII . Ein Procurator ſtrigelt einen
Doctor met ſeinem Weibe im
Bade .
J M Jahr 1506 . vmb Weyhnachten / war
zu Coſtentz ein Doctor vnnd Advocat / der
bulet mit eines Procuratoris / ans Bi-
ſchoffs Hoffe Weib / der ward ſein jnnen dz
ſie vormals in ſeinem abweſen gebatet hatten . Vnd
nam ſich ahn / er wolte auß der Statt / vñ hat jm ein
ſtriegel mit langen ſchneidenten zaͤhnen laſſen zu-
richten / vnd als ſie ſein nicht warteten / vnnd in
das Bad in einer Kuppelerin Hauß gangen wa-
ren/
ren / kam er ſelb vierte in das Hauß / ließ ſeine Ge-
ſellen das Hauß verwahren / vnd lieff zu den zweyen
in das Badt / vnd ſtriegelt zum erſten den Doctor
daß jhm das angeſicht vnnd Augen zerrieſſen /
darnach das gemaͤchte / vnd zerreiß jhm den Leib
ſo jaͤmmerlich / daß es ein Elend angeſicht war zu-
ſehen / vnd er am dritten tage ſtarb . Deßgleichen
zerreiß er der Frauwen die Dutten zu Lum-
pen / vnnd ſonſt vber den Leib vnd arm / vnnd wo
ſie nicht mit einem Kinde gangen / hette er ſie auch
getoͤdtet .
XCVIII . Einem Huriſchen Pfaffen
außgeſehnitten .
A Nno 1488 . War ein Pfarherꝛ / der einer
Ehefrawen ſo lange nach getrachtet / biß
daß er ſie zu fall brachte . Als der Frau-
wen Mann aber ſolches jnne worden /
hat er dem Pfaffen ernſtlich getreuwet / daß wo er
jhn ferner bekommen wuͤrde / ſo ſolte es jhme
ſeine heimliche glieder koſten . Nun legte er der
Mann mit ſeinem Weibe ahn / daß / da der
loſe Pfaff einsmals fuͤr jhrer Haußthuͤr fuͤr-
vber gienge / ruffet ſie jhn zu jhr / mit freundlichen
bitten / daß er mit jhr ins Haus gienge . Der
Pfaͤff wegert ſich erſtlich hart / ließ ſich doch
endlich bereden / denn er ſich der Liſt nicht ver-
ſehen / hiermit fuͤhret jhn die Fraw hinauff in
eine Kammer / als bald ſpringet jhr Mann mit
einer bloſſen Wehr herfuͤr / ſetzt hart an den
Pfaffen / er ſolte ſich drein geben / denn er wol-
te jhm thun / was er jhm getrenwet hette . Der
Pfaff erſiehet auch vortheil / fellet dem Mann
in die
in die wehr wirfft jhn zu boden / greifft jhm in die
Keel / wuͤrget jhn ſo ſehr / daß ſich der Mann deß
Lebens erweget . Bittet derwegen den Pfaffen
vmb gnade / vnd verheiſſet jm mit einem Eyde / er
ſolte jhn nur aufflaſſen / jhm ſolt kein leid widerfah-
ren . Der Pfaff glaubet der zuſage / vnd nach dem er
das Schwert dem Manne genommen / warff ers
auff ein Tiſch . So bald der Mann auff koͤmmen /
vergiſt er im grim bald des zugeſagten Eyds / er-
wuͤſcht widerumb das Schwert / ſetzt viel grimmi-
ger denn zuvor an den Pfarherꝛn / zwinget jhn end-
lich dahin / daß er ſeine hende muß auff den Ruͤcken
thun / da hat jhn deß Mannes Weib hart gebun-
den / warff alſo den Pfaffen hiermit auff ein Bett /
binden jhn mit armen vnd Fuͤſſen ahn die Betſtol-
len / vñ beraubet alſo der Man ſeiner Nieren / Drin-
get auch den Pfaffen dahin / daß er jm Jaͤhrlich mit
Eydspflichte 10. guͤlden geben ſolte / auch muſte der
Pfaff angeloben / ſolches niemand nachzuſagen . Al-
ſo zog der Pfaff blutig heim / ſtrauete aſche auff den
ſchaden / legte ſich zu Bette / vnd erwartet des Todes
wiewol er doch endlich beym Leben blieben / vnd iſt
endlich ſolche geſchicht vnter die Leute kommen / die
den Man hierumb beſprochen / daß er dann nicht
geleugnet .
IC . Von einer Koͤnigin von Navarꝛen
einer groſſen Hure .
E Jne Koͤnigin von Navarꝛn hatt vor zeiten in
Gallia regieret auff einem feſten Schloß jhre
wohnung gehabt / alſo daß vnter jrer Schlaffkam-
mer ein flieſſend waſſer hingelanffen . Als ſie nun
viel Junger Geſellen zu jhr beruffen / die ſie nach-
mals wenn ſie bey jhr geſchlaffen / hat laſſen durch
ein
ein Falbeth oder Fallbret ins Waſſer fallen / da-
mit ſie jhren Ehebruch nicht offenbar vnd kundbar
machten . Jſt endlich einer Barganis genant / er-
fordert worden / der den toͤdlichen außgang / deren
ſo mit jhr zuſchaffen gehabt / gemarckt vnd gewuſt /
derwegen hat er etliche ſeiner guten geſellen beſtalt /
die jhm mit einem Schiff zu hůlffe kommen / vnnd
auff jhn warten ſolten / welches alſo geſchehen / vnd
als er nun erloͤſet war / hat er viel Voͤgel gefangen /
deneu hat er allen zetteln angehencket / darin ge-
ſchrieben : Die Koͤnigin von Navarꝛn ſolt man
toͤdten / ꝛc . Der boͤſen Ehebrechriſchen vnd Moͤrde-
riſchen that halben .
C. Von einem der ſeine Mutter beſchlefft
vnwiſſent / nimpt hernach ſeine
eigene Tochter zum
Weibe .
D Jeſer ſchreckliche fall hat ſich zu Erffort
zugetragen / daß eine Mutter von jhrem
eigenẽ Sohn erfahren / ſo jm vorgenom-
men / der Mutter Magd zufall zu brin-
gen / welches die Magd der Frawen geclaget / aber
die Mutter ſagt / ſie glaube es nicht / den der Sohn
were noch zu jung / als er aber der Magd ferner
nachſtellete / hatt ſich endlich die Mutter in der
Magd bette geleget / willens jn zuſtraffen . Aber der
Teuffel betreuget ſie daß ſie ſtillſchweiget / vnd iſt
alſo vom Sohne / der es nit wuſte / geſchwengert .
Solches hat aber die Mutter verborgen gehalten /
vnd hat das Toͤchterlein ſo ſie geboren / auffgezogen
als ein fuͤndling / vñ fuͤr jre dienerin gehalten . Die-
ſe hat letztlich der Sohn zur Ehe begehret / vnd ge-
freyet / aber nit gewuſt / daß es ſeine Tochter ( vnd
H ſind
ſind hierin der Sohn vnd die Tochter / als ſein
Eheweib entſchultiget / weil ſie es vnwiſſend / vnnd
hat das Conjugium auch nicht vermocht zuriſſen
werden ) vnnd hat es die Mutter an jhrem letzten
ende in der Beicht offenbaret .
CI. Von einem den der Teuffel
verfuͤhret .
E Jn frommer Mann ward
vom Teuffel hart ange-
fochten / daß er vnter dreyẽ
Suͤnden / eine verbringen
ſolte / entweder ſich ein-
mahl vollſauffen / oder ſei-
n em Nachbarn beim Wei-
be ſchlaffen / oder ſeinen
Nachbarn erwuͤrgẽ / als
er ſich nun wider ſolche
anfechtung lange zeit auff hielt / vnd der Teuffel
jhm keinen frieden lieſſe / hat er gewilliget / ſich
einmahl voll zu ſauffen / denn er meinete / ſolches
were nicht ein ſolche groſſe Suͤnde / als die andern
zwo . Als er aber ſolches gethan / da findet ſich der
Hurenſpiegel / vnd bildet jm des Nachbarn Weib
fuͤr / wie ſie ſchon vnd freundlich ſey / darumb findet
er ſich als balde zu jr / vberꝛedet ſie / vnd ſchlefft bey jr .
Jn des koͤmmet jr Mann der Nachbar zu maſſen
vnd will es rechnen / aber dieſer ſtellet ſich zur wehre
vnd erwuͤrget ſeinen Nachbarn / beging alſo
alle drey Sůnden eben auff
eine zeit .
Von
CII. Von einem Geitzigen Procurator
vnd Teuffel .
E S war ein Geitziger Procurator vnd Ad-
vocat / der ſich in gerechten vnd vngerechtẽ
ſachen gebrauchen ließ / vñ vbernã die leute
nur redlich / ſonderlich aber die Bawren vff
dem Lande / von denen er offt gebraucht ward / daß
jhm die Leute ſehr feind waren / ſeines geitzes halbẽ
vñ daß er gerechte ſachẽ vngerecht zu machen pfleg-
te . Als er einmal zu einem Dorff reiſete / zu Procu-
riren / kam der Teufel / in geſt alt eines Menſchen zu
jhm / alß ſie nun lang mit einander ſprachten / ver-
merckt er daß es der Teuffel were / fuͤrchte ſich ſehr /
konte weder mit zeichen des Creutzes noch gebet ſei-
ner loß werden . Jn dem begegnet jm ein armer man
der ein ſchwein an einem ſtrick fuͤhret . Als ſich nun
die Saw nicht wolt fuͤhren laſſen / vnnd hin vnnd
wider lieff / ward der Mann ſchellig / vnnd ſaget /
Ey lauff daß dich der Teuffel hole . Als ſolches
der Procurator hoͤrete / ſagt er : Hoͤre Geſelt
das Schwein iſt dir gegeben / gehe hin vnd fuͤhrs
weg / meinet als er wolte des Teuffels los werden .
Da antwortet der Teuffel / er hat ſie mir mit nichte
gegeben / den es iſt jhm nit vmbs Hertz . Als ſie nun
zu einem Dorff kamen / hat ein Kind ſehr geſchrien /
vnd geweinet / daß die Mutter geſagt : Ey ſchrey dz
dich der Teuffel Hole / wie biſtu doch ſo eigenſin-
nig . Als ſolches auch der Procurator gehoͤret / ſagt
er : Hoͤreſtu nun diß / da bekommeſtu eines Menſchẽ
Seele / gehe hin vñ fuͤhre diß Kind weg / da antwor-
tet der teufel wider / vñ ſagt : Ey es iſt der Mutter
nicht vmbs hertze / die Leuth pflegen auß zorn
bewegt alſo zuſagen . Als ſie nun an den ort kamen /
H ij da der
da der Procurator hin wolte / vnd die leute des Pro
curatoris gewar wordẽ / die jm ſonderlich auch feind
waren / vnd wol wuſten / warumb er kaͤme / ſagten ſie
ſaͤmptlich / Ey wol her in aller Teuffel namen / der
Teuffel der dich hergebracht / der hole dich auch wi-
d er hinweg / als ſolches der Teuffel gehoͤrt / ſagt er /
doͤrſtu das / dieſe meinen es auß grund deß hertzens
vnd iſt jhnen ein Ernſt / darumb muſtu mit nur / vnd
alſo hat jhn der Teuffel als bald dahin gefuͤhret .
CIII . Von einem Thum Pfaffen der
mit einer Koͤnig in buhlet .
B Erengarius / Koͤnig in Jtalia / hatt ein
Weib gehabt / mit namen Villa / welche
geweſen iſt eine Tochter Boſonis / des
Margraffen in Thuſcia / mit derſelben hat
gebulet ein Thum Pfaff / nit zwar ſo gar ſchoͤne oder
wolgeſtalt / aber ein weidlicher ſtreicher . Darumb
er auch der Koͤnigin / dem frechen vnd geilen Weib
deſto lieber war / als nun dieſer Pfaff bey nacht zur
Koͤnigin in jhrer Schlaff kammer / ſeinem gebrauch
nach / ſchleichen wolte / vnd die Hunde zu ſeinem vn-
gluͤck dazumahl nit angelegt / ſondern frey vnnd loß
lieffen / geſchahe es / daß ſie den Pfaffen an fielen / vñ
mit jrem bellen vnd beiſſen den Pfaffen verriehten
vnd machten daruber die Koͤnigin zumal ſehr er-
ſchrocken / damit ſie jhre vntugent bergen / vnd ſich
auß allẽ verdacht wicklen moͤchte / hat ſie den Pfaf-
fen beſchultiget / daß er dem Frawenzimmer nach
gekrochen / vnd jhre Jungfrawen hette ſchenden vnd
vnehren wollen . Der Pfaff / damit er nit ein ergers
bekennen vnd leiden moͤchte / hat ſolche bezuͤchtigũg
auff jm bleiben laſſen / vnd bekand / daß er einer auß
der Koͤnigin zauffjungfrawen nach geſtellet hette /
aber nit gemeinet / daß es jm an ſeinem vorhaben ſo
vbel
vbel hette mißlingen ſollẽ . Auff ſolch ſein bekendniß
iſt jhm auß geſchnitten worden / vnd alſo geſtrafft
an dem orth / damit er biß her geſuͤndiget / vnd groſſe
vnzucht vñ Hurerey getrieben vnd begangen hatte .
CIV. Conrad von der Roſen / wird durch
ein Maͤgdlein gemarnet vor eim
Mord .
C Onrad von der Roſen Keyſers Maximi-
liani Secretayius / ein tapffer helt / iſt durch
de n Wald gezogen / vnnd hat muͤſſen noth-
halben zu einem Wirth / der ein Rauber war
zur Herberge einziehen / da er dann ehrlich auffge-
nommen . Endlich ſihet er ein Maͤgdlein weinen / die
hat er heimlich gefragt / von welcher er bericht / wie
er vnter den grewlichen Moͤrdern ſey . Gibt jm auch
die loſung zuverſtehen / Wann der Wirth die lichte
wuͤrde laſſen anzuͤnden / vnd ein Gloͤcklein leuden / ſo
wuͤrden die Bawren kommen / wenn nun der Tiſch
zugerichtet / gehet der Wirth auß der Stuben vnnd
ſpricht : Putze das Liecht / da kompt ein Bawer / vnd
leſchet das Liecht auß / ſo ſticht man euch zu Todt .
Dieſer ſtarcke Held nimpt in acht / vnnd bittet diß
Jungfrewlein vmb ein Liecht / welches er in einer
Laternen vnter einer banck verbirget / vnd erwartet
alſo der Moͤrder mit gewehrter Handt vber dem
Tiſch . Bald gieng ein Bawer hinzu / vnd leſchet die
Liecht auß / gnd gedachte den Edelman zuerſtechen
aber er iſt mit gewehrter Hand mit ſeinen Knechten
herfuͤr geſprungen / vnd die Leuchte herfuͤr gethan /
ſchlegt alſo die Bawern mit den Eckſen in die
flucht / vnd ertoͤdet ſie / vnd nimpt den
Wirth gefangen .
H iijVon
CV. Von einem Jungen Edelman .
E Jn fuͤrnehmer Potentat hatt auff eine zeit
ein Jungen Edelman auß geſchickt / daß
er jhm dreyſig tauſent Thaler zuwegen
bringen ſolte / als er ſie bekompt / vber ant-
wortet er ſeinem Herꝛn fuͤnff vnd zwantzig tauſendt .
Er wird aber verrathen / vnd fuͤr ſeinen Herꝛen ge-
fordert / der jn hart zu rede ſetzet / wie es komme / daß
er dreyſig tauſent Thaler eingezogen / vnd jm nicht
mehr den fuͤnff vnd zwantzig tauſent zugeſtelt habe /
da entſchuldiget er ſich mit deß vngerechten Hauß-
halters grieff / vnd ſpricht : Aller gnedigſter Herꝛ / es
iſt war / das ich dreyſig tauſent Thaler auff euwer
Majeſtat Brieff vnd Siegel eingenom̃en / vñ euch
nur fuͤnff vnd zwantzig tauſent zugeſtalt / daß mirs
aber in der rechnung nit zutreffen will / iſt die ſchuld
das ich ſolche Regulam falſi nie gelernet / vñ bin ich
zu jung ſolche Rechnung zu ſtellen / E. M. frage die
alten geſellen ( weiſete alſo auff die alten Officirer )
die werden E. M. die Rechnung wol machen / ſin-
temal der ſie gewohnet / vñ offt getrieben dieſer Herꝛ
ließ jm die hoͤffliche antwort des jungen Edelmans /
damit die Hoffdiebe hoͤfflichen bezalet / wol-
gefallen / ob er gleich den liſt vnd betrug nicht appro-
bir e t .
CVI. Von einem Kriegsoberſten .
E Jn Kriegsoberſter / welcher von einẽ Po-
tentaten eine treffliche Summa gelt zu ei-
ner Kriegs Expedition empfangen hatte .
Nach dem aber der zug zu růcke gieng / be-
hielt der Oberſte dz gelt bey ſich / auff eine gute zeit
bernach / fordert jn der Herꝛ zur Rechnung / er geſte-
het . Da der Herꝛ einwendet / weil auß dem Kriege
nit worden / ſoll er das gelt wider in die Kam̃er lief-
fern / des beſchweret ſich ď Kriegsman / wendet ein /
es ſey
es ſey alles auffgangen / liquitirt auch / ſpricht / es
ſey an dem / daß der Herꝛ groſſen ſchaden neme / dar-
wider er zwar fuͤr ſeine Perſon nicht koͤnde / jedoch
wolte er von ſeinen gůttern halben ſchaden tragen .
Der Herꝛ antwortet : Er begere es von jm nit / ſinte-
mal es ſein / ſeines Weibs vnd Kinder verderb / nein
ſpricht der Kriegsman / lieber Herꝛ der ſorg beduͤrfft
jhr nicht / ich habe die Rechnung darnach gemacht /
das heiſſet im Euangelio : Der Herꝛ lobet den vn-
gerechten Haußhalter / nit daß er recht / ſondern daß
er kluͤglich gethan hatte .
CVII . Von einem Marienbild .
A Ls bey zeiten des Keyſers Leons Jſauri /
die Saracenen Conſtantinopel belaͤgert /
ſollen ſie durch ein ſolch wunderwerck vmb
jhr Leben kommen ſeyn / beim Koͤniglichen
Sitz vnd Schloß / im Cloſter zu vnſer liben Frawen
da hat man der Heiligen Jungfrawen Marien
Bild / gemahlet an ein Tafflen mit jhrem Kindlein
Chriſto / das ſie auff dem Arm trug / welches S. Lu
cas ſoll gemahlet haben / als noch Maria auff Er-
den geleibet vnd gelebet hat . Solch bilt iſt genennet
worden / Odigitria / darumb dann Maria war et-
wa zweyen blinden erſchienen / die hatte ſie ſelbſt ge-
leitet / vnd gefuͤhret in jren Tempel / vnd ſie alda wi-
derumb ſehend gemacht / mit dieſem bielde gienge
man alle wochen am dienſtag in der Proceſſion her-
umb durch die gantze Statt .
Als nun Conſtantinopel belegert / vnnd al-
les Volck mit Faſten vnd beten bemuͤhet war / trit
einer herfuͤr / vnnd heiſt jhm das Marien Bildt
bringen / vnd als er kam / vermahnet er das Volck /
daß ſie jhm alle mit Ernſt / vnd hertzlicher an-
dacht wolten nachbeten / vnd alſo ſprechen : O du
Heilige Jungfraw / du thewer vnnd wehrte
H iiij Mutter
Mutter Gottes / die du zũ offternmal auß vielen
vnd mancherley noͤhten vnd gefehrligkeiten / vns
gnediglichen erlediget vnd erloͤſet haſt / erbarm dich
vber vns vnd hilff vns auch jetzt von dieſen Sara-
cenen / deines lieben Sohns vnnd vnſern Feinden /
vnd wenn du nicht wilt / daß wir dein Bild im Meer
verſencken vnd erſenffen ſollen / ſo erſeuffe vnnd ver-
ſencke ſie / zu ehren vnd lob deines Heiligen namens .
Vnd da man ſolches gebott volbracht / hat er in
deß heimlich das Bild vnter dem Waſſer gehalten /
darauff iſt ſo bald ein grauſam grewlich vngewitter
kommen / welches die Schiff zerſchlagen / vnnd zer-
rieſſen / vnd alle Saracenen / ſo in den Schiffen ge-
weſen / erſeuffet hat .
CVII . Eine Hiſtoria / wie Helena des
Keyſers Conſtantini Mutter des Herꝛn
Chriſti Creutz ſoll erfunden
haben .
H Elena / die Mutter Conſtantini / war be-
kuͤmmert fuͤr jren Sohn / dem dz Roͤmiſche
Reich heimgefallen war / vñ eylete gen Je-
ruſalem / vnd erforſchete den ort / da ď Herꝛ
gelitten hatte . Darumb kam Helena / vñ fing an zu
beſchawen die Heiligen Stedte / da gab jhr der
Geiſt ein / daß ſie das Holtz des Creutzes ſolte
ſuchen / da kam ſie zur Stedte Golgatha / Siehe /
hie iſt der orth des Streits / wo iſt der ſieg ( meinet
das Creutze ) ich ſuche das Banier des Heilß / vnnd
finde es nit / ich bin / ſagte ſie / im Reich / vñ dz Creutz
des Herꝛn im Raube / ich zu hoffe / vnd in verach-
tung des Herꝛn Chriſti Tryumph . Derwegen oͤff-
nete ſie ſie Erden / vnnd thet den ſchutt weg / vnnd
find
find drey Creutz auff einander liegen / die verfallen
vnd bedeckt waren / die der Feind verborgen hatte .
Aber der Sieg Chriſti hat nicht koͤnnen verdilget
werden . Sie iſt der Sachen als ein Weib vnge-
wiß / aber der Geiſt giebet jhr ein gewiſſes anzei-
gen eyn / darumb / daß zween Vbelthaͤter mit dem
Herren gecreutziget worden . Darumb ſuchte
ſie das mittelſte Holtz / dieweil es ſich aber hette zu-
tragen koͤnnen / daß die Creutz vnder einander ge-
fallen / vnnd vermenget worden weren : Da kompt
ſie wider zur Lection deß Euangelii / vnnd findet /
daß auff dem mittelſten Creutz der Titul gehefftet
war : Jeſus von Nazareth der Juͤden Koͤnig . Da-
her iſt die Warheit vermercket / damit ſie jhrer ſa-
chen gewiß / vnd das heilſame Creutz offenbar wor-
den auß dem Titul . Da ſie nun den Titul funden /
Hat ſie den Koͤnig angeruffen / nicht das Holtz /
dann das iſt ein Heydniſcher Jrrthumb / ſondern
ſie betet an den / der am Creutz gehangen hatte / vnd
im Titul geſchrieben war . Sie ſuchte die Negel /
damit der Herr Chriſtus iſt ans Creutz geheff-
tet / vnd geſchlagen worden / vnd fand ſie . Von dem
einen Nagel ließ ſie einen Zaum machen / vom an-
dern eine Krone / einen wendet ſie zur Zier / den
andern zur Andacht . Sie ſandte jhrem Sohn die
Crone / mit Edlenſteinen geſchmuͤckt / vnnd ge-
zieret . Sie ſandte jhm auch den Zaum / vnnd
Conſtantinus hats beydes gebraucht / vnnd
dardurch den Glauben auff die Nachkommen-
de Koͤnige gebracht . Solche warhaffte Hi-
ſtoria iſt kein Artickul deß Glau-
bens .
H vVon
CIX. Von der ſchoͤnen Maria zu
Regenſpurg .
A Nno 1516 . predigt D. Balthaſar Hubmeyer
he fftig wider die Juͤden zu Regenſpurg / mit
Anzeigung / was nachtheil / nicht allein auß
jhrem Glauben / ſondern auch auß jrem Wu-
cher / gantzer Teutſcher Nation entſtuͤnde / vnd wie
ein vnſegliche Schatzung jhr Wucher traͤgt . Da
ward ein Rath beredt / daß ſie bey dem Keyſer an-
hielten / damit die Juͤden vertrieben werden . Alſo
bracht man jhr Synagog ab / auch viel jhrer Heu-
ſer / ſetzte an die Stadt einen Tempel / in der Ehre
Maria geweihet / dem ſie den Namen gaben / zur
ſchoͤnen Maria . Dahin Wallfahrten etliche in jh-
rem anligen / vnnd erlangten huͤlffe / alſo daß jhr viel
von jhren Gebrechen / Seuchen vnd Kranckheiten
erledigt / widerumb friſch vnnd geſund ankommen .
Wie ſolches außbrach / vnnd vnder die Leut kam /
da ward ein zulauff von allen orten / als weren die
verzaubert / von Weib / Kind / Knechtẽ / Maͤgden /
Herꝛn vnd Frawen / jung vnnd alt / geiſtlichen vnnd
weltlichen / eins theils etwa einen langen weg / vn-
geſſen / vnnd vngetruncken . Etliche Kinder die den
weg nit wuſten / kamen mit einem ſtuͤck Brot von
weitem her / vnnd kamen die Leut / ſo mit mancher-
ley Ruͤſtung / wie es einem jeglichen / als er in ſei-
ner Arbeit geweſen / ankom̃en ware / das ein mit ei-
ner Milchguͤlten / das ander mit einer Miſtgabel /
etliche hatten ꝛaum ſo vil an / daß ſie die Scham be-
decken koͤndten . Etliche lieffen viel Meilwegs vn-
geredt / als weren ſie Stumm / oder beſeſſen vnnd
thoͤricht . Etliche kamen Barfuß / mit Rechen / Bei-
heln / Sicheln / vom Felde hinweg gelauffen . Etliche
in einem Hembde / daß ſie ohngefehrlich erwiſcht
hatten / als ſie auffgeſt anden haben . Etliche kam es
zu mit-
zu mitternacht an / etliche lieffen tag vnd nacht / vnd
war in ſumma ein ſolch zu lauffen / auß alley Lan-
den / daß etwann allein auff einen tag / viel tauſendt
Menſchen dahin kamen . Da hette einer wunder
geſehen / vnnd ſo viel von mancherley Opffer / von
Silber / Gold / Wachsbildern vnd Kleinodiẽ / dar-
gebracht . Jtem / da wurden taͤglich ſo viel Meſſen
gehalten / daß ein Pfaff dem andern vom Altar
kaum entrinnen moͤchte / wann der eine das Com-
mun laß / ſo kniet der ander vor dem Altar mit ſei-
nẽ Confiteor / das treib man taͤglich / ſchier biß vber
den mittag / ob wol viel Altar auſſer vnd jnner dem
Tempel auffgerichtet waren .
Die Gelehrten ſchlugen viel Carmina an /
zum Lob vnnd in der Ehre der ſchoͤnen Maria /
vnnd ward mancherley GOttesdienſt erdacht /
von Pfeiffen / Orgeln / vnnd andern Muſicaliſchen
Jnſtrumenten . Viel Krancken fuͤhrete vnnd tru-
ge man dahin / die man widerumb friſch vnnd ge-
ſundt anheim brachte / die da fuͤr Frewden ſprun-
gen / vnnd ſelbſt giengen . Da geſchahen viel vnnd
groſſe Zeichen vnnd Wunder / daſz nicht glaub-
lich zu ſagen / dauon ein eygen Buͤchlein in Truck
iſt außgangen . Was jemandt gebrach / ſo er ſich
mit ſeinem Opffer dahin gelobet / dem ward geholf-
fen / die Blinden wurden ſehend / die Lahmen lieſ-
ſen jhre Krecken im Tempel / vnnd giengen gerade
danon . Etliche ſo in den Tempel kamen / vnnd das
Bild anſichtig wurden / fielen darnider / als hette ſie
der Tropff oder Doñer erſchlagen . Da diß der tolle
Poͤfel ſahe / daß etliche fielen / meynten ſie es were
GOttes krafft / es muſte jederman an dieſer ſtatt
fallen / da hub ſich ein ſolch fallẽ / dz ſchier jederman
der dahin kã an dieſer ſtatt fiel . Da ward ein Rath
( wie man ſagt ) verurſachet / ſolches zuuerbitten .
Alſo hoͤret diß Zeichen vnd fallen auff .
Es
Es iſt ein Wunder zu ſagen / mit was ſeltzamen
Juſtrumenten das Volck dahin gelauffen kam /
wie es ein jedes an ſeiner Arbeit ( ſo es jhn ankam )
ergrieffe / das nam er mit jhm / vnd lieff eylends / je-
derman vngeſegnet daruon getrieben von ſeinem
Geiſt . Ob aber diß ein guter oder heiliger Geiſt
geweſen ſey / der die Menſchen zur Abgoͤtterey wi-
der Gottes Gebott / getrieben hat . Jtem / ſein Am̃t
vnd Beruff zunerlaſſen / mit Verachtung Gottes
vnd ſeines Befelchs / wie die Knechte vnd Maͤgde
gethan / die auß jhrem Dienſt / vnnd von jhrer Ar-
beit / ohn jhrer Herrn vnd Frawen vorwiſſen vnnd
bewilligung / gelauffen ſeyn / damit Herren vnnd
Frawen an jrer Haußhaltung vnd Nahrung ſcha-
den vnd nachtheil zugefuͤget . Jtem / daß die Kin-
der dergleichen gethan / Mann vnd Weib jr Hauß /
Vatter vnnd Mutter jhre Kinder ſitzen / ſtehen
vnd liegen laſſen / ꝛc . Daß kan dich Gottes Wort
vnnd ſein Gebott gnugſam lehren vnnd berichten .
Daß derhalben vngezweiffelt ſolch weſen nicht von
Gott / ſondern von dem leidigen Teuffel ſeinen Vr-
ſprung gehabt vnd bekommen hab . Nun diß lauf-
fen hat nun ein gute zeit gewehret / etwa ſechs oder
acht Jahr / aber hernach / als das liebe Wort vnnd
Euangelium widerumb ans liecht kam / jaget es
den Teuffel auß / vnd diß ſein Geſpenſt verſchwan-
de / vnnd verlaſche ſichtlich / wie mit allem ſolchem
Teuffels Betrug vnnd Buͤberey / GOTT lob / ge-
ſchehen .
CX. Von einem Weib / welches von jh-
rem Mann felſchlichen Ehebruchs hal-
ben angeklaget / vnnd zum Todt ver-
dampt / vnd wie es wunderbarlich
erhalten worden .
Man
M An findet Leut / die ſind ſo weicher Na-
tur / daß ſie Band vnnd Gefaͤngnuß gar
nicht dulden vnd außſtehen koͤnnen / ſon-
dern / wann ſie in den verwarſam kom-
men / ſo bald in Ohnmacht fallen vnd ſterben / dann
der boͤſe Feind der Sathan ſchleifft ſich mit eyn /
vnd vnderſtehet die Leut in kleinmuͤtigkeit zu fuͤh-
ren . Weil man auch Leut findet / welche ſich vor
Katzen vnd Meuſſen ſchewen / ſo iſt kein zweiffel /
ſie werden viel weniger qual vnnd pein außſtehen
koͤnnen . Viel mehr iſt zuuermuthen / daß / wann ſie
auff die Folter oder Tortur kommen / daß ſie ſol-
che ding bekennen / die ſie nie begangen haben / der-
wegen ſie hernacher vnſchuldig verdampt vnnd ge-
toͤdtet werden . Dann Adams Kinder ſind nicht
von Leib vnd Gemuͤth gleich ſtarck / ſondern eines
iſt ſchwacher vnnd zaͤrter als das ander . Dißmal
woͤllen wir meldung thun deren ding / welche ande-
re in Schrifften verfaſſet . Der H. Hieronymus ge-
dencket / daß ein Mann / der zu ſeiner zeit gelebet /
ſein Weib bezuͤchtiget habe / wie ſie mit einem jun-
gen Geſellen Ehebruch begangen habe : Leſt alſo
nicht allein das Weib / ſondern auch den jungen
Geſellen ins Gefaͤngnuß legen / vnnd peinlich fra-
gen / wiewol nun der junge Geſell vnſchuldig ge-
weſen / ſo hat er doch die That / damit er nicht lang
auff der Tortur ſtehen vnnd verderben moͤchte / be-
kannt / vnd wird alſo hierauff enthauptet . Mit die-
ſem Bekaͤndtnuß ledt er nicht allein den Ehebruch /
ſondern auch zween Todtſchlaͤg / ſeinen ſelbſt / vnnd
an deß Weibs vnbillichem Todt auff ſich . Das
Weib ſtrafft jn hefftig / vñ ſagt ſtracks nein / es ha-
be nim̃ermehr mit jm vnzucht getrieben . Nach dem
aber der junge Geſell enthauptet worden / mußt
ſie auch fort . Aber der gerechte GOtt gab jhr eyn
v nuerzagt Hertz / daß ſie on ſchreckẽ deß Schwerts
warte-
wartete / welches der Scharpffrichter zum drit-
tenmal mit ſolcher ſterck an jhren Halß ſchlug / daß
ſich die ſchneiden wendete / vnnd ſie doch nicht ver-
wunden wolte : Ein ander Scharpffrichter ſihet
das / lauffet hinzu / vnnd wil ſie hintichten / aber er
ſchlegt auch drey mal vergebens . Alſo vnderſtehet
er jhr die Gurgel ab zu ſchneiden / ſie aber bleibe
doch lebendig / wer die Hiſtorien gantz leſen wil /
welches mit trucknen Angen kaum geſchehen kan /
der ſehe hieuon D. Luther . in 12. Teutſchen Theil /
pag. 297 .
CXI. Von einem Buͤrger / ſo ein
Weib durch liſt zum Ehebruch
bringet .
S Anct Auguſtinus erzehlet ein gleichmeſ-
ſige / aber doch nicht ſo erſchreckliche Hi-
ſtorien von einem Amptmann von An-
tiochio Einen Buͤrger het derſelb vmb jr-
gend einer Mißhandlung willen ins Gefaͤngnuß
geleget / erbott ſich letztlich / jhn nicht ledig zu geben /
er wuͤrde dañ ein gewiſſe ſumm Gelt erlegen : Die-
ſelb aber war ſo groß / daß er ſie nicht erlegen kond-
te / vnnd daher kein Hoffnung ſeiner Erlediaung
ſchoͤpffen kondte . Als ſolches ein reicher Buͤrger
jnnen wirdt / gehet er zu deß gefangenen Buͤrgers
Weib / welche ſehr ſchoͤn war / vnd ſagt jr zu / wann
ſie jhm zu willen ſeyn woͤlle / wolt er jr ſo viel Gelts
geben / als jhr Haußwirth zu Erledigung deß Ge-
faͤngnuß beduͤrfftig were . Das Weib ſagt / ſie
wolts jhrem Mann anzeigen / gehet fuͤr das Ge-
faͤngnuß / vnd erzehlets jhm . Der Mann war ſehr
trawrig vber das Gefaͤngnuß / hat groß verlangen
darauß / ſagt dem Weib zu / es moͤchte jhm zu wil-
len ſeyn . Das Weib thuts hier auff . Da ſie nun ein
gantz
gantz nacht bey jhm geblieben / ſchencket er jhr deß
Morgens ein dicken ſchweren Sack / welchen ſie
mit Frewden heim traͤgt / meynet / er ſtecke voll
Goldes / vnd verhofft jhren Mann damit ledig zu-
machen : Da ſie aber heimkommet / vnnd den Sack
fleiſſig durchſuchet / fand ſie ſich betrogen / dann der
Sack war voll Stein vnnd Saud . Deßwegen iſt
ſie ſehr trawrig / gehet zum Amptmann / vnnd zeigt
jhm alles an mit weinenden Augen . Der Ampt-
mann erſchricket ſehr / vnnd ſagt / er ſey zum theil
ſchuldig an dieſer Suͤnde / leſſet den Mann von
ſtund an loß / vnnd ſatzt jhn in deß Boͤßwichtes
Gut .
CXII . Von dem Scharpffrichter zu
Metz / welcher ſich nachts in eines Kauff-
manns Hauß begibt / erwuͤrgt ſein Weib
vnd Geſind / vnnd bringt allen Haußrath
daruon / gibt fuͤr / der Kauffmann hab den
Mord ſelbſt gethan / deßwegen der Kauff-
mann / als er wider kompt / eyngezo-
gen / vnnd vmbs Leben bracht
wirdt .
Z V Metz hat ſich ein Geſchicht zugetragen /
welche alle Rechtsgelehrten wol erwegen
ſollen / damit ſie in peinlichen Sachen deſto
fuͤrſichtiger ſeyn moͤgen . Ein Scharpffrich-
ter bricht einem Kauffmann / ſo ſeiner Sachen
halben verreiſet / deß nachts ins Hauß / erwuͤr-
get jhm nicht allein das Weib / Kinder vund Ge-
ſind / ſondern nimbt auch mit ſich / was er hinauß
bringen kay . Da der Kauffmann wider kompt /
vnd
vnd dieſen Vufall ſo klaͤglich beweinet / ſprengt der
Scharpffrichter durch ein gemein geſchrey auß / es
ſey nicht ohn / der Kauffmann / als der dißmals
ſich groſſes leyds anmaſſe / hab den groſſen Mord
in ſeinem Hauß ſelbſt begangen . Daruͤber wirdt er
nicht allein ins Gefaͤngnuſz geleget / ſondern auch
peinlich gefragt . Weil nun der Scharpffrichter die
Vbelthat gern einem andern zugeleget hatte / brau-
chet er alle ſchaͤrpffe im peinigen / biſz daſz er den
Mord bekennet . Da er nun ſolch Laſter bekennet /
das er niemals zu thun in Sinn genommen hatte /
wirdt er grewlichen gemartert vnnd getoͤdtet . Ob
nun wol kein Menſch diß ſahe / ja die gantze Welt
ſchlieff / ſo wacht doch Gott der gerechte Richter /
vnnd zeucht jhn zur ſtraff . Dann in dem er etliche
Silbern Trinckgeſchirr einem Juͤden verkauffet /
ward er dermaſſen verblendet / daß er nicht in acht
nimpt / daß deß Kauffmanns Wappen darauff
ſtchet . Der Juͤde aber kennet ſolches / vnnd traͤgt
von ſtund an die Silbern Becher vor den Rath /
der Scharpffrichter wirdt gefaͤnglich angenom-
men / der dann den Mord von ſtund an bekennet .
Alſo bekompt er ſein verdienten lohn .
Idem ibidem .
CXIII . Von S. Antonio dem Eynſid-
ler / welcher fragt / was er thun ſolte / da-
mit er ſelig wuͤrde .
S Anct Antonius fragt / wer ſein Geſell
im ewigen Leben ſeyn ſolte / den das Ein-
ſidel leben gefiel jhm vber die maſſen wol .
Derwegen wirdt jhm im Schlaff ange-
zeiget / zu Alexandria ſey ein Schuſter / der werd
ſein Geſell im ewigen Leben . Antonius verwun-
dert ſich vber die Vergleichung / zeucht dahin / wil
den
den Menſchen ſehen / der ſo heilig als er ſeyn ſolte .
Als er nun zu demſelben kompt / ſihet er / daß der
Schuſter mit ſeiner hand Arbeit ſich / ſein Weib
vnd Kinder nehret . Antonius ſpricht zu jhm : Jch
weiß daß du GOtt trewlich ehreſt vnnd dieneſt / ſo
ſag mir nun / was handelſtu / was trinckeſtu / was
iſſeſtu / wie vnd wann betteſtu ? Wacheſtu ein gan-
tze nacht / vnd betteſt ? Der Schuſter ſpricht : Kei-
nes wegs : Morgens vnd Abends danck ich Gott
vor ſeinen trewlichen ſchutz : Darnach bitt ich jhn
demuͤtig vmb Verzeihung meiner Suͤnden vmb
vnſers lieben Heerr Jeſu Chriſti willen / daß er
mich mit ſeinem H. Geiſt leite vnd fuͤhre / vnd nicht
laß in Verſuchung fallẽ . Nach dieſem Gebett greiff
ich zum Leder / vnd ſuch vor mich vnd die meine das
liebe Brot alſo : Sonſt thue ich nichts / ohn allein
daß ich mich vorſehe / daß ich nicht wider mein Ge-
wiſſen handele . Da Antonius das hoͤret / verwun-
dert er ſich / vnd merckte / daß die erwehlte Gottes-
dienſt kein Gottesdienſt waren / vnd daß denſelben
wenig zu trawen ſey . Dieſe Vermahnung iſt nicht
allein S. Antonio / ſondern allen Nachkommen zu
gut erſproſſen / damit Gott ſeiner Kirchen woͤllen
zu huͤlff kom̃en / daß ſie nit zu viel auff Außerwehl-
ten Gottesdienſt geben / welcher allweg dem ver-
trawen ſchedlich iſt . Ein ſchlecht Kleid / ein harte
rawe Nahrung vnd Speiß / das Faſten / lange Ge-
bett / Seelmeſſe / gute Werck koͤnnen vns vor ſich
ſelbſt nicht viel dienen zur ſeligkeit . Das einig ver-
trawen auff die Barmhertzigkeit Gottes / oder die
einige Verheiſſung macht vns ſelig . Wann du die
nicht haſt / ſo bekenne freywillig vnnd ſpreche : Jch
bin nichts . Jch gehoͤre nicht zum Erbtheil . Jch bin
auß deß Vatters Hauß geſtoſſen .
D. Luth. Tom. VI. Latin . VVittemb.
pag 264.
J Von
CXLIV . Von S. Bernhardo / wel-
cher beweiſet / daß nichts ſchwerers ſey
als GOTT von Hertzen an-
ruffen .
E S gibt einer fuͤr / wie er ohn andere Ge-
dancken woͤlt betten koͤnnen . S. Bernhar-
dus aber ſetzet ein Pferd dagegen / vnd wil
er koͤnne es nicht . Der ander nimbt das ge-
ding froͤlich an / verhofft das Pferd zubekommen /
vnd fengt an deß Herrn Gebett zu thun : Da er
in die mit kompt / gedenckt er / ob er auch dem Pferd
die Sporn geben muſſe . Erkennt alſo / daß er nicht
ohn andere gedancken vnd ſorg hab betten koͤnnen /
deßwegen ſagt er zum H. Bernhardo alſo : Heiliger
Vatter / ich hab das Pferd verlohren / dann im bet-
ten felt mir eyn / ob ich auch dem Pferd die Sporn
geben muſſe . Dann der Teuffel miſcht allweg et-
was eyn / damit er die hertzliche Andacht deſſen / ſo
da bettet / von Gott abwenden moͤchte . Dieſem ge-
denckt / ob auch noch ſein Weib geſund ſey oder ſei-
ne gute Freunde . Der gedenckt / daß die tauſendt
Guͤlden / ſo er angelegt / moͤchten zu gluͤck ſchlahen .
Jener gedenckt / ob auch ſein Schiff / ſo er vber meer
geſchickt / mit wahr beladen wider kommen werde .
Dieſer gedenckt / wie er ſein Wahr tewer verkauf-
fen / vnd ein groſſen hauffen Gelts ſamblen moͤge .
D. Luc. Loſſ . in Epig. pag. 2 10 .
CXV. Auguſtinus wirt von einem Kind
gewarnet / daß er die Gottheit nit ſoll
außforſchen .
A Vguſtinus forſchet vnnd dencket nach / was
GOtt / vnd wie er Dreyfeltig vnnd eines ſey /
deß-
deßgleichen wo er ſeinen Vrſprung her habe . Jn
dem er nun alſo forſchet / ſihet er vngefehr ein klei-
nes Kind / welches das Waſſer auß dem Meer in
ein kleines Gꝛuͤblein ſchoͤpffen wil . Er fragt es / was
es da mache ? Das klein Knaͤblein antwortet : Jn
dieſe Gruben wil ich alles Waſſer auß dem Meer
ſchoͤpffen / Auguſtinus ſagt : Liebes Kind / dein ar-
beit iſt vergeblich / dann in die klein Gruben kan
das groſſe Waſſer nicht kommen . Viel weniger /
ſpricht das Kind / kan deß Menſchen Vernunfft
außforſchen / was du jetzt ergruͤnden wilt . So bald
dieſe Wort das klein Knaͤblein geredt hat / ver-
ſchwind es : Vnnd iſt daſſelb klein Knaͤblein ohn
zweiffel der He rr Chriſtus ſelbſt geweſen .
Idem ibid. pag. 2 11 .
CXVI . Von gemeltem Au-
guſtino .
N Orzeiten als die Moͤnnich von guther-
tzigen frommen Leuten zu arbeiten ver-
mahnet wurden / ſagten ſie / ſie doͤrfftens
nicht thun / dann es were nicht Euange-
liſch / ſintemal der Herr Chriſtus ſpreche / ſeyt nit
ſorgfeltig vmb den morgen tag / ſondern gedencket
an die Lilien auff dem Felde / vnd an die Voͤgel deß
Himmels . Denen antwortet Auguſtinus 19. lib. de
opere monachorum alſo : Wolt jhr / ſpricht er / den
Lilien vnd den Voͤgeln folgen / warumb folget jhr
jhnen dann nicht auch hierinn ? Die Lilien eſſen
nicht : So trincken ſie auch nicht : Die Voͤgel hal-
ten nichts auff den morgen tag . Aber jhr eſſet / jhr
trincket / vnd hebet fleiſſig auff .
D. Petr. Martyr in Comment . 2.
Sam. 1 1. pag. 233 .
J ijVon
CXVII . Von S. Vlrichen .
M An ſagt von S. Vlrichen / daß er fuͤr
vnnd fuͤr einen armen Menſchen gehal-
ten / der fuͤr jhn gebettet . Nu begibt ſichs /
daß der Schaffner jhm auff ein zeit ei-
ein tag ſein gebuͤhr nicht gibt / alſo vnderleßt der ar-
me auch ſein Gebett . Nach dem nun S. Vlrichen
den tag ein vngluͤck zu ſtunde / fragt er den armen /
ob er auch gebettet habe ? Der arme ſagt / nein / vnnd
zeigt die Vrſach dabey an / weil jhm der Schaffner
den tag nichts gegeben habe . S. Vlrich ſchilt den
Schaffner / daß er durch ſein kargheit jhn deß ar-
men fuͤrbitt beraubet hette . Hoͤr / ſagt der Schaff-
ner / wie hoch achtet jhrs dann / wann einer ein Va-
ter vnſer betet ? S. Vlrich ſchicket jhn nach Rom /
zu forſchen / wie hoch man ein Vatter vnſer ſche-
tzen ſolle ? Der Bapſt antwortet : Eines Hellers
werth . Da nun der Schaffner hieruͤber lachete /
ſagt der Bapſt zum andernmal / er ſchetzte es eins
Goltgulden werth . Zum dritten mal ſagt er : Aller
Welt Reichthumb were nicht mit einem Vatter
vnſer zuuergleichen . Dieſe ding ſind ohn zweiffel
erdicht / aber ſie werden nicht vergeblich vnnd ſon-
der nutzen erzehlet . So nun die Papiſten ſo groſſe
Guͤter / Renthen vnnd eynkommens beſitzen / ſo ſol-
len ſie auch betten . Weil aber das Gebett einen
rechten Glauben an Chriſtum erfordert / ſie aber
nicht allein ohn Glauben ſind / ſondern auch das
Wort / darauff der Glaub allein beſtehet / haſſen
vnd verfolgen / ſo kan gantz vnd gar kein Gebett bey
jhnen ſeyn . Jhr Gebett thun ſie nur mit der Zun-
gen / ſchreyen vnd ruffen in den Tempeln / ohn eini-
gen Verſtandt / erkennen weder jhr eygen elend /
noch auch Gottes Barmhertzigkeit . Weil aber nu
das Gebett ohn Verſtandt geſucht / ſo iſt ohn zwei-
fel
fel auch wenig Andacht dabey / quia ignoti nulla
cupido . D. Luther. Tom. Latin. VVitemberg . ſexto
pag. 25 2 .
CXVIII . Von Hattone / Biſchoff zu
Meintz / welcher Anno 900. von Meu-
ſen gefreſſen worden .
H Atto der Biſchoff zu Mentz / ſo zu zeiten
deß groſſen Keyſers Ottonis gelebet / ver-
ſamblet ein groſſen hauffen armer Leut /
welche jhn vmb Frucht in der tewren zeit
an ſprachen / in ein Schewern / vnd ſtelt ſich / als ob
er jhnen zu willen ſeyn wolte / ließ ſie aber mit ein-
ander verbrennen / ſagt dabey / es ſey mit den armen
Leuten eben als mit den Meuſen / welche zu nichts
nutz ſeyn / als daß ſie das Korn verderben . Aber
Gott bezahlet jhm dieſe Tyranney wol / ſintemal er
dieſem Wuͤtterich einen hauffen Meuß zuſchick-
te / die lieſſen jhm weder tag noch nacht ruhe / wol-
ten jhn lebendig freſſen . Er flohe in den Thurn bey
Bingen / ſo mitten im Rhein ſtehet / den man noch
heutiges tags den Meußthurn heiſſet / verhoffet /
er wuͤrde daſelbſt ſicher fuͤr den Meuſen ſeyn / aber
GOtt ließ ſein Gericht fort gehen / ſintemal er den
Meuſen nicht entweichen kondte / welche durch
den Rhein ſchwummen / vnd jhn toͤdteten .
Luc. Loſl . in Epig. pag. 25 9.
Pſal. 41. v. 1. & 2. 3 .
Wol dem / der ſich deß Duͤrfftigen annimpt /
den wirdt der Herr erretten zur boͤſen zeit . Der
Herr wirdt jhn bewahren vnd beym leben erhal-
ten / vnd jhm laſſen wolgehen auff Erden / vnd nicht
geben in ſeiner Feinden Willen . Der Herr wird
J iij jhn
jhn erquicken auff ſeinem Siechbetthe / du hilffeſt
jhm von all ſeiner Kranckheit .
Eſa. cap. 58. v. 7. 8 9. 10. 11 1 2 .
Brich dem hungerigen dein Brot .
Prouerb. 3 v 27 .
Wegere dich nicht dem Duͤrfftigen guts zu
thun / ſo deine Hand hat von Gott ſolches zu thun .
Sprich nicht zu deinem Freunde : Gehe hin / vnnd
koͤmm wider / morgen wil ich dir geben / ſo du es
wol haſt .
Cap. 1 9. v 17 .
Wer ſich deß Armen erbarmet / der leihet dem
Herrn / der wirdt jhm wider guts vergelten .
Cap. 21 v. 1 3 .
Wer ſeine Ohren verſtopffet fuͤr dem ſchreyen
deß Armen / der wirdt auch ruſſen / vnnd nicht er-
hoͤret werden .
CXIX . Von Theophania Otthonis
II. Gemaͤhlin / ein Exempel / daß All-
moß geben nicht armet .
K Eyſer Otthonis Gemaͤhlin erwieſe den
Armen groſſe gutthaten / jhr Herr aber
ſahe das vngern / warff jhr fuͤr / wie ſie jm
das ſein verſchwende vvnd dorchbrechte .
Ob er jhr nun deßwegen vielmals einredte / halff es
doch nicht / ſondern ſie thete fuͤr vnnd fuͤr den Ar-
men heimlich viel guts . Der Keyſer wil ſie probie-
ren / ob ſie jhm gehorſam leiſte / zeucht ein Bettlers
Keid an / ſetzt ſich auff ein Oſtertag fuͤr die Kir-
chen vnder ander arme Leut . Da ſie nun in Pur-
pur Kleidern kommet / welche guͤlden Ermeln hat-
ten / bitt er die Keyferin vmb GOttes willen vmb
einen ſolchen Ermeln : Welches ſie dann ſo bald
thut.
thut . Der Keyſer aͤndert ſo bald ſeyn Kleid wider /
ſatzt ſich vber die Taffel bey die Keyſerin / vñ ſpricht /
liebe Gemaͤhlin / laß mir das Kleid holen / ſo du
heut in der Kirchen getragen haſt . Die Keyſerin
erſchricket / weil der eine Ermel abgeſchnitten war /
der Keyſer helt fuͤr vnd fuͤr an / als nun das Kleid
kompt : iſt es gantz / vnnd mangelt nichts / der Key-
ſer verwundert ſich / wie auch die Keyſerin ſelbſten /
der Keyſer zeucht den dritten Ermel herauß / wel-
chen jhm die Keyſerin hiebeuor zu Allmoß gege-
ben hatte . Hierauff geſtattet er der Keyſerin / daß
ſie ſo viel vmb Gottes willen geben moͤchte / ſo viel
jhr beliebte .
D. Luc Loſſ . in Epig. pag. 223.
CXX. Von einem trefflichen Poe-
ten / vnd einem Schufter .
E S war ein Schuſter / der vnderſtund teut-
ſche Reymen zumachen / vnnd het groß ge-
preng damit / ließ ſich auch einen Poeten
nennen . Wiewol es lauter gedrungen vnd
vnliebich ding waren . Es begibt ſich / daß er auff ein
Hochzeit kompt / ſetzt ſich bey einen trefflichen Poe-
ten zu Tiſch / vnnd da jhm der Kopff von Wein
warm wirdt / ſagt er : Herr Puyt / den ſolls euch gel-
ten von wegen deß Handwercks ? Der Poet ant-
wortet / von wegen deß Handwercks ? Wo kom̃t das
her / helff ich euch dann Schue machen ? Jch kan
nicht wiſſen / was jhr hiemit ſuchet . Der Schuſter
ſagt : Ja / von wegen deß Handwercks : Dann wir
behde machen Verß / jhr machet Lateiniſche / ſo
mach ich Teuſche . Der Poet fieng an zu lachen /
vnd ſagte : Ey das fiel mir nicht eyn / Gott geſegne
es euch / mein Herr Pfuyt / ich wil euch von wegen
deß Stanckwercks beſcheid thun .
J iiij Die
Die andern Gelehrte Leut vnnd Studenten
trieben jhn mechtig vbel hiemit an / daß er ſich dem
trefflichen vnnd beruͤmten Poeten hat vergleichen
woͤllen / vnnd ſagt je einer zum andern / Herr Punt /
es ſoll euch eines gelten / von wegen deß Hand-
wercks . Endlich ſagt einer zu jm : Du grober Schu-
ſter / ſchemſtu dich nicht / daß du dich mit ſolchem
herrlichen Gelehrten Mann vergleichen wilt / du
wereſt wol werth / daß man dich mit dem Kopff
die ſtiegen hinunder wieſe : Jch wolt dir Bech nicht
ein Nußſchalen fuͤr dein Reymen geben / dann ſie
riechen nach keiner Kunſt / ſondern nur nach Bech .
Nach dem er nun alſo außgelacht ward / macht er
ſich heim / trug vor ſorg / die Stutenden moͤchten
jhn abplawen .
CXXI . Von einem Prieſter der ein
Kind taufft .
E Jn Beyeriſcher Prieſter / der Lateiniſchen
ſprachen vnerfahren / hat ein Kind gotaufft
in nomine patria & filia & Spiritus Sancta .
Daher iſt ein diſputation erwachſen / ob
das Kind recht / vnd nach außweiſung Goͤttlicher
Schrifft ſey getauffet worden / vnnd es hat wenig
gefehlet / es hette dieſe diſputation ein gar vnſeli-
gen elenden lermen erweckt . Dann Bonifacius /
Ertzbiſchoff zu Meintz hatte befohlen / man ſolte
das Kind auff ein newes tauffen . Hergegen aber
Vigilius / Biſchoff zu Saltzburg / vnnd Sidonius
Biſchoff zu Lorich in Bayern hielten die Tauff
fuͤr kraͤfftig . Als dieſer ſtreit teglich zuname / vnnd
zu mehrer Verbitterung der Gemuͤther Vrſach
gabe / hat jhn Zacharias Roͤmiſcher Bapſt auffge-
haben / nach dem er die Meynung Vigilii vmb das
Jahr Chriſti 745. beſtettigt hat / wie Auentinus
lib. 3. Annal . dieſes beſchrieben hat .
Wir
Wir bekuͤmmern vns billich / daß allenthalben /
vnd zu allen zeiten geſchicht wie wirſehen / nach dem
zu allen andern Kuͤnſten / gebůrliche zeit gewendt
wird / daß viel in der Theologi / ehe ſie recht vnd vol-
kommen die Summa Chriſtlicher lehr gelernet ha-
ben / ja ehe ſie den Titel Heiliger Schrifften recht
koͤnnen / herfuͤr wuͤntſchen vnd ſich des ſchweren
Ampts zu lehren vnderfahen / vnd meinen baldt ſie
wiſſens ſchon alles / wollen andere lehren / vnnd er-
kennen jre eigne vnwiſſenheit nicht .
Nazianzenus ſchreibet er hab ſolchs offtmals
mit weinen angeſehen / als der wol wuſte das mei-
nen vnd in der warheit ſein weitt es einander iſt .
Chrytreus ad Malachiam .
Vnd wir ſehen zu dieſer zeit / das kein ſtand we-
niger leiden kan / das man ſie frey herauß ſtraffe vnd
vermane als die Kirchen diener / wie jener ſagt /
die ſtraff iſt ein anfang des haſſes / ꝛc. Mullerus
ad Malachiam .
Zu dieſer betruͤbten zeit laufft ein jeder nach dem
Predigampt vnd vnderwinden ſich deſſelben vnbe-
ruffen / wollen gemeiniglich ehr lehrer ſein dann ſie
werdt ſein / daß ſie ſchuler heiſſen / vnnd etwan dien-
licher ſein zum Ackerbawe oder das Viehe zu wey-
den / als Gottes wort zu lehren vnd die gemein
Chriſti zu vnderweiſſen .
Vnd bald hernach .
Aber andere moͤgen mit zu ſehen ob die Jungen
vngeuͤbten Geſellen ein ſonderliche geſchicklichkeit /
vnd erfarung haben moͤgen / fuͤrwar Gregorius /
ſchilt die Jungen Geſellen hie vnd an andern or-
ten / daß ſie ſich vnderſtehen die alten zu lehren / ehe
dann ſie alters halben vnd auch erbares wandels
halben fuͤr ehrwuͤrdige moͤgen gehalten werden / da
der
der name eines Presbyteri von dem alter herge-
nommen iſt . Bilibal . Birck .
Es beduncket mich zu mahl ein toͤrichte vnnd
freuele that ſein / wenn ſich einer vnderſtehet
andere zu lehren / ehe denn er ſelbſt genung gelehrt
iſt / mit gefahr anderer Leuth Seelen / als wenn
man in einem Faß toͤpffers werck wolte treiben :
Toͤricht iſt es zwar / ſo die jenigen / die jre eigene vn-
wiſſenheit nicht erkennen : freuentlich iſt es / ſo ſie
es wiſſen / daß ſie vngeſchickt ſeind / nichts deſto we-
niger / ſich einer ſo wichtigen ſachen dorfft vnder-
fangen Nazianzenus .
So einer verworner vnnd verwickelter handel
iſt es vnd ſo vbel angeordnnet . Der meiſte hauff
aus vns / ich ſage nicht alle / eher / dann ſie baͤr-
tig ſindt ehe den ſie reden koͤnnen / ehe dann
ſie in die Heilige Schrifft / die Heilige Buͤcher
koͤnnen / ja auch ehe ſie derſelben namen wiſſen /
ehe dan ſie alt vnnd new Teſtament leſen koͤn-
nen / ſeind ſie bald wiſſendt vnnd Doctores / halten
ſich ſelber fuͤr Schrifft gelerte vnnd hocherleuchte
Leuth / woͤllen von den leuthen Rabbi geheiſſen ſein
vnd werden vnwillig wen man vns nit ſehr lobet .
Nazianzenus .
Es iſt bekant etlicher Dorff Prediger zu viel
groſſe nachleſigkeit / die beſſer ſolt ſein die Kinder
als die Schaffe Chriſti / vnnd fleiſiger die ſchwein
als jhre befolhne zuhoͤrer verſorgeu vnnd weidten .
Johan. Cla .
Zu dem Jahr ſindt etliche Prieſter geſtorben /
vnd an jhr ſtatt verordnet / T. Veturius iſt zu eim
Prieſter Martis an ſtatt M. Aemilii Reguli wel
cher des vorigẽ Jar geſtorben war / gemacht vñ ge-
weihet worden vnd an ſtatt M. Pomponi Mato-
nis des warſagers vnd zeheners M. Aurelius Cot-
ta zũ zehener T. Sẽpronius Grachus noch gar ein
Junger
Junger Geſell welchs damals in vergebung des
Prieſter Aempter ſehr langſam geſchah / zũ warſa-
ger Creirt worden . Livius . Heutſtelt man Junge
Bachanten vnd Eſel auff die Cantzel .
Es ſollen auch billich die Collatores welche Kir-
chen zubeſtellen haben / nicht zu platzen vnd leicht-
lich annemen ſo daher gelauffen kommen / faulle
Geſellen / vngelerte Boͤffel / gemein Gefindlein /
Kuͤchenbuben / Gauckler vnd dergleichen / ſondern
ſollen ſich vmb thun nach tuͤchtigen Perſonen / vnd
ſo man ſie haben kan / welche ein zeitlang in ſchulen
gedienet vnd ſich gevbt haben . Gigas .
Als einer gefragt ward / warumb zu dieſer zeit
die Kirchen diener nicht ſo from vnnd Erbar
weren alls vorzeiten : Hat er geantwortet : Jn
der Alten Kirchen haben fromme Leuth die Kir-
chendiener erwehlet vnnd beruffen mit auruffung
goͤttliches namens / nun aber geht man den affectis
nach / den jenigen ſo jhre Freund begeren zu fordern
ohne anruffung Goͤttliches namens / vnd bißweilln
mit zuͤrnen / vnwillen / auch mit fluchen darein kri-
chen derwegen auch viel Kirchendiener ſo leichtlich
als ſie angenommen werdẽ / werden ſie auch wider
von den Patronen abgeſetzt . Simon Pauli .
Jm geſetz wurde den Eſelln das genick zerbrochẽ
vnd wurden nicht mit Gelt wider geloͤſet / vielleicht
hat Gott wollen zuverſtehen geben / er wolte kein
Eſel haben in ſeinem dienſt / wiewol zu allen zeiten
auch aus den orden der Prieſter viel gar groͤber
Eſel ſeindt .
Es ſind zu vnſern zeiten Leuth / welche vnver-
ſchampter weiß zum Predigampt ſpringen /
da ſie doch in dieſem Kampff vngeuͤbet ſeindt vnd
zu reden vngeſchickt / haben nit gelernet vnnd ſeindt
der Schrifft vnerfahren . Daher kompts dz die zu-
hoͤrer / ſo begierig ſind zu lehren / die weyd heilſam-
mer
mer lehr vnd der Seelen troſt nit moͤgen haben / ſon-
der nur vnnuͤtze zeitung vnnd Altvetelliſche Fabeln
vnd aberglauben . Levirus Lemnius .
Wir ſollen acht haben / wie wir vns zum Pre-
digampt ſollen geruͤſt machen . Mann ſuͤndiget
heutiges tags ſchwerlich / in dem man jederman mit
vngewaſchen Haͤnden hinzu laͤſt / ja ſie fallen ſel-
ber hinzu / nicht vmb des lehrens willen / ſondern
der Prebenden halben . Vnd ſind gemeinlich ſolche
Geſellen / die nicht haben gelernet / noch woͤllen ler-
nen / wie das Predigampt ſo ein groß vnnd ſchwer
Ampt ſey / vnnd zwar wenn die gute beſol-
dung ſie nicht verreitzeten / wuͤrden ſie dem Pre-
digampt gar abſagen . Alſo wird der verß an jhnen
war :
Si nihil attuleris ibis Homer e foras .
Das iſt .
Poet Homere kompſtu lehr /
Bleib fuͤr der thuͤr / hierein nicht kehr .
Benedictus Aretius .
Es ſoll ſich niemands der ehr des Kirchenamts
vnderziehen / mit geſchehen oder ſunſten erpractici-
ren oder eigenes gefallens an ſich bringen Mann
ſoll ſie ordentlicher rechtmeſſiger weiß hiezu beruf-
fen / mit Gottes forcht ſollen ſie von der Kirchen o-
der den jenigen ſo zu der Kirchen hiezu verordnet
ſeindt / erwelet worden / vnd ſoll hierin ordnung ge-
halten werden nicht auffruͤhriſcher weiß oder mit
gezenck . Mann ſoll aber nicht jederman hierzu er-
wehlen / ſonder tuͤgliche Leuth / ſo gelerth heilig
from beredt fuͤrſichtig recht vnd ſchlecht ſeind / eines
meſigen vnd erbarn Lebens nach der Regel des A-
poſtels Pauli 1. an Tim. 3. vnd an Tit. 1. cap. Vnd
die
die alſo gewehlet ſind / ſollen von den Elteſten orďi-
nirt werden mit gemeinem gebett vnnd aufflegung
der hende . Wir verwerffen alhie alle welche von jnẽ
ſelbſt lauffen / ſo ſie nicht ſind gewelet geſand / noch
geordnet . Wir verwerffen alle vngeſchickte Pfar-
herꝛn welche die gaben ſo einem Kirch diener von
noͤt hen ſeind / nicht haben. H. Bullingerus .
Es werden zum Predigampt zugelaſſen / biß-
weilen wuͤſchen auch hierzu etliche Junge
leichtfertige vngelerte Geſellen / als den nichts
leichters ſey / als die Heilige Schrifft dem gemeinen
Volck außlegen / vnd als ob es gar gering ſey / wen
man vnverſchempter Weiß viel waſchens auff der
Cantzel mache . Dieſes vbel hat ſein vrſprung daher /
daß man nit betracht / wie groß die wuͤrde vund die
nutzbarkeit ſey eines Predigers in der Kirchen / wen
er ſein Ampt recht verrichtet . Eraſmus .
Nun betrachte doch lieber / wie groß die gefahr
ſey / wen man ohn vnderſcheid Junge Geſelln auff
die Cantzel leſt / die etwa von natur mehr als halbe
Narꝛn ſein / vnerfahren / ohne verſtandt / haben
nichts ſtudirt weder in weltlichen noch geiſtlichen
ſachen / bißweilen / als man offt geſehen hat / haben
ſie ſich voll gefreſſen vnd geſoffen / vnd ob ſchon die
vollheit / ſo die krafft das gemuͤths verdunckelt nit /
da iſt ſo haben ſie doch nichts mehr das zum Pre-
digen dienlich / als ein Pfaffen rock / vnd das es vn-
verſchempte Geſellen ſein . Jdem .
Es wird einer nit bald fuͤr ein Kriegsman ein-
geſchrieben / welcher ein Helm oder Harniſch hat / ſo
wird auch einem nit bald das Schiff rud gegeben /
der ein Schiffmans kleid hat / ſo laſſen wir nit ein
jedern zu / einen bauw zu machen / ob er gleich ein ſe-
gen vnd Achß hat / ſonder wir forſchen fleiſig nach /
wie der Meiſter ſey / vnnd wie ſeine werck ſeindt .
Jtzunder Huͤpffen Geſellen auff die Cantzel welches
doch
doch mehr als ein Koͤniglicher Stuel iſt / die zu
ſolchen Ampt nicht vnderꝛicht noch geruͤſtet ſeindt
nur daß ſie ein vnverſchemptes geſchwetz halten /
ſchreien vnd Boltern alles was jhnen ins Maul
kompt / oder was ſie auß vngeſchickten Poſtillen
haben / vnd nach eigenen Menſchlichen begierdten /
das ich vnderdeſſen verſchweige / als wir leider viel
zu offt hoͤren / daß man auß jhrer red nichts vernimt
als fuchſchwentzerey / jhren ruhm vnnd eigenen nu-
tzen / vnd das noch aͤrger iſt / neid vnnd Haß gegen
den nechſten / vnd daſſelbige ſo lautbar / daß biswei-
len das Volck welches gleich grob vnd vngelerth iſt
auff recht vnd auß der Predig gehet / Eraſmus .
Da wir in liederlichen dingen ſo ſorgfeltig ſeind /
darff doch ſich einer zum Predigampt begeben der
eben ſo geſchickt dazu iſt als ein ackerman zur
harffen / oder ein Schiffman zum Pflug / vnnd an
ſtatt vieler herꝛlicher gaben vnnd tugenden welche
zu ſolchem wuͤrdigen Ampt gehoͤrig / bringt er
nichts mehr dazu als ein vnuerſchempte tolkuͤn-
heit / betrachtet nicht was darauff ſtehet wenn man
hier an erliget . Es iſt ein gerings von einem Volck
auß gepfiffen werden / aber das iſt ein Elendt vber
all elendt von der gantzen ſchar der Engel vnnd
frommen Seelen auß gereuſchet werden . Derwe-
gen die ſich in ſolchen Kampff begeben / ſollen die
vorwarnung des Apoſtels Pauli wol war nemen .
Lauffet alſo daß jhrs ergreifft auff daß ſie ſich
auch mit jm růhmen koͤnnen / ich hab mein lauff vol-
endet / ich hab glauben gehalten / nun iſt mir bey-
gelegt die Cron der Gerechtigkeit .
Eraſmus .
Von
CXXII . Von dem Heiligen Auguſti-
no vnnd einem Gottloſen Aſri-
caner .
A Ls Auguſtinus der Heilige Vatter in A-
frica Chriſtum lehret vnnd Predigte / dabe-
neben erzelete wie GOTT der HErꝛ im an-
fang wunderbarlicher weiß die Welt vnd al-
les ſo darinnen / erſchaffen / da ſteht ein Gottloſer
verwegener Africaner auff / vnd fraget / was dann
GOtt der Schoͤpffer gethan hab / vnnd wie er die
zeit bracht ehe dann die Welt geſchaffen iſt wor-
den : Hierauff antwortet der Heilige Biſchoff / er ha-
be die Hell gemacht / auff das er die jenige darein
werffe / die ſolche ding nachforſcheten .
CXXIII . Von dem Philoſopho-
Protagora .
P Rotarchus der Philoſophus ſagte / es
ſeyen die ſtein gluͤckſelig / aus welchen die
bilder gemacht wuͤrden : Den man ſetzt
ſie auff die Altar / vnnd die Leuth erzei-
gen jhnen ehr ſo doch andere jhres gleiche auff dem
plaſter ligen / vnnd man trit ſie mit den
Fuͤſſen vnd ſpeiet darauff . D.
Martyr .
Von
CXXIV . Von Claudio Epiſcopo
Taurino .
D Jeſer Biſchoff da er widerlegt die jeni-
gen ſo vermeinen man ſolte das Creutz
Thriſti anbeten / derhalben dieweil der
Herꝛ mit ſeinem anruͤren daͤſſelbige ge-
heiliget hette : Da braucht er ein ſoch bewehrung .
So das anruͤren ein ſo groſes vermag / warumb
halteu ſie da nicht daß man die Heilige Jungfraw
M. anbeten ſoll / welche Chriſtum neun Monat i n
Mutter leib getragen / vnd lange zeit geſeuget
hatte . Aber vmb eben des anruͤrens willen muſte
man auch die doͤrner vnnd den Speen gleicher ge-
ſtalt verehren : Sie woͤllen aber auch man ſolle das
Creutz auch in einer ander Materi verehren / die-
weil es das wahre vnd rechte Creutz anbildet : Aber
das iſt gantz vngereumpt . Auff ſolche weis muſte
man alle Krippen anbeten / desgleichen alle Dor-
ner / Nagel Schaff vnd Eſel / dieweil ſie die anbil-
den / welche Chriſtus angeruͤret hat / D. Martyr .
CXXV . Von Petro Martyre .
P Eter Martyr ſpottet der Papiſten gar
hoͤfflich / daß ſie wider die einſatzung vn-
ſers Seligmachers Chriſti / die Kinder
in der H. Tauff mit ſpeyen beſtreichen /
auff ſolche weiß ſchreibend 3. Reg. 8. Vber das /
warumb brauchen ſie hiezu den vnſauberen ſpeſchel ?
Zwar die Teuffel ſind kein Scorpion / daß ſie ſie
mit jrem Speichel woͤllen vmbbringen . Es hat wol
der Speichel etwa ein crafft wider den gifft / aber
das
das iſt naturlich / aber wir leſen nicht daß er
auch ein Cr afft ſoll haben zu den Geiſtlichen ga-
ben / bevorab da Chriſti einſetzung vnd wort nicht
dabey iſt . Aber ſie ſagen / es habe Chriſtus mit
Speien ein teig auß der Erden gemacht / vnnd
mit demſelben Kott die Augen eines / ſo Blindt
geboren war / angeſtrichen . Das wiſſen wir
zwar das es geſchehen iſt / aber ſie beweiſſen /
daß Chriſtus befohlen hab / daß wir auch derglei-
chen thun ſollen / als dan woͤllen wir jhnen nach-
geben / daß ſie recht vnd ordentlich handeln . Aber ſie
werden nirgend an keinem orth ein ſolch Gebote
koͤnnen zeigen . Vnnd das noch mehr iſt / daß die
Speyen eines breſthafften vnnd vnreinen Men-
ſchen / ja das auch woll etwas aͤrgers iſt / mit
dem Speichel Chriſti gar nicht zuvergleichen iſt .
Derwegen ſo iſt es nur ein affen werck / die-
weil ſie dieſen gebrauch vnnd Ceremonien we-
der von Chriſto / noch von den Apoſteln ge-
lernet haben . Vnnd es kan leichtlich geſche-
hen / daß ſie das Kindt / welches ſie beſpeutzen /
beſchedigen / ſo ſie etwan die Frantzoſen oder den
ausſatz haben . Welches / wie glaublich / ſich nicht
ſelten zutraͤgt / weill ſie gemeiniglich Hurer
ſindt .
CXXVI . Von dem Ertzbiſchofſ
von Piſa .
W Ann findt in der Florentiniſche Cro-
nicken / daß ein Ertz Biſchoff von Pi-
ſt a in einem Tumult von dem auff-
r uͤhriſchen in einem Bloͤtzlichen grim
bey Lebzeitten des Babſt Sixti 4. Jn der
K Pfaltz
Pfaltz zu Florentz ſey erhencket worden / welches
jm lang zuvor iſt geweiſſagt worden / denn er aus
eigenem fuͤrwitz die ſtern ſeher gefraget / was fuͤr
ein endt er nehmen wurde : Vnd hatt er zur ant-
wor t entpfangen / es werde erhenckt werden :
Welches doch gantz vnnd gar vnglaublich war an
einer ſo Adelichen vnnd hochwuͤrdigen Perſonen /
vnnd hat es doch der auß gange erwieſſen / nicht
zwar von wegen der weiſſagung der Sternſeher
Kunſt / ſonder durch GOTTES offenbarung
da er auch den Teuffels zukuͤnfftige dinge ein
gibt den fuͤrwitz der Menſcheu zu ſtraſſen : Auff
das der Menſch nicht mehr beger zu wiſſen als jm
geburt . Simon Maj .
CXXVII . Von einem Geitzhalß .
E Jn Geitziger Menſch kundt nicht ſchlaffen /
vnd warff ſich hin vnnd her in ſeinem Beth /
ſein Fraw ſaget : Haußwirth wie iſt dir / daß du
ſo vnruͤhig biſt : Ach ſprach der Man / das mir
anlieget / das moͤchteſt du wol wenden / die Fraw
ſagt gern . Der man ſprach : Jch habe vnſer Hauß
verſorget mit Wein / Brodt / Saltz / Schmaltz /
Fleiſch / vnnd mit allem dem das in ein Hauß ge-
hoͤret / biß auff ein tag / vnd wenn wir einen tag vn-
geſſen moͤchten ſein / ſo hetten wir vor das gantze
Jahr genug . Nun hab ich ein ſin gedacht / wie wir
deuſelbigen tag vberkommen . Wen vnſer gefindt /
Knecht vnd Maͤgd / hinauß auff dz Felt kom̃en / ſo
will ich mich annemen / ich ſey tod / ſo muſt du das
Todtenthuch vnd Creutz / kertzen / vnnd Waſſer da
haben / vnd bey der Leiche ſitzen vnd klagen / vnnd
wen ſie den heimkommen ſo werden ſie vor kummer
vnd leyd nichts eſſen / es war ď Frawen ſehr lieb / vñ
ruͤſtet es alſo zu / vnd als dz geſind vom Felde kame /
da
da ſas die Fraw bey der Leich / klaget vnd weine t
vnd ſprach : Jr meiſter wer gehling geſtorben / dz ge-
ſind erſchrack / vnd bettet jeglich fuͤnff Pater noſter /
vnd fuͤnff Ave Maria : Das das gebet au ß war /
da ſprach das geſind : fraw wir muͤſſen eſſe n ha ben :
Die Fraw ſprach / woͤllet jhr auch eſſen bey dem
groſſen hertzenleyt / das ich habe / das geſinde ſprach :
Leyd hin / leyd dar / wir woͤllen eſſen / daß wir wider
auff das Felt kommen / vnd ruͤſteten behend zu / vnd
da ſie nun ob dem Tiſch ſaſſen / vnd aſſen / da gedach-
te der todte man / dein anſchlag iſt falſch / ja wen du
dich auffrichteſt ſo wurdeu ſie vbel erſchrecken / daß
ein toder ſolt aufferſtehen / vñ wurden vor ſchrecken
nit eſſen / der tode man richtet ſich auff / da erwuͤſcht
der Knecht ein Axt / die er neben im het ſtehen vnd
ſchlug jn zu tod / da ſchrey die Fraw vber denſelbigen
Knecht : Du Moͤrder / du haſt mir meinen Mann
zu todt geſchlagen / der Knecht ſagt / nein Fraw / jhr
habt doch geſagt / er ſey todt / der Teuffel hat den
leib vexiret / den hab ich vertrieben .
CXXVIII . Von einem der da wolt
beweiſen / daß der Teufſel ſein Bru-
der were .
Z V Einſidlen in dem Schweitzerland / hat es
ſich begeben / daß viel Leuth jhr wallfahrt zu
vollbringen / dahin kommen ſind / ſo hat es ſich
zugetragen gegen der nacht in einem Wirts-
hauß / wie man aß / daß die Bilger haben gered von
ber lieben Maria der Mutter Gottes zu Einſidlen /
wie ſie ſo gar gnaͤdig wer / auch von jhrẽ wunder-
zeichen / die ſie gethã het . Vnder die bilgern wz auch
ein guter Geſell gerahten / der nit ď wallfahrt ſon-
dern ſeiner geſchaͤfften halben / daͤhin kom̃en was / aß
K ij auch
auch mit jhnen zu nacht . Als jm die Bilger ſo viel
guts von der lieben Maria verjehen / redet er auch
das ſein darzu vnd ſprach : Wie wirdig ſchetzet jr ſie
doch / ſie iſt meine ſchweſter / ſtuͤmmetẽ ſie vber dieſe
rede / vn d ward ſo lautbrecht / dz er dem Apt auch
kund wa rd welcher diſen guten Geſellen / da er vom
tiſch auffſtund / fahen / vnd vber nacht in thurn legen
ließ / morgens fuͤr den raht mit haͤfftiger klag / den v-
belthaͤter ſtellen ließ / wie dz dieſer dieſe liebe wirdige
Mutter Gottes geſchwaͤcht hette vnd geredt / ſie we
re ſein Schweſter / nach langer klag / fraget ď vbel-
thaͤter / wz er damit gemeinet hett / antwort er : ja die
Maria zu Endſidlen iſt meine Schweſter .
Vnd dz noch mehr iſt / der teufel zu Coſtens / vñ ď
groß Gott zu Schaffhauſen meine gebruͤder / ď raht
entſatzt ſich ob dieſer red / vnd ſtieſſen die Koͤpff zu-
ſam̃en / vnd ſprachen / gewiß iſt dieſer ein Heiligen
ſchmaͤher / der oberſte richter fraget in weider / vmb
etwz mehr auß im zu bringẽ : wie darffſtu die ſchnoͤ-
de wort alhie außſtoſſen / ſo von allen landen jre bil-
ger hie ſind / welches allenthalben erſchallen wird /
antwort der vbelthaͤter / ich hab recht gered den mein
Vatter iſt ein Bildhawer geweſen / der den Teuffel
zu Coſtens gemacht hat / vnd auch den groſſen Gott
zu Schaaffhauſen / vñ ewer Maria / auch mich dar-
umb ſind wir geſchwiſter / alſo lachen ſie alle / vnd
lieſſen jn ledig .
CXXIX . Von dem Koͤnig Mida .
W Ann ſchreibet von einem Koͤnig / Midas
genant der hette die Goͤtter gebeten / daß
alles das / was er anruͤhret zu Golt wur-
de / das geſchahe / er ward erhoͤret . Alſo
muſt er hungers ſterben / den was er fůr Speiß vnd
tranck mit ſeinen haͤnden vnd der Zungen anruͤhret
das ward alles zu Goldt .
Ein
CXXX . Ein Koͤnig ſetzt ſeinen gefange-
nen Koͤnig gelt zu eſſen fůr .
E Jn Koͤnig krieget wider ein anden Koͤnig / ď hette
viel Gelds in einem Pfennigthurn ligen / gr oß
kiſten vnd troͤg voll / vnd das Gelt war im l ieb /
dz es in dauwret / außzugeben vnnd Soͤldner zube-
ſtellen / daß er widerſtandt thet / als er den wol hett
moͤgen thun / der Koͤnig der ſein feind war / gewann
im dz Land ab / vnd leget in gefangen in den Thurn /
da ſein Golt vnd Silber jn lag / vnd ſprach / ſindemal
du das Gelt viel lieber haſt gehabt / den dich ſel-
ber / du haſt es nicht woͤllen außgeben / darmit du
dich vnnd dein Land hetteſt moͤgen beſchirmen / ſo
heiß dirs jetzt auch helffen / vnnd gab im weder eſſen
noch ttincken hinein vnd ſaget : Er ſolte das Geldts
eſſen / alſo muſt er hungers ſterben / das war ſein
rechter lohn .
CXXXI . Von einem wucherer .
E S war ein wncherer in einer Predigt geweſen /
vnd da er von der Predig gieng / da war er ſehr
zornig vnd flucht . Es begegnet jm ein guter Ge-
ſell / der jn kande / der ſprach zu jm : Herꝛ / wie ſeyt jhr
ſo zornig / der wucherer ſagt : Vber den Moͤnch / der
geprediget hat / der Teuffel werde alle wuͤcherer in
die Helle tragen / der Geſell ſprach / Dz leugt er gebt
mit ein Dicken pfenning / ich will wider jn ſtehen /
vnder allem Volck / vnnd will ſagen / er hab nicht
recht geredt / der wucherer gab jhm den Dicken
pfenning / der Geſell ging in die Kirchen / vnd ſtund
fuͤr die Cantzel / der wucherer ging auch hinein . Der
Geſell ſprach zu dem Predicanten / Herꝛ jr habt ge-
prediget / der Teuffel werde die wucherer in die
Hell tragen / der Predicant antwortet / Ja es
K iij wer
wer war . Der Geſell ſprach : Es iſt nit war / der Pre-
dicant ſagt : Wacum : Der Geſell ſprach : Darumb /
er wird jnen nit ſo viel ehr anthũ / daß er ſie trage / er
wird ſie bey den Fuͤſſen nemen / vnd ſie hinein ſchleif-
fen / d a l achet jederman vnd er hette das Geldt ver-
diene t / v nd der wucherer ward noch zorniger .
CXXXII . Von einem andern .
A Vff ein zeit war aber ein wucherer in der
Predigt geweſen / da Prediget der Predicant
ſehr haͤfftig von der Suͤnde des wuchers /
nach der Predigt / beſchicket der wucherer den
Predicanten / vnd ſaget zu jm : Herꝛ da geb ich euch
ein guͤlden / ruͤret den wucher etwan mehr / als jhr
jetzt habt gethan . Der Predicant ſprach : Man ſagt
doch jr ſeyt auch ein wucherer . Der wucherer ſprach
ja es iſt war / ich kan aber vor den andern nicht zu
kommen / darumb hette ich gern daß ſie abſtunden /
daß ich auch hinzu kond kommen .
CXXXIII . Von einem Moͤnnich .
E S war ein mals ein Moͤnnich zum abend beim
Mondſchein außgangen jagen / wie jhm aber im
jagen ein zames Wild auffſtieß / vnnd jhm in ſeine
garn gantz willig lieff vnd ſich einwickelte . Welches
ſo bald der Moͤnnich gewar worden / daß er ſchon
gefangen / iſt er gantz fro / nimt das Wild / verbirgt
es vnder ſeine Cutten / vnd eilet ſo viel er jm̃er moch-
te mit jhm nach ſeinem Celleken . Jn dem er aber
geſchwind daher leufft / begegnet jm ein alter betag-
ter / doch ſchalckhaffter Bruder / welcher wol wuſte
wie einem ſchalck vmbs hertz war / vnnd ſihet die
weiſſe Fuͤſſe des Wilds welches der Moͤnnich ge-
fangen hatte vnder dẽ Kutten her vor hangen / mer-
cket als bald was es vor ein Wildt / darumb red er
den
den Jaͤger alſo ahn / lieber Bruder / wo laufſtu ſo ge-
ſchwind hin ? Ach lieber ſag mir wz tregſtu vor ein
ſolche ſchwere burde / vnder deinem Chorrock ? Wel-
chem ď Moͤnnich antwort zugebẽ gantz willig war
ſagende / es iſt mein ſattel vnnd Reißzaum / den ich
bin willens Morgen hinweg zureiſen . Welcher
antwort der alt wol belachte / weil er ein ſolche ſchoͤ-
nen fund jm vorbrachte / vnd ſpricht / Ey lieber Bru-
der / ſo verberge deinen Sattel bald / dan wen es die
andern Bruͤder gewar werden / daß du ein ſolchen
ſtattlichen reit Sattel habſt / ſo wird ein jeglicher
begeren darauff zu reiten . Stig . in ſylva pag. 8 7.
CXXXIV . Von eines Bawern Sohn
vnd ſeiner Schweſter .
E S hatte ſich einsmahls ein Bawers jung
mit ſeiner Mutter vnd Schweſter / ( weil
es damahls zimlich kalt geweſen ) vmb das
Fewrgeſetzt in willens ein Schuͤſſel voll
friſcher Milch / welche der jung auff ſeinem Schos
hielte zu eſſen . Jn dem aber das Fewer die Tochter
warm ahn leuchtete / will ſie / ( wie noch wohl etliche
thun ) die Kleider ein wenig auff heben / damit die
waͤrme des Fewers ſie deſto mehr erquickete / ver-
ſihets aber vnd erwiſcht dz Hembd mit . Vand ſitzt
alſo daß man jr gantz zu ſchaden ſihet . Dieſes wird
der Junge gewar / fengt alſo zu ſeiner Mutter an :
Liebe Mutter ſag vnſer Magd daß ſie ſich decke /
ſihe welche ein ſchwartz gewelb ſie hat / wo ſie ſich
nit decket / ſo ſteiget der auff / der nicht geruffen /
vnd verſchuttet vnſer Milch vnnd ſtoͤſt
die Schuͤſſel vberhauffen . Pe-
trus Paganus .
K iiijVom
CXXXV . Vom Pabſt Julio dem 3 .
P Abſt Julius der dritte dieſes namens /
wen er ahm Tiſch ſaß vnd zechte / ( welchẽ
auch die Statt Rom ſelbſt nicht konnen
dulden noch leiden ) hatt er pflegen drey
ſchoͤner Becken bey ſich ſetzen laſſen / welche er
auch brauchte . Dz eine braucht er darzu wan jn ſein
notturfft ( den Bauch zu reumen ) an keme / er das
fertig hette / dz ander / wenn er ſich zu voll gefreſſen
vnd geſoffen daß er darin Kotzete vnnd ſpeiete / das
dritte daß er ſeinen Vrin darin lieſe . Sind das nit
herꝛliche ding vnd ſachen zum Tiſch gehoͤrig : Theo-
dorus Beza .
CXXXVI . Vom Pabſt Julio dem
andern .
P Abſt Julius der ander diſes namens / als
er ein Krieg wiď die Frantzoſen anfangen
vñ ſuchen wolte / hat er ein vberauß gros
Volck beſchriebẽ vñ zuſamen bracht . Mit
welchem nun als er außgezogen hat er den Schluͤſ-
ſel S . Petri welchẽ er damals bey ſich getragẽ gantz
zorniglich in dz Waſſer geworffen / daruber ſie gezo-
gen / vnd ſein Schwert außgezogen / ſagende : Wil
dan S. Peters Schluͤſſel nichts mehr gelten / ſo
muß S. Pauli ſchwerd vns beſchuͤtzen . Eben derſel-
be Pabſt Julins als er geſtorben / vnnd von dieſer
Welt abgeſcheiden / iſt er vor die Him̃els thuͤr kom̃ẽ /
welche er gantz feſt vnd wol verꝛigelt vñ verſchloſſen
gefunden . Er aber als Vicarius Cbriſti vnd nach-
folger Petri trug den Him̃el ſchluͤſſel bey ſich / ſteckt
jhn in dz Schluͤſſel loch / wendet jhn hin vnnd wider
kund aber nit zu recht kommen . Er wird zornig vnd
ſpricht / ſie haben mir das Schloß verendert vnnd
verwechſelt / dann das iſt nicht das rechte Schloß .
Als
Als nun Petrus das Getuͤmmel an der Thuͤr
hoͤrete / gehet er hinzu / macht auff / fragt / wer er ſey ?
Wo er her komme ? vnnd was ſeyn begeren ? Dieſer
Julius zeucht alsbald ſein verguldeten Schaͤfer-
kolben heruor / vnd ſeine dreyfache Cron / weiſet die
Sanct Petro vnd ſpricht . Du meyneidiger trew-
loſer Kerle / kenneſt du dann nun den heiligen Vat-
ter den Bapſt nicht ? Welchem Sanct Peter ant-
wortet : Hoͤr Geſell / du darffeſt hieher nicht kom-
men / ich darff dich auch nicht eynlaſſen / dann du
haſt es ſchon viel vnd mannichmal auch dein eigen
theil verkaufft .
Cordus lıb . Epig. 2. pag. 11 8 .
CXXXVI . Von Thaleto einem
Sternſeher vnnd einem alten
Weib .
T Hales der beruͤhmte Sternſeher / als er
auff eine zeit fleiſſig nach dem Geſtirn gu-
ckete / vnd ſein Augen gantz nach dem Ge-
ſtirn gehoben hatte / fellet er im fortgehen
in eine Gruben voller Schleims vnd Koths . Als
nun dieſes ein alt Weib / welche Waſſer wolt auß
eim Brunnen ſchoͤpffen erſehen / fengt ſie alſo mit
lauter Stimm an / O du groſſer Narr / was ſichſtu
viel nach deß Himmelslauff vnd Geſtirn / vnnd ſi-
heft nicht was vnder vnnd vor deinen Fuͤſſen iſt /
dann in dem du dich bemuͤheſt anderen zukuͤnffti-
ge Ding zu ſagen / ſo kanſt du dir ſelbſt nicht
vorſehen deinen zukommenden ſcha-
den .
J vVon
CXXXVII . Von einem vnuerſtaͤn-
digen Sachſen .
E Jn Sachs / als er einsmals in der Pre-
digt hoͤrete die Wort / welche der Herr
Chriſtus am Juͤngſtentag ( wann er die
Schaafe von den Boͤcken ſcheiden wirdt / )
zu den Boͤcken ſagen wirdt / ich bin hungerig gewe-
ſen / vnd habt mich nicht geſpeiſt / ich bin durſtig ge-
weſen / vnd jhr habt mich nicht gedrenckt / ꝛc. Fengt
er gantz demuͤtiglich an in ſeinem Gebett / vnnd
ſpricht : Ach du lieber Herr Jeſu / komme doch
vor meine Thuͤr / vnnd gib mirs nur mit einem ein-
tzigen Wort zuuerſtehen / daß du es ſeyeſt / ich wil
dir doch vollauff geben . Jch wil dir einen firnen jaͤ-
rigen Schincken vorſetzen / darzu einen gantzen
guten Magen vnd gunter / von einer feiſten Saw /
weiters auch wil ich dir darbey ſetzen fett gedoͤrret
vnd gereichert Rindsfleiſch / vnnd damit du auch
einen guten Trunck thun koͤnneſt / der dir dein Hertz
erfriſche / wil ich dir den beſten Wein ( der zu be-
kommen ) darzu ſchencken / vnd wil dich ſo voll ma-
chen / daß du vorn vnnd hinden wider von dir geben
ſolt . Wie koͤndt ich dir doch herrlicher vnnd ſtattli-
cher aufftragen vnd tractieren .
Cordus lib. 6. Epig. pag. 17 7 .
CXXXVIII . Von einem Sern-
ſeher vnnd Bawern .
E Jn vornemmer Fuͤrſt wolt einsmals auß
Jagen reiten / weil er ſich aber vor dem Re-
gen befoͤrchtet / fragt er erſtlich ſeinen A-
ſtronomum / ob es auch ſchoͤn Wetter auff
den
den Tag ſeyn wurde . Der Aſtronomus / der da
meynet er verſtuͤnde ſich deß Himmels Lauff / ſagt
jhm von ſchoͤnem Wetter . Hergegen ſtund ein
Bawer / der dieſen hoͤret reden / verneynet es / ſa-
gend / es werde einen guten Regen geben .
Der Fuͤrſt vertrawt dem Aſtronomo mehr als
dem groben Ruſtico , reit auff die Jagt / wie er aber
hin auß in Wald kompt / fengt es ſchrecklichen an
zu regnen / alſo daß er auch bald wider nach heim
muſte / ohne nutzen zuſchaffen / ziehen . Wie er heim
kompt / lobet der Fuͤrſt den Bawersmann / ſagend /
daß er ſeiner Kunſt gewiſſer wehr / als der Aſtro-
nomus / darumb ſolt er billich / ( der Aſtrono-
mus ) den Pflug lernen halten / der Bawer aber
ſolt ruhe haben .
Sabin . in Epigram .
CXXXIX . Von einem Bawern
vnd Schiffmann .
W Eiland ſind zuſammen in ein Geſpraͤch
kommen / ein Bawersmann vnd Schif-
fer . Der Bawer fragt den Schiffer /
wo doch ſein Vatter geſtorben ? Dem
antwortet er / auff dem Merr . Weiter fragt er /
wo dann ſein Großvatter geſtorben ? Auch auff
dem Meer ſaget er . Wo dann deines Vatters
Vatter ? Der Schiffer antwort / ſie ſind allzumal
auff dem vngehewren Meer vmbkommen . Als das
der Bawer hoͤret / ſpricht er : Ey hoͤr eins / foͤrchſtu
dich dann nicht / wann du auff die groſſen Waſſer
zeuchſt / daß du auch vmbkom̃eſt vnd ſterbeſt ? Der
Schiffer fragt jn bald herwider / wo ſind dañ deine
Eltern / Vatter vnd Großvatter geſtorben ? Dem
ant-
antwortet der B awe r / auff einem guten ſanfften
Beth / da fraget der ander weiter : Ey du Narr /
ſorgſtu dann auch nicht daß du ſterbeſt / wann du
ſchlaffen geheſt ? Meynſtu es ſey nicht eben viel wo
man ſtirbt / wenn man ſich nur dahin fleiſſet / daß
man wol ſtirbet .
CXL. Von einem Koch .
A Vff eine zeit lud ein Koͤnig alle ſeine Die-
ner zu gaſt / vnnd ließ jhn ein groſſes Mahl
zurichten / vnnd ſie ſtattlich tractieren . Als
ſie nun alle wol bezecht wahren / voll vnd toll
ſpricht er zu jhnen . Es ſoll nun einer nach dem an-
dern vor jhn kommen / vnnd vmb ein Ampt bitten /
was es nur ſeyn wurde / ſo ſolt ers bekommen . Als
ſie nun alle mit Emptern vom Koͤnig begabet wa-
ren / kompt noch zum aller letzten vnuerſehens der
Koch / vnnd ſpricht : Herr Koͤnig ich begere anders
nichts von euch / dann daß jhr mich zu einem Eſel
wollet machen . Der Koͤnig lacht vnd verwundert
ſich vber die naͤrriſche bitt / vnd fraget jhn alſo : Hoͤr
du Narr / weiſſeſtu nichts anders zu bitten / mey-
neſtu daß ſolches bey mir ſtehe zu thun ? Da ant-
woltet der Koch vnnd ſagt : Herr Koͤnig / ich hab
wot geſehen / wie jhr die Empter alle außgetheilet
habt / vnnd daß mancher Eſel iſt zu groſſen Ehren
kommen / der es nicht werth iſt / wann ich mich nun
koͤndte veraͤndern / vnnd auch Eſels geſtalt an mich
nemen / ſo hette ich auch einen hoffen / daß ich
dermal eins moͤchte zu ehren erhaben
werden .
Eraſmus Ebncrus .
Von
CXLI . Von etlichen Jůden .
D Je trewloſen vnnd meineydigen Juͤden /
welche alſo verſtockt vnd verblend ſind /
daß ſie auch im hellen tag das Liecht
nicht ſehen koͤnnen / haben dieſes Laſters
ſich vnderfangen / GOtt damit zu vnehren . Sie
ſtehlen auß einer Kirchen die Hoſtien ( welche man
an Papiſtiſchen orten noch braucht ) werffen ſie an
die Weg / daß ſie zertretten werden / zerſchlagens
ſie mit Stecken / hoͤnen vnd beſpotten ſie gantz vnd
gar . Ach der groſſen ſchande / ja Suͤnde / welche
Gott noch mit dem helliſchen Fewer ſtraffen wird .
Dieſe grewliche Miſzhandlung hat Gott auch hie
nicht woͤllen laſſen vngeſtrafft bleiben / dann als
dieſe vnmenſchliche That vor den Fuͤrſten kom-
men / leſſet er alle Juͤden vor ſich fordern / vnd trau-
wet jhn mit der Tortur / wenn ſie nicht willig wuͤr-
den bekennen / wie ſie gefahren hetten . Sie aber
durchs boͤſz Gewiſſen erſchrecket / bekennen jhre
Miſzhandlung . Der Fuͤrſt laͤſt ſie allſamen toͤd-
ten vnnd auff die Raͤder legen / jedoch iſt das gott-
loſe Rebelliſche Volck durch dieſe ſtraff nicht ab-
geſchrecket worden / ſondern viel mehr angereitzet
worden / Chriſto vnnd den ſeinen mehr leids anzu-
thun . Sie haben ein Weib mit Gelt dahin beredt /
daſz ſie jhn die geſegnete Oſtien verkauffet hat /
( man ſolt die Vettel mit Fewer zu Puluer ver-
brennt haben / ) welche als ſie dieſelbe bekommen /
haben ſie dieſelbe auff einen Tiſch geleget / mit Na-
deln ſehr vnd viel zerſtochen / meynende ſie wolten
Gott darmit ein ſchmach an thun . Was geſchicht ?
Jn dem ſie darinn ſtechen / fengt es an zu ſchreyen
( ich erſchrecke vnnd ſteigen mir die Haar empor /
wann ich ſolchs erzehle ) wird gantz roth vom Blut
welches auſz den geſtochenen loͤchlein gefloſſen .
Die
erſchreckliche that wirdt ruchtbar / ſie werden in
hafften gelegt / vnd kurtz darnach verbrandt .
Ioannes Bocerus lib. 2 .
CXLI . Von einem jungen Maͤgdlein
welches Beichten ſolt .
A Ls auff ein zeit ein junges Maͤgdlein einem
Barfuͤſſer Moͤnch beichtete / hat es mit zit-
tern vnd beben angefangen ſeine Suͤnd zu-
erzehlen . Jn dem es nun mitten im beichten
iſt / verſtummet es vnd bleibt halten . Der H. Vat-
ter ( ſcilicet ) vermahnet es / es ſolte nur erzehlen al-
les was jhm bewuſt / es ſey was es woͤlle . Da fengt
es alſo an : Geſtern abend hab ich geſehen eweren
Vatter den Apt auch bey meiner Frawen ligen /
wie das das ehrliche Herrlein erhoͤret / ſicht er das
Maͤgdlein gar ſchel vber ein ſeiden an / vnd ſpricht :
Da ſihe zu / daß du ſolche ding von der H. Matro-
nen ſchwetzeſt / es iſt geweſen der H. Franciſcus /
welcher vom Himmel hernider geſtiegen / vnd zu jhr
kommen / vnder welches H . ſchutz wir ſeyn . Derſel-
be Heilig hat im brauch / daß er ( wann wir jhn in-
bruͤnſtiglich anruffen ) hernider kompt ſeine getre-
we zu troſten . Auff welches das Maͤgdlein ſagte /
Es ſey geweſen wer es woͤlle / iſt es dann zu glau-
ben / daß die Heiligen in ſolcher Kleidung herzie-
hen / wiſcht vnder feiner Kutten heruor . Darauff
antwort er ja / verboth jhm auch hefftig / daß es
ja ſein Kleid nicht anruͤhre / dann es ſey Heilig-
thumb / welches ſie hinderlaſſen / demſelben auch
werde auff den morgentag groſſe ehr erzeigt wer-
den von den Vnfruchtbaren / welche luſt hatten zur
Fruchtbarkeit .
Cordus lib. 6. Epig. pag. 178.
Von
CXLII . Von Antonio Codro .
D Er Antonius Codrus iſt ein ſolcher
naͤrriſcher Geſell geweſen / daß er auch
dieſe Wort / als ein Fewer in ſeinem ſtu-
dier ſtuͤblein auffgangen war / hat von
ſich hoͤren laſſen : Ey Chriſte was hab ich doch ſo
groſſes wider dich begangen ? Was vor einen dei-
ner H. hab ich beleidiget oder erzuͤrnet / daß du ſo
grewlichen vber mich wuͤteſt vnd tobeſt ? Nach ſol-
chen Worten kehret er ſich gegen das Bildtnuß
Marie / vnnd redet es alſo an : Hoͤr du liebe Jung-
fraw / wann ich vielleicht an meinem letzten end /
wann mir der Athem außgehen will / zu dir kom-
men werde / vnnd dich vmb huͤlff vnnd beyſtand an-
ſchreyen / ſo erhoͤre mich nur nicht / rechne oder nim-
me mich auch nicht vnder die deinen / dann ich hab
gaͤntzlichen bey mir beſchloſſen / bey den helliſchen
in der Hell zu leben in Ewigkeit . Vber das / in der
letzten nacht / in welcher er noch ſein Geiſt auffge-
geben / hat jhn gedaucht er ſehe einen vberauß groſ-
ſen Mann / mit einem beſchornen Kopff / einem
langen Bart / der biß auff die Erden hieng / mit
fewrigen brennenden Augen / in jeglicher Hand ein
brennend Fackel tragen / vnd vber den gantzen Leib
zitternd zu jhm kom̃en / dieſen hat er alſo angeredet :
Horch Geſell / wer biſtu / der du allein in einem ſol-
chen ſcheußlichem helliſchem Kleid / zu der zeit der
nacht / da alle Menſchen ligen vnnd ſchlaffen / her-
umb ſpatziereſt ? Bey leib vnnd leben gehe nicht bey
mich / dann ich ein Freund Gottes / ſag her was du
ſucheſt / vnd wo du hin geheſt ? Vnd als er dieſes ge-
redt / ſpringet er auß dem Beth als wolt er dem
ſcheußlichen Geſellen / der jetzt wolt auff jhn ins
Beth fallen / entweichen . Barthol . Bononienſ . in
vita Codri pag. 50 .
Von
CXLIII . Von einem Rath in ei-
ner Stadt .
A Lls in einer Stadt ( welche ich jetzunder nit
nennen wil ) man anfieng dem Volck GOt-
tes Wort vor zu tragen / vnd die reine Lehr
Chriſti zu Predigen . Jſt ſolches einem Er-
barn Rath angezeiget worden welcher alſo bald
zuſammen kommen rathzuſchlagen / wie ſie es an-
fangen ſolten / damit ſie ſolche Lehr widerumb auß-
raumen moͤchten : Haben endlich die Weiſen Her-
ren ( ſi diis placet ) dieſen fund erdacht / vnd alſo ge-
rathen / Chriſtus moͤchte wol im Himmel bleiben /
vnd denſelben regieren / er wuͤrde zu ſchaffen gnug
find en / wir woͤllen vnſer Land wol / darinnen wir
zug ebieten / verſehen / vnd jhm vorſtehen .
Cordus lib. 7. Epig. pag. 201 .
CXLIV . Von einem Krancken .
E Jn ſchlechter Geſell iſt auff eine zeit in ein
gefehrliche Kranckheit gefallen / als daß er
ſich ſeines lebens ergeben / dar auff auch ein
Pfaff zuch gefordert / welcher als er zu jhm
kommen / hat er jhn getroͤſtet vnd vnder andern ge-
ſagt : Er ſoll getroſt ſeyn / er wuͤrde in das himmli-
ſche Paradeiß fahren . Welches als es der Kran-
cke erhoͤret / ſpricht er : Ey lieber Herr / das wehre ja
gut / daß ich dahin fahren werde / dann wann ich
lang zu Fuß gehen ſolte / wurde ich zeitlichen vnder
wegen ligen bleiben / dann mir meine Gebeine nun
gantz matt vnd ſchwach ſind worden .
Sebaſtian Schefferus lib. 1. Epig.
pag. 92 .
Ein
CXLV . Ein Artzney vor die
Floͤch .
F Reundlicher lieber Leſer / damit dich ja
nicht die Floch deß Nachts zu ſehr quelen
v nd vexieren / ſo hab dir zu nutz / den Floͤ-
h en aber zu trutz dieſe Verß als ein ge-
wiſſes remedium woͤllen anzeigen / vnd dich lehren /
daß du deß Nachts vor jhnen koͤndteſt ſicher
ſeyn : als .
Mantua , C orrebo , Budigoſma , Tarantala , C alpe ,
Thymmula , Di n a r i , Golta , C adura , Trepon .
Dieſe Wort ſolt du allen abend / wann du ſchlaf-
fen wilt gehen / neun mal / ehe du auff das Beth ſtei-
geſt ſagen oder recitiren / vnd noch drey guter zim-
licher Becher voll friſches reines Waſſers dar-
auff trincken / darnach nach verrichtetem Segen
dich nider legen vnd warm zudecken / es hilfft .
Cord. lib. 7. pag. 1 93.
CXLVI . Von der Floͤch vorſich-
tigkeit .
D Je Floͤch ſetzen gemeiniglich den Weibs-
p erſonen hefftiger zu / als dem Manns
Volck / was die Vrſach / wil ich dir kuͤrtz-
li ch ſchreiben . Das Manns Volck gibt
jhnen nur allem zu eſſen / was iſt aber ein guter biß
ohne ein Trunck / darumb machen ſie ſich gemei-
niglich bey das Frawen Volck / dann da koͤnnen
ſie eſſen vnd trincken zu ſammen haben .
Sebaſtianus Schefferus , libr. 2.
pag 107 .
LVon
CLXVII . Von Eraſmo Roto-
rodamo .
A Vff ein zeit als ich zu Rohm war / iſt mir einer
vorkommen / welcher die Glaubensſachen nicht
wol verſtunde / zeiget darvon ſeinen Mitgeſellen
den Scribenden Plinium in ſeinem Buch am fuͤnff
vnnd fuͤnfftzigſten Capitel / in welchem er belachet
die jenigen / welche meynen vnnd halten / daß deß
Menſchen Seel nach abgeſtorbenem Coͤrper lebe /
eben als der vnuernuͤnfftigen Thieren Seele . Als
ich aber eben in demſelben Gemach bey einem ſtund
zu ſchwetzen / bin ich auch bey ſie geruffen worden .
Jch bin herzu getretten / ſie fragten mich / ob ich
nichts wuͤſte / keine rationes hette / darmit ich die-
ſen Authorem widerlegte ? Hab ich geantwortet /
daß ich nichts habe darauß ich beſſern Glauben
ſchoͤpffete / daß die Seelen vnſterblich ſeyen / als
eben auß dem Capitul / vber welches nichts vnuer-
ſtaͤndigerſt oder vngelehrters an dem Authore ſey .
Dann er helt es gantz vor vngeſchickt / daß einer
gefunden ſolt werden / der da glaubete die Men-
ſchen Aethemen nicht gleicher weiß / als die Froͤſch
vnnd Eſel . Darnach helts er darfuͤr / weil etliche
Thier ein feſtes vnnd zehers Leben haben als die
Menſchen . Noch weiters fragt er / wie die See-
len / welche auß deß Menſchen Leib abgeſcheiden /
koͤndten gedencken / wie ſie zunemen / wie ſie hoͤren /
ſchmecken / riechen vnd zu greiffen koͤnnen / weil vnd
wann ſolche ding nicht weren / ſo wer auch nichts
guts der Seelen vbrig . Vnnd daruͤber vermahnte
er mich jhm zu ſagen / ( welch das aller vnuerſtaͤn-
digſte vnnd vngeſchickſte war ) wo doch ſo manch
tauſent Seel / vnd welchem ort ſie verſamblet
weren / vnd bey einander ſeſſen .
Von
CXLVII . Von Granuellano .
A Ls Doctor Crucigerus in dem Geſpraͤch /
welches zu Wormbs gehalten / vnſer Nota-
rius war / vnd alle ſachen / nicht allein D. Philippi /
ſondern auch deß Eccii Wort vnnd Reden fleiſſig
auff notirete / vnnd auch in ſeinen Sinn faſſete /
ſondern fragt noch darzu den Philippum / wie doch
der Eccius zu widerlegen ſey mit ſeinen Sophi-
ſtiſchen Argumenten / da der Granuelianus / wel-
cher in dieſer Sach præſes geweſen / alſo darauff
geantwortet : Die Lutheraner haben einẽ Schrei-
ber / welcher alle vnſere Pfaffen vber einen hauffen
ſo viel derſelben immermehr ſein moͤgen / in geſchick-
ligkeit vnd verſtand weit weit vbertrifft .
Matthæſius concione ſeptima pag. 69.
CXLVIII . Von deß Maximiliani
Tochter Magarita .
D Je Sophiſten zu Loͤuen pflegten in al-
len jhren Predigten den Lutherum mit
feindſeligen ſchmehworten allzeit vor-
zu bringen / dann ſie anders nichts wu-
ſten als daß derſelbe das Volck in der gantzẽ Welt
vnruhig machete / vnnd ſein Gifft ( welches ſie auff
ſeiue Lehre verſtunden ) vber all auß zubreiten .
Auff ein zeit nun / als ſie denſelben gemelten Lu-
therum alſo vbel ſcholten / fragte Margarita deß
Maximiliani Tochter ſie / was doch der Luthe-
rus vor ein Mann were ? Da antworten ſie . Er
ſey ein vngeſchickter vngelehrter Moͤnnich / dann
antwortet ſie herwiderumb : Wolan / ſo folget mei-
nem Rath / wann er nun ein ſolcher vngeſchickter
Pfaff iſt / ſo ſchreibet ſo viel Gelehrter wider jhn
vnnd ſeine Lehr / ſo wirdt er wol muͤſſen / wann
L ij er kein
er kein außred mehr hat / ſchweigen vnd das maul
halten . Dann alſo werd jhr / weil jhr geſchickter vnd
gelehrter ſeyt / als er / mehr Leut auff ewre ſeiten
vnd auff ewere Lehr bringen / dann man wird ench
mehr glauben als jhm .
Matthæſius concioc 2. de Luther .
habita , pag. 1 9 .
CXLIX . Von einem Moͤnnich der
Scrofa genenn t geweſen .
S Crofa ein Moͤnnich / als er einsmals auff
ſeinem Predigſtuel ſtunde / vnd ein Ser-
mon dem Volck daher brachte / vnder an-
dern aber kompt er auff den Lutherum /
welchen er ſo ſchendlich außmachte / vnnd auff das
ſchwartzeſt / als er kondte / machte vnd ferbete / galts
jhm ſo ernſt / daß er ſchlug vnd ſtampffelt mit Hen-
den vnnd Fuͤſſen / wie ein mutwilliges Pferd . Als
er aber auff einem hohen Stuel ſtund / da felt der-
ſelbe vnden ein / durch ſein ſtam̃ffen / vñ er felt durch
die bretter / ſein Mantel aber / oder Rock / den er vm̃
hatte / bleibt oben hangen / er felt herdurch biß auff
den bloſſen Bauch / da hat ein jederman gelacht /
welche das wunderlich geleut an ſeinem Bauch
vnden geſehen hangẽ . Alſo hat er ſeiner luͤgen rech-
ten lohn empfangen .
C ord. lib. 7. pag. 19 2.
CL. Von Vaccaeinem Prediger .
D Jeſer Pfaff als er in einer ſchoͤnen Kir-
chen herrlich daher prangete vnd braſſe-
te mit ſeinem reden / wie ein Kuhe / da-
her er auch den Namen bekommen / aber
als er ſahe / daß er wenig glauben hatte / ſaget er :
Wann nicht der Ketzer Lutherus verdampt vnnd
gar
gar zu ſcheitern gehen wirdt / wann Chriſtus kom̃t /
ſo hole der Vberwinder oder neme mir meinen
Rock . Jn dieſem war der gut Herr Vacca witzig
gnug / dann er behielt ſeinen Rock / dieweil er lebt /
weil der helliſche Geſell keiner Kleider duͤrfftig .
C ord. lib. 1 5 pag. 28 0 .
CLI. Von einem Moͤnnich .
E Jn junges Maͤgdlein beichtete einmal ei-
nem Pfaffen / wie daß ſie in vnzucht gele-
g et hette . Dieſe ſchuld hat jhr der Beicht-
vatter nicht vergeben woͤllen noch koͤnnen /
biß ſo lang er auch ſeinen Willen von jhr hatte .
Bald erfaſt er ſie bey der Hand / vnnd fuͤhret ſie in
dunckeles Kaͤmmerlein / verbracht als was er wol-
te . Nach dem er ſeinen luſten gebuͤſſet / troͤſtet er
ſein Beichtkind alſo : Gehe hin in frieden / vnd fluch
mir nicht / weil ich deſſeu nothduͤrfftig geweſen bin /
dann was einem noͤtig / kan noch mag kein Menſch
hindern .
C ordus lib. 1 3. pag. 2 83 .
CLII . Von einem Bettlers Ordens
Moͤnnich .
W Eiland gieng ein Moͤnch auff der Kaͤß-
jagt / Eyer / Schmaltz vnd Kaͤß zu bet-
teln . Als er aber ſich verſeumet vnd die
nacht eynfiel / daß er nicht widerumb
kondte heim kommen / da bitt er einen guten Mann
in einem Dorff vmb die Herberg / derſelbige ſagts
jhm zu / legt jhn auch in ſein eigen Beth / er aber hat
ſich in das Stro gelegt / in die Schewer / ſo gut
meynet ers gegen dem Kaͤßbettler . Dieſes Bau-
wern Weib war kurtz zuuor zu jhrer Nachbawe-
rin / welche in Kindsnoͤthen / geruffen worden / alſo
L iii daß
daß ſie nichts von dieſem handel wuͤſte . Dieſe iſt
deß nachts vmb zehen Vhren heim kommen / da je-
derman lag vnnd ſchlieff . Als ſie nun anheim kom-
met / vnd zu Beth eylete / hat ſie dieſer falſche Boͤß-
wicht fein in ſein Arm genommen / ſich geſtelt als
ob er jhr rechter Haußwirth were . Sie aber / nach
dem er ſo manchmal vber Rhein fuhre / verwun-
derte ſich vber dieſe vngewohnte Hurtigkeit / noch
mehr / weil er ein ſolchen feiſten Bauch hatte . Vn-
der deſſen erſicht ſie die weiſſe kale geſchorne Blat-
ten / dann der Mond ſchiene deßmals hell / erſchra-
cke gantz hefftig / rufft jhrem Mann / den ſie mey-
net verlohren / mit heller Stimm / denckende / daß
dieſer der bey jhr war / ſey ein Geſpenſt . Als der
Mann ſeines Weibes Stimm erhoͤrete / kompt er
eylends heruor auß dem Strobeth geſprungen /
vnd als er dieſes von ſeiner Fraw verſtanden / wie
der gute Herr mit jhr gehandelt hette / ſchneid er jm
all ſein Haußrath ab / vnnd ſagt : O wie werden die
Leut betrogen durch dieſe loſe Geſellen . Find ich
bey einem Moͤnch ein ſolch Geſchirr / ich hette ge-
meynet / er were verſchnitten / ſo hat er noch ſo viel
behalten / daß er wol diente vnder ein hauffen Eſel
vnd Pferde . War diß nicht Kaͤß gebettelt / er lieſſe
aber doch ſein Mannlich Gereth dahinden / als er
wider heim kommet .
CLIII . Von einem der den Adel
gekaufft .
D Je tugenden die dieſer gekauffte Edel-
mann an ſich gehabt ſind / er war ein
Rauber / ein Freſſer vnnd Pancketirer /
er fragte gar nichts / weder nach GOtt
noch nach der Welt / all ſeine guͤter hat er erſchrapt
durch Wucher / er war ein Hurenjaͤger / ein Flucher /
vñ ſchwerer / ein Waghalß / vñ erſchreckliches craſ-
ſes
ſes Geſichtẽs : Vber das ſo war voller Frantzoſen /
oder hat die Spaniſchen Bocken . Nu bedracht du /
ob jhm etwas gemangelt / daß er nit hab koͤnnen ein
Edelmann ſeyn ?
CLIV . Von einem freygebigen Su-
perintendente .
W Arumb dorfft jhr ein ſolchen freygebig
neñen / vber welchen kein geitziger / noch
auch beruͤmpter in der Stadt iſt ? Aber
was ? Darumb wirdt er freygebig ge-
nennet / dieweil er frey vnd willig / die ſo ſchwer zu
jhm geladen kommen / jhre laſt hilfft abladen . Dann
die da kom̃en geladen jrgend mit eim Haaſen / Eyer /
Kaͤß / Fiſch / Toͤpffen voll Milch / Aepffel / Butter /
Schaafen Kaͤß / gebuͤndlein Flachs / vnd Gelt / die-
ſen befuͤrderlich zu ſeyn im abnemen iſt er ſo willig /
daß er jhm kein ſtudium laͤſſet zu lieb ſeyn / das jhn
daruon ab hielte . Er weiß auch gar fein vnd ſubtiel
die Huͤner vnnd Gaͤnſe / welche mit den Fuͤſſen zu-
ſammen gebunden / auffzuloͤſen . Jſt der nicht libe-
rat / der alle ſachen ſo ſchoͤn weiß zu liberirn .
M. Ludouicus Milichius .
CLV. Von einem Bawern .
A Ls ein Bawer Alcon ein Haaſen gegriffen /
vnd jhn heim tragen wolt / da begegnet jhm
der Schultheiß deß Dorffs / als derſelbe
den Haaſen erſehen / fehret er bald den
Bawern hart an / vnnd ſpricht : Sich da Bawer /
du ſolt meinem Gnaͤdigen Fuͤrſten zwantzig Tha-
ler zu ſtraff geben / dieweil du jhm das Wild auff-
fengeſt / da du doch weiſt / dz es dir nit geſtattet / der
Bawer hat bald ein liſt erdacht / vnnd ſpricht : Herr
Schultheiß / ich wolt jn doch euch bringen vñ gebẽ /
L iiij wie-
wiewol er mir mein Koͤl abgefreſſen . Der Schult-
heiß hat jhm ſolches nicht wollen glauben / ſondern
ſolt jhm das noch bey trew vnnd glauben ſchweren .
Sie gehen mit einander zum Pfaffen daß ers all-
da mit Gottes Wort bethwerte . Sie ſuchen nach
dem Buch / aber da wa kein Buch ins Pfaffen
Hauß . Bald kompt ein junger Knab zur Thuͤr hin-
ein / den fraget der Pfaff : Hoͤr Jung / wer hat doch
meine Bibel entlehnet . Da antwortet der Jung :
wiſſet jhr nicht daß jhr ſie geſtern abend / als jhr ſo
truncken vnnd voll ward / vnnd ſo zuͤrnet vber ewer
Frawen / daß jhr ſie zerriſſet . Bald lauffet er vnnd
ſucht / da find er noch etliche Blaͤttlein vmb die Wi-
gen herumb ligen .
CLVI . Von einem Buͤr-
genmeiſter .
J Ch denck jetzunder eines Buͤrgenmeiſters /
der ſein lebtag in keiner Bibel geleſen . Die-
ſem ſchenckt einmal ein guter Freund / ein
gelehrter Mann eine Bibel / vnnd bat / daß
er ſie fleiſſig wolt leſen . Solches verheißt er zu
thun . Nicht lang hernacher wirdt er gefragt / ob er
auch in der Bibel geleſen / vnd was er vor nutz dar-
auß geſchoͤffet ? Da hat er geantwortet / ich hatte
mein lebtag nicht gemeinet / daß ſolche gute ſchna-
cken in der Bibel weren .
CLVIII . Von einem vngelehrten
Biſchoff .
D Jeſer Heilige Vatter der Pflegte all-
zeit zu ſagen / der Buchſtab toͤdtet / der
Buchſtab toͤdtet / vor ſolchem nun haſtu
dich wol bewahret / daß dich der Buch-
ſtab
ſtab nicht nicht Tode / dan du kenſt nicht einen eintzi-
gen / vnd ſolches auch nicht ohn vrſach . Dann wan
dich der Buchſtab toͤdete / ſo weiß du keinen der dich
wider lebendig machte .
CLVIII . Von einem vngelehrten
Pfaͤfftein .
E Jn Pfaͤfflein ward gefragt / was dz woͤrt-
lein Epiphania wehre oder hieſſe / da hat er
geſagt / es wehre eines Weibes nahmen /
welche vnſers HErꝛen Chriſti Seugamme
geweſt wehre .
CLIX . Von einem Breutigam .
A Vff ein zeit war ein Breutigam / als der Pfar-
herꝛ ſie vor einer offentlichen gemein trawete /
gefragt / ob er die Jungfraw zum Ehelichen gemahl
begerete . Als er ſole ſagen ja / ſagt er / alſo das auch
niemand von den vmbſtaͤndern ſolches vermerckete /
ein Jahr . Hernacher iſt er von jhr ſeinem Weib ge-
zogen / ſagende er hette jhr nur ein Jahr begeret / als
man ſie jhm vertraut hette .
CLX. Von einem Dieb .
E Jn Dieb ſtunde vor gericht / vnnd wahren
jhm die Haͤnde auff den Ruͤcken gebunden .
Als vngefehr eine Jungfraw vorubergãgẽ
vnd erſehen / daß der Dieb ein ſchoͤner Jun-
ger Geſell geweſen / wuͤnſcht ſie / daß ſie jn moͤchte
zum Mann haben . Der Dieb kehret ſich vmb / vnnd
erſicht die Jungfraw daß ſie heßlich vnd vngeſtal /
L v da
da redet er den Hencker ahn vnd ſpricht : Hencker /
thu was dir befohlen vnd dein Ampt . Jch wolt lie-
ber Todt ſein / dan bey eim ſolchen Menſchen leben /
ich will lieber einen kurtzen Tod / als lang mit einem
ſolchen thier gequelet werden .
CLXI . Von einem Breutigam .
E Jn Junger Geſell nahm zu einem Weib
ein reichs Altes Weib / dieſelbe als ſie
i hr Recht / welchs das ehe Bett mit ſich
bringt / empfangen / da ruffet ſie alle Maͤn-
ner die da zur hochzeit geweſen zu ſich vnnd redet
ſie alſo ahn : Liebe Schweger / vnnd auch jhre gute
freund hiezu gegen / ich nehm euch hie dieſe nacht zu
zeugen / daß / wenn mir mein Mann wird vorwerf-
fen / daß ich jhn mit bloſſem Ars genommen / er
groͤblich leugt / vnd mit dieſen worten erwiſcht ſie
jhre Kleider / hebet ſie auff / vnd ließ ſich als ſchawen
ob ſie ein bloſſen Ars brechte .
CLXII . Ein Jungfraw / welche hůpſch
iſt vnd ſein will / die muß dieſe dreyſ-
ſig ſolgende merckzeichen an
ſich haben .
W Enn ein Jungfraw will Huͤpſch vnnd
ſchoͤn ſein / ſo muß ſie dieſe dreyſig ſtuͤck
ahn ſich haben / dan mann ſagt daß ſie
die Helena auß Grecien / welche man
vor die ſchoͤnſte geſchetzt / alle gehabt habe .
Drey ſtuͤck ſollen ahn jhr ſein Weiß / vnnd wi-
derumb drey Schwartz / wen ſie will huͤpſch ſein :
Drey ſtuͤck Roth / vnnd wider drey lange / ſampt
dreyen
dreyen kurtzen : Drey ſollen ziemlichen dick ſeyn /
vnd drey auch hergegen fein Duͤn vnd zart : Drey
enge ſtuͤck : dargegen widerum drey breit noch ſoll
ſie haben drey kleine ſtuͤck .
Die drey weiſſen ſollen ſein / ein weiſſe haut /
weiſſe zaͤne / vnd weiſſe Haar .
Drey ſchwartzen ſind / ſchwartze Augen / ſchwar-
tze Augenbraen / vnd ſchwartze F .
Roth ſollen dieſe drey ſein / die lefftzen / die waͤng-
lein / vnd die Naͤgel .
Lang ſollen ſein / erſtlich einen feinen langen Leib
ſoll ſie haben / lange Haar vnnd lange Haͤn-
de .
Kurtz aber / kurtze Zaͤn / kuͤrtze Ohren / vnd kurtze
Fuͤß .
Subtil vnd zart ſollen ſein die Finger / Haar / vnd
die lippen .
Dick hergegen die huͤfft / die Arßbacken / vnd dan
die F .
Fein breit ſollen ſie ſein vber die Bruſt / der Ars
vnd die Augenbraen .
Enge ſollen ſein vnnd ſchmal / ein enge F. ein en-
ges kleines Muͤndlein / vnnd fein ſchmal vmb den
Guͤrtel .
Klein ſollen letzlich ſein die Naſſe / kleine runde
Bruͤſtlein / vnd ein klein Kopff .
Weil nun dieſe ſtuͤck ſelten alle ahn einer Jung-
fraw gefunden werden / ſo koͤnnen auch
nicht viel ſchoͤner Jungfra-
wen ſein .
Von
CLXIII . Von einem Jungen Geſel-
len vnd einer Jungfrawen .
E Jn ſchoͤn Jungfraw ſtunde vnd ſahe einen Jun
gen ſtoltzen Geſellen gantz ſtor ahn / als ſolches
der Geſell vermercket / ſpricht er zu jhr : Was ſichſtu
mich viel an / ſehr auff die Erden / dann ein zuͤchtig
Maͤgdlem ſoll ſeine Augen nicht auff alles ſchla-
gen . Sie antwortet jhm gar ſchoͤn : Dir Geſelle ge-
puͤret es beſſer die Erden ahnzuſchawen als mir /
dan du biſt erſtlich võ Erden gemacht / wir aber ſind
von des Manns rippen gemacht / nach derſelben
ſehe ich / vnd bey derſelben wolt ich gern ſtetigs blei-
ben . Phil. Melan. lib. 4. Epig .
CLXIV . Warumb die Weiber mehr
wachſen als die Maͤnner .
G Leich wie das vnkraut allzeit die gute
frucht vber wechſet / vnnd die diſteln alle-
zeit oben vber gute frucht gucken / alſo
wechſet das Weib eher als der Mann /
vnder welches vnkraut man auch die Weiber rech-
nen ſoll .
CLXV . Von einer Jungfrawen .
A Ls mich einmahls eine Jungfraw fragte /
warumb ich doch ſo gebartet wehre / hab ich
ih r geantwortet / wen mich der feind alſo ge-
bartet ahnſiht / ſo erſchricket er vnd leufft dar-
võ . Daß ſolches aber falſch vnd nichts ſey / will ich /
ſagt ſie hergegen / mit meinem eigenẽ Exempel Pro-
biren / als ich noch allenthalben glat vnd ohne Haar /
da blieb ich wohl allein / aber als ich anfing baͤrtig
vnd rauch zu werden / da lauffen mir viel nach .
Von
CLXVI . Von einer Bawern Magd .
D Es Nachts ſtiege ein Bawern Magd
auff das Hew / als dieſes des Bawern
Knecht erſehen / ſtige er jhr nach / om
Krebs zufangen . Als er nun nach der
Krebs Hoͤl gegriffen / nimpt die Magd ein Buͤſch-
lem Hew / wickelt es zuſammen / vnd trawet jm vnd
ſprach / hoͤrſtu Geſell / kompſtu wieder ſo nim dei-
ner acht / ich will dich ſo jaͤmmerlich mit diſem Hew-
wiſch zerſchmeiſſen / daß dir weh ſoll werden .
CLXVII . Wenn mann einen Moͤnch
ſihet was man thun vnd gedencken
ſoll .
W Ann dir ein Moͤnch begegnet ſo ſegne
dich mit dem zeichen des Heiligen Cren-
tzes / dan allzumal ſo iſt es ein Helliſcher
Feind . Gehet er ſchwartz daher / ſo iſt es
der Teuffel / gehet er in Weiß / ſo iſt es ſeine Mut-
ter / gehet er aber ſchwartz vnd weiß daher / ſo iſt des
der Teuffel vnd ſein Mutter zu gleich .
Wie ein Moͤnch beſchrieben .
Ein Moͤnch traͤgt ein ſchwartzes fell / alſo iſt er
auch ſchwartz vnd falſch im Hertzen ſein gebrauch
iſt lernen / aber ſein Leben drincken .
Jhr Studiren .
Fragſtu was ſie machen / ſie ſchlaffen / freſſen vnd
ſauffen vnd ſcheiſſen / alſo kompt alle jhre ar-
beit dem leib zu nutz .
Von
CLXIIX . Von einem trunckenem
Pfaffen .
E S ſang ein mahl ein voller Pfaff Meß / in dem
er aber ſo devotig vor ſeinem Altar ſtehet / ent-
ſchlefft er vber ſeinem Gottes dienſt / vnd faͤllet vor
dem Altar nider . Als jhn nun ſeiner diener einer
aufferwecket / ſagt er / ſegne dirs Gott wenn er auß
iſt / vermeinent er wehre noch vnder ſeinen Trinck-
geſellen .
CLXIX . Welche Mores einer / der da
will zu Hoff dienen / haben
muͤſſe .
L Jeber Areolane vnderrichte mich doch wie
ich mich ſolle zum Hoffleben ſchicken / vnnd
alſo mein leben ahnrichten / das ich moͤchte
angenehm werden / dann du ja die Kunſt
wol weiſt vnd derer erfahren biſt / ſintemahl du ſie
von jugend an gelernet .
Du ſolt kein auffrichtig gemuͤth haben / ſoll auch
nichts redliches auß deinem Mund gehen . Schicke
dich zu dienen vnd auch zugefallen / ( doch faͤlſchlich )
wie du nur jmmermehr kanſt / auch dem geringſten
vnder dem hauffen du muſt ſein ein hortiger fuchß-
ſchwentzer / vnd ein glatter ſchmirer oder ſchmeiche-
ler / du muſt vnverdroſſen ſein / keine bubenſtuͤck laſſe
dich verdrieſſen was vnrecht iſt das muſtu doch all-
zeit loben / du muſt viel ding verhelen / du muſt wohl
dienen / aber vbel getrawen / vnnd auch nichts
heiſchen . Alſo muß man leben will mã
zu Hoff dienen .
Warumb
CLXX . Warumb der gebrauch Pabſt
zu erwehlen / veraͤndert ſey .
O Du Heiliger Sanct Peter / ein Weib hat
ſich vnderſtanden auff deinen Stuel ſich
zu ſetzen vnnd dem gantzen Erdboden ge-
ſetze vor zu ſchreiben / vnnd dieſe wehre
wohl noch lange zeit im Regiment blieben / wen ſie
nicht wehre durch jhre geburt / welche ſie im Proceß
geboren / offenbar worden . Nach dieſer geſchicht ha-
ben ſie ſich ſehr vorgeſehen daß jhnen nicht wider-
umb ein ſolches widerfuhre / haben allezeit betaſtet
ehe ſie einen wider erwehlet / ob er auch noch ſein ge-
ſchirr beyſammen hette / konte auch keiner zu ſolchen
ehren kommen / oder er muſte ſich zuvor begreiffen
laſſen . Warumb hat dan nun jtzunder ſolches greif-
fen ein ende ? Darumb / dieweil ſie es zuvor mit der
that beweiſen / daß ſie beſtehen koͤnnen .
CLXXI . Wor zu die alten Weiber
nutz weren .
W Ann man einem alten Weib die Haut
ab zoͤge / Ey lieber / was wehre ſie dann
nutz ? Jch achtete / daß ſie zu nichts koͤn-
ne gebraucht werden als daß man ſie zu
einer Trommen brauchte vnnd in Krieg ſchickete .
Wann der Heroldt ſie nur ein wenig
ſchluge ſo brumme es gantzer
acht tage .
Von
CLXXII . Von einem Prieſter .
A Ls ein Papiſtiſcher Prediger ein mahl ein
Sermon hatte in einem beruͤmbden Flecken
T eutſches Landes von der Meß die mann
den abgeſtorbenen thet / da ſchalt er die wel-
che ſolche verwerffen / vnnd ſagt alſo : Nun wol-
an es ſey dem alſo daß die Meß die verſtorbene
nichts helffe / ſo ſind ſie doch vns nutz / verſtehet die
Pfaffen ſo noch beim Leben / dann dieſelbe wurden
Reich dardnrch .
CLXXIII . Von einem Reichen ſter-
benden Prieſter .
J Tz und von ſtunden ahn wird ein Bott auß-
geſchickt werden zu der Hellen / iſt nun je-
mand der dem Helliſchen GOtt etwas zu
entbieten will / der mag ſich zu jm verfuͤgen /
er wird dirs gar trewlich außrichten / aber du muſt
einen andern gewinnen der dir wider antwort brin-
ge / dann wer einmahl dahin kommet / kompt gar ſel-
ten wider .
CLXXIV . Von dem Pabſt Julio .
J Vlius als ein Kauffman nimpt die gantze
Welt ein vnd verkaufft den Him̃el / deſſen er
doch ſelbſt nit Herꝛ iſt / verkauffe was dein
iſt / dan es iſt ein groſſe ſchand daß du o Ju-
li verkauffſt / deſſen du ſelbſt entberen muſt . Jch / all
dieweil einander den Himmel in hat vnd be-
wohnet / ſo bekommeſtu kein Gelt
von mir .
Von
CLXXV . Von Clemente Marotto /
einem Poeten auß Franck-
reich .
E Jn Cardinal auß Lotharingen wolt auff ein
zeit gehn Rohm ziehen / den Heiligen Vatter
den Pabſt einmahl zu Salutiren / vnnd nahm mit
ſich den Elementem Marottum zu einem gefehr-
den / daß er jhm die zeit durch ſeine geſchwetz ver-
triebe vnd kurtzete . Als ſie nun gehn Rom kom-
men / gehet er mit etlichen anderen Cardinalen vnd
mit ſeinem gefehrden Clemente zum Heiligen Vat-
ter . Sih aber als die Cardinalen ſampt ande-
ren vor jhm nieder fielen / vnnd jhm ſeine garſtige
Fuͤß kuͤſſeten / erſahe das der Marottus / gabe
ſeinem Herꝛn das Valet vnnd laufft ſo geſchwindt
darvon als er jmmer mochte . Dieſes Ploͤtzliche
lauffen vnnd trappeln des Marotti als es die
Geiſtliche HErꝛen vnnd Prelaten / wie auch
die andern als ſie es erſehen / verwundern ſie ſich
ſehr . Derhalben ſchicken ſie als bald etliche
von den Trabanten jhm nach / daß ſie jhn ſolten
greiffen . Sie ereilen jhn / vnnd bringen jhn vor den
Babſt . Er wird von jhm Examiniret / warumb er
ſo geſchwind darvon gelauffen / was jhn darzu
bewegt hette ? Da antwortet der Marottus lachen-
des Mundts alſo : Jch befuͤrchte mich / o Heiliger
Vatter / da ich ſahe daß dieſe groſſe HErꝛen ewe-
re Fuͤſſe Kuͤſſeten / daß ich geringe Creatur euch
muſte eweren Arß Kuͤſſen . Darumb dan daß ich
dem vngluͤck zuvor kaͤme / hab ich meinen Fuͤſſen
zugeſprochen . Dieſer antwort haben ſie alle /
beyde Pabſt vnnd Cardinaͤl muͤſſen Lachen /
wann es einander gethan hatte / ſo hette es jhn
M ſein
ſein beſten Kopff gekoſtet . Der Marottus a-
ber weil er ein gantz kurtzweiliger Geſell war / kam
er ledig darvon . Jhr moget dem Pabſt dem ſtin-
kenden Bock ſeine Fuͤß Kuͤſſen / oder ſo jhr woͤl-
let den Arß darzu / wir woͤllen den Sohn Gottes
kuͤſſen / daß er vns Speiſſe mit ſeinem fleiſche / vnnd
mit ſeinem Blute / vnnd vus erhalte zum ewigen
Leben .
CLXXVI . Von Henrico
Glareano .
Z V der zeit als die newe tracht der Schu
welche außgeſchnitten werden / oder welche
man die Katzen troͤg nennet / auff kamen / da
hat der Glareanus hefftig daruber gezuͤrnet
zu Baſel . Als er nun mitten in ſeiner rede oder
Sermon wahr / ſteigt er vom Stuel herab / vnnd
ſpricht / damit jhr ja ſehet den ſchoͤnen Pracht der
Schuen / ſo will ich einmahl auff vnd ab gehen .
Als er nun ahn fing zu lauffen felt jm einer vmb den
andern auß / alſo daß er ſie aneinander wider muſte
ahnziehen . Da er nun gnug geſpatziret / ſteigt er wi-
der auff den Stuel / ſeine oration zu endigen / vnd in
dem er ſo geſch wind eilete fellet er der trappen her-
under / vnd zerfelt das Maul vnd die Naſen . Durch
dieſen fall ſind die Studenten zum lachen bewege
worden / er aber winſelte / vnnd ſchrie / zoge mit
ſeinen Katzen ſchuen heim / vnnd lieſſe
ſich den Balbirer verbin-
den .
Von
CLXXVII . Von eines Edelmann s
mutwilligem Schreiber .
J Ch kenne eines Edelmans Schreiber / einen
muth willigen vnnd geilen Geſellen / dieſer
hatte einmahl war genommen daß deß E-
delmans Fraw einer jhrer Kammer Maͤg-
den befohlen / daß ſie ſolte Kirſchen im Garten
brechen / als dieſelbe hinauß in Garten kommen /
macht ſich der ſchreiber hernach / nicht allein daß er
Kirſchen eſſe / ſondern vielmehr ſeinen muth kuͤhlete
vnnd ſeinen augen luſt hette . Derhalben als das
Megdlein welches er ſehr lieb hatte / oben auff des
baumes ſpitzen ſtunde / erſicht ers / laufft herzu vn-
der den Baum vnnd ſicht vber ſich / verhoffent er
wolt jhr ahn die F. ſehen . Welches als es dz Megd-
lein erſehen rafft ſie die Kleyder zuſammen / vnnd
decket ſich / bittet auch den Schreiber daß er doch
wolte hinweg vnderm Baum gehen . Da ſie aber
ſahe daß ſie nichts bey jhm außrichtete mit bitten /
hebet ſie die Kleider hinden ein wenig auff / ſcheiſt
vnd ſeicht dem Fotzengůcker in das angeſicht . Als
er nun alſo mit dieſen Farben angeſtrichen / fengt er
ahn zu huſten vnnd zu ſpeyen / vnnd in dem er ſich
waſchet von dieſen ſchoͤnen biſſen / fluchet er greu-
lichen . Hernacher lies er die Magd jres thuns war-
ten vnd bleibe mit frieden . Alle Leuth die dieſen
Schreiber nur kenneten / vnnd den ſein ſchalckheit
bewuſt / ſagten daß jhme recht geſchehen / mann ſolt
alle ſolche Geſellen mit gleicher Farb auſtrei-
chen vnd bezahlen mit gleicher
Muͤntz .
M ijVon
CLXXVIII . Von einem Meyer vnd
einer Bawerin .
Z V einer zeit gingen ein mahl ein Meyer vnd
Baͤwerin Gevatter vnd Gevatterin mit ein-
ander vber felt / in dem ſie nun alſo allein da-
her zihen / meinete der Meyer er hette gelege-
ne zeit mit der Bawerin zu ſchertzen . Er redet ſie
mit freundlichen worten ahn / verſpricht jr auch / wẽ
ſie ſeinen willen thun werde / die Ganß zu lohn die
er trage . Aber die Erbare Fraw ſchlugs jm ab . Wz
ſolt er da machen ? er ſucht nicht weiter ahn / ſondern
geht gantz ſtill ſeinen weg . Sie wahren nun faſt zu
ende des waldes kommen / da erwiſchet die Bawe-
rin die Ganß mit der Hand vnd ſpricht : Lieber Ge-
vatter / jtzt gedenck ich ahn den ſchertz den jr mir zu-
vor ahnbotet . Wen ich euch nun zu willen wehre / ſo
thet ich es nur der Feddern halben die die Ganß hat
darmit ich ewerem Petter konte ein Pulve darauß
machen .
CLXXIX . Von einem Francken .
E Jn Franck / als ſein Weib in leſten zuͤgen lag vnd
itzunder verſcheiden wolte / nahm gantz frewdig
eine Paucken / vnd ſchlug darauff daß es im gantzen
Hauß erſchall . Als man jn nun hieſſe trauren / oder
ob es jhm ſchon nicht vmbs Hertz wehr / ſolt er ſich
ſtellen / als ob er trawrig wehre . Da ſagt er / Man
hat mir ſie mit frewden heim bracht / ſo will
ich ſie auch widerumb mit frewden
außgeleiden .
Von
CLXXX . Von Doctore Simone
Simonio .
D Octor Simon Simonius / ein beruͤmp-
ter Philoſophus als er vnder die Profeſ-
ſores zu Leipzig eingenom̃en war / trach-
tet er tag vnd nacht dahin wie er die teut-
ſche ſprach mochte lernen . Damit es im aber ja ſei-
nem wuͤnſch nach gienge / converſirt er fleiſſig mit
den Teutſchen Studloſis / wie auch mit den Bůr-
gern zu Leipzig / mit den gieng er gantz freundlich
vmb / vber das auch ſo hielte er ein Magd bey ſich
die jhm dienete . Als er nun auff ein zeit luſten hette
haͤring zu eſſen / vnd wuſte doch nicht wie er ſie nen-
nen ſolte / zehlete er der Magd Gelt zu vnd ſpricht :
Gehe hin auff den Marckt vnnd hole mir Fiſch die
rieckt wie die F. die Magd merckete ahn dieſen
worten was er begerte / geht hin vnd kaufft jm ſeine
begerte Fiſch . Dieſes erzehlete die Magd dem ver-
kauffer / den Buͤrgern vnd etlichen Studenten / vnd
iſt alſo vnder die Leuth kommen / welches ſie wohl
belacht haben . Daher hat man ſie hernacher D.
Simons Fiſch geheiſſen .
CLXXXI . Von Georgio ab Have-
len vnd Henrico Stielio .
V Ergangenen Jahren zohe Georg von Ha-
velen in Krieg in Franckreich / weil er a-
ber ď ſprach vnerfahren hat er als ſeinen
Dolmetſcher mit ſich genom̃en den Hen-
rich Stieln / welcher ein zeitlãg zu Ocliens gewonet
hatte / darumb auch ſich beduncken ließ er koͤnte die
M iij ſprach
ſprach alle gantz fertig . Was geſchicht aber / er wird
in Franckreich Kranck / darumb ſprach er zu ſeinem
Dollmetſcher er ſolte doch zu jrem Hoſpite gehen /
vnd jhn bitten daß er jhm ein par Krebs wolte zu be-
reiten . Der Stiel wuſte nit was ein Krebs in Fran
tzoͤſicher ſprach hieſſe / gehet er zum Hausherꝛn / felt
vor demſelben nider auff ſeine Hånde vnnd Knie
kreucht baald hinderſich / dan kreucht er vorſich wie
ein Krebs / vnnd ſpricht : Lieber Herꝛ wirth / mein
Herꝛ wolte gern ſolche dinger eſſen die hinderſich vñ
vorſich kriechen . Der Wirth verſtund wz er damit
wolte / vnd brachte ſie dem Junckern zu wegen . Sei-
ne diener hetten jn geſehen wie er ſo wol Dollmet-
ſchen konte / ſagten ſolches jhrm Herꝛen da ward ein
groß gelechter drauß / vnd ward der Juncker durch
das Krebs eſſen wider geſund .
CLXXXII . Von einem Saͤltzer vnd
einer Marpurgiſchen Magd .
A Vff ein zeit kam ein Saͤltzer gen Marpurg
Saltz zuverkauffen / als vmb den nun Saͤltzer
her viel frawen Volck ſtunde / vnnd ein jeg-
lich es wolte die erſte ſein der er zumeſſen ſolte .
Sihe da wie ſie ſich dringen ſo felt der Karn vor-
nen nider / vnnd kompt einer Magd vnder die Klei-
der / vnd hebt die Kleider mit auff / da ſtehet die gute
dirn da / mit einem bloſſen bauch . Der Saͤltzer
leufft zu nimpt ſeinen gruͤnen Huet / vnnd ſturtzt jhr
jhn vor den ( ich weiß nicht was vor einen )
Bart / ſolchen zu bedecken . Wie er den Huet ſo vor
helt / ( eben wie man biß weilen die Voͤgel zuſtur-
tzet vnd faͤhet ) hat er kaum alles koͤnnen be-
decken / welches billich ſolte bedeckt
werden .
Von
CLXXXIII . Von einem Prieſter
zu Erfurdt genant HErꝛ
Stutzer .
Z V Erfurd iſt ein Prieſter ein Papiſt gewe-
ſen ( welcher Stutzerus iſt genent geweſen )
vor etlichen wenigen Jahren / welcher in ei-
ner offentlichen Predigt frey herauß zu ſagen
ſich nicht geſchewet hat / vnſer HErꝛ Jeſus habe
ſehr vnweißlich gehandelt / vnnd ſeiner ſachen nicht
wohl war genommen . Darumb daß er den Juden
ſo auff ſetzig geweſen / vnd in allen ſeinen ſermonen
die er an das Volck gethan / ſie geſcholten / ſondern
auch jhren Tempel gantz kecklich vnnd freuentlich
entheiliget / in dem er die kauffer vnnd verkauffer
außgetrieben nach ſeinem gefallen . Wann er ſol-
che ſtuͤck ( ſagt er ) nicht gethan hatt / fuͤrwar /
glaubt mir / es hatte jhm auch der aller Reicheſte
Jud ſeine Tochter zum Weib geben / vnnd allen
fleiß angewendet bey jhm daß er wehre zu einem
maͤchtigen reichen Hanſen worden . Aber er hat
es alſo woͤllen haben / er hat jhm eigen vngluͤck auff
ſeinen Halß geholet . Vmb dieſer laͤſterhafftigen
Predigt willen / vnnd andere dergleichen iſt gemel-
ter Herꝛ Stutzer von den Papiſten ſelbſt ein-
gezogen / ſeines ampts entſetzet / vnnd
endlich auch enthauptet
worden .
M iiijVon
CLXXXIV . Von einem Heſſiſchen
Bawern .
J N Heſſen hat ein Bawer / ein guter / from̃er /
einfeltiger tropff / den Pfarherꝛ ſeinen Ge-
vattern gebeten / das er doch mit jm ein we-
nig / ſich zuerluſtiren / wolte in den Wein
Berg gehen . Der Paſtor ſchlegt jhm ſolches nicht
ab / geht mit jhm . Wie ſie nun in den Weinberg
kommen / hat jhn der Bawer hin vnd her gefuͤhret /
vnd jhn geheiſſen er ſolte doch trauben brechen vnd
Perſingen / vnnd eſſen ſo viel jhm wol ſchmeckete .
Wie ſie nun den Weingarten auß vnd auß gangen
vnd auff dem weg heimwarts gingen / da ſagt der
Bawer : Lieber Herꝛ Gevatter / jhr habt geſehen daß
die Trauben ſehr duͤnn hangen / vnd viel ſtoͤck ſind /
die kein Trauben haben : Darumb iſt zuforchten es
werde nicht viel Weins werden . Dieſen troſt der
Pfarherꝛ vnd ſpricht : Seyt zufrieden lieber Ge-
vatter / es kan der fromme vnd getrewe GOtt we-
nig ereugen / vnd doch viel gegeben . Als das der
Bawer erhoͤret / huͤpffet er vor frewden vnd ſpricht :
Nun wohl ahn / lieber Gevatter / thut er daſſelbig
dieſen Herbſt auch / ſo willich jhn vor einen Vogel
halten . Dieſer antwort hat der gute Herꝛ ein lange
zeit muͤſſen lachen .
CLXXXV . Von Juſto Schuͤtzen / ei-
nem Studenten von Jena .
V Or 13. Jaren hat zu Jena geſtudiret ei-
ner mit namen Juſtus ſchutz ein auter
from̃er Geſell / aber gar plumb . Demſelben
hatte ſein Vatter etliche Ellen Duchs
zu ei-
zu einem Wambes geſchicket . Dieſes nun hat er
laſſen machẽ / als es gemacht / gehet er zum Schnei-
der / bitt jhn / daß er jhm doch woͤlle das Wambſt
folgen laſſen / biß er Gelt bekeme / welches jhm ſein
Vatter in acht tagen ſchicken wuͤrde / ſo bald ers be-
kem / ſolt er guͤttlichen bezahlet werdẽ . Der Schnei-
der kennet jhn / daß er ein einfaͤltiger guter Geſell
war / leſt jhm das Wambſt folgen / doch mit dem
beding / er ſolte jhm ein Handſchrifft geben / darin-
nen er bekennen ſolte / daß er jhm ſechs Groſchen
ſchuldig wer . Der gute Herr ſetzet ſich alsbald ni-
der / ſchreibt jhm dieſes nachfolgende Briefflein mit
dieſen Worten :
Jch Joſt Schuͤtz bekenne / daß das Wambſt
mein iſt / welches mir Meiſter Erhard gemacht
hat : Was den macherlohn anlangt / hat ſeine we-
ge / das wirdt ſich wol ſchicken . Als nun auff ein
zeit etliche von ſeinen deß Juſti Landsleuten auch
zu dem Schneider kamen / fanden ſie ohngefehr
dieſe herrliche Handſchrifft / leſen ſie vnnd belachen
ſie wol . Aber einer vnder dieſen / welcher allzeit
ſein zeitvertreib an vielgedachtem Juſto hatte /
nimpt die Handſchrifft zu ſich / vñ gibt dem Schnei-
der ſeinen Lohn . Hernacher haben ſie jhn ſo gꝛau-
ſam gevexiret / wo ſie jhn nur haben bekommen / daß
es kaum zuſagen . Jetzundt ſoll er ein Prediger in
Thuͤringen ſein . Wann er aber nicht beſſere pre-
digten ſchreibet / als die Handſchrifft war / ſo kan
man recht von jhm ſagen :
Scridenti ſtipula miſerum diſperdere carmen .
Hat er ſo ſchlimme vnd ſchuͤtzige Handſchrifften
gemacht / ſo iſt warlich zubeſorgen / es werden auch
ſeine Predigten nicht viel duͤgen / vnnd muſte der-
wegen ein armer Teuffel ſeyn / dem er ſolte eine
Seele entfuͤhren .
M vVon
CLXXXVI . Von einem Freßhaff-
tigen Biſchoff .
W As hat doch ein Biſchoff zu klagen ge-
habt mit weinenden Augen / als er vber
Taffel geſeſſen / wil ich dir erzehlẽ . Sein
Tiſch war beſetzet mit fetten Cappau-
nen / mit Rephůnern / vnd mit Haaſen / mit Phaſa-
nen / vnd mit allerley Voͤgeln / in ſumma es war ein
Koͤniglich Mahl / jedoch hat er ein ſolchen Eckel
vor dem eſſen / daß er keines anruͤhrete . Er begerte
hergegen ſolche trachten / die hie zu Land nicht zu
bekommen ſind / vnnd welche man nicht wegen deß
Winters haben kondte . Endlich war er vngedultig
daruͤber / vnd ſprach : O du heilige Mutter der Roͤ-
miſchen Kirchen : Wie manch vngluͤck muͤſſen wir
doch deinet halben außſtehen vnd leiden . Hieher ge-
hoͤret das Carmen / welches auff die Geitzhelſz ge-
richtet :
Vt bibat haud ſitiens , vel edat , iam ventre repleto ,
Verberibus cogi beſtia nulla poteſt .
Ergo homo deterior longe eſt , fateamur oportet ,
Qui bibit haud ſitiens , qui vorat ante ſatur .
Das iſt /
Kein vnuernuͤnfftig Thier / wann es nun ſein
Bauch voll gefreſſen hat / vnnd geſoffen / kan man
mit ſchlaͤgen dahin zwingen / daſz es mehr freſſe .
Darumb ſo muſz der Menſch viel ſchlimmer ſeyn
als ein Thier / dann er ſeuffet noch mehr / wann er
ſchon voll iſt / vnnd friſt auch mehr wann er ſchon
alleweil geſſen hette .
Hierher gehoͤrt auch der Spruch der Epicurer :
Wie muſz man ſich doch zerfreſſen / biſz man
ſtirbet .
Von
CLXXXVII Von Petro. N. N. ei-
nem verſoffenen Studenten .
W Arumb ſicht man doch den Petrum N.
N. nimmermehr in der Kirchen ? War-
umb ſicht man jhn nicht ſpatziren in der
Stadt vmb her / auch nicht auff dem
Marck ? Meynet jhr daſz er ſo fleiſſig ſtudire ? Ey
nein / er ſolt / wann er ſo fleiſſig ſtudirte / den Kopff
wol daruͤber zerbrechen . Was thut er dann / wann
er ſo ſtetigs in ſeinem Muſeo oder ſtudier ſtuben
beſchloſſen ſitzet ? Er trincket .
CLXXXVIII . Von einem Weinſauf-
fer der ſterben ſolte .
A Lls ein Weinſauffer jetzundt in zuͤgen lag
vnd ſterben ſolt / ſagt er alſo ? Ey GOTT / ſo
kompt mir allzeit fuͤr der groſſe Durſt / dann
der Tantalus leiden muſz / vnd erbarmt mich
ſeiner / dann ich koͤndte ſolchen Durſt nicht ertra-
gen noch leiden ein eintzige ſtund / den er leidẽ muſz .
Da ſtund einer bey jhm / der jhn troͤſtete / vñ ſprach :
Es iſt nur ein eintziger Tantalus / der ſolchẽ Durſt
hat / die ander empfinden keinen Durſt . Darauff
ſagte der Krancke : Wann ich einen durſtigen Ge-
ſellen nur anſehe / ſo duͤrſtet mich auch : Da ſagt der
ander hergegen : Der Tantalus hat nichts dann
Waſſer oder See vmb ſich / darumb duͤrſtet jhn .
Ey wolan / antwortet der Krancke widerumb / ſo
wil ich nur deſto lieber von hinnen fahren / weil
ich weiſz / daſz ich keinen Durſt Weins hal-
ben leiden werde .
Von
CLXXXIX . Von Johanne
Alto .
D Er Poet Altus / iſt in ſeiner bluͤhenden
Jugend geſtorben / der war gar geneigt
auff das Trincken / dann das war ſein
ſprichwort ; Oſſa merum ſitiunt : Jch hab
luſt Wein zu trincken . Als er aber jetzt hat ſollen
ſterben / iſt er von ſeiner Freunden einem / der jhn in
ſeiner Kranckheit beſucht hatte / gefragt worden /
Domine Alte . A n & nunc oſſa me r um ſitiunti Gu-
ter Freund hat jhr auch jetzund luſt Wein zu trin-
cken ? Hat er jhm alsbald mit dieſem diſticho ge-
antwortet :
Oſſa Deum ſitiunt , dum ſpiritus aſtra petiuit ,
Munde vale , Chriſti mors mea vita fuit .
Das iſt /
Jch hab jetzund ein hertzliches ſehnen vnud ver-
langen nach Gott / du ſchnoͤde Welt ſey GOtt be-
fohlen / ich fahr nach Gott Land / Chriſti Todt iſt
mein Leben geweſen . Bald darnach iſt er auch in
Chriſto ſeliglichen entſchlaffen .
CXC. Von Alexandro Potore .
D Jeſer Alexander ſchilchte ein wenig mit
ſeinen Augen / vnnd ſeine klag war / daß
jhm die Augen allezeit mit Waſſer rin-
neten . Da haben ſie jhm gerahten / er ſol-
te ſich deß ſauffens enthalten . Was / ſagt er / wann
ich kein Wein ſoll trincken / was ſoll ich dann trin-
cken ? Antworten ſie jhm : Waſſer . Er ſprach / Waſ-
ſer kan oder mag ich nicht trincken / ein guten fri-
ſchen hellen trunck Weins ſoll man zu ſich nemen /
heiſt
heiſt es / Waſſer hilfft mich nichts . Jch kan keines
in den Schuhen leiden / was ſoll es nur dann im
Bauch thun ?
CXCI . Von einem freſſer .
E Jn freſſer hatte ein mahl ſo viel Speiß in
ſeinen weiten Bauch gefreſſen / damit man
wol zehen Maͤnner hette koͤnnen abſpeiſen .
Als nun der Wirth kam / vñ wolt die Zech
bezahlet haben : Wendet er ſeine Augen im Kopff
hin vnd her / vnd ſpeyet jhm wider alle die Schuͤſſel
voll / die er zuuor kurtz ledig gemacht hatte / bezahlt
jhn alſo mit ſeiner eigenen ſpeiß vnd tranck .
CXCII . Von einem erſchrecklichen boſ-
ſen / der einer Dirnen vnd einem Bawern-
knecht widerfahren / als ſie Wallfahr-
ten giengen .
M Jt einer Dirnen gieng eins mals ein
Bawrenknecht Wahllfahrten zu dem
heiligen S. Lenharden / der ein Schmid-
knecht geweſen iſt / vnd ein mahl ein tod-
tes Roß auffgewecket hat / darumb jn die Bawern
zu einen Gott gemacht haben / wie Platina ſchrei-
bet / vnd tragen jhm noch heutiges tags Huffeyſen /
Ketten / vnnd Wagenſchinen zu / daß er den Fuhr-
leuten / vnd ſonderlich den Kaͤrnern / welche nur mit
einem Roß fahren / am Fuhrlohn woͤlle gnedig ſeyn /
vnd ſich jhrer erbarmen / als anderer armen . Vnnd
wie die zwey Eheleutlein miteinander dahin zogen /
hebt der Bawrenknecht an / O mein allerlieſte Gre-
ta / an dem ort iſt vor einem halben Jar eine getoͤd-
tet worden . Die Magd hub an zu zittern / daß jhr
das Hertz ſchluge wie ein Olemuͤll / vnnd ſagt / mein
lieber
lieber Liendel / ſtehe mir bey in meinen letzten noͤ-
then . Der Knecht verhieß jhr ſeine Krafft vnnd
Macht / wolt auch das beſte thun . Vnd wie ſie nun
von dem Ort kamen / fragt die Magt den Knecht /
Mein lieber / wie hat man jhr gethan / hat man ſie
gar vmbbracht ? Nein antwortet der Knecht / ſie iſt
noch mit dem Leben daruon kvmmen . Das toͤdten
lag der Magd hart an / vnd ſprach / ich het gern moͤ-
gen zuſehen . Der Knecht ſpricht / wann du es wiſ-
ſen wilt / ſo kom mit mir / ich wil dirs zeigen . Sie
geht mit . Er wiſchet vber ſie her / vnd gibt jhr einen
guten product / gibt jhr manchen ſtich . Die Magd
ſpricht . Ey lieber Knecht / iſt das getoͤdtet / ſo laß ja
nicht nach / ſtich mir auch den Halß gar ab . Alſo
ward die gute Dirn denſelben tag getoͤdtet / vnd le-
bet doch noch .
CXCIII . Von einem Roßzaͤmer / der
zu Speyer auß einem Braten die
Nieren nam / vnd ſie allein
fraß .
V Or etlichen Jaren war ich zu Speyer /
vnnd kam mit etlichen andern Ehrlichen
Maͤnnern ins Wirthshauß / da ſaſſe zu
vns ein Roßzaͤmer oder Bereiter . Der-
ſelbe thete nun vnnd begieng manchen Grobiani-
ſchen boſſen / vber das auch ſchneid er auß einem
Kalbsbraten / den wir vor vns hatten / die Nie-
ren fein ſubtiel herauß / leget ſie auff ſeinen Teller /
vnd ſprach : Ey wie eſſe ich doch die runde dinger-
chẽ ſo gern / lieber als ander Fleiſch . Diß grob ſtuͤck
verdroß vnns alle gar . Dieſes vermerckete der
Wirth / wolt dieſe vnhoͤffligkeit nicht allein mit
Wor-
Worten / ſondern auch mit der That ſtraffen / dar-
umb fehrt er zu / als er ſie bey nah allzuſammen ge-
freſſen / erwiſcht das ſtuͤck Gebratens / das noch in
der Schuͤſſel lag / ſchlug es jhm in ſein Angeſicht /
vnd ſprach / friſſeſtu gern Nieren / ſo freſſe auch die-
ſe / meynete die ſchlaͤge . Er erwiſcht jn beym Kopff /
wirfft jhn an die Erden / tritt jhn mit Fuͤſſen / wirfft
jhn die Stiegen hinunder / vnnd ſtoͤſſet jhn endlich
gar auß dem Hauß . Dieſes gefiel vns allen wol /
vnd ſchrien jhm alle zu / Herr Bereiter / Gott ſegne
euch die Nieren / wol muͤſſen euch die Nieren be-
kommen / waren jhm alſo wol geſegnet .
CXCIX . Von einem zůchtigen vnd
Geiſtlichen Taͤntzer .
N Ach dem Ottho Henrich geſtorben / vnd
Friderich der vornemme Fuͤrſt zu einem
Siebener erwehlet worden / hat er gaͤntz-
lich dahin getrachtet / daß er alle ding wol
vnd Chriſtlichen verwaltete . Darum̃ hat er Chriſt-
liche Kirchen vnd Schulen wider repurgieren vnd
ernewern laſſen / hat gebotten / daß ein jeder from
vnnd zuͤchtig Erbar leben ſolte . Vnder andern hat
er verbotten alle Taͤntze / vnnd groſſe ſtraff darauff
geſetzt / welche darwider handeln wurden . Es traͤgt
ſich zu nach dieſem Verbott / daß ein Paſtor ein
gaſterey angeſtellet / vnd ſeine Nachbarn darzu ge-
laden hat . Dieſe nun / als jhnen jhre Koͤpff warm
worden waren / ſtellen ſie an / vnnd Tantzen / der
Pfarherr ſolte ſie daruon abgehalten haben / ſo
iſt er der erſte vnder den Taͤntzern geweſen .
Dieſes Tantzen iſt dem Kirchẽ Rath vorbracht
worden / der Paſtor wird vorgefordert / vnd ſeines
Ampts entſetzet . Er bittet gantz demuͤtiglichen
durch
durch Gott vnd vmb Gottes willen / ſie ſolten es
jhm dißmal vngeſtrafft hingehen laſſen / verheiſſet
darbey bey Trew vnd Glauben / er wolte nimmer-
mehr widerumb / dieweil er lebte / Tantzen / ſagt dar-
bey / er hette doch nur ein geiſtliches Taͤntzlein ge-
than / meynend darmit / er hette doch die Weiber
nicht ſo geſprenget vnnd herumb getrehet wie die
Bawern / ſondern er habe fein zuͤchtig gedantzet .
Der Kirchen Rath beweget durch ſein demuͤtiges
bitten vnd flehen / hat ſein vornemen vnnd ſtraff ge-
mindert / geaͤndert / vnnd jhn mit dieſen Worten loß
geſprochen . Nun wol an / im Namen GOttes / die-
weil jhr woͤllet ein Geiſtlichs Taͤntzlein gethan ha-
ben / ſolt jhr auch eine Geiſtliche ſtraff leiden / vnnd
dem GOtteskaſten zehen Guͤlden erlegen . Dieſe
ſtraff hat erleget / aber er hat nie hernacher dahin
koͤnnen beredet werden / daß er wider getantzet
hette .
CXCV . Von einem Kriegsknecht
vnd Theobaldo Thamaro .
J N dem Jngoiſtadiſchen Leger iſt der Theo-
baldus Thammarus Feldprediger geweſen / zu
dieſem kam ein Kriegsknecht / vnud bat jhn / daß er
jhm ſeinen Sohn wolte tauffen . Der Herr war es
zu frieden / vnd wolt es thun / wann er ( deß Kinds
Vatter ) wurde ſeinen Catechiſmum koͤnnen auff-
ſagen . Vnnd bald darauff fragt er jhn / welches iſt
das erſte Gebott Gottes ? Der Landsknecht lacht
vnd ſagt / ho ho / ſolt ich das nicht wiſſen : Es heiſſet /
du ſolt nicht freſſen . Der gut Herr antwort / Ey
das iſt weit gefehlet / zuͤrnet auch vber jhn / daß er
ſeiner ſpottete / vnnd mit Gottes Wort ſchertz trie-
be . Was / ſagt der Landsknecht / ſoll ich euch ſpot-
ten / vnd alſo ſchimpff treiben mit GOttes Wort /
das
das ſoll mir Gott wol verbieten / ich ſag noch nach
wie vor / vnd weiß es gewiß / daß im erſten Gebott
alsbald das eſſen verbotten wirt / alſo hab ichs von
meinem Pfarrherr gelernet / ſo weiſt es auch Got-
tes Wort auß . Der Thammerus wirdt zornig /
vnd ſpricht / was geht mich dein Pfaff an / aber doch
moͤchte ich wol wiſſen / wo du es in der Schrifft be-
weiſen wilt . Der Landsknecht tritt herzu / Ey lie-
ber Domine erzuͤrnet euch doch nicht ſo ſehr / ſt das
nicht das erſte Gebott geweſen / das Gott gegeben /
da er hat verbotten / du ſolt nicht von dem verbot-
tenen Baum eſſen / ſind nicht die Zehen Gebott
lang hernach gegeben worden . Der Herr gibt ſich
zu frieden / gibt jhm gewunnen / vnnd Taufft jhm
ſein Kind .
CXCVI . Von Philippo / Hertzog in
Burgundien .
M An ſagt daß Philippus / Hertzog in Bur-
gundien ſich in ein andern Habit verklei-
d et habe / vnd alſo außgezogen ſey / zuuer-
nemen vnd zuhoͤren / was man doch von
jhm ſage / vnd was man von jhm halte . Wie er nun
in ein Wirtzhauß kommet / vnnd zu Tiſch geſeſſen /
redet er mit ſeinem Zechbruder / der bey jhm ſaß / er
ſolte der Fuͤrſten oder Herren nimmermehr geden-
cken / oder von jhn reden . Dann lobt man ſie / ſo
leugt man dran . Schilt man ſie / ſo iſt es zubeforch-
ten / daß man zu ſchaden komme .
Viues primo lib. de C oncord . & diſcordia .
CXCVII . Von Mundo vnd Paulina
einer Edlen Roͤmerin .
Z V Rom war ein edle Fraw / Paulina genandt /
die war tuge ntſ am vnnd vber die maſſen ſchoͤn /
N from/
fromb / zuͤchtig vnnd reich . Sie ward einem edlen
Roͤmer Saturnino vermaͤhlet . Solch Fraw be-
kam ein edler junger Geſell / Mundus genandt / in-
bruͤnſtig lieb / verſprach jhr ein groſſe ſumm Gelts
zu geben / ſo ſie bey jhm ſchlaffen wolte . Sie aber
wolt es nicht thun / deßwegen felt er in ein groſſe
ſchwachheit / aß noch tranck nichts / wuͤntſcht jhm
nur den Todt . Er hatte aber ein frey gelaſſene
Magd / Jda genandt / in allen boͤſen ſtuͤcken erfah-
ren / der thet es ſehr wehe / daß der Juͤngling alſo
ſterben ſolte . Darumb gieng ſie zu jhm / troͤſtet jhn /
vnd ſagt jhm zu / ſie wolt ſo viel zu wegen bringen /
daß die Paulina ſolt fuͤnff Myriades nemen / da
jhr doch zuuor zwantzig verſprochen / vnnd ſeines
willens pflegten . Da ſie nun das Gelt genommen /
ging ſie nicht zu der Paulina / dann ſie wol gedacht /
ſie als ein Keuſche Fraw / wuͤrde es nicht thun / ſon-
dern ſie gieng zum Tempel der Goͤttin Jſidis / de-
ren dann Paulina trewlich dienete / zeigt den Prie-
ſtern an / ſie wolte jhnen dritthalben Myriades ge-
ben / wann ſie wolten dem Juͤngling zu wegen brin-
gen / was er begerete : Vnnd wann ſolches volln-
bracht wuͤrde / wolte ſie jhn abermals ſo viel geben :
Vnnd erzehlete jhn alles was ſich mit dem Juͤng-
ling verloffen hatte . Die Prieſter wurden durch
das Gelt bewegt / daß ſie es alles zu thun verſpra-
chen / ſonderlich der Oberſt Prieſter / der nam ſich
an / er keme auß Egypten / da were jhm vom Egy-
ptiſchen Gott Abnubi / dem Sohn Jſidis befohlen /
er ſolte der Plauline anzeigen / wie er ein ſo groſſe
Lieb zu jhr hette / derhalben jhm derſelb befohlen / jhr
ſolches an zu zeigen . Das Weib erfrewet ſich deſ-
ſen hoch / daß ſie von Gott Abnubi ſo hoch gewuͤr-
diget were / zeigt es jhrem Mann vnd der Freund-
ſchafft an : Der Mañ / ſo vmb jr Keuſchheit wuſte /
leßt es jhm nicht vbel gefallen . Da ſie nun in Tem-
pel
pel kompt / vnnd ſich nider ſetzet / wurden alle Thuͤ-
ren deß Tempels von Prieſtern zu geſchloſſen / vnd
die Liechter außgeleſchet / etc . Mundus lag heim-
lich darinn verborgen / gehet ſtillſchweigend zum
Weibe : Weil ſie nun meynt / es wer der Gott Ab-
nubis / empfieng ſie jn freundlich : Alſo bleib Mun-
dus bey jr / biß bald der Tag anbrach . Als die Pau-
lina wider heim kompt / zeigt ſie dem Mann vnnd
der Freundſchafft alles an / etc. Deß dritten tags
begegnet jhr Mundus vnnd ſprach : O Paulina /
du haſt mir zwantzig Myriades errettet / die du
von mir hetteſt bekommen koͤnnen : Aber nun haſt
du mich von meinem Schmertzen vnnd begeren
errettet / vnnd eine gantze nacht im Tempel meines
Willens gepfleget . Als Paulina diß mit ſchmer-
tzen vernommen / zerreiſſet ſie jhre Kleider / zeigt es
jhrem Mann an / der alles fleiſſig erkuͤndiget / hat
deßwegen die Jdam / als die ſolchen Betrug ange-
ben / mit den Pfaffen hencken / vnd den Tempel auff
dem Grund abbrechen laſſen . Das Abgoͤttiſch
Bild Jſidis hat er in die Tybur geworffen : Vnnd
Mundum ins Elend verjagt . Ioſeph. lib. 18. cap. 7.
Antiq. Iud. Egeſippus lib. 2. c. 4. pag. 2 4.
CXCVIII . Von Henrich IV. welcher
ſein Gemahlin probirte / ob ſie
trew were .
K Eyſer Henrich der Vierdte wolt auff ein
zeit ſein Gemahlin probieren / ob ſie auch
trew were / dazu fertiget er einen ſchoͤnen
jungen Geſellen ab . Der jung Geſell bitt
ſie vmb vnzimliche Lieb / ſie ſchlaͤgets jhm ab / vnnd
ſpricht / ſie wolte jhrem Herꝛn das Ehebeth rein hal-
ten / da ſie aber mercket / daß jhr Herr jhr Strick
N ij hab
hab ſtellen woͤllen / nimpt ſie ſich an / als ob ſies wil-
lig ſey / ſagt zum jungen Geſellen / ſie ſey es zu frie-
den / wann jhr Herr werde verreiſen . Der Keyſer
nimpt ſich deß abendts ſpaͤtt an / als muſte er vber
nacht an einen andern ort ziehen / komt aber wider /
vnnd helt ſich in der Stadt verborgen / zeucht deß
nachts deß jungen Geſellen Kleider an / vnd macht
ſich in der Keyſerin Kammer . Die Keyſerin hat-
te ſich mit ſtecken gefaßt gemacht / in willens / den
jungen Geſellen wol abzutrucknen : Schlegt deß-
wegen auff den Keyſer tapffer zu / wie auch das an-
ander Frawzimmer . Der Keyſer rufft : Schont /
ich bin ewer Gemahl / ich bitt euch / ſchont doch . Da
er nun von jederman erkandt ward / ſchalten ſie jhn
allſamen / vnd nit vnbillich . Er aber lobt ſeines Ge-
mahls Trew. Luc. Loſſ . in Epig. pag. 22 1 .
CXCIX . Von Alberto Hertzog in
Sachſen .
H Ertzog Albert von Sachſen ſaß einmal
bey andern Fuͤrſten vber der Mahlzeit /
darunder ruͤhmt einer hie der ander da ei-
ne Staͤdte / fragten endlich dieſen Fuͤrſten /
was er vornemblichs in ſeinen Landen hette . Jch
weiß nicht / ſpricht er / was ich von meinen Sachen
ruͤhmen kan . Jch hab ein Stadt / darinn ſind drey
ding / daruͤber man ſich meines beduͤnckens billich
verwnndern ſoll . Zu Leipzig ſind dreyerley Moͤn-
nich . Ein art iſt derer / welche viel Frucht vnd kein
Acker haben / vnd das ſind die Barfuͤſſer . Die an-
der art iſt deren / die viel Gelts vnnd kein einkom-
mens haben / das ſind die Prediger Moͤnch . Die
dritt art iſt deren / welche viel Kinder vñ kein Wei-
ber haben / vnd das ſind die Carmeliter Moͤnch .
D. Pez. Poſt . Phil. Mel. par. r. pag. 1 74 .
Von
CC. Von zweyen Weibern / ſo ſich
mit einander zancken .
Z Wey Bawers Weiber fiengen ſich vmb ein
nichtiger Vrſach willen mit einander an zu
zancken . Da ſie nulang einander Wort gege-
ben / vnd eine die ander vbel ſchilt vn ſchmech-
te / da fieng endlich die ein / ſo from ſeyn wolte / an :
Jederman weiß wol / daß ich ein frommes Weib
bin : Dagegen ſo iſt jederman bekannt / ja den Huͤ-
nern auff den Miſten / daß du ein loß Zaubers Hur
biſt / die ander wolte ſich nicht alſo darnider ſchel-
ten laſſen / ſondern antwortet jhr trotziglich : Du
loſer Balck / du leugſt / du leugeſt / dz ich ein Hex bin /
dann ich hab mein lebenlang zu der Zauberey mich
nie beflieſſen : Aber was ich einem boͤſes wuͤntſche /
das muß jhn von ſtund an kommen / vnd im Gar-
ten wachſen . Jſt das nicht ein fein entſchuldigung .
CCI. Von einem Studenten auß
Thuͤringen .
E Jn Studente hatte eine
zeitlang zu Gothen ſtu-
dirt / begab ſich nachmals
gen Erfurt / wolt daſelbſt
ſein ſtudia vollends con-
tinuiren . Als er nun ein
Jahr oder zwey daſelbſt
geweſen / fiel er in dz vier-
taͤgig Fieber / mußt alſo
wider heim nach Hauß
ziehen / da er dann etlich Monat mit zu thun hat .
N iij Der
Der Pfarherr deſſen orts ſuchet jhn Ampts we-
gen etlich mal zu Hauß / redt hin vnnd wider jhm .
Nach dem nu der Pfarherr ein tag oder etlich ver-
reiſete / bedaucht es jhn noͤtig ſeyn / vor allen dingen
den Studenten zu beſuchen : Sagt alſo zn jhm : Do-
mine Jacobe / wie ſtehet es jetzt vmb euch / ſeyt jhr
noch alſo kranck ? Weil das Fieber nicht nachlaſſen ?
Jch zwar moͤcht es gern ſehen . Der Kranck ant-
wortet / Domine paroche , ſpero meliora , iam enim
manducaui oues duas : Das iſt / Herr Pfarherr / ich
hoff auff Beſſerung / dann jetzt hab ich geſſen zwey
Schaaf / ſolt geſagt haben / duo oua ( zwey Eyer )
der Pfarherꝛ wolt jn glimpfflich ſeines Jrꝛthumbs
erweiſen / ſagt / Domine , non duas oues , ( nicht zwey
Schaaf / ſondern duo oua ) zwey Eyer . Der Stu-
dent erſchrack / ſchwig ein wenig ſtill / endlich ſagt
er : Es ſeyen oues oder oua , ſo ſihet man es an den
Schalen / ſo in der Schuͤſſeln liegen / was ich geſſen
habe / jhr wolt alles Fadenrecht haben / inter ves &
va non ſunt diſcrimina magua , ( es iſt nicht ſo ein
groſſer vnderſcheid vnder ves vnd va ) wend ſich zur
Wand zu / vnd red kein Wort mehr .
Salomon Prou. 12. v. 1.
Wer ſich gern zuͤchtigen laͤſſet / der hat Weiß-
heit lieb / wer ſich aber vngern ſtraffen leſſet / der iſt
thoͤricht .
Cicero .
Wer ſo vngern die Warheit hoͤret / daß er vor
ſeinem Freunde die Ohren zu helt / an deſſen Heil
vnd Wolfahrt ſoll man zweiffeln .
Terentius .
Lieb reden bringt Freundſchafft / aber die War-
heit ſagen macht Haß . Dazu einer geſagt :
Wer es alſo macht / der macht vñ behelt freunde .
Lactan-
Lactantius lib . 5. cap 9 .
Darumb iſt die Warheit allzeit verhaßt / weil
der / ſo ſuͤndiget / raum zu ſuͤndigen haben wil .
D. Curtius lib. 3.
Darius ließ Eudemium / der jhm ſehr heylſame
ding rathen wolte / zu todt ſchlagen .
CCII . Von einem vngelehrten / ſo ein
Carmen vber ein Buch begeret von
einem gelehrten Mann .
E Jn vngelehrter wolt ſich auch in der Welt
bekandt machen / ſchrieb ein Buch / wolt es
t rucken laſſen / vnnd batt einen Gelehrten
Mann / er ſolt jhm doch ein Carmen oder
Lobſchrifft darein machen / damit es deſto beſſer
moͤchte in Kundſchafft kommen / vnnd von Gelehr-
ten Leuten gekaufft werden . Der Gelehrte erbott
ſichs zu thun / vnnd macht jhm darein folgend Di-
ſtichon :
R habet Latinum liber hic , habet r quod Pelaſgum ,
R habet Hebræum prætereaque nihil .
Das iſt /
Diß Buch hat ein Lateiniſch e r / ein Griechiſch
Ro / vnd Hebraiſch res / vnd ſonſt nichts mehr / wel-
ches zu ſammen machet / errores , das heiſſet ſo viel
als Jrrthumb / wil ſo viel zuuerſtehen geben / daß
nichts gutes an dieſem Buch ſey / ſondern durch vñ
durch gefehlet . Der gut Geſell meynet / er hab es
ſehr wol troffen / gehet mit ſeinem Buch in Trucke-
rey / weiſſet den Truckerherren vnnd Correctorem
daſſelbe ſampt deß Gelehrten Manns Lob-
ſchrifft / ward aber ſehr damit auß-
gelachet .
N iiijVon
CCIII . Von einem andern alten Geſel-
len / ſo ein Carmen auff ſein Hoch-
zeit begeret .
E Jn gelehrter Mann I. Cl. hatte einen Die-
ner / der wolte in ſeiner Jugend vnd Mañ-
lichem alter kein Weib haben / kondt auch
nicht dazu beredt werden / daß er eines ge-
nommen hatte . Da jhm aber die Stirn runtzlecht
worden / vnd die Haar auffm Kopff weiß worden /
da begont er zu freyen / vnd nam ein Maͤgdlein von
achtzehen Jaren . Nach dem nun dieſer Breutigam
hiebeuor geſehen / daß andere ſein Herrn vmb Car-
mina pflegten auff jhre Hochzeit an zu langen / batt
er jhn / daß er jhm auch / weil er nun ein zimliche zeit
trewlich bey jhm gedienet hatte / ein Epithalamion
oder Gluͤckwuͤntſchung ſchreiben machen woͤlle .
Der Gelehrte ſagt jhm zu / vnd machet ſolches alſo :
Iſte vetus iuuenis ſocius prius ad ſtationem
Arripit , atque altum tempus habere cupit .
Solches Carmen theilt der Herr vnder die Prie-
ſter auß / deren er dann viel auff der naͤhe beruffen
hatte . Es lautet aber diß Carmen auff Teutſch alſo :
Iſte vetus iuuenis , der alt jung Geſell arripit
greiffet ad prius ſtationem zum Eheſtandt / atque
cupir vnnd begert habere zu haben altum tempus
Hochzeit .
CCIV . Von eben demſelben gelehrten .
G Emeldter Gelehrter war ein hoͤfflicher
kurtzweiliger Mann / derwegen / als er
auff ein zeit mit ſeinen Nachbarn zechet /
vnd etliche vnder jhnen / das hochbeꝛewe-
ten / daß ſie nicht hetten lernen einen Namen ſchrei-
ben / vnd ſolches fuͤr vnd fuͤr widerholeten : Sagt er
jhnen
jhnen zu / er wolt einen jeden ſo balt lernen ſeinen
namen ſchreiben / nimpt die Kreiten vnnd ſprach :
macht jhr nit alſo einen Thaler / vnd dann / wann jhr
zehen habt / macht jhr ein X. Sie bejaheten es :
Wann nun dieſe beyde Buchſtaben zuſammen ge-
ſetzt worden / ſprach er / heiſſet es Ochß . Da ich euch
nun mit ewerem rechten Namen nennen ſolte / ſo
ſeyt jhr all Ochſen / das iſt / Bloͤch vnd flegel / jr koͤn-
net die zween vorgewente Buchſtaben wol mahlen
weu ſie nur recht verſtehen wolte . Hieruber wurden
etliche vnwillig / etliche lachten .
CCV. Von Roberto Licenſi .
D Jeſer thet mit groſſem eifer ein Predigt
vor den Fuͤrſten / vnnd ermahnet ſie dem
Tuͤrcken widerſtand zuthun : Endlich
fengt er an / wen ſichs ſchicken wolt / ſo
wolt ich mich nicht ſchewen diß Franciſaner Kleid
abzuwerffen / vnd ewer Oberſter zu ſeyn / warff da-
mit das Kleidt hin / vnd ſihe / da hat er ſich all mit
Harniſch verſehen / vnd hett ein lang wehr anhengẽ .
Jn dieſem hebit Prediget er vaſt auff ein halbe ſtũd .
Die Cardinel nehmen jhn fuͤr / vnd fragten jn / was
diß fuͤr ein newes Spectacul geweſen were . Er ant
wort / diß hett er ſeinem Bulen zugefallen gethan /
welche jm geſagt / er gefall jr nichts ſo vbel an ihm /
als das ordens Kleidt . Darauff er dann gefragt
hette / worin er jhr dann am beſten gefallen ſolte :
Sie aber hett geantwortet in einem Kriegs Kleid .
alſo hett er ſie folgenden tags heiſſen in die Pre-
digt kommen. Eraſm. de ration . con-
cionand . pag , 61 9 .
N vVon
CCVI . Von eben demſelben .
E Ben mit einem ſolchen newen Spectacul
ſtrafft er an dem Pabſt vnd Cardinaͤln den
ſ toltz : Dann als ſie mit groſſem Koͤnigli-
chem gepraͤng in die Kirch kamẽ / vnd in der
geſeſſen waren / ſagt er / pfuy dich Petre / pfuy dich
Paule . Vnd red kein ander wort / ſpeutzet darnach
einmahl auß / vnd neiget ſich itzt auff die rechte / dan
auff die lincke Seiten vnnd macht ſich hiemit da-
von / die in der Kirchen waren / erſchracken / ein theil
meinten / er were vnſinnig / etliche hielten dafuͤr / er
were zum Juden worden . Da man jhn nun wolt
gefangen an Ketten legen / bat ein Cardinal den
Pabſt / man ſolt jhn erſt fuͤrnehmen / vnd vor etlichẽ
Cardinaͤln vernehmen / was er hiemit gewolt hette .
er antwortet aber mit wenig worten alſo : Nach
dem ich geſehen daß in ſolchem Pracht ſein einher-
gangen / vnnd das jhr in ſo groſſen wolluſten lebet /
vnd dagegen betrachtet habe / wie ſo ein demuͤthi-
ges muͤhſeliges vnd beſchwerliches Leben die Apo-
ſtel gefuͤhrt haben / an deren ſtatt jhr kommen ſeyt /
gedacht ich / ſie weren entweder thoͤricht geweſen /
daß ſie ein ſo rawen weg gen Himmel gezogen wa-
ren / oder jhr wuͤrdet ſtracks fuß in die Hell fahre n .
Nun aber hab ich nichts boͤſes ſchlieſſen koͤnnen /
ſintemal jhr Schluͤſſel zum Himmel habt . Alſo
muſt jch jhr thorheit ſtraffen / da ſie ſo koͤſtlich vnnd
anmuͤthig leben koͤnnen / ſie doch ſich mit feſtem
wachen / vnd vieler muͤh gemartert het-
ten . Jdem ibidem .
Von
CCVII . Von zween leiblichen Bruͤ-
dern / deren einer arbritſam vnd vorſichtig /
vnd ſeine guͤter trefflichen beſſerte / der an-
der aber vnvorſichtig / ſein guͤter verwar-
loſte / daß er zum hoͤchſten armuth gerieth /
ohnangeſehen / daß er mit ſeinem Bru-
der zugleichem getheilet
hatte .
Z Ween leibliche Bruͤder hatten ein groſſes gut
von jhrem Vatter ererbet / der eine ſtund ſeinẽ
ſachen wol fuͤr / vnd mehrte ſein gut hefftig al-
ſo / daß er von jederman fuͤr einen reichen wol-
habenden Mann gehalten wardt . Der ander aber
ſtund ſeinen ſachen gar nichts fuͤr / kam alſo zum
euſſerſten verderben : Da er nun ſahe / daß alles mit
jhm zu ruͤck ginge / vnd groß Armuth leiden muſte /
hergegen aber ſein Bruder alles die fuͤll hatte / gehet
er zu jhm vnd ſprach : Lieber Bruder / wie kompts /
daß dein guͤter / die du von vnſerm Vaͤtterlichẽ gut
bekommen / von tag zu tag zu nehmen vñ ſich mehrẽ /
d a hergegen meine abnehmen vnd geringer werden .
Es iſt anders nicht / du muſt etwan ein ſonderliche
kunſt hiezu brauchen / ſonſt koͤnteſtu nit alſo allent-
halben gnug haben / bitt jn derwegen / da er jrgent et-
wz habe daß ers jm woͤlle zukommen laſſen / da-
mit er gleichfalß ſein nahrung beſſern moͤchte . Der
ander Bruder / welcher fleiſſig in ſeiner Haußhaltũg
war / mercket wol / wo es an mangelte / wie nemblich
das Weib / die Knecht / vnd Maͤgde Haußhielten /
ſagt deßwegen : Er koͤnnt ein Kunſt / wo er die
brauchen wuͤrde / ſo ſolt alles nach ſeinẽ willẽ gehen .
Nimpt
Nimt deßwegen ein wenig Mooß in ein tuͤchlein /
bind es ein / vnd gibts jhm / mit der lehr er ſolt es an
Halß binden / vnd damit allen Morgen / das Hauß /
die Kammern / die Korn Speicher / Scheweren /
Staͤll / Acker / Hoff / Gaͤrten / wieſen / ſtreuch vnd der-
gleichen beſehen . Er antwortet / das wolt er gern
thun / vnd ſeinem Rath folgẽ . Gehet alſo Morgens
zum erſten in die Schewern / darin er viel frucht ge-
ſchlagen hatte / aber er vernimpt daß das Weib / die
Knecht vnd die Maͤgde / die Frucht meiſtentheils
entwendet hatten / dz kaum ſo viel vbrig bleibẽ wuͤr
de / damit er ſein Haußhaltung fuͤhren moͤchte . Hie-
bey gedenckt er / das w e rde jn nit fuͤrtragen er muͤſſe
hinfuro beſſer der Frucht acht nemen . Ferner gehet
er in Vieheſtall / beſihet Rinder vnd Pferde / deß-
gleichen die Schwein / da ſihet er / wie vnzeitig das
Viehe gefuͤttert vnd daß das Hew vnd ſtroh / vn-
nuͤtzlich zubracht vñ nit zu nutz angewendet wuͤrde .
Er ſtehet ſtill / verwundert ſich vber dieſe ſeines Ge-
ſindes traͤgheit / ( denn er hatte zuvor nie hernach
geſehen / meint / es gehe jn die Haußhaltung gar
nichts an ) gedenckt endlich / er muſte das Geſindt
fleiſſiger anfuͤhren / damit ein jeder hinfuro ſein
Ampt fleiſſiger verrichten moͤchte . Da er auffs feld
kompt / vnd beſchawet ſeine Acker vernimpt er / daß
ſolche zum theil vngebawt / zum theil voller Dorn
ſind / zum theil waren ſie von Schweinen verwuͤ-
ſtet / daß ſie zur rechten zeit weder gezackert noch ge-
eget worden . Endlich ſihet er / daß der mangel an jm
iſt / weil er nicht auffſicht gehabt hatte . Hierzu were
er nimmer kommen / wo jhn nicht das buͤndlein am
Halß hierzu bracht hette / in dem er dafuͤr hielte / wen
e r s vmbher truͤge / ſo wurden ſeine guͤter zunehmen /
vnd er wuͤrde hirdurch ſo reich werden als ſein Bru-
der : Nach weniger zeit kompt er zu ſeinem Bruder /
ſpri cht / er ſey mit ſeinem Rath zufrieden / der Bru-
der
der antwortet / wol / ich will dir zeigen / was ich dir
herumb zu tragen gegeben habe . Es trug nichts zũ
reichtumb an ſich ſelbſt / ſondern hab dirs nur dar-
umb geben / daß du da mit deine Haußſachen deſto
beſſer beſichtigen moͤchteſt : Denn bißher haſtu alles
deinem Weib / Knecht vnd Maͤgten vertrawet /
muͤſſig gangen / in wolluſten gelebet / vnnd nicht be-
trachtet dieſe wort :
Der Herꝛ muß ſelber ſein der Knecht /
Will ers im Hauſſe finden recht .
Die Fraw muß ſelber ſein die Magd /
Will ſie im Hauſſe ſchaffen rath .
Geſinde nimmermehr bedenckt /
Was nutz oder ſchad im Hauſſe bringt .
Es iſt jhn nichts gelegen dran .
Weil ſie es nicht zu eigen han .
Des Herꝛn Augen fuͤttern das Pferd / vnnd des
Herꝛen fußſtapffen duͤngen am beſten die Acker .
Derwegen ſolt er fuͤr gewiß halten / ſo er ſeinen ſa-
chen fuͤr ſtehen wolte / daß kein Kunſt ſey / die mehr
zur Haußhaltung befuͤrderung thue / nech ſt Gottes
Segen / alß ſorg / fleiß vnd vorſichtigkeit . Darumb
ſolt er hinfuͤro mit gantzem ernſt / fleis vnnd ver-
nunfft ſein Hauß regiren / vnd nicht loſen Knechten /
ſchwaͤtzhafftigen Maͤgden / das regiment vbergebẽ .
Alſo wurde er von ſeinen guͤtern reichlichen nutzen /
vnd ein ehrlich nahrung vberkommen . Diß Hiſto-
rien fuͤhrt der Ehrwuͤrdig vnd hochgelert D. Geor-
gius Edelmannus ein in ſeiner vierdten Predigt
vber das ander Capitul Ruth .
CCVIII . Von eines reichen Bawers
faulem vnd ſchlaͤfferigem Knecht .
E Jn reicher Bawer hette einen Knecht / der war
ſehr fraͤſſig / vnd flohe die arbeit / ſonderlich aber
war
war er ſehr ſchlaͤfferig / vnnd meſtet ſich gleichſamb
durch ſchlaffen . Dieſen hieß ſein Herꝛ auff ein zeit
auff ſtehen vnd dem Fenſter hinauß zuſehen / ob der
Him̃el Hell oder voll nebels ob er regennacht oder
windicht ſeye : Er aber ſtund gar nicht auff / ſondern
bleib im Beth ligen / locket dem Hund auff dem Hoff
vnd fuͤhlet ob er naß oder feucht were . Da er nun
fuͤhlete / daß er trucken war / rieff er laut / Herꝛ / der
Himmel iſt hell. Darumb doͤrfft jhr euch fuͤr keinem
Regen forchten . Der Bawer hieß jhn ferner ſehen /
ob auch noch Fewr im Offen were / das er koͤnnt ein
Liecht anzuͤnden / da bleib er abermals ligen / locket
der Katz / vnd fuͤhlete / ob auch die noch warm were :
Da ers nun alſo befande / ſchrey er laut / Ja Herꝛ / es
iſt noch Fewers gnud da . Ferner hieß jhn der Herꝛ
die Schalten an Fenſtern herunder laſſen / daſſelb
hat er auch balt verricht / dann er hat ſie des Abents
nit hierauff gezogen : Solt man ſolch Faule Schel-
men nit mit den Haren zum Beth hinauß werffen /
vnd mit Fuͤſſen tretten / oder den Rucken mit einem
Eichen Butterweck dermaſſen zerſchmieren / daß er
jhnen ſo weich wuͤrde als der Bauch / ſo moͤcht man
den Schlaff vertrieben / ſie munter vnd wacker ma-
chen . D. Michael Saxo in Tobiam Homel . 3. cap. 8.
pag. 51 7.
CCIX . Von einem andern Herꝛn vnd
ſeinem Knecht .
E S war ein fehr reicher Man / der hielt ſich
auß kargheit alſo gegen ſein Geſindt /
daß nit balt eines vber ein Monat oder
zween bey jm bliebe / vnd diß thet er nur dar-
umb / damit er jnen kein lohn dorffte gebẽ . Nun komt
ein mals ein ebenthewriſcher Knecht an daſſelbig
orth/
orth / der fragt nach einem Herꝛen / man ſagt jhm / da
vnd da ſey wol einer / der bedurffte jtzt einen Knecht /
aber er halte ſich dermaſſen vnfreundlich gegen ſein
Geſind / daß nicht leichtlich einer eines Monats
elter bey jhm werde . Der Knecht wagt es nichts
deſto weniger / gehet zu jhm / vnnd ſpricht jhn vmb
dinſt an . Der Herꝛ ſagts jhm zu / ſo fern er ſich wol
halten wolte . Der Knecht bejahets / damit aber /
ſpricht er / beydt jhr vnd ich wiſſen moͤge / was mein
geſchefft ſeyn ſoll / ſo will ich ein verzeichuns machẽ
alles deſſen / ſo mir wird obligen : Dabey ich dann
ferner nit ſoll getrieben werden . Der Herꝛ iſt deſſen
wol zu frieden / vnd erzehlet jhm eins nach dem an-
dern . Nach dem er ſich nun ein zeitlang wol gehal-
ten / begibt ſichs / daß der Herꝛ auff den Marckt ge-
het einzukauffen / weil es aber eben damals geregnet
hatte / hatten die Leuth / hie vnd da den Dreck auff
der Gaſſen auff hauffen zuſammen gezogen / damit
es beſſer zuwandern were / in derſelben Hauffen ein
felt der gut Alt Herꝛ auß vnvorſichtigkeit hinder-
rucks alſo / daß er nit von ſich ſelbſt kann auff ſtehen /
bitt deßwegen den Knecht / daß er jhm die Handt
langen vnd auffziehen woͤlle . Der Knecht antwor-
tet : Herꝛ / ich weiß mich nicht zuerinnern / daß diß in
meinem verzeichnus ſtehet / daß / wo jhr in Dreck
fallet / ich euch auffhelffen ſoll / doch / damit ich weder
zu viel noch zu wenig thue / ſo will ich heim gehen
vnd ſehen / ob eben diß dem verzeichnus einverleibt
ſey / ſo will ich dann kommen / vnnd euch außhelffen .
Gehet alſo fort / als ob er heim zu gehe
vnd macht ſich davon .
Von
CCX. Von einem Kauffman vnd hal-
ſtarrigen Juden .
E Jn reicher Kauffmann ſo in H. Schrifft
zimblich beleſen / kame mit einem Juden in
Diſputation / trieb fleiſſig dahin / daß er
ſich von dem Judenthumb zur Chriſtlichen
Religion begeben ſolte : Sonderlich aber vnder-
ſtund er zu beweiſen in ſeiner Diſputaͤtion / daß ein
einiger GOtt ſey vnd drey Perſonen . Ob nun gleich
der Kauffman ſolches zum theil auß dem alten / zum
theil auß dem newen Teſtament erwieſe / ſo bleib
der Jud doch auff ſeinem halſtarꝛigen Kopff / alſo
greifft ers auff einander weiß an / nimpt in ein
Schuͤſſel Waſſer / Schnee vnd Eiß / mengt die vn-
dereinander / vnd fragt den Juden / ob er ein jedes
vnderſchiedlich erkennen koͤnnte ? der Jud ſagt nit
nein da zu / konts auch nicht kennen . Von ſtund an
ſetzet der Kauffmann die Schuͤſſel auff den Offen /
leſt es ſchmeltzen / daß auß dem Eiß / Schnee vnnd
Waſſer eins war / fragt den Juden abermals / ob
ers noch kenne . Der Jud bejahts . Da nahm der
Kauffmann die Schluͤſſel / zerblewet jhm den Kopff
wol damit- vnd ſprach : Siheſtu Schelmshalß / daß
das geheimnuß der H. Treyfaltigkeit etlicher maſ-
ſen in der Creaturen moͤge adumbriret werden . Al-
ſo ſind nun warhafftig in einem einigen Goͤttlichen
weſen drey vnderſchiedliche Perſonen. D. D.
Eſaias Heidenrichus Theologus
Uratislav. Hom. x. in loſuæ
lib. pag. 124 .
Von
CCXI . Ein Prediger ſegnet die
wucherer .
J N einer Statt in Jtalien war ein Moͤnch
Prediger Ordens / derſelbige faſt wider
die Juden auff der Cantzel ſchrey /
vnnd in ſonderheit wider jhr Gebet ſo ſie
taͤglich / der Chriſtlichen Obrigkeit / vnnd gemei-
ner Chriſtenheit zu wider betten / vnd ſprechen muͤſ-
ſen ſampt Andern / verfluchungen / ſo ſie in anſchaw-
ungen der Chriſten ſprechen / vnnd damit ein jeder
Chriſt ſelbs leſen vnd vernem̃en mag / will ich ſie alle
zu endt dieſer Hiſtorien ſetzẽ / wiewoll ich mir fuͤrge-
nom̃en hab / ein eigenes Tractetlein / wider ſolchẽ jrẽ
boͤſen gebrauch / zu ſchreiben / ſo mir anders GOtt
das leben verleihet / nun dieſer Predicant brachte
die ſachen dahin / daß die Juden im gantzen Jta-
lien / ſolche ſchmaͤhliche Gebet / auß jhren Beth-
buͤchleins außthun muͤſſen / denn wo man von ei-
nem gewar warde / daß er des orths vngehorſam
was / ward er ahn ſeinem Leib geſtrafft / dieſe vr-
ſach bracht die Juden alle gar in einen ſolchen haß /
gegen dieſem / gedachtem Prediger Moͤnch alſo /
daß ſie alles boͤſes auff jhn erdachten / darmit
ſie jhn moͤchten vmbs leben bringen / aber alles
vmb ſonſt was . Nun was ein Jude an demſelbigen
orth / mit namen Nata / der hat ein Lantßman in dẽ
Cloſter / der was ein Becken Knecht geweſen / vnd
hatte faulheit halben den Orden angelegt / was
ein Laybruder worden / vnd buch dem Conuendt
alles Brodt / ſo ſie bedoͤrffen / dieſer Bruder
was auß Teutſchland geboren / wie den auch Nata
Jud / darumb er dan viel bey dẽ Juden wohnet / vmb
des wllien / daß der Jude zu zeiten in Teutſch-
land reiſet / jhm ď Bruder hin vnd wider Botſchafft
O auß-
außrichtet / diß hatten etliche Juden war genom-
men / gedachten durch jhn den gemelten Bruder /
mittel vnd weg anzurichten / ſich an vielgemeltem
Moͤnch zu rechnen / fůgeten ſich zu dem Teutſchen
Juden / botten jhm ein ſumma Ducaten zu ſchen-
cken / wo er ſeinen Lantzman den Bruder / dahin
bringen moͤchte / daß er den Moͤnch ein Venediſch
Suͤplein Kochen vnd zu eſſen geben wolt . Vnd dem
Bruder ſolten auch nit minder Ducatẽ geſchenckt
werden / in ſumma der Jud bewilliget jhre anmuͤh-
tung auffs ſleiſſigſt auß zurichten . Er fuͤget ſich zu
dem Bruder / vnd mit langen vmbſtenden / zeiget er
jhm zu letzt ſein meinung an / der Bruder / ſo auch
mit dem Teuffel zur Schul gangen / ſagt zu dem
Juden : Ach mein lieber Nata / wo aber die ſach auß
kommen ſolt / Wie wirdt es mir armen Bruder ge-
hen . Darauff ſagt der Jud : Bruder / daß ich dich an
dem orth nicht vermelten werd / ſonſt muß ich / als
der ſo dich darzu verurſacht / in viel groͤſſer gefahr
ſtehen den du ſelbſt . Darumb mag die ſach nimmer-
mehr geoffenbaret werden / es ſey den durch dich o-
der durch mich / darauff antwort der Bruder Nata /
ich wuſte einen andern weg wenn dich das Gelt
hieran nicht verhinderet / wir haben einen Koch
im Conuend / ein gar Geltgirigen Menſchen /
derſelbig muß zum offtermahl dem Predicanten
ſonderlich Kochen / denn ſein gebrauch iſt vor der
Predigt nicht zu eſſen / dieſer Koch kundt die ſach
zum beſten zu end bringen / dieſer anſchlag gefiel
dem Juden faſt wol / beſchloß alſo mit dem Bru-
der / er ſolt die ſach auff die Bahn bringen / er
ſolt an keinem Gelt mangeln / ſchieden darmit
von einander / der Bruder was wol zu muht /
denn er gedacht die Juden vmb das Gelt zu brin-
gen / vnd muſt dennoch den Predicanten kein leide
widerfahren . Er kam zu dem Koch / vnd ſagt zu
jhm
jhm : Compan / wen du es zu danck wilt annehmen /
wolt ich dir ein gute zerung zu wegen bringen / ſo
du mit ehren / vnnd frombkeit wol nemmen magſt /
ſagt jhm damit die meinung / die beyde w ar e n zu
Rath / fuͤgeten ſich zu dem Predicanten / vnd batt e n
jhr in der ſach geholffen zu ſein / darmit ſie den Ju-
den vmb das Gelt bringen moͤchten . Diß ſagt er
jhnen zu / er hette auch gar fleiſſiges nach dencken
auff die ſach / nun hett der Predicaut auff nechſt-
kůnfftigẽ Sontag / ein ſonderlich zuſag gethan / Von
der Judenſchalckheit zu offenbaren / diß waren die
ſchaͤndlichen Juden ſchon en worden / darum̃ ſie dẽ
Bruder ernſtlich anjagẽ / mit ď ſach auffs ſchnelleſt
furtzufahren / damit ď Predicant an ſeinem furnemẽ
verhindert wurde / dz alles ſagt der Bruder dẽ Pre-
dicanten / dem gefiele die ſach gar wol / vnd ſaget zu
dem Bruder er ſolte eilend zu dem Juden gehen / vñ
jm zu bereidt Gifft geben heiſſen / ſaget er wiſte ſonſt
keines / ſondern groſſen argwon / zu wegen zu bringẽ
dz geſchach alſo nach ſeinẽ befehl / ď Bruder nam dz
Gifft ſo in einem gefeßlein eingemacht was / bracht
dz dẽ Prediger vñ ſaget : Domine Lector nemet hin
dz Gifft / vñ eſſet dz / dardurch mag ich viel Gelt vber
kom̃en / aber wo euch zu wiď iſt / moͤget jr ſein muͤſſig
gehen / ich hab euch geben zu eſſen / wie ich den Juden
zugeſagt / jr moͤget thun / wz jr wolt . Der Predicant
nam dz Glaß mit dem Gifft / verwaret dz gar wol /
damit er dz zu ſeiner zeit brauchen moͤcht / auff den
kuͤnfftigen Sontag nam er ſich eines groſſen weh-
tagens an / legt ſich zu Beth / gehub ſich faſt vbel-
nam auch etliche Artzney wider Gifft ein / a ls
wenn er das geſſen / als nun die ſtund kam /
das er Predigen ſolt / verſamlet ſich ein groſ ſe
menge in der Kirchen bald kam das geſchrey / d urch
ein andern Moͤnch ſo auff der Cantzeln ſtund / de r
Leßmeiſter / hab ein ſchweren zufall vberkommen /
O ij vnd
vnd wer zu ſorgen / jm wer mit Gifft vergeben wor-
den / des ſich menniglich vbel gehub / dieſe maͤhr kam
auch geſchwind fuͤr die Juden / wen ſie jre kũdſchafft
allweg in der Predigt hatten / ſie waren zu muͤht /
ſagten vnverholen / diß wer ein ſondere ſtraff von
Gott / dieweil ſich der Moͤnch / mit ſo ſtarckem Pre-
digen wiď die Hebreer gelehnet / nun hat er woll ge-
wiſt / daß Gott von alter her / die / ſo ſich Wider die
Juden erhebt hatten / hart geſtrafft / darumb ſolt er
ſein muͤſſig gangẽ ſey / vñ die Hebreer nit ſo gar ver-
folgt haben / deren worten ſchlugen die Juden gar
viel auß / vnd waren in groſſen freuden / vmb daß jhr
widerſacher dem Todt ſo nahe ſein ſolte .
Als aber nun der Leßmeiſter gedachte / dz es zeit
ſein wuͤrde / hat er den beyden Bruͤdern / Piſtori / vnd
Koch befohlen / ſie ſolten ſich aller geſtalt růſten / als
wann ſie aller ding wegfertig weren / vnnd dar-
von lauffen wolten / den der argwon wer gantz vnd
gar auff ſie gefallen / ſolten eilendts zu den Juden
gehen / vnnd jhnen ſolche meinung anzeigen / damit
auch jhre verſprochene oder zugeſagte belohnung
fordern . Das geſchach alſo / ſie kamen gantz angſt-
hafft zu den Juden / zeigten jhn ſolche meinung an /
ſie muſten ſich trollen / den dz gemummel wolt auff
ſie fallen / were zu beſorgen / wenn ſie lenger blieben /
moͤchten ſie ins gefengnus kommen / als den wur-
de man die warheit von jn erfahren woͤllen / wo den
diß ſolt an tag kommen / moͤchten ſie die Juden /
ſolcher gefahr auch nicht entgehen / derohalben be-
gertẽ ſie jren verſprochen Lohn . Die Judẽ / ſo nichts
anders glaubten / den jm were alſo wie die zween an-
zeigten / waren faſt wol zu muht / vnd damit ſie nur
bald jhres Pfads kaͤmen /
Sie gaben jn mehr / den jn verſprochen wz / dz na-
men ſie mit freuden / vñ zogen den nechſten weg in
das Prediger Cloſter / zeigtẽ diß Gelt dẽ Leßmeiſter /
oder
oder Predicanten / der nun des Handels halben ni t
wenig frend nam / bracht bey eim gantzen Conuendt
zu wegen / daß beyden Bruͤdern das Gelt bleib / ſonſt
het es der Lector bekom̃en / die zween Bruͤder nam er
zu jm ging mit jnẽ zu marck ſpaciren / vnd ſonderlich
da am aller meiſten Juden warẽ / die ſolches anblicks
gar ſehr erſchracken / vnd ſonderlich die / ſo den beydẽ
Bruͤdern das Gelt geben hattẽ / den ſie wol gedachtẽ
jr anſchlag vnd Practick wurde außbrechen / alſo
haben ſie balt das loch getroffen / vñ haben die Bruͤ-
der mit dem Gelt ein guten muht haben laſſen / die
weil ſie nichts an jhnen wuſten zugewinnen .
CCXII . Von einem Halſtarꝛigen
Weib .
E Jn ſolch fuͤrnemmen vnd vnabtruͤnnigkeit iſt in
Weibern / vnd alſo beſtehen ſie etwan auff jrem
verhaͤrten gemuͤht .
Sie willen / dz ſie ehe ſterben woͤllen / den von jrer
meinung vnd fuͤrſatz weichẽ . Darumb wz einsmals
ein Fraw jrem man gar widerwertig / vnd allweg
widerſtreit ſie ſeinen worten / mit ſchelten vñ kriegẽ
vnd bleib alſo ſtehen auff dem / daß ſie ange-
fangen hett / alſo / daß ſie der Ober ſein wolte . Da ſie
aber eines ein groſſen Krieg mit jhrem mann hett /
ſchalt ſie den man ein lauſſer / vnd er gieng voll leuß .
Derſelbig man / auff das die Fraw daß wort wider-
ruffte / vnderſtunde das mit ſtreichen zuwegen zu
bringen . Er ſchlug ſie mit faͤuſten / vnd trat ſie mit
Fuͤſſen / ſo ſie mehr geſchlagen ward / da ſchalt ſie jn
jhe mehr ein Lauſſer . Zu leſt als der man zuſchla-
gens mud was / auff daß er nun in beharꝛẽ vberwũ-
de / ließ er ſie an einem Seyl in ein Brunnen / vnnd
ſprach : Er wolt ſie ertrencken / ſie ließ dan von
den worten . Aber die Frawe beharꝛet noch feſter
O iij auff
auff jhrer meinung / da ſie jetzt im Waſſer biß an dz
Knie ſtunde / dz wort ſtaͤtigs ſprechende / da ließ ſie
der man gar in Brunnen / daß ſie nicht mehr reden
mocht / v erſuchet alſo / ob er ſie mit forcht vnnd noth
des Tods moͤcht von deren wort beharrung treibẽ .
Aber die Fraw da ſie nit mehr reden kunde vnd jtzt
vndereruckt war in dz Waſſer / da truckt ſie mit den
Haͤnden die finder zuſammen / die ſie vber den Kopff
außſtreckt / vnnd thet die beiden Daumennaͤgel zu-
ſammen / auff das ſie zũ minſten mit den gebaͤrden
moͤchte anzeigen / das ſie mit worten nit vermoͤcht .
Alſo hube ſie dem Man die lauß auff / den mit den
finger pflegen die Weiber die Leuß zu toͤdten .
CCXIII . Von einem dergleichen .
E S war ein anderer / dem ſein Fraw in einem
Bach er truncken was / vnd als er die ſucht /
gieng er das Waſſer auff / da ſich deß ein
ander verwundert / vermahnet jn er ſolte
ſie abhin / nach des Waſſers lauff ſuchen ſprach er :
Jn keinem weg wirdt ſie alſo funden / den ſie iſt
ſchwer / zu vberreden / vnd zu eygenſinnig geweſen /
an der andern ſitten widerwertig / das ſie nimmer
den wider / oder gegen dem Bach auch nach dem
Tod gehen mag .
CCXIV . Von einem ſo nach S. Vei-
ten walfahren zoge .
E S iſt menniglich wol bewuſt / daß am Ko-
cherſperg / nicht weit von Straßbura gelegẽ
gar viel guter / from̃er / einfaͤltiger Bawers
leut wohnen von deren einem ich euch hie
ſchreiben will / derſelb gute man kam in ſehr groſſe
kranckheit / durch welche er lange zeit hart vnd vbel
gekraͤncket ward : Jn ſolchen ſeinen noͤten / kam zu-
gedan-
gedancken / wen er ein walfahrt zu S. Veiden / ſo da
ſelbs am gebirg gelegen / verhieß mit einem Silbern
Opffer / verhoffet er gaͤntzlich ſeine ſach wuͤrd beſſer
werden . Alſo gelobet vnd verſprach er die fahrt / ſo
balt er von ſolcher kranckheit auffkaͤme / wolt er die
fahrt vollbringẽ / als er aber in kurtzer zeit darnach
wider geſundt worden / iſt jm tag vnd nacht die ge-
lubt ſo er gethan hat / vor Augen geweſſen / vnnd im
ſin gelegen / vnd als er jm entlichen fuͤrſatzt / die fahrt
vnd Opffer zu leiſten / het jn die arbeit mit hauffen
vberfallen / als balt er ſeine Aecker geſaͤet / muſt er in
den Reben anfahen zu wercken / vnd was der arbeit
ſo viel / daß der gute man kaum der weil name / daß
er aß vnd tranck / zu letſten kam jm zu ſin damit er
S. Veiten nicht mit ſeinem langen auffhalten vn-
willig machte / wolte er ein in guten frommen man
von ſeinet wegen die fahrt ver di ngen außzurichten /
al ſo fande er einen nach ſeinem gefallen / denſelben
fertiget er ab mit Opffer / wachß / vñ einen guten fei-
ſten Hanen / diß alles befahl er jm S. Veiden zu brin
gen / bald macht ſich der gut Geſell auff die fahrt /
gieng in groſſer andacht / dem gebirg zu / wer jm bek ã
den fragt er : wo auß er den nechſten zu S. Veiden
kaͤme / er ward von jederman traͤwlich gewieſſen / nũ
ligt ein groß Cloſter vnden an dẽ Berg / fuͤr dz muſt
er hin gehẽ / dz Cloſter nennet man zu allenheiligen /
darin wonen etliche Moͤnche / er ward den Berg hin
auff gewieſen / zu S. Veiden / zog alſo mit groſſer
muͤhe vnd angſt hinauff / zu letzt gedachte er in jhm
ſelbſt / nun bin ich warlich nicht weiß genug / daß ich
mit ſolcher muͤhe den hohen Berg herauff ſteige /
nun ſaget Mann doch / das Cloſter heiß zu al-
lenheiligen / ſind nun alle Heiligen in dem Clo-
ſter / ſo muß Sanct Veyt auch gewißlich bey
jhnen ſein / vnnd wuͤrde jhn jetzt nicht ein-
heimiſch finden / mit dieſen gedancken wendet
O iiij er ſich
er ſich vmb vnd den Berg hinab / als wen man jn ge-
jagt het / kã alſo an des Cloſters pforten / vñ leutet
an ď Glocken gar ernſtlich . Der Pfoͤrtner kã eilents
gelauffen / ſchloß die Pforten auff / fraget den guten
geſellen / wz ſein begeren vnd geſchaͤfft weren / lieber
ſagt de waller / ſeyn nit alle heiligen darinnen : Der
Pfoͤrtner ſagt eyleut / Ja / denn er hett den feyſten
Hanen bey jhm erſehen / vnd meinte er wolt jn allen
Heiligen ſchencken . Er ſprach zu dem Pfoͤrtner
lieber geht hin heiſt mir nur S. Veiden heraus kom-
men / den ich hab Gelt / vnd dieſen Hanen / ſo jm zuge-
hoͤren . Lieber guter Geſell / ſagt der Pfoͤrtner / wiltu
S. Veiden / ſo muſt du dich noch mehr dẽ Berg hin-
auff ſtrecken / den du findeſt jhn nicht hie innen / wie
wer den das ein ding / ſagt der waller / ſolten alle hei-
ligen bey einander darinnen ſein / Vnd wolten eben
S. Veyden auß geſundert haben / wie were dz ein
ding : Der Pfoͤrtner meint der waller treib ſein ſpey
wort / erzuͤrnet ſich vber jn vñ ſaget : Du hoͤreſt mich
wol als ich ſage / S. Veyde hat in vnſerm Cloſter
nichts zu thun / wir haben alle H. Patronen / darauff
ſaget ď waller / ſo behalt dir deine alle Heiligẽ / ſo will
ich S. Veyden auch behalten / darmit zoge er wider
ſeine ſtraſſen heimwerts zu / als er aber nũ zu ſeinen
Bawren kã / empfing er jn freuntlich / vñ fragt / ob er
die fahrt außgericht hett / ď waller ſagt ja / wo haſtu
dann den gemelten Brieff zũ warzeichen / ď waller
beſan ſich kurtz / vñ ſagt : Jch kã auff den Berg in S.
Veiden Kirch / da wz S . Veit nit einheimiſch / ſonďn
was vndẽ im Cloſter bey allen H. alſo ginge ich her-
ab in dz Cloſter / hieß mir S. Veiden herfuͤr kom̃en /
alſo richt ich mein ſach aus / gab jm dz Opffer dz nã
er / den Hanen aber hat er mir geben / vñ geſchaͤnckt /
laͤſt dir dabey viel guts ſagen / er aber hat kein brieff /
ſo er mir het geben koͤñen / den ſie waren alle obẽ auff
dem Berg / alſo glaubet jm der gute einfaͤltige Bau-
er/
er / gab jhm ſeinen lohn / vnnd ließ jhn lauffen / der
gut Waller was wol Content / dann er hatte drey
Schantzen mit einer Karten gewonnen .
CCXV . Von gemeitem ſto l tz der Paͤb-
ſtiſchen Prclaten .
E Jn Biſchoff reit mit viertzig Pferden vber
Felt / der ſahe einen Bawern zu Acker ge-
hen / der ließ den Pflug ſtehen / vnnd lehnet
ſich an ſeinen Stecken / vnd ſahe den Reu-
tern zu / der Biſchoff reith zu jhm / vnd ſprach / lieber
ſag mir die Warheit / was haſt du gedacht / da du
mich mit meinem Zeug ſaheſt reythen : Der Bawer
ſprach : Herr ich hab gedacht / ob Sanct Kilian zu
Wuͤrtzburg auch alſo ſey gerittẽ mit viertzig Pfer-
den / der Biſchoff antwort : Jch bin nicht allein ein
Biſchoff / ſonder auch ein weltlicher Fuͤrſt / jetzt ſi-
heſtu einen weltlichen Fuͤrſten / wiltu ein Biſchoff
ſehen / ſo komm auff vnſer Frawentag / gen Wuͤrtz-
burg / ſo ſiheſtu ein Biſchoff / da fieng der Bawer
an zu lachen / der Biſchoff fragt jhn / was er lachet :
Der Bawer ſprach : Wañ der Teuffel den Lands-
fuͤrſten holet / wz thet der Biſchoff darzu / da wiſcht
der Biſchoff das Maul / reit von jhm / vnnd hette
ſein gnug .
CCXVI . Von einem Nuncio Apoſtoli-
co / vnd einem Frantzoͤſiſchen Edelmann /
welcher ſich vor einen Bettelmann auß-
gabe / vnnd jhm rechtſchaffen zwagt
vnd den Bart ſchor .
N Jcht lang iſts / daß ein Nuncius Apo-
ſtolicus gen Pariß zu Henrico / Koͤnig in
Franckreich vnnd Nauarren kam / vnnd
O v mit
mit jhm taͤglich Geſpraͤch hielte . Diß nimpt ein
vornemmer vom Adel wahr / ſo vnſer Coufeſſion
zugethan war / ließ jhm alsbald einen Bettelers
Mantel machen / zog jhn an / deßgleichen thut er
einen grawen Bart fuͤr / gieng vnder das Volck /
vnnd rieff mit erbaͤrmlicher Stimm . Ach mein
Herr / Apoſtoliſcher Legat / ich bitt euch vmb Got-
tes vnnd aller Heiligen Willen / daß jhr mir ar-
men / duͤrfftigen / Krancken alten Mann zwo Kro-
nen ſtewret / damit ich mir Kleider machen / der
Geſundheit pflegen / vnnd endlich den Hunger ſtil-
le n koͤnne . Der Nuncius Apoſtolicus thet nicht /
als ob ers hoͤrte / gab jhm nicht ein Dreyer . Der
Edelmann aber helt ferrner an mit lauter ſtimm /
vnnd ſprach : Ach mein Herr / wann ich jrgendt zu
viel geheiſchen habe / ſo gebt mir doch nur ein Kron /
daß ich nicht durch hunger oder ſchwachheit ver-
derbe . Da er jhm abermals nichts gabe / batt er
jhn / daß er jhm nur wolt zween Dickpfenning ge-
ben . Endlich bitt er vmb einen Stuͤber . Als er
noch nichts erhalten kondte / rufft er letztlich / Herr /
da jhr mir ja kein Gelt geben wolte / ſo laßt euch
doch erbitten / vnnd gebt mir etwas von ewerm A-
poſtoliſchen Weihewaſſer . Der Edelmann hat diß
kaum geredt / der Nuncius Apoſtolicus / ſo zunor
nie hoͤren woͤllen / hoͤrt jetzt nicht allein / ſondern ſte-
het ſtill / vnd geuſſet das Apoſtoliſche Weihewaſ-
ſer reichlich vber jhn her / creutzet vnnd treibt ſonſt
fantaſeyiſche Hendel / brummet auch etliche Wort
dabey . Da das verricht ward / rieff der verſrelte
Bettler / Herr / ſoll ich ewer Weihe hoch halten / da
jr ſie doch ſo gering haltet ? Dañ / da ich euch vmb ei-
nen Stuͤfer bate / hielt jhr jhn hoͤher als dieſe ewere
Weihe . Darauß iſt zuſehẽ / daß jr nit viel von ewer
Weihe ſelbſt haltet . Vber dieſe deß angemaſten
Bettlers redt lachten viel / er aber ſchemt ſich / vnd
ſagt/
ſagt / Gott ſtraff mich / wo du Lecker nicht der Lu-
theriſchen Ketzerey verwandt biſt / Vnnd alſo der
aͤrgſten Hugenotten einer / daher du dann dein ge-
ſpoͤtt mit vns getrieben haſt . Vnd dem war anders
nit . Auß zorn fuͤgt er ſich ſo bald zum Koͤnig / vnnd
beklagt ſich hoch vber dieſe ſchmach . Der Koͤnig
ſagt jhm zu / er wolte fleiſſig dieſen ſachen nachfor-
ſchen / vnd den Spoͤtter hart ſtraffen .
CCXVII . Von Henrich von Lutern
Hauptmann der Feſtung Ziegenhein /
vnd den armen Leuten im Hochſpi-
tal Hegen .
D Er Durchleuchtige Hochgeborn Fuͤrſt
vnnd Herr / Landgraff Philipps zu Heſ-
ſen / ꝛc. nach dem J. F. G. die Papiſtiſche
Religion abſchafften / dagegen aber die
reine Euangeliſche in jren landen einfuͤhreten / vnd
die Moͤnch hin vnd wider auß den Kloͤſter jagten /
hat er derſelben cynkom̃en vñ renthen zu Gottſeligẽ
dingen angewendet . Dieſes lieſſen etliche Apt vnd
Moͤnch / ſonderlich aber die / ſo ſich zu der reinẽ Re-
ligion begebẽ / oder denẽ man zimlich vnderhaltung
verſchafft / alſo paſſiren / ohn allein der Apt zu Hegẽ /
Meinolphus / der nam dz ſehr vor vbel auff : deßwe-
gẽ zeucht er mit etlichẽ ſeinẽ Bruͤdern naher Rom /
verklagt hochgemeltẽ Landgraff Philippſen vbel / vñ
bit den Bapſt / daß er jhn ſolt wider eynſetzen . Der
Bapſt ſchreibt in Krafft vnnd Macht / ſo er vber
die Roͤmiſche Keyſer zu haben vermeynet / an Ca-
rolum den Fuͤnfften / daß derſelbe den Apt vnd ſei-
ne Bruͤder wider eynſetzen / vund den Landgraffen
hart ſtraffen ſolte / vnd er deß / dz Meinolphus ſein
ſach hoch bey dem Papſt vnnd Keyſer treibet / leſſet
Henrich von Luthern mit verwilligung deß Herꝛen
Landgraffen durch gantz Heſſenland allerhand
ar me vnnd jemmerliche Menſchen auff Karren
vnd Wagen ins Kloſter fuͤhren / daß ſie daſelbſten
jhr lebenlang vnderhaltung haben ſolten . Juͤngſt-
hin kompt Meinolphus mit etlichen Keyſerlichen
Raͤthen an / welche jhn wider eynſetzen ſolten . Da
ſolches Heinrich von Luthern angezeigt wirdt / leſt
er ſo bald die arme Leut auß dem Kloſter zu ſam-
men bringen ( dann es waren darinn alte / abgeleb-
te / blinde / taube / ſtumme / lahme / krumme / hocke-
richte / waſſerſuͤchtige / gebꝛochene / die ſo der Schlag
geruͤhret / ſo mit dem Podagra beladen / Außſaͤtzi-
ge . Jtem / ſo mit der Fallend Sucht / item mit der
Schlaffſucht beladen / ſo vom Teuffel beſeſſen / vnd
der Sinn beraubet waren / vnnd was dergleichen
ſchwachheit mehr ſeyn moͤchten / vnnd fuͤhret ſolche
fuͤr die Keyſeriſche Geſanden / vnd red ſie / in gegen-
wertigkeit deß Apts vnnd der Moͤnnich / ſo wider
eyngeſetzet zu werden begert hatten / alſo an : Diß
Kloſter iſt bißher ein Wohnung geweſen fauler
Leut / die nur auff freſſen vnnd ſauffen gedacht ha-
ben / ſolche hat mein Gnaͤdiger Fuͤrſt vnd Herr heiſ-
ſen hie von dannen gehen / weil ſie ein ſchendlich Le-
ben gefuͤhret / vnd die Euangeliſche Religion nicht
annemen woͤllen . Damit nun die Eynkommen die-
ſes Kloſters nicht vbel moͤchten angelegt werden /
ſo haben jhre F. Gn. ſolche armſelige gebrechliche
Leut hierinn vnderhalten woͤllen / die ſonſt entwe-
der hunger leiden / oder betteln gehen muͤſſen . Wie
ruͤhmlich diß auch Keyſ. May. ſeyn werde / koͤndt
jhr ſelbſt ſchlieſſen . Als die Keyſeriſchen ein ſolchen
hauffen armer Leut geſehen / haben ſie mitleiden
mit jhnen gehabt / vnnd geantwortet / die Renthen
dieſes Kloſters wuͤrden wol angewendet / hielten
auch fuͤr gewiß / Keyſ. May. wurden dieſes nicht
allein jr belieben / ſondern auch zum hoͤchſten gefal-
len laſſen . Meinolpho gefelt der Keyſeriſchen ant-
wort gar nicht / zeucht naher Meintz / vnnd begert
nie-
niemals wider eyngeſetzt zu werden . Jſt alſo ge-
melter Meinolphus Anno Chriſti 1574 . zu Meintz
geſtorben . Der zeit giengen in Teutſchland dieſe
Reymen vnder dem Volck :
Der Bapſt iſt Keyſeriſch worden .
Das hat gemacht Anguſtiner Orden /
Het Martin Luthtr nicht geſchrieben /
So wer der Bapſt Frantzoͤſiſch blieben .
CCXVIII . Von Fraw Margariten
Caroli deß Fuͤnfften Vatter
Schweſter .
F Raw Mari Keyſer Carolls deß Fuͤnff-
ten Vatter Schweſter hat im Teſtament
verſehen / jhr Leichnam ſolt ein Jar lang
todt in einem Nonnen oder Jungfrawen
Kloſter behalten / vnnd alle ſtund / wann man zur
Kirchen gehet / auch mitgetragen werden : Auch
ſolt man eſſen bey ſie ſtellen / dauon man ſchlechte
Nonnen pflegt zu ſpeiſen / damit ſie faſten / vnd alle
Kirchengebreuch mit jhnen halten moͤchte . Dann
ſie bildet jhr eyn / ſie wolt durch ſolche Gebraͤuch
auch nach jrem Todt etwas groſſes zu wegen brin-
gen . Jn Jtalien pflegt man noch heutiges tags den
verſtorbenen Kutten / ſo die Fxanciſcaner Moͤnch
tragen / anzuziehen . Alſo iſt Rodolphus Agricola
zu Heidelberg in einer Franciſcaner Kutten begra-
ben worden .
D. Pez. Poſt Phil. Mel. part. 4. pag. 1 11.
CCXIX . Von einem Prieſter / ſo
trunckner weiß ſich zu ſeiner
Magd leget .
Ein
E Jn Edelmann hat einen Prieſter / welcher
beyd gelehrt vnd beredt war / hat auch ſon-
derliche Gaaben zu predigen . Derſelb / als
er ſeinen erſten Sohn vber kam / vnnd mit
ſeinem Gevattern mahlzeit helt / trinckt er auff die
Gaͤſt dermaſſen zu / in willens ſie froͤlich zu ma-
chen / daß er am erſten truncken wirdt . Als nun ſein
Gevatter vnnd ander Gaͤſt heim kommen / gehet er
ſchlaffen / wirdt vnder den Betten jrr / vnnd kompt
zur Magd Beth / die Magd wirdt ſchwanger /
vnnd gebieret jhm nach etlichen Monaten ein jun-
ge Tochter . Der Edelmann butzt jhn wol auß / vnd
das nicht vnbillich : Er aber klagt / der Teuffel het
jhn verfuͤhrt / daß er in der Magd Beth kommen /
er hette anders nicht gemeynt / er ſchlieff bey ſeinem
Weib . Mit dieſer entſchuldigung vexierten ſich
nachmals die Bawern / ſagten / der Teuffel het den
Pfaffen von ſeiner Fraw bey die Magd gefuͤhret /
etc. Nach dem aber er hiebeuor ein ehrlich Leben
gefuͤhret hatte / vnd er ſich dieſes Jrrthumbs halber
hoch bekuͤmmerte / ließ jhn der Edelmann in ſeinem
Dienſt bleiben / doch / daß er ſich nur allein offent-
lich bey ſeinen Zuhoͤrern / ſondern auch bey ſeines
Gn . Fuͤrſten vnd Herꝛn Pfarherꝛn erſtes tags auff
dem Conuent entſchuldigen ſolte : Welches er dann
gethan .
D. Hieronymus .
Jch halt nicht darfuͤr / daß jemals ein truncken
Mann Keuſch ſey .
D. Origines de Lorho .
Die Trunckenheit hat betrogen / den Sodoma
nicht verfuͤhren koͤndte .
Terent in Eunucho A. 4 S. 1.
Das iſt ein wahres wort : Wo nit eſſen vñ trin-
cken iſt / da ſoll auch die Vnkeuſchheit nichts .
Prouer.
Prouer. lib 2 .
Durch Wein wirdt die geſtalt verderbt / deß-
gleichen das Alter / durch Wein wirdt offtmals
ein Weib bethoret / dz ſie ſich nit zu jrem Mañ helt .
D. Auguſt . de verbis Domini Tract . 48 .
So jhr wolt Weiber nemmen / ſo haltet auch zu
ewern Weibern . Wie jhr ſie wolt finden / alſo laßt
euch von jhnen wider finden . Wer lebet / der nicht
begert ein Keuſches Weib zubekommen / vnd ſo ei-
ner wil ein Jungfraw nemen / wer begeret nicht ein
vnberuͤhrete . Suchſtu nun ein vnberuͤhrte / ſo ſey du
auch vnberuͤhrt .
Idem .
Die Maͤnner werden vnwillig / wann ſie hoͤren /
daß ehebrecheriſche Maͤnner mit ehebrecheriſchen
Weibern gleiche ſtraff leiden ſollen : Da man ſol-
che doch billich hoͤher ſtraffen ſolt / weil ſie die Wei-
ber durch tugent vberwinden / vnd die Weiber mit
gutem Exempel vnderweiſen vnd regiren ſollen .
CCXX . Von einem Dorffprieſter
vnnd ſeinem Ehebrecheriſchem
Weib .
E Jn Dorffprieſter / nach dem er ſeines erſten
Weibs durch den zeitlichen Todt beraubt wor-
den / nimbt jhm fuͤr / ein ander zu nemen . Ob jhm nu
gleich ſein Freund / Verwanden vnd Kindern daſ-
ſelbig widerriethen / vnd vorgaben / im fall er ſich je
verheurathen wolte / daß er ein Wittwen / vnnd nit
ein junges Maͤgdlein / wit er vor hette / freyen ſolte .
Aber er ſahe gern ſeines Nachbarn Tochter / wel-
ches ein ſchoͤn Maͤgdlein war von ſechszehen Ja-
ren . Damit er aber deſto bequemer in dieſer Sach
verfahren moͤchte / bedaucht es jhn rathſam ſeyn /
den Nachbarn zu Hauß zu ſuchen / vnd zu forſchen /
wie das Maͤgdlein gegen jn moͤchte geſinnet ſemi .
Da
Da er nun den Wein zimlich verſucht hatte / red
er das Maͤgdlein folgender geſtalt an : Liebe Toch-
ter Ann / wie hoch ich dich liebe / kan ich nicht gnug-
ſam ſagen : Doch kanſtu daſſelb zum theil daher ab-
nemen / daß ich dich ſtetigs anſchawe . Derwegen
hab ich mir gaͤntzlich fuͤrgenommen / dich zu freyen /
ſo ferrn ich vernem / daß du dergleichen gegen mich
geſinnet ſeyſt / vnnd meiner zur Ehe begereſt . Du
wuͤſteſt aber / daß ich Kinder habe / einen Sohn
vnd ein Tochter . Den Sohn hab ich beſtattet / die
Tochter wil ich gleichfalß zum baͤldeſten verheu-
rathen / als gelegenheit fuͤrfellet / daß du alſo der
Kinder halben kein beſchwerung haben ſolleſt . Al-
ſo iſt nun nichts / daß dir moͤge im weg ſtehen mich
zu nemen / du woͤlteſt dañ meine grawe Haar ſcheu-
wen . Doch weiſſeſtu auch das / daß du bey mir ein
zimliche Nahrung vberkommen magſt / beſſer / als
da du einen Jungen Geſellen freyen wuͤrdeſt . Jch
wil geſchweigen der Ehr / die dir meynet wegen
wirdt erzeigt werden .
Das Maͤgdlein / welches auß dem taͤglichen zu-
ſprechen vnd vberſchickten Geſchencken abgenom-
men hatte / daß der Pfarherr ſie liebte / vnd nu mehr
hoͤrte / daß er ſie zur Ehe nemen wolte / antwortet
alſo : Herr Pfarherr / ewer Kinder halben hab ich
kein Beſchwerung / dann ich weiß wol / daß jhr ſie
meynt wegen nicht koͤnnet hinwerffen . So hoff ich /
ſie werden thun / was frommen Kindern zuſtehet /
wann ich jhnen Muͤtterliche lieb erzeige / wie ich
mir dann gaͤntzlich fuͤrgenommen habe . Was dann
ewer grawe Haar anlangen thut / ſchew ich auch
nichts dafuͤr / ſondern hab euch von Hertzen lieb /
vnd wil euch hinfuͤro ehren / wie meinen Vatter : Ja
ich wil mich gantz vnd gar nach ewerm willen rich-
ten / wil lieb vnnd leid mit euch außſtehen : Da nun
alſo ein Wort das ander brachte / wirdt endlich die
Ehe
Ehe beſtettiget / der Gottspfenning gegeben / der
Weinkaufft gegeben / vnnd folget bald darauff die
Hochzeit . Das Weib hat jhren Herrn ein zeitlang
lieb vnd werth / ſo lang nemblich Mañliche Kraͤff-
ten bey jhm reichen : Da aber dieſelbe begunten ab-
zunemen / etc. Leßt ſie auch ſehr in der Lieb nach /
ja endlich kompt ſolche an jhren Knecht Jeremiam /
welcher ſich hin vnd wider in Wirthshaͤuſern ruͤh-
met / es gehe jetzt jhm nach ſeinem Willen / dann
ſein Fraw hab jhn lieb vnd werth / vnd thue jhm diß
vnd jenes / was er begere : Welches endlich vor der
Frawen Stieffſohn Petrum kompt / der dann ge-
meltem Jeremiam in eines Wirthshauß antrifft /
vnnd alſo anredet : Jeremia / ich hoͤr / wie du dich
hin vnd wider ruͤhmeſt / wie du mit meiner Stieff-
mutter zu ſchaffen habeſt : Da nun ſolches Lobens
werth ſeyn ſoll / ſo kan ich das bey meinem Gewiſ-
ſen reden / daß ich nicht mit deiner Stieffmutter /
ſondern mit deiner leiblichen Mutter / ſo dich in
dieſe Welt geboren hat / zu thun habe . Zu dem / ſo
leßt dem Mutter nicht mich allein / ſondern viel
andere mehr zu ſich . Vñ zwar / diß hatte Petrus nit
erdacht / ſondern er redet die Warheit / wie dann
daſelbe faſt jederman bewuſt war . Mit dieſen
Worten machet Petrus / daß Jeremias / da er
gleich nicht gar ſich der Stieffmutter enthielte /
dannoch ſich beſſer verſahe / auch deßhalben ſich nit
viel ruͤhmete .
Phil. Mel. Poſt . Pez par . 1. pag. 55 2 .
Es iſt ein thoͤricht ding / wann ein Mann von
ſechtzig Jaren ein Weib nimbt / ſo iſt auch ſolches
der Natur zu wider / dann ſolche iſt ohn das im
Alter ſchwach . Etliche alte Maͤnner ſind ſo ver-
ſtockt / daß ſie ſich zum zweyten / oder wol zum drit-
ten mal wider verheurathen .
PTurpe
Turpe ſenex miles , turpe ſenilis amor .
Das iſt /
Es iſt ſchendlich / wann man im Alter wil ein
Kriegsmann werden .
Er iſt ſchendlich / wann man im Alter ein Bu-
ler wirdt .
Bey Atheneo liſet man alſo :
Bulen hat ſein zeit / Weiber nemen hat ſein zeit
von Lieb auffhoͤren / hat auch ſein zeit .
Idem .
Das letzte Vngluͤck iſt / wann einer in ſeinem
Alter bulet .
Capnion .
Verſpottete die alte Buler mit dieſer Schertz-
rede . Er ſagte / es muͤßte ein alter Buler ein Beu-
tel voll Golts an einer langen Schnur dem Fen-
ſter hinauß hencken / vnnd ſehen / ob ſein Buel her-
zu gehe zu ſehen / was in dem offenen Beutel ſey .
Iouianus Pontanus lib. 1. Baiarum
pag. 223 .
Non annos vetuli , ſenis ſed aurum
Colunt ſed illæ .
Das iſt /
Gelt ich hab dich lieb .
Jm gemeinen ſprichwort ſagt man :
Grawe Baͤrte vnd rothe Munde /
Sind ſelten gute freunde .
D. Matthæſius in ſeiner erſten Predigt vber
das 25. cap. Syrachs .
Der gute alte Mitio beym T erent . in Adelphis
Act v Sc 8 ſagt : Es iſt ein vngereumbtes vnnd naͤr-
riſches vornemen / wann ein betagter Mann / auch
ehrlicher weiß jhm ein alte Vettel zur Ehe geben
leſſet.
leſſet . Was wirdt er ſagen / wann er ſehen ſolte ſo
viel alter Lappen am Narrenſeyl ziehen . Aber al-
ter hilfft vor Thorheit nicht .
CCXXI . Von einem hundertjaͤri-
gen Braͤutigam .
M An find vnderweilen alte ſtarcke Leut /
welche ſich in jhrer Jugend Keuſch vnd
meſſig gehalten / deren man ſonderlich
viel in Brabant / Gothen vñ Schweden
haben mag . Ein Schiffmann / ſo glaubwuͤrdig / er-
zehlet zu Stocholm / er ſey auff eines Mañs Hoch-
zeit geweſen / deſſen Alter ſich auff hundert Jar er-
ſtreckt / hab dreyſſig Jar in der Ehe gelebet / vnnd
zimlich viel Kinder in dieſem Alter gezeuget : Dañ
es ſey ein Mann geweſen anzuſehen von fuͤnfftzig
Jahren . Jn Campanien iſts nicht new / daß ein
Mann von achtzig Jaren ein Weib nimbt / vnnd
Kinder zeuget . Daher iſt ein Mann ſeinem Alter
nicht vnfruchtbar im hohen Alter / er hab dann in
der Jugend ſich vnmeſſig gehalten . Leuin . Lemnius
de occultis naturæ miraculis . lib . 4. cap. 24 .
CCXXII . Von einem jungen Geſel-
len / welcher trunckner weiß beyde
Elternermordet .
Z V Paritz war ein reicher junger Geſell / der
bracht ſein Leben mit ſauffen / ſpielen / wol-
luͤſten / vnzucht vnd dergleichen zu . Nach der
hand gehet er nackent vnnd bloß / ſchemt ſich /
begibt ſich in die Waͤlde / vnnd hielt ſich / wie das
Wild / im Gebirg . Da er nun hunger vnnd armuth
leiden ſolte / gedacht er hin vnnd her : Der Teuf-
fel macht ſich zu jhm / vnnd ſagte / du verlohrnes
Kind / wie biſt du ſo allein / biſt bekuͤmmert /
P ij vnd
vnnd wohneſt vnder den Wilden Thieren ? erhencke
dich entweder / oder erſeuff dich / oder ſtuͤrtz dich von
einem Felſen hinab / was wiltn allweg vnder den
Wilden Thieren thun ? der jung Geſell wegert ſich
das zu thun . Der Teuffel ſagt : Jch wil dir Guts
gnung geben / wo du deine beyde Eltern vmbbrin-
geſt . Der jung Geſell wil daſſelb auch nicht thun .
Endlich ſpricht der Teuffel / ſo ſauff dich ſehr voll /
dz du von dir ſelbſt nichts wiſſen magſt / vñ daſſelb
in der Wochen nur ein mal / ſo ſoltu groß Gut be-
kommen . Er verwilliget das gern . Hierauff be-
kompt er Gelt / nimpt ſolches / friſt vnnd ſeufft tag
vnd nacht . Die Mutter ſtrafft jhn darumb / er aber
erſchleget ſie : Vnnd da jhn ſein Vatter vber der
Mordthat findet / erſchlegt er jhn auch in dem wuͤ-
ten . Darauß ſihet man was der leydige Sathan
durch Trunckenheit zuwegen bringen koͤnne : Dann
was der Sohn zuuor nuͤchtern nicht thun wolt /
das thut er nun trunckner weiß .
Luc Loſſ. in Epig. pag. 226.
Iſocrates ad Demonicum .
Wann deß Menſchen Sinn von Wein ver-
derbt iſt / ſo iſt es eben / als wann ein Wagen den
Fuhrmann verlohren .
Auguſtinus in Serm .
Die Trunckenheit iſt ein Liebredenter Teuffel /
ein liebliche Gifft / ein anmuͤhtige Suͤnde / der die-
ſelbe hat / der hat ſich ſelbſt nicht / wer ſie thut / das
nicht Suͤnde / ſondern er iſt ſelbſten gantz vnnd gar
Suͤnde .
Idem .
Ein trunckner Menſch verwerret die Natur /
verleußt Gunſt / verderbt ſeinen Leumuth / vnd felt
in ewiges Verdamnuß .
Ariſt.
Ariſt. lib. 3. Politic .
Trunckenheit macht die Leut vngeſtuͤmmig .
Plin. lib. 14. cap. 20 .
Trunckenheit veraͤndert deß Menſchen Sinn /
vnd bringet Vnſinnigkeit : Sie offenbaret heimli-
che Ding deß Hertzens .
CCXXIV . Von einem Pfaffen / wel-
cher im Criſtallen einen Schatz vnder
der Erden verrieth .
Z V Nuͤrnberg zeigt der Teuffel einem Pfaf-
fen Anno 1530 . im Criſtallen einen Schatz .
Der Pfaff gehet hinauß fuͤr die Stadt / vnd
graͤbet jhm nach / nimpt einen guten Freund
bey ſich . Da er nun ein zeitlang gegraben / kompt
ein Kaſt / vnd ligt ein ſchwartzer Hund dabey . Der
Pfaff gehet hinein / von ſtund an felt die Erden ein /
ſchlegt jhn zu todt / vnd fuͤllet das Loch wider zu .
Phil. Mel. lib. Phyſ pag. 12 9.
CCXXV . Von Themiſtocle vnd
den Andriis .
A Ls Themiſtocles Geldt von den Andriis
begerte / vnnd ſagte / wie er zween Goͤtter mit
ſich brechte . Gewalt vnd Rath : Da antwor-
teten die Andrii nicht vngereumbt hierauff :
Sie hetten zwo vnuͤberwindliche Goͤttin bey ſich /
das Armuth vnnd vnuermoͤglichheit / die lieſſen
jnen nicht zu / daß ſie ſeinem begeren moͤchten
ein benuͤgen thun .
P iijVon
CCXXVI . Von einem ehrgeitzigen
Doctor .
E Jn Doctor kam deß abends in ein Herber-
ge / darauff auch bald andere eben in der
Herberg eynkehren . Man ſatzte ſich zu
Tiſch : Niemandt aber im gantzen Hauß
kennet den Doctorem / er ſetzet ſich an das euſſerſte
ort einer Banck / ſahe trawrig vnnd ſtillſchweigend
auff die Erden / es wolt jhn weder trincken noch eſ-
ſen ſchmacken / ſo wehe thet es jhm / daß man jhm nit
ſein gebuͤhrlichen Titul vnd Ehr gabe . Da jhm der
Wein ein wenig in die Stirn kam / mußt ſein Na-
me herfuͤr : ſagt / er wolt wider heim ziehẽ / da erzeigt
man jhm ſein gebuͤrent Ehr : Als ſie vernemen / daß
er ein Doctor ſey / ſtehen ſie auff / ſetzen jhn oben an /
vnd bringet jhm ein jeder einen groſſen Becher mit
Wein . Frid . Dedekindus de morum ſimplicitate ,
lib. 3. pag. 83.
CCXXVII . Von einem / welcher wider
ſeiner Eltern Willen ein Weib
name .
E S hat einer drey Toͤchter / welche ſich zuͤch-
tig vnd ehrlich hielten / vnd an ehrliche vor-
neme junge Geſellen verheurahtet wurden .
Deßgleichen hat er vier Soͤhn / deren zwen
beſtatteten ſich an Adeliche Perſonen mit vorwiſ-
ſen der Eltern / der dritte aber verheurahtet ſich an
ein Geſchlechterin zu Erfurt . Der vierdte / welcher
ſich zum Ackergang begabe / erwehlet jm ein ſchlech-
tes Bawern Maͤgdlein / welches weder von Sit-
ten noch von Guͤtern war / deßwegen ſeine Eltern
jm hiezu keinen willen geben wolten . Ob nun wol
dieſelbe ſolch Ehe zwey Jar lang auff hieltẽ / deßglei-
chen auch geiſtliche vnd weltliche jhm abwehreten /
ſo begibt ſichs doch nach zweyen Jaren / daß der al-
te in ein beſchwerliche ſchwachheit fellet / alſo / daß
kein Hoffnung mehr vorhanden war / daß er wider
ſolt geneſen / deßwegen bedaucht es jn jetzt zeit ſeyn
ſolch Ehe vollends ins Werck zu richten : Berufft
deßwegen etliche ſeiner Freunde hierzu / vnd macht
Weinkauff / achtets wenig / daß ſein Vater auff der
hinfahrt ligt / vnd daß Mutter / Bruder vñ Schwe-
ſter hieruͤber trawrig ſind . Bey ſolchem Weinkauff
ſingt / ſpielet / dantzet vnd juchtzt man biß in die tief-
fe nacht / da dann eben der gute alte Vater von die-
ſer Welt abſcheidet . Als man dem Breutigam deß
andern tags von ſeines Vatters todtlichem Ab-
gang ſaget / ſtellt er ſich / als ob es jhn ſehr bekuͤm-
merte / gieng aber doch nit von hertzen : Endlich ſagt
er : Jch hett nicht gemeynet / daß meines Vatters
ſchwachheit ſo groß were / daß er daran ſterben ſol-
te : Weils aber geſchehen / vnd keines wegs mag ge-
aͤndert werden / ſo wolt er Gott den Allmaͤchtigen
bitten / daß er ſeinem lieben Vatter wolte gnaͤdig
ſeyn / vnd ein froͤliche Aufferſtehung verleihen . Diß
hat er kaum geſagt / er felt der Braut vm̃ den Halß /
kuͤſſet ſie / bringt jhr eins / vnnd redt jhr etwas in ein
Ohr / begert vielleicht an ſie / ſie ſolt jhm die Augen
trucknẽ . Da ſein Vater begrabẽ ward / gehet er wi-
der zur vorigen Zech / leßt ſeine alte trawrige Mnt-
ter / Bruder vñ Schweſter wo ſie ſeyn / iſt luͤſtig / vñ
rathſchlagt / wie die Hochzeit zum eheſten moͤchte zu
hand genomen vnd angeſtelt werden / wie dann ſol-
che nach einem Monat gehalten wirdt : Aber es
laſſen ſich hierbey weder Mutter / weder Bruder /
weder Schweſter / noch auch ſonſt ſein nahe Ver-
wandten finden / ob ſie gleich hefftig hierzu erbeten
wurden : mit welchẽ abweſen ſie dann gnugſam be-
zeugten / daß ſie an dieſem kein gefallen hetten .
Nach der Hochzeit greifft er wider zu ſeinẽ vori-
gẽ Ackerbaw / aber er hat wenig gluͤcks dabey / dañ
P iiij jetzt
jetzt ſtarb jhm ein Pferd / morgen ſonſt ein ſtuͤck
Viehs / vnnd kam alſo ein Vngluͤck nach dem an-
dern . Letztlich / ſo gehet er in Wald Holtz zu holen :
Da er nun auff den Wagen ſteiget / den er voll
Holtz geladen hatte / kompt die Goͤttliche Raach
vber jhn / daß er mit dem Wagen vmbfellet / kompt
vnder das gehoͤltz / welche jhm den Leib hin vnd wi-
der zerknirſchen / daß man jhn alſo vor todt heim
traͤgt . Den andern tag gibt er mit groſſem ſchmer-
tzen Leibs vnd der Seelen ( dann das boͤß Gewiſ-
ſen brach an ) den Geiſt auff .
Terent . in Adelph. Act. 3. Scen . 4.
Ein jeder ſoll anderer Leut Leben vnnd Wa n -
del gleich als in einem Spiegel beſchawen / vnd ein
Exempel darab nemen . Wie viel Soͤhne werden
heutiges tags gefunden / die luſt vnnd freud haben
jhre Eltern in Bekuͤmmernuß zu fuͤhren / vnnd ohn
jhrn Rath / vorwiſſen vnd Verwilligung ſich in
Eheſtandt zu geben ? Es iſt leyder dahin kommen /
daß die Kinder thun was jhnen beliebet / ohn alle
Gottesforcht vnd ſchew . Aber Gott der Gerechte
Richter vnd Recher aller Laſter / welcher wil daß
man die Eltern ehren / lieb vnnd werth haben ſoll /
wirdt ſolche widerſpenſtige vnd halßſtarrige Kin-
der endlich vbel ſtraffen . Gott der leſſet ſeinen Zorn
bißweilen ruhen / ſchuͤbt die Raach lang auff / aber
endlich erſtattet er ſolche langmuͤtigkeit mit harter
ſtraff . Derwegen iſt der gluͤckſelig / welcher durch
ander Leut ſchaden weiß wirdt . Daher dann auch
der Poet ſagt :
Quid iuuat humanos noſſe & voluere caſus ,
Si fugienda facis , & facienda fugis ?
Das iſt /
Was huͤlffts / wann du lang der Menſchen
Faͤll
faͤll weiſt vnd betrachteſt / nichts deſto weniger aber
thuſt / was zu meiden iſt / vnnd meideſt / was zu
thun iſt .
CCXXVIII . Von einem / welcher
von zweyen Maͤgdlein redlich auff-
geſetzt wird .
E Jn Wirth hatte zwey ſchoͤne Maͤgdlein
bey ſich / die ſihet ein vnzuͤchtiger buͤbiſcher
lecker / vnd gedencket / da er je nit allbeyd zu
ſeinem willen bekommen moͤchte / ſo wolt er
dennach fleiß ankehren eine zu fangen . Alſo macht
er kundſchafft mit jhnen / ſchenckt jhnen jtzt diß den
das / bißweilen bezalet er jhnen Wein / er hilfft jnen
fleiſſig in ihren Geſchefften / gehet jhnen zuhanden /
erzeiget ſich gar dinſtbar / vnnd leſt nichts an jm er-
winden . Endlich ſpricht er ſie vmb den dienſt an :
Sie aber ſchlagens etlich mahl rund ab . Da er nun
allweg nichts erhalten kan / ſagt er einsmahl / es
wird euch liebe ſchetzlein vielleicht die beſchwerung
fuͤrfallen / daß jhr jrgent moͤcht ſchwanger werden /
aber / jhr doͤrfft euch deſſen gar nicht beforchten / den
ich hab vieler Jungfrawen genoſſen / doch iſt keine
jemals ſchwanger worden von mir / das will ich
wol mit einem Eyd betewren : Denn ich hab ein
Pulver / das trinck ich mit Wein / welches mich her-
nach vnfruchtbar machet / thut ſo balt ein Secklein
mit Pulver heraus / thut davon in Wein / vnnd
trinckets / vnnd ſagt / er koͤnne nun bey einer jeden
Weibs Perſonen ohn gefahr ſchlaffen . Ohn lengſt
hierauff gehet er in Pferdts ſtall . Die Maͤgdlein
beredẽ ſich vnder einander / wie ſie jn treflich moͤch-
ten darſetzen / bekommen alſo einen ſtattlichen fund .
Da er wider auß dem Stall kompt / red das eine
P v Maͤgd-
Maͤgdlein jhn alſo an : Joannes / du haſt vns viel
zugefallen geleiſtet / haſt vns gaben gegeben / haſt
vns Wein bezalet / haſt vns auch in ď haußhaltung
mit Holtzhawen / Waſſertragen vnd dergleichen ge-
dienet . Derwegẽ woͤlln wir nit vndãckbar ſein / ſon-
dern dir wiď einen dienſt leiſtẽ . Nach dẽ du dan nun
vns vielmals vmb diß vnnd das angeſprochen / ſo
woͤllen wir dir dieſe nacht zugefallen ſeyn / vnnd
zu dir auff dz Hew / wen vnſer Herꝛ vnd Fraw ſchlaf
fen gangen / kom̃en / entweder ich oder mein mitge-
ſellin / vnd ſolches vmb ſo viel mehr / weil niemand
von dir ſchwanger wird . Der Bub meint nicht an-
ders / den der Bock werd jhm nun an gehen / iſt gu-
tes muths / ſchawet jtzt diß / dan jene an / vnd geden-
cket / welche er der andern ſolt vorzihẽ . Von ſtund an
aber / daß die Maͤgdlein jm dieſen troſt gegeben /
handeln ſie mit einem Sichen Weib / ſo mit außſatz
beladen / daß ſie / ſo balt es nacht worden / ſich in die
Schewern auffs Hew machen ſolt / denn es ward
einer von Hoff kommen / vnnd bey jhr ſchlaffen / da
ſie denn ein gute Beut koͤnnt darvon bringen .
Solch geding nimt ſie an / geht auffs Hew / vnd ſtel-
let ſich / wie die Maͤgdlein ſie vnderrichtet hatten .
Als der wirth ſchlaffen kommet / macht ſich der vn-
keuſche Bub in die Schewern / vnnd legt ſich bey
das außſetzige Weib . Da er nun aller dings fer-
tig worden / nimpt er ein Rothen Riemen / vnd heff-
tet jhr den an jhren Rock auff den Ruck / damit er
ſehen moͤcht / welch vnder den beiden er gehabt hat-
te Des Morgens macht ſich das außſetzige Weib
davon / als ob ſie ſich heimlich ins Hauß ſchleichen
wolte / aber ſie gehet nach dem Sich Hauß . Bald ſte
het der Bub auch auff / duncket ſich gut ſein / daß er
das Maͤgdlein vmb ſeine ehr bracht hatte : Gehet
in ſtall / fuͤttert die Pferdte leufft darnach in die
Kuchen / vnd gruͤſſet die Maͤgdt freundlich / ſichet
nach
nach dem Riemen / aber der war nicht da / gedacht
bey ſich ſelbſt / es wurde die ander Magd jhr diß
angezeigt haben / das ſie jhn herauß gezogen vnnd
hinweg geworffen hette : leſt Malveſier holen / daß
ſie ſich wider moͤchten erquicken . Ehe er das ver-
ſucht hette / kompt die Außſetzige Huer / vnd fordert
ein ſtewr : Er will die Suͤndt / ſo er des Nachts be-
gangen / mit einer Allmoß vergleichen / nimpt etliche
pfenning / vnd gibt ſie der Außſetzigen . Da ſie nun
ſolche genommen / vnd jhm den Ruck kehret / wird er
ſeines rothen Riemens gewahr . Wird alſo allent-
halben geengſtiget / ſchewet ſich auch nachmals die-
ſe vnd dergleichen leuth vmb vnehrliche ding anzu-
ſprechen . Entlich bricht dieſe Geſchicht auß / da wird
er vber die maſſen von dem wirth / der Frawen / Kin-
dern vnnd dem Hoffgeſindt vexiret vnnd außge-
lacht .
CCXXIX . Von einem Dieb / ſo ſei-
ner Mutter / welche jhn in ſeiner jugent
ſtehlen gelehret / die Naſen
abbeiſſet .
N Ach dem ein Dieb lang vnd viel geſtolen
wird er endlich ergrieffen / zum Todt ver-
vrtheilet / vnd zum Galgen gefuͤhret . Da
er nun bey dz Gericht kompt / vnd jetzt ſoll
gehengt werden . Bitt er / man ſoll ſeine Mutter
zu ſich kommen laſſen / denn er hab noch etwas zur
letz mit jhr zu reden . Die Mutter thut das / vñ helt
das Angeſicht hart bey jn . Er aber beiſſet jhr balt
die Naſen ab . Dz Volck fengt gewaltig an zuruf-
fen / ſagendt / das ſey ein ſchendliche that : Er
aber
aber gibt hierauff dieſe denckwuͤrdige antwort : Diß
mein boͤſe Mutter hat mich ſtehlen lehren / alſo ver-
leuret ſie auch billich jhre Naſeñ . Jhr aber / lieben
Leuth / ſollet euch an dieſem meinem Exempel lernẽ
fuͤr Diebſtal huͤten . Vnd jhr / liebe Vaͤtter vnnd
Mutter / ſolt an meiner Mutter lernen ewer Kin-
der zu beſſern dingen zugewehnen / daß ſie nit glei-
chen weg zum tod gehen . D. Luc. Loß . in Epigra.
pag. 231 .
CCXXX . Von einem Burgenmei-
meiſter vnd Pfarherꝛ .
A Ls im Jahr 1552 . die Peſtilentz durch gantz
Heſſenland greſſ ir te / bleib doch vnder des der
Fleck Hona vnbeflecket / das man den GOtt
hoch zu dancken hatte : Deswegen begeben
ſich dahin vornehme Leuth von Allendorff / ſonder-
lich Berthold Jung Burgenmeiſter daſelbſt / ein
verſtendiger ehrlicher Mann / derſelb hoͤret Gottes
wort fleiſſig / vnd erwieſe dem Pfarherꝛ daſelbſten
allerley gutes / wie auch den Nachbarn : Der wegen
hat jhn jederman nicht allein werth / ſondern erzeig-
ten jhm all ehr . Nach dem nun der Pfarherꝛ fleiſig
bey gemeltem Burgenmeiſter zu Gaſt war / klagt
er jhm dermahl eins / wie er von einem boͤſen Buben
fleiſſig geſchmehet wuͤrde / ſagent : Weyſer Herꝛ
Burgenmeiſter / jhr habt ſonder zweiffel vielmahls
gehoͤret / wie mich der Moͤller vaſt alle nacht plaget
vnd vexiret / dann ſo offt er ſich an Bier oder Wein
voll geſoffen / vnnd bey meinem Hauß vber gehet /
rufft er mit lauter Stimm / hoͤrt jhrs / Vetter Plat-
tener / wie gehets euch ? Was machet jhr ? ſtecket jhr
vnder den Buͤchern ? Oder ſchlafft jhr ? Vnd macht
alſo dieſer boͤſewicht kein end mit ſeinem geruͤff / biß
ich
ich antworte : Als dann beſchleuſt er mit dieſen wor
ten / Gott geb euch gute Nacht / Vetter Plaͤttener /
fengt darauff an zu juchtzen / vnnd ſingt ein ſchand-
loß lied die Gaſſen hinauß / biß er heim kommet / vnd
meint alſo der loſe ſchufft / weil er mir etwas ver-
wand / es ſtehe jhm alles frey . Ob ich jhn nun gleich
offentlich vnd inſonderheit darumb geſcholten habe
ſo hab ich doch nie nichts erhalten koͤnnen / wendt
fuͤr / er thue es auß guter meinung / welches jm jener
glaube . Der Burgenmeiſter antwortet : Jch hab
offt gehoͤret / wie euch der Gottloß Bub vexiret
hat / vnd mich daneben verwundert / das jhrs ſo ge-
dultig gelitten / vnnd den lecker niemals verklagt
habt . Jch hab vorgehabt / ſpricht der Pfarherꝛ ferner
ſolch ding dem Statthalter zu klagen / der mir in
allen gunſten geneigt iſt / aber ich hab vorſorg ge-
tragen / er moͤcht mirs verkehren vnd ſagen / wie mir
im Terentio leſen in Heaut. Act. 1. Scen . 1. Haſtu
ſo viel der weil / daß du vor anderer Leuth thun ſor-
geſt / vnd fuͤr die ding / ſo dich nichts angehen ? Vnnd
wie Cicero ſagt offic. lib. 1. Weiſſeſtu nicht / das ei-
nen frembden vnd jnwohner gebuͤret / nichts als ſei-
ne Sachen zu verꝛichten ? nichts einem andern nach
forſchen / vnd vor einen andern ſorgen ? Als hab ich
den Spoͤtter ſo lang zu geſehen . So rath ich euch
nun / ſpricht der Burgenmeiſter / ſo balt der Boͤſe-
wicht widerkompt / daß jr jhm alſo antwortet : Hoͤr-
ſtu auch Gottloſer Bub / ich hab in dieſen Heiligen
tagen in meinen Predigten vnder andern erwehnt
vnd gedacht / daß Maria die Mutter des Herꝛn
Chriſti / ſey vor / in / vnd nach der empfengnus vnnd
geburt eine reine Jungfraw geweſen vnd geblieben .
Alſo ſag ich auch von dir vnd deins gleichen Mol-
lern / das du ein Dieb ſeyeſt / vor der Muͤhlen / in der
Muͤhlen : vnd nach oder hinder der Muͤhlen . Wz
ſols gelten / wann jhr jhm alſo die zaͤhne reibet / er
wird
wird euch darnach mit lieb vnd zu frieden laſſen . V-
ber drey tag kompt der boͤſe Bud wider / iſt voll vnd
rufft auff vorige weiß ſehr laut . Der Pfarherꝛ folgt
dem Burgenmeiſter / ſoringt auß dem Bett / thuts
Fenſter auff / vnd rufft jhm zu mit heller ſtimm / wie
jn der Burgenmeiſter gelehret hatte . Als der lecker
diß hoͤrte / gehet er ſtillſchweigend davon / vnd hatt
nicht ein wort ferner geredt / ſo geb er auch weder
gute Nacht / wie zuvor / juchzet noch ſang / wie zu-
vor : Alſo ließ er den Pfarherꝛ etlich Monat lang in
guter ruhe . Weyl er aber wenig gluͤck hat / wenn er
mit ſeinen Geſellen ſpielte / geben ſie all dem Pfar-
herꝛ die ſchuld / daß er nit mehr ſein kurtzweil mit jm
hette / riethen jhm / er ſolt jhn tapffer vexiren / ſo wur-
de er gluͤck haben . Dazu leſt er ſich / als ein boͤſer bub
leichtlich bewegen . Da er nun ein zimbliche Summ
Gelts im Spielen verlohr / feng er abermals an dem
Pfarherꝛ zu zuſchreiben . Deß wegen nimpt jhn eben
in der ſelben ſtund der boͤſe Geiſt / ſtoͤſt / rupfft / vnd
waltzet jhn vber vnd vber . Von der zeit an konnt jhn
niemands dahin bringen / daß er dieſen oder einen
andern Pfarherꝛ mit einem eintzigen wort angeta-
ſtet oder verhoͤnet hette .
Ein gleichmeſſiges Exempel ſuch im erſten buch .
Statius in præfat. lib. 5. Sylvarum .
Wer Gott von hertzen ehret / der ehret auch ſeine
Prieſter .
Syrach. c. 7. v. 31.
Forcht Gott von gantzem hertzen / vnd halt ſeine
Prieſter in ehren .
Cyrill. lib. 10. in Ioan. cap. 36 .
Es iſt kein zweiffel / ſo einer die / welche Gottes
wort Predigen / antaſtet / daß derſelb in groſſer vn-
wiſſenheit der H . vnzertheilten dreyfaltigkeit ſtecket .
Idem
Idem ibid .
Wer die Apoſteln angreiffet / der kompt auch an
den / der die Apoſteln geordnet hat . Dan alſo ſpricht
Gott von den Kindern Jſrael : Sie haben nit dich /
ſondern mich veracht . Derwegen iſts gefehrlich /
heiligen Leuthen nit jr gebuͤrend ehr geben / weil de-
ren verachtung auff den kompt / von dem ſie auß ge-
ſand ſindt .
CCXXXI . Von einer Erbaren Ma-
tronen von Genua / welche zwoͤlff Jarlang
in Manns Kleidern in Alcaier das Elend
gebawt hat / vnd entlich durch wunderbare
ſchickung Gottes mit jhrem Man froͤlich
widerumb gehn Genua kommen / im Jahr
vnſers Herꝛen ein tauſent / vier-
hundert / zwantzig
vier .
Z V Pariß in Franckreich begab es ſich in einer
Herberge / dz vngefehr viel junge kauffleut zu-
ſammen kamen . Nun an einem Abend / als ſie
geſſen / vñ froͤlich werden fingen ſie an / ein ig-
licher wuſte wz zuerzehlen / vnd als von einer red in
die ander kamen / vnd ahn jre Haußfrawen dachten
vñ zu reden wurden / da ein jeglicher ſeine daheim ge
laſſen hatte / vnd einer ſchimpffsweiß alſo anfing :
Wir zihen manchen harten rawen weg / vnnd ſu-
chen vnſern handel vber Waſſer / land / ſand / regẽ vñ
ſchnee / Berg vnd thal / vnnd wiſſen nit was vnſere
Weiber thun / wen wir nit daheim ſein / wolahn laſ-
ſet vns dergleichen thun / vnd die frewden / die vns
werden
werden mag / annehmen / ein jeglicher thu nach ſeim
gefallen . Nun war einer vnder jn allen / den verdroß
es ſehr / daß ſie ſo ſchimpfflich von jren Weibern re-
deten / widerredet das vnd ſprach : Die meine iſt ein
vollkommene tugentreiche Frawe / als man in der
Welt eine finden mag / ſo iſt ſie auch ſchoͤn vnd das
noch das hoͤchſte iſt / reiner noch Keuſcher kan ſie
nicht gefunden werden . Was geſchicht ? einer vnder
den Kauffleuthen erhoͤrt das / verdreuſt jhn / vnnd
ſpricht / ob er mehr des Keyſers Brieff daruͤber hab
alſo er / vnd ſeins gleichẽ / helt darvor / daß die Keuſch
an welche vnkenſch heit nie begeret wordẽ . Wohlan /
haſtu ein Hertz ſo ſetze etwas auff / vnd ich will dar-
gegen das meine thun . Sihe da / ſpricht der eine /
daß du mein vertrawen das ich hab meine Fraw
ſey ein ſolche wie ich ſage / ſeheſt / ſo will ich fuͤnff tan
ſent gulden auff ſetzen / du dargegen ein tauſent / ich
will hie bleiben / du hergegen ſolt hin ziehen / vnnd
wann du mir einige warzeichen bringſt / ſo ſolt du
gewonnen haben . Sie gehen das beding ein / er
macht ſich auff / zeucht nach Genua / der Frawen
Mann dargegen bleib zu Pariß erwartend der ſa-
chen außgang . Wie er nun gehn Genna kompt /
denckt er hin vnd her / wie er ſein ſachen alſo anſtellen
moͤchte / daß er das Gelt gewinne . Er erlernt erſt-
lich der Frawen Hauß / darnach erforſchet er jhr
Manieren / jhrn handel vnd wandel / endlich begeg-
net ſie jhm in dem ſie zur Kirchen geht / er ſpricht ſie
ahn / aber ſie begegnet jhm alſo daß er nicht wider
kam / hat auch kein hoffnung / ſolches / daruͤmb er
außgezogen / zuerlangen . Was ſoll er machen / er
erdencket andere wege / ſucht liſt vnnd Praͤcticken /
wie er darzu kommen moͤcht / daß er der guten Fra-
wen zu nah kaͤm . Er laͤſſet jhm eine Kiſten zurichtẽ /
eben als wolt er ſeine Kauffmans ſchatz darin ver-
wahren / darnach geht er zu einem alten Weib / wel-
che
che keine buͤberey zu gering wahr / welche auch ſolche
ding zuwegen brachte / die dẽ teufel zu ſchwer warẽ .
Dieſe bitt er / daß ſie jn woͤlle in die kiſten ſchlieſſen /
vnnd alſo in der Erbaren Frawen Hauß bringen
vnd tragen laſſen . Als er nun alles mit dem alten
Weib außgetragen vnd jhren Rath mit einander
geſchloſſen hatten / gehet das Alt Weib zu der Fra-
wen / bitt daß ſie jhr doch wolt zugefallen / dieſe
Kiſten ( in welcher der boͤßwicht verborgen lag / )
in jhre ſchlaffkammer ſetzen vnd bewahren / ſie mu-
ſte einen tag oder zween aus der Statt zihen / ſo hat-
te ſie niemand / dem ſie trawen durffte / als eben jhr /
wan ſie aber vielleicht auſſen bleiben wuͤrde / ſo
ſolte ſie die Kiſten vor eigen behalten . Die gute
Fraw / die glaubt der alten Vettel / laͤſt die Kiſten
in jre eigene ſchlaff kammer tragen / nach dieſẽ ſtelt
ſie ſich als gehe ſie auß der Statt . Wie nun der a-
bend kommen / vnd zeit war ſchlaffen zu gehen / komt
die Erbare Fraw mit einẽ Maͤgdlein vnd leget ſich
ſchlaffen / aber ſie wuſte ( ach leider ) nicht wz ſie vor
einen ſchatz in der Kammer hatte . Sie legt ſich niď /
denckt erſtlichẽ jres Mañes / darnach nach geſproche
nem gebet / ſchlaͤfft ſie hart ein . Wie ſolches der boͤ-
ſe Bub in der Kiſten vermercket / dem die zeit lang
war worden / daß ſie entſchlaffen / thut er dz ſchloß
von inwendig der Kiſten fein ſaͤnfft auff / ſteigt auß
der Kiſten / geht in der Kaͤmmer vmb her / erlernet
die gelegenheit der Kammer / beſiht alle gemahlte
taffeln / daß er warzeichen der Kam̃er ſeinẽ gegẽpart
hette zu erzehlen . Nach dieſem geht er zu ď Frawen
Bett / hebet die decken gar ſanfft auff / vnnd beſihet
ſie gar eigentlich . Letztlich wird er eines ſchwar-
tzen waͤrtzleins gewahr vnder dem lincken arm / wel-
ches jm auch ein gut warzeichen geweſen / er decket
ſie fein ſanfft wider zu vnnd leſſet ſie ſchlaffen /
dann er war ſo behertzt nicht daß er ſie hette an-
Q geruͤret.
geruͤret . Darnach ging er in der Kam̃er vmher vnd
ſchleuſt die Kiſten auff / nimt zum erſten darauß ei-
nen koͤſtlichen Seckel / darnach einen guldenen guͤr-
tel / entlichẽ etliche koͤſtliche ringe / welche jr Man jr
zur trew gegeben . Wie er ſolches alles verrichtet /
gehet er wider zu ſeiner Kiſten / legt ſich widerumb
drein / vnd ſchlenſt fein faſt widerumb zu / damit
nicht jemand den Dieb ſpuͤren koͤnte . Den dritten
tag hernacher kompt die alte Vettel wider / kompt
zu der Frawen / begert jhrer Kiſten / vnd leſt ſie wi-
derumb heim tragen . Vnd wande vor / ſie hette jren
geſchaͤfften nit gantz koͤnnen nach kommen / die gute
Fraw wuſte nicht daß der vrſacher jres kom̃enden
vngluͤcks darinnen verborgen geweſt war . Dieſer
Boͤßwicht als er ſein ſachen / durch eingebung des
Teuffels vnd ſeiner trewen diener / alſo volnbracht
hatte / bezahlet er die alte Vettel / vnd zeucht wider-
umb mit frewden nach Pariß / daß er da dz gewon-
nene Gelt einnehmen moͤchte . Er koͤmpt zu ſeinem
gegenpart / fengt ahn vnd ſpricht : Wolan jhr Herꝛn
ich hab gewonnen das Gelt iſt mein / zehle mirs
nur bald zu / dan deine Fraw hat jhr Ehr vnnd trew
gebrochen . Noch druͤber / daß du ja nicht zu zweiff-
len hetteſt / ſo zeig ich dir allhier die Kleinodien
welche ich von deiner Frawen bekom̃en . Er erzehlet
auch daß er geſehen hab an jrem leib das waͤrtzlein /
welch ſonſt kein Menſch geſehen . Der gute Man
welcher ein Hauß auff ſeiner Frawẽ Trew gebaut
hette / wird allhie durch dieſe anzeigungen betro-
gen / daß er meinet verlohren zu haben / zehlet jhm
das Gelt zu . Nach dem er gantz troſtloß das
Gelt gezehlet / zeucht er hinnach Genua / hatte viel
ſeltzamel gedancken vnnd fantaſeyen vnder wegen .
Nach vielen ſemen gedancken / gedenckt er ſein ehe-
gemahl welche er meinte dz ſie gantz die Ehe gebro-
chen / vmbs Leben zu bringen / welche er zuvor ſo lieb
vnd
vnd wehrt auch in groſſen Ehren gehalten hatte .
Er ginge nicht in die Statt / dan ſeine bekuͤmmer-
nus war viel zu groß / er kondte nicht leiden daß
jhm ſein Weib vnder Augen ginge . Derwegen bleib
er auff einem Dorff zwantzig meil weges von Ge-
nua / vnd ſchickt einen ſeiner getrewen diener hin mit
zweyen Pferden gehn Genua zu ſeiner Frawẽ / vñ jr
ſein zukunfft zuwiſſen thet / vnnd ſo ſie erſt moͤcht zu
jhm kam . Weiters befahl er dẽ Jungen oder Knecht
dz wo es jn ahm fuͤglichſten deuchte / in dẽ walt / ers
vmbraͤchte ohn alle Barmhertzigkeit / bring mir auch
war vnd kenzeichen von jr das du ſie vmbracht / die
augen / Zungen / vnd Haar . Der Knecht ď ſpricht : dz
ſoll mir mein Gott wol verbieten / dz ich meine Haͤn
de beſudele in dẽ Blut meiner getrewen Frawẽ / ich
neme mir ſolche that nit in ſin / will geſchweigẽ daß
ichs vollbringẽ ſoll . Der Herꝛ helt fleiſſig ahn / trau-
et jm auch den tod / ſo er ſeinem geheiß nicht wuͤrde
gehorſam ſein . Der Knecht zeucht hin nach Genua
bringt der Frawen die Bottſchafft von der zukunfft
jhres Herꝛen / aber er ſchweige was er jm weiters
befohlen .
Des andern tages nũ macht ſie ſich auff / frewet
ſich ſehr / daß jhr Herꝛ friſch ankommen / will zu
jhm ziehen / vnd jhn gruͤſſen . Sie hatte nun bey
ſich ein laͤmblein / welches gewehnet war jhr auff
dem Fueß zu folgen wo ſie nur hingienge / dieſes
Laͤmblein laufft auch ( zu jhrem groſſen gluͤck )
mit / huͤpffet / ſpringt vnnd iſt frendig / aber ſolches
war Gottes vorſehung . Als ſie nun etliche Meil
geritten wahrẽ / in den Wald in ein dickes geſtreuch
kamen / vnd den Knecht zeit dauchte ſeines Herꝛen
gebott zu vollbringen / zohe er ſein Schwerdt auß /
nam die Fraw bey jhrem Arm / vnd ſprach : Fraw /
befehlet euch GOTT / dan hie an dieſem orth muͤſ-
ſet jhr mir ewer leben laſſen . Jch klag nicht vber
Q ii euch/
euch / aber was jhr ewerem Mann meinem Herꝛn
gethan habt / oder was er euch zeihet / iſt mir vnwiſ-
ſent / dan ein ſolches zuthun / hat er mir bey ſeiner
huld befohlen / daß ich euch auff dieſem weg ohn alle
Barmhertzigkeit ſolt erwurgen / vñ wan ich ſolches
nit thet : ſo wolt er mich mit ſeinen eigenen haͤndẽ er-
wurgen . Vber das ſo ſoll ich jhm zum zeugnus des
begangenen Mordts mit bringen ewer gelbes Haar
vnd ewer Zungen . Aber doch ehe ich ein ſolch freuel
ſtuck ahn euch wolt begehen / ich will ehe in die welt
ins elend zihen .
Die arme Fraw als ſie dz bloß ſchwert vor jr ſahe /
( auch die harten wort jres Herꝛen vernom̃en hatt
mit erſchrockenẽ hertzẽ ſprach . O gnad mir vm̃ Got-
tes willen / wz zeiheſtu mich ? Jch bit dich ehe du mir
mein leben nimmeſt / ſag mir durch Gott / was ſind
die widerdrieß / die ich wider dich begangen hab / dar
umb du mich ſo ſchmaͤhlich toͤden wilt ? Dan ď all-
maͤchtige Gott / ď alle ding weiß vñ auch ſihet / der
weiß dz ich wider meinen Man ſolches nie begangẽ
hab / darumb ich des Todes ſchuldig ſey / oder ſolchẽ
jaͤmmerlichen tod von jm zuentpfahen . Doch laſſen
wir dz alles ſtehen / du magſt / ob du wilt / beydes
Gott / deinem Herꝛen / vnd auch mir ein gnuͤgen thun
in dieſer ſachen : werde du doch nit ſchuldig an deſſen
Blut / von dem dir nit dein lebtag noch kein leid ge-
ſchehen / einem andern zu lieb . Alſo kanſtu es angreif
fen / damit wir beide erhalten bleiben / vnd mein man
geſtillet werde .
Nim hie diß mein laͤmblein / ( du armes vnſchul-
diges thierlein ſchlacht es / nim auch mein gewand /
beſpreng es mit ſeinem Blut / nim auch ſeine Au-
gen vnd Zungen / die kanſtu meinem Mann zu ei-
nem warzeichen bringen / damit wird er zu frie-
den muͤſſen ſein / ſchneid mir auch mein Haar ab nim
es auch mit / gib mir deine Juppen / die doch nicht
groſſes
groſſes ſchatz werth / reite hin zu deinem Herren / vnd
ſag jhm / wie du mich hie an dieſem ort vmbbracht vñ
lange jhm die warzeichen / ſo will ich verſprechen / zu
Gott vnd allen Heiligen ſchweren / daß ich ſo fern
auß dẽ Land gehen will / dz weder du / noch mein mã /
auch kein Man erfahren ſoll / wo ich hin kommen .
Der Knecht den die vnſchuldige Fraw erbarmet
vnd ſie nit gern vmbgebracht hett / gar gern ſich de-
muͤtiget / nimpt jr Kleider / die mit des Laͤmbleins
Blut geferbet / desgleichen die Zung von dẽ Lamb /
vñ ſchneid jr jre Haar ab / gab hergegen jr ſein juppẽ /
die ſehr duͤn vñ gering war . Zeucht hin gantz trau-
riglichen / leſſet die arme betruͤbte Fraw / welcher vor
leid beynach jr hertz gebrochẽ ward allein in dẽ wald
zu fuß . O hertzenleid vber hertzenleid wie war das
ſcheidẽ ď from̃en Frawen ſo bitter vñ ſchwer . Der
Knecht reite zu ſeinẽ Herꝛen / bracht die Maͤre / wie
daß er ſeim gebot gehorſam geweſen / weiſet auch jre
Kleyder / die zunge / Augen vnd Haar / vñ daß er jren
Leib vnder dẽ Wolffen gelaſſen . Der Kauffmã nũ
in dem er die anzeigungen erſehen / welche er gewiß
meinet / das ſie war wehrẽ / da fengt er an jaͤm̃eclich
zu klagen vnd ſpricht : Ach ich arme Elende Creatur /
was hab ich gethan / wohin hat mich doch der zorn
getragen / wer hat mir gerathen / daß ich hab laſſen
mein liebes frommes Weib vmb jhr leben bringen ?
Warumb bin ich nit ſelbſt zu jr gezogen ? warumb
hab ich ſo ohnbarmhertzig / ohn verhoͤrter ſachen / ohn
einige entſchuldigung / laſſen hinrichten ? Vielleicht
iſt ſie vnſchuldig geweſen . O zorn / o bitter keit / war-
umb bin ich ſo ergrimmet vber vnſchuldig Blut . O
weh vber weh / Ach ach vber ach . Jſt es nicht alſo /
daß ich das vnſchuldige Blnt mit eigener Handt
erwuͤrget . Bin ich nit ſelbſt ſchuldig an dem Mord ?
Ach leider / nun will ich hin fuͤro kein froͤliche ſtund
mehr haben ? Alzeit will ich gedencken des vnſchul-
Q iij digen
digen vergoſſenẽ Bluts meines lieben Ehgemahls .
Sie wird auch ſtetigs vmb mich ſein / ſie wird mir
folgen / mein an klaͤger ſein / wird auch billiche ſtraff
meiner begangenen that von mir vnd vber mich bil-
lich vrtheil heiſchẽ vnd begeren . Dieſe vnd dergleichẽ
wort red er mit gantz bekuͤmertem hertzen vnd wei-
nenden augen / beweinet alſo ſeines Weibes Todt /
hat auch gaͤntzlich bey ſich entſchloſſen / nun noch
nim̃ermehr kein froͤliche ſtund zu haben / wolt ſich
auch nit mehr verheyrathen / dan er were nun das
Ehlichen lebens ſatt vnd muͤth . Die / die / ſagtt er /
welche zum erſten mein Weib geweſen / ſie ſoll auch
ſein mein letztes liebes Weib .
Nun die Fraw / wie jr gehoͤrt / bleib allein in dem
vngehewren Wald / ſchicket ſich ſo wol ſie moͤchte /
daß ſie ja von niemand erkand wůrde / hub jre augen
gegen Him̃el / fing an zu Gott zu betten vnnd vmb
huͤlff vnd beyſtand anzuruffen .
O du getrewer Gott / der du biſt ein beſchutzer vñ
verthaͤdiger aller from̃en vnd armẽ / dir / dir ſind doch
ja alle meine gedancken kund vnd zuwiſſen / du ſiheſt
von fernem was ich vor habe / thne vnd gedencke / du
pruͤffeſt beyd hertz vnd Nieren / ich bitt dich du woͤl-
leſt doch in dieſer meiner Noth / angſt / vnd vorſte-
hendem Elend / mein geleitsman / mein beyſtand / be-
ſchutzer vnd erloͤſer ſein / du woͤlleſt mir nun weg vñ
ſteg zeigen wo ich hin ſoll das Elend zubawen / du
weiſt doch / o Barmhertziger guͤtiger Gott / daß ich
mein Mann kein wiſſentliche vrſach geben hab dar-
umb daß er mich ſo jaͤmmerlich wolte laſſen vmb-
bringen / Nun o Gott ſtehet all mein vertrawen
zu dir vnd ich glaub feſtiglich / du werdeſt noch all
mein vaſehuld an tag bringen . Dar auff auch ſo will
ich mich auff meine Fuͤß machen / vnd in deinem na-
men zihen / wo ich hinkom̃en werde . Mit diſem ſchi-
ckete ſie ſich gantz vnd gar in jhre Kleydunge vnd in
Manns
Mans habit / ging alſo manchen harten rawen weg
durch Wald / Berg vnd thal / biß ſie auß jrem Vat-
terland kame . Noch durchwandert ſie manche ſtaͤtt
vnd doͤrffer / als ein armer vertriebener Geſell / daß
ſie von niemand erkent warde .
Nicht lang hernach komt er zu einem Schiffmã /
welcher in Barbarien fahren wolte / dieſer bitt er
vmb Gottes willen / daß er jhn doch wolte mit vber
fuͤhren / dan er ſuchte ſeinen Herꝛen in allen landen /
den er niergens antreffen koͤnne .
Der Schiffman der ſicht ſie / welche nun gantz
in Manns Kleidung daher ging / ahn / vermeinete
es wehre ein Junger Geſell / vnd ſprach / O Geſell /
du biſt ſchon von leib / angeſicht vnd geſtalt ? Was
haſtu doch vor einem nahmen / wie heiſſeſtu ? Jch /
ſagt er / hab einen guten vnd ehrlichen namen / wel-
cher anzeigt mein gemuͤth / daß daſſelbe allẽ haß vñ
feindſchafft zu wider / daß daſſelb auch friedenreich
ſey / daher heiß ich auch Friderich . Der Katelon o-
der Schiffherꝛ / ſpricht widerum̃ wolan dan / wilt du
from vnd auffrichtig ſein / ſo will ich dich ( wen du
trew dienen wilt vnd wirſt ) auff vnd annehmen zu
einem diener / will ich dir auch Koſt vnd lohn / daß
du ſelbſt bekeñen ſolt / daß ich redlich mit dir handele
verſorgen vnd geben . Jch hab vier Falcken / welche
ich dem groſſen Soldan in Alexandriam fůhren vñ
bringen ſoll / denſelben ſolt du warten vnnd dieſelbe
ſpeiſen . Die groſſe Koͤnige vnd Herꝛen / haben ſelbſt
luſt bey vnd mit den Falcken vmbzugehen / dann ſie
fangen jhnen viel Voͤgel vnd andere thier . Der gute
from̃e Friderich iſt gantz fro daß er alda dinſt haben
vnd den Falcken außwarten ſolte / verrichtet auch
daſſelbe gantz fleiſſig vnd trewlich . Die Falcken die
werden alle viel froͤlicher vnnd auch freudiger von
tag zu tag / da Fridericus mit jhnen vmb ging / vnnd
jhnen eſſen gabe .
Q iiij Als
Als nun auff ein zeit die Winde ſich gelegt hat-
ten vnd es gut hell wetter wahre / da machen ſie ſich
auff / ſpannen jhre ſegel auff / vnnd fahren nach A-
lexandrien zu dem groſſen Soldan / ſie haben die
Wind alſo nach jrem wuͤnſch vnd begerẽ / daß ſie es
nit beſſer hatten moͤgen wuͤnſchen . Sie fahren ein
kleine geringe zeit / da erſehen ſie ſchon die ſpitzen vñ
Torns der groſſen Statt Alexandrien . Sie kom-
men entlichen mit groſſen freuden ahn das land / lo-
ben vnd dancken Gott / daß er jhnen mit ſo guten
Wind geholffen / daß ſie in kurtzer zeit vber wehren
kom̃en . Der Schiffman / wie ſie angelaͤndet hatten /
offeriret ſeine Falcken ( welche gantz wacker vnd
freudig waren ) dem Soldan / derſelbe gab jm ein
groſſ ſumma Gelts darvor . Sich aber wz geſchicht ?
So bald der Katelon oder Schiffberꝛ die Falcken
vberlieffert hetts / fangen ſie ahn zu trauren / laſſen
die Fluͤgel hangen als wern ſie jhnen zerſchlagen /
woͤllen weder eſſen noch trincken wie ſie zuvor ge-
than hatten .
Der Soldan ergrimmet / ſchicket wider nach dẽ
Katelon / klagt vber jhn daß er jn hab hindergangen
vnd betrogen . Jch bate dich / ( ſprach er ) daß du mir
doch ſolteſt gute vnd luſtige Falcken mit bringen
ſchaw doch zu / wz haſtu mir vor dinger bracht / ſind
ſie doch nichts werth . Der Schiffher : verantwor-
tet vnd entſchuldiget ſich / ſagende : Die Falcken wa-
ren ſo frewdig vnnd guth / als man ſie jmmermehr
wuͤnſchen mochte / das mag man auff dem Schiff
nachfragen . Jch zwar weiß nichts warum̃ ſie trau-
ren / es ſey dan vielleicht in ď ſchuld / der warter / wel-
cher jnen eſſen vnd trincken geben daß ſie vmb den-
ſelben trauren / dan er hab ein ſolchen feinen jungen /
gerathen vnd ſchoͤnen Jungen der ir gewartet / vnd
welcher auch gantz ehrlich / voller zucht vnd tugend
ſey / alſo daß er jhn nimmermehr koͤnne verbeſſern .
Wie
Wie nun der Soldan von der ſchoͤnen Geſtalt
vnnd Tugenden deß Jungen hoͤret / begeret er jhn
zu ſehen / vnd befihlet jhm / er ſolle jhm den Jungen
zuſtellen / daß man dann ſehen moͤchte / ob derſelbe
die Trawrigkeit der Falcken maͤchte . Er / der Fri-
derich / wirdt geruffen / welcher ſich auch nicht lang
geſaumet / ſondern alsbald kompt / welcher war
ſchoͤn vnnd gantz Adelicht / er ließ alsbald mercken
ſein ehrlich leben / vnnd dann ſein ſchoͤne Geſtalt die
zieret jhn darneben / vnnd macht jhn angenem . So
bald die Falcken den Jungen erſehen / erkennen ſie
jhn alsbald / geben anzeiguñgen / daß ſie fro waren /
daß ſie jhren Speiſer wider ſahen / ſchwingen jhre
Fluͤgel auff / vnnd nemen jhre vorige Geſtalt wi-
der an .
Der Koͤnig oder Suldan / als er dieſen Jungen
erſehen / gefallen jhm bald ſeine Geberden / dann ſei-
ne ſchoͤne Geſtalt / bekommet einen luſten zu jhm /
vnd behelt jhn auch bey ſich . Friderich nun dienete
dem Soldan in ſolcher maſſen / nicht allein den Fal-
cken zu warten / ſondern in allen andern ſachen klug
vnd fuͤrſichtig war / mit ſchreiben / leſen / rechnen vnd
allen andern Dienſten außrichtig / alſo / daß er in
kurtzer zeit deß Soldans Huld vnd Gunſt erwarb /
vnnd machte oder ſchlug jhn zu einem Ritter / vnnd
alſo in groſſem anſehen vnnd dignitet bey jeder-
man war .
Nicht lang hernach fengt die Peſt gewaltiglich
an zu graſſieren an vielen orthen / vnd ſturben auch
viel tanſendt Menſchen gantz geſchwind hinweg .
Der Koͤnig nimbt ſein liebes Ehegemahl zu ſich /
zohe auß dem Land / dem elend vnd ſterben zuent-
weichen . Mittlerzeit befilcht er dem Friderico / daß
er ſein Land ſolt regieren / gebeut auch ernſtlich /
daß niemand von allen ſeinen Vnterthanen / groſ-
ſen oder kleinen / ſo gehertzt ſolt ſein / der ſich jhm wi-
Q v der-
derſetzete / bey Vermeydung groſſer ſtraff / auch
verlußt Leibs vnnd Lebens . Hier an ſpuͤret man
Gottes Allmaͤchtigkeit vnnd Guͤtigkeit / daß er die
demuͤtigen erhebet zu ſeiner zeit / welche jhm ver-
trawen vnnd auff jhn ſich laſſen . Der Koͤnig be-
filcht dem Friderico ſein gantzes Land / vnd zeucht
weg / als er aber nun zimlich lang außbleibet / vnnd
ſein Widerkunfft verzohe / da meynte ein jegli-
ches jhr Koͤnig wuͤrde nimmermehr wider kom-
men / derowegen ſamblen ſie ſich / vnnd ſchlagen zu-
ſammen ein groß Kriegsvolck / fallen in das Land /
verwuͤſten / verbrennen vnd zerſchleiffen alle Doͤrf-
fer vnnd Flecken . Fridericus dem eingedenck ſei-
nes angenommenen Ampts vnnd Dienſtes / war
behertzet vnnd vnuerzagt / leget das Weiberhertz
an ein ſeite : Mahnete viel Volcks auff / zohe wider
das Barbariſche Volck / ſchlug ſie auß dem Feld /
nam jhre Oberſte gefangen / vnd theilete den Raub .
Dieſe That nun kam vor den Koͤnig / wie ſich
der Friderich ſo tapffer vnnd mannlich gebraucht
hatte / machet er jhn zu einem Fuͤrſten in demſelben
Land . Jn dieſem Stand nun lebet er zehen Jar /
in welcher zeit er ſo friedſamlich regieret / daß jhn
alles Volck / hohes vnd nidriges Stands lieb hat-
te . Ach du elender Menſch / was haſt du doch im
Hertzen / wann du gedenckeſt / deine Bubenſtuͤck ſol-
ten alſo vngeſtrafft hingehen vñ verborgen bleiben ?
Ach nein / es wirdt nichts ſo heimlich im verborgen
getrieben oder begangẽ / es kom̃t doch endlich an die
Soñ / vnd wird offenbar . Gott hat kein gefallen an
vngerechtigkeit / aber wz man rechts thut / das wirt
von jm reichlich vergolten / Gott iſt gerecht / vñ hat
gerechtigkeit lieb / aber alles gottloſes weſen haſſet
er . Dann ſihe doch Gottes wunderbare Gericht /
wie er alle ding zu ſeiner zeit weiß zu offenbarn / al-
ſo wolt er auch dieſe that nit vngeſtrafft hinlaſſen .
Es
Es vergieng nicht lang / zu Acri / welche vnder deß
Soldans Herrſchafft was / ein groſſe Meß eynfiel /
als dann jaͤrlichen gebreuchlich was / in welche viel
Volcks von allen Landſchafften kam . Damit aber
die Kauffleut vnd jhr Gut deſto ſicherer wer / war
deß Soldans gewonheit / daß er allweg / ohn ande-
re Amptleute / einen auß ſeinen Lands Herren hin-
ſchickete / der der Stadt vnnd auch den Kauffleu-
ten acht vnnd ſorg hette / damit ja niemandt wider
recht gethan wuͤrde . Da nun ſolche Meß kommen /
ſchicket der Soldan den Fridericum hin / vor ſeinen
Gubernator vnd Verwalter / allda er einem jegli-
chen ſein recht thet mit allem fleiß / thet auch den
Chriſten Kauffleuten groſſe Freundſchafft / wo die
waren / reit alſo die Stadt auff vnnd ab / war gern
bey etlichen / von wegen deß Lands / da er auß ver-
trieben war / Kundſchafft .
Es begab ſich aber ohngefehr / als er vor einen
Laden kam / wurde er angeruffen / daß er doch ab-
ſteigen / in den Laden kommen / vnd ſeine Wahr be-
ſehen wolte . Er ſteiget ab / gehet hinein / fragt wo
er her ſey / wie er heiſſe / vnd was er vor gute Wahr
habe . Er antwortet / vnnd ſpricht : Durchleuchtiger
Fuͤrſt / Gnaͤdiger Herr / Jch komme von Florentz /
mein Nam der iſt Johannes / ruͤhmet darneben ſei-
ne newe ſtattliche Wahren / die er mit ſich bracht
hette . Der Fridericus beſahe die Wahr alle / vnnd
vndern andern Kleinoten wirdt er gewahr eines
ſchoͤnen Beutels mit einem guͤldenen Guͤrtel / vnd
etlicher Ring . Er kennet ſie bald / daß es die ſtuͤck
weren / welche jhr jhr Mann gegeben zu einer
Brautgaab / als er ſie zum erſten mal getrawet
hatte / er ſchwige / vnd dachte wie doch ſeine Kleino-
dien dieſem Kauffmann moͤchten zu handen kom̃en
ſein / wuſte aber nit / dz ſie jm geſtohlen waren wor-
dẽ von dieſem Kauffmañ / als ſie der armen Frawẽ
jhr
jhr Kiſte bewahret . Er ſtelt ſich nicht als ob er ſie
kennete / nur allein fragte er / ob die ſchoͤnen Klei-
noth feil weren ? Der Kauffmann bewegt durch deß
Friderici freundliche ſanffte Frag / vnd ſein freund-
liches liebliches anlachen / ſagte / Gnaͤdiger Fuͤrſt /
ſie ſind mein . Jedoch / wann es Ewer Gnaden an-
hoͤren ſolte / wie ich die ſo ſubtiel vnd liſtiglichen in
einer Frantzoͤſiſchen Stadt vberkommen / jhr wuͤr-
det deß Betrugs ſelbeſt lachen . Aber darbey ſind
ſie mir ſehr lieb . Der fromme vnd gute Fuͤrſt / fra-
get jhn noch weiter vnd ſpricht : Wolan dann / lieber
Kauffmann / iſt es euch nicht beſchwerlich / ſo er-
zehlet mirs doch auch / daß ich den Betrug auch
erfahren moͤchte .
Der Kauffmann fengt an / erzehlet alles an ei-
ner rey her / vnnd lacht allezeit darzu / wann ers er-
zehlet / wie er nemblich durch huͤlff eines alten Wei-
bes darzu kommen were / aber wie er darauff kame /
daß der Mann ſein gegenpart ſein Weib deßhal-
ben hette ſo jemmerlicher vnſchuldiger weiß laſſen
ertoͤdten / ſo ſtelt er ſich obs jhm groß leid wer . Er
ſtunde da / erzehlet es von anfang zu end / aber er
wuſte nicht wen er vor ſich hatte / dem ers erzehle-
te / vnd daß ſolches vber jhm auß wuͤrde gehen . Der
gute Herr hoͤret ſolches mit groſſer Verwunderung
an / daß GOtt es alſo ſchickete / daß er die Vrſach
erfuhre / warumb er hat ſollen vmb bracht werden .
Er / ( der Kauffmann ) nennet noch daruͤber den
Mann bey ſeinem Namen / nemblich er habe ge-
heiffen Ambroſius / er nennet jhm auch die Stadt
Genua .
Der fromme Fuͤrſt wuſte ſich fein zuſtellen / daß
er es verhelete / auff daß er ja nicht etwas mercken
ſolte / empfieng jhn gantz freundlich / vnnd thet jhm
groß gut vnnd ehr an . Er kauffet auch den ſchoͤnen
Beutel / den guͤldenen Guͤrtel / vnd die Ring / welche
vor-
vorhin ſein geweſen / da er noch eine Fraw war .
Hierbey verſtund ſie auch / wie jhr Mann ſo ſchend-
lich were betrogen worden / vnd gantz ſchelmiſcher
vnd verratheriſcher weiß war hindergangen / fengt
an bey ſich zu bedrachten / was der Schelmshalß
wol vor einer ſtraff wuͤrdig ſey / daß er gnugſam
ſeine boſſen buͤſſete . Endlich ſchreibt ſie einen Brieff
in deß Soldans Namen nach Genua an Am-
broſium / jhrem lieben Mann / in jhr liebes Vatter-
land mit dieſen Worten .
Ambroſi / du biſt bekandt worden in vnſeren
Grentzen vnd Staͤdten / wie du ſo lieb vnnd ange-
nem ſeyeſt allen Buͤrgern vnd Jnwohnern zu Ge-
nua / vnnd ſolches dein lob iſt vor vns kommen / vns
hoch geruͤhmet vnd geprieſen worden . Derowegen
iſt es vnſer begeren / daß du dich alſo bald / mit die-
ſem Botten / auff machen woͤlleſt / vnd zu vns in vn-
ſer Land kommen / auch vor vns erſcheinen / wir ha-
ben deiner hoch von noͤthen / dann deines Raths vñ
deiner Huͤlff muͤſſen wir pflegen . Du darffſt dich
nichts vor vns entſetzen vnd foͤrchten / du ſolt ſehen
vnd ſpuͤren gegen dich vnſer gutwilliges Gemuͤth
vnnd Hertz / ſolt auch mit frieden / doch erſt wol be-
gabet vnd beſchencket / wider nach verꝛichter ſacher /
heim ziehen .
Als der Brieff geſchrieben / vnderſchreib ſie es
in deß Soldans Namen / verſiegelt jhn mit allem
fleiſz / nam einen trewen Botten / ſchicket denſelben
hin nach Genua . Der Bott ſaumte ſich nicht lang /
zeucht vnd eylet ſo geſchwind er mochte / vnnd kam
mit gutem Gluͤck in kurtzer zeit gen Genua / allda
er fragt nach dieſem Ambroſio / zu welchem er bald
gewieſen ward . Er kompt zu jhm / redet jhn an / v-
berantwortet ſeinen Brieff . Er thut jhn auff / lieſet
jhn . Nach dem der Brieff geleſen / verwundert er
ſich hefftig daruͤber / bedencket / wie vnnd warumb
jhm
jhm ein Brieff auß Barbarien komme . Er wun-
dert ſich auch vber die Handſchrifft : Als nun der
Brieff geleſen / helt der Bott ſteiff bey jhm an / er
ſolle doch ſich allerding ſchicken / daß ſie bald wi-
der auff die Reiß kaͤmen . Er gehorchet dem Bot-
ten zeucht mit jhm gen Alcair / in die reiche Land-
ſchafft . Als ſie da an kamen / nimpt jhn der Bott
alsbald mit ſich zu dem Fuͤrſten / vnnd richtet das
ſeine auß .
Der Fuͤrſt empfieng den Ambroſium / welcher
ſeiu liebes Ehegemahl geweſen / Vnd beut jhm ſei-
ne Haͤnd . Nun lieber Leſer / wie auch jhr lieben Zu-
hoͤrer / wie meynet jhr wol / daß dem Friderico zu
Muth geweſen / als er ſein lieben Mann vor jhm
ſahe ſtehen / vnnd alſo vnkendtlich in Mannes
Habit daher gieng . Hat nicht ſein Hertz Waſſer
gieſſen muͤſſen / dann ſie jhren lieben Bethgenoſſen
alſo vor jhr ſahe ſtehen / den ſie in einer langen zeit
nicht geſehen hatte . Als bald nam ſie jhn bey der
Hand / vnnd den Botten der muſte folgen / fuͤhrete
jhn in das Schloß / vnnd erzeigte jhm allen guten
Willen / er verſchafft jhn auch / daß ſie herrlich vnd
wol tractieret wurden / darnach / nach vielem Ge-
ſpraͤch / fuͤhret man jhn zu ruhe . Deß Morgens als
der Tag anbrach / gehet der Fuͤrſt zu dem Soldan /
redet jhn alſo an : Vnuberwindlichſter Koͤnig vnnd
Herr / Es ſind geſtriges tages zween Maͤnner zu
mir kommen auß meinem Vatterland / welche gar
lieblich im reden / ſubtiel im Verſtandt / vnnd gar
Kunſtreich / dieſe / bitt ich / wolle Ewer Gnaden
zum Morgeneſſen laden / vnnd ſich mit jhnen ein
wenig erluſtieren . Darauff antwortet der Koͤnig
vnd ſpricht : O mein getreweſter Fuͤrſt / dein Will /
was dn begereſt / der geſchehe / laß nur ſie herruffen .
Als nu die zeit kommen / ward ein ſtattlich herr-
lich Mahl bereitet / nach der Land manier vñ Art .
Da
Da kamen zuſammen die Fuͤrſten vnnd Herrn / die
Amptleut vnnd Befelchshaber / welche man alle /
dieſem Ambroſio zu Ehren hat deßmaln beruffen
laſſen . Die Diener die langen das Handwaſſer vnd
Handsquell / da werden ſie zu Tiſch geſetzt / ein je-
der nach ſeinem ſtand / aber der Fuͤrſt Fridericus
ſetzet den Ambroſium neben ſich / aber niemandt
wuſte warumb er das thet . Als ſie nun geſſen / die
Tiſch auffgehoben / vnnd die Danckſagung geſpro-
chen / da fengt der Fuͤrſt Fridericus noch weiter
an / vnnd ſpricht : Großmaͤchtigſter Koͤnig / es iſt
ohnlengſt hieher in vnſeres Land ankommen ein
Kauffmann / welcher mancherley Wahr mit ſich
bracht hat / ſo bitt ich nun / der Koͤnig wolle demſel-
ben auch einen Botten ſchicken / daß er zu Ewer
Gnaden hieher kaͤme / vnnd ſeine Kleinodien mit
brechte . Der Koͤnig befilcht von ſtund an / daß man
demſelben ſolte ruffen / welches alsbald geſchahe .
Der Kauffmann kommet : Da ſpricht zu jhm der
Fuͤrſt Fridericus alſo : Hoͤret guter Freund / leget
doch die drey ſtuͤck / welche ich von euch gekaufft /
vor dieſen Herren allen herauß / als nemblich den
koͤſtlichen Beutel / den Guͤrtel / vnnd den guldenen
Ring / erzehle jhnen auch darbey / wie du ſie ſo artig
bekommen habeſt . Der Kauffmann / welcher von
nichts wuſte / langet ſie heruor / erzehlet auch den
gantzen Handel / wie er geſchehen / auff einer rey her .
Der gute Ambroſius / als er dieſen ſchoͤnen Vogel
erſehen / erkandt er jhn / vnd ward jhm bang / gedacht
ſolches geſchehe ſeinet halben / weil er ſein Eheweib
het laſſen vmbbringen / damit ſie widerumb Vrſach
an jhn moͤchten haben . Solches hat Fridericus bald
wahr genommen / troͤſtet jhn / vnnd heiſt jhn gutes
Muths ſey . Der Kauffmann mercket ſein Gegen-
part auch / alsda fengt ſein Gewiſſen an auffzuwa-
chen / gibt ſich durch ſein zittern ſelbſt ſchuldig .
Nach
Nach dem er nun gantz erzehlet / gehet Frideri-
cus mit dem Soldan vor den Pallaſt / fragt jhn al-
ſo : Groſzmaͤchtigſter Koͤnig / wie gefelt euch der
Kauffmann ? Kan er nicht ſeine boſſen frey erzeh-
len / vñ ſein Schelmenſtuͤcklein an tag geben ? Was
meynt ewer Koͤniglich Weiſzheit wol / daſz dieſer
ſchlimme Geſell vor eine ſtraffen verdienet zu ha-
ben / vnd was er werth ſey ? Dann er ſich erſtlich vn-
derfangen eines andern Weib zu fall vnnd vnehr
zu bringen . Darnach beſtihlet er ſie heimlich aller
jhrer beſten Kleinodien . Bringet es auch endlich
ſo weit / daß das ehrlich Weib vnſchuldiglichen
wird vmbbracht . Der Koͤnig antwortet alſo dar-
auff : Er were wol werth / daß jhm Arm vnd Bein /
vnd alle Glieder mit einem Rad zerſtoſſen wur-
den / vnnd darnach an liechten Galgen gehencket
wuͤrde / dann er iſt beydes / ein Moͤrder / vnnd ein
Dieb . Diß ſagt der Fuͤrſt / iſt mir ein gutes Vr-
theil / welches der loſe Mann auch wol werth iſt .
Darauff ſo bitt ich euch o Gnaͤdigſter Koͤnig / daß
jhr euch widerumb in den Saal wollet begeben /
dann jhr Herren alleſampt ſollet bald etwas newes
erfahren / daruͤber jhr euch billich verwundern ſol-
let . Dann jhr ſolt ſehen eben die Matron / welche
das Vngluͤck alles hat muͤſſen leiden vnnd auß-
ſtehen .
Der Koͤnig geht widerumb hinein / vnnd redet
mit ſeinen Herren viel vnnd mancherley von der ſa-
chen / bringen alſo die zeit hin . Mitlerweil aber ge-
het der Fuͤrſt Fridericus allein in ſein Gemach / le-
get alle ſeine Kleider ab / daß ſie gantz Mutterna-
ckent war / ohn allen vor jhre Weibliche Scham
henckte ſie ein duͤnn ſeidenes Duͤchlein . Nach die-
ſem gehet ſie wider in den Saal / ſtehet alſo nackent
vor den Koͤnig / vnd alle ſeine Herren . Die ſehen ſie
alle an / verwundern ſich / vnd fraget je einer den an-
dern/
dern / vnnd zweiffeln daran / was doch das vor ein
Weib ſey . Warumb ſie ſo nackend daher komme /
vnnd ſtehe da vor ſo viel Fuͤrſten vnd Herren ? Sie
ſagen auch alle / ſie haben jhr lebenlang kein ſchoͤner
Weibsbild geſehen / die ſo ſchoͤn / weiß / vnnd gerah-
tenes Leibs / dann es ſey nicht ein eintziges Glied
an jhrem Leib / das nicht wol formieret ſey . Der
Soldan ſihet ſie gantz ſtarr an vnd ſpricht : Dieſes
Menſch vnnd dieſe Geſtalt hab ich hiebeuor noch
mehr geſehen / vnnd wo mich nicht gaͤntzlich treugt
mein Wahn / ſo iſt es Fridericus mein Fuͤrſt / vber
welchen ich kein libern / noch auch getrewern Men-
ſchen Herren oder Fuͤrſten / in meinem gantzen
Reich habe . Biſt du es nun o mein Friderice / ſo
ſage mir / warumb du ſo gantz nackend vor mich
kommeſt ?
Fridericus fengt an : Vnuberwindlichſter Koͤnig /
ich / ich ſelbſt bins / die ich ſo lang mein Weiblichen-
ſtand verleugnet / vnnd Manns Habit getragen /
vnd eben die / welcher dieſer ( weiſet auff den Kauff-
mann ) meineydige / trewloſe / Geſell vnnd ſtuckbu-
bes / die Kleinodieu auß der Kiſten geſtohlen / der
Ambroͤſius iſt mein Ehelicher Mann / welcher an
deß Koͤniges ſeiten ſitzet / welcher durch falſche
Liſt vnnd Practicken dieſes verzweiffelten Schel-
mens dahin gerathen vnnd getrieben worden / daſz
er mich hat ( auſz vnmuth ) wollen laſſen hinrich-
ten . Aber der getrewe Knecht hat nicht gantz ge-
folget ſeinem Befelch / ſondern bewegt durch meiu
fleiſſiges bitten / hat er andere Mittel gebraucht /
vnnd mir mein Haar abgeſchnitten / daſſelbe mei-
nem Mann bracht / wie auch die Augen / welche
er einem Lamb / welches mir zu allem Gluͤck eben
nach lieff / auſzgeſtochen / die Zung auſzgeriſſen / vnd
meine Kleider mit deſz Lambs Bluts beſprenget /
liſz mich darnach ins elend ziebẽ . Nu mag ein from
R Hertz
Hertz ſchlieſſen / wie manches Vngluͤck vnnd Be-
ſchwerung ich habe muͤſſen außſtehen / dieweil ich
auß meinem Vatterland geweſen bin / wie offt hab
ich gedacht / was doch meinem Mann Vrſach
vnd Anleitung gegeben habe . Darumbo mein Koͤ-
nig vnd Herr / felle ein billich Vrtheil dieſem Boͤß-
wicht / daß ein Diebſtahl vnnd boͤſes ſtuͤck erhei-
ſchet .
Der Koͤnig ſprach / nach dem er geſtrebt vnd ge-
lebt / darnach ſoll jm gelohnet werden / vñ gleich wie
er duppelt geſuͤndiget / alſo ſoll er duppelt geſtrafft
werden . Erſtlich ſo iſt er ein Dieb / darumb ſoll er
auch gehencket werden / darnach ſo iſt er ein Moͤr-
der / darumb ſoll er geraͤdert werden .
Nach dieſem Vrtheil iſt er auch ſtracks außge-
fuͤhret worden / vnnd ſind jhm erſtlich alle Glieder
zerſtoſſen worden / darnach iſt er an den liechten
Galgen gehenckt worden
Ambroſius aber bleib noch eine gute weil zeits
in dem Koͤniglichen Hoff / lebte mit ſeiner Frawen
in frewden . Darnach ſind ſie beyde / reichlich von
dem Soldan begabet wider mit einander nach Ge-
nua gezogen / haben noch lange zeit bey einander
gewohnet / vnd haben noch vier Kinder mit einan-
der gezeuget . Alſo belohnet Gott alle / vnd gibt eim
jeden nach dem er verdienet .
CCXXXII . Von einem
Schaaffreſſer .
E S war ein Rector an einer Schuel / der
pflegte die Jungen vnderweilen nach ge-
haltenem Examine mit Lateiniſchen fra-
gen zu exerciren / ſagt deßwegen zu einem :
Tu vero videris mihi eſſe inſigne edax , ac multi
cibi homo , cedo mihi igitur , quot tu putas die te
vno
vno oua manducaturum ? caue ne quid mihi celes ,
Das iſt /
Du ſiheſt mich an / als daß du wol Schnabu-
lieren vnnd Schrotten koͤnneſt / wie viel traweſt du
wol deß tags Eyer zu eſſen / bekenne recht zu / halt
nicht hinder dem Berge . Er bedacht ſich nit lang /
ſagte : Domine præceptor , Ego equidem nullo ne-
gotio , oues die commederem vna decem ,
Das iſt /
Jch wolt einẽ taͤg ohn muͤhe zehen Schaf eſſen /
ſetzet wie der vorige an ſtatt oua decem , oues de-
cem Was / ſagt der Rector / woͤlleſtu einen tag ze-
hẽ Schaaf eſſen / das wer einem Wolff zu viel . Der
jung ſagt : Herr Preceptor / ich hab mich verred / hab
ſagen woͤllen / decem oua , ( zehen Eyer ) der Rector
lachte vnd ſagt : Nu das war warlich gnug / kanſtu
deß tags zehen Eyer freſſen / ſo dieneſt du in meine
Kuͤchen nicht .
Syr. c. 38 v. 3 . 4. 5.
Vberfuͤlle dich nicht mit allerley niedlicher ſpei-
ſe / vnd friß nicht zu girig .
Dann viel freſſen macht kranck / vnd ein vnſaͤtti-
ger fraß kriegt das grimmen .
Viel haben ſich zu todt gefreſſen / wer aber meſ-
ſig iſt / der lebet deſto lenger .
C icero .
So viel ſoll man eſſen vñ trincken / daß man die
Kraͤfften damit erquicke / vnd nicht belaͤſtige .
Idem .
Ein gantzen hunger ſoltu zu einem Ey bringen .
Plin. lib 28 .
Lucullus hat einen Knecht / der pflegte einem /
R ii der
der Geyer aß / die Hand zu ruͤck zu ziehen . Solcher
Lucullus pflegte ſeinem Knecht lieber zu folgen /
als jhm ſelbſten .
Hermannus Schopperus in Speculo vi-
tæ aulicæ pag. 352 .
Nicht fuͤll dich alſo mit ſpeiß auß / daß man nicht
darfuͤr halte / du ſeyeſt vnder den Schweinen erzo-
gen worden . Dann alſo ſagt ein Poet : Ne viuas vt
edas , ſed edas vt viuere poſſis . Du ſolt nicht leben
das du jſſeſt / ſondern du ſolt eſſen / das du lebẽ koͤn-
neſt . Dann es iſt ein ſchand den Leib alſo erfuͤllen /
daß man dauon gleichſam auffgeblaſen gehet . Jn
einem Kloſter ( deren man heutiges tags wenig
findet ) hab ich geſehen / daß die Geiſtliche Bruͤder
vaſt auff ein jede Kanten geſchrieben haben :
Sume vinum modice , modico natura fouetur ,
Das iſt /
Brauch den Wein maͤſſig / dann die Natur wirt
durch meſſigkeit erhalten .
Ambroſ . in Hexaemero .
Du meydeſt das Faſten / vnnd ſucheſt Artzney /
gleich als ob jrgend ein groͤſſer Artzney moͤcht ge-
funden werden .
Cornel . C elſus .
Vielmals werden groſſe ſchwachheiten durch
ruhe vnd meſſigkeit geheilet .
Idem .
Vnmeſſigkeit iſt ein Vrſacherin der ſchwach-
heiten / vnd erhalterin der Artzte .
Philip . Melanch .
Dem viertaͤgigen Fieber ſoll man kein Artzney
brauchen / ohn allein meſſiges leben .
Idem.
Idem .
Wir Teutſchen freſſen vns arm / kranck / vnd in
die Helle .
Idem .
Drey ding ſind ſehr heylſam .
1. Eſſen daß man nicht ſat wird .
2. Die Arbeit nicht meiden .
3. Den leblichen Saamen behalten .
Plato in Timæo .
Durch ein fein Diet ſoll man den Leib caſteyen /
vnd nit durch Artzney groͤſſer ſchwach heiten holen .
Plautus Vopiſcus .
Keyſer Aurelianus hat in ſeinen ſchwachhei-
ten nie keinen Artzt zu ſich gefordert / ſondern durch
faſten ſich geſund gemacht .
Gegen Hauptfluß .
Man faſte / leide durſt / wache / diß vertreibet die
Fluͤß .
Poeta .
Si tibi deficiant medicis medici tibi fiant
Hæc tria , mens hilaris , requies , moderata diæta .
Das iſt /
Haſtu kein Artzte / ſo werdẽ dir dieſe drey zu Artztẽ /
Ein froͤlich gemuͤth / ruhe / vnd ein gut Diet .
CCXXXIII . Von einem freſſer .
V On Muͤnden fuhrt ein Schiffmañ Kaͤß /
Oele / Honig / Buttern / Hering / Stock-
fiſch / Platteiſen / Salmen / Speck / Hanff /
vñ dergleichen nach Eſchwegen . So bald
er dieſe Wahr dem Kauffmann gelieffert hatte /
begibt er ſich noch den Tag naher Vach / friſſet vnd
R iij ſeufft
ſeufft daſelbſten . Bey ſich hat er einen arbeitſeli-
gen / vnuerdroſſenen vnnd dienſthafftigen Knecht /
aber ſo freſſig / als ob ſein Magen keinen Boden
hette : Diß wuſte der Schiffmann / ſagt deßwegen
zu jhm / nach dem ſie zu nacht geſſen hatten / wann
er noch nicht ſaat were / ſo wolt er jhm mehr holen
laſſen . Er ſprach / ich hab meinen Magen dißmal
ein wenig zu ruhe geſtellet / doch / ſo ich dreyſſig ge-
ſot tene Eyer hette / vnnd vier Weck / were mir daſ-
ſelb ein groſſer dienſt . Der Wirth / ſo ein luſtiger
vnd hoͤfflicher Mann war / gehet hinauß / vnnd ho-
let dreyſſig Eyer / gibt ſie jhm / vnnd heiſſet ſie jhn
ſelbſt nach ſeinem gefallen kochen / wie ſie jhn be-
deuchten wol ſchmacken . Nu hatte er eben ein Hun
gehabt / ſo angefangen zu bruͤten / vnd die Eyer wi-
derumb verlaſſen hatte / ſolche nimpt er all / vnd mi-
ſchet etlich andere darunder . Der Knecht nim̃t ſol-
che / macht ſich damit in die Kuͤchen / legt ſie in ein
Pfannen / vnd da ſie kaum recht warm worden / ge-
het er in die ſtuben / ſitzt wider bey die Gaͤſt vber den
Tiſch / vnd fengt an zu eſſen . So bald er nun eines
außgeſchlucket hatte / ſprach er / da geht afer ein gu-
chen ab / ( da geht aber ein junges Huͤnlein vnder )
daruͤber lachten die Gaͤſt vber die maſſen ſehr / dann
die Eyer waren dermaſſen gebruͤtet worden / daß ſie
ſchon Blut verfangen : Solches aber ſchmecket der
fraſz nicht / dann ſein Zungen war / als ob ſie mit
Leder oder ſtuͤck Lappen vberzogen wer . So offt
er nun ein Ey auſzgeſchlucket hatte / ſo offt aſz er ein
brocken Wecks oder etlich dazu / vnd tranck ein gu-
ten trunck Biernmoſt darauff / ſagend / auff ein Ey
ein trunck / auff ein Apffel ein ſprung . Alſo tranck
er zu den dreiſſig meiſten theils faulen Eyern dreiſ-
ſig Kruͤg Biernmoſt : Die Gaͤſt helffen jhm gern
hierzu / vñ ſagten mit groſſem gelaͤchter : Auff einen
guten biſſen gehoͤrt ein guter trunck . Da er ſich alſo
mit
mit den Eyern vnd Moſt voll gefreſſen hatte / fieng
es jhm an im leib zu rumpeln / deßwegen ſprach er /
datt juck gucken die ſtertte ſucke rohre / wie hefft huͤ
den duͤfell im liefe ( daß euch junge Huͤnlein die ra-
ſende ſucht ruͤhr / wie habt jhr den Teuffel im Lei-
be ) ſagt bald darauff / oder Beermoſt / es ein duͤfe-
liſch boſe thuch / wer em ſupet / der mot kotten vnnd
ſeytten ( der Biernmoſt iſt ein ſchendlicher teuffe-
liſcher trauck / wer jhn ſeufft / der muß ſpeyen vnnd
ſcheiſſen . Den andern tag bey der Suppen ſtanck
er wie ein Widhoff / vnd macht jhm der Wirth ein
ſolches liedlein :
Wer ſich befleißt Biernmoſt zu trincken /
Dem werden die Hoſen vbel ſtincken .
CCXXXIII . Von einem Muͤller /
welcher mit eines andern Weib Ehebruch
trieb / vnd wegen deß Ehemanns an-
kunfft bloß dauon lauffen
muſt .
Z V Honen iſt auff ein zeit ein Muͤller geweſen /
welcher zwar wol Mahlen kondte / aber ſonſt
war er ein vnzuͤchtiger Menſch / ſonderlich aber
hieng er fleiſſig an eines Gerichtsverwandẽ Weib
in einem andern Flecken . Ob nun gleich ſolches faſt
allen Nachbarn im Flecken vnd derſelben Gegend
bewußt war / ſo war es doch dem Ehemann verbor-
gen . Auff ein zeit begibt ſichs / daß auff einem Fleckẽ
Gericht gehalten wird / da der Ehemann auch bey
ſeyn muſte / das mercket der Muͤller / zeucht dahin /
gibt eigentlich acht / ob er daſelſt vber nacht bleiben
werde oder nit : Dañ ſolcher pflegte mit ſeinẽ Mit-
geſellen daſelbſt zu zechen / vnd da gleich die andern
zu Hauß giengen / an dem ort zu bleiben / da er war .
R iiij Alſo
Alſo gehet nun der Muͤller ſtracks nach deß
Wirthshauß / ward auff den Außgang deß Ge-
richts / vnd ſchickt ſich als ob er trincke / da nun das
Gericht ein end hatte / kompt der Ehemann / wil
mit ſeinen Mitgeſellen ein maß Wein oder zwo
trincken . Der Muͤller bringt jhm ſo bald eines eh-
rentwegen . Der Ehemann aber vnd ſeine Mitge-
ſellen nemen ein eigen Tiſch eyn / der Muͤller aber
ſetzet ſich hinder den Ofen / tranck ſparſam / vnd ge-
dacht wie er zu deß einen Gerichtsverwanden
Weib kommen moͤchte . Da nun ein ſtund oder zwo
verlauffen / bekompt der Ehemann einen Rauſch /
das mercket der Muͤller / macht ſich heimlich da-
uon / vnd leſſet ein Flaſchen mit Wein fuͤllen / nim̃t
ſich an / ſein Weib ſey nicht wol zu paß / wolt jhr
dieſen Wein bringen / damit ſie ſich erlaben moͤchte .
Der Wirth ließ jhn gehen / nam ſich nicht an / als
ob er den boſſen merckte / vnd was er fuͤr hette . Da
es nun vmb Mitternacht war / vnnd die andern
Scheffen all heimgiengen / bleibt dieſer Gerichts-
verwandter allein ſitzen / der Wirth aber redt jhn
alſo an : Lieber Freund / warumb gehet jhr nicht
auch heim / ſoll ich euch allein zu gefallen die gantze
nacht wachen ? Der Mann antwortet : Wiſſet jhr
nicht Herr Wirth / daß / wann ich truncken bin / ich
nicht ferrner gehe / ſondern an dem Ort bleib / da ich
gezecht habe / alſo gedenck ich nun dieſe nacht allhie
zu zubringen . Jch / ſpricht der Wirth / bin nicht dar-
wider / daß jhr hie bleibet / dann ich wil euch nicht
hinauß treiben / doch / wann jhr mir folgen wollet /
ſo ſolt jhr euch von ſtund an naher Hauß machen :
Dann der Muͤller iſt den gantzen tag hie geſeſſen /
vnnd hat nicht vber ein Nuͤſſel Weins getrun-
cken / er hat aber ein groſſe Flaſche Wein mit ſich
getragen / vnd wie mich beduͤnckt / ſo wirdt er vnnd
ewer Fraw eins mit einander trincken / vnnd dann
mit
mit einander ſchlaffen gehen . Zeihet jhr den / ſpricht
der Gerichts verwande / meine Fraw / daß ſie ein
Ehebrecherin ſey ? Jch nicht allein / ſpricht der wirth
ſondern vnzehlich viel Leuth : Ja es weiß ſolches
ni cht jederman allein / ſondern das haben auch die
Huͤner auff dem miſt außgeſehen : vnnd befrembt
mich nicht wenig / daß jhr hierumb nichts wiſſen
ſollet ? Der Gerichts verwande gab dem wirth balt
gute Nacht / vnd macht ſich heim zu / ſo geſchwindt
er mag . So balt er heim kompt / klopfft er wider die
thuͤr / zum aller maͤchtigſten . Das Weib fengt an
zum Muͤller / vnd ſpricht : O des groſſen leyds / wir
ſind verrathen : Sehe dich nun fuͤr / folg mir nach /
vnnd ſtehe hinder die thur . Denn wan das Hauß
auffgethan wird / wird mein Mann ſtracks Fueß
zur Kammer zu eilen vnd dich daſelbſt zum erſten
ſuchen . So balt er dir nur den Rucken kehret / ſo
lauff ſchwind davon / dein Kleider hab ich dermaſ-
ſen verborgen / daß mich duncket / er werd ſie nicht
ſo leichtlich finden koͤnnen . Darauff holet ſie ein
Liecht / vnd macht jhm die thuͤr auff . Der Mann
ſpricht der Fraw nicht zu / ſondern eilet ſtracks der
Kammer zu : Vnder deß lauffet der Muͤller davon .
Wiewol nun der Mann niemand im Beth findt /
ſo nimpt er doch ſo viel am Beth ab / das ſein Weib
nicht allein gelegen / ſchlegt ſie deßwegen biß auff
den Todt / find endlich des Muͤllers Kleider vnder
dem Beth / vnnd hawt ſie zu kleinen ſtůcken . Der
Muͤller aber lauffet gantz nacket vnnd bloß im
tieffen Schnee vnnd groſſen kaͤlt heimzu / wol auff
ein gautz teutſch meyl wegs . Was fuͤr kalt er auß-
geſtanden vnd wie jhm vmbs Hertz mag ſein gewe-
ſen / kan ein jeder leichtlich erachten . Er wolte
in einem Meyerhoff deßgleichen in einem Moͤn-
nichs Kloſter vnderwegen einkehren / aber Mann
wolt jhn niergent einlaſſen : Denn man meinet an
R v beyden
beyder orthen / weyler nackent war / es were ein ge-
ſpenß / alſo muſt er die groſſe Meyl wegs lauffen /
ehe er vnder dach kam . Da er nun heim kame /
kehrt er nicht in ſeinem Hauß ein ( dann er forch-
tet / die Fraw wurde jhn vbel ſchelten ) ſondern beim
Schultheiſſen / vnd bit jhn vmb GOtts willen /
daß er jhm die thuͤr woͤlle oͤffnen / wo nicht ſo muͤſſe
er nider fallen vnnd vor froſt den Geiſt auffgeben .
Ohn angeſehen nun / daß der Schultheis auch me i -
net / es were ein Geſpenß / ſo kennet er doch die ſtim /
wuſt auch vmb ſein Bubenſtuck / daher felt jhm
ein / der man werd jhn bey der Fraw erhaſchetha-
ben / nimpt jhn alſo vnder dach . Da er in die ſtuben
kompt da hat mann wunder gehoͤrt / was fuͤr ein zit-
tern / Zeen Klappen / Hend zu ſammen ſchlagen vnd
ſpringen ſich erhoben : Mann meinet jezu wurde
er darnider fallen vnnd ſterben . Der Schultheiß
ließ die Stuben ſo balt warm machen / vnnd jhn in
das Beth legen / darauß er eben gangen war / leſt
jhm auch ein wenig warmen wein einſchutten . Als
er nun ein wenig zu krefften kame / kehrt er des mor-
gens fruͤhe in ſein Hauß / iſt vbel zu Fuß wegen des
Froſtes / vnnd hat des Schultheiſſen Kleider an .
Vnder deß aber / daß der Schultheis jhn alſo
Baͤcheln leſt / hett das Schultheiſſen Weib des
Muͤllers Haußfraw alles zu wiſſeu gemacht / deß-
wegen butzet ſie jhn redlich auß . Er aber batt ſie
vmb verzeihung / betewert mit einem Eydt / er woͤll
der Huren hinfuro muͤſſig gehen / welches er dann
trewlich gehalten / jedermann verwundert ſich / wie
er ſo lange zeit die groſſe kelte hett auß ſtehen koͤn-
nen . Er aber antwortet : Wann er alſo in Schnee
gefallen vnd ſich her vnd dar gewaltzet / hett jhn be-
daucht / es braͤchte jhm ein wenig waͤrme . Er ſagt
auch / daß er nicht vber ein ſtundt auff dem weg
gelauf-
gelauffẽ . Dem ſey wie jm woͤlle / ſo war er ein Mo-
nat oder etlich ſehr matt / das er gleichſamb die len-
den ſchleiffet / wenn er vnder die Leuth kame / vnd ſa-
he jederman / daß das freche gemuͤth bey jm ſich ſehr
gelegt hatte .
CCXXXIV . Von einem Burger zu
Vlm .
Z V Vlm war ein Burger von geringem
ſtande / hatt aber ein Weib von boͤſen Sit-
ten / ſonſt war ſie von vornehmen Leuthen .
Er klagt fleiſſig bey des Weibes verwanden /
da es aber alles kein Statt haben wolte / nahm
er ſich einmals des Morgens an / als wolt er na-
her Franckfurth zihen in die Meß / vnnd bleib
nechſt in einem Dorff . Des Abendts ließ er ſein
Pferd daſelbſt ſtehen / vnnd gehet wider in die
Statt / der Ehebrecher meinet / der Mann ſey
nicht daheim / vnnd ſaß biß in die tieffe macht / end-
lich gehet er mit der Fraw Schlaffen . Der Man
lag vnder des vnder der Stigen / biß das geſindt
alles ſchlaffen kame / hiernach zeugt er einen
Bruſtharniſch an / gehet die ſtigen hinauff / vnnd
find die Kammer verſchloſſen . Das Weib hoͤret
das gereuſch vnd thut die thuͤr auff / nicht ohn ſon-
derlich vorſehung GOTTES / vnnd will ſe-
hen / was da ſey . Er aber felt zur Kammer hin-
ein vnnd erwurget beyd den Ehebrecher vnd die
Fraw . Den folgenden tag gehet er fuͤr Rath /
vnnd erzehlet / was ſich verloffen hatte . Er ward
loß geſprochen / dann dem Rechten nach konnt man
jhn nit ſtraffen . D. Pezel. poſt. Phil. Melanth. part. 1.
pag. 545 .
1. Pet.
1. Pet. 5. v. 8. 9 .
Seyt nuͤchtern / wachet . Dann ewer widerſacher
der Teufel gehet vmb her / wie ein Bruͤllender Loͤw /
ſuchet / wenn er verſchlinge . Dem widerſtehet ſtarck
im glauben .
Auguſtinus .
Der Teuffel hat Davidem / Samſonem vnnd
Salomonem betrogen vnnd Chriſtum verſuchet /
wer will dann ſicher ſeyn ?
Gregorius .
Er verſuchet fleiſſig / daß er endlich durch ver-
druß vberwinde .
Chryſoſtomus .
Wann dich der Teuffel muͤſſig findet / ſo kehrt er
bey dir als in einer ledigen Herberg ein .
Hieronymus .
Du ſolt allweg etwas guts thun / daß dich der
Teuffel nicht muͤſſig finde .
Auguſtinus .
Der wird nicht leichtlich vom verſucher gefan-
gen / welcher vber einer guten Arbeit geſchefftig
iſt .
C yprianus de idolorum vanitate .
Die ſtraffwuͤrdige ſuchen jhnen Geſellen zur
ſtraff / vnd fuͤhren ſolche in gleichen jrthumb .
Idem
Idem de habitu Virginum .
Der Teuffel lieb koſet / damit er betrige : er lachet
an / auff daß er ſchade : er reitzet an / daß er toͤdte .
Leo .
Der alte feind leſt nicht nach / ſtrick zu ſtellen /
wie er nemblich den glanbigen moͤcht den Glauben
entziehen : Er weiß / wen er ſoll zu luͤſten vnd be-
girden : wen er ſoll zu Mord anfuͤhren : wenn er ſoll
zu freſſen vnd ſauffen reitzen : Wem er mißgunſt
ſoll ein blaſſen . Er weiß / wen er ſoll zu klein muͤtig-
keit bringen / wen er ſoll betrigen / wem er ſoll forche
ein jagen / wen er durch verwunderung ſoll verfuͤh-
ren . Er nimpt auff aller Menſchen gewonheit acht /
erwegert jhre Sorg / forſchet jhre Gemuͤht er vnnd
neigungen / vnd ſihet nur dahin / wie er den Men-
ſchen ſchaden moͤge .
CCXXXV . Von einem Kauffherꝛn
zu Zurich / welcher ſe in Weib vnd die-
ner in Ehebruch findet vnd
erſticht .
Z V Zurich war ein trefflicher / reicher / ehrli-
cher vnd beruͤmbder Kauffmann / P. H. der
freyet zum andernmahl ein Jungfraw von
ehrlichen Eltern geboren / ſo reich / ſchon vnnd
von guten Sitten war . Diß ſein Weib liebt er hoch /
verhofft / ſie wurde jhn wider in ehren halten / wie
ſie dan jhn gleich jhren Vatter achtete . Da jm aber
die grawe Haar begunten heraus zu krichen / vnnd
die krefften je lenger je mehr abnehmen / da ließ ſie
all gemach die alte lieb ſencken / henckt ſich an jhres
Herꝛn diener / vnd macht ſich jhm theilhafftig /
welches
welches der man / wiewol er ſonſt verſchlagen war
im geringſten nicht mercket . GOtt aber der gerech-
te Richter / der kein Suͤndt lang will verborgen o-
der vngeſtrafft hin gehen laſſen / ſondern ſolche zu ſei-
ner zeit mit ď vbertretter groſſẽ verachtũg / ſchmach
vnd ſchaden offenbar machet / hat es wunderbarlich
entdecket vñ ans licht geſetzet . Dann es hatte der
Kauffman ein Soͤhnlein von dreyẽ Jaren / welches
er ſehr lieb hatte / alſo daß wan er aſſe / daſſelbe nechſt
bey jhm ſaß / ſchlieff auch bey jhm im Beth . Da nun
der Kauffman auff ein zeit naher Leon in die meß
verreiſet / vnnd jtzt wider an kame / laufft es jm ent-
gegen / ſtelt ſich freundlich / vnd fellet jhm vmb das
rechte Knie / vnnd ſagt : Ach lieber Vatter / wie
bin ich ſo fro / daß jhr ſeyt wider kommen : Denn
weil jhr nicht ſeyt daheim geweſen / hat mich vnſer
Knecht Georg nicht woͤllen laſſen in ewerm Beth
ſchlaffen / ſondern hab in einem Kaſten bey
ewerm Bethligen muͤſſen . Der Vatter vernimpt
diß mit ſchmertzen / doch verbeut er jhm diß nit fer-
ner zu ſagen / vnd ſpricht : Ey du Laͤckerli wat ſey-
ſtu ? Halt das Maul / vnd ſag niemand was davon .
wann ich das mehr von dir hoͤre / ſo will ich dir
Fuͤſſe machen . Nichts deſtoweniger aber felt jhm
ein das gemeine Sprichwort : Kinder vnd Narꝛen
ſaͤgen gemeimglich die Warheit . Doch nimt er ſich
nichts an gegen das Weib / ſtelt ſich gegen ſie / als
ob er ſie noch lieb hab / wie zuvor / nichts deſtoweni-
ger denckt er tag vnnd Nacht / wie er der Sachen
rechten bericht einnehmen moͤge . Laſſet jm heimlich
zween Schluͤſſel zu richten / einen zum Haus / den an-
dern zur Schlaffkammern / nimpt ſich an / er muͤſſe
naher Straßburg ziehen / etliche Schuld daſelbſt
einzumahnen / iſſet ein Supp / vnd begibt ſich mit ſei
nem Sohn / den er mit ſeiner erſten gezeuget hatten /
auff
auff die Reiß . Da er nun jtzt auff ſeyn will / nimpt
er von ſeinem Weib / ſo jtzt mit dem ſechßten Kind
ſchwanger gieng / den Abſcheid / ſtellet ſich freund-
lich gegen ſie / nimt ſie in die Arm vñ kuͤſſet ſie / da-
mit ſie ja nicht mercken moͤchte / was er fůr hette .
Gleicher geſtalt er ſich gut willig gegen ſeinen die-
ner in allen Geberden / befihlet jhm etlich ding / die
er in ſeinem abweſen verrichten ſolte . Da daſſelb
geſchehen / ſetzet er ſich auff ſein Pferdt / zeugt biß
gen Baden / jſſet daſelbſt zu Morgen / nach dem eſ-
ſen ſitzet er in tieffen gedancken / vnd ſagt zu ſeinem
Sohn alſo : Sich immer zu / wie hoch haben wir ſich
vergeſſẽ ? Jch hab meiner Schuld Leut Handſchriffe
daheim gelaſſen / alſo koͤnnen wir nun ohn dieſelbe
nichts vberkommen / eilen thut nimmermehr gut .
Derwegen iſt von noͤthen / daß wir wider zu ruck zi-
hen / vnd die Handſchrifft holẽ . Aber ſolches můſſen
wir thun / wen die Mutter vnd dz Geſind ſchlaffen /
ſitzt widerumb auff ſein Pferd kompt gegen abendt
gen Zurich / vnd kehrt ein in der Herberg zũ Affen-
wagen . Der wirth verwundert ſich / warumb er nit
ſtracks heimzu den weg neme : Er aber wendet fuͤr /
damit die Fraw / weil ſie hoch ſchwanger were
nicht moͤcht durch ſein vnverſehen widerkunfft
in ſchrecken fallen / vnnd gedencken / er were kaum
den Moͤrdern entrunnen . Er hab ſeiner ſchuld leuth
handſchrifften daheim vergeſſen welche er / wen die
Fraw vnd dz geſind ſchlaffen kommen holen wolte .
Der wirth meinet / dẽ were anders nit / iſt mit ſeiner
antwort zu friedẽ / den er hat nie von des Kauffmãs
Weib etwas gehoͤret / wie dann jedermann ſie
fuͤr ein ehrlich Matron hielte . Des Nachts vmb
elff vhr leſt er ſein Pferde in ď Herberg ſtehen / gehet
mit ſeinem Sohn / der ein Latern fuͤr jhm her traͤgt /
nach ſeinem Hauß / ſchleuſt die Haußthur vnnd die
Kammern auff . Der diener vnnd die Fraw aber
hatten
hatten Elſaſſer vnd Wein vom Alpen Gebirg ge-
truncken / ꝛc. ligen alſo in guter ruhe vnd tiefẽ ſchlaff
daß ſie weder das Hauß noch die Kammern hoͤrten
auffſchlieſſen . Da nun der Kauffherꝛ in die kammer
kompt / findet er ſein klein Soͤhnlein in dem Kaſten
ſchlaffen / deßgleichen ein brennent Ampel / welche
ſonſt / wenn er daheim war / nicht geſchahe . Er laufft
mit gereufftem wehr zum Beth zu / zeucht den fuͤr-
hang mit vnmuth hinweg / davon der diener vnnd dz
Weib erwacht . So balt nun der diener ſeines Herꝛn
gewahr wird / kreucht er vnder die decken . Der
Kauffman durch ſticht jhn als balt mit ſeiner wehr
vnd leſt es ſo lang ſtecken / biß der Ehebrecher ſtir-
bet . Da nun derſelb Todt iſt / kehrt er ſich zur Fra-
wen / het leiden moͤgen / daß ſie entrunnen were . Sie
hett ſich aber wegen ſeiner ploͤtzlichen vñ vnverſehe-
nen widerkunfft dermaſſen entſetzt / daß ſie / obs ſies
wolin Sinn genommen / nicht entfliehen konnte .
Sie hatt zwaͤr den rechten Fueß auß dem Beth ge-
hoben / aber der ander Fueß wolt nicht hernach / wolt
alſo der liebe Gott ſie auch zur ſtraff ziehen . Das
kleine Soͤhnlein von dreyen Jahren / welches der
Mutter Ehebruch offenbaret hatte / ſahe / daß der
Vatter die Mutter mit bloſſem wehr toͤden wolte /
rieff : Ach Vatter / thue dem Mutterli nichts : Ach
Vatter thue dem Mutterli ja vmb Gotts willen
nichts . Desgleichen bat ſie ſelbſt vmb verzeihung /
vnd ſagt . Ach mein hertz lieber Herꝛ / ich bitt euch
vmb Gottes willen / ſeyt mir barmhertzig / vnd ver-
zeiht mir dieſe Suͤnde . Aber der Kauffman war der
maſſen erzoͤrnet / daß er weder auff des Soͤhnleins /
noch auff der Frawen bitt etwas gab / noch auch des
Kindts in Mutter leib ſchonet : Sondern ſagt / ich
hab mich jederzeit wol gegẽ dich verhalten / du aber
haſt mich mit ſchendlichem Ehebruch geſchmehet /
darumb ſoltu von dieſer meiner Hand ſterben . Alſo
berewe
berewe nun deine Suͤnde vnd ſuch zuflucht bey Got
tes barmhertzigkeit / vñ bit den vmb gnad : mit dieſen
worten durchſticht er ſie / vnd begibt ſich ſo balt in
die freyheit / leſt alſo die Tode Menſchen ligen / man
ſagt / es ſoll die Frucht ſich noch etliche ſtundt bey
der Todten Mutter geregt haben . Den folgen-
den tag nach gehaltener Predigt wird der Rath zu
Zurich zuſammen beruffen / daß er dieſe des Kauff-
mans that ſolte erkennen / vnd vrtheil daruber
ſtellen . Es rufft aber ein jeder Rathsherꝛ / was
der Kauffmann die vorige Nacht gethan / das
thet ein jeder ehrlicher Tapffer Mann in gleichem
fall / wird alſo loß geſprochen / vnnd befohlen / er
ſolt in ſeinem Hauß wider ein vnnd außgehen wie
zuvor . Des abendts wurden der Ehebrecher vnd
Ehebrecherin durch den Scharpffrichter vnd ſeine
Knechte auß dem Hauß getragen / vnnd an ſonder
bare vnderſchiedliche orth begraben . Diß geſchicht
hat ſich zugettagen Anno 1563. den 31. Januarij .
Salomon Proverb . 6. v. 20 .
Mein Kindt / bewahre die Gebott deines Vat-
ters / vnd laß nicht fahren das Geſetz deiner Mut-
ter . Binde ſie zuſam̃en auff dein hertz allweg / vnnd
henge ſie an deinen Hals . Wen du geheſt / dz ſie dich
geleiten / wenn du dich legeſt / daß ſie dich bewahren /
wenn du auff ſteheſt / daß ſie dein Geſprech ſind .
Denn das Gebott iſt eine Leuchte / vnd dz Geſeß
ein Liecht / vnnd die ſtraff der zucht iſt ein weg des
Lebens / auff daß du bewaret werdeſt fuͤr dem
boͤſen Weibe / fuͤr der glatten Zungen der fremb-
den . Laß dich jhre Schoͤne nicht geluͤſten / vnnd
verfahre dich nicht an jhren Augenliedern / denn
ein Huer bringt einen vmbs Brot / aber ein
Eheweib faͤhet das Edle Leben . Kan auch je-
S mand
mand ein Fewer im Buſen behalten / daß ſeine
Kleider nicht brennen ? Wie ſolt jemand auff Koh-
len gehen / das ſeine Fuͤß nicht verbrannt wur-
den ? Alſo gehets / wer zu ſeines nechſten Weib
gehet / es bleibt keiner vngeſtrafft / der ſie beruͤh-
ret . Es iſt einem Dieb nicht ſo groſſe ſchmach / ob
er ſtilet / ſeine Seel zu ſaͤttigen / weil jhn hungert /
vnd ob er begriffen wird / gibt ers ſiebenfeltig wider /
vnd legt dar alles gut in ſeinem Hauſſe / aber der
mit einem Weib die Ehe bricht / der iſt ein Narꝛ /
der bringt ſein Leben ins verderben . Dazu trifft
jhn plag vnd ſchande / vnd ſeine Schand wird nicht
auß getilget . Dann der grimm des Manns eifert /
vnd ſchonet nicht zur zeit der Rache / vnd ſihet keine
Perſon an / die da verfuͤhne / vnd nimpt nit an / ob du
viel ſchencken wolleſt .
CCXXXVI . Von eines Profeſſoris
Magdt auff einer vniverſitet / welche
nachts einen ſtudenten zu ſich laͤſſet
vnnd fuͤr gibt / es ſey ein Ge-
ſpenß .
E S hatt ein Profeſſor ein Magd / mit der
macht ein Student kuntſchafft / ſo fern /
daſz ſie jhn des Nachts durch ein kleines
thuͤrlein ins Hauß laͤſſet : Weil aber ſolches
nit ohn gereuſch geſchahe / meinet ď Doctor es were
ein geſpenß / dz ſich des Nachts alſo hoͤren ließ / ſagt
deswegen zu ſeinem Weib : Hoͤrſtu auch diß gereuſch
im Hauß ? Jch doͤrfft fůr ein warheit ſagen / es fahr
ein Zwingliſcher Teuffel im Hauß her vnnd dar /
werff alles vber vnd vber / damit er vns erſchrecke
vnnd den Schlaff entzihe : Dann der boͤſe bruͤllen-
de
de Loͤw weiß wol / daß ich den Zwingliſchen ſpin-
nen feind bin : Derwegẽ will er mir wider einen ver-
druß an thun : Wir muſten aber auff ſein gepolter
vnd ſchreckens nichts geben . So offt er auff ſtund /
fragt er die Magd / ob ſie auch das grewlich ge-
poͤlter gehoͤret hatte ? Sie antwortet : Soll ichs
nicht gehoͤrt haben / meynet jhr / lieb Herꝛ / das ich
ſo verſchlaffen ſey / daſz ich das nicht hoͤre ? Da ſey
GOtt fuͤr : Jhr konnts nicht glauben in was aͤng-
ſten ich diß Nacht geweſen bin : Dan als der Geiſt
alſo boltert / zittert ich vber meinen gantzen Leib /
ich wickelt meinen Kopff in die Leylachen vnnd de-
cken / ſo viel ich konnte / ſtopffet mein Ohren zu / rieff
Gott gantz inbruͤnſtig an / vnnd befahl mich in ſei-
nen Goͤttlichen ſchutz . Der Doctor lobt jr fromb-
keit / vnd ſprach : Liebe Tochter / du haſt wol gethan /
fahr alſo fort : dz geſpenß / ja der Teufel ſelbſt kan den
menſchen keinen ſchaden thun ohn verhengnus Got
tes / ohn dz ſie dieſelben erſchrecken . Darumb ſo geb
auff diß gepoͤlter nichts / es ſey ſo gros als es jm-
mer woͤlle . Die Magd war ſehr froch / daß beyd
Herꝛ vnnd Fraw jhre Bulſchafft fuͤr ein Ge-
ſpenß hielten / ließ jhn nachmals diß kuͤhnlicher zu
jhr / vnd ſagt jhm / wann er hin vnnd her gieng / daß
er ja ein groß gereuſch hielte . Er thut das / vnd ſtel-
let ſich mit allem / wie ein vngehewr . Auff ein zeit
begibt ſichs / daſz der Doctor auff einer hochzeit iſt /
vnd des Abents ein Raͤuſchlein mit heim bringet /
daher iſt er kuͤhner / nimpt jhm fuͤr / wan dz Geſpenß
des Nachts kommen wurde / daſz ers woͤlte beſpre-
chen . Nach dem dem ſtudenten dz angeſagt wirdt /
komt er zu mitternacht / vnd macht noch ein groͤſſer
getuͤm̃el / als zuvor je . Der D. wird durch daſſelb
võ ſchlaff auffgeweckelt / ſtehet vff vñ red dz geſpenß
alſo an : Warumb machſtu Nachtſchwaͤrmer mir
ſo viel mals vnruhe / vnnd thuſt mir ſo manchen
S ij ver-
verdruß an ? Du biſt ein ſehr ſchedliche Fledder-
mauß / die nur des Nachts vmb her fleugt / des
tags aber ſich nirgens ſehen leſſet : Jch beſchwer
dich bey dem lebendigen Gott / daß du mir nit ver-
halteſt / wer du ſeyſt . Er murmelt mit einer rawen /
leiſen vnd Zitterichten Stimm / ich bin einer auß den
boͤſen Geiſtern .
Diß ſtimm hab ich dir heraus gezwungen / ſagt
der Doctor / du boßwicht : Was duncket dich von
der vergifften vnd abſchewlichen Zwingliſchen Ke-
tzerey ?
Das Geſpenß antwortet : Dieſelbe Lehr iſt we-
der ſchedlich noch abſchewlich ſondern in der Heiligẽ
Schrifft / in der alten Vaͤtter Bucher gegrundet / ſo
iſt ſie auch der vernunfft gemeß . Der angemaſte
Geiſt hat das wort kaum außgered / der D. ruͤfft / ſo
laut er mag / jtzt gibſtu dich leidiger Sathã recht an /
daß du dz Zwingliſche falſche weſen vnd lehr erſt-
mals vnder die Leut außgebreitet habeſt : Pack dich
von ſtund an auß meinem Haus / du Sacramenti-
ſcher Teufel in den Helliſchen Pfuel / ſo dir / den
Zwinglern vñ Schwermern bereitet iſt . Nachmals
ſagt er zu ſeinem Weib / hab ich dirs nicht zuvor ge-
ſagt / daß es ein Zwingliſcher Teufel were / der mich
ſo lang vnd ſo ſeltzam vexiret habe ? hab ichs nit trof-
fen ? hab ich falſch geweiſſaget ? Vnder des gab ſich
dz geſpenß zum Jungen Hůrlein / vñ kurtzweilet da-
mit . Den folgenden tag warnet der Doctor die ſtu-
deuten in der Lection / vnd vermahnet ſie / dz ſie ſich
vor der Zwingliſchen lehr wolten fuͤrſehen / weil ſie
jhren anfang vom Teuffel hette / welches er dann
von einem Geſpenß / ſo ſich etlich Monat lang in
ſeinem Hauß het horen laſſen / vernommẽ / in maſſen
den ſolches ſein Weib mit jhren ohren gehoͤret hette .
Gleich wie nun der Doctor in der Lection die ſtu-
denten vor dem Zwingliſchen jrthumb gewarnet
hatte/
hette / alſo thut er auch am Sontag in der Predigt /
vnnd ſagt / der Teuffel war ein anfenger deſſelben .
Was geſchihet aber ? Nach etlichen Monathen v-
berkomt des Doctors Magd ein Jungen Sohn / da
kommen die practiken des Geſpenſtes herfuͤr / hier-
uber wird der Doctor nit allein von ſtudenten / ſon-
dern auch von andern Leuthen dermaſſen vexiret /
daß jhn gerewet / daß er jemals des Zwingliſchen
Teuffels in der Predigt gedacht hatte .
Wie dieſe angemaſte geſpeuß ſollen entpfangen
vnd tractirt werden .
D. Bullingerus in ſeiner Predigt / von rechter
huͤlff vnd errettung in noͤthen Anno 1552 . zu Zurich
getruckt . b 3 . Etwan iſt ein Huren vnnd Buben
Volck / das jhr Bulerey / das iſt / Buberey mit ein-
ander treibet / vnd die einfeltigen Leuth im Hauß / in
dem wahn laͤſt / es gehe bey nacht ein Geiſt oder vn-
gehewr im Haus . Ein ſomlicher Geiſt were gut mit
Geißlen zubeſchweren .
CCXXXVII . Von einem andern
angemaſtem vnd erdichtem
Geiſt .
E S hat ein Bawersmã ein langes gerathes
Weib / welches ſeiner leng halben die lang
Marth genennet ward . Der man ſtarb an
der Waſſerſucht / vnnd verließ vier kleine
Kinder / das Weib gehielt ſich dermaſſen vbel / dz es
vberlaut weinet vnd heulet / wolt ſich nit troͤſten laſ-
ſen / alſo / dz niemand gemeinet hette / daß ſie ſich je-
mals widerumb ſolt beſtattet haben . Es verlaufft
aber kaum ein Monat / ſie gehet zur Obrigkeit
vnd bitt / daß man den vnd den jhr vnd jhren
Kindern zum Vormund ordnen wolte : Weil
ſie ſich dann ſo klaͤglich bey der Obrigkeit ſtel-
S iij lete
lete / erlangt ſies ohn muͤhe / was aber den begerten
vormundt anlangen thett / ſo war er wol ein ver-
ſtendiger vnd erfahrner Mann / aber ſehr vnkeuſch
dabey : Daher ſucht er allerhand mittel / wie die
Wittiben jhm moͤchte theilhafftig werden / dann
ſie war ein fein vnnd gerades Weib : Er be-
ſucht ſie offt / bracht jhren Kindern entwender Kir-
ſchen / oder Praumen / oder Biern / oder Apffel / o-
der nuß / oder was die zeit des Jahrs eben damals
zu geben pfleget . Nach dem er nun allerhand kund-
ſchafft bey jhr gemacht / vnd ſie jhm nun in ehren bil-
lich wider zu dienen ſchuldig geweſen were / ſpricht
er ſie ohn ſcham vmb vnzulaͤſſige ding an : Welches
ſie nicht abgeſchlagen / ꝛc. gab jhm einen Schluͤſſel
zum Hauß / daß er des Nachts ein vnd außgehen
konnte / alſo gingen wenig Nacht fuͤr vber / daß der
vormund ſein Wittiben nicht beſuchte vnd troͤſtete /
die Kinder hatten jhre Kam̃er nechſt bey der Mut-
ter / deswegen hoͤrten ſie leichtlich / wen ď vormund
auß vnd ein ginge / fingen offtmals an zu weinen / dã
ſie meinten nit anders / als ob es ein Geſpenß were .
Die gute Mutter ſprach : Liebe Kinder / nit weinet /
dann es iſt ewer Vatter / welcher noch vor euch
ſorget / will ſehen / wie es euch gehet / ob jhr auch
mir folget / vnnd ob jhr auch etwas zu eſſen habet .
Die guten Kinder verſtunden die ſach nicht beſſer /
meinten / es were alſo / vnnd ſchlieffen wider ein .
Der vormund / ſo auch ein Metziger war / bracht jr
vnderweilen von fleiſch wz mit / welches ſie den Kin
dern gab / vnd wend fuͤr / der Vetter hette es jnen die
vergangen nacht gebracht . Die Kinder lobten jren
lieben Vatter ſehr / wie er nit allein nachts zu jhrer
Mutter kaͤme / ſondern jnen allweg auch etwz guts
mit ſich braͤchte . Die nun verſtand bey ſich hatten /
vnnd den vormund kennen / die merckten wol / was
es fůr ein Vatter ſein wuͤrde / wie ſichs den nach
etlichen
etlichen Monaten fante / ſintemal ſie ein Jung
Tochter gebar / daß alſo die vier Soͤhnlein ein
Schweſterlein bekamen .
D. Lavaterus de ſpectris , part.
1. cap. 4.
Es begibt ſich offtmals / daß nit allein kurtzweili-
ge ſondern auch boͤſe leuth jre Kleidung veraͤndern /
vnd andern ſchrecken einjagen . Diß iſt bey etlichen
gemein / daß ſie Jahrszeit ſich verſtehen / vnnd den
Kindern ein forcht einjagen / damit ſie arbeitẽ / vnd
jhren Eltern moͤchten deſto mehr gehorſamb ſeyn /
wenden fuͤr / es ſeyen Geſpenß / Butzenmaͤnner /
meinen alſo die Kinder anders nicht / dann dem ſey
alſo / vnnd forchten ſich ſehr . Aber es iſt nicht all-
weg die Kinder ſolcher geſtalt in forcht zu bringen
rethſamb . Dan ſie fallen vielmals auß forcht vnnd
ſchrecken in beſchwerliche ſchwachheiten / bißweilen
erſchrecken ſie auch im ſchlaff / fangen an zu ſchreien
vnd zu ruffen . Salomon lehret / wann die Kinder nit
thun woͤllen / was ſie ſchuldig ſind / daß man ſie
als dan mit der Ruthen zuͤchtigen ſolte / vnd jhn al-
ſo ein forcht ein jagen : Er ſagt nicht / mann ſoll ſie
bereden / der Butzenman / Fraw Holl / vnd dergleichẽ
woͤll ſie freſſen . Bißweilen zihen kurtzweilige Jun-
ge Geſellen Teufels Kleidung an / oder hengẽ weiſe
duͤcher vmb ſich / andere damit zuerſchrecken / wan
ſolchs einfeltige leut ſehen / meinen ſie anders nit es
ſeyen boͤſe Geiſter oder Geſpenß / doch iſts nit alweg
rathſamb / ander Leuth erzelter maſſen zuerſchre-
cken : Dan wie vbel ſolches vielen außgangen das
bezeugen viel Exempel . Die Junge Geſellen / ſo mit
ein ander reiſen / pflegen des nachts ein Seyl an die
Bethladen zu ſpannen / oder krichen vnder das Bet /
vnd woͤllen andere erſchrecken . Zu Zurich habẽ etli-
che luſtige junge Geſellẽ vff dẽ Kirchhof die Kleider
veraͤndert / vnnd haben get autzet / einer aber vnder
S iiij jhnen
jhnen nahm todten Bein / vnd ſpielet jhnen auff der
todẽbar als auff einer trum̃en / dz ſahen etliche / brei-
teten in der ſtatt auß / ſie hetten einen todten tantz
geſehen / es were zubeforchten / daß ein groß ſterbens
darauff erfolgen wurde . Zu dem / ſo iſt vaſt jeder-
man bewuſt / daß die Hurer vnnd Huren vnder die-
ſem Schein bißweilen lange zeit jhr Buben ſtuͤck
treiben / geben fuͤr / es ſeyn Geſpenſte : Wie ſie denn
hieruber nicht einmahl ergriffen / vnd von der Obrig
keit geſtrafft worden . Alſo haben vnder dieſẽ ſchein
auch die Diebe vielmals die Leuth beſtohlen / den ſie
haben ſtill geſchwigen / vnd die Dieb ſtehen laſſen / ge-
meinet / es ſey ein Geſpenß .
Nach dem nun der Vormundt ſein ſachen trew-
lich verſehen / wie zuvor gemelt in dem dz er nit allein
die Wittiben des Nachts vber verwahret / ſondern
auch dz Haußgeſindt gemehret / aber ſonſten der
Haußhaltung die er den in allen ſtucken ſoll vermeh
ret haben / ſich nit viel angenom̃en hatte : wird er nach
hoff gefuͤhret / vnd in ein boͤß gefengnus geleget / dar
in er eben einen boͤſen Buben antrifft / welcher ſehr
kurtzweilig war / vnnd vmb einer Mordthat wil-
len war eingezogen worden . Da derſelb nun dieſen
vormund ſahe / ſprach er / ſeyt willkomm / Gott geb
dz jr zu einer gluͤckſeligẽ ſtund zu vns kom̃et / ich hab
euch lang nit geſehen : wie gehts zu / dz jr jtzt daherein
kommet / vnnd habt kein hochzeitlich Kleidt an ?
Habt jhr jergent ein Mordt begangen / wie ich ? oder
habt jhr genaſchet nach ewer weiſe ? Warlich
jhr ſeyt ein muthwilliger / verhurter Kerlen / dar-
umb man euch nicht vnbillich den ſpatzen nennet .
Sagt mir doch lieber / hat man euch auch jrgent in
ehebruch ergriffen . Jch zwar halt anders nicht . Der
vormundt antwortet nit ein wort / ſondern ſahe die
Erden an . Nicolaus aber der ander gefangener
hielt ſo lang an / biß er jhm antworten muſte .
Jhr
Jhr mußt / ſpricht er / nicht ſo kleinmuͤtig ſeyn / ſon-
dern bedencken / daß jhr ein Mann ſeyt / dem dann
gebuͤret ein tapffer Gemuͤth zu haben . Da er diß
hoͤret / fieng er bitterlich an zu weinen . Ach ich ar-
mer thoͤrichter Menſch / ſpricht er / was hab ich ge-
than ? Warumb hab ich doch ein Ehebruch began-
gen mit einer Wittwen / damit mir ſolcher Geſtalt
gar nicht zu leben gebuͤhret hat ? Heißt das nicht die
Schaaf dem Wolff befohlen / oder / den Bock zum
Gaͤrtner geſetzt ? Was hab ich doch hiebeuor fuͤr
Ehr bey meinen Freunden gehabt ? Jederman ach-
tet m i ch hoch / man fragt mich vmb Rath / vnd folgt
mir auch . Nun aber / puy mich / bin ich der veraͤchſte
Menſch . Jetzt ſtinck ich fuͤr jederman . Wer ver-
ſpottet mich jetzt nicht ? Gedenck doch / wie ferrn
mich dieſer Fall zu ruͤck geſetzt hat ? Es war eben an
dem / daß ich wer in Scheff enſtuel genommen wor-
den : Aber nun werde ich darein kommen / wann ein
Mauleſel gebieret . Die Teutſchen ſagen nicht ver-
geblich :
Gut verlohrn / nichts verlohrn /
Leib verlohrn / Jchts verlohrn /
Ehr verlohrn / als verlohrn .
Da Nicolaus vername / daß der Vormundt ſo
fleiſſig vber ſein Vngluͤck klagte / vnd daß er mehr
vmb ſein Ehr / als vmb ſein leben ſich bekuͤmmerte :
fieng er laut an zu lachen / vnd ſprach : Was bekuͤm-
merſtu dich viel / daß du nicht in den Schoͤpffenſtul
kommen wirſt / den Schoͤpffenſtuel haſt du verna-
ſchet ? Viel mehr ſehe dahin / daß du den Ehebruch
bereweſt / vnnd dich mit Gott verſoͤhneſt : Dann es
iſt nu an dem / daß man dir vnd mir wird den Kopff
abſchlagen / dir als einem Ehebrecher / mir aber als
einem Moͤrder . Darumb ſo ſehe du dich fuͤr / deß-
gleichen wil ich fůr mich daran ſeyn / daß wir vnſer
Suͤnd von Hertzen berewen / vnd zu Gottes groſſer
S v vnauß-
vnaußſprechliche Barmhertzigkeit fliehen / durch
ſeinen Sohn vmb verzeihung bitten / vnd gewißlich
glauben / daß wir dieſelb alſo erlangen / vnnd daß
nicht vnſer Leib vnnd Seel zu gleich mit einander
vmbkommen / da der Vormund dieſe Wort hoͤret /
kam er ein wenig zu ſich ſelbſt / vnd antwortet : Jch
werd nicht / lieb Nicolae / enthaͤuptet / dann ich
hab ja einen Menſchen gemacht ? Du aber haſt
einen Menſchen weniger gemacht / darumb ſtreck-
ſtu auch billich den Halß dar / vnnd leßt dir den
Grind herunder ſchlagen : Jch hab mit dem Beutel
geſuͤndiget / darumb werd ich auch mit dem Beutel
buͤſſen muͤſſen . Vnd hat der Vormund hierinn recht
geſagt : Dann nach dem er vngefehr drey Monat
lang im Gefaͤngnuß außgeſchwitzet / hunger vnnd
kummer gelitten / ( dann er ward mit Waſſer vnnd
Kleyen Brot die zeit vber geſpeiſet ) iſt er endlich
auff ſeiner Haußfraw vnnd Kinder bitt / Fußfall /
vnnd erlegung einer anzahl Gelts ledig gelaſſen
worden . Gleicher Geſtalt iſt auch Niclauſſen auff
Fuͤrbitt etlicher vom Adel das leben geſchencket
worden .
CCXXXVIII . Von einem vngeſchick-
ten Caplan .
E Jn Prieſter hat einen ſehr vngeſchickten
vnnd vntuͤchtigen Caplan / der mußte die
Kirch auff vnnd zu ſchlieſſen / den Staub
vnd Spinnenweb von den Wenden butzen /
vnd das Plaſter kehren . Deßgleichen leutet er die
Glocken / wann man zur Predigt gieng / vnnd jagt
Hund mit einer Peitſchen auß der Kirchen . Auff
die Wercktage ſang er einen Teutſchen Pſalmen /
letztlich / wann jrgend der Prieſter kranck oder vber
Felt war / ſo laß er ein Predigt auß dem Buch / teuf-
fet
fet die Kinder / beſuchet die Krancken / vnd letztlich /
ſo beſtattet er auch die Todten zur Erden . Nun be-
gab ſichs / daß der Prieſter nicht einheimiſch war /
vnnd vnder deß ein Gerichtsverwander mit Todt
abgieng / ſo bedaucht dieſen Gloͤckner Caplan / er
wurde ein Predigt thun můſſen / macht ſich vber
Herren Spangenbergers Leichtpredigt / laß eine
hie / die ander da / damit er nit hernach / wann man
das Begraͤbnuß hielte / im leſen ſtutzen moͤchte / vnd
ſich ſchendlich geben muſte / wie dann jhm ſolches
fleiſſig begegnete . Man trug die Leich hinauß / legt
ſie ins Grab / vnd warff ſie mit Erden zu . Hier auff
ſieng er alſo an zu reden :
De lieben Luͤtchen / es wer wol in deſſen heb-
ſchen Buͤchelchen / eine vßbuͤndige ſchone breddige
vorhangen / die ſo voll Troſtes ſtickt / als ein Ben-
ſtock voll Honniges . De ich auch mit allem vliſſe
vbberleſen habe / vnd wolt ſie vch von Hertzen gern
vorleſen vñ mittheilen . Eber es reint me ins Buch /
vnnd macht mes zu ſchangen . Drumb ſo laßt vch
dißmal an dem Seyen des He rrn benuͤgen .
Der He rr ſein vch / vnd behuͤte vch /
Der He rr erluͤchte ſin Angeſicht vbber vch / vnd
ſi vch gnedig .
Der He rr erheb ſin Angeſicht vf vch / vnnd geb
vch freden / Amen .
CCXXXIX . Von einem Teutſchen
vnd der Jnquiſition .
A Ls auff ein zeit ein Teutſcher von den In-
quiſitoribus vermeynter Ketzerey halben
angeklaget war / weil er bey ſeines gleichen
wider die Catholiſche Kirch das Fegfewer
verleugnet hatte / darauff antwortet er : Wañ vnſer
Pfarherr / den ich dañ hoch ehre / die Warheit predi-
get
get / auff der Cantzel / ſo iſt entweder kein Fegfewer /
oder iſt leer . Dann er ſpricht offt : Die Tuͤrcken / die
Juͤden / die Ketzer / vnnd Gottloſen kommen nicht
ins Fegfewer / ſondern ſtracks in die Hell / darauß
ſie nimmermehr erloͤſet wuͤrden . Darnach ſo wer-
den viel durch Seelmeſſen vnnd Ablaßbrieff wider
zu Gnaden bracht . Zu dem / ſpricht er / vermoͤchten
die Meſſen ſo viel / daß keine in der Welt gehalten
werde / welche nicht zum wenigſten ein Seel auß
dem Fegfewer herauß reiſſe . So nun dieſe ding
wahr ſind ( dann was mein Pfarherr ſagt / das wil
ich nit widerruffen ) ſo bleib ich auff meiner Mey-
nung . Dann / daß der Catholiſchen wenig werden /
Klaget jhr alleſampt / der meiſte theil vnder den
Menſchen iſt in vnderſchiedliche Secten abgethei-
let / ſo nimpt der Welt Kinder zahl taͤglich zu . Zum
andern werden aller Leut Beutel durch die Ab-
laßkraͤmer außgeleeret / damit die Seel auß dem
Fegfewer moͤcht erloͤſet werden . Was folgt dann
nun anders / dann daß entweder kein Fegfewer ſey /
oder aber / daß ſolches ledig ſey . Da die Jnquiſito-
res das boͤreten / welche wol wuſten / daß die Ca-
tholiſche Prediger alſo zu lehren pflegen / ſind ſie er-
ſtarret / haben rath gehalten / vnnd jhn geſcholten /
daß er mit fragen vmbgienge / die jhn nichts an-
giengen / ſolt ſolche an ſeinem ort bleiben laſſen / den
Schrifftgelehrten befehlen / vnnd ſeines thuns
warten .
CCXL . Von einem Schweitzer .
E S iſt ein trefflicher vnd beruͤhmter Mann
im Schweitzerland geweſen / welcher / che
das Euangelium hell vnnd klar gepredigt
worden / zu ſagen gepfleget : Der Papſt zu
Rom hat entweder macht die Seelen auß dem
Fegfewer zu ruffen / oder hat es nicht macht : Hat er
die
die macht / vnd braucht ſie nicht / man gebe jm dann
Gelt / ſo kan er nicht ohn Tyranney vnd Geitz ſeyn .
Hat er aber die macht nicht / ſo iſts warlich ein groß
Laſter / daß er vnder dieſem ſchein ſo viel Wittwen
vnnd Waiſen jhres Armuths beraubet / vnnd ſich
einer ſolchen macht / die er nicht hat / ſo hochmuͤtig-
lich ruͤhmet .
Idem ibid pag 1 9 4.
CCXLI . Von Traͤumen .
E S traumet einem / wie er in ſeinem eigen
Blut ſchwimme / die Artzte legten jhn den
Traũ folgenden tag auß / daß er viel vber-
fluͤſſig Blut hette / lieſſen jhm ein Ader
ſpringen / ſtarb alſo vnder dem Aderlaſſen .
D. Peucerus de Diuin . pag 273 .
CCXLII . Von Antonio Muſa .
A Ntonius Muſa / Keyſers Auguſti Artzt /
traͤumete / ehe dañ die Schlacht in Philippis
zwiſchen Caſſio vnd Bruto gehalten ward /
Auguſti Zelt were im Leger gepluͤndert .
Auguſtus wirdt gewarnet / deſzwegen zeucht er
hinweg . Vnnd ſolcher Traum iſt nicht gar vergeb-
lich geweſen : Dann vnder dem ſtreit ward das ein
Horn geſchlagen / vnnd das Zelt von Bruto ge-
pluͤndert .
Idem ibidem .
CCXLIII . Von Creſo .
E S traͤumet Creſo auff ein zeit / wie ſein El-
ter Sohn / Athis genandt / ſo in allen Rit-
terlichen Wehren vnnd im Springen ge-
ſchickt war / durch Wafen vmbkaͤme . Der
Koͤnig
Koͤnig ſchafft hierauff alles das / was zu ſolchem
todt mocht vrſach geben . Er ließ die Ruͤſtkammern
außraumen / es dorfft kein Diener ein Meſſer bey
jn bringen / vñ was dergleichen mehr vngluͤck durch
Wafen kom̃en mag . Nu begibts ſichs aber auff ein
zeit / daß die Bawersleut vom Berg Olympo den
Koͤnig vmb huͤlff anſchrien wider einen Beern / der
jhnen viel ſchaden zu fuͤgt . Der Sohn aber bat den
Vatter / er wolt jhm geſtatten mit den Dienern ge-
gen den Beern zu ziehen / wolt ſich vnderſtehen jhn
zu fellen . Der Vatter forcht ſich nur fuͤr Wehr vnd
Waffen / vnd nicht fuͤr deß Beern Zehnen / leßt jhn
alſo mit ziehen / vnd befehlt jhn Adraſto . Nach dem
ſie nun an den Beern kommen / ſcheußt Adraſtus
mit allen Kraͤfften mit einem Spieß nach dem
Beern / fehlet / vnd trifft den Sohn . Weil aber ſol-
cher Todtſchlag Adraſto vngefehr / vnnd wider ſei-
nen willen vnnd fuͤrſatz begegnet / ließ jhm Creſus
ſolches nach . Es hat ſich aber nachmals Adraſtus
dermaſſen hieruͤber bekuͤmmert / daß er jhm ſelbſt
den todt angethan . Valer. Max. lib. 1. cap. 7.
CCXLIV . Von Caſſio .
C Aſſio Parmenſi kam im Traum fuͤr ein
Schwartzer langer Mann / mit einem er-
ſchrecklichen Haar vnd Bart : Den fragt er /
wer er wer ? Der Mann ſagt : Jch bin der
Teuffel vnd der Todt . Caſſius erſchrack / rieff ſeinen
Knechten / fragt / ob ſie keinen mit ſolcher Geſtalt
in der Kammer eyn vnd außgehen geſehen hetten ?
Dieſelbe antworten : ſie wußten von niemandts .
Da er wider entſchlieff / kam jm voriges Bild aber-
mals fuͤr . So bald er erwachet / leſt er ein Liecht
bringen / vñ befahl ſeinen Dienern / daß ſie nit ſolten
von jhm gehen . Den andern tag iſt er vom Roͤmi-
ſchen Keyſer enhaͤuptet worden .
Von
CCXLV . Von Dionyſio .
A Ls Dionyſius noch in geringerm Standt
w ar / traumet einem Edlen Weib / Himera
g enandt / wie ſie durch einen Juͤngling in
Himmel gefuͤhret wuͤrde / beſahe aller Gotter
Wohnung daſelbſt / ſonderlich aber erſihet ſie daß
an deß Jouis Stuel einen roͤtlichten Mann mit
einem breiten Mantel an einer Ketten lage . Sie
fragt den Juͤngling / was das fuͤr ein Mann wer ?
Er antwortet : Dieſer Mann iſt Jtalien vnd Si-
cilien ein vnuermeydlich vngluͤck / dann wann er le-
dig gelaſſen worden wirdt / wirdt er viel Land /
Staͤdt vnd Leut verderben . Nach der hand / als die
Siracuſer Dionyſium zum Herrn erkohren / vnd jn
Himera ſahe / ſprach ſie / das iſt der Mann / den ich
vnder der Goͤtter Fuͤß liegen geſehen / der nun von
ſeinen Banden ledig worden / vnnd er wirdt ge-
wiſzlich groſſen ſchaden thun . Auch hat Dionyſii
Mutter getraͤumet / daſz er der Griechen Blut ſolt
mechtig werden . Idem ibidem .
CCXLVI . Von Amilcare .
D A Amilcar ein Fuͤrſt der Carthaginen-
ſer die Stadt Syracuſam in Sicilien
Belegerte / da traumet jhm / wie jhm ge-
ſagt wurde / er ſolt den folgenden tag zu
Mittagzeit in der Stadt eſſen . Da er erwacht /
ward er fro / hielt es fuͤr ein gluͤckſelige Weiſz ſa-
gung / fengt die Stadt fruͤ an zu ſtuͤrmen . Jn dem
aber etlich Volck die Flucht gibt / vnd die Syracu-
ſer ſolches warnemen / fallen ſie herauſz / nemen A-
milcarem gefangen / fuͤhren jhn in die Stadt / darin
er ſeinem Traum nach im Gefaͤngnuſz das Mit-
tagmahl helt . Idem ibidem .
Von
CCXLVII . Von Julio Ceſare .
J N der nacht / ehe dann Julius Ceſar vmb-
kommen / traͤumet Calphurnie / ſeinem Ge-
mahl / wie ſie jhren Herrn ſehr verwund vnd
todt auff jhrem Schoß ligen hette / deßwe-
gen warnet ſie jhn / er ſolte nicht zu Rath gehen .
Aber er gab nichts hierauff . Nichts deſto weni-
ger wirdt er jemmerlich ermordet / vnnd bekompt
23. Wunden .
Abbas Vrſperg .
CCLXVIII . Von Sethone Koͤnig
in Egypten .
N Ach dem die Egyptier jhrem Koͤnig Se-
thoni vnholt wurden / mercket das Sen-
n acherib Koͤnig Arabien vnd Aſſyrien /
v nd macht ſich mit gewaltiger hand auff
gegen den Sethonem / da er nun kein huͤlff von den
Egyptiern ſeinen eignen Vnderthanen haben kond-
te / gehet er in Tempel fuͤr einen Abgott / beklagt ſich
daſelbſt hoch ſeiner groſſen vorſtehenden Gefahr /
entſchlefft endlich in ſolcher Bekuͤmmernuß / im
tranm kompt jhm ſo bald fuͤr / daß der Abgott zu
jhm ſage : Forcht dich nicht / ich wil dir wol huͤlff
ſchicken / wann dir dein Feind entgegen kompt . Der
Koͤnig iſt fro / zeucht mit dem Volck an : ſo er bey
ſich haben mag / vnd ſchlaͤgt ſein Lager auff in Pe-
luſio . Jn derſelben nacht kompt ein groſſer hauff
Fledermaͤuß / die zerbeiſſen dem Feind alles / was
von Leder war / daß ſie kein Wehr oder Wafen
fort bringen vnd fuͤhren kondten . Alſo hat ſich der
Koͤnig nachmals in Stein hawen laſſen / helt ein
Mauß in der Hand / vnnd ſtehen dieſe Buchſtaben
bey jm . In me quis intuens , pius eſto . Herod. lib. 2 .
Von
CCXLIX . Von Cyro Koͤnig in Per-
ſien vnd Meden .
A Ls Cyrus in Armeniam zog mit ſeinem
Kriegsvolck / vnd es ſchwerlich mit jhm fort
gehen wolte / alſo / daß man am Gluͤck zweif-
felte : Da macht jhm ein Traum wider ein
Hertz / dann jhn bedaucht / wie er an ſeinen Fuͤſſen
Eyſenband hette / die wurden von ſich ſelbſt loß /
daß er mocht gehen wohin er wolte : Alſo vrtheilet
er hierauß / dieſe vorſtehend Beſchwerung wurde
nicht lang weren / wie dann auch geſchehen .
Peucer . de Diuinat .
CCL. Von jetztgemeltem Cyro .
A Ls jetztberuͤhrter Cyrus hat ſollen geboren
werden / traͤumet Aſtyagi ſeinem Vatter /
wie ſeine Tochter Mandane mit jhrer V-
rin vberſchwemte gantz Aſiam / darum̃ wolt
er ſein Tochter keinem groſſen Herrn in Meden ge-
ben / ſondern einem vnedlen / auff daß / wann ſie
ſchon Kinder bekaͤme / ſolche nicht das Reich regie-
ren doͤrfften . Die Tochter gebar ein Knaͤblein / das
ließ er in einen Wald legen : Aber das Kind ward
von einer Huͤndin erhalten / biſz es ein Hirt auff-
zog fuͤr ſein Kind . Ferrner traͤumet jhm / wie auſz
ſeiner Tochter ein Reeb wuchs / welche mit jhren
Blettern ſein gantz Land bedeckte . Ob er nu gleich
dieſes zuuerhindern ſich vnderfangen / hat er
doch der Vorſehung Gottes nicht wi-
derſtreben moͤgen .
TVon
CCLI . Von Alexandro Magno .
N Ach dem Alexander viel Koͤnig vñ Laͤn-
der eyngenommen / gedenckt er endlich
a uch an Judeam . Als er nun darein
kompt / gehet jhm der hohe Prieſter Jad-
dus entgegen in Hohenprieſteteichem Habit : Ob
nun wol Alexander einen Zorn ohn das gegen die
Juͤden hette / ſo ſagt er jhnen doch nicht allein fried
vnnd gnad zu / ſondern er ſteiget auch vom Pferd /
vnd erweiſet dem Hohenpriefter viel ehr . Die Fuͤr-
ſten verwundern ſich / vnnd fragen / warumb er ſein
Gemuͤth ſo ploͤtzlich veraͤndert habe ? Darauff ant-
wortet Alexander : Er hab in Macedonien einen
Traum gehabt / darinn jhm ein Bild / als ein Gott
fuͤr kommen / das hab jhn vermahnet in Aſiam zu
ziehen / vnnd die Perſier an zu taſten / hab jhm auch
die hand gereicht / als ob es jhm bieden wolte . Weil
dann dieſer Prieſter mit eben dem Habit bekleidet
geweſen / wie jhn das Bild bedaͤucht geweſen ſeyn /
ſo helt er dafuͤr / Gott beſchuͤtze diß Volck / darumb
er jhm nicht allein ſchonen / ſondern auch alles guts
erzeigen wolte .
Phil. Mel. in Chron. Char lib. 2.
CCLII . Von Theodoſic .
E Vgenius kompt ſo ferrn durch geſchick-
lichkeit vnd gluͤck / daß er Keyſer Valenti-
niani Cantzler wirdt . Damit iſt er aber nit
zu frieden / ſondern er trachtet auch nach
dem Keyſerthumb / deßwegen henckt er an ſich Ar-
bogaſtum den Feldoberſten / welche beyde deß Key-
ſers Kaͤmmerling mit Gelt beſtochen / daß ſie den
Keyſer im ſchlaff erſtechen . Hierauff ſtrebet Euge-
nius
nius nach dem Keyſerthumb in Occident / Theo-
doſius aber wil das nicht zu laſſen / ſondern zeucht
jhm mit gewaltiger hand entgegen : Deß nachts
kompt Theodoſius in ein Capell / vnnd ruffet Gott
inbruͤnſtig an / ſo lang / biß er entſchlaͤffet . Jm ſchlaf
kompt jhm fuͤr / wie er auff dem Felt ligt / vnnd ne-
ben jhm halten zween Maͤnner in weiſſen Klei-
dern auff Pferden / welche jhm befohlen / daß er den
Feind nur getroſt angreiffen ſolte / ſie wolten jhm
huͤlff leiſten . Da er erwachet / betet er hefftiger dañ
zuuor / vnnd weinet von Hertzen . Eben diß Geſicht
ſahe auch einer ſeiner Kriegsknechte : Da es der
Keyſer hoͤrte / ſagt er : Diß Geſicht iſt dem Knecht
nicht vmb meynet / ſondern vmb ewert willen fuͤr
kommen / daß niemandt gedencken moͤchte / ich het
es erdacht / was ich erzehlet habe . Alſo haben Theo-
doſius vnnd Eugenius ein Treffen mit einander
beym Bach Frigido gethan / vnnd hat Theodoſius
den Sieg behalten . Eugenius wirdt ſo bald nach
gehaltener Schlacht fuͤr deß Keyſers Angeſicht
enthauptet . Arbogaſtus aber toͤdtet ſich ſelbſt in
der Flucht .
Hiſtor . Tripart. lib. 9. cap. 4 5.
CCLIII . Von Alfredo Koͤnig in
Engelland .
A Lfredus Koͤnig in Engelland het ein ſchwe-
ren Krieg mit Aubone vñ Aguero / den Koͤ-
nigen der Cymbrern . Jn dem nun Alfredus
ſchlieff / traͤumet jhm / er ſehe vor ſich Gutber-
gundum Biſchoff / welcher ſchon verſtorben war /
der ſagt zu jhm / er ſolt ſich nicht forchten / dann er
wurde den Sieg erhalten / vnd das ſolt er zum Zei-
chen haben / daß / ob gleich die Waſſer gefroren we-
T ii ren/
ren / ſo ſolt jhm doch der Fiſcher ein groſſe menig
Fiſch bringen . Er erwacht kaum / der Fiſcher iſt mit
Fiſchen da . Eben dieſen traum hat auch deß Koͤ-
nigs Mutter . Hierauff hat er ſein Feind angegrif-
fen / ſie erſchlagen vnd gefangen genommen .
Fulgoſ. lib. 1 . cap. 5.
CCLIV . Von Maſecereo .
D A Honorius der Roͤmiſch Keyſer Ma-
ſecereum wider Gildonem ſchickte / A-
fricam widerumb eynzunemmen / da
trenmet jhm / wie Ambroſius der Bi-
ſchoff zu Meyland ſchon vorlengſt geſtorben / kaͤm
vnnd dreymal mit einem Fuß auff die Erden ſtiſ-
ſe / ſagend : Hic atque in hoc loco , ( hie vnnd an die-
ſem ort ) meynet / an dieſem orth / da er ſahe / ſolt er
den Feind erlegen . Alſo hat er Gildonem den fol-
genden tag mit geringer muͤhe erleget .
Idem ibidem .
CCLV . Von Ptolomeo Cerauno .
P Tolomei Cerauni Freunde / welcher Se-
leucum auß Macedonia vmbbracht hat-
te / ſehn im Traum / wie Seleueus jhn fuͤr
Gericht zoge / daß die Geyer vnnd Woͤlff
die Sach ſolten erkennen / vnnd wie ſie nach erkend-
ter Sach ſein Fleiſch außtheileten . Dieſer Traum
iſt wahr worden . Dann ohnlengſt hernach wird er
von den Galatern getoͤdtet / vnd vnder andern tod-
ten Leichnamẽ von Geyern vnd Woͤlffen gefreſſen .
Peucerus de Diuinat .
CCLVI . Von Polycratis Samii
Tochter .
Poly-
P Olycratis Samii Tochter / der wegen
ſeiner Gluͤckſeligkeit in Hiſtorien beruͤh-
met iſt / traͤumte / jhr Vatter were in der
Lufft von dem Gott Jupiter gewaſchen /
vnnd von der Sonnen geſalbet . Dieſer Traum iſt
erfuͤllet worden : Dann Oretes ließ jhn an Galgen
hencken / daran briet jhn die Sonn / daß das Feiſt
vber jhn hertriefft / vnd er alſo von der Sonn geſal-
bet war : Welches hernach der Regen vom Him-
mel wider abwaſchte .
Idem ibidem .
CCLVII . Von Hulderich
Zwinglio .
A Ls die Kirchendiener zu Zuͤrich / Zwing-
lius / Leo / Engelhardus / Megander / vnnd
Myconius den 11. April . in beyſeyn zweyer
hundert Rathsherren von Abſchaffung der
Meß vnd Anbetung Weins vnd Brots tractie-
ren ſolten : Da widerſetzet ſich ein Schreiber dem
Zwinglio in der Diſputation / vnd braucht ſonder-
lich dieſe Schlußrede ; Sie weichen ab von Eygen-
ſchafft der Wort / vnd beweiſen nicht augenſchein-
lich / daß das Wort / ( iſt ) ſolt in den Worten der
Eynſatzung fuͤr bedeutet genommen werden : Dañ
die Exempel / der Saamen iſt das Wort Gottes /
Chriſtus iſt die Thuͤr / Steinfelß / etc. thut nichts
zur ſach : Dañ ſolchs ſeyen Gleichnuſſe / deren Auß-
legung durch das Wort ( iſt ) gegeben werde . Jm
Abendmal deß Herren aber ſey dem nicht alſo .
Zwinglius antwortet auff deß Schreibers redt /
ſo viel die zeit vnnd gelegenheit damals gab . Der
Rath aber verabſchiedet / es ſolten nach Eſſen vier
Rathsherrn ſampt den Kirchendienern widerumb
zu ſammen kommen / damit ein ſolch wichtige ſach
T iij wol
wol moͤcht erwogen werden . Man hat ſich aller-
hand beredt / endlich ward dahin geſchloſſen / daß
man folgenden tag den 12. Aprilis eben dieſer Sa-
chen halben widerumb vor Rath handeln ſolte . Da
nun die Kirchendiener zu ſammen kamen / vnd da-
hin ſtrebten / wie die Meß allerdings moͤchte abge-
ſchafft werdẽ / da ſetzet ſich der Schreiber abermals
dagegen : Zwinglius aber beantwortet jhn dermaſ-
ſen / daß er ſich mit etlichen auß dem Rath zu Hauß
verfuͤgt . Alſo ſchloß der Rath dahin / man ſolt hin-
fuͤro das Abendmal nach Eynſatzung Chriſti / vnd
nach art vnnd weiß / wie die Apoſteln / halten . Die
Schwachen moͤchten es nach alter gewohnheit / ſo
ſie wolten / an andern orten brauchen . Die Meſz
aber ſolt dermaſſen hingeleget werden / daſz auch
dieſelb hiemit den andern folgenden tag ſchon ſolt
abgeſchafft ſeyn . Bald hat hierauff die gantze Kirch
ſich hieruͤber gefrewet / vnd gluͤck gewuͤntſchet . Den
13. Aprilis beduncket Zwinglium im Traum / wie
er abermals mit dem Schreiber diſputiere / vnnd
alſo verſtumme / daß er kein Wort reden kondte .
Alsbald ermahnet jhn einer / warumb er ſchweige /
er ſolt auſz dem andern Buch Moſis antworten /
da alſo geſchrieben ſteht / das Paſcha iſt der Vber-
gang deſz Herrn . Darauff er alsbald erwachet /
ſpringt auſz dem Beth / lieſet nach / vnd redt ſo bald
hieuon fuͤr der gantzen Chriſtlichen Kirchen . Dieſe
Predigt hat jhnen hernacher alle Beſchwerung / ſo
ſie hieruͤber hatten / abgenommen : Dann ſie hatten
noch ein ſcrupel deſz Gleichnuſz halben / daſz ſie ſich
deſto beſchwerlicher zu der Religion geben wolten .
D. Ludou. Lauater . in hiſt. de orig . & progreſſu
controuerſiæ ſacramentariæ de cœna
Domini , pag. 3.
Von
CCLVIII . Von Caſparo Peucero .
E He dann der trefflich hochgelehrte Mann D.
Peucecus auß dem zwoͤlff jaͤrigen Gefaͤngnuß
ledig gelaſſen ward / bedaucht jhn er hoͤre ein Stim̃
im ſchlaff / die ſage jhm / wie der vnnd der mit Todt
abgangen / ſolt deßwegen mit andern an der Glo-
cken ziehen / damit an zudeuten / daß jeder man in der
Stadt trawern ſolte . Als ſie nun das thun / da zer-
bricht das Seyl : Darauff ſpricht die Stimm / der
Strick iſt entzwey / vnd mir ſind frey / etc. Vnd diß
iſt alſo ergangen / dann er iſt kurtz darauff mit je-
dermanns frolockẽ deß Gefaͤngnuß entlediget wor-
den. M. Joh. Brendelius in ſeiner Leichpredigt .
CCLIX . Von Herrn Wilhelmen
Landgraffen zu Heſſen .
V Or etlichẽ Jarẽ / ehe Gott der Allmaͤchti-
ge nach ſeinem Vaͤtterlichen Willen den
Hochloͤblichen Durchleuchtigen / Hochge-
bornen Fuͤrſten vnd Herrn / Herrn Will-
helmen Landgraffen zu Heſſen / ꝛc. von dieſem truͤb-
ſeligem Jam̃erthal abgefordert / vñ in den Frewden-
ſaal verſetzt hat / haben J. F. G. einen ſolchẽ Traum
gehabt . Es bedaucht dieſelbe im traum / wie ſie deß
ewigen Gottes vñ Marie Sohn / Chriſtum Jeſum
vnſern einigen Erloͤſer vnd Seligmacher begleitet
ſehe mit ſeinen Außerwehlten / welche mit ſchnee-
weiſſen Kleidern angezogen / jhm folgten / vnd wolt
ſie der Herr Chriſtus in das ewige Reich fuͤhren
vnd einſetzen . Nach dem aber Hochermelter Fuͤrſt
in acht nimbt / daß er gantz vnd gar bloß iſt / ſchemt
er ſich hefftig / getrawet nit weiter fort zugehen / daß
er den He rrn Chriſtum erlangen vnd zu jhm kom-
mẽ moͤchte . Da er nu vernimt / dz der he rꝛ Chriſtus
vnſer Seligmacher nichts deſtoweniger fortgehet /
T iiij rufft
rufft er / o liebſter Herr Jeſu / bleib ſtehen / nicht
gehe von mir weg . Ehe er das kaum außgeredt :
Vberkompt er ein ſolche antwort : Wer zu mir
kompt / den wil ich nicht hinauß ſtoſſen . Da nun
vber etlich zeit dieſer Hochloͤbliche Fuͤrſt ( der in ge-
ſchicklichkeit / Gottes forcht / tapfferkeit / weißheit /
friedfertigkeit / vnnd dergleichen / wenig ſeins glei-
chen gehabt ) jetzt auff dem Todtbeth ligt / vnnd ſich
dem lieben Gott in ſeinen Willen ergeben hatte /
da wirdt er ohn zweiffel deß Traums wider einge-
denck : Dann er ſagt damals alſo : Lieber Herr
JEſu / ſtehe ſtill vnd beyd mir / vnnd verſchied alſo
mit dieſen Worten in Gott .
J. F. G. Symbolum iſt geweſen :
Was Gott beſchert
Bleibt vnerwert .
Welches der Hochgelehrte vnnd ſehr beruͤmbte
Philoſophus M. Rudolphus Goclenius alſo v-
berſetzet :
Quod mihi cunque bonum cuncti Rex deſtinat
orbis ,
Nulla interuerti calliditate poteſt .
CCLX . Von der Auffruͤhrer Pfifers
vnd Thome Muͤntzers Traum .
T Homas Muͤntzer hat einen kuͤhnen fre-
chen Mann bey ſich / Phifer genandt / den
er in allem ſeinem Vornemmen zu Rath
zoge . Derſelb ruͤhmet ſich / wie er in ſeinem
Traum ein groſſen hauffen Meuß auß ſeinem ſtall
verjagt hette . Diß deutet er alſo : Gott het jhm be-
fohlen / zur Wehr zu greiffen / das Volck anzuwei-
ſen / vnd allen Adel außzurotten . Sleid. lib. 4. de ſta-
t u Religionis & Reip. pag. 70 .
Von
CCLXI . Von Didymo Alexan-
drino .
Z V Alexandria war ein Blinder / aber doch
ſehr gelerter Man / Didymus genannt / der
dienet Gott fleiſſig mit faſten vnnd Beten /
ſonderlich aber bat er GOtt / daß er dem ver-
folger der Chriſten Juliano ſtewren wolte . Eins-
mals nun felt er in einen tieffen Schlaff / darin ſihet
er in einem traum weiſſe Pferdt in der lufft / vnnd
ſpricht einer ſo auff der Pferd einem ſaß / ſaget Dy-
dymo / heut dieſe ſtund iſt Julianus ertoͤdet / vnnd
daß er ſolches Athanaſio anzeige . Als er erwachet /
hat er ſpeiß zu ſich genommen / vnnd iſt froͤlich ge-
weſen was im Traum verkuͤndiget worden / das iſt
geſchehen .
Sozom. lib. 6. cap. 20.
CCLXII . Von einem Buͤrger / ſo drey
Toͤchter hatte .
E Jn Buͤrger hat drey Toͤchter / zwo wa-
ren huͤbſch / die wurden Balt in die Ehe
verſorget / die dritt / war faſt vngeſchaffen /
vnd hett kein werber . Doch war ein Alter
Reicher Man in der Statt / der erbarmet ſich vber
ſie / vnd nam ſie zu der Ehe / ſie hielt jn woll vnd hett
jn lieb / alſo verſchriebe er jhr alles ſein gut / er ſtarb /
vnd nach dem dreyſſigſten tag kamen viel buler vnd
werber / die gedachten / da iſt gute narung / Mann
hoflert zu Nacht vor dem Haus mit ſingen / Pfeif-
fen / Lauttenſchlagen / vnd ein Schar moͤcht der an-
deren kaum entgehen / die nachbawren murmelten
T v dar-
daruͤber / ſie hetten kein ruh jhrenthalben / die gute
Frauw nam ſich der hofier nicht an / ſie war fromb /
ſie dedachte / wenn ſie ſehen / daß nichts an der
Sachen iſt / ſo werden ſie ſelber auffhoͤren / ſolch
Junge Geſellen zogen ab biß auff drey / die wolten
nicht nach laſſen / vnnd kamen alle Nacht fuͤr das
Haus / vnd Hofierten jhr . Der eine pflegt zu kom-
men zwiſchen ſiben vnd achten / der ander zu den
neunen / der drit zu den Zehen / die Junge Wittwe
gedacht / wie ſie doch dieſer dreyer abkaͤme / gienge
zu einer alten Matronen / vnnd fraget ſie Rahts /
welchen ſie vnder den dreyen nemmen ſolt / ſie wol-
ten nicht auff hoͤren zu hofiren / der ein war ein ſtu-
dent / der ander ein Edelman / der dritt war eines
Burgers Sohn / in der Statt / die alte Fraw ſagt :
Daß euch ein gut Jahr ankomm / jhr ſolt deren kei-
nen nemen / ſie ſuchen nicht euch / ſonder ewer
gut / da jhr in ewers Vatters Hauß waret / vnnd
waret arm / da kam keiner / jetzundt / da euch Gott
etwas beſcheret hat / ſo lauffen ſie euch nach / die
Wittwe ſprach : Wie kaͤm ich aber jhrer ab / die alte
Fraw ſprach : Thut jhm alſo / wie hernach folget /
vnd ſie ruͤſtet alle ding zu / ꝛc . Da nun der erſte kam
an dem Abend / da nam ſie jhn in jhr Hauß vnnd
der Tiſch war bereit mit Eſſen vnd trincken / vnnd
ſprach zu jhm : Du hoflereſt mir offt / ſo will ich dich
Probieren / ob du mich begereſt zu den Ehren / vnnd
ſo du etwas vmb meinet willen darffeſt thun / ſo
will ich dir ein gute Antwort geben / da ich arm
war / da kanteſtu mich nicht / der Geſell ſagt :
Fraw / was mir muͤglich iſt zuthun / will ich vmb
ewrent willen thun / vnnd will biß in den Todt ge-
hen / die Fraw ſprach : Lege das weis Kleid an vber
die hoſſen / vnd gehe in den Kaͤrcker / da ſteht mein
nachbawr in einem Todenbaum / vnd iſt geſtorben /
ſchuͤtte in auß dem Baum / vnd lege dich darein / biß
man
man metten leutet in der Pfarꝛ an dem morgen / vnd
nimb ein Sack / vnd ſtoß dem toden Mann darein /
vnd bring mir in her . So will ich dir ein gute Ant-
wort geben . Es muß ja ſein . Der gut geſell ſprach :
Das will ich gern thun / das iſt mir eine kleine ſach /
vnnd thaͤt wie ſie im befohlen hett . Der ander kam
auch zu ſeiner ſtundt / mit dem redet ſie auch alſo /
vnnd legt jhm ein Engliſch Kleid an / vnnd gab jm
ein kertzen in die Handt vnd ſchicket in auch hinein /
er ſolt bey der Leich bleiben ſitzen / biß an den Mor-
gen / wenn Mann Metten leuth / vnnd wen er den
Todten braͤchte / ſo ſolte es ja ſein / er zog hin vnnd
thaͤt nach jrem geheiß / der in dem Baum lag der ſa-
he durch den ſpalt hinaus / vnd ſahe den Engel kom-
men / vnd gedacht da will es ſich machen / vnnd der
Engel bleib alſo ſitzen / die Fraw ſchicket den dritten
auch dar / in eines Teuffels Kleid / vnd gab jhm ein
Fewer hacken in die Hand / der in dem Baum ſahe
den Teuffel kommen / da war im ſo angſt / das er in
die hoſſen ſcheiß .
Der Teuffel wolt den Engel mit den hacken v-
ber das ding ab ziehen / da ſegnet ſich der Engel
vnd ſtieß im die kertzen in dz angeſicht vnd kampff-
ten mit einander / der in dem Baum gedacht / es
wehre vmb ſein Seel zuthun / vnd wiſchet auff in
dem Baum vnd ſtieß den Deckel ab / vnnd zu dem
Baum heraus / der Engel vnd der Teuffel lieffen
mit einander darvon / einer hieher / der ander dort-
hin . Alſo kam die gute Fraw der Ho-
firer ab / vnnd kam keiner wi-
der .
Von
CCLXIII . Von einem Kauff-
mann .
E Jn Kauffmann wolt gen Leon in die Meß /
Reihten / vnd kam in ein Walt / da hett ein Rit-
ter gejagt vnd hett gefangen Hirſchen vnnd Rehe /
der Kauffmann lobt den Ritter gegen ſeinem
Knecht / wie er ſo ein Ehrlich Man war / vnnd ſagt
viel guts von jhm : Es gefiel dem Knecht wol / vnd
reith hinfuͤr zu ſeim herren / dem Ritter / vnnd ſagt
es jm / vnd ſprach : Herꝛ es Reith ein Kauffmann
auß frembden Landen hernach / der redet euch als
woll / wie jhr ſo ſelig ſeyt auff Erden / thut jhm ein
Ehr an . Der Ritter fuͤgt ſich zu dem Kauffmann
redt jhn an / vnd fraget / wo er her kaͤm / vnnd wo
hin er wolte . Da man ſchier an die Statt kam / da
ſprach der Ritter / Herꝛ wo wolt jhr dieſe Nacht zu
der Herberg ſein : Der Kauffman ſprach : Jch frag
dem beſten wirths Haus zu . Der Ritter ſprach : Jhr
ſolt dieſe Nacht mein Gaſt ſein . Der Kauffmann
ſagt : Ach Herꝛ . Es wehre zu viel . Jedoch rieth er
mit jhm . Da man nũ in dem Hoff ein rieth / da emp-
finge ein Knecht das Pferdt / von dem Kauffman /
vnd ſprach : Herꝛ jhr doͤrfft kein ſorg fůr dz Pferdt
haben wir woͤllens wol verſorgen / vnnd da er hin-
auff kam / in die Stuben / da waren als balt ſauber
Hembder da / vnd ein fuchſener Rock / als den die
wahlen hoͤffliche Leuth ſind . Da man nun Eſſen
wolt / da kam des Ritters Fraw mit zwoen Toͤch-
tern wolgezieret / empflngen den Gaſt / vnnd ſetzten
ſich zu Tiſch . Der Kauffmann ſahe die Fraw an /
desgleichen die Tochter / vnnd gedacht in ſeinem
Sinn / wie kan ein gluͤckſeliger Menſch auff Erden
ſein als dieſer Ritter : er hat was er will / jſſet vnnd
trin-
trincket / was er will . Als man nun aller hand Ge-
richt auffgetragen hatte / bringt man auch einen
Manns Kopff mit einem langen Bart in einer
Schuͤſſel ligen . Der Kauffman liß all freud ſincken
vñ gedacht / Morgen wirdts auch alſo vm̃ mich be-
wand ſein . Da der Kopff ein weil auff dem Tiſch
geſtanden / trug man jhn wider hinaus / vnnd bracht
abermals ein tracht eſſen . Der Ritter legt jhm fuͤr /
aber es wolt jhm nichts ſchmacken : Man wieſſe jhn
nach dem abendt eſſen ſchlaffen / vnd gab jhm ein
Liecht in die Kammer / mit dem beſcheidt / daß er
ſich in ein Bett legen ſolte / welches jhm beliebte /
vnd nach dem der diener jhn in die Kammer gewi-
ſen / zoh er die thuͤr nach ſich zu / vnnd verrigelt ſie
außwendig . Der Kauffman wolt alle ding in der
Kammer wol beſchawen / als Pantzer Harniſch /
Spies / Buͤchſen / ſonderlich etliche vorhaͤng / ſo dar
jn waren / vnd ſiehe / da Hengen zween Junge Ge-
ſellen / welche waren erſtochen worden . Der Kauff-
man erſchrickt noch mehr / das Liecht gehet jhm
auß / alſo muß er ſich mit den Kleidern ins Bett le-
gen / er kan die gantze Nacht nicht ſchlaffen / gedenckt
fuͤr vnd fuͤr / wann es nur wider tag were . Als der
tag an brach / thet Mann den Rigel wider auff / der
Kauffman ruͤſtet ſich auff die Reiß / man ließ jhm
das morgen eſſen auff tragen . Der Ritter ſprach :
Herꝛ / wie habt jhr geſchlaffen ? Der Kauffman ſagt :
Jch hab nie kein lenger Nacht gehabt dann dieſe .
Warumb ſpricht der Ritter / ſind den die Bett nit
ſauber geweſen . Ja / ſprach der Kauffman . Es iſt
alles rein vnd Sauber geweſen . Allein / ich hab hin-
der den vorhaͤngen zween Todte Junge Geſellen
hengen geſehen / desgleichen den toden Kopff in der
Schuͤſſeln / vnd wen mir die Augen wolten zuge-
hen / Kam mir derſelb Kopff vnd die zween geheng-
te Menſchen fuͤr . Der Ritter ſprach / Herꝛ jhr
doͤrfft
doͤrfft euch nichts befoͤrchten / es ſoll euch an leib vnd
guts nichts widerfahren . Der Kauffman ſagt /
ſtrenger Herꝛ Ritter / ich moͤcht gern wiſſen / was jr
damit andeutẽ wollet / der Ritter antwortet : Nach
dem jhr zu meinem Knecht geſagt / wie ich ſo gluͤck-
ſelig ſey auff Erden / da hab ich bedacht / ich muß
euch meine gluͤckſeligkeit zeigen . Wz den Kopff miß
dem Bart anlangt / iſt auch ein Ritter geweſen / den
ich mit meinem Weib im Ehebruch ergriffen / hab
jm den Kopff abgehawen / vnd alle tag vber meinen
Tiſch bringen laſſen / daß meine Fraw ſich jhrer be-
gangenen ſchand vnd mißhandlung dabey erinnern
ſolte . Die zweẽ andern / ſind meines Bruders zweẽ
Soͤhn geweſen / welche des Ehebrecheriſchen freũde
vmbbracht haben : Dan als ſie an mir nichts haben
koͤnnen / haben ſies an meinen freunden rechen woͤl-
len . Jch aber hab ſie dahin gehencket / daß ich alle
tag durch anſchawen jres tods deſto mehr zur rach
beweget wurde . Nun woͤllet betrachten / was fuͤr
ein gluͤckſeliger Menſch ich ſey . Man ſoll niemand /
wie Solon ſagt / fuͤr gluͤckſelig achten / er ſey dann
gluͤckſelig geſtorben .
CCLXIV . Von Damone vnd Pythia .
P Ythias vnd Damon waren ſonderliche
gute freunde / dergleichen man heutiges
tags wenig findet . Dan als Dionyſius
der tyrann einen vnder dieſen beyden tod-
tẽ wolte / vnd er dẽ hencker ſchon zu gewieſen ward /
bat er den Tyrannen / daß er jhm wolt geſtatten
heim zu zihen / ſein ſachen zu verordnen / das wolt
er jhm ſeinen guten freund zum burgen ſetzen : wel-
cher ſich den ein ſtelt / vnd ward dem / ſo verreiſen
wolt / ein gewiſſe zeit zur wider kunfft angeſetzet .
Da nun der tag kame / vnnd der verdampte etwas
lang
lang mit der wider einſtellung verzoge / hat jeder-
man des Burgen wegen ſeiner thorheit geſpottet /
als der ſein leben fuͤr einen andern in Todt gegeben
hatte . Er aber antwortet : Er hab noch keinen man-
gel an ſeines freundts glaub vnd trew : Da nun die
zeit da iſt / ſihe / da ſtellt ſich der zum Tod ver-
dampte Geſell wider ein / vnd erloͤſet alſo ſeinen
freundt . Der Tyrann verwundert ſich vber dieſe
groſſe lieb vnd freundtſchafft dermaſſen / daß er
jhn widervmb loß gibt / vnnd begehret / daß ſie
jhn zum dritten Geſellen jhrer freundſchafft wol-
ten auffnehmen . Valer. Max. lib. 4. cap. 7. de Ami-
citia .
CCLXV . Von einem andern deß-
gleichen .
E Ben dieſes gleichen iſt ein Pfarherꝛ in
Preuſſen bey dem Biſchoff auff ein zeit an-
geben / als ob er die Kinder nicht Tauffete
nach der weiſſe als in der Kirchen ge-
breuchlich / derwegen hatt der Biſchoff hierumb
mit dem Pfarherꝛn gezůrnet / welcher geant-
wortet / er hielte die rechte form zu Tauffen . Auff
daß nun der Biſchoff eigentlich mochte wiſſen /
wie ſich der Pfarherꝛ im Kindertauffen verhielte /
hat er jm vorgenommen dieſes zuerfahren / dieweill
aber damals kein Kindt zu Tauffen fůrhanden wz /
hat er ein ſtroͤern Kindt in Windeln gewickelt
ohn wiſſen des Pfarherꝛns beſtellet / vnnd dem
Prieſter daſſelbe zu Tauffen laſſen bringen .
Als nun der Prieſter den betrug mercket / hatt er
in bey ſein des Biſchoffs vnnd anderer / das ſtroͤ-
ern Kindt auff ſolche weiß getauffet : Jch Tauffe
dich im Namen des Biſchoffs / im Namen mei-
ner vnd im Namen der Gevattern . Aber als der
Biſchoff
Biſchof erzuͤrnet mit ſolchen worden heraus fuͤhre /
Herꝛ iſt das die gewoͤnliche weiſſe in der Kirchen
zu Tauffen . Sagt man / da hab der Pfarherꝛ dem
Biſchoff gar fein vnd hoͤfflich geantwortet / vnnd
auff ſolche weiß geſprochen / wie das Kind iſt / alſo
ſoll auch die form ſein zu tauffen . Vnd hiemit hatt
er wollen bezeugen / daß er vnbillicher weis bey dem
Biſchoff dißfals ſey verklagt worden .
CCLXVI . Von einem andern Dorff
Prieſter .
Z V der zeit als der thewer Mann Philippus
Melanchthon ſein Buch de anima erſtlich
ließ in truck außgehen / ſagt man / es ſeye ein
einfeltiger Prieſter / wie es dan ſcheinet /
gen Franckfurt kommen / vnnd als er die ober-
ſchrifft dieſes Buchs geleſen / de anima libellus
Philippi Melanchthonis ein Buͤchlein von der
Seel Philippi Melanchthonis hab er laut anfangẽ
zu weinen vnd ſchreien / Ey du groſſer Mann bi-
ſtu nun geſtorben / o weh vnſer / nun iſts geſchehen
vmb die Kirchen . Den er meinet es hette Philip-
pus den Geiſt auffgeben / als er fornen im Buch
ſahe das woͤrtlein anima die Seel als er nun des
weinens kein end machen wolt / iſt der Buchtrucker
herfuͤr kommen / jhn getroͤſtet / ſagend es ſey Philip-
pus nicht geſtorben ſondern noch bey Leben . Als
nun der gut Pfarherꝛ erkennet daß er gejrret /
hatt er ſich ſeines weinens ſehr ge-
ſchemet .
Von
CCLXVII . Von Wilhelm Cornio
eim Gallier .
D Jeſen als er geſtorben / haben ſeine freũd
nach acht tagen in ſeinem gewoͤnlichen
Kemmerlein mit trauwriger klaͤglicher
angſthaͤffter Stimm gantze Nacht an
einander ſchreien gehoͤrt : Der wegen hatt Mann
die Dominicaner Moͤnch hierzu geruffen / die
jhn des Nachts beſchworen / da hatt er geant-
wortet . Er ſey der Wilhelm ſo neuwlich ver-
ſtorben / vnnd werde alda mit ſehr heiſſem Feu-
wer gepeiniget / dieweill er ſich offtmals mit
einem Prieſter gevnwilliget habe : Er bedoͤrffe
aber frommer Leuth Vorbitt / des vnbluͤtigen
Opffers vnnd der Buß Pfalmen / er wuͤrde auß
ſolchen Feuwer bald erloͤſet werden / wenn ſolcher
geſtalt fuͤr jhn ſuffragirt wuͤrde / vnnd hatt we it er
geſagt / er werde im Fegfewer an gemeinem orth
gepeiniget / ſo lang es tag iſt : Zu Nachts aber / in
dem Kamerlein . Dieſes bezeuget Monopolita de-
cad . 1. cap. 4. Hab er geleſen auß den gemeinen of-
fentlichen monumenten vnd Buͤchern ſo an den Roͤ-
miſchen Babſt geſchickt worden . Sim. Maj. Jſts
nur glaublich .
CCLXVIII . Von der Tochter
Spiridionis .
E Jner auſz den Freunden Spiridionis hat-
te ſeiner Tochter / welche eine Jungfrauw
mit Namen Jrene / etwas zu halten
gegeben : Welches als ſies entpfangen /
V hat
hatt ſies in die erde vergraben / auff das es deſto
fleiſiger verwart werde : Als nun vielleicht die
Tochter verſtorben / vnnd niemandt von dieſer
hinderlag etwas geſagt hatte / kompt der / ſo es
hinderlegt / vnnd begert das ſeine wider : Aber
Spiridion / wie wol ers nicht wuſte / was der
man ſagte / durchſucht er gleichwoll das Haus / vnd
als ers nicht kunde finden / hat der angefangen ſich
heſſtig zu bekuͤmmern die haar auß gereufft / vnnd
ſich geſtalt als ob er ſterben wolt : Spiridion aber
der ſich vber dieſen Man erbarmet / kompt zu ſeiner
Tochter grab / nennet ſie bey jhrem Namen / da ſie
nun antwortet / fragte er wegen der hinderlag ſo
jhr zu halten geben war : Die Tochter zeigt ihm an
den orth da es vergraben / der Vatter gehet heim /
find es an beſagtem orth / vnd gibts alſo dem Man
wider .
CCLXIX . Von einem Geſpenß
bey Wormbs .
J Ohannes Trithemius ſchreibet in ſeiner
Crouick von dem Cloſter Hirſchgauw vmb
das Jahr Chriſti 1098 . Bey regierung
Keyſer Henrichs des vierten als der Ciſter-
tienſer orden auff kommen / es ſeyen nicht weit
von Wormbs viel tag vnnd Nacht ein Heer von
Reutern vnnd Fueß Volck erſchienen / als wol-
ten ſie ein Schlacht halten / haben jtzt hieher jtzt da-
her hauffen weiß gelauffen vnnd gerennet / vmb
neun vhr zu Nachts haben ſie ſich in den nechſten
Berg darauß ſie kommen / wider gethan / letzlich ſey
ein Muͤnch auß dem Cloſter Limburgk welches
nicht weit von dem Berg / darauß ſie pflegten zu
kommen/
kommen / gelegen iſt / vnd andere ſo er zu ſich genom-
men / zu dem Berg gegangen / ſich bezeichnet mit
dem Heiligen Creutz / vnnd als ſie aus dem Berg
kommen / da hab er ſie in Crafft der Heiligen vn-
zertheilten dreyfaltigkeit ernſtlich beſchworen / daß
ſie ſagten wer ſie weren : Da hat einer auß dem
hauffen geantwortet : Wir ſind ein Geſpenß vnd
kein lebendige Krieger / ſonder Seelen der Men-
ſchen / welche den weltlichen Fuͤrſten in dieſer Welt
gedienet haben / ſo nicht fuͤr vielen Jahren an die-
ſem orth erſchlagen worden . Die Harniſch Klei-
dung vnnd Pferdt / welche vns ruͤſtung waren
zur ſuͤnd / da wir noch lebeten / ſind nun nach dem
Todt ein anzeigung der qual in vns . Alles was
jr vmb vns her ſehet / das iſt gantz vnd gar Feuwr
an vns / ob jhr ſchon das Fewer gar nicht ſehet .
Als ſie nun der Moͤnch fragte / ob jhnen nicht
von Menſchen koͤnne geholffen werden ? Da hat
der Geiſt geantwortet . Mit faſten vnd beten / vnd
ſonderlich mit meßhalten kan vns geholffen werdẽ /
vnd das bitten wir auch . Als dieſes gered / hat der
gantze hauff der Geiſter einmuͤndiglich dreymahl
geruffen Bittet fur vns / Bittet fuͤr vns / Bittet
fůr vns . Baldt hat es geſchienen als ob ſie all Few-
rig weren : vnd der Berg ſelbſt / als ob er brenne / vnd
hat ſich ein grauſam krachen vnnd gereuſch der
Baumen erhaben .
Jm Jahr Chriſti / 1553 . im September / iſt in der
Nacht von glaubwirdigen Leuthen geſehen wor-
den / ein fewriger Mann / der vmb den einen ſchloß-
thurn zu Wittenberg / da er anfahet ſich zu
ſpitzen / vmbgangen vnd ſpatzie-
ret hat .
V ijFelix
CCLXX . Felix Malleolus .
F Elix Malleolus beider Rechter Doctor
Babſt zu Solothurn vnnd Thumb Herꝛ zu
Zurich ein beleſener Mann / als man wol
auß ſeinen Schrifften ſiehet / die noch fuͤr-
handen ſind / er hat aber gelebt vmb die zeit des Ba-
ſilienſiſchen Concilii / der Schreibet in ſeinem Buch
de nobilitate c. 3 . Es ſtehe in der Hiſtorien Rudol-
phi Roͤmiſchen Koͤnigs / als er Otthackern Koͤni-
gen in Bohem in einer Schlacht vberwunden /
daſz er auff dem Feldt / wo die Schlacht geſchehen /
ſey vber Nacht gelegen / vnnd zu mitternacht
haben die Nacht Geiſter vnnd Geſpenß ein er-
ſchrecklich geſchrey vnnd getuͤmmel gehalten vnnd
das Kriegs Volck faſt bekuͤmmert / Lauater. de
ſpect .
CCLXXI . Von einem Zauberer .
J Ohannes Triſhemius beſchreibet / daß im
Jahr Chriſti 1323 . Friderich H. zu Oeſter-
reich welchen / gegen Ludovicum zum Kei-
ſer gewehlt worden / zwiſchen Oettingen
vnd Moͤllndorff in einer Schlacht vberwunden /
vnd Ludovico vorliffert geworden ſey / welcher jnen
in eim Feſten Schloß verwarlich gehalten hat . Es
hat ſich hernach begeben / daß ein Zauberer zu H.
Lupolden ſeinem Bruder in Oeſtereich gezogen
iſt / hat jm verheiſen / er wolte mit ſeiner Kunſt H.
Friderichen ohn allen ſchaden friſch vnd Geſund
auß der gefengnis / durch Huͤlff eines Geiſtes / in
einer ſtunde / bringen / wenn er jhm verheiſſen
wolt / daß ers jhm woll wolte belohnen . Hat der
Hertzog geantwortet : Wen du thuſt was du ver-
heiſſeſt/
heiſſeſt / ſo will ich dirs lohnen als billich iſt . Der-
wegen iſt der Zauberer zu einer gewiſſen ſtundt
mit dem Hertzog in einen Kreiß / welchen er be-
ſchworen / gegangen / rufft den Geiſt an / welcher
ihm pflegte gehorſam zu ſein . Als er nun in
Menſchlicher geſtaldt erſchiene / hatt er jhm durch
Crafft ſeiner beſchwerung befohlen / daß er Hertzog
Friderichen aus des Keyſers Cuſtodien erloͤſete /
zu jhm in Oeſtereich ohne ſchaden auff das ſchnel-
leſt braͤchte . Da hatt jhm der Geiſt geantwortet
vnnd geſagt : Wenn der gefangene Hertzog mit
mir kommen will / ſo will ich deinem befelich gern
gehorſamen . Der Geiſt da er dieſes geredte / fuͤhrt
bald hin in Bayern / verſteldt ſich in ein geſtald ei-
nes frembden / vnnd kompt in die gefengnus / dar-
in der Hertzog gefangen gehalten wird : Als er jhn
nun erſehen / hatt der Geiſt zu jm geſprochen / ſo
du wilt aus dem gefengnuß erloͤſet ſein / ſo ſitze
auff dieſes Pferd / ſo will ich dich ohne verletzung
in Oeſtereich zu deinem Bruder Lupolden friſch
vnnd geſund bringen . Der Hertzog ſpricht zu jhm /
wer biſtu ? Der Geiſt antwortet : Du darffſt nicht
fragen / wer ich bin / den es thut nichts zur ſachen /
ſitze du auff diß Pferdt / das ich dir gib / ſo will
ich dich auß der Gefengnns vnbeſchaͤdiget wider
in Oeſtereich bringen . Als der Hertzog dieſes
gehoͤrt / iſt jhn ein grauſen ankommen / der doch
ſonſt gar frech vnnd Keck war / vnnd nach dem
er ſich mit dem zeichen des Heiligen Creutzes be-
zeichnet / iſt der Geiſt mit dem ſchwartzen Pferd /
ſo er jhm gezeiget / verſchwunden / vnnd ledig zu
dem Zauberer der jhn geſchickt / wider kommen /
da er jhn nun darumb geſcholten / daſz er den gefan-
genen nit mit braͤchte / hatt er auff der rey erzehlet
wie ſichs begeben hatt . Als endtlich Hertzog
Friderich iſt wider auß der Geſengnis ledig wor-
V iij den/
den / hat er bekent daß jhm ſolches in der Cuſtodien
auff bezeichneten tag begegnet ſey .
Lauat . de ſpect .
CCLXXII . Von einem Geſpenß .
J N dem Hoff des Hauſſes Matt hei Vice-
Comitis / welchen man den Groſſen genen-
net hat nach der Sonnen vndergang / als
jtz war abend worden / iſt ein geharniſchter
Mann auff einem Pferdt geſehen worden / weit
groͤſer als ſonſt ein Menſch iſt : als er nun von vie-
len einer gantzer ſtund lang iſt geſehen worden / iſt
er hernach verſ c hwunden / mit groſſem grauſen de-
ren ſo den handel geſehen . Vber drey tagen hernach
in der dritten ſtund des Nachts / eben an demſelben
orth hat man zweẽ Reuter ebenergeſtaldt als der
vorige vnder einander Kempffen geſehen : Welche
hernach / wie zuvor der eine allein / verſchwunden
ſind . Nicht lang hern ach iſt Keyſer Heurich der ſie-
bendt verſtorben / nicht ohne niderlag deren Vice-
comitum . Baptiſta Fulgoſius .
CCLXXIII . Von Ludovico Alodi-
ſio vnd ſeinem Vatter .
D Er Vatter Ludovici Alodiſti / welcher
zu Jmmola regnirt hatt / nicht lang
nach dem er iſt verſtorben geweſen / iſt
dem Secretario / welchen ſein Sohn Lu-
dovicus gen Ferrar ſchickete / auff der weg / auff ei-
nem Pferdt ſitzendt / vnd einen Habich tragendt /
( als er gewohnet hatt auff dem Vogel fang )
erſchienen / vnnd hatt jhm / welcher ſehr erſchrocken
iſt/
iſt / geſagt / daß er ſeinen Sohn hieſe des tags her-
nach an eben dieſen orth kommen / den er wolte
jhm ſachen verkuͤnden / daran viel gelegen . Als ſol-
ches Ludovicus gehoͤrt / eins theils dieweill ers
nicht glaubte / darnach weil er ſich der hinderliſt
beforcht / hat einen andern an ſein ſtatt geſchickt .
Eben dieſelbige Seel / welche zuvor erſchienen
war / iſt dem ſelben begegnet / vnnd hatt ſich ſehr
bekuͤmmert / daß der Sohn nicht kommen iſt :
Dann ſie ſagte / ſie wolte jhm viel mehr an-
gezeiget haben . Aber damals hatt ſie befohlen /
mann ſolte jhm dieſes nur verkuͤnden / daß nach
vergangenem zwey vnnd zwantzigſten Jahr /
vnnd vber das noch einen Monat vnnd einen
tag / wuͤrd er das Regiment der Statt / ſo er
damals ein hatte / verlieren . Als die zeit kom-
men iſt / wie die Seel vorher geſagt hatt / haben
ſie dieſelbe Nacht groſſe ſorg gehabt / aber des
Hertzogen von Meiland Kriegs Leuth ( mit wel-
chen er buͤndnuß hatt / vnnd deßwegen ſich vor
jhn nichts beſorget ) als die graben von Eyß hart
befroren / habẽ ſich zu der Maurn gemacht / die ley-
ter angeſchlagen / vnnd die Statt gewunnen / vnd
den Fuͤrſten gefangen .
Idem .
CCLXXIV . Von einem andern
Geſpenß .
E S ſchreibet Alexander ab Alexandro von
Neapels ein beruͤmbter Rechtsgelerter võ
einem ſeinem Freund / einem Glaubhaff-
tigen Man / dz er einen ſeiner gutẽ freund-
ten zur Erden beſtattet : Vnnd als er von
V iiij dannen
dannen wider nach Rom gezogen folgents zu
Nacht in ein Herberg nahe an dem Weg eingezo-
gen / vnd ſich zu ruhe begeben hab / vnd als er allein
war vnd noch wachet / da ſey bloͤtzlich ſeines freunts
ſo kurtzlich geſtorben / bildnus gantz bleich vnnd
Mager / vnd mit ſolchem angeſicht / wie er jhm zu
letzt geſehen / als er ſchwach gelegen / zu jhn kom-
men / als er jn angeſehen / vnnd fuͤr furcht we-
der Sinn noch witz hatte / hab er gefragt / wer er
ſey . Er aber hab nichts geantwortet / die Kleider
außgezogen / hab ſich an das Beth gelegt / da er
an gelegen / vnnd ſey nahe zu jm gernck als wolt er
jhn vmbfangen / der ander aber hab gewichen biß
zum Spaan Beth / vnnd als jener neher woͤllen zu
jhm rucken / hab er jhn von ſich getrieben / vnd hab
ſein Fuß angeruͤrt / welcher ſo Kalt geweſen / als
kein Eiß jmmer ſein kundte . Da habe jhn der an-
der ſchlim angeſehen / ſeine Kleider bald wider ge-
nommen von dem Beth auffgeſtauden / vnnd her-
nachmals nimmermehr widerkommen .
Idem .
CCLXXV . Von einem Fuͤrſten
vnd Doctore .
N Ach dem ein Fuͤrſt nit allein fuͤr ſich ſelbſt
ſehr gelert / ſondern auch alle gelerte vñ be-
ruͤmbte Leut zu ſich gen Hoff beruffte / be-
furderte / beſchutzte / vnnd begabte / ſo be-
gibt ſichs daß zu hoch gedeutem Fuͤrſten kompt
ein trefflich gelerter Mann N. F. vnnd zum eſſen
von jrer F. G. beruffen wird . Da nun der fuͤrle-
ger dem Doctori ein Ey fuͤrleget / er aber daſſelb
auff dem Deller liegen lies / ſagt der Fůrſt einmahl
oder
oder etlich zu jm / er ſolt ſich nicht ſchaͤmen / ſondern
luſtig ſeyn / ſolt eſſen vnnd trincken . Der Doctor /
dem die Stirn vom ſtarcken Wein etwas warm
worden war / nam das Ey zu letzt / vnnd ſagt zum
Fuͤrſten : Gnaͤdiger Fuͤrſt vnd Herr / ich hab offt ge-
hoͤrt / man koͤnn bey nahe ſechsmal fehlen / biß man
ein Ey eſſen moͤge / ich aber wil nur einmal mich
vergreiffen / nimbt das Ey / vnnd ſtoͤßt es alſo auff
einmal in Mund / vnnd kaut es nicht ſonder knir-
ren . Dem Fuͤrſten bracht das ein Eckel / vnnd ſagt
auß vnmuth : Jhr moͤcht wol ein Doctor ſeyn / vnd
moͤcht auch wol ein Narr ſeyn . Der Doctor wirdt
ſchamroth / ſaß lang zeit ſtill ſchweigend vnd traw-
rig / alſo / daß jederman wol darab merckte / daß jhn
dieſe That gerewete / vnnd daß er wider ſeinen wil-
len / in dem er hab woͤllen ſchimpfflich ſeyn / dem
Fuͤrſten ein Eckel vnd Vnluſt gemacht hatte . Der
Fuͤrſt merckt das ſelbſten / ſprach jhm wider gnedig
zu / hielt Geſpraͤch mit jhm / vnd tranck jhm zu / ver-
ehrt jhm auch im abzug etliche ſtuͤck Golts .
Nach dem wir allhie der Eyer meldung gethan /
vnnd man leichtlicht im Eyer eſſen fehlen kan / be-
dunckt vns nicht vneben ſeyn zuerzehlen / wie man
ein Ey recht eſſen mag . Deſſen gedencket Ottho
Brunfelſius in Catheciſm . pueror . Tom. 4 cap. von
Sitten / darauff mann vber eſſen acht geben ſoll /
pag. 8. vnd ſpricht alſo :
1. Wañ du wilt Eyer eſſen / ſo ſchneid das Brot
zuuor zu ſtuͤcken .
2. Sehe zu / daß dir nichts vberlauffe oder her-
under flieſſe .
3. Eß das Ey bald .
4. Leg die Schalen gantz wider in die Schuͤſ-
ſeln .
5 . Nicht trinck / dieweil du noch an einem Ey
iſſeſt .
V v 6. Die-
6. Dieweil du an einem Ey iſſeſt / ſo ſehe zu / daß
du das Wammes nicht verunreinigeſt .
CCLXXVI . Von einem andern Fuͤr-
ſten vnd Doctore .
E Jn trefflicher Rechtsgelehrter / deſſen be-
ruͤmbte Schrifften nicht allein in Teutſch-
land / ſondern auch in Franckreich nachge-
truckt werden / vnnd von Studenten noch
heutiges tags fleiſſig geleſen werden / ſoll mit ei-
nem Teutſchen Fuͤrſten zu morgen eſſen / vnder deß /
daß ein Knab GOtt vmb ſegen anrufft / ſtehet der
Doctor / hat in der lincken Hand einen Wetzſtein /
vñ in der rechten ein Meſſer / vnd macht es ſcharpff .
Der Fuͤrſt ſihet das / vnd ſpricht : Herr Doctor / wo
habt jhr das gelernet . Er aber zog den Stieffel ein
wenig zu recht / ſaß mit vngewaͤſchenen Haͤnden
zum Tiſch / vnnd ſprach : Wie war mein Meſſer ſo
ſtumpff / ich habs ein wenig ſcharpff machen muͤſ-
ſen : Nimpt das meſſer / ſchabt ein wenig auff dem
Nagel vnd ſagt : Wie fein ſcheid es jetzt . Nach dem
eſſen / da etwas von Brot am Meſſer war hencken
blieben / ſpeutzet er druff / vnd wiſchet ſo lang daran /
biß es anfengt abzugehen / da nimbt er deß Fuͤrſten
Seruet / vnd wiſchets damit ab . Der Fuͤrſt laͤch-
let vud ſagt : Mach duͤnckt / Herr Doctor / jhr kompt
auß deß Grobiani Schuel ? Der Doctor antwor-
tet : Gnaͤdiger Fuͤrſt vnd Herr / ich hab nicht in mo-
rum ciuilitate / ( in dem Buch von hoͤfflichkeit der
Sittẽ ) ſondern in iure ciuili ( in buͤrgerlichẽ Rech-
ten ) ſtudiret / darumb / bitt ich / E. F. G. woͤllen wirs
fuͤr gut halten . Der Fuͤrſt leßt bleiben / vnd ſagt da-
bey : Man ſoll doch ein wenig auff hoͤfflichheit acht
geben . Hierinn hat der Fuͤrſt ſehr wol geredt / dann /
ſo Themiſtocles fuͤr vngelehrter gehalten worden /
weil er die Leuten nicht ſchlug / wie viel mehr wirdt
mann
man dann den vor vngelerter halten / der ſo baͤwri-
ſche grobe Sitten an ſich hat / vnnd von einem gro-
ben Schmutz nicht kan vnderſchieden werden. M.
Petrus Vincentius pflegte zu Marpurg fleiſſig
zu ſagen / Qui non ſunt aſſuefacti honeſtis mori-
bus , ii a ſue facti ſunt . Das iſt / welche nicht zu gutẽ
Sitten ſind gewehnet worden / die ſind von einer
groben Saw gemacht worden . Man glaubts nit /
wie viel ein gelehrter Mann an ſeiner Authoritet
verlnſt verluſt hat / wann er nicht von hoͤfflichen zierlichen
Sitten iſt : Dann die Hoffdiener verſpotten jhn der
Wort / vnd haben jhr kurtzweil mit jhm . Darumb /
wer zu Hoff ſeine Anthoritet erhalten wil / der ſoll
gantz vnnd gar dahin dencken / daß er nicht allein in
ſtudüs / ſondern auch in guten Sitten voͤlle ver-
ſirt vnd geſchickt ſey .
CCLXXVII . Von Doctore An-
tonio .
W Je Antonius ein Rechtsgelerter war /
alſo war er auch von Sitten . Dann als
er auff ein zeit mit eines Hertzogẽ Wit-
wen zu morgen aß / vnd der Fuͤrſt in fuͤr-
legen wolte / ſagt er : G. Fraw / ich wolt euch gern et-
was guts fuͤrlegen / ſo iſt nichts guts in der Schuͤſ-
ſeln . Daher war er hinfuͤr nit mehr durch die Fuͤr-
ſtin zum eſſen beruffen . Eben alſo ſtelt er ſich gegen
einen Fuͤrſten / der jm ein ſtuͤck von einem Wilden-
ſchwein ſchicket : Dann / als jhm deſſelb vberlieſſert
ward / hat er dem Fuͤrſten nicht mit dem geringſten
Wort danckſagen laſſen / welches dann den Fuͤꝛſten
hart verdroß / gedocht jhm deßwegen einen tich zu
geben / vnd ſprach : Was ſagt jr vns fuͤr einen danck
fuͤr das Schweinenwildpraͤt / ſo wir euch newlich
geſchickt haben . Er antwortet : Gn. Herr / es war ſo
gar mager / daß ichs nicht eſſen moͤgẽ : habs derhal-
ben
ben vnder die arme Leut getheilet / damit es nicht
verderben vnd vndergehen moͤchte / auff dieſe vnbe-
ſcheidene vnnd vnnerſchaͤmte Antwort ſaget der
Fuͤrſt / jhr ſolt auff ein ander mal feiſters bekom-
men . Alſo ſagt Auguſtinus recht / Qui proficit in
literis , & dencit in moribus , plus deficit quam
proficit .
CCLXXVIII . Von einem Raths-
herren .
J M Jahr Chriſti 1552 . ſtarb es in Heſſen-
land ſehr an der Peſt / Es begibt ſich aber /
daß ein Eul deß nachts einem Rathsherrn
in einer Stadt an die Fenſter fleugt / fle-
dert mit den Fittichen dawider / vnd heulet . Weil
man dann diß vor ein boͤß Zeichen pflegt zu halten /
ſagt deß Rathsherrn Weib / Conrad / wir ſind deß
Todts / dann die Peſt wirdt auch in vnſer Hauß
kommen . Der gute Mann erſchrack dermaſſen /
daß er kein Wort antwortet . Da nun die Eul aber
mals kam / ſchlug mit den Fittichen wider die Fen-
ſter vnnd ſchrey / faſt er endlich einen Muth vnnd
ſagt : Lieber GOtt / laß diſz kein boͤſz Bedeutung
vber vns ſeyn . Darnach ſagt er zur Eulen : Du vn-
gluͤckſeliger Sterbvogel / was machſtu mir vor ein
Weſen / pack dich von meinem Hauſz an Galgen /
diſz dein Verkuͤndigung treff nit mich / mein Weib /
mein Kinder vnnd Geſind / ſondern meinem Hund
widerfahr es . Was geſchicht aber ? Der Hund war
ſo wacker / daſz er die gantze nacht pflegt zu Bellen /
lieff im Hauſz vmbher / aber dieſelbe nacht war er
ſtill / den morgen ligt er in der Kuͤchen beym Herd /
vnd iſt todt . Vnd iſt ſonſt die gantze zeit vber / daſz
die Peſt da ſelbſten graſſiret / kein Menſch ferrner
auſz dieſem Hauſz geſtorben .
Von
CCLXXIX . Von einem Bawern vnd
etlichen Schulern .
E Jn Bawer bracht einem Rectori ein Wa-
gen Holtz . Weil er aber durch den Regen
vnd Schnee ſehr naſz worden war / hieſz in
der Rector / da er abgeladen / in das Andi-
torium gehen / ſich daſelbſten zu waͤrmen vnnd zu
trucknen . So bald er nun das Holtz vom Wagen
geworffen / vnnd das Gelt empfangen hatte / gehet
er ins Auditorium / vnd ſetzet ſich hinder den Ofen .
Da er ein weil geſeſſen / nimbt er ſein Sack / greifft
Kaͤſz vnd Brot an / vnd iſſet tapffer darwider . Da
er ſich nun ſaat geſſen / kehrt er ſich mit dem Ru-
cken ſo nahe gegen dem Ofen / daſz er ſeinen Mu-
tzen verbrennet / das ſehen die kleineſte Knaben /
vnnd zeigt einer hie / der ander da / mit Fingern auff
den Bawern / vnd ſprechen / Ecce , Ecce , ( ſich / ſich / )
der Bawer wolt keins wegs mercken / daſz es jhn
antraff / biſz daſz der Mutz ſo viel brennet / daſz er
Lahn oder Flamm gab . Da er nun mit der Naſen
vnnd mit dem hinderſten gewahr wirdt / daſz ſein
Kleider brennen / reibt er ſich mit dem hinderſten
wider die Mawer / ſo hart er mag / vnnd ſagt : Ja /
nun merck ich was Ecce heiſſet / Ecce heiſſet der
Beltz bornt . Gehet mit dieſen Worten der Stu-
ben hinauſz / vnnd leſſet einen vbeln Geſtanck nach
ſich .
CCLXXX . Von einem Bawern .
E Jn Bawer gehet mit ſeinem Knecht in die
Stadt / nimbt einen Sack von acht Me-
ſten / vnd wil ſeiner Tochter / ſo ſchwach iſt /
Theriac darin kauffen . Da nun der Apo-
tecker eben Wuͤrtz oder ſonſt was in ſeinem Mor-
ſer
ſer ſtoͤſſet / ſpricht er : Gluͤck zu Herr Meiſter Stim-
peſtampff / thut ſo bald ſechs Pfenning auß dem
Beutel / vnd ſpricht : Herr Meiſter / ich wil vor ſes
Peng Dreyockels / den thout mir en den Sack / was
neit nen giht / das won eich en mein Knecht freſ-
ſen . Als jm aber der Apotecker ein kleines Buͤchs-
lein / mit Thyriar gefuͤllet / reichet / nam der Bawer
ſein Peng wider / vnnd dencket ſeiner Tochter nach
einer andern Artzney / die nicht ſo viel koſten / vnnd
den Sack fuͤllen moͤchte .
CC l XXXI . Von einem andern
Bawern .
V Or einem Jahr oder fuͤnffzehen vngefehr
hat ein Bawer eine Sach am Rechten /
die wolt jm viel zu ſpaͤtt zum end lauffen /
deßwegen macht er ſich zum Stadthal-
ter deß orts / vnnd wil jhn bitten / daß er doch woͤlle
verſchaffung thun / damit der Sachen dermal eins
moͤcht abgeholffen werden . Da er nun in die Stadt
kompt / deſzgeichen auch fuͤr die Cantzeley / klopffet
er an der Stubenthuͤr an / vnd fragt / wo der Mann
ſey / der einen ſo langen Rock an hab / daſz er jm auff
die Verſen gehe . Die Schreiber ſprachen / auſz die-
ſer Beſchreibung koͤndten ſie nicht wiſſen / wen er
meyne / dann es ſeyen viel Maͤnner darinn / welche
alſo gekleidet gehen . Der Bawer ſpricht / den wil
ich haben / der ein Wehr auff der ſeiten traͤgt / vnnd
Burchhart heiſſet . Die Schreiber ſagen / ſie koͤnd-
tens noch nicht wiſſen . Dann es ſeyen viel zu Hoff /
die den Namen hetten . Der Bawer ſpricht : Jch
meyn den / welcher den Teuffel gar auff der Cantze-
ley eſt / wann men Herr neit daheim iſt : Wolt da-
mit zuuerſtehen geben / daſz er zu Hoff vnnd in der
Can-
Cantzley / wie man ſagt / das præ hatte / vnnd das
fac totum were / vnd alſo deſz Fuͤrſten ſtaͤtt verwe-
ſete . Die Schreiber ſagen / das ſey der Stadthal-
ter . Der Bawer fragt / wo er ſey / dann er woͤlle zu
jhm gehen . Sie ſagen / er ſoll auff den Marckt ge-
hen / da werde er vmb acht Vhr nach der Cantzley
gehen . Der Bawer folget jhnen / gehet auff den
Marckt / vnnd wartet auff den Stadthalter . Vn-
der deſz bedenckt er ſich fleiſſig / wie er jhn an reden
wolte . Als er nun den Stadthalter ſihet daher
kommen / gehet er jhm gemaͤchlichen mit entbloͤſz-
tem Haupt entgegen / hielt den Hut hinden fuͤr / vnd
ſagt zu jhm : O ewiger Allmaͤchtiger Herr Stadt-
heller / ich hun gehurt / jhr ſeyt der Teubel gar vf der
Cantzley / eich bitt vch vmb GOttes wellen / helfft
doch meiner Sachen auch ab . Hiemit wolt er zu
verſtehen geben / daſz alle Sachen in der Cantzley
in deſz Stadthalters Hand vnnd Gewalt ſtun-
den . Der Stadthalter / wie er dann ein ſehr Holt-
ſeliger Mann war / vernam / daſz diſz der Bawer
auſz lauter Eynfalt redt / ſagt jm deſz wegen / er ſoll
ein ſtund oder zwo warten / welchs dañ der Bawer
thut / vnd bekompt auch noch denſelben tag ein ge-
wuͤntſchten Beſcheid in ſeiner ſachen .
CCLXXXII . Von einem andern
Bawern .
E Jn Bawer wil ein Supplication an den Fuͤr-
ſten ſtellen laſſen / gehet deſzwegen zu einem
Doctor / vnnd redt jhn alſo an : Herr Doctor / ich
het gern ein Supplicatz an men Herren gemacht in
der vnnd der Sachen / ꝛc. ich bitt ewer Docterliche
Maieſtet woͤllen in meinen ſachen fleiſz anwendẽ /
ich wil mich recht haltẽ . Da der Doctor die Sup-
plica-
plication concipirt vnnd verleſen hatte / verehrt er
jhm einen Goltgůlden / vnnd macht ſich damit gen
Hoff .
ccl XXXIII . Von einem andern
Bawern .
D Er Brauch iſt es an vielen ortehn / daſz
die newen Hochzeiter / ehe man ſie copu-
liert vnnd zu ſammen gibt / zuuor drey
Sontag nach einander muͤſſen auff der
Cantzel offentlich proclamirt vnnd auffgeruffen
werden . Deſzwegen kompt ein Breutigam zu fei-
nem Pfarherr / vnnd ſpricht / Herr Paſtor / ich woͤll
gern Hochzeit halten / ſo bitt ich euch / jr woͤllet mich
vnnd mein Menſch auff ewer Fuͤrſtlichen Cantzel
auſzruffen .
cc LXXXIV . Von einem Prieſter
vnd Bawern .
E Jn Dorffprieſter ward zu einem Diacono in
ein Stadt geſetzt / nach dem er ſich nun hiebe-
nor freund vnd nachbarlich gegen ſeine Nachbarn
verhalten hatte / ſo pflegten die Bawern / wann ſie
in die Stadt giengen / gemeinlich jhm zu zuſpre-
chen / ſie kaufften oder verkaufften / oder theten was
ſie wolten . Jn dem jhn nun einer an ſpricht / leſt er
jhm eben ein Ader ſchlagen : Da der Bawer ſihet /
daſz das Blut ſo ſtreng ſpringet / ſpricht er / Botz
Velten / Er Nicles / warumb laͤſt jhr euch den Leib
ſo gar zerreiſſen ? Der Caplan ſagt : Das ſey dem
Menſchen ſehr geſund / vnnd thu einem gar nicht
weh / bereden jhn / daſz er jhm auch eine ſchlagen
laͤſſet . Als nun der Balbirer jhm den Arm mit der
Hand ſtrich / die Adern zu beyden ſeiten band / daſz
ſie
ſie deſto beſſer zu ſehen was / ſie mit der Pfliten oͤff-
nete / vnnd der Bawer ſein eigen Blut ſahe / felt er
in Ohnmacht . Der Caplan nimpt Nardenwaſſer /
ſtreichts jhm vnder das Geſicht / vnd bringt jhn wi-
der zu recht . Da er nun zu ſich ſelbſt kommen / ſa-
he er das Narden Waſſer an / vnd ſprach . Ey Herr
Nicles / das muß leyden guter Safft ſeyn / wann
ich en nicht en kregen het / were ich in meim Kopff
geſtorben . Der Caplan heiſſet den Bawern beym
Morgeneſſen bleiben / er thuts : Deßgleichen / da
er jhn heiſſet vber nacht bey jhm bleiben / thut ers
auch . Alſo legt jhn der Caplan deß nachts auff das
Sitzbeth in die Stuben . Der Caplan kam kaum
auß der Stuben / vnd thuts Liecht auß / der Bawer
macht ſich wider vber das Nardenwaſſer / vnd wil
ſich wol damit ſalben . Nach dem aber bey demſel-
ben auch ein Dintenglaß ſtund / bekompt der Bau-
wer die Dinten / vnd ſalbet ſich / das Beth / Kuͤſſen
vnd dergleichen damit . Da der Caplan deſz Mor-
gens auffſtehet / vnnd die Stuben auffthut / mey-
net er / der Teuffel lieg auff dem Beth / vnnd ſchlegt
die Thuͤr wider zu . Der Bawer rufft jhm / vnnd
ſpricht : Er Nicels / jhr kondt geſtern kaum hinauſz
kommen / ich ward wider ſehr Kranck / were auch
Ohnmechtig worden / wo ich mich nicht durch das
Nardenwaſſer wider erquicket hette . Der Caplan
hielt jhm den Spiegel dar / vnnd lieſz jhn ſehen / was
fuͤr Nardenwaſſer er gehabt hette / zeigt jhm das
Beth / wie vbel er daſſelbe durch die Dinten zu
gericht hette . Er erkennet ſein Jrrthumb / bitt vmb
verzeih / bezahlet etlich Maaſz Weins / vnd wa-
ſchet ſich mit warmem Waſſer vnd Laugen
ſo lang / biſz die Farb abgeht .
XVon
CCLXXXV . Von einer aberglaͤu-
biſchen Baͤwerin .
A Ls das Euangelium widerumb rein vnnd
lauter durch D. Luthern ſeligen anfieng er-
klaͤrt zu werden / begibt ſichs / daß ein Weib
in Heſſenland ein krancke Kuhe vberkompt /
deßwegen fertiget ſie jhre Tochter mit zween jun-
gen Hanen auff den Huͤlffenberg / vnnd ſolt ſolche
den Jungfrawen im Kloſter verehren / dann ſie
hat jhre gewiſſe Hoffnung / ſie wolt durch diß mit-
tel zu wegen bringen / daß die Kuh wider ſolt ge-
ſund werden . Da nu das Maͤgdlein bey das Klo-
ſter kompt / trifft ſie einen jhrer Nachbarn an / der
fragt ſie / was ſie da zu ſchaffen habe / welches das
Maͤgdlein jhm erzehlet . Der Nachbar reth dem
Maͤgdlein / es ſolt den Nonnen die junge Haanẽ
nicht geben / ſondern viel mehr verkauffen / Eynbe-
ckiſch Bier kauffen / vnnd mit ſich nemmen . Das
Maͤgdlein / welches ſchon etlicher maſſen in der
reinen Lehr angefuͤhret war worden / laͤſſet ſich
leichtlich dazu bereden / verkaufft die jungen Hanen /
kaufft Eynbeckiſch Bier fuͤr das geloͤſte Gelt / vnd
vertrinckts mit jhrem Nachbarn . Als ſie ſich deß
Abendts heim begeben / fragt die Mutter / wann
ſie die Hanen den Jungfrawen im Kloſter vereh-
ret hatte / ſie ſpricht / zn mittag vmb eylff Vhr . Dar-
auff ſagt die Mutter / ſich / warlich eben vmb die zeit
war es beſſer mit vnſer Kuh . Derwegen ſo laſz dich
nim̃ermehr dahin bereden / daſz du den alten Glau-
ben fahren leſſeſt / vnd Lutheriſch werdeſt . Alſo hab
ichs nun dẽ Opffer / dz ich den heiligen Jungfrawen
geſchickt / allein zu dancken / daſz mein Kuh iſt ge-
ſund worden . Soll mich auch nun mehr nichts
von dem alten Glauben bringen / weil
ich das leben hab .
Von
CCLXXXVI . Von einem
Bawern .
B Ey Germenrod in Heſſenland / hat ein Ca-
pellen gelegen / zu S. Lucas genandt . Da-
hin zog ein Bawer / der hat ein kranckes
Schwein / verehrt dem Heiligen ein halb
Meſten Weitzen / daſz er ſein Schwein widerumb
woͤll laſſen geſund werden / vnd das leben erhalten .
Da er heim kompt / wirdt er vnwillig vber S. Lu-
cas / vnd ſchilt jhn alſo : Loͤtzge / du darffſt mir wul
ein geſelchen ſeyn / du nimbſt den Scheffel Weiß
von mir / vnnd leſt mir naut dewinger mein Saw
ſterben .
CCLXXXVII . Von Changio
Can dem Tartariſchen Keyſer .
C Hangius Chan / der Tartern Keyſer / da er
auff ein zeit von ſeinen Feinden vberwun-
den wirt / verhelt er er ſich vnder Geſtreuch /
damit er deſto weniger moͤcht gefangen ge-
nommen werden . Der Feind leſt die vberwundene /
weche ſich hin vnnd her verborgen hatten / fleiſſig
ſuchen . Nach dem aber vngefehr ein Eulen auff
dem Baum ſitzet / da der Keyſer ſich hin verſtecket
hatte / meynten ſie / es wurde da kein Menſch ſeyn /
vnd gehen beyſeits hin . Alſo kompt der Keyſer deß
nachts in aller ſtill wider zu ſeinem Volck / vnnd
ſagt jhnen / durch was mittel er erhalten worden .
Von dem an halten die Tartern die Euln vor ei-
nen gluͤckſeligen Vogel / tragen deren Federn zu
einem Gluͤckzeichen / auff den Huͤten / vnnd die ſol-
che haben koͤnnen / halten ſich fuͤr gluͤckſelig .
Hatthonus in libro de Tartaris .
X ijVon
CCLXXXVIII . Von einem Buͤr-
genmeiſter .
J N einer Stadt war ein alter / ſchlechter /
guter Mann / der verwaltet das Buͤrgen-
meiſterampt . Weil dann die Studenten
deſz orts vmb ſein Eynfaͤtigkeit wuſten / ſo
vexirten ſie jhn endlich trefflich : Dann wann er zu
Winters zeit auffs Felt gieng / oder vom Felt / auß
der Kirchen / oder vom Rathhauß kam / vnnd heim
gehen wolte / ſtunden ſie vmb jhn her / vnd ſagten zu
jhm : GOtt gruͤß ewer Weißheit wolweiſer Herr
Buͤrgenmeiſter : Was duͤncket ewer Weißheit
vmb dieſe Kaͤlte ? Jſt das nicht ein grewliche groſſe
kelte ? Ach ewer Weißheit iſt jaͤmmerlich erfroren :
Mit dieſen verkehrten vnnd verwickelten Worten
ſpotteten ſie ſeines Vnnerſtands / welches er dann
wegen deß Schnupffens nicht riechen kondte / ſon-
dern hielts jhm vor ein ehr / daß die Studenten ſol-
cher geſtalt Geſpraͤch mit jhm hielten : Dancket jhn
fleiſſig vnnd antwortet freundlich : Warlich / es iſt
ein groſſe Kaͤlte ? Welche / wie jhr ſagt / mich hart
verletzet hat : Darumb wil ich mich heim machen /
vnd hindern Ofen ſetzen . Wann jhrs an mein Al-
ter bringer / ſo wirdt euch gewißlichen auch viel hitz
vergehen .
CCLXXXIX . Von Keyſer Dio-
eletiano .
W An ſagt : Diocletlanus hab pflegen zu-
ſagen : Jch fang die Schwein / ſo jſſet ein-
ander ſchlecterſpeiß / welches daher kam :
Als Diocletianus in Franckreich war /
fagt Dryas ein Prieſter zu jhm : Diocletiane / du
biſt zu viel geitzig vnnd zu karg . Dem antwortet
Dio-
Diocletianus ſchertzweiß : Alsdann wil ich koſt-
frey ſeyn / wann ich Keyſer werde . Dryas ſagt /
nicht ſchertze / dann du wirſt Keyſer werden / wann
du Aprum ertoͤdteſt . Diocletianus meynte / der
Dryas verſtunde vnder dem Wort ( Aprum ) ein
Wildſchwein / begab ſich deßwegen fleiſſig auff
das Jagen / vnd fellet viel Wildeſchwein / wolt ſe-
hen / was es fuͤr einen gluͤckſeligen außgang ne-
men wuͤrde / aber es war vmb ſonſt / biß er Artum
Aprum den Hoffmeiſter erſchluge .
C ælius .
CCXC . Von einem Holtzhawer /
Loͤwen / Loͤwin vnd Beerin .
E Vdemius erzehlet / wie daß ein Beerin auff
dem Berg Pangio in Thracien ein Loͤwen
Hoͤlen / darinn er Jungen gehabt / gewuͤßt
hab : Weil ſie dann den alten Loͤwen auff-
ſetzig war / macht ſie ſich hienein / vnnd toͤdtet jhnen
die Jungen . Als die Loͤwen von der Jagt wider
kamen / vnd den Mord jhrer Jungen ſahen / ſind ſie
ſehr bekummert worden / vnnd haben der Beerin
nach gejagt . Da ſie nun hin vnnd wider gelauffen /
befinden ſie / daß die Beerin auff den nechſten
Bawm geſtiegen / damit ſie vor jhnen moͤchte ſi-
cher ſeyn . Weil ſie ſich nun nicht rechen kondten /
legt ſich die Loͤwin vnden an den Bawm vnnd helt
wacht / vnd ſihet fuͤr vnd fuͤr die Moͤrderin an . Der
Loͤw trawert wie ein Menſch vmb ſeine Kinder /
laufft in groſſem Kuͤmmernuß ein Berg auff den
andern ab / biß er einen Holtzhawer an trifft / wel-
cher dann fuͤr ſchrecken die Axt leſſet auß der Hand
fallen . Er aber vmbfaſſet den Holtzhawer fteund-
lich / vnnd lecket jhm das Angeſicht . Der Mann
mercket ſein guͤtigkeit / vnd fen gt jhm an zutrawen .
X iij Der
Der Loͤw vmbfieng jhn mit dem Schwantz / wolt
aber doch die Axt / ſo jhm entfallen / nicht dahinden
laſſen / ſondern zeigt jhm mit einem Fuß / daß er ſie
ſolt auffheben . Da nun der Mann nicht wuſte /
was er hiemit wolte / nam der Loͤw die Axt ins
Maul vnd faſſet ſie hart / reichet ſie alſo jhm / fuͤhrt
jhn hernacher zu ſeiner Hoͤl / da die Jungen zerſtreu-
wet lagen . Die Loͤwin / da ſie dieſe mit einander
kommen ſahe / laufft auch herzu / vñ zeigt dem Holtz-
hawer die todten / gab jhm hernach anmerckung /
daß er vber ſich nach der Beerin ſehen ſolte . Daher
muthmaſſet der Holtzhawer / daß ſie von der Bee-
rin dieſen ſchaden bekommen hatten / hawet derwe-
gen mit allen Kraͤfften an den Baum / ſo lang / biß
er jhn fellet / vnnd die Beerin herunder wirfft . So
bald dieſelbe auff die Erden kompt / zerreiſſen ſie die
Loͤwen zu ſtuͤcken . Hiernach fuͤhrt der Loͤw den
Holtzhawer wider vnuerletzt an das ort / da er jhn
vom Holtzhawen geholet hatte .
CCXCI . Von Androdo vnd einem
Loͤwen .
A Ppion / welcher Polyhiſtor genennet wor-
den / ſchreibet / er hab zu Rom mit ſeinen Au-
gen geſehen / daß man zu Rom in Circum
maximum viel grewliche Wilde Thier ge-
than / mit welchen die / ſo vmbs leben gefangen ge-
ſeſſen / Kaͤmpffen . Vnder andern Thieru aber ſey
ein Loͤw ſo groß vnd ſtarck geweſen / daß jederman
ſein Augen auff denſelben gekehrt hette . Vnder viel
andern Gefangenen wirdt auch zum Kampff hin-
ein bracht eines Buͤrgenmeiſters Knecht / auß
Dacia burtig / Androdus genandt . Da denſelben
der groß Loͤw ſah / ſtund er von ſtund an gleich als
mit verwunderung ſtill / gehet darnach gemechlich
zu
zu jm zu / vnd ſtellet ſich / als ob er jn kenne / widdelt
mit dem Schwantz / gleich als die Hunde / wann ſie
jhren Herrn ſchmeichlen oder lieblen / leckt jhm ſeine
hend vñ fuͤß / er aber iſt erſtarret vnd faſt ohnmech-
tig . Da das Wild Thier jhm alſo lieblet / fengt er
an / vnd beſchawet den Loͤwen recht . Da nun einer
den andern kaudte / frewtẽ ſie ſich all beyde . Hieuͤber
feng das Volck ein groß geſchrey an . Der Keyſer
leſſet Androdum zu ſich fordern / vñ die vrſach fra-
gen / warum̃ der grewlich Loͤw ſeiner verſchont ha-
be . Androdus erzehlt ein wunderbarlichen handel /
vñ ſagt : Als mein Herr Buͤrgenmeiſter war / vñ die
Prouintz Africam verwaltet / da hab ich wegen ſte-
tigen vnbillichen ſchlegen die Flucht geben muſſen .
Vñ damit ich fuͤr ſolchem als einem Hern / vber den
Erdenkreiß deſto ſicherer ſeyn moͤchte / hab ich mich
in die Wildnuß begeben : Vñ nam mir fuͤr / wañ ich
daſelbſt nit ſpeiß habẽ kondte / ſo wolt ich mir jrgent
durch ein mittel den todt ſuchẽ . Da nu auff ein zeit
die Soñ ſehr heiß ſcheinet / find ich ein Hoͤl / vñ ver-
barg mich dariñ . Bald darauff kom̃t dieſer Loͤw in
eben dieſelb Hoͤl / vñ hat einen ſchwachẽ Fuß / brum-
met / vnnd klagt gleichſam ſein pein . Jch zwar er-
ſchrack erſtlich vber ſeiner zukunfft / da er nun mich
in ſeiner wohnung fand / geht er ſanfft vñ fꝛeundlich
zu mir / hebt den fuß auff / vnnd zeigt mir jhn . Von
ſtund an ſahe ich einen groſſen ſtumpff darein ſte-
cken / welcher Eyter vmb ſich gezogẽ . Jch ropfft den
ſtumpff herauß / truckt jm den Eyter auß / vñ wiſcht
den Eyter ab . Da er nu durch mein huͤlff linderung
bekam / ſchlieff er hernacher mit ſeinen Fuͤſſen auff
meinem Schoß / vnd ruhete darauff .
Solcher geſtalt haben ich vñ der Loͤw drey gan-
tzer jar bey einander gewonet / vñ einerley nahrung
gehabt . Dann ſo er wilde Thier fing / bracht er mir
die feiſten Gliedmaſſen dauon bey die Hoͤl / welche
X iiij ich/
ich / weil keln Fewer vorhanden / an der Sonn briet /
vnnd aſſe . Da ich aber deß Wilden lebens auch v-
berdruͤſſig war / macht ich mich einsmals / da der
Loͤw auff der Jagt war / dauon : Vnd als ich drey
tag gangen / traffen mich die Kriegsknecht an / vnd
fuhren mich auß Africa naher Rom . So bald ich
dahin kam / verdampt er mich zum Todt / vnd bef i h-
let / man ſolt mich den Wilden Thieren fuͤrwerffen .
Nun verneme ich ſo viel / daß der Loͤw nach mir
auch gefangen worden / vnnd daß er ſich nun mehr
danckbar gegen mich wegen der Artzney erzeiget .
Hieranff hat mans dem Volck angezeigt / was die
Vrſach ſey / daß der Loͤw ſeiner verſchonet hab /
das Volck begeret einhellig / man ſolt Androdum
loß laſſen / vnnd jhm den Loͤwen ſchencken . Nach-
mals / ſpricht Appion / ſahen wir auff Androdum
vnd den Loͤwen Blumen ſtrewen : Vnd wer jhnen
begegnet / der ſagte : Hic eſt le o hoſpes hominis : Hic
eſt homo medicus leonis , das iſt : Allhie iſt der
Loͤw deß Menſchen Wirth : Allhie iſt der Menſch
deß Loͤwen Artzte .
Aul. Gel. lib. 5. noct. Attic. cap. 14. pag.
8 4. & ſeq .
CCXCII . Von Apt Geraſimo vnd
einem Loͤwen .
E Jn Meilwegs vngefehr vom Jordan ligt
ein Kloſter / welches ſeinen Namen vom
Apt Geraſimo hat . Dieſer Apt gieng eins-
mals vber den Jordan / da begegnet jm ein
bruͤllender Loͤw / der hat einen Dorn im Fuß ſte-
cken / dauon er ſehr geſchwollen was / vnd voll Ey-
ters ſtacke . Als der Loͤw den guten alten Mañ ſa-
he / weiſt er jhm den Fuß vnd heulet / ſtalt ſich da-
bey / als wann er ſeiner huͤlff begerte . Der alt ſetzet
ſich
ſich nider / nahm den Fuß / zog den Dorn auß / tru-
cket den Eyter heraus / reiniget die wunden / band
ein tůchlein drumb / vnd ließ jhn gehen . Da der Loͤw
ſahe / daß er verbunden worden / wolt er nicht vom
alten weichen / ſondern folgt jm wie ein lieber Schu-
ler ſeinem lehrmeiſter fleiſſig nach / daß ſich auch der
alt nicht gnugſamb vber des wilden thiers danck-
barkeit verwundern konnte . Von der zeit an ſchafft
jhm der Alt Speiß / ließ jhm Brot vnnd dergleichen
fuͤrwerffen . Das Kloſter hatt einen Eſel / der muſte
Waſſer tragen : Der Apt aber gewehnet den Loͤ-
wen dahin / daß er des Eſels huͤtete am vffer des jor-
dans . Es begibt ſich aber eines tags / in dem der
Eſel weidet / daß der Loͤw etwas zu welt von jhm
gehet / vnder des kompt ein Camel treiber auß Ara-
bia / der fuͤhret den Eſel mit ſich hinweg . Der loͤw
kehret hernach / als er den Eſel nit finden kan / traw-
rig ins Cloſter / vnnd legt ſich mit dem Hals wider
den Apt . Er aber meinte / der Loͤw hett den Eſel ge-
freſſen / vnd ſagt zu jhm : Wo iſt der Eſel ? Er aber /
ſtund ſtill ſchweigend wie ein Menſch / vnd ſahe zu
ruͤck . Der alt ſagt / haſtu jhn gefreſſen ? Geſegne dirs
Gott / was der Eſel gethan hat / das ſoltu nun thun
Alſo muſt der Loͤw ein Legel mit Waſſer tragen /
darin vier Eymer gingen . Vber ein zeit kam ein
Kriegsman ins Cloſter vnd ſahe den Loͤwen Waſ-
ſer tragen / vnd fragt / warumb das geſchehe . Da er
die vrſach gehoͤrt hatte / gab er dem alten drey ſtuͤck
Gelt / daß ſie einen andern Eſel Kauffen / vnnd den
Loͤwen davon erledigen ſolten . Kurtz hernach /
als der Loͤw hiervon los worden / kam der Camel
treiber / ſo hiebevor den Eſel hin weg gefuͤhrk hatte /
mit weitz / in willens denſelben in der H. Statt zu-
verkauffen / vnd hat noch bey ſich den Eſel : Da er
damit vbel den Jordan kompt / vnnd den Loͤwen
jhm ſihet entgegen kommen / leſt er die Camel gehent
X v vnd
vnnd laufft davon . Der Loͤw kennet den Eſel /
lenfft zu jhm / nahm jn / ſeinem brauch nach / mit
den zehnen beym zuͤgel / zog jhn ſampt den dreyen
Camelen mit ſich / frewt ſich zu gleich vnnd Bruͤl-
let / daß er den verlornen Eſel hat widet funden /
kompt alſo zum alten . Ob nun wol der Alt hiebe-
vor meint / der Loͤw hatt den Eſel geſſen / ſo ſihet er
doch nachmals / daß der Loͤw war hindergangen
worden / vnd hieß den Loͤwen Pordanem . Der Loͤw
bleib im Cloſter bey den Bruͤdern vber fuͤnff Jahr /
vnd weich nie vom Alten . Als aber Apt Geraſi-
mus durch den zeitlichen Todt abſcheid / vnnd von
Vaͤttern begraben ward / begab ſichs eben / daß
durch ſchickung Gottes der Loͤw nicht fuͤrhanden
war : kurtz hernacher kompt er vnd ſucht ſeinen Al-
ten . Aber Apt Sabbatins Cilix / welcher Apts
Geraſimi Junger geweſen / ſagt zum Loͤwen : Jor-
dan / vnſer Alter hat vns wayſen verlaſſen / vnd iſt
zum Herꝛn gezogen / nehm hin vnd eß . Es wolt aber
der Loͤw nicht eſſen / ſahe ſich allenthalben vmb / ob
er jrgent den Alten erſehen moͤchte / vnnd zeigt mit
ſeinem ſtarcken B r uͤllen an / daß jhm ſein ab weſen
wehe thete . Apt Sabbatius vnd die andern Bruͤ-
der ſtreichleten jhm am Hals / vnd ſagten : Der Alt
iſt vortgezogen / vnd hat vns hie gelaſſen . Der Loͤw
aber war fuͤr vnd fuͤr trawrig . Endlich nam jhn der
Aot mit ſich bey des Alten Grab / vnnd kniet dar-
auff . Da das der Loͤw ſahe / legt er ſich auch drauff /
ſchlug den Kopff wider die Erden / Bruͤllet vnnd
ſtarb darauff .
Sophronius Sophiſta in prato ſpiri-
tuali cap. 107.
Von
CCXCIII . Von Keyſer Auguſto vnd
einem Raben .
D A Keyſer Auguſtus auß einem zug kã /
lieff jm einer entgegen gluͤck zu wuͤntſchẽ
mit einem Raben / den er gelert hatte die-
ſe wort ſagen : Ave Cæſar victor Impera-
tor . Der Keyſer verwundert ſich vber den Vogel /
vnd gab jm dafuͤr Fůnff hundert Kronen . Ein ar-
mer Schuſter ward hierdurch beweget / dz er glei-
cher weiß etliche anfuͤhrete : Da jhm aber viel auff
gieng vnnd der Vogel nicht lernen wolte / ſagt er /
opera & impenſa perdidi , ( es iſt hopffen vnd maltz
verlohren ) doch fing endlich der Vogel an vnd ler-
net den gruß : Als nun der Keyſer einsmals vor v-
ber zeugt / vnnd daſſelb hoͤret / ſagt er / ich hab einen
gantzen hauffen daheim / die mich alſo gruͤſſen / neben
dem war dem Raben noch ein gedenck / wie der Herꝛ
offtmals geklagt hette / opera & impenſa perdidi ,
vnd rieff dem Keyſer alſo nach : Der Keyſer lachet /
vnd ließ den Vogel ſo tewr bezalen / als er noch jr-
gent einen gekaufft hatte. Macrob. lib 2. Saturn. cap.
4. & Eraſm. Chiliad . 1. cent. 4 prov. 62.
CCXCIV . Von einem Ackermann
vnd Adler .
S Echßzehen Maͤnner treſchten frucht im
heiſſen Sommer mit einander auß / da ſie
nun begunt zu duͤrſten ſchicken ſie einen
von jhnen hin / vber den nechſten Brun-
nen Waſſer zu holen . Derſelb nahm ein Ernd-
ſicheln in die Hand / vnnd trug den Legel auff den
Achſeln . Da er zum Bruñen komt / wird er gewahr
wie
wie ein Schlang einen Adler vmb wickelt hat / in
willens zu erſtrempffen . Der Bawer wuſte viel-
leicht / daß der Adler ſolte Jovls Bott ſein / vnnd
dagegen die Schlangen ein boͤß Gifftig thier war /
nimpt die Sicheln / vnd ſchneid die Schlang damit
entzwey / macht alſo den Adler von den Banden
loß / darauß er ſonſt von ſich ſelbſt nicht hett kom-
men koͤnnen . Nach ſolcher Geſchicht kehrt er wider
zu ruck / miſcht den Leuthen Waſſer vnnd Wein
vnder einander / davon ſie begirig trincken . Als der
das Waſſer geholet hatte / am letzten trincken
wolt : Kam der Adler / hengt ſich dermaſſen vmb
ſetnen Hals / daß der tranck verſchuͤttet / vnnd
das geſeß zerbrochen wird . Solches verdroß jhn
vbel / dann jhn durſtet ſehr / vnnd ſprach : Jſt das
der danck / den du dem gibſt / ſo dich erhalten hatt ?
Achteſtu alſo den Gott Jovem / der alles ſihet vnd
regtret ? Da er ſolches geſagt / vnd ſich zu dem an-
dern kehret / ſihet er / daß ſie Gifft getruncken / vnnd
jtzt nach dem Todt ſtreben . Daher nahm er ab / daß
die Schlang den Brunnen vergifftet hatte : Ande-
re ſagen / der Adler werde wahr genommen haben /
daß die Schlang Gifft in das gefeß gegoſſen / dar-
innen er Brũnen geſchoͤpfft hatte . Alſo hat der Ad-
ler gleich mit gleichem vergolten .
Aelianus in Hiſtoria animalium .
CCXCV . Von Storchen .
N Eben dem / das Geſnerus Schreibet /
daß die Storchen jhre Eltern in ehren
halten ſollen / meldet er auch / daß ſie ſich
gegen jhre wirth danckbar erzeigen ſol-
len . Dann es hat ſich zu Sanctogoar / bey Ober
Weſel am Rhein zugetragen / daß ein Storch viel
Jahr
Jahr lang auff eines Burgers Hauſſe geniſtet ha-
be . Der Herꝛ im Haus hielt fleiſſig die Hand ob im /
vnnd ließ jhm kein leid zu fuͤgen . Deßwegen lernet
der Vogel des Hauß Herꝛn guͤtigkeit kennen / vnnd
gewehnet ſich / wenn er kam oder aber abzihen wol-
te / daß er ſich fuͤr die Haußthuͤr verfuͤgt / vnnd ſich
nut allen geberden ſo danckbarlich hielt / als er jm-
mer konnte . Auff ein zeit aber / wie es gegen den fruͤ-
ling wider kompt / vnnd ſich bey ſeines Herꝛn thuͤr
erzeigte / kam der wirth zu jhm heraus / da wirfft
jhm der Storck ein gruͤne Friſche Jngwer wurtz
dar / Klappert mit dem Schnabel / vnd verehret
jhm ſolche gleichſamb mit einer gluͤckwuͤnſchung .
Der wirth nimpt mit verwunderung das frembde
geſchenck an / zeigt es ſeinen Nachbarn / befinden
am geſchmack daß es ein recht gruͤn Jngwer wurtz
iſt . Dieweil nun lange zeit mann gezweiffelt hat /
wo ſie hin auß dieſen Laͤndern fliehen moͤgen / ſo kan
man nun hierab gnugſamb abnehmen vnnd ſchlieſ-
ſen / daß ſie ſich in die warme Laͤnder vber Mehr
begebẽ / diß Exempel ſoll vns zur ſonderlichen Gott-
ſeligkeit vnd danckbarkeit auweiſen .
Iuſtinus Goblerus ad Geſnerum .
CCXCXI . Von einem Fuͤrſten vnd
Bawern .
E Jn Fuͤrſt in Teutſchland ſchicket ſeinem
Schweher Vatter drey Faicken . Der Bot
treibet auff der weg viel kurtzweil damit /
beſihet ſie vorn vnnd hinden / ſtreichlet ſie /
gab jhnen zu eſſen / ſetzet ſie auff die Haͤnde / ließ ſie
auß dem Kefle / vnnd thet ſie wider hineiu . Nach
dem er aber zu viel vnvorſichtig mit jhnen vmb-
gehet/
gehet / kompt jhm einer auß dem Kefich / vnnd fleugt
davon . Das macht jhn ſehr trawrig / Kratzt ſich jtzt
auff der ſtirn / dann in der Ancken / rupfft die Haar
am Kopff vnd Bart / helt ein jemerlich geheul / weiß
nit / ob er die zween dem Fůrſten widergeben / oder
ob er ſie verkauffen vnnd landreumig werden / in
Krieg ziehen / vnnd nimmer mehr in ſeines Herꝛn
Land kommen ſolte . Doch da er endlich wider ein
wenig zu ſich ſelbſt kame / gedenckt er fort zu gehen /
vnd die zween dem Fuͤrſten zu bringen . Als er nun
in die Cantzley kompt / gibt er dem Secretario ſei-
nes Herꝛn ſchreiben / vnd die zween Falcken . Der-
ſelb gehet ſtracks zum Fuͤrſten / vnd bringt jm bey-
des das Schreibẽ / wie auch die Falcken . Der Fuͤrſt
frewet ſich ſehr vber das geſchenck / heiſſet dem
Botten von ſtund an eſſen vnnd trincken geben . Da
er aber ſeiner Tochter Manns ſchreiben verlieſet /
befindet er / das er jhm nicht zween / ſondern drey
Falcken verehret habe / fengt an zornig zu werden /
leſt den Botten von ſtund an vor ſich fordern vnnd
redt jhn alſo an : Biſtu der / ſo mir die Falcken
bracht hat ? Er ſagt / ja / Der Fuͤrſt fragt jhn / wo er
den dritten gelaſſen habe ? Dann vnſer Tochter-
manſchreibt / wie er drey ſchickte . Wo haſtu den
dritten gelaſſen ? Der arm Mann zittert vber all /
fing an zu weinen / vnd ſprach : Gnediger Herꝛ /
er iſt mir entflohen . Jſt er entflohen ? ſagt der Fuͤrſt /
das glaub S. Veltens wunden / wir nit . Du lecker /
vns dunckt / du habſt jhn verkaufft : Was fuͤr ein
Edelmann hat jhn kaufft / vnnd wie hoch ? Wir
woͤllen jhn wider loͤſen ? Er antwortet mit wei-
nen . Er iſt mir entflogen / ſo gewiß als GOTT
lebet : Vnnd GOTT ſtraff mich / wann ich jhn
verkaufft habe . Solt ich jhn verkaufft haben ? Da
behuͤt mich GOTT fuͤr . Er iſt entflogen / entflo-
gen iſt er . Soltu dann / ſprach der Fuͤrſt / ſo fahr-
leſſig
leſſig mit einem ſo koͤſtlichen ding vmbgehen ? we-
reſtu vnſer vnderthan / du ſolteſt hart gnug wegen
deiner fahrleſſigkeit geſtrafft werden . Nun wolan /
wir woͤllens deinem Fuͤrſten zuſchreiben . Er ſoll
dirs ſagen / vnd befehlen / wann er etwas trewlich
vnd wol will verricht haben . Vns zweifelt nit / er
wird dich wegẽ deiner groſſen fahrleſſigkeit in den
tieffſten Thurn werffen laſſen . Da der Bawr ver-
nahm / das ſich der Fuͤrſt je lenger je mehr erzoͤrne-
te / thet er jhm einen Fuß fall / vnnd ſagt : Gnediger
Herꝛ / wie dude / wie debede / iſt nicht eher einen Ar-
men Mann ein Feulchen entſiogen ? ( Gnediger
Herꝛ / wie thut jhr / wie tobt jhr / iſt nicht jrgent ei-
nem armen Mann ein Voͤgelein entflogen ? ) Hier-
vber fing der Fuͤrſt / vnd alle diener / ſo zugegen wa-
ren / hefftig an zu lachen / erließ jhm die Schuld nit
allein / ſondern gab jhm auch noch eine verehrung /
ließ gar nichts im ſchreiben ſeiner fahrleſſigkeit ge-
dencken / ſondern ſagt nur ſeinem Tochterman fuͤr
die vberſchickte Falcken danck .
CCXCVII . Von einem Statt Pre-
diger .
B Ey wenig Jahren iſt in einer Statt gewe
ſen ein Prediger / welcher zwar wol gelert /
aber nit viel auff ſeine Predigten pfleg-
te zu ſtudiren . Als derſelb auff ein zeit
zuerkleren vor ſich genommen hatte die wort
Chriſti : Richtet nicht / ſo werdet jhr nicht ge-
richt / da ſagt er vnder andern / ſolch laſter iſt dieſer
zeit gar gemein worden / alſo auch / daß mans nicht
mehr vor ein Suͤndt ſondern fuͤr ein Ruhm helt :
Dann dunckts etliche nicht gut ſein / wenn ſie
an andern etwas erſehen koͤnnen / daß ſie moͤgen
ſtraffen/
ſtraffen / tadeln vnd jhr geſpoͤtt daruͤber haben ? A-
ber die Gottloſe welt vrtheile vnd halte hievon wz
ſie woͤlle / ſo ſag ich das fuͤr gewiß / daß es der groͤß-
ten vnd ſchaͤdlichſten laſter eins iſt : Darumb ſoll
es ein jeder frommer menſch meiden vnnd fliehen /
vnd fleiß an kehren / ſo viel er jmmer mag / alſo / daß
er gantz vnd gar nichts damit zu thun habe : zu dem
ſo hat Gott ſolches ſchwerlich / welches / da es die
notturff erheiſchen wurde / ich mit gnugſamen ex-
empeln dar thun vnnd erweiſen wolte / von anfang
der Welt her geſtraffet / wirdt auch dich gewißlichẽ
ſtraffen / wo du dich nit zu rechter zeit beſſern wirſt .
So thu nun Buß / Buß thue / ſag ich / vnnd bekehre
dich / vnd meydt diß ſchendlich laſter / ſey dagegen
eingedenck / daß auch die Heyden daran ein Miß-
fallen gehabt haben / in maſſen daſſelb jhre Gemaͤlts
außweiſen : Dann einen ſolchen Boͤſewicht / der
ſcharpff auff ander Leuth Suͤnde ſahe / dieſelb zum
vbelſten deuten vnd außlegen kan / haben ſie zween
Ermeln gemahlet / ſo er vber ſeinẽ Hals hat hengen /
einen vber den Ruck / den andern vorn vber die
Bruſt / in den vorderſten werffe er das / ſo er an an-
dern boͤſes ſehe / vnnd mach den bald voll / in den hin-
derſten aber warff er / was er ſelbſt ſuͤndigt vnnd
vbels thut / welches doch ſo langſamb geſchiht / daß
derſelb Ermeln nimmermermehr voll wird . Es
iſt kein Ey dem andern ſo gleich / als du ſolchẽ gleich
biſt / der du anderer Leuth laſter ſo balt erſiheſt / ſie
ohn muͤhe ergreiffeſt / vnnd wirffſt ſie in den vorder-
ſten Ermeln / vnd bewahreſt ſie wol darein / mit den
du dich tag vnd nacht kitzelſt / vnd ſie vber die maſ-
ſen außlacheſt : Was thuſtu aber vnder des mit dei-
nen Suͤndẽ : Die ſiheſtu ſehr langſamb / vnd da du
ſie gleich einmal zu ſehen bekomſt / thuſtu ſie nicht
in vorderſten / ſondern in hinderſten Ermeln / damit
ſie dir nicht vor augen ſeyen / dich zu bekuͤmmernuß
vnd
vnd ſchamhafftigkeit bewegẽ / ſondern ewig vergeſ-
ſen werden moͤchten . Aber hoͤr mein man / greiff in
den hinderſten / ſo wirſtu auch wz finden / daß dir in
die Naſen ſtincken wird / vnd damit du dich magſt
beiſſen . Weil aber das wort ( hinderſte ) auch noch
einander bedeutung bey vns Teutſchen hat ꝛc. fing
jederman an daruber zu lachen . Solche vnd der-
gleiche ding widerfahren vielmahls denen / welche
vngeſchickt auff die Cantzel ſteigen / in dem / daß ſie
ſich auff jhre wol beredenheit verlaſſen / ſich nicht
der gebuͤhr nach auff die Predigten gefaſt machen /
vnd hierin folgẽ des Hipponenſiſchẽ Biſchoffs ver-
mahnung / da er ſpricht : Sermo tuus veniat ad li-
mam pr iu s quam ad li nguam . Das iſt / dein Red
kom eher auff die feyl / als auff die Zungen / ich will
geſchweigen der erſchrecklichen betroͤwung des ge-
rechten Richters / verflucht ſey der / welcher des
HErꝛn werck betruͤglich verꝛichtet : Aber viel ge-
ben nichts hierauff / da man doch mit einer ſolchen
hohen ſach ſo fahrleſſig nicht ſolt vmbgehen . So hat
auch Cicero der aller wol beredſte Redner geſchrie-
ben / er hab niemals ſachen fuͤr Gericht fuͤr bracht /
er hab ſich dan zuvor gnugſam̃ darauff bedacht vnd
geſchickt gemacht .
CCXCVIII . Von Berihold
Scheffern .
D Je jenige / ſo Berthold Scheffern kennt
haben / muͤſſen bekennen vnd ſagen / daß er
ein verſtendiger / vnd in H. Schrifft bele-
ſener auch in Weltlichen Sachen erfahr-
ner Mann geweſen ſey . Derſelbe pflegte zu ſagen /
Wann er gleich ſo viel ſtudiret hatte / dz er ein Pre-
digt thun koͤnnte / ſo wolt er doch ehe ein Gloͤckner
Y als
als ein Prediger werden : Dann ſo jhm gleich das
Seil einmahl entfahren wuͤr d e / ſo konnt ers doch
ohn muͤhe wider langen : Ein Prediger aber / wann
jhm gleich ein wort vngefehr entfahr / koͤnne er ſol-
ches nicht wider zu ruͤck bringen .
Proverb 18 .
Tod vnd leben ſtehet in der Zungen / wer ſie lie-
bet / der wird von jhrer Frucht eſſen .
Weil leben vnd Tod in der Zungen gewalt iſt /
ſo ſoltu deine Zungen mehr als den Augapfel be-
wahren . Darum̃ / wann du ſie zehmen wirſt / ſo wir-
ſtu durch dein geſchicklichkeit ein zelt-roß ruͤſtẽ / dar-
auff der Koͤnig ſteigen vnnd ruhen wird . Wirſtu ſie
aber nit zaͤhmen / ſondern jhr den zaum hin vnd wi-
der laſſen / ſo wird der Teuffel darauff reitten .
Chryſoſt. Hom. 52. ſupra Matth .
CCXCIX . Ob man ein Weib nemen
ſolle ?
W As ſoll ich fuͤr ein Weib nehmen .
Soll ich ein Maͤgdlein nehmẽ ? Daſ-
ſelb moͤcht ſich vielleicht fuͤr mich nicht
ſchicken .
Soll ich ein Wittiben nehmen ? Wer woͤll ein
ſolch donneraxt dulden koͤnnen .
Soll ich ein alt Weib nehmen ? Wer kan mit ge-
dult ein alt Weib bey ſich ſehen .
Soll ich ein fruchtbare nehmen ? Em fruchtbare
beſchwert mich mit einem Hauß voll Kinder .
Soll ich ein vnfruchtbar nehmen ? Ein vnfrucht-
bar Baum iſt ohn zierde .
Soll ich ein reiche nehmen ? Es iſt nichts vner-
traͤglichers / als ein reich Weib .
Soll ich ein arm nehmen ? Was kan mir ein ar-
me fuͤr huͤlff thun .
Soll
Soll ich ein / von wenigen worten nehmen ? Die-
ſelb kan mich mit reden nit luſtig machen .
Soll ich eine von vielen worten nehmen ? Es
iſt ein beſchwerlich ding vmb ein Waſchhafftig
Weib .
Soll ich ein ſchoͤne nehmen ? Ein ſchoͤnes Weib
iſt vieler gefaͤhr vnderworffen .
Soll ich ein heßlich vngeſtalt nehmen ? Soll ich
mir dan ſelbſt ein ſtraff auffladen .
Alſo ſoll man kein Weib nehmen / ſintemal ſo viel
ſchadens daher zugewarten iſt . Da aber je einer
in Eheſtand ſich begeben will / der ruff Gott an / ſo
wird jhm derſelb ein frommes Gottſeliges Weib
beſcheren .
CCC. Von der Weiber art / vnnd wie
ſie von vier thieren her geboren
werden .
V On einem Pferdt kommen die her / ſo ge-
ſchwind vnnd ſchoͤn iſt / weil aber ſolche
nach art der Pferd hin vnd wider laufft /
ſo iſt ſie nicht anzunehmen . Die von ei-
nem Schwein her komme / die hat weder guts noch
boͤſes an ſich . Die von dem Hundt her komme / die
iſt den armen Maͤnnern geheſſig . Die aber von
den Bienen herkomme / die iſt zur ar-
beit vnd Hauß haltung dien-
lich .
Y ijVon
CCCI . Von einem Burgen-
meiſter zu Eſchwegen .
Z V Eſchwegen iſt ein
Burgenmeiſter geweſen / ein
verſtendiger vnnd erfahrner
Mann / der pfleget fleiſſig
zu ſagen / wann ich Tod bin /
ſo ſcheiß mir ein Hund auff
das grab . Vnd ſolches pflegt
er ſonderlich zu ſagen / wann
er etwas angab / vnnd man
jhm nicht folgen wolte . Da nun gemeltes Burgen-
meiſters ſterbſt und herbey kompt / daß er von die-
ſer Welt abſcheidet / vnnd jetzt ehrlich zur Erden be-
ſtattet vnd begraben worden iſt / der Pfarherꝛ aber
noch ſeine Predigt helt / ſihe / da laufft nit ein Hund
herzu / ſondern jrer viel / welche ſich nach ſeinen wor-
ten verhalten / vnd dz Grab vervnreinigen / daruͤber
ſich jederman verwundert vnd ſagt : Jſts jhm nicht
gangen / wie er ſelbſt geweißſagt hat .
CCCII . Von einem Berg Knappen .
V Ngefehr vor zwantzig Jahren ſterben zu
Aptsrod viel Leut / alt vnd Jung / mans
vnd Weibliches geſchlechts an ď Rothen
Ruhr / vnder denen war ein Weib / nicht
ſonderlich lang / aber ſo ſtarck vnnd feiſt / daß ſie
wie ein Faß daher ging . Da man ſie begraben
wolte/
wolte / begab ſichs / daß das Grab ſo eng war ge-
macht worden / daß man die Leich nicht konnt hie-
ein bringen . Alſo befahl der Pfarherꝛ dem Todten
graͤber / er ſolt von ſtund an einander Grab ma-
chen / welches der Todten Graͤber thut / vnd wird
des Weibs Leichnam hinein gelegt . Nach gehalte-
ner Predigt begibt ſich ein jeder / ſo die Leich be-
gleitet hatte / wider heim zu : Jn dẽ dz geſchihet / kom̃t
ein Bergkuap daher gegangen / ſthet den toden graͤ-
ber noch beim Grab / vnnd gehet zu jhm . Als er aber
das ander Grab noch offen ſahe / fragt er / wie es
komme / daß man des Weibsleichnam nicht da-
ſelbſt hinein geleget habe ? Er antwortet / es ſey zu
kurtz vnd zu eng geweſen zu einem ſolchen ſtarcken
Weib , Weil nun ſo viel Leuth ſchwach ſeyen / ſo
woͤll ers nit zu ſcharꝛen / ſondern offen halten / biß
man wider einen begrabe . Der todengraͤber hat das
kaum geſagt / der Bergknap legt ſeinen Spieß hin /
welchen er auff den Achſeln trug / laufft bey das
Grab / vnd legt ſich hinein / bleibt ein weil darin / vnd
ſpricht endlich : Ey lieber ſehet doch vmb Gotts
willen / wie eben iſt mir das Grab gemacht . Es
iſt mir in der leng vnd in der Breit ſo eben ge-
recht / als wanns nach mir wer gemeſſen worden /
fing an zu lachen / ſprang auß dem Grab / ſagt dem
Todtengraͤber guten Nacht / laufft vort vnnd
ſeufft auff der nechſten Flecken einem den gantzen
tag . Da es aber an fing Nacht zu werden / ge-
dacht er wider heim zu . Jn dem er nun oben auff
den Berg bey Aptsrod kompt / gehet er ſeiner Not-
turfft nach / vnnd ſtecket den Spieß in die Erden .
Als er fertig iſt / vnd die Kleider wider zu machen
will / gleitet er / dann es hat kurtz geregnet / felt mit
ſeinem Hals in Spieß / je mehr er den vnderſtehet
auß der Erden zu rauffen / je mehr zeugt er jn in den
Y iij Hals/
Hals / biß er endlich dahin fellt / vnnd in ſeim eigen
Blut erſticket . Morgens find man jhn Todt ligen /
vnd hat die hoſen nicht noch gar zu gebunden . Alſo
kam er in eben das Grab / das er den vorigen tag
gemeſſen / vnd geſagt hatte / wie es jhm allenthalben
ſo gerecht were .
CCCIII . Von einem Gloͤckner zu
Honen .
Z V Honen war ein Gloͤckner / welcher ſo alt /
daß er mit einem Fuß ſchon auff der Gruben
gieng / nichts deſto wentger war er mit der
Weinſucht / vnzucht / vnnd Gottslaͤſtern be-
hafftet : Daneben lebt er fuͤr vnd fuͤr mit ſeinẽ ehr-
lichen Weib in ſtettem zanck vnd vneinigkeit / flucht
jhr / vnd ſchlug ſie offt biß an den Todt . Da er ſie
nun auff ein zeit mit den Kirchen Schluͤſſeln vbel
tractirte / ſagt ſie : Ach Lieber HERR Jeſu /
wir ſind ſiebentzig Jaͤrige Leuth / dz wir vns billich
alles zancks / haß / neids / vñ ſonderlich alles rauffens
vnd ſchlagens enthalten ſolten / ſo gehet / GOtt er-
barms / vaſt kein tag hin / dz ich nit ohn einige ſchuld
( darin ich dich dan lieber HErꝛ Chriſte bezeuge )
von meinem Man getretten / geraufft oder geſchla-
gen werde . Derwegen ſuch ich mein zuflucht bey dir
allein / demuͤthig bittend / du woͤlleſt mittel vñ weg
geben / daß wir nutzlich vnd ehrlich moͤchten beſchei-
den werden . Dann ich / wie du wol weiſſeſt /
bin dieſes truͤbſeligen Lebens ſehr muͤd / ich begehr
auff geloͤſt zu werden / vnd mit dir zu leben . Nach dẽ
der man diß gebet offtmals hoͤret / wird er vnwil-
lig / vnd ſagt : Will vns Gott nit ſcheiden / ſo ſcheid
vns der Teuffel : Neben dieſem ſtack dieſem man der
Teuffel ſtettigs im Maul / daß vaſt kein wort her-
auß
auß kam / der Teuffel muſt mit vnder lauffen . Ebẽ
in der ſtund / da er dieſe wort auß goß / gehet er nach
Eltmanß hauſſen / ſeufft ſich voll / gehet des nachts
heimzu / fehlet aber des rechten wegs / oder wird viel
mehr vom feind menſchliches Geſchlechts dẽ Sa-
than darab gefuͤhret / felt in Schnee / vnd erfreuert :
Wird hierauff eben in der ſtund / darin er den vori-
gen tag die boͤſe wort gered ( will vns GOtt nicht
ſcheiden / ſo ſcheid vns der Teuffel ) nach Hauß ge-
tragen vnd zur Erden beſtattet .
CCCIV . Von einem Bůrger zu
Eſchwegen .
Z V Eſchwegen war ein Ehrlicher Mann / der
vflegte fleiſſig zu ſagen : Daß dich ein alt
wand erſchlag . Diß ſagt er nicht allein
wann er zornig war / ſondern auch wenn er
luſtig vnd gutes muths war : Dann ſo offt er einem
guten freũd zu ſprach / brauchet er dieſe wort vnder
andern / vnd ſagt : Wo komſtu her : Wo wiltu hin ?
Daß dich ein alt wand erſchlag . Alſo thet er auch /
wan jm einer einen trunck bracht / oder dz er ſolt be-
ſcheid thun . Auff ein zeit begibt ſichs / daß er zween
guter freund auff dem marckt findet / vnd ſie alſo an
redet : Gott gruͤß euch / daß euch ein alt wãd erſchlag
vnd begrabe / wolt jr nit mit zu dem vnd dem gehen /
er hat ſehr herꝛlichen rothen Wein / ich hab michs ge-
ſtern ſaat getruncken . Bered ſie alſo / daſz ſie mit jm
gehen . Da ſie nun ein wenig vortkommen / ſihe / da
felt ein alt wandt auff ſie / vnnd ſchlegt einem ein
Ripp / dem andern ein Schenckel / dem dritten ein
Arm entzwey / vnd werden dermaſſen bedeckt / dz ſie
ſchwerlich von Buͤrgern herfuͤr gezogen vnd fuͤr tod
heim getragen werdẽ : Vnd hat der ein ſein lebẽlang
Y iiij gehin-
gehincket / der ander ſein Lenden geſchleifft / der
drit aber ein bleiche toͤdliche Farb gehabt . Gemel-
ter Burger ließ nachmals dieſen Spruch bleiben /
vnd ſagt / daß dich ein alter Baum erſchlag . Jn dem
er nun auff ein zeit in Walt gehet / vnd etliche Baͤm
will fallen laſſen / ſo war es an dem / daß jhn ein
Baum erfallen hette : Daruͤber erſchrickt er dermaſ
ſen / als ob der Hagel bey jhn geſchlagen hette / vnd er
ſelbſt nit wuſte / wo er war : Nach der Hand ließ er
dieſe Spruͤch gar bleiben .
Es ſind etliche geweſen / welche newe Fluͤch er-
funden / damit ſie ſich gut gedaucht / aber es iſt jhnen
vbel außgangen . Dann einer ſagte / wenn er zornig
war / daß dich aller Bettler kranckheit ankomme .
Derſelb hat nach der zeit nit eine / ſondern vnzehlich
viel ſchwachheiten vberkommen / daran er auch elen-
diglich geſtorben .
Es ſind etliche geweſen / welche andern die groß
kranckheit gewuͤntſchet / welche hernacher hieran
ſelbſt haben ſterben muͤſſen . So ſind etliche geweſen
welche andern gewuͤnſchet / daß ſie die krafft Gottes
ſolte ſchenden / dieſelbe ſind nachmals ſelbſten von
Gott verlaſſen worden / dz ſie in verzweiflũg geſtor-
ben . Vnd gehet vff diſe weiß gemeinlich nach dem
ſprichwort : Der fluch hat ein guten ſinn / wa er auß-
geht / da geht er wid inn . Derhalben ſoll man ſich di-
ſer vnd dergleichen Flůch gantz vñ gar entwehnen /
vnd da mans je nit laſen koͤnte / ſo ſoll mann ſolche
nehmen / die nit ſchaͤdlich ſind / als / daß dich dz Hew
ſteche / dat dick ein Schaap biette / daß dich ein
Endt trette / welche auch hohe beruͤmbde Leuth
gebraucht haben . D. Luther ſeliger Fluchtalſo : Dz
dich alles vngluͤck flihe / alſo pflegen auch etliche
Gottſelige Leuth im zorn zu ſagen / das dich ein gut
Jahr ankomme : daß dich die Peſtilentz nit an kom̃e .
Aber dieſe Fluͤch beduncken viel Leuth Kindiſch
ſein/
ſeyn / erdencken viel mehr ſchreckliche vnd vngehew-
re / die offtmals / wie hiebenor gemelt / jhnen ſelbſt
widerfahren / vnnd werden alſo durch jhren eigen
ſchaden weiß .
CCCV . Von einem Graffen .
E Jn Graff hat ſich gewehnet zu ſagen . Daß
dich der Scheiß beſtehe . Derſelb Graff
felt auff ein zeit mit ſonſt fuͤnff Graffen
durch ein Gemach in ein ſtinckent Pfuͤtzen /
durch welche aller vnrath deß Schloſſes einen
Außgang hette / vnnd verdarb jemmerlich darinn .
D. Beccher in German. Chronol. ſua Thuring.
pag. 2 48 .
CCCVI . Was ein Weib von der H.
Dreyfaltigkeit hielte .
Z V Caſſel war ein Weib / welche faſt auff al-
le zwey oder drey Wort / die ſie andere reden
hoͤret / zu ſagen pfleget : Huͤlff du H. Dreyfal-
tigkeit . Dieſe Fraw ſtrafft ein ehrlich Weib /
ſagt : Elßbeth / jhr nennet die Heilige Dreyfaltigkeit
fleiſſig / vnd ich doͤrfft wol ein Eyd thun / daß jhr nit
wiſſet / was die Heilige Dreyfaltigkeit iſt . Das
Weib wird ſchamroth / wirdt auch daneben vnwil-
lig vnd ſpricht : Meynt jr dann / daß ich ſo gar nich-
tes auß heiliger Schrifft wiſſen ſolte : Jch halts
darfuͤr / ſpricht das ander Weib : Nun wolan / lieb
Elßbeth / ſagt ſie ferrner / ſo erzehlet vns / was die
Heilige Dreyfaltigkeit ſey . Sie ſagt vnbeſonnen /
wie ſie dann ſchwetzhafftig war / die Heilige Drey-
faltigkeit iſt vnſer lieber Herr Gott mit ſeinen
lieben Engelchen . Die andern Weiber lachten heff-
tig : Das eine Weib aber ſagt : Elßbeth / jhr jrret
euch . Sagt ich nicht / jhr nennet die H. Dreyfaltig-
Y v keit
keit offt / vnnd mußte doch nicht was ſie ſey . Mit
dem Namen der Heiligen Dreyfaltigkeit denten
wir an die drey Perſonen / in dem einigen Goͤttli-
chen Weſen / Vatter / Sohn vnnd heiligen Geiſt .
Die gute Fraw erſchrack / vnnd redt kein Wort
nicht / ſondern weinet / weil ſie ſich ſo ſchendlich ge-
geben hatte / vnnd die andern jhrer lachten . Auch
braucht ſie jhr lebenlang nicht mehr die Wort /
huͤlff du H. Dreyfaltigkeit .
CCCVII . Von einer Braut .
E Jn Schmid gab ſeine Tochter Barben
ſeinem Knecht zur Ehe . Ob er nun wol die
Hochzeit / wie alle verſtendige Leut rathen /
nicht lang auffſchuben ſolte / ſo verzog ſich
doch dieſelbe / weiß nicht auß was Vrſachen / vbers
Jar . Deßwegen wirdt der junge Geſell durch ſtet-
tiges anſchawen / Geſpraͤch vnd Lieb ſo inbruͤnſtig
gegen das Maͤgdlein / daß er dahin trachtet / wie
er jhrer moͤchte auff ein zeit mechtig werden . Nach
dem nun ſein Schweher vnnd Schwiger der tag
ein in ein Kindbeth gehen / handelt er mit dem
Maͤdglein dahin / daß es jhm ſolt zu willen ſeyn /
welches er auch endlich erlangt : Da nun nach der
hand ſie am Leib zu nimpt / vnd die Nachbarn ſol-
ches mercken / ſagen ſie zu jhr / ſie ſolt jhr Ehr beden-
cken / vnd mit der Hochzeit eilen / ſo viel jmmer moͤg-
lich were . Sie antwortet / daß ſie ſchwanger ſoll
ſeyn / das ſey nicht / was die Hochzeit anlange / ſtehe
nicht bey jhr / ſondern die Stieffmutter / ſey deſſen
ein Vrſach / daß ſie ſo lang auffgeſchoben vnd ver-
hindert werde : Vnd rege noch fuͤr vnd fuͤr an / daß /
wanns ſchon angeſtelt ſey / daß doch wider muß zu
ruͤck gehen : Bitt daneben jhre Nachbarn / daß ſie
deßwegen beym Vatter anhalten folten : Welches
dann geſchicht . Alſo wirdt der tag beſtimt / vñ wirt
alles
alles zu geſtellt . Da nu der hochzeitlich tag erſchie-
nen / gehen etliche Nachbarin vnd Befreundin zur
Braut / vnd vermahnen ſie / ſie ſolt ſich nicht zieren /
vñ das Haar auffmachen laſſen / wie ſonſt die Hoch-
zeiterin zu thun pflegen / die noch rein vnnd keuſch
ſind / ſolt Bendelein / Kraͤntz vnd allerhand Jung-
frewliche Zierathen bleiben laſſen / vnnd ſich mit
Schleyern bedecken / wie die Eheweiber / dann man
hab nicht allein vernommen / ſondern man ſehe es
auch fuͤr Augen / daß ſie ſchwanger ſey : Vnnd mit
einem Kind gehe . Die Braut wirdt zornig / ſchilt
die Weiber / vnd ſagt : So wahr GOtt lebt / ich bin
noch ein reine Keuſche Jungfraw . Die Peſtilentz
vnd alles vngluͤck kom die an / welche ſagen / daß ich
ein Kind in meinem Leib trage . Sie liegen ſchend-
lich . Daß dem alſo ſey / wirdt man nach zehen Mo-
naten augenſcheinlich ſehen . Hierauff zieret mann
die Braut wie andere Jungfrawen / vnd fuͤhret ſie
zur Kirchen : Leßt jr alſo den Breutigam darſchla-
gen / vnnd gibt nichts darauff / die Leut reden vnnd
halten dauon / was ſie woͤllen . Den folgenden tag
vberkompt ſie nicht eines / ſondern zwey Kind . Da-
her ſagt jederman / warlich die Braut hat recht ge-
ſagt / da ſie geſprochen / ſie wolt die jenige all zu luͤ-
gner machen / die da ſagten / ſie gieng mit einem
Kind ſchwanger : Dann ſie nicht mit einem / ſon-
dern mit zweyen / wie das Werck den Meiſter
lobet / ſchwanger gangen / vnd dieſelbe numehr auff
die Welt geboren hat .
Lauaterus in libr. iudic. cap. 11. Hom.
67. pag. 8 6 .
Es iſt nit rathſam / wann die Wenckauff gehal-
ten werden / daß man die Hochzeit lang auffſchiebe .
Dann mitlerzeit werden viel ding von loſen Leu-
ten
ten außgeſprengt / welche beyde Eheleut zu vnwil-
len bringen koͤnnen . Bey vnns gehet kein Braut
nach dem Weinkauff auß dem Hauß / biß die Hoch-
zeit gehalten worden . Damit ſie nu nicht lang von
Gottes Wort bleiben moͤchten / eylet man mit der
Hochzeit .
CCCVIII . Von einem Edelmann .
N Ach dem ein Edelmann etliche Jahr in
frembden Landen ſich gehalten / gedenckt
e r einmal wider in ſein Vatterland zu
ziehen . Da er nun heim kompt / gehet er
auff einen Sontag in die Kirchen / die Predigt zu
hoͤren : Darinn ſihet er newe Stuͤle / welche in ſei-
nem abweſen ohn ſein vorwiſſen waren gemacht
worden / daruͤber ergrimmet er ſehr / ſagt zum Pfar-
herr nach gehaltener Predigt / welcher Teuffel hat
euch ſo kuͤhn gemacht / daß jhr ohn mein vorwiſſen
die Stuͤel in die Kirchen habt machen laſſen . Nach
dieſen Worten tritt er mit Gewalt wider die
Stuͤl / daß ſie zerreiſſen . Der Pfarherr / weil die
Pfarr nicht dem Edelmann / ſondern dem Fuͤrſten
zu ſtunde / vermahnet jhn / er ſolte in eines andern
Hauß / ſonderlich aber in deß He rren Tempel nicht
wuͤten vnd toben / noch die Sicheln in eines andern
Ernd an ſchlagen / er wirdt jhm ſonſt ein eigen vn-
gluͤck vbern Halß laden . Der Edelmann aber leſt
ſich dieſe Vermahnung nichts angehen / ſondern
wuͤtet viel mehr / vnnd hoͤrt nicht auff / biß er die ſtuͤl
gar vber ein hauffen geſtoſſen vnd zerbrochen hat-
tr . So bald er nun zu Hauß kompt / da ſchlegt jhm
vnder dem morgen eſſen das Wildfewer an den
Schenckel / damit er die ſtuͤl verwuͤſtet hatte / vnnd
greifft jhn dermaſſen an / daß man jhn bey nah
denſelben / das Leben zu erhalten / het
abſchneiden muͤſſen .
Von
CCCIX . Von einem Edelmann
in Weſtphalen .
E Jn Edelmann in Weſtphalen pflegte faſt
allen Sontag ſeinen Prieſter / der ein jun-
ger / beredter Mann war / Zum morgen eſ-
ſen laden zu laſſen . Da er nun auff ein zeit
verreiſete / vnnd jetzt auff ein halb Meil wegs vom
Schloß geritten hatte / ſagt er zum Knecht : Es
kompt mir etwas in Sinn / das muß ich meinem
Weib fagen laſſen / daran mir vnd jhr viel gelegen .
Darumb ſo reit geſchwind wider zu ruͤck / vnnd
ſprech / ich laß jhr ſagen / ſie ſolt den Prieſter in mei-
nem abweſen weder zum morgen noch zum nacht-
eſſen beruffen / auch gar nit in mein Hauß die gantze
zeit meines abweſens laſſen / viel weniger aber in
ſein Behauſung gehen / ſondern ſich mit jhm Ge-
ſpraͤch zu halten / gar entſchlagen . Den Knecht
daucht / er woͤlt mercken / was ſemes Junckern Be-
felch auff ſich bette / ſagt deßwegen bey ſich ſelbſt / da
er vom Junckern kam : Gewißlich / mein Juncktr
denckt / der Prieſter ſey ein ſchoͤner junger Mann /
vnd moͤchte jrgend in ſeinem abweſen ſich zur Fraw
nahen / drumb verbeut er jhr / ſie ſolt kein Gemein-
ſchafft mit jhm haben / ſondern ſich ſeiner gantz vnd
gar enthalten . Nun weiß ich aber wie die Weiber
geſinnet ſeyn / daß ſie gemeinlich eben das thun /
was man jhnen verbent . Damit ſie ſich nun in vn-
ſerm abweſen nicht jrgendt zum Prieſter ſchlage /
wider meines Junckern Befelch / ſo wil ich ſeines
Befehls gar nit gedencken / ſondern etwas anders
erdencken / das mir der Juncker befohlen habe . Der
Knecht kompt kaum ins Hauß / die Fraw laufft jm
weinend entgegen / vnnd fragt / warumb er ſo ploͤtz-
lich vmbgewand ſey ? Ob es auch noch wol vmb den
Jun-
Junckern ſtehe ? Der Knecht ſpricht / ja / es iſt noch
alles richtig . Der Juncker hat mich / ſpricht er ferr-
ner / darumb zu ruͤck geſchickt / daß ich euch ſeinet
wegen ſagen ſoll / daß jhr ja nicht in ſeinem abwe-
ſen mit dem groſſen Hund ſpielet / oder auff jhm
reitet / dann er forcht / er moͤcht euch beiſſen . Die
Fraw ſagt : Was iſt das vor ein Befelch / hab ich
doch niemals in Sinn genommen / ja es hat mir
nie getreumet / den Hund zu ſtreichlen / viel weni-
ger auff jhm zu reiten : Darumb het er deß Be-
fehlens nichts beduͤrfft . Da nun der Knecht wi-
der zu ruͤck reiten wil / ſagt er / Fraw / habt jhr ge-
hoͤret / was ich euch in deß Junckern namen geſagt
habe ? Sehet zu / daß jr dem nach kommet / die Fraw
ſagt : Ja / ziehe du hin zu deinem Junckern / vnd ſag
jhm alles guts / daß er zu frieden ſey / vnnd ſich mei-
net halben nicht bekuͤmmere / wil jhm nicht allein
hierinn / ſondern auch in andern dingen gehorſam
ſeyn . Der Knecht hat jhr kaum den Ruͤcken ge-
kehrt / ſie fieng alſo an mit jhr ſelbſt zu reden : Jch
kan mich nicht gnugſam verwundern / warumb
mir mein Juncker verbieten laſſen / nicht den groſ-
ſen Hund zu ſtreichlen oder darauff zu ſitzen . Es
wirdt gewiß etwas groſſes dahinder ſtecken / weil
er diß nicht von mir leyden wil : Jch hab ja daſſelb
nie in Sinn genommen / viel weniger aber gethan .
Als ſie dieſe Wort mit jhr ſelbſt geredt hatte / nimt
ſie Brot / vnnd gibt es dem Hund : Der Hund fraß
geyer hineyn / vnd lieblet jhr . Sie holet mehr / vnnd
macht jhn ſaat . Endlich ſtreichlet ſie jhn / wil ver-
ſuchen / ob er ſo boͤß ſey / als jhr der Juncker durch
den Knecht ſagen laſſen . Da nun die Fraw ſahe /
daß der Hund das ſtreichlen leyden kondte / ſagt
ſie : Warlich vnſer Hund leſt wol mit jhm handeln /
vnnd ſaß damit auff ſeinen Ruͤcken . Der Hund
ward boͤß / vnnd beiß der Frawen in Arm / daß
ſie
ein en Balbirer brauchen muſte . Nach etlichen ta-
gen kam der Juncker wider heim / vnnd find ſein
Haußfraw im Beth kranck vnd bleich liegen / er er-
ſchrickt daruͤber / vnnd fragt / wie das zu gehe . Sie
antwortet / jhr habts gemacht / daß ich in das Vn-
gluͤck kommen bin / dann / hettet jhr mir nicht durch
den Knecht entbotten / ich ſolt nicht mit dem groſ-
ſen Hund ſpielen / ſo het ich jhn nie getrawet an-
zugreiffen . Der Juncker ſchwur hoch vnnd tewer /
er hatte ſolches jhr durch den Knecht nicht zu ruͤck
enbotten / ließ dem Knecht ruffen / vnnd ſprach /
du Lecker / hab ich dir befohlen meinem Weib zu
ſagen / ſie ſolt den Hund nicht ſtreichlen ? Nein /
ſprach der Knecht / ſondern ich ſolt jhr verbieten /
ſie ſolt den Prieſter nicht in ewer Hauß laſſen .
Nun hab ich ein anders erdacht / dann ich weiß /
daß die Weiber das thun / was man jhnen ver-
beut / derwegen / wann ich jhr verbotten hette / ſie
ſolt mit dem Pfaffen gantz vnnd gar kein Gemein-
ſchafft haben / ſo hat ſie ſonder zweiffel den Pfaf-
fen zu ſich gelaſſen / vnd het jhr jetzt kein from Weib
mehr : Das ſehet jhr an dem / daß ſie den Hund ge-
ſtreichlet vnnd darauff geſeſſen iſt / ohnangeſehen /
daß ich jhrs in ewerm Namen verbotten habe .
Der Juncker lobet ſeines Knechts weiſen An-
ſchlag / hat jhn hernach viel lieber / vnnd ſagt / es
iſt beſſer der Hund hab ſie gebiſſen / als daß
der Pfaff bey jhr geſchlaffen
hette .
Von
CCCX . Von D. Johanne Me-
gobachen .
A Ls D. Johannes Megobach auß Jtalien
kamm / da er dann in Doctorem Medicine
promouiret worden / begab er ſich in Heſ-
ſenland / vnnd nam jhm fuͤr / ſich gen Caſſel zu
ſetzen / daſelbſt die Artzney zu brauchen / vnnd ſein
vbriges Leben zu zubringen . Da er kaum ein Mo-
nat oder zween allda geweſen / fangen die Leut an
jhn lieb vnd werth zu haben / vnd achten jhn hoch / al-
ſo / daß Landgraff Philipps Hochſeliger Gedaͤcht-
nuß jhn gen Hoff zu Dienſt zoge : Dann er war nit
allein von trefflichen guten Sitten / ſondern es kam
jhm auch faſt keine Schwachheit zu handen / die er
nicht wider in geſundheit verkehrete : Daher dann
die Leuten von allen ortehn kamen / vnnd jhn vmb
rath fragten . Vnder andern macht ſich auch ein
altes Weib von Grabenſtein zu jhm / ſo auff die
achtzig Jar alt war / vnd ſprach : Ehrnveſter Herr
Doctor / ich dancke Gott dem Allmaͤchtigen / vnnd
frew mich deß Vatterlands halben / daß euch der
liebe Gott vns beſchert hat / daß wir euch nunmehr
nicht allein gebrauchen koͤñen zu vnſern Schwach-
heitẽ / ſondern auch zu erlengerung vnſers Lebens .
Warumb ich aber dißmals zu euch komme / wil ich
mit wenigen Worten erzehlen . Jch bin jetzt alt ach-
tzig vier Jar / doch bin ich noch GOtt lob / geſund :
Jch hab mein lebenlang kein Fieber gehabt / deß-
gleichen auch kein Haupt oder Zehenwehthumb :
Jch hab mein Zaͤhn noch all mit einander / kan noch
wol damit eſſen / ſo iſt der Magen auch noch ge-
ſund zu dawen . Jch eß vnd trinck noch gern : Mein
t ranck iſt Bier / wie mans hie zu Land machet / das
dann / wie man ſagt / geſund ſeyn ſoll : Bißweilen
t hu ich einen trunck Weins daneben . Was die
Speiß
Speiß anlangt / ſo pfleg ich / weil mirs GOtt be-
ſcheret / vnd ich kein Kinder habe / auffs beſt zu ko-
chen / vnnd ſonderlich brauch ich ſpeiß / welche ſich
wol verdawẽ leſſet . So darff ich auch nichts vbern
ſchlaff klagen / dañ die meiſte zeit deß nachts ſchlaff
ich mit guter ruhe . So ſchlockert mir auch nicht
der Kopff / ſo zittern mir auch nicht die Haͤnde / es
wancket mir noch kein Fuß / ſo ſtewer ich mich auch
nicht an einen ſtecken . Doch iſt eins / das mir nicht
geringe Beſchwerung bringt / nemblich / daß mir
meine Augen von tag zu tag duͤnckler werden / vnd
weniger damit ſehen kan . Offt kompts / daß ich hin
vnd wider an ſtoſſe / vnnd vbel falle . Darumb bitt
ich euch vmb Gottes willen / jhr woͤllet mir hierzu
Artzney geben / damit ich mein vorig Geſicht wi-
der bekomme . Als ſie diß geredt / thut ſie jren Beu-
tel auff / vnd ſchenckt dem Doctor einen Goltguͤl-
den / welchen er zwar in die Hend nimpt / vnnd beſi-
het / gibt jhn aber ſo bald dem Weiblein wider / vnd
ſagt : Es iſt ein feiner alter vnd guter Goltguͤlden :
Jch wil jhn aber / liebe Mutter / euch wider geben /
dañ ich ſag dz / daß ich in vielen altẽ Kirchen gewe-
ſen / hab doch in keiner kein hell vnd gantz fenſter ge-
ſehen . Die gut alt Mutter mercket wol / wo es hin-
auß woll / vnd ſagt : So ſprech ich euch wegen mei-
nes hoͤhen bawfelligen Alters vergeblich an . Weil
jhr mich aber gedultig gehoͤret / ſo ſolt jhr nichts
deſto weniger den Goltguͤlden behalten . Zog alſo
wider heim .
CCLXI . Von einem ſtoltzen
Sattler .
Z Ween Pfarherr waren zu Altendorff in
Heſſen auff einer Hochzeit mit einander : Da
nun ein junger Geſell ſtoltz vnd praͤchtig da-
Z her
her gieng / vnnd ſich ſehr gut ſeyn dauchte / verwun-
dert ſich der eine Pfarherr vnnd fragt den andern /
wer er were . Derſelb / weil er hiebeuor ein Schul-
diener der orts geweſen / vnnd ſein Weib daſelbſt
daheim war / erkennt jhn bald / vnd ſagt / es wer ein
Sattler . Da der Pfarherr das hoͤret / verwundert
er ſich / ward vnwillig vnnd ſprach : Behuͤt Gott / iſt
das ein Sattler / vñ traͤgt ſich ſo ſtattlich / ich meyn-
te / es were deß Fuͤrſten Raͤth einer / den J. F. Gn.
hieher geſchickt hatten / dieſen Hochzeitlichen Ehren-
tag zieren / vnnd den Hochzeitern ein Verehrung zu
thun . Wie weit hab ich in meinem Wahn gefehlet :
Jſt der Kerle ſo ſtoltz / da er doch nur Saͤttel kan
machen / was wuͤrde er wol thun / wann er koͤndt
Geul machen : Dann wuͤrde er der Teuffel ſelbſt
ſeyn ? Hiemit erregt er nicht allein bey dem andern
Pfarherr / ſondern auch bey allen Gaͤſten ein groß
gelaͤchter .
CCCXII . Von einem Pfarherr vnd
ſeinem Caplan .
E Jner vom Adel ließ einen Pfarherr / ſo
hiebenor ſein Preceptor geweſen / vielmals
zu ſich beruffen . Damit nun der Edelmann
vber ſeinem zu viel auſſenbleibẽ keinen ver-
druß ſchoͤpffen moͤcht / wagts der Pfarherr einmal /
nimbt den Caplan zu ſich / vnnd ziehen alſo mit ein-
ander zu dem Edelmann . Als ſie ein tag oder zwen
luſtig geweſen / kehren ſie den dritten tag wider
heim zu / vnd bringen einen guten Rauſch mit ſich .
da ſie nun zum nechſten Flecken kommen / ſehen ſie
eines heiligen Bild da ſtehen / welches wegen der
langen zeit vnd durch die viel Regen faul worden :
Der Caplan fiel fuͤr dem Bild / ohn angeſehen daß
jhm der Pfarherr verbotte / vnnd ſagte / die heiligen
pflegen
pflegen zu zeichnen / auff die Knie / klopffet mit ſei-
ner Streitaxt darwider / vnd ſang : Sancte Benedi-
cte ora pro nobis : Sancte Roche ora pro nobis .
Sancte Franciſce ora pro nobis Ehe er den Geſang
recht hat angefangen / ſihe / da felt ein groſſer hauff
Weſpen auß dem Bild auff den Caplan zu : Er aber
wickelt ſeinen Mantel vmb den Kopff / aber die
Weſpen ſtechen jhn nichts deſto weniger vbel / faſt
vber den gantzen leib / alſo / daß er an ſtatt ſeines
Geſangs heulete . Weil er aber ſich ſatt getruncken /
kondt er nicht wol entlauffen / dann wann er ſehr
eylet / fiel er vber vnd vber . Da der Pfarherr hoͤret /
wie der Caplan hart rieff / ſtund er ein wenig ſtill /
vnd wartet auff jhn . Der Caplan aber wincket jm /
er ſolts nicht thun / ſondern ſo geſchwind fortgehen /
als er moͤchte . Hierauff kam der Pfarherr in die ge-
danckẽ / es hat der Caplan entweder durch ſein laut
ruffen / oder durch ſein hart ſchlagen ein Schlangen
auß dem alten Bild getrieben / vnnd ſolche hat ſich
jhm jrgend vmb ein Schenckel oder Arm gehen-
cket . Weil ſich dann der Pfarherr ohn das ſehr da-
fuͤr forchte / wolt er nichts mehr warten / ſondern
lieff fort in einander Dorff / vnnd wartet daſelbſten
deß Caplans / welcher endlich kam / vnnd jhm zeig-
te / wie jhm die Weſpen das Geſicht / die Haͤnd /
Arm / Fuͤß / ja vbern gantzen Leib zerſtochen hat-
ten / flucht jhm ſelber / daß er dem Pfarherr nicht
gefolget hatte : Der Pfarherr ſprach : Sagt ich
euch nicht / wo jhrs nicht bleiben lieſſet / ſo wuͤrdet
jhr euch ſelbſt ein Vngluͤck auff den Halß laden :
Dann die Heiligen pflegen all die zu zeichnen / wel-
che jhnen ſchmach oder leids zu fuͤgen . Der Caplan
ſchwall vber ſeinen gantzen Leib dermaſſen / daß
man etliche tag gezweifflet / ob er mit dem Leben
wurde dauon kommen / mußte auch die Artzte
brauchen .
Z ij Jn
Jn der Schwachheit verpflicht er ſich offt / er
wolte ſein lebenlang keinem Heiligen mehr etwas
zu leyd thun .
CCXIII . Von einem Pfarherr vnd
zween Schaͤfern .
E Jn Pfarherr zu N. gieng fleiſſig nach Fri-
den mit ſeinen Nachbarn zum Bier . Da er
nun auff ein zeit vernam / wie daß der vnnd
der ein gut Bier gemacht hette / zeugt er
mit ſeinem Weib nach Friden / vnnd wil das Bier
verſuchen . Diß ſehen deß Schaͤfers zween Jungẽ /
vnnd redt einer den andern alſo an : Sihe / da ziehet
vnſer Prieſter hin mit ſeiner Frawen nach Friden /
es gehet in der Warheit kein tag hin / ſie ziehen mit
den Nachbarn dahin vnnd zechen . Sie gehen nuͤn
nit heim / ſie haben ſich dann voll geſoffen : Wiltu
mir folgen / ſo woͤllen wir jhm einen ſtattlichen boſ-
ſen thun / wann er auff den Abend heim gehet . Am
Vfer bey der Straſſen / die vnſer Pfaff gehen muß /
ſind zwey Weſpenneſter / da woͤllen wir hingehen /
wann er kompt / vnd ſie mit vnſerm ſtecken erregen /
daß ſie auff jhn zu flihen . Der anſchlag gefiel dem
andern ſehr wol : Alſo warten ſie mit ſchmertzen
auff deß Prieſters widerkunfft / daß ſie nur jhren
Luſten an jhm buͤſſen moͤchten . Sie ſteigen von ei-
nem Huͤgel auff den andern / vnd haben fleiſſig acht /
ob er nicht einmal kommen wolte / wiewol ſie wu-
ſten / daß er ſeiner gewonheit nach nicht vor abendt
heim zugehen pflegte . Endlich felt der lang ge-
wuͤntſchte vnd begerte abend eyn / daher machen ſie
jhn Hoffnung / der Prieſter vnd ſein Weib worden
nicht lang auß bleiben koͤnnen : Wie ſie dann recht
gedacht . Dann der Prieſter kompt daher gezogen /
vnnd leitet ſein Weib in der Hand / als ob ſie mit
ein-
einander Tantzen wolten . Hierauſz kondt man
leichtlich muthmaſſen / daſz ſie ſich wol mit Bier ge-
fuͤllet hatten : Dann jetzt fiel der Prieſter : Bald fiel
das Weib / vnderweilen fielen ſie auff einen hauf-
fen . Es war ein ſchoͤnes ſpiel / welches wol werth
war / daſz Geiſtliche Leut ſolches Schaͤfern / vnnd
dazu jungen Knaben zeigen ſoltẽ / nach dem ſpruch
Chriſti : Wer einen auſz meinen geringſten aͤrgern
wirdt / die an mich glauben / dem wer es beſſer / daſz
ein Muͤlſtein an ſeinen Halſz gehenckt / vnnd er im
Meer erſenfft wuͤrde / da es am tieffſten iſt . Die
Knaben ſahen daſz der Prieſter vnnd ſein Weib /
fein langſam / wie Schnecken / daher krochen / dar-
uͤber ſpringen ſie fuͤr frewd / daſz ſie einmal das /
darauff ſie lang gedacht vnnd geharret / moͤchten /
ins Werck richten : Sie machen ſich geſchwind zu
den Weſpenhoͤlen / vnnd legen ſich nider / als ob ſie
ſchlaffen : Der Prieſter wecket ſie / vnnd ſprach : Jhr
Eſel / was ſchlafft jhr hie viel ? Warumb macht jhr
euch nicht in ewer Huͤtten ? Ehe jrgendt ein Dieb
deſz nachts komme / vnd euch etlich Schaaf ſtehle /
vnd jhr ewerm Meiſter darnach den Schaden er-
ſtatten muͤſſet . Die Knaben thun / als ob ſie hart
geſchlaffen / richten ſich auff / nemen jhre ſtecken / ſte-
cken die in die Weſtenhoͤle / damit ſie dieſelbe alſo
moͤchten herauſz bringen : Welche dann hauffen-
weiſz herauſz fallen : Die Buben aber reiſſen auſz /
ſo geſchwind ſie koͤnnen : Daher folgt / daſz die We-
ſpen auff den Prieſter vnnd ſein Weib / welche voll
Biers waren / fallen / hencken ſich dem Prieſter ins
Haar / in Bart vnd vnder das Geſicht / vnd ſtechen
jhn ſehr vbel . Damit er jhnen aber ein wenig moͤch-
te widerſtand thun / vnd ſie auffhalten / nimbt er ſei-
nen Mantel / vnd wickelt jhn vmb den Kopff . Wie
gehets aber der Frawen ? Sie war durch den trunck
kuͤhn worden / nimpt das Thuch / das ſie in der hand
Z iij trug/
trug / vnd wil mit den Weſpen Kaͤmpffen . Sie ga-
ben aber nichts auffs Thuch / ja ſie flohen ſtarcker
vmb ſie her / ſtechen jhr an Halß / Arm / Haͤnd vnnd
Schultern / Bruſt / vnnd Angeſicht / vnnd verletzen
ſie vbel . Sie fengt an manlicher mit den Weſpen
zu ſtreiten / wehrt ſich nicht allein mit dem Thuch /
ſondern ſie leſt ert vnnd ſchmehet ſie / vnnd ſchuhet /
wie man zu thun pfleget / wann man die Voͤgel vom
Weitzen oder Kirſen jagen wil . Jn dem nun das
Weib mit dem Thuch hin vnnd her ſchlaͤget / weiß
nicht wie ſies macht / ſo entfehrt jr einmal dz Thuch
weit hinweg . Da ſie alſo kein Wehr mehr in der
Hand hatte / nimbt ſie jhren Rock / vnnd bedeckt den
Kopff damit / mit dem ſie dann in der eyl zu gleich
das Hembd erwiſchet hatte : Da hatten die We-
ſpen auch platz vnden am Leib / zerſtachen jhr den
Ruͤck / die Bein / Schenckel vnnd den Bauch ſehr
vbel . Da het einer ein groß geſchrey gehoͤret / vnnd
ein groß ſpringen geſehen . Durch dieſen Kampff
wurden die volle Lent gantz vnnd gar wider nuͤch-
tern / vnnd wie ſie zuuor wegen trunckenheit kaum
kriechen kondten / alſo lauffen ſie jetzt dauon wie
die Hirſch . Jetzt laufft der Prieſter forn / jetzt die
Fraw / vnd hat ſich fuͤr vnd fuͤr mit dem Rock vnnd
Hembd vber den Kopff zu gedeckt . Da ſie heim
kommen / hangen noch etlich Weſpen an jnen / wel-
che auch die Maͤgd anfallen : Daruͤber ſie gleich-
fals hefftig anfangen zu ruffen . Nach dem nun die-
ſe beyde durch dieſen Kampff můd vnd math wor-
den / vnd vber jhren gantzen Leib ſchwitzen / duͤrſtet
ſie vber die maſſen ſehr / ſchicken nach einer guten
Maaß Bier / aber die Magd kompt ledig wider /
zeigt an / dieweil ſie zu Friden geweſen / ſey es auß-
gangen . Alſo muſten ſie jhren Durſt mit Leur-
len leſchen . Die nacht vber ſchwillet die Fraw
vber den gantzen Leib dermaſſen / daß ſie nicht
kan
kan auß dem Beth kommen . Wer ſie beſuchet /
der meynet nicht / daß ſie wuͤrde außreiſſen / ſon-
dern ſie wurde deß vnfals ſterben muͤſſen . Doch
gaben jhr die Weiber Theriac ein / ſtrichens auch
vber die Geſchwulſt / lag alſo viertzehen tag / biß es
beſſer mit jhr ward . Der Prieſter erhebt ſich nach
der hand zu dem Edelmann / darunder er geſeſſen
war / vnnd beklagt ſich deß Schadens / ſo er von den
beyden Jungen bekommen hatte . Der Edelmann
befahl dem Schultheiſſen / er ſolt beyde Lecker ne-
men / vnnd ins Loch ſetzen . Als nun der Schulthes
ſeines Junckern Befelch nachſetzen wil / reißt der
eine auß / der ander aber wirdt auff das Schloß in
ein boͤſes Gefaͤngnuß geleget . Da er ein Wochen
oder etlich mit Waſſer vnnd Brot geſpeiſet / vnnd
hernacher / als er ſein aufferlegte Geltſtraff bezah-
let / wider erlediget .
CCCXIV . Von einem Doctor vnd
Bawern .
Z V Collſtadt ſiel ein Weib in das drittaͤgig
Fieber / bat deßwegen jhren Mann / er ſolt
gen Eſchwegen zum Doctor gehen / die Vrin
mit ſich nemmen / vnnd jhn vmb rath fragen /
wie ſie von der Schwachheit erlediget vnnd zu jh-
rer vorigen Geſundheit wider kommen moͤchte .
Der Mann faſſet die Vrin in ein Gefaͤß / macht
ſich nach Eſchwegen / vnnd iſt gar ſorgfaͤltig / wie
ers der Fraw recht moͤchte außrichten . Da-
mit nun ja ſolches deſto beſſer geſchehe / ge-
dacht er / er muſte einen Fuͤrſprecher haben / ge-
het alſo zu einem / vnnd bitt jhn / daß er doch dem
Z iiij Doctor
Doctor die Sach fuͤrha lt en woͤlle : Dann er ge-
trawe dem Doctor nicht ins Geſicht zu gehen /
wegen ſeiner groſſen geſchicklichkeit / viel weniger
getraw er mit jhm zu reden . Der Fuͤrſprecher ſagt
jn allen fleiſz zu / wie er dann die Schwachheit mit
allen vmbſtaͤnden dem Doctor weitleufftig vnnd
zum fleiſſigſten erzehlet . Da er nun fertig iſt / kehrt
ſich der Doctor zum Bawern vnd ſpricht : Jhr het-
tet keines Fuͤrſprechers bedoͤrfft / dann ewer Be-
ſchwerung het jhr wol mit zwey oder dreyen Wor-
ten fuͤrbringen koͤnnen . Der Bawer antwortet :
Ehrnueſter Herr Doctor / es iſt vnglaublich / wie
viel man von ewer Lehr vnnd Tuͤgendt durch den
gantzen Eißfeld ruͤhmet : Darumb deuchts mich
Suͤnd ſeyn / daß ich ſelbſt mit euch reden ſolte . Wir
ſind alleſampt dahin beredet worden / jhr koͤndt
Schwachheiten heylen / ſie ſeyen wie ſie woͤllen /
darumb halten wir euch bey nah wie einen GOtt :
Daher ich auch mich geſchewet euch ins Geſicht
zu gehen / vnd Geſpraͤch mit euch zu halten . Nach
dieſem zeugt er das Gefaͤß auß dem Sack . Da nu
der Doctor die Vrin in ſein Glaß gieſſen wil / ſihe /
da iſt es gantz vnnd gar leer : Dann er het kein Bo-
den mehr : Der ſagt : ſolt ich nur lanter Sprew tre-
ſchen ? Groß geſchrey / vnnd wenig Wolln / ſagt der
Teuffel / da er ein Schwein ſchur .
CCCXV . Von Griſippo vnd
Tito .
N Ach dem Giſippus jhm ein Edel Jung-
fraw vertrawen ließ / vnnd ſie Titus ſein
g uter Freund ſo inbruͤnſtig lieb gewann /
daß er ſchwach daruͤber wirdt : Da lieſz
Giſippus Tito ſeine Vertrawte folgen / vnnd mit
ſich nach Rom nemen . Nicht lang hernach verar-
met
met Giſippus dermaſſen / daß er naher Rom ins
Elend zoge / hielt ſich daſelbſt in einem oͤden verwuͤ-
ſten Hauß / vnnd verdroß jhn lenger zu Leben . Des
Nachts wird einer am ſelben orth ermordet / dabey
ſetzet ſich Giſippus betruͤbet / damit er alſo angegrif-
fen vnd zũ Tod vervrtheilet werden moͤchte . Als er
des Morgens alda funden wird / vnnd Giſippus
bey jhm / greifft man jhn an als den Moͤrder wird
darumb gefragt / er ſpricht ja / er hab den Mord ge-
than . Als er nun fuͤr Gericht geſtellt wird / erkent jn
Titus / felt jhm vmb den Hals / bekennet auß rechter
lieb vnd trew gegen jhn / er ſey vnſchuldig / er hett
den Mord ſelbſt gethan . Giſippus wolt es nicht zu
laſſen / ſondern ſprach . Er habs gethan . Da nun
ein jeder der rechte thaͤter ſeyn wolte / vnd ſich vmb
die Mordthat zancken / bewegt ſolches den recht-
ſchuldigen dermaſſen / daß er herfuͤr trat / vnd ſich
als den thaͤter darſtellete . Weil ſie nun all drey ſo
redlich gehandelt / wurden ſie auch all drey loß gege-
ben . Titus aber theilet mit Giſippo all ſein gut .
Val. Maximus .
CCCXVI . Von Lucio Æmilio
Paulo .
A Ls Lucius Aemilius Perſam den Koͤnig
i n Macedonien vberwandt / vnd er gefangen
d er zu gefuͤhrt ward / ging jhm Aemilius ent-
gegen . Da Perſa nahe zu jhm kam / wolt er jm
einen Fußfall thun / aber Aemilius wolts jhm nit
geſtatten / ſondern hub jhn mit der Hand auff / ſetzt
jhn an ſeine ſeyten / ließ jn bey ſich vber Tiſch ſitzen /
vnd troͤſtet jn mit dieſen worten : Sey getroſt vnnd
gutes muths / dann der Roͤmer guͤtigkeit / die viel
Z v Koͤnige
Koͤnige vnnd Voͤlcker haben kennen lernen / wird
dir dein Leben auch nicht nehmen .
CCCXVII . Von Pſammenito .
N Ach dem Koͤnig Cambyſes Pſammenitũ
den Koͤnig in Egypten gefangen bekom̃en
vnd ſeine Tochter / ſo auch gefangen wor-
dẽ / mit andern dinſtbaren Maͤgdẽ Waſ-
ſer tragen muſte / vnd ſolcher geſtalt fuͤr jnẽ hergin-
ge / da ſchlug Pſammenito die augen auff die Erden .
Bald darauff bringt man ſeinen Sohn / der ſoll ge-
toͤdet werden / da hat er abermal die Augen auff die
Erden geſchlagen . Nach dieſem wird ſeiner elteſten
Hoffraͤth einer bracht / da fengt er an zu weinen /
rupfft die Haar / ſchlaͤgt den Kopff hin vnd her / vnd
ſtellt ſich gar vngeberdig . Cambyſes vnd ſeine Raͤth
verwundern ſich hieruͤber / laſſen jhn fragen / war-
umb er jtzt ſo klaͤglich thue / da er doch zuvor weder
diß Sohns noch der Tochter halben ein einig thre-
nen hett fallen laſſen . Hier auff hat er geantwort :
hertzenleid an Kindern ſey ſo groß / daß mans nicht
koͤn beweinen . Aber eines guten freunds vngluͤck
koͤn man beweinen . Die Raͤthe werden hierdurch
zu weinen bewegt / bringen Cambyſem dahin / daß er
nach dem Sohn ſchickt / vnnd will jhm das Leben
ſchencken . Aber er war ſchon getoͤdet . Alſo ſchenckt
er Pſammenito das Leben .
Herodot . Idem Phil . in Chron. Carion. l. 2 .
CCCXIIX . Von Tito .
T Jtus der Roͤmiſche Keyſer iſt ſo ein guͤti-
ger Menſch geweſen / daß er genañt ward
Amor et delitie generis humani / dz iſt lieb
vnd luſt menſchliches geſchlechts . Dan er
war bered / manlich / tapffer vnnd guͤtig . Er war ſo
freygebig / daß er niemandts nichts abſchlug / ließ
auch
auch niemandts vnbegabt von ſich gehen . Auff ein
zeit ward jm geſagt / wie er einen ohn geſchenck von
ſich gehen laſſen / ſpricht er : Auff dieſen tag hab ich
eines freundes verluſt . Platina .
Ad lianus lib. 14.
Epaminund as pflegt zu ſagen / man ſolt nicht ehe
vom Marckt heimgehen / man hab dan einen newen
freund gemacht .
Valer. Maz .
Creſus ſagt / Er rechen die Feindſchafft / vnd thue
den freunden guts . Darauff antwortet jhm So-
crates : Du hetteſt beſſer gethan / daß du deine fein-
de auch zu freun den gemacht hetteſt .
CCCXIX . Von einem Geſpenß .
A Vff ein zeit ſihet einer einen bekannten freñd
auff der weid mit einem Mutter Pferd So-
l omi treiben / erſchrickt daruber / vnnd gehet
wider heim zu fuͤr deſſelben thuͤr / Klopffet an /
vnnd befindt eigentlich / daß er nie auß der Schlaff-
kammer kommen / da man nun nit alles eigentlich
außgeforſchet / het der gut man daruͤber koͤnnen ins
gefengnis vnnd auff die Tortur gebracht werden .
Derwegen ſoll die Obrigkeit in dieſen vnd derglei-
chen ſachen fuͤrſichtig handeln / dan der Teufel ſtellt
ſolcher geſtalt den beſchuldigen vielmals nach .
D. Lavater. lib. de ſpectris par. 1. pag. 1.
Cyprianus , lib 4. epiſt. 2.
Du ſolt wiſſen / daß der Teufel die art hat / daß er
Gottes diener mit luͤgen antaſtet / vnd jren ruͤhm-
lichen namen mit falſchem wohn vervnglimpffet /
alſo daß ſie / ſo ſonſt beruͤmbt ſein wegen jres gu-
ten gewiſſens / durch boͤß geſchrey ſtin-
ckend gemacht werden .
Von
CCCXX . Von einem ſtricher vnnd
fuͤrwitzigen Mann .
Z V Eſchwegen war ein Senior / der vernahm /
wie zwey Eheleuth in vnwillen mit einander
lebten / deßwegen meinet er / es were ſeines
Ampts / daß er ſie zum beldeſten wider einig
maͤchte vnd vertruge : Gehet in jhr behauſung / vnnd
redt ſie dieſer geſtalt an : Fried dieſem Hauß / fried
diſem Hauß / fried dieſem Hauß . Solche wort red er
als balt im eingang / vnd ſtellet ſich gar Heilig / hub
die Hand auff / macht etliche Creutzer / als ob ers
von newem / wie ein Meß Pfaff / weihen wolte .
Dem Hauß Herꝛn / ſo ſich lengſt wider mit ſeinem
Weib vertragen hatte / kam ſehr frembd fuͤr / was
der Mann mit dieſen ſeltzamen geberden bey jhm
thun wolte / fragt ihn deswegen / warumb er kom-
men were / vnd was er braͤchte ? Er antworte : Ge-
liebter Bruder in Chriſto / ich hab vernommen / es
ſey ein zwiſpalt zwiſchen euch vnd ewerm Weibe /
welches mir vber die maſſen gros beſchwerung
bracht hat . Deswegen hab ich auß anregung des
H. Geiſtes nicht vnderlaſſen moͤgen / mich ſo balt
zu euch zu verfuͤgen / vnd dahin zu handeln / daß jhr /
als zwiſpeltige vnnd vneinige Eheleuth widerumb
moͤcht vertragen vnnd verſoͤhnet werden . Dann jhr
ſolt gedencken / daß GOTT ein ſtiffter des frie-
dens iſt / vnd nicht des vnfriedens : Vnd daß das
Reich / ſo vneinig iſt / nicht lang beſtehen kan / daß
das Hauß / ſo vneinig iſt / muß vber einen hauffen
fallen / daß kleine ding durch einigkeit gros / durch
vneinigkeit aber groſſe ding klein werden . Vnd ob
er gleich mehr zu reden vorgenommen hatte / ſo leſt
jhn doch der Hauß Herꝛ nicht außreden / ſondern
felt
felt jhm in die red vnnd ſpricht : Ey hat dich dann
der H. Geiſt dazu getrieben / daß du mich vnd mein
Weib vertragen ſolt / ſo fuͤhre dich der Helliſch Geiſt
vnd der leidige Teuffel wider hinauß : Bin ich mit
meinem Weib vneins worden ohn dich / ſo will ich
auch ohn dich wol wider mit jr einig werden . Packe
dich du heuchler auß meinem Hauſſe / oder ich will
dir mit dieſem Pruͤgel deinen magern Rucken alſo
zu pleuwen / du ſolt keinen weg vber gehen koͤnnen .
Das Weib ſtimmet jrem Mann fein zu / vnd greiff
jhn alſo mit worten an : Ey du durrer Boͤßewicht /
was gehet dich vnſer vneinigkeit an ? Wiltu dich
zwiſchen thuer vnd Angel ſtecken ? Muſtu dann
eben deine Naſen in allen dreck ſtoſſen ? Jch glaub
es ſolt dich heuchler ein flige an der wand jrꝛen .
Vertrage du dich mit deinem Weibe / ich will mich
mit meinem Mann ohn dich wol vertragen . Du
heuchler / triff die thuͤr balt / oder ich will dir mit di-
ſem Waſchplaul den vorwitzigen Kopff entzwey
ſchlagen / das kein glied beim andern bleiben ſoll .
Da der wuͤrdige Herꝛ Senior alſo entpfangen
wird / macht er ſich wider heim zu / ſo ſchwind er
mag / ſchawet fuͤr vnd fuͤr zu ruck / ob der Hauß Herꝛ
oder das Weib mit jhrem plaul hernach lauff vnnd
jhm den Ruck zerbleuen wolte / da er heim kam em-
fing ihn ſein Weib alſo : Wo her ſo balt / lieb Vel-
ten ? Warumb biſtu ſo bleich ? Warumb zitterſtu
alſo ? Haſtu ſie mit einander verſoͤhnet ? Warumb
ſiheſtu ſo ſawr ? Was iſt dir widerfahren ? Er ant-
wortet gleichſamb mit weinender ſtimm : Es war
an dem / daß mich der man mit einem Kolben / vnnd
das Weib mit einem Waſchplaul biß auff den tod
geſchlagen hetten : Was ſoll ich viel ſagen ? Herodes
vnnd Pilatus ſind von ſich ſelbſt wider einig wor-
den / ich dancke dem lieben Gott / daß ich jhn entwor-
den bin / ich meinet ſie weren ſtreitbar / ſo ſchelten ſie
mich
mich der wett / daß michs noch verdreuſt / vnd nit
balt auß meinem hertzen kompt . Dz Weib antwor-
tet / ich widerrieth dirs doch / du ſolteſt dich nit zwi-
ſchen ſolche Leut ſtecken . So ſagſtu / ď H. Geiſt trieb
dich dazu / daß du ſie vertragen muͤſſeſt . Wan nun
der boͤſe Geiſt dieſe beyde Leuth dahin getriebẽ het-
te / daß ſie dich wol abgeplewt hetten / muſt nicht je-
derman ſagen / dir war eben recht geſchehen ? wie viel
Leuth / meinſtu / wurden ſein / die mitleyden mit dir
hetten ? Jch glaub gewißlich / jederman wurde es in
ſeinen Buſem lachen . Darumb / lieb man / ſo wart
hinfuro deins dings vnd deines beruffs / ſo bleibſtu
mit frieden . Daß ſie ſagt / er ſolt ſich nit in anderer
Leuth ſachen mengen / thet ſie recht an : Dan / weil
er ein Senior war / daucht er ſich vber die maſſen
gut ſein / vnd wolt jederman in die Sachen tragen .
Gieng er vber die Straſſen / vnd hoͤret ein Weib mit
jhrer Magd zoͤrnen / oder dz ein Magd der Frawẽ
widerbellet / lieff er hinzu / vnd erinnert ein jedes ſei-
nes beruffs . Wen ein Maͤgdlein auff dem Feld ein
Graß oder Bulen-liedlein ſang / ſagt er man ſolt ſie
nit darumb ſtraffen . So offt ein Schulmeiſter einẽ
Schuler etwas ſcharpff jrgent vmb eines groſſen
Bubenſtucks willen zuͤchtiget / ſo offt gieng er zu jh-
nen / vnd ſagt / ſie gingen wie hencker mit den Kin-
dern vmb . Da aber jrgent ein Schuler bey jhm her
gieng / vnd zog den Huet nit ab / verdroß es jhn ſehr
vbel / da ließ er die Schulmeiſter fuͤr den Kirchen
rath fordern / wend fuͤr / wie ſie den Kindern viel zu
weich weren alſo / daß ſie keinen ehrlichen Leuthen
ehr erzeigten / trieben allen muthwillen auff dẽ Feld /
auff der ſtraſſen / daheim im Hauß / vnd in der Kir-
chẽ . Vnd wolt alſo der gut Mann haben / daß man
jm ſolche ehr erzeigen ſolte / die man ſonſt den Kir-
chendienern zuerweiſen pfleget : Vnd ſo offt jm die-
ſelbe nit erzeiget ward / war er vnwillig . So jhm
jrgent
jrgent Burgers Soͤhn begegneten / ſo ſtudireten /
ſprach er ſie alſo an : Hoͤrſtu / was machſtu zu Maͤr-
purg / lerneſtu auch auff der Luten ſchlan ? ſtudire-
ſtu auch frey wider das Gelt ? Wolt jn zuverſtehen
geben / ſie ſolten nichts ſparen / ſondern viel Gelts
drauff treiben / gleich als ob nit ohn das viel bein ſt u
d it s pflegt auff zu gehen .
Lucianus Dialog . 1.
Die lehr bedarff vieler muͤhe / langer zeit / nit ge-
ringen koſten vnd viel hab vnd guts .
CCCXXI . Von Friderich Schim-
melpfenning Bůrgern vnd Raths Herꝛn
zu Eſchwegen / welcher jhm ſelbſt ver-
kuͤndiget / daß ſeine ſterbſtund
nahe ſey .
D A Friderich Schimmelpfenning ver-
nahme / daß das Hew / die Ernd vnnd
Herbſt nicht gabe / wie jhn bedaucht / daß
ſie der zeit noch thun ſolten / daran nahm
er von ſtund an ab / daß er balt ſterben muſte / wie jn
dan ſein weiſſagung nicht betrogen hat : Dann nach
wenigen tagen vber kompt er die Peſtilentz / vnnd
ſtirbet dran . Der gute Man hat je vnd allweg Gott
den Allmechtigen gebeten / daß er jhn nit mit lang-
wiriger Schwachheit heim ſuchen / ſondern einen
gelinden vnd geruͤhigen tod widerfahren laſſen wol-
te . ( wort es jhm kurtz vnnd gut machen / wie ſeine
wott lauteten ) das iſt jhm auch widerfahren . Dan
als er von dieſer Welt abgeſchieden / hat man
ehe geſagt / er wer entſchlaffen den
geſtorben .
Von
CCCXXII . Von Nicolao Cruccio
ein gleiche Hiſtorien .
Z V Honen war ein guter Mann / Nicolaus
Cruck genannt / der vernahm von ſeiner toch-
ter / welche jhm damals die Haußhaltung ver-
ſahe / daß zwo Kuͤhe in einer Nacht zwey ge-
ſunde Kaͤlber vberkommen / welche hernacher am
dritten tag wider in einer ſtund ploͤtzlich geſtorben .
Darauff ſagt er ſo balt . Der ploͤtzlich Todt dieſer
beider Kaͤlber iſt ein gewiſſe anzeig / daß ich auch in
kurtzem werd ſterben muͤſſen . Vnd er weiſſagte
recht : Dan nach etlichen wenigẽ tagen falt er in ein
ſchwachheit vnd ſtirbet .
Sterbſtuͤndlein ſoll man fleiſſig bedencken / vmb
folgender vrſachen willen .
Auguſtinus .
1. Vber dir wird ein zorniger Richter ſeyn .
2. Vnder dir ein offen Hell .
3. Zur Rechten vnzehlich viel Teuffel .
4. Zur lincken die Suͤnd / ſo an klaget .
5. Jnnerlich das brennend gewiſſen .
6. Euſſerlich die brennend Welt .
CCCXXIII . Von Henrich Saltz-
mann .
Z V Wanfrid war ein Mann / Henrich Saltz-
man mit nahmen / ein arbeitſeliger / reicher /
ehrlicher vnd auffrichtiger Man . Jn ſeinem
hohen Alter ging jhm das gehoͤr ab : Welches
jhm
jhm ſonderlich ſchmertzen bracht / weil er auß den
Predigten keinen nutzen haben konnte : Derwegen
ſprach er offtmals den Pfarherꝛ der endts an / bath
jhn / daß er ihm in der Bibel laſſe / vnnd er alſo troſt
darauß ſckoͤpffen moͤchte . Nach dem er jhm nun
einen herꝛlichen Spruch erzelete / rieff er laut /
mit dieſem will ich die zeit vertreiben vnnd mich
fuͤr vnd fuͤr troͤſten / will ſolchen nicht allein bey tag
ſondern auch bey Nacht erwegen vnnd behertzigen .
So offt er nun zum Pfarherꝛ kam / bat er jhn / wen
er ſtuͤrbe / daß er als dann einen Jungen Geſellen
bey jhn wolte legen vnnd begraben laſſen / der jhn in
der allgemeinen aufferſtehung der Todten / wan der
Ertzengel Poſaunen blaſen wurde / auffwecken
moͤchte . Dann er beſorgt ſich / er wurde dz duͤtten
( wie er ſagt ) der Boſunen verhoͤren / weil er daub
were . Drumb ſolt man jhn neben den Scharpffhoͤ-
renden Jungen Geſellen begraben / der jhn auff we-
cken koͤnnte . Was geſchihet ? Eben zu der zeit / da er
ſtirbet / ſtirbet auch ein Junger Geſell . Damit er
nun ſeiner bitt moͤcht gewehret werden / begraͤbt
man denſelben Jungen Geſellen bey jhn in ein grab /
der jhn am Juͤngſten tag / wenn der Ertzengel die
Poſaunen blaſen wird / er wecken moͤchte / damit ers
ja nicht verhoͤrete vnd dahindẽ bleiben muſte . Dieſe
vnnuͤtze ſorg plagte den guten Altẽ / ob ers auß ein-
falt oͤder auß thorheit gethan / kann man nicht wiſ-
ſen . Dem ſey wie jhm woͤlle / ſo iſt das zu loben /
daß er die aufferſtehung dieſes vnſers
fleiſches gewißlichen geglau-
bet hat .
A aVon
CCCXXIV . Von Chriſtophel He-
rolden / Burgenmeiſtern zu Eſchwegen /
welcher einen Kirch hoff auſſerhalb der
Statt zu richten laſſen / vnnd dererſt dar-
auff begraben wirdt / vnd was der vnver-
ſtendige Poͤbel vor ein vnbedacht
vrtheil hierůber gefel-
let .
N Ach dem Chriſtoph Herold dz Burgen-
meiſterampt zu Eſchwegen mit groſſem
Ruhm vnd Ehr verwaltet / hat er endlich
zu letzt die verordnung gethan / daß die ab-
geſtorbene Menſchen nicht mehr in die Statt auff
den Kirchhoff / ſondern auſſerhalb begraben wur-
den . Ob nun wol dergleichen hin vnd wider in Heſ-
ſenland diß ordnung gehalten wird / vnd ſonderlich
Herꝛ Johan võ Meyſenberg / Fuͤrſtlicher Heſſiſcher
Statthalter / wie auch Herꝛ Chriſtian Graff der
Superitendens hierzu gewilliget hatten / zu dem
auch viel ehrlicher Leuth in Eſchwegen gefallen
daran hatten / ſo waren doch nichts deſto weniger
verkehrte Leuth / welche diß ſehr vbel deuteten / vnnd
ſich nit ſchewten zu ſagen / jr Leichnam wuͤrde nun
hinfuͤro anders nit / als das hingefallene Viehe hin-
auß geſchleifft werden . Da hergegen jre Eltern vnd
voreltern fein ehrlich in die Statt an einen gewei-
heten orth bey der Kirchen begraben vnd zur Erden
beſtattet worden weren . Alſo kan vnd mag nichts
ſo gut vnd wol von ehrlichen Leuthen angeordnet
worden / boͤſe abguͤnſtige Leuth verkehrens vnd le-
gens jnen zum vnbeſten auß . Ohn lengſt hierauff
ſucht
ſucht der liebe Gott angedeuten Herolden mit der
Peſtilentz heim / daß er von dieſer Welt hier durch
abgefordert wird . Da fallen ſolche boͤſe Leuth eben-
meſſig zu / Gott hett jn geſtrafft / daß er mit den ſei-
nen zum erſten an das orth / welches er andern zu
gerichtet vnd ihr vhr altes Begrebnus daneben ver-
ſchmehet hette / muſte begraben werden : koͤmt jhnen
alſo in Sinn was Ouidius ſchreibet :
Et Phalaris tanto violenti membra Perilli ,
Torruit , in felix imbuit autor opus .
Was aber damals boͤſe loſe Leuth vbel gedeutet
haben / das ruͤhmt jtzund jederman zum hoͤchſten /
vnd kan es nicht gnugſam preiſen .
CCCXXV . Von Franciſco Hertzo-
gen zu Luͤnenburgk .
H Ertzog Frantzen von Luͤnenburg ward
ein Schenckel abgeſchnitten / daran er dann
geſtorben . Dieſer hochgeborne Fuͤrſt befahl
ſich ſtettigs GOtt vnnd ſagte : All mein
Bein vnnd ſchmertzen ſind meinen Suͤnden nicht
gleich . Weil aber Gott will / daß ich jhm in dieſer
ſtraff ſoll gehorſam leiſten / ſo will ich wegen Got-
tes Gebott dieſe ſchmertzen gern leid en / vnnd Gott
danckſagen / daß er mich zum erkentnus des Euan-
gelii beruffen hat .
D. Pezelius in Poſtil . Phil. Melanth.
par. 1. pag. 710 .
A a ijVon
CCCXXV . Von Agnete Landgraͤ-
fin zu Heſſen / Hertzog Moritzen zu
Sachſen ꝛc. Churfuͤrſten
Gemaͤhlin .
A Gnes Landgraff Philipſen Tochter / welche
erſtlichen Hertzog Moritzen / nachmals Her-
tzog Johan Fridrichen zu Sachſen vermaͤhlet
worden / ſchreib kurtzlich vor jrem tod an jren
Herꝛn Vatter / vnd bitt jhn / daß er zu jhr kommen
wolte . Der Herꝛ Vatter hett vielleicht ſein beden-
cken vnd kam nit zu jhr . Da nun der Bott wider
kam / vnd ſie vernahm / daß jhr Herꝛ Vatter nit kaͤ-
me / wendet ſie ſich zur wand / vnnd ſagt nichts an-
ders / als Vatter vnd Mutter haben mich verlaſſen
aber der Herꝛ nimpt mich auff . Es kommet gar offt
dz man von aller menſchlichen huͤlff verlaſſen wird .
Jdem ibid. pag. 5 8 9.
CCCXXVI . Von D. Hieronymo
Schurphio .
D Hieronymus Schurpff / ein weiſer vnd
gelerter Mann / als er mit Schwach-
heit vor ſeinem Tod angegriffen ward /
pflegte vaſt alle ſtund die Articul des
Chriſtlichen Glaubens zuerzehlen / mit ſolchem
wackern gemuͤth / daß er ſich mit dieſem bekentnus
meiſt entheils getroͤſtet vnd geſtercket hat .
Martinus Lutherus vnd Philippus Melan-
thon beſuchen einen ehrlichen vom Adel in ſeiner
Schwachheit / derſelb / als er viel von Articuln des
Glaubens
Glaubens geredt / ſprach : So offt ich den Chriſtli-
chen Glauben erzehle / ſo offt erkenn ich meine Ge-
brechlichkeit / vnd henck daran / ich glaub lieber Herꝛ /
komm zu huͤlff meinem vnglauben .
Idem part. 1 Poſtil. Ph. Melanch. pag. 773.
CCCXXVII . Von Caſpar Creutzi-
gern dem eltern .
D Er Gottſelige Mann / Caſper Creutziger
widerholet auff ſeinem Todt Bett offt-
mals die wort : Jch glaub Herꝛ / mein
glaub iſt wol ſchwach / du wirſt aber doch
meinen Schwachen glauben auffnehmen . Chriſtus
nimpt einen geringen ſchwachen glauben auff / nem̃-
lich von denen / welche bitten / daß ď Glaub gemehret
vnd befurdert werde . Die in jhrem glauben zu nemẽ
woͤllen / die muͤſſen ſich lehren vnd vnderweiſen laſ-
ſen . Bittet ſo werdet jr nehmen . Dieſe bitt ſoll ſtet-
tigs geſchehen / ſo wird das glimmende docht / wie
die Schrifft ſagt / nit außgeleſcht werden .
Idem part. poſtr . Poſt. Phil. Melan. pag. 465.
CCCXXIIX . Von N. Plateano .
D ER Gottſelige D. Plateanus ſtercket
ich in ſeinen Todts noͤthen meiſtentheils
d amit : Der Fuͤrſt dieſer Welt iſt gericht /
d arum kan er nicht verdammen . Dieſen
Spruch widerholet er fleiſſig .
Idem part. 2. pag. 744 .
A a iijVon
CCCXXIX . Von einem Weib / wel-
che / wan ſie einmahl vnwillen haß vnnd
neid gegen einem Menſchen gefaſt / ſol-
chen nimmermehr wolt fallen
laſſen .
E Jn Weib / ſo ſonſt feine loͤbliche Tugenten
an ſich hatte / war mit dem gebrechen be-
hafft / daß / wann ſie einmahl zorn gegen
einem Menſchen gefaſt / ſie durch kein
Mittel nachmals dahin konnt bewegt werden /
daß ſie den hett fallen laſſen / ſondern bleib in dem
vnwillen / daß ſie jhn weder ſehen oder hoͤren / noch
auch zu reden mochte . Wie wol ſie nun dieſen man-
gel an ſich hette / ſo wolt ſie doch einsmals des
HERREN Tiſch beſuchen . Nach dem ſie a-
ber bedaucht daß GOTT der Himliſche Vatter
vnnd ſein geliebter Sohn Jeſus Chriſtus jhr den
Rucken gekehrt / felt ſie als balt in verz weiff lung /
beiſt den mund zu / ſo hart ſie mocht / alſo / daß mann
jhr das Abendmal des HErꝛn nicht geben konnte /
ſchrie mit erſchrecklicher ſtimm : Wehe / wehe mir /
der ich in das ewige verdamnus muß verſtoſſen
werden . Dann gleich wie ich mein zornig vnver-
ſoͤhnlich gemuͤth von andern abgewendet / vnnd ſie
nicht wuͤrdig geachtet an zu ſchawen / alſo hat Gott
der gerechte Richter auch ſein angeſicht von mir
gewendet / vnd will mir kein gnad vnnd Barmher-
tzigkeit erzeigen . Dieſe wort hat ſie an einander
widerholet / biß ſie alſo in kleinmuͤthigkeit geſtor-
ben .
D. Michael . Saxo Con . in Tob. 21.
Ludovicus
Ludovicus Vives .
Verzeihen ſtehet einem herꝛlichen gemuͤth zu / a-
ber zorn halten einem wuͤtenden vnd tyranniſchen .
D. Ambroſius .
Wie ſoll Gott dem gnedig ſeyn / der Tyranniſch
gegen ſeinem Bruder iſt .
D. Hieronymus .
Der bekompt nit mehr verzig ſeiner Suͤnden / den
nit zuvor verzeihet das / ſo gegen jhn geſuͤndiget
worden .
D. Tertullianus .
Was woͤllen wir vnſerm HErꝛn GOtt fuͤr ein
Ehr an thun / wen wir vns ſelbſt die ehr geben / als
daß wir vns beſchutzen koͤnnen .
D. Iſiodorus .
Gleich wie Artzney nichts wuͤrcket an einer wũ-
den / darin noch eiſen ſtecket / alſo wuͤrcket nichts das
gebet deſſen / der noch betrug im Sinn / vnd haß im
hertzen hat .
Cyprianus .
Der Barmhertzige vnd guͤtige Gott kennet nit
vnbarmhertzige Menſchen .
Nazianzenus .
Weiſtu / daß du noch gebrechen an dir haſt / ſo
brauche ſanfftmuth . Dann Barmhertzigkeit wird
bey Gott mit Barmhertzigkeit gewigen .
Seneca .
Es iſt nichts ſo groß / das nit verſoͤhnlich ſey .
A a iiijVon
CCCXXX . Von einem Weib auff
dieſe art .
Z V Rhembden war ein Weib mit ſchwange-
rem Leib ſo gehaͤſſig / daß ſie keinem Men-
ſchen / von dem ſie einmahl beleidiget worden /
verzeihen wolte / da ſie doch ſonſt feine tugen-
den vnd ſanfft muͤthige geberden an ſich hatte . Da
ſie nun der Pfarherꝛ vielmals hierumb ſtrafft / vnd
zur beſſerung vermahnte / daß ſie auch den gefaßten
zorn fallen / vnd denen / ſo ſie beleidiget / vergeben
ſolte / ſie aber das nicht hoͤren wolte / ſtrafft ſie der
liebe GOTT der geſtalt / daß / gleich wie er ſie
dreymahl hierzu vermahnte / ſie aber allemahl daſ-
ſelb verwegert vnd nicht hoͤren wolt / alſo bekomt ſie
drey Kinder / die alle ſampt jhr lebenlang kein wort
gehoͤrt haben / D. Michael Saxo in der 21. Predigt
vber Tobiam .
Gregorius in moralibus .
Durch zorn verleuret man die weißheit / daß
man nicht weiß / was vnnd durch welch ordnung
man handeln ſoll .
Hieronymus .
Es iſt wol dem Menſchen von Natur angebo-
ren / daß er zuͤrnet / aber einem Chriſten ſtehets wol
an dem zorn ein end zu ſetzen .
Chryſoſtomus .
Wo zorn iſt / da wohnet der H. Geiſt nicht .
Auguſtinus .
Gleich wie der Eſſig die gefaͤß verderbet / alſo
auch der zorn des Menſchen Hertz .
M. Rodol-
M. Rodolphus Goclenius .
O wie nimbts ſo groß muͤhe den Zorn zaͤhmen .
Iohannes Riuius .
Wer den Zorn vberwindet / der vberwindet den
groͤſten Feind .
Valer Max. lib 4. cap. 1 .
Mehr muͤhe koſt es / ſich ſelbſt vberwinden / als
den Feind .
CCCXXXI . Von Vito Theodoro
vnd Andrea Oſiandro .
N Jtus ſchrieb vnderſchiedlich mal an Phi-
lippum / wie Oſiander in der Predigt auff
jhn pflegte zu ſtechen / fragt jhn vmb rath /
wie er ſich hierinn verhalten ſolte . Philip-
pus bate jn fleiſſig / er ſolt ſtill ſchweigen / vnd thun
als ob ers nicht merckte . Vitus ſchreib widerumb /
er wolt jhm folgen / wiewol es jhm beſch werlich fiel .
Alſo wurdens ſehr wenig Leut innen / daß ſie auff
einander eyferten / auff dieſe weiß ward fried vnnd
ruhe in der Kirchen erhalten . Zu dem / ſo bleib er
beym Volck in groſſem anſehen / weil man jhn ver-
ſtund / dann Oſiandrum kondt niemandts wegen
ſeiner groben Sprach verſtehen . Auff dieſe Art
ſchreibt er auch an ſonſt einen Prediger / eben die-
ſer Vrſach halben / daß er einhalten vnnd ſich nicht
rechen ſolle . Derſelb antwortete gleicher geſtalt /
er wolt jm zu willen ſeyn / wiewol es jm ſehr ſchwer
fiel / Philippus aber ſchrieb Ouidii Verß hierauff :
Dura voces præcepta licet mea , dura fatemur
Eſſe , ſed vt valeas , multa ferenda ſcias .
Das iſt /
Wiewol du ſprichſt / mein Gebott ſeyen ſchwer /
A a v (wie
( wie ich dann bekennen muß / daß ſie ſchwer ſind )
ſo ſolt du doch wiſſen / daß mann viel ding leyden
muß / damit einer ſich wol gehabe .
D. Pezel part. 4. Poſt Phil. Mel. pag. 582 .
Plato .
Es iſt der beſtẽ Sieg einer / ſich ſelbſt vberwindẽ .
D. Rodolphus Goclenius .
Perfer perpatienda , parit patientia palmam .
Das iſt /
Leyd / was zu leiden iſt / gedult bringt ehr .
Auguſtinus .
Wiltu mechtig ſeyn / ſo ſey gedultig .
Idem .
Beſſer iſts / daß einer vnrecht leidet / als vn-
recht thut .
Cyprianus .
Der gewinnt einmal / wer ſo bald leidet .
Idem .
Der iſt nicht armſelig / der Laͤſterwort hoͤret /
ſondern der ſie thut .
Spr ichwort .
Gedult vberwindet alles .
CCCXXXII . Von Friderico
Myconio .
F Ridericus Myconius lebt fuͤr vnnd fuͤr
mit einem Buͤrgenmeiſter zu Gothen in
zwiſpalt : Vnd hat Myconius nicht all-
weg rechtmeſſig Vrſachen / daß er vnwil-
lig war / wie in gleichem der Buͤrgenmeiſter nit all-
weg
weg recht hatte / inmaſſen es dann pfleget zu zuge-
hen / wann die Leut an einander wachſen . Philip-
pus ſagt zu jhm / ſolt gedultig ſeyn / vnd nicht alſo in
ſtetigem vnwillen gegen einander leben : Einer ſoll
dem andern zu gut halten / vnnd alles guts erwei-
ſen . Sie folgen jhm / vnnd werden in kurtzem gute
Freunde . Nach zweyen Jaren ſpricht Myconius
zu Herꝛn Philippo / ich hab wol gethan / daß ich euch
gefolget hab / Jetzt ſind wir die beſte Freund / jr habt
mir ein guten Rath gegebẽ . Ein kurtze gedult macht
einen langen Frieden : Aber die kurtze gedult thut ei-
nem ſo wehe / es moͤcht einer lieber einen langen
Frieden : Aber die k urtze gedult thut einem ſo wehe /
es moͤcht einer lieber einen langen Krieg dauor ha-
ben . Diß iſt ſonderlich war an ernſten Leuten :
Dann zorn halten / iſt ein groß ſchwer ding .
D. Pez. part. 4. Poſt. Mel. pag. 60 3 .
Chryſoſtomus .
Einen boͤſen Menſchen kanſtu leichtlicher durch
ſtillſchweigen als durch reden vberwinden .
Idem .
Wiltu dich rechen / ſo ſchweig ſtill / ſo wirſtu jhm
ein toͤdtliche Wunden ſchlagen .
Gregorius .
Deß Manns geſchicklichkeit wirdt an der Ge-
dult erkennet : So viel vngedultiger einer nun iſt / ſo
viel vngelerter ſoll er gehalt en werden .
Matthæſius .
Wann du fuͤr weiß vnd vngelert wilt gehalten
werden / ſo ſey gedultig .
Lutherus .
Wiltu die hoͤchſte vnd aͤrgſte Feinde vberwelti-
gen / ſo ſey gedultig / damit du aber gedultig ſeyn vñ
bleibẽ moͤgeſt / ſo brauch die Artzney deß Glaubens /
damit
damit du durch die Erfahrung lernen moͤgeſt / daß
dir ohn Gottes deß Himmliſchen Vatters willen
niemandts ſchedlich ſeyn moͤge / vnnd weil dieſer
macht / daß dir alles behuͤlfflich ſeyn muß zum gu-
ten / ſo muſtu zum hoͤchſten lieben .
C hryſoſtomus .
Nichts irret den / ſo vnrecht thut / mehr / als
wanns der / dem vnrecht geſchihet / mit Gedult
leidet .
Auguſtinus Serm. 32 . de tempore .
Jch wil lieber eines groſſen zugefuͤgten leyds
vergeſſen / als dz Bild vñ Gleichnuß deſz Schoͤpf-
fers verlieren .
Lactantius de vero cultu Dei lib 6.
cap. 1 8 .
Es iſt nicht geringer Suͤnd / boͤſz mit boͤſem ver-
gelten / als boͤſes zu fuͤgen . Dann woher kompt
ſtreit vnder den Menſchen ? Woher wachſen zweif-
fel vnd mißuerſtand / anders als daß ein Gottlo-
ſes Weſen vnnd Vngedult gegen einander geſetzt
werden / welche hernacher vielmals groſſen haß
vnd neid erregen . Wann man gedult / ohn welche
Tugendt dem Menſchen nichts beſſers anſtehet /
deß Gottloſen boͤſem vornemen entgegen ſetzet /
ſo wird ſolches von ſtund an außgeleſchet / als wañ
mann Waſſer vber Fewer geuſſet : Bekompt aber
diß Gottloß verkehret Weſen / als ein anreitze-
rin / vngedult / ſo wirdts brennen / als wann man
Oel daruͤber gegoſſen hette . Vnnd wirdt ein ſol-
ches Fewer geben / daß es nicht ein Waſſer-
fluß / ſonder ein Blutfluß wirdt ſtil-
len moͤgen .
Von
CCCXXXIII . Von einem Bal-
birer zu Caſſel / vnd einem Bet-
telmann .
E Jn Bettelmann kompt zu einem Balbirer
zu Caſſel / vnd bitt jhn / daſz er jm / als einem
armen Mann / das Haar vmb GOttes
willen abſchneiden / vnnd den Bart ſcheren
wolte . Der Artzt ſahe / daſz das Haar lang / vnge-
kaͤmpt / voller Nuͤſz / beſzgleichen der Bart dick / vol-
les vnraths war / vnd daſz er nichts als Vngezief-
fer vnnd Vnreinigkeit von jhm zugewarten hatte /
ſchlugs jhm mit beſcheidenheit ab / gibt jhm ein All-
moſz / heiſt jhn zu einem andern gehen / vnnd bitten /
daſz er jhn ſcheren wolte . Weil aber der Bettler
faſt von allen Balbirern war abgewiſen worden /
nimbt er die Allmoſz nicht / ſondern heiſſet jhn die-
ſelb behalten / bitt nachmals / er ſolt jhm das Haar
vnnd den Bart vmb GOTTES willen ab-
ſchneiden / dieſer Dienſt ſey jhm lieber / als wann
er jhm noch ſo viel gebe . Da nun der Balbirer
ſahe / daſz der Bettler auff keine weiſz ab zu wen-
den war / gab er en dlich ſeiner bitt ſtatt / wiewol vn-
gern / vnnd ruͤſtet ſich derwegen faſt mit zorn hie-
zu . Damit aber der Bettler auff ein ander mal
nicht wider zu jhm keme / vnnd vielleicht eben das
moͤchte begeren / nimpt er ein ſtumpff Scheeren vnd
Scheermeſſer / vnnd rupfft jhn damit dermaſſen /
daſz er ſeufftzet / die Zaͤhen zu ſammen beiſſet / vnnd
endlich weynet . Jn dem nun der Bettler alſo in der
Beiſz ſitzet / war ein Hund dem Kuͤchenfenſter hin-
ein geſprungen / vñ fraſz / wie er zuuor mehr gethan /
den Raam von der Milch / welcher beym Fewer
ſolt warm werden . Als ſolches deſz Balbirers
Weib ſihet / welche ohn das vnwillig war / daſz jhr
Meiſter
Meiſter den Bettler ſchur / vnnd die Stuben voll
aller hand vuraͤths machet / ſtieß ſie das Fenſter zu /
deßgleichen die Thůr / erwiſcht ein Oſengabel / klop-
den Hund wol damit / daß er ſehr erbaͤrmlich ſchrey :
Der Bettler hoͤrt diß / vñ ſagt : Ach du lieber Gott /
dieſen wirdt man auch vmb Gottes willen ſchcern :
Wil damit zunerſtehen geben / er werde vom Bal-
birer nicht viel freundlicher empfangen / als der
von der Frawen empfangen werde . Bald gehet er
ohn eintzige Danckſagung hinweg / ſagt dem Bal-
birer gute nacht : Sagt / er woͤlle ſein lebenlang jhn
nicht mehr vmb das Balbiren an ſprechen / noch jr-
gend ſolcher weiß beſchwerlich ſeyn .
CCCXXXIV . Von gemeltem Bal-
birer vnd einem Bawersmann von
Orphterode .
A Ngedeuter Balbirer hat etlich ſein er Freun-
de / die er zu balbieren pflegte / zu gaſt : Da nu
das Morgenmal gehalten / vnnd ſie anfien-
gen einander zu zutrincken ( dann es war
eben Faſtnacht ) begibt ſichs / daß ein viereckichter
grober Bawer / welcher auß der Altendorſſer Su-
den Saltz nach Caſſel fuͤhre / vnuerſehens die Stu-
ben hinein gehet / vnd ſie alſo an redet : Gott ehr och
de Geſellen / welcher vnger och es der Schaͤrer ?
Vber diß groben gruß lachten ſie wol : Darnach
ſihet der Elteſt vnder jhnen / ein vornemmer Herr /
fawer / vnd ſpricht zu jhm / ich bin der Schaͤrer / beut
jhm ein Glaß / vnd heißt jhn trincken . Der Seltzer
nimbt das Glaß / welches zimlich groß war / vnnd
ſeufft es rein auß / daß nicht ein tropff darinn bleib /
gab es gemeltem vornemẽ Herrn wider / vñ ſpracht
Mich dorſte / darumb hab ichs ryn außgeſoffen /
wie de ſehet . Es iſt bey Gott gut Wyn / Gott lohn
och.
och . Meiſter / wolt de min nun ſchaͤren ? Hierauff
fengen ſie abermals hefftig an zu lachen . Da ſie nu
wider ſtill waren / da ſtehet der vorige Herr auff /
macht ſich zum ſcheeren fertig / zeiget jhm den ort /
dahin er ſitzen ſoll / legt jhm auch ein leinen Th u ch
vm̃ den Halß / vñ ſchieret den Flegel alſo / daß jm die
Augen waͤſſern / vñ die zaͤn pleckte / wie ein Hund /
wann man jhm ein Ofengabel zeiget . Diß war den
andern Gaͤſten vber die maſſen luſtig zu ſehen : Der
Saͤltzer aber ward deß ſcherens bald muͤde / redt
derwegen den Herrn alſo an : Meiſter de muſt voll
ſyn / de reufft mich lyden vbel / es thut mir wonnes
wih / kondte es doch kum ein Gul erlyden . Der Herꝛ
heiſſet jhn zu frieden ſeyn / ſagt / er ſey nun bald gar
ſchoͤn gebalbiret . Vber ein kleine zeit kompt er an
Bart / welchen er biß auff die Haut abſcheren ſolte :
nimbt deßwegen ein Becken mit warmem Waſſer /
vnd waſchet jhm die Backen vnd Kinn damit / auff
daß die Haar deſto beſſer weich werden / vnnd er ſie
mit geringer muͤhe abſcheren moͤchte . Er begenſt jn
aber mit dem Waſſer an das Kinn dermaſſen / daß
es jhm an Halß hinunder durch die Kleider vbern
gantzen Leib lieff : Da diß geſchahe / mercket der
Bawer / daß er zu hohn getrieben ward / red deßwe-
gen den Herrn alſo an : Ja Meiſter / wat den Duͤ-
bel ſoll dat ſyn ? De hat me nit allein dat Mul / ſon-
dern auch / ꝛc. genetzet / dat alles im Waſſer ſchwim-
met / wolt jhr mir ( das vnnd das ) auch ſcheren .
Wirfft hiemit eylendts das Leinthuch hinweg /
nimbt ſeinen gruͤnen Hut / lanfft halb geſchoren vnd
wol befeuchtet mit zorn hinweg . Daruͤber ſie ſich
alleſampt wol zerlachten / vnnd frewten / daß ſie
einen ſolchen Eſel bekommen / daruͤber ſie lu-
ſtig worden / vnd jhre Faßnacht hal-
ten koͤnnen .
Von
CCCXXXV . Von einem Bawern
auß Heſſenland .
E Jn Bawer auß Heſſenland / zog auff einen
Sambſtag naher Caſſel / zum theil daß er
baden / zum theil daß er jhm den Bart wolt
abſcheeren laſſen . Da er aber vngefehr zu
ſeinen guten Freunden kam / vnnd mit denſelben ein
Maaß Weins oder etlich trancke / blieben ſie alſo
beyein ander ſitzen / biß der abendt kam : Gehet end-
lich vngebadet vnd vngebalbiret wider heim zu . Er
kompt kaum fuͤr die Stadt / er felt nider / fengt an
den Wein von ſich zu geben / vnd zu ſchlaffen . Mit-
ler zeit kommen etliche Jaͤger von der Jacht / vnnd
ziehen in die Stadt . Die Hund lecken alles / was
die Saw von ſich geben hat / deßgleichen lecken ſie
jhn vmbs Maul . Er aber meynet im ſchlaff / er wer-
de gebalbieret / rufft . mit lauter ſtimm / ſcheer ſacht /
ſcheer ſacht / ich bin der Grebe von Heilgenrode . Die-
ſe Wort ſind nachmals zum ſprichwort worden /
daß die Hoff diener vnd Buͤrger / wann jr gend einer
vnſanfft mit jhnen vmbgieng / ſagten / fein ſacht / fein
ſacht / ich bin der Grebe von Heilgenrode .
CCCXXXVI . Von einem Schnei-
der zu Franckfurt .
Z V Franckfurt am Meyn war ein Schnei-
der ſehr Magers Leibs / dauon er dann ſei-
nen Namẽ vberkam / der thet anders nichts /
dann daß er ſtettigs im ſauß lebte / reiß vn-
der der Zech boſſen / die eynfeltigen vexiert er / vnnd
ſetzt auch vnder weilen einen dar . Nun begab ſichs
auff einen Sambſtag / als er mit ſeiner Geſell-
ſchafft zechte / daß ſie zu jhm ſagten : Warumb ge-
hen
hen wir nicht ins Bad ? Dann ſie wuſten / daß er
das Bad meyde / wie der Teuffel das heilige Creutz :
Der Schneider antwortet als bald / wir baden
vns hie fein / dann wer iſt vnder vns / der nicht von
Wein recht naß iſt ? Was / S. Veltens leiden / wer
das vor ein Thorheit / vom Pferd auff den Eſel ſtei-
gen / daß einer wolt dieſen herrlichen Wein ſtehen
laſſen / vnnd ſich mit Waſſer feuchten vnnd baden ?
Je mehr nun der Schneider ſich deß Bads entzie-
hen wolte / je mehr halten ſie an / daß er mit ins Bad
gehen ſolte . Endlich bereden ſie jhn / vnnd ſagen zu /
wann er jhnen dißmal folge / vnnd mit jhnen ins
Bad gehe / ſo wolten ſie nicht alleim die gantze
folgende Woch mit jhm zechen / ſondern auch das
Gelach fuͤr jhn bezahlen . Da er diß hoͤrt / gab er ſich
etlicher maſſen / ſagt jhn zu / er woͤlle jhnen zu gefal-
len ſeyn / ſo ferrn ſie jhm anzeigten / was man fuͤr
nutzen von dem Baden hatte : Dann er ſey in kei-
nem Bad geweſen von ſeiner Kindheit an / hab doch
deſſen an ſeiner Geſundheit keinen verluſt gehabt ?
Sie antworten jhm folgender Geſtalt : Anfenglich
ſo treibt das Bad den Schweiß auß / vnnd waſchet
den Staub ab : Da ſonſt der Schweiß / wann er
behalten wirt / gefehrliche Schwachheiten verurſa-
chen kan . Darnach ſo werdet jr durch das Schref-
fen erlangen / daß die Phlegmata vnnd vberentzige
Feuchtigkeitẽ / welche zwiſchen Fell vñ Fleiſch ſin /
vnnd ſonſt viel ſchmertzen vnnd bloͤdigkeit bring /
durch die Schroͤpffkoͤpff außgezogen wirdt . Zum
dritten / nach dem jhr jetzt ſtincket wie ein Bock / ſo
waſcht das Bad all vnreinigkeit deß Leibs ab .
Zum vierden / ſo werdet jhr auff das Bad nicht al-
lein Linderung vnnd Staͤrckung deß Haupts / ſon-
dern auch deß Leibs befinden . Zum letzten / ſo wer-
det jhr luſten zu eſſen vnnd zu trincken bekommen /
deßgleichen beſſer luſten in ehelichen Sachen / da er
B b das
das hoͤret / ſagt er / jetzt wolte er folgen / gehet alſo
mit jhnen hin . Als der Schneider ins Bad kompt /
heiſſet jhn jederman willkomm ſeyn / ſo viel jhrer
im Bad waren / dann ſie hofften / er wuͤrde boſſen
reiſſen / vnnd die zeit kurtz machen . Nach dem nun
der Schneider / ſo ſehr mager vom Leib war / jr-
gend ein halbe ſtund oder wol daruͤber geſeſſen hat-
te / vnnd kein Schweiß kommen wolte / da doch die
andern ſehr ſchwitzten / hieß jhn der Baͤder vber das
Dampffloch ſteigen . Der Schneider folgt jhm nit
allein / ſondern er machte auch / weil er allein hoch
ſaß / zum theil wegen ſeines vngeſt alten Leibs / zum
theil wegen ſeiner Fatzboſſen jederman lachen . Da
er nu ein zimliche zeit daſelbſt geſeſſen / fengt er end-
lich an zu ſchwitzen vnnd zu ruffen : O weh / wie
ſchwitz ich ſo ſehr / ich glaub ich hab einen Bruñen in
meinẽ Leib / der ſo viel Feuchtigkeit gibt . Vnder deß
thut er das Niderkleid ſtillſchweigend vom hin-
derſten hinweg / daß es niemand weiß ward / vnnd
ließ einen groſſen dicken Schweiß / etc. bey das
Dampffloch / vnnd ſetzt ſich darnach wider an ſein
erſte ſtatt . Bald gehet der Geſtanck durch die
gantze Badſtuben / niemandt aber wuſte / wo er
herkame . Letztlich redt der Baͤder den Schnei-
der vnnd ſeine Mitzecher mit dieſen Worten an :
Jhr Geſellen jhr habt euch voll geſoffen / jhr muſt
der Helmen mit einander ziehen / daß euch die Pe-
ſtilentz ruͤhre : Jch muß das ſagen / es kompt ein
ſolcher boͤſer Geruch / als wann wir jrgendt bey
einem heimlichen Gemach weren : Jch woͤll daß
jhr nie kein Fuß hierein geſetzt hattet / oder fuͤhrt
euch jener wider hinauß .
Da ſich nun ein jeder vor ſein Perſon entſchul-
digte / gieng ein Baͤdermagd bey den Schnei-
der / vnd ſchertzet alſo mit jhm : Du durrer Schalck /
gebe mir dein Ruͤcken her / daß ich euch kratze / jhr
habt
habt gewißlich meine Negel noch nie verſuchet :
Es komme mir all Vngluͤck zu / ich wil euch recht
zwagen .
Sie het kaum die Negel dem magern Schnei-
der angeſetzt / ſie ſpricht : Behuͤt GOtt / was Vn-
flats kratz ich hie ab / es iſt zeit geweſen / du grober
Vnflat / daß jhr einmal ſeyd ins Bad kommen /
vnnd den Vurath abwaſchen . Es widerfahr mir
diß vnnd das / wann mir ein vnflaͤtiger Menſch
jemals vorkommen : Gewißlich / jhr ſtincket wie
ein Bock . Es wundert mich / wie ewer Weib ein
gefallen an euch haben kan . Pfuy / du vnreiner
Gaſt .
Der Schneider antwortet : Du ſagſt ſchertz-
weiß / daß allhie Vnreinigkeit von mir gangen ſey /
das halt ich fuͤr Vnreinigkeit / die beym Damff-
loch von mir gangen / dann daſelſt iſt es mit Pfun-
den hinweg gefallen .
Hierab hat jederman gedacht / er wuͤrde ſich am
ſelben ort vngebuͤrlich gehalten haben / wie ſie dann
ſich hierinn nicht betrogen gefunden / etc . Derwe-
gen ſchuͤtten ſie kalt Waſſer auff jhn / werffen mit
jhren Kuͤbeln auff jhn / ſchelten jhn / wie es jhnen
ins Maul kam / vnnd treiben jhn zur Stuben hin-
auß . Da er jetzt der Thuͤr hinauß wil / ergreifft jhn
der Baͤder / vnd zeucht jhn zu ruͤck / trucknet jhn wol
ab / wirfft jhn wider die Erden / vnnd tritt jhn mit
Fuͤſſen .
Der Schneider ſchweret hoch vnnd tewer / er
woͤll nimmermehr wider ins Bad kommen . Alſo
hat man dem vnflat hernach ein andern Namen
geben / daß jhn klein vnd groß den Bad-
ſcheiſſer geheiſſen .
B b ij Wer
Wer vor der zeit wil ſterben /
Der ſoll ſich fleiſſig bewerben /
Offt baden vnd Aderlaſſen /
Freſſen vnd ſauffen ohn maſſen /
Viel wachen / bekuͤmmern das leben /
Sich in ſchwere ſorg begeben /
Jn ſtinckenden Gemachen wohnen /
Mit zorn ſich nicht verſchonen .
Alle Geſellſchafft vermeiden /
Pillulen vnd Artzney offt leiden /
Das ſind zehen guter ſtuͤck /
Den gſunden leib zu vndertruckn .
CCCXXXVII . Von einem Apotecker
zu Goͤttingen .
D A vor weniger zeit die Peſtilentz zu
Goͤttingen hefftig wuͤtet / vnnd taͤglich
viel Leut daran ſturben / ſagt einsmals
der Apotecker zu denen / welche die Lei-
chen hinauß getragen vnd zur Erden beſtettet het-
ten : Jhr Herrn vnd Freund / jhr hettet ohn mich das
Vngluͤck meyden koͤnnen / wann jhr nur nit ſo Gelt-
gierig weret . Darumb ſo ſchonet keines / vnd kompt
zu mir : Jch wil euch vmb einen billichen Werth
ſolch Artzney gebẽ / welche euch all fuͤr Gifft bewah-
ren vnd erhalten ſoll / vñ ſoll euch dieſelbe weder an-
greiffen noch auch ſchaden . Jn derſelben ſtund
greifft die Peſtilentz den Apotecker an / daran er
den andern tag ſtirb .
CCCXXXVIII . Von einem
Schaͤfer .
A Ls Petri Martyris Vermilii Predigten vber
das Buch der Richter erſtmals in Truck kam /
da kaufft ſolche ein Pfarherr / vnnd laß ſehr fleiſſig
darinn:
darinn : Nam auch endlich ſolches fuͤr / vnd predigte
ſie offentlich . Da er nun auff ein zeit die Hiſtorien
vom Ehud vor hatte / bekompt in kurtzer zeit her-
nach einer auß ſeinen Pfar Kindern einen jun-
gen Sohn / dem hatte gedeute Hiſtorien dermaſſen
gefallen / daß er das Kind wolt Ehud heiſſen . Ge-
het derhalben den andern tag auff einen Flecken / vñ
bitt den Schaͤfer ſeinen guten Freund vmb Gottes
willen / daß er das Kind auß der Tauff heben / vnd
den Namen geben wolte . Der Schaͤffer erbeut ſich
gantz willig / ſatzt jhn zu Tiſch / laͤd den Schultheiſ-
ſen vnd Pfarherr deß orts zu Gaſt / daß ſie jhm ſei-
nen kuͤnfftigen Geuattern ſolten helffen froͤlich ma-
chen : Dann der Schaͤfer deucht ſich der gluͤckſeligſt
ſeyn / daß er einem Buͤrger / der das Buͤrgenmei-
ſterampt verwaltet / ſolt zu Gevattern ſtehen : ſpart
derwegen nichts / ließ ſich auch nichts tawren / ent-
pfleng alſo nicht allein ſeinen Geuattern / ſondern
auch den Pfarherr vnd Schultheiſſen ehrlich vnnd
wol . Da ſie nun ein wenig vom trunck warm wor-
den / redt der Buͤrger den Schaͤfer alſo an : Lieber
Genatter / ich hab euch noch eins vorzuhalten / das
bit ich / woͤllet jhr mit Gedult hoͤren / vñ zum beſten
auff nemen . Damit ich euch nun nicht lang auff
halte / ſo wil ichs euch kuͤrtzlich ſagen / was ich bitte /
nemblich / daß jhr meinen Sohn Ehudem nennen
woͤllet / zum theil / weil vnſer Pfarherr jetzt ſolch Hi-
ſtorien erklaͤret / zum theil auch / weil er ein beruͤmb-
ter Held geweſen / vnd erzehlet jhnen hiemit die Hi-
ſtorien vom anfang biß zum end . Da der Schaͤfer
ſolches hoͤret / war ers nicht allein wol zu frieden /
ſondern er ſagt auch zu / Gott fleiſſig zu bitten / daß
ſein Patt dem Ehud moͤcht gleich werden . Den
andern tag zeugt der Schaͤfer in die Stadt / das
Kind auß der Tauff zu heben / vnnd beleiten jhn
der Pfarherr vnnd der Schultheiß / fragen jhn offt-
B b iij mals/
mals / ob er auch wiſſe / was er dem Kind vor einen
Namen geben ſoll . Er ſagt ja / er wiſſe es / kondt
auch den Namen Ehud wol von ſich ſelbſt nennen .
Da er nun bey den Tauffſtein kompt / fragt jhn der
Pfarherr in der ſtatt / was er dem Kind fuͤr einen
Namen geben woͤlle ? Der Schaͤffer aber ſchweig
ſtill / vnnd wuſt kein Wort zu antworten : Dann
der Name war jhm vergeſſen . Sein Weib gehet
bey jhn / vnd bließ jhm den Namen eyn / vnnd ſagt /
es ſoll Ehud heiſſen : Der Schaͤfer verhoͤrts / vnnd
ſagt zum Pfarherr / es ſoll Einhod heiſſen . Der
Pfarherr fragt abermal : Wie ſoll das Kind heiſ-
ſen ? Der Schaͤffer ſagt / Einhod / Einhed . Daruͤber
fiengen alle / die zu gegen waren / an zu lachen / der
Pfarherr wurd vnwillig vnd ſagt : Daß dich Gott
ſchende / den Namen geb ich dem Kind nimmer-
mehr . Deß Kinds Vatter tritt herzu / vnnd ſagt
zum Schaͤffer / Ehud ſolt jhrs tauffen laſſen . Der
Schaͤffer ſagt ja / das iſt recht / mein Petter ſoll E-
hud helſſen / Ehud ſoll er heiſſen . Da jhm nun dieſer
Nam gegeben worden / ſtraffet der Pfarherr den
Buͤrgenmeiſter vnnd ſagt : Herr Buͤrgenmeiſter /
ſo jhr ewern Kindern wollet Hebreiſche Namen
geben / ſo nemet nicht ſo grobe Ploͤch dazu / ſondern
befehlts viel mehr einem ſolchen / der ſie behalten
vnnd außſprechen kan . Dann jhr habt mit eweren
Ohren gehoͤrt / wie dieſer Eſel ſich ſo ſchendlich ge-
ben hat / daß er mit ſeinem vnfletigen groben Maul
mich verunwilliget / euch zu ſchimpff geſetzet / ande-
dere aber zu lachen verurſachet hat . Der Schaͤfer
ſchemt ſich ſehr / het etlich Guͤlden darumb geben /
daß er nicht ſo ſchendlich geirret hette / ſaß das
gantz Kindbeth vber trawrig / welches er gewiß-
lich nicht gethan hette / wo er in den Jrrthumb
n icht kommen were . Das Kind Ehud ſtarb im
ſiebenden Monat : Welches / da es bey leben blie-
ben
ben were / mehr Einhod als Ehud wer genennet
worden .
CCCXXXIX . Von einem Prieſter
vnd zween Buͤrgern .
E Jn Prieſter in der Wetteraw / Herr Jo-
ſeph genandt / bekompt zween vornemme
Buͤrger zu gaſt / ſitzen zween gantze tag
beyeinander vnnd ſind luſtig . Am dritten
tag leſt er jhnen ein Suͤplein zu richten / vnnd thun
ein truͤncklein dabey . Da ſie nun daſſelb angegrif-
fen habẽ / ſihe / da fengt man an zu leuten / der Prie-
ſter kan ſich nicht erinnern / was das bedeute / end-
lich felts jhm ein / wie er den vergangenen Sontag
ein Wochenpredigt verkuͤndet hab / laufft deſzwe-
gen bald zu ſeinen Buͤchern . Die zween Buͤrger
ſagen / wann er die Bawern tapffer ſchelten wolte /
ſo wolten ſie mit jhm in die Kirchen gehen : Er ver-
ſprichts : Alſo thut der Prieſter nur ein Geſetz
vnd Straffpredigt / vnnd wirdt deſz Texts vnd Eu-
angelii wenig gedacht . Nach gehaltener Predigt
wirdt auch ein junges Kind zu Tauffen bracht :
Da er nun auſz den Agenden vnnd Kirchenord-
nung alles verlieſet / vnnd dahin kompt / daſz er dem
Kind einen Namen geben ſoll / fragt er das Weib
ſo zu Geuattern ſtund / wie es heiſſen ſollt ? Der ein
Buͤrger / ſo nicht weitt vber dem Tauffſtein auff ei-
ner getaͤffleten Boͤhn ſtehet / antwortet / Michel .
Der Prieſter ſahe vber ſich vnd ſagt : Du Duͤfels-
kopff / fragt nachmals das Weib abermals / die ſagt
Catarein . Alſo ward es zwar Catarein getaufft /
aber es hat doch nicht allein bey den Kindern / ſon-
dern auch bey den Alten den Namen Michel ſein
lebenlang / auff die ſechtzehen Jar behalten / het jhn
auch ohn zweiffel biſz ins hohe alter behalten / da ſie
es erreichet hatte .
B b iiij Von
CCCXL . Von einem andern Prieſter
vnd einem Bawern .
A Vff ein zeit zog ein Bawers Weib mit jrem
Mann gen Caſſel / auff den Marckt / wolt da
ſelbſt Kaͤß vnd Eyer verkauffen / vnd dage-
gen widerumb andere ding einkanffen . Nach
dem ſie aber Schwangers leibs / vnnd der Geburt
nah war / welches ſie / als ein junges Weib nicht
wuſte / begibt ſichs / daß ſie zu Caſſel einen jungen
Sohn gebieret : Der Bawer leſt das Kind ſo bald
denſelben abend Tauffen / vnnd bittet den Wirth /
darinn die Fraw das Kind bekommen / zu Geuat-
tern . Da nun das Kind in die Kirch kompt / vnnd
der Pfarherr den Geuattern fragt / wie das Kind
heiſſen ſoll / antwortet er / Jacob . Der Bawer aber
fengt an zuruffen : Nein / nein / er ſoll nicht Jocob
heiſſen / ſondern Junghenn / Junghenn ſoll er heiſ-
ſen : So ſolt jhr jhn tauffen / ſo ſolt jhr jhn t auffen
laſſen . Vber dieſe grobe vnbeſcheidenheit fiengen
die Vmbſtender hefftig an zu lachen . Damit der
Bawer moͤcht zu frieden ſeyn / muß der Pfarherr
das Kind Junghenn heiſſen : Da nun die Tauff
verrichtet ward ſprach der Pfarherr zum Bawern /
warlich Henn / dieſer Name wirdt ewerm Kind nit
allweg bleiben : Dann / ſo er leben vnnd ins Hochal-
ter kommen ſoll / ſo wirdt jhm dieſer Name verge-
hen / vnd werden jhn die Leut nicht mehr Jung / ſon-
dern Althenn heiſſen . Daruͤber widerumb die Vm̃-
ſtender deß Bawern lachten . Nach dem ſie nun die
gantze nacht mit dem Genattern gezecht / heiſſet er
d a ß morgens ſein Fraw auffſtehen / jhr gepaͤck ne-
me n / vnnd mit jhm heimgehen : Welches ſie dann
thut / ob ſolches gleich der Geuatter vnd Geuatte-
rin nicht zuiaſſen wolten / vnd iſt ſo ſtarck / als ob ſie
niemals kein Kind gehabt : Da nun der Junghenn
ein
ein Jahr acht oder neun alt worden / ſetzet jhn der
Vatter auff ein Pferd / vñ leſt jhn holtz in die Statt
fuͤhren . Von vngefehr ſihet der Bawer den Pfar-
herꝛ / gehet zu jhm / vnnd fragt / ob er auch dort den
Jungen Venten kenne ? Der Pfarherꝛ antwortet /
Nein / kennt jhr jhn nicht ? ſpricht der Bawer / jhr
habt jhn ja getaufft / der Pfarherꝛ antwortet . Man
dorff jhn nit fragen / ob er die all keñe / ſo er getaufft
habe / dann es were jhm nicht moͤglich / ſolche all zu
behalten : Auff daß jhrs ja wiſſet / ſprach der Bawr /
es iſt Jung Henn / den jhr vor neun Jahren hie in
der Kirchen tauffet . Alſo ward der Eſelwider von
allen vmbſtendern außgelachet . Darauff antwor-
tet der Pfarherꝛ / Eya / mein Henn / Ewer Sohn hat
ſehr gewachſen / ſeht wie ſo grob vnd ſtarck iſt er
worden / man wird jn nun nicht mehr Jung Henn /
ſondern den groben Henn heiſſen .
CCCXLI . Von einem Bueler .
Z V Caſſel war eines Burgenmeiſters Sohn
zu Hoff / welcher zwar wol auff den Jnſtru-
menten ſpielen konnte / aber ſonſt war er von
grober ſitten : Dann er war nie auß dem Heſ-
ſen Land kommen . Dieſer / weil der Fuͤrſt damals
zu Marpurg Hoff hielte / beſucht fleiſſig ſeinẽ Vet-
tern in der Statt zu Hauß / fengt endlich an deſſel-
ben Tochter lieb zu bekommen / welche / da einsmals
jre Eltern nit einheimiſch waren / beſſer Geſprech /
als ſonſt halten koͤñten : Deswegen ſtellt er ſich gar
freundlich gegen ſie / vnnd ſagt / Ach du freundlicher
Schelme / du ſolteſt einem ein Fell von den Augen
herunder waſchen . Die dienſt Magd hoͤret das / vñ
breitets auß / daruͤber wird er vber die maſſen ſehr
von der Hoffburß ver t ret / hieſſen jhn fuͤr vnd fuͤr den
freundlichen Schelmen .
B b v Von
CCCXLII . Von gemeltem N. N.
N Ach dem er ſie fleiſſig beſuchte / gibt ſichs
einsmahl / da ſie jhm die Hand beut / in die
arm nimpt / vnd willkom heiſſet ſeyn daß
er jhr die Hand ergreifft / vnd ſagt : Be-
huet GOTT / wie ſo weiſſe Haͤnd habt j r / wie hel-
fenbein : Mein Gott / wie ſind ſie ſo warm / wie
Fewr : Seht doch / wie ſo zarte / ſchneweiſſe vnd ſchoͤ-
ne lange finger : Jch hab mein lebenlang nichts ſchoͤ-
nes geſehen . Schaͤtzlein / jhr hett einen guten Sew-
ſ c hneider geben / dan jhr habt fein lange Finger da-
zu . Diß geſpraͤch kommt jhm gleicher geſtalt vnder
das Volck / deswegen er abermals vbel von der Hof
burß angetriben wird . Wer hoͤfflich loͤfflen will / der
moͤcht es von dieſem lernen .
CCCXLIII . Von einem andern
Bueler .
E Jn guter einfeltiger Geſell gehet zu einem
Maͤgdlein / inwillens / geſprech mit jhr zu
halten / weiß aber nit / was er vor vrſach mit
jhr zu reden nehmen ſoll / ſticht jr mit einem
Finger in die Seiten vnnd ſagt : Jungfraw / ſticht
euch auch der Narꝛ : Ja ſprach die Jungfraw / jtzt
ſtach er mich .
CCCXLIV . Von einem Artzt zu
Wien .
Z V Wien in Oeſterreich war ein Doctor der
Artzney / der zwar in der Hohen Schul fleiſig
lehrte / auch gluͤckſelig in ď Artzney war / aber
ſonſt war er ſo morſiſch vnd vnfrenndlich /
daß
daß jhm vaſt alle ſtudenten abgunſtig wuͤrden / vnd
jhm heimlicher weiß zu leid theten / was ſie konnten .
Es begibt ſich nũ dermal eins / dz ein Jũger Schefer
gen Wien komt / will daſelbſt in einem offentlichen
H. Hauß ein kehren / ſeitze boͤße luͤſt darein zu buͤſſen :
Derſelb ſihet auff dem Marcke vier ſtudenten mit
einander auff vnd ab gehen / gehet zu jhnen ſie ſolten
jm die Gaſſen zeigen / da er moͤcht in dz gemelt Haus
kom̃en . Einer / ſo ein trefflicher Poet war / ſagt Lati-
niſch wider die andern ſtudenten / jtzt haben wir ein
treflich vñ herꝛliche gelegẽheit dẽ Doctor Schroͤtter
zu machen / da wir dieſem flegel ſein Haus zeigen
werden / vnd ſagen / es ſey dz H. Haus / darein er dan
zu gehen begert . Dieſer anſchlag gefelt dem andern
ſtudenten . Alſo ſagen ſie zũ Schaͤfer / er ſolt jnẽ fol-
gen / ſie wolten jm dz Haus zeigen . Vnder dẽ hinge-
hen fragen ſie jn / ob er auch mehr gemeinſchafft mit
ſolchen Leuthen gehabt / oder ob er auch jtzt allererſt
den anfang machen woͤlle / zeigt jhm an / wie er ſich
verhalten ſolle / wan er hinein kom̃e / welches jn noch
verhitzter machte / vnd begiriger war ſolche Leuth
zu ſehen . Der Poet ſagt / jtzt werdet jr ſie ſehen / ging
noch ein wenig fort / vñ zeigt jm des Doctoris Hans
vnd ſprach : Sehet jr dz groſſe Haus / ſo vmb die fen-
ſter herumb gemahlet iſt / darein muſt jr gehen / dan
in demſelben iſt der orth / da man ſolche ding treibet .
Jm ſelben Haus werdet jhr ſechß ſchoͤner Junger
Leuth ſehen ( dan ſo viel manbare Toͤchter hatt der
Doctor ) welche freundlich vnnd lieblich ſind : mit
deren ein oder auch mehr konnet jhr euch erluſtiren /
laſſen alſo den flegei hinzihen . Darauff gab er dem
Poeten die hand / vnd ſagt jhm groſſen danck / gehet
ſo geſchwind er kan / zum Hauß zu / eilet alſo /
damit er deſto ehe moͤcht ab geplewet werden . Da
er ſo eilet / rieff jhm der Poet / vnnd ſprach : hoͤrt
jhrs / Knecht / ich hatt etwas vergeſſen / das
muß ich euch noch ſagen : Jhr muſt den Leuthen
im Hauß nicht ſo geringen lohn geben / wie ſonſt an
orth e n / es muß ein goltguͤlden oder Thaler ſeyn .
Drumb doͤrfft jhr nicht deß Gelts ſchonen . Der
Schaͤffer antwortet / es iſt ohn noth / daß jhr euch
hieruͤber bekuͤmmert / ich hab Gelt gnug bey mir / ich
thue nichts hierumb / wan ich nur diß erlangen kan /
hub einen Arm auff / Juchzet / vnd ſprach / ich thue
nichts vmbs Gelt / die wolln bringt mirs aller wi-
der . Der Poet wolt jhm den Bart beſſer ſcheren /
ſagt / er lobt jhn hierumb / ſolt zu ſehen / daß er nichts
an dem orth ſpare / ſo wurden ſie jhn nicht allein
gern ſehen / ſondern er wurde auch oben an geſetzt
vnd hoch gehalten werden . Der Schefer fengt wi-
der an nach dem Hauß zu eilen / der Poet aber helt
jhn aber auff / vnd ſpricht : Der H. wirth / darein jhr
gehen wolt / iſt ein vnfreundlicher man / drumb wird
er euch vnfreundlich anſehen . Darumb iſt nichts
beſſers / als daß jhr jhm einen goltguͤlden gebt / ehe
jhr des andern gedencket : Als dan konnt jhr deſto
beſſer handeln mit der / ſo euch am beſten gefelt . Jhr
habt mich ja verſtanden ? ſpricht er . Der Schaͤffer
antwortet / ich will allem / was ir mich geleret / trew-
lich nach kommen . Alſo er nun des Doctors Hauß
zu / laufft die Stiegen hinauff / wie ein frecher Bock /
ſchlegt an die thuͤr / ſo hart er mag . Die Magd leſ-
ſet jhn ſo balt ein / vnd fuͤhret jhn in die ſtuben / mei-
net / wie man muthmaſſet / er bring jrgent von einem
ſchwachen vom Adel ſchreiben / oder woͤll die Vrin
beſehen laſſen . Der Schaͤffer gehet in die Stuben /
vnd gruͤſſet ſie / ſagt ſonſt kein wort / ſtehet mit dem
Ruͤcken wider den Offen / waͤrmet ſich / ſihet die
wand an / wie ſie mit zinn werck ſo wol gezieret / wie
das Sitzbett ſo wol mit decken vnnd kuͤſſen belegt /
jtzt ſihet er den Doctor an / ſo Gelt zehlet / jtzt die
w i rtin / jtzt die Toͤchter / welche auff einer Rey ſi-
tzen vnnd ſpinnen / an / meinet anders nicht / dann
er
es waren ſolche Leuth / in maſſen er war bered wor-
den . Da er nun lang beym Offen geſtanden hette /
vnd allweg ſtill ſchweige / fragt jhn der Doctor / wz
er guts braͤchte ? Er antwortet nichts / ſondern
ſchaͤmt ſich zog einmahl den Huet ab / dann ſetzt er jn
wider auff / einmahl kratzet er ſich auff dem Kopff /
den laß er die Federn auff dem Huet ab / einmahl
ſtreichlet er den Bart / den ſchabt er an henden / jtzt
reibt er ſich an der Stirn / dan hat er andere ſeitzam
geberden an ſich . Der Doctor verwundert ſich vber
den Menſchen / daß er ſo ſtill war / ſagt / nicht ſchaͤ-
met euch / ſagt frey heraus / was begert jhr ? Der
Schaͤffer dacht / ich darff nun lenger nit ſchweigen /
gehet bey den Tiſch / vnd legt jhm ein golt guͤlden
dar . Der Doctor fragt / warumb er den darlege ?
Der Schaͤffer zeigt auff ſeiner Tochter ein / die am
ſchoͤnſten war / vnd ſagt / daß ich mit der moͤge / ꝛc .
Der Doctor fragt ferner / was ſoll ſie dan / das jhr
mit jhr moͤget ? Er ſprach / daß ich dort auff dem
Sitzbeth moͤge bey jhr ſchlaffen . Daruͤber wird der
Doctor ſo grimmig / daß er ſich nicht ſtellet als ob
er zornig ſondern vnſinnig vnnd tobent were / lieff
auff jhn zu / wirfft jhn auff die Erden / vnnd trit jhn
mit Fuͤſſen . Die Fraw / die Toͤchter vnd Maͤgd lauf
fen mit den Roͤcken auch hinzu / vnnd decken in red-
lich . Da er nun wol abgettucknet worden / nimpt ju
der Doctor / vnd wirfft ihn die Stigen hinvnder .
Da wird jhm auch kein ſeyden geſponnen / dann die
Mutter / Toͤchter vnnd Magd lauffen jhm nach /
ſchlagen jhn im Hauß vnd vorn in der thuͤr dermaſ-
ſen / daß jhm nach Gott wehe wird / vnder deß daß
diß geſchihet / kompt des Doctores diener / welchen
ſein Herꝛ zu einem vom Adel in der naͤhe geſchickt
hatte / vnnd ſihet dieſen lermen / forcht ſie ſchluͤgen
jhn Todt / nimpt jhn hinweg / gibt jhm etlich Maul-
ſchellen / vnd ſtoͤſt jhn zum Hauß hinauß . Der
Schaͤffer
Schaͤffer geht ſo balt zu einem Balbirer / vnnd leſt
ſich verbinden / dan er hat etlich wunden bekommen /
Beim Balbirer beklagt er ſich hoch / wie der H. wirt
ſein Weib / vnd die H. ſo boͤſe vnfreundlich Leuth
waren / ſchwur endlich hoch vnd thewr / er woͤll ſein
Lebenlang nimmermehr in ein ſolch Hauß kom-
men / ſondern ſolche loſe Baͤlg an jhren orthen blei-
ben laſſen . Daher war ab zu nehmen / daß der Arm
Teuffel nit mercket / daß er war geaͤffet vnd betro-
gen worden . Sonderlich aber ſagt vnnd beklagt er :
Es thaͤten jm die Schlaͤge nit ſo wehe / als daß er
einen ſolchen ſchoͤnen alten goltguͤlden vnd den Huet
mit dem ſchoͤnen Fetter buſch vergeblich vnnd vmb
ſonſt hat hinder ſich gelaſſen : Endlich troͤſtet er ſich
ſelbſt wider / vnd ſprach : Hin iſt hin .
CCCXLV . Von einem Doctore in
der Artzney .
Z V einem Doctor der Artzney kompt eines
Bawern Weib / vnnd bitt jhn vmb Gottes
willen / er ſolt doch ſo balt mit jhr heim zihen /
dan ſie hab daheim ein ſehr Krancke Kuhe /
vnnd wolte jhr helffen . Der Doctor weiß nicht /
ob es die Bewrin ſchertzweiß / oder auß einfalt thue /
oder ob ſie ſeiner ſpotte / derwegen wird ehr ſehr
zornig / vnnd fehrt ſie hart mit dieſen worten an :
Duncket dich / ich ſey ein ſolcher Mann / daß du
meiner ſpotten / vnnd dich mit mir viel Kitzeln moͤ-
geſt ? du Balck / Pack dich geſchwind auß meinem
Hauß / dann ich hab nicht gelernet den Kuͤhen Artz-
ney zu geben / ſondern den Menſchen . Derwegen
gehe hin zu einer alten Zauberin oder Hexin / oder
zu deinem Kuͤhe hirten / dieſelbe koͤnnen am beſten
den Kůhen helffen . Die Bewrin ward vber des
Doctors
Doctors harte wort auch vnwillig vnnd ſprach :
konnt jhr meiner Kuhe kein Artzney machen / ſo will
ich euch meinen Leib nimmermehr vertrawen / ge-
het damit auß dem Haus / ſagt allenthalben / der
Doctor koñe nit einer Kuhe helffen / woͤll geſchwei-
gen / einem Menſchen / hielt derwegen die Herꝛn in
der Statt fuͤr Narꝛen / daß ſie ſolchem vnge-
ſchickten vnd vnerfahrnen Man in Artzney vnder-
haltung geben moͤchten .
CCCXLVI . Von einem Fuͤrſten vnd
Superintendenten .
E Jn Fuͤrſt in Teutſchland ward berichtet /
daß der Superintendens einen ſtudenten
auff einen Pfarꝛdinſt geſetzet hette / nit daß
er jhn vor andern tuͤchtig hierzu geachtet /
ſondern daß er mit Gelt ware geſtochen worden /
derwegen gab er den Superintendenten vber dem
eſſen einen ſolchen ſtich : vnd ſpricht . Jch halt dafuͤr /
einen Keyſer zuer wehlen nehme nit ſo gros muͤhe /
als einen Dorff Prieſter an zu ordnen . Dan wann
man einen Keyſer erwehlet / braucht man his zu ſie-
ben Churfuͤrſten : Da aber will einer ein Dorff Prie-
ſter werden / der kan ſolches nit erlangen / er hab dan
zehen Churfuͤrſten bey ihm / diß red er auff des Su-
perintendenten Kramerey / dan er hat zehen Reichs
thaler geſchenckt genommen / den ſtudenten auff die
Pfarꝛ geſetzt / vnnd dagegen einen andern daneben
hingehen laſſen / deres dem Eſel an geſchicklichkeit /
ehrlichem wandel / vnnd gaben zu Predigen weit zu-
vor thaͤte / welches dan die zehen Churfuͤrſten /
die er bey ſich hatte / zu wegen ge-
bracht haben .
Von
CCCXLVII . Von Johan Schwer-
ter einem Steinmetzen auß dem
Schweitzerland .
J M Jahr 1556 . ließ der Durchleuchtig
hochgeborn Fuͤrſt vnd Herꝛ / Herꝛ Philips
Lãdgraff zu Heſſen ꝛc. Hochſeliger gedaͤcht-
nus / einen Baw zu Caſſel an dem Schloß
vom grund abbrechen / vnd wider new auff bawen .
Hierzu kamen von allen orthen her trefflich viel
Steinmetzen / vnder denen war einer / mit Namen
Johannes Schwerter ein Schweitzer / welcher ſich
zu Caſſel in die Ehe begab vnnd ſich in die Statt
Heußlichen nider ſchlug . Da nun Landgraff Wil-
helm Hochſeliger gedechtnis bey den werckmeiſtern
auff vnd ab ging / vnd dieſen Schwertens / der ſtarck
vnd gros von leib war / ſahe / fragt er jhn auß was
Lands art er were . Schwerter ſagt / Gnediger
Fuͤrſt vnd Herꝛ / ich bin ein Schweitzer . Weil nun
dem Fuͤrſten bewuſt war / daß die Schweitzer vie-
lerley Religion hetten / etliche die Papiſtiſche / etliche
aber derer reformiertẽ / fragt er den Schweitzer fer-
ner / wes Religion er were . Er antwortet / Gnedi-
ger Fuͤrſt vnd Herꝛ / ich bin nicht mit einer Religion
zu frieden / ſondern ich bin dreyen zu gleich verwand
vnnd zugethan / als nemblich der Papiſtiſchen / der
Lutheriſchen / wie auch der Zwingliſchen . Dann
weil ich gern muͤſſig gehe / ſo weich ich von der Pa-
piſtiſchẽ nit gern eines fingers breit / ſondern will ſie
biß an das end meines lebens halten / vnnd jhr bey-
pflichten / ſintemal ſie vnſerm můſſ ggang gar fein
die Hand beut / vnnd vnſer traͤgheit artig beſchonet /
in dem ſie vnzehlich viel Feyertag ſetzet / da durch
wir der Arbeit vberhaben werden / da wir ſonſten
ſchwerlich
ſchwerlich hetten arbeiten muͤſſen . Die Lutheriſche
Religion gefelt mir auch vber die maſſen wol / weil
dieſelbe einem jedẽ zuleſſet / daß er mag fleiſſig eſſen /
daß man dan mit einem geringern kauffen kan / als
Fiſch / vnd muſte ich offtmals gewaͤrmet mueß / oder
das trucken Brot eſſen / wan nur das Fleiſch ver-
botten were . So bin ich auch der Caluiniſchen Re-
ligion ſehr guͤnſtig / hab mich auch der gantz vnd gar
ergeben / weil die mit wenigen feyertagen zu frieden
iſt / dan ſolche treibt mich / der ich die Arbeit zu viel
meide / das ich fleiſſig arbeiten muß / wo ich das nit
thete / muſt ich offt mit guten zaͤhnen vbel eſſen . Diß
antwort nahm der trefflich vnd hochberuͤmbde Fuͤrſt
nit in vngnaden auff / ſondern hatt einen gefallen
dran / vnd hieß jhn in ſeiner arbeit vortfahren .
CCCXLIIX . Von Hertzog Fride-
rich Churfuͤrſt zu Sachſen .
N Ach dem einsmals Hertzog Friderich zu
Sachſen / Churfuͤrſt / ꝛc. einen mißverſtãd
ha tte gegen die Statt Erfurth / regt der
Adel an / jhre Churfuͤrſtlichen G. ſoltẽ der
Statt Krieg zu fuͤgen vnd ſie einnehmen / welche ſie
dan erobern loͤñen / wo ſich nur fuͤnff man in gefahr
des lebens geben wuͤrden . Der fromme Fuͤrſt ſagt :
Es were viel zu viel / wann ſolche Belegerung nur
einen man koſten wuͤrde .
Luther. Tom. 10. Wittemb pag. 220 .
CCCXLIX . Von Philippo Koͤnig
in Macedonien .
A Vff den tag / an welchẽ Alexander Magnus
geborn iſt / ſind ſeinem Vatter Phi-
ippo drey gluͤckſelige zeitung kommen . Die
C c erſte
erſte war von Alexandri geburt / welche zeitung jhm
ſehr lieb war . Die ander von dẽ Sieg Parmenionis .
Die dritte / von einem Wettlauffenden Pferd / wel-
ches auff dem Jaͤhrlichen Feſt ſo ſie Jovi Olympi-
co zu ehren angeſtellt hatten / darauff den ſonderlich
Schaw ſpiel / wunderbariiche kuͤnſte / Kampff vnd
dergleichen gehalten vnd geſehen wurden / den Sieg
erlanget . Da nun dieſe drey zeitũg jm zu gleich auff
einen tag kommen / ſoll er geſagt haben : O lieber
Gott / gib mir vor dieſe groſſe Gutthaten ein klei-
nes vngluͤck / damit wolt er andeuten / das Gluͤck ſey
vnbeſtendig / vnd kom gemeinlich auff freud wider-
vmb leydt / vnd wenn es gleich offt vmb den Men-
ſchẽ ſehr wol ſtehe / ſo gehe es doch bißweilen zu vn-
derſt vnd oberſt / wan Gott die Hand abwẽde . Her-
gegen / wo Gott ſein gnad vnd ſegen gebe / da werden
auch kleine ding gros . Dann GOtt kan kleine ding
gros / vnd groſſe ding klein machen . Daher ſoll man
zu zeitẽ des gluͤcks nit ſtoltziren / weil man vielmals
nit weiß / was der ſpaͤtte Abend bringt / wie daſſelb
auch Ambroſius lehret / da er ſagt : Wo iſt ein weiſer
der da nit wiſſe / daß der Menſchen haͤndel auff ei-
ner Kugel ſtehen / ſintemal ſie nicht allweg einerley
außgang haben / ſondern derſelbe bißweilen veraͤn-
dert wird . D Victorin . Strig . in comment . in li. Tuſ-
cul. pag. 452 & 453 .
CCCL . Von einem Metziger .
F Vr etlichẽ wenigẽ Jaren war ein Metzi-
ger zu Roſtoch / der ließ ſich kein muͤhe
n och Arbeit trawren / wan er wuſte einen
fenning zu verdienen . Da er nun auff dz
kam / ſagt er in Saͤchſiſcher ſprach .
Ja ja wol geront vnd gereden /
Nach einem Lacken vnd vjer breden /
Wolt
Wolt damit zu verſtehen geben / daß er von all
dem gut / ſo er durch ſein lauffen vnd rennen zuwe-
gen gebracht hette / nur ein Leylach / darin ſein Leich
nam genehet / vnd einen Sarck von vier thielen be-
kommen wuͤrde .
Simon Pauli 1 Poſt ſu. part. pag. 261.
CCCLI . Von einem Bawern vnd
Teuffel .
E Jn Bawersman iſt ſehr ſchwach / da er nũ
in tods noͤthen ligt / erſcheint jm ď boͤſe feind
in eines groſſen manns geſtalt / mit groſſen
gluͤenden Augen / vnd red jn alſo an : Du
muſt jtzt ſterbẽ . Weil ich dan weiß / daß du vnzehlich
viel Suͤnd begangen / ſo will ich dieſelb all auff zeich-
nen : zeugt damit ein dintenfaß vnnd papyr herauß /
ſitzt bey den Tiſch / wie ein ſchreiber . Der Bawr ant-
wortet vnverzagt : Jch weiß gewiß / vñ kan nit leug-
nen / daß ich mich mit allerhand ſuͤnden beflecket ha-
be . Dagegen aber ſo weiß ich auch dz / daß all mein e
Suͤnde durch dz bitter leidẽ vnd ſterben Jeſu Chri-
ſti außgeleſchet vnd bezalet ſind / vnd daß er mittler
iſt / vmb welches willen der Himliche Vatter mich
zu gnaden genommen hat . So du nun meine Suͤn-
de all mit einander wilt auff zeichnen / ſo will ich dir
ſie vnbeſch wert erzehlen . Fang deswegen alſo an zu
ſchreiben : All vnſer Gerechtigkeit iſt wie ein vn-
ſaubers tuch . Eſ. 64. Diß ſchreib der Helliſche
Geiſt ſo balt auff / hielt an bey dem krancken / daß er
ſolt fortfahren . Der kranck ſagt ferner : Du aber le-
bendiger vnd barmhertziger Gott haſt geſagt : Jch /
ich tilge dein Miſſethat / vnd will deiner vbertret-
tung nicht mehr gedencken . Zu dem ſo haſtu vns
auch das verheiſſen : Vnd wen ewer ſuͤnd gleich blut
roth iſt / ſo ſoll ſie doch Schnee weiß werden / vnnd
wen ſie gleich wie Roſin Farb iſt / ſo ſoll ſie doch
C c ij wie
wie wol werden . Dieſe wort wolt der Teuffel nicht
ſchreiben / hielt abermals beim Teuffel an / daß er
woͤll fortfahren / wie er angefangẽ hette . Der krãck
antwortet jhm mit vnverzagtem tapfferm gemuͤth :
Gottes Sohn iſt erſchienen / daß er des Teuffels
werck zerſtoͤre / hierauff verſchwind er ſo bald . Der
kranck aber ſtarb in beſtendigẽ glauben daruff .
CCCLII . Von einem Dorffprieſter .
A Vff das Oſterfeſt hielt ein Dorff Prieſter das
Abendmal des Herꝛn / wie ers dan auch damals
ſelbſt empfing . Da er nun den Becher ſchier all auß-
geſoffen / rumpflet er die Stirn / kehrt ſich zũ Gloͤck-
ner vnd ſagt : Opfferman / wo haſtu den Wein geho-
let ? Dz iſt warlich ein ſchlimmer Wein / iſt kaum ei-
ner ſchlehen wert ? Der Gloͤckner ſagt / ich hab jn zu
N. geholet . Der Pfarherꝛ ſagt : Ein Hundtsf . auff
deine Naſen : Konteſtu jhn nit zu N. holen / da iſt er
leiden gut / ich ſoff geſtern einen guten Rauſch dar-
an . War das nit ein feines lobwuͤrdiges ding von
dieſem Prieſter / daß er nach entpfangenem Abend-
mal des Herꝛn / ehe er auch Gott gedancket / von gu-
tem Wein redet / vnd ſich ruͤhmet / wo er ſich den vo-
rigen tag voll geſoffen / vnd doch nichts deſto weni-
ger damals zum Abendmal des Herꝛn kam . Wie er
ſich auff die Buß nach des Apoſtels Pauli ver-
mahnung preparirt vñ gefaſt gemacht habe / kan ein
jeder leichtlich erachten .
CCCLIII . Von einem andern Prieſter .
E Jn ander Prieſter zog auff einen Samb-
ſtag in die Statt / welche nechſt bey ſeinem
Flecken lag / bracht die gantze Nacht mit
freſſen / ſauffen vnnd ſpielen zu . Des Mor-
gens / als es anfing tag zu werden / ſagten jhm ſei-
ne zechbruͤder / wie es Sontag were / des wegen ſo
wird
wird er Predigen muͤſſen . Er ſtehet ſo balt auff /
ſagt ſeinen zechbruͤdern gute nacht / vnd macht ſich
heimzu . Als er nun in die Kirchen vnnd auff den
Predigtſtuel kã / vermahnet er ſeine zuhoͤrer / ſie ſol-
ten GOtt den Allmechtigen anruffen / daß er gnad
vnd ſeinen H. Geiſt verleihen woͤlle / damit er das
wort Gottes recht lehren / ſie aber ſolches wol ler-
nen vnd behalten moͤgen . Da er diß geſagt / kniet er
nider / ruͤfft Gott mit ſolcher andacht an / daß er mit-
ten im Gebett entſchlaffet . Nach dem er nun vber
die zeit auff ſeinen Knien ſaß / vnd nicht auff ſtunde /
fiel es dem Gloͤckner ein / daß er wuͤrde entſchlaffen
ſeyn / ſchuͤttelt jhn hin vnnd her / biß er jhn erwecket .
Der Prieſter meinet / er ſaͤß vnder ſeinen zechbruͤ-
dern / rufft mit lauter ſtimm : Juch / juch / Gruͤn iſt
gewehlet / daß es durch die Kirchen ſchal . Vber diß
juchzen lachen etliche / etliche wurden auch vnwillig
drůber . Endlich fengt er an zu Predigen . Was fuͤr
ein herꝛliche vnd lehrhaffte Predigt er wird gethan
haben / kan ein jeder ſchlieſſen . Jn kurtzer zeit wird
der Prieſter ſeines dienſtes entſetzet / dieweil die
Herꝛn Raͤthe vnnd Superintendentes ſahen / daß
kein ſtraffens an jhm frucht ſchaffen wolte / vnnd ob
man jhm gleich lang viel ein redt / vnd mit dem ge-
fengnuß ſtraffte / ſo bleib er doch allweg auff ſeinem
verkehrten weg . Als er nũ / wie gemelt / des dienſtes
entſetzet worden / begibt er ſich auff das fuͤrſprechen /
vnd ſuchet ſeine Nahrung hiemit . Da er aber in dz
hohe Alter kam / ging er bettlen / nahm auch mit / wz
er tragen konnte . Welches / als es fuͤr die Raͤthe
vnd Superintendenten kam / wart er in einen Spi-
thal gefuͤhrt . Der Boͤſewicht wer werth geweſen /
daß man jn het hungers ſterben laſſen /
weil er ſein Leben ſo vbel ange-
leget hatte .
Cc iij Von
CCCLIV . Von einem Studenten .
N Ach dem ein ſtudent lange zeit zu Straß-
burg ſtudirt gehabt / felt er daſelbſt in das
reytaͤgige Feber / damit er ſich bey ſeinen
Eltern deſto beſſer durch die Ertzte moͤch
te Curiren laſſen . Da es vngefehr nach dreyẽ Mo-
naten mit jhm beſſer wordeu war / gieng er auff der
Artzten Rath ins Bad . Wie wol er nũ lang in der
Badſtuben ſaß / wolt doch kein Schweiß kommen /
alſo gibt jm der Bader den Rath / er ſolt ſich bey den
Offen ſetzen / da er das thut / gehen die Schweißloͤ-
cher ſo balt auff / vnd geben einen vnſeglichen hauf-
fẽ Schweis von ſich / weil er aber wegen ď ſchwach-
heit / die er kurtzlich gehabt / noch matt / die hitz aber
gros war / forcht er / er moͤchte in ohnmacht fallen .
Derhalben / damit er nit ploͤtzlich vmbfiel / gehet er
vom Offen ins Haus / legt ſich daſelbſt auff den Ru-
cken / vnd ſtieß die Haͤnde vnd ern Kopff / die Bein a-
ber hielt er alſo vber ſich / daß die Solen auff dem
Eſterich ſtunden . Jn dem er alſo liget / gehet ein
Badermagd in die Badſtub / trug in beyden Haͤndẽ
Eymer mit Waſſer / in deren einem war kalt / in dem
andern aber heiß Waſſer . Als ſie den Jungen Ge-
ſellen alſo ligen ſahe / vnd wahr nahme / daß er nit al-
lein bleich war ſondern auch die Augen zu hielte /
forcht ſie / er were ohnmacht worden / will jhn laben
erwiſchet den Eymer / da das heiß Waſſer in war /
gieng bey den Jungen Geſellen / vnd ſchuͤt jm damit
zum erſtenmahl an das heimlich orth / dan das Ni-
derkleid war hin weg gewichen / wolt daſſelb am er-
ſten erkuͤhlẽ . Der Jung Geſell ſpringt von ſtund an
auff die Fuͤß / laufft hin vnd wider / als ob er vnſiñig
wer / fiel darnach fůr ſich auff das Angeſicht / wel-
tzet ſich elendiglich im Koth / die andern / ſo im Bad
ſaſſen lachten zum theil / zum theil hatten ſie auch
mit
mit leiden mit jm / wegen ſeines groſſen vnfals . Der
Bader heiſſet die Badermagd ſich geſchwind packẽ /
fuhret darnach den Jungen Geſellen in die ſtuben /
da die Leuth / ſo baden / ſich pflegten auß vnd anzu-
zihen / waͤſcht jhn daſelbſten / vnd thut jhm das Ni-
derkleid ab : D z daſſelb geſchehen / ſihet er / wie jaͤ-
merlich der gut Geſell war zu gericht worden / wi-
ckelt jhn deswegen in friſche leilachen / vnd laͤſt jn in
ſeines Vatters Hauß tragen . Wie hefftig ſeine lie-
be fromme Eltern vber jhres frommen Sohns vn-
gluͤck erſchrocken ſind / iſt leichtlich zuermeſſen . Der
Vatter ſaß ſo balt auff ein Pferdt / reittet in die
Statt / vnd holet des Fuͤrſten Balbirer . Des Jun-
gen Geſellen Schweſterlein / ſo auff der Gaſſeu ge-
ſpielet hatte / vnnd nichts jhrer Jugent halben ver-
ſtunde noch auch wuſte / in was vngluͤck vnd ſchadẽ
der Bruder kommen war / gieng bey das Bett / gab
jm die Hand vnd ſagt / Bruder Hans / Gott geſegne
dir das Bad . Der Bruder antwortet jr mit weinẽ-
den Augen . O mein liebes Schweſterlein / O mein
liebes hertzelein / das Bad iſt mir warlich vbel ge-
ſegnet . Es iſt mir nit wol bekommen / ich trag leider
die vorſorg / ich werd die Erd darůber kawen muͤſſẽ .
Diß ſagten auch ander Leuth mehr . Aber der liebe
Gott / der ſeines dienſtes in der Chriſtlichen Kir-
chen brauchen wolte / verhuͤtet es gnediglich . Des
morgens fruͤhe den andern tag kam der Vatter mit
dem wundt Artzt / der kehrt groſſen fleiß an / braucht
allerhand mittel / das er jnnerhalb ſechß wochen wi-
der geſund wird / aber doch zu Ehel i chen wercken
ward er vntuͤchtig . Daher er dan ſein
lebenlang vnverheurathet
bliebe .
Cc iiijVon
CCCLV . Von einem Papegey .
Z V Rom war ein Cardinal Aſcanius genant
der kaufft einen Papegey fuͤr hundert golt-
guͤlden / der konnt den Chriſtlichen Glauben
von wort zu wort an einem ſtuͤck ſo fertig da-
her erzehlen / als ob es jrgent ein gelerter Mann
were .
Cælius Ca’ cagninus Rodingius .
CCCLVI . Von einem an-
dern .
K Oenig Henrich 8. Jn Engellandt hat ei-
nen Papegey gehabt / welcher auff ein zeit
vom Schloß ins bey her fliſſende Waſſer
Thamaſin gefallen / da er nun in gefahr
war / rieff er A botta / bott fuͤr twentze pondi / das iſt /
ein nachen / ein nachen fůr zwantzig guͤlden / vnnd
diß hatte er vielmals von denen gehoͤrt / welche auff
dem Waſſer in gefahr kommen / vnnd vmb huͤlff ge-
ruffen hatten . Der ferg fuhr mit einem Nachen ge-
ſchwind herzu / vnd bracht jhn dem Koͤnig / verhofft
ſo viel zubekommen / als jhm der Vogel zu geſagt
hette . Der Koͤnig ſagt / er ſolt den Vogel wider
fragen / was er dan verheiſſen wůrde / das wolt er
jhm geben / das gefelt dem Schergen / fragt jn noch
ein mahl : Der Vogel antwortet : gibe the
Knabe a grott / das iſt / geb dem ſchel-
men einen groſchen .
Von
CCCLVII . Von Nachtigallen .
A Vff dem Reichstag zu Regenſpurg im Jar
Chriſti 1546 . hat der Wirth zur Guͤlden-
Cronen drey Nachtigalln in vnderſchiedli-
chen Koͤrben gehabt / welche bedeckt geweſen :
Dieſelbe haben nach Mitternacht / wann es gar
ſtill war / ( wie dann daſſelb ein vornemer Mann /
ſo Schwachheit halben nicht ſchlaffen koͤnnen / ob-
ſeri v iret / vnd Herrn Conrado Geſnero faſt mit die-
ſen Worten zu geſchrieben / an ſtate daß ſie ſonſt
vmb einander ſingen / vnd gleichſam auff einander
eyffern / redten dieſe in Teutſcher ſprach mit einan-
der / anders nicht / als ob ſie es den Menſchen im
reden wolten nach thun : Vnnd namen fuͤr / was die
Gaͤſt faſt den gantzen tag in der Herberg mit ein-
ander geſchwetzt hatten . Sonderlich waren zwo /
die kondten es gar artig treffen / die ſaſſen vber ze-
hen Schuh weit nicht von einander : Die dritt war
ſo weit / daß ſie der ſchwache damals nicht recht hat
h oͤ ren koͤnnen . Die zwo haben allweg einander zu
reden angereitzet / doch hat keine der andern in jhr
Stimm gefallen / ſondern es hat eine vmb die an-
der geredt : Ohn das / was die Gaͤſte mit einander
geredt hatten / erzehlten ſie einander zwo Hiſtorien
weitlaͤufftig / damit ſie faſt die nacht zubracht ha-
ben / biß an den morgen / daß die Leut auffgeſtan-
den / vnd allerhand tumult vnnd gereuſch ſich erha-
ben / vnnd ſolches geſchahe nach jhrer natuͤrlichen
Sing art / vnnd mit verdrehung der Wort / daß es
niemand an den Thierlein in acht nemen kondte / er
hatte dann gar eigentlich acht darauff . Der ſchwa-
che fragt auch den Wirth / ob jrgendt jhr Zungen
mit einem Scheermeſſer ſeyen geloͤſt / oder ob ſie
zum reden ſeyen gewehnet worden ? Er antwortet
gar nicht . Der Schwache fragt ferrner / ob er dann
C c v auch
auch jemals diß het in acht genommen / oder ob er
auch verſtuͤnde / was ſie deß nachts zu ſingen pfleg-
ten ? Er verneinets auch . Deßgleichẽ thet das gantz
Haußgeſind . Der ſchwach aber / ſo die gantze nacht
auß ſchwachheit deß Steins nit ſchlaffen koͤnnen /
hoͤret mit fleiß / wie ſie mit ſonderlichem eiffer ein-
ander zum Geſpraͤch vermahneten .
Die erſte Hiſtorien war von einem Schenck /
vnd ſeinem Weib / welche jrem Mann / ſo in Krieg
zu ziehen begeret / nicht folgen wollen . Der Mann
zwar hat ſie bereden woͤllẽ / wie es ſo ſtattlich Beut
gebe / wolten die Herberg vnd Dienſt fahren laſſen /
vnd in Krieg ſich begeben . Das Weib aber hat ge-
antwortet / ſie wolt jm nicht folgen / ſondern entwe-
der zu Regenſpurg bleiben / oder nach Nuͤrnberg
ziehen . Auff beyden ſeiten haben ſie ſich lang ge-
zaucket : Doch ( wie die Voͤgel vnder einander ge-
redt ) hat niemandts weder der Herr noch ſonſt ein
einiger Menſch vmb diß Geſpraͤch gewuſt . Da ſie
vnder dem zancken jrgendt ein vnuerſchaͤmt Wort
geredt hatten / das verriethen ſie auch / als die vnder
chrlichen vnd vnehrlichen Worten kein vnderſcheid
wuſten . Dieſen zanck vnnd zwiſpalt widerholeten
dieſe Thierlein offt / daher der ſchwach abnam / daß
es alles war were / vnd daß ſie fleiſſig nachgeſoñen /
wie alles ergangen were . Die ander Hiſtorien war
von dem vorſtehenden Krieg der Proteſtirenden /
vñ war diß jr Geſpraͤch gleichſam ein Weiſſagung :
Dann was ſich faſt hiemit in kurtzem begeben hat /
dz haben ſie damals ein ander erzehlet . Auch miſch-
ten ſie darunder / was ſich mit dem Hertzogen zu
Braunſchweig verloffen . Der ſchwache hielt da-
fuͤr / alles was ſie damals mit einander geredt / das
haben ſie jrgend von etlicher Hauptleut heimlichem
Geſpraͤch / welches ſie in dieſer Herberg moͤchten ge-
halten / obſeruirt vnnd behalten haben . Vnnd diß
trieben
trieben ſie an nach Mitternacht . Deß tags aber
ſchwigen ſie meiſten theils ſtill / alſo / daß ſichs an-
ſehen ließ / ſie geben nur acht darauff / was die Gaͤſt
mit einander redten / vnd bildeten jhnen daſſelb eyn .
Man ſolte wol Plinio nicht glauben / welcher viel
wunderbarliche ding von ſolchen Voͤgelein ſchrei-
bet / wann nicht vorneme Leut zu dieſen vnſern zei-
ren dergleiche ding ſelbſt geſehen vnd gehoͤrt hetten .
D. Conrad . Geſner. lib. 3. hiſt auium : & Mi-
chael Neand . in Phyſ pag. 426 .
CCCLVIII . Von einem Kampff zwi-
ſchen einem Hecht vnnd Froſch / ein
denckwuͤrdig Hiſtorien .
D Vbrauius erzehlet ein wunderbar vnnd
luſtig Spectacul / ſo er vnd Stantslaus
Turzo im graben bey dem Schloß Cre-
neſirien geſehẽ habẽ . Am Vfer deß Gra-
bens / ſpricht er / lag ein Froſch / ſo mit dem Hecht im
haß lebet : Das mercket der Hecht / macht ſich herzu /
vnd ſchlug das Waſſer mit dem Schwantz hin vñ
her / damit er an das ort / dahin ſich der Froſch ver-
borgen hatte / deſto leichtlicher kom̃en moͤchte . Der
Forſch wolt gute gelegenheit nit verſaͤumẽ / ſondern
ſahe / wie er mit vortheil auff den Hecht kommen
moͤchte / bließ die Backen vor zorn auff / vnd ſprang
jm eylends auff den Kopff / breitet ſich mit den Fuͤſ-
ſen auß / vnd vmbfaſſet jhm damit die Stirn / greiff
ſonderlich in die Augen / vnd truckt jhm dar ein das
zarte vnd helke . Der Hecht ſchwim̃et fuͤr ſchmertzen
das Waſſer auff vnd ab / erreget Wellen vmb ſich /
bald ſchwemmet er rund vmb vñ vmb / dañ kroch er
in das Rohr vnd lange Graß / ſo am Vfer ſtunde /
vñ ſucht wz / daran er ſich reiben vñ den vnuerſoͤhn-
lichen Feind auff der Stirnen abſchuͤttern moͤchte .
Aber/
Aber / es war alles vergebens / dann der Froſch
hielt ſich feſt an die Stirn / vñ zog alſo ſeinen Ver-
folg er zur ſtraff / biß er endlich kꝛafftloß nider ſanck /
vnd ſich auff den grund ſetzte . Die beyde angedeute
Maͤnner ſahen jhnen nach / vnnd werden gewahr /
daß der Froſch ſo bald wider auff das Waſſer ſich
begibt / frolocket wie die / ſo den Sieg im Krieg er-
langet / wancket / vnd begab ſich wider in ſein Woh-
nung . Thurzo leſt die Fiſcher ſo bald den Hecht ſu-
chen / welchen ſie dann mit dem Garn finden : Sie
forſ c hen / was doch der Froſch damit vorgehabt /
daß er jhn vnder das Waſſer gedauckt : Da befin-
den ſie mit verwunderung / daß der Hecht beyder
Augen beraubet worden . Die Fiſcher ſagten / ſie
dorfften ſich nicht hieruͤber verwundern / dann ſie
h a tten ſolche Kaͤmpff vielmals geſehen / hetten auch
vielmals Hecht antroffen / welche die Froͤſch blind
gemacht hatten . Weil ſie dann wegen jhrer Blind-
heit nicht mehr den Fiſch nachſtellen vnnd fangen
koͤndten / ſo muſten ſie ſich vnden mit dem rohen
Sand fuͤllen vnd ſettigen .
Idem ibidem pag. 38.
CCCLIX . Von der Storcken
Keuſchheit .
E Jn Storck als er vmbher floge / ſpeiß ſei-
nen Jungen zu holen : Da hat vnder deß
das Weiblein mit einem andern Storcken
zu ſchaffen : Damit es aber das Maͤnnlein
nicht mercken moͤchte / fleugt es allweg / hernacher
vber den Brunnen / vnnd badet ſich / wolt alſo ſeine
Suͤnd verhoͤlen / biß es endlich der Wirth in acht
nimpt / vnnd das Weiblein nicht bey den Brunnen
laſſen / noch auch ſich ſonſt zu baden geſtatten wil .
Da nun das Maͤnnlein deß Ehebruchs jñen wirt /
nimpt
Nimpt er ſich nichts an / leſt aber doch nichts de-
ſtoweniger das Weiblein den Jungen allein ſpeiß
zu fuͤhren / biß ſie erwachſen / das Maͤnnlein aber
hilfft jhm nichts . Endlich / da ſie im Herbſt hinweg
fliehen wollen / bringt das Maͤnnlein einen groͤſ-
ſen hauffen Storck mit ſich / welche er auß den
Staͤdten vnd Doͤrffern zu ſamen bracht hatte / vnd
ließ das Weiblein zerreiſſen . Nach dieſem fleugt
das Maͤnnlein mit den andern Storcken in frem-
de Laͤnder . Idem ibid. pag. 416 Solches ſoll ſich un
Dorff Tengen im Hertzogthumb Beyern / vnder
Hertzog Humberto zugetragen haben / wie Auenti-
nus mel det .
CCCLX . Wie vbel ſich Stoͤrck gegen
jhre Mutter zu Jllfeld gehalten
haben .
A Riſtophanes vnnd andere haben viel geſchrie-
ben / wie froͤmblich ſich die Stoͤrck gegen jhre
Eltern halten ſollen . Man hat aber im Jahr 1582 .
das Gegenſpiel geſehen zu Jlfeld / da dann Jungen /
ſo das vorige Jar wol erzogen worden / vnnd den
Fruͤling wider kommen / mit jhrer Mutter / ſo drey
Eyer gelegt / vnnd gebruͤtet / einen groſſen ſtreit an-
gefangen / haben ſie auß dem Neſt geſtoſſen / die
Eyer auſz dem Neſt geworffen / vnnd andere drey
Eyer darein geleget . Darauſz dann zu ſeiner zeit
Jungen kommen / welche ſie nachmals mit ſich in
frembd Laͤnder genommen / damit dieſelbe jn auffs
kuͤnfftig gleichen lohn geben moͤchten : Dann wie
mann ſeet / alſo erndet man auch .
Idem ibid. pag. 417.
Von
CCCLXI . Von einem Frantzoſen .
A N einem Fuͤrſtlichen Hoff war ein Fran-
tzoß / Gabriel genandt / der verlohr einmal
deß nachts ſehr viel Gelt mit ſpielen / darauff
ſagt er zu ſeinen Mitſpielern alſo : Man helt
den vnnd den vor einen hochuerſtendigen weiſen
Mann / deßwegen wil ich jhn auch verſuchen / was
ſeine Weißheit vermag / gehet zu jhm / vnd redt jhn
alſo an : Herꝛ / ich weiß / daß jr ein verſtendiger Mañ
ſeyt / ſintemal jhr nicht allein das ſehet / das fuͤr euch
iſt / ſondern auch das / was kuͤnfftig kommen mag .
Nach dem mir dann dieſe nacht mein Kaſten auff-
gebrochen / vñ viel Gelt genommen worden / moͤcht
ich wol wiſſen / wer mir doch ſolchen ſchaden moͤch-
te gethan haben : Bitt euch auch nun / jhr woͤllet mir
anweiſung geben / wie ich ſolchen zu ſehen bekom-
men moͤge . Der gute Mann ſagt / ja / ich wil dir den
loſen Dieb zeigen / fuͤhrt jhn bey den Spiegel / vnnd
heiſſet jhn hien ein ſehen / ſagendt / da werde er den
Dieb eigentlich ſehen . Der Frantzos gedacht / er
wurde ſchon mercken / daß jhm das Gelt nicht ſey
geſtolen worden / ſondern daß ers werde verſpielet
haben / vnd daß er der loſe Dieb ſey / welcher / in dem
er ander Gelt begeret / ſeines verlohren habe . Ver-
wundert ſich vber dieſes Manns Weißheit / lobt
vnd preiſet dieſelbe hinfurter ſehr hoch .
CCCLXII . Von M. Petro V. ei-
nem Profeſſore .
A Lls dieſer Profeſſor im Liuio die Hiſtorien laß
von den Sabinen / wie ſie mit Gewalt weren
hinweg gefuͤhrt worden / ſagt er ſchertzweiß : Wer
ſich hie nicht wol nach einem ſchoͤnen vnd frommen
Weib het vmbgeſehen / ſondern ohn vnderſcheid die
nechſt angefallen / der hat entweder ein alt Haut /
oder
oder ſchnoͤd heßlich Huer bekommen . Dann ſolche
Rott pfleget auß vorwitz am meiſten den Schaw-
ſpielen vnd dergleichen dingen nachzulauffen .
CCCLXIII . Von Petro Martyre .
D A Petrus Martyr zu Rom geweſen /
meldet er / daß jhm eingefallen ſey der
Spruch Crateris . Derſelb / als er zu
Delphis in deß Apollinis Tempel geſe-
hen Phrynis der beruͤmbten Huren Bildnuß von
lauterm Golt / hat geſagt : Sihe / der Griechẽ frech-
heit Siegzeichen : Alſo / da er vernom̃en / wie koͤſtlich
die vnzuͤchtige Weiber daſelbſten halten vnd tꝛagen
ſolten / hat er geſagt : Sihe / der Baͤpſtiſchen Prela-
ten frechheit Siegzeichẽ . Derwegen woͤllen wir ſie
bleiben laſſen / vnnd vnns an Gottes Wort halten .
Mart. in iudic. cap. 16. pag. 157. fac. 1. circa finem .
CCCLXIV . Trias Romana
auff Teutſch .
D Rey ding haltẽ Rom in Wuͤrthen / Hei-
ligthumb / Bapſt vnd Ablaß .
Drey ding ſind koͤſtlich zu Rom /
Frawen / Roß vnd Brieffe .
Drey ding ſind wolfeyl zu Rom / Fieber / Peſti-
len tz / vnd arme Leut .
Drey ding bringt man gewoͤnlich von Rom / boͤß
Gewiſſen / boͤſen Magen / leren Seckel .
Drey ding ſind noth zu Rom ioncitanti , viel
Gelt / viel Vorſchrifft / viel luͤgen .
Drey ding find man zu Rom in allen Gaſſen / H.
ſtaͤtte / zerbrochene Seulen / vnd Putanas .
Drey ding hat Rom am meiſten / alte Thuͤrn /
vergiffte Wuͤrm / verwuͤſte Kirchen .
Drey ſind zu Rom nicht ſeltzam / Thewrung / boͤ-
ſe Lufft / vnd Vntrew .
Drey
Drey ding bringen einen jeden gen Rom / ge-
winn / wunder vnd freyheit .
Drey ding ſind im brauch zu Rom / fleiſchliche
wolluſt / koͤſtliche Kleidung / nieman d achten .
Drey ding ſind im Bann zu Rom / faſten / fey-
ren / warheit ſagen .
Drey ding ſind viel zu Rom / Eſelſchluͤff / tu-
chenfenſter / vnd zertheilte Hoſen .
Dreyerley falſche Fiſch gibt man zu Rom /
Froͤſch / Canker vnd Scorpion .
Drey ſind wol gekleidet zu Rom / Pfaffen /
Mauleſel vnd die H .
Drey ſind bloß zu Rom / Hoſen / Wammes /
vnd ides .
Drey ſind gemein zu Rom / reiten / durch gitter
ſehen / vnd Brieff tragen .
Drey thut das Volck zu Rom / Meß hoͤren /
Collation machen / ſchalatzen gan .
Drey jſſet die gemein zu Rom / Meneſter / Zwi-
feln vnd Knoblauch .
Drey ſind Kloſterſpeiß zu Rom / Salat / Pi-
tentzelein vnd Portie de vin .
Drey ſind ganghafftig zu Rom / allerley Volck /
allerley Muͤntz / allerley ſprach .
Drey ſind Buͤrger zum Rom / Simon / Judas /
populus Gomorræ .
Drey tragen mancherley Farben zu Rom /
Muͤnch / Frawen vnd Knecht .
Drey ſchaͤdlicher Schleiff hat ein jeder Cardi-
nal / am Mantel / am Geſind / am im tred .
Drey haben viel Franſen zu Rom / Manns-
guͤrtel / Walen Taſchen / vnd Roßzaͤume .
Drey ding wil jederman haben zu Rom / kurtze
Meſſen / gute Muͤntze / bon tempo .
Drey ding hat Rom vor aller Welt / alte Ge-
baͤw / Baͤbſt vnd Geitz .
Drey
Drey ding ſind thewer zu Rom / Ampter / recht /
vnd liebe .
Drey ding kuͤſſet man zu Rom / Haͤnde / Backen
vnd Altaria .
Drey ding ſihet man ſelten zu Rom / alt Golt /
Bapſt vnd humilitatem .
Drey ding ſind ohn zahl zu Rom / Schreiber /
Gufen vnd Pfaffen .
Drey ding fordern einen zu Rom / Geſchenck /
Gunſt vnd Gewalt .
Drey ding thut man nicht gern zu Rom / beten /
bezahlen / vnd weichen am weg .
Drey ſind verbotten zu tragen auß Rom / Hei-
ligthumb / Stein vnd Andacht .
Drey ding leuthen Glocken zu Rom / Palaſt /
Kuchen vnd Seumroß .
Drey ſind groß zu Rom / Herren / Schaͤlck vnnd
Stein .
Drey ding befeſtigen Rom / tieffe Graben / hohe
Thuͤrn / vnd gantze Mawren .
Drey zieren Rom / krumme Gaͤſſen / alte Fen-
ſter / kein Ordnung .
Drey ding glaubet Rom nicht faſt / der Seelen
vnſterblichkeit / der Todten Aufferſtehung / vnd die
Hell mit den Teuffeln .
Drey ſind zu wenig zu Rom / Biſchoffs Pal-
lium / Bapſt Monat / vnd Anathen .
Drey haſſet Rom / iu s patronatus , frey election ,
vnnd daß die Teutſchen noch einen Pfenning ha-
ben .
Drey ſind Rom erſchroͤcklich zu hoͤren / General
Concilien / Reformation / vnnd daß die Teutſchen
ſehent worden .
Drey ſind Rom leyd / der Fuͤrſten Einigkeit / deß
Volcks rechter Verſtand / vnnd daß jhr Kraͤmerey
erkandt wirdt .
D d Drey
Drey Rauber vber alle Rauber ſind zu Rom /
Pergamen / Wachs vnd Bley .
Drey weren Rom heylſam / der Fuͤrſten ernſt /
aller Chriſten Vngedult / vnd deß Tuͤrcken ſcharpf-
fe Ruthen .
Drey Werck der Barmhertzigkeit treibet Rom
vberauß / reiche Kloͤſter vñ Commenden verwuͤſtet /
alle weltliche Lehen vnd Stifft verderbt / vnnd mit
vntreglichen Geſetzen die Seelen verdampt .
Drey ſind klaͤglich vber Rom / daß der Floren-
tzer Sect die Chriſtenheit regieret / den Bapſt fuͤr
einen Kautz auffſetzen / vnd daß die Teutſchen gleu-
ben / daß der Tuͤrckiſch Krieg ein ernſt ſey .
Drey ſind zu Rom groß Suͤnde / Armuth /
For cht / Fromkeit .
Drey helffen den Leuten forth zu Rom / Gelt /
Kuͤnheit vnd Hoffart .
Drey lernet man zu Rom / nimmer Faſten / lu-
ruriren / vngehorſam .
Drey ſind / damit Rom alles vnder bringt / ge-
walt / fimulata fanctitas , vnd aſtutia .
Drey anſchlaͤg ſind zu Rom Gelt zu vber kom-
men / zug wider den Tuͤrcken / Ablaß / vnd Kirchen-
baw .
Drey laſſen zu Rom nit reden / Bapſt / Ablaß /
vnd eines jeden nuͤtzlich Boßheit .
Drey ding helt man fuͤr Warheit zu Rom / der
Roͤmer Heiligkeit / der Waren Weißheit / vnd der
Teutſchen Vnwitz .
Drey Waar ſind zu Rom / damit man handelt /
Chriſtus / geiſtliche Lehen / vnd Weiber .
Drey werdẽ Rom am beſten / der Geſetz minde-
rung / Empter Abgang / vnd gantze Vmbkehrung .
Drey haben diß geſchrieben / Ernſt / Noth vnnd
Warheit .
Drey ſollen einen jeden bewahren vnnd behuͤten
vor
vor Rom / Lernung deß Vbels / verletzung deß G e -
wiſſen / vnd fahung boͤſer Exempel .
CCCLXV . Von Cappelleto vnd ei-
nem Moͤnch .
W Vſciatus ein Frantzoß / ſo anfenglich ein
r eicher Kauffmann geweſen / nachmals
a ber ein Ritter worden / ( als er mit Ca-
r olo Senzaterra deß Koͤnigs in Franck-
reich Brud er / welcher vom Bapſt beſchrieben wor-
den / verreiſen ſolte ) gedacht gantz vnnd gar dahin /
wie er ſeine Geſchefft / deren er dann ſehr viel hatte
( inmaſſen ſolches den Kauffleuten gemein iſt )
moͤchten auff ein orth geſetzt werden . Weil er aber
daſſelb ſelbſten nit thun kondte / bedenckt er ſich ſon-
derlich auff ein tuͤchtige Perſon / die er brauchen
moͤchte ſein ſchult herauß zu treiben vnd zuerheben /
die er hin vnnd wider bey den Burgundiern ſtehen
hatte . Daß er aber diß ſo ferrn zu bedenckẽ zog / war
die Vrſach / weil er vernom̃en / die Burgundier we-
ren vngerechte vnd vnhoͤffliche Leut / denen nit viel
glauben zu zuſtellẽ : Alſo war jm niemands vnner-
ſchamt gnug / den er het getrawet jren Laſtern ent-
gegen zu ſetzen . Jn dem er nu ſich hin vnd her beſin-
net / felt jhm endlich eyn / Capperellus : Weil er aber
von Perſon klein war vñ ſchoͤn / vñ die Frãtzoſen nit
wuſtẽ / wz der name Capperellus bedeutet / haben ſie
gemeynet / es heiſſe in jrer ſprach ſo viel als Capel-
lus / dz iſt ein Kron / hieſſen jn deßwegẽ nit Capellũ
oder Caperellum / ſondern Capelletum : alſo war der
nam Capelletus jnẽ viel bekanter als Capellus oder
Caperellus . Sein leben war alſo beſchaffen . Da er
ein Schreiber war / ſchaͤmt er ſich bey nah / wañ ſein
ſchreiben / deren er ſehr viel ſtelte / nit falſch gefundẽ
wurdẽ / vñ wañ man jn fordert dazu / dz er ſie falſch
machen ſolte / ſo ſchlug ers keines wegs ab / ſchreib
D d ij ſolche
ſolche lieber vmb ſonſt / als warhaffte vmb Lohn .
Er gab falſche Vrkunt er were dazu erfordert oder
nicht / vnnd weil man der zeit Eyd ſchweren hoch
hielte / gab er dagegen nichts darauff / gewann al-
ſo vnzehlich viel Recht ſachen . Er vnderſtund vber
die maſſen viel Vngluͤcks / zwiſpalts vnnd vneinig-
keit vnder Freunden / Verwanden vnd etlichen an-
dern anzuſpinnen : Je mehr ſchaden entſtuͤnde /
je mehr wolluſt er darauß ſchoͤpffte . So man jhm
einen Mord oder dergleichen Laſter vorſchluge /
ward er ohn einigen verzug willig : Deßgleichen
auch ſonſt andere Bubenſtuͤck zu treiben / war jhm
nicht bedencklich : Er war ein Veraͤchter GOttes /
vñ aller H. aller Menſchen feind / vnd ſolches auch
vmb nichts wuͤrdiger vrſachen willen : zur Kirchen
gehen war jm ſpoͤttlich : Auch war es jm laͤcherlich /
wañ man jm von ſacramentẽ ſagte : Jn die Wirts-
haͤuſer aber vnd ſonſt vnehrliche oͤrter gieng er ſehr
gern / fuͤr den Weibern ſchewt er ſich / wie ein Hund
vor einem ſtecken / ſonſt trieb er allerhand vnzucht :
zu rauben vñ ſtehlen hat er groſſen luſten / in wollu-
ſtẽ / freſſen / ſauffen vñ falſch ſpielen war er ein Mei-
ſter . Vber dieſes Capelleti bubẽſtůck war Muſcia-
tus lange zeit ein Patron geweſen / vnd muſten jhn
Buͤrger vñ Hoffleut / denen er offtmals verdruß an
thet / gemeltes Muſciat i halbẽ bleiben laſſen . Nach
dem nu Muſciato dieſer Capperellus oder Cappel-
letus einfiel / deſſen ſinn er gnugfam keñete / gedacht
er / er wuͤrde fuͤr die Burgundier recht ſeyn / leſt jhn
deßwegen zu ſich kom̃en / vnd red jhn alſo an : Lieber
Capperelle / es iſt euch vnuerborgẽ / daß ich dißmals
werd verreiſen muͤſſen / vnnd daß ich mit den Bur-
gundiern den betruͤglichen Leuten viel zu thun hab .
Nu weiß ich niemand / dem ich dieſe ſach beſſer an-
befehien vñ vertrawen moͤchte / als eben euch . Der-
halben / da jr mir ſo viel gedient ſeyn woͤllet / wil ich
euch
euch beforderung bey Hoff zu wegen bringen / w it
euch auch ein zimliches von dem / ſo jr herauß treibẽ
werdet / verehren . Da Cappelletus ſahe / dz der / dar-
auff er all ſein hoffnung / vertrawen / vnd zuuerſicht
geſetzt hatte / verreiſen wolte / verſprach er ohn allen
verzug / vnd gleichſam auß getrungenem Armuth
ſolches gern vñ willig zu thun . Da ſie ſich nun ver-
glichen / deß Koͤnigs Vorſchrifften bekommen / vnd
Muſciatus hinweg gezogen war / begab ſich Ca-
pelletus in Burgũd / daſelbſt ward er von niemand
erkant / ſtelt ſich gegen die ſchuldleut wider ſein na-
tur freundlich : Als ob er den zorn biß auff die letzt
ſchůben wolte . Jn dem er alſo handelt / vnnd ſich zu
zween Bruͤdern von Florentz geſellet / ſo daſelbſten
wucherten / vnd in wegen Muſciati ehreten / begab
ſichs / daß er kranck ward : Die Bruͤder laſſen als-
bald Ertzte vnnd Knaben holen / welche auff jhn
warten / vnnd das jenige reichen ſolten / ſo zu ſeiner
verdorbenen geſundheit mocht vortraͤglich ſeyn . A-
ber es war vergeblich / dann ſie kondten nichts her-
fuͤrbringen / dz jm dienen wolte : ſintemal der ( from-
me ) Mañ / nit allein zimlich alt / ſondern auch hie-
beuor dem Bauch ergeben geweſen war / ( wie die
Artzte bedaucht ) wolt deßwegen mit jhm nicht beſ-
ſer werden / ſondern ward je lenger je erger . Diß
bracht den zween Bruͤdern groß Beſchwerung /
rathſchlagten derhalben in einer Kam̃ern nechſt bey
ſeinem Gemach / dariñ er lag / alſo : Was / ſagen ſie /
ſollen mir mit dem Menſchen anfahẽ ? Sein ſachen
koͤñen aͤrger nit werdẽ / als ſie jetzt ſind : Sollen wir
jn in dieſer ſeiner beſchwerlichen ſchwachheit auß
dem Hauß ſtoſſen / ſo wuͤrde mans vns auffs aller
aͤrgſt deuten : Sonderlich / weil dz Volck geſehen / dz
wir ſich einmal ſeiner angenom̃en vñ jn auffgenom-
men haben : hergegen ſo iſt es ſonſt ein ſolcher Gott-
loſer Menſch / daß er ſeine Suͤnde keinem Prieſter
D d iij beichten/
beichten / noch auch ſonſten die Sacramenta em-
pfahen wil : Darauff folgen wird / wann er alſo ohn
eine Beicht ſtirbet / dz ſie ſeinen Leichnam nit auff
einen Kirchhoff / ſondern wie einen Hund in ein
Gruben werffen wuͤrden . Zu dem / ſo er gleich ſeine
Suͤnde bekennen wuͤrde / ſo ſind ſeine bubenſtůck ſo
groß / vnd ſind deren ſo viel / daß kein Geiſtlicher / es
ſey Moͤnch oder Pfaff / ſeyn wirt / der jn wirt woͤl-
len oder koͤnnen abſoluierẽ / wirt er nu nit abſoluirt /
ſo muß er abermals in einer gruben ſein begraͤbnuß
haben . Gehet es nu alſo / ſo wirdt dz Volck in dieſer
Stadt ( bey dem wir ohn das / wegen vnſer haͤndel
verlenm̃t ſind ) alsbald gegen vns ſich empoͤren / vñ
vns Hund heiſſen : Werden vns auch von allẽ Got-
tesdienſt vñ Heiligthumb außſchlieſſen / noch ferr-
ner dulden / ſondern vnſer Haͤuſer ſtuͤrmen / vñ viel-
leicht nit allein vnſer Guͤter pluͤndern / ſondern auch
dz leben nemẽ : Jn ſumma / er ſterb wie er woͤll / ſo iſt
es vmb vns geſchehen . Capelletns / wie gemelt / lag
nahe bey dem Gemach / da ſie dieſen rath hielten / be-
rieff die beyde Bruͤder zu ſich / vñ red ſie alſo an : Jch
wil gebetten haben / jr woͤllet mich in keinẽ verdacht
ziehen / noch vorſorg tragen / dz jr meynet wegen ei-
nigen ſchadẽ ſolt gewertig ſeyn muͤſſen . Dañ alles /
wz jr meinet wegen geredt habt / hab ich verſtandẽ /
vñ weiß gewiß / dz es alſo ergehen wuͤrde / wie jr ge-
redt habt / aber ich hab bey mir viel einanders be-
ſchloſſen / darum̃ ſo ſolls auch viel einẽ andern auß-
gang gewinnen / als jr meynet . Jch hab mein leben-
lang ſo viel Bubenſtuͤck begangen / wann ich gleich
noch eins begehe / ſo iſt doch nit ſo viel daran gelegẽ .
Darum̃ ſo kehrt fleiß an / dz jr einen H. vnd vornemẽ
geiſtlichen Mañ zu mir ſchicket / das ander wil ich
wol machen . Dann meine ſachen wil ich ſolcher ge-
ſtalt angreiffen / daſz ſie ein gut end erreichen ſollen .
Die Bruͤder / ob ſie jm gleich nit viel glaubten / gien-
gen
gen nichts deſto weniger hin / vnnd berufften einen
H. weiſen Mañ / den jederman in groſſen ehren hiel-
te / der gehet zu jhm in ſein gemach / ſatzt ſich bey jhn /
fleng jhn erſtlich / wie dann geſchihet / an zu troͤſten /
vnd bald folgender geſtalt zu fragen :
Die Beicht / darinn der Moͤnch vnnd Cappella-
tus mit einander Geſpraͤch halten .
Moͤnch : Lieber Sohn / kompt jhr auch offt zur
Beicht ? Cappelletus / Ja / alle wochen . Doch dieſe
acht tag vber / daß ich ſchwach gelegen / hab ich gar
nit dazu koͤnnen kom̃en . Moͤn . Daran habt jhr wol
gethan . Weil jhr dann ſo offt gebeicht habt / ſo wil
ich euch nicht viel mit fragen vnnd hoͤren bemuͤhen /
vnnd beſchwerlich ſeyn . Cap . Mit nichten / lieber H.
Vatter / ſolt jhr deß gedencken zu thun / ſintemal ich
niemals meine Suͤnde dermaſſen gebeichtet hab /
daß ich ſie nicht allweg widerumb hab von meiner
Kindheit an begeret zu erzehlen . Hierumb bitt ich
euch / daß jhr mich von ſtuͤck zu ſtuͤck fragen woͤllet /
als ob ich nie keine Beicht gethan hette / vnd ſehet in
dieſem fall gar nicht auff meine ſchwachheit . Dann
ich wil lieber meinem Leib leyd thun / als jhm ſcho-
nen / vnd meiner Seelen verluſt leiden / welche mein
Erloͤſer J e ſus Chriſtus mit ſeinem tewern Blut
erloͤſet hat . Dieſe Wort gefielen dem H. Mann
wol . Lobt deßwegen Capelleti gewonheit / vñ fengt
ferrner alſo an zu forſchen : Moͤn . Wolan lieber
Sohn / habt jhr auch luſt vnd gefallen zu Weibs-
Perſonẽ getragen ? Cap. Ach lieber Vater / ich ſche-
me mich in dieſem fall die Warheit zu ſagen / dann
ich beforcht / ich ſuͤndige / daß ich mich jrgend zu viel
ruͤhme . Moͤn . Sagts nur ohn ſchew : Dann wann
mann die Warheit ſagt / ſo verſuͤndigt man ſich we-
der hie noch anders wo . Cap. Jch bin ſo Keuſch vnd
rein / als ich von meiner Mutter kommen .
D d iiij Moͤn.
Moͤn. O wie ein gluͤckſeliger Menſch / der jhr
euch ſo wol gehalten / da jhr doch / wo es euch belie-
bet hattet / ein mehrers in dieſem Fall zu thun macht
gehabt hattet / als vns geſtattet wirdt . Wie habt
jhr euch nun gehalten mit eſſen vnd trincken ? Cap.
Ach ich armer Menſch / wie hefftig hab ich mich
hierinn veꝛgriffen / der ich ohn die Faſten vnnd die
taͤg / welche ſonſt die Geiſtliche zu haben pflegen /
auch noch drey tag in der Wochen nichts als Waſ-
ſer vnd Brot geſſen hab / das Waſſer mit ſolchem
appetit getruncken / daß ichs nicht gnugſam ſagen
kan / ( ſonderlich / wann ich vom Beten / oder reiſen
bin muͤd worden . ) Zu dem hab ich allweg koͤſtli-
cher ſpeiß begeret / als dem gebuͤhret / ſo ſeiner Reli-
gion halben faſten ſoll . Moͤn . Mein Sohn / dieſe
Suͤnde ſind menſchlich vnd gering / darumb ſo wil
ich euch vermahnet haben / daß jhr euch derenthal-
ben nicht bekuͤmmert : Dann es iſt kein Menſch /
dem nicht nach langem Faſten vnd Arbeit eſſen vñ
trincken ſchmacke . Cap. Ach nicht bered mich hie-
zu / dann ich weiß gewiß / was man Gott zu Ehren
anfahet / daß man ſolches auffrichtig vnd von Her-
tzen verrichten ſoll : Wer aber anders thut / daß der-
ſelbe ſich verſuͤndige . Moͤn . Jch halt / daß dem alſo
ſey wie jhr ſagt / vnnd gefelt mir wol / daß jhr dieſe
ding recht verſtehet vnd erweget . Man ſagt aber /
daß jhr euch Geitzes befliſſen / welches der groͤſten
Suͤnd eine iſt : Dann Geitz verkehret Glauben /
Frombkeit vnnd ander gute Kuͤnſte . Vber das ſo
macht er das Mannlich Hertz weich / iſt allzeit vn-
erſaͤttlich / wirdt weder durch vberfluß noch durch
mangel kleiner . Cap. Vielleicht ſchoͤpfft jhr daher
ein argwohn / weil ich in dieſem Hauß mich halte /
vnnd mit dergleichen Leuten vmbgehe . Jch hab
nichts mit den Wucherern zu thun / ſondern bin
derhalben zu jhn kommen / daß ich ſie vor ſolchem
ſchend-
ſchendlichen gewin warnen vnd abhalten will / wie
es mir dan gerathen vnd angangen were / wan nit
dieſe Schwachheit mich vbereilet hette . Wiſſet a-
ber / daß mein Vatter mir gros hab vnnd Gut ver-
laſſen / deſſen halben theil hab ich ſo balt den Armen
Leuthen verteſtiret Daß ich mich aber auff Kauff-
manſchafft begeben / das hab ich darumb gethan / da
mit ich mich vnd meine arme Chriſten deſto beſſer
ernehren moͤchte : Da ich etwas in dieſem handel ge
wonnen / hab ich das eintheil zu meiner Haußhal-
tung gewendet / das anderhalb theil hab ich vnder
die Armen getheilet / alſo ſind meine Hendel allweg
in einem guten ſtand bleiben . Moͤn . Das iſt recht .
Zoͤrnet jhr auch offt ? Cap. Hierin bin ich nun mehr
als zu viel bewuſt . Dann / wan man taͤglich ſo viel
ſchand vnd laſter ſihet / wer wolt gantz vnnd gar zu
ruͤck halten vnd ſich zwingen koͤnnen ? Mann lebet
nirgents wo nach Gottes Gebotten / niemand
ſchewt ſich auch fuͤr ſeinem Gericht . Derohalben /
nach dem ich ſolche ding geſehen habe / hab ich mich
dermaſſen erzoͤrnet / das ich lieber beger zu ſterben /
als zu ſehen / daß ſich Junge Geſellen mit aller
Hand laſteru beflecken / falſch ſchweren / ſauffen / al-
len Gottes dienſt verachten / Gott vnnd ſein Goͤtt-
liches wort geringer achten als die Welt . Monch .
Lieber Sohn / das iſt kein vnbillicher zorn / weiß
euch auch deshalben nicht zu ſtraffen / es ſey dann
daß euch der zorn zu todſchlag / ſchmaͤhen / vnd der-
gleichen laſter getrieben hette . Cap. L i eber Vatter /
wie konnt jhr diß auß Gottes wort ſagen ? Wann
mir deren ding eins jemals in Sinn kommen were /
ich hielte dafuͤr / GOtt wůrde es nimmer mehr ley-
den . Dieſe laſter pflegen Gottloſe Leuth zu treiben /
denen ich allweg / wan ich jhnen auffentſtoſſe / pfleg
einen beſſern Sinn zu wuͤntſchen . Moͤnch . Wolan
lieber Sohn / bekenn die warheit / ſo war euch Gott
D d v helffe/
heiff / habt jhr auch je einen mit Meyneid betrogen ?
Habt jhr auch je einem ſeinen guten namen abge-
ſchnitten ? Habt jhr auch je einem etwas wider ſeinẽ
willen genommen ? Cap. Jch hab niemals keinẽ ſei-
nen guten Leumuth entzogen / als meinem Nach-
barn / ſo ſtettigs im ſauß lage / vnnd in voller
weiß ſein Weib vnverſchulder Sachen ſchluge / dẽ
hab ich vor der Frawen freundſchafft verklagt / weil
mich das arme Weib ſo ſehr tawret . Moͤn . Lieber
ſagt mir / habt jhr auch jemals einen gewinns halbẽ
betrogen wie dan der Kraͤmer art iſt . Cap. Frey-
lich hab ich betrogen / ich weiß aber nicht wen /
dann es gab mir einer einmahl Gelt / ſo er mir
fuͤr Tuch ſchuldig war / vnnd ich legts vngezehlet
in einen Kaſten . Nach einem Monat ſind ich vier
dreyer zu viel . Jch halt ſolche ein gantzes Jahr
das ichs jhm wider moͤcht geben / nach dem er aber
nit wider kam / gab ichs einem Bettler . Moͤn . Das
iſt nicht vnrecht / ſondern jhr habt viel mehr gethan /
was euch gebuͤret hat . Da jhr nun / lieb Sohn / nit
weiters geſuͤndiget habt / als ich noch befinde / ſo
will ich euch abſolviren . Cap. Eins iſt noch vor-
handen / das hab ich vergeſſen . Moͤnch . Was iſt
das . Cap. auff einen Sambßtag gegẽ Abent hab ich
meinen Jungen heiſſen das Hauß kehren / vnnd hab
nit auff die feyer acht geben / wie billich . Moͤnnich .
Das ſind geringe ding / Cap. Was / ſind es geringe
ding ? Als wann man den Sonntag nicht hoch hal-
ten ſolte ? Da doch vnſer HErꝛ Chriſtus am ſelben
vom Tod erſtanden iſt . Moͤnch . Jſt nichts mehr
vorhanden ? Cap. Ja freilich : Dann in der Kir-
chen / welches Gottes Haus iſt / hab ich auß vn-
vorſichtigkeit auff die Erden geſpeutzet . Moͤn. Ha /
ha / he . Cap. Spottet jhr mein ? Moͤnch : War-
umb nit / weil es nichts iſt : ſeht jhr nicht daß wir /
die wir Geiſtlich ſind / ſtettigs den Tempel vnrein
machen?
machen ? Cap . Das were gewißlich ein ſchendlich
ding . Dan was ſoll man vor einen orth re d licher
halten / als den / da man GOtt dienet ? Moͤnnich .
Warumb weinet jhr ? Cap. Jch hab noch em Suͤnd
vor mir / die traw ich nicht zu bekennen / ſo ſehr
ſcheme ich mich der / ſo offt ſie mir einfelt / ſo muß
ich weinen / vnnd ich trag vorſorg / GOTT wird
mir die nimmermehr verzeihen . Moͤnnich . Ey
lieb Sohn / ſchaͤmet jhr euch der wort nicht / wenn
aller Menſchen Suͤnde / ſo ſie jemals begangen / o-
der noch begehen werden / von einem Menſchen
geſchehen weren / vnnd jhn ſolche gereweten / wie
euch / ſo iſt Gottes Barmhertzigkeit vnnd Guͤt ſo
gros / daß er keinem die vergebung abſchlagen will .
Darumb ſo ſagt ſie nun kuͤnlich her . Cap. Ach
meine Suͤnde iſt viel zu gros : Wenn jhr nicht vor
mich bittet / ſo wird ſie mir nit verzihẽ . Moͤn . Nicht
forcht euch : Jch ſag euch bey trew vnd Glauben zu /
daß ich vor euch bitten will . Cap. Ach ich armer .
Moͤn . Weinet jhr wider / vnnd ſagt noch nichts ?
Seyt getroſt / warumb ſchweigt jhr ſtill ? Was
ſeuffzet jhr ? Cap . Nach dem jhr mir verſprochen /
daß jhr vor mich beten wollet / ſo will ichs ſa-
gen . Da ich ein Knab war / hab ich ein mahl bey
meiner Mutter falſch geſchworen . Moͤn . Was iſt
das mehr ? Duncket euch das ein ſo groſſe Suͤnd
ſein ? Die Menſchen ſchweren offt bey Gott vnd dẽ
heiligen falſch / vnd es wird jnen verzihen / wan ſies
gerewet / vñ jr glaubt nit / daß euch dis geringe ding
verzihen werde . Cap. Ach mir armen . Moͤn . Laſt
das weinen bleiben / ſeyt getroſt / vnnd zweiffelt /
nicht / wen jhr gleich auß dem hauffen weret / wel-
che vnſern Herꝛn gecreutziget / vnd euch die Suͤnd ſo
viel rewete vnd bekuͤmmerte / ſo wuͤrde euch die
Suͤnd doch erlaſſẽ . Cap. Ja mein Mutter / die mich
n eun gantzer Monat vnder jrẽ hertzen / vnd mich / da
ich
ich ein Kind geweſen / hundertmahl auff den Armẽ
getragen . Es iſt viel zu viel / wann jhr Gott nit fuͤr
mich bittet / ſo iſts vmb mich geſchehen .
Da der Moͤnch ſahe / daß Cappelletus nichts
mehr zu reden hatte / wolt er jhn abſolviren / legt alſo
jhm die Hend auff / hielt jn fuͤr einen Heiligen Man /
vnd ſprach jhm die Abſolution : Dann er meinet / al-
les was er geredt hatte / wer wahr : Dan wer wolt
ligen / wen er jtzt von der Welt abſcheiden ſoll ? Da
nun die Abſolution geſchehen / ſagt er alſo : Jhr wer-
det / liebts Gott / balt geſund werden / da es je an-
ders geſchehen / vnd Gott ewer fromme Seel von
euch fordern wuͤrde / frag ich euch / ob jhr von hertzen
begert / daß ewer Leichnam bey vns bearaben wer-
de t Cap . Von hertzen begere ichs / vnd wolt gar vn-
gern ſehen / daß er anders wohin kommen ſolte / die-
weil jr mir verſprochen / daß jhr vor mich beten woͤl-
let / weil ich ewerm orden jeder zeit geneigt geweſen
bin . Darumb ſo bitt ich euch / ſo balt jr heim kom̃et /
daß mir das Abendmal des Herꝛn gereichet werde .
Dan ob ichs gleich vnwuͤrdig bin / ſo will ichs doch
auff ewer erlaubnis empfahen . Darnach will ich
gleichfals auch die letzte vnd heilige Salbung neh-
men : Dann ob ich gleich wie ein Heid gelebet / ſo wil
ich doch wie ein Chriſt ſterben . Moͤnch . das gefelt
mir / ich wils fleiſſig verrichten .
Biß daher die Confeſſion oder Beicht .
Vnder des / daß diß geſchihet / hattẽ ſich die zweẽ
Brůder hinder das getaͤffelts verborgen / welches
dan Cappelleti Kammer von einer andern Kammer
abſcheidet / vnd hoͤrten alles / was der Moͤnnich vnd
er mit einander redten / das bewegt ſie dermaſſen zu
lachen / daß ſie es ſchwerlich auffhalten koñten ; Da-
neben mochten ſie ſich nicht gnug verwundern / daß
weder das hohe Alter / weder ſein Schwachheit /
weder die forcht des nahenden tods / noch die forcht
Gottes
Gottes / vor deſſẽ Gericht er balt ſolt geſtellet wer-
den / jhn nit abhielte von den newen Suͤnden / vnnd
jn an wieſe anders zu ſterben / als er gelebet hatte .
Da ſie aber hoͤrten / daß er ſolt in die Kirchẽ begra-
ben werden / ſorgten ſie fuͤr das ander nichts ferner .
Nach dem er kurtz hernacher das Abendmal des
Herꝛn empfangen / die ſchwachheit je lenger je mehr
zunahme / vnnd er mit der letzten ſalbung verſchen
war / ſtarb er noch eben den tag / darauff er die herꝛ-
liche Beicht gethan hatte . Die beyde Bruͤder lieſſen
jhm ein ehrlich begrebnus zu richten / lieſſen etliche
Geiſtliche holen / welche bey der Leich des Nachts
wachten / vnd des Morgens alles / wz zu einẽ ſtact-
lichen begrebnis gehoͤret / zu richteten . Da der gut
Moͤnnich / der jn beichten gehoͤret / vernahm / daß er
geſtorben were / gehet er ſo balt zu dem Oberſtẽ im
Cloſter / welcher ließ ein Glock zihen / daß alle Mon-
nich zuſam̃en kommen ſolten / wie dan geſchahe / der
Moͤn nich zeigt an / wie Capelletus der Heilige man /
in maſſen ſolches aus ſeiuer Beicht abzunemen / we-
re in Go tt verſchieden / verhoffendt / Gott wuͤrde
durch jn viel zeichẽ thun / ſolten jn derwegen mit vie-
len Ceremonien vnd ſonderbarer heiligkeit zur Erdẽ
beſtatten / darzu geben beid der Oberſt wie auch alle
andere Geiſtliche jren willen . Alſo verſamblen ſie
ſich bey Cappelleti Leich des Abends hauffẽ weiß /
vnd haltẽ die wacht des nachts vber ſtattlich . Den
folgenden tag aber tragen ſie alle lange maͤntel / ha-
ben Buͤcher in jhren Haͤnden / tragen auch die Creutz
vor jm her / ſingen todenlieder / gehen in einem Pro-
ceß vnd mit groſſen geprengen in die Kirch / der
Leich folgeten vaſt die gantze Bergerſchafft von
Man vnd Weibsperſonen . Da man die Leich nun
in der Kirchen nider geſetzet hatte / da g i ng ď Moͤn-
nich / welcher ihn Beichten gehoͤret / auff die Cantzel /
redt viel don jm / ſeinẽ Leben / meſſigkeit / k eu ſchheit /
einfel-
einfeltigkeit vnd heiligkeit / erzehlet vnder andern /
wie daß Cappelletus ein ſo geringe Suͤnde ſo heff-
tig beweinet hette / vnd daß man jhn ſchwerlich da-
hin bereden koͤnnen / GOTT wuͤrde ſolche nicht
ſtraffen . Darnach ſagt er zum Volck : Jhr aber
achtets fuͤr ein geringes / vmb ein vnnutzes ding bey
GOTT / vnd ſeiner Mutter / wie auch allem hei-
ligem Himliſchen Heer zu ſchweren ? Gleichfals
ſagt er auch viel von ſeiner frombkeit vnnd Gottes-
forcht / vnd bewegt das Volck dermaſſen / ( wel-
ches dan alles glaubet was geredt ward ) daß es
hauffen weis ſein hend vnnd Fuͤß kuͤſſet / eins rieß
hie / das ander da / ein ſtucklein von ſeinem Kleid /
hielten ſich gluͤckſelig / die etwas davon bekommen
hatten / alſo / daß man jhn muſt einen gautzen tag
laſſen in der Kirchen ligen / damit jhn ein jeder ſehen
vnd gruͤſſen moͤchte . Die folgende nacht ward er in
einer Cappell in einen Marmorſt einen Sarc k ge-
legt / an welchem orth das Volck jhm Kertzen bren-
ten / vnd Goͤttliche Ehr erzeigten / theten j m geluͤbd /
hingen jhm waͤchſen Bilder auff / ein jeder nach ſei-
ner andacht . Bald ward er ſo beruͤmt / wegen ſeiner
vermeinten heiligkeit / daß keiner / ſo mit ſchwachheit
beladen / einigem andern Heiligen / als dieſem geluͤbd
thete / vnd ward hin vnd wider genennet der H. Cap-
pelledus . Sie ſagten auch / Gott hett gros zeichen
durch jn gethan / vnd thet noch groſſe zeichen bey de-
nen / welche jhn ehreten . Als hat Cappelletus gelebet
vnd alſo iſt er geſtorben : Welcher wol im ewigen le-
ben ſeyn kan / dan ſei n Gottloß ſuͤndlich Leben hat jn
wol am letzten ge r ewen koͤnnen / das Gott ſich ſei-
ner erbarmet / vnd in das ewig Leben verſetzet hatt .
Doch zeiget der euſſerlich abſcheidt / ſo viel an / daß
er auch wol mag in der Hell ſein .
Pam philus ex lohann is Boccatii Dicamemne O-
lympia Fulvia Morata interprete .
Von
CCCLXVI . Von Johanne Brentio
vnd Johanne Cochleo .
A Vff dem Reichs tag zu Augſpurg Anno
530. Ließ ein vornehmer Biſchoff etliche
Schrifft gelerten ſo wol auff vnſer / als auff
jhrer Seiten zum Abendmal beruffen / vn-
der denen war auch Johannes Cochleus . Da ſich
nun ein Diſputation von anruffung der Heiligen
erhube / vnd Brentius anhielt / daß ſie dieſe jhre lehr
mit der Heiligen Schrifft beweiſen ſolten / er aber
ſolches gar nicht konnte / wolt er nicht das auſehen
haben / als daß er gar in Sack war getrieben wor-
den / fing deswegen endlich alſo an : Lieber Bren-
ti / jhr muͤſſet in dieſem theil hoͤren die Mutter die
Kirchen / welche diß alſo hat vor gut angeſehen .
Brentius aber antwortet jhm : Ja wenn aber der
Vatter ( deutet auff GOTT vnnd ſein H. wort )
das gegen theil gebeut / muß ſie dann nicht / lieber
Cochlee / jhm gehorſam leiſten ? Mit dieſer ſpitzfin-
digen vnnd artigen antwort hat Brentius Coch-
leo dermaſſen das manl geſtopffet / daß er vaſt er-
ſtarꝛet / vnnd nichts mehr zu ſagen gewuſt / als
Vatter / Vatter / Vatter . Hieruͤber haben vnſere
Schrifftgelerten angefangen zu lachen / das Ge-
gentheil aber iſt vnwillig daruͤber wordẽ . D. Georg .
Major in publica lection . So wird auch dieſer
Schertzred gedacht in der oration / ſo D. Jacobus
Heerbrand vom Leben vnd toͤdlichen abgang
Johannis Brentii gehalten
pag. 24 .
Decli-
CCCLXVII . Declination des
Adverbii Interim .
W As iſt Jnterim vor ein pars orationis
in der Grammatic ? Es iſt ein Adver-
bium . Was iſt dan das Adverbium ?
Es iſt ein wort des Teuffels geſetzt bey
das wort GOttes / zu betrigen die Seelen / zu befe-
ſtigen die Abgotterey des Antichriſts / vnnd zu-
befeſtigen ſeine Tyranney . Wie viel widerfahren dẽ
Adverbio ? Drey . Welche ? Die bedeutung / wan d u
die Lehr der Kirchen alſo mit falſcher Farb heraus
ſtreicheſt vnd ziereſt / daß die Leuth Gifft fuͤr Artz-
ney den Todt fuͤr das Leben / das gericht fuͤr heyl vñ
wolfarth / Abgoͤtterey fuͤr Gottes dienſt / in ſumma
den Teuffel / welcher das Reich dieſer Welt zeiget /
an ſtatt des HERRN Chriſti anbeten vnd an-
nehmen .
Zum andern ſo widerfehret dem Adverbio Jn-
terim die Comparation oder vergleichung / darauff
die gantz Welt nicht achtet . Dan ſie ſihet nur mit
verwunderung auff menſchliche gewalt / glaubt
nicht / daß der Vatter / welcher der gantzen Welt
befihlet / diß iſt mein Geliebter Sohn / an dem ich ein
wolgefallen hab / den hoͤret / im Himmel ſey mit dem
Sohn vnd H. Geiſt / daß er ein HERR ſey aller
Creaturen / vnd daß er verſpotte der Koͤnige vnnd
Fuͤrſten thorheit / vnd daß er ſie einmahl noͤthigen /
in jhrem zoru verſturtzen vnd verftrewen wird / daß
ſie nit werden wiſſen / wohin ſie ſich kehren ſollen /
nach dem Spruch der H. Jungfrawen Marien /
die ſie alle tag angeruffen : Die gewaltigen ſetzet er
vom Stuel . Derwegen iſt Jnterim ein Adverblũ /
aber in der Welt wird es nicht Comparirt : Wenn
es aber
es aber comparirt wird / hat es weder einen Compa-
rativum noch einen Superlativum / ſondern er wird
in der tieffen Hellen ligen . Die nun weiß ſind / die
laſſen das Adverbium Jnterim bleiben / vnd fuͤgen
ſich zum verbo ( wort. )
Das dritt ſo dem Adverbio interim widerfehret
iſt die figur / welche nit emfacht / ſondern zuſamẽ ge-
ſetz t iſt / vnd daſſelb auff viel weiß / dan ſie komt vber
ein mit dem wort interimo ( ich ſchlag tod ) wen du
die Buchſtaben vnd thon anſiheſt / desgleichen wan
du auff der Menſchen willen ſiheſt / ſtimpt es auch
damit vberein . Dan das Jnterim iſt von Moͤnni-
chen nit darum̃ erdacht worden / daß Teutſchland
dadurch verſoͤhnet wuͤrde / ſondern daß ſie gelegen-
heit hetten fromme gelerte Lehrer tod zuſchlagen .
Aber die / ſo mit dẽ H. Geiſt erleuchtet ſind / vrtheilẽ
anders : Dan ſie halten dafuͤr / daß es mehr vber ein
kom̃e mit dem wort interitur / ( es wird tod geſchla-
gen ) weil die lehr / ſo in dem Jnterim fuͤrbracht vnd
gegeben wird / in der warheit anders nichts ſey / als
interitus animarum ( ein vndergang der Seelen . )
die einfeltigen Grammatici ſagen darumb ſchlecht /
daß das wort interim ſey figure compoſite ( zuſam-
men geſetzte figur ) weil es in der warheit anders
nichts ſey / als ein Chimera ( ein thier mit einem Loͤ-
wen Kopff / Geiß bruſt / vnnd Dachenſchwantz )
dan es beſtehet von des Teuffels luͤgen / welche vn-
derweilen mit ſpruͤchen der Schrifft / der Vaͤtter
Authoritet / bißweilen mit falſchẽ farbẽ heraus ge-
ſtrichen ſind . Aber gnug hievon . Wer Chriſtũ des
ewigen Gottes wort liebet / der bitt vor die Kirchen
vnd huͤte ſich vor dem boͤſen Jnterim . Dan man ſoll
Gott mehr als Menſchen dienen . wer dieſe Decli-
nation des worts interim gemacht hab / weis man
nit : D o ch iſ t dz einmahl gewiß / daß er keines gethan
hat / ſo der Papiſtiſchen Religion verwand vnnd zu
gethan iſt .
E e Ein
CCCLXVIII . Ein Send Brieff
von gemeltem Jnterim an Mar-
tinum N.
F Ried vnd heyl in Chriſto / lieber Martine /
ꝛc. Jhr begeret newe zeitung / ꝛc. Wann
m an auß Augſpurg gehet / ſihet mã ſo balt
d as Alpen gebirg / welches ſo hoch / daß
man meinet / es gehe biß an die wolcken / das hat
dißmal noch Schnee . Sie ſcheiden auch Jtaliam
von Teutſchlãd . Auff dieſ eͤ Gebrig iſt vngefehr ein
Weib / ſo geberen will / funden wordẽ in dieſen tagẽ /
welche nach Au g ſpurg zihen w ol len . Sie hat aber
ſich auff dem Gebrig berirꝛet / iſt lang darauff blie-
ben / vnd wer an dem geweſen / daß ſie erfroren . Al-
ſo hat man jhr Hebammen geſchickt / welche ſie noch
geſund in die ſtatt bracht haben . Man hat nach jrẽ
Namen gefragt : Sie hat geantwortet / ſie heiß
Concilium / vnd ſey zu Rom jhrer ehrn beraubet vñ
geſchendet worden . Man hat ſie wol gehalten / we-
gen des Namens vnd wegen der ſtatt / da ſie vmb
jhre ehre bracht worden . Endlich hat ſie zu jhrer zeit
eine Tochter geboren / deren nam iſt Jnterim / wel-
chen namen ſie bekommen / ehe ſie auff die Welt kom-
men . Sie ligt aber noch vngetaufft / vnd beſtettigt /
vnratificirt / bittet rufft vnd ſchreiet vmb Gevatern /
die jhr noch mangeln . Wolt jhr nun dem ſeinen
Maͤgdlein zur Tanff helffen / ſo laſſet michs zeitlich
wiſſen . Jhr ſolt einen Gevattern geben ꝛc . Zu Aug-
ſpurg iſt dißmal ſonſten nichts newes . Vale .
Augſpurg. den 13. Junij Anno
1548 .
Von
CCCLXIX . Von Franciſco .
V On Franciſco haben die Moͤnnich ein
eigen Buch geſchrieben / deſſen titul iſt :
Gleichmeſſigkeit Franciſci mit dem Herꝛn
Chriſt . Darin melden ſie / wie Franciſcus
Petri Renardon is Sohn in entzuͤckung gefallen /
hab gleich wie Jſrael mit dem Herꝛn Chriſto gerũ-
gen / vnd hab in ſolchem ringen eben ſo viel wunden /
an eben den orthen bekommen / ſo viel wunden vnnd
an denen orthen der Herꝛ Chriſtus am ſtamm des
Creutzes ſeinen allerheiligſten glidmaſſen entpfan-
gen hat daher nennen ſie Franciſcum anders nicht /
als Chriſtum Typtcum / welches ſo viel iſt / als Chri-
ſti des gecreutzigten figur vnd Ebenbild . Dann ſie
ſagen : Gleich wie der ewige Vatter durch ſeines
eingebornen Sohns wunden ſein vnaußſprechli-
che groſſe lieb gegen das Menſchlich geſchlecht hat
woͤllen zuerkennen geben / alſo hab Chriſtus durch
Franciſci wunden ſein gemuͤth gegen vns / gleich
ſamb in einem Hellen Spiegel / vor Augen ſtellen
woͤllen / welches als bald im anfang des Buchs auß
dieſem verfluchten Carmine ab zunehmen .
Franciſce leſu Typice , dux normaque mino-
rum ,
Sedes nobis perpetuo da regni cælorum .
Es were viel zu weitlaufftig vnd langweilig die
t hoͤrichte vergleichunge einzufuͤhren / wie auch die
grewliche laͤſterwort gegen den verdienſt
Chriſti / ſo man in gemeltem Buch
lieſet .
E e ijVon
CCCLXX . Von einem Jungen Ge-
ſellen zu Augſpurg .
Z V Augſpurg war im Jahr 1531 ein Jun-
ger Geſell / vngefehr von 24. Jahren / der ka-
me zu D. Wolffgango Muſculo / bat vmb
Rath / wie er ſein geaͤngſtet gewiſſen ſtillen
moͤchte . Die vrſach ſeiner beſchwerung war das /
daß er ſeinem Herꝛn / als er noch ein Knab gewe-
ſen / einen Klompffen Silbers entwendet . Vnd ſol-
ches hatt er noch bey einander . Da es noch Papi-
ſtiſch allda geweſen / da hatten jhm die Meß pfaf-
fen in der Beicht befohlen / er ſolt jhnen ein theil /
vnd den Armen der ander theil geben . Er aber hats
nicht gethan / weil jhn bedaucht / es wolte jhm an ſei-
ner Beſchwerung kein linderung bringen . Dem
Herꝛn ſchemt er ſich ſolches zuerſtatten . Da nun ge-
melter Herꝛ die vrſach ſeines geaͤngſtigen Gewiſ-
ſens verſtanden / hab Muſculus jhn dahin ver-
moͤgt / daß er ſeinem Herꝛn das Silber ſolt wider ge-
ben / da er je nit wolt verderben . Er hat auch ſelbſt
mittel vnd weg geſucht / wie der Jung Geſell das
fuͤglich thun koͤnnte . Alſo hat er nun jhm gefolget /
vnd es ſeinem Herꝛn / der gar nit wuſte daß jm etwz
war entwend worden / zu geſtellet / der Herꝛ hat jhm
nit allein alles gern verzihẽ / ſondern auch allen gu-
ten willen verſprochen . Da der Herꝛ das ſein wider
bekommen / da iſt der Jung Geſell / ( den mann an
Ketten geſchlagen / weil er ſich geſtellet / als ob er
tobe ) vnd ſich vielmals ſelbſt vmbs leben bringen
woͤllen wider zu ſich ſelbſt kommen / vnnd hat her-
nacher ein fein ehrlich leben gefuͤhret .
D. Wolfg. Muſculus in locis Commun.
fol. 11 2 .
Von
CCCLXXI . Von Alkino vnd Roſi-
munda .
W Jr leſen in der Hiſtoria der Lombar
der / wie daß ſie einen Koͤnig hetten der
hieß Alkinus . Der vberwande den Koͤ-
nig von Jtalien / vnnd ſchluge jhn zu
Todt / vnd nam ſein Hirnſchalen / vnd ließ ſie heim-
lich in Silber faſſen / vnd macht ein Kopff daruͤber .
Der Koͤnig von Jtalien het ein Tochter verlaſſen
die nam Alkinus zu der Ehe .
Auff ein zeit waren ſie zu Verona Dieterichs
Baͤrn / da war Alkinus der Koͤnig froͤlicher dann
ſonſten / vnd hett baß getruncken / da nam er denſel-
bigen Kopff / vnd both jn ſeiner Frawen Roſimun-
da / vnnd ſprach : Trinck mit deinem Vatter / die
Fraw tranck vnd verſtund das wort nicht / da ſie ge-
war ward / daß ſie auß jhres Vatters Kopff het ge-
truncken / da war ſie dem Koͤnig vber die maß feind .
Nun war ein Jungfraw in jrem Frawen zimmer /
die bulet mit einem Ritter / das wuſte die Fraw
woll .
Auff ein zeit / da der Koͤnig war verritten / da
ſprach Roſimund zu derſelbigen Jungfrawen : heiß
dein Bulen dieſe nacht kommen / ſo will ich mich an
dein Beth legen an deine Statt / ich hab etwas mit
jhm zu reden . Die Jungfraw thaͤt es . Da der Ritter
kã vnd ſeinẽ willen mit jr vollbracht hett / da ſprach
Roſimunda weiſtu wer ich bin ? Der Ritter ſprach
Biſtu nit mein Bulſchafft N ? Die Fraw ſprach .
Jch bin Roſimunda . Der Ritter erſchrack / vnnd
ſagt : Gnedige Fraw was thut jhr hie ? Die Koͤ-
nigin ſagt : Du haſt deinen willen an mir volbracht /
du muſt meinen Herren erſtechẽ / oder ſein Schwerd
muß dich ertoͤden . Mein Herꝛ hat mir meinen Vat-
E e iij ter/
ter zu Todt geſchlagen / vnd mir auß ſeinem Haupt
zu trincken geben / darumb / muſtu mich an jhm re-
chen . Der Ritter ſagt : Jch will es ſelbſt nit thun /
ich will aber verſchaffen / daß es geſchehe : Die
Koͤnig in ſagt : Du muſt es ſelbs thun / die Nacht
wirſtu die Kammer offen finden / ſo will ich alle
Schwerter verknuͤpffen / daß keines außgehe / vnd
will ſie anbinden / daß keines von der Wandt komm /
vnd wie ſie es anſchlug / alſo ergienge es . Die groſ-
ſen HErꝛen haben gemeinlich Ampeln zu nacht bey
jhnen / der Ritter kam zu der Kammer thuͤr hinein /
der Koͤnig ſahe in / vnnd wuͤſchet nackent von dem
Beth auff / vnnd greiff nach dem Schwerdt / da
mocht es jhm nicht werden / da erwuͤſchet er den
Schemel / der vor dem Beth ſtunde / vnd weret ſich
manlich / aber der Ritter hett Harniſch an / daß
jhm der Koͤnig nichts abgewinnen mocht / vnd der
Ritter erſtach jhn . Roſimunda nam das Golt
vnnd kleinoten / die da waren / luden zwey Pferd /
vnnd fuhren mit einander hinweg / vnnd bleiben zu
Rauenna / vnnd namen einander zu der Ehe . Et-
liche Jar darnach / da ſahe ſie ein Jungen Edelman
zu Rauenna / dem ward ſie holt / vnnd wehre des
mans auch gern abgeweſen . Da er nun auff ein mal
trincken forderte / da bereit ſie im Gifft in den
Wein ſo balt der man getranck / empfandt er des
Giffts vnnd ſprach : Du Moͤrderin / du haſt mir
Gifft zu trincken geben / du muſt auch trincken .
Die Fraw wolt es nicht thun / da zwange ſie
der Ritter mit dem bloſſen Schwerdt zu trincken .
Alſo bleiben ſie beyde Todt / das war jhr rech-
ter lohn des Ehebruchs vnd todt-
ſchlags .
Von
CCCLXXII . Von einer Ehebreche-
rin / ſo vnderſtehet jren Mann vmd-
zubringen .
G En Rom war einer gangen / Sanct Pe-
tern vnd Sanct Pauln zu ſuchen / vnd da
er hinweg kam / da ward ſein Fraw eim
andern hold / der was / als man jn nennt /
ein fahrender Schuͤler / der begeret jhr zu der Ehe .
Die Ehe Fraw ſagt : Mein Man iſt gen Rom ge-
zogen / wehre er Todt / oder kuͤndeſtu jhn vmbbrin-
gen / ſo wolt ich dich haben vor alle Maͤnner . Er
ſprach : Ja / ich kan in wol vmbbringen / vnnd kaufft
wol ſechs Pfundt wachß vnd machet ein Bild dar-
aus / da dieſer fromb Man gen Rom in die Statt
kam / da kam einer zu jhm / vnd ſprach : O du Sohn
des Cods / was geheſt du hin vnd her / hilfft man dir
nicht / ſo biſtu heut lebendig vnnd Tod . Der Mann
ſprach : Wie muſte das zugehen : Er ſprach : komme
in mein Hauß / ich will dirs zeigen . Da er jhn heim
bracht / da richtet er jm ein Waſſer Bad zu / darein
ſetzt er jhn / vnnd gabe jhm ein Spiegel / vnd ſprach :
Schaw darein / vnd ſaß neben jhn / vnnd laſe in ei-
nem Buch / vnd ſprach zu jhm / ſihe in den Spiegel /
was ſiheſt du darin / der man in dem Bad ſagt : Jch
ſihe / wie in meim Hauß einer ein waͤchſen bild an
die wand ſtellet / vnd geht hinein vnnd nimpt das
Armbroſt / vnd ſpannet es / will in das Bild ſchieſſẽ /
da ſprach dieſer : So lieb dir dein leben iſt / ſo ducke
dich vnder das Waſſer / denn er will dich ſchieſſen /
der man thet es / dieſer laſe aber in dem Buch / vnnd
ſprach : Sihe was ſiheſtu . Der man ſprach / Jch ſihe
daß er gefehlet hat vnd iſt faſt trawrig vnnd meine
Fraw mit jhm .
E e iiijDer
Der fahrend Schuͤler ruͤſt zu / vñ will zũ andern
mal ſchieſſen / vnd gehet den halben theil hinzu / vnd
wolt ſchieſſen / dieſer ſprach duͤcke dich . Er thets / der
man ſprach / luͤge wz ſiheſtu . Der man ſprach / ich ſihe
daß er gefehlet hat / vnd iſt ſehr trawrig / vnd ſprach /
zu der Frawen / fehle ich nun zum dritten mahl / ſo
bin ich des todtes / vnd ruͤſtet zu / vnnd ſtehet nahe
zu dem bilde / daß er nit fehlen moͤge . Da ſprach der /
ſo in dem Buch laſe : Duͤck dich / der man duͤcket ſich
vorm ſchuß / dieſer ſprach . Sihe auff / wz ſiheſtu : Er
ſprach : Jch ſihe / dz er gefehlet hat / vnd iſt der pfeil in
jn gangen / vnd iſt tod / vnd meine fraw vergraͤbet jn
vnden in das Haus / da ſprach er : Jtzt ſtehe auff vnd
gehe hin . Der man wolte jm viel ſchenckẽ / da wolt er
nichts nemen / vnd ſprach : Bitt GOtt fuͤr mich . Da
der Buͤrger widerumb heim kam / da wolt jhn die
Fraw freundlich empfahen / aber er wolt jhr kein
gnad haben / lude vnd berieff jhre freund / vnd ſprach
zu jnen : Wz ſie jm fuͤr ein Fraw hetten geben / vnnd
ſagt es jnen alles / wie ſie gehandelt hette / die Fraw
laͤugnet es ſtaͤts / da fůhret der man die freund da-
hin / da ſie jn hin begraben hett / vnd grube in wider
heraus . Da fing man die Fraw / vnd verbrennet ſie /
das was jhr rechter lohn .
CCCLXXIII . Wie einer durch an-
reitzung des Teufels in trunckenheit ſein ei-
gen Schweſter ermordet .
Z V Gruͤningen ſaß ein ſehr reicher Man / der
hat ein einigen / erwachſenen wolgelehrten
Sohn / vnd eine Tochter / demſelbigen Sohn
kam in ſein gedancken / ein Einſidel zu
werden / vnd dardurch in Himmel zu kommen / daſ-
ſelb kund jm weder Vatter / Schweſter / noch
freund auß redẽ / gehet von ſeinẽ Vatter / Schweſter
Hauß
Hauß vnd Hoff / vnnd allem Reichthumb auff an-
derthalb Meil von der Stadt in ein Eychenwalt /
vnnd macht jhm ſelbeſt allda ein Huͤtten / darin er /
von der Welt abgeſondert / muth hat Gott zu die-
nen . Sein ſpeiß vnd tranck bettelt er in den nech-
ſten vmbligenden Flecken vnd Doͤrffern / vnd fuͤhrt
alſo ein ſtrenges leben mit bethen / faſten vnd arbei-
ten / an den gemeinen Wegen / da trug er in die tief-
fe Loͤcher Holtz vnd Stein / vnd fuͤllets auß / beſſert
alſo die gemeine Straſſen weit vnd breit / das trei-
be er wol zehen Jar lang . Auff ein zeit kam jhm fuͤr
im Traum zu nacht / da er an ſeinem Beth lag vnd
ſchlieff / ein Stimme ſprechende : Der Herr hat
mich zu dir geſchicket / daß ich dir ſoll verkuͤndigen
dieſe Wort : Vnder dieſen dreyen Laſtern muſtu
eines vollbringen / welches du dir erwehlen wirſt .
Nemblich einmal dich voll zu trincken / oder einmal
in Vnkenſchheit zu leben / oder ein Todtſchlag zu
thun . Deren eins wil der Herr von dir haben . Vnd
in dem verſchwand die Stimm wider . Der Eynſi-
del er wachet ab der ſtimm / vnd erſchrack ſehr vbel /
gedacht jhm nach / vnnd ſprach zu jhm ſelber : Soll
vnnd muß ich eines auß dieſen dreyen Laſtern er-
wehlen / das wirdt mir ſchwer ſeyn . Dann ich mein
lebtag nie keins im Sinn habe gehabt / geſchweige /
zu thun / doch treib jhn ſein Gewiſſen tag vnd nacht /
fruͤ vnd ſpat / daß er des Herrn Befelch vollbraͤch-
te / wie er meynet / nach langem eyffer vnnd nach-
trachten / doch vngern / erwehlet er jhm die Trun-
ckenheit / vermeynet dieſelbige wer die geringſte .
Auff ein zeit ſchreib er ſeiner Schweſter gen
Gruͤningen einen Brieff / die in groſſen Ehren vnd
Reichthumb ſaß / ſie ſolte doch ein mal zu jhm kom-
men / vnd mit jhr bringen ein Flaͤſch voll Wein / vnd
ſich mit jhm noch einmal erſprechen / als dann woͤl-
le er ſich aller Freundſchafft der gantzẽ Welt entzie-
E e v hen/
hen / vnd ſich dem He rren gar ergeben . Welches / ſo
die Schweſter im ſchreiben vermerckt / begert ſie
das mit gantzem fleiß zu vollbringen / dann ſie vnd
alle Menſchen hielten jhn fuͤr ein H. Mann / vnnd
gehet zu jhm hinauß allein an einem Feyertag / wol
beladen / mit Wein vñ Brot / vnd anderm Gewuͤrtz /
ſich mit jhrem Bruder allein zu ergetzen .
Als ſie zu jm kam / wurden ſie beyde von Hertzen
fro / vnnd er empfieng die Schweſter in aller zucht
vnd ehr . Sitzen alſo zu ſammen / vnd erſprachen ſich
mit einander / der fraget ſie / wie es dem Vatter ge-
he / vnnd jhrem Mann / vnnd wie viel ſie Kinder
hab / die Schweſter berichtet jhn aller dingen / vn-
der dem ſchwetzen zeiget ſie jhm jmmerdar die Flaͤ-
ſchen / daß ſie jhn moͤcht froͤlich machen : Bey lan-
gem wirdt der Bruder voll / dann er war deß trin-
ckens nicht gewohnet / ſatzte ſich auch naͤher zu der
Schweſter / vnnd greiff ſie etwann an / die Schwe-
ſter achtet es nicht / dann ſie gewann eine Frewde
darab / daß jhr Bruder ſo froͤlich war / trawet jhm
auch nichts boͤſes zu . Doch bey langem wirdt der
Bruder gar entzuͤndet / vnnd ſchaͤndet die Schwe-
ſter mit Gewalt . Nach der That gedacht er : Es
wirdt von mir außkommen / ſo ich ſie laß wider
heim gehen / gehet hin / vnnd ermordet ſie gar . Alſo
vollbringet er dieſe Laſter alle drey / vermeynet er
hette das geringſte erwehlet : O trunckenheit / was
ſtiffteſt du : Du biſt nicht das ringfuͤgeſt Laſter
vnder allen andern Laſtern .
CCCLXXIV . Ein anders .
B Ey einem Buͤrger war ein Geiſtlicher
Bruder zu Hauß / vnnd dienet GOtt / der
hatte groſſe Anfechtung von dem boͤſen
Geiſt .
Er
Er ſagt einmal . Sag an du boͤſer Geiſt / was be-
gerſtu von mir / daß ich doch friedẽ habe : Der Teuf-
fel ſprach : Hab die Wahl vnder dreyen ſtuͤcken /
brich die Ehe mit der Frawen / bey deren du zu
Hauß biſt . Der Bruder wolt es nicht thun / dor
Teuffel ſprach : So ſauff dich einmal voll Weins /
der Bruder ſprach : Das wil ich thun / vnnd ward
ein mal voll Weins / da fiel er in Vnkeuſchheit /
vnnd brach die Ehe mit der Frawen / da kam der
Mann darzu vnnd wolt jhn ſchlagen / da ſchlug der
Bruder jhn zu todt / vnd thet die ding alle drey .
CCCXXV . Wie vielerley die trun-
ckenheit ſey .
J N dem Buch der Geſchoͤpff / haben wir am 9.
Cap . Da Noha nach der Suͤndflut die Wein-
reben fand / vnd ſie bawet / vnd tranck deß Weins /
wuſt nit ſein Krafft / entſchlieff er / vnd lag bloß mit
ſeiner Scham / ꝛc . Wie die fuͤlle der ſpeiß gehet nach
boͤſer luſt / alſo folget nach der trunckenheit entbloͤ-
ſung der hufften . Man liſet in andern Hiſtorien / da
Nohe die Reben wolte ſetzẽ / da machet er vier gru-
ben / zu der einẽ ſchuͤttet er Affenblut / zu der andern
Saͤwblut / zu der drittẽ Schaͤfenblut / zu der vierd-
ten Loͤwenblut . Deren Thieren Eygenſchafft ha-
ben die truncken Leut an jhnen .
Die erſten ſind die Affen / ſie ſpringen / vnd ſind
guter ding / vnnd ſolt einer ein Rippen in dem Leib
entzwey fallen . Er wirt es nicht gewahr / biß an den
morgen / ſo er nuͤchtern worden iſt / das ſind Affen /
was ſie ſehen thun / das woͤllen ſie auch nach thun .
Die andern ſind Saͤw / wann ſie truncken ſind /
ligen ſie eben ſo mehr vnder der Banck / als darauff /
vñ bleiben in dem Miſt vñ Dreck ligen / wie andere
Saͤw / halten ſich auch bißweilen viel vnreinlicher .
Die
Die dritten ſind Laͤmblein / wann ſie voll ſind /
ſo ſind ſie am Geiſtlichſten / vnd woͤllen diſputieren
von der Hell / vnnd beweinen jhre Suͤnde / ja das
truncken Elend / ſie woͤllen alle Welt reformieren /
vnd morgens wiſſen ſie nichts darumb .
Die vierdten ſind wie Loͤwen / woͤllen fechten /
ſtechen vnd hawen / vnnd wollen alle Welt freſſen
vnd todt haben .
CCCLXXVI . Von Milone .
E Jn Kaͤmpffer zu Crotonii / Milo genant /
von dem ſagt man / daß er alle ding gethan /
vñ vollbracht habe / mehr dañ kein Menſch
vermag / dann man ſchreibet / daß er ein
Rind / in dem Kampff Olympi mit einem bloſſen
Handſtreich getoͤdtet hab / vnnd ohn muͤh auff ſeine
Achſeln gelegt / vnnd gar bey einer Meil weges ge-
tragen / vnd denſelbigen tag / da er jhn toͤdtet / hat er
jhn ohn Beſchwerung geſſen vnnd verzehret . Ob er
nun gleich mit ſolcher groſſen ſtaͤrck begabt gewe-
ſen / ſo hat doch er ein erbaͤrmlichen Außgang ſei-
nes Lebens gehabt / dann da er jetzt alt worden
was / verließ er die Kampffſtatt / vnnd gieng durch
die Wilden Staͤdt Jtalien / vnd ſahe da ein Eych-
baum bey dem Weg / der in der mitten mit weiten
getheilten Eſten offen ſtund / als man meynet / wolt
da erfahren / ob er noch etwas ſeiner alten Kraͤff-
ten het / vnd ließ oder thaͤt ſein Finger in die Loͤcher /
vnd vnderſtund den Eychbaum zertheilen vnd zer-
ſpalten / oder zerbrechen / vñ das halbe theil zerbrach
vnd ſpielt er alſo / aber da er die Haͤnde herauß thun
wolt / als ob er das vollbracht het / das er vnder-
ſtanden / vnnd die Staͤrcke vnd Krafft deſſelbigen
auffhoͤrt / kam der Eychbaum wider zu ſeiner erſten
Natur / gieng wider zu ſammen / vnd erwiſchet ſein
beyde
beyde Haͤnde / vnnd verhafftet alſo elendiglich / daß
er von den Wilden Thieren vnnd Voͤgeln zerriſ-
ſen ward .
CCCLXXVII . Von einem Wan-
dersmann / ſo lieber groß als klei-
ne Fiſch jßt .
E S kam ein guter Geſell / in ein Wirths-
hauſz an Tiſch / da viel Herren ſaſſen / vnnd
es kam vnder andern ein koͤſtlich Eſſen
Fiſch / vnd wurden die kleineſten vnnd vn-
achtbarlichſten Fiſch / fuͤr den Geſellen gekehret / da
nam er der kleineſten Fiſch einen / vund thaͤt gleich /
als ob er etwas mit jhm redet / hielte jn zu dem rech-
ten Ohr / als wolt er hoͤren / was jm der Fiſch ſaget /
die Herren ſahen jhn an / vnnd lachten : Einer vnder
jhnen ſprach : Lieber Freund / was meynet jhr mit
dem Fiſch / daſz jhr jhn alſo zu den Ohren haltet / der
gut Geſell ſtalte ſich / als ob er es nicht gern ſaget /
vnd ſprach : Lieben Herrn / ich habe etwas mit jhm
zu reden gehabt / laſſet euch das nit jrren : Die Her-
ren baten jhn / er ſolts doch ſagen . Er ſagt : Ljeben
Herrn / mein Vatter iſt vor etlichen Jaren nit weit
von hinnen ertruncken / ſo habe ich den Fiſch gefra-
get / ob er jhn nicht geſehen hab / ſo gibt er mir zur
antwort : Er ſey noch zu jung / ich ſoll ſeine Eltern
fragen / die koͤnnen mir einen Beſcheid geben / da
lachten die Herrn / vnnd legten zween groſſer Fiſch
auff ſeinen Teller / merckten wol daß es ſein
Meynung was / daß er gern hette von groſſen
Fiſchen geſſen / alſo / da ſie gnug lachten / ſchenck-
ten ſie jhm das Mahl / vnd lieſſen jhn
dauon ziehen .
Von
CCCLXXVIII . Von einem trewen
Hund .
A Vff ein zeit war ein Edelmann / der hatte ei-
nen Jaghund / der war jhm lieb / vnnd hatte
jhn nicht vor viel Gelt gegeben . Es begab ſich
daß er ein mal in ſein Kam̃er kam / da ſtunde
ſein Kind in einer Wiegen allem / vnnd war nie-
mandt darbey / dann derſelbige Hund / da war ein
Schlang auß der Mawren geſchloffen / die het das
Kind ertoͤdt . Der Hund het den Todt gerochen /
vnd die Schlang zu todt gebiſſen / der Juncker ſahe
niemand / dann den Hund bey dem Kind / vnnd die
Schlange war vnder die Wiegen geſchloffen vnnd
war todt / das ſahe der Juncker nicht / vnnd meynet
der Hund hette das Kind getoͤdt / vnnd ſchlug den
guten Hund auch zu todt mit dem Schwert in ſei-
nem Zorn / da er aber dir Schlangen todt fande / vñ
mercket / daß die Schlang den Mord hat gethan /
vnnd daß der Hund den Todt deß Kinds an der
Schlangen hette gervchen / vnd er dem guten Hund
vnrecht hat gethan / da kam der Edelmann in ſolch
rewen vnnd mißfallen / daß er ſein lebenlang ein be-
kuͤmmernuß vmb den getrewen Hund hat . Darum̃
ward in derſelbigen Stadt / da das geſchehen iſt /
geordnet / daß man nichts groß handlen ſolt / man
hat dann dreymal daruon gedacht vnnd geredt in
dem Rath . Andere haben geordnet / daß niemand
nichts in ſchnellem Zorn thun ſolt / Er ſoll zum mei-
ſten die drey vnnd zwaͤntzig Buchſtaben erzehlen
nach einander . Als der Keyſer Theodoſius im zorn
viel Bluts vergoſſen / that jhn Ambroſius in Bañ .
CCCLXXIX . Von einer Ehe-
brecherin .
Es
E S war ein Amptmann oder Vogt in einem
Dorff / der hat ein ſchoͤnes Weib / aber nicht gar
außbuͤndig from / dann ſie bulet mit dem Pfaffen in
dem Dorff / nun ſie kondt die ſach ſo meiſterlich vñ
heimlich verſchlagen vñ verdrehen / dz jr ſolches nie-
mand abmercket / on allein deß Schultheſſen Fraw /
welche ſie dann zum offtermal darumb ſtraffet .
Die Fraw gewann ein groſſen vnwillen darab / ge-
dacht tag vñ nacht wie ſie doch moͤchte die Schult-
heiſſen deß Dorffs vertreiben / vnnd zu letzt erdacht
ſie einẽ liſtigen fund / nam etliche junge Huͤner / ſchi-
cket ſie deß Schultheiſſen Weib / vnd gebott jr / daß
ſie gedaͤcht / vnd dieſen Huͤnern die Zungen loͤſet / vñ
reden lehret / oder ſie muſt ſich deß Dorffs erwegẽ .
Die gute Fraw erſchrack / gedacht wol / wz die ſchule
was / vnnd ſagt / ſie wolt jhren moͤglichen fleiß an-
wenden . Vber ein zeit ſchickt die Voͤgtin jre Magd
zu der Baͤwrin / ob die Huͤner reden kondten .
Die Schultheiſſen ſprach : Sie mum̃elen ſchon /
ſie koͤnnen aber noch nicht gar reden . Die Magd
gieng eylẽds hin / ſagt der Fraw wider / die lieſz fra-
gen / was ſie mummelten ? Die Schultheiſſen ſagt :
Sie mummelen / die Fraw bule mit den Pfaffen .
Die Magd erſchrack / dañ ſie wuſt ein wenig vmb
die ſach / vnd lieff bald heim / vnd zeigts der Frawen
an / was die Huͤner mummelten . Die Voͤgtin er-
ſchrack / vnd ſchicket die Magd bald hin / daß ſie der
Schultheiſſen die Huͤner befehl abzuthun / zubra-
ten vnd zueſſen / vnd jhr die halben zu ſchicken / dann
ſie moͤchte nicht erwarten / daß mans vollend reden
lehret . Die Schultheiſſen war fro / verſtunde der
Voͤgtin Angſt wol / dann ſolten die Huͤner gantz
reden gelernet haben / es moͤcht gar auſzkom̃en ſeyn .
Alſo bleib der Schultheiſz vñ ſein Fraw nachmals
vnbekuͤmmert / die Voͤgtin batt auch die Schult-
heiſſin ſolches mumlen bey jhr bleiben zu laſſen .
Von
CCCLXXX . Von einer andern .
Z V Affyn iſt ein Ehebrecherin geweſen / die
bekompt einen jungen Geſellen lieb / vnd wirt
jhrem Ehemann dagegen feind : Schlegt deß-
wegen dem jungen Geſellen fuͤr / ſie wolten
den Mann vmbbringen / vnd darnach einander zur
Ehe nemen . Nach dem nun auff ein zeit der Mann
verreißt geweſen / vnnd zum Hauß einkompt / gehet
ſie jhm entgegen / vnd ſtellet ſich ſehr freundlich ge-
gen jhn / nimpt jhn in die Arm / vnd faſſet jhn ſtarck /
biß der junge Geſell ein Axt erwiſchet / vnnd jhn
damit todt ſchlaͤget / vergraben jhn darnach heim-
lich ins Hauß . Die Fraw gehet deß morgens zu
den Freunden / vnd beredt ſie / jhr Mann ſey zu S.
Jacob gezogen . Die Freunde / ſonderlich aber ſeine
Mutter befrembt es / daß er ſo ſtillſchweigend we-
re hinweg gezogen / vnd het niemand zugeſprochen /
hetten boͤſſe Gedancken / doch ſchweigen ſie all ſtill .
Ohn lengſt weinet die Fraw im Hauß / die Nach-
barn fragen ſie die Vrſach / ſie ſpricht : Es ſey ein
Jacobs Bruder kommen / der hab jhr angezeigt /
wie jhr Mann auff der Weg geſtorben ſey / die
Freundſchafft ſihet den jungen Geſellen fuͤr vnnd
fůr bey jhr auß vnd eyngehen / vnnd zeigten ſolches
der Obrigkeit an . Die Fraw ward eingezogen / ſie
bekendt die That / vnnd wirdt zum Todt verdampt .
Der junge Geſell aber nam die Flucht . Da nun
das Weib hinauß zum Gericht gefuͤhrt wirdt / ſi-
het der junge Geſell von ferren auff einem Berg
heimlich zu / vnnd kompt jhn im ſelben zuſehen ein
ſolch Fantaſey an / daß er gar bey das Volck lauf-
fet . Er wirdt von ehrlichen Leuten gewarnet / aber
es hilfft nicht . Endlich laͤßt jhn die Obrigkeit eyn-
ziehen / vnnd folgenden tag den Kopff abſchlagen .
Alſo ſihet man / daß Gott den Ehebruch / wie auch
Blut-
Blut vergieſſen langſamb auch in dieſer Welt vn-
geſtrafft will laſſen hingehen .
CCCLXXXI . Von einem Muͤller .
V Or viertzig Jahren iſt ein Prediger zu
Hona in Heſſen geweſen / welcher zwar nit
ſo gelert geweſen / aber in der Bibel war
er ſehr beleſen / vnnd hatt eine feine gab
zu Predigen . Derſelb hatt einen Vettern / wel-
chen man den Muͤller nennet / der ſpottete Gott
vnd den Menſchen / ſo offt er bey tag oder bey nacht
fuͤr des Pfarherꝛs Haus vber ging / vñ ſich an wein
oder Bier voll geſoffen hatte / ſo offt rieff der Boͤſe-
wicht / gluͤck zu Plaͤttener / was macht jhr ? Kahl
Kopff ich wuͤntſche euch ein gute Nacht / diß trieb
er ſo lang an / biß jhm der Pfarherꝛ antwortete . Ob
jhn nun der Pfarherꝛ vielmals dafuͤr bat vnd war-
nete / auch darumb bißweilen ſtraffte / er ſolt jhn /
wenn er ſich voll Wein oder Bier geſoffen / in ſei-
nem ſtudiren mit frieden laſſen / ſo hatt er doch nie-
mals nichts erhalten moͤgen . Dann je mehr es den
Pfarherꝛ verdroß / je mehr trieb er diß an . Was
geſchihet aber ? Der / ſo das Predigtampt einge-
ſetzt hat / der es beſchirmet vnnd beſchutzet / vnnd
nichts vbelers vertragen kan / als weun man
ſeine diener veracht vnnd plaget / in maſſen er dann
ſolches allweg geſtrafft vnd gerechet hat / der hat mit
dieſem Gottloſen Menſchen auch ein Exempel
ſtatuiren woͤllen . Dan / als er auff ein zeit ein groß
Gelt verſpielet / vnnd vnder dem Spielen offt-
mals ſagte / er wolte nicht dafuͤr bitten / daß jhn
der Teuffel holete / weil er ſo viel Gelts verſpielet
hette / gieng er endlich ſpaͤtt heim zu . Da er
vor des Pfarherꝛns Hauß vbergehet / rufft er nach
ſeiner gewonheit / GOTT geb dir ein gute
Nacht / kahl Kopff / der Pfarherꝛ aber / ſo kaum ein-
F f geſchlaffen
geſchlaffen / antwortet ihm : vnd dir das groͤſte vn-
gluͤck : Mit dieſer antwort zeugt er heim zu . Als
er kaum etlich Schrit vor den Flecken kompt / da fli-
hen zwo Eulen auff jhn / welche ohn zweiffel auß der
Hellen kommen woren / werffen jhn wider die Er-
den / rupffen jhm mit den Schnaͤbeln beid das Haar
auff dem Kopff / welches dick ſtund / wie auch am
Bart / der lang war / gantz vnnd gar auß / zerkratz-
ten jhn gleichfals mit jhren Klaen im Geſicht der-
maſſen / daß man meinet / er were vnder den Katzen
geweſen . Alſo ligt er die gantze Nacht vnder dem
Flachen Himmel / vnd wird von den Helliſchen Eu-
len vbel geplaget . Da der tag an brach / Kroch er
auff haͤnden vnd Fuͤſſen / vnd ſchleifft die lenden / wie
ein Hund / dem der Ruck eingeſchlagen / weil er
alſo Kahl geropt / vnnd ſo vbel zerkratzet worden /
kennt jhn weder Weib noch Kind / wolten jhn auch
nicht ins Haus laſſen / biß er mit jaͤmerlicher ſtim-
me ſein vngluͤck klagte . Hierauff lag er etlich Mo-
nat zu Beth / daß man an ſeinem Leben zweifelte .
Ob er nun gleich letzlich wider geſund ward / ſo be-
k am er doch weder auffm Kopff noch am Bart wi-
derumb ein einig Haar : War alſo ein augen ſchein-
lich Exempel / daß Gott der Herꝛ die / ſo ſeine diener
verachten vnd verfolgen / nicht vngeſtrafft leſt hin-
gehen .
CCCLXXXII . Von einem Prie-
ſter .
A Ls anfenglich D. Martinus Lutherus das
Euangelium rein vnd lauter erklerte / vnd da-
m als die Prediger muſten auff die Cantzel
geſtellet werden / wie man ſie haben konnte /
trug ſich zu / daß ein Schwab / welcher etliche Jahr
den Kriegen nach gezogẽ / auch zum Prediger gern
were
were promoviret wordẽ . Weil er dan einen Lands
man der orts antraff / welcher nit allein gelert / ſon-
dern auch beim Fuͤrſten in groſſen gnaden war /
klagt er jm / wie daß er des Krigs weſens ſehr vber-
druͤſſig were / vnd bate jn / er wolte jhn bey den Fuͤr-
ſten commendiren vnd zu einem Pfarꝛdinſt verhel-
fen . Der Pfarherꝛ wuſte / daß er wolſtudiret hette /
daß er auch ſeines ingenii halben / welches ſehr gut
war / ſo fern er ſich auff das Predigen befleiſſigen
wuͤrde / einen guten Prediger geben ſolte / derhalben
commendiret er jn nit allein dem Fuͤrſten / ſondern
bringt jm auch einen dienſt in einem Staͤttlein zu
wegen . Ohn lengſt hernach lag der Fuͤrſt an dieſem
orth vber Nacht / gedenckt deswegen den Prediger /
der jm ſo hoch commendiret vnd geruͤhmet worden /
den folgenden morgen ſelbſten zu hoͤren . Der Prie-
ſter aber hat den vorigen tag ſteiff gezechet / daher er
dan nit geſchickt zu Predigen war / reuſpert ſich / hu-
ſtet / ſpeutzet / vnd hat dergleichen handel fuͤr vnd fuͤr
vnder dem reden / in ſumma / er machts ſo grob / daß
ein jeder mercken konnt / daß er den vorigen Abend
war voll geweſen / vnd ſich auff die Predigt nit viel
preparirt vñ geſchickt gemacht hatte . Er aber warff
letzlich die Schuld nit auff ſein zechen / ſondern viel
mehr auff die Hexen vnd ſagt : Daß dich botz Mar-
ter ſchende / ich halte / es hab mir ein alt zeuberiñe et-
nen Katzen balck in die Gurgel gezaubert / daß ich
nit reden kan / ich kan ja ſonſten / wie jhr wiſſet / leiden
wol ſchwatzen vnd mit dieſen worten beſchloß er die
Predigt . Der Fuͤrſt aber ließ jhn nach der Predigt
zu ſich kommen / butzt jhn vbel / daß er ein ſo hohes
werck ſo fahrlaͤſſig verhandelte / mit betroͤwung / wo
er nicht fleiſſ i ger in dem Predigampt ſich ver-
halten wuͤrde / ſolt er des dinſtes ent-
ſetzet werden .
F f ijVon
CCCLXXXIII . Von einem andern
Prieſter .
M Ann findet Prieſter / welche auff der
Cantzel fuͤr bringen / was jhnen nur in
nund kompt / dann die gute Herꝛn mei-
nen / der gemeine man verſtehe nicht / ob
ſie jhr Ampt wol oder vbel verrichten . Aber ſie
moͤgen wiſſen / daß man vnder dem gemeinen man
Leut findet / welche wol vnd leichtlich merckẽ / ob ſie
ſich zur Predigt gefaſt gemacht haben / darum̃ woͤl-
len wir diß Hiſtorien erzehlen . Jn Schwaben war
in einẽ Dorff ein Prieſter / der war wol gelert gnug
allein er befleiſet ſich des zechens zu viel : Wann er
ſtudiret / ſo konnt er ein feine Predigt thun / wenn
er aber beim Wein geweſen / ſo macht er boͤß Ar-
beit . Nach gehaltener Predigt hielten dann die
Nachbarn ein Geſprech hieruͤber / vnnd ſagten : Es
muſt der gar ein Stock Fiſch ſein / der nicht merck-
te / daß vnſer Pfarherꝛ geſtern voll geweſen / dann
wie offt hat er ſich im reden geſtoſſen ? Wie offt hat
or ſich gereuſpert ? Wie offt hat er geſpeutzet ? Wie
offt hat er die Sand vhr beweget ? Er hat in dieſer
gantzen ſtund nicht ein eintzigen ſpruch auß Heili-
ger Schrifft ein gefuͤhret / in ſumma / er hatt arm e
betruͤbte arbeit gemacht . Da ſie nun alle diß bezeug-
ten / war koch keiner vnder jhnen / der den Pfarherꝛ
hieruͤber hette zu red geſtellt / ohn allein ein Alter
man / welcher von wegen Reichthumb vnd anſehen
den andern vorgezogen ward / der ſagt / er wolte mit
dem Pfarherꝛ dahin reden / daß er hinfuͤrter beſſer
Predigten thun ſolte . Da nun der Pfarherꝛ ohn
lengſt hernach eine Predigt auß dem Ermeln
ſchuͤttelte / welche gar nicht zuſammen hing / rieff
der Alt vnder den Predigen / macht ſcharpff / macht
ſcharpff.
ſcharpff . Der Prieſter wuſte nicht / was das ruffen
bedeutete / macht es mit der Predigt kurtz / vnnd
fragt den Alten hernacher / was er mit den worten
wolte gemeinet vnnd verſtanden haben . Der Alt
ſagt : Wann ich in meiner jugent ein wieſen oder
ſonſt einen Acker meden ſolte / ſo offt wetzte ich mei-
ne Senſen / als dann floß mir die Arbeit vnd gieng
mir von handen . Wann ich aber des Abends ge-
truncken hatte / vnnd morgens mit der ſtumpffen
Senſen auffs Feld kame / ſo gieng mir die Arbeit
ſchwerlich ab / alſo / das ich ſchier vnverꝛichter ſach
wider muſt zu Hauß gehen . Eben alſo gehets auch
mit euch / Herꝛ Pfarherꝛ . Wann jhr auff ewer Pre-
digt ſtudiret / ſo gefalt jhr allen ſampt wol / vnd iſt
niemand / der euch nicht mit luſten zu hoͤret / vnnd
ich muß ſelbſt bekennen / das euch die wort auff ein-
ander flieſſen . Wann jhr aber des Abends gezecht
vnnd nichts geſtudiret habt / ſo gebt jhr euch ſehr
ſchaͤndlich / dann wie offt ſtoſſet jhr euch ? Wie offt
verſtum̃et jhr ? Wie offt ſchreit jhr auß dem Gleiß ?
Vnnd das ichs ja gantz heraus ſag / ſo iſt es nur
ein bloß geſchwetze . Wolt jhr nun ein feine lehrhaff-
te Predigt thun / daß wir euch mit nutzen zuhoͤren
ſollen / ſo macht euch gebuͤrlichen gefaſt darauff .
Dann wir ſind ſo ſchlecht vnnd einfeltig nicht / daß
wir nicht mercken / wan jhr auff ewer Predigt ſtudi-
ret / oder aber wann jhr geſoffen habt ? Mit dieſen
worten bracht der Alt zu wegen / daß der Prieſter
ſich nicht mehr des Abends mit Wein vber nahm /
wann er den andern morgen Predigen ſolte / ſon-
dern er ſtudiret mit allem fleis . Wolt Gott daß alle
diener Goͤttliches worts bedaͤchten / daß ſie jhre
Predigt nit nur allein fuͤr dem ſchlechten einfelti-
gen Volck / ſondern fuͤr dem Angeſicht Gottes vnd
ſeines geliebten Sohns Jeſu Chriſti hielten / vnnd
nicht ſo fahrleſſig diß Ampt verrichteten . Ein hoch-
F f iij geler-
gelerter man ſchreibet von den Predigern / welch e
ſo wenig auff jhre Predigt ſtudiren / alſo : Viel ruͤh-
men ſich / ſie koͤnnten ein Predigt auß dem Ermeln
ſchuͤtteln / dieſe jhre thorheit vnnd traͤgheit ſolt man
mit Kolben heraus klopffen . Demoſthenes hat ge-
ſagt : Er wolte nicht allein / wo es jhm moͤglich we-
re / geſchrieben / ſondern auch gemahlet reden . Dann
das were ein vnverſchemter Boͤſewicht / der herfuͤr
ging zu reden / vnd hette ſich nicht gnugſamb dar-
auff bedacht . Cicero ſchreibet gleichfals : Er hab nie
gered / er hab ſich dan darauff geſchicket vnnd gefaſt
gemacht . Auguſtus der Keyſer / wie man ſchreibet /
ſoll niemals geredt haben / er hab ſich dann zuvor
darauff beſonnen . Lampridius ſchreibet / Keyſer
Alexander Severus hab den Rechtsgelerten zeit
zu reden geben / damit ſie von hohen ſachen nit
vnbedachtſamb zu reden genoͤthigt
weren .
Ende dieſes andern theils .
Regiſter
Regiſter des andern theils .
V On einem Doctore vnd Magiſto fol. 1 .
Von dreyen Jungen Geſellen 4
Von einem Papiſtiſchen Doctor ibid .
Von einem Bůrger zu Caſſell 5
Von einem Bawern welcher einem Kalbs Kopff
die augen auß ſtach ibid .
Von einem Jungen Geſellen welcher ſich vnhoͤff-
lich auff einer hochzeit hielt 6
Von einem Weſtphaͤliſchen ſtudenten / der von vn-
hoͤfflichen fitten war 8
Von einem vnflaͤtigen Koch . 10
Von einem andern Sudel Koch 11
Von einem Schneider 12
Von einer Braut welche nicht viel Kochen geler-
net 13
Von einem groben vngeſchickten Bawern ibid .
Ein ander vngeſchickter Bawer 14
Von einem vnerfahrnen Artzt ibid .
Einem desgleichen 15
Von einem Balbirer 16
Von Petro Pagano 1 8
Von Heronymo Emſero ibid .
Von Antonio Corvino vnd Dionyſio Meland. 19
Ein Gaſthalter wird von ſeinem Weib im Ehe-
bruch ergriffen 20
Von einem Spielman vnd ſeinem Weib . 21
Von einem vnfreundlichen Man 22
Von einem Caplan / vnd ſeinem Faulen vnd vnge-
ſchickten Weib 25
Ein Bůrger nimmet eine ſcheußliche aber doch
reiche Baͤwerin zum Weibe 27
F f iiij Die
Regiſter.
Die Minyſche Weiber erloͤſeten jre Maͤñer auß
dem gefengnus 30
Ein lahmer Junger Geſell nahm ein Blindes
Weib zur Ehe 31
Die Weiber zu Weinßburg trugen jhre Maͤnner
auff den Achſelln auß der belaͤgerten Statt .
32 .
Von Barſilla einer keuſchen Jungfraw 33
Ein Thor im Schweitzerland / war allererſt in ſeinẽ
Todtsnoͤthen verſtendig ibid .
Von eines Edelmans in Heſſen Narꝛen 34
Von einem andern Narꝛen 35
Von verwanden ſo vber dem theilen ſtreitig wer-
den ibid .
Von einem Moͤrder 36
Von einem andern Dieb vnd Moͤrder 39
Von eines Moͤrders letztem gebeth 40
Ein Dieb ſo gehencke worden 41
Von einem Moͤrder vnd einem Dieb ibid .
Ein Exempel des Spruchs / per quæ quis peccat ,
&c Das iſt / womit einer ſuͤndiget / darmit wird
er geſtraffet 43
Von einem Schuſter vnnd Kraͤmer zu Marpurg
44 .
Von einem Bawern zu Honen / vnd einem Dieb ſo
gehenckt worden 45
Von einem Dorff Prieſter vnd Ehebrecherin
46 .
Ein Blutſchender verklagte ſich ſelbeſt 47
Von einem Rauber 48
Von einem Ehebrecher 49
Von einem Bawern ſo Diebſtahl begangen 50
Von einem Gottloſen Bawern 52
Ein grober Bawer bittet einen hochgelaͤrten man /
P. M. daß er ſeinen Sohn in zween ſtunden
wolte das Pfaffen handwerck lernen . 53
Von
Regiſter.
Von gemeltem Herrn 56
von D. Martino Luthero / Philippo Melancht ho-
ne / vnd anderen Saͤchſiſchen Theologen 57
von einem eynfaͤltigen Weib 59
von einem Fuͤrſten vnd Graffen ibid .
von einem Prieſter vnd ſeinem Gloͤckner 61
von zween Dieben / einem Vatter vnd Sohn / vnd
einem Haͤſſiſchen Wandersmann 62
Einer lernete ein Kunſt zu ſeinen Baͤumen / daß ſie
Aepffel tragen ſollen 64
von einem Edelmann in Heſſen / vnnd einem Halß-
ſtarrigem Bawern / vnd durch was Mittel der-
ſelb gezaͤhmet worden . 65
von einem Einaͤugen 68
Ein Mann ſicht ſein Weib das Waſſer hinauff-
warts . ibid .
von einem Bawern 69
von einem trefflichen Poeten ibid .
von einem einfeltigen Bawern 70
von einem Schaͤfer vnd Apotecker ibid .
von zween Kriegsknechten 71
von einem Blinden der ein ſehenden betrog 73
von einem andern Bettler 74
von einem ſo in der Hell geweſen 75
von vollſauffen 76
von einem teuffliſchen Kind 82
von einem Teuffels beſchwerer 83
von einer Zauberin 85
Der Teuffel in einem todten Coͤrper 89
von einem Wechſelkind ibid .
von einem andern Wechſelkind 90
von Keyſer Heinrich dem dritten / vnnd Biſchoff
Bruno 91
vom Geſpenſt eines Moͤnninchs / Ruͤbenzahl ge-
nandt . 92
von einem Meerwunder ibid .
F f v von
Regiſter.
Von einem Spieler 93
vom Bapſt Sylueſter II. 94
von Moͤnchen die ein lebendig Crucifix haben wol-
ten 95
von S. Vlrichen 96
von einem reichen Geitzhalß ibid .
von einem Epicuriſchen Bawer 97
von einem Dorff Schultheiſſen gleiche Hiſtori
ibid .
Der Teuffel holet einen Pfaffen 98
von einem Zauberer 99
von einem anderen ibid .
von einem andern Zauberer ibid .
von einem boͤſen vngerathenen Sohn 100
von einem andern 101
von einem andern 102
von Pyramo vnd Thy s be 103
von einem Hanß von Berſtatt 104
Ein Witfraw von einem Schuler geſchwaͤngert
ibid .
Ein Beckerknecht zu Wien begehet etliche Mord-
thaten 105
Ein ſchroͤckliche Hiſtori von Pape Doͤne ibid .
Xenocratis Keuſchheit 107
von einem deßgleichen ibid .
von einem Biſchoff 108
von Tyranno einem Pfaffen deß Saturni / wel-
cher liſtiglich allerley Ehebruch begangen hat
ibid .
von Meſſalina deß Keyſers Claudii Eheweib
110
Ein Procurator ſtrigelt einen Doctor mit ſeinem
Weib im Bad ibid .
Einem Huriſchen Pfaffen außgeſchnitten 111
von einer Koͤnigin von Nauarren einer groſſen
Hure 112
Von
Regiſter.
Einer beſchlaͤffet ſeine Mutter vnwiſſent / nim-
met darnach ſeine eigene Tochter zur Ehe
113
Von einem den der Teuffel verfuͤhret 114
Von einem Geitzigen Procurator vnnd Teuffel
115
Von einem Thumbpfaffen / der mit einer Koͤnigin
bulet 116
Conrad von der Roſen wirdt durch ein Maͤgdlein
gewarnet vor einem Mord 117
Von einem jungen Edelmann 118
Von einem Kriegs Oberſten ibid .
Von einem Marienbild 119
Eine Hiſtoria / wie Helena deß Keyſers Conſt an-
tini Mutter deß He rren Chriſti Creutz ſoll er-
funden haben 120
Von der ſchoͤnen Maria zu Regenſpurg
122
Von einem Weib / welches von jhrem Mann
faͤlſchlichen Ehebruchs halben angeklagt / vnnd
zum todt verdampt / vnnd wie es wunderbarlich
iſt erhalten worden 124
Von einem Buͤrger / ſo ein Weib durch liſt zum
Ehebruch bringet 106
Von dem Scharpffrichter zu Metz / welcher ſich
nachts in eines Kauffmanns Hauß begibt / er-
wuͤrgt ſein Weib vnnd Geſind / vnnd brin-
get allen Haußrath daruon / gibt fuͤr / der
Kauffmann hab den Mord ſelbſt gethan / deß-
wegen der Kauffmann / als er wider kompt /
eyngezogen / vnnd vmbs Leben bracht worden
107
Von Sanct Antonio dem Einſiedler / welcher
fragte / was er thun ſolte / daß er ſelig wuͤrde
108
Von Sanct Bernhardo / welcher beweiſet / daß
nichts
Regiſter.
nichts ſchwerers ſey / als Gott von Hertzen an-
ruffen 110
Auguſtinus wirdt von einem Kind gewarnet /
daß er die Gottheit nicht ſoll außforſchen ibid .
von gemeltem Auguſtino 111
von S. Vlrichen 112
von Hattone / Biſchoff zu Meintz / welcher Anno
900. von Meuſen gefreſſen worden 113
von Theophania Othonis II Gemaͤhlin ein Exem-
pel / daß Allmoß geben nicht armet 114
von einem trefflichen Poeten vnd einem Schuſter
115
von einem Prieſter / der ein Kind Taufft 116
von dem H. Auguſtino / vnd einem gottloſen Afri-
caner 123
von dem Philoſopho Protagora ibid .
von Claudio Epiſcopo Taurino 124
von Petro Martyre ibid .
von dem Ertzbiſchoff von Biſa 125
von einem Geitzhalß 126
Einer wolt beweiſen daß der Teuffel ſein Bruder
wer 127
von dem Koͤnig Mida 128
Ein Koͤnig ſetzt ſein gefangenen Koͤnig Gelt zu
eſſen vor 129
von einem Wucherer ibid .
von einem andern 130
von einem Moͤnch ibid .
von eines Bawern Sohn vnnd ſeiner Schweſter
131
von Bapſt Julio dem dritten 132
von Bapſt Julio dem andern ibid .
von Thaleto einem Sternſeher vnnd einem alten
Weib 133
von einem vnuerſtaͤndigen Sachſen 134
von einem Sternſcher vnd Bawern ibid .
von
Regiſter.
Von einem Bawern vnd Schiffmann 135
von einem Koch 136
von etlichen Juͤden 137
von einem jungen Maͤgdlein / welches beichten ſolt
138
von Antonio Codro 139
von einem Rath in einer Stadt 140
von einem Krancken ibid .
Ein Artzney vor die Floͤch 141
Der Floch vorſichtigkeit ibid .
von Eraſmo Roterodamo 142
von Granuellano 143
von deß Maximiliani Tochter Margarita ibid .
von einem Moͤnch Scrofa genandt 144
von Vacca einem Prediger ibid .
von einem Moͤnch 145
von einem Bettlers Ordens Moͤnch ibid .
von einem der den Adel gekaufft 146
Ein freygebiger Superintendens 147
von einem Bawern ibid .
von einem Burgenmeiſter 148
von einem vngelehrten Biſchoff ibid .
von einem vngelerten Pfaͤfflein 149
von einem Breutigam ibid .
von einem Dieb ibid .
von einem Breutigam 150
Ein Jungfraw / welche huͤbſch ſein wil / die muß
dreyſſig dingen an ſich haben ibid .
von einem jungen Geſellen vnd einer Jungfrawen
152
Warumb die Weiber mehr wachſen als die Maͤn-
ner ibid .
von einer Jungfrawen ibid .
von einer Bawern Magd 153
Wann man einen Moͤnch ſihet / was man als dañ
gedencken ſoll ibid .
von
Regiſter.
Von einem trunckenen Pfaffen 154
Was vor Mores ein Hoffdiener haben ſoll
ibid .
Warumb der gebrauch Bapſt zu wehlen veraͤn-
dert ſey 155
Was die alten Weiber nutz ſeyen ibid .
Von einem Prieſter 156
Von einem Reichen ſterbenden Prieſter ibid .
Vom Bapſt Julio ibid .
Von Clemente Marotto / einẽ Poeten auß Franck-
reich 157
Von Henrico Glareano 158
Von einem mutwilligen Schreiber 159
Von einem Meyer vnd einer Baͤwerin 160
Von einem Francken ibid .
Von Doctore Simone Simonio 161
Von Georgio ab Hauelem , vnnd Henrico Stielio
ibid .
Von einem Saͤltzer vnnd einer Marpurgiſchen
Magd 162
Von einem Prieſter zu Erfurt / genant Herꝛ Stu-
tzer 163
Von einem Heſſiſchen Bawern 164
Juſtus Schuͤtz ein Studeut zu Jena ibid .
Von einem freßhafftigen Biſchoff 166
Von Petro N. einem verſoffenen Studenten 167
Ein Weinſauffer / der ſterben ſolt ibid .
Von Johanne Alto 168
Von Alexandro Potore ibid .
Von einem Freſſer 169
Ein erſchrecklicher Boß / der einer Dirnen vnnd ei-
nem Bawernknecht widerfahren / als ſie Wal-
fahrten giengen ibid .
Ein Roßzaͤmer / ſchneid zu Speyer die Nieren auß
einem Braten / vnnd fraß ſie allein / auch wie ſie
jhm bekamen 170
Ein
Regiſter.
Ein zuͤchtiger vnd geiſtlicher Taͤntzer 171
Von einem Kriegsknecht vnd Theobaldo Tham-
mero 172
Von Philippo Hertzog in Burgundien 173
Von Mundo vnd Paulina einer Edlen Roͤmerin
ibid .
Von Henrich dem vierdten / welcher ſein Gemåhlin
probierete / ob ſie trew wer 175
Von Alberto Hertzog in Sachſen 176
Von zweyen Weibern / ſo ſich mit einander zan-
cken 177
Von einem Studenten auß Thuͤringen ibid .
Ein vngelehrter begerete ein Carmẽ vber ein Buch
von einem gelehrten Mann 179
Ein ander alter Geſell begerte ein Carmen auff ſei-
ne Hochzeit 180
Von eben demſelben Gelehrten ibid .
Von Roberto Licenſi 181
Von eben demſelben 182
Von zween Bruͤdern / deren einer arbeitſam vnnd
vorſichtig / vnnd ſeine Guͤter trefflichen beſſer-
te / der ander aber / ſeine Guͤter verwahrloſete /
daß er zum hoͤchſten Armuth gerieth / ohn ange-
ſehen / daß ſie gleiche Theil bekommen hatten
183
Von eines reichen Bawern faulem vnd ſchlaͤfferi-
gem Knecht 1 85
Von einem andern Herren vnnd ſeinem Knecht /
86
Von einem Kauffmann vnnd halßſtarrigem Juͤ-
den 188
Ein Prediger ſegnet die Wucherer 189
Von einem halßſtarrigen Weib 93
Von einem dergleichen 194
Von einem der nach S. Vlrichen Walfahren zo-
he ibid .
Vom
Regiſter.
Von Stoltz der Baͤpſtlichen Prelaten 197
von einem Nuncio Apoſtolico / vnd einem Frantz-
ſiſchem Edelmañ / welcher ſich vor eineñ Bett-
telniann außgab / vnd jhm rechtſchaffen zwagte
vnd den Bart ſchor ibid .
von Henrich von Luthern / Hauptmann der Ve-
ſtung Ziegenhain / vnnd den armen Leuten im
Hoffſpital Hegen 199
von Fraw Margarithen Caroli deß Fuͤnfften Vat-
ter Schweſter 201
von einem Prieſter / der ſich trunckener weiß zu ſei-
ner Maad legt ibid .
von einem Dorffprieſter vnd ſeinem Ehebreriſchem
Weib 203
von einem hundertjaͤrigen Breutigam 207
Ein junger Geſell ermordet trunckner weiß beyde
Eltern ibid .
Ein Pfaff verrieth im Criſtallen einen Schatz vn-
der der Erden 209
von Themiſtocle vnd den Andriis ibid .
von einem Ehrgeitzigen Doctor 210
Einer nimpt wider ſeiner Eltern willen ein Weib
ibid .
Einer wird von zweyen Maͤgdlein redlich auffge-
ſetzt 213
Ein Dieb / welchen die Mutter in ſeiner Jugend
ſtehlen gelernet / beiſſet jhr die Naſen ab 215
von einem Burgenmeiſter vnd Pfarherr 216
von einer Erbaren Matronen von Genna / welche
zwoͤlff Jahr lang in Mannskleidern in Alcair
das Elend bawete / vnd endlich durch wunderba-
re ſchickung GOttes mit jhrem Mann froͤlich
wider gen Genua kommen / im Jar vnſers Her-
ren 1424 . 219
von einem Schaffreſſer 238
von einem Freſſer 241
Ein
Regiſter.
Ein Muͤller treibet mit eines andern Weib Ehe-
bruch / vnd muſte wegen jres Manns Ankunfft
bloß daruon lauffen 243
von einem Buͤrger zu Vlm 245
Ein Kauffherr findet ſein Weib vnnd Diener im
Ehebruch / vnnd erſticht ſie / geſchehen zu Zuͤrich
247
Eines Profeſſoris Magd auff einer Vniuerſitet /
leſſet deß nachts einen Studenten eyn / vnd gibt
fuͤr / es ſey ein Geſpenſt 252
von einem andern angemaſten vnd erdichtem Ge-
ſpens oder Geiſt 255
von einem vngeſchickten Caplan 260
von einem Teutſchen vnd der Jnquiſition 261
von einem Schweitzer 262
von Traumen 263
von Antonio Muſa ibid .
von Creſo ibid .
von Caſſio 264
von Dionyſio 265
von Amilcare ibid .
vn Julio Ceſare 266
von Sethane Koͤnig in Egypten ibid .
von Cyro Koͤnig in Perſien vnd Meden 267
von jetztgemeltem Cyro ibid .
von Alexandro Magno 268
von Theodoſio ibid .
von Alfredo Koͤnig in Engelland 269
von Maſecerio 270
von Ptolomeo Cerauno ibid .
von Polycratis Samii Tochter ibid .
von Hulderich Zwinglio 271
von Caſparo Peucero 272
von Herrn Wilhelmen Landgraffen zu Heſſen 273
von der Auffruͤhrer Pfiffers vnnd Thome Muͤn-
tzers Traum 274
G g Von
Regiſter.
Von Didymo Alexandrino 275
Von einem Buͤrger / ſo drey Toͤchter hatte
ibid .
Von einem Kauffmann 278
Von Damone vnd Pythia 280
Von einem andern deßgleichen 281
Von einem Dorff prieſter 282
Von Wilhelm Cornio eim Gallier 283
Von der Tochter Spiridionis ibid .
Von einem Geſpenſt bey Worms 284
Felix Malleolus 286
von einem Zauberer ibid .
von einem Geſpenſt 288
von Ludouico Alodiſio vnnd ſeinem Vatter
ibid .
von einem andern Geſpenſt 289
von einem Fuͤrſten vnd Doctore 290
von einem andern Fuͤrſten vnnd Doctore
292
von Doctore Antonio 293
von einem Rathsherrn 294
von einem Bawern vnnd etlichen Schuͤlern
295
von einem Bawern ibid .
von einem andern Bawern 296
von einem andern Bawern 297
von einem andern Bawern 298
von einem Prieſter vnd Bawern ibid .
von einer Aberglaubiſchen Baͤwrin 300
von einem Bawern 301
von Changio Chan / einem Tartariſchen Keyſer
ibid .
Von einem Burgenmeiſter 302
von Keyſer Diocletiano ibid .
von einem Holtzhawer / Loͤwen / Loͤwin / vnd Bee-
rin 303
Von
Regiſter.
Von einem Schaͤfer ibid .
von einem Prieſter vnd zween Buͤrgern 369
von einem andern Prieſter vnnd einem Bawern
370
von einem Buler 371
von gemeltem N. N. 372
von einem andern Buler ibid .
von einem Artzt zu Wien ibid .
von einem Doctor in der Artzney 376
von einem Fuͤrſten vnd Superintendente 377
von Johann Schwertern einem Steinmetzen auß
dem Schweitzerland 378
von Hertzog Friderico Hertzog zu Sachſen 379
von Philipp Koͤnig in Macedonien ibid .
von einem Metziger 380
von einem Bawern vnd Teuffel 381
von einem Dorffprieſter 282
von einem andern Prieſter ibid .
von einem Studenten 384
von einem Papegey 386
von einem andern ibid .
von Nachtigallen 387
von einem Kampff zwiſchen einem Hecht vnnd
Froſch 389
von der Storcken Keuſchheit 390
Wie vbel ſich Stoͤrck gegen jhre Mutter zu Jll-
feld gehalten haben 391
von einem Frantzoſen 392
von M. Petro V. einem Profeſſore ibid .
von Petro Martyre 393
Trias Romana auff Teutſch ibid .
von Cappelleto vnd einem Moͤnch 397
von Johanne Brentio vnd Johanne Cochleo 409
Declinatio deß Aduerbii Interim 410
Ein Sendbrieff von gemeltem Interim an Mar-
tinum N. 412
G g iij Von
Regiſter.
von Franciſco S. 413
von einem jungen Geſellen zu Augſpurg 414
von Alkino vnd Roſimunda 415
von einer Ehebrecherin / ſo vnderſtehet jren Mann
vmbzubringen 417
Wie einer durch Anreitzung deß Teuffels in trun-
ckenheit ſein eigen Schweſter ermordet 418
Ein anders 420
Wie vielerley die Trunckenheit ſey 421
von Milone 422
von einem Wandersmann / ſo lieber groſſe als klei-
ne Fiſch aß 423
von einem trewen Hund 424
von einer Ehebrecherin ibid .
von einer andern 426
von einem Muͤller 427
von einem Prieſter 428
von einem andern Prieſter . 430 .
ENDE .
Regiſter.
Von Androdo vnd einem Loͤwen 304
Von Apt Geraſimo vnnd einem Loͤwen
306
von Keyſer Auguſto / vnnd von einem Raben
309
von einem Ackermann / vnnd einem Adeler
ibid .
von Storchen 310
von einem Fuͤrſten vnnd einem groben Bawern
311
von einem Stadt Prediger 313
von Berthold Schaͤfern 315
Ob man ein Weib nemmen ſoll / vnnd was vor ein
Weib 316
von der Weiber art / vnnd wie ſie von vier Thieren
her geboren werden 317
von einem Burgenmeiſter zu Eſchwegen
318
von einem Bergknappen ibid .
von einem Gloͤckner zu Honen 320
von einem Burger zu Eſchwegen 321
von einem Graffen 323
Was ein Weib von der H. Dreyfaltigkeit hielte
ibid .
von einer Braut 324
von einem Edelmann 326
von einem Edelmann in Weſtphalen 327
von D. Johanne Megobachen 330
von einem ſtoltzen Sattler 331
von einem Pfarherr / vnnd von einem Capplan
von einem Pfarherr vnnd von zween Schaͤffern
334
von einem Doctore vnnd einem Bawern
337
von Griſippo vnd Tito 338
von Lucio Emilio Paulo 339
G g ij Von
Regiſter.
Von Pſammenito 340
von Tito ibid .
von einem Geſpenſt 341
von einem ſtricher vnd fuͤrwitzigen Mann 342
von Friderico Schimmelpfenning / Buͤrgern vnnd
Rathsherrn zu Eſchwegen / welcher jhm ſelbſt
verkuͤndiget / daß ſeine Sterbſtund nahe ſey
345
von Nicolao Cruccio 346
von Henrich Saltzmann ibid .
von Chriſtophel Herolden / Burgenmeiſter zu
Eſchwegen / welcher einen Kirchhoff auſſerhalb
der Stadt zu richten laſſen / vnd er der erſt dar-
auff begraben worden / vnd was der gemein Poͤ-
bel vor ein vnbedacht Vrtheil hieruͤber gefellet
348
von Franciſco Hertzogen zu Luͤnenburg 349
von Agnete Langraͤffin zu Heſſen / Hertzog Mo-
ritzen zu Sachſen / etc. Churfuͤrſten Gemahl
350
von D. Hieronymo Schurphio ibid .
von Caſpar Creutzigern dem Eltern 351
von N. Plateano ibid .
von einem Weib / welche wann ſie einmal vnwil-
len / haß vnd neid gegen einem Menſchen gefaſt /
ſolchen nimmermehr wolt fallen laſſen 352
von einem Weib auff dieſe art 354
von Vito Theodoro vnd Andrea Oſiandro 355
von Friderico Myconio 356
von einem Balbirer zu Caſſel / vnnd einem Bettel-
mann 359
von gemeltem Balbirer vnnd einem Bawern von
Orphtenrode 360
von einem Bawern auß Heſſenland 362
von einem Schneider zu Franckfurt ibid .
von einem Apotecker zu Goͤttingen 366
Von