Deutschlands Zustände.
sym43 Ewald, der berühmte Orientalist, und ei-
ner der sieben Göttinger Professoren gibt im zwei-
ten Hefte der Jahrbücher für biblische Wissen-
schaften sein Urtheil ab, welches folgendermaßen
lautet: „Fürst gegen Fürst, Deutscher gegen
Deutschen, völlige Zerstörung und zerstörender
Gegensatz der Ansichten und Bestrebungen bis in
die einzelsten Beziehungen, in Folge davon immer
größere Verengung des Blickes und des Zieles, immer
stärkere Selbstfurcht und Selbstsucht, immer wei-
terer Einbruch des verkehrten kleinlichen schwachen
Handelns: dies ist im Großen die Geschichte
Deutschlands seit sechs bis sieben Jahrhunderten und
das unendliche Wehe, welches weder ein hechingi-
sches oder homburgisches, noch ein preußisches oder
österreichisches Vaterland aufheben kann. Fürsten
und Adel hatten schon längst vor der Reforma-
tion ein deutsches Vaterland verloren, und welche
furchtbaren Greuel der Ansichten wie der Thaten
daraus gerade zunächst in diesen Höhen der Ge-
sellschaft schon lange vor dem dreißigjährigen
Kriege hervorgehen, kann man mehr als hinläng-
lich aus der Geschichte der Grumbach'schen Hän-
del in Franken erkennen. Auch das unsägliche
Unheil, welches die deutsche Geschichte der letzten
Jahre bezeichnet, fließt zuletzt nur aus dieser
Quelle, diesmal aber ( und das ist das eigentliche
Neue ) ursprünglich weit mehr durch die
Schuld der Sprecher und Rathgeber des
gemeinen Volkes, als durch die Fürsten
und den alten Geburtsadel. Was edel
und was nothwendig war an der deutschen Er-
hebung des Jahres 1848 war allein dies endlich
klar und stark gewordene Streben nach Wieder-
stellung eines deutschen Reiches: dies konnte ge-
lingen, wenn Gagern und alle damals zu öffent-
lichem Wirken Berufenen den ursprünglichen Ge-
danken in seiner vollen Reinheit und Gewalt fest-
gehalten, wenn sie von der einen Seite alle Fran-
zöselei und alles Unchristenthum, von der anderen
alles Liebäugeln mit Ungarn, Jtalien und Polen
aufs strengste und festeste vermieden, und statt
an der deutschen Bundesversammlung eine unedle
Rache zu nehmen, vorläufig nur die noch vorhan-
denen Bande deutscher Einheit fester angezogen;
wenn sie statt einen Fürstentag zu hindern, viel-
mehr die versammelten wie die einzelnen Fürsten
alle aufs Beharrlichste beschworen hätten, die
deutsche Einheit fester zu knüpfen, wenn sie ihnen
ein eigenes williges Herz und ein williges Volk
entgegengeführt hätten. Ein ernstes Auftreten und
ein reines Wollen hätte sogleich in den ersten
Tagen und Wochen Alles entschieden. Verbesse-
rung der Bundesversammlung als eines Länder-
hauses, neben ihr ein deutsches Volkshaus aus
den einzelnen Landständen gewählt, Bürgschaft für
alle deutschen Fürsten gehörenden außerdentschen
Länder mit angemessener Gegenleistung, diese be-
scheidenen, aber vollkommen hinreichenden neuen
Einrichtungen, wären als eigentlich schon sich von
selbst verstehend ins Leben getreten, und die Welt
hätte dann das neue Schauspiel gesehen, daß ein
großes Reich, auch ohne einen einzelnen Kaiser
oder König an seiner Spitze zu haben, aus ein-
trächtigen glücklichen Völkern und Fürsten bestehen
könnte. Lernt doch die ganze große europäische
Gesellschaft, obwohl nur aus Furcht vor Schlim-
meren, sich immerhin in Frieden sich gegenseitig
ertragen, indem jedes Glied von ihr gegen die
übrigen so viel gilt, als es innere Kraft besitzt
und zeigt: und die deutsche Gesellschaft sollte sich
nicht gegenseitig vertragen können? wer hat be-
wiesen, daß das unmöglich sey? warum bedenkt
man nicht, daß schon der geringste Gedanke an
deutsche Trennung und Sonderung, an ein preuß.
Kaiserthum oder wie man sonst die preußischen
Sonderstreben benennen mag, der Anfang neuen
unabsehbaren Uebels ist? gibt es auch nur irgend
eine denkbare Schwierigkeit, vor welcher der einzig
richtige und würdige Gedanke an Herstellung einer
vollen deutschen Einheit zurückweichen sollte? wenn
Preußen noch immer keinen einzig wahren Staats-
mann hat, auch nach seiner bisherigen Geschichte
kaum einen solchen haben kann, soll deswegen
Deutschland zerrissen und zu allem alten neues
Elend geschaffen werden? Wenn Preußen ein
christlicher Staat sein will; warum übt es denn
nicht in der That die allerersten christlichen Pflich-
ten gegen die deutschen Länder einzeln und im
Ganzen? soll das Christenthum unter uns bestän-
dig nur den Unterthanen vorgehalten werden? soll
das Jahr 1848 nicht wenigstens dies mit un-
auslöschlichen Zügen gelehrt haben, daß die alte
deutsche Politik, wie sie denn doch vorzüglich auch
von Preußen ausgeübt, ja von 1817--1848
allein durch Preußen möglich wurde, ein Grund
alles deutschen Verderbens ist?„ Wir wünschen
aufrichtig daß durch dieses offene und auf Wahr-
heit beruhende Bekenntniß des Herrn Ewald bei
recht vielen von seinen politischen Glaubensgenos-
sen Eingang finden möge.
Deutschland.
Aschaffenburg, 27. Okt. Der General der
Cavallerie Fürst Taxis hat an alle unter ihm
stehenden Truppen Abtheilungen folgenden Tags-
befehl erlassen: „Soldaten! heute stößt das kai-
serlich königl. österreichische 14. Jäger=Bataillon
zu dem meinem Kommando allergnädigst anvertrau-
ten Truppen. Es sind dieß die Söhne jener
Helden, selbst Helden, die vor 36 Jahren unter
den Befehlen des unvergeßlichen Feldmarschalls
Wrede Uns tapfer zur Seite standen. Es sind
dieß die braven Schützen, die sich auf den Schlacht-
feldern Jtaliens und Ungarns unvergängliche Lor-
beeren erkämpften und das Zeichen der Tapferkeit,
nach dem wir Alle dürsten, glänzt auf ihrer Brust.
Sie haben das köngl. 3. Jäger=Batailon in Frank-
furt wie Brüder verlassen, wie Brüder nehmen
wir sie in unsere Reihen auf. Sie sollen bei
Uns alle Tugenden des Kriegers wiederfinden.
Die Treue für König und Vaterland, die vollen-
detste Mannszucht und der kühne Muth waren ja
von jeher das Ertheil des bayerischen Kriegers.
Euer General setzt das feste, das unumschränkte
Vertrauen in die Pflicht=Treue aller Grade aller
Waffengattungen und ist unabläßig mit der Wohl-
fahrt, der Ehre der unterhabenden Truppen be-
schäftigt. Hauptquartier Würzburg, den 24. Okt.
1850. Taxis, General der Kavallerie.“
Frankfurt, 30. Okt. Gestern Abend been-
digten die Wahlmänner die Wahlen zum gesetz-
gebenden Körper. Die Gothaer Partei hat die
vollständigste Niederlage erlitten, und sind mit
wenigen Ausnahmen blos Conservative und Groß-
deutsche erwählt worden; selbst diese Wenigen
verdanken ihre Stelle dem freien Willen der Con-
servativen, welche es nicht für Recht erachteten,
wenn die Gegenpartei gar nicht vertreten würde.
Dies ist z. B. der Fall mit Dr. Souchay. Nur
Dr. Jucho, A. Nasor und J. Reiß wurden
selbstständig von den Gothaern durchgesetzt. Be-
merkenswerth bleibt, daß durch die bornirte Hin-
terlist eines der Wahlmänner gegen die ausdrück-
liche Verabredung alle Katholiken durchgefallen
waren. Erst als man begreiflich machte, daß
nach der Verfassung ohne Katholiken der gesetz-
gebende Körper keine Gültigkeit hätte, besann
man sich eines Bessern und wählte v. Guaita,
Louis Brentano, Springsfeld, Lind, Ott, Dr.
Schaeffner und Hauptmann Hemmerich. Eben
so viele Juden zu wählen, hätten diese
Männer des Aufklärichts sicher kein
Bedenken getragen.
( K. Z. )
* Aus Baden, 27. Okt. Jch bin im Stande,
Jhnen Ausführlicheres über die letzte geheime
Sitzung der ersten Kammer mitzutheilen, worin
der Militärvertrag mit Preußen zur Verhandlung
kom. Der Hauptsprecher für den auf Kundigung
des Vertrags lautenden Antrag war Freiherr v.
Rink. Er griff sehr den Minister v. Klüber
wegen seiner Politik an und hebt hervor, wie
unerschwingliche Lasten für das Land dieser Ver-
trag enthalte. Der Vertrag sei eine reine Finanz-
frage und von der Politik sehr wohl zu trennen;
man möge ihn daher kündigen, denn bei einem
Kriege zwischen Oesterreich und Preußen könnten
die Truppen des letztern den größten Theil Ba-
dens doch nicht behaupten, und vor republikani-
schen Aufständen habe man sich selbst nach Zurück-
ziehen der preuß. Truppen nicht zu fürchten so
lange die Oesterreicher in Vorarlberg stünden.
Minister von Klüber erwidert: Schon in frühern
Zeiten habe der Norden Deutschlands immer viel
Sympathie für Baden gehabt. Baden sei sogar
geographisch auf den Norden angewiesen, insofern
nämlich Deutschland nach Stromgebieten betrach-
tet, in Stromgebiete eingetheilt werden müsse.
Der Rhein aber ströme nach dem Norden hin.
Ueberhaupt sei Baden der natürliche Vermittlungs-
punkt zwischen Süden und Norden und durchaus
unabweisbar an das Geschick des letztern gekettet.
An das Zustandekommen der Union glaube er
freilich kaum mehr, er wisse nicht was aus ihr
noch werde, er wisse aber auch nicht was noch
aus dem Bundestag werde, oder was überhaupt
die Zukunft noch bringe. Wohl sei der Militär-
vertrag anfangs von der Politik getrennt gewesen
in Folge der neuesten Ereignisse sei er es nicht
mehr. An der bisherigen Politik müsse er aber
festhalten, selbst wenn ihn der Fluch des Landes
treffen sollte, er werde ihn ertragen, und er hoffe
sich dereinst vor dem höchsten Richter darüber ver-
antworten zu können. Er wisse, daß er isolirt
stehe. -- Die Debatte, an welcher Legationsrath
von Marschall, Zöpfl, Regenauer für den Mino-
ritätsantrag, Lauer und von Hirscher für den
Majoritätsantrag Theil nahmen, war für dieses
Haus außergewöhnlich lebhaft. Prinz Friedrich
und Frhr. v. Andlaw waren in dieser Sitzung
nicht zugegen, während sie in der letzten geheimen
Sitzung anwesend waren. Nachdem der Majori-
tätsantrag -- welcher lautet: „daß von der in
gedachter Uebereinkunft vorbehaltenen Kündigungs-
befugniß Gebrauch gemacht und Unterhandlungen
auf der Grundlage einer Bundesbesatzung in Ra-
statt gepflogen werden“ sollen -- verworfen, wurde
der Entwurf der Minorität der Kommission angenom-
men. Er lautet wortlich also: „Durchlauchtigster
Großherzog Gnädigster Fürst u. Herr! E. kgl. Hoh.
ließen den Kammern und zwar zunächst der zwei-
ten -- in geheimer Sitzung die Uebereinkunft
vom 25. Mai d. J. wegen Stellung und Ver-
pflegung der königl. preuß. Truppen im Großher-
zogthum Baden vom 1. Okt. 1849 an, und we-
gen Verlegung großh. bad. Truppen in preuß.
Garnisonen, so wie den zu dem Artikel VII. die-
ser Convention vereinbarten Vorbehalt zur Kennt-
nißnahme und so weit solches verfassungsmäßig
erforderlich ist, zur nachträglichen Genehmigung
vorlegen. Die I. Kammer. E. k. H. getreuen
Stände hat zur gründlichen Prüfung dieser Vor-
lage und des hierüber von der zweiten Kammer
ihr zugegangenen Adreßentwurf eine Kommission
niedergesetzt, deren Bericht in geheimer Sitzung
berathen und hierdurch die Ueberzeugung gewon-
nen, daß die Uebereinkunft vom 25. Mai d. J.,
in soweit sie die Verlegung der großh. bad. Trup-
pen in preuß. Garnisonen betrifft, nicht zum ver-
tragsmäßigen Vollzug gekommen ist, daß für die
Beseitigung der im Wege stehenden Hindernisse,
innerhalb einer bestimmten Frist keine Garantien
vorliegen, daß überdieß die wesentlichen Voraus-
setzungen, von welchen bei der Verlegung ausge-
gangen wurde, nicht in Erfüllung gegangen sind,
dieselbe hiernach der Neubildung der bad. Hee-
resabtheilung nicht förderlich erscheint, letztere viel-
mehr ebensowohl und mit wesentlicher Erleichte-
rung der Staatskasse im Lande bewirkt werden
kann, daß durch die fortdauernde Anwendung der
übrigen Bestimmungen der Uebereinkunft vom 25.
Mai ohne gleichzeitige Verlegung der bad. Trup-
pen der großh. Finanzhaushalt zerrüttet wird, und
das Land auf die Dauer die ihm hierdurch auf-
erlegten unerschwinglichen Lasten zu tragen außer
Stand ist. Die 1. Kammer E. k. H. getreuen
Stände hat daher heute in geheimer Sitzung be-
schlossen: E. k. H. unterthänigst zu bitten: 1 )
Höchstihre Regierung anzuweisen, von weiterer
Verlegung bad. Truppen in k. preuß. Garnisonen
gänzlich Umgang zu nehmen, auch die bereits da-
hin abgegangenen großh. Truppen in Anwendung
der durch Art. V Abs. II der Uebereinkunft der
großh. Regierung vorbehaltenen Befugniß, bald-
thunlichst zurückzuziehen, damit eine gleiche Anzahl
der k. p. Besatzungstruppen in Baden aufzulösen
und dieselben bei Berechnung der nach Art. III
zum Grunde liegende Kontingentszahl vermindern
a ) um die Zahl der in preuß. Garnisonen ein-
marschirten großh. bad. Truppen von dem Tage
ihrer Ankunft daselbst, um die Zahl der im Groß-
herzogthum aufgestellten bad. Truppen von dem
Tage, an welchem sie zum Ausmarsche bereit wa-
ren, oder zum Dienste verwendet werden können;
b ) daß eine Verminderurg der königl. preuß. Be-
satzungstruppen mindestens in soweit sie nothwen-
dig ist, um für die Unterbringung sämmtlicher
großh. bad. und königl. preuß. Truppen in Kaser-
nen Raum zu gewinnen, baldmöglichst stattfinde;
c ) durch Höchstihre Regierung durch Maßgabe
der in Folge der Unterhandlungen sich ergebenden
Sachlage die Anwendung der Befugniß, welche
der Art. 1 Abs. III. der Uebereinkunft vom 25.
Mai d. J. der großh. Regierung vorbehalten hat,
eintreten zu lassen.
△ Aus Baden, 28. Okt. Am 24. d. Mts.
sind aus den Kasematten zu Rastatt drei Militär-
sträflinge entwichen; sie haben die Richtung nach
Frankreich genommen. Bis jetzt konnte man ihnen
nicht habhaft werden.
Aus Thüringen, 27. Okt. Aus Erfurt er-
halten wir die Nachricht, daß daselbst ein Be-
fehl des Kriegsministeriums wegen Einberufung
der Reserven und Einkleidung der Landwehr ein-
getroffen sei. -- Das Contingent des Großherzog-
thums Weimar, 3 Bataillone, soll ebenfalls mo-
bil gemacht werden und einen Theil der Obser-
vationsarmee bilden.
Luxemburg, 25. Okt. Der Prinz Heinrich
der Niederlande ist vorgestern hier eingetroffen
und hat durch die Eidesleistung auf die Verfas-
sung seine Statthalterschaft angetreten. Sein Em-
pfang war weit davon entfernt, ein freundlicher
und herzlicher zu sein, ungeachtet der Prinz den-
selben in seiner Rede vor der Kammer als einen
solchen bezeichnete. Jm übrigen sagte er, er wisse,
wie sehr das Land an seiner Nationalität hänge
und dasselbe möge seine Anwesenheit als Gewähr
für die Aufrechthaltung derselben ansehen und
ferner, „er erfülle die Jnteution Sr. Maj., wenn
er dem Großherzogthume die Vortheile seiner na-
tionalen Jnstitutionen in ihren Relationen zu
Deutschland, mit dem es durch die Verträge des
deutschen Bundes vereinigt wäre, zu erhalten suche.“
( K. Z. )
Aus Leipzig, 20. Okt. wird d. O. C. ge-
schrieben: Die hiesige „Deutsche Allg. Ztg.“, die
unter der Oberleitung des Herrn Heinrich Brock-
haus redigirt wird, geht in ihrem sinnlosen Wü-
then gegen Alles, was katholisch und österreichisch
ist, so weit, daß sie sich erfrecht, in einer ihrer
letzten Nummern zu sagen: „Der Kardinal=Erz-
bischof von Prag, Fürst Schwarzenberg, ist er-
füllt von dem glühendsten Eifer, seinen Namen
jenen herrschsüchtigen Prälaten anzureihen, welche
im Laufe der Jahrhunderten Oesterreichs Regen-
tenhaus zur Unduldsamkeit verführt, und dadurch
unsägliches Unheil über die Völker der Monarchie
gebracht haben,“ und noch viel Schlimmeres folgt
in dem von ruchloser Hand geschriebenen Artikel.
Jn der That, diesem Kirchenfürsten von engelrei-
nen Sitten, unvergleichlicher Frömmigkeit und
Milde, der kein anderes Streben kennt, als das
Reich Christi auf Erden zu verbreiten, weltliche
Herrschaftspläne, ja sogar, wie in dem Artikel
geschieht, wenn auch etwas verdeckt, Geldsucht
zuzuschreiben, ist der Gipfel äußerster, fluchwür-
digster Libellistenbosheit und Zeitungsschreiber-
Nichtsnutzigkeit. Der infame Artikel enthält die
Anklage, daß die Kirche in Oesterreich „ihren
außerordentlichen Erfolg der salbungsvoll gepre-
digten gleißnerischen Behauptung verdankt, alle
Revolutionen seien durch die sogenannte Freiden-
kerei veranlaßt worden, und nur eine unbeschränkte
katholische Kirchengewalt könne die Throne und
mit ihnen alle heiligen Jnteressen der Menschheit
retten und erhalten.“ Diese sein sollende Anklage
enthält das indirekte Eingeständniß, weßwegen die
Revolutionäre, so erboßt sind. Sie empfinden,
daß ihnen die geistige Herrschaft, die sie zum un-
ersetzlichen Schaden der Menschheit so lange ge-
führt, unwiederbringlich aus den Händen gleitet.
Sie wissen, daß nicht nur in katholischen Ländern,
sondern auch in den protestantischen, die Einsicht
tiefe Wurzel geschlagen hat, daß die Menschheit
rettungslos verloren ist, wenn sie nicht zur Furcht
Gottes zurückkehrt. Und weil unsere heil. Kirche
mit apostolischer Gewalt das große, Gott wohl-
gefällige Werk mit so sichtlichem, mit so unauf-
haltsamem Erfolge fördert, darum geifern diese
Selbstgötter gegen sie mit höllenentstammter, durch
Cristum den Herrn ohnmächtiger Wuth. -- Zu
den Werken, welche zur Verbreitung der Herr-
schaft des Radikalismus und der Freidenkerei das
Meiste beigetragen haben, gehört unstreitig das
Brockhaus'sche Konversationslexikon. Herr Heinrich
Brockhaus bereitet die zehnte Auflage vor. Jst
das nicht ein großartiges „Zeichen der Zeit?“
Aus dem Mecklenburgischen, 24. Okt. Seit
die Democratie von aller Beiheiligung an den
ihr im Jahre 1848 und 1849 so geläufig gewor-
denen Regierungsgeschäften zurückgedrängt ist, über-
nimmt sie es, Ministerlisten zu fabriziren und
allerhand Unsinn zu verbreiten. Es ist aller-
dings nicht unbegründet, daß die Vereinigung beider
Regierungen über dem nächsten Landtage zu ma-
chende Vorlagen ihre Schwierigkeiten hat, aber
zu Krisen, wie die oben erwähnte, zu führen, da-
zu war die Lage der diesseitigen Regierung jener
gegenüber noch nicht kritisch genug. -- Die De-
mokraten würden allerdings auch in die Hände
klatschen, wenn es dazu käme, daß beide Regier-
ungen wieder wegen der Folgezeit in Differenzen
geriethen, noch lieber würden sie es sehen, wenn
Graf Bülow, der ihnen zu einer Zuneigung bis
jetzt noch keine Ursache gegeben, seine Demission
nähme: doch hat dieses einstweilen noch nichts zu
bedeuten.
Wien, 25. Okt. Es ist natürlich, daß jetzt
mit einiger Spannung Nachrichten aus dem Nor-
den erwartet werden. Die Berliner Blätter
schlagen im Ganzen einen sehr friedfertigen Ton
an. Die „deutsche Reform“ will wissen, daß
eine Einigung zwischen Oesterreich und Preußen
nicht so schwer fallen würde, wenn nicht die deut-
schen Königreiche dazwischen stünden, welche ei-
gentlich nur scheinbar mit Oesterreich Hand in
Hand gingen, in der That aber beabsichtigten,
vereint die dritte deutsche Großmacht zu bilden,
welche in Zukunft zwischen Preußen und Oester-
reich den Ausschlag geben solle. Deshalb, meint
die „deutsche Reform“, hätten jetzt die süddeut-
schen Könige ihre Ergebenheit „gegen ihren Kaiser
und Kriegsherrn“ so ostensibel und prunkhaft er-
höht: „durch diese scheinbare Ergebenheit und
durch die Anrufung seiner oberherrlichen Autori-
tät soll eben seine Neigung zur Ausübung solcher
Autorität zum Kriege gegen den norddeutschen
„Emporkömmling“ genährt und gesteigert werden.“
Das sind die eigenen Worte, welche das preu-
ßische ministerielle Organ braucht. Es ist genug-
sam bekannt, daß Preußen, nachdem seine Aus-
sicht auf die alleinige Oberherrschaft über Deutsch-
land hinschwand, einen Dualismus begründen,
und die Herrschaft in Deutschland mit Oester-
reich theilen wollte. Oesterreichs Bündniß mit
den Königreichen, welches diesem Plan hindernd
in den Weg tritt, ist natürlich stets den Berliner
Staatsmännern ein Dorn im Auge gewesen, und
sie werfen daher einen eben nicht freundlichen
Seitenblick auf die stattgefundene Zusammenkunft
in Bregenz.
( Ll. )
Wien, 25. Okt. Die „Ostdeutsche Post“
bringt heute eine Darstellung der ernsten Lage
des Augenblicks, welche der Wahrheit zum größ-
ten Theile nicht entbehrt. Sie stellt zwei mög-
liche Fälle auf, daß nämlich den in Kurhessen
einrückenden Bundestruppen augenblicklich mit Ge-
walt entgegengetreten, oder daß Preußen sich
„Namens der Union“ auf eine theilweise Besetz-
ung der kurhessischen Lande beschränke, in welch'
letzterem Falle zwar der Conflikt aufgeschoben,
aber nicht aufgehoben sei. Uns scheint es voll-
kommen klar, daß eine Besetzung des Landes im
Namen der Union, zu welcher das Kurfürstenthum
nicht gehört, eine ebensowenig zu rechtfertigende
als zu duldende Gewaltthat wäre. Bekanntlich
hat Preußen mit Kurhessen eine sogenannte Etap-
penkonvention vor vielen Jahren abgeschlossen,
wodurch ihm der Durchmarsch auf mehreren kur-
hessischen Straßen und das Kantonirungsrecht ge-
währleistet wird. Ausgenommen davon ist die
Hauptstadt Kassel. Jn keinem Falle ist Preußen
berechtigt, in jene Anordnungen, welche dort zur
Beseitigung revolutionärer Umtriebe unmittelbar
erforderlich scheinen, irgendwie störend einzugreifen.
Wien, 26. Okt. Se. Maj. der Kaiser wird
sich auf der Rückreise von Warschau einige Tage
in Krakau aufhalten. Man sagt, daß auch der
Kaiser von Rußland dahin kommen werde. Von
Seite der dortigen Komune werden bereits Vor-
bereitungen zu großartigen Empfangsfeierlichkeiten
getroffen. -- Der Hofintendant Sr. Maj. des
Kaisers ist heute mit einer Hofküche und zahl-
reicher Dienerschaft nach Krakau abgegangen, um
Vorbereitungen zu einer großen Hoftafel zu tref-
fen, die daselbst stattfinden wird.
( Oest. C. )
Wien, 26. Okt. Gestern ist ein von Herrn
von Prokesch in Berlin abgesandter Courier ein-
getroffen und sofort nach Warschau abgegangen.
Der österreichische Gesandte soll sich für den Fall
Jnstruktionen erbitten, wenn unvorhergesehene Er-
eignisse ihn in die Nothwendigkeit versetzen, seine
Pässe zu verlangen. Dies wäre denn wohl auch
der nächste Schritt, der einer Kriegserklärung
vorausgehen müßte. -- Die vor einiger Zeit ge-
meldete Nachricht, daß die österreichische Regierung
die deutsche Zolleinigung aufgegeben habe, muß
ich dahin modifiziren, daß mit Preußen fernerer
Notenwechsel, als ganz zweck= und nutzlos, aller-
dings eingestellt bleiben wird, daß dagegen mit
anderen deutschen Nachbarstaaten, zumal den süd-
lichen, die Verhandlungen fortgehen werden. Man
soll sich bereits über die Einsetzung einer perma-
nenten Zollkommission geeinigt haben. ( L. Z. )
Pesth, 22. Okt. Nach einer aus sehr ver-
läßlicher Quelle zugeflossener Notiz hat sich der
ehemalige Kriegsminister der ungarischen Armee,
General Méßaros, in Temesvar zur Purifizirung
gemeldet, und es liegen in der That so viele
günstige Chancen aus der Zeit seiner Wirksam-
keit vor, daß zu hoffen steht, das Urtheil gegen
ihn werde kein allzustrenges sein.
Berlin, 28. Okt. Alle Berichte aus Warschau
stimmen darin überein, daß der Graf von Bran-
denburg als Gesandter seines Königs wie für
seine eigene Person mit der größten Auszeichnung
und aufrichtiger Freundlichkeit aufgenommen ist,
daß derselbe aber einen schwierigen Stand hat,
sobald er als Gesandter der zeitigen preußischen
Regierung auftritt. Man giebt ihm alsdann offen
zu erkennen, daß es an und für sich schwer sei,
mit einer Regierung in Unterhandlung zu treten,
die in ihrer Politik keine bestimmte Richtung ein-
schlage, und daß man außerdem im Zweifel sei,
ob das preußische Kabinet ernstlich entschlossen sei,
die etwa dort einzugehenden Verpflichtungen ohne
Drehen und Deuteln einzulösen. Uebrigens sind
sämmtliche auf dem Warschauer Congreß vertre-
tenen Mächte von dem Wünsche nach einem Ar-
rangement mit Preußen beseelt, verhehlen es aber
durchaus nicht, daß Preußen, so lange Herr von
Radowitz dessen auswärtige Politik leitet, im Falle
eines Arrangements mehr Garantieen werde geben
müssen, als man dies sonst beanspruchen würde.
( N. Pr. Ztg. )
Berlin, 28. Okt. Die aus London hier in
Berlin eingegangene Mittheilung, Frankreich und
Rußland beabsichtigten, Preußen aufzufordern, die
gegen Dänemark eingegangenen Verbindlichkeiten
zu erfüllen und dadurch die Schleswigsche Ange-
legenheit zu beendigen, ist die N. Pr. Z. von
unterrichteter Seite her als von der Wahrheit nicht
weit entfernt bezeichnet wotden.
( N. Pr. Z. ) Dänemark.
Aus Kopenhagen, 20. Okt. vernimmt man,
daß die dort herrschende Partei sich gegen die
Thronfolge des Großherzogs von Oldenburg ge-
sträubt, und deshalb die Unterhandlung mit die-
sem Agnaten, dessen Persönlichkeit den Herzog-
thumern zugesagt haben würde, gescheitert sei.
Man will dort keinen deutschen Prinzen auf dem
Throne. Am meisten Aussicht zur Thronfolge
soll der Herzog Christian von Glücksburg haben,
der, obgleich aus der Familie der Augustenbur-
ger, für einen guten Dänen gilt. Seine Schwie-
germutter, Schwester Christian VIII. und Ge-
mahlin des Prinzen von Hessen, übt in Kopen-
hagen großen Einfluß auf die Lage der Dinge.
Der Herzog soll bereits nach Warschau gereist
sein, obgleich die dänischen Blätter es verleugnen.
Jn den Herzogthümern würde man in Betreff
der Erbfolge wenig einzuwenden haben, wie im-
mer diese Frage geschlichtet werden dürfte, denn
die große Masse des Volkes denkt kaum daran,
sich für die Erbrechte des Herzogs von Augusten-
burg zu schlagen. Auch dem „Gesammtstaate“
würde man sich fügen, es gibt sogar viele Ein-
sichtsvolle, welche die Trennung von Dänemark
nicht wünschen, um diesen Seestaat bei Deutsch-
land festzuhalten. Wofür man aber Gut und
Blut opfert, das ist die bleibende Verbindung
Holsteins mit Schleswig unter gemeinsamer Ver-
waltung und Landesvertretung mit einer gemein-
schaftlichen Armee als Bürgschaft für diese Ver-
bindung. Diesem natürlichen und vertragsmäßi-
gen Wunsche steht nun das Projekt der sogenann-
ten Eiderdänen, Schleswig zu incorporiren und
zu dänificiren, im Wege. Diese überwiegende
dänische Partei, an deren Spitze das sogenannte
Casino=Ministerium steht, beeilt sich, durch mas-
senhafte Absetzung der deutschgesinnten Beamten,
Lehrer und Geistlichen Schleswigs die Jncorpo-
ration zur vollendeten Thatsache zu machen. Und
sollte auch durch die Einwirkung der Großmächte
die Verwaltung Schleswigs eine separirte wer-
den, so dürfte es dann nicht gut möglich wer-
den, die placirten Danen und deren danificiren-
den Einfluß los zu werden. Diese eiderdänische
Partei, die herrschende, besteht übrigens nicht,
wie in manchen Blättern behauptet wird, aus
Demokraten, obwohl man ihre Chefs Demago-
gen nennen kann; sie ist vielmehr eine Zusam-
mensetzung von puren Nationalfanatikern und li-
beralen Bureaukraten. Die eigentliche Demokra-
tie, deren Organ „Kiövenshavenposten,“ zieht
auch hier die Förderung der sozialen Entwickelung
wenigstens dem Fanatismus der Nationalität vor;
sie bildet mit der puren, nur die eigenen Jn-
teressen fördernden Aristokratie die Opposition.
Erstere ist nicht geneigt, Schleswig zu beeinträch-
tigen, da ihr das Wohl des Deutschen eben so
am Herzen liegt; letztere würde in der Aristokra-
tie der Herzogthümer gerne eine Stütze suchen
gegen die heimische Bourgeoisie und Bureaukra-
tie. Die Aristokratie möchte gerne den Krieg
beendigt sehen, theils um eine Truppenmacht nach
Kopenhagen zu ziehen, theils um den Eiderdänen
das Mittel, die Massen erhitzt zu halten, ent-
ziehen zu können. Die Demokratie tritt nur leise
auf mit ihren humanitarischen Seufzern, die Ari-
stokratie aber zeigt oft unverholen ihren Haß ge-
gen das jetzige Regiment. Zu den letzteren ge-
hört der Baron Juel=Brockdorf. Obwohl aus
berühmtem dänischen Geschlecht und einer der reich-
sten Grundbesitzer, weigerte er sich doch, sein ver-
fallenes Schloß Waldemar zu einem Lazarethe
herzugeben, und das Commando, welches das
Haus nicht entbehren konnte, mußte Gewalt an-
wenden.
Frankreich.
Paris, 26. Okt. Nachdem die Ceremonie
der Ueberreichung des Biretts an die neuernann-
ten Cardinäle in der Kapelle St. Cloud beendet
war, hielt der Ablegat Msgr. Apolloni an den
Präsidenten der Republik eine kurze Anrede, wor-
auf dieser ungefähr erwiderte: „Jch danke Ew.
Excellenz für die Gesinnungen, die Sie mir im
Namen des h. Vaters bezeugen. Mit der größ-
ten Genugthuung habe ich gesehen, daß Se. Hei-
ligkeit Frankreich drei Cardinalshüte verliehen hat.
Dies ist ein neuer Beweis von Zuneigung des
Statthalters Christi für unsere Nation, und sei-
ner besonderen Hochschätzung des französischen Kle-
rus, der sich wegen seines Verdienstes, seiner Tu-
genden und seiner Anhänglichkeit an die großen
Prinzipien, auf denen die kath. Religion beruht,
ausgezeichnet hat. Jch fühle mich geehrt, einer
Feierlichkeit zu präsidiren, wo sich die geistliche
Gewalt mit der weltlichen Macht in vollkomme-
ner Eintracht zeigt... Jch bitte Sie, mich der
heißen Wünsche theilhaftig zu machen, wodurch S.
Heiligkeit auf Frankreich und auf meine Regie-
rung den Segen des Himmels herabfleht; ich
fühle mit glücklich, bei dieser Gelegenheit meine
Erkenntlichkeit an den Tag legen zu können, und
bitte Ew. Excellenz, zu den Füßen des Oberhaup-
tes der Kirche meine aufrichtige Verehrung nie-
derlegen zu wollen.“ -- Aus der bei dieser Ge-
legenheit von Se. Exc. dem Cardinal Gousset,
Erzbischof von Rheims, gehaltenen Rede heben
wir folgende Stelle hervor: „Die Würde des
Cardinals, stets groß in sich selbst, scheint mir in
diesem Augenblicke durch den persönlichen Charak-
ter desjenigen, der sie ertheilt, des Papstes nem-
lich, der auf eine so würdige Weise den Stuhl
des h. Petrus inne hat, noch viel größer. Die
Geschichte des unsterblichen Pius IX., hauptsäch-
lich in Bezug auf seine Leiden und den Sieg
über die Widerwärtigkeit, verflechtet sich in die
Annalen von Frankreich, in die Geschichte unserer
Armee, welche, beseelt von den großmüthigen Ge-
sinnungen, die sie in Allem auszeichnen, sich durch
den Gebrauch, den sie vom Siege gemacht hat,
durch die Achtung gegen den gemeinsamen Vater
der Gläubigen noch weit größer gezeigt hat, als
durch die wohlbekannte Fähigkeit unserer Anführer
und durch die Tapferkeit unserer Soldaten. Jch
verhehle mir nicht die Verbindlichkeit, welche ich
gegen die Kirche und ihr Operhaupt, gegen das
Staatsoberhaupt und die Regierung übernommen
habe. Der Purpur, den ich trage, wird mich an
die Nothwendigkeit der Hierarchie und der Subor-
dination erinnern, sowohl in der weltlichen als in
der kirchlichen Ordnung. Er wird mich daran
erinnern, daß je höher Jemand erhoben ist, be-
sonders im Heiligthume, um so mehr er sich auch
auszeichnen muß durch seine Unterwerfung unter
die Gesetze, durch die Anhänglichkeit an die öffent-
liche Wohlfahrt, durch Abtödtung seiner selbst,
durch Ausübung der evangelischen Liebe ec. Wenn
die meiner väterliche Sorgfalt anvertraute Bevöl-
kerung, indem sie meine Erhöhung sieht, erkennt,
wie sie es in der That erkennt, daß es in den
Augen der Kirche und der Regierung keine Pri-
vilegien der Geburt gibt, daß die Würden sowohl
den Kindern des Volkes, als denen der Großen
verliehen werden, so muß ich meinerseits anerken-
nen, daß es, indem ich Fürst der Kirche geworden
bin, für mich eine dringende Pflicht ist, nach dem
Ausdrucke des berühmten Hinimar, eines meiner
Vorgänger, der Diener des christlichen Volkes zu
werden, und mir mehr und mehr die Gesinnungen
desjenigen anzueignen zu suchen, der sich in Wahr-
heit Diener der Diener nennt“ ec. -- Der Prä-
sident der Republik antwortete hierauf: Sie ha-
ben mit mir nicht von Erkenntlichkeit zu reden; nicht
ich, sondern Sie selbst haben sich durch Jhre Wis-
senschaft, Jhre Tugend und die Erbauung, die
Sie dem Volke, sowie Jhren Collegen im Epis-
copate gegeben haben, der öffentlichen Meinung
und dem h. Vater designirt.
C Paris, 27. Okt. Gestern kam ein Eil-
bote von London mit Depeschen von unserm dor-
tigen Gesandten an den Minister der auswärtigen
Angelegenheiten hier an. Es soll der Entwurf
einer Note in der schleswig=holsteinischen Angele-
genheit mitgetheilt worden sein, welche Lord Pal-
merston in Gemeinschaft mit Frankreich an Preußen
richten will. Ueber diese Angelegenheit vernimmt
man das Folgende: Es sei nun außer Zweifel,
daß das französische Kabinet sich mit Oesterreich
und Rußland vereinigt hat, um den Krieg zwischen
den Herzogthümern und Dänemark zu beendigen;
diese drei Mächte hätten England den Antrag ge-
macht, sich mit ihnen zu vereinigen, um Preußen
zu verhindern, den Herzogthümern serner indirekt
Hilfe zukommen zu lassen. Es sei, fügt man hinzu,
eine ernste und unpolitische Maßregel von Seite
Frankreichs, die Hände zu einem Plane zu bieten,
der dahin zielt, russische Truppen in den Norden
Deutschlands zu führen, um die Bewegungen
Preußens zu überwachen. Die neuesten Nachrich-
ten aus London lassen an dem Zutritt Lord Pal-
merstons zu diesem Bunde zweifeln. Es ist wahr,
die französischen Diplomaten geben sich den An-
schein zu glauben, diese Jntervention führe zu
nichts anderem, als zur Beendigung des fragli-
chen Krieges, welcher für den englischen Handel
sehr nachtheilig ist, was vermuthen läßt, daß Lord
Palmerston nachgeben werde, um so mehr, da die
auswärtigen Cabinete dem englischen zu verstehen
gegeben hätten, die Jntervention werde mit oder
ohne Mitwirkung Englands erfolgen.