Ein Manifeſt des Kaiſers.
KB. Wien, 14. Februar. (Teleg.) Der
Kaiſer erließ folgendes Manifeſt:
„An Meine Völker! Dank Gottes gnä-
digem Beiſtande haben wir mit der Ukraine
Frieden geſchloſſen. Unſere ſiegreichen Waffen
und Unſere mit unverdroſſener Ausdauer
verfolgte Friedenspolitik haben die erſte Frucht
des um unſere Erhaltung geführten Vertei-
digungskampfes gezeitigt. Im Vereine mit
Meinen ſchwer geprüften Völkern vertraue
Ich darauf, daß nach dem erſten für uns
ſo erfreulichen Friedensſchluſſe bald der all-
gemeine Frieden der leidenden Menſchheit
gegönnt ſein werde. Unter dem Eindrucke
dieſes Friedens mit der Ukraine wendet ſich
Unſer Blick voll Sympathie jenem ſtreb-
ſamen jungen Volke zu, in deſſen Herzen
zuerſt unter unſeren Gegnern das Gefühl
der Nächſtenliebe wirkſam wurde, und wel-
ches nach der in zahlreichen Schlachten be-
wieſener Tapferkeit auch dazu genügende
Entſchloſſenheit beſaß, um ſeiner beſſeren
Ueberzeugung vor aller Welt durch die Tat
Ausdruck zu verleihen. So ſchied es denn
als erſtes aus dem Lager unſerer Feinde
aus, um im Intereſſe der möglichſt raſchen
Erreichung des nunmehr gemeinſamen großen
Zieles ſeine Beſtrebungen mit Unſerer Kraft
zu vereinen. Habe Ich Mich ſchon vom erſten
Augenblicke an, als Ich den Thron Meiner
erlauchten Vorfahren beſtieg, eins gefühlt
mit Meinen Völkern in dem felſenfeſten
Entſchluſſe, den Uns aufgedrängten Kampf
bis zur Erreichung eines ehrenhaften Frie-
dens auszufechten, ſo fühle Ich Mich um
ſo mehr eins mit ihnen in dieſer Stunde,
in welcher nunmehr der erſte Schritt zur
Verwirklichung dieſes Zieles erfolgt iſt. Mit
Bewunderung und liebevoller Anerkennung
für die faſt übermenſchliche Ausdauer und
unvergleichliche Opferfreudigkeit Meiner hel-
denhaften Truppen, ſowie jener, die täglich
daheim nicht mindere Aufopferung bekunden,
blicke Ich voll Zuverſicht in eine nahe glück-
lichere Zukunft. Der Allmächtige ſegne Uns
weiter mit Kraft und Ausdaner, auf daß
Wir nicht nur für Uns und Unſere treuen
Verbündeten, ſondern auch für die ganze
Menſchheit den endgültigen Frie-
den erreichen.
Am 12. Februar 1918.
Karl m. p.
Seidler m. p.“
England erkennt den Friedensvertrag
von Breſt-Litowsk nicht an.
KB. London, 14. Februar. (Telegr.)
Reuter erfährt: Die engliſche Regierung halte
ſich nicht verpflichtet, den zwiſchen Oeſter-
reich-Ungarn, Deutſchland und der Ukraine
abgeſchloſſenen Frieden anzuerkennen.
Kein Ultimatum an Rumänien.
Verhandlungen über das Fortbeſtehen
des Waffenſtillſtandes.
KB. Berlin, 14. Februar. (Tel.) Das
Wolffbureau meldet: Wie wir erfahren,
iſt die durch „Agence Havas“ verbreitete
Meldung von einem Ultimatum der
Deutſchen an die rumäniſche Regierung
nicht zutreffend. Richtig iſt, daß
Generalfeldmarſchall von Mackenſen
mit der rumäniſchen Heeresleitung in
Verhandlungen eintrat, um eine Entſchei-
dung über das Fortbeſtehen des ſeinerzeit
mit General Tſcherbatſchew abgeſchloſſenen,
für die Ruſſen und Rumänen gemein-
ſamen Waffenſtillſtandes herbeizuführen,
nachdem durch die augenblicklichen Ver-
hältniſſe zwiſchen den Ukrainern und Ru-
mänen eine Klärung dieſer Frage not-
wendig geworden iſt.
Die rumäniſche Frage.
Czernowitz, 14. Februar.
In die wirren Nachrichten, die über
das Verhältnis und das Schickſal Rumä-
niens infolge der durch den Friedensvertrag
von Breſt-Litowsk neugeſchaffenen Lage ent-
ſtanden ſind, bringt heute eine amtliche
Berliner Meldung des Wolffbüro einige
Klarheit. Aus Berlin werden die Gerüchte
über ein Ultimatum Deutſchlands
an Rumänien offiziell dementiert, und
es wird feſtgeſtellt, daß zwiſchen dem Gene-
ralfeldmarſchall v. Mackenſen und der
rumäniſchen Oberſten Heeresleitung Ver-
handlungen eingeleitet wurden, die ſich als
Notwendigkeit aus den Vorgängen über den
Abſchluß des Friedens mit der Ukraine und
der einſeitig gegebenen Erklärung Trotzkis
über die Beendigung des Kriegszuſtandes
mit den Mittelmächten ergeben haben. Es
iſt bekannt, daß der Waffenſtillſtand an der
Oſtfront für die ruſſiſch-rumäniſche Front,
die vom Dnieſter nördlich von Czernowitz
bis zum ſchwarzen Meere reicht, für die
ruſſiſch-rumäniſchen Truppen vom General
Tſcherbatſchew abgeſchloſſen wurde. Seit
dieſem Zeitpunkt ſind bedeutſame Zwiſchen-
fälle innerhalb des Verhältniſſes zwiſchen
den Ruſſen und Rumänen eingetreten. Es
kam zum offenen Krieg zwiſchen den ehe-
maligen alliierten Bundesgenoſſen, die zu
veritab en Schlachten führten. Der rumä-
niſche Raubzug gegen beſſarabiſches Gebiet
mußte Halt machen angeſichts des in Breſt-
Litowsk abgeſchloſſenen Friedensvertrages.
Man darf ſich über die weitere Stellung-
nahme Rumäniens nicht allzuviel Kopfzer-
brechen machen. Rumänien ſteht vor einem
„Entweder — oder“: Entweder mit den
Mittelmächten auf gütlichem Wege
Frieden zu ſchließen oder aber die äußerſten
Konſequenzen aus einem weiteren ſtarrſin-
nigen Verhalten, zu dem fernerhin kein an-
derer Anlaß beſtehen kann, als die kriegs-
hetzeriſche und ranbgierige Politik der poli-
tiſchen Bankrotteure Take Jonescu und Bra-
„Czern. Allg. Zeitung“ und „Czern. Tagblatt“. Nr. 150.
tianu fortzuſetzen, zu ziehen. Rumänien hat
ſich bisher auf die Ukraine geſtützt und von
ihr Lebensmittel und Waffen bezogen; ebenſo
war die Ukraine für Rumänien im Notfalle
die Rückzugslinie. Mit all dieſen Möglich-
keiten und Phantaſien hat es endgültig auf-
gehört. Es exiſtiert keine andere Eventua-
lität für Rumänien, als dem Schickſals-
momente, wie es ſich aus der heutigen Si-
tuation ergibt, klar ins Auge zu ſehen; mit
der alten Bratianu’ſchen Hazardtradition des
Herumlavierens zu brechen und ſich an den
Verhandlungstiſch zu ſetzen. Wenn nicht das
Entweder möglich iſt, dann muß das un-
barmherzige Oder eintreten.
Czernin über das Ergebnis
von Breſt-Litowsk.
„Ein Brotfriede — kein Hungerfriede.“
KB. Wien, 14. Februar. (Tel.) Außen-
miniſter Graf Czernin traf geſtern nach-
mittags aus Breſt-Litowsk ein. Auf der
Zufahrtſtraße zum Bahnhofe hatte ſich ein
zahlreiches Publikum angeſammelt, das
dem Miniſter einen außerordentlich herz-
lichen Empfang bereitete. Im Bahnhof
ſelbſt, wo die Gemeindevertretung zur Be-
grüßung erſchienen war, begrüßte Bürger-
meiſter Dr. Weiskircher den Miniſter
mit einer Anſprache, und zwar als Brin-
ger des Friedens mit der ukrainiſchen
Volksrepublik und des Endes des Krieges
mit Rußland. „Wolle Gott Sie ſtärken“,
ſchloß der Bürgermeiſter, damit es Ihnen
gelingt auch den allgemeinen Frie-
den den Völkern Europas zu bringen.
Der Bürgermeiſter bat ſodann den Mini-
ſter, dahin zu wirken, daß die Kriegs-
gefangenen bald in die Heimat
zurückkehren, und ſchloß mit einem
ſtürmiſch aufgenommenen Hoch auf dem
Volksdiplomaten und Friedensbringer.
Graf Czernin erwiederte zunächſt
mit einem herzlichſten Dank für den Emp-
fang und die wohlwollenden Worte der
Anſprache, ſodann ſprach er den heißen
Dank an die ruhmvolle, ſiegreiche Armee
und den Völkern der Monarchie in Waffen
und fuhr fort:
Der Friede in Breſt-Litowsk iſt in
doppelter Beziehung bedeutungsvoll:
Erſtens, weil er uns dem allgemeinen
Frieden um ein bedeutendes Stück näher
bringt, zweitens in wirtſchaftlicher Be-
ziehung. Denn am 9. d. 2 Uhr morgens
wurde durch Unterzeichnung des Friedens-
vertrages die würgende Blockade durch-
brochen. Es iſt ein „Brotfrieden“ aber
nicht ein „Hungerfrieden“; gewiß ſeien
da Transportſchwierigkeiten noch bedeu-
tend, aber alle Vorkehrungen ſeien ge-
troffen, und wenn ſich die Verhältniſſe
auch nicht raſch ändern, ſo werde doch
von Woche zu Woche, von Monat zu
Monat eine Beſſerung eintreten. Der
Miniſter erklärte, er habe die poſitive
Verſicherung, daß alle Kriegsgefangenen
im Ausland freigegeben werden. Es werde
alles, was menſchenmöglich iſt geſchehen,
damit ſie ſo raſch als möglich in die
Heimat zurückkehren können. Der Bür-
gerkrieg in Rußland, ſowie in der Ukraine
bieten ſicherlich große Erſchwerniſſe, aber
wir hoffen, auch mit dieſen Schwierig-
keiten fertig zu werden. Wenn jemals,
ſchloß der Miniſter Zuverſicht berechtigt
war, ſo iſt es heute der Fall. Ich bin
feſt überzeugt, noch etwas durchhalten,
und der ehrenvolle allgemeine Friede
wird erreicht ſein.
Die Rede Czernins wurde mit begei-
ſtertem Beifall aufgenommen. Unter leb-
haften Ovationen des Publikums fuhr der
Miniſter ins Miniſterium des Aeußern.
KB. Wien. 14. Februar. (Tel.) Die
Blätter melden: Auf das Dank- und
Huldigungstelegramm der ukrainiſchen Ver-
treter des öſterreichiſchen Abgeordnetenhauſes
anläßlich des Friedensſchluſſes erhielt der
Obmann des ukrainiſchen Verbandes Doktor
Petruszewicz von der Kabinettskanzlei fol-
gendes Telegramm: Seine Majeſtät dankt
allergnädigſt für die anläßlich des Friedens-
ſchluſſes mit der Ukraine telegraphiſch un-
terbreiteten Glückwünſche und gibt gerne,
auf Gottes weiteren Segen bauend, der
Erwartung eines baldigen allgemeinen
ehrenvollen Friedens vertrauensvollen Aus-
druck.
Der Friedensvertrag mit der
Akraine.
KB. Wien, 14. Februar. (Tel.) Das
Korreſpondenzbüro meldet aus Breſt-Litowsk
vom 12. d.: Der auf Grund des allge-
meinen Friedensvertrages zwiſchen Oeſter-
reich-Ungarn und der Ukraine abgeſchloſſene
Sondervertrag über verſchiedene rechtliche
Angelegenheiten wurde heute mittags von
den beiderſeitigen Bevollmächtigten unter-
zeichnet.
Demiſſion der polniſchen
Regierung.
KB. Wien, 14. Februar. (Tel.) Den
Warſchauer Blättern zufolge fand am
11. d. M. eine mehrſtündige Sitzung des
Miniſteriums ſtatt, worin die letzten po-
litiſchen Ereigniſſe, insbeſonders der Frie-
densvertrag mit der Ukraine erörtert
wurde. Abends überreichte der Miniſter-
präſident Kucharzewski dem Regent-
ſchaftsrate die Demiſſion des Kabinetts.
Die Heeresberichte.
Berlin, 14. Februar. (Tel.) Das Wolff-
ſche Büro meldet:
Weſtlicher Kriegsſchanplatz.
Engländer und Franzoſen ſetzten an
vielen Stellen der Front ihre Erkundungen
fort. Nördlich von Lens und in der
Champagne kam es dabei zu heftigen
Kämpfen in einem vorſpringendem Teil
unſerer Stellung. Südöſtlich von Tahure
haben ſich die Franzoſen feſtgeſetzt. Eigene
Infanterie brachte in Flandern und auf
den Maashöhen Gefangene ein.
Von den anderen Kriegsſchauplätzen
nichts Neues.
Wien, 14. Februar. (Tel.) Amtlich wird
verlautbart:
Keine beſonderen Ereigniſſe.
Lloyd George über die Weſtoffenſive
KB. London, 14. Februar. (Telegr.)
(Reuter) Auf die Anfrage Asquiths nach
der Konferenz in Verſailles, wies Lloyd
George im Unterhauſe darauf hin, daß bis
zum Jahre 1918 die Alliierten die über-
wältigende Mehrheit an Truppen an der
Weſtfront beſaßen. Stufenweiſe und ſogar
raſch habe dieſe Ueberlegenheit nachgelaſſen,
beſonders, wie bekannt, in den letzten Wo-
chen, trotz der von den Deutſchen den
Ruſſen gegenüber eingegangenen Verpflich-
tung, daß während des Waffenſtillſtands
keine Truppen von der Oſtfront abgezogen
würden. Das war die Lage, der wir uns
in Verſailles gegenüberbefanden. Bis zu
dieſem Jahre war kein Angriff denkbar,
den die Deutſchen gegen uns oder gegen
die franzöſiſche Armee ausführen konnten,
der nicht in der Hauptſache durch Reſerven
jeder der beiden Armeen pariert werden
konnte. Die Lage iſt durch die außeror-
dentlichen Verſtärkungen, die von Oſten
nach dem Weſten gebracht wurden, voll-
ſtändig verändert. Der Feind hat hinter ſich
ein rieſenhaftes Eiſenbahnſyſtem, wodurch der
Angriff hier und dort zur Ausführung kom-
men kann. Es wäre weſentlich, daß Anord-
nungen getroffen würden, durch die die
Alliierten mit ihren Armeen gleich einer
einzigen Armee operieren könnten,
um der Gefahr und der Drohung,
wo immer ſie komme, zu begegnen.
Das war das Problem, dem wir in Ver-
ſailles gegenüberſtanden. Ich kann ſagen,
daß das Ergebnis eine vollkommene Ein-
mütigkeit war, es gab keine geteilte Mei-
nung bei irgend einer Entſchließung. Infor-
mationen auszuplaudern, was beide Regie-
rungen wünſchen, wäre ein Verrat ohne
gleichen und ich lehne es ab, einen ſolchen
zu begehen. Es genügt, zu ſagen, daß die
getroffenen Entſchließungen einſtimmig waren.
Ich möchte noch ein Wort hinzufügen. Es
gibt keine Armee, deren Sicherheit ſtärker
von der Ausführung dieſer Entſchließungen
abhängig iſt als die britiſche. Sie nimmt
den wichtigſten Frontabſchnitt ein.
Schreckenstaten der Roten Garde
in Finnland.
KB. Stockholm, 14. Februar. (Tel.)
(Svenska Telegraphen-Büro.) Nach den
Berichten der Weißen Garde fand geſtern
ein lebhafter Kampf zwiſchen Mäniharju
und St. Andree ſtatt. Der Feind griff die
Stellungen der Weißen Garde heftig an.
Tauſende der Roten Garde verließen
Tammerfors in der Richtung auf Rumovebi,
Nr. 150. „Czern. Allg. Zeitung“ und „Ezern. Tagblatt“.
plündernd und Tod und Schrecken verbrei-
tend. Der Vizepräſident des Landtags
Ingmans wurde beſtialiſch ermordet.
Der Terrorismus der Roten Garde nimmt
zu. Andererſeits wird behauptet, daß Außen-
miniſter Sirola und Innenminiſter Haapa-
lainen durch verzweifelte Weiße Gardiſten
ermordet wurden.
KB. Stockholm, 14. Februar. (Teleg.)
„Stockholms Tagebladed“ erfährt, daß auf
Aaland unter den ruſſiſchen Truppen eine
völlige Revolte ausgebrochen iſt. Die
Soldaten verhafteten mißliebige Inſel-
bewohner und richteten in Marfeha ein
entſetzliches Blutbad an. 2000 ruſſiſche
Soldaten ſind auf Aaland mit Munition
und Maſchinengewehren bewaffnet; die Be-
völkerung iſt vollkommen wehrlos. Auf
den Inſeln zwiſchen Aaland und der
Schwedenküſte herrſcht eine große Panik.
KB. Stockholm, 14. Februar. (Teleg.)
„Stockholm Aftonbladed“ meldet aus Vaſſa:
Infolge Aufforderung des Helſingforſer
Bezirkskomitees der Roten Gardiſten neh-
men ganze ruſſiſche Truppenabteilungen
am Kampfe teil. Demgegenüber erließ Ge-
neral Mannheim eine Proklamation
mit der Androhung der Hinrichtung von
drei Ruſſen für jeden ermordeten Finnen.
In Helſingfors iſt ein Revolutionsgericht
eingeſetzt, das die unbotmäßigen Beamten
mit Todesſtrafe bedroht.
Brody von unſeren Truppen
wieder beſetzt.
Kriegspreſſequartier, 15. Jänner. (Tel.)
Gemäß Artikel 2 Abſatz b des mit der Ukraine
abgeſchloßenen Vertrages, der
den status quo ante der zwiſchen Oeſter-
reich-Ungarn und Rußland beſtandenen
Grenzen wieder herſtellt, ſind geſtern un-
ſere Truppen in Brody eingezogen. Das
einmarſchierende Jägerbataillon wurde vom
Bürgermeiſter der Stadt Brody in Gegenwart
der Rada der 10. ukrain. Diviſion feierlich
begrüßt und auch der Bevölkerung ließ es
an allerherzlichſteu Sympathiekundgebungen
für die öſterr.-ungar. Truppen nicht fehlen.
Durch dieſe friedliche Beſetzung Brodys iſt die
letzte größere Stadt in Oſtgalizien wieder in
öſterr.-ungariſchen Händen, nachdem ſie ſeit
den letzten Julitagen des Jahres 1916
unter ruſſiſcher Herrſchaft geweſen war.
Vom Tage.
Ehrung. Die Gemeinde Werenczanka
hat dem Reichstags- und Landtagsabgeord-
neten Anton Ritter v. Luk-Lukaszewicz
für ſein hingebungsvolles Eintreten um die
Wahrung der Intereſſen der ſchwergeprüften
Bukowina den Dank der Gemeinde in einem
Beſchluſſe des Gemeindeausſchuſſes zum Aus-
druck gebracht.
Der Friedensſchluß mit der Ukraine.
Wir haben geſtern bereits feſtgeſtellt, daß
durch den Friedensvertrag von Breſt-Litowsk
für die unmittelbare Bukowiner Front keine
Aenderung eingetreten iſt. Dieſe Feſtſtellung
ergibt ſich aus der einfachen Tatſache, daß
die Bukowinaer Grenze mit der Ukraine
keine Berührungspunkte hat. Solange nicht
die Abgrenzung der neugeſchaffenen ukrai-
niſchen Republik nach Südoſt gegen Beſſa-
rabien feſtgeſetzt iſt, inſolange läßt es ſich
nicht ſagen, daß die Bukowina eine gemein-
ſame Grenze mit der Ukraine hat. Dieſe
Feſtſtellung iſt umſo notwendiger, als die
Wiener Blätter, darunter auch die „Neue
Freie Preſſe“, abſolute falſche Schlüſſe über
die geographiſch vor ſich gegangenen Verän-
derungen in unſerem Nachbargebiet enthalten.
In den Blättern finden wir nämlich wie-
derholt die Folgerung aus der durch den
Frieden geſchaffenen Lage, daß durch den
Friedensvertrag ein Teil der Bukowina frei
wird, ferner die neue ukrainiſche Grenze im
Süden bis in den Raum von Czernowitz
hineinreicht. In dieſer Hinſicht beſteht alſo
in der Wiener Preſſe ein großer Irrtum,
den wir hiemit richtigſtellen.
KB.
Eine amtliche Mitteilung über
die Kriegsgefangenen in Rußland. (Tel.) An-
geſichts der außerordentlichen Beunruhigung
von weiteren Bevölkerungskreiſen hinſichtlich
der Lage der Kriegsgefangenen infolge des
vorläufigen Nichtzuſtandekommens des for-
mellen Friedensvertrages mit Rußland wird
über den derzeitigen Ständ der Kriegs-
gefangenenangelegenheiten in Rußland amt-
lich verlautbart. Die zuſtändigen Stellen
ſetzen intenſiv die Verhandlungen betreffend
der Kriegsgefangenen fort. Die bereits ge-
troffenen Vereinbarungen bezüglich der be-
ſtimmten Gefangenenklaſſen werden voraus-
ſichtlich einer großen Zahl von Kriegs-
gefangenen der Heimkehr in einem relativ
früheren Zeitpunkt ermöglichen. Obwohl
jeder Retorſionstaktik unbedingt abgeneigt,
wird die Heeresverwaltung dennoch die
Entlaſſung der ruſſiſchen Kriegsgefangenen
nur in der Form verfügen, welche den
gleichartigen ruſſiſchen Gegenmaßnahmen
entſpricht. Die Heeresverwaltung, welche die
Frage der Erhaltung der Kriegsgefangenen
niemals in formeller bürokratiſcher Weiſe
behandelte, arbeitet ſeit langem daran, der
Gefahr vorzubeugen, daß die Gegner Kriegs-
gefangene ohne jede weitere Obſorge preis-
geben könnten. Die Verlautbarung zählt
die diesbezüglichen vorgeſehenen Maßregeln
auf, namentlich die Bereitſtellung hoher
Fonds zur Erhaltung der Kriegsgefangenen
in Notſtandsgebieten und Schaffung einer
techniſchen Organiſation, welche die möglichſt
verluſtloſe Heimbeförderung der Kriegsge-
fangenen ſicher beſchleunigen ſoll. Die
mehrjährige Erfahrung der Kriegsverwaltung
im Kriegsgefangenenſchutz, die weitgehende
Information über die jeweilige Lage der
Kriegsgefangenen in allen Teilen Rußlands,
die zielbewußte kluge und mutige Tätigkeit
der für unſere Kriegsgefangenen wirkenden
neutralen Stellen, weiters das Herannahen
der warmen Jahreszeit und die Einſtellung
der Feindſeligkeiten im Oſten ſind wohl
geeignet, die Ueberwindung der augenblick-
lichen Kriſe erhoffen zu laſſen. Die Heeres-
verwaltung iſt ſich bewußt, daß jedes ge-
fährdete Menſchenleben in Feindesland ſo-
weit die Autorität und die materielle Macht
des Staates in ihrem vollen Einſatz es
ermöglichen kann, geſchützt werden muß,
und daß die in allen Nöten ſo mutige
aufopferungsfähige Bevölkerung nicht eine
durch ſorgenvolle Jahre bewahrte Hoffnung
in ein neues Unglück verwandelt ſehen darf.
Der elektriſche Straßenbahnverkehr
wurde geſtern auf der Linie Eugengaſſe—
Bahnhof wieder aufgenommen. Die Inbe-
triebſetzung der ganzen Strecke kann erſt in
einem ſpäteren Zeitpunkte erfolgen.
Die Bildung von Kriegsleiſtungskom-
miſſionen in der Bukowina. In einer
Interpellation an den Landesverteidigungs-
miniſter verweiſt der Abgeordnete v. Luka-
szewicz darauf, daß die für die Buko-
wina vorgeſehenen Kriegsleiſtungskommiſ-
ſionen noch nicht konſtituiert ſind, und
erſucht den Miniſter, darauf zu dringen,
daß die militäriſchen Vertreter für dieſe
Kommiſſionen wie am ſchnellſten nominiert
werden. Der Interpellant ſtellt feſt, daß
es nicht angehe, daß die Bukowinaer, die
bereits das vierte Jahr auf die Vergütung
der Kriegsleiſtungen warten, als Lohn für
ihren Patriotismus damit beſtraft werden,
daß die Kriegsleiſtungskommiſſionen infolge
der noch nicht erfolgten Ernennung der
militäriſchen Vertreter ihre Arbeiten nicht
beginnen können.
Zur Eröffnung des Czernowitzer Ko-
loſſeums. Die Vorbereitungen für die Er-
öffnung des Koloſſeums ſind nunmehr ab-
geſchloſſen. Die Eröffnungsvorſtellung beginnt
Samſtag, den 16. um 7 Uhr abends. An
Sonn- und Feiertagen finden Nachmit-
tagsvorſtellungen 3 Uhr ſtatt. Der
Kartenverkauf beginnt heute und täglich um
4 Uhr nachmittags an der Kaſſa des Ko-
loſſeums (Ambrosgaſſe 1). Gleichzeitig wird
mitgeteilt, daß die Direktion für vorzüg-
liche Küche und gute Getränke vorgeſorgt
hat, ſo daß das Publikum bei gedeckten
Tiſchen gemütlich ſpeiſen kann.
Armeebefehl des Kaiſers.
Kriegspreſſequartier, 15. Februar. (Tel.)
Der Kaiſer hat anläßlich der ruſſiſchen Er-
klärung über Beendigung des Kriegszu-
ſtandes folgenden Armeebefehl erlaſſen:
„Das ruſſiſche Millionenheer geht daran,
die gegen die Monarchie erhobenen Waffen
niederzulegen. Ich will dieſe Stunde nicht
ohne ein Gedenkwort an meine Wehrmacht
vorüberziehen laſſen. Ich blicke vor allem
rückſchauend auf die ſchweren Wochen und
Monate, in denen Oeſterreich-Ungarns
Streitkräfte, geleitet von den Segenswün-
ſchen Meines unvergeßlichen Großoheims,
faſt der ganzen Wucht des erſten Ruſſen-
ſturmes zu widerſtehen hatten. Alles, was
ſich in treuem Zuſammenwirken mit unſeren
tapferen Verbündeten ſpäter erfüllte, es
ſog ſeine Urkraft aus jener Feuerprobe.
Zum Frühling von Gorlice und Tarnow
bedurfte es der ſchmerzlichen Blutſaat,
„Czern. Allg. Zeitung“ und „Czern. Tagblatt“. Nr. 150.
welche die erſten polniſchen und gali-
ziſchen Schlachten und der erſte Kar-
pathenwinter in die Erde geſenkt hatte.
Die Wiedereinnahme von Lemberg, die
Eroberung von Ivangorod und Breſt und
die Abwehr von 1916, deren ſiegreichen
Ausklang Ich als Heerführer inmitten
Meiner Getreuen verbringen konnte, all
dieſe Erfolge waren ohne den Schwung
und den Opfermut jener Anfangsperiode
kaum zu denken. Der große ruſſiſche Zu-
ſammenbruch hat ſeinen erſten Anſtoß am
San und Dunajec erhalten. Dieſe Erkennt-
nis wird für alle Zeiten zu den glänzend-
ſten Ueberlieferungen der vaterländiſchen
Geſchichte gehören. Noch iſt die Stunde
nicht da, in der ich Meine Kriegsleute an
den häuslichen Herd zurückrufen kann, aber
die Heimkehr wird kommen, und dann
mögen Meine Völker aus den erhebenden
Erinnerungen an die Ruhmesſtätten ihrer
Söhne die Kraft zum Wiederaufbau und
zu neuem Gedeihen ſchöpfen. Gott ſei
mit uns!
Karl m. p.“
Unſer Kampfbericht.
KB. Wien, 13. Februar. (Tel.) Aus
dem Kriegspreßquartier wird gemeldet:
Im Gebiete zwiſchen der Brenta und der
Piave kam es geſtern auf dem Monte
Spinuccia zu einem Gefechte, zwei feindliche
Kompagnien verſuchten es unter dem Schutze
des ſtarken Nebels und des bewölkten
Himmels die öſterreichiſch-ungariſchen Stel-
lungen anzugreifen, doch wurden ſie blutig
zurückgeworfen und Gefangene eingebracht.
Im Aſticotal unternahm der Gegner gleich-
falls einen Vorſtoß, der vollſtändig abge-
wieſen wurde. Auf den Höhen öſtlich der
Brenta holten eigene Sturmpatrouillen einige
Gefangene aus den feindlichen Gräben.