Neuigkeiten von Teutschland.
Jhro allerchristlichste Maj. werden sich noch vor Dero Rückreise
in Franckreich, nach Straßburg begeben; es werden zu diesem
Ende grosse Anstalten zu dem Empfang gemachet, und die Quartiere
vor dem Königlichen Hof-Staat eingerichtet.
Ehe Printz Carl den Rhein repaſſiret, hatte er auf Vernehmen,
daß die Frantzös. und Kayserl. Armee sich ihme näherte, und den So-
ra-Fluß paſſiret sey, an seine Armee schon die Ordre ertheilet, sich zu
einer Schlacht bereit zu halten; als er aber noch in Viſitirung derer
Quartiere begriffen war, bekam er durch einen Courier von Wien
den Befehl, daß die gegenwärtigen Conjuncturen nicht verstatteten,
sich mit der Armee länger in Elsaß aufzuhalten, und dieselbe, zur Be-
schützung derer Königlich-Ungarischen Lande im Reich, über den
Rhein ohnverzüglich zurück gehen solle. Der Printz eröffnete hier-
auf in Haupt-Quartier der Generalität die Ordre, samt den Miß-
vergnügen so er hätte, daß man, die mit so guten Succeſſ angefangene
Operationes, nach dem gemachten Project, auszuführen, dadurch
gehindert würde. Die Generals bezeigten ihrer Seits gleichfals, wie
sie alles mögliche hierzu beyzutragen sich äusserst bemühet haben wür-
den. Anfangs wuste auch niemand ausser diesen, was man zu thun
willens, um solches vor dem Gegentheil verborgen zuhalten. Als
aber die gantze Armee davon Wissenschafft bekam, war ihre Bestür-
tzung nicht auszusagen, sonderlich wolte das Corps des Generals
Bernclau sich gar nicht zufrieden stellen lassen, und prætendirte so
gar, man solte sie wieder gegen den Feind führen: Aber man gab
ihnen zu erkennen, sie müsten der Ordre der Königin folgen, und
solten ihren Eifer und Courage nur auf eine andere sich bald zeigen-
de Gelegenheit sparen ec. Der Verlust, den die Arrier-Garde bey
dem Ubergang erlitten, wird von einigen Nachrichten biß auf 500.
Mann herunter gesetzet, da einige von 3000. reden.
Die Printz Carlische Armee erwartet auf ihren Zug noch das
schwere Geschütz, wo sie sich aber setzen, und auf was Art sie agiren
werde, ist noch unbekandt. Von Wien schreibet man, sie solle in
der Nähe seyn, und ein vortheilhafftes Lager beziehen, so, daß sie
gewisse Höfe unterstützen könne. Man ist daselbst über einige Zei-
tungen, so der Hof von Dreßden und Warschau erhalten, gantz
vergnügt, und verspricht sich auch von Moscau gewisse ansehnliche
Hülffe. An der Liste von den 126000. aber, so bis auf das Unga-
rische Corpo von 20000. Mann schon parat seyn sollen, möchte
wohl noch etwas fehlen; sie ist eigentlich folgende:
21. Regimenter alte Jnfanterie, jedes Regiment
zu 2300. Mann-48300.
2. Regimenter Cuiraßier zu 1094. M.-8752.
2. Regimenter Dragoner zu 1094. M.-2188.
1. Regiment Husaren zu 1300. M.-1300.
Das in Bayern befindliche Corps Croaten-5000.
Die Land-Militz in Böhmen--24000.
--= in Mähren--8000.
Die Wallachen, Hannacken ec. --4000.
Tyrolische Militz die nach Bayern gehen soll-5000.
Ein neues Corpo Ungarischer Trouppen-20000.
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Summa 126530.
Der alte Ungarische Palatinus, Graf Palfy, ist entschlossen,
wenn es anders sein Alter und Gesundheit zulassen, sich an die
Spitze des Ungarischen Corps von 20000. Mann zu stellen.
Jn Böhmen sind die Wälder verhauen, und mit Jägern und
Bauern besetzt, der vornehmste Adel aber flüchtet nach Oesterreich.
Der General Bathiani hat vom Kriegs-Rath Befehl erhalten, wo
möglich, die Bewegungen seiner Armee so einzurichten, daß ihm
die Communication mit Sachsen offen bliebe.
Es campiren in Sachsen schon würcklich 6. Jnfanterie-und
4. Cavallerie-Regimenter, bey welchen mit nächsten noch einige
eintreffen, und zusammen 25. bis 30000. Mann ausmachen sol-
len.
Der Hr. General von Harsch, so unter dem General Ogil-
vy zu Prag commandiret, hat schon ungemeine gute Anstalten zur
Gegenwehr gemacht, und bis 6000. Mann täglich an denen Ve-
stungs-Wercken arbeiten lassen. Nebst denen Anstalten zur Ver-
theidigung, wird auch vieles von Diverſionen gesprochen, so, daß
man auf alle Weise bedacht ist, Widerstand zu thun, und der an-
dringenden grossen Macht sich wenigstens zum Theil zu entledi-
gen.
Aus Prag wird sonst noch unterm 25. August berichtet, daß
am 21. zwischen den Königl. Ungarischen und Preußischen Vor-
Trouppen, 2. Märsche von Königs-Grätz, ein hitziges Scharmützel
vorgefallen. Es hätten nemlich die erstern vernommen, daß eine
Preußische Parthey in einem Dorffe läge, die sie aufzuheben sich
gleich vorgenommen; als sie aber daselbst ankommen, hätten sie be-
funden, daß jene sich darinne verschantzet, ihnen auch an der Zahl
weit überlegen gewesen, weswegen sie nicht für rathsam gehalten, sie
anzugreiffen, sondern sich langsam zurück gezogen. Als die Preus-
sen dieses gesehen, hätten sie dieselbe verfolget, und Feuer gegeben,
worauf sich jene gewendet, und mit den Säbel in der Faust in sie ein-
gedrungen, einige davon getödtet, einige verwundet, und 5. Mann
gefangen genommen, den Rest aber bis an obiges Dorff verfolget;
worbey Ungarischer Seits nur ein Mann verwundet, und ein Pferd
todt geschossen worden seyn soll.
Man spricht auch starck noch von einer Off- und Defenſiv-
Alliance , welche zwischen einigen Churfürsten und Fürsten des Reichs
in die Masse aufgerichtet werden solle, daß sie bey den gegenwärti-
gen Conjuncturen eine genaue Neutralität beobachten, übrigens
aber auch einander beystehen wollen, im Fall man sie etwan an
den neuen Troublen im Reich Theil zu nehmen, nöthigen wolte.
Bey Magdeburg wird eine Preußische Armee von 25. bis
30000. Mann campiren, welche der alte Fürst von Dessau com-
mandiren soll.
Zu Wien werden vor die Ungarischen Inſurgenten viele tau-
send Säbel verfertiget, ingleichen vieles Schieß-Gewehr vor die-
selben zurechte gemacht.
Groß-Brittannien.
Es sind zeithero verschiedene Englische Schiffe von denen Fran-
tzösischen Armateurs aufgebracht worden; hergegen hat das
Englische Kriegs-Schiff Lowestoff ein Frantzösisch Schiff von 20.
Stücken zu Gibraltar eingebracht, welches von Marseille nach
Martinique gehen sollen. Das Kriegs-Schiff der Solebay hat
einen Spanischen Armateur von 10. Stücken, 14. Stein-Stü-
cken, und 78. Mann weggenommen, ingleichen ist ein Frantzösischer
Armateur von Bourdeaux, die Nimphe, denen Englischen in die
Hände gefallen.
Durch eine Englische Jagt ist von Lissabon die Nachricht
überbracht, daß der Transport von Kriegs-Geräthe und Lebens-
Mitteln vor die Flotte des Admiral Mathews, durch das Geschwa-
der von Brest verfolget, und endlich genöthiget worden in den Ha-
fen von Lisabon einzulauffen, vor welchen die Brester-Flotte nun
creutzet, und denselben eingeschlossen hält. Man hat aber eben die-
se Jacht sogleich nach der Escadre des Admiral Balchen abgeschickt,
um ihn davon zu benachrichtigen, mit der Ordre, dahin zu seegeln,
und die Frantzosen von da zu vertreiben, oder anzugreiffen.
Jn der Acciſe aus England und Schottland von Johannis-
Tag 1743. bis Johanni 1744. sind 3. Millionen 878807. Pfund
Sterling, und also 300000. Pfund Sterling mehr, als das vori-
ge Jahr eingekommen.
Niederlande.
Die alliirte Armee ist nun aufgebrochen, hat aber vorher alle
Fourage in der Gegend, bis an die Thore von Rüssel aufge-
zehret, man glaubet, sie werde Conde belagern. Der Hertzog von
Cumberland soll vom Könige die Erlaubniß erhalten haben, sich
zu derselben zu begeben.
Jn Oudenarde ist die Besatzung mit 2. Bataillons verstär-
cket worden, weil die Frantzosen bis an die Thore streiffen, auch et-
liche mahl etwas gegen diesen Ort unternehmen wollen.
Es gehet die Rede, ob hätten die Herren General-Staaten
der Königin von Ungarn antragen lassen, sie könte ihre Trouppen
von der alliirten Armee abziehen, und damit anderswo agiren, sie
wolten durch die Besatzungen aus denen von der Gefahr entferne-
ten Orten diesen Abgang ersetzen; diese Oesterreichische Trouppen
sollen sich mit denen im Luxenburgischen befindlichen vereinigen,
und noch durch ein Hannöverisches und Chur-Cölnisches Corpo
verstärckt werden.