Scena II.
Charlotte/ Clarille und
Schlampampe.
Cbarlot.Charlot. Frau Mutter/ Sie ſage nur/ ob ſie uns
keine neue Kleider will machen laſſen?
Schlamp Ihr Kinder qvaͤlt u. aͤngſtiget mich doch
nicht ſo/ Ihr ſehet ja das itzo keine Moͤgligkeit da iſt.
Clarill. Frau Mutter/ ſo hole mich flugs der
Hencker/ wo ſie uns keine machen laͤſt/ wenn ich ihrs
nicht gedencken will.
Schlamp. Du NabenaßRabenaß du/ halts Maul/ du
hoͤreſt ja daß ich ietzo kein Geld habe.
Clarill. Ey ſo wolte ich daß flugs der Donner
drein ſchluͤge/ wenn ſie uns keine will machen laſſen.
Schlamp. ad Spectat.) da dencke nur ein Men-
ſche/ ein Kind ſeiner Mutter den Donner an Halß
zu wuͤndſchen.
(zu Clarillen) O du NabenaßRabenaß gehe
mir geſchwinde vor meinen Augen weg.
Cla-
Clarill. Ja freylich wenn ſie es ſagt?
Schlamp. Warte du nur du Hund/ du ſolſt mir
den Fluch nicht umſonſt gethan haben.
Charlott. Frau Mutter/ es iſt auch war/ man be-
koͤmmt in Guͤte auch niemals nichts von ihr.
Schlamp. O ihr Hunde! der Himmel wird euch
noch ſtraffen/ daß ihr werdet zuletzt muͤſſen betteln
gehen.
Charlott. Frau Mutter wenn ſie anfaͤngt: So
iſt ſie auch manchmahl wie ein Narr.
Schlamp. Man dencke doch nur die Mutter ei-
nen Narren zu heiſſen!
Clarill. Es iſt auch war Frau Mutter/ warumb
redet ſie ſolch albern Zeug.
Schlamp. (zu Clarill.) O du Nabeth-Nickel/
dich werden noch die Laͤuſe freſſen.
Clarill-Clarill. Flugs da/ wenn ſie es ſagt.
Schlamp. Dencke du nur an mich/ wenn ich
werde lange todt ſeyn/ daß ich dieſes geſagt habe.
Charlott. Frau Mutter ſie ſage nur ob ſie uns
keine neue Kleider will machen laſſen?
Schlamp. Ihr Kinder qvaͤlt mich doch nicht ſo/
ihr braucht ſie ja eben ſo nothwendig nicht/ geduldet
euch doch immer noch ein halb Jahr.
Charlott. Frau Mutter bekomme ich ietzo kein
neue Kleid/ ſo heiſſe ſie mich eine leichtfertige Hure
wenn ich ehe in die Kirche wieder gehen will/ biß ſie
mir eins geſchafft hat.
(gehet ab.)
B 2Clarill.
Clarill. Und mich ſoll flugs der Hencker holen
wenn ich einen Tritt will eher aus den Hauſe gehen/
biß mir der Schneider das Maß zum Kleide genom-
men.
(gehet ab.)
Schlamp. Nun da dencke nur ein Men-
ſche/ was das vor Rabenaͤſſer ſeyn/ die koͤnnen ih-
re Mutter recht ſcheren. Was ſoll ich thun?
So wahr ich eine ehrliche Frau bin/
will ich in meinen Hauſe einen Biſſen Brodt
mit frieden eſſen/ ſo muß ich ſehen wie ichs mache/
daß ich ihnen welche ſchaffe. Ja ich glaͤube auch
nicht/ daß eine Mutter unter der Sonnen ſolchen
Verdruß von ihren Kindern ausſtehen muß als
ich. Was machts? die Rabenaͤſſer wiſſen/
daß ſie ihr gutes Auskommen haben/
darum ſcheren ſie ſich nicht eine Hareuͤm
mich/ ich muß nur hingehen und ſagen/ daß ſie
welche haben ſollen/ ſonſt habe ich keine ruhige
Stunde im Hauſe.
(geht ab.)Scena IV.
Charlotte und die vorigen.
Charlotte. Ihre Dienerin Frauenzimmer.
Melinde. Schoͤnen Danck/ wie denn ſo luſtig?
Charlotte. Weiß ſie was neues?
Milind. Was denn?
Charlotte. Itzund iſt meine Frau Mutter vor ins
Gewoͤlbe gegangen/ und holet mir und meiner
Schweſter rothen Damaſck zu neuen Kleidern.
Melind. Ich vermeinte ſie haͤtte euch noch keine
wollen machen laſſen?
Charlotte. Sie hatte freylich keine Ohren darzu
alleine wir vermaſſen uns bey Teuffelholen/ nicht ehe
B 3wieder
wieder in die Kirche zu gehen/ biß wir neue Kleider
haͤtten.
Edward. Sie ſetzen doch den Kleider-Diſcurs
an die Seite/ und ſage mir Jungfer Charlotte/ was
ich von dieſen Frauenzimmer unlaͤngſt zu ihr nach-
theiliges geredet.
Charlotte. Was will er denn?
Edward. Sie fragen nur Mademolſellen hier/
(weiſet auff Melinden) ſo werden ſie von derſelben
die beſte Nachricht erhalten.
Charlotte. Ich weiß von nichts.
Edward. Wenn es mit leugnen ausgerichtet
iſt/
(zu Melinden) Mademoiſelle ſie ſagen doch in
Gegenwart Jungfer Charlotten hier/ was ſie mich
beſchuldiget.
Melind. Daß er mich ſoll ſo durch genommen ha-
ben/ und viele Klebfleckgen angehaͤnget/ da ich ihn
doch die Zeit meines Lebens nichts zu wieder gethan.
Edward. Von wem hat ſie ſolches?
Melinde. Hier von Jungfer Charlottgen.
Edward. Jungfer Scharlotte/ wenn ſie dieſes
von mir geſaget/ ſo hat ſie ſolches geredet wie eine
Hure.
Charlotte. Ey das will ich meiner Frau Mutter
ſagen/ daß er mich eine Hure geheiſſen.
(laͤufft be-
hende ab.)
Melinde. Sie verziehe doch Jungfer.
Edward. Wenn ſie ſich gerecht wuͤſte/ der
Hencker wuͤrde ſie nicht wegfuͤhren.
Me-
Melinde. Monſieur nehme ſolches nicht unguͤtig
daß ich ihn deswegen zur Rede geſetzt/ weil ich aber
ſehe daß er unſchuldig/ und Charlotte nur ſolches er-
dacht/ ſo hege ich deswegen keine Feindſchafft gegen
ihn/ allein Charlottens converſation will ich mich
nicht alleine entziehen/ ſondern es ſoll mich auch kein
Menſche vor ein ehrlich Maͤdgen halten/ wenn ich
mein lebetage wieder in ihr Hauß kommen will.
Edward. Das koͤnnen ſie nun halten wie ſie
wollen/ unterdeſſen recommendire ich mich zu dero
beharrlichen Affection.
Melind. Und ich verbleibe Monſ. ſchuldigſte
Dienerin.
(gehen an unterſchiedenen Orten ab.)Scena V.
Cleander/ Fidele.
Cleand. Im guͤldenen Maulaffen hat der Herr
ſeine Stube?
Fidel. Ich weiß nicht anders.
Cleand. Wo ſolch galant Frauenzim̃er ſeyn ſoll?
Fidel. Wenns nach der Galanterie gehen ſolte/
ſo koͤnten ſie mit guten Fug unter Fuͤrſtlichen Da-
men gerechnet werden.
Cleand. Wer ſind aber ihre Eltern?
Fidel. Sie haben nur noch eine eintzige Mutter/
Ihr Vater hat ſchon vor etlichen Jahren das Zeitli-
che geſegnet.
Cleand. Was iſt derſelbe geweſen?
Fidel. Weiß ichs doch faſt ſelber nicht/ er iſt
deucht mich ein Handelsmann geweſen?
B 4Cle-
Cleand. Womit hat er gehandelt?
Fidel. Er hat halt ich mit Flinten-Steinen/ item
Schweffelhoͤltzergen und Tobacks-Pfeiffen gehan-
delt.
Cleand. Ich habe mir ſagen laſſen/ es ſollen ſehr
artige Maͤdgen ſeyn?
Fidel. Sie ſind nun ſo/ wem ſie wohlgefallen.
Cleand. Auff was Art koͤnte man wohl bey den-
ſelben Attreſſe haben.
Fidel. Zu ſolcher Attreſſe kan der Herr gar leicht
gelangen.
Cleand. Wie aber?
Fidel. Er darff nur ein paar Kannen Spaniſchẽ
oder Alacanten Wein durch einen Jungen hinſchi-
cken und darbey ſagen laſſen: Es waͤre ein guter
Freund in einen bewuſten Weinkeller ankommen/
der haͤtte von einen Doctor aus Schleſine commis-
ſion an Jungfer Charlotten (ſo heifſetheiſſet die eine) ſo
bald ſie dieſe Stadt Schleſine wird nennen hoͤren/
wird ſie Verlangen tragen mit ſelbigen bekand zu
werden.
Cleand. Was gebe ich aber dadurch zu verſtehẽ?
Fidel. Monſieur hoͤre nur: Es ſind ohngefehr 4.
Jahr/ ſo wolte mein Hauß-Frauenzimmer/ Jung-
fer Charlottgen einen Doctor Medicinæ haben/ der
war gebuͤrdig aus Schleſine/ er hatte auch allbereit/
(ihren vorgeben nach) das Jawort/ biß auff ſeiner
Eltern conſens, ſchon von ſich gegeben/ alleine er wur-
de ſchleunigſt nach Hauſe beruffen/ und wird nun
noch taͤglich deſſen Wiederkunfft erwartet.
Cle-
Cleand. Die Invention gehet gantz gut an/ allein
des Doctors Nahmen muß ich wiſſen?
Fidel. Sein Nahme war Feinland?
Cleand. Feinland?
Fidel. Ich weiß nicht anders.
Cleand. Aber warum ſoll ich Wein hinſchicken?
Sie moͤchten ſolches vor eine Affronte auffnehmen.
Fidel. Dafuͤr bin ich gut/ ſie werden Monſ. ſol-
chen nicht wieder zuruͤck ſchicken.
Cleand. Man ſiehet wie es gehet/ das Plisſini-
ſche Frauenzimmer iſt bißweilen ſehr empfindlich.
Fidel. Dafuͤr ſtehe ich. Monſieur hoͤre
nur ich war neulicher Zeit auch mit einen guten
Freunde in einen bewuſten Weinkeller/ ſo ſchickte
derſelbe in Regard meiner 2. Kannen von den
allerbeſten Alacanten Weine zu ſie/ ließ dabey
ſeinen Gehorſam vermelden/ und auch zugleich
ſagen: in einer viertel Stunde wolte er zu ſie
kommen und mit denenſelben die Flaſche Wein
austrincken/ allein wie wir kamen/ ſo war die
Flaſche leer/ und wolte er beſcheid thun/ muſte er
ſie wieder fuͤllen laſſen.
Cleand. So iſt daſſelbe Frauenzimmer ſo groſ-
ſe Liebhaber von Wein trincken.
Fidel. Sie habens von ihrer Frau Mutter ge-
lernet.
Cleand. Trincket dieſelbe ihn auch gerne?
Fidel. Ja der kan man keinen beſſeren Gefallen
B 5erwei-
erweiſen als wenn man ihr eine Flaſche zuweilen
ſchickt. Wenn ich dran gedencke ſo muß ich noch
hertzlich daruͤber lachen.
Cleand. Woruͤber?
Fidel. Neulicher Zeit ſo brachte ein guter
Freund der Frau Schlampampe eine gute Fla-
ſche Wein vors Bette/ welchen ſie auch mit ſol-
chen Appetit verſchluckte und ſagte: Herr Da-
mon (ſo hieß der gute Freund) Nun er iſt doch
der Beſte in gantz Plißine/ ich bin ihn auch von
Hertzen gut/ ſo wahr ich eine ehrliche Frau
bin/ er glaͤubt mirs nicht was ich von ihn halte.
Dieſe Lob-Reden waͤhreten halt ich acht Tage/
ſo wurde der ehrliche Damon unſchuldiger Wei-
ſe in Verdacht gezogen; als ſolte er ehrlicher
Leute Kinder geſchimpfft haben/ und kunte kein
Menſche vor Schlampampens Hauſe vorbey
gehen/ den ſie nicht auff hielt/ und das Leichtfer-
tigſte von den rechtſchaffenen Damon redete.
Cleand. Erfuhr aber ſolches Monſ. Damon
nicht wieder?
Fidel. Er erfuhr es freylich wieder.
Cleand. Schwieg er aber dazu ſtille?
Fidel. Er ließ ihr durch ihre eigene Koͤchin
ſagen ſie ſolte doch der Frau Schlampampe
nur melden: Vormahls wie er ihr Flaͤſchgen
guten Wein vors Bette gebracht/ ſo haͤtte es
wohl
wohl geheiſſen: Damon iſt doch der Beſte in
Plißine. Da er aber nichts mehr braͤchte/ ſo re-
dete ſie das ſchimpfflichſte von ihn/ und wenn ſie
ihn in Abweſenheit ſeiner ſchimpffte/ ſo hielt er
ſie vor keine ehrliche Frau.
Cleand. Da hat er recht gethan/ daß er ihr
ſolches hat ſagen laſſen/ es muß eine artige Frau
ſeyn.
Fidel. Ihres Humörs trifft man wohl
ſchwehrlich in Plißine an. Es ſind ohngefehr
3. Jahr/ ſo gieng ſie im Hauſe herum und ſchlug
die Haͤnde immer uͤber den Kopffe zuſammen
und ſagte: Je daß GOtt im hohen Himmel
erbarme. Je daß es den Goͤttern im Wolcken
erbarme. Als ich ſolches hoͤrete/ gieng ich eiligſt
auff ſie zu und vermeinte es waͤre etwan ein
groß Ungluͤck vorhanden/ wie ich ſie nun fragte
was ihr waͤre/ gab ſie zur Antwort: Er den-
cke doch nur/ da haben ſie eine Ratte gefangen
und haben ſie wieder lauffen laſſen/ mein Præce-
ptor ſchmeiſt mit den Beſen nach ihr/ und
ſchlaͤgt fehl/ ſo laͤufft ſie meiner Charlotte zwi-
ſchen die Beine durch/ und koͤmmt wieder davon.
Cleand. Ey da haͤtte ich mich des Lachens nicht
enthalten koͤnnen/ was ſagt er aber drauff?
Fidel. Ich antwortete mit rechter Verwunde-
rung: Ey das iſt erſchrecklich! worauff ſie wieder
ant-
antwortete: So wahr ich eine ehrliche Frau bin/
es iſt wahr/ ſie hat mir ein gantz neu Seiden Kleid
zerfreſſen.
Cleand. Ich geſtehe es ich moͤchte gerne da be-
kand ſeyn.
Fidel. Wie geſagt? Eine Flaſche Wein thut
viel bey der Sache.
Cleand. Wenn es daran ſoll gelegen ſeyn/ ſo
will ich wohl 20. Kannen hinſchicken.
Fidel. Ich verſichere Monſ. Sie laſſen ihnen
nicht matt werden.
Cleand. Ey/ wie wolten ſie ſo viel trincken?
Fidel. Monſ. mag mirs glauben oder nicht/ die
aͤlſte/ (Jungfer Charlottgen) kam einsmahls auff
meine Stube/ und bath mich/ ich moͤchte ihr doch ein
Noͤſſel Spanniſchen Wein hohlen laſſen; ich dach-
te/ du muſt doch ſehen/ ob ſie auch viel trincken kan/
wie das Noͤſſel Wein kam/ ſo waͤhrete es kaum ein
Augenblick/ ſo war es verſchlucket/ ich ließ noch ein
Noͤſſel hohlen/ ſie machte mit denſelben nebſt einer
ſechs Pfennig Semmel auch kurtze Arbeit/ ich ließ
eine gantze Kanne hohlen/ von welchen auch die Helf-
te hinein ſchlich/ aber gantz nicht bezwingen kunte/
ſondern mich bath/ daß ichs ſelber vollends austrin-
cken muſte/ wie nun dieſes Fruͤhſtuͤcke verzehret/ leg-
ten wir uns beyde auff mein Bette/ und hielten Ru-
he von fruͤh 9. Uhr an biß nach Mittage um 5. Uhr/
alsdenn erwachten wir wieder/ und begab ſich Jung-
fer Charlottgen annoch mit halben Tummel wieder
von
von meiner Stube/ indem ſie wie jene Jungfer ſagte:
Gute Nacht/ Zeit hat Ehre.
Cleand. Ey ey Monſ. was redet er/ kan ich doch
faſt das Ding nicht glauben.
Fidel. Es iſt nicht anders mein Herr.
Cleand. Je ſo ſauff du und der Teuffel.
Fidel. Wenn Monſ. ſolches nicht glaͤuben will/
ſo will ich ihn einen Zeugen herfuͤhren der es mit an-
geſehen.
Cleand. Allein iſt das Frauenzimmer auch von
groſſer Einbildung?
Fidel. Vormahls waren ſie noch gut gnug/ aber
nun ſie ein bißgen ſteiff geworden ſeyn/ wollen ſie
ſchrecklich hoch hinaus.
Cleand. Sie muͤſſen bey guten Mitteln ſeyn?
Fidel. Es hat deucht mich eine 600. Thaler.
Cleand. Nicht mehr?
Fidel. Nicht mehr/ und von den 600. Thalern
wollen ſie kuͤnfftige Faſtnacht/ 500. nehmen und ſich
dafuͤr Adeln laſſen.
Cleand. Ey/ ſie werden ja nicht ſo thoͤricht ſeyn
und das thun.
Fidel. Ich habe es von unterſchiedlichen Leuten
gehoͤret.
Cleand. So werden ſie zweiffels frey Ritter-
Sitze haben.
Fidel. Auff den Lande iſt mir von keinen bewuſt/
allein ſie haben ſich einen in Hoff hinter den Roͤhr-
kaſten bauen laſſen.
Cleand.
Cleand. Iſt das moͤglich.
Fidel. Monſ. darff nur einen von den Zimmer-
leuten dieſer Stadt fragen/ ſo wird derſelbe ihn nicht
anders berichten.
Cleand. Wie geſagt/ ich trage groß Verlan-
gen in dero Bekandſchafft zu gerathen.
Fidel. Meine wenige Vorſchlaͤge werden Monſ.
den Zutritt nicht verſagen.
Cleand. Ich bin den Herren dafuͤr obligiret/ er
lebe wohl. Und wenn ich da bin geweſen/ ſo will
ich ihn ſchon von allen Rapport ertheilen.
Fidel. Ich bin Monſ. ſein Diener.
(gehen an
unterſchiedenen Orthen ab.Scena VII.
Urſille kommt heraus.
Urſil. Was will ſie denn?
Schlamp. Wo ſind denn die Maͤdgen?
Urſ. Sie ſind drin in der Stube/ und ich weiß
nicht wer Charlotten muß was gethan haben/ ſie
weint.
Schlamp. Die Nabenaͤſſer werden ſich gewiß
einmahl wieder mit einander gezanckt haben?
Urſ. Nein ſie haben ſich nicht gezanckt.
Schlamp. Ruffe ſie geſchwinde her.
Urſ. Claͤrgen auch mit?
Schlamp. Freylich. Da habe ich nun den Ra-
benaͤſſern zu neuen Kleidern geholet.
Urſ. Ach ihr Leute! das iſt ſchoͤn Zeug.
Schlamp. Es koſtet auch genug.
Urſ. Was hat ſie denn dafuͤr gegeben?
Schlamp. Wie du es da ſieheſt/ ſo koſtet es 100
und 10. Thaler.
Urſ. Ach ihr Leute! ſo viel?
Schlamp. Ich daͤchte ich haͤtte bald druͤber ge-
weinet/ wie ich das ſchoͤne Geld ausgeben muſte.
Urſ. Es ſiehet aber uͤberaus ſchoͤne. Damasck
iſt es?
Schlamp.
Schlamp. Das ſiehſtu ja/ geh fein geſchwind
und ruffe mir die Maͤdgen her/ ich muß einen Gang
wohin gehen.
Urſ. Gleich will ich ſie hohlen
(will gehen) ie da
kommen ſie ſchon von ſich ſelbſt.
Scena VIII.
Clarille (frölich) Charlotte
(traurig.)
Clarill. Frau Mutter iſt das zu unſern neuen
Kleidern?
Schlamp. Ich daͤchte es waͤr es. Was fehlt
denn dir Charlottgen?
Charlott. Frau Mutter ſie dencke doch nur Ed-
ward hieß mich eine Hure.
Schlamp. (Schlaͤgt die Haͤnde uͤbern
Kopffe zuſammen) Je daß GOTT im hohen
Himmel erbarm! man dencke doch nur ein Maͤd-
gen die ihr gut Außkom̃en hat und ehr-
licher Leute Kind iſt/ von ſo einen geringen
Kerl eine Hure geheiſſen zu werden/ wanns doch
noch was rechts gethan haͤtte! nun gieb dich nur
zu frieden Charlottgen/ ſiehe da will ich dir auch
ein ſchoͤn Kleid machen laſſen.
Clarill. Frau Mutter wie hoch koͤmmt denn die
Elle?
Schlamp. So wahr ich eine ehrliche Frau bin/
es koſtet allzuſammen 100. und 10. Thaler.
Char-
Charlott. Frau Mutter ſie leide nur Edward-
ten nicht laͤnger im Hauſe/ ſondern ſage ihm die
Stube auff.
Schlamp. So bald er mich bezahlet hat/ ſoll er
fort und ich will auch gar keinen Studenten mehr in
meinen Hauſe leiden.
Charlott. Iſt er ihr denn noch viel ſchuldig.
Schlamp. Er iſt mir ein gantz halb Jahr Stu-
benzins ſchuldig und anderthalben Thaler habe ich
ihn boͤſe Geld gegeben/ dafuͤr ſoll er mir gntesgutes zahlen/
wenn ich erſtlich dieſes habe/ ſo ſoll er fort.
Clarill. Ich habe dirs aber geſagt Charlotte/ du
ſolſt dich mit den Studenten nicht ſo gemeine machẽ?
Charlott. Du Narre was ſchierts denn dich/ ſa-
ge ich doch dir nichts/ wenn du den Kerlen Baͤnder
ſtuͤcken laͤſſeſt/ und ihnen ſpendireſt.
Clarill. Ach die koſten noch lange nicht ſo viel/ als
wenn ich mich laſſe abconterfaien/ und mein Bild-
niß den Studenten verehre.
Charlott. O du gute Schweſter/ ſie haben noch
keinmahl die Bier und Toback-Tiſche damit abge-
wiſcht/ als ſie mit deinen geſtickten Bande gethan
haben.
Clarill. Charlotte ich ſage dir halts Maul/ oder
wir werden fuͤrwahr nicht Freunde bleiben.
Schlamp. Haltet die Maͤuler ihr Rabenaͤſſer.
Clarill. Frau Mutter was ſchiert ſie es aber?
Schlamp. Ich will dich ſcheren du Aaß. Iſt
daß der Danck daß ich dir laſſe ein neue Kleid ma-
chen?
CClarill.
Clarill. Meinthalben mag ſie mir eins machen
laſſen oder nicht.
Schlamp. Da dencke man nur? ich kriege kein
gut Wort noch darzu/ warte du nur was gilts es
wird dir noch in die Schue ſchneien?
Clarill. Ey mags doch.
Schlamp. Ich bins zu frieden/ aber dencke du
nur an mich daß ich dirs geſaget habe.
Charlott. Frau Mutter/ ſie erzuͤrne ſich nicht/
Claͤrgen iſt nicht werth/ daß man ihr einmahl ant-
wortet.
Clarill. Charlotte ich ſage dirs/ laß mich zufrie-
den/ oder ich ſchmeiſſe dir der Hencker ſoll mich was
an den Halß.
Schlamp. (Zu Charlotten) laß den Hund nur
zu frieden Charlottgen/ und nimm hier dieſe Sa-
chen/ trage ſie hinein laß den Schneider zu dir kom-
men/ damit er euch das Maß nimt/ ich muß noch ei-
nen Gang auff den Marckt gehen.
Charlott. Koͤmmt ſie bald wieder Frau Mutter?
Schlamp. Ich werde nicht lange auſſen blei-
ben/ Koͤchin komm du mit mir?
Urſ. Wo denn hin Frau Schlampampe?
Schlamp. Ob du es weiſt oder nicht/ komm du
nur fort?
Urſ. Ich werde folgen.
(Schlampampe geht
mit Urſeln ab.)
Charlott. Sage mir aber Claͤrgen? warum du
der Frau Mutter ſo ſchnipſch antworteſt.
Clarill.
Clarill. Charlotte/ ich ſage noch einmahl laß mich
zu frieden/ oder es wird der Hencker hohle mich nicht
gut.
Charlott. Ich will dir wohl kein Wort mehr ſa-
gen/ allein es koͤmt dir doch nicht zu/ daß du der Frau
Mutter ſo antworteſt?
Clarill. Hoͤre doch du? wie hieſſeſt du ſie denn
vorhin?
Charlott. Wie haͤtte ich ſie denn geheiſſen?
Clarill. Hieſſeſt du ſie vor ein klein Weilchen
nicht einen Narren? he!
Charlott. Nun ſchweig nur ſtille/ ich will dich zu
frieden laſſen/ laß du mich auch wieder zu frieden/ ſo
bleiben wir gute Freunde/ und komm mit herein/ da-
mit wir ein wenig nachſinnen/ wie unſere ſchoͤnen
Kleider nach der neueſten Mode moͤgen gemacht
werden.
Clarill. Das wird halt ich dafuͤr wohl beſſer ſeyn
als wenn wir hier ſtehen/ und werffen einander un-
ſere Fehler fuͤr.
(gehen ab.)Scena X.
Schlampampe/ Urſille/ Laux.
Schlam-
Schlamp. Verliere auch nichts Koͤchin.
Urſ. Es wird mir ja nicht durch die Schuͤrtze
fallen.
Laux. Gluͤck zu ihr Leutgen?
Schlamp. Groſſen Danck/ nach wem fragt
ihr?
Laux. Koͤnnet ihr mich nicht zu rechte weiſen wo
der Gaſthoff zum Goͤldenen Maulaffen iſt.
Schlamp. Zu wem wolt ihr denn da?
Laux. Da ſoll ich einen Brieff abgeben an die
Wirthin.
Schlamp. Wo koͤmmt denn der Brieff her?
Laux. Er koͤmmt gar weit her.
Schlamp. Wo iſt denn der Brieff.
Laux. Hier habe ich ihn. Koͤnnet ihr mich zu
rechte weiſen ſo thntsthuts und haltet mich nicht lange
auff.
Schlamp. Gebt her den Brieff er wird wohl
mir zukommen.
Laux. Seyd ihr denn irgend gar die Frau
Wirthin zum Goͤldenen Maulaffen?
Schlamp. Freylich bin ichs.
Laux. Ich haͤtte es leicht dencken ſollen denn ſie
wurde mir/ wie ihr ſehet eben ſo beſchrieben?
Schlamp. Nun wo habt ihr denn den Brieff.
Laux. Hier iſt er da habt ihr ihn/ ihr werdet
wohl ſehen was drinne ſtehet.
(giebt ihr den Brieff.)
Schlamp. Kommt doch mit herein/ ihr ſeyd doch
wohl durſtig/ ich wil euch laſſen was zu trincken ge-
ben.
C 3Laux.
Laux. Ihr muͤſt mich aber nicht lange auff-
halten.
Urſ. Wo kommt ihr aber her?
Laux. Ich bin ein Extraordinaͤrer Bothe/
und komme von Hamburg daran.
Schlamp. Iſt denn der Brieff in Ham-
burg geſchrieben?
Laux. Das denck ich halt ich wohl nicht/
denn wo mir recht iſt/ ſo iſt dieſer Brieff gar in
Holland oder Engelland geſchrieben/ denn die
Amſterdammer Schiffe haben ihn in den Poſt-
hauſe zu Hamburg abgegeben.
Schlamp. Geht nur mit in mein Hauß/
ich will ihn leſen laſſen/ und wenn es noͤthig/ euch
mit einer Antwort wieder verſehen.
Laux. Es iſt gantz gut Jungefrau/ aber hal-
tet mich nur nicht lange auff?
Schlam. Je ſeyd ihr nicht ein Kind/ war-
um ſolte ich euch denn auffhalten?
(gehen ins
Hauß.)