Hoch geehrter Herr Dr.,
Auf Ihr mir soeben zugehendes Schreiben von gestern antworte ich so-
fort, um von vorn herein gleich ein, wie mir scheint, obwaltendes Mißver-
ständnis zu beseitigen.
Es würde mir allerdings zur Ehre und zur Freude gereichen, der
Literaturarchiv-Gesellschaft die ihr angebotenen Sam̃lungen als Geschenk zu
überlassen; aber leider! erlauben mir dies meine Verhältnisse nicht.
Ich kann auf meinen Ersatz für meine seit mehr als drei Jahrzehnten
unausgesetzt und stetig betriebene Arbeit nicht ganz verzichten,
wenn ich gleich keine Sum̃e beanspruche, die zu der aufgewandten Mühe
irgend annähernd im Verhältnis stände. Damit Sie Sich über Inhalt
und Umfang der Ihnen Angebotenen ein irgend selbstständiges Urtheil
bilden können, habe ich angefragt, ob ich Ihnen nicht meine Sam̃lungen
zur Ansicht schicken dürfte. Diese sind – um es noch einmal zu wieder
holen – niedergelegt in 2 mit Papier durchschossenen Exemplaren mein
es „Wörterbuchs der deutschen Sprache“ (jedes in 5 Bänden gebunden, also 10 Bände
im Ganzen) und ferner in einem Exemplar meines Ergänzungs-Wörterbuchs.
Ich wiederhole diese Anfrage und füge hinzu, dass ich sehr gerne der
Literaturarchiv-Gesellschaft meine Arbeit für einen weit mäßigeren Preis
überlassen würde, als ihn meine Erben wohl von einem Buchhändler erzielen
würden, die mir für eine angemessen und würdige Verwerthung keine genü-
gende Bürgschaft bieten wird.
Um der Gesellschaft zu zeigen, wie bereit ich bin, ihr – so weit es
meine Verhältnisse erlauben – möglichst entgegenzukom̃en, füge ich noch einen
Vorschlag hinzu, der ihr vielleicht willkom̃ener ist als die Erwerbung meiner
Arbeit für einen einmaligen Kaufsum̃e.
Ich bin 1819 geboren und meine Frau ist älter als ich. Ich würde
auch auf eine von der Gesellschaft dem Längstlebenden von uns Beiden zu zahlende
Jahresrente eingehen, wofür ich Vorsorge tragen würde, dass die Gesellschaft
die bezeichneten elf Bände meiner Sam̃lung sofort nach meinem Tod (bis
wohin ich meine Arbeit erweiternd und ergänzend fortzusetzen gedenke) zugehen.
Geneigter Antwort entgegensehend
hochachtungsvoll ergebenst
Dan. Sanders
Altstrelitz (MecklbgMecklenburg), 3.3.92