Menschenrassen und Völkertypen .
Von
Hermann Tewes .
II. Heft .
Zweite Auflage .
Leipzig .
Verlag von F. E. Wachsmuth ,
1913 .
Menschenrassen und Völkertypen .
Material zu geographischen Unterredungen auf der
Oberstufe mehrklassiger Volks- und Bürgerschulen .
Zugleich
eine Erläuterung der gleichnamigen Bilderwerke .
Von
Hermann Tewes .
II. Heft .
Zweite Auflage .
Leipzig .
Verlag von F. E. Wachsmuth .
1913 .
Vorwort zur zweiten Auflage .
Die nachfolgenden Erläuterungen , die ursprünglich das 2. Heft
der „ Völkertypen " bildeten , erscheinen hier unter verändertem Titel ,
weil die „ Menschenrassen " in die Besprechung mit aufgenommen
sind . Außerdem bringt das Heft die Erläuterung der beiden neu-
erschienenen Bildertafeln „ Patagonier " und „ Siouxindianer " , die
beide an Stelle des Indianerbildes treten , dessen Erläuterung das
1. Heft enthält . Das ganze Bilderwerk umfaßt nun einschließlich
der „ Menschenrassen " 10 Tafeln . Es sind folgende :
Amerika : * 1. Menschenrassen .
2. Eskimo .
* 3. Sioux .
* 4. Patagonier .
Asien : 5. Chinesen .
* 6. Japaner .
7. Hindu .
* 8. Beduinen .
Afrika : 9. Neger .
Australien : 10. Australier .
Die mit * bezeichneten Tafeln sind in dem vorliegenden Heft
erläutert und dem Text in verkleinertem Maßstabe beigegeben .
Eine weitere Vermehrung des Bilderwerkes ist in Aussicht ge-
nommen .
Leipzig , August 1913 .
Hermann Tewes .
1*
Die Menschenrassen .
Die Zahl der auf der Erde lebenden Menschen läßt sich nicht
genau , sondern nur annähernd und schätzungsweise ermitteln . Gibt
es doch weite Ländergebiete , die wie halb Asien und fast ganz
Afrika noch der genaueren Zählungen entbehren , trotzdem solche
sich immer mehr einbürgern . Man nimmt aber an , daß es im ganzen
ungefähr 1500 Millionen Menschen gibt , die sich auf die einzelnen
Erdteile wie folgt verteilen :
Europa 357 Millionen
Asien 826 „
Afrika 188 „
Amerika 123 „
Australien 6 „
So verschieden nun alle diese Menschen in körperlicher und
geistiger Beziehung , also hinsichtlich der Größe , der Hautfarbe , der
Haare , der Schädel- und Gesichtsbildung sowohl als auch der
Sprache , Sitten , Religion usw. sind , so ist doch an der Einheit des
Menschengeschlechts und an einer gemeinsamen Abstammung aller
Erdenbewohner nicht zu zweifeln . Es gibt demnach im zoologischen
Sinne nur eine Art Mensch , die sich vom Tier durch wesentliche
Merkmale unterscheidet . Alle , selbst die auf der niedrigsten Stufe
der Entwicklung stehenden Menschen , unterscheiden sich von den
am vollkommensten organisierten Tieren schon in physischer Be-
ziehung mehr , als das bei zwei nebeneinanderstehenden Tierklassen
der Fall ist . Dazu erscheint der Mensch durch seine Verbreitungs-
fähigkeit von der Tierwelt abgesondert . Er ist ein Bürger der
ganzen Erde , der weder an bestimmte geographische Länge und
Breite , noch an Höhe und Tiefe oder auch an bestimmte Nahrung
gebunden ist . Der Mensch unterscheidet sich vom Tier vor allem
aber durch die Sprache und die nur ihm eigene Benutzung von
Waffen , Werkzeugen und Gerätschaften ; er hat Selbstbewußtsein ,
freien Willen und Vernunft und besitzt die Fähigkeit , Erfahrung
zu sammeln und sich in intellektueller und moralischer Beziehung
fortzubilden . Darf man demnach auch an der Einheit des Menschen-
geschlechts unbedingt festhalten , so ist doch über die Entstehung
des Menschen nach Zeit und Art noch immer nichts Sicheres fest-
gestellt und nur soviel klar , daß das Alter der Menschheit , nach
unseren geschichtlichen Maßstäben gemessen , ein ungeheures sein
muß . Der geistigen Einheit des Menschengeschlechts gegenüber ist
die körperliche Verschiedenheit , so groß sie auch sein mag , von nur
untergeordneter Bedeutung , und sie ist es um so mehr , als verschie-
dene Ursachen , die auf die Körperlichkeit der Menschen umändernd
und bestimmend einwirken , vorhanden und als solche klar erkannt
worden sind . Außer zufälligen , vererbbaren Abweichungen gehören
dahin die klimatischen Verhältnisse , die Nahrungs- und Lebensweise
und die höhere oder niedere Zivilisation , also die Kulturstufe , auf
welcher der Mensch steht . Was die beiden ersten Punkte betrifft ,
so ist ihr Einfluß auf die Körperlichkeit unbestritten , wennschon
derselbe sich von Generation zu Generation erst nach längerem
Zeitraume geltend macht . Wie in der Pflanzen- und Tierwelt , so
hat eben auch für die Menschheit das biologische Gesetz Gültigkeit ,
daß Körperbau , Aufenthalt und Lebensweise einander bedingen und
entsprechen . Daß aber mit steigender Bildung der körperliche Habitus
sich ändert , dafür sind die freien Neger in den Vereinigten Staaten
von Nordamerika ein Beispiel , die sich von ihren in Sklaverei und
im Heidentum aufgewachsenen Brüdern vorteilhaft unterscheiden .
Dieses Beispiel ist zugleich ein Beweis dafür , daß alle Menschen-
stämme einer höheren geistigen Entwickelung fähig sind .
Was nun die körperliche Verschiedenheit anlangt , so hat man
die Menschen unter große Hauptgruppen , die man Rassen nennt
und die für die Art Mensch nur die Bedeutung von Spielarten
haben , zu bringen versucht , wobei sowohl die Verschiedenheit der
Hautfarbe , wie der Haare , der Schädelbildung und der Sprache
zugrunde gelegt worden sind .
Nach der Hautfarbe unterscheidet man die weiße , die gelbe ,
die schwarze , die rote und die braune Menschenrasse . Nach der
Schädelbildung hat ein schwedischer Gelehrter Lang- und Kurz-
schädel und in jeder der beiden Hauptgruppen Senkrecht- und Ge-
neigtzahnige unterschieden . Ein anderer Forscher teilt die Menschen
nach ihrem Haar in Wollhaarige und Schlichthaarige und jene
wieder in Büschel- und Vließhaarige , diese in Straff- und
Lockenhaarige ein . Über die Zahl der Rassen und die Zuge-
hörigkeit einzelner Völkerschaften zu denselben herrscht noch große
Verschiedenheit der Meinungen . Am gewöhnlichsten ist immer noch
die von Blumenbach herrührende Einteilung in fünf Menschenrassen :
Kaukasier , Mongolen , Neger , Amerikaner und Malaien . Manche
Forscher lassen nur die drei ersten gelten und bringen die ameri-
kanische und malaiische unter die mongolische Rasse . Was die
Die Menschenrassen .
Malaien betrifft , so dürfte es allerdings richtig sein , sie als einen
Zweig der mongolischen oder gelben Rasse zu betrachten ; dagegen
sind die Forscher heut auch darüber einig , daß die Amerikaner
als eine besondere Menschenrasse zu gelten haben . Die Schwan-
kungen in der Zahl der Rassen rühren vor allem daher , daß sich
die Grenzen zwischen den Hauptgruppen wegen der mannigfachen
Abstufungen und Übergänge nicht scharf genug ziehen lassen . Diese
Abstufungen lassen mit Sicherheit darauf schließen , daß Vermischun-
gen der Rassen untereinander stattgefunden haben . Sie lassen
aber auch den Schluß zu , daß das Zahlenverhältnis der sich be-
rührenden Rassen nicht sehr ungleich gewesen ist ; denn wo wirklich
eine auffällige Ungleichheit der Bestandteile vorkommt , da geht die
Körperform der an Zahl kleineren Rasse in wenigen Generationen
unter .
Auf einer im Verlage von F. E. Wachsmuth erschienenen bunt-
farbigen Tafel sind die Menschenrassen mit einer Abänderung nach
Blumenbachs Einteilung in fünf Charakterköpfen dargestellt . Diese
Tafel zeigt uns je einen Vertreter der fünf Weltteile , nämlich in
der Mitte den Kaukasier , links oben den Mongolen , unten den Neger ,
rechts oben den Australier und unten den Amerikaner . Zu dieser
Form der Darstellung ist zu bemerken , daß zwar auch der Körper-
bau im allgemeinen die Rassenunterschiede erkennen läßt , daß die-
selben aber am Kopf des Menschen am besten und deutlichsten
zutage treten .
1. Der Kaukasier .
Unser Bild zeigt uns den Idealtypus dieser Rasse ; wir haben
in demselben einen Europäer , offenbar einen Germanen , vor uns .
Aber die weiße oder kaukasische Rasse , jetzt auch die mittel-
ländische genannt , umfaßt za. zirka 780 Millionen Menschen von sehr
verschiedener Körperbeschaffenheit . Die Bezeichnung der kauka-
sischen hat man gewählt , weil die Gebirgsvölker des Kaukasus
als die schönsten Menschen der Erde angesehen wurden . Als
mittelländische hat man sie bezeichnet , weil die wichtigsten Völker
dieser Rasse in den Ländern um das Mittelmeer ihren Wohnsitz
haben .
Die Mittelländer oder Kaukasier werden charakterisiert durch
ovale Schädelbildung , hohe gewölbte Stirn , große Augen , schmale
Nase und helle Hautfarbe . Letztere findet sich vorzugsweise bei
den Völkern Nordeuropas , geht aber bei den südlichen Nationen
ins Gelbliche und Braune über . Sie haben senkrecht gestellte Zähne
und wenig oder garnicht vorspringende Backenknochen . Ihr weiches ,
glattes und welliges oder großlockiges Haar ist von mannigfacher
Färbung , blond , rot , braun und schwarz ; und die Männer dieser
Rasse zeichnen sich im allgemeinen durch starken Bartwuchs aus .
Was endlich den Gesichtswinkel betrifft , der durch Verbindung des
hervorragendsten Teils der Stirn mit der Mitte des Oberkieferzahn-
randes und dem äußern Gehörgang gebildet wird , so ist derselbe
bei den Völkern der mittelländischen Rasse am größten und be-
trägt za. zirka 80—90 Grad .
Zu den Mittelländern gehören drei Völkerfamilien , von denen
zwei nach Söhnen Noah s als Semiten und Hamiten bezeichnet
werden . Für die dritte und wichtigste Völkerfamilie würde füglich
der Name Japhetiten nicht unpassend erscheinen , doch zieht man
es vor , sie nach den am weitesten voneinander entfernt wohnenden
Völkern Indogermanen oder Arier zu nennen .
Von den drei Völkerfamilien stehen die ziemlich dunkelhäutigen
Hamiten am tiefsten . Sie hatten ihren ursprünglichen Wohnsitz
in den Ländern zwischen Euphrat und Tigris und den Küsten
Palästina s , von wo aus sie nach Afrika übergingen und das Niltal
samt den südlich davon gelegenen Küstenstrichen , sowie die Nord-
küste Afrika s bevölkerten . Zu ihnen gehören die alten Ägypter ,
die heute noch in den Kopten fortleben , die Berber und die
Äthiopier . Die Berber , auch Imoscharh genannt , sind die
nomadisierenden Bewohner Nordafrika s , die die Oasen zwischen
den arabischen Staaten im Norden und den Negerländern inne
haben . Die einzelnen Stämme führen besondere Namen , unter denen
sie näher bekannt sind . In der mittleren Sahara finden wir die
Tuaregs , in der östlichen die Teda oder Tibbu und in den Ge-
birgen von Algerien und Tunis die Kabylen . Zu den Äthiopiern
oder Ostafrikanern gehören die Nubier , Dankeli , Abessinier ,
Galla und Somali . Viele der genannten Völker sind nicht mehr
reine Hamiten , sondern haben sich mit Semiten oder Negern ver-
mischt .
Die Semiten bewohnen Vorderasien und Teile von Nordafrika .
Zu der nördlichen Gruppe derselben gehören die Bewohner Syrien s
und des eigentlichen Mesopotamien s , von denen die meisten Teile
der hamitischen Urbevölkerung in sich aufgenommen haben . Die
südliche Gruppe bilden die Araber , die unter den Semiten zuletzt
geschichtliche Bedeutung erlangten und jetzt auch die Nordküste
Afrika s bewohnen . Echte Semiten sind auch die in allen Ländern
der Erde zerstreut lebenden Hebräer oder Juden .
Die Indogermanen besitzen die Rassenmerkmale der mittel-
ländischen Völker in höchster Vollkommenheit . Ihre Urheimat
sucht man im Quellgebiet des Amu und Sir , während sie jetzt Süd-
und Westasien und fast ganz Europa mit Ausnahme der von
mongolenähnlichen Völkern eingenommenen Landstriche bewohnen .
In Asien gehören dieser Völkerfamilie die Inder , die freilich stark
mit der indischen Urbevölkerung , den Drawidas , vermischt er-
scheinen , die Iranier , ( in Persien , Afghanistan und Beludschistan )
Armenier , Kurden und die Völkerstämme des Kaukasus an , in
Europa die Kelten , Romanen , Germanen und Slaven . Kelten
wohnen gegenwärtig im nordwestlichen Frankreich , in Wales und
einem Teile von Irland und Schottland . Zu den Romanen gehören
Franzosen , Italiener , Spanier und Portugiesen , zu den Germanen
Deutsche , Engländer und Skandinavier , zu den Slaven die Russen ,
Bulgaren , Serben , Slovenen , Polen , Tschechen , Slowaken und Wenden .
Ihnen können wir auch die Letten in Livland und Kurland und die
Litauer , Nachkommen der alten Preußen , zuzählen .
Die mittelländ ische Rasse ist jetzt auch in Amerika durch Ein-
wanderung die herrschende geworden und drängt mit fortschreitender
Kolonisation der fremden Erdteile die übrigen , namentlich tiefer
stehenden Rassen , mehr und mehr zurück . Die Kaukasier sind die
bildungsfähigste Rasse , die Träger der Zivilisation und der Welt-
geschichte .
2. Der Mongole .
Der Typus des Mongolen tritt uns in dem Chinesen entgegen ,
der auf unserm Bilde dargestellt ist . Die Chinesen sind mit Rück-
sicht auf Zahl und materielle und geistige Kultur das erste unter
den mongolischen Völkern . Nach ihrem Wohnsitze könnte man
die mongolische oder gelbe Rasse als die ostasiatische bezeichnen .
Das hervortretende Merkmal derselben ist die Farbe . Die Haut ,
ob sie nun heller oder dunkler sein mag , ist stets gelb . Die Haare
sind schlicht , grob und schwarz . Am Körper ist der Haarwuchs
spärlich ; auch der Bart ist dünn und besteht nur aus einzelnen
Haaren am Kinn und in der Nähe des Ohres . Im Körpermaß bleibt
der Mongole hinter dem Europäer auffallend zurück . Sein Schädel
ist kurz , das Gesicht flach und breit . Die Backenknochen springen
stark vor ; dagegen ist die Nase flach und mit Rücken und Spitze
wenig vortretend . Die Lidspalte der Augen ist schmal und schief
und zwar so , daß sie außen höher steht als innen . Am innern
Augenwinkel ist der obere Lidrand durch eine Falte , die mehr
oder weniger ausgeprägt sein kann , bedeckt . Sie ist der gelben
Rasse eigen und wird darum als Mongolenfalte bezeichnet .
Als einen vorgeschobenen Zweig der gelben Rasse muß man
die Malaien betrachten , die den größten Teil der Inselwelt zwischen
Asien und Australien bewohnen . Das Gesicht des Malaien ist dem
chinesischen Gesicht ähnlich , nur daß die mongolischen Merkmale
stark abgeschwächt erscheinen . Auch die Malaien sind kaum mittel-
groß und zeichnen sich durch gelbe Hautfarbe , straffes , schwarzes
Haar mit bräunlichem Schimmer , schwachen Bartwuchs und spär-
liches Körperhaar aus . Dagegen ist die Mongolenfalte nicht so
ausgeprägt , auch die Schiefstellung der Augen nicht so auffallend
wie bei den Chinesen , sodaß das Auge mehr dem des Europäers
gleicht . Das breite Gesicht , die vorstehenden Backenknochen und
die flache Nase sind dagegen wieder echt mongolisch .
Die gelbe Rasse umfaßt über 600 Millionen Menschen . Zu
ihr gehören in Nordasien die Naturvölker der Samojeden , Ostjaken ,
Tungusen , Jakuten und Tschuktschen , in Zentralasien die Nomaden-
völker der Kirgisen , Kalmücken , Turktataren und Tibetaner , die
jedoch zum Teil neben der Viehzucht auch Ackerbau treiben , und
in Ostasien die Kulturvölker der Mandschu , Chinesen , Koreaner und
Japaner . Die Mongolen sind in geringer Anzahl auch in Amerika
und Europa vertreten . In Amerika sind es neben den eingewan-
derten Chinesen die im hohen Norden wohnenden Eskimos , die der
mongolischen Menschenrasse zugezählt werden müssen , in Europa
die im nördlichen Rußland wohnenden Finnen , zu denen auch die
Esthen , Liven , Lappen ( auch in Skandinavien ) und Samojeden ge-
hören , die Magyaren in der ungarischen Tiefebene und die Türken
samt den in Südrußland nomadisch lebenden Tataren , Kirgisen und
Kalmücken .
3. Der Neger .
Neger finden wir in Mittel Mittelafrika - und Südafrika und ( durch gewalt-
same Verpflanzung ) auch in Amerika . Sie bilden die schwarze
Rasse , die sich am meisten von der kaukasischen entfernt und
za. zirka 180 Millionen Menschen umfaßt . Man nennt sie wohl auch
die äthiopische ; aber diese Bezeichnung führt zu Irrtümern , weil
die in Nordostafrika wohnenden Hamiten , also mittelländische Völker ,
als Äthiopier angesprochen werden . In der Negerrasse unterscheiden
wir zwei größere Völkerfamilien , die Sudanneger in Mittelafrika
und die Bantuneger in Südafrika . Zu den ersten gehören beispiels-
weise die Dinkaneger am Weißen Nil , die sich ziemlich rein und
unvermischt erhalten haben . ( S. Siehe Völkertypen , 1. Heft . ) Sudan- und
Bantuneger sind zwar durch ihre Sprache , aber nicht körperlich
voneinander unterschieden , wenigstens nicht so sehr , daß es mög-
lich wäre , in jedem Falle zu bestimmen , ob ein Neger der einen
oder der anderen Gruppe zuzurechnen sei ; nur im allgemeinen wird
von Forschern behauptet , daß der Sudanneger die Eigenschaften
des dunklen Afrikaners im gesteigerten Maße besitzt . Unter diesen
Eigenschaften sind die dunkle Hautfarbe und das dunkle , krause
Haar an erster Stelle zu nennen . Die Farbe der sammetweichen
Haut schwankt allerdings und kommt in den verschiedensten
Schattierungen vor ; es gibt Neger mit schwarzbrauner , schokoladen-
brauner bis ledergelber Färbung , immerhin muß man sie als die
dunkelsten Bewohner der Erde betrachten . Neugeborene Kinder
sind in der Regel nicht dunkler als europäische und erhalten die
Farbe der Eltern erst allmählich nach Wochen und Monaten . Die
Haare des Negers sind grauschwarz , grob , kraus und kurz und in
der ersten Zeit nach dem Scheren zu kleinen , pfefferkornähnlichen
Knäueln vereinigt . Am Körper ist der Haarwuchs spärlich , und
bärtige Neger sind äußerst selten . Die Augen sind ziemlich groß ;
die Regenbogenhaut ist fast schwarz und von der Pupille kaum
zu unterscheiden . Dagegen ist die harte Augenhaut , namentlich
bei Kindern und jugendlichen Personen , fast immer rein weiß und
macht das Negerauge durch den Kontrast mit der Haut und der
schwarzen Iris schön . Dafür freilich ist der übrige Teil des Gesichts
eher häßlich zu nennen . Die Nase ist niedrig , breit und flach ; die
Lippen sind dick und erscheinen wie umgestülpt . Der Schädel ist
schmal , ebenso die Stirn , das Gebiß vorspringend , sodaß der Ge-
sichtswinkel nur 70—75 ° beträgt . Die großen weißen Zähne sitzen
etwas schief und nach vorn geneigt ; sie sind meist gesund , was
allerdings weniger Rasseneigentümlichkeit als die Folge sorgfältiger
Zahnpflege sein dürfte , wie sie bei den meisten Afrikanern üblich
ist . Die Klafterweite ist beim Neger bedeutend größer als beim
Europäer und übertrifft die Körperhöhe ganz wesentlich ; infolge-
dessen reichen die Fingerspitzen bei herabhängenden Armen und
gerader Körperhaltung tiefer gegen das Kniegelenk als bei uns .
Künstliche Verunstaltungen des Körpers kommen bei den Negern
ebenso vor wie bei anderen Naturvölkern und erstrecken sich be-
sonders auf Zähne , Nase und Ohren . Erstere werden in ihrer
Form verändert , teilweise auch , was namentlich die Schneidezähne
des Oberkiefers betrifft , ganz entfernt ; Nase und Ohren werden
durchbohrt und mit Ringen oder anderen Schmuckstücken verziert
oder vielmehr verunstaltet .
Der Negerrasse müssen auch die in Südafrika , nordöstlich von
den Hottentotten ansässigen Kaffern zugezählt werden . Sie sind
wahrscheinlich durch Völker der mittelländischen Rasse , vielleicht
Hamiten , von Nordosten her in ihre jetzigen Wohnsitze gedrängt
worden . Ihr physischer Typus weicht von dem des Negers etwas
ab ; der Unterkiefer ragt nicht so stark vor , und die Nase ist nicht
plattgedrückt wie beim eigentlichen Neger , sondern vorspringend
und oft sogar gebogen . Die Hautfarbe ist ursprünglich gelbbraun ,
bald lichter , bald dunkler . Alle diese Abweichungen vom echten
Negertypus lassen auf eine Vermischung mit Völkern der mittel-
ländischen Rasse schließen .
4. Der Australier .
Die Eingeborenen Australien s bilden eine eigene Menschen-
rasse , die sich von den Bewohnern der australischen Inselwelt , von
den Papuas sowohl wie von den Melanesiern und Polynesiern unter-
scheidet . Die Australier bieten in anthropologischer Hinsicht ein
einheitliches Bild , wennschon die einzelnen Stämme Verschieden-
heiten zeigen , die auf die verschiedene Lebensweise , namentlich die
Ernährung , zurückzuführen sind . So finden wir an den Meeres-
küsten und an den Ufern der Flüsse , wo Nahrungsmittel in reicherem
Maße vorhanden sind , nicht selten größere und kräftiger gebaute
Gestalten , in den sandigen Gebieten Inneraustraliens dagegen küm-
merlich ernährte Menschen von hochgradiger Magerkeit . Im all-
gemeinen sind die Australier Menschen von Mittelgröße mit auf-
fällig kleinen Händen und schmalen Schultern . Die Muskulatur
ist bei ihnen durchweg gering entwickelt , namentlich an den Glied-
maßen , die infolgedessen dünn und mager erscheinen ; irgendwelcher
Fettansatz fehlt dem Australier gänzlich . Die sammetweiche Haut
ist nicht schwarz , sondern schokoladenbraun und wird erst durch
Beschmieren mit Fett und Ocker dunkler . Der Haarwuchs ist
meist recht üppig , das Haar selbst glänzend schwarzbraun und
wellig-kraus oder lockig . Es unterscheidet sich deutlich von dem
wolligen Haar des Negers und ist auch nicht schlicht wie das Haar
des Mongolen . Wo schlichthaarige Australier vorkommen , wie
namentlich an der Nordküste , da kann man sicher auf eine
Mischung mit mongolenähnlichen Völkern , wie Malaien , schließen .
Der Schädel des Australiers ist lang und ziemlich hoch , das Ge-
sicht niedrig und breit und hat vortretende Backenknochen . Die
schmale Stirn tritt auffällig zurück ; die kräftig ausgebildeten Augen-
brauenwülste überragen die Augenhöhlen , und die buschigen Augen-
brauen sind nicht selten in der Mitte verwachsen . Das Gesicht
des Australiers erscheint uns häßlich wegen der kurzen , dicken ,
am Grunde breiten Nase , des großen Mundes und der aufgeworfenen
Lippen . Durch die gegeneinander nach vorn geneigten Zähne treten
die Kiefer stark vor und verleihen dem Gesicht etwas ungemein
Abstoßendes . Im allgemeinen sind die Weiber häßlicher als die
Männer ; letztere haben einen langen , krausen Bart und zeichnen
sich auch sonst durch dichte Körperbehaarung aus .
5. Der Amerikaner .
Die amerikanische Rasse umfaßt ungefähr 15 Millionen Men-
schen , mit den Mischlingen 24 Millionen , und ist auf Amerika be-
schränkt . Die Menschen dieser Rasse nennt man auch Indianer .
Der Name rührt von dem Irrtum der Entdecker Amerikas her , die
auf ihrer Fahrt nach Westen das reiche Indien suchten und tat-
sächlich meinten , als sie auf Guanahai landeten , zu den Bewohnern
Indiens gekommen zu sein . Die amerikanische Rasse steht in der
Mitte zwischen der kaukasischen und mongolischen , entsprechend
der geographischen Mittelstellung ihres Landes zwischen Asien und
Europa . Die mongolischen Züge , die man an den Amerikanern
findet und früher sehr überschätzt hat , haben Gelehrte veranlaßt ,
sie der mongolischen Rasse zuzuzählen und zu der Annahme geführt ,
daß die Urbewohner Amerikas aus Asien über die Beringstraße ein-
gewandert seien zu einer Zeit etwa , als diese Straße noch keine
Meerenge war , sondern eine Landbrücke vorstellte , und daß dem-
nach die südliche Hälfte des amerikanischen Festlandes später be-
siedelt worden sei als die nördliche . Eine Fülle von Zeugnissen
aber spricht für das vorgeschichtliche Dasein des Menschen auch
auf amerikanischem Boden , und man neigt jetzt allgemein der An-
sicht zu , daß der Mensch hier ebenso alt ist wie in Europa und
daß die Ausbildung des spezifisch amerikanischen Rassentypus jeden-
falls auf amerikanischem Boden vorsichgegangen ist . Gewiß ist
nicht zu leugnen , daß manches im Typus des Amerikaners an
mongolische Züge erinnert , so das straffe , dunkle Haupthaar , die
Dürftigkeit des Haarwuchses an Kinn und Lippen , die vorstehenden
Backenknochen und die bei manchen Indianerstämmen vorkommende
Schiefe der Augenlinien ; aber ebenso groß sind auch die Unter-
schiede , die den Amerikaner vom Mongolen trennen . Dahin gehört
vor allem die größere , scharfrückige , kräftig vorspringende Nase ,
die meist europäische Form der Augen , das braune Haar und die
Bildung der Gliedmaßen . Man darf darnach mit Recht behaupten ,
daß die Amerikaner der kaukasischen Rasse mindestens ebenso nahe
stehen wie der mongolischen . Nach der Farbe ihrer Haut hat man
sie Rothäute genannt ; ein irreführender Name , den die Indianer
wegen ihrer Körperbemalung erhalten haben ; denn ihre Hautfarbe
ist durchaus nicht rot , sondern braun in verschiedenen Schattie-
rungen . Die Indianer spalten sich in eine große Anzahl von Völker-
schaften , die über 120 Breitengrade zerstreut sind , aber alle in
gemeinsamer Gesichtsbildung , gleichen geistigen Eigenschaften und
dem Bau ihrer Sprache eine deutliche Verwandtschaft zeigen . Es
wird darum von keinem Forscher bestritten , daß alle diese Völker-
schaften von der Nachbarschaft der Eskimos an bis zum Feuer-
lande eine einzige Menschenrasse bilden , der die angeführten Merk-
male zukommen . Allen ist auch ein gewisser , weicher Ausdruck
des Mundes eigen , der nicht selten einen bald spöttischen , bald
traurigen Charakter annimmt und zwar mit der ernsten , schweig-
samen , insichgekehrten Natur des Indianers stimmt , dagegen mit
dem strengen , düsteren Blick stark kontrastiert . Vom Standpunkte
der einheimischen Kultur aus betrachtet , zerfällt die amerikanische
Urbevölkerung in zwei Gruppen , Kultur- und Naturvölker . Zu
jenen gehören die Mexikaner ( Azteken ) und die Peruaner ( Inkas ) ,
zu diesen die übrigen Stämme Nord- und Südamerikas . Bekannte
Indianervölker Nordamerika s sind : Delawaren , Mohikaner , Irokesen ,
Appalachen , Huronen , Sioux . In Südamerika haben Botokuden ,
Cariben , Patagonier und Feuerländer ihren Wohnsitz .
Von manchen Gelehrten wird die Meinung vertreten , daß mit
der körperlichen Verschiedenheit innerhalb des Menschengeschlechts
eine Verschiedenheit des Temperaments Hand in Hand geht . Man
spricht darum von Rassentemperamenten und will damit sagen ,
daß einer Rasse als solcher ein bestimmtes Temperament eigen-
tümlich sei , eine Ansicht , die zwar nur ganz im allgemeinen
Gültigheit haben kann , aber nicht ohne weiteres von der Hand zu
weisen ist . Am deutlichsten bestätigt die Richtigkeit dieser An-
sicht die Negerrasse . Neger sind Sanguiniker ; sie leben dem Augen-
blicke , gedenken weder der Vergangenheit , noch sorgen sie um die
Zukunft und gleichen den Kindern , die zwar meist fröhlich und
heiter , bei denen aber schroffe Übergänge aus einer Stimmung in
die andere gewöhnlich sind . Der Mongole ist dagegen vorzugsweise
Melancholiker . Seine Seelenstimmung ist auf die Vergangenheit
gerichtet ; für die Gegenwart zeigt er wenig Verständnis , und
Neuerungen ist er sehr schwer zugänglich . Ausdauernd und schwer-
fällig , hält er treu am Althergebrachten fest , wie uns das auffällig
bei den Chinesen entgegentritt . Der Malaie ist verwegen , voll
Leidenschaft in Liebe und Haß , in Spiel und Kampf ; und man
kann ihn darum mit Recht als den Choleriker unter den Völkern
der Erde bezeichnen . Der Amerikaner endlich ist phlegmatisch .
Seine wesentlichste Stimmung ist der Gleichmut , der bis zur
Empfindungslosigkeit geht . Wie alle Phlegmatiker ist er jeder
Übereilung im Denken , Reden und Handeln feind . Mit dem Tem-
perament dieser Rasse hängt ihr rasches Verschwinden nach dem
Vordringen der Europäer zusammen . Schwer dürfte es sein , sich
bei der großen mittelländischen Rasse für ein bestimmtes Tempera-
ment zu entscheiden ; sie umfaßt so verschieden geartete Nationen ,
und leichter dürfte es fallen , einzelnen derselben ein bestimmtes
Temperament zuzusprechen . Bekannt ist ja , daß die Franzosen als
sanguinisch , die Engländer als melancholisch , die Deutschen als
phlegmatisch und die Italiener als cholerisch bezeichnet werden .
Wo sich verschiedene Rassen begegnen , entstehen Mischlinge ,
deren Zahl sich fortwährend auf Kosten der reinen Rassen ver-
größert , sodaß ein allmählicher Ausgleich stattfindet . In Amerika ,
wo drei Rassen sich berühren , gibt es für die Mischlinge aus
diesen , wie für die Grade der Mischung besondere Bezeichnungen .
Nachkommen von Weißen und Negern nennt man Mulatten ,
Nachkommen von Weißen und Indianern Mestizen und solche
von Indianern und Negern Zambos . Die Mischlinge von Mulatten
und Weißen , die den letzteren immer ähnlicher werden , hat man
je nach dem Grade der Mischung Tercerones , Quar-
terones und Quinterones genannt . Bei ihnen erkennt man
nur noch in den braungefärbten Fingernägeln die Spuren der
Negerrasse .
Auch innerhalb einer und derselben Rasse haben Mischungen
stattgefunden , sodaß Völker reiner Rasse kaum noch gefunden
werden . Das ist namentlich innerhalb der mittelländischen Völker-
familie der Fall , wo Germanen sich einerseits mit Romanen , anderer-
seits mit Slaven vermischt haben .
Bei der gegenseitigen Berührung haben Mittelländer und
Mongolen im Gegensatz zu den meisten dunkelfarbigen Rassen die
größte Lebensfähigkeit gezeigt , und es ist nachgewiesen , daß in
den neuentdeckten Weltteilen Amerika , Australien und Polynesien
die einheimische Bevölkerung vor den eingewanderten Europäern
und Chinesen schnell dem Untergang entgegengeht . Nur die afri-
kanischen Neger haben sich daneben als widerstandskräftig erwiesen ,
und sie dürften tatsächlich mit den beiden andern auch numerisch
stärksten Rassen , den Mittelländern und Mongolen , aus dem harten
Kampf ums Dasein , wie der Wiener Forscher F. Müller sagt , als
Sieger hervorgehen .
Japaner .
Die Japaner bewohnen das ostasiatische Inselreich , das aus
vier größeren und unzähligen kleinen Inseln besteht . Diese Inseln umzi umziehen das Japanische Meer in weitem , nach Westen geöffnetem Bogen . Die vier größeren Inseln sind Jesso , Hondo , Schikoku und
Kiuschiu , zu denen nach Beendigung des russisch-japanischen Krieges
1905 noch die südliche Hälfte der Insel Sachalin gekommen ist .
Von den kleinen Inseln gehen die Kurilen am weitesten nach
Norden , bis Kamtschatka ; nach Süden läuft die Riukiukette gen
Formosa hin . Japan liegt unter denselben Breiten wie Nordchina ,
hat aber infolge der Inselnatur ein ozeanisches , darum milderes
Klima . Seine Lage ist eine glückliche , nur die nördlich gelegenen
Inseln Jesso und Sachalin sind weniger günstig gestellt und darum
auch dünner bevölkert . Die Inseln sind fast alle gebirgig , aber
die meist vulkanischen Gebirgszüge haben keine bedeutende Höhe
und sind durch breite , fruchtbare Ebenen geschieden , in denen
Reisbau , Teekultur und Seidenraupenzucht mit gutem Erfolg be-
trieben werden . Ein warmer Meeresstrom , von Süden kommend ,
bespült die japanischen Gestade und erleichtert den Verkehr . Die
Japaner sind nicht die Ureinwohner des Landes , sondern von
Westen her über Korea eingewandert . Diese Halbinsel ist der
nächste Punkt des Festlandes und die Brücke , über welche die
Anfänge der Kultur ihren Weg von China aus zu dem japanischen
Inselreiche gefunden haben .
Die Japaner gehören der mongolischen Völkerfamilie an , haben
gelbe , nicht selten weiße Hautfarbe und sind von mittlerem Wuchs .
Ihr Haar ist schwarz und schlicht , auf dem Kopfe dicht und kräftig ,
an anderen Körperteilen schwach und dünn . Japaner mit schönem
Vollbart bilden eine Ausnahme , denn in der Regel ist das Barthaar
spärlich . Der Kopf des Japaners erscheint mit Rücksicht auf den
Gesamtwuchs und im Vergleich mit dem Europäer groß , das Gesicht
breit ; die Nase ist unschön und flach , das Auge klein , schwarz und
hat schief geschlitzte Lider . Wie bei allen Mongolen macht das
Gesicht des Japaners den Eindruck des Kindlichen ; es spricht sich
darin Offenheit und Sorglosigkeit aus und verleiht dem Mann bei
fehlendem Bartwuchs einen weibischen Typus , sodaß bei der herr-
schenden weiten Kleidung Männer- und Weibergesichter oft nicht
sofort voneinander zu unterscheiden sind . In den niederen Volks-
schichten , namentlich im nördlichen Teil des Inselreiches , trifft man
auf dunklere Färbung der Haut und krauses oder wolliges Haar ,
Japaner .
womit dann in der Regel ein derberer , grobknochiger Bau des
Körpers Hand in Hand geht . Diese Körpereigenschaften geben der
Vermutung Raum , daß sich die eingewanderten Japaner mit den
Ureinwohnern des Landes , den Ainos , die sich heute noch auf den
Kurilen , zumteil zum Teil auch auf Jesso vorfinden , vermischt haben . Auch
der Typus der auf den südlichen und südöstlichen Inseln wohnenden
Japaner weist auf eine frühzeitige Vereinigung mit einem stamm-
fremden Volke , vielleicht mit Malaien , hin .
In den niederen Volksschichten trägt der Mann bei der Arbeit
enganliegende und einfache Kleidungsstücke , geht aber während der
warmen Jahreszeit meist halbnackt einher . Vornehme Hofbeamte
lieben weite , bauschige Gewänder aus baumwollenen , seidenen , über-
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haupt kostbaren Stoffen ; Frauen tragen fast ausnahmslos lange ,
schleppende Kleidungsstücke mit weiten Ärmeln . Die Grundform ist
bei beiden Geschlechtern ein langer , kaftanähnlicher , vorn offener
Rock , der bei den Männern durch einen einfachen Gürtel , bei den
Frauen durch ein breites , kunstvoll gewebtes , auf dem Rücken
schmetterlingsflügelartig geknüpftes Band zusammengehalten wird .
Anliegende Beinkleider und Strümpfe werden von Männern nur
während der rauhen Jahreszeit oder zum Schutz gegen Insekten
getragen . In den Städten kommt unter der vornehmen Bevölkerung
die europäische Mode immer mehr in Aufnahme ; stets aber zeichnet
sich die Kleidung durch Sauberkeit aus , wie denn der Japaner sich
von seinem westlichen Nachbar , dem Chinesen , durch Reinlichkeit
vorteilhaft unterscheidet . Als Fußbekleidung dienen , wo es trocken
ist , Strohschuhe , die beim Betreten des Zimmers abgelegt werden ;
im andern Falle benutzt man hohe , mit Füßen versehene Holz-
sandalen , die unschön sind und auf denen nur mühsam wie auf
Stelzen gegangen werden kann . Holz- oder Strohsandalen werden
mit einer Schnur befestigt , die zwischen der großen und zweiten
Zehe durchgezogen wird , weshalb an den Strümpfen die große Zehe
abgesondert ist . Die Männer scheren den Vorderkopf bis gegen
den Scheitel hin ; das stehengebliebene Haar wird , mit Pomade ein-
gerieben , nach vorn gekämmt . Beim einfachen Arbeiter vertritt
eine Binde aus Baumwollenstoff Baumwollstoff den Hut ; auf Reisen schützen sich
die Japaner durch Weiden- oder Bambushüte , die umgestülpten
Körben nicht unähnlich sind , vor Sonne und Regen . Die Frauen
tragen das lange Haar in einem Knoten , der mit Nadeln auf dem
Kopf befestigt wird . Sie schminken Gesicht und Hals weiß , Mäd-
chen färben die Lippen rot und die Zähne schwarz . Letzteres ge-
schieht am Tage der Verlobung oder Vermählung , spätestens aber
mit dem zwanzigsten Jahre .
Unter den Nahrungsmitteln nimmt der Reis , der von arm und
reich täglich in den verschiedensten Formen genossen wird , den
ersten Platz ein . Daneben sind als Nutzgewächse Weizen , Gerste ,
Mais und Buchweizen zu nennen , sowie mehrere Bohnenarten , Yams ,
Kartoffeln und Rettig , für den die Japaner eine besondere Vorliebe
zeigen . Im Gegensatz zu dem Chinesen ist der Japaner mäßig und
anspruchslos ; die animalische Kost tritt gegen die vegetabilische
stark zurück . Geflügel kommt nur auf die Tafel der Reichen , und
das Fleisch der Zuchttiere , des Rindes und Schafes , wird überhaupt
nicht gegessen . Dafür aber sind Fische , Krusten- und Weichtiere ,
an denen das japanische Meer so reich ist , Volksnahrung . Die
Japaner gleichen den Chinesen darin , daß sie mit Stäbchen essen .
Das beliebteste Getränk ist wie in China der Tee . Seine Kultur
ist in Japan sehr alt ; er wird längs der Ackerfelder und Land-
straßen in entsprechenden Breiten angebaut und gedeiht ganz vor-
trefflich . Man trinkt ihn nicht bloß in der Familie , sondern auch
in öffentlichen Häusern , sogenannten Teehäusern , wo er von jungen
Mädchen , Geeschas , verabreicht wird . Als Genußmittel ist der Tabak
allgemein verbreitet . Er wurde von Jesuiten , die als Missionare
in Japan wirkten , eingeführt und wird jetzt in mehreren Sorten
kultiviert und von Männern sowohl wie Frauen in kleinen Pfeifen
geraucht . Vom gemeinen Volke wird der Saki , eine Art Reisbrannt-
wein , in ziemlicher Menge genossen , gewöhnlich aber nur des Abends ,
weil Trunkenheit am Tage unauslöschliche Schande bringt .
Die Häuser in Japan sind niedrig und bestehen der häufigen
Erdbeben wegen nach ausdrücklichem Gesetz aus höchstens zwei Ge-
schossen ; sie sind leicht , die steinernen Grundmauern ausgenommen ,
aus Holz aufgebaut . Das Dach springt zum Schutz gegen Sonne
und Regen weit vor und ist mit Stroh , Schindeln oder Ziegeln
gedeckt . Zwischen der äußern und inneren Trägerreihe desselben
bleibt ein Raum frei , der als Veranda dient . Die Häuser haben
weder Keller noch Schornstein ; der Rauch muß durch Türen , Fenster
und die Ritzen der Wände nach außen entweichen . Die Fenster
gleichen Schiebetüren , deren Gitterwerk mit geöltem Bastpapier
überzogen ist . Man schützt sie durch Läden , die bei schöner
Witterung herausgenommen werden . Die Größe der Zimmer richtet
sich nach den Binsenmatten , mit denen man die Fußböden belegt
und die durchgehends za. zirka 2 m Meter lang und 1 m Meter breit sind . Die Innen-
wände sind verschiebbar , bestehen entweder aus Holz oder häufiger
noch aus Pappe und sind in den Häusern der Vornehmen mit Tapeten
überzogen . Öfen oder Kamine gibt es nicht , und die Wohnungen
sind im Winter kalt und zugig . Man stellt wohl kupferne Gefäße ,
die mit glühenden Kohlen angefüllt sind , in die Zimmer , aber der
Aufenthalt darin würde trotzdem für einen an die modernen Heiz-
vorrichtungen gewöhnten Nordeuropäer unbehaglich bleiben . Die
Wohnungen erscheinen mehr für den Sommer als für den Winter
berechnet und entbehren außerdem aller derjenigen Einrichtungen ,
die bei uns auf Bequemlichkeit der Bewohner abzielen . Der
Europäer vermißt darin jegliches Hausgerät , Tische , Stühle , Sessel ,
Betten ; aber der Japaner bedarf derselben auch nicht , er setzt sich
mit untergeschlagenen Beinen auf den Fußboden und nimmt vor
der reinlichen Matte aus Reisstroh , über welche wohl noch ein
Tuch ausgebreitet wird , seine Mahlzeit ein . Auf dem Fußboden
bereitet er auch sein Nachtlager , vor welches er einen hohen , mehr
oder weniger verzierten Schirm stellt . Dieser und einige Schränke
mit Schubladen bilden das dürftige Hausgerät , außer dem man im
Zimmer vielleicht noch einige Waffen , Porzellangefäße , Vasen und
dergleichen erblickt . Die Häuser werden meist fertig gekauft und
dann aufgestellt . Äußerlich sehen alle , die der Vornehmen sowohl
wie der weniger Bemittelten , sehr einfach aus , nur in der Größe
unterscheiden sie sich . Bei reichen Leuten ist das Haus gewöhnlich
von einem geräumigen Hof und einer Mauer umgeben , sodaß man
von der Straße nur das Dach erblickt . Jedes Haus hat einen
Garten , der nach den Vermögensverhältnissen mit Gemüsen oder
Ziergewächsen bepflanzt ist . Die Häuser stehen nahe beieinander ,
und darum ist die Feuersgefahr groß ; in volkreichen Städten sind
verheerende Brände auch nicht ungewöhnliche Erscheinungen . Darum
findet man hier seit langem eine geordnete Feuerwehr und bei jedem
Hause bereitgestellte Wasserfässer . Der japanische Kaufmann be-
wahrt zudem seine Kostbarkeiten nicht im Hause , sondern in eigenen ,
von der Wohnung entfernten Mauerhöhlen auf .
Wie alle Mongolen , so sind die Japaner von sanfter , friedlicher
Gemütsart , mit der ihr melancholisches Temperament durchaus har-
moniert . Von den Chinesen unterscheiden sie sich besonders da-
durch , daß sie für fremde Ideen sehr empfänglich sind und die
geistige Überlegenheit anderer achten und anerkennen . Während
sie früher die chinesische Kultur begierig aufnahmen und weiter
entwickelten , zeigen sie sich gegenwärtig den Ideen des Abendland es
in hohem Maße zugänglich . Besonders interessieren sich Volk und
Regierung für deutsche Sprache und Wissenschaft , für unsere Fort-
schritte auf den verschiedenen Gebieten der Industrie , kurz für alle
Errungenschaften der modernen Kultur . Vornehme japanische Jüng-
linge kommen nach Deutschland , um auf Kosten der Regierung oder
auf eigene Kosten unsere Universitäten zu besuchen . Deutsche Pro-
fessoren und Lehrer werden an Japans Schulen berufen und deutsche
Schulbücher in die japanische Sprache übersetzt . Von ihren west-
lichen Nachbarn unterscheiden sich die Japaner , wie schon erwähnt ,
durch ihre Reinlichkeitsliebe und ihre Mäßigkeit . Und die erstge-
nannte Eigenschaft , die mit den religiösen Anschauungen der Japaner
eng zusammenhängt , ist es , die ihnen unter allen mongolischen Völ-
kern eine isolierte Stellung verleiht . Rühmenswert sind ferner das
höfliche und freundliche Benehmen der Japaner im gesellschaftlichen
Umgange , das heitere , glückliche Familienleben , die Ehrerbietung
gegen die natürlichen Autoritäten , das Bildungsbestreben und die
Vaterlandsliebe des japanischen Volkes . Das Vorherrschen des Ver-
standes , gegen den die Phantasie auffällig zurücktritt , ist eine Eigen-
tümlichkeit , die wir bei allen Völkern mongolischer Rasse vorfinden .
Ihre Kunsterzeugnisse zeichnen sich darum wohl durch eine gewisse
Vollkommenheit , durch Akuratesse aus , lassen aber den idealen
Schwung vermissen . Neben Talent und Streben macht sich nicht
selten Oberflächlichkeit und Mangel an schöpferischer Kraft bemerkbar .
Gesetzlich ist dem Japaner die Vielweiberei erlaubt , doch be-
gnügen sich die meisten mit einer Frau . Männer treten gewöhnlich
mit dem 20. , Mädchen schon mit dem 15. Jahre in die Ehe . Frauen
und Mädchen genießen in Japan große Freiheiten , doch lobt man
ihren züchtigen und eingezogenen Wandel . Die Kinder werden ein-
fach und naturgemäß erzogen , an den Wechsel der Witterung ge-
wöhnt und ihren Neigungen und Spielen überlassen . Später besuchen
sie die Volksschule . Eine solche findet sich selbst in jedem Dorfe ,
und Unkenntnis im Lesen und Schreiben findet man darum im japa-
nischen Volke nicht häufig . Die Mädchen erhalten sogar Unterricht
in den weiblichen Handarbeiten . Um das höhere Schulwesen war
es bis vor kurzem noch mangelhaft bestellt , sodaß wissensdurstige
Jünglinge entweder auf Privatlehrer oder eigenes Studium ange-
wiesen waren . Jetzt beginnt auch der höhere Unterricht sich zu
heben , und es gibt bereits Mittelschulen , Gymnasien , höhere Mädchen-
schulen und Fachschulen der verschiedensten Gattung . In Tokio
besteht eine Universität . Für den Besuch derselben wird Kenntnis
der deutschen Sprache gefordert ; in der medizinischen Fakultät sind
Vorbildung , Methode und Lehrmittel deutsch . Die Gesetze waren bis
vor kurzem noch sehr streng und setzten auf die meisten schweren
Verbrechen die Todesstrafe . Letztere galt für entehrend und war
mit Einziehung des Vermögens verbunden . Als ruhmwürdig galt
bei vornehmen Japanern eine gewisse Art des Selbstmordes , das
Harakiri ( die Leibaufschneidung ) , das in gewissen Fällen gesetzlich
geboten war oder gewählt wurde , weil man einen ehrenvollen Tod
der entehrenden Strafe vorzog und weil man auf diese Weise vor
dem Gesetz rein dastand und seiner Familie das Vermögen rettete .
Unter den einheimischen Waffen Japan s ist vor allem das Schwert
zu nennen , das gut gearbeitet und haarscharf geschliffen ist . Es
ist das Abzeichen der vornehmen Stände . Die Bevölkerung zerfällt
nämlich in acht Klassen , und die Mitglieder der oberen vier Klassen
tragen , auch im Frieden , Waffen und zwar im Gürtel zwei Schwerter ,
eines auf jeder Seite . Feuerwaffen haben die Japaner durch Portu-
giesen und Holländer kennen gelernt und frühzeitig selbst ange-
fertigt . Ebenso haben die verbesserten europäischen Waffen der
Neuzeit schnell Eingang gefunden ; und die japanische Armee ist
nach dem Muster der modernen Heere des zivilisierten Abendland es
umgestaltet worden . Was sie zu leisten imstande ist , haben die
siegreichen Kriege gelehrt , die Japan vor einigen Jahren mit China
und später mit Rußland geführt hat . Gymnastische Übungen sind
in Japan beliebt , und allenthalben sieht man die Jugend mit der
Pflege der Turn- und Fechtkunst beschäftigt . Japanische Ringer
haben ihr Gewerbe derartig ausgebildet , daß sie in neuerer Zeit
durch ihre Erfolge bei uns berechtigtes Aufsehen erregt haben .
Die Hauptbeschäftigung der Japaner ist der Ackerbau und
Reis die wichtigste Feldfrucht . Die Ackerfelder sind weder durch
Gräben , noch durch Zäune voneinander getrennt und machen einen
sehr freundlichen Eindruck . Die Bearbeitung des Bodens geschieht
noch immer mit den einfachsten Werkzeugen , ist aber ganz vor-
züglich , was bei dem Mangel an Viehdünger besonders anzuerkennen
ist . Obst wird wenig gewonnen ; für unsere Äpfel , Birnen , Kirschen ,
Pflaumen und selbst für den Wein eignet sich der japanische Boden
nicht , denn diese Früchte verlieren dort ihr Aroma und verkümmern
in Gestalt und Größe . Unter den kultivierten Handels- und Industrie-
gewächsen sind besonders der Lackbaum , der Papiermaulbeerbaum
und der Talg- oder Wachsbaum zu nennen . Der letztere liefert ein
Pflanzenfett , das dem Bienenwachs ähnlich ist ; und die Kultur des-
selben ist um deswillen von großer Wichtigkeit , weil die Japaner
bei dem Mangel an Viehzucht den Talg nicht kennen . Pferde und
selbst Rinder werden fast nur als Lasttiere verwendet , die Milch
der Kühe wird vom Menschen nicht benutzt . Schafe und Ziegen
kannte man früher überhaupt nicht und sind erst durch die Europäer
eingeführt worden ; sie werden auch bloß infolge der Nachfrage durch
diese und auch nur in der Nähe größerer Städte gezogen . Geflügel
gibt es viel , aber keine Gänse . Einen ganz hervorragenden Platz
nimmt die Seidenzucht ein ; und obschon sie auf die Insel Hondo be-
schränkt ist , liefern ihre Produkte allein die Hälfte des Ausfuhrwertes .
Die Heimat der japanischen Industrie ist China ; aber die Japaner
haben ihre Lehrer überflügelt und leisten auf allen Gebieten des Ge-
werbes Hervorragendes . Die Verarbeitung einheimischer und impor-
tierter Rohprodukte steigert sich von Jahr zu Jahr und macht es der
europäischen Einfuhr immer schwerer , mit der einheimischen Industrie
erfolgreich zu konkurrieren . Ganz besonders sind es Lackierkunst ,
Porzellanfabrikation , Bronzeindustrie und Waffenschmiedekunst , in
denen sich japanische Kunstfertigkeit und japanischer Kunstsinn zu
erkennen geben ; aber auch in der Textilindustrie , der Papier- und
Lederwarenfabrikation , kurz auf allen Gebieten der Manufaktur
haben die Japaner derartige Fortschritte gemacht , daß ihre Industrie
vielfach bereits die europäische beeinflußt .
Das Verkehrswesen ist in Japan ähnlich wie in China . Gute ,
zumteil zum Teil gepflasterte Straßen führen seit langem in allen Teilen des
Reich es geradlinig fort , und zu ihnen sind in neuerer Zeit , nament-
lich in den mit Bergschätzen gesegneten Provinzen des Landes , Eisen-
bahnen gekommen . Das Verkehrstreiben hat einen durchaus anderen
Charakter als bei uns . In Japan fällt dem Beobachter vor allem
der Mangel an Reitern auf , dagegen gewahrt man mehr Fußläufer
und vielmehr Last- als Zugpferde . Größere Lasten trägt man wie
in China an Bambusstäben , die auf den Schultern zweier hinter-
einander herschreitender Träger ruhen . Zahlreich sind die von
Menschen gezogenen Karren , besonders aber die kleinen , hohen ,
zweirädrigen Wagen , die noch gar nicht solange in Aufnahme ge-
kommen sind , aber schnelle Verbreitung , teilweise auch bei uns ,
gefunden haben . Sie heißen Kuruma , haben eine Gabeldeichsel mit
Querholz , einen sesselförmigen Kasten und ein Schutzdach aus Öl-
papier . Ihre Ausstattung ist meist sehr elegant , und die japanische
Industrie leistet in der Fabrikation dieser Fuhrwerke ganz Hervor-
ragendes . Die Kuruma vertreten gleichsam unsere Droschken , und
die Regierung hat eine eigene Taxe für dieselben mit Berück-
sichtigung der Lasten und Entfernungen festgesetzt . Auf ebenem
Boden befördert ein guter Läufer den Wagen mit seinen Insassen
täglich 65 km weit ; und auch Europäer benutzen diese Beförderungs-
mittel , da ihnen andere nicht zur Verfügung stehen .
Die Religion der Japaner ist keine einheitliche . Die ursprüng-
liche und darum gewissermaßen Staatsreligion ist der Shintoismus
mit dem Mikado als Oberhaupt an der Spitze . Sie kennt ein un-
sichtbares oberstes Wesen , das über den Wolken thront , aber zu er-
haben ist , um in Tempeln oder unter einem Bilde verehrt zu werden .
Ihm sind zahllose Götter untergeordnet , die teils eigentliche Götter ,
teils Geister berühmter Helden , Fürsten oder Gelehrten sind . Man
nennt sie Kami . Ihrer Vermittlung bedient sich der Mensch , und
ihnen wird in Tempeln göttliche Verehrung zuteil , die im Gebet
und Opfer besteht . Menschen , die sich durch Tapferkeit , Gehorsam
und Wohltätigkeit auszeichnen , werden nach ihrem Tode unter die
Kami versetzt , unter denen sie einen bestimmten , vom Mikado be-
zeichneten Rang einnehmen . Die Verehrung derselben erinnert an
den Ahnenkultus , der in China heimisch ist . Neben der Shinto-
religion kam im 3. Jahrhundert n. Chr. nach Christus die Sittenlehre des Konfutse
in Aufnahme , zu der sich besonders die Gelehrten bekennen . End-
lich hat der Buddhismus von China aus Verbreitung gefunden ,
namentlich im gewöhnlichen Volk , als dessen eigentliche Religion
er gelten kann . Seine Bekenner zerfallen in viele Sekten , die mehr
oder weniger vom Shintokultus in sich aufgenommen haben . Über-
haupt findet zwischen Buddhismus und Shintoismus , die sich gegen-
seitig stark beeinflußt haben , keine strenge Scheidung statt . Beide
Bekenntnisse haben zahlreiche Tempel , die klein und einfach sind .
In den buddhistischen Gotteshäusern finden sich Statuen des Buddha ,
in den Shintotempeln auf einem Tischchen ein Spiegel aus gegossenem
Metall und das Gohei , weiße , aus einem Stücke Papier zusammen-
hängend geschnittene , an den Rändern vergoldete Streifen , die Sinn-
bilder des Glanzes und der Reinheit . Vor ihnen verrichtet der
Andächtige sein Gebet und legt seine Opfer nieder ; aber niemand
betritt den Tempel , ohne vorher gebadet und Festkleidung angelegt
zu haben . Eine bestimmte Sittenlehre kennt der Shintoismus nicht ;
eine solche hat derselbe aus der Moralphilosophie des Konfutse über-
nommen , die Sitte , nach heiligen Orten zu wallfahrten , aber den
Anhängern des Buddha nachgeahmt .
Nach der Entdeckung Japan s durch die Portugiesen im 16. Jahr-
hundert wurde das Christentum durch die Jesuiten hierher ver-
pflanzt ; es verbreitete sich so schnell , daß nach 30 Jahren bereits
150000 Bekenner desselben mit 200 Kirchen vorhanden waren . Im
17. Jahrhundert aber wurden die christlichen Gemeinden gänzlich
ausgerottet und das Christentum bei Strafe verboten . Die blutige
Verfolgung der Christen , die fast vierzig Jahre gedauert hat , war
zum Teil durch das unvorsichtige und zügellose Betragen der Jesuiten
verschuldet , die sich unklugerweise in die politischen Angelegen-
heiten des Landes gemischt hatten . In Japan war eine Revolution
ausgebrochen , die dem Mikado , der zugleich geistlicher und welt-
licher Herrscher war , die weltliche Macht ganz entriß und sie dem
Befehlshaber der Armee übertrug , sodaß von diesem Zeitpunkte an
zwei Herrscher , ein geistlicher und ein weltlicher , sich in die oberste
Gewalt teilten . Zu derselben Zeit wurden die Portugiesen durch
den Einfluß der Holländer vollständig aus Japan verdrängt und das
Land für fremde Völker gesperrt . Nur Holländern und Chinesen
war unter mancherlei Beschränkungen der Zugang zu einer kleinen
Insel gestattet . Die Holländer hatten sich diese Vergünstigung
durch Verrat am Christentum erkauft , denn unter ihren Geschützen
war die letzte christliche Niederlassung in Trümmer gesunken . In
der Mitte des vorigen Jahrhunderts erzwangen die Amerikaner die
Öffnung der Grenzen für die Fremden , und von diesem Zeitpunkte
an hat auch das Christentum wieder Eingang gefunden . Gleich-
zeitig wurde durch eine Revolution die Zweiherrschaft beseitigt
und die Mikadoregierung wieder hergestellt . Der Kaiser , der jetzt
alle Gewalt wieder vereinigt , trat aus der Abgeschiedenheit , zu der
man ihn gezwungen hatte , wieder heraus ; der Verkehr mit dem
Auslande wurde gestattet und jedem freie Religionsübung zuge-
sichert . Der Kaiser verlegte 1869 seine Regierung nach Tokio ,
empfing die Vertreter der fremden Mächte und richtete die Re-
gierung des Landes nach europäischem Muster ein . Von dem Zeit-
punkte der Aufklärung an zählen die Japaner ihre Jahre , stehen
also jetzt , 1913 , im 45 .
Beduinen .
Der Name „ Beduinen " bedeutet soviel wie Wüstenbewohner ,
und man bezeichnet damit die nomadisierenden Völker Arabien s ,
Syrien s und Nordafrika s . Sie sind Araber , gehören also zur großen
Mittelländischen Rasse und zwar zum semitischen Zweig derselben .
Von den ansässigen Arabern , mit denen sie in ihren übrigen Sitten
und Gebräuchen übereinstimmen , unterscheiden sie sich nur durch
ihre nomadische und räuberische Lebensweise . Man findet Beduinen
von der persischen Grenze an bis nach Marokko in Afrika . Ihr
Hauptsitz ist das wüste Innere Arabiens , ein Plateau von Berg-
wiesen und trockenen Steppen , das , durch unwirtbare Seeküste und
Wüsten geschützt , von keinem Sturm barbarischer Völkerzüge ge-
troffen wurde . Alle Heerstraßen im Norden , so die von Haleb und
Damaskus nach Bagdad und Basra führenden Karawanenstraßen ,
alle Pilgerstraßen im Innern Arabiens stehen unter ihrem Gebote .
Die Beduinen zerfallen in viele voneinander ganz unabhängige
Stämme , von denen jeder seinen besonderen Wohnsitz hat . Sie
leben meist in stetem Hader untereinander und vereinigen sich nur
zu gemeinschaftlichen Raubzügen oder zum Schutz gegen fremde
Eindringlinge . An der Spitze jedes Stammes steht ein Fürst , dessen
Macht durch Sitte und Herkommen sehr eingeschränkt ist ; man
findet heute noch bei den Beduinen die patriarchalische Regierungs-
form , wie sie vor Jahrhunderten und Jahrtausenden bestanden hat
und die uns in der biblischen Welt des alten Testamentes entgegen-
tritt . Der Fürst führt verschiedene Namen : Imam ( Oberpriester ) ,
Scherif ( Edler ) , Emir ( Befehlshaber ) , Sultan ( König ) oder Scheich
( Ältester ) .
Die Beduinen sind von mittlerem Körperbau , der das schönste
Ebenmaß zeigt . Ihr Antlitz , ein regelrechtes Oval , ist dunkel , ihr
welliges oder lockiges Haupt- und Barthaar schwarz und glänzend .
Die Nase ist etwas adlerartig , das schwarze Auge funkelnd , die
Zähne sind weiß . Der Körper des Beduinen ist auffällig hager ,
sodaß Brust und Bauch kaum voneinander zu unterscheiden sind ;
die Füße bestehen fast aus lauter Sehnen ohne Waden . Dieser
gänzliche Fettmangel ist allen Wüstenbewohnern eigen und macht
den Eindruck körperlicher Schwäche , die aber durch die Kraft und
Ausdauer in allen Leibesübungen widerlegt wird . Begründet ist
die Magerkeit in der trockenen Wüsten- und Bergluft mit ihrer
lebhaften Verdunstung und ihrem beschleunigten Stoffwechsel , in
der mangelhaften Ernährung und der rastlosen Lebensweise , zu der
die Dürftigkeit der heimatlichen Erde den armen Wüstenbewohner
zwingt . Aber der stete Kampf ums Dasein hat den Körper ge-
stählt und widerstandsfähig gemacht , und die damit zusammen-
hängende Lebensweise , wie nicht minder die reine Luft der Wüste
sind die Ursache , daß die Bewohner derselben sich eines ausge-
zeichneten Gesundheitszustandes erfreuen . Wie die Erdoberfläche
im allgemeinen , so zeigt die Wüste im besondern , wie der Mensch
von der ihn umgebenden Natur abhängig ist . Das erkennt man
namentlich in der Ausbildung der Sinneswerkzeuge , wie jeder
Reisende , der einmal die Wüste betreten hat , zu bekunden weiß .
Die majestätische Ruhe derselben , die grenzenlose Ausdehnung und
ihre Luftreinheit haben Gehörs- und Gesichtssinn der Wüstenbe-
wohner in einer Weise geschärft , die ans Wunderbare grenzt . Wo
der Europäer mit seinem Fernglase noch nichts deutlich erblickt ,
da hat sein Führer mit bloßem Auge bereits die Lanzen entgegen-
kommender Reiter erkannt . Nichts am weiten Horizonte entgeht
seinem scharfen Auge ; aber die Einwirkung des allzeit grellen
Lichtes , das durch keinen Schatten gedämpft wird , ist zugleich die
Ursache , daß der Wüstenbewohner trotz häufigen Gebrauchs von
Schleiern im Alter seine Sehkraft einbüßt und an vollständiger
oder einseitiger Blindheit leidet .
Die Kleidung des Beduinen ist ein wollenes Hemd und ein
Mantel , der gewöhnlich durch einen Gürtel aus Leder oder Linnen
zusammengehalten wird . In diesem stecken Säbel und Dolch ; zu
Pferde hat der Beduine auch die Lanze und gewöhnlich noch ein
sehr langes Schießgewehr . Die Tracht der Frauen ist im ganzen
der der Männer gleich , nur etwas weiter und länger und zeichnet
sich durch größere Auswahl des Stoffes aus . Sie gehen in der
Wüste mit unbedecktem Gesicht . Alle , Männer wie Frauen , tragen
einen dichten , meist blau gefärbten oder gestreiften baumwollenen
Schal , der um den Kopf gewunden wird . Der heiße , sandige oder
steinige Boden macht es nötig , sich einer Fußbekleidung zu be-
dienen . Dazu nimmt man leinene Socken und über diese Pantoffeln ,
die man beim Reiten mit leichten Stiefeln aus dünnem Leder ver-
tauscht . Als Schmuck tragen die Frauen Stirnbinden , welche von
den Schläfen bis zur Brust herunterhängen und mit Gold- und
Silbermünzen dicht benäht sind , auch Ringe um Arme und Finger
und Perlenschnuren um den Hals , auf der Brust gewöhnlich auch
ein in Leder genähtes Amulett oder einen in Silber gefaßten Stein .
Beduinen .
Tätowierung mit Indigo , das Gelbrotfärben der Hände und Füße
und das Schwärzen der Lider ist bei Frauen sehr beliebt .
Der Beduine ist , wie schon das heiße Klima erfordert , überaus
mäßig . Die Milch der Haustiere , die meist gesäuert genossen wird ,
Schaffleisch , Reis und Brot sind seine gewöhnliche Nahrung . Das
letztere ist flach und kuchenförmig und wird aus Durra , einer Art
Hirse , bereitet und mit Kamelmilch , Butter , Öl oder einer anderen
Fettigkeit durchknetet ; es hält sich nicht lange und wird darum
alle Tage frisch gebacken . Gebuttert wird in einem Schlauche ,
der an drei Pfählen über einem schwachem Feuer hängt und hin
und her geschwenkt wird . Fleischkost ist selten , Blut und Ein-
geweide werden nicht benutzt . Außer den genannten Speisen ge-
nießt der Beduine gern Honig , Hülsenfrüchte , die in Öl gekocht
werden , und Obst , besonders Datteln . Die Frucht der Dattelpalme
hat für den Beduinen wie für jeden Wüstenbewohner eine größere
Bedeutung als jedes andere Nahrungsmittel . In Hungerjahren ist
er oft monatelang ausschließlich auf Datteln angewiesen , und der
Beduine genießt außer dieser Frucht oft nur noch die Milch des
Kamels . Dieselbe große Bedeutung , die das Kamel unter den
Tieren der Wüste hat , besitzt die Dattelpalme unter den Pflanzen
derselben . Als Volksnahrung hat die Dattel denselben Wert , der
bei uns der Kartoffel zukommt ; und nach einem arabischen Sprich-
wort versteht eine gute Hausfrau einen ganzen Monat hindurch
täglich ein neues Dattelgericht herzustellen . Die Art der Araber
zu essen , erinnert an die Gewohnheit der Türken . Sie haben
keinen Tisch , sondern ein Tuch von Leder , das auf der Erde aus-
gebreitet wird und an dem sie essen . Das Tuch ist am Rande
mit Ringen besetzt , durch welche ein Strick geht , sodaß es wie
ein Sack zusammengeschnürt werden kann , in dem die Überbleibsel
der Mahlzeit aufbewahrt werden . Messer und Gabel kennt man
nicht ; der Beduine nimmt die Speisen mit den Fingern , die er vor
und nach der Mahlzeit reinigt . Während des Essens zu trinken ,
ist nicht gebräuchlich . Das gewöhnliche Getränk ist Wasser ; Wein
ist den Beduinen durch die Satzungen des Koran verboten , doch
bereitet man aus Rosinen , die mit Wasser übergossen werden und in
einem Topf unter der Erde gären müssen , ein weinartiges Getränk .
Sehr beliebt ist der Kaffee , und die Beduinen können ohne den-
selben , wie ohne Tabak , dessen sich auch das weibliche Geschlecht
ebenso wie das männliche bedient , nicht leben .
Die Wohnung des Beduinen ist das Zelt . Es ist aus groben
Zeugen hergestellt , die die Weiber aus Ziegen- oder Kamelhaaren
gewebt haben . Das Zelttuch ist über mehrere Stangen gespannt
und nicht ganz 2 Meter hoch . Durch einen Vorhang ist der Innen-
raum in zwei Teile abgesondert , von denen der eine für die
männlichen , der andere für die weiblichen Glieder der Familie be-
stimmt ist . Führen auch die Araber im allgemeinen und die
Beduinen im besondern kein Haremsleben , so waltet die Absonde-
rung der Geschlechter doch auch hier . Die Zelte bilden ein Lager
von runder Gestalt , in seiner Mitte steht das Zelt des Emirs und
neben diesem das Herbergszelt , in dem die Angelegenheiten mit
den Nachbarn , die entstehenden Klagen und Streitigkeiten ver-
handelt und Fremde verpflegt werden . Das Lager wird während
der Nacht von gut abgerichteten Hunden sorgfältig bewacht , die
jede Annäherung eines Fremden verhindern .
Der Beduine lebt von Viehzucht und Raub ; sein Reichtum
besteht in seinen Herden . Mit besonderer Sorgfalt widmet er sich
der Zucht des Pferdes , und die Liebe zu diesem Tiere ist mit der
Natur des Arabers , zumal des Beduinen , unzertrennlich . Das
arabische Pferd ist ausgezeichnet durch schönen Körperbau und
berühmt durch Ausdauer und Schnelligkeit . Es ist der Liebling
der Familie , und der Araber beobachtet es mit ängstlichem Fleiße ,
erlernt seine Sitten , seine Bedürfnisse , besingt es in seinen Liedern
und findet in ihm den Stoff seiner angenehmsten Unterhaltung .
Das Fohlen wird mit besonderer Sorgfalt erzogen und wie ein Glied
der Familie gehalten ; man behandelt es mit Liebe und Zärtlichkeit ,
schlägt es nie , mutet ihm vor allen Dingen keine Arbeit zu , die
es nicht leisten kann . Der Araber verwendet das Pferd nicht zum
Ziehen und strengt es nur im Notfalle an ; die Leistungen eines
gut gezogenen Tieres edler Rasse sind dann aber auch ganz außer-
ordentliche . ( Der Araber und sein Pferd von Helmuth von Moltke . )
Man führt gewissenhaft Buch über die Abstammung jedes einzelnen
Tieres , und die Geschlechtsregister mancher Pferdefamilien reichen
Jahrhunderte zurück . Die Tiere werden einige Male des Tages
getränkt , nur abends mit reiner Gerste gefüttert und stehen stets
gesattelt und gezäumt vor dem Zelte . Sie sind an die Lanzen
gebunden , die man in die Erde gesteckt hat . Bei schlechtem
Wetter nimmt der Beduine sein Pferd mit unter das Zelt . Das
edle Tier ist des Nomaden Lust und Freude ; aber er könnte es
entbehren , während er ohne das Kamel nicht zu existieren vermag ,
denn an das Leben dieses Tieres ist sein eigenes geknüpft . Das
Kamel gibt ihm Milch , die er täglich genießt und aus der er Butter
und Käse bereitet , Wolle , aus der Kleidungsstücke und Zelttücher
gewebt werden , und liefert ihm in seinem Fleisch die Festtags-
speise und in der Haut das Material zu Wasserschläuchen und
Sandalen . Alles von diesem Tiere wird benutzt , selbst sein Mist ,
der nicht nur als Dünger Verwendung findet , sondern getrocknet
auch als Brennstoff verbraucht wird , was in der dürren Wüste
von großer Wichtigkeit ist . Das Kamel ist das Lasttier , das
allein im Sande der Wüste fortkommt , und vertritt die Stelle des
Reitpferdes , dem es zwar an Schnelligkeit etwas nachsteht , das es
aber an Ausdauer bei weitem übertrifft . Ein Lastkamel trägt ein
Gewicht von 5 Zentnern und macht trotzdem bei Wüstenreisen täg-
lich 10 Stunden im Schritt ; ein gutes Reitkamel legt durchschnitt-
lich 15 km in einer Stunde zurück . Dabei vermag das Tier lange
Zeit zu dursten und sich auf mehrere Tage mit Wasser zu ver-
sehen . Aber es muß ins Bereich der Fabel verwiesen werden , daß
dieser Wasservorrat im Magen des Kamels schon manchen Reisenden
vom Tode des Verschmachtens errettet hat . Nicht minder an-
spruchslos ist es in Bezug auf Nahrung ; es kann 24 Stunden
fasten und begnügt sich wie der Esel mit dem spärlichsten Futter ,
mit Disteln und allerlei stachlichten Gewächsen , wie sie die Wüste
hervorbringt . „ Alles im Bau des Kamels ist auf die Wüste be-
rechnet . An der Brust hat es eine große Schwiele , vier kleinere
an den Vorderfüßen und zwei an den Hinterfüßen ; diese Schwielen
dienen ihm zum Aufstemmen , wenn es sich niederlegt und wieder
aufsteht . Wollte man das Tier stehend beladen , so müßte man
eine kleine Leiter ansetzen , denn es wird 2 , zuweilen auch 2 1/2 m
hoch . Darum ist das Niederknien des Dromedars höchst notwendig .
Der Araber bindet den jungen Tieren die Beine unter den Leib ,
beschwert denselben mit Gewichten und läßt sie 14 bis 20 Tage
in dieser Lage . Nach dieser Zeit legen sie sich nie mehr anders
nieder . Unter den Fußsohlen befindet sich ein mit dicker Haut
überzogener Ballen Fleisch , der wie ein Kissen den beschwerlichen
Gang im Sande erleichtert . "
Der Beduine lebt nicht lange an ein und demselben Orte .
Findet er keine Weide mehr für sein Vieh , so werden die Zelte
abgebrochen und mit den übrigen Habseligkeiten auf die Kamele
geladen . Das geschieht innerhalb weniger Stunden und ist eine
Arbeit der Weiber . Die Männer steigen währenddessen zu Pferde
und bilden , wie immer auf Reisen , die Vorhut . Die liebste Be-
schäftigung des Beduinen ist der Raub . Derselbe wird wie ehe-
mals bei uns von den Raubrittern nicht als unehrenhaft oder
gar schimpflich betrachtet , sondern als rechtmäßiger Erwerb für
völlig erlaubt gehalten . Der Reisende , der sich willig ausplündern
läßt , wird dabei sanft und menschlich behandelt und nur , wenn
er Widerstand ausübt , getötet . Der Räuber steigt gar nicht vom
Pferde ; der Überfallene muß sich selbst entkleiden und alles her
geben , was er hat . Das Wüstenleben begünstigt eine derartige
Lebensweise nur allzusehr , und die völlige Straflosigkeit bei schnell
ausgeführtem Raub verleitet den Beduinen und andere Wüsten-
bewohner geradewegs dazu . Dem einzelnen Verfolger ist der
Räuber an und für sich meist überlegen , und vor Übermacht
schützt ihn die Wüste , deren Pfade und Wasserplätze er am besten
kennt , deren drohende Gefahren aber die verfolgenden Feinde zu-
rückschrecken .
Ackerbau zu treiben , hat der Beduine keine Zeit . Er ist in
beständiger Wanderung begriffen , um immer neue Weiden für sein
Vieh aufzusuchen ; dies und die Beaufsichtigung seiner Herden nimmt
ihn vollständig in Anspruch . Deshalb kann bei ihm auch von in-
dustrieller Tätigkeit nicht besonders die Rede sein ; sie beschränkt
sich auf die Herstellung des für das Leben Notwendigen und geht
über die Grenzen des eigenen Bedarfs nicht hinaus . Auch die Jagd
wird nicht in dem Umfange betrieben , als man nach der Ärmlichkeit
der Lebensweise und dem Vorhandensein des jagdbaren Wildes an-
nehmen zu müssen glaubt . Wohl veranstaltet mitunter ein ganzer
Stamm Treibjagden auf Gazellen , wohl fängt der Beduine den
räuberischen Leoparden in Fallen oder erlegt ihn mit dem Feuer-
gewehr und mit Hilfe der Hunde , aber ein Jäger von Passion ist
der Araber nicht , und in gewinnsüchtiger Absicht liegt er solcher
Jagd nicht ob . In anschaulicher Weise wird die Lebensweise der
Beduinen durch folgendes Gedicht charakterisiert :
In weiter Ebne hauset der Nomade ,
Nichts unterbricht um ihn das tiefe Schweigen
Als der Kamele laut Gebrüll bei Tag ,
Bei Nacht der Schakal und der Todesvogel .
Sein Haus ist ein Stück Zeug , wohl ausgespannt
Und mit Gebein befestigt in dem Sand .
Erkrankt er , ist Heilmittel ihm Bewegung ;
Will er sich selbst bewirten und die Gäste ,
Jagt er vorerst den Strauß und die Gazelle .
Die Gräser , die Gott wachsen läßt im Feld ,
Sie dienen seinem Vieh zur kargen Weide .
Bei ihm im Zelte weilt sein treuer Hund ,
Der es ihm anzeigt , wenn ein Dieb sich naht .
Er hat sein Weib , des ganzer Schmuck besteht ,
Aus Münzen , die zum Halsband sind gereiht ,
Gewürznäglein und Perlen der Koralle .
Er kennt nicht andren Wohlgeruch als Teer
Und bisamduftenden Gazellenkot .
Und doch ist glücklich dieser Muselmann ,
Er preist sein Schicksal , segnet seinen Schöpfer :
„ Die Sonne ist der Herd , der mich erwärmt ,
Das Licht des Mondes nächtens meine Fackel .
Der Erde Gräser sind mein ganzer Reichtum ;
Die Milch von dem Kamel ist meine Nahrung
Und Kleidung mir die Wolle meiner Schafe .
Ich schlafe , wo die Nacht mich überrascht ;
Zusammenstürzen kann mir nicht das Haus ,
Geborgen bin ich vor des Sultans Laune .
Der Kinder Launen haben die Sultane
Und Löwenklauen doch ; mißtrauet ihnen !
Ich bin der Vogel , dessen Spur kaum sichtbar ;
Er sorgt auf seinem Flug für Vorrat nicht ,
Er säet nicht , drum erntet er auch nicht ,
Gott spendet , was zum Leben er gebraucht . “
Die Sitten der Beduinen gleichen im allgemeinen denen des
muhamedanischen Orient s , nur daß sie noch unverdorben und reiner
sind . Der außerhalb des Lagers so raubsüchtige arabische Nomade
ist innerhalb desselben edel und menschenfreundlich , im gesell-
schaftlichen Umgange offen , herzlich und zuvorkommend . Zank-
sucht ist ihm fremd , und wenn er auch feurig und leicht zu er-
zürnen ist , so kann man ihn doch ebenso leicht wieder besänftigen .
Ehrerbietung gegen Ältere und Vornehme , Artigkeit und Zuvor-
kommenheit gegen Fremde sind unter den Arabern verbreitet , aber
die Gastfreundschaft ist ihre größte und allgemeinste Tugend . Von
dem Beduinen sagt man , daß er sich mit seinem Mahl an den Ein-
gang seines Zeltes setzt und jeden Vorübergehenden dazu einladet .
Einige Stämme üben sogar die Sitte , zur Zeit des Essens einen der
Ihrigen auf den nächsten Hügel zu schicken , um mit lauter Stimme
jedermann zu Gaste zu bitten . Die biblische Sitte , dem Gaste zu-
nächst Wasser zum Waschen der Füße zu bringen , wird auch von
den Beduinen geübt , und sie muß da , wo man barfuß oder nur mit
Sandalen bekleidet zu reisen gewohnt ist , als besonders wohltätig
bezeichnet werden . Der Beduine ist treu und hält selbst dem
Feinde das gegebene Wort ; und wenn schon keine Karawane
vor ihm sicher ist , so läßt er doch dem kein Haar krümmen ,
der sich vor der Wanderung seinen Schutz erkauft hat . Mannes-
ehre steht ihm höher als das Leben , und die Schande wäscht
er nur mit Blut ab . Eine Beleidigung nicht zu rächen , gilt für
entehrend , und die Verpflichtung zur Blutrache geht bis ins fünfte
Geschlecht .
3 *
Die Anspruchslosigkeit , die den einzelnen Beduinen kennzeichnet ,
finden wir auch bei den Fürsten . Sie leben heute noch nach der
einfachen Sitte uralter Zeit , sie satteln und zäumen ihre Pferde
selbst , holen eigenhändig ein Lamm von der Herde und schlachten
es . Die Fürstin besorgt die Küche , bäckt Brot und kocht Kaffee ,
und ihre Töchter gehen zur Quelle , um in Krügen , die auf dem
Kopfe getragen werden , Wasser zu holen .
Der Araber darf vier rechtmäßige Frauen haben und soviel
Sklavinnen kaufen , als er ernähren kann ; aber die meisten , selbst
die der höheren Stände , begnügen sich mit einer Frau . Die Hoch-
zeitsfeierlichkeiten sind einfacher Art , der Ehekontrakt wird vor
dem Kadi ( Richter ) unterzeichnet . Darin wird zugleich festgesetzt ,
welche Brautsteuer der Bräutigam zu bezahlen und was er der
Braut zu entrichten hat , falls er sie verstoßen sollte . Die von den
Eltern erhaltene Aussteuer bleibt unantastbares Eigentum der Frau ,
und da dieselbe bei reichen Leuten mitunter sehr bedeutend ist , so
ist nicht selten der Mann hinsichtlich des Vermögens von seiner
Frau abhängig . Die Ehen sind im allgemeinen friedlich und Ehe-
scheidungen äußerst selten . Diese zu beantragen steht auch der
Frau zu , wenn sie von ihrem Manne gemißhandelt wird . Ehebruch
wird am Weibe nicht vom eigenen Gatten , sondern von einem ihrer
Verwandten und sogar mit dem Tode bestraft . Die Kinder sind
in den ersten Jahren der Obhut der Mutter anvertraut ; die weitere
Erziehung der Knaben ist Sache des Vaters . Im allgemeinen zeichnen
sich die Kinder durch Wohlerzogenheit und Gehorsam aus .
Der Beduine ist wie alle Morgenländer von Natur ernsthaft ;
großer Hang zu Lustigkeit ist ihm fremd . Wenn er schon ein
Freund heiterer Geselligkeit ist , so ist ihm doch vieles Lachen zu-
wider , und Musik und Tanz gelten ihm als anstößige Vergnügen .
Dem Aberglauben sind die Beduinen wie alle Orientalen sehr er-
geben . Gefürchtet ist besonders der böse Blick ; auch Geister und
Zauberei wittern sie überall , und der Glaube , sich durch Talismane
und Amulette ein Übel fernhalten zu können , ist allgemein ver-
breitet . Den Geistern der Heiligen und Ahnen bringt man Opfer ,
um ihre Gunst und Hilfe zu erlangen . Geopfert wird nur das Blut
der Tiere , das Fleisch aber von den dabei Anwesenden verzehrt .
Der Beduine besitzt einen scharfen Verstand , der sich in schla-
genden Witzen und sinnreichen Sprüchen äußert . Die Dichtkunst
steht bei ihm in hohem Ansehen , aber sie ist weniger Sache des
Gefühls als einer glühenden Phantasie . Die Neigung und Fähigkeit ,
Verse zu machen , ist Gemeingut der Beduinen ; ihre Gesänge pflanzen
sich von Mund zu Mund fort , und das Erzählen von Märchen und
Geschichten bildet ihre liebste Unterhaltung . Lesen und Schreiben
ist bei den Beduinen eine seltene Kunst ; sie haben keine Schule n ,
und die Kinder wachsen ohne Unterricht auf . Das Lesen und die
Lehren des Koran lernen sie allein vom Vater .
Die Religion der Beduinen ist der Islam , der in Arabien seine
Wiege hat und sich über alle Weltteile ausbreitete . Und zwar sind
die Beduinen Sunniten , da sie außer dem Koran noch die mündliche
Überlieferung festhalten .
Vor dem Jahre 600 n. Chr. nach Christus gab es in Arabien ein buntes
Gemisch von Religionen , so daß von einer gemeinschaftlichen und
gesetzlichen Gottesverehrung in dieser Zeit nicht geredet werden
kann . Viele Araber hatten zwar als Nachkommen Abraham s den
Glauben an einen Gott lange unter sich erhalten , aber zu Muhamed s
Zeiten war derselbe fast ganz verloren gegangen ; andere bekannten
sich zum Christentum , das damals in unzählige Sekten zerfallen
und von Aberglauben , Irrtümern und Mißbräuchen entstellt war ;
die meisten aber verehrten Sonne , Mond und Sterne , waren also
Heiden , die dem üppigsten Naturdienst huldigten . Zur Anbetung
der Sterne führte sie naturgemäß der stete Aufenthalt im Freien ,
wo die Karawanen , um der Tagesglut zu entgehen , während der
Nacht reisen und die Hirten sie durchwachen . Die Sterne wurden
als Beherrscher der Jahreszeiten und der menschlichen Schicksale an-
gesehen , und Astronomie und Astrologie fanden hier eine besondere
Pflegstätte . Große Verehrung zollte man den vom Himmel gefallenen
Steinen , Meteoriten , aber keiner derselben genoß ein höheres An-
sehen , als der zu Mekka in der Kaaba ( d. i. das ist Gotteshaus ) befindliche .
Dieser Tempel , der Sage nach von Adam erbaut und von Abraham
nach der Sintflut wieder aufgerichtet , war seit den ältesten Zeiten
das Ziel der frommen Wallfahrer .
In der Nähe von Mekka wurde Muhamed geboren , der dem
arabischen Stamme der Koreischiten angehörte , als Stifter einer
neuen Religion auftrat und die arabischen Stämme zu einem Ganzen
vereinigte und sie in der Folge zu einem historischen Volke machte .
Durch höhere Offenbarung , wie er vorgab , aufgefordert , machte er
es sich zur Aufgabe , die Religion der Patriarchen in ihrer ersten
Reinheit wieder herzustellen . Er erkannte zwar auch Moses und
Christum als Gesandte Gottes an , bezeichnete sich selbst aber als
dessen höchsten Propheten . Seine Anhänger erhielten den Namen
Moslemin , d. i. das ist Rechtsgläubige , woraus später die Bezeichnung
Muselmänner wurde . Ihr Glaube , der Islam , gipfelt in dem Satz :
Es ist nur ein Gott , und Muhamed ist sein Prophet . Fasten und
Wallfahrten ( nach Mekka und Medina zum Grabe des Propheten ) ,
tägliche Gebete , Werke der Barmherzigkeit , Reinheit des Körpers
und Ergebung in Gottes Willen werden im Koran , dem Religions-
buche der Muhamedaner , von allen Gläubigen gefordert , unreine
Speisen und Wein dagegen verboten . Der Himmel wird als ein
Ort irdischer Freuden und Genüsse dargestellt und im Zusammen-
hange damit die Vielweiberei erlaubt .
Von Muhamed s Flucht von Mekka nach Medina im Jahre 622
zählen die Araber ihre Jahre . Sie verbreiteten nach Muhamed s
Tode seine Lehre durch Feuer und Schwert über einen großen Teil
Asien s , Afrika s und Europa s . Den letztgenannten Erdteil betraten
sie das erste Mal von Nordafrika aus in Spanien . Hier wie über-
all , wohin sie kamen , wurden sie die Träger einer neuen Kultur .
In den großen Städten der von ihnen unterworfenen Länder , so in
Cordova , Kairo , Bagdad , blühten Kunst und Wissenschaft und wurden
durch das immer wandernde Volk weithin verbreitet . Die Araber
wurden zu gleicher Zeit die Vermittler des Handels zwischen Orient
und Okzident und die Verbreiter nützlicher Kenntnisse ; sie haben
uns ihre Schriftzeichen mitgeteilt und den Gebrauch der Ziffern
aus Indien zu uns gebracht . Jetzt ist ihre Herrschaft wieder auf
ihr altes Vaterland und Teile von Nordafrika beschränkt ; nur die
Lehre ihres Propheten hat sich in den meisten ihrer vormaligen
Besitzungen erhalten , sodaß heute noch die Zahl der Moslemin in
den außereuropäischen Erdteilen größer ist als die der Christen .
Der Beduine .
Ich leb ' im heißen Sonnenbrand ,
Die Wüste ist mein Vaterland ,
Die Heimat , wo mein Zelt erbaut ,
Und wo ein grüner Weid'platz schaut .
Und wo ein dürftig Quellchen rinnt ,
Ein Dattelbaum sein Mark gewinnt ,
Wo müde das Kamel sich streckt ,
Dort wird mein Lager ausgesteckt .
Ich hab ein Roß , das wie ein Pfeil
Vom Bogen fliegt mit Windeseil ;
Es geht zur Weide zügelfrei
Und kommt auf meinen Ruf herbei .
Und auf der Haut vom Panther wild
Hängt Bogen , Köcher , Schwert und Schild ,
Und hinter meines Zeltes Tor
Mein sicher treffend Feuerrohr .
Mein' Habe hält kein Zaun umfaßt ,
Ich bin mein Wirt und eigner Gast ;
Mein nächster Nachbar neben mir
Wohnt hundert Meilen wohl von hier .
Ich bin von Welt und Menschen fern ,
Hab ' keinen König , keinen Herrn ;
Bin Fürst , wohin mein Wurfspieß reicht ,
Bin Fürst , wohin mein Bolzen fleugt .
Frei , wie der Wind der Wüste weht ,
Frei , wie die Antilope geht ,
Zieh ich auf dem durchglühten Sand ,
So weit die Eb'ne ausgespannt .
Jos. Joseph Freiherr v. von Zedlitz .
Patagonier .
Die Eingeborenen Patagonien s werden auch Tehueltsche ge-
nannt . ( Die Silbe tsche bedeutet soviel wie Leute , und Tehueltsche
heißt Südleute . ) Ihr Gebiet ist der südlichste Teil von Südamerika
mit Ausschluß des Feuerland es , vom Rio Negro bis zur Magelhaens-
straße Magellanstraße . Den Namen Patagonier haben sie von den spanischen
Entdeckern erhalten . Sie gehören der indianischen Rasse an , die
als die Ureinwohner Amerikas über das ganze Festland und die
Inseln dieses Erdteils mit Ausnahme der von den Eskimos be-
wohnten nördlichen Gebiete verbreitet ist .
Die Patagonier sind hochgewachsene , kräftige Gestalten mit
breiten Schultern und robustem Körper . Man hat freilich ihre
Größe lange Zeit überschätzt und sie als die größten lebenden
Menschen betrachtet , doch werden sie nicht selten 1,80 , ja bis
1,90 m Meter groß . Der Kopf ist dick , die Augen sind wie bei allen
Indianern klein , meist horizontal liegend , Nase , Mund und Lippen
dagegen groß . Die Form des Schädels ist nicht natürlich , denn
bei den Patagoniern herrscht die Sitte , den Kopf des Kindes
zwischen Brettern zu pressen und zwar derart , daß die Stirn zu-
rückgedrückt , die entschiedene Kurzköpfigkeit noch erhöht wird .
Man tut es in der Meinung , auf diese Weise Erschütterung beim
Reiten zu verhüten . Der Haarwuchs ist stark , das Haar selbst
wie bei fast allen Indianern grob , straff und glänzend-schwarz .
Es wird nur auf dem Kopfe geduldet , während man Bart , Brauen ,
Wimpern und Körperhaare entfernt . Die Hautfarbe ist gegenüber
den helleren Waldindianern der weiter nordwärts gelegenen Gebiete
dunkel , fast kupferbraun , wahrscheinlich infolge des dauernden
Aufenthaltes im offenen Steppenlande ; doch ist sie selten natürlich ,
weil die Patagonier die Angewohnheit haben , das Gesicht mit einer
Lösung von Tonerde zu bemalen , um die Haut gegen die rauhe
Luft ihrer unwirtlichen Heimat zu schützen . Die Frauen stehen
den Männern an Größe wenig nach . Alle besitzen eine gewaltige
Muskelkraft und eine Marschierfähigkeit , die Staunen erregt . Die
Männer sind imstande , die Straußenbola ( Wurfkugeln an Leder-
riemen ) , eine charakteristische Waffe der Patagonier , 40 bis 50 m Meter
weit zu schleudern . Diese Körpergröße und Körperkraft findet sich
nicht selten bei Völkern mit gleicher Lebensweise und zeichnet den
Nomaden gegenüber dem Ackerbauer aus .
Die Männer tragen einen Lendenschurz , der die Hüften und
teilweise die Beine verdeckt , die Frauen ein sackartiges Gewand
ohne Ärmel , das bis an die Knöchel reicht ; es ist eine Art Hemd
aus gewebten Stoffen , Baumwolle oder Leinen , die die Tehueltsche
gegen Felle an den Küstenplätzen ihres von den Europäern wenig
besuchten Landes eintauschen . Außerdem haben alle , Männer wie
Frauen , einen warmen , weichen Mantel aus den Fellen junger
Guanakos , der mit der haarigen Seite nach innen getragen wird ,
außen aber mit rotem Ocker gefärbt und mit allerlei Figuren in
verschiedenen Farben , schwarz , weiß und blau , bemalt ist . Der
Tehueltsche auf unserm Bilde , der sich ohne Zweifel an der Jagd
beteiligen will , die sich unweit des Zeltlagers entwickelt hat , ist
ohne diesen Mantel dargestellt . Die Männer benutzen hohe lederne
Stiefel , die sehr einfach aus dem Hautstück an der Kniekehle des
Pferdes oder aus dem Fell eines großen Pumafußes zugeschnitten
werden . Von diesen Stiefeln rührt die Bezeichnung Patagonier her .
Patagon heißt Großpfote , und groß sind allerdings die Fußtapfen ,
die diese Stiefel hinterlassen . Das volle Haar wird mit einem
farbigen Netz oder mit einer gewebten wollenen Binde zusammen-
gehalten . Während früher Tonsuren üblich waren , achten die
Männer jetzt sehr auf ihr schönes Haupthaar , das sie sich gern
von den Weibern mit einer Bürste aus den Haaren des Ameisen-
bären ausbürsten lassen . Die Frauen tragen das Haar in einem
umwickelten Zopf und benutzen als Schmuck Glasperlen , silberne
Ohrringe und Nadeln . Letztere sind sehr groß und haben einen
scheibenförmigen Kopf von über 10 cm Zentimeter Durchmesser ; sie dienen
dazu , den Rock auf der Brust zusammenzustecken , wie wir das an
der einen der vor dem Zelt sitzenden Frauen bemerken . An der-
selben Frau nehmen wir auch den am meisten beliebten Schmuck
wahr , der aus großen und breiten Ohrgehängen in Form von dünnen ,
mattweißen Silberplatten besteht . Neben den beiden Frauen sehen
wir auf unserm Bilde ein eigentümlich gebettetes kleines Kind .
Es ruht zwischen zwei Brettern oder Latten , die an den Seiten
durchlöchert sind . Kreuzweis geführte Bänder schließen das Kind
ein und halten es fest . In diesem Lattengestell trägt die Mutter
auch das Kind auf dem Rücken und zwar an einem Bande , das
sie sich um die Stirn legt . Der Silberschmuck , der ziemlich reich
ist , wird von den Patagoniern heut meist aus Silberdollars durch
Hämmerung hergestellt und erinnert in seiner Form sehr an die
altperuanischen Schmuckstücke . Beide Geschlechter tätowieren sich
wohl noch Zeichen , aber dann nur am Oberarm , indem sie Asche
Patagonier .
oder blaue Erde in die aufgeritzte Haut reiben . Früher war die
Tätowierung reichlicher und am reichsten bei den angesehensten
Tehueltschen ; an ihre Stelle tritt jetzt mehr die Bemalung mit Ocker ,
schwarzer Erde und Fett .
Als Europäer zum erstenmal die Gestade Patagoniens betraten ,
waren die Eingeborenen noch mit Pfeil und Bogen bewaffnet und
jagten die Guanakos zu Fuß . Wenige Jahrzehnte später waren
sie beritten und benutzten statt der ursprünglichen Waffen Lanze ,
Bolas und Wurfschlinge . Die Bolas , die gefährlichste und zugleich
charakteristische Waffe der Patagonier , sind drei schwere Kugeln
aus Blei , Eisen oder Erz , mitunter auch aus hartem Lehm oder
runden Kieseln , die jede für sich in Tierhaut eingenäht sind . Sie
werden an derbe Riemen von 1 m Länge befestigt und mit-
einander verbunden , indem man die Enden der Riemen zusammen-
knüpft . Die eine Kugel , die meist eiförmig , kleiner und aus
leichterem Stein ist , nimmt der Patagonier in die Hand und
schwingt die beiden andern horizontal um den Kopf herum . Wenn
er den Kugeln die nötige Kraft gegeben und das verfolgte Tier
bis auf ungefähr 20 Schritt erreicht hat , läßt er sie los ; sie fliegen
so , daß beim Anprall des Riemens auf das flüchtige Wild die Schlag-
kugeln sich um Hals oder Beine herumschwingen und das Tier
erwürgen oder zu Boden reißen und unfähig machen , die Flucht
fortzusetzen . Die alten Bolas , die bei manchen heute noch in
Gebrauch sind , waren zwei Steinkugeln mit Rinne zur Befestigung
des Riemens oder der aus Guanako- oder Straußensehnen gefloch-
tenen Schnur , die neueren sind Metallkugeln ohne Rinne und in
Leder genäht . Die dreikugelige Bola wird bei der Jagd auf
Guanakos , die zweikugelige bei der Straußenjagd angewendet .
Die Handhabung der Bolas erfordert große Geschicklichkeit und
lange Übung , und ein Neuling verwundet sich oder sein Tier nicht
selten lebensgefährlich . Eine Kugel aus demselben Stoff ist eine
gefährliche Schußwaffe in der Hand des Patagoniers und wird an
kurzem Riemen im Handgemenge auch zum Schlagen , also ähnlich
wie ein Streithammer , gebraucht . Größere Tiere , wie Pferde und
Rinder , werden mit dem Lasso gejagt . Diese auch bei den nord-
amerikanischen Indianerstämmen und vor allem bei den Gauchos
bekannte Waffe ist eine lange Schnur aus zusammengeflochtenen ,
dünnen Lederriemen mit einem Ring am Ende , mit dessen Hilfe
eine Schlinge gebildet werden kann . Der Lasso ist 10 m lang
und am Sattel befestigt , wird mit sicherem Blick geworfen und
reißt , indem die Schlinge sich zuzieht , das verfolgte Wild oder den
Feind zu Boden , weil das gut dressierte Pferd sofort stehen bleibt
oder sich wendet , wenn der Wurf geschehen ist . Die hölzernen
mit Eisenspitzen versehenen Lanzen der Patagonier sind bedeutend
länger und schwerer als die leichten Bambusrohrlanzen der benach-
barten Indianerstämme .
Guanako und Strauß sind im Haushalte der Patagonier die
wichtigsten Tiere , denn ihr Fleisch bildet das Hauptnahrungsmittel
dieser Nomaden . Auf unserm Bilde sehen wir im Vordergründe
die genannten Tiere als Jagdbeute und zwei Frauen , die damit
beschäftigt sind , sie für das Mahl herzurichten . Der Guanako , zur
Ordnung der Wiederkäuer gehörend , ist nächst dem ihm ähnlichen
Lama das größte und wichtigste Landsäugetier Südamerika s ; er
gleicht in der Größe dem Edelhirsch und bildet , was seine Gestalt
betrifft , ein Mittelding zwischen Kamel und Schaf . Er lebt im
Gebirge , ist aber auch auf den Ebenen des südlichen Patagoniens
nicht selten . Die Jagd auf Guanakos wird von den Südamerikanern
leidenschaftlich betrieben , weil sie des schätzbaren Fleisches und
Felles der Tiere wegen einen hübschen Gewinn abwirft .
Der südamerikanische Strauß ist unter dem Namen Pampa-
strauß oder Nandu bekannt . Sein Körperbau stimmt im wesent-
lichen mit dem des afrikanischen Verwandten überein ; aber er ist
etwas kleiner als dieser , und seine Flügel sind mehr entwickelt
und die Füße dreizehig . Die Federn sind je nach den Körperteilen
schwarz , bräunlich-aschgrau und schmutzigweiß . Das Fleisch des
Nandu ist grob wie Pferdefleisch , wird aber von den Indianern
gegessen , während Europäer nur junges Wildpret , das sehr schmack-
haft sein soll , genießen . Die Steppenbewohner schätzen die Eier
sehr hoch , sammeln davon , soviel sie erlangen können , und kochen
die Dotter , nachdem sie das Weiße abgegossen haben , mit Pfeffer
und Salz in der eigenen Schale . Indianer und Gauchos verfolgen
den Strauß zu Pferde und erlegen ihn mit Wurfkugeln , oder sie
hetzen ihn mit Hunden . Und wenn sie es nicht des Fleisches
wegen tun , so tun sie es aus Lust an der Jagd und um ihre Ge-
schicklichkeit im Gebrauch der Bolas zu zeigen und zu erproben .
Fleisch ist die Hauptnahrung der Patagonier , und daran fehlt
es ihnen selten ; denn was die Jagd nicht gewährt , das liefert ihnen
der Ertrag der Viehzucht oder wird durch Diebstahl und Raub
erlangt . Als Haustiere halten die Tehueltschen Hund und Pferd ,
die beide zur Jagd gebraucht werden . Fleisch von jungen Stuten
genießen sie mit Vorliebe , aber sie schlachten Pferde gewöhnlich
nur dann , wenn diese untauglich geworden sind . Das Fleisch der
Hunde essen sie nicht , dafür aber außer Guanako- und Straußen-
fleisch auch solches von Gürteltieren . Pflanzenkost tritt dagegen
sehr zurück , wird auch nicht in eigenen Kulturen gewonnen , sondern
von den Weibern und Kindern in Wald und Feld zusammengesucht ,
so Araukariensamen zum Essen , Distelmark zum Durstlöschen und
Berberitzenbeeren zur Bereitung eines berauschenden Getränkes .
Die Patagonier essen nie regelmäßig , sondern nur , wenn der Appetit
sie mahnt ; wenn sie dann viel haben , verzehren sie auch viel .
Seit sie mit Europäern Bekanntschaft gemacht haben , genießen sie
auch Fische und Muscheln , neuerdings auch europäisches Getreide
und vor allem Branntwein . Vom Fischfang selbst verstehen sie
nichts , und Kähne werden von ihnen nirgends benutzt . Die Pata-
gonier kennen auch den Tabak ; sie rauchen sogar leidenschaftlich
und zwar aus kurzen Pfeifen mit dickem , hölzernem Kopf und
metallenem Rohr .
Die Lebensweise der Patagonier schließt den Bau fester
Wohnungen aus . Sie sind hordenweise über die weiten Ebenen
ihres Heimatlandes zerstreut , ziehen nomadisierend umher und
wandern schnell . Sie kommen bis an die südliche Meerenge und
sind wenige Monate darauf schon wieder an den Ufern des Rio
Negro , der 220 geographische Meilen von der Südgrenze ihres Landes
entfernt ist . Eine Horde zählt nicht viel über 30 bis 40 Familien ,
von denen jede ihr eigenes Zelt hat . Dasselbe wird aus drei Reihen
verschieden hoher Stangen , die mit Querstäben verbunden sind , her-
gestellt und auf der Rückwand mit einer aus 40 bis 50 Guanako-
fellen zusammengenähten Decke überzogen . Ein solches Zelt , Toldo
genannt , ist auf drei Seiten geschlossen , an der vorderen , gewöhn-
lich nach Osten gekehrten Seite , offen und im Innern durch Häute
in einzelne Schlafplätze abgeteilt . Polster aus wollenen Decken ,
mit Guanakowolle ausgestopft und mit Sehnen vom Strauß oder
Guanako zusammengenäht , bilden die Lagerstatt . Mehrere Zelte
sind meist zu einem Zeltlager vereinigt , und große Zelte , sogenannte
Tolderinos , dienen dazu , die Pferde aufzunehmen .
Die technischen Fertigkeiten der Patagonier beschränken sich
auf Herstellung von Wohnung , Kleidung und Schmuckgegenständen ,
sowie der wenigen Hausgeräte , die sie bei ihrer wandernden Lebens-
weise bedürfen . Die erforderlichen Arbeiten werden fast ausnahms-
los von Frauen besorgt . Diese säubern mit einfachen Messern ,
deren Klinge in einem zusammengebogenen Aststück steckt , die
Felle der erlegten Guanakos und gerben diese mit Fett und Leber ;
sie nähen Mäntel aus den zugerichteten Fellen und Decken für die
Toldos , fertigen Kopfbinden , Schärpen , Stiefel und Polster und
stellen Schmuckgegenstände her , indem sie geschickt Dollarstücke
mit einfachen , früher nur steinernen Werkzeugen bearbeiten .
Eine feste Regierungsform fehlt den patagonischen Reiterstämmen
ganz . Jede Horde hat zwar einen erfahrenen Mann als Anführer ,
der die gemeinsamen Jagdzüge leitet und die Marschordnung be-
stimmt , aber sein Einfluß ist damit auch schon erschöpft , und die
Würde eines Häuptlings oder Fürsten geht ihm ab . Wenn zwei
Stämme auf ihrer Wanderung sich begegnen , so werden Empfangs-
feierlichkeiten veranstaltet , die man durch Entsendung von Herolden
einleitet und bei denen Pferderennen , Würfel- und Kartenspiele ,
vor allem aber endlose Gelage die Hauptrolle spielen . Innerhalb
der Horde geben Geburt , Eheschließung und Tod Veranlassung zu
Feierlichkeiten mancherlei Art . Der Patagonier nimmt meist nur
eine Frau . Die Toten werden sitzend , mit dem Gesicht nach Osten
gewandt und in Mäntel gehüllt , begraben ; ein über der Gruft er-
richteter Steinhaufen bildet das Grabmal . Bei den erwähnten
festlichen Gelegenheiten wird meist ein besonderes Zelt hergerichtet ,
in dem ein Tanz der mit weißer Farbe bemalten und mit Strauß-
federn geschmückten Männer aufgeführt wird , der die Hauptnummer
der Festordnung bildet ; daneben finden auch die üblichen Pferde-
opfer statt , die zur Abwehr böser Geister dienen sollen . Gestört
wird das friedliche Leben des Stammes nicht selten durch Familien-
zwistigkeiten , die mitunter einen blutigen Ausgang nehmen , denn
die Blutrache spielt bei den Patagoniern wie bei so vielen anderen
Naturvölkern eine große Rolle .
Der Charakter der Tehueltschen wird von Reisenden gerühmt ,
die sie als ehrlich , rücksichtsvoll und gastfreundlich schildern , ohne
zu verhehlen , daß man von ihnen auch , wenn sie berauscht sind ,
alles zu gewärtigen habe .
Die Religion dieser Nomaden ist ein reiner Dämonenglaube .
Sie kennen zwar auch einen guten Gott , den großen Geist , der als der
Schöpfer aller Dinge betrachtet wird , und der Glaube an ihn kommt
in verschiedener Form bei allen Indianern vor , aber er beherrscht
ihr religiöses Denken nicht . Dagegen sind es die bösen Geister ,
die Dämonen , von denen der Patagonier sich umgeben wähnt , an
die er sich mit Beschwörungen wendet , weil er sie fürchtet , und
die er durch Opfer zu versöhnen trachtet . Daß er darnach an
Träume und Ahnungen glaubt , in allen Dingen , Erlebnissen und
Begegnungen gute und böse Vorbedeutungen sieht , Krankheiten auf
die Einwirkung böser Geister zurückführt und die Hilfe des Zauber-
arztes , der bei ihm in hohem Ansehen steht , fleißig in Anspruch
nimmt , ist leicht erklärlich . Bei den Patagoniern ist eine religiöse
Sage verbreitet , nach der die belebten Geschöpfe ans Höhlen , den
Wohnorten der guten Geister , hervorgegangen seien , eine Sage , die
auch bei den Mexikanern und den Antillenbewohnern vorkommt .
Es ist das eins unter vielen Beispielen , das die Geistesverwandt-
schaft zwischen den Bewohnern der beiden amerikanischen Fest-
landshälften dartut . Vorstellungen von einem zukünftigen Leben ,
das als eine unmittelbare Fortsetzung des jetzigen gedacht wird ,
finden sich überall ; und wie es anderswo der Wunsch jedes tapferen
Indianers ist , in den Jagdgründen des großen Geistes ein Leben
fortzusetzen , das allein eines freien Mannes würdig ist , so hofft
der Patagonier , in die Höhle , aus der einst auch seine Vorfahren
hervorgegangen sind , zurückzukehren und bei dem guten Gott seines
Stammes zu wohnen .
Sioux .
Die Sioux sind ein Stamm der nordamerikanischen Prärie-
indianer . Als Indianer bezeichnet man die Ureinwohner Amerika s
mit Ausnahme der jenseits des nördlichen Polarkreises wohnenden
Eskimos . Sie bilden eine eigene Menschenrasse , die amerikanische ,
nach ihrer Farbe fälschlich die rote genannt , und zeichnen sich
durch straffes , dunkles Haupthaar , dünnen Bart , vorstehende Backen-
knochen und große , schmale , meist gebogene Nase aus . Die dunklen
Augen sind in der Regel von europäischer Form und haben nur
bei einzelnen Stämmen eine schiefe Lidspalte . Rothäute hat man
die Indianer wegen ihrer Körperbemalung genannt ; aber ihre Haut
ist nicht rot , sondern wechselt vom hellen bis zum dunkelsten
Braun ; am dunkelsten sind die in Südamerika lebenden Völker-
stämme .
Infolge der beschränkten Anzahl von Nutzpflanzen und Nutz-
tieren und der ungünstigen Lage des Landes ist der Amerikaner
in der Kulturentwicklung gegen andere Menschenrassen zurück-
geblieben , zum mindesten gegen Europäer und Mongolen . Im all-
gemeinen stehen die Indianer Nordamerika s auf einer höheren Stufe
der Gesittung als diejenigen Südamerika s . Dort finden wir den
Zusammenschluß zu größeren Völkerschaften und eine Gleichförmig-
keit , die das Entwerfen eines Gesamtbildes erleichtert , hier neben
der Zersplitterung in viele kleine Horden bei aller Übereinstimmung
in den Rassenmerkmalen doch die größte körperliche und geistige
Verschiedenheit .
Nach Sprache und Kulturgemeinschaft kann man eine Anzahl
natürlicher Gruppen unterscheiden ; aber die Völker , die eine Kultur-
gemeinschaft bilden , gehören oft ganz verschiedenen Sprachfamilien
an , und Stämme wiederum , die zu einer und derselben Sprachfamilie
gehören , stehen oft auf ganz verschiedenen kulturellen Stufen . Das
führt zu dem Schluß , daß unter den Völkern ausgedehnte Wande-
rungen in vorkolumbischer Zeit stattgefunden haben .
Eine ausgedehnte und ziemlich einheitliche Kulturgemeinschaft
bilden die Präriestämme Nordamerika s , zu denen die Sioux gehören .
Sie stellen den Hauptanteil dieser Kulturgemeinschaft , sind über-
haupt der Zahl nach einer der wichtigsten Indianerstämme . Sie
heißen auch Dakota und zerfallen wieder in mehrere einzelne
Stämme . ( Die sieben Ratsfeuer . ) Der Name Sioux stammt von
französischen Kaufleuten des 17. Jahrhunderts her und ist eine
Abkürzung des Namens Nadowessier oder Nadowessioux . Die Haupt-
masse der Sioux bewohnte in historischer Zeit die Prärien im Westen
des Mississippi von seinem Unterlaufe bis nach Manitoba . Aber ihr
früheres Gebiet besitzen sie schon lange nicht mehr ; das Vordringen
der Europäer , die von ihnen selbst betriebene schonungslose Aus-
rottung des Büffels , blutige Aufstände und die Einschleppung an-
steckender Krankheiten , namentlich der Pocken , haben ihre Zahl
stark vermindert und sie zur Abtretung des größten Teils ihres
Landes gezwungen , so daß sie heute auf eine kleine Anzahl Gebiete
ihrer ursprünglichen Heimat beschränkt sind .
Die wirtschaftliche Grundlage der Sioux war die Jagd , in
erster Linie auf den Büffel , weiter nordwärts auf Biber , Hirsch
und Bär . Den Büffel zu züchten verstanden sie nicht und lernten
sie auch nicht , und so waren sie genötigt , seinen Herden zu folgen .
Infolgedessen kam bei ihnen der eigentliche Jägernomadismus zur
Entwicklung und der allen Jägernomaden eigene Hang zur Räuberei ,
der sich in fortwährenden Einfällen in die kultivierten Grenzgebiete
äußerte . Das Auftreten der Europäer , das überall bei den Ein-
geborenen Amerika s umgestaltend wirkte und auch auf die Lebens-
weise der Sioux nicht ohne Einfluß blieb , war hier , wie erklärlich ,
nicht von so einschneidender Wirkung wie bei vielen anderen
Völkerschaften . Während manche bisher seßhaften Stämme mit
der Einführung des Pferdes erst zum Jägernomadismus übergingen ,
blieben die Sioux bei ihrer bisherigen Lebensweise , nur daß sie
mit dem Pferde eine größere Beweglichkeit erlangten und die
Büffeljagd nun beritten ausübten und zwar , wie schon erwähnt , in
schonungsloser Weise . Sonst hatten sie sich wohl in Verkleidung
an das Wild herangeschlichen und ein einzelnes Tier erlegt , jetzt
ritten sie in die Herde hinein , töteten im blinden Eifer der Jagd ,
soviel sie erlangen konnten , und überließen das Fleisch , das sie
nur zum kleinsten Teil benutzen konnten , den Wölfen und Geiern
zur Beute . Das geschah vornehmlich im Sommer ; im Winter da-
gegen bedienten sie sich der Rahmenschneeschuhe , die sich von
Norden zu ihnen verbreitet hatten . Die Jagd übten sie mit Bogen
und Pfeil aus , und auch nach dem Auftreten der Europäer behielten
sie lange Zeit noch diese Waffen bei . Spät erst , Anfang des vorigen
Jahrhunderts , lernten sie die Büchse kennen und erlangten in der
Handhabung derselben bald eine bedeutende Fertigkeit .
Sioux .
Ihrer nomadisierenden Lebensweise entsprach die Behausung ,
das komische Fellzelt . Es diente Sommer und Winter als Wohnung
und bestand aus einem Stangengerüst und dem Überzug . Der letztere
setzte sich aus einer Anzahl gegerbter Büffelfelle zusammen , die
man aneinander genäht und vorn bis auf einen niedrigen , dreieckigen
Türausschnitt zusammengesteckt hatte . Der untere Rand war in
die Erde gepflöckt , die oberen Zipfel legte man nach der gerade
herrschenden Windrichtung so übereinander , daß der Wind den
Überzug an die Stangen drückte . Bei der Bestimmung der Lage
ihrer Siedlung war den Sioux Schutzbedürfnis das erste Motiv und
die Nähe des Wassers das zweite . Sie waren – und mit ihnen
alle übrigen Wald- und Steppenindianer – auch vor der europäi-
schen Zeit im Verhältnis zur Größe des von ihnen beherrschten
Gebietes dünn verteilt ; Siedlungen , die man als Städte hätte be-
zeichnen können , hatten sie nie , allenfalls kleine Dörfer . So leicht
das Zelt aufzurichten war , so leicht konnte es auch wieder abge-
brochen werden , wenn man den Lagerplatz zu wechseln genötigt
war . Das Weiterschaffen besorgten Hunde und Pferde , die je zwei
Zeltstangen an einem über den Rücken gelegten Gurt nachschleiften .
Wurden zwei solche Zeltstangen verbunden , so ergab sich gleich ,
wie unser Bild das sehr hübsch und deutlich zeigt , eine Trage fürs
Gepäck und wohl auch noch ein Sitz für Kinder . Mußte man auf
dem Zuge einen Fluß überschreiten , so benutzte man runde Kähne ,
die aus einem biegsamen mit Büffelhaut überspannten Gestell be-
standen und einem ausgespannten Regenschirm ähnlich sahen . Mit
solchen Booten setzten die Sioux wohl auch über den Missouri , aber
etwas Besonderes im Schiffbau leisteten sie nicht .
Die innere Einrichtung der Zelte war einfach , ihre Lagerstatt
eine Streu , wohl auch ein Lattengestell mit Fellen bedeckt , der
Hausrat dürftig und bestand aus Töpfen von verschiedener Größe
und Form , rohen Bänken , einigen Tellern und Schüsseln von Holz ,
geflochtenen Körben und Matten und Beuteln aus Leder und Fell .
Von Weberei , Flechtkunst und Töpferei verstanden sie wenig , desto
mehr von der Lederbearbeitung . Aus Leder , Büffelhorn und Holz
oder Rinde waren ihre meisten Gefäße , und darin kochten sie so-
gar und zwar durch Hineinlegen heißer Steine . In hölzernen und
ledernen Mörsern zerstampften sie auch gedörrtes Bisonfleisch , das
in dieser Form längere Zeit aufbewahrt werden konnte und ge-
nießbar war . Das Herbeischaffen und Zerlegen der erlegten Jagd-
beute , die Bearbeitung der Häute , das Räuchern der Fische und
Nähen der Kleider war Sache der Frauen , während die Männer
die Wohnungen bauten , auf die Jagd gingen und Waffen , Kähne
und Pfeifen anfertigten . In der Zurichtung der Felle und Be-
arbeitung des Leders leisteten sie Hervorragendes . Sie verstanden
Felle geschmeidig zu machen , ohne sie zu enthaaren , und verfuhren
dabei in folgender Weise . Die Häute wurden zunächst im Schatten
aufgespannt , mit einer Mischung von frischem Büffelharn und Ton
eingerieben und mehrere Tage feucht erhalten . Als Gerbstoff ver-
wendeten sie Tiergehirn , Leber und Moos ; sie machten die Felle
wohl auch durch Hin- und Herziehen über ein Stück Holz ge-
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schmeidig und hängten sie dann im Rauch auf . Das Räuchern ist
eine echt indianische Erfindung .
Das Leder war weich wie Tuch und wurde zur Herstellung
der Kleidung verwendet , die mit Rücksicht auf das Klima ziemlich
vollständig sein mußte . Ein wichtiges Stück war der große Mantel
aus Bisonfell , der auf der Innenseite reich bemalt war mit Bildern ,
die die Heldentaten seines Trägers darstellen sollten . Er wurde
nach dem Auftreten der Europäer durch die wollene Decke ver-
drängt , an deren Stelle schließlich Jacke und Hosen , die Kleidung
der Zivilisation , traten . Eine Art Beinkleid trugen die Sioux schon
früher , eigentlich Beinfutterale , sogenannte Leggings , aus weichem
Leder , die am Gürtel befestigt wurden . Der Oberkörper war früher
unbedeckt oder durch ein ledernes Ärmelwams geschützt ; hackenlose
Schuhe aus frisch gegerbtem , an den Füßen getrocknetem Wildleder ,
die Mokassins genannt wurden , vervollständigten den Anzug . Auch
die Frauen trugen Beinkleider und ein Ärmelwams , das etwas
länger war als das der Männer , später ein häßliches blaues Hemd ,
das bis an die Knie reichte und mit gelben und roten Mustern
gesäumt war . Als Schmuckmaterial waren Haarbüschel und Federn ,
im besonderen des Adlers , Truthahns , Raben und der Eule beliebt ,
und an den Federn selbst , die nicht beliebig gewählt wurden , unter-
schieden sich die Jäger- und Kriegerbanden . Ein bevorzugtes
Schmuckmaterial waren früher die Stachelschweinborsten . Sie
wurden fein zerspalten , gefärbt und in zierlichen Mustern aufge-
näht . Man fand Streifen dieser Stickerei als Saum bei Hosen-
und Jackennähten , auf der Oberfläche der Mokassins und als Ver-
zierung bei Geräten und Waffen . Meist richtete sich der Schmuck
nach Rang und Ansehen des Jägers . Männer , die sich im Kriege
oder auf der Jagd ausgezeichnet hatten , trugen einen panzerartigen
Brustschmuck aus Hirsch- oder Vogelknochen ; der höchste Schmuck ,
der den Häuptling zierte , war die große Lederhaube , deren Federn
bis zum Erdboden reichten . Mit dem Auftreten der Europäer
kamen Glasperlen in Gebrauch ; aber die alten Muster wurden
gewöhnlich beibehalten und diejenigen der Stachelschweinborsten-
stickerei nun mit Glasperlen nachgeahmt . Auch Silbermünzen , die
man im Verkehr mit Europäern erhielt , wurden als Schmuckstücke
verwendet . Bemalung des Körpers , besonders des Gesichts , diente
den verschiedensten Gemütsstimmungen zum Ausdruck und war
beim Tanz , namentlich dem Kriegstanz , ganz allgemein . Zum Be-
malen des Gesichts wurden roter und gelber Ocker , weiße Infusorien-
erde oder Kreide , Ruß und Graphit verwendet . Beim Kriegstanz
reichte die Bemalung von den Augen bis zum Kinn ; auch Frauen
und Mädchen übten diesen Brauch , letztere besonders dann , wenn
sie verlobt waren . Die Haare wurden bei beiden Geschlechtern
lang getragen , gescheitelt und mit verzierten Bändern zu Zöpfen
geflochten und mit Federn geschmückt . Die gleichen Federn
dienten neben Haarbüscheln als Zierat an Jacke und Hosen , an
den Lanzen , den Zügeln der Pferde , kurz überall , wo sie sich an-
bringen ließen .
Mit dem Auftreten der Europäer änderten sich nicht bloß
Kleidung und Schmuck , sondern vor allem die Waffen der Sioux .
War das Material früher neben dem Holz der Stein , so trat nun
das Eisen an seine Stelle . Pfeil und Bogen wurden , wie unser
Bild zeigt , anfangs wohl noch neben der Flinte gebraucht , aber
schließlich durch diese ganz verdrängt . Die Bogen waren zusammen-
gesetzte Hornbogen ; die kurzen Pfeile hatten hochhinaufgehende
Befiederung und waren aus Holz . Daneben hatten die Sioux Lanze ,
Streitkolben , Lasso und Skalpiermesser . Die eigenartige Waffe
dieses Stammes wie aller Prärieindianer war jedenfalls der Streit-
kolben , Tomahawk ; der Name wurde später auf die eingeführten
europäischen Eisenäxte übertragen . Ursprünglich war es ein spitzen-
förmiger , mit federndem Griff versehener Doppelhammer aus Stein ,
der zum Schlagen und Werfen gebraucht wurde und im Hand-
gemenge eine fürchterliche Waffe war . Am Gürtel hing der Lasso ,
den die Sioux ebenso geschickt handhabten wie die Patagonier
( s. d. siehe dort ) . Das Skalpieren des getöteten , oft nur verwundeten Feindes
war allgemeine Kriegssitte ; die kurzen Skalpiermesser hatten reich
verzierten Griff und staken in ebensolcher Scheide . Skalpe schmück-
ten das Innere des Zeltes , den Wigwam , und jeder neuerbeutete
Skalp , selbst der von Frauen und Kindern , erhöhte des Kriegers
Ruhm . Die Skalpprämien der Europäer haben zur Verbreitung der
barbarischen Sitte viel beigetragen . Als Schutzwaffe diente ein
runder Schild aus Büffelhaut ; er war mit allerlei Figuren und mit
dem üblichen Federschmuck versehen .
Die Präriestämme trieben lebhaften Handel untereinander .
Gegenstand desselben war besonders der rote Pfeifenstein , der zwischen
Mississippi und Missouri in einem bestimmten Gebiet der Prärie
gefunden wurde . Aus ihm fertigten die Männer die knieförmigen
Pfeifenköpfe , die dann noch mit einem runden oder flachen , ge-
drehten Holzrohre versehen wurden . Die Tabakspfeife war ein gar
wichtiges Gerät und spielte selbst im öffentlichen und religiösen
Leben der Indianer eine gewisse Rolle .
Die Religion der Prärieindianer stand auf sehr niedriger Stufe .
Obschon von ernster Religiosität erfüllt , hatten die Indianer doch
religiöse Anschauungen , die sehr verworren und ganz eigentümlicher
Art waren . Der Glaube an Seelen und übersinnliche Wesen war
allgemein verbreitet , ebenso die Annahme mehrerer Seelen , von
denen eine mit dem Körper stirbt , die andere als Schattenseele
weiter existiert . Sie führte zur Ahnenverehrung und äußerte sich
besonders in der Art der Totenbestattung und der Feier des Todes-
tages der Verstorbenen . Die zunächst oberirdisch auf Plattformen
und in den Ästen hoher Bäume bestatteten Toten wurden nach einem
längeren Zeiträume bei dem großen Totenfeste in ein Massengrab
gelegt . Das Jenseits dachte man sich als eine unmittelbare Fort-
setzung des irdischen Lebens , und so fehlten die glücklichen Jagd-
gründe mit zahllosen Büffeln diesem Jenseits natürlich nicht . Die
ganze Natur war nach der Meinung dieser Prärieindianer beseelt
und die Verehrung gewisser Tiere davon die natürliche Folge .
Vogelartige Wesen verursachten durch ihren Flügelschlag den Donner ,
ein Dämon , den niemand wahrnehmen konnte , den Wind . Der Glaube
an bestimmte Schutztiere , wahrscheinlich durch Träume oder Visionen
verursacht , die bei den Sioux und allen andern Präriestämmen eine
große Rolle spielten , war allgemein und beeinflußte in hohem Maße
die Gesellschaftsbildung . Alle , die mit einem bestimmten , als Schutz-
geist verehrten Tiere blutsverwandt zu sein meinten , von ihm ab-
zustammen glaubten , schlossen sich zu einer Gruppe zusammen .
Äußerlich brachten sie das zum Ausdruck durch den Namen , den
sich die Sippe beilegte , durch Wappen und Abzeichen , die sie führten .
Jede der Sippen hatte ihr Totem , d. h. das heißt ihr Symbol , das meist dem
Tierreich entnommen war ; Adler und Rabe war unter den Gruppen
oder Clans meist immer vertreten . Das Totemtier tätowierte man
sich auf den Körper und bildete man auf allerhand Gebrauchs-
gegenständen ab ; mit seinen Federn , wenn es ein Vogel war ,
schmückte man den Körper , das Pferd und die Waffen .
Neben diesen auf religiöser Grundlage entstandenen Klubs oder
Geheimbünden gab es auch Männergesellschaften , die nichts anderes
als eine Einteilung nach Altersklassen vorstellten . Unter ihnen
spielten die der Jünglinge und unverheirateten Männer meist eine
besondere Rolle . Die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung
und die Rechtspflege lag nicht selten diesen Gesellschaften ob .
Daneben war das Häuptlingswesen nicht besonders entwickelt . Der
Häuptling traf wohl die Anordnungen bei der Jagd und führte die
Krieger an , aber wichtige Entscheidungen selbständig zu treffen ,
war er nicht befugt . Diese wurden in gemeinsamer Versammlung
beschlossen , bei der jeder einzelne Krieger seine Ansicht äußerte
und die Mehrheit der Stimmen entschied .
Ein höchstes Wesen nahmen die Sioux wohl an , wie schließlich
alle Indianer , aber sie verehrten es nicht und bezeichneten es auch
ganz unbestimmt , etwa als den guten Geist oder den Herrn des
Lebens oder in ähnlicher Weise . Im Mittelpunkte ihrer religiösen
Handlungen , wenn von solchen überhaupt geredet werden kann ,
stand dasselbe nicht . Im Grunde bestand ihr Kultus aus Zauber-
handlungen , die darauf hinausliefen , die durch Dämonen drohenden
Übel abzuwenden oder die sich mit den Jagdtieren beschäftigten ,
von deren Gedeihen das Wohl des Stammes abhing . In dieser
Beziehung bezweckten die Zauberhandlungen , den erlegten Büffel
zu versöhnen , die Herde anzulocken und für ihre Vermehrung zu
sorgen . Zu solchen magischen Handlungen gehörten das Anblasen
des getöteten Büffels mit Tabaksrauch und die Tänze , die man ,
mit Büffelfellen maskiert , aufführte . Der Zauberarzt oder Schamane
stand auch bei den Sioux in großem Ansehen ; ihm lag es vor allen
Dingen ob , bei Krankheiten und andern Unglücksfällen helfend ein-
zugreifen . Er arbeitete mit Trommeln , ledernen Rasseln , Medizin-
beuteln und Tabakspfeifen . Da die Sioux kein höchstes Wesen
verehrten , so hatten sie auch keine Gotteshäuser ; kaum daß man
von Stammesheiligtümern bei ihnen reden kann , wenn nicht der
heilige Pfahl dafür gelten darf , der beim Sonnentanzfeste aufgerichtet
wurde , das man auf Grund von Gelübden , Erscheinungen und Träumen
veranstaltete und bei dem mit Marterszenen verbundene Tänze auf-
geführt wurden . Wo sich die Indianer zu seßhafter Lebensweise
bequemt haben , da hat heut schon das Christentum bei ihnen Ein-
gang gefunden ; Kirchen und Schulen sind entstanden , und der rote
Mann hat die Segnungen der Zivilisation kennen gelernt .
Der Indianer ist stolz , schweigsam und außergewöhnlich ernst ,
standhaft und kaltblütig ; er verrät weder Schmerz noch große
Freude und erträgt Gefangenschaft und Qualen ohne Murren , so daß
sein Gleichmut wie Gefühllosigkeit erscheint . Auf Jagd- und Kriegs-
zügen ist er listig , wachsam und ausdauernd ; seine Sinne sind wie
die aller Naturvölker ungemein entwickelt , und mit erstaunlicher
Sicherheit weiß er die Tierfährten und Fußtritte seiner Feinde zu
unterscheiden . Der Indianer ist gegen Fremde gastfrei , gegen
Wohltäter dankbar , aber gegen Feinde und Kriegsgefangene , gleich-
viel ob sie Weiße oder Indianer sind , rachgierig und grausam . Der
Verkehr mit dem Indianer ist für einen Fremden nicht leicht . Das
ist zum guten Teil in der zur Schau getragenen Gleichgültigkeit
und Verschlossenheit begründet , die im Charakter des roten Mannes
liegt , zum Teil erklärt sich das aus den damit im Zusammenhang
stehenden Ansichten , die der Indianer sich über das gebildet hat ,
was er für schicklich hält . Das trifft merkwürdigerweise mit den
Anforderungen zusammen , die der Europäer in Rücksicht auf ge-
sellschaftlichen Umgang an einen Mann von Bildung stellt . Wie
dieser , so ist auch der Indianer im Verkehr höflich und weiß selbst
dem Gegner und dem ihm unangenehmen Gesellschafter gegenüber
die Formen des Anstandes zu wahren . Es ist bei ihm nicht Sitte ,
einen Sprechenden zu unterbrechen oder Mißtrauen gegen das ge-
hörte Wort an den Tag zu legen . Er hält es nicht für schicklich ,
eine Rede sofort zu beantworten ; vielmehr fordert sein Anstand ,
je nach der größeren oder geringeren Wichtigkeit , die er der Rede
beilegt , mit der Antwort zu zögern . Ist der Indianer zu Wider-
spruch genötigt , so bringt er ihn sicherlich in höflicher Form vor .
Würdevolles Benehmen und Ernsthaftigkeit zeichnen ihn stets aus
und werden schon dem Knaben als die Hauptzierden des Mannes
gepriesen . Schimpfen und Schlagen kommt unter Männern niemals
vor ; sie kämpfen wohl auf Tod und Leben miteinander , aber sie
behandeln sich achtungsvoll . Wie der Indianer jedem mit gemessener
Höflichkeit begegnet , so fordert er dieselbe auch für sich . Bei
Beleidigungen bewahrt er Ruhe und die gleichgültige Miene , die
er stets zur Schau trägt , obschon er bereits auf Rache sinnt . So
kommt es , daß der Fremde sich leicht täuschen läßt , wenigstens
niemals recht weiß , welchen Schluß er aus dem Benehmen des
Indianers auf dessen Seelenstimmung zu ziehen hat .
Über wichtige Dinge , über Krieg und Frieden , über Bündnisse
mit anderen Stämmen , wurde in feierlicher Versammlung in einer
Weise beraten , die dem ernsten Charakter des Indianers , der jede
Handlung und jedes Wort sorgfältig abwägt , entsprach . Den be-
rühmten Kriegern und Greisen wurden dabei die Ehrenplätze ein-
geräumt ; aber berechtigt war jeder , seine Ansicht auszusprechen ,
und jedem , was er auch sagen mochte , hörten alle andern auf-
merksam zu , ohne ihn zu unterbrechen . Die Reden , die bei solcher
Gelegenheit gehalten wurden , waren meist sehr bilderreich , an-
schaulich und voll Feuer . Die Kunst der Rede stand bei den Sioux
wie bei allen Prärieindianern in hohem Ansehen , und der Krieger ,
der im Rate etwas Wichtiges vorzubringen hatte und vorbringen
wollte , verschmähte es nicht , sich auf seine Rede sorgfältig vor-
zubereiten . Der beredte Mann genoß nicht geringeres Ansehen als
der tapfere Krieger und der schlaue Jäger . Gewöhnlich aber waren
Mut , Schlauheit und Beredsamkeit vereinigt , und unter den Männern ,
die als Anführer in den vielen , wennschon vergeblichen Kriegen
mit den weißen Ansiedlern aufgetreten sind , zeichneten sich fast
alle durch die Gabe der Rede aus .
Den Sieg über den Feind feierte man mit Gesang und Lust-
barkeit aller Art , die man durch grausame Martern der Gefangenen
noch zu erhöhen suchte . War der Friede geschlossen , so ging in
der Versammlung der Häuptlinge die Friedenspfeife von Mund zu
Mund ; Tabakrauchen war und ist noch heute neben dem Brannt-
weintrinken ein Hauptgenuß der Indianer . Für Felle und andere
Habseligkeiten tauschten sie von den Europäern das beliebte Feuer-
wasser , wie sie den Branntwein nannten , ein , und der ungezügelte
Genuß desselben hat den Verfall des einst so mächtigen und tapferen
Volkes beschleunigt .
Die Vorliebe für Freiheit und Unabhängigkeit ist bei den
Indianern so groß , daß ihnen jede geordnete Regierung schon als
Sklaverei erscheint ; so erklärt sich auch das eigensinnige Festhalten
am Jägerleben , das nach ihrer Meinung einzig und allein eines
freien Mannes würdig ist . Aber in einem zivilisierten Staate ist
für Jägervölker kein Raum , und ihr Verfall beginnt , sobald sie mit
den Ansiedlungen eines Kulturvolkes in Berührung kommen . Das-
selbe Schicksal haben auch die Sioux gehabt . Als Jägervolk der
nordamerikanischen Prärien existieren sie nicht mehr . Die Prärien
selbst sind verschwunden ; sie sind zum großen Teil schon kultiviert
worden , und die Eisenbahn braust auf mehr als einem Schienen-
strange quer durch den ganzen Erdteil . Die Reste der Indianer
sind in sogenannten Reservationen Reservaten untergebracht , wo sie gezwungen
sind , ihr Leben als friedliche Ackerbauer hinzubringen oder gänzlich
zugrunde zu gehen . Und mit ihnen sind auch die ungeheuren
Scharen der Büffel dahin . Noch vor vierzig Jahren waren ihre
Herden unermeßlich groß und sollen nach Schätzungen aus vier
Millionen Tieren bestanden haben . Die erste Ursache zu ihrer nun
vollendeten Ausrottung war die Ausbreitung der Zivilisation und
die damit im Zusammenhang stehende Anlegung der Eisenbahnen ;
beschleunigt aber wurde sie durch die entsetzlich leichtfertige und
rücksichtslose Art , in welcher die Tiere bloß ihrer Häute wegen
niedergeschossen wurden . Die Verheerungen wurden durch die
Indianer selbst begonnen , die alljährlich an hunderttausend Büffel-
felle an die amerikanische Pelzkompagnie verkauften ; aber sie wurden
nach Fertigstellung der Pazifikbahn von den Weißen noch über-
troffen . Jetzt gibt es außer der im Yellowstone Nationalpark ge-
hüteten wohl keine Büffelherde mehr , höchstens noch einzelne in
abgelegeneren Landesteilen zerstreut lebende Tiere , deren Verfolgung
fortdauert , bis sie ganz verschwunden sein werden .
Die meisten Sioux leben auch heute noch im Gebiet der Ver-
einigten Staaten von Nordamerika . Man schätzt ihre Zahl auf
43000 , wovon etwa 2000 in Kanada wohnen . Die letzten blutigen
Kämpfe mit den Vereinigten Staaten führten sie 1852 , 1862 und
1876 . Im letzten dieser Kriege wurden sie von ihrem Häuptling
Sitting Bull geführt und errangen den bekannten Erfolg über den
General Custer , den sie mit seiner Abteilung niedermachten .
Hottentotten .
Die Hottentotten wohnen in Südafrika und bilden eine eigene
Menschenrasse , die sich von den dunklen Afrikanern , den Negern ,
durchaus unterscheidet .
Sie sind zur Zeit auf ein ungleich kleineres Gebiet beschränkt
als vor wenigen Jahrhunderten . Im britischen Teil von Südafrika
sind reine Hottentotten fast gar nicht mehr vorhanden , dafür aber
um so mehr Mischlinge , unter denen die Bastards , Nachkommen
von Mischlingen zwischen Hottentotten und Buren , als ein ver-
hältnismäßig brauchbarer und nützlicher Menschenschlag bezeichnet
werden . Solche finden sich in geringer Zahl — etwa einige Tausend
Köpfe zählend — auch im deutschen Schutzgebiet . Sie sind aus
dem Kapland eingewandert und haben ihren Hauptmittelpunkt in
Rehoboth . Im südlichen Teil von Deutsch-Südwestafrika werden
die Hottentotten Nama und das von ihnen bewohnte Gebiet Groß-
namaland genannt . Sprache und Kultur der Hottentotten lassen
den Schluß zu , daß sie ein Zweig eines am weitesten nach Süden
vorgedrungenen hamitischen Volkes sind , das in der vorgefundenen
Urbevölkerung aufgegangen ist , dieser aber infolge der absoluten
Tüchtigkeit und Überlegenheit seine Sprache , Religion und Sitten
gegeben hat . Die Hottentotten sind ein Viehzucht treibendes Volk
und erinnern auch darin an die Hamiten , die seit Jahrtausenden
Hirten gewesen sind . Vor zwei Jahrhunderten waren die Hotten-
totten der mächtigste Volksstamm Südafrika s ; heute fällt ihr Ver-
breitungsbezirk so ziemlich mit Großnamaland zusammen , denn auch
die Hottentotten des Kapland es , die durch weiße Ansiedler nach
Norden gedrängt wurden und nicht verbastardet und verarmt waren ,
zogen über den Orangefluß und setzten sich zwischen den Hotten-
tottenstämmen , die dort noch freie Herren waren , fest . Diese Ur-
stämme , die Nama unseres Schutzgebietes , waren aber ursprünglich
weiter nord- und nordostwärts im Gebiet der Herero und anderer
Bantustämme ansässig , wovon noch eine Anzahl Namaortsnamen
in diesen Landstrichen Zeugnis geben .
Von den Narna sind heute die Topnaars am weitesten nach
Norden , im Hinterlande der Walfischbai , wohnhaft , kleinere Familien-
trupps auch in der nördlichen Namib 1 ) und im Kaokofeld 2 ) um
Zesfontein . In ihrer Nähe , um Franzfontein , ließen sich die Zwart-
boois nieder , während im Südosten die Bondelzwaarts , Veldschoen-
dragers , Simon -Copperleute , Franzmannhottentotten und Witboois
ansässig sind , Stämme , die meist nach ehemaligen Häuptlingen ihren
Namen erhalten haben . Unter den aus dem Kapland eingewanderten
Hottentotten waren die ehemals weit und breit gefürchteten Afri-
kaaner , die zu Anfang des 19. Jahrhunderts sich unter Jager Afri-
kaaner zusammenscharten .
Die Hottentotten sind wie die Buschmänner , von denen sie
sich aber durch ihre Sprache unterscheiden , eine eigene und zwar
helle Menschenrasse . Die Farbe ihrer Haut erinnert auffällig an
die des fahlen Laubes oder neues Leder . Das Gesicht ist fast
rhombisch geformt , in der Gegend der Backenknochen sehr breit ,
während sich die Stirn nach oben verjüngt und auch das Kinn
auffallend lang und spitz verläuft . Die gelbbraune Körperfarbe ,
das breite Gesicht mit den starken Backenknochen und die platte
Nase erinnern an den mongolischen Typus . Die Körperhaut neigt
sehr zur Runzelbildung ; die Altersfalten treten frühzeitig auf ,
schließen sich zu tiefen Furchen zusammen und umziehen Hals und
Brust schließlich in schlaffen Halbringen . Die Falten des Gesichts
verleihen diesem im Vereine mit dem breiten Munde und den dicken
Lippen , sowie den meist zusammengekniffenen Augen , die den Ein-
druck eines Menschen machen , der sich gegen blendendes Sonnen-
licht schützen will , einen sonderbaren , mürrischen Ausdruck .
Die büschelartig verfilzten Haare stehen scheinbar nicht dicht
nebeneinander , sondern lassen zwischen sich Stellen der nackten
Körperhaut frei . In Wirklichkeit sind auch bei ihnen , wie das
nach dem Scheren oder Rasieren erkennbar wird , die Haare gleich-
mäßig auf der Kopfhaut verteilt , und erst nachträglich legen sie
sich , wenn sie in ihrer Entwicklung sich selbst überlassen bleiben ,
Der za. circa 100 km breite Küstenstrich .
Tafelland im nordwestlichen Teil des Schutzgebietes .
zu kleinen , pfefferkornartigen Gebilden zusammen , was dem Gesicht
durchaus nichts Angenehmes verleiht . Dieser eigenartigen Haar-
bildung wegen , die man auch bei den Buschmännern antrifft und
die auch den Kaffern nicht ganz fehlt , wurden die Hottentotten
von den Buren spottweise als Pfefferköpfe bezeichnet . Im Alter
ergrauen die Haare , fallen aber selten aus . Der Bartwuchs ist
nicht gerade stark , aber auch nicht allzu spärlich . Die Zähne sind
vortrefflich ; Plattfüße kommen häufig vor .
Hottentotten reiner Rasse sind von mittlerer Größe , doch
kommen auch große Leute vor , wenigstens sind solche nicht viel
seltener als bei uns . Wo kleine Gestalten in der Mehrzahl sind , ,
da darf man auf eine Vermischung mit Buschmännern schließen .
Dagegen findet sich volle Muskulatur bei echten Hottentotten selten ,
häufiger schon bei Mischlingen ; ihre Gliedmaßen sind vielmehr hager
und dünn , die Hände und Füße klein und zierlich . Doch entbehren
die Körperteile in ihren Beziehungen zueinander eines gut wirkenden
Verhältnisses , namentlich tritt das Gesäß stark hervor . Es ist eine
körperliche Eigentümlichkeit ganz eigener Art , daß bei den Hotten-
totten , besonders aber bei Frauen vorgerückten Alters , eine An-
häufung großer Fettmassen in der Hüftgegend und an den Schen-
keln auftritt , die bei der sonst herrschenden Magerkeit natürlich
doppelt auffällig ist . In ihren früheren Wohnsitzen , die besser
waren , machte auch die körperliche Erscheinung der Hottentotten
einen besseren Eindruck .
Die Körperkraft wird wenig geübt und ist darum gering ;
auch die Widerstandskraft gegen das Tropenklima , in das die
Hottentotten erst in den letzten Jahrhunderten gedrängt wurden ,
ist nicht groß .
Diejenigen Hottentotten , die noch einigermaßen den alten Sitten
treu geblieben sind , tragen außer dem Lendenschurz für gewöhnlich
einen Mantel aus Schaf- , Schakal- oder Wildkatzenfell , wohl auch
einen solchen aus dem Fell der Antilope . Dieser Mantel , Karoß
genannt , ist sowohl die Tracht der Männer wie der Frauen , aber
nicht mehr allzu häufig anzutreffen ; die europäische Kleidung ist
von den meisten angenommen und ein Hottentotte ohne Hosen
heute kaum noch denkbar . Als Fußbekleidung werden Sandalen
und zwar geflochtene und solche aus Leder benutzt , wenigstens auf
der Wanderung , weil längeres Gehen mit bloßen Füßen auf dem
harten , steinigen und heißen Boden des Landes zur Unmöglichkeit
wird . Die Männer tragen Filzhüte ; die Frauen , bei denen früher
spitze Fellmützen sehr beliebt waren , hüllen den Kopf in bunte
baumwollene Tücher ein .
Als Schmuckgegenstände waren Elfenbeinringe früher sehr be-
liebt ; jetzt trägt man Kupfer- und Messingringe , wohl auch Eisen-
spangen , seitdem das teure Elfenbein verschwunden ist . In ledernen
Taschen , die um den Hals gehängt werden , führt man die wich-
tigsten Geräte mit . Ein unentbehrlicher Teil der Hottentotten-
ausrüstung ist eine Fettbüchse , denn der Körper wird mit Fett
und Ocker eingerieben und das Gesicht , selbst von christlichen
Frauen , mit Rötel bemalt .
Die Wohnstätten der Hottentotten sind niedrige Hütten in
Halbkugel- oder Bienenkorbform , so leicht wie möglich gebaut ,
und bestehen aus einem Gerippe von dünnen , biegsamen Stäben ,
die mit Matten oder Fellen bedeckt werden . Für das Gerüst ver-
wendet man die Zweige des Dornbaumes , die frisch geschnitten ,
entästet und bogenförmig gekrümmt werden . Zu dem Zweck bringt
man sie in die entsprechende Lage und hält sie mittels schwerer
Steine darin solange , bis sie trocken und gestaltsfest geworden sind .
Die Stäbe werden dann in erforderlicher Anzahl – etwa 20 bis
60 für einen Kreis von 3 bis 5 m Meter Durchmesser – mit einem Ende
in die Erde gegraben und mit dem andern oben zu einer Kuppel
zusammengebunden und mit Riemen verschnürt . Die Herstellung
des Gerüstes ist Männerarbeit , es zu bedecken Aufgabe der Frauen .
Dazu verwendet man in der Regel Matten , die aus Binsen oder
Grashalmen kunstvoll hergestellt werden und zwar in der Weise ,
daß man die Halme aneinanderreiht und in Abständen von 3 cm Zentimeter
mit Schnüren durchzieht , die man aus dem in heißem Wasser er-
weichten Bast der Mimosen gedreht hat . Die fertigen Binsenmatten ,
die rings quer über die Hütte gelegt werden , sind za. zirka 5 m Meter lang ,
sehr haltbar und äußerst praktisch ; der darunter befindliche Wohn-
raum ist bei warmer , trockener Witterung luftig , bei Regenwetter
aber gegen Wasser vollständig geschützt , weil die Binsen in der
Feuchtigkeit aufquellen und undurchlässig werden . Vor der niedrigen
Öffnung der Hütte hängt ein Ziegenfell ; früher wurden als Tür-
verschluß gern Elefantenohren verarbeitet . Die Türöffnung ist in
der Regel nach Osten gerichtet , läßt sich aber nach der herr-
sehenden Windrichtung durch Verschieben der mit Steinen be-
schwerten Matten sehr leicht verändern . Der Tür gegenüber ist
ein Gestell für den geringen Hausrat angebracht ; in der Mitte des
Wohnraumes befindet sich ein Loch oder ein einfacher Herd für
das Feuer , und ringsherum sind die Lagerplätze für die Familien-
glieder . Die Hütten oder Pontoks sind , besonders im Schutz eines
Baumes , von aller Annehmlichkeit , die in jenen Gebieten gewünscht
werden kann . Die aus ihnen gebildeten Dörfer oder Krals haben
die Form eines Kreises , der bis auf einen Zugang dicht geschlossen
ist , weil ein Haus sich an das andere reiht , so daß ein großer Platz
Hottentotten .
inmitten der Hütten frei bleibt , auf den man bei anbrechender Nacht
das Vieh treibt . Bethanien , der wichtigste Ort des Großnama-
land es , bestand vor dem letzten Aufstande aus 20 bis 25 solcher
Hütten mit 150 bis 200 Bewohnern .
Unser Bild zeigt uns einen Teil einer Hottentottenwerft . Der
Beschauer befindet sich innerhalb derselben und sieht nur die dem
Eingang zunächst stehenden Hütten oder Pontoks . An diese sollen
sich – so will der Künstler das Bild verstanden wissen – rechts
und links andere anschließen , die den Kreis hinter dem Beschauer
vervollständigen . Am Eingang der Werft hält ein Ochsenwagen ,
das charakteristische Beförderungsmittel in den von der Eisenbahn
noch nicht berührten Teilen Südwestafrika s ; vielleicht gehört er
einem europäischen Händler , der Führer aber ist offenbar ein
Hottentotte . Jenseits des Eingangs sehen wir im Hintergrunde
die zum Kral ziehende Herde und das in der Ferne aufsteigende
Gebirge , das von den Strahlen der untergehenden Sonne be-
leuchtet ist . Links steht im Vordergründe ein Hottentotte in euro-
päischer Tracht , die Füße mit Ledersandalen bekleidet . Untätig
sieht er dem Treiben der Frauen und Kinder zu und gibt sich
dem Genuß der unvermeidlichen Tabakspfeife hin . Die Frau , die
ein kleines Kind in einem Fell oder Tuch auf dem Rücken trägt ,
ist vielleicht eben vom Felde zurückgekehrt , wo sie nach Wurzeln
und Zwiebeln gesucht hat . Wie alle Hottentottenfrauen hat sie
den Kopf mit einem buntfarbigen Tuche verhüllt . Das Weib aus
der benachbarten Hütte näht an einer Binsenmatte , die zur Be-
deckung des Hauses verwendet werden soll . Es sind nicht aus-
schließlich Matten , die zu diesem Zwecke dienen ; denn auch Stücke
von Segeltuch , Felle und andere verwendbaren Stoffe werden , wie
unser Bild zeigt , dazu benutzt . Der Knabe rechts im Vordergrunde
vertreibt sich die Zeit damit , aus Lehm irgend ein Spielzeug zu
formen . Neben dem Eingang zum ersten Pontok links bemerken
wir ein Gefäß , das , wie wir aus seiner Form schließen dürfen , aus
Lehm hergestellt und dann gebrannt ist . Dagegen sind die im
Innern der Hütte an einer Stange hängenden flachen Schüsseln
aus Holz geschnitzt . Die Hütten werden von einigen Steppen-
bäumen beschattet ; unter ihnen bemerken wir eine Akazie und eine
Palmenart .
Die Hütte kann leicht wieder abgebrochen und der Kral beim
Wechsel der Weidegründe rasch an einen andern Ort übertragen
werden . Ein Packochse trägt auf der Wanderung die Teile der
Hütte , ein anderer den Hausrat , und wieder andere dienen als
Reittiere für Weiber und Schwache . Halbwüchsige Kinder treiben
das Vieh , und während die Männer mit ihren Hunden abseits auf
die Jagd gehen , suchen Frauen nach eßbaren Knollen oder Zwiebeln ,
denn die Sammeltätigkeit tritt bei dem einst wohlhabenden , jetzt
aber verarmten Hirtenvolke immer mehr in den Vordergrund ihrer
wirtschaftlichen Tätigkeit . Auch die Jagd liefert gegen früher nur
noch geringen Ertrag und wird ihre Bedeutung mit der Zeit ganz
einbüßen . Der Wildbestand ist durch unvernünftige Ausübung der
Jagd seitens der Buren und durch sportmäßigen Betrieb von Seiten
der Europäer an sich schon stark gemindert und verschwindet
mit Aufteilung des Landes in Farmen und Anlegung von Eisen-
bahnen ganz .
Neben den alten Wohnstätten , die immer seltener werden , tritt
bei den Nama jetzt das rechteckige Lehmhaus auf ; meist wird
jedoch daneben die bienenkorbartige Hütte als Schlafraum bei-
behalten .
Diese Hottentotten mit verhältnismäßig festen Wohnsitzen haben
jetzt auch angefangen , den Acker zu bebauen ; seit alter Zeit aber
sind sie Hirten und beschäftigen sich auch heut noch vorzugsweise
mit Viehzucht . Rind und Schaf fanden schon die ersten Europäer
im Besitz der Hottentotten ; aber diese wenden nicht die Sorgfalt
auf ihre Herden , wie etwa die Herero es tun . Die angeborene
Trägheit verhindert den Hottentotten , die eigene Tränke zu ver-
tiefen , und er treibt lieber sein Vieh an die der Nachbarn ; aus Faul-
heit unterläßt er die Aufzucht einer neuen Herde , wenn sein Vieh
gefallen ist , und entschädigt sich durch Raub . Wer selbst kein
Vieh hat , tritt wohl auch bei Wohlhabenderen seines Volkes oder bei
Europäern in Dienst , und man bestellt Hottentotten gern zu Lenkern
der großen Ochsenwagen , weil sie im Umgang mit dem Vieh wohl
erfahren sind . Sie benutzen als Treiber gewaltige Peitschen mit
2 m Meter langem Stiel , deren Lederschnur über acht Ochsengespanne
hinreicht .
Die Nahrung der Hottentotten besteht vorzugsweise aus Fleisch ,
das sie kochen und braten , aber meist halb roh verzehren , und der
Milch der Haustiere . Wo diese fehlen , begnügen sich die Nama mit
Wurzeln und Zwiebeln , die sie mit großem Scharfsinn aufspüren
und am Feuer rösten . Als Genußmittel waren früher die Blätter
der Dacha sehr beliebt . Es ist das ein dem Hanf ähnliches , nar-
kotisches Kraut , an dessen Stelle jetzt der Tabak getreten ist .
Männer wie Frauen rauchen leidenschaftlich ; ebenso sind sie dem
Trunke ergeben , und für Tabak und Branntwein geben sie die
letzten Habseligkeiten hin .
Als Waffen benutzten die Hottentotten früher Bogen und Pfeile ,
Wurfspieß und Wurfstock . Die Pfeile bestanden aus einem 1/2 m Meter
langen Rohrschafte und einer dünnen in Schlangengift getauchten
Eisenspitze mit Widerhaken . Ihre Hauptwaffe aber war der Wurf-
spieß oder Assagai , dessen za. zirka 20 cm Zentimeter lange Klinge auf einen manns-
5
hohen Schaft gesteckt war . Diese Waffen sind seit langem schon
außer Gebrauch , und wir sind über die genaue Art derselben eigentlich
wenig unterrichtet ; denn die Nachrichten darüber sind mangelhaft ,
und von den in Museen aufbewahrten wenigen Stücken wissen wir
nicht einmal mit Sicherheit , ob sie von Hottentotten oder Busch-
männern herrühren . Jetzt sind Gewehre , selbst solche neuester
Konstruktion , im Gebrauch , und die Hottentotten wissen mit der
Handhabung derselben außerordentlich gut Bescheid , wie der letzte
Aufstand 1904 gezeigt hat .
Ihre geistigen Fähigkeiten sind nicht gering ; darin sind alle
Kenner einig . Das zeigt schon der kunstvolle Bau ihrer Sprache ,
die an das Altägyptische und an andere hamitische Sprachen er-
innert , mit denen sie auch die Unterscheidung von drei Geschlechtern
gemein hat . Die Sprache der Hottentotten zeichnet sich auch durch
das Vorkommen der sonderbaren Schnalzlaute aus , was ihnen durch
die Buren den Spottnamen Hottentotten eingetragen hat , der soviel
wie Stotterer bedeutet , während sie sich selbst Koikoin , d. h. das heißt Menschen
der Menschen ( also wohl Urmenschen ) , nennen . Die Schnalzlaute ,
die die Bedeutung von Konsonanten haben , gehören ursprünglich
der Sprache der Buschmänner an und sollen , wie neue Forscher
festgestellt haben , durch die Hottentotten und auch durch einzelne
Bantustämme , die mit den Buschmännern in Berührung gekommen
sind , von diesen erst übernommen sein . Die Schnalzlaute unter-
scheiden sich von unsern Konsonanten und Vokalen durch die Art
ihrer Bildung . Unsere Laute , Selbst- und Mitlaute , entstehen beim
Ausatmen der Luft , also unter Mitwirkung der Lunge ; der Schnalzer
ist davon ganz unabhängig und entsteht , wie etwa das Knallen
beim Entkorken einer Flasche zustande kommt . Der Hottentotte
preßt die Zunge an Zähne , Gaumendach usw. und so weiter und zieht sie kräftig
ab . Nach Form und Ansatz der Zunge entstehen vier verschiedene
Schnalzlaute , die wie schon erwähnt , als Konsonanten anzusehen
ind sind . Die Hottentotten leisten Außerordentliches im Erkennen
menschlicher und tierischer Spuren , im Durchspähen des Geländes ,
im Reiten und Schießen . In der Ausübung der Jagd entwickeln
sie ungewöhnliche Geschicklichkeit , wobei sie durch ihre überaus
scharfen Sinne unterstützt werden . Die Hottentotten sind auch
künstlerisch veranlagt und haben besonders auf dem Gebiet der
Musik ihre Tüchtigkeit bewiesen . Unter ihren Musikinstrumenten
spielen außer Rohrpfeifen namentlich Trommeln eine besondere Rolle ,
für die sie mit Schaffellen überspannte Töpfe benutzen . Ihr
musikalisches Talent wird namentlich von Missionaren gerühmt , die
ihre Gelehrigkeit in der Erlernung der Kirchengesänge kennen ge-
lernt haben . Die Hottentotten eignen sich mit Leichtigkeit fremde
Sprachen an , sind auch Schöpfer feiner Skulpturen und zeichnen
sich durch Erzählertalent und Phantasie aus , die sich besonders
in den uns überlieferten Sagen und Märchen offenbart . Vor allem
lassen die Tierfabeln , die unseren Erzählungen von Reineke-Fuchs
sehr ähnlich sind , eine reiche Phantasie und feine Charakteristik
erkennen . In diesen Tierfabeln wird von der Überlistung des Löwen
und anderer großer Tiere durch den Schakal , der statt des Fuchses
die Hauptrolle spielt , von der Plumpheit des Elefanten und der
Schlauheit des Pavians erzählt und dabei scharfe Beobachtungsgabe
und praktische Weisheit an den Tag gelegt . Es spricht sich in
diesen Dichtungen ein starkes Selbstbewußtsein des Hottentotten
aus , denn im Schakal zeichnet er keinen andern als sich selbst , in
den von diesem überlisteten Tieren aber seine Unterdrücker , die
Glieder der weißen Rasse , nicht zuletzt den Buren , sogar seine
Wohltäter , die Missionare .
Die Hottentotten haben infolge ihrer wandernden Lebensweise
keine hochentwickelte Industrie , aber sie verstehen die Töpferei ,
Schmiedekunst , die Herstellung der Binsenmatten zur Bedeckung
ihrer Hütten und sind in der Bearbeitung des Leders erfahren .
Sie fertigen aus Ton Schüsseln und Töpfe meist in Form breit-
bauchiger Urnen mit schmalem Boden , kaum faustgroßer Öffnung
und zwei Ösen für die Aufhängeschnur . Sie stellen diese Geräte
aus freier Hand her , schnitzen solche auch aus Holz , ebenso Löffel
aus Schildkrötenschalen , Ochsenhörnern und Muscheln und fertigen
Messer aus Eisen , das sie wie alle Afrikaner auch zu schmelzen
verstehen . Die Felle werden im frischen Zustand mit Fett und
Kuhmist eingerieben und mit dem Wurfstock geschlagen ; sie be-
halten die Haare und werden weich und dauerhaft .
In der Beurteilung des Charakters der Hottentotten gehen die
Ansichten der Beobachter teilweise auseinander . Während die einen
ihnen Großmannssucht , Wankelmut , Lügenhaftigkeit und Hang zum
Stehlen nachsagen , rühmen die andern , namentlich ältere Beobachter ,
ihre Ehrlichkeit und Treue , die sie besonders im Dienste anderer ,
als Knechte und Soldaten , bewiesen haben sollen ; während die einen
ihre Sinnlichkeit tadeln , loben andere ihren sittenstrengen Wandel ,
5*
namentlich vor ihrer Berührung mit den Europäern , Darin aber
sind alle einig , daß den Hottentotten persönlicher Mut nicht ab-
zusprechen ist , daß sie gastfreundlich sind und stets bereit , den
Bedrückten und Hilfsbedürftigen beizustehen . Freilich sind sie sehr
faul und träge , sehen in geregelter Tätigkeit eine Last und ver-
stehen sich zur Arbeit eigentlich nur , wenn die Not sie dazu treibt .
Wie andere afrikanische Naturvölker haben sie ein sanguinisches
Temperament , denken nicht an die Zukunft , sind leichtsinnig , meist
heiterer Laune und lieben Geselligkeit , Tanz und Schmauserei . Um
eine Zeitrechnung machen sie sich geringe Sorge , und einen um
mehrere Jahre zurückliegenden Zeitpunkt bestimmen sie schätzungs-
weise nach anderen ihnen wichtig erscheinenden Ereignissen . In
einer Hinsicht aber können sie selbst dem gebildeten Europäer als
Muster dienen , in der Achtung vor den natürlichen Autoritäten .
Eltern und Großeltern wird die größte Ehrfurcht entgegengebracht ,
und selbst der heidnische Hottentotte hält das vierte Gebot hoch .
In der Familie herrscht ein ausgeprägter Sinn für Rangordnung .
Jüngere Geschwister sind gegen ältere ehrerbietig und bescheiden ,
und es ist durchaus gegen die gute Sitte , sie , besonders aber den
Erstgeborenen , mit Vornamen anzureden . Die Frau ist die Herrin
des Hauses und wird von allen Familiengliedern als solche respektiert ,
selbst vom Manne , der beispielsweise von den Vorräten des Hauses
nichts nimmt , ohne die Frau darum zu bitten .
Die Ehe wird durch Ankauf eines Mädchens geschlossen und
zwar auf Veranlassung der Eltern und meist schon in sehr früher
Jugend der Braut . Der gute Ton erfordert , daß man von Seiten
der letzteren den Antrag zunächst ablehnt und sich erst nach langem
Hin- und Herreden erweichen läßt . Heiraten unter nahen Ver-
wandten , selbst unter Geschwisterkindern , sind nicht gestattet . Am
Hochzeitstage bringen die jungen Eheleute und zwar jeder der beiden
Teile für sich der Schwiegermutter als Geschenk eine Kuh , die
sogenannte Abakuh , zum Danke dafür , daß sie einst die Geliebte ,
beziehungsweise den Geliebten , im Abafell getragen hat . Für das
Wohlergehen eines Stammes ist die Geburt eines Knaben nach
Ansicht der Hottentotten wertvoller als die eines Mädchens , weil
die Männer in erster Linie berufen sind , die Viehherden , deren Kopf-
zahl der einzige Maßstab für Macht und Ansehen eines Volkes ist ,
zu verteidigen und für ihre Vermehrung Sorge zu tragen . Darum
schlachtet der wohlhabende Hottentotte bei Geburt eines Knaben
einige Rinder ; ist es ein Mädchen , nur Schafe oder gar nichts .
Kranke Kinder oder eins von Zwillingen auszusetzen , war bei den
Hottentotten vielfach Brauch ; daneben findet man aber auch große
Liebe zu den Kindern . Neugeborene werden mit Schaffett ein-
gerieben und von der Mutter im Lammfell oder in einem Fell aus
Kuhhaut auf dem Rücken getragen . Auch später , wenn sie schon
gehen können , werden die Kinder fleißig mit Butter eingerieben ,
um sie gegen die Sonnenstrahlen zu schützen , abends aber , wenn
es irgend möglich ist , wieder abgewaschen , denn die Nama sind
nicht so wasserscheu wie viele andere Naturvölker . Schon von
klein auf wird das Kind angewiesen , sich in der Natur selbständig
zurechtzufinden , Zwiebeln und Wurzeln zu graben und Mäuse zu
fangen . Ihr Verlangen nach Süßigkeit befriedigen Hottentotten-
kinder durch den Honig wilder Bienen . Wo dieser fehlt , fangen
sie blumenbesuchende Fliegen , töten sie und saugen deren Honig-
magen aus . Arme Knaben verdingen sich gern als Ziegenhirten
und lernen dann auch den Genuß der Milch kennen , die sie sich
in den Mund melken . Ihr Spielzeug machen sich die Kinder selbst ,
indem sie aus Lehm allerlei Figuren , Menschen , Tiere , Wagen-
gespanne und anderes mehr formen und im Feuer brennen , um dem
Spielzeug Härte und Farbe zu geben . Junge Knaben müssen sich
zeitig im Spursuchen , im Springen und Laufen unter den Herden ,
vor allem im Zureiten junger Ochsen üben ; Mädchen werden in den
häuslichen Beschäftigungen unterwiesen .
In der Heilkunst legen die Hottentotten großen Wert auf
Blutentziehung . Das Schröpfen und Aderlassen mit vorherigem
Abbinden wenden sie gern und viel an ; und wo in stehenden Ge-
wässern , Tümpeln usw. , Blutegel sich aufhalten , da benutzen sie die
Gelegenheit , stellen sich ins Wasser und überlassen den Blutegeln
die Aufgabe der Blutentziehung . Bei Verrenkungen wenden sie
Einreibungen mit Fett und Massage an ; innerlich gebrauchen sie
Pflanzenstoffe , namentlich solche , die als abführende Mittel dienen .
Bei schweren inneren Erkrankungen muß der Zauberarzt helfen .
Dem Tode sieht der Hottentotte mit Gleichmut entgegen . Die Leiche
wird mit dem Blut eines geschlachteten Bockes besprengt und zu ihrer
Entfernung aus der Hütte ein besonderer Ausgang hergestellt . Man
näht sie in Felle und legt sie mit dem Kopfende nach Westen in
eine Grube , die mit Erde , Buschwerk und Steinen gefüllt wird ,
damit kein Schakal und keine Hyäne sie aufscharren kann . Am
Kopfende des Grabes stellt man einen Stein oder das Gehörn einer
Antilope auf .
Die Verehrung eines höchsten Wesens war bei den Hottentotten
stets vorhanden ; daneben kam Mond- , Stern- und Tierkultus vor ,
der in Gebet und Opfer bestand . Heut sind die meisten Hottentotten
Christen , wie schon die biblischen Ortsnamen im Großnamalande ,
Gibeon , Bethanien , Bersaba , erkennen lassen . Um die Bekehrung
der Hottentotten hat sich besonders die Barmer Missionsgesellschaft
große Verdienste erworben .
Die politische Organisation war unter den Hottentotten immer
nur lose . Jeder Stamm hat zwar einen eigenen Häuptling , aber
zu größeren Verbänden ist es bei ihnen nicht gekommen . Zuzeiten
haben einzelne Häuptlinge wohl auch größere Scharen um sich
gesammelt , und unter ihnen sind besonders zwei , Jager Afrikaaner
und Hendrik Witbooi , zu nennen . Jener sammelte zu Anfang des
19. Jahrhunderts viele Hottentotten des Kaplandes und überschritt
mit ihnen den Orangefluß . Er hatte im Dienste eines Buren ge-
standen , eines grausamen Herrn , den er ermordete und seines Viehes
beraubte . Sein Sohn Jonker Afrikaaner führte die Hottentotten
gegen die Hereros . Beide Völker , die gelbe und die schwarze
Rasse , lagen seit alters in Streit . Die Hereros , die auf ständige
Vermehrung ihres Viehreichtums bedacht waren , wurden durch
fortwährende Raubzüge der Hottentotten beunruhigt . Aber Jonkers
Kriegszug mißglückte , und sein Reich wurde durch die Hereros
zertrümmert . Seitdem sind die Nama immer mehr verarmt , sodaß
sie sich durch Arbeit bei den Weißen ihr Brot suchen mußten .
Ihr Land ist an sich arm , der Pflanzenwuchs infolge des regen-
armen Klimas spärlich , und diejenigen Hottentotten , die selber
noch Vieh halten , sind zu fortwährender Wanderung gezwungen ,
um neue Weideplätze und Tränken aufzusuchen . Durch künstliche
Erschließung des Grundwassers und Anlegung von Brunnen könnten
fleißige Siedler wohl ein besseres Weideland schaffen , aber damit
ist bei der ausgesprochenen Trägheit der Hottentotten nicht zu
rechnen . Seit sie aus reicheren Gebieten in ihre jetzigen armen
Wohnsitze gedrängt sind , scheint ihre Trägheit noch gewachsen zu
sein , sodaß sie durch Sammeltätigkeit , Bettelei , Jagd und Raub
zumeist ihr Dasein fristen . Durch ihre Raubzüge hatten auch in
neuerer Zeit besonders die Hereros zu leiden , und die Feindschaft
zwischen beiden Völkern war zu Beginn der deutschen Herrschaft
aufs höchste gestiegen . Die Räubereien der Hottentotten unter
ihrem kühnen Führer Hendrik Witbooi hatten einen bedrohlichen
Umfang angenommen . Hendrik , der Sohn von Moses Witbooi , war
ein begabter Hottentotte , der seine Stellung als Schullehrer auf-
gegeben hatte , um einer angeblich göttlichen Mission zu folgen und
sein Volk zum Siege gegen die Hereros zu führen . 600 mit modernen
Gewehren versehene und gut berittene Krieger scharten sich um
ihn und machten das Schutzgebiet unsicher ; sie wurden nicht bloß
den Hereros als Viehräuber gefährlich , sondern fügten auch den
weißen Ansiedlern durch Überfälle von Karawanen und Stationen
großen Schaden zu und lehnten die Aufforderung sich zu unter-
werfen mit Rücksicht auf die geringe Macht der damals im Ent-
stehen begriffenen deutschen Schutztruppe ab . In einem 1 1/2 Jahre
dauernden Kriege wurden sie aber gänzlich unterworfen und Hen-
drik Witbooi zur bedingungslosen Ergebung gezwungen . Er wurde ,
weil er bei seinem Volke als Prophet in hohem Ansehen stand und
großen Anhang besaß , von dem Führer der deutschen Schutztruppe ,
dem Major Leutwein , begnadigt und versprach Gehorsam , hat sein
Versprechen auch 10 Jahre lang gehalten und die deutsche Truppe
mit seinen Leuten tatkräftig unterstützt , bis er später während
des großen , fast das gesamte Schutzgebiet umfassenden Aufstandes
zum Abfall sich bewogen fand .
Die letzten großen Unruhen von 1903–1907 begannen mit
der Auflehnung der im äußersten Süden der Kolonie ansässigen
Bondelzwaarts-Hottentotten . Während der größte Teil der Schutz-
truppe gegen sie ins Feld zog , benutzten die im nördlichen Teil
des Schutzgebietes wohnhaften Hereros den günstigen Augenblick
zu einem von langer Hand vorbereiteten , aber streng geheim-
gehaltenen Aufstand , der sich zum opfervollsten Kolonialkrieg ent-
wickelte , den Deutschland bisher geführt hat , und mit der Ver-
nichtung der Hereros endete . Nach ihrer Unterwerfung brach der
Aufstand im Süden unter Marengo aus , und als darauf die Witbooi-
leute von der Schutztruppe desertierten und sich ihm anschlossen ,
ja Hendrik Witbooi selbst zu den Waffen griff und in einem regel-
rechten Fehdebrief der deutschen Regierung den Krieg erklärte ,
stand das ganze Namaland in hellem Aufstand gegen die deutsche
Herrschaft . Auch dieser wurde niedergeschlagen ; und Hendrik
Witbooi starb an den im Kampfe erhaltenen Wunden , während
Marengo in einem Grenzgefecht mit der Kappolizei getötet wurde .
Am 1. April 1907 wurde der Friedenszustand verkündet . Jetzt
sind nur noch kleine Banden der Hottentotten unter Simon Copper
aufsässig , aber in die Kalahari , die Wüste im Osten unseres Schutz-
gebietes , gedrängt , von wo aus sie noch vor kurzem einen neuen
Einfall versuchten .
So haben die Hottentotten sich in fortwährenden Kämpfen
unter sich , mit Buschmännern , Hereros und Ovambos , mit Buren
und den deutschen Truppen immer mehr aufgerieben und im Kriege
mit der deutschen Herrschaft ihre Selbständigkeit ganz verloren .
Reine Hottentotten zählt unser Schutzgebiet vielleicht noch 14000 ,
und wenn es nicht gelingt , sie in den ihnen zugewiesenen Gebieten
zu geregelter Tätigkeit zu erziehen , so werden sie über kurz oder
lang in den sie umgebenden Völkern aufgegangen sein und als
Rasse zu bestehen aufgehört haben , höchstens noch in ihren Misch-
lingen fortleben .
Inhalt .
Seite
Menschenrassen 5
1. Der Kaukasier 8
2. Der Mongole 10
3 . Der Neger 11
4 . Der Australier 13
5 . Der Amerikaner 14
Völkertypen :
Japaner 18
Beduinen 28
Patagonier 40
Sioux 48
Hottentotten 59
Inhalt 73
Sachregister 75
Sachregister .
Die beigesetzten Ziffern bezeichnen die Seiten .
A.
Abakuh 68.
Abessinier 9.
Afrika 5.
Afrikaaner 60.
Afrikaner 67.
Ägypten 9.
Ainos 18.
Algerien 9.
Amerika 5. 17.
Amerikaner 7. 8. 14. 16.
Amu 9.
Appalachen 15.
Araber 9.
Arabien 37.
Arier 9.
Armenier 10.
Asien 5. 11.
Assagai 65.
Äthiopier 9. 11.
Australien 5. 11. 17.
Australier 8. 18.
Azteken 15.
B.
Bagdad 28.
Bantuneger 11. 12.
Bantustämme 60. 65. 66.
Basra 28.
Bastards 59.
Beduinen 28 u. f.
— Beschäftigung 32.
— Blutrache 35 .
— Ehe 36.
— Erziehung 37.
— Familienleben 31.
— Geistige Eigenschaf-
ten 36.
— Geschichte 38.
— Industrie 34.
— Jagd 34.
— Kleidung 29.
— Körperbau 28.
— Nahrung 30.
— Regierungsform 28.
— Religion 37.
— Sitten 35.
— Schmuck 30.
— Viehzucht 32.
— Wohnsitze 28.
— Wohnung 31.
Berber 9.
Bersaba 69.
Bethanien 63. 69.
Blumenbach 7.
Bola 42. 43.
Bondelzwaarts 60. 71.
Botokuden 15.
Buddhaismus 26.
Bulgaren 10.
Buren 59. 61. 67.
Büschelhaarige 7.
Buschmänner 60. 61. 71.
C.
Cariben 15.
Chinesen 10. 11. 17.
Clans 54.
Custer 58.
D.
Dacha 64.
Dakota 49.
Damaskus 28.
Dankeli 9.
Dattelpalme 31.
Delawaren 15.
Deutsche 10. 16.
Deutsch - Südwestafrika
59.
Dinkaneger 11.
Dornbaum 62.
Drawidas 10.
E.
Emir 28.
Engländer 10. 16. 17.
Eskimos 11.
Esthen 11.
Euphrat 9.
Europa 5. 11.
Europäer 8.
F.
Feuerländer 15.
Finnen 11.
Franzfontain 60.
Franzmannhottentotten
60.
Franzosen 10. 16 .
G.
Galla 9.
Gaucho 48. 44.
Geeschas 21.
Geneigtzahnige 6.
Germanen 8. 10. 17.
Gesichtswinkel 8. 11.
Gibeon 69.
Gohei 26.
Großnamaland 59.
Guanako 41.
H.
Haleb 28.
Hamiten 9. 13. 59.
Harakiri 23.
Hebräer 9.
Hendrik Witbooi 70. 71.
Herero 60. 64. 70. 71.
Hondo 18.
Hottentotten 13. 59 u. f.
— Beschäftigung 63.
— Charakter 66.
— Dichtkunst 65. 66 .
— Ehe 64.
— Erziehung 67. 68.
— Familienleben 67.
— Geist . Befähigung 65.
— Geschichte 69.
— Genußmittel 64.
— Heilkunst 68.
— Industrie 66.
— Jagd 63.
— Kleidung 61.
— Körperbau 60.
— Kunst 65.
— Mission 68.
— Musikinstrumente 65.
— Nahrung 64.
— Organisation 68.
— Rasse 60.
— Religion 68.
— Schmuck 62.
— Sprache 65.
— Stämme 60 .
Hottentotten Tempera-
ment 66. 67.
— Totenbestattung 68.
— Viehzucht 64.
— Waffen 64.
— Wanderungen 63.
— Wohngebiet 59.
— Wohnung 62.
Huronen 15.
I.
Imam 28.
Imoscharh 9.
Inder 10.
Indianer 14.
Indogermanen 9.
Inkas 15.
Iranier 10.
Irokesen 15.
Islam 37. 38.
Italiener 10. 16.
J.
Jager Afrikaaner 60. 70.
Jakuten 11.
Japaner 11. 18 u. f.
— Ackerbau 24.
— Beschäftigung 24.
— Familienleben 23.
— Gesetze 23.
— Geschichte 26. 27.
— Geist . Eigenschaften
23.
— Industrie 25.
— Kleidung 19.
— Körperbau 18.
— Land 18.
— Nahrung 20.
— Religion 26.
— Schulen 23.
— Temperament 22.
— Verkehr 25.
— Viehzucht 24.
— Waffen 24.
— Wohnung 21.
Japhetiten 9 .
Jesso 18.
Jonker Afrikaaner 70.
Juden 9.
K.
Kaaba 37.
Kabylen 9.
Kadi 36.
Kaffern 13. 61.
Kalahari 71.
Kalmücken 11.
Kami 26.
Kaokofeld 60.
Karoß 61.
Kaukasier 7. 8.
Kelten 10.
Kirgisen 11.
Kiuschiu 18.
Koikoin 66.
Konfutse 26.
Kopten 9.
Koran 37. 38.
Korea 18.
Koreaner 11.
Koreischiten 37.
Kral 63.
Kurden 10.
Kuruma 25.
Kurzschädel 6.
L.
Langschädel 6.
Lappen 11.
Lasso 42. 43. 53.
Leggings 52.
Letten 10.
Leutwein 71.
Litauer 10.
Liven 11.
Lockenhaarige 7. 8.
M.
Magyaren . 11.
Malaien 7. 11. 14. 16.
18 .
Mandschu 11.
Marengo 71.
Medina 38.
Mekka 37.
Menschenrassen 5.
Mestizen 16.
Meteoriten 37.
Mexikaner 15.
Mikado 26.
Mischlinge 16. 59.
Mittelländer 8. 17.
Mohikaner 15.
Mokassins 52.
Mongolen 7. 8. 10. 13.
16. 17.
Mongolenfalte 10.
Moses Witbooi 70.
Moslemin 38.
Muhamed 37.
Mulatten 16.
Muselmänner 38.
N.
Nadowessier 49.
Nadowessioux 49.
Nama 59 u. f.
Namib 60.
Nandu 44.
Neger 6. 7 . 8. 11. 16.
17. 59.
Nabier 9.
O.
Orangefluß 59. 70.
Ostjaken 11.
Ovambos 71.
P.
Patagón 41.
Patagonier 15. 40 u. f.
— Blutrache 46.
— Charakter 46 .
— Ehe 46.
— Feierlichkeiten 46 .
Patagonier Fischfang 45.
— Gebiet 40.
— Haustiere 44.
— Jagd 43.
— Kleidung 41.
— Körperbau 40.
— Lebensweise 45.
— Nahrung 44.
— Rasse 40.
— Regierungsform 45.
— Religion 46.
— Schmuck 41.
— Tätowierung 42.
— Totenbestattung 46.
— Viehzucht 44.
— Waffen 42.
— Wohnung 45.
Pazifikbahn 58.
Peruaner 15.
Pfefferköpfe 61.
Polen 10.
Polynesien 17.
Pontoks 63.
Portugiesen 10.
Q
Quarterones 16.
Quinterones 16.
R.
Rassen 5.
Rassentemperamente 15.
Ratsfeuer 49.
Rehoboth 59.
Reservationen 57.
Riukiuinseln 18.
Romanen 10. 17.
Russen 10.
S.
Sachalin 18.
Saki 21.
Samojeden 11.
Schamane 55 .
Scheich 28.
Scherif 28.
Schikoku 18.
Schintoismus 26.
Schlichthaarige 6.
Sclaven 10. 17.
Sclovaken 10.
Sclovenen 10.
Semiten 9.
Senkrechtzahnige 6.
Serben 10.
Simon Copper 71.
Simon-Copperleute 60.
Sioux 15. 48 u. f.
— Charakter 56.
— Feierlichkeiten 57.
— Geheimbünde 54.
— Geschichte 28.
— Häuptlingswesen 55.
— Industrie 50.
— Jagd 49.
— Kleidung 52.
— Kulturgemeinschaft
49.
— Kultus 55.
— Land 48.
— Lederbearbeitung 51.
— Männergesellschaften
54.
— Rasse 48.
— Religion 54.
— Schmuck 52.
— Sippenwesen 54.
— Totenbestattung 54.
— Volksversammlungen
56.
— Waffen 53.
— Wohnsitze 49.
— Wohnung 50 .
— Zahl 58.
— Zauberhandlungen
55.
Sir 9.
Sitting Bull 58.
Skalp 53.
Skandinavier 10 .
Somali 9.
Spanier 10.
Straffhaarige 7.
Südafrika 11.
Sudanneger 12.
Sultan 28.
Sunniten 37.
T.
Tataren 11.
Teda 9.
Tehueltsche 40 u. f.
Tercerones 16.
Tibbu 9.
Tibetaner 11.
Tigris 9 .
Tokio 27.
Tolderinos 45.
Toldo 45.
Tomahawk 53.
Topnaars 59.
Totem 54.
Tschechen 10.
Tuaregs 9.
Tungusen 11.
Tunis 9.
Turktataren 11.
V.
Veldschoendragers 60.
Vereinigte Staaten 6.
Vließhaarige 7 .
W.
Walfischbai 60.
Wenden 10.
Wigwam 53.
Witboois 60.
Wollhaarige 6.
Y.
Yellowstone-National-
park 58.
Z.
Zambos 16.
Zesfontein 60.
Zwartboois 60 .
Leipziger Schulbilder-Verlag von F. E. Wachsmuth , Leipzig .
Künstlerischer Wandschmuck
für Schule und Haus .
Das heilige Abendmahl , da Vinci à M. 6.—Schäfers Sonntagslied , nach dem
dto. Luxusausgabe . . . Ü ü10 ,—Gedicht von Uhlaud . à M.6 ,—
Die Sixtinische Madonna . .3 ,—dto . Luxusausgabe . . . itit10 ,—
dto. Luxusausgabe . . . * it H6 .- Die Auswanderer , nach dem Ge¬
Chriemhild an der Leiche Sieg¬dicht von Freiligrathita6 .—
frieds it H5.50 dto. Luxusausgabe ( Gra¬
dto. Luxusausgabe . . .n it10 .—vüre " ) ait12 ,—
Friedrich der Große nach derDas Schloß Boncourt , nach dem
Schlacht bei Kollina a4 —Gedicht von Chamissoita5 ,—
dto. Luxusausgabe . . .a a8 .— Die Kapelle , nach dem Gedicht
Bismarck und Napoleon beivon Uhland .... fta5 ,—
Donchéry .... it ü 4.50 Ein süßer Trost , nach Schillers
dto. Luxusausgabe . . . it it 6.—Glocke ait5 ,—
Luther auf dem Reichstage zudto . Luxusausgabe . . . aa8 .—
Worms Tt it6 ,— Der Postillon , nach dem Ge¬
dto . Luxusausgabe . . . it '510 ,—dicht von Lenau . . aa6 .—
Chiemseelandschaft . . . . it it4 ,—dto . Luxusausgabe . . . aa8 ,—
dto. Luxusausgabe . . . it ü6 ,—Volksopfer 1813 na10 ,—
Buchenwald auf Rügen . . . Ii it6 ,—Jahreszeiten : Frühling , Sommer ,
dto. Luxusausgabe . . . ü it 10.—Herbst , Winter . . ita5 ,—
Sonnenuntergang am HorstseeTageszeiten : Morgen , Mittag ,
bei Hubertusburg . . ü it4 ,—Abend , Nacht . . . ita5 ,—
dto. Luxusausgabe . . . li ü6 ,— Aus Deutschlands Kolonien ,
König Albert von Sachsen . . it Ii5 ,—Luxusausgabe Nr. I ,
dto. Luxusausgabe . . . ü ii10 .-II , III , IV , V , VI ,
Beutespähende Löwen . . . it it6 .—vir , vin , ix , X . ita5 ,—
dto. Luxusausgabe . . . ü ü12 ,—Neapel ; Venedig aa5 .—
Napoleon 1 ü it7 ,—Frühling am Gardasee ( Torbole ) aa5 ,—
dto. Luxusausgabe .... . it it12 .— Der Alchimist ... ...a5 ,—
Luther im Kreise seiner Familieii 5.50Bürgerliches Wohnzimmer . .a5 ,—
dto. Luxusausgabe . . . ii ü12 ,—Schwedische Seelandschaft , I ,
Hjörring-Fjord in Norwegenit ii4 — II , III , IV , V , VI .2 ,—
dto. Luxusausgabe . . . it it9 ,-Kiefernwald auf Rügen . . .y,6 ,—
Beethoven-Statue it it6 ,—dto . Luxusausgabe . . . ait10 .—
dto. Luxusausgabe . . .12 .— Der verlorene Sohn , Luxus¬
Kaiserproklamation zuVersaillesn n4 .—ausgabe 20.-
Portrait Kaiser Wilhelm II. mit0 Täler weit o Höhen . . .6 .—
Faksimile . . . . Y > >53 .— Unser täglich Brot gib uns heute10 ,—
Portrait Schillers . . . . it Ì " )3 ,—Goethes Arbeitszimmer . . .20 .—
Portrait Goethe ; Bismarck ; Des Sängers Fluch , nach dem
Luther it fte —Gedicht von Uhland . aa8 .—
Text zu den ersten neun Bildern M. —.40
Text zu den Illustrationen deutscher Gedichte . . . „ —.90
Text zu Goethes Arbeitszimmer „ — .40
Leipziger Schulbilder-Verlag von F. E. Wachsmuth , Leipzig .
Im „ Leipziger Schulbilder-Verlag " sind außerdem noch folgende Verlags-lb /> werke erschienen :
1. Kulturgeschichtliche Bilder ... 24 Tafeln à Mk. 2.60
2. Alte Geschichte . 11 Tafeln . . . „ „ 2.80
3. Weltgeschichte 4 „ ... „ „ 3.—
4. Biblische Anschauungsbilder zum Neuen Testament . 3 Serien
à 5 Blatt , pro Blatt . . . „ „ 1.40
5. Vaterländische Denkmäler und Bauwerke . 6 Tafeln ... „ „ 1.40
6. Brustbilder berühmter Männer und Frauen . 13 Tafeln ... „ „ 1.—
7. Zootomische Tafeln . 12 Tafeln ... „ „ 0.80
8. Ausländische Kulturpflanzen . 14 Tafeln ... „ „ 2.—
9. Deutschlands Kolonien . 11 Tafeln ... „ „ 3.—
10. Geographische Charakterbilder aus Österreich . 27 Blatt ... „ „ 3.—
11. Geographische Bilder aus Rußland . 27 Stück ... „ „ 2.—
12. Kulturgeschichtliche Bilder aus Österreich . 19 Blatt ... 3.20
13. Wandtafeln zur mathem. Geographie . 5 Tafeln ... „ „ 140
14. Völkertypen . 10 Tafeln ... „ „ 2.—
15 . Die Menschenrassen. 1 Tafel ... „ „ 1.80
16. Geographisch-statistische Tafeln . 5 Tafeln ... „ „ 0.60
17. Das Rind ... „ „ 0.80
18. Nährwert der Nahrungsmittel . 2 Tafeln ... „ „ 0.80
19. Bucacz , Vier Jahreszeiten . 4 Tafeln ... „ „ 2.60
20. Schweißinger , Vier Jahreszeiten . 4 Tafeln ... „ „ 1.40
21. Lohmeyer , Wandbilder für den geschieht . Unterricht . 24 Tafeln „ „ 3.—
22. Kulturgeschichtliche Bilder aus Rußland . 51 Blatt ... „ „ 3.—
23. Weltwirtschaftsbilder. 5 Blatt ... „ „ 3.—
24. Baur , Anatomische Tafeln . 7 Tafeln ... „ „ 1.40
25 Baur , Erste Hilfe bei Unglücksfällen . 6 Tafeln ... „ „ 1.40
26. Baur , Hygienische Wandtafeln . 3 Tafeln ... „ „ 1.40
27. Der sächsische Fürstenzug am Königlichen Schlosse zu Dresden .
7 Lieferungen ... „ „ 2.—
28. Maße und Gewichte ... „ „ 2.—
29. Bilderhaken das Paar ... „ „ 0.30
30. Bilderhalter ... à „ 2.
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32. Lesemaschinen mit Buchstaben ... „ „ 36.
33. Zoologischer Atlas . 89 Tafeln ... „ „ 1-40
34. Zoologische zootomische Tafeln. 5 Tafeln . . . „ „ 1-40
35. Tierbilder . 18 Tafeln ... „ „ 1-40
36. Geographische Charakterbilder . 62 Tafeln ... „ „ 140
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