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[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.

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Kurzweiliger
genommen/ wuste dahero nicht/ an
was ich mich halten und befriedigen
solle/ dann es ist gewiß/ daß sie mir in die
zwanzig-tausend Ducaten werth ge-
stohlen und abgenohmmen haben.
Hingegen ließe mir die Bettlerin oder
vielmehr die verfluchte Spitzbübin die
vier unerzogene Kinder über dem Hal-
se sitzen/ und ich konte keinen Raht
schaffen/ dieselben zu ernähren/ zu-
malen ich selber schwanger gienge und
voll Noht und Elend stackte.

Dazumal fienge ich erst an zu be-
trachten alle Wort und Reden/ wel-
che sie gegen mir in währender Zeit
ausgegoßen/ und fande/ daß gar viel
Verblendungen in denselben verbor-
gen gelegen. Jch merkte auch schon
lange/ daß mein Liebster allerley Ur-
sachen gesuchet/ meine Lieb in einen
Haß zu verwandeln aber meine Gut-
willigkeit wuste sich aus allen Ein-
würffen und vorfallenden Ungelegen-
heiten mit aller Bescheidenheit her-
aus zu wickeln. Es giengen nicht
drey Tage ins Land/ als diese Ge-
schicht die ganze Welt ausgeloffen/

und

Kurzweiliger
genommen/ wuſte dahero nicht/ an
was ich mich halten und befriedigen
ſolle/ dann es iſt gewiß/ daß ſie mir in die
zwanzig-tauſend Ducaten werth ge-
ſtohlen und abgenohm̃en haben.
Hingegen ließe mir die Bettlerin oder
vielmehr die verfluchte Spitzbuͤbin die
vier unerzogene Kinder uͤber dem Hal-
ſe ſitzen/ und ich konte keinen Raht
ſchaffen/ dieſelben zu ernaͤhren/ zu-
malen ich ſelber ſchwanger gienge und
voll Noht und Elend ſtackte.

Dazumal fienge ich erſt an zu be-
trachten alle Wort und Reden/ wel-
che ſie gegen mir in waͤhrender Zeit
ausgegoßen/ und fande/ daß gar viel
Verblendungen in denſelben verbor-
gen gelegen. Jch merkte auch ſchon
lange/ daß mein Liebſter allerley Ur-
ſachen geſuchet/ meine Lieb in einen
Haß zu verwandeln aber meine Gut-
willigkeit wuſte ſich aus allen Ein-
wuͤrffen und vorfallenden Ungelegen-
heiten mit aller Beſcheidenheit her-
aus zu wickeln. Es giengen nicht
drey Tage ins Land/ als dieſe Ge-
ſchicht die ganze Welt ausgeloffen/

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[36/0044] Kurzweiliger genommen/ wuſte dahero nicht/ an was ich mich halten und befriedigen ſolle/ dann es iſt gewiß/ daß ſie mir in die zwanzig-tauſend Ducaten werth ge- ſtohlen und abgenohm̃en haben. Hingegen ließe mir die Bettlerin oder vielmehr die verfluchte Spitzbuͤbin die vier unerzogene Kinder uͤber dem Hal- ſe ſitzen/ und ich konte keinen Raht ſchaffen/ dieſelben zu ernaͤhren/ zu- malen ich ſelber ſchwanger gienge und voll Noht und Elend ſtackte. Dazumal fienge ich erſt an zu be- trachten alle Wort und Reden/ wel- che ſie gegen mir in waͤhrender Zeit ausgegoßen/ und fande/ daß gar viel Verblendungen in denſelben verbor- gen gelegen. Jch merkte auch ſchon lange/ daß mein Liebſter allerley Ur- ſachen geſuchet/ meine Lieb in einen Haß zu verwandeln aber meine Gut- willigkeit wuſte ſich aus allen Ein- wuͤrffen und vorfallenden Ungelegen- heiten mit aller Beſcheidenheit her- aus zu wickeln. Es giengen nicht drey Tage ins Land/ als dieſe Ge- ſchicht die ganze Welt ausgeloffen/ und

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Zitationshilfe: [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/44>, abgerufen am 29.03.2024.