Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Berlin, Rudolf: Eine besondere Art der Wortblindheit (Dyslexie). Wiesbaden, 1887.

Bild:
<< vorherige Seite

tiger Lähmung, weder im Gesicht noch an den Extremi-
täten. Er kann, wenn auch mit Mühe, selbst Urin lassen;
derselbe ist spärlich, sehr concentrirt und eiweishaltig;
abendliche Fiebererscheinungen. Nach 5--6 Tagen können
wieder einzelne Worte, wie "ja" und "nein" gesprochen
werden."

Am 28. December wird der Kranke in das Catharinen-
hospital verbracht, der damals aufgenommene Status
präsens erweist Folgendes: Facialis nicht gelähmt; Zungen-
spitze weicht nach rechts ab; durch Zeichen kann Patient
sich einigermassen verständlich machen, scheint das Ge-
sprochene auch zu verstehen. Sensibilität und Beweglich-
keit der Extremitäten beiderseits abgeschwächt, jedoch
nicht aufgehoben. An der Herzspitze systolisches und
diastolisches Geräusch, zweiter Pulmonalaterienton ver-
stärkt; auf der Lunge grossblasiges starkes Rasseln.

5. I. 86. Patient nicht bei Bewusstsein, sehr un-
ruhig, stöhnt und schreit viel.

9. I. Ausgeprägtes Cheyne-Stokes'sches Phänomen;
Athempausen von 10--20 Secunden. Abends ist das
Phänomen verschwunden.

10. I. erfolgte der Tod.

Section 11. I. durch Herrn Dr. Rembold, welchem
ich die Mittheilung des Protocolls und den Schluss der
Krankengeschichte verdanke; das Gehirn habe ich selbst
mit untersucht. Ich gebe den Sectionsbefund in Extenso:

Herz in allen Theilen, namentlich aber in seiner
linken Hälfte stark vergrössert; Herzkammern erweitert,
Wandungen verdickt, Herzfleisch blass und brüchig;
Mitralis am Rande verdickt, Coronararterien atheromatös,
Aorta ascendens fleckig.

In der rechten Pleurahöhle Fibringerinsel, seröser
Erguss.

Rechte Lunge: Unterlappen schlaff, luftleer; Schnitt-
fläche dunkelroth; auf Druck fliesst eine trübe, braun-
rothe, schaumlose Flüssigkeit ab.

tiger Lähmung, weder im Gesicht noch an den Extremi-
täten. Er kann, wenn auch mit Mühe, selbst Urin lassen;
derselbe ist spärlich, sehr concentrirt und eiweishaltig;
abendliche Fiebererscheinungen. Nach 5—6 Tagen können
wieder einzelne Worte, wie „ja“ und „nein“ gesprochen
werden.“

Am 28. December wird der Kranke in das Catharinen-
hospital verbracht, der damals aufgenommene Status
präsens erweist Folgendes: Facialis nicht gelähmt; Zungen-
spitze weicht nach rechts ab; durch Zeichen kann Patient
sich einigermassen verständlich machen, scheint das Ge-
sprochene auch zu verstehen. Sensibilität und Beweglich-
keit der Extremitäten beiderseits abgeschwächt, jedoch
nicht aufgehoben. An der Herzspitze systolisches und
diastolisches Geräusch, zweiter Pulmonalaterienton ver-
stärkt; auf der Lunge grossblasiges starkes Rasseln.

5. I. 86. Patient nicht bei Bewusstsein, sehr un-
ruhig, stöhnt und schreit viel.

9. I. Ausgeprägtes Cheyne-Stokes’sches Phänomen;
Athempausen von 10—20 Secunden. Abends ist das
Phänomen verschwunden.

10. I. erfolgte der Tod.

Section 11. I. durch Herrn Dr. Rembold, welchem
ich die Mittheilung des Protocolls und den Schluss der
Krankengeschichte verdanke; das Gehirn habe ich selbst
mit untersucht. Ich gebe den Sectionsbefund in Extenso:

Herz in allen Theilen, namentlich aber in seiner
linken Hälfte stark vergrössert; Herzkammern erweitert,
Wandungen verdickt, Herzfleisch blass und brüchig;
Mitralis am Rande verdickt, Coronararterien atheromatös,
Aorta ascendens fleckig.

In der rechten Pleurahöhle Fibringerinsel, seröser
Erguss.

Rechte Lunge: Unterlappen schlaff, luftleer; Schnitt-
fläche dunkelroth; auf Druck fliesst eine trübe, braun-
rothe, schaumlose Flüssigkeit ab.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0031" n="27"/>
tiger Lähmung, weder im Gesicht noch an den Extremi-<lb/>
täten. Er kann, wenn auch mit Mühe, selbst Urin lassen;<lb/>
derselbe ist spärlich, sehr concentrirt und eiweishaltig;<lb/>
abendliche Fiebererscheinungen. Nach 5&#x2014;6 Tagen können<lb/>
wieder einzelne Worte, wie &#x201E;ja&#x201C; und &#x201E;nein&#x201C; gesprochen<lb/>
werden.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Am 28. December wird der Kranke in das Catharinen-<lb/>
hospital verbracht, der damals aufgenommene Status<lb/>
präsens erweist Folgendes: Facialis nicht gelähmt; Zungen-<lb/>
spitze weicht nach rechts ab; durch Zeichen kann Patient<lb/>
sich einigermassen verständlich machen, scheint das Ge-<lb/>
sprochene auch zu verstehen. Sensibilität und Beweglich-<lb/>
keit der Extremitäten beiderseits abgeschwächt, jedoch<lb/>
nicht aufgehoben. An der Herzspitze systolisches und<lb/>
diastolisches Geräusch, zweiter Pulmonalaterienton ver-<lb/>
stärkt; auf der Lunge grossblasiges starkes Rasseln.</p><lb/>
        <p>5. I. 86. Patient nicht bei Bewusstsein, sehr un-<lb/>
ruhig, stöhnt und schreit viel.</p><lb/>
        <p>9. I. Ausgeprägtes Cheyne-Stokes&#x2019;sches Phänomen;<lb/>
Athempausen von 10&#x2014;20 Secunden. Abends ist das<lb/>
Phänomen verschwunden.</p><lb/>
        <p>10. I. erfolgte der Tod.</p><lb/>
        <p>Section 11. I. durch Herrn Dr. <hi rendition="#g">Rembold,</hi> welchem<lb/>
ich die Mittheilung des Protocolls und den Schluss der<lb/>
Krankengeschichte verdanke; das Gehirn habe ich selbst<lb/>
mit untersucht. Ich gebe den Sectionsbefund in Extenso:</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Herz</hi> in allen Theilen, namentlich aber in seiner<lb/>
linken Hälfte stark vergrössert; Herzkammern erweitert,<lb/>
Wandungen verdickt, Herzfleisch blass und brüchig;<lb/>
Mitralis am Rande verdickt, Coronararterien atheromatös,<lb/>
Aorta ascendens fleckig.</p><lb/>
        <p>In der rechten <hi rendition="#g">Pleurahöhle</hi> Fibringerinsel, seröser<lb/>
Erguss.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Rechte Lunge:</hi> Unterlappen schlaff, luftleer; Schnitt-<lb/>
fläche dunkelroth; auf Druck fliesst eine trübe, braun-<lb/>
rothe, schaumlose Flüssigkeit ab.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[27/0031] tiger Lähmung, weder im Gesicht noch an den Extremi- täten. Er kann, wenn auch mit Mühe, selbst Urin lassen; derselbe ist spärlich, sehr concentrirt und eiweishaltig; abendliche Fiebererscheinungen. Nach 5—6 Tagen können wieder einzelne Worte, wie „ja“ und „nein“ gesprochen werden.“ Am 28. December wird der Kranke in das Catharinen- hospital verbracht, der damals aufgenommene Status präsens erweist Folgendes: Facialis nicht gelähmt; Zungen- spitze weicht nach rechts ab; durch Zeichen kann Patient sich einigermassen verständlich machen, scheint das Ge- sprochene auch zu verstehen. Sensibilität und Beweglich- keit der Extremitäten beiderseits abgeschwächt, jedoch nicht aufgehoben. An der Herzspitze systolisches und diastolisches Geräusch, zweiter Pulmonalaterienton ver- stärkt; auf der Lunge grossblasiges starkes Rasseln. 5. I. 86. Patient nicht bei Bewusstsein, sehr un- ruhig, stöhnt und schreit viel. 9. I. Ausgeprägtes Cheyne-Stokes’sches Phänomen; Athempausen von 10—20 Secunden. Abends ist das Phänomen verschwunden. 10. I. erfolgte der Tod. Section 11. I. durch Herrn Dr. Rembold, welchem ich die Mittheilung des Protocolls und den Schluss der Krankengeschichte verdanke; das Gehirn habe ich selbst mit untersucht. Ich gebe den Sectionsbefund in Extenso: Herz in allen Theilen, namentlich aber in seiner linken Hälfte stark vergrössert; Herzkammern erweitert, Wandungen verdickt, Herzfleisch blass und brüchig; Mitralis am Rande verdickt, Coronararterien atheromatös, Aorta ascendens fleckig. In der rechten Pleurahöhle Fibringerinsel, seröser Erguss. Rechte Lunge: Unterlappen schlaff, luftleer; Schnitt- fläche dunkelroth; auf Druck fliesst eine trübe, braun- rothe, schaumlose Flüssigkeit ab.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/berlin_wortblindheit_1887
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/berlin_wortblindheit_1887/31
Zitationshilfe: Berlin, Rudolf: Eine besondere Art der Wortblindheit (Dyslexie). Wiesbaden, 1887, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berlin_wortblindheit_1887/31>, abgerufen am 25.04.2024.