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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 7. Aufl. Göttingen, 1803.

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von übernatürlichen (hyperphysischen) An-
stalten*), als durch die, allen Gesetzen einer
philosophischen Naturforschung zuwiderlaufende
unnütze Vervielfältigung der natürlichen [phy-
sischen]**) Kräfte, und durch die unüberseh-
liche Menge von zwecklosen Schöpfungen aller
der zahllosen präformirten Keime, die nur
nicht zu ihrer Entwickelung gelangen konnten,
aller präjudizlosen Urtheilskraft widerstehen
müßte, wenn sie auch nicht durch die überwie-
genden gegenseitigen Erfahrungsgründe wider-
legt wird.

Anm. Nach der einstimmigen Behauptung der aller-
berühmtesten und allereifrigsten Versechter der
Evolutionshypothese, sollen die präformirten
Keime den der Mutter vorräthig liegen, und
während der Befruchtung durch die Kraft des
hinzerkommenden männlichen Zeugungsstoffes er-
weckt und zur Entwickelung angetrieben werden.
Was man Empfängniß nennt; sey folglich nichts
als das Erwachen des schlaftrunkenen Keims
durch den Reitz des auf ihn wirkenden männli-
chen Samens.

Also bedarf es hier zuvörderst einer erwecken-
den Kraft.

Nun aber ähneln ja so oft Kinder zum
Sprechen bloß ihrem Vater; - Batzen, die
sich kurz hintereinander mit mehreren männlichen
Hunden belaufen haben, werfen oft Junge, die
diesen verschiedenen Vätern ähneln; - zweyer-
ley Menschenrassen, z. B. Negern und Weiße,
zeugen mit einander nothwendigen Mittelschlag,
nähmlich Mulatten; - und wenn nun vollends

*) s. Kant a. a. O. S. 372.
**) Physische Kräfte überhangt - im Gegensatz jener
hyperphysischen Anstalten.

von übernatürlichen (hyperphysischen) An-
stalten*), als durch die, allen Gesetzen einer
philosophischen Naturforschung zuwiderlaufende
unnütze Vervielfältigung der natürlichen [phy-
sischen]**) Kräfte, und durch die unüberseh-
liche Menge von zwecklosen Schöpfungen aller
der zahllosen präformirten Keime, die nur
nicht zu ihrer Entwickelung gelangen konnten,
aller präjudizlosen Urtheilskraft widerstehen
müßte, wenn sie auch nicht durch die überwie-
genden gegenseitigen Erfahrungsgründe wider-
legt wird.

Anm. Nach der einstimmigen Behauptung der aller-
berühmtesten und allereifrigsten Versechter der
Evolutionshypothese, sollen die präformirten
Keime den der Mutter vorräthig liegen, und
während der Befruchtung durch die Kraft des
hinzerkommenden männlichen Zeugungsstoffes er-
weckt und zur Entwickelung angetrieben werden.
Was man Empfängniß nennt; sey folglich nichts
als das Erwachen des schlaftrunkenen Keims
durch den Reitz des auf ihn wirkenden männli-
chen Samens.

Also bedarf es hier zuvörderst einer erwecken-
den Kraft.

Nun aber ähneln ja so oft Kinder zum
Sprechen bloß ihrem Vater; – Batzen, die
sich kurz hintereinander mit mehreren männlichen
Hunden belaufen haben, werfen oft Junge, die
diesen verschiedenen Vätern ähneln; – zweyer-
ley Menschenrassen, z. B. Negern und Weiße,
zeugen mit einander nothwendigen Mittelschlag,
nähmlich Mulatten; – und wenn nun vollends

*) s. Kant a. a. O. S. 372.
**) Physische Kräfte überhangt – im Gegensatz jener
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[14/0034] von übernatürlichen (hyperphysischen) An- stalten *), als durch die, allen Gesetzen einer philosophischen Naturforschung zuwiderlaufende unnütze Vervielfältigung der natürlichen [phy- sischen] **) Kräfte, und durch die unüberseh- liche Menge von zwecklosen Schöpfungen aller der zahllosen präformirten Keime, die nur nicht zu ihrer Entwickelung gelangen konnten, aller präjudizlosen Urtheilskraft widerstehen müßte, wenn sie auch nicht durch die überwie- genden gegenseitigen Erfahrungsgründe wider- legt wird. Anm. Nach der einstimmigen Behauptung der aller- berühmtesten und allereifrigsten Versechter der Evolutionshypothese, sollen die präformirten Keime den der Mutter vorräthig liegen, und während der Befruchtung durch die Kraft des hinzerkommenden männlichen Zeugungsstoffes er- weckt und zur Entwickelung angetrieben werden. Was man Empfängniß nennt; sey folglich nichts als das Erwachen des schlaftrunkenen Keims durch den Reitz des auf ihn wirkenden männli- chen Samens. Also bedarf es hier zuvörderst einer erwecken- den Kraft. Nun aber ähneln ja so oft Kinder zum Sprechen bloß ihrem Vater; – Batzen, die sich kurz hintereinander mit mehreren männlichen Hunden belaufen haben, werfen oft Junge, die diesen verschiedenen Vätern ähneln; – zweyer- ley Menschenrassen, z. B. Negern und Weiße, zeugen mit einander nothwendigen Mittelschlag, nähmlich Mulatten; – und wenn nun vollends *) s. Kant a. a. O. S. 372. **) Physische Kräfte überhangt – im Gegensatz jener hyperphysischen Anstalten.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 7. Aufl. Göttingen, 1803, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1803/34>, abgerufen am 25.04.2024.