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Varnhagen von Ense, Karl August: Reiz und Liebe. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 15. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–79. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Karl August Ludwig Philipp Varnhagen, aus der alten Familie von Ense, den 21. Februar 1785 zu Düsseldorf geboren, begleitete seinen Vater, einen angesehenen Arzt, erst nach Straßburg, wo jedoch eine dauernde Niederlassung durch die Revolutionsstürme vereitelt wurde, dann nach Hamburg, wo der Vater bald starb; studirte in Berlin Medicin, Philosophie, Geschichte und Literatur; trat frühzeitig in Verbindung mit den bedeutenderen Geistern der Zeit, vor Allen mit Rahel, welche später seine Gattin wurde; vervollständigte seine Studien in Halle und hierauf in Tübingen, wo er mit den jungen schwäbischen Dichtern, vornehmlich mit Uhland, Freundschaft schloß; nahm 1809, um gegen die französische Unterdrückung zu kämpfen, österreichische Dienste und zeichnete sich bei Aspern und Wagram aus, in welch letzterer Schlacht er schwer verwundet wurde; begleitete 1810 seinen Regimentschef, Reichsgrafen von Bentheim, nach Paris; 1813 trat er, der deutschen Erhebung zuvorkommend, in russische Dienste; 1814 folgte er dem Staatskanzler Fürsten Hardenberg zum Congreß nach Wien, 1815 nach Paris; 1816 wurde er preußischer Ministerresident in Karlsruhe, sollte aber 1819, wegen liberaler Färbung anrüchig, den gleichen Posten in Nordamerika beziehen, worauf er seine Entlassung nahm, sich in Berlin niederließ und bis zu seinem am 10. October 1858 unerwartet rasch erfolgten Tode die lebhafteste literarische Thätigkeit entwickelte. Diese Thätigkeit gehört längst der Geschichte an, und sie auch nur nach den hauptsächlichsten Seiten hin zu besprechen, würde hier eben so überflüssig, als im engen Raume unmöglich sein. Varnhagen's Verdienst, die künstlerische Form von

Karl August Ludwig Philipp Varnhagen, aus der alten Familie von Ense, den 21. Februar 1785 zu Düsseldorf geboren, begleitete seinen Vater, einen angesehenen Arzt, erst nach Straßburg, wo jedoch eine dauernde Niederlassung durch die Revolutionsstürme vereitelt wurde, dann nach Hamburg, wo der Vater bald starb; studirte in Berlin Medicin, Philosophie, Geschichte und Literatur; trat frühzeitig in Verbindung mit den bedeutenderen Geistern der Zeit, vor Allen mit Rahel, welche später seine Gattin wurde; vervollständigte seine Studien in Halle und hierauf in Tübingen, wo er mit den jungen schwäbischen Dichtern, vornehmlich mit Uhland, Freundschaft schloß; nahm 1809, um gegen die französische Unterdrückung zu kämpfen, österreichische Dienste und zeichnete sich bei Aspern und Wagram aus, in welch letzterer Schlacht er schwer verwundet wurde; begleitete 1810 seinen Regimentschef, Reichsgrafen von Bentheim, nach Paris; 1813 trat er, der deutschen Erhebung zuvorkommend, in russische Dienste; 1814 folgte er dem Staatskanzler Fürsten Hardenberg zum Congreß nach Wien, 1815 nach Paris; 1816 wurde er preußischer Ministerresident in Karlsruhe, sollte aber 1819, wegen liberaler Färbung anrüchig, den gleichen Posten in Nordamerika beziehen, worauf er seine Entlassung nahm, sich in Berlin niederließ und bis zu seinem am 10. October 1858 unerwartet rasch erfolgten Tode die lebhafteste literarische Thätigkeit entwickelte. Diese Thätigkeit gehört längst der Geschichte an, und sie auch nur nach den hauptsächlichsten Seiten hin zu besprechen, würde hier eben so überflüssig, als im engen Raume unmöglich sein. Varnhagen's Verdienst, die künstlerische Form von

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[0005] Karl August Ludwig Philipp Varnhagen, aus der alten Familie von Ense, den 21. Februar 1785 zu Düsseldorf geboren, begleitete seinen Vater, einen angesehenen Arzt, erst nach Straßburg, wo jedoch eine dauernde Niederlassung durch die Revolutionsstürme vereitelt wurde, dann nach Hamburg, wo der Vater bald starb; studirte in Berlin Medicin, Philosophie, Geschichte und Literatur; trat frühzeitig in Verbindung mit den bedeutenderen Geistern der Zeit, vor Allen mit Rahel, welche später seine Gattin wurde; vervollständigte seine Studien in Halle und hierauf in Tübingen, wo er mit den jungen schwäbischen Dichtern, vornehmlich mit Uhland, Freundschaft schloß; nahm 1809, um gegen die französische Unterdrückung zu kämpfen, österreichische Dienste und zeichnete sich bei Aspern und Wagram aus, in welch letzterer Schlacht er schwer verwundet wurde; begleitete 1810 seinen Regimentschef, Reichsgrafen von Bentheim, nach Paris; 1813 trat er, der deutschen Erhebung zuvorkommend, in russische Dienste; 1814 folgte er dem Staatskanzler Fürsten Hardenberg zum Congreß nach Wien, 1815 nach Paris; 1816 wurde er preußischer Ministerresident in Karlsruhe, sollte aber 1819, wegen liberaler Färbung anrüchig, den gleichen Posten in Nordamerika beziehen, worauf er seine Entlassung nahm, sich in Berlin niederließ und bis zu seinem am 10. October 1858 unerwartet rasch erfolgten Tode die lebhafteste literarische Thätigkeit entwickelte. Diese Thätigkeit gehört längst der Geschichte an, und sie auch nur nach den hauptsächlichsten Seiten hin zu besprechen, würde hier eben so überflüssig, als im engen Raume unmöglich sein. Varnhagen's Verdienst, die künstlerische Form von

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Karl August: Reiz und Liebe. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 15. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–79. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ense_liebe_1910/5>, abgerufen am 29.03.2024.