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[Görres, Joseph:] [Rezension zu:] Des Knaben Wunderhorn. Alte deutsche Lieder gesammelt von L. A. v. Arnim u. C. Brentano. In: Heidelbergische Jahrbücher der Literatur, Fünfte Abtheilung. Philologie, Historie, schöne Literatur und Kunst, Jg. 2 (1809), Bd. 1, Heft 5, S. 222‒237 und Jg. 3 (1810), Bd. 2, Heft 9, S. 30‒52.

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die Studenten, klagt der Bauersmann; schußrichtig wird der Esel mit dem Gelde von den lockern Gesellen erwartet; das Kriegslied straft die Jungfrau übel, weil sie das edle Studentenblut veracht; in der Schreibstunde aber wird mit bösen Listen der Bauer angeführt. Auch Räuber dürfen nicht dem bunten Gewimmel fehlen; die löbliche Gesellschaft Moselsar zieht im Terich zwischen Rhein und Mosel um, und vergnügt sich daran, in einer Conversationssprache sich zu unterhalten; der bayerische Hiesel mit grünem Hut und Schildhahnenfedern und Gemsbart mit Blut legt die zwölf Jäger nieder; Störtebecher und Gödte Michel wollen den Hamburgern die Falle bereiten. Und tief im finstern Thale liegt einsam die Mühle, und dunkele Schrecken schleichen um sie her; Müllertücke weiß vom Verrathe des Argen zu erzählen, der sein Weib den Mördern verkauft, wie der Andere, um zweyhundert Nägel freveln Mord verübt, will das Hasselocher Thal verrathen; die Mordwirthin, daß sie den eigenen Sohn erschlagen, verklagt das Lied; und wie die drey Diebe aus Morgenland der Wirthin Töchterlein zerlegen, gleich einem Wasserfisch; und wie der Tartarfürstin Mord gerochen worden. Und was Eifersucht und Liebe irgend an Gräulthaten hervorgebracht, das drängt sich zu diesen Schauergeschichten an. Jn Ulrich und Aennchen kehrt der alte Blaubart wieder; der eifersüchtige Knabe übt gegen die Untreue blutig Recht; der Mordknecht dient dem Herren lästerlich, um seiner wunderschönen Frauen wegen; übel Buhlen bey gut Gewissen; übel wird dem Bremberger gelohnt; und übel Gastmahl von seinem Herren der edeln Frau bereitet; gegen ihre Kinder wüthet die Herzogin von Orlamünde, weil sie Alberts Wort sehr mißverstanden; die Großmutter Schlangenköchin hat Weh dem armen Kind bereitet; des Pfarrers Tochter von Taubenhain klagt ihre Schuld; höllisch Recht ruft das Kindelein im hohlen Baume über die Verbrecherin herauf, unerschöpfliche Gnade mag sie wohl in der Höllenpein anru-

die Studenten, klagt der Bauersmann; schußrichtig wird der Esel mit dem Gelde von den lockern Gesellen erwartet; das Kriegslied straft die Jungfrau uͤbel, weil sie das edle Studentenblut veracht; in der Schreibstunde aber wird mit boͤsen Listen der Bauer angefuͤhrt. Auch Raͤuber duͤrfen nicht dem bunten Gewimmel fehlen; die loͤbliche Gesellschaft Moselsar zieht im Terich zwischen Rhein und Mosel um, und vergnuͤgt sich daran, in einer Conversationssprache sich zu unterhalten; der bayerische Hiesel mit gruͤnem Hut und Schildhahnenfedern und Gemsbart mit Blut legt die zwoͤlf Jaͤger nieder; Stoͤrtebecher und Goͤdte Michel wollen den Hamburgern die Falle bereiten. Und tief im finstern Thale liegt einsam die Muͤhle, und dunkele Schrecken schleichen um sie her; Muͤllertuͤcke weiß vom Verrathe des Argen zu erzaͤhlen, der sein Weib den Moͤrdern verkauft, wie der Andere, um zweyhundert Naͤgel freveln Mord veruͤbt, will das Hasselocher Thal verrathen; die Mordwirthin, daß sie den eigenen Sohn erschlagen, verklagt das Lied; und wie die drey Diebe aus Morgenland der Wirthin Toͤchterlein zerlegen, gleich einem Wasserfisch; und wie der Tartarfuͤrstin Mord gerochen worden. Und was Eifersucht und Liebe irgend an Graͤulthaten hervorgebracht, das draͤngt sich zu diesen Schauergeschichten an. Jn Ulrich und Aennchen kehrt der alte Blaubart wieder; der eifersuͤchtige Knabe uͤbt gegen die Untreue blutig Recht; der Mordknecht dient dem Herren laͤsterlich, um seiner wunderschoͤnen Frauen wegen; uͤbel Buhlen bey gut Gewissen; uͤbel wird dem Bremberger gelohnt; und uͤbel Gastmahl von seinem Herren der edeln Frau bereitet; gegen ihre Kinder wuͤthet die Herzogin von Orlamuͤnde, weil sie Alberts Wort sehr mißverstanden; die Großmutter Schlangenkoͤchin hat Weh dem armen Kind bereitet; des Pfarrers Tochter von Taubenhain klagt ihre Schuld; hoͤllisch Recht ruft das Kindelein im hohlen Baume uͤber die Verbrecherin herauf, unerschoͤpfliche Gnade mag sie wohl in der Hoͤllenpein anru-

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[36/0024] die Studenten, klagt der Bauersmann; schußrichtig wird der Esel mit dem Gelde von den lockern Gesellen erwartet; das Kriegslied straft die Jungfrau uͤbel, weil sie das edle Studentenblut veracht; in der Schreibstunde aber wird mit boͤsen Listen der Bauer angefuͤhrt. Auch Raͤuber duͤrfen nicht dem bunten Gewimmel fehlen; die loͤbliche Gesellschaft Moselsar zieht im Terich zwischen Rhein und Mosel um, und vergnuͤgt sich daran, in einer Conversationssprache sich zu unterhalten; der bayerische Hiesel mit gruͤnem Hut und Schildhahnenfedern und Gemsbart mit Blut legt die zwoͤlf Jaͤger nieder; Stoͤrtebecher und Goͤdte Michel wollen den Hamburgern die Falle bereiten. Und tief im finstern Thale liegt einsam die Muͤhle, und dunkele Schrecken schleichen um sie her; Muͤllertuͤcke weiß vom Verrathe des Argen zu erzaͤhlen, der sein Weib den Moͤrdern verkauft, wie der Andere, um zweyhundert Naͤgel freveln Mord veruͤbt, will das Hasselocher Thal verrathen; die Mordwirthin, daß sie den eigenen Sohn erschlagen, verklagt das Lied; und wie die drey Diebe aus Morgenland der Wirthin Toͤchterlein zerlegen, gleich einem Wasserfisch; und wie der Tartarfuͤrstin Mord gerochen worden. Und was Eifersucht und Liebe irgend an Graͤulthaten hervorgebracht, das draͤngt sich zu diesen Schauergeschichten an. Jn Ulrich und Aennchen kehrt der alte Blaubart wieder; der eifersuͤchtige Knabe uͤbt gegen die Untreue blutig Recht; der Mordknecht dient dem Herren laͤsterlich, um seiner wunderschoͤnen Frauen wegen; uͤbel Buhlen bey gut Gewissen; uͤbel wird dem Bremberger gelohnt; und uͤbel Gastmahl von seinem Herren der edeln Frau bereitet; gegen ihre Kinder wuͤthet die Herzogin von Orlamuͤnde, weil sie Alberts Wort sehr mißverstanden; die Großmutter Schlangenkoͤchin hat Weh dem armen Kind bereitet; des Pfarrers Tochter von Taubenhain klagt ihre Schuld; hoͤllisch Recht ruft das Kindelein im hohlen Baume uͤber die Verbrecherin herauf, unerschoͤpfliche Gnade mag sie wohl in der Hoͤllenpein anru-

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Rudolf Brandmeyer: Herausgeber
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Zitationshilfe: [Görres, Joseph:] [Rezension zu:] Des Knaben Wunderhorn. Alte deutsche Lieder gesammelt von L. A. v. Arnim u. C. Brentano. In: Heidelbergische Jahrbücher der Literatur, Fünfte Abtheilung. Philologie, Historie, schöne Literatur und Kunst, Jg. 2 (1809), Bd. 1, Heft 5, S. 222‒237 und Jg. 3 (1810), Bd. 2, Heft 9, S. 30‒52, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_wunderhorn_1809/24>, abgerufen am 29.03.2024.