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Staats und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheiischen Correspondenten. Nr. 136, Hamburg, 9. Juni 1832.

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Staats und [Abbildung] Gelehrte
Zei   tung
des Hamburgischen unpartheiischen
CORRESPONDENTEN.

Anno 1832.   Am Sonnabend, den 9 Juni.
No. 136.



Verlegt von den Grundschen Erben.



Wegen des heil. Pfingstfestes wird der Correspondent am Montage, dem 11 d.,
nicht erscheinen.



[Beginn Spaltensatz]

(Ueber Holland.)

Gestern Abend ist der Bericht über die Reform-
Bill im Oberhause durchgegangen; verschiedene
Lords der Tory-Partei waren bei dieser Gelegenheit
nicht zugegen. Man erwartet, daß die K. Sanction
nächsten Mittwoch erfolgen werde, zu welchem Ende
der König sich in vollem Staate nach dem Parla-
mente verfügen wird.

Gestern Abend im Unterhause kamen die portu-
giesischen Angelegenheiten zur Sprache. Sir Robert
Vyvyan
verlangte nämlich Aufschluß über die Ab-
sendung einer Flotte nach Portugal und die Reise
von Lord William Russell nach jenem Lande. Er
wünschte ferner zu wissen, ob die Regierung in den
portugiesischen Angelegenheiten zu interveniren ge-
denke. Lord Palmerston erwiederte hierauf, die
Regierung beharre bei dem Entschlusse, in dem
Kampfe zwischen den beiden Prinzen vom Hause Bra-
ganza, dessen Ausbruch mit jedem Tage zu erwarten
stehe, eine strenge Neutralität zu beobachten, falls
nämlich auch die andern Mächte neutral bleiben soll-
ten; im entgegengesetzten Falle wäre England jedoch
bereit, solche Maaßregeln zu ergreifen, als die Jn-
teressen und die Würde des Landes erheischten. --
Jn derselben Sitzung wurde auch die schottische Re-
form-Bill in der Committee angenommen.


Der heutige Moniteur enthält einen Bericht des
Ministers des Jnnern, Grafen v. Montalivet, an
den König, in welchem es heißt, die Zeit sey gekom-
men, Ausnahms-Maaßregeln auf einem Punkte des
Königreichs in Anwendung zu bringen. Die Partei
[Spaltenumbruch] der gestürzten Regierung habe die Chouannerie im
Westen organisirt, der Handel werde von Jnsurgen-
tenbanden gestört, die Sicherheit der Personen ge-
fährdet und der ordentliche Lauf der Gerechtigkeit
suspendirt. Ein solcher Zustand der Dinge dürfe
nicht fortwähren. Wirklich sey der Aufstand bereits
auf mehreren Punkten erstickt und in einem engen
Kreise zusammengedrängt worden. Hier nun müsse
derselbe ausgerottet werden, weshalb die Minister
dem Könige vorschlagen, die in den Bezirken Laval,
Chateau-Gontier und Vitre belegenen Gemeinden
(234 an der Zahl mit 272,640 Einw.) in Belage-
rungsstand zu erklären, was der König auch mittelst
Verordnung vom gestrigen Datum genehmigt hat.
Ferner enthält der Moniteur wieder Berichte über
die Ereignisse im Westen. Man ersieht daraus, daß
es den Unruhstiftern nicht gelungen ist, die Einwoh-
ner der Nieder-Loire zu verleiten. Jm Maine-und-
Loire-Departement hatte die Aufregung nachgelassen.
250 Freiwillige aus Angers waren zum General Or-
dener gestoßen. Auf sehr vielen Punkten waren die
Chouans auseinander gesprengt worden, und im
Sarthe-Departement war der Aufruhr erstickt. Bloß
im Mayenne-Departement hielten sich die Chouans
noch. Starke Streitkräfte waren gegen dieselben
aufgeboten. Einer der bedeutendsten Chouans-Häupt-
linge, Pont-Farcy, hatte sich erboten, gegen sicheres
Geleit die Waffen niederzulegen, was aber von dem
Präfecten verworfen wurde. Die Empörung wäre
demnach als unterdrückt zu betrachten, und die neue-
ren Maaßregeln der Regierung werden ihr den To-
desstoß versetzen.

Der Messager behauptet, der allgemeine Aufstand

Staats und [Abbildung] Gelehrte
Zei   tung
des Hamburgiſchen unpartheiiſchen
CORRESPONDENTEN.

Anno 1832.   Am Sonnabend, den 9 Juni.
No. 136.



Verlegt von den Grundſchen Erben.



☞ Wegen des heil. Pfingſtfeſtes wird der Correſpondent am Montage, dem 11 d.,
nicht erſcheinen.



[Beginn Spaltensatz]

(Ueber Holland.)

Geſtern Abend iſt der Bericht über die Reform-
Bill im Oberhauſe durchgegangen; verſchiedene
Lords der Tory-Partei waren bei dieſer Gelegenheit
nicht zugegen. Man erwartet, daß die K. Sanction
nächſten Mittwoch erfolgen werde, zu welchem Ende
der König ſich in vollem Staate nach dem Parla-
mente verfügen wird.

Geſtern Abend im Unterhauſe kamen die portu-
gieſiſchen Angelegenheiten zur Sprache. Sir Robert
Vyvyan
verlangte nämlich Aufſchluß über die Ab-
ſendung einer Flotte nach Portugal und die Reiſe
von Lord William Ruſſell nach jenem Lande. Er
wünſchte ferner zu wiſſen, ob die Regierung in den
portugieſiſchen Angelegenheiten zu interveniren ge-
denke. Lord Palmerſton erwiederte hierauf, die
Regierung beharre bei dem Entſchluſſe, in dem
Kampfe zwiſchen den beiden Prinzen vom Hauſe Bra-
ganza, deſſen Ausbruch mit jedem Tage zu erwarten
ſtehe, eine ſtrenge Neutralität zu beobachten, falls
nämlich auch die andern Mächte neutral bleiben ſoll-
ten; im entgegengeſetzten Falle wäre England jedoch
bereit, ſolche Maaßregeln zu ergreifen, als die Jn-
tereſſen und die Würde des Landes erheiſchten. —
Jn derſelben Sitzung wurde auch die ſchottiſche Re-
form-Bill in der Committee angenommen.


Der heutige Moniteur enthält einen Bericht des
Miniſters des Jnnern, Grafen v. Montalivet, an
den König, in welchem es heißt, die Zeit ſey gekom-
men, Ausnahms-Maaßregeln auf einem Punkte des
Königreichs in Anwendung zu bringen. Die Partei
[Spaltenumbruch] der geſtürzten Regierung habe die Chouannerie im
Weſten organiſirt, der Handel werde von Jnſurgen-
tenbanden geſtört, die Sicherheit der Perſonen ge-
fährdet und der ordentliche Lauf der Gerechtigkeit
ſuſpendirt. Ein ſolcher Zuſtand der Dinge dürfe
nicht fortwähren. Wirklich ſey der Aufſtand bereits
auf mehreren Punkten erſtickt und in einem engen
Kreiſe zuſammengedrängt worden. Hier nun müſſe
derſelbe ausgerottet werden, weshalb die Miniſter
dem Könige vorſchlagen, die in den Bezirken Laval,
Chateau-Gontier und Vitré belegenen Gemeinden
(234 an der Zahl mit 272,640 Einw.) in Belage-
rungsſtand zu erklären, was der König auch mittelſt
Verordnung vom geſtrigen Datum genehmigt hat.
Ferner enthält der Moniteur wieder Berichte über
die Ereigniſſe im Weſten. Man erſieht daraus, daß
es den Unruhſtiftern nicht gelungen iſt, die Einwoh-
ner der Nieder-Loire zu verleiten. Jm Maine-und-
Loire-Departement hatte die Aufregung nachgelaſſen.
250 Freiwillige aus Angers waren zum General Or-
dener geſtoßen. Auf ſehr vielen Punkten waren die
Chouans auseinander geſprengt worden, und im
Sarthe-Departement war der Aufruhr erſtickt. Bloß
im Mayenne-Departement hielten ſich die Chouans
noch. Starke Streitkräfte waren gegen dieſelben
aufgeboten. Einer der bedeutendſten Chouans-Häupt-
linge, Pont-Farcy, hatte ſich erboten, gegen ſicheres
Geleit die Waffen niederzulegen, was aber von dem
Präfecten verworfen wurde. Die Empörung wäre
demnach als unterdrückt zu betrachten, und die neue-
ren Maaßregeln der Regierung werden ihr den To-
desſtoß verſetzen.

Der Meſſager behauptet, der allgemeine Aufſtand

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Britt-Marie Schuster, Manuel Wille, Arnika Lutz: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-09-26T13:06:02Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.

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Zitationshilfe: Staats und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheiischen Correspondenten. Nr. 136, Hamburg, 9. Juni 1832, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1360906_1832/1>, abgerufen am 19.04.2024.