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Humboldt, Alexander von: Notizen Alex. von Humboldt's von seinen Reisen in der Kordillere der Anden und von seinen physikalischen Beobachtungen in Quito und Mexico. In: Annalen der Physik, Bd. 16 (1804), S. 450-493.

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Nachdem wir zwei Monate Tag und Nacht
durchnässt worden, und beim Städtchen Ibarra
durch ein plötzliches Wachsen des Wassers bei ei-
nem Erdbeben in Gefahr gewesen waren, zu ertrin-
ken, kamen wir endlich am 6ten Januar 1802
in Quito an, wo der Markis von Selvalegre

Boussole seinen Weg richtig aufzunehmen, mehr-
mahls die Abweichung der Magnetnadel beobach-
ten müssen, da sich in ihr manche Irregularitäten
zeigten: "Ich fand öfters Felsstücke, (des quar-
tiers de roches
,) über den Boden zerstreut, die von
aussen schwarz aussahen, als wären sie im Feuer
gewesen, und die vielleicht von einem Vulkane
mögen ausgeworfen seyn. Ich weiss sie mit nichts
besser; als mit Thonmassen zu vergleichen, die an
der Sonne gerissen und geborsten, und dann zu
Stein geworden sind. In diesen Gegenden hatte
die Magnetnadel ganz verschiedne Abweichungen,
und 5 bis 6 Schritt reichten hin, um die Abwei-
chung bedeutend, manchmahl um volle 30°, sich
verändern zu sehn. Man findet dergleichen Stei-
ne an verschiednen Orten, die beiden ausgezeich-
netsten aber zwischen La Plata und Honda 3 Lieues
vom Dorfe Bacche, (3° 16' nördl. Breite.) Der
grösste beider hat eine Länge von 20 und eine Hö-
he von 11 Fuss, ist sehr glatt, ohne Riss, und es
waren darauf verschiedne Charaktere eingegraben.
-- -- Die Eigenschaft aller dieser Felsstücke, stark
auf die Magnetnadel zu wirken, beweist zwar,
dass sie viele Eisentheile enthalten; diese sind aber
in ihnen sehr versteckt, denn das Innere dersel-
ben ist weiss und von einem sehr feinen Korne.
   d. H.

Nachdem wir zwei Monate Tag und Nacht
durchnäſst worden, und beim Städtchen Ibarra
durch ein plötzliches Wachſen des Waſſers bei ei-
nem Erdbeben in Gefahr geweſen waren, zu ertrin-
ken, kamen wir endlich am 6ten Januar 1802
in Quito an, wo der Markis von Selvalègre

Bouſſole ſeinen Weg richtig aufzunehmen, mehr-
mahls die Abweichung der Magnetnadel beobach-
ten müſſen, da ſich in ihr manche Irregularitäten
zeigten: „Ich fand öfters Felsſtücke, (des quar-
tiers de roches
,) über den Boden zerſtreut, die von
auſsen ſchwarz ausſahen, als wären ſie im Feuer
geweſen, und die vielleicht von einem Vulkane
mögen ausgeworfen ſeyn. Ich weiſs ſie mit nichts
beſſer; als mit Thonmaſſen zu vergleichen, die an
der Sonne geriſſen und geborſten, und dann zu
Stein geworden ſind. In dieſen Gegenden hatte
die Magnetnadel ganz verſchiedne Abweichungen,
und 5 bis 6 Schritt reichten hin, um die Abwei-
chung bedeutend, manchmahl um volle 30°, ſich
verändern zu ſehn. Man findet dergleichen Stei-
ne an verſchiednen Orten, die beiden ausgezeich-
netſten aber zwiſchen La Plata und Honda 3 Lieues
vom Dorfe Bacche, (3° 16′ nördl. Breite.) Der
gröſste beider hat eine Länge von 20 und eine Hö-
he von 11 Fuſs, iſt ſehr glatt, ohne Riſs, und es
waren darauf verſchiedne Charaktere eingegraben.
— — Die Eigenſchaft aller dieſer Felsſtücke, ſtark
auf die Magnetnadel zu wirken, beweiſt zwar,
daſs ſie viele Eiſentheile enthalten; dieſe ſind aber
in ihnen ſehr verſteckt, denn das Innere derſel-
ben iſt weiſs und von einem ſehr feinen Korne.
   d. H.
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[462/0013] Nachdem wir zwei Monate Tag und Nacht durchnäſst worden, und beim Städtchen Ibarra durch ein plötzliches Wachſen des Waſſers bei ei- nem Erdbeben in Gefahr geweſen waren, zu ertrin- ken, kamen wir endlich am 6ten Januar 1802 in Quito an, wo der Markis von Selvalègre *) *) Bouſſole ſeinen Weg richtig aufzunehmen, mehr- mahls die Abweichung der Magnetnadel beobach- ten müſſen, da ſich in ihr manche Irregularitäten zeigten: „Ich fand öfters Felsſtücke, (des quar- tiers de roches,) über den Boden zerſtreut, die von auſsen ſchwarz ausſahen, als wären ſie im Feuer geweſen, und die vielleicht von einem Vulkane mögen ausgeworfen ſeyn. Ich weiſs ſie mit nichts beſſer; als mit Thonmaſſen zu vergleichen, die an der Sonne geriſſen und geborſten, und dann zu Stein geworden ſind. In dieſen Gegenden hatte die Magnetnadel ganz verſchiedne Abweichungen, und 5 bis 6 Schritt reichten hin, um die Abwei- chung bedeutend, manchmahl um volle 30°, ſich verändern zu ſehn. Man findet dergleichen Stei- ne an verſchiednen Orten, die beiden ausgezeich- netſten aber zwiſchen La Plata und Honda 3 Lieues vom Dorfe Bacche, (3° 16′ nördl. Breite.) Der gröſste beider hat eine Länge von 20 und eine Hö- he von 11 Fuſs, iſt ſehr glatt, ohne Riſs, und es waren darauf verſchiedne Charaktere eingegraben. — — Die Eigenſchaft aller dieſer Felsſtücke, ſtark auf die Magnetnadel zu wirken, beweiſt zwar, daſs ſie viele Eiſentheile enthalten; dieſe ſind aber in ihnen ſehr verſteckt, denn das Innere derſel- ben iſt weiſs und von einem ſehr feinen Korne. d. H.

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Notizen Alex. von Humboldt's von seinen Reisen in der Kordillere der Anden und von seinen physikalischen Beobachtungen in Quito und Mexico. In: Annalen der Physik, Bd. 16 (1804), S. 450-493, hier S. 462. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_notizen_1804/13>, abgerufen am 19.04.2024.