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Langemann, Ludwig: Das Frauenstimmrecht und seine Bekämpfung. Berlin, [1913] (= Schriften des Deutschen Bundes zur Bekämpfung der Frauenemanzipation, Bd. 4).

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einigung deutscher Männer aufgetan, die sich die Verweiberung
des deutschen Volkes als Ziel gesteckt hat. Der Pessimismus ist
also nur allzu berechtigt. Aber die Wahrheit liegt schließlich doch
auch hier in der Mitte. Auch die Optimisten haben recht, wenn
sie darauf Hinweisen, daß das deutsche Volk und vor allem seine
Frauen von Emanzipation und Frauenstimmrecht im Grunde
nichts wissen wollen. Zwar wurden die Millionen von stillen
Frauen im Lande bisher in den Versammlungen nicht gehört und
meldeten sich in der Presse nicht zum Worte. Aber an diesem
Punkte muß der Hebel angesetzt werden. Es gilt die großen
Scharen der Optimisten und Lauen unter den Männern und
Frauen aufzuklären über die gewaltige Größe der Gefahr und sie
zu sammeln zu einem mächtigen Heere, das sich der kleinen aber
stark gerüsteten und siegesfreudigen Armee der Rechtlerinnen
entgegengestellt und sie zurückwirft über die Grenzen, welche der
Frauenbewegung im Jnteresse der Volkswohlfahrt für ewige
Zeiten angewiesen bleiben müssen. Diese Aufklärungs- und
Sammlungsarbeit ist bei der fortgeschrittenen feministischen Ver-
seuchung keine leichte Sache - darin bin ich Pessimist - aber da-
neben denke ich optimistisch genug, dem deutschen Volke noch so viel
Manneskraft zuzutrauen, daß es sich dieser großen Aufgabe schließ-
lich gewachsen zeigen wird. Käthe Sturmfels darf nicht recht be-
halten, wenn sie sagt: "Es ist wie ein Hohn, daß das männlichste
Volk dieser Erde, das deutsche, die Schmach erlebt, von seinen
Weibern dem Verfall entgegengeführt zu werden. Denn wenn
auch alle europäischen Völker am Weibe kranken, so sicher und so
bald wie das deutsche wird keins am Weibe verkommen." Diese
furchtbare Prophezeiung darf und soll nicht in
Erfüllung gehen!
- Den Gebildeten und Führenden im
Volksleben, vor allem den Regierungen und Volksvertretungen
muß dieses anklagende Wort so lange in den Ohren klingen, bis
sie den verhängnisvollen Optimismus der Nichtsahnenden und
den Pessimismus der Wissenden abschütteln. Sie müssen die Ge-
fahr gründlich studieren und ihr voll und bewußt ins Auge sehen
lernen, um ihr mit Kraft und Erfolg begegnen zu können. Den
Freunden der sog. gemäßigten Frauenbewegung, die heute be-
sonders von den konfessionellen Frauenverbänden repräsentiert
wird, muß die verhängnisvolle Umwälzung zum Bewußtsein
kommen, die in der beginnenden Politisierung der Frau liegt,
welche der Bund deutscher Frauenvereine neuerdings auf seine
Fahne geschrieben hat. Jnsbesondere sind die Angehörigen der
gemäßigten Parteien davon zu überzeugen, daß das Frauen-
stimmrecht als ultrademokratische Forderung die so viel und mit

einigung deutscher Männer aufgetan, die sich die Verweiberung
des deutschen Volkes als Ziel gesteckt hat. Der Pessimismus ist
also nur allzu berechtigt. Aber die Wahrheit liegt schließlich doch
auch hier in der Mitte. Auch die Optimisten haben recht, wenn
sie darauf Hinweisen, daß das deutsche Volk und vor allem seine
Frauen von Emanzipation und Frauenstimmrecht im Grunde
nichts wissen wollen. Zwar wurden die Millionen von stillen
Frauen im Lande bisher in den Versammlungen nicht gehört und
meldeten sich in der Presse nicht zum Worte. Aber an diesem
Punkte muß der Hebel angesetzt werden. Es gilt die großen
Scharen der Optimisten und Lauen unter den Männern und
Frauen aufzuklären über die gewaltige Größe der Gefahr und sie
zu sammeln zu einem mächtigen Heere, das sich der kleinen aber
stark gerüsteten und siegesfreudigen Armee der Rechtlerinnen
entgegengestellt und sie zurückwirft über die Grenzen, welche der
Frauenbewegung im Jnteresse der Volkswohlfahrt für ewige
Zeiten angewiesen bleiben müssen. Diese Aufklärungs- und
Sammlungsarbeit ist bei der fortgeschrittenen feministischen Ver-
seuchung keine leichte Sache – darin bin ich Pessimist – aber da-
neben denke ich optimistisch genug, dem deutschen Volke noch so viel
Manneskraft zuzutrauen, daß es sich dieser großen Aufgabe schließ-
lich gewachsen zeigen wird. Käthe Sturmfels darf nicht recht be-
halten, wenn sie sagt: „Es ist wie ein Hohn, daß das männlichste
Volk dieser Erde, das deutsche, die Schmach erlebt, von seinen
Weibern dem Verfall entgegengeführt zu werden. Denn wenn
auch alle europäischen Völker am Weibe kranken, so sicher und so
bald wie das deutsche wird keins am Weibe verkommen.“ Diese
furchtbare Prophezeiung darf und soll nicht in
Erfüllung gehen!
– Den Gebildeten und Führenden im
Volksleben, vor allem den Regierungen und Volksvertretungen
muß dieses anklagende Wort so lange in den Ohren klingen, bis
sie den verhängnisvollen Optimismus der Nichtsahnenden und
den Pessimismus der Wissenden abschütteln. Sie müssen die Ge-
fahr gründlich studieren und ihr voll und bewußt ins Auge sehen
lernen, um ihr mit Kraft und Erfolg begegnen zu können. Den
Freunden der sog. gemäßigten Frauenbewegung, die heute be-
sonders von den konfessionellen Frauenverbänden repräsentiert
wird, muß die verhängnisvolle Umwälzung zum Bewußtsein
kommen, die in der beginnenden Politisierung der Frau liegt,
welche der Bund deutscher Frauenvereine neuerdings auf seine
Fahne geschrieben hat. Jnsbesondere sind die Angehörigen der
gemäßigten Parteien davon zu überzeugen, daß das Frauen-
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Zitationshilfe: Langemann, Ludwig: Das Frauenstimmrecht und seine Bekämpfung. Berlin, [1913] (= Schriften des Deutschen Bundes zur Bekämpfung der Frauenemanzipation, Bd. 4), S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/langemann_frauenstimmrecht_1913/24>, abgerufen am 28.03.2024.