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Ludwig, Julie: Das Gericht im Walde. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 20. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [237]–288. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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vielleicht gern König wollen sein über seine Königin. -- Im Anfang war's ein Spaß, dann würd' es Ernst, und so ist das so unvermerkt gekommen, wie Unkraut unterm Busche, und gewachsen. -- -- Zuletzt -- wenn's Maß schon voll ist, noch ein Tröpfle drauf, und es läuft über. Das Tröpfle ist für diesmal nun der Damm gewesen, den der Johannes höher richten wollt'. Der Mühlbach -- guck, das ist ein reißend Wasser; nach jedem Wetter schwillt er an und mächtig Schaden hat er schon gethan drunten im Weidenhofe an den besten Feldern. Recht hat er, der Johannes, das hat selbst der Schulz gesagt, freilich nur daheim bei seinen Leuten; der Bäurin gegenüber hat er mit dem Müller, der's nit leiden wollt' von wegen seinem Mühlwerk, ins nämlich' Horn gestoßen und gestichelt auf die neumodische Weisheit von der Ackerbauschulen, bis daß sie ganz rabbiat geworden ist, die Rose-Marie, und hat es durchgesetzt nach ihrem Kopf. Wer hat den Weidenhof ererbt? ich oder du? Wer hat zu sagen, wie es werden soll? So hat's der Urahn schon gemacht -- so muß es bleiben. Nun gut, hat der Johannes drauf gesagt: dann magst mit deinem Urahn hausen -- ich will gehen.

Bist du dabei gewesen oder -- der Schulz? unterbrach die mit dem Aufbinden ihres Korbes beschäftigte Margareth das redselige Bärbele, indem sie halb neckisch, halb zweifelhaft an ihr hinaufsah.

Ja, der Schulz, sagte die Gefragte, indem sie geschickt ablenkte, der hat von Anfang an schon scheel ge-

vielleicht gern König wollen sein über seine Königin. — Im Anfang war's ein Spaß, dann würd' es Ernst, und so ist das so unvermerkt gekommen, wie Unkraut unterm Busche, und gewachsen. — — Zuletzt — wenn's Maß schon voll ist, noch ein Tröpfle drauf, und es läuft über. Das Tröpfle ist für diesmal nun der Damm gewesen, den der Johannes höher richten wollt'. Der Mühlbach — guck, das ist ein reißend Wasser; nach jedem Wetter schwillt er an und mächtig Schaden hat er schon gethan drunten im Weidenhofe an den besten Feldern. Recht hat er, der Johannes, das hat selbst der Schulz gesagt, freilich nur daheim bei seinen Leuten; der Bäurin gegenüber hat er mit dem Müller, der's nit leiden wollt' von wegen seinem Mühlwerk, ins nämlich' Horn gestoßen und gestichelt auf die neumodische Weisheit von der Ackerbauschulen, bis daß sie ganz rabbiat geworden ist, die Rose-Marie, und hat es durchgesetzt nach ihrem Kopf. Wer hat den Weidenhof ererbt? ich oder du? Wer hat zu sagen, wie es werden soll? So hat's der Urahn schon gemacht — so muß es bleiben. Nun gut, hat der Johannes drauf gesagt: dann magst mit deinem Urahn hausen — ich will gehen.

Bist du dabei gewesen oder — der Schulz? unterbrach die mit dem Aufbinden ihres Korbes beschäftigte Margareth das redselige Bärbele, indem sie halb neckisch, halb zweifelhaft an ihr hinaufsah.

Ja, der Schulz, sagte die Gefragte, indem sie geschickt ablenkte, der hat von Anfang an schon scheel ge-

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T14:36:23Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T14:36:23Z)

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Zitationshilfe: Ludwig, Julie: Das Gericht im Walde. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 20. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [237]–288. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_gericht_1910/16>, abgerufen am 25.04.2024.