Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Dritter Theil. Eisenach, 1762.

Bild:
<< vorherige Seite

sogleich nach Ihrem Verlangen befolgen, und an dem andern will ich Tag und Nacht arbeiten, um ihn so vollkommen zu machen, daß Sie all einem glücklichen Fortgang nicht zweifeln dürfen. Herr Lampert, den ich als die Triebfeder aller Versuche ansehe, Ihre Liebe glücklich zu machen, verdient Ihre Gewogenheit im höchsten Grad, er hat Ihr Vorhaben auf eine wunderbare und ganz neue Art auszuführen gesucht, und wenn es ihm nicht vollkommen geglückt hat: so liegt die Schuld ganz und gar nicht an dem Plan und dessen Ausführung, sondern vielmehr, wie Sie vortreflich anmerken, an dem verdorbenen Geschmack unserer Schönen, die mehr auf die Person sehen, die Ihre Gunst suchet, als auf die Art mit welcher sie dieses thut. Unser Frauenzimmer ist noch nicht philosophisch genug, die Vorzüge des Geistes über die Vorzüge des Körpers zu setzen. An einen Liebhaber, der ihnen gefällt, ist alles artig, alles sinnreich, und aller Witz gehet verlohren, wem die Person nicht gefällt. Wenn

sogleich nach Ihrem Verlangen befolgen, und an dem andern will ich Tag und Nacht arbeiten, um ihn so vollkommen zu machen, daß Sie all einem glücklichen Fortgang nicht zweifeln dürfen. Herr Lampert, den ich als die Triebfeder aller Versuche ansehe, Ihre Liebe glücklich zu machen, verdient Ihre Gewogenheit im höchsten Grad, er hat Ihr Vorhaben auf eine wunderbare und ganz neue Art auszuführen gesucht, und wenn es ihm nicht vollkommen geglückt hat: so liegt die Schuld ganz und gar nicht an dem Plan und dessen Ausführung, sondern vielmehr, wie Sie vortreflich anmerken, an dem verdorbenen Geschmack unserer Schönen, die mehr auf die Person sehen, die Ihre Gunst suchet, als auf die Art mit welcher sie dieses thut. Unser Frauenzimmer ist noch nicht philosophisch genug, die Vorzüge des Geistes über die Vorzüge des Körpers zu setzen. An einen Liebhaber, der ihnen gefällt, ist alles artig, alles sinnreich, und aller Witz gehet verlohren, wem die Person nicht gefällt. Wenn

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0036" n="34"/>
sogleich nach Ihrem Verlangen befolgen, und an dem andern will ich Tag und Nacht arbeiten, um ihn so vollkommen zu machen, daß Sie all einem glücklichen Fortgang nicht zweifeln dürfen. Herr Lampert, den ich als die Triebfeder aller Versuche ansehe, Ihre Liebe glücklich zu machen, verdient Ihre Gewogenheit im höchsten Grad, er hat Ihr Vorhaben auf eine wunderbare und ganz neue Art auszuführen gesucht, und wenn es ihm nicht vollkommen geglückt hat: so liegt die Schuld ganz und gar nicht an dem Plan und dessen Ausführung, sondern vielmehr, wie Sie vortreflich anmerken, an dem verdorbenen Geschmack unserer Schönen, die mehr auf die Person sehen, die Ihre Gunst suchet, als auf die Art mit welcher sie dieses thut. Unser Frauenzimmer ist noch nicht philosophisch genug, die Vorzüge des Geistes über die Vorzüge des Körpers zu setzen. An einen Liebhaber, der ihnen gefällt, ist alles artig, alles sinnreich, und aller Witz gehet verlohren, wem die Person nicht gefällt. Wenn
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[34/0036] sogleich nach Ihrem Verlangen befolgen, und an dem andern will ich Tag und Nacht arbeiten, um ihn so vollkommen zu machen, daß Sie all einem glücklichen Fortgang nicht zweifeln dürfen. Herr Lampert, den ich als die Triebfeder aller Versuche ansehe, Ihre Liebe glücklich zu machen, verdient Ihre Gewogenheit im höchsten Grad, er hat Ihr Vorhaben auf eine wunderbare und ganz neue Art auszuführen gesucht, und wenn es ihm nicht vollkommen geglückt hat: so liegt die Schuld ganz und gar nicht an dem Plan und dessen Ausführung, sondern vielmehr, wie Sie vortreflich anmerken, an dem verdorbenen Geschmack unserer Schönen, die mehr auf die Person sehen, die Ihre Gunst suchet, als auf die Art mit welcher sie dieses thut. Unser Frauenzimmer ist noch nicht philosophisch genug, die Vorzüge des Geistes über die Vorzüge des Körpers zu setzen. An einen Liebhaber, der ihnen gefällt, ist alles artig, alles sinnreich, und aller Witz gehet verlohren, wem die Person nicht gefällt. Wenn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T15:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T15:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T15:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Der Seitenumbruch erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Worttrennungen am Zeilenende entfallen.
  • Das lange „s“ („ſ“) wird als normales rundes „s“ wiedergegeben.
  • Auslassungspunkte werden, unabhängig von der Anzahl der Punkte, als „…“ (Sonderzeichen Alt+0133) wiedergegeben.
  • Apostrophe werden durch das Sonderzeichen „’“ (Alt+0146) wiedergegeben (nicht durch die Variante auf der Tastatur).
  • Bindestriche werden durch den normalen Bindestrich „-“ wiedergegeben (nicht durch „=“).
  • Gleichheitszeichen „=“ werden als normale Gedankenstriche (Halbgeviertstriche) „–“ wiedergegeben.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison03_1762
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison03_1762/36
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Dritter Theil. Eisenach, 1762, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison03_1762/36>, abgerufen am 19.04.2024.