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Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Dritter Theil. Eisenach, 1762.

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aufopfern, er muß wenigstens eine Zeitlang sich stellen, als wenn er eben die Rolle bei der Kammerjungfer spielen wollte, die Sie bey dem Fräulein haben. Ihm als einem schlauen und gelehrten Manne, der auch seinen Liebesanträgen eine logikalische Stärke geben kann, wird es nicht schwer fallen, seinen Endzweck zu erreichen, und alle Anschläge, die vielleicht von der Gegenparthei auf das Fräulein gemacht werden könnten, zu entdecken, und fruchtlos zu machen. Sollte Herr Lampert Schwürigkeiten machen, wie ich denn vermuthe, daß er eher würde zu bewegen seyn, noch ein Pasquill auf den Herrn Grandison zu verfertigen, als seiner Liebste untreu zu werden: so müßte er auf ähnliche Art, wie er von dem Rittmeister Salmonet genöthiget wurde, seinem Willen Folge zu leisten, dahin angehalten werden, Ihren Vortheil seiner Neigung vorzuziehen. Doch dieses alles ist nur, wie Sie auch ausdrücklich von mir verlanget haben, mein unvorgreiflicher Rath, und es stehet Ihnen frei,

aufopfern, er muß wenigstens eine Zeitlang sich stellen, als wenn er eben die Rolle bei der Kammerjungfer spielen wollte, die Sie bey dem Fräulein haben. Ihm als einem schlauen und gelehrten Manne, der auch seinen Liebesanträgen eine logikalische Stärke geben kann, wird es nicht schwer fallen, seinen Endzweck zu erreichen, und alle Anschläge, die vielleicht von der Gegenparthei auf das Fräulein gemacht werden könnten, zu entdecken, und fruchtlos zu machen. Sollte Herr Lampert Schwürigkeiten machen, wie ich denn vermuthe, daß er eher würde zu bewegen seyn, noch ein Pasquill auf den Herrn Grandison zu verfertigen, als seiner Liebste untreu zu werden: so müßte er auf ähnliche Art, wie er von dem Rittmeister Salmonet genöthiget wurde, seinem Willen Folge zu leisten, dahin angehalten werden, Ihren Vortheil seiner Neigung vorzuziehen. Doch dieses alles ist nur, wie Sie auch ausdrücklich von mir verlanget haben, mein unvorgreiflicher Rath, und es stehet Ihnen frei,

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[44/0046] aufopfern, er muß wenigstens eine Zeitlang sich stellen, als wenn er eben die Rolle bei der Kammerjungfer spielen wollte, die Sie bey dem Fräulein haben. Ihm als einem schlauen und gelehrten Manne, der auch seinen Liebesanträgen eine logikalische Stärke geben kann, wird es nicht schwer fallen, seinen Endzweck zu erreichen, und alle Anschläge, die vielleicht von der Gegenparthei auf das Fräulein gemacht werden könnten, zu entdecken, und fruchtlos zu machen. Sollte Herr Lampert Schwürigkeiten machen, wie ich denn vermuthe, daß er eher würde zu bewegen seyn, noch ein Pasquill auf den Herrn Grandison zu verfertigen, als seiner Liebste untreu zu werden: so müßte er auf ähnliche Art, wie er von dem Rittmeister Salmonet genöthiget wurde, seinem Willen Folge zu leisten, dahin angehalten werden, Ihren Vortheil seiner Neigung vorzuziehen. Doch dieses alles ist nur, wie Sie auch ausdrücklich von mir verlanget haben, mein unvorgreiflicher Rath, und es stehet Ihnen frei,

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Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Dritter Theil. Eisenach, 1762, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison03_1762/46>, abgerufen am 29.03.2024.