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Mährisches Tagblatt. Nr. 71, Olmütz, 29.03.1886.

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[Spaltenumbruch]

dringend ans Herz legte. alle mögliche Vorsicht
und Schonung walten zu lassen.

Fort ging es nun in die finstere Nacht
hinein, auf der Straße nach der mährischen
Hauptstadt. Es wurden wenige Worte gewechselt,
als Stadion und Helfert -- es mochte halb 4
Uhr Morgens sein -- in Olmütz vor Bach's
Wohnung ausstiegen, den sie im tiefen Schlafe
fanden. Vom Diener mit der Kerze versehen,
traten sie an das Bett und Stadion setzte dem
Aufgewachten in kurzen Worten, aber durchaus
nicht im Tone jener Ueberzeugung, in welchem
er anderthalb Stunden früher zu dem Grafen
Huyn gesprochen hatte, das Ergebniß der gepflo-
genen Berathung auseinander und knüpfte daran
etwas unsicher die Meinung, daß man wol die
Angelegenheit in diese Fährte leiten könne. Bach,
halb schlaftrunken, machte große Augen, ergriff
Stadion's Hand, wie um ihm den Puls zu
fühlen und sagte: "Eure Durchlaucht werde am
besten wissen, daß sich jetzt nichts mehr ändern
läßt", wünschte den Beiden "Gute Nacht" und
legte sich auf die andere Seite, um weiter zu
schlafen.

Stadion und Helfert fuhren unmittelbar
danach in das Telegraphen-Bureau; die Depesche
die sie nach Kremsier richteten, enthielt drei in-
haltsschwere Worte: "Es bleibt dabei."




Locales und Provinzielles.


(Braner-Excursion nach Olmütz.)

Mor-
gen Früh 4 Uhr treffen mit der Nord-
bahn dreißig der bedeutendsten Brauereibesitzer
aus Belgien, Nord-Frankreich und Holland, auf
einer Studienreise begriffen, von Wien in Olmütz
ein, und werden im Laufe des morgigen Tages
mehrere Malzfabriken und Brauereien besichtigen.
Zu Ehren der Gäste findet morgen Nachmittags
1 Uhr ein Diner im Clublocale des "Hotel Lauer"
statt. Nach demselben erfolgt die Abreise der Gäste
nach Prag.

(Aus dem Stadtverordneten-Collegium.)

Die Tagesordnung der heutigen Sitzung des
Stadtverordneten-Collegiums ist folgende: Gesuch
der Theaterdirection um erhöhte Eintrittspreise
bei einem Gastspiele. -- Bericht der Rechnungs-
abtheilung über mehrere Zuflüsse zum Pensions-
fond der städt. Beamten. -- Note der Sparkassa-
Direction über die beantragte Aenderung
der Sparcassa-Statuten. -- Vorlage der Bau-
materialien-Rechnung für das Jahr 1885. --
[Spaltenumbruch] Bericht der 1. Section über den Ankauf des
Hauses Nr. 435 in Olmütz. (2. Lesung.) --
Bericht der ersten Section bezüglich der Eingabe
des Stadtparkgärtners um Erhöhung des Ar-
beiter-Pauschalbetrages und Errichtung eines
neuen Glashauses. -- Bericht der 1. Section
über die Eingabe des Vereines "Mährischer
Zuckerfabriken" bezüglich des Tausches der, der Stadt
Olmütz gehörigen Parcellenantheile Nr. 958/3
und Nr. 957/4. -- Bericht der 1. Section über
das mit 31. October 1886 erfolgende Erlöschen
des Vertrages bezüglich des Jahrmarktsbuden.

(Verlobung.)

Herr Max Hirsch, Maschinen-
fabrikant in Schlan, ein Sohn des hiesigen
Hausbesitzers, Herrn Martin Hirsch hat sich mit
Fräulein Marie Etterich aus Trautenau verlobt.

(Vom Olmützer Gewerbevereine.)

Wir
machen die Mitglieder des Olmützer Gewerbe-
vereines darauf aufmerksam, daß die Vereins-
localitäten (Realschule) heute von halb 7 bis
9 Uhr Abends für Mitglieder und Gäste ge-
öffnet sind.

(Ernennungen.)

Der Wirthschaftsinspector
des Staatsgestüts in Radautz, Eduard Freiherr
Schwarz v. Meiler, wurde zum Landescultur-
Inspector von Niederösterreich, Mähren und Schle-
sien mit dem Amtssitze in Wien und der Civil-
Ingenieur Theodor Herzmansky zum Ingenieur
für den Staatsbaudtenst in Schlesien ernannt.

(Vom deutschen Vereine.)

Der hiesige
deutsche Verein beabsichtigt unmittelbar nach Ostern
eine Mitgliederversammlung abzuhalten, in wel-
cher sowol die allgemeine politische Lage, als auch
die speciellen Verhältnisse Mährens unter dem
gegenwärtigen Regime zur Besprechung gelangen
sollen. --

(Die Hauptversammlung der Männer-
Ortsgruppe "Olmütz und Amgebung" des
deutschen Schulvereins)

wurde gestern Vor-
mittags 101/2 Uhr im Casinosaale unter recht
zahlreicher Betheiligung der Mitglieder abgehalten.
Der Obmann der Ortsgruppe, Herr Robert
Primavesi
begrüßt die Anwesenden mit herz-
lichen Worten und richtete an dieselben die Bitte
immer und stets des deutschen Schulvereins ein-
gedenk zu sein und denselben kräftigst zu unter-
stützen, damit derselbe seiner Aufgabe gerecht wer-
den könne. Die Verhältnisse der Ortsgruppe
Olmütz seien nicht die günstigsten, die Mitglieder-
anzahl und die Spenden seien zurückgegangen;
es müsse daher getrachtet werden, der Ortsgruppe
neue Mitglieder zuzuführen und dieselbe auch
anderweitig zu unterstützen. Der Ausschuß habe
beschlossen, um der Ortsgruppe einen Beitrag
[Spaltenumbruch] zuzuweden, demnächst ein Concert zu Gunsten des
Schulvereins zu veranstalten. Die Ausführungen
des Herrn Vorsitzenden fanden lebhaftesten Beifall.
Hierauf las Herr Schriftführer, Theodor
Knaute
den von ihm verfaßten Jahresbericht
vor, der von der Versammlung beifälligst auf-
genommen wurde. Der Jahresbericht, der ein
umfassendes und getreues Bild der Thätigkeit des
Schulvereins und der hiesigen Ortsgruppe bietet
und den wir seinem Wortlaute nach demnächst ver-
öffentlichen werden, zerfällt in drei Abtheilungen
u. zw. a) in den Bericht der Centralleitung, b)
in den Bericht über die Thätigkeit der Olmützer
Ortsgruppe und c) in den Bericht über die Paulo-
witzer Volksschule. Der von Herrn Zahlmeister
W. Lang erstattete Cassabericht wird zur Kennt-
niß genommen und dem Referenten für die Er-
stattung des Berichtes Beifall gezollt.

Hierauf erfolgt die Neuwahl des Ausschußes.
Die bisherigen Mitglieder desselben, die Herren:
Robert Primavesi (Obmann), Adolf Thannabaur
(Obmann-Stellvertreter), Th. Knaute (Schrift-
führer), Dr. Carl Schrötter (Schriftführer-Stell-
vertreter), W. Lang (Zahlmeister), und W. Sa-
liger (Zahlmeister-Stellvertreter) werden ein-
stimmig
wieder gewählt.

Herr Th. Knaute ergriff hierauf das Wort
und schilderte in längerer Rede die Angriffe, deren
Ziel die Central-Leitung des Schulvereines und
deren wackerer Obmann Dr. Weitlof in letzterer
Zeit gewesen waren; er empfahl der Versamm-
lung die Annahme der nachfolgenden Resolution:

"Die Ortsgruppe "Olmütz und Umgebung"
des deutschen Schulvereins ist von tiefstem Be-
dauern über die maßlosen und ungerechtfertigten
Angriffe, welche einzelne Ortsgruppen gegen den
Vorstand des deutschen Schulvereins, und insbe-
sondere gegen Herrn Dr. Weitlof gerichtet haben
erfüllt; sie weist die Bemühungen, eine con-
fessionelle Spaltung in die Reihen des Schulvereins
zu bringen, als eine freisinnigen Anschauungen
zuwiderlaufende beklagenswerthe Verirrung zurück,
sie erklärt, daß Vorstand und Schiedsgericht nach
dem klaren Wortlaute der Satzungen vollständig
ordnungsmäßig gehandelt haben, sie fordert die
Mitglieder des Schulvereins auf, ihre Sonder-
interessen nicht in einen Verein zu tragen, der
den Ausbau der freien deutschen Schule, dem
Heile der deutschen Jugend gewidmet ist, sie spricht
schließlich dem Gesammtvorstande des deutschen
Schulvereins (insbesondere aber dem Herrn Dr.
Weitlof) für die rastlosen und selbstlosen Be-
mühungen im Dienste des deutschen Volksthums
den wärmsten Dank aus und bittet auf Grund




[Spaltenumbruch]
Im Bann des Schicksals.

(67.)

Sie hatte Alexis nie nach seinem Vermögen
gefragt, und bei der Kürze ihres Zusammenlebens
auch keine Zeit gewonnen, einen genaueren Einblick
in dessen finanzielle Lage zu thun.

Namentlich die Pachtverhältnisse über die Güter
ihres Mannes lernte sie erst aus den vorgefundenen
Contracten kennen, denn der Einzige, welcher hätte
genaue Auskunft geben können, der Onkel und Vor-
mund des Verstorbenen, war verschollen, Niemand
kannte seinen Aufenthalt, obwohl man annahm, daß
Paris der Ort sei, wohin er sich gewendet habe.

Die Scham über seine Veruntreuungen hatte
ihn aus der Nähe seines von ihm betroffenen Nef-
fen verbannt; mit dem unrechtmäßig erworbenen
Gelde war er unter Bruch des Handgelöbnisses dem
über ihn verhängten Hausarrest entflohen, und alle
Nachforschungen nach ihm blieben erfolglos, so daß
Agnes nicht einmal in der Lage war, ihm den Tod
seines nächsten Verwandten anzuzeigen.

Die Glocke an der Vorsaalthür ertönte, zum
Zeichen, daß Jemand Einlaß begehrte.

Gleich darauf meldete das Mädchen den Ma-
ler Wallburg.

Agnes nickte zustimmend, und Herbert trat
ein, während die junge Frau die Schriftstücke zu-
sammenlegte und ihrem Vater reichte, der sie sorg-
fältig verschloß.

"Ich komme, um mich nach ihrem Besinden
zu erkundigen, gnädige Frau," begann der Maler,
einige Schritte näher tretend.

"Als ich Sie das letzte Mal in Rom sah,
fürchtete ich ernstlich für Ihre Gesundheit, da ich
[Spaltenumbruch] bemerkte, wie sehr Sie sich in Folge des so plötz-
lich eingetretenen Unglücksfalles angegriffen fühlten.

Auf die Wangen der jungen Witwe trat die
Röthe der Verlegenheit. Sollte sie sich von dem
Manne, der ihr einst so nahe gestanden hatte, mit
der förmlichen Titulatur: "Gnädige Frau" anreden
lassen, sie die ehemalige Stickerin, die Tochter des
armen Pensionärs?

"Es ist so ziemlich überwunden, Herr Wall-
burg, ich danke für Ihre Theilnahme, wenn ich auch
den Entschlafenen nie vergessen werde!" versetzte sie,
indem sie den Künstler mit einer Handbewegung
zum Platznehmen einlud.

"Und Sie, -- haben Sie Ihre Studien in
Rom bereits vollendet?"

"Seit länger als zwei Monaten bin ich wie-
der hier in meiner Vaterstadt eingetroffen. Es war
mir nicht länger möglich, in der alten Trümmer-
stadt zu verweilen, wie mit unsichtbaren Banden
zog es mich zurück nach der Heimath und ich mußte
diesem unwiderstehlichen Zuge folgen, wollte ich nicht
meine ganze freudige Schaffenskraft lähmen, Pinsel
und Palette verstauben lassen."

Seine dunklen Augen ruthen mit innigem, lie-
bewarmen Ausdruck auf der jugendlichen Gestalt, die
durch das knappe, schwarze Costüm auf das Vor-
theilhafteste gehoben wurde.

Die blonde Lockenfülle ergoß sich wie ein gol-
dener Strom über Haupt und Nacken, und das
herrliche, tiefblaue Auge blickte so wahr und ohne
Falsch zu dem jungen Manne hinüber, daß er sich
sagen mußte: bei Gott, sie ist hinreißend schön! Wo
hatte er die Augen gehabt, als er um der Sänge-
rin willen dieses wunderbar reizende Wesen auch
nur einen Augenblick lang vernachlässigen konnte?

"Und diese Sehnsucht nach der Heimath trat
erst ein, nachdem Sie bereits über ein Jahr in
Rom gelebt hatten?"


[Spaltenumbruch]

Der Maler senkte die Augen.

"Es war vielleicht nicht die Stätte, wo ich
meine Jugend verlebte, an sich, welche das Verlan-
gen, zurückzukehren in mir weckte, nicht die Häuser,
die Straßen, die Menschen, nach denen ich mich
sehnte, sondern es war eine einzige plötzliche Er-
scheinung, die unerwartet überraschend vor mein
Auge trat und eine Zeit des süßesten, reinsten Glü-
ckes heraufzauberte aus dem Meere der Erinnerung.
Von diesem Augenblicke an fand ich weder Ruhe
und Rast; Rom mit allen seinen Kunstschätzen war
mir gleichgiltig, zuwider geworden, ich mußte zurück
aus den langweiligen Oliven- und Citronenhainen,
aus den starren Ruinen, die in der Sonnengluth
brannten, zurück in mein liebes, rauhes Deutsch-
land, zu seinen Tannen- und Buchenwäldern, seinen
fleißigen, thatkräftigen Bewohnern, zu ihr, deren
Bild mich im Wachen und Träumen umschwebte."

"Noch einmal wollte ich Sie sehen, noch ein-
mal Ihre süße Stimme hören, und dann mich in
mein Atelier vergraben und in der Kunst Ersatz
suchen für das entflohene Liebesglück.

"Sie wiesen mich nicht von Ihrec Thür, Ag-
nes, Sie vergönnten mir noch einmal das Glück,
Sie sehen und sprechen zu dürfen. -- haben Sie
Dank für Ihre Güte!"

"Und die Baronin von Rodovicz. Herr Wall-
burg, was ist aus ihr geworden? Man hat mir
gesagt, Sie seien mit Ihr verlobt!"

"Man hat Sie falsch berichtet, soweit ist es
zwischen uns nicht gekommen! Als Sie mir wenige
Wochen nach meiner Abreise nach Rom den letzten
Brief schrieben und mir in kaltem nüchternen Wor-
ten erklärten, aus unserer Verbindung könne Nichts
werden, Ihre Kindespflicht gebiete Ihnen zurückzu-
treten, da mußte ich an der Menschheit verzweifeln-
denn jetzt erst fühlte ich, wie unendlich heiß ich Sie
geliebt hatte.     (Fortsetzung folgt.)


[Spaltenumbruch]

dringend ans Herz legte. alle mögliche Vorſicht
und Schonung walten zu laſſen.

Fort ging es nun in die finſtere Nacht
hinein, auf der Straße nach der mähriſchen
Hauptſtadt. Es wurden wenige Worte gewechſelt,
als Stadion und Helfert — es mochte halb 4
Uhr Morgens ſein — in Olmütz vor Bach’s
Wohnung ausſtiegen, den ſie im tiefen Schlafe
fanden. Vom Diener mit der Kerze verſehen,
traten ſie an das Bett und Stadion ſetzte dem
Aufgewachten in kurzen Worten, aber durchaus
nicht im Tone jener Ueberzeugung, in welchem
er anderthalb Stunden früher zu dem Grafen
Huyn geſprochen hatte, das Ergebniß der gepflo-
genen Berathung auseinander und knüpfte daran
etwas unſicher die Meinung, daß man wol die
Angelegenheit in dieſe Fährte leiten könne. Bach,
halb ſchlaftrunken, machte große Augen, ergriff
Stadion’s Hand, wie um ihm den Puls zu
fühlen und ſagte: „Eure Durchlaucht werde am
beſten wiſſen, daß ſich jetzt nichts mehr ändern
läßt“, wünſchte den Beiden „Gute Nacht“ und
legte ſich auf die andere Seite, um weiter zu
ſchlafen.

Stadion und Helfert fuhren unmittelbar
danach in das Telegraphen-Bureau; die Depeſche
die ſie nach Kremſier richteten, enthielt drei in-
haltsſchwere Worte: „Es bleibt dabei.“




Locales und Provinzielles.


(Braner-Excurſion nach Olmütz.)

Mor-
gen Früh 4 Uhr treffen mit der Nord-
bahn dreißig der bedeutendſten Brauereibeſitzer
aus Belgien, Nord-Frankreich und Holland, auf
einer Studienreiſe begriffen, von Wien in Olmütz
ein, und werden im Laufe des morgigen Tages
mehrere Malzfabriken und Brauereien beſichtigen.
Zu Ehren der Gäſte findet morgen Nachmittags
1 Uhr ein Diner im Clublocale des „Hotel Lauer“
ſtatt. Nach demſelben erfolgt die Abreiſe der Gäſte
nach Prag.

(Aus dem Stadtverordneten-Collegium.)

Die Tagesordnung der heutigen Sitzung des
Stadtverordneten-Collegiums iſt folgende: Geſuch
der Theaterdirection um erhöhte Eintrittspreiſe
bei einem Gaſtſpiele. — Bericht der Rechnungs-
abtheilung über mehrere Zuflüſſe zum Penſions-
fond der ſtädt. Beamten. — Note der Sparkaſſa-
Direction über die beantragte Aenderung
der Sparcaſſa-Statuten. — Vorlage der Bau-
materialien-Rechnung für das Jahr 1885. —
[Spaltenumbruch] Bericht der 1. Section über den Ankauf des
Hauſes Nr. 435 in Olmütz. (2. Leſung.) —
Bericht der erſten Section bezüglich der Eingabe
des Stadtparkgärtners um Erhöhung des Ar-
beiter-Pauſchalbetrages und Errichtung eines
neuen Glashauſes. — Bericht der 1. Section
über die Eingabe des Vereines „Mähriſcher
Zuckerfabriken“ bezüglich des Tauſches der, der Stadt
Olmütz gehörigen Parcellenantheile Nr. 958/3
und Nr. 957/4. — Bericht der 1. Section über
das mit 31. October 1886 erfolgende Erlöſchen
des Vertrages bezüglich des Jahrmarktsbuden.

(Verlobung.)

Herr Max Hirſch, Maſchinen-
fabrikant in Schlan, ein Sohn des hieſigen
Hausbeſitzers, Herrn Martin Hirſch hat ſich mit
Fräulein Marie Etterich aus Trautenau verlobt.

(Vom Olmützer Gewerbevereine.)

Wir
machen die Mitglieder des Olmützer Gewerbe-
vereines darauf aufmerkſam, daß die Vereins-
localitäten (Realſchule) heute von halb 7 bis
9 Uhr Abends für Mitglieder und Gäſte ge-
öffnet ſind.

(Ernennungen.)

Der Wirthſchaftsinſpector
des Staatsgeſtüts in Radautz, Eduard Freiherr
Schwarz v. Meiler, wurde zum Landescultur-
Inſpector von Niederöſterreich, Mähren und Schle-
ſien mit dem Amtsſitze in Wien und der Civil-
Ingenieur Theodor Herzmansky zum Ingenieur
für den Staatsbaudtenſt in Schleſien ernannt.

(Vom deutſchen Vereine.)

Der hieſige
deutſche Verein beabſichtigt unmittelbar nach Oſtern
eine Mitgliederverſammlung abzuhalten, in wel-
cher ſowol die allgemeine politiſche Lage, als auch
die ſpeciellen Verhältniſſe Mährens unter dem
gegenwärtigen Regime zur Beſprechung gelangen
ſollen. —

(Die Hauptverſammlung der Männer-
Ortsgruppe „Olmütz und Amgebung“ des
deutſchen Schulvereins)

wurde geſtern Vor-
mittags 10½ Uhr im Caſinoſaale unter recht
zahlreicher Betheiligung der Mitglieder abgehalten.
Der Obmann der Ortsgruppe, Herr Robert
Primaveſi
begrüßt die Anweſenden mit herz-
lichen Worten und richtete an dieſelben die Bitte
immer und ſtets des deutſchen Schulvereins ein-
gedenk zu ſein und denſelben kräftigſt zu unter-
ſtützen, damit derſelbe ſeiner Aufgabe gerecht wer-
den könne. Die Verhältniſſe der Ortsgruppe
Olmütz ſeien nicht die günſtigſten, die Mitglieder-
anzahl und die Spenden ſeien zurückgegangen;
es müſſe daher getrachtet werden, der Ortsgruppe
neue Mitglieder zuzuführen und dieſelbe auch
anderweitig zu unterſtützen. Der Ausſchuß habe
beſchloſſen, um der Ortsgruppe einen Beitrag
[Spaltenumbruch] zuzuweden, demnächſt ein Concert zu Gunſten des
Schulvereins zu veranſtalten. Die Ausführungen
des Herrn Vorſitzenden fanden lebhafteſten Beifall.
Hierauf las Herr Schriftführer, Theodor
Knaute
den von ihm verfaßten Jahresbericht
vor, der von der Verſammlung beifälligſt auf-
genommen wurde. Der Jahresbericht, der ein
umfaſſendes und getreues Bild der Thätigkeit des
Schulvereins und der hieſigen Ortsgruppe bietet
und den wir ſeinem Wortlaute nach demnächſt ver-
öffentlichen werden, zerfällt in drei Abtheilungen
u. zw. a) in den Bericht der Centralleitung, b)
in den Bericht über die Thätigkeit der Olmützer
Ortsgruppe und c) in den Bericht über die Paulo-
witzer Volksſchule. Der von Herrn Zahlmeiſter
W. Lang erſtattete Caſſabericht wird zur Kennt-
niß genommen und dem Referenten für die Er-
ſtattung des Berichtes Beifall gezollt.

Hierauf erfolgt die Neuwahl des Ausſchußes.
Die bisherigen Mitglieder desſelben, die Herren:
Robert Primaveſi (Obmann), Adolf Thannabaur
(Obmann-Stellvertreter), Th. Knaute (Schrift-
führer), Dr. Carl Schrötter (Schriftführer-Stell-
vertreter), W. Lang (Zahlmeiſter), und W. Sa-
liger (Zahlmeiſter-Stellvertreter) werden ein-
ſtimmig
wieder gewählt.

Herr Th. Knaute ergriff hierauf das Wort
und ſchilderte in längerer Rede die Angriffe, deren
Ziel die Central-Leitung des Schulvereines und
deren wackerer Obmann Dr. Weitlof in letzterer
Zeit geweſen waren; er empfahl der Verſamm-
lung die Annahme der nachfolgenden Reſolution:

„Die Ortsgruppe „Olmütz und Umgebung“
des deutſchen Schulvereins iſt von tiefſtem Be-
dauern über die maßloſen und ungerechtfertigten
Angriffe, welche einzelne Ortsgruppen gegen den
Vorſtand des deutſchen Schulvereins, und insbe-
ſondere gegen Herrn Dr. Weitlof gerichtet haben
erfüllt; ſie weiſt die Bemühungen, eine con-
feſſionelle Spaltung in die Reihen des Schulvereins
zu bringen, als eine freiſinnigen Anſchauungen
zuwiderlaufende beklagenswerthe Verirrung zurück,
ſie erklärt, daß Vorſtand und Schiedsgericht nach
dem klaren Wortlaute der Satzungen vollſtändig
ordnungsmäßig gehandelt haben, ſie fordert die
Mitglieder des Schulvereins auf, ihre Sonder-
intereſſen nicht in einen Verein zu tragen, der
den Ausbau der freien deutſchen Schule, dem
Heile der deutſchen Jugend gewidmet iſt, ſie ſpricht
ſchließlich dem Geſammtvorſtande des deutſchen
Schulvereins (insbeſondere aber dem Herrn Dr.
Weitlof) für die raſtloſen und ſelbſtloſen Be-
mühungen im Dienſte des deutſchen Volksthums
den wärmſten Dank aus und bittet auf Grund




[Spaltenumbruch]
Im Bann des Schickſals.

(67.)

Sie hatte Alexis nie nach ſeinem Vermögen
gefragt, und bei der Kürze ihres Zuſammenlebens
auch keine Zeit gewonnen, einen genaueren Einblick
in deſſen finanzielle Lage zu thun.

Namentlich die Pachtverhältniſſe über die Güter
ihres Mannes lernte ſie erſt aus den vorgefundenen
Contracten kennen, denn der Einzige, welcher hätte
genaue Auskunft geben können, der Onkel und Vor-
mund des Verſtorbenen, war verſchollen, Niemand
kannte ſeinen Aufenthalt, obwohl man annahm, daß
Paris der Ort ſei, wohin er ſich gewendet habe.

Die Scham über ſeine Veruntreuungen hatte
ihn aus der Nähe ſeines von ihm betroffenen Nef-
fen verbannt; mit dem unrechtmäßig erworbenen
Gelde war er unter Bruch des Handgelöbniſſes dem
über ihn verhängten Hausarreſt entflohen, und alle
Nachforſchungen nach ihm blieben erfolglos, ſo daß
Agnes nicht einmal in der Lage war, ihm den Tod
ſeines nächſten Verwandten anzuzeigen.

Die Glocke an der Vorſaalthür ertönte, zum
Zeichen, daß Jemand Einlaß begehrte.

Gleich darauf meldete das Mädchen den Ma-
ler Wallburg.

Agnes nickte zuſtimmend, und Herbert trat
ein, während die junge Frau die Schriftſtücke zu-
ſammenlegte und ihrem Vater reichte, der ſie ſorg-
fältig verſchloß.

„Ich komme, um mich nach ihrem Beſinden
zu erkundigen, gnädige Frau,“ begann der Maler,
einige Schritte näher tretend.

„Als ich Sie das letzte Mal in Rom ſah,
fürchtete ich ernſtlich für Ihre Geſundheit, da ich
[Spaltenumbruch] bemerkte, wie ſehr Sie ſich in Folge des ſo plötz-
lich eingetretenen Unglücksfalles angegriffen fühlten.

Auf die Wangen der jungen Witwe trat die
Röthe der Verlegenheit. Sollte ſie ſich von dem
Manne, der ihr einſt ſo nahe geſtanden hatte, mit
der förmlichen Titulatur: „Gnädige Frau“ anreden
laſſen, ſie die ehemalige Stickerin, die Tochter des
armen Penſionärs?

„Es iſt ſo ziemlich überwunden, Herr Wall-
burg, ich danke für Ihre Theilnahme, wenn ich auch
den Entſchlafenen nie vergeſſen werde!“ verſetzte ſie,
indem ſie den Künſtler mit einer Handbewegung
zum Platznehmen einlud.

„Und Sie, — haben Sie Ihre Studien in
Rom bereits vollendet?“

„Seit länger als zwei Monaten bin ich wie-
der hier in meiner Vaterſtadt eingetroffen. Es war
mir nicht länger möglich, in der alten Trümmer-
ſtadt zu verweilen, wie mit unſichtbaren Banden
zog es mich zurück nach der Heimath und ich mußte
dieſem unwiderſtehlichen Zuge folgen, wollte ich nicht
meine ganze freudige Schaffenskraft lähmen, Pinſel
und Palette verſtauben laſſen.“

Seine dunklen Augen ruthen mit innigem, lie-
bewarmen Ausdruck auf der jugendlichen Geſtalt, die
durch das knappe, ſchwarze Coſtüm auf das Vor-
theilhafteſte gehoben wurde.

Die blonde Lockenfülle ergoß ſich wie ein gol-
dener Strom über Haupt und Nacken, und das
herrliche, tiefblaue Auge blickte ſo wahr und ohne
Falſch zu dem jungen Manne hinüber, daß er ſich
ſagen mußte: bei Gott, ſie iſt hinreißend ſchön! Wo
hatte er die Augen gehabt, als er um der Sänge-
rin willen dieſes wunderbar reizende Weſen auch
nur einen Augenblick lang vernachläſſigen konnte?

„Und dieſe Sehnſucht nach der Heimath trat
erſt ein, nachdem Sie bereits über ein Jahr in
Rom gelebt hatten?“


[Spaltenumbruch]

Der Maler ſenkte die Augen.

„Es war vielleicht nicht die Stätte, wo ich
meine Jugend verlebte, an ſich, welche das Verlan-
gen, zurückzukehren in mir weckte, nicht die Häuſer,
die Straßen, die Menſchen, nach denen ich mich
ſehnte, ſondern es war eine einzige plötzliche Er-
ſcheinung, die unerwartet überraſchend vor mein
Auge trat und eine Zeit des ſüßeſten, reinſten Glü-
ckes heraufzauberte aus dem Meere der Erinnerung.
Von dieſem Augenblicke an fand ich weder Ruhe
und Raſt; Rom mit allen ſeinen Kunſtſchätzen war
mir gleichgiltig, zuwider geworden, ich mußte zurück
aus den langweiligen Oliven- und Citronenhainen,
aus den ſtarren Ruinen, die in der Sonnengluth
brannten, zurück in mein liebes, rauhes Deutſch-
land, zu ſeinen Tannen- und Buchenwäldern, ſeinen
fleißigen, thatkräftigen Bewohnern, zu ihr, deren
Bild mich im Wachen und Träumen umſchwebte.“

„Noch einmal wollte ich Sie ſehen, noch ein-
mal Ihre ſüße Stimme hören, und dann mich in
mein Atelier vergraben und in der Kunſt Erſatz
ſuchen für das entflohene Liebesglück.

„Sie wieſen mich nicht von Ihrec Thür, Ag-
nes, Sie vergönnten mir noch einmal das Glück,
Sie ſehen und ſprechen zu dürfen. — haben Sie
Dank für Ihre Güte!“

„Und die Baronin von Rodovicz. Herr Wall-
burg, was iſt aus ihr geworden? Man hat mir
geſagt, Sie ſeien mit Ihr verlobt!“

„Man hat Sie falſch berichtet, ſoweit iſt es
zwiſchen uns nicht gekommen! Als Sie mir wenige
Wochen nach meiner Abreiſe nach Rom den letzten
Brief ſchrieben und mir in kaltem nüchternen Wor-
ten erklärten, aus unſerer Verbindung könne Nichts
werden, Ihre Kindespflicht gebiete Ihnen zurückzu-
treten, da mußte ich an der Menſchheit verzweifeln-
denn jetzt erſt fühlte ich, wie unendlich heiß ich Sie
geliebt hatte.     (Fortſetzung folgt.)


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[[5]/0005] dringend ans Herz legte. alle mögliche Vorſicht und Schonung walten zu laſſen. Fort ging es nun in die finſtere Nacht hinein, auf der Straße nach der mähriſchen Hauptſtadt. Es wurden wenige Worte gewechſelt, als Stadion und Helfert — es mochte halb 4 Uhr Morgens ſein — in Olmütz vor Bach’s Wohnung ausſtiegen, den ſie im tiefen Schlafe fanden. Vom Diener mit der Kerze verſehen, traten ſie an das Bett und Stadion ſetzte dem Aufgewachten in kurzen Worten, aber durchaus nicht im Tone jener Ueberzeugung, in welchem er anderthalb Stunden früher zu dem Grafen Huyn geſprochen hatte, das Ergebniß der gepflo- genen Berathung auseinander und knüpfte daran etwas unſicher die Meinung, daß man wol die Angelegenheit in dieſe Fährte leiten könne. Bach, halb ſchlaftrunken, machte große Augen, ergriff Stadion’s Hand, wie um ihm den Puls zu fühlen und ſagte: „Eure Durchlaucht werde am beſten wiſſen, daß ſich jetzt nichts mehr ändern läßt“, wünſchte den Beiden „Gute Nacht“ und legte ſich auf die andere Seite, um weiter zu ſchlafen. Stadion und Helfert fuhren unmittelbar danach in das Telegraphen-Bureau; die Depeſche die ſie nach Kremſier richteten, enthielt drei in- haltsſchwere Worte: „Es bleibt dabei.“ („Preſſe“) Locales und Provinzielles. Olmütz, 29. März. (Braner-Excurſion nach Olmütz.) Mor- gen Früh 4 Uhr treffen mit der Nord- bahn dreißig der bedeutendſten Brauereibeſitzer aus Belgien, Nord-Frankreich und Holland, auf einer Studienreiſe begriffen, von Wien in Olmütz ein, und werden im Laufe des morgigen Tages mehrere Malzfabriken und Brauereien beſichtigen. Zu Ehren der Gäſte findet morgen Nachmittags 1 Uhr ein Diner im Clublocale des „Hotel Lauer“ ſtatt. Nach demſelben erfolgt die Abreiſe der Gäſte nach Prag. (Aus dem Stadtverordneten-Collegium.) Die Tagesordnung der heutigen Sitzung des Stadtverordneten-Collegiums iſt folgende: Geſuch der Theaterdirection um erhöhte Eintrittspreiſe bei einem Gaſtſpiele. — Bericht der Rechnungs- abtheilung über mehrere Zuflüſſe zum Penſions- fond der ſtädt. Beamten. — Note der Sparkaſſa- Direction über die beantragte Aenderung der Sparcaſſa-Statuten. — Vorlage der Bau- materialien-Rechnung für das Jahr 1885. — Bericht der 1. Section über den Ankauf des Hauſes Nr. 435 in Olmütz. (2. Leſung.) — Bericht der erſten Section bezüglich der Eingabe des Stadtparkgärtners um Erhöhung des Ar- beiter-Pauſchalbetrages und Errichtung eines neuen Glashauſes. — Bericht der 1. Section über die Eingabe des Vereines „Mähriſcher Zuckerfabriken“ bezüglich des Tauſches der, der Stadt Olmütz gehörigen Parcellenantheile Nr. 958/3 und Nr. 957/4. — Bericht der 1. Section über das mit 31. October 1886 erfolgende Erlöſchen des Vertrages bezüglich des Jahrmarktsbuden. (Verlobung.) Herr Max Hirſch, Maſchinen- fabrikant in Schlan, ein Sohn des hieſigen Hausbeſitzers, Herrn Martin Hirſch hat ſich mit Fräulein Marie Etterich aus Trautenau verlobt. (Vom Olmützer Gewerbevereine.) Wir machen die Mitglieder des Olmützer Gewerbe- vereines darauf aufmerkſam, daß die Vereins- localitäten (Realſchule) heute von halb 7 bis 9 Uhr Abends für Mitglieder und Gäſte ge- öffnet ſind. (Ernennungen.) Der Wirthſchaftsinſpector des Staatsgeſtüts in Radautz, Eduard Freiherr Schwarz v. Meiler, wurde zum Landescultur- Inſpector von Niederöſterreich, Mähren und Schle- ſien mit dem Amtsſitze in Wien und der Civil- Ingenieur Theodor Herzmansky zum Ingenieur für den Staatsbaudtenſt in Schleſien ernannt. (Vom deutſchen Vereine.) Der hieſige deutſche Verein beabſichtigt unmittelbar nach Oſtern eine Mitgliederverſammlung abzuhalten, in wel- cher ſowol die allgemeine politiſche Lage, als auch die ſpeciellen Verhältniſſe Mährens unter dem gegenwärtigen Regime zur Beſprechung gelangen ſollen. — (Die Hauptverſammlung der Männer- Ortsgruppe „Olmütz und Amgebung“ des deutſchen Schulvereins) wurde geſtern Vor- mittags 10½ Uhr im Caſinoſaale unter recht zahlreicher Betheiligung der Mitglieder abgehalten. Der Obmann der Ortsgruppe, Herr Robert Primaveſi begrüßt die Anweſenden mit herz- lichen Worten und richtete an dieſelben die Bitte immer und ſtets des deutſchen Schulvereins ein- gedenk zu ſein und denſelben kräftigſt zu unter- ſtützen, damit derſelbe ſeiner Aufgabe gerecht wer- den könne. Die Verhältniſſe der Ortsgruppe Olmütz ſeien nicht die günſtigſten, die Mitglieder- anzahl und die Spenden ſeien zurückgegangen; es müſſe daher getrachtet werden, der Ortsgruppe neue Mitglieder zuzuführen und dieſelbe auch anderweitig zu unterſtützen. Der Ausſchuß habe beſchloſſen, um der Ortsgruppe einen Beitrag zuzuweden, demnächſt ein Concert zu Gunſten des Schulvereins zu veranſtalten. Die Ausführungen des Herrn Vorſitzenden fanden lebhafteſten Beifall. Hierauf las Herr Schriftführer, Theodor Knaute den von ihm verfaßten Jahresbericht vor, der von der Verſammlung beifälligſt auf- genommen wurde. Der Jahresbericht, der ein umfaſſendes und getreues Bild der Thätigkeit des Schulvereins und der hieſigen Ortsgruppe bietet und den wir ſeinem Wortlaute nach demnächſt ver- öffentlichen werden, zerfällt in drei Abtheilungen u. zw. a) in den Bericht der Centralleitung, b) in den Bericht über die Thätigkeit der Olmützer Ortsgruppe und c) in den Bericht über die Paulo- witzer Volksſchule. Der von Herrn Zahlmeiſter W. Lang erſtattete Caſſabericht wird zur Kennt- niß genommen und dem Referenten für die Er- ſtattung des Berichtes Beifall gezollt. Hierauf erfolgt die Neuwahl des Ausſchußes. Die bisherigen Mitglieder desſelben, die Herren: Robert Primaveſi (Obmann), Adolf Thannabaur (Obmann-Stellvertreter), Th. Knaute (Schrift- führer), Dr. Carl Schrötter (Schriftführer-Stell- vertreter), W. Lang (Zahlmeiſter), und W. Sa- liger (Zahlmeiſter-Stellvertreter) werden ein- ſtimmig wieder gewählt. Herr Th. Knaute ergriff hierauf das Wort und ſchilderte in längerer Rede die Angriffe, deren Ziel die Central-Leitung des Schulvereines und deren wackerer Obmann Dr. Weitlof in letzterer Zeit geweſen waren; er empfahl der Verſamm- lung die Annahme der nachfolgenden Reſolution: „Die Ortsgruppe „Olmütz und Umgebung“ des deutſchen Schulvereins iſt von tiefſtem Be- dauern über die maßloſen und ungerechtfertigten Angriffe, welche einzelne Ortsgruppen gegen den Vorſtand des deutſchen Schulvereins, und insbe- ſondere gegen Herrn Dr. Weitlof gerichtet haben erfüllt; ſie weiſt die Bemühungen, eine con- feſſionelle Spaltung in die Reihen des Schulvereins zu bringen, als eine freiſinnigen Anſchauungen zuwiderlaufende beklagenswerthe Verirrung zurück, ſie erklärt, daß Vorſtand und Schiedsgericht nach dem klaren Wortlaute der Satzungen vollſtändig ordnungsmäßig gehandelt haben, ſie fordert die Mitglieder des Schulvereins auf, ihre Sonder- intereſſen nicht in einen Verein zu tragen, der den Ausbau der freien deutſchen Schule, dem Heile der deutſchen Jugend gewidmet iſt, ſie ſpricht ſchließlich dem Geſammtvorſtande des deutſchen Schulvereins (insbeſondere aber dem Herrn Dr. Weitlof) für die raſtloſen und ſelbſtloſen Be- mühungen im Dienſte des deutſchen Volksthums den wärmſten Dank aus und bittet auf Grund Im Bann des Schickſals. Roman von Moritz Lilie. (67.) Sie hatte Alexis nie nach ſeinem Vermögen gefragt, und bei der Kürze ihres Zuſammenlebens auch keine Zeit gewonnen, einen genaueren Einblick in deſſen finanzielle Lage zu thun. Namentlich die Pachtverhältniſſe über die Güter ihres Mannes lernte ſie erſt aus den vorgefundenen Contracten kennen, denn der Einzige, welcher hätte genaue Auskunft geben können, der Onkel und Vor- mund des Verſtorbenen, war verſchollen, Niemand kannte ſeinen Aufenthalt, obwohl man annahm, daß Paris der Ort ſei, wohin er ſich gewendet habe. Die Scham über ſeine Veruntreuungen hatte ihn aus der Nähe ſeines von ihm betroffenen Nef- fen verbannt; mit dem unrechtmäßig erworbenen Gelde war er unter Bruch des Handgelöbniſſes dem über ihn verhängten Hausarreſt entflohen, und alle Nachforſchungen nach ihm blieben erfolglos, ſo daß Agnes nicht einmal in der Lage war, ihm den Tod ſeines nächſten Verwandten anzuzeigen. Die Glocke an der Vorſaalthür ertönte, zum Zeichen, daß Jemand Einlaß begehrte. Gleich darauf meldete das Mädchen den Ma- ler Wallburg. Agnes nickte zuſtimmend, und Herbert trat ein, während die junge Frau die Schriftſtücke zu- ſammenlegte und ihrem Vater reichte, der ſie ſorg- fältig verſchloß. „Ich komme, um mich nach ihrem Beſinden zu erkundigen, gnädige Frau,“ begann der Maler, einige Schritte näher tretend. „Als ich Sie das letzte Mal in Rom ſah, fürchtete ich ernſtlich für Ihre Geſundheit, da ich bemerkte, wie ſehr Sie ſich in Folge des ſo plötz- lich eingetretenen Unglücksfalles angegriffen fühlten. Auf die Wangen der jungen Witwe trat die Röthe der Verlegenheit. Sollte ſie ſich von dem Manne, der ihr einſt ſo nahe geſtanden hatte, mit der förmlichen Titulatur: „Gnädige Frau“ anreden laſſen, ſie die ehemalige Stickerin, die Tochter des armen Penſionärs? „Es iſt ſo ziemlich überwunden, Herr Wall- burg, ich danke für Ihre Theilnahme, wenn ich auch den Entſchlafenen nie vergeſſen werde!“ verſetzte ſie, indem ſie den Künſtler mit einer Handbewegung zum Platznehmen einlud. „Und Sie, — haben Sie Ihre Studien in Rom bereits vollendet?“ „Seit länger als zwei Monaten bin ich wie- der hier in meiner Vaterſtadt eingetroffen. Es war mir nicht länger möglich, in der alten Trümmer- ſtadt zu verweilen, wie mit unſichtbaren Banden zog es mich zurück nach der Heimath und ich mußte dieſem unwiderſtehlichen Zuge folgen, wollte ich nicht meine ganze freudige Schaffenskraft lähmen, Pinſel und Palette verſtauben laſſen.“ Seine dunklen Augen ruthen mit innigem, lie- bewarmen Ausdruck auf der jugendlichen Geſtalt, die durch das knappe, ſchwarze Coſtüm auf das Vor- theilhafteſte gehoben wurde. Die blonde Lockenfülle ergoß ſich wie ein gol- dener Strom über Haupt und Nacken, und das herrliche, tiefblaue Auge blickte ſo wahr und ohne Falſch zu dem jungen Manne hinüber, daß er ſich ſagen mußte: bei Gott, ſie iſt hinreißend ſchön! Wo hatte er die Augen gehabt, als er um der Sänge- rin willen dieſes wunderbar reizende Weſen auch nur einen Augenblick lang vernachläſſigen konnte? „Und dieſe Sehnſucht nach der Heimath trat erſt ein, nachdem Sie bereits über ein Jahr in Rom gelebt hatten?“ Der Maler ſenkte die Augen. „Es war vielleicht nicht die Stätte, wo ich meine Jugend verlebte, an ſich, welche das Verlan- gen, zurückzukehren in mir weckte, nicht die Häuſer, die Straßen, die Menſchen, nach denen ich mich ſehnte, ſondern es war eine einzige plötzliche Er- ſcheinung, die unerwartet überraſchend vor mein Auge trat und eine Zeit des ſüßeſten, reinſten Glü- ckes heraufzauberte aus dem Meere der Erinnerung. Von dieſem Augenblicke an fand ich weder Ruhe und Raſt; Rom mit allen ſeinen Kunſtſchätzen war mir gleichgiltig, zuwider geworden, ich mußte zurück aus den langweiligen Oliven- und Citronenhainen, aus den ſtarren Ruinen, die in der Sonnengluth brannten, zurück in mein liebes, rauhes Deutſch- land, zu ſeinen Tannen- und Buchenwäldern, ſeinen fleißigen, thatkräftigen Bewohnern, zu ihr, deren Bild mich im Wachen und Träumen umſchwebte.“ „Noch einmal wollte ich Sie ſehen, noch ein- mal Ihre ſüße Stimme hören, und dann mich in mein Atelier vergraben und in der Kunſt Erſatz ſuchen für das entflohene Liebesglück. „Sie wieſen mich nicht von Ihrec Thür, Ag- nes, Sie vergönnten mir noch einmal das Glück, Sie ſehen und ſprechen zu dürfen. — haben Sie Dank für Ihre Güte!“ „Und die Baronin von Rodovicz. Herr Wall- burg, was iſt aus ihr geworden? Man hat mir geſagt, Sie ſeien mit Ihr verlobt!“ „Man hat Sie falſch berichtet, ſoweit iſt es zwiſchen uns nicht gekommen! Als Sie mir wenige Wochen nach meiner Abreiſe nach Rom den letzten Brief ſchrieben und mir in kaltem nüchternen Wor- ten erklärten, aus unſerer Verbindung könne Nichts werden, Ihre Kindespflicht gebiete Ihnen zurückzu- treten, da mußte ich an der Menſchheit verzweifeln- denn jetzt erſt fühlte ich, wie unendlich heiß ich Sie geliebt hatte. (Fortſetzung folgt.)

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Zitationshilfe: Mährisches Tagblatt. Nr. 71, Olmütz, 29.03.1886, S. [5]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maehrisches71_1886/5>, abgerufen am 19.04.2024.