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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 67. Köln, 6. August 1848. Zweite Beilage.

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2. Beilage zu Nr. 67 der Neuen Rh. Zeitg. Sonntag 6. August 1848.
[Spaltenumbruch]

[Fortsetzung] zwar im Osten noch fest dazustehen; innerlich aber ist sie auch dort schon morsch. Sie wird auch dort zusammenbrechen, und ihr Material der Demokratie überlassen. Die Welt wird demokratisch-republikanisch, weil ihr nichts anderes als das mehr übrig bleibt.

Und was ist die konstitutionelle Monarchie, zu der sich jetzt die Furchtsamen, Halben und Selbstsüchtigen drängen, - was ist sie anderes, als der Uebergang vom Staate der Autorität zum Staate der Freiheit, - vom Absolutismus zur Republik? Der nächste Parteigegensatz liegt also eigentnur in der Frage, ob wir diese Uebergangsform durchmachen sollen und müssen, oder nicht. Die Republikaner sagen nein, die Monarchisten sagen ja! - Wer von Beiden hat Recht?

Es ist wahr, daß die Geschichte durch Uebergangsformen die Brücke baut von der Herrschaft eines sittlichen Prinzips zu der des andern. Aber die Nothwendigkeit, diese Formen zu durchleben, besteht nur, bis das neue Prinzip für die Welt gewonnen ist. Sie besteht also nicht für jedes einzelne Volk in einer Gesellschaft von Völkern, sie besteht am wenigsten als leerer äußerlicher Vorgang für ein Volk, welches in seinem Bewußtsein längst bis zur Reinheit des neuen Prinzips durchgedrungen ist. Was ein Volk durchlebt hat, das hat es für die Menschheit durchlebt, und der gleiche Prozeß soll sich nicht in einem zweiten und dritten wiederholen. Darum halten die Republikaner es für einen beklagenswerthen Zeit- und Kraftverlust, wenn das deutsche Volk sich noch Jahre lang mit Staatseinrichtungen quälen soll, von welchen kein Urtheilsfähiger im Ernste sagen kann, daß sie für die Dauer gemacht sind, und die, wenn es wahr ist, daß sie jetzt eine Revolution abkürzen helfen, dies nur dadurch zu thun vermögen, daß sie uns eine zweite in Aussicht stellen, bei der wir von vorn anfangen müssen. Die deutschen Republikaner wünschen, daß unser Volk sich an den Franzosen ein Beispiel nehme. Haben unsere Nachbarn im Westen durch ihre wiederholten Revolutionen mehr erreicht, als sie mit der ersten erreichen wollten? Haben sie sich abschrecken lassen, indem sie es das erste Mal nicht erreicht? Haben die Zwischenformen der Restauration und der Periode Louis Philipps ihnen Kämpfe erspart? - Nein! - Wenn in Zeiten der Revolution etwas die Kämpfe abkürzen kann, so ist es das rasche und sichere Erfassen des Prinzips, in welchem die treibende Kraft der Bewegung und die Hoffnung der endlichen Beruhigung liegt, denn darüber möge sich kein Mensch täuschen: die Revolutionen werden in der nächsten Zeit unter den Völkern fortdauern, und werden sich wiederholen und immer neu wiederholen, und für jede mißlungene wird eine um so gewaltigere, furchtbarere ausbrechen, bis die Republik die einzige Staatsform der gebildeten Völker ist! - Diese Worte werden von Vielen ungern gehört werden. Wir haben keine Freude daran, das Mißbehagen der Gesellschaft zu vermehren. Aber wir fühlen uns berufen, die Thörichten aufzuklären, die den Anker ihrer Hoffnungen in den Triebsand der Halbheiten werfen. Nur wer hohe See zu halten weiß, kann sich im Sturme erretten und endlich eine glückliche Küste gewinnen.

Aber, - sagt man uns, - Ihr bekennt, daß es gute und schlechte Republiken giebt, Ihr empfehlt uns darum die demokratische, und Ihr erklärt uns diese so, daß sie eine Verfassung sein soll, in welcher die Gesammtheit die Verantwortlichkeit übernimmt für die Freiheit und Wohlfahrt des Einzelnen. Wie soll es die Gesammtheit machen, dieser Verantwortlichkeit zu genügen? Versprecht Ihr nicht Dinge, die Ihr nicht halten könnt? Erregt Ihr nicht Hoffnungen, die Ihr nicht erfüllen könnt? Ihr berührt die große soziale Frage in ihrem Mittelpunkte. Deutet uns an, wie Ihr sie zu lösen gedenkt!

Mitbürger! Wir wüßten vielleicht zu antworten, wenn die Beantwortung Eurer Frage hier unser Zweck wäre. Aber wenn wir auch nicht zu antworten wüßten, - sollten wir eine Pflicht verläugnen, weil unsere Kräfte in ihrer Erfüllung vielleicht noch nicht gewachsen sind? Ist es recht, eine Schuld abzustreiten, weil man im Augenblicke sie nicht zu tilgen vermag? Und eine Schuld ist es, die wir in unserm politischen Glaubensbekenntniß eingestehen, - eine Schuld so alt, wie die menschliche Gesellschaft, und jede Zeit muß an ihr tilgen, was sie zu tilgen vermag? Das Bewußtsein dieser Schuld ist der große Fortschritt der Rechts- und Freiheitsidee, welchen unsere Zeit gemacht hat. Das Recht ist für uns das System der sittlich gültigen Zwecke, und dieses System ist nichts anderes, als die Organisation und Sicherstellung der sittlich gültigen Zwecke aller Einzelnen. Sichergestellt werden aber die Zwecke der Menschen durch den Besitz der Mittel, und der Besitz der Mittel zum Zweck ist die Freiheit im praktischen Sinne. Diese sittliche Weltansicht macht aus dem Wohlergehen des Einzelnen eine gemeinsame Angelegenheit der Gesellschaft. Der Entwicklung der nächsten Zeit wird es überlassen bleiben, die dieser Weltansicht entsprechenden gesellschaftlichen Formen zu finden und bis zu dem höchsten Grade ihrer möglichen Vollkommenheit auszubilden. Einstweilen wird jede Periode für ihre sozialen Uebelstände die Mittel der Abhülfe suchen, die in ihr möglich sind. Der politische Denker sieht vielleicht die letzten Bedingungen einer neuen glücklicheren Gesellschaft; er hat aber die Bescheidenheit einzusehen, daß der Gedanke der Wirklichkeit vorauseilt und daß er nicht unmittelbar machen kann, was er gedacht hat. Einstweilen darf er jedoch auf die Anerkennung des Principes dringen, und auf den ernsten und reinen Willen, ihm zu genügen, soweit irgend die Kräfte und Mittel der Periode reichen. Und dazu ist vor allen Dingen eine freie demokratische Staatsform erforderlich, weil diese allein in dem allgemeinen Antheil Aller an der souveränen Gesetzgebung des Staates die Bedingungen und Mittel des sozialen Fortschritts enthält. Nicht wir, sondern das ganze Volk soll die Bedingungen seines Glückes feststellen. Es will sich eben so wenig eine innere soziale Ordnung, wie eine äußere Form des Staates schenken lassen.

So bleibt uns nichts zu sagen übrig, als wie wir unser Verhältniß zu den übrigen Staaten ansehen. Die Frage ist sehr einfach Wollen wir für uns die Freiheit, so müssen wir sie auch für die andern Völker wollen. Die Demokratie kennt nur ein Prinzip des Völkerrechts, das der freien Selbstkonstituirung aller Völker. Die Eifersucht und das Mißtrauen unter den Nationen ist ein Erbtheil der dynastisch-monarchischen Politik. Aber die Interessen fürstlicher Häuser sind nicht die Interessen der Völker. Uns, die deutschen Demokraten, kümmert es nicht, wer in Schleswig-Holstein den Thron erbt, und ob die Herrschaft Oberitaliens das Eigenthum des Kaisers von Oestreich bleibt, oder eine Beute Karl Alberts wird. Aber daß Völker gar nicht mehr vererbt werden, daß ihre Herrschaft gar nicht mehr als ein Eigenthum betrachtet werden könne, das ist uns von der höchsten Wichtigkeit; und soweit einmal in Zukunft unsere Macht reicht, so weit wird auch unsere Unterstützung aller wahren Freiheitsbestrebungen reichen, in welchem Volke sie auch auftreten mögen. Deutschland hat gegen einige Nachbarvölker vieles wieder gut zu machen. Die deutschen Demokraten sehnen sich nach dem Augenblicke, in welchem es in ihrer Macht steht, es zu thun, und sehen in dem allgemeinen Bunde und der gemeinschaftlichen Organisation der freien Völker Europas, durch welche auch allein eine Lösung des sozialen Problems möglich werden kann, das große Ergebniß der Kämpfe, die unserem Welttheile bevorstehen.

Deutsches Volk! Die Aussicht auf diese Kämpfe soll dich nicht schrecken! Was dich jetzt ängstet und bedrückt, ist nicht der Vorgeschmack der Zukunft, sondern das unselige Erbtheil einer kläglichen Vergangenheit. Täusche dich nicht über den Werth dieser letzteren, weil du in deinem Schlafe die Größe deines Elends nicht ganz gefühlt hast. Blicke nicht sehnsüchtig zurück, damit dich nicht das Schicksal jenes Weibes der alten Sage treffe, das die Augen zurückwandte nach der dem Untergange geweiheten Stadt! - Deutsches Volk! blicke vorwärts! - Nicht rückwärts, sondern vorwärts liege bessere Tage!

Berlin im Juli 1848.

Fröbel. Rau. Kriege. Meyen. Hexamer.

An den Kreis-Bürger-Ausschuß von Inowroclaw.

(Vergl. Vossische Zeitung vom 30. Juli).

Verehrte Herren!

Mit innigem Bedauern sehe ich, daß meine Schrift Euch nicht so ganz zufriedengestellt hat. Anstatt meine Schrift anzugreifen, greift Ihr meine Person, und dies noch auf eine ächt netzbrüderliche Weise an.

Ihr glaubtet vielleicht, verehrte Herren, daß ich den Handschuh nicht aufheben werde, und Ihr habt Recht; den mir hingeworfenen Handschuh hebe ich nicht auf, er ist zu schmutzig und riecht meilenweit. Ich könnte Euch feige Verläumder und ehrlose Lügner nennen, aber das würde erst recht feig von mir sein, da ich mir in dem ganzen Kreis-Bürger-Ausschuß keinen einzigen Mann denken kann, der geneigt wäre, diese Angelegenheit mit mir persönlich näher zu erörtern. Irre ich mich, so soll es mich freuen.

Auf die Lügen, die Ihr über mein Vaterland und meine Nation ausgießt, muß ich aber allerdings eingehn, so sehr mich dies auch anekelt.

Vorerst zweifelt Ihr, verehrte Herren, daß ich der Verfasser jener Schrift bin, weil, wie Ihr meint, mir die Befähigung dazu gänzlich abgeht. Die Schrift muß also gut sein. Ich danke für das indirekte Lob, denn ich muß trotz Eurer spießbürgerlichen Empfindlichkeit, dennoch wahrheitsgemäß aussagen, daß ich wirklich derjenige bin, welcher die Schrift verfaßt hat. Es wundert mich nur, daß Ihr nicht gesagt habt, ich hätte dieselbe an meine Landsleute verkauft, so wie einige s. g. deutsche Volksvertreter sich Euch und Euren Genossen verkauft haben mögen.

Ihr wundert Euch, verehrte Herren, daß meine Schrift, trotzdem daß ich 3 Monate in Berlin war, so spät herausgekommen ist. Sie vergessen daß meine Schrift nur eine Widerlegung ist, und daß Niemand Verläumdungen widerlegen kann, ehe sie gemacht sind. Wenn Ihr aber glaubt, daß wir vom Frankfurter Parlament je Gerechtigkeit erwarteten, so täuscht Ihr Euch sehr. Wir wußten wohl, was wir von diesen Herren zu erwarten hatten. Aber nicht ganz ohne Grund ist Eine Ansicht. Nachdem wir von den Fürsten betrogen und verrathen worden, konnten wir allerdings mit vollem Rechte hoffen, daß die freien Völker sich an uns durch ein Gleiches nicht versündigen werden. Es kommt aber nur darauf an, wie die Völker frei und wie sie repräsentirt werden; und sie sind es jämmerlich! ...

Ihr sagt ferner, meine Herren, ich wäre nicht Inowroclaw in preußischer Uniform mit polnischer Kokarde an Brust und Mütze gekommen - um die Insurrektion gegen Preußen zu leiten. Aber meine Herren, wie könnt Ihr nur so albern sein zu behaupten, daß ich mich in preußischer Uniform gegen Preußen schlagen würde. Ich habe - sagt ihr - die polnische Kokarde - darauf gehabt. Großes Verbrechen! Haben diese doch auch einige Offiziere - ja - ich glaube der General v. Colomb selbst am 20. Mai in Posen getragen. Aber daraus müßtet Ihr eben ersehen, wie wenig ich damals an die Möglichkeit eines Krieges mit Preußen denken konnte. Uebrigens ist diese Uniform keinesweges eine preußische zu nennen. Sie ist die der Provinz der ich angehöre - und diese ist eine polnische. - Ja - sie ist es - trotz allen Versprechungen des hochweisen Parlaments, auch trotz allem Geschrei und Geheul Aller Netzbrüder der Welt. Wenn ich diese Uniform aber gegen Preußen nie getragen hätte - so liegt der Grund einzig und allein darin, daß sie auch von den Pommern getragen wird. Wenn Ihr mich aber verehrte Herren fragt, weßhalb ich in Uniform kam - so will ich Euch kurz sagen - daß einer von Euren Stadtverordneten - und ich glaube sogar - früherer Landtagsdeputirter, den Vikar Parnowsk, öffentlich auf der Straße an die Brust faßte und mit der größten Rohheit insultirte, so daß er nur dem Landrath verdanken kann, aus den Händen die- [Spaltenumbruch] ses Wütherichs entkommen zu sein. Als ich dies erfuhr kam ich am andern Morgen in meiner Landwehr-Offiziersuniform und bewaffnet in die Stadt, um mich gegen dergleichen räuberische Anfälle wo möglich zu sichern.

Ihr behauptet, meine Herren, daß ich die Inowroclawer Bürgerwehr aufgefordert, mir die Kaserne zu übergeben - und sogar gedroht habe, mit 6000 Mann einzurücken. Werthe Herren, dies ist die schamloseste Lüge, die während dieser verhängnißvollen Zeit, von Eurer Partei aufgebracht wurde. Als Ihr durch eine - ich glaube im Grunde inoffensive und gewiß ganz persönliche Aeußerung des Hrn. v. M. in Allarm gesetzt wurdet - und es Euch gefiel, Soldaten zu spielen - und Ihr Euch mit Schwert und Lanze bewaffnetet, und sogar einige Evolutionen im Kasernenhof machtet, war ich eben derjenige, der zu Euch kam und Euch flehentlich bat, dieses Ritterthum und diese kriegerischen Gelüste fahren zu lassen, da sie in dem damals noch ganz ruhigen Kreise als eine Provokation gelten und deshals die größte Aufregung in der polnischen Bevölkerung hervorrufen mußten. Ich erklärte Euch, daß wir uns Alle mit unsrer Ehre im Kampfe für die Ruhe und Ordnung verbürgen wollten, und daß, wenn wir Euch hätten angreifen wollen, wir es längst hätten thun können - und wenn wir es jetzt noch thun wollten, uns ein Paar tausend Mann zu Gebote stehen würden, gegen welche Ihr Euch doch unmöglich behaupten könntet. Ihr habt es dennoch damals nicht thun wollen und konntet recht bald darauf sehen, welche Aufregung von nun an im Kreise herrschte. Daß ich nur dieses gesagt habe, müssen der Herr Bürgermeister und der Oekonomie-Kommissarius, Herr Rieze - mit denen ich darüber unterhandelt habe - selbst bezeugen. Ihr wißt nicht, meine Herren, was Ihr nicht Alles dem Kreiskomite zu Inowraclaw zu verdanken habt; denn Ihr wißt nicht, welche unermeßliche Gefahr Euch tagtäglich bedrohte. Ich gebe zu, daß das Bromberger Militär Alles unterdrückt hätte - aber was vorher geschehen wäre - wäre geschehen.

Nicht der Juden-Bengel, der bei seiner Picke ruhig einschlief, wohl aber andere Männer haben über Euch gewacht, und für Eure Sicherheit Sorge getragen. Eure gehässigen Verläumdungen - das ist der Dank dafür!

Ihr citirt, meine Herren, einen Privat-Brief, den ich an den Herrn Kühne aus Posen geschrieben habe, und sagt, es steht darin, die Posener Behörden hätten Alles aufgehoben und den Polen Alles erlaubt. Das ist wahr - im ganzen Sinne des Wortes wahr. So fand ich Posen, als ich dort ankam. Ferner, daß 30,000 Russen gegen das Großherzogthum marschiren. Auch davon war allgemein die Rede, daß sich deßhalb Alles von Kopf bis zu Fuß rüstete. - Auch dieses ist wahr - buchstäblich wahr. Was beweist es aber? Daß wir uns nicht gegen Preußen - aber gegen die anstürmenden Russen rüsteten - und daß die Behörden Alles geschehen ließen.

Ferner, sagt Ihr, ich wäre nach Trzemeszno mit Insurgenten gezogen und wäre der erste in den Reihen der Fliehenden gewesen. Ist in dem namenlosen Kreis-Bürgerausschuß irgend Jemand, der diese läppische Behauptung zu vertreten wagt? Ich möchte seine Bekanntschaft machen.

Nach der Konvention von Jaroslawiez habe ich meine sämmtlichen Leute nach Hause geschickt, und dann selbst die Cadres (und nicht den Kampfplatz) verlassen, wie Sie, meine Herren, besser gethan hätten, nicht zu sagen, denn sonst müßtet Ihr auch zugeben, daß Ihr genau gewußt habt, daß man im Augenblick, wo man mit uns die Konvention abschloß, fest entschlossen war, uns unmittelbar darauf zu verrathen. Nein, ich für meinen Theil habe es nie geglaubt, bin vielmehr der Ueberzeugung gewesen, daß eine Konvention, durch ein Ministerium ratifizirte Konvention, eine Wahrheit sein und daß es dem ersten besten General nicht zustehen würde, diese willkührlich zu brechen. Nachher habe ich allerdings die Ehre gehabt, den General von Willisen nach Berlin als Privatmann zu begleiten.

Wenn ich in meiner Schrift gesagt habe, unsere Geistlichen haben Ruhe und Verbrüderung geprdigt, so bleibe ich auf das Entschiedenste bei meiner Behauptung. Die Geistlichen konnten und mußten aber die Ruhe und Verbrüderung nur so lange predigen, so lange diese mit Euch möglich war. Den Hirtenbrief des Erzbischofs kenne ich sehr genau und erkenne ihn sogar im ganzen Sinne des Wortes an. Aber meine Herren, seht doch auf das Datum dieses Erlasses. Sollte der Erzbischof etwa ruhig zusehen, wie preußische Beamte durch alle möglichen Mittel und auf allen möglichen Wegen unseren Bauern Unterschriften für die Theilung der Provinz und Lostrennung von seiner Diözese erpreßten? Oder sollte er denn Leute, die unsere Kirchen und Heiligthümer auf das Empörendste entweiht, geschändet und geplündert und unsere Geistlichen auf das Gräßlichste gemißhandelt haben, etwa Freunde dieser Kirche nennen?

Schließlich wollt Ihr, verehrte Herren, mich in den polnischen Sprichwörtern belehren. Nun gestattet doch wenigstens, daß ich diese besser kenne, als Ihr. In der That heißt es: "So lange die Welt aufrecht steht, wird der Deutsche keines Polen Bruder" nicht aber, wie Sie sagen: "Der Pole keines Deutschen Bruder". Und dieses Sprichwort hat sich in der Zeit wieder ganz merkwürdig bewährt, mit dem Unterschiede nur, daß dieses nicht der ganzen Nation, sondern nur einer Fraktion derselben gelten kann - nämlich der servilsten und kriechendsten, die eben so sehr ihr eigenes Vaterland betrogen und verrathen hat, wie uns. Mit diesen haben wir nie und werden auch nie uns in ein Bündniß einlassen; denn dieses würde sowohl für uns, als auch für die heilige und edle Sache, die wir vertreten, eine unvertilgbare Schmach werden.

Dies zur Notiz für Euch wohllöbliche Herren des spießbürgerlichen Ausschusses und Netz-Brüder!

Köln, den 1. August 1848.

Wladyslaw Koscielski.

Verhandlungen des Gemeinderaths zu Köln.

Sitzung vom 4. August 1848, Abends 6 Uhr.

Der Gemeinderath bewilligte einen Kredit zur Bestreitung der Kosten der bei der bevorstehenden Säkularfeier der Gründung des Domes, von der Stadt zu veranstaltenden Festlichkeiten, welcher unter der speziellen Controle einer gemeinderäthlichen Kommission verwendet werden soll.

Ferner ward beschlossen, das Defizit der Kosten der am 20. März c. aufgepflanzten deutschen Fahne, auf die Stadtkasse zu übernehmen.

Auf den Antrag des Comite's der Handwerke und technischen Gewerbe ward ein Beitrag von 300 Thlrn. zur Deckung der Kosten für die Entsendung von Abgeordneten zu dem großen Handwerker-Kongresse in Frankfurt a. M. bewilligt.

Ein Antrag der Direktion der Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft um Modifikation der Bedingungen, unter welchen die Anlage der Anfuhr der Dampffähre vor dem Trankgassenthor gestattet worden, ward abgelehnt, und an dem frühern Beschlusse festgehalten.

Die Autorisation zur event. gerichtlichen Klage, wegen Erneuerung einer gemeinschaftlichen Mauer ward ertheilt.

Eine Kommission wurde ernannt, um mit der Verwaltung die Lokalitäten zur Einrichtung eines Wachtlokals für die Bürgerwehr auf dem Rathhause in Augenschein zu nehmen.

Die Kommission für die Untersuchung des Eschenbusches ward um zwei Mitglieder ergänzt.

Gegen die Vorrückung des Hauses Hochstraße Nr. 158 soll bei der kgl. Regierung Verwahrung eingelegt und zugleich beim kgl. Ministerio Beschwerde geführt werden.

Endlich wurde beschlossen, ein Gesuch der betreffenden Anwohner, um Regulirung des Allignements am nördlichen Ende der Berlichstraße bei der Militärbehörde (der Grundeigenthümerin) zu befürworten,

Nachtrag,
* Köln, 5. August, 10 Uhr Abends.

Briefe aus Frankfurt, die wir so eben erhalten, bestätigen uns die heute Nachmittag gegebene Reichsministerliste als offiziell. Sie wird noch ergänzt durch die folgenden Unterstaatssekretäre: Im Auswärtigen außer Mevissen noch Max v. Gagern; im Innern außer Bassermann noch Würth; im Kriegsministerium: Brand; im Justizministerium: Briegleb; im Handel: Kampß.

Je mehr sich die Kombination vervollständigt, desto erbaulicher wird sie.

Handels-Nachrichten. [irrelevantes Material]
2. Beilage zu Nr. 67 der Neuen Rh. Zeitg. Sonntag 6. August 1848.
[Spaltenumbruch]

[Fortsetzung] zwar im Osten noch fest dazustehen; innerlich aber ist sie auch dort schon morsch. Sie wird auch dort zusammenbrechen, und ihr Material der Demokratie überlassen. Die Welt wird demokratisch-republikanisch, weil ihr nichts anderes als das mehr übrig bleibt.

Und was ist die konstitutionelle Monarchie, zu der sich jetzt die Furchtsamen, Halben und Selbstsüchtigen drängen, ‒ was ist sie anderes, als der Uebergang vom Staate der Autorität zum Staate der Freiheit, ‒ vom Absolutismus zur Republik? Der nächste Parteigegensatz liegt also eigentnur in der Frage, ob wir diese Uebergangsform durchmachen sollen und müssen, oder nicht. Die Republikaner sagen nein, die Monarchisten sagen ja! ‒ Wer von Beiden hat Recht?

Es ist wahr, daß die Geschichte durch Uebergangsformen die Brücke baut von der Herrschaft eines sittlichen Prinzips zu der des andern. Aber die Nothwendigkeit, diese Formen zu durchleben, besteht nur, bis das neue Prinzip für die Welt gewonnen ist. Sie besteht also nicht für jedes einzelne Volk in einer Gesellschaft von Völkern, sie besteht am wenigsten als leerer äußerlicher Vorgang für ein Volk, welches in seinem Bewußtsein längst bis zur Reinheit des neuen Prinzips durchgedrungen ist. Was ein Volk durchlebt hat, das hat es für die Menschheit durchlebt, und der gleiche Prozeß soll sich nicht in einem zweiten und dritten wiederholen. Darum halten die Republikaner es für einen beklagenswerthen Zeit- und Kraftverlust, wenn das deutsche Volk sich noch Jahre lang mit Staatseinrichtungen quälen soll, von welchen kein Urtheilsfähiger im Ernste sagen kann, daß sie für die Dauer gemacht sind, und die, wenn es wahr ist, daß sie jetzt eine Revolution abkürzen helfen, dies nur dadurch zu thun vermögen, daß sie uns eine zweite in Aussicht stellen, bei der wir von vorn anfangen müssen. Die deutschen Republikaner wünschen, daß unser Volk sich an den Franzosen ein Beispiel nehme. Haben unsere Nachbarn im Westen durch ihre wiederholten Revolutionen mehr erreicht, als sie mit der ersten erreichen wollten? Haben sie sich abschrecken lassen, indem sie es das erste Mal nicht erreicht? Haben die Zwischenformen der Restauration und der Periode Louis Philipps ihnen Kämpfe erspart? ‒ Nein! ‒ Wenn in Zeiten der Revolution etwas die Kämpfe abkürzen kann, so ist es das rasche und sichere Erfassen des Prinzips, in welchem die treibende Kraft der Bewegung und die Hoffnung der endlichen Beruhigung liegt, denn darüber möge sich kein Mensch täuschen: die Revolutionen werden in der nächsten Zeit unter den Völkern fortdauern, und werden sich wiederholen und immer neu wiederholen, und für jede mißlungene wird eine um so gewaltigere, furchtbarere ausbrechen, bis die Republik die einzige Staatsform der gebildeten Völker ist! ‒ Diese Worte werden von Vielen ungern gehört werden. Wir haben keine Freude daran, das Mißbehagen der Gesellschaft zu vermehren. Aber wir fühlen uns berufen, die Thörichten aufzuklären, die den Anker ihrer Hoffnungen in den Triebsand der Halbheiten werfen. Nur wer hohe See zu halten weiß, kann sich im Sturme erretten und endlich eine glückliche Küste gewinnen.

Aber, ‒ sagt man uns, ‒ Ihr bekennt, daß es gute und schlechte Republiken giebt, Ihr empfehlt uns darum die demokratische, und Ihr erklärt uns diese so, daß sie eine Verfassung sein soll, in welcher die Gesammtheit die Verantwortlichkeit übernimmt für die Freiheit und Wohlfahrt des Einzelnen. Wie soll es die Gesammtheit machen, dieser Verantwortlichkeit zu genügen? Versprecht Ihr nicht Dinge, die Ihr nicht halten könnt? Erregt Ihr nicht Hoffnungen, die Ihr nicht erfüllen könnt? Ihr berührt die große soziale Frage in ihrem Mittelpunkte. Deutet uns an, wie Ihr sie zu lösen gedenkt!

Mitbürger! Wir wüßten vielleicht zu antworten, wenn die Beantwortung Eurer Frage hier unser Zweck wäre. Aber wenn wir auch nicht zu antworten wüßten, ‒ sollten wir eine Pflicht verläugnen, weil unsere Kräfte in ihrer Erfüllung vielleicht noch nicht gewachsen sind? Ist es recht, eine Schuld abzustreiten, weil man im Augenblicke sie nicht zu tilgen vermag? Und eine Schuld ist es, die wir in unserm politischen Glaubensbekenntniß eingestehen, ‒ eine Schuld so alt, wie die menschliche Gesellschaft, und jede Zeit muß an ihr tilgen, was sie zu tilgen vermag? Das Bewußtsein dieser Schuld ist der große Fortschritt der Rechts- und Freiheitsidee, welchen unsere Zeit gemacht hat. Das Recht ist für uns das System der sittlich gültigen Zwecke, und dieses System ist nichts anderes, als die Organisation und Sicherstellung der sittlich gültigen Zwecke aller Einzelnen. Sichergestellt werden aber die Zwecke der Menschen durch den Besitz der Mittel, und der Besitz der Mittel zum Zweck ist die Freiheit im praktischen Sinne. Diese sittliche Weltansicht macht aus dem Wohlergehen des Einzelnen eine gemeinsame Angelegenheit der Gesellschaft. Der Entwicklung der nächsten Zeit wird es überlassen bleiben, die dieser Weltansicht entsprechenden gesellschaftlichen Formen zu finden und bis zu dem höchsten Grade ihrer möglichen Vollkommenheit auszubilden. Einstweilen wird jede Periode für ihre sozialen Uebelstände die Mittel der Abhülfe suchen, die in ihr möglich sind. Der politische Denker sieht vielleicht die letzten Bedingungen einer neuen glücklicheren Gesellschaft; er hat aber die Bescheidenheit einzusehen, daß der Gedanke der Wirklichkeit vorauseilt und daß er nicht unmittelbar machen kann, was er gedacht hat. Einstweilen darf er jedoch auf die Anerkennung des Principes dringen, und auf den ernsten und reinen Willen, ihm zu genügen, soweit irgend die Kräfte und Mittel der Periode reichen. Und dazu ist vor allen Dingen eine freie demokratische Staatsform erforderlich, weil diese allein in dem allgemeinen Antheil Aller an der souveränen Gesetzgebung des Staates die Bedingungen und Mittel des sozialen Fortschritts enthält. Nicht wir, sondern das ganze Volk soll die Bedingungen seines Glückes feststellen. Es will sich eben so wenig eine innere soziale Ordnung, wie eine äußere Form des Staates schenken lassen.

So bleibt uns nichts zu sagen übrig, als wie wir unser Verhältniß zu den übrigen Staaten ansehen. Die Frage ist sehr einfach Wollen wir für uns die Freiheit, so müssen wir sie auch für die andern Völker wollen. Die Demokratie kennt nur ein Prinzip des Völkerrechts, das der freien Selbstkonstituirung aller Völker. Die Eifersucht und das Mißtrauen unter den Nationen ist ein Erbtheil der dynastisch-monarchischen Politik. Aber die Interessen fürstlicher Häuser sind nicht die Interessen der Völker. Uns, die deutschen Demokraten, kümmert es nicht, wer in Schleswig-Holstein den Thron erbt, und ob die Herrschaft Oberitaliens das Eigenthum des Kaisers von Oestreich bleibt, oder eine Beute Karl Alberts wird. Aber daß Völker gar nicht mehr vererbt werden, daß ihre Herrschaft gar nicht mehr als ein Eigenthum betrachtet werden könne, das ist uns von der höchsten Wichtigkeit; und soweit einmal in Zukunft unsere Macht reicht, so weit wird auch unsere Unterstützung aller wahren Freiheitsbestrebungen reichen, in welchem Volke sie auch auftreten mögen. Deutschland hat gegen einige Nachbarvölker vieles wieder gut zu machen. Die deutschen Demokraten sehnen sich nach dem Augenblicke, in welchem es in ihrer Macht steht, es zu thun, und sehen in dem allgemeinen Bunde und der gemeinschaftlichen Organisation der freien Völker Europas, durch welche auch allein eine Lösung des sozialen Problems möglich werden kann, das große Ergebniß der Kämpfe, die unserem Welttheile bevorstehen.

Deutsches Volk! Die Aussicht auf diese Kämpfe soll dich nicht schrecken! Was dich jetzt ängstet und bedrückt, ist nicht der Vorgeschmack der Zukunft, sondern das unselige Erbtheil einer kläglichen Vergangenheit. Täusche dich nicht über den Werth dieser letzteren, weil du in deinem Schlafe die Größe deines Elends nicht ganz gefühlt hast. Blicke nicht sehnsüchtig zurück, damit dich nicht das Schicksal jenes Weibes der alten Sage treffe, das die Augen zurückwandte nach der dem Untergange geweiheten Stadt! ‒ Deutsches Volk! blicke vorwärts! ‒ Nicht rückwärts, sondern vorwärts liege bessere Tage!

Berlin im Juli 1848.

Fröbel. Rau. Kriege. Meyen. Hexamer.

An den Kreis-Bürger-Ausschuß von Inowroclaw.

(Vergl. Vossische Zeitung vom 30. Juli).

Verehrte Herren!

Mit innigem Bedauern sehe ich, daß meine Schrift Euch nicht so ganz zufriedengestellt hat. Anstatt meine Schrift anzugreifen, greift Ihr meine Person, und dies noch auf eine ächt netzbrüderliche Weise an.

Ihr glaubtet vielleicht, verehrte Herren, daß ich den Handschuh nicht aufheben werde, und Ihr habt Recht; den mir hingeworfenen Handschuh hebe ich nicht auf, er ist zu schmutzig und riecht meilenweit. Ich könnte Euch feige Verläumder und ehrlose Lügner nennen, aber das würde erst recht feig von mir sein, da ich mir in dem ganzen Kreis-Bürger-Ausschuß keinen einzigen Mann denken kann, der geneigt wäre, diese Angelegenheit mit mir persönlich näher zu erörtern. Irre ich mich, so soll es mich freuen.

Auf die Lügen, die Ihr über mein Vaterland und meine Nation ausgießt, muß ich aber allerdings eingehn, so sehr mich dies auch anekelt.

Vorerst zweifelt Ihr, verehrte Herren, daß ich der Verfasser jener Schrift bin, weil, wie Ihr meint, mir die Befähigung dazu gänzlich abgeht. Die Schrift muß also gut sein. Ich danke für das indirekte Lob, denn ich muß trotz Eurer spießbürgerlichen Empfindlichkeit, dennoch wahrheitsgemäß aussagen, daß ich wirklich derjenige bin, welcher die Schrift verfaßt hat. Es wundert mich nur, daß Ihr nicht gesagt habt, ich hätte dieselbe an meine Landsleute verkauft, so wie einige s. g. deutsche Volksvertreter sich Euch und Euren Genossen verkauft haben mögen.

Ihr wundert Euch, verehrte Herren, daß meine Schrift, trotzdem daß ich 3 Monate in Berlin war, so spät herausgekommen ist. Sie vergessen daß meine Schrift nur eine Widerlegung ist, und daß Niemand Verläumdungen widerlegen kann, ehe sie gemacht sind. Wenn Ihr aber glaubt, daß wir vom Frankfurter Parlament je Gerechtigkeit erwarteten, so täuscht Ihr Euch sehr. Wir wußten wohl, was wir von diesen Herren zu erwarten hatten. Aber nicht ganz ohne Grund ist Eine Ansicht. Nachdem wir von den Fürsten betrogen und verrathen worden, konnten wir allerdings mit vollem Rechte hoffen, daß die freien Völker sich an uns durch ein Gleiches nicht versündigen werden. Es kommt aber nur darauf an, wie die Völker frei und wie sie repräsentirt werden; und sie sind es jämmerlich! …

Ihr sagt ferner, meine Herren, ich wäre nicht Inowroclaw in preußischer Uniform mit polnischer Kokarde an Brust und Mütze gekommen ‒ um die Insurrektion gegen Preußen zu leiten. Aber meine Herren, wie könnt Ihr nur so albern sein zu behaupten, daß ich mich in preußischer Uniform gegen Preußen schlagen würde. Ich habe ‒ sagt ihr ‒ die polnische Kokarde ‒ darauf gehabt. Großes Verbrechen! Haben diese doch auch einige Offiziere ‒ ja ‒ ich glaube der General v. Colomb selbst am 20. Mai in Posen getragen. Aber daraus müßtet Ihr eben ersehen, wie wenig ich damals an die Möglichkeit eines Krieges mit Preußen denken konnte. Uebrigens ist diese Uniform keinesweges eine preußische zu nennen. Sie ist die der Provinz der ich angehöre ‒ und diese ist eine polnische. ‒ Ja ‒ sie ist es ‒ trotz allen Versprechungen des hochweisen Parlaments, auch trotz allem Geschrei und Geheul Aller Netzbrüder der Welt. Wenn ich diese Uniform aber gegen Preußen nie getragen hätte ‒ so liegt der Grund einzig und allein darin, daß sie auch von den Pommern getragen wird. Wenn Ihr mich aber verehrte Herren fragt, weßhalb ich in Uniform kam ‒ so will ich Euch kurz sagen ‒ daß einer von Euren Stadtverordneten ‒ und ich glaube sogar ‒ früherer Landtagsdeputirter, den Vikar Parnowsk, öffentlich auf der Straße an die Brust faßte und mit der größten Rohheit insultirte, so daß er nur dem Landrath verdanken kann, aus den Händen die- [Spaltenumbruch] ses Wütherichs entkommen zu sein. Als ich dies erfuhr kam ich am andern Morgen in meiner Landwehr-Offiziersuniform und bewaffnet in die Stadt, um mich gegen dergleichen räuberische Anfälle wo möglich zu sichern.

Ihr behauptet, meine Herren, daß ich die Inowroclawer Bürgerwehr aufgefordert, mir die Kaserne zu übergeben ‒ und sogar gedroht habe, mit 6000 Mann einzurücken. Werthe Herren, dies ist die schamloseste Lüge, die während dieser verhängnißvollen Zeit, von Eurer Partei aufgebracht wurde. Als Ihr durch eine ‒ ich glaube im Grunde inoffensive und gewiß ganz persönliche Aeußerung des Hrn. v. M. in Allarm gesetzt wurdet ‒ und es Euch gefiel, Soldaten zu spielen ‒ und Ihr Euch mit Schwert und Lanze bewaffnetet, und sogar einige Evolutionen im Kasernenhof machtet, war ich eben derjenige, der zu Euch kam und Euch flehentlich bat, dieses Ritterthum und diese kriegerischen Gelüste fahren zu lassen, da sie in dem damals noch ganz ruhigen Kreise als eine Provokation gelten und deshals die größte Aufregung in der polnischen Bevölkerung hervorrufen mußten. Ich erklärte Euch, daß wir uns Alle mit unsrer Ehre im Kampfe für die Ruhe und Ordnung verbürgen wollten, und daß, wenn wir Euch hätten angreifen wollen, wir es längst hätten thun können ‒ und wenn wir es jetzt noch thun wollten, uns ein Paar tausend Mann zu Gebote stehen würden, gegen welche Ihr Euch doch unmöglich behaupten könntet. Ihr habt es dennoch damals nicht thun wollen und konntet recht bald darauf sehen, welche Aufregung von nun an im Kreise herrschte. Daß ich nur dieses gesagt habe, müssen der Herr Bürgermeister und der Oekonomie-Kommissarius, Herr Rieze ‒ mit denen ich darüber unterhandelt habe ‒ selbst bezeugen. Ihr wißt nicht, meine Herren, was Ihr nicht Alles dem Kreiskomité zu Inowraclaw zu verdanken habt; denn Ihr wißt nicht, welche unermeßliche Gefahr Euch tagtäglich bedrohte. Ich gebe zu, daß das Bromberger Militär Alles unterdrückt hätte ‒ aber was vorher geschehen wäre ‒ wäre geschehen.

Nicht der Juden-Bengel, der bei seiner Picke ruhig einschlief, wohl aber andere Männer haben über Euch gewacht, und für Eure Sicherheit Sorge getragen. Eure gehässigen Verläumdungen ‒ das ist der Dank dafür!

Ihr citirt, meine Herren, einen Privat-Brief, den ich an den Herrn Kühne aus Posen geschrieben habe, und sagt, es steht darin, die Posener Behörden hätten Alles aufgehoben und den Polen Alles erlaubt. Das ist wahr ‒ im ganzen Sinne des Wortes wahr. So fand ich Posen, als ich dort ankam. Ferner, daß 30,000 Russen gegen das Großherzogthum marschiren. Auch davon war allgemein die Rede, daß sich deßhalb Alles von Kopf bis zu Fuß rüstete. ‒ Auch dieses ist wahr ‒ buchstäblich wahr. Was beweist es aber? Daß wir uns nicht gegen Preußen ‒ aber gegen die anstürmenden Russen rüsteten ‒ und daß die Behörden Alles geschehen ließen.

Ferner, sagt Ihr, ich wäre nach Trzemeszno mit Insurgenten gezogen und wäre der erste in den Reihen der Fliehenden gewesen. Ist in dem namenlosen Kreis-Bürgerausschuß irgend Jemand, der diese läppische Behauptung zu vertreten wagt? Ich möchte seine Bekanntschaft machen.

Nach der Konvention von Jaroslawiez habe ich meine sämmtlichen Leute nach Hause geschickt, und dann selbst die Cadres (und nicht den Kampfplatz) verlassen, wie Sie, meine Herren, besser gethan hätten, nicht zu sagen, denn sonst müßtet Ihr auch zugeben, daß Ihr genau gewußt habt, daß man im Augenblick, wo man mit uns die Konvention abschloß, fest entschlossen war, uns unmittelbar darauf zu verrathen. Nein, ich für meinen Theil habe es nie geglaubt, bin vielmehr der Ueberzeugung gewesen, daß eine Konvention, durch ein Ministerium ratifizirte Konvention, eine Wahrheit sein und daß es dem ersten besten General nicht zustehen würde, diese willkührlich zu brechen. Nachher habe ich allerdings die Ehre gehabt, den General von Willisen nach Berlin als Privatmann zu begleiten.

Wenn ich in meiner Schrift gesagt habe, unsere Geistlichen haben Ruhe und Verbrüderung geprdigt, so bleibe ich auf das Entschiedenste bei meiner Behauptung. Die Geistlichen konnten und mußten aber die Ruhe und Verbrüderung nur so lange predigen, so lange diese mit Euch möglich war. Den Hirtenbrief des Erzbischofs kenne ich sehr genau und erkenne ihn sogar im ganzen Sinne des Wortes an. Aber meine Herren, seht doch auf das Datum dieses Erlasses. Sollte der Erzbischof etwa ruhig zusehen, wie preußische Beamte durch alle möglichen Mittel und auf allen möglichen Wegen unseren Bauern Unterschriften für die Theilung der Provinz und Lostrennung von seiner Diözese erpreßten? Oder sollte er denn Leute, die unsere Kirchen und Heiligthümer auf das Empörendste entweiht, geschändet und geplündert und unsere Geistlichen auf das Gräßlichste gemißhandelt haben, etwa Freunde dieser Kirche nennen?

Schließlich wollt Ihr, verehrte Herren, mich in den polnischen Sprichwörtern belehren. Nun gestattet doch wenigstens, daß ich diese besser kenne, als Ihr. In der That heißt es: „So lange die Welt aufrecht steht, wird der Deutsche keines Polen Bruder“ nicht aber, wie Sie sagen: „Der Pole keines Deutschen Bruder“. Und dieses Sprichwort hat sich in der Zeit wieder ganz merkwürdig bewährt, mit dem Unterschiede nur, daß dieses nicht der ganzen Nation, sondern nur einer Fraktion derselben gelten kann ‒ nämlich der servilsten und kriechendsten, die eben so sehr ihr eigenes Vaterland betrogen und verrathen hat, wie uns. Mit diesen haben wir nie und werden auch nie uns in ein Bündniß einlassen; denn dieses würde sowohl für uns, als auch für die heilige und edle Sache, die wir vertreten, eine unvertilgbare Schmach werden.

Dies zur Notiz für Euch wohllöbliche Herren des spießbürgerlichen Ausschusses und Netz-Brüder!

Köln, den 1. August 1848.

Wladyslaw Koscielski.

Verhandlungen des Gemeinderaths zu Köln.

Sitzung vom 4. August 1848, Abends 6 Uhr.

Der Gemeinderath bewilligte einen Kredit zur Bestreitung der Kosten der bei der bevorstehenden Säkularfeier der Gründung des Domes, von der Stadt zu veranstaltenden Festlichkeiten, welcher unter der speziellen Controle einer gemeinderäthlichen Kommission verwendet werden soll.

Ferner ward beschlossen, das Defizit der Kosten der am 20. März c. aufgepflanzten deutschen Fahne, auf die Stadtkasse zu übernehmen.

Auf den Antrag des Comite's der Handwerke und technischen Gewerbe ward ein Beitrag von 300 Thlrn. zur Deckung der Kosten für die Entsendung von Abgeordneten zu dem großen Handwerker-Kongresse in Frankfurt a. M. bewilligt.

Ein Antrag der Direktion der Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft um Modifikation der Bedingungen, unter welchen die Anlage der Anfuhr der Dampffähre vor dem Trankgassenthor gestattet worden, ward abgelehnt, und an dem frühern Beschlusse festgehalten.

Die Autorisation zur event. gerichtlichen Klage, wegen Erneuerung einer gemeinschaftlichen Mauer ward ertheilt.

Eine Kommission wurde ernannt, um mit der Verwaltung die Lokalitäten zur Einrichtung eines Wachtlokals für die Bürgerwehr auf dem Rathhause in Augenschein zu nehmen.

Die Kommission für die Untersuchung des Eschenbusches ward um zwei Mitglieder ergänzt.

Gegen die Vorrückung des Hauses Hochstraße Nr. 158 soll bei der kgl. Regierung Verwahrung eingelegt und zugleich beim kgl. Ministerio Beschwerde geführt werden.

Endlich wurde beschlossen, ein Gesuch der betreffenden Anwohner, um Regulirung des Allignements am nördlichen Ende der Berlichstraße bei der Militärbehörde (der Grundeigenthümerin) zu befürworten,

Nachtrag,
* Köln, 5. August, 10 Uhr Abends.

Briefe aus Frankfurt, die wir so eben erhalten, bestätigen uns die heute Nachmittag gegebene Reichsministerliste als offiziell. Sie wird noch ergänzt durch die folgenden Unterstaatssekretäre: Im Auswärtigen außer Mevissen noch Max v. Gagern; im Innern außer Bassermann noch Würth; im Kriegsministerium: Brand; im Justizministerium: Briegleb; im Handel: Kampß.

Je mehr sich die Kombination vervollständigt, desto erbaulicher wird sie.

Handels-Nachrichten. [irrelevantes Material]
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        <titlePart type="main">2. Beilage zu Nr. 67 der Neuen Rh. Zeitg. Sonntag 6. August     1848.</titlePart>
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          <p><ref type="link_fsg">[Fortsetzung]</ref> zwar im Osten noch fest dazustehen; innerlich aber       ist sie auch dort schon morsch. Sie wird auch dort zusammenbrechen, und ihr Material der       Demokratie überlassen. Die Welt wird demokratisch-republikanisch, weil ihr nichts anderes als       das mehr übrig bleibt.</p>
          <p>Und was ist die konstitutionelle Monarchie, zu der sich jetzt die Furchtsamen, Halben und       Selbstsüchtigen drängen, &#x2012; was ist sie anderes, als der Uebergang vom Staate der Autorität zum       Staate der Freiheit, &#x2012; vom Absolutismus zur Republik? Der nächste Parteigegensatz liegt also       eigentnur in der Frage, ob wir diese Uebergangsform durchmachen sollen und müssen, oder nicht.       Die Republikaner sagen nein, die Monarchisten sagen ja! &#x2012; Wer von Beiden hat Recht?</p>
          <p>Es ist wahr, daß die Geschichte durch Uebergangsformen die Brücke baut von der Herrschaft       eines sittlichen Prinzips zu der des andern. Aber die Nothwendigkeit, diese Formen zu       durchleben, besteht nur, bis das neue Prinzip für die Welt gewonnen ist. Sie besteht also       nicht für jedes einzelne Volk in einer Gesellschaft von Völkern, sie besteht am wenigsten als       leerer äußerlicher Vorgang für ein Volk, welches in seinem Bewußtsein längst bis zur Reinheit       des neuen Prinzips durchgedrungen ist. Was ein Volk durchlebt hat, das hat es für die       Menschheit durchlebt, und der gleiche Prozeß soll sich nicht in einem zweiten und dritten       wiederholen. Darum halten die Republikaner es für einen beklagenswerthen Zeit- und       Kraftverlust, wenn das deutsche Volk sich noch Jahre lang mit Staatseinrichtungen quälen soll,       von welchen kein Urtheilsfähiger im Ernste sagen kann, daß sie für die Dauer gemacht sind, und       die, wenn es wahr ist, daß sie jetzt eine Revolution abkürzen helfen, dies nur dadurch zu thun       vermögen, daß sie uns eine zweite in Aussicht stellen, bei der wir von vorn anfangen müssen.       Die deutschen Republikaner wünschen, daß unser Volk sich an den Franzosen ein Beispiel nehme.       Haben unsere Nachbarn im Westen durch ihre wiederholten Revolutionen mehr erreicht, als sie       mit der ersten erreichen wollten? Haben sie sich abschrecken lassen, indem sie es das erste       Mal nicht erreicht? Haben die Zwischenformen der Restauration und der Periode Louis Philipps       ihnen Kämpfe erspart? &#x2012; Nein! &#x2012; Wenn in Zeiten der Revolution etwas die Kämpfe abkürzen kann,       so ist es das rasche und sichere Erfassen des Prinzips, in welchem die treibende Kraft der       Bewegung und die Hoffnung der endlichen Beruhigung liegt, denn darüber möge sich kein Mensch       täuschen: die Revolutionen werden in der nächsten Zeit unter den Völkern fortdauern, und       werden sich wiederholen und immer neu wiederholen, und für jede mißlungene wird eine um so       gewaltigere, furchtbarere ausbrechen, bis die Republik die einzige Staatsform der gebildeten       Völker ist! &#x2012; Diese Worte werden von Vielen ungern gehört werden. Wir haben keine Freude       daran, das Mißbehagen der Gesellschaft zu vermehren. Aber wir fühlen uns berufen, die       Thörichten aufzuklären, die den Anker ihrer Hoffnungen in den Triebsand der Halbheiten werfen.       Nur wer hohe See zu halten weiß, kann sich im Sturme erretten und endlich eine glückliche       Küste gewinnen.</p>
          <p>Aber, &#x2012; sagt man uns, &#x2012; Ihr bekennt, daß es gute und schlechte Republiken giebt, Ihr       empfehlt uns darum die demokratische, und Ihr erklärt uns diese so, daß sie eine Verfassung       sein soll, in welcher die Gesammtheit die Verantwortlichkeit übernimmt für die Freiheit und       Wohlfahrt des Einzelnen. Wie soll es die Gesammtheit machen, dieser Verantwortlichkeit zu       genügen? Versprecht Ihr nicht Dinge, die Ihr nicht halten könnt? Erregt Ihr nicht Hoffnungen,       die Ihr nicht erfüllen könnt? Ihr berührt die große soziale Frage in ihrem Mittelpunkte.       Deutet uns an, wie Ihr sie zu lösen gedenkt!</p>
          <p>Mitbürger! Wir wüßten vielleicht zu antworten, wenn die Beantwortung Eurer Frage hier unser       Zweck wäre. Aber wenn wir auch nicht zu antworten wüßten, &#x2012; sollten wir eine Pflicht       verläugnen, weil unsere Kräfte in ihrer Erfüllung vielleicht noch nicht gewachsen sind? Ist es       recht, eine Schuld abzustreiten, weil man im Augenblicke sie nicht zu tilgen vermag? Und eine       Schuld ist es, die wir in unserm politischen Glaubensbekenntniß eingestehen, &#x2012; eine Schuld so       alt, wie die menschliche Gesellschaft, und jede Zeit muß an ihr tilgen, was sie zu tilgen       vermag? Das Bewußtsein dieser Schuld ist der große Fortschritt der Rechts- und Freiheitsidee,       welchen unsere Zeit gemacht hat. Das Recht ist für uns das System der sittlich gültigen       Zwecke, und dieses System ist nichts anderes, als die Organisation und Sicherstellung der       sittlich gültigen Zwecke aller Einzelnen. Sichergestellt werden aber die Zwecke der Menschen       durch den Besitz der Mittel, und der Besitz der Mittel zum Zweck ist die Freiheit im       praktischen Sinne. Diese sittliche Weltansicht macht aus dem Wohlergehen des Einzelnen eine       gemeinsame Angelegenheit der Gesellschaft. Der Entwicklung der nächsten Zeit wird es       überlassen bleiben, die dieser Weltansicht entsprechenden gesellschaftlichen Formen zu finden       und bis zu dem höchsten Grade ihrer möglichen Vollkommenheit auszubilden. Einstweilen wird       jede Periode für ihre sozialen Uebelstände die Mittel der Abhülfe suchen, die in ihr möglich       sind. Der politische Denker sieht vielleicht die letzten Bedingungen einer neuen glücklicheren       Gesellschaft; er hat aber die Bescheidenheit einzusehen, daß der Gedanke der Wirklichkeit       vorauseilt und daß er nicht unmittelbar machen kann, was er gedacht hat. Einstweilen darf er       jedoch auf die Anerkennung des Principes dringen, und auf den ernsten und reinen Willen, ihm       zu genügen, soweit irgend die Kräfte und Mittel der Periode reichen. Und dazu ist vor allen       Dingen eine freie demokratische Staatsform erforderlich, weil diese allein in dem allgemeinen       Antheil Aller an der souveränen Gesetzgebung des Staates die Bedingungen und Mittel des       sozialen Fortschritts enthält. Nicht wir, sondern das ganze Volk soll die Bedingungen seines       Glückes feststellen. Es will sich eben so wenig eine innere soziale Ordnung, wie eine äußere       Form des Staates schenken lassen.</p>
          <p>So bleibt uns nichts zu sagen übrig, als wie wir unser Verhältniß zu den übrigen Staaten       ansehen. Die Frage ist sehr einfach Wollen wir für uns die Freiheit, so müssen wir sie auch       für die andern Völker wollen. Die Demokratie kennt nur ein Prinzip des Völkerrechts, das der       freien Selbstkonstituirung aller Völker. Die Eifersucht und das Mißtrauen unter den Nationen       ist ein Erbtheil der dynastisch-monarchischen Politik. Aber die Interessen fürstlicher Häuser       sind nicht die Interessen der Völker. Uns, die deutschen Demokraten, kümmert es nicht, wer in       Schleswig-Holstein den Thron erbt, und ob die Herrschaft Oberitaliens das Eigenthum des       Kaisers von Oestreich bleibt, oder eine Beute Karl Alberts wird. Aber daß Völker <hi rendition="#g">gar nicht mehr</hi> vererbt werden, daß ihre Herrschaft <hi rendition="#g">gar        nicht mehr</hi> als ein Eigenthum betrachtet werden könne, <hi rendition="#g">das</hi> ist       uns von der höchsten Wichtigkeit; und soweit einmal in Zukunft unsere Macht reicht, so weit       wird auch unsere Unterstützung aller wahren Freiheitsbestrebungen reichen, in welchem Volke       sie auch auftreten mögen. Deutschland hat gegen einige Nachbarvölker vieles wieder gut zu       machen. Die deutschen Demokraten sehnen sich nach dem Augenblicke, in welchem es in ihrer       Macht steht, es zu thun, und sehen in dem allgemeinen Bunde und der gemeinschaftlichen       Organisation der freien Völker Europas, durch welche auch allein eine Lösung des sozialen       Problems möglich werden kann, das große Ergebniß der Kämpfe, die unserem Welttheile       bevorstehen.</p>
          <p>Deutsches Volk! Die Aussicht auf diese Kämpfe soll dich nicht schrecken! Was dich jetzt       ängstet und bedrückt, ist nicht der Vorgeschmack der Zukunft, sondern das unselige Erbtheil       einer kläglichen Vergangenheit. Täusche dich nicht über den Werth dieser letzteren, weil du in       deinem Schlafe die Größe deines Elends nicht ganz gefühlt hast. Blicke nicht sehnsüchtig       zurück, damit dich nicht das Schicksal jenes Weibes der alten Sage treffe, das die Augen       zurückwandte nach der dem Untergange geweiheten Stadt! &#x2012; Deutsches Volk! blicke vorwärts! &#x2012;       Nicht rückwärts, sondern vorwärts liege bessere Tage!</p>
          <p>Berlin im Juli 1848.</p>
          <p> <hi rendition="#g">Fröbel. Rau. Kriege. Meyen. Hexamer.</hi> </p>
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          <head>An den Kreis-Bürger-Ausschuß von Inowroclaw.</head>
          <p>(Vergl. Vossische Zeitung vom 30. Juli).</p>
          <p>Verehrte Herren!</p>
          <p>Mit innigem Bedauern sehe ich, daß meine Schrift Euch nicht so ganz zufriedengestellt hat.       Anstatt meine Schrift anzugreifen, greift Ihr meine Person, und dies noch auf eine ächt       netzbrüderliche Weise an.</p>
          <p>Ihr glaubtet vielleicht, verehrte Herren, daß ich den Handschuh nicht aufheben werde, und       Ihr habt Recht; den mir hingeworfenen Handschuh hebe ich nicht auf, er ist zu schmutzig und       riecht meilenweit. Ich könnte Euch feige Verläumder und ehrlose Lügner nennen, aber das würde       erst recht feig von mir sein, da ich mir in dem ganzen Kreis-Bürger-Ausschuß keinen einzigen       Mann denken kann, der geneigt wäre, diese Angelegenheit mit mir persönlich näher zu erörtern.       Irre ich mich, so soll es mich freuen.</p>
          <p>Auf die Lügen, die Ihr über mein Vaterland und meine Nation ausgießt, muß ich aber       allerdings eingehn, so sehr mich dies auch anekelt.</p>
          <p>Vorerst zweifelt Ihr, verehrte Herren, daß ich der Verfasser jener Schrift bin, weil, wie       Ihr meint, mir die Befähigung dazu gänzlich abgeht. Die Schrift muß also gut sein. Ich danke       für das indirekte Lob, denn ich muß trotz Eurer spießbürgerlichen Empfindlichkeit, dennoch       wahrheitsgemäß aussagen, daß ich wirklich derjenige bin, welcher die Schrift verfaßt hat. Es       wundert mich nur, daß Ihr nicht gesagt habt, ich hätte dieselbe an meine Landsleute verkauft,       so wie einige s. g. deutsche Volksvertreter sich Euch und Euren Genossen verkauft haben       mögen.</p>
          <p>Ihr wundert Euch, verehrte Herren, daß meine Schrift, trotzdem daß ich 3 Monate in Berlin       war, so spät herausgekommen ist. Sie vergessen daß meine Schrift nur eine Widerlegung ist, und       daß Niemand Verläumdungen widerlegen kann, ehe sie gemacht sind. Wenn Ihr aber glaubt, daß wir       vom Frankfurter Parlament je Gerechtigkeit erwarteten, so täuscht Ihr Euch sehr. Wir wußten       wohl, was wir von diesen Herren zu erwarten hatten. Aber nicht ganz ohne Grund ist Eine       Ansicht. Nachdem wir von den Fürsten betrogen und verrathen worden, konnten wir allerdings mit       vollem Rechte hoffen, daß die freien Völker sich an uns durch ein Gleiches nicht versündigen       werden. Es kommt aber nur darauf an, wie die Völker frei und wie sie repräsentirt werden; und       sie sind es jämmerlich! &#x2026;</p>
          <p>Ihr sagt ferner, meine Herren, ich wäre nicht Inowroclaw in preußischer Uniform mit       polnischer Kokarde an Brust und Mütze gekommen &#x2012; um die Insurrektion gegen Preußen zu leiten.       Aber meine Herren, wie könnt Ihr nur so albern sein zu behaupten, daß ich mich in preußischer       Uniform gegen Preußen schlagen würde. Ich habe &#x2012; sagt ihr &#x2012; die polnische Kokarde &#x2012; darauf       gehabt. Großes Verbrechen! Haben diese doch auch einige Offiziere &#x2012; ja &#x2012; ich glaube der       General v. Colomb selbst am 20. Mai in Posen getragen. Aber daraus müßtet Ihr eben ersehen,       wie wenig ich damals an die Möglichkeit eines Krieges mit Preußen denken konnte. Uebrigens ist       diese Uniform keinesweges eine preußische zu nennen. Sie ist die der Provinz der ich angehöre       &#x2012; und diese ist eine polnische. &#x2012; Ja &#x2012; sie ist es &#x2012; trotz allen Versprechungen des hochweisen       Parlaments, auch trotz allem Geschrei und Geheul Aller Netzbrüder der Welt. Wenn ich diese       Uniform aber gegen Preußen nie getragen hätte &#x2012; so liegt der Grund einzig und allein darin,       daß sie auch von den Pommern getragen wird. Wenn Ihr mich aber verehrte Herren fragt, weßhalb       ich in Uniform kam &#x2012; so will ich Euch kurz sagen &#x2012; daß einer von Euren Stadtverordneten &#x2012; und       ich glaube sogar &#x2012; früherer Landtagsdeputirter, den Vikar Parnowsk, öffentlich auf der Straße       an die Brust faßte und mit der größten Rohheit insultirte, so daß er nur dem Landrath       verdanken kann, aus den Händen die- <cb n="2"/>
ses Wütherichs entkommen zu sein. Als ich dies       erfuhr kam ich am andern Morgen in meiner Landwehr-Offiziersuniform und <hi rendition="#g">bewaffnet</hi> in die Stadt, um mich gegen dergleichen räuberische Anfälle wo möglich zu       sichern.</p>
          <p>Ihr behauptet, meine Herren, daß ich die Inowroclawer Bürgerwehr aufgefordert, mir die       Kaserne zu übergeben &#x2012; und sogar gedroht habe, mit 6000 Mann einzurücken. Werthe Herren, dies       ist die schamloseste Lüge, die während dieser verhängnißvollen Zeit, von Eurer Partei       aufgebracht wurde. Als Ihr durch eine &#x2012; ich glaube im Grunde inoffensive und gewiß ganz       persönliche Aeußerung des Hrn. v. M. in Allarm gesetzt wurdet &#x2012; und es Euch gefiel, Soldaten       zu spielen &#x2012; und Ihr Euch mit Schwert und Lanze bewaffnetet, und sogar einige Evolutionen im       Kasernenhof machtet, war ich eben derjenige, der zu Euch kam und Euch flehentlich bat, dieses       Ritterthum und diese kriegerischen Gelüste fahren zu lassen, da sie in dem damals noch ganz       ruhigen Kreise als eine Provokation gelten und deshals die größte Aufregung in der polnischen       Bevölkerung hervorrufen mußten. Ich erklärte Euch, daß wir uns Alle mit unsrer Ehre im Kampfe       für die Ruhe und Ordnung verbürgen wollten, und daß, wenn wir Euch hätten angreifen wollen,       wir es längst hätten thun können &#x2012; und wenn wir es jetzt noch thun wollten, uns ein Paar       tausend Mann zu Gebote stehen würden, gegen welche Ihr Euch doch unmöglich behaupten könntet.       Ihr habt es dennoch damals nicht thun wollen und konntet recht bald darauf sehen, welche       Aufregung von nun an im Kreise herrschte. Daß ich nur dieses gesagt habe, müssen der Herr       Bürgermeister und der Oekonomie-Kommissarius, Herr Rieze &#x2012; mit denen ich darüber unterhandelt       habe &#x2012; selbst bezeugen. Ihr wißt nicht, meine Herren, was Ihr nicht Alles dem Kreiskomité zu       Inowraclaw zu verdanken habt; denn Ihr wißt nicht, welche unermeßliche Gefahr Euch tagtäglich       bedrohte. Ich gebe zu, daß das Bromberger Militär Alles unterdrückt hätte &#x2012; aber was vorher       geschehen wäre &#x2012; wäre geschehen.</p>
          <p>Nicht der Juden-Bengel, der bei seiner Picke ruhig einschlief, wohl aber andere Männer haben       über Euch gewacht, und für Eure Sicherheit Sorge getragen. Eure gehässigen Verläumdungen &#x2012; das       ist der Dank dafür!</p>
          <p>Ihr citirt, meine Herren, einen Privat-Brief, den ich an den Herrn Kühne aus Posen       geschrieben habe, und sagt, es steht darin, die Posener Behörden hätten Alles aufgehoben und       den Polen Alles erlaubt. Das ist wahr &#x2012; im ganzen Sinne des Wortes wahr. So fand ich Posen,       als ich dort ankam. Ferner, daß 30,000 Russen gegen das Großherzogthum marschiren. Auch davon       war allgemein die Rede, daß sich deßhalb Alles von Kopf bis zu Fuß rüstete. &#x2012; Auch dieses ist       wahr &#x2012; buchstäblich wahr. Was beweist es aber? Daß wir uns nicht gegen Preußen &#x2012; aber gegen       die anstürmenden Russen rüsteten &#x2012; und daß die Behörden Alles geschehen ließen.</p>
          <p>Ferner, sagt Ihr, ich wäre nach Trzemeszno mit Insurgenten gezogen und wäre der erste in den       Reihen der Fliehenden gewesen. Ist in dem namenlosen Kreis-Bürgerausschuß irgend Jemand, der       diese läppische Behauptung zu vertreten wagt? Ich möchte seine Bekanntschaft machen.</p>
          <p>Nach der Konvention von Jaroslawiez habe ich meine sämmtlichen Leute nach Hause geschickt,       und dann selbst die Cadres (und nicht den Kampfplatz) verlassen, wie Sie, meine Herren, besser       gethan hätten, nicht zu sagen, denn sonst müßtet Ihr auch zugeben, daß Ihr genau gewußt habt,       daß man im Augenblick, wo man mit uns die Konvention abschloß, fest entschlossen war, uns       unmittelbar darauf zu verrathen. Nein, ich für meinen Theil habe es nie geglaubt, bin vielmehr       der Ueberzeugung gewesen, daß eine Konvention, durch ein Ministerium ratifizirte Konvention,       eine Wahrheit sein und daß es dem ersten besten General nicht zustehen würde, diese       willkührlich zu brechen. Nachher habe ich allerdings die Ehre gehabt, den General von Willisen       nach Berlin als Privatmann zu begleiten.</p>
          <p>Wenn ich in meiner Schrift gesagt habe, unsere Geistlichen haben Ruhe und Verbrüderung       geprdigt, so bleibe ich auf das Entschiedenste bei meiner Behauptung. Die Geistlichen konnten       und mußten aber die Ruhe und Verbrüderung nur so lange predigen, so lange diese mit Euch       möglich war. Den Hirtenbrief des Erzbischofs kenne ich sehr genau und erkenne ihn sogar im       ganzen Sinne des Wortes an. Aber meine Herren, seht doch auf das Datum dieses Erlasses. Sollte       der Erzbischof etwa ruhig zusehen, wie preußische Beamte durch alle möglichen Mittel und auf       allen möglichen Wegen unseren Bauern Unterschriften für die Theilung der Provinz und       Lostrennung von seiner Diözese erpreßten? Oder sollte er denn Leute, die unsere Kirchen und       Heiligthümer auf das Empörendste entweiht, geschändet und geplündert und unsere Geistlichen       auf das Gräßlichste gemißhandelt haben, etwa Freunde dieser Kirche nennen?</p>
          <p>Schließlich wollt Ihr, verehrte Herren, mich in den polnischen Sprichwörtern belehren. Nun       gestattet doch wenigstens, daß ich diese besser kenne, als Ihr. In der That heißt es: &#x201E;So       lange die Welt aufrecht steht, wird der Deutsche keines Polen Bruder&#x201C; nicht aber, wie Sie       sagen: &#x201E;Der Pole keines Deutschen Bruder&#x201C;. Und dieses Sprichwort hat sich in der Zeit wieder       ganz merkwürdig bewährt, mit dem Unterschiede nur, daß dieses nicht der ganzen Nation, sondern       nur einer Fraktion derselben gelten kann &#x2012; nämlich der servilsten und kriechendsten, die eben       so sehr ihr eigenes Vaterland betrogen und verrathen hat, wie uns. Mit diesen haben wir nie       und werden auch nie uns in ein Bündniß einlassen; denn dieses würde sowohl für uns, als auch       für die heilige und edle Sache, die wir vertreten, eine unvertilgbare Schmach werden.</p>
          <p>Dies zur Notiz für Euch wohllöbliche Herren des spießbürgerlichen Ausschusses und       Netz-Brüder!</p>
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          <p>Auf den Antrag des Comite's der Handwerke und technischen Gewerbe ward ein Beitrag von 300       Thlrn. zur Deckung der Kosten für die Entsendung von Abgeordneten zu dem großen       Handwerker-Kongresse in Frankfurt a. M. bewilligt.</p>
          <p>Ein Antrag der Direktion der Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft um Modifikation der       Bedingungen, unter welchen die Anlage der Anfuhr der Dampffähre vor dem Trankgassenthor       gestattet worden, ward abgelehnt, und an dem frühern Beschlusse festgehalten.</p>
          <p>Die Autorisation zur event. gerichtlichen Klage, wegen Erneuerung einer gemeinschaftlichen       Mauer ward ertheilt.</p>
          <p>Eine Kommission wurde ernannt, um mit der Verwaltung die Lokalitäten zur Einrichtung eines       Wachtlokals für die Bürgerwehr auf dem Rathhause in Augenschein zu nehmen.</p>
          <p>Die Kommission für die Untersuchung des Eschenbusches ward um zwei Mitglieder ergänzt.</p>
          <p>Gegen die Vorrückung des Hauses Hochstraße Nr. 158 soll bei der kgl. Regierung Verwahrung       eingelegt und zugleich beim kgl. Ministerio Beschwerde geführt werden.</p>
          <p>Endlich wurde beschlossen, ein Gesuch der betreffenden Anwohner, um Regulirung des       Allignements am nördlichen Ende der Berlichstraße bei der Militärbehörde (der       Grundeigenthümerin) zu befürworten,</p>
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        <head>Nachtrag,</head>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> Köln, 5. August, 10 Uhr Abends.</head>
          <p>Briefe aus Frankfurt, die wir so eben erhalten, bestätigen uns die heute Nachmittag gegebene       Reichsministerliste als <hi rendition="#g">offiziell.</hi> Sie wird noch ergänzt durch die       folgenden Unterstaatssekretäre: Im Auswärtigen außer <hi rendition="#g">Mevissen</hi> noch <hi rendition="#g">Max v. Gagern;</hi> im Innern außer <hi rendition="#g">Bassermann</hi> noch <hi rendition="#g">Würth;</hi> im Kriegsministerium: <hi rendition="#g">Brand;</hi> im       Justizministerium: <hi rendition="#g">Briegleb;</hi> im Handel: <hi rendition="#g">Kampß.</hi> </p>
          <p>Je mehr sich die Kombination vervollständigt, desto erbaulicher wird sie.</p>
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        <head>Handels-Nachrichten.</head>
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[0339/0001] 2. Beilage zu Nr. 67 der Neuen Rh. Zeitg. Sonntag 6. August 1848. [Fortsetzung] zwar im Osten noch fest dazustehen; innerlich aber ist sie auch dort schon morsch. Sie wird auch dort zusammenbrechen, und ihr Material der Demokratie überlassen. Die Welt wird demokratisch-republikanisch, weil ihr nichts anderes als das mehr übrig bleibt. Und was ist die konstitutionelle Monarchie, zu der sich jetzt die Furchtsamen, Halben und Selbstsüchtigen drängen, ‒ was ist sie anderes, als der Uebergang vom Staate der Autorität zum Staate der Freiheit, ‒ vom Absolutismus zur Republik? Der nächste Parteigegensatz liegt also eigentnur in der Frage, ob wir diese Uebergangsform durchmachen sollen und müssen, oder nicht. Die Republikaner sagen nein, die Monarchisten sagen ja! ‒ Wer von Beiden hat Recht? Es ist wahr, daß die Geschichte durch Uebergangsformen die Brücke baut von der Herrschaft eines sittlichen Prinzips zu der des andern. Aber die Nothwendigkeit, diese Formen zu durchleben, besteht nur, bis das neue Prinzip für die Welt gewonnen ist. Sie besteht also nicht für jedes einzelne Volk in einer Gesellschaft von Völkern, sie besteht am wenigsten als leerer äußerlicher Vorgang für ein Volk, welches in seinem Bewußtsein längst bis zur Reinheit des neuen Prinzips durchgedrungen ist. Was ein Volk durchlebt hat, das hat es für die Menschheit durchlebt, und der gleiche Prozeß soll sich nicht in einem zweiten und dritten wiederholen. Darum halten die Republikaner es für einen beklagenswerthen Zeit- und Kraftverlust, wenn das deutsche Volk sich noch Jahre lang mit Staatseinrichtungen quälen soll, von welchen kein Urtheilsfähiger im Ernste sagen kann, daß sie für die Dauer gemacht sind, und die, wenn es wahr ist, daß sie jetzt eine Revolution abkürzen helfen, dies nur dadurch zu thun vermögen, daß sie uns eine zweite in Aussicht stellen, bei der wir von vorn anfangen müssen. Die deutschen Republikaner wünschen, daß unser Volk sich an den Franzosen ein Beispiel nehme. Haben unsere Nachbarn im Westen durch ihre wiederholten Revolutionen mehr erreicht, als sie mit der ersten erreichen wollten? Haben sie sich abschrecken lassen, indem sie es das erste Mal nicht erreicht? Haben die Zwischenformen der Restauration und der Periode Louis Philipps ihnen Kämpfe erspart? ‒ Nein! ‒ Wenn in Zeiten der Revolution etwas die Kämpfe abkürzen kann, so ist es das rasche und sichere Erfassen des Prinzips, in welchem die treibende Kraft der Bewegung und die Hoffnung der endlichen Beruhigung liegt, denn darüber möge sich kein Mensch täuschen: die Revolutionen werden in der nächsten Zeit unter den Völkern fortdauern, und werden sich wiederholen und immer neu wiederholen, und für jede mißlungene wird eine um so gewaltigere, furchtbarere ausbrechen, bis die Republik die einzige Staatsform der gebildeten Völker ist! ‒ Diese Worte werden von Vielen ungern gehört werden. Wir haben keine Freude daran, das Mißbehagen der Gesellschaft zu vermehren. Aber wir fühlen uns berufen, die Thörichten aufzuklären, die den Anker ihrer Hoffnungen in den Triebsand der Halbheiten werfen. Nur wer hohe See zu halten weiß, kann sich im Sturme erretten und endlich eine glückliche Küste gewinnen. Aber, ‒ sagt man uns, ‒ Ihr bekennt, daß es gute und schlechte Republiken giebt, Ihr empfehlt uns darum die demokratische, und Ihr erklärt uns diese so, daß sie eine Verfassung sein soll, in welcher die Gesammtheit die Verantwortlichkeit übernimmt für die Freiheit und Wohlfahrt des Einzelnen. Wie soll es die Gesammtheit machen, dieser Verantwortlichkeit zu genügen? Versprecht Ihr nicht Dinge, die Ihr nicht halten könnt? Erregt Ihr nicht Hoffnungen, die Ihr nicht erfüllen könnt? Ihr berührt die große soziale Frage in ihrem Mittelpunkte. Deutet uns an, wie Ihr sie zu lösen gedenkt! Mitbürger! Wir wüßten vielleicht zu antworten, wenn die Beantwortung Eurer Frage hier unser Zweck wäre. Aber wenn wir auch nicht zu antworten wüßten, ‒ sollten wir eine Pflicht verläugnen, weil unsere Kräfte in ihrer Erfüllung vielleicht noch nicht gewachsen sind? Ist es recht, eine Schuld abzustreiten, weil man im Augenblicke sie nicht zu tilgen vermag? Und eine Schuld ist es, die wir in unserm politischen Glaubensbekenntniß eingestehen, ‒ eine Schuld so alt, wie die menschliche Gesellschaft, und jede Zeit muß an ihr tilgen, was sie zu tilgen vermag? Das Bewußtsein dieser Schuld ist der große Fortschritt der Rechts- und Freiheitsidee, welchen unsere Zeit gemacht hat. Das Recht ist für uns das System der sittlich gültigen Zwecke, und dieses System ist nichts anderes, als die Organisation und Sicherstellung der sittlich gültigen Zwecke aller Einzelnen. Sichergestellt werden aber die Zwecke der Menschen durch den Besitz der Mittel, und der Besitz der Mittel zum Zweck ist die Freiheit im praktischen Sinne. Diese sittliche Weltansicht macht aus dem Wohlergehen des Einzelnen eine gemeinsame Angelegenheit der Gesellschaft. Der Entwicklung der nächsten Zeit wird es überlassen bleiben, die dieser Weltansicht entsprechenden gesellschaftlichen Formen zu finden und bis zu dem höchsten Grade ihrer möglichen Vollkommenheit auszubilden. Einstweilen wird jede Periode für ihre sozialen Uebelstände die Mittel der Abhülfe suchen, die in ihr möglich sind. Der politische Denker sieht vielleicht die letzten Bedingungen einer neuen glücklicheren Gesellschaft; er hat aber die Bescheidenheit einzusehen, daß der Gedanke der Wirklichkeit vorauseilt und daß er nicht unmittelbar machen kann, was er gedacht hat. Einstweilen darf er jedoch auf die Anerkennung des Principes dringen, und auf den ernsten und reinen Willen, ihm zu genügen, soweit irgend die Kräfte und Mittel der Periode reichen. Und dazu ist vor allen Dingen eine freie demokratische Staatsform erforderlich, weil diese allein in dem allgemeinen Antheil Aller an der souveränen Gesetzgebung des Staates die Bedingungen und Mittel des sozialen Fortschritts enthält. Nicht wir, sondern das ganze Volk soll die Bedingungen seines Glückes feststellen. Es will sich eben so wenig eine innere soziale Ordnung, wie eine äußere Form des Staates schenken lassen. So bleibt uns nichts zu sagen übrig, als wie wir unser Verhältniß zu den übrigen Staaten ansehen. Die Frage ist sehr einfach Wollen wir für uns die Freiheit, so müssen wir sie auch für die andern Völker wollen. Die Demokratie kennt nur ein Prinzip des Völkerrechts, das der freien Selbstkonstituirung aller Völker. Die Eifersucht und das Mißtrauen unter den Nationen ist ein Erbtheil der dynastisch-monarchischen Politik. Aber die Interessen fürstlicher Häuser sind nicht die Interessen der Völker. Uns, die deutschen Demokraten, kümmert es nicht, wer in Schleswig-Holstein den Thron erbt, und ob die Herrschaft Oberitaliens das Eigenthum des Kaisers von Oestreich bleibt, oder eine Beute Karl Alberts wird. Aber daß Völker gar nicht mehr vererbt werden, daß ihre Herrschaft gar nicht mehr als ein Eigenthum betrachtet werden könne, das ist uns von der höchsten Wichtigkeit; und soweit einmal in Zukunft unsere Macht reicht, so weit wird auch unsere Unterstützung aller wahren Freiheitsbestrebungen reichen, in welchem Volke sie auch auftreten mögen. Deutschland hat gegen einige Nachbarvölker vieles wieder gut zu machen. Die deutschen Demokraten sehnen sich nach dem Augenblicke, in welchem es in ihrer Macht steht, es zu thun, und sehen in dem allgemeinen Bunde und der gemeinschaftlichen Organisation der freien Völker Europas, durch welche auch allein eine Lösung des sozialen Problems möglich werden kann, das große Ergebniß der Kämpfe, die unserem Welttheile bevorstehen. Deutsches Volk! Die Aussicht auf diese Kämpfe soll dich nicht schrecken! Was dich jetzt ängstet und bedrückt, ist nicht der Vorgeschmack der Zukunft, sondern das unselige Erbtheil einer kläglichen Vergangenheit. Täusche dich nicht über den Werth dieser letzteren, weil du in deinem Schlafe die Größe deines Elends nicht ganz gefühlt hast. Blicke nicht sehnsüchtig zurück, damit dich nicht das Schicksal jenes Weibes der alten Sage treffe, das die Augen zurückwandte nach der dem Untergange geweiheten Stadt! ‒ Deutsches Volk! blicke vorwärts! ‒ Nicht rückwärts, sondern vorwärts liege bessere Tage! Berlin im Juli 1848. Fröbel. Rau. Kriege. Meyen. Hexamer. An den Kreis-Bürger-Ausschuß von Inowroclaw. (Vergl. Vossische Zeitung vom 30. Juli). Verehrte Herren! Mit innigem Bedauern sehe ich, daß meine Schrift Euch nicht so ganz zufriedengestellt hat. Anstatt meine Schrift anzugreifen, greift Ihr meine Person, und dies noch auf eine ächt netzbrüderliche Weise an. Ihr glaubtet vielleicht, verehrte Herren, daß ich den Handschuh nicht aufheben werde, und Ihr habt Recht; den mir hingeworfenen Handschuh hebe ich nicht auf, er ist zu schmutzig und riecht meilenweit. Ich könnte Euch feige Verläumder und ehrlose Lügner nennen, aber das würde erst recht feig von mir sein, da ich mir in dem ganzen Kreis-Bürger-Ausschuß keinen einzigen Mann denken kann, der geneigt wäre, diese Angelegenheit mit mir persönlich näher zu erörtern. Irre ich mich, so soll es mich freuen. Auf die Lügen, die Ihr über mein Vaterland und meine Nation ausgießt, muß ich aber allerdings eingehn, so sehr mich dies auch anekelt. Vorerst zweifelt Ihr, verehrte Herren, daß ich der Verfasser jener Schrift bin, weil, wie Ihr meint, mir die Befähigung dazu gänzlich abgeht. Die Schrift muß also gut sein. Ich danke für das indirekte Lob, denn ich muß trotz Eurer spießbürgerlichen Empfindlichkeit, dennoch wahrheitsgemäß aussagen, daß ich wirklich derjenige bin, welcher die Schrift verfaßt hat. Es wundert mich nur, daß Ihr nicht gesagt habt, ich hätte dieselbe an meine Landsleute verkauft, so wie einige s. g. deutsche Volksvertreter sich Euch und Euren Genossen verkauft haben mögen. Ihr wundert Euch, verehrte Herren, daß meine Schrift, trotzdem daß ich 3 Monate in Berlin war, so spät herausgekommen ist. Sie vergessen daß meine Schrift nur eine Widerlegung ist, und daß Niemand Verläumdungen widerlegen kann, ehe sie gemacht sind. Wenn Ihr aber glaubt, daß wir vom Frankfurter Parlament je Gerechtigkeit erwarteten, so täuscht Ihr Euch sehr. Wir wußten wohl, was wir von diesen Herren zu erwarten hatten. Aber nicht ganz ohne Grund ist Eine Ansicht. Nachdem wir von den Fürsten betrogen und verrathen worden, konnten wir allerdings mit vollem Rechte hoffen, daß die freien Völker sich an uns durch ein Gleiches nicht versündigen werden. Es kommt aber nur darauf an, wie die Völker frei und wie sie repräsentirt werden; und sie sind es jämmerlich! … Ihr sagt ferner, meine Herren, ich wäre nicht Inowroclaw in preußischer Uniform mit polnischer Kokarde an Brust und Mütze gekommen ‒ um die Insurrektion gegen Preußen zu leiten. Aber meine Herren, wie könnt Ihr nur so albern sein zu behaupten, daß ich mich in preußischer Uniform gegen Preußen schlagen würde. Ich habe ‒ sagt ihr ‒ die polnische Kokarde ‒ darauf gehabt. Großes Verbrechen! Haben diese doch auch einige Offiziere ‒ ja ‒ ich glaube der General v. Colomb selbst am 20. Mai in Posen getragen. Aber daraus müßtet Ihr eben ersehen, wie wenig ich damals an die Möglichkeit eines Krieges mit Preußen denken konnte. Uebrigens ist diese Uniform keinesweges eine preußische zu nennen. Sie ist die der Provinz der ich angehöre ‒ und diese ist eine polnische. ‒ Ja ‒ sie ist es ‒ trotz allen Versprechungen des hochweisen Parlaments, auch trotz allem Geschrei und Geheul Aller Netzbrüder der Welt. Wenn ich diese Uniform aber gegen Preußen nie getragen hätte ‒ so liegt der Grund einzig und allein darin, daß sie auch von den Pommern getragen wird. Wenn Ihr mich aber verehrte Herren fragt, weßhalb ich in Uniform kam ‒ so will ich Euch kurz sagen ‒ daß einer von Euren Stadtverordneten ‒ und ich glaube sogar ‒ früherer Landtagsdeputirter, den Vikar Parnowsk, öffentlich auf der Straße an die Brust faßte und mit der größten Rohheit insultirte, so daß er nur dem Landrath verdanken kann, aus den Händen die- ses Wütherichs entkommen zu sein. Als ich dies erfuhr kam ich am andern Morgen in meiner Landwehr-Offiziersuniform und bewaffnet in die Stadt, um mich gegen dergleichen räuberische Anfälle wo möglich zu sichern. Ihr behauptet, meine Herren, daß ich die Inowroclawer Bürgerwehr aufgefordert, mir die Kaserne zu übergeben ‒ und sogar gedroht habe, mit 6000 Mann einzurücken. Werthe Herren, dies ist die schamloseste Lüge, die während dieser verhängnißvollen Zeit, von Eurer Partei aufgebracht wurde. Als Ihr durch eine ‒ ich glaube im Grunde inoffensive und gewiß ganz persönliche Aeußerung des Hrn. v. M. in Allarm gesetzt wurdet ‒ und es Euch gefiel, Soldaten zu spielen ‒ und Ihr Euch mit Schwert und Lanze bewaffnetet, und sogar einige Evolutionen im Kasernenhof machtet, war ich eben derjenige, der zu Euch kam und Euch flehentlich bat, dieses Ritterthum und diese kriegerischen Gelüste fahren zu lassen, da sie in dem damals noch ganz ruhigen Kreise als eine Provokation gelten und deshals die größte Aufregung in der polnischen Bevölkerung hervorrufen mußten. Ich erklärte Euch, daß wir uns Alle mit unsrer Ehre im Kampfe für die Ruhe und Ordnung verbürgen wollten, und daß, wenn wir Euch hätten angreifen wollen, wir es längst hätten thun können ‒ und wenn wir es jetzt noch thun wollten, uns ein Paar tausend Mann zu Gebote stehen würden, gegen welche Ihr Euch doch unmöglich behaupten könntet. Ihr habt es dennoch damals nicht thun wollen und konntet recht bald darauf sehen, welche Aufregung von nun an im Kreise herrschte. Daß ich nur dieses gesagt habe, müssen der Herr Bürgermeister und der Oekonomie-Kommissarius, Herr Rieze ‒ mit denen ich darüber unterhandelt habe ‒ selbst bezeugen. Ihr wißt nicht, meine Herren, was Ihr nicht Alles dem Kreiskomité zu Inowraclaw zu verdanken habt; denn Ihr wißt nicht, welche unermeßliche Gefahr Euch tagtäglich bedrohte. Ich gebe zu, daß das Bromberger Militär Alles unterdrückt hätte ‒ aber was vorher geschehen wäre ‒ wäre geschehen. Nicht der Juden-Bengel, der bei seiner Picke ruhig einschlief, wohl aber andere Männer haben über Euch gewacht, und für Eure Sicherheit Sorge getragen. Eure gehässigen Verläumdungen ‒ das ist der Dank dafür! Ihr citirt, meine Herren, einen Privat-Brief, den ich an den Herrn Kühne aus Posen geschrieben habe, und sagt, es steht darin, die Posener Behörden hätten Alles aufgehoben und den Polen Alles erlaubt. Das ist wahr ‒ im ganzen Sinne des Wortes wahr. So fand ich Posen, als ich dort ankam. Ferner, daß 30,000 Russen gegen das Großherzogthum marschiren. Auch davon war allgemein die Rede, daß sich deßhalb Alles von Kopf bis zu Fuß rüstete. ‒ Auch dieses ist wahr ‒ buchstäblich wahr. Was beweist es aber? Daß wir uns nicht gegen Preußen ‒ aber gegen die anstürmenden Russen rüsteten ‒ und daß die Behörden Alles geschehen ließen. Ferner, sagt Ihr, ich wäre nach Trzemeszno mit Insurgenten gezogen und wäre der erste in den Reihen der Fliehenden gewesen. Ist in dem namenlosen Kreis-Bürgerausschuß irgend Jemand, der diese läppische Behauptung zu vertreten wagt? Ich möchte seine Bekanntschaft machen. Nach der Konvention von Jaroslawiez habe ich meine sämmtlichen Leute nach Hause geschickt, und dann selbst die Cadres (und nicht den Kampfplatz) verlassen, wie Sie, meine Herren, besser gethan hätten, nicht zu sagen, denn sonst müßtet Ihr auch zugeben, daß Ihr genau gewußt habt, daß man im Augenblick, wo man mit uns die Konvention abschloß, fest entschlossen war, uns unmittelbar darauf zu verrathen. Nein, ich für meinen Theil habe es nie geglaubt, bin vielmehr der Ueberzeugung gewesen, daß eine Konvention, durch ein Ministerium ratifizirte Konvention, eine Wahrheit sein und daß es dem ersten besten General nicht zustehen würde, diese willkührlich zu brechen. Nachher habe ich allerdings die Ehre gehabt, den General von Willisen nach Berlin als Privatmann zu begleiten. Wenn ich in meiner Schrift gesagt habe, unsere Geistlichen haben Ruhe und Verbrüderung geprdigt, so bleibe ich auf das Entschiedenste bei meiner Behauptung. Die Geistlichen konnten und mußten aber die Ruhe und Verbrüderung nur so lange predigen, so lange diese mit Euch möglich war. Den Hirtenbrief des Erzbischofs kenne ich sehr genau und erkenne ihn sogar im ganzen Sinne des Wortes an. Aber meine Herren, seht doch auf das Datum dieses Erlasses. Sollte der Erzbischof etwa ruhig zusehen, wie preußische Beamte durch alle möglichen Mittel und auf allen möglichen Wegen unseren Bauern Unterschriften für die Theilung der Provinz und Lostrennung von seiner Diözese erpreßten? Oder sollte er denn Leute, die unsere Kirchen und Heiligthümer auf das Empörendste entweiht, geschändet und geplündert und unsere Geistlichen auf das Gräßlichste gemißhandelt haben, etwa Freunde dieser Kirche nennen? Schließlich wollt Ihr, verehrte Herren, mich in den polnischen Sprichwörtern belehren. Nun gestattet doch wenigstens, daß ich diese besser kenne, als Ihr. In der That heißt es: „So lange die Welt aufrecht steht, wird der Deutsche keines Polen Bruder“ nicht aber, wie Sie sagen: „Der Pole keines Deutschen Bruder“. Und dieses Sprichwort hat sich in der Zeit wieder ganz merkwürdig bewährt, mit dem Unterschiede nur, daß dieses nicht der ganzen Nation, sondern nur einer Fraktion derselben gelten kann ‒ nämlich der servilsten und kriechendsten, die eben so sehr ihr eigenes Vaterland betrogen und verrathen hat, wie uns. Mit diesen haben wir nie und werden auch nie uns in ein Bündniß einlassen; denn dieses würde sowohl für uns, als auch für die heilige und edle Sache, die wir vertreten, eine unvertilgbare Schmach werden. Dies zur Notiz für Euch wohllöbliche Herren des spießbürgerlichen Ausschusses und Netz-Brüder! Köln, den 1. August 1848. Wladyslaw Koscielski. Verhandlungen des Gemeinderaths zu Köln. Sitzung vom 4. August 1848, Abends 6 Uhr. Der Gemeinderath bewilligte einen Kredit zur Bestreitung der Kosten der bei der bevorstehenden Säkularfeier der Gründung des Domes, von der Stadt zu veranstaltenden Festlichkeiten, welcher unter der speziellen Controle einer gemeinderäthlichen Kommission verwendet werden soll. Ferner ward beschlossen, das Defizit der Kosten der am 20. März c. aufgepflanzten deutschen Fahne, auf die Stadtkasse zu übernehmen. Auf den Antrag des Comite's der Handwerke und technischen Gewerbe ward ein Beitrag von 300 Thlrn. zur Deckung der Kosten für die Entsendung von Abgeordneten zu dem großen Handwerker-Kongresse in Frankfurt a. M. bewilligt. Ein Antrag der Direktion der Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft um Modifikation der Bedingungen, unter welchen die Anlage der Anfuhr der Dampffähre vor dem Trankgassenthor gestattet worden, ward abgelehnt, und an dem frühern Beschlusse festgehalten. Die Autorisation zur event. gerichtlichen Klage, wegen Erneuerung einer gemeinschaftlichen Mauer ward ertheilt. Eine Kommission wurde ernannt, um mit der Verwaltung die Lokalitäten zur Einrichtung eines Wachtlokals für die Bürgerwehr auf dem Rathhause in Augenschein zu nehmen. Die Kommission für die Untersuchung des Eschenbusches ward um zwei Mitglieder ergänzt. Gegen die Vorrückung des Hauses Hochstraße Nr. 158 soll bei der kgl. Regierung Verwahrung eingelegt und zugleich beim kgl. Ministerio Beschwerde geführt werden. Endlich wurde beschlossen, ein Gesuch der betreffenden Anwohner, um Regulirung des Allignements am nördlichen Ende der Berlichstraße bei der Militärbehörde (der Grundeigenthümerin) zu befürworten, Nachtrag, * Köln, 5. August, 10 Uhr Abends. Briefe aus Frankfurt, die wir so eben erhalten, bestätigen uns die heute Nachmittag gegebene Reichsministerliste als offiziell. Sie wird noch ergänzt durch die folgenden Unterstaatssekretäre: Im Auswärtigen außer Mevissen noch Max v. Gagern; im Innern außer Bassermann noch Würth; im Kriegsministerium: Brand; im Justizministerium: Briegleb; im Handel: Kampß. Je mehr sich die Kombination vervollständigt, desto erbaulicher wird sie. Handels-Nachrichten. _

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-20T13:08:10Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML (2017-03-20T13:08:10Z)
Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat (2017-03-20T13:08:10Z)

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 67. Köln, 6. August 1848. Zweite Beilage, S. 0339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz067b2_1848/1>, abgerufen am 28.03.2024.