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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 129. Köln, 29. Oktober 1848.

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Neue Rheinische Zeitung
Organ der Demokratie.
No 129. Köln, Sonntag den 29. Oktober. 1848.

Wenn wir heute Abend bestimmte Nachrichten aus Wien erhalten, so werden wir eine zweite Ausgabe unserer Zeitung Morgen früh ausgeben,

Köln, den 28. Oktober 1848.

Die Redaktion.

Uebersicht.

Deutschland. Köln. (Der Staatsprokurator "Hecker" und die "Neue Rheinische Zeitung." - Die "B. Z.-H." und die "D. Z." an Hrn. Hecker. - Erklärung Anneke's an Hrn. Hecker. - Eine Probe der "guten" Presse). Wien. (Gerüchte). Brünn. (Konflikt). Berlin. (Vereinbarersitzung. - Abdankung Grabow's. - Deutscher Demokraten-Kongreß. - Zeughausauflauf. - Der demokratische Kongreß. - Die Zeughausscene. - Entwaffnung der fliegenden Korps. - Held). Dresden. (Freischärler für Wien). Schleswig. (Bekanntmachungen der neuen Regierung). Frankfurt. (National-Versammlung).

Italien. Messina. (Zustand der Stadt. - Stimmung zu Palermo. - Die sizilianische Frage. - Die Insurrektion zu Mailand nicht bestätigt. - Neuestes aus der Lombardei).

Schweiz. Luzern. (Ausreißen der Ungarn aus dem österreichisch-italienischen Heere).

Franz. Republik. Paris. (Marrast's Dotation - Goudchaux. - Die Präsidentenwahl - Vermischtes. - National-Versammlung. - E. Girardin contra Cavaignac. - Die "Reforme" über einen zu Warschau geknuteten Franzosen).

Belgien. Gent. (Verfall der Linnenindustrie). Brügge. (Musterstaatliches).

Portugal. (Neueste Nachrichten).

Großbritannien. Dublin. (Das Todesurtheil gegen die Verurtheilten ausgesprochen. - John Mitchell . - Die Constabler vermehrt. - Aussichten für den Winter. - Jenny Lind).

Amerika. (Ankunft der westindischen Post zu Southampton).

Afrika. (Die Bauern am Cap geschlagen).

Asien. (Multan belagert).

Deutschland.
* Köln, 28. Okt.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
* Köln, 24. October.

Die "Berliner Zeitungshalle" bringt unter der Rubrik: "Der bekannte Hecker gegen den berühmten Hecker" eine kurze Interpellation an unsern Herrn Staatsprokurator, worin sie sagt: Warum wendet sich Hr. Hecker (statt an die N. Rh. Ztg.) nicht an die Frankfurter Blätter, die jenes Abschiedswort (des berühmten Hecker's) noch früher mitgetheilt?

Die "Düsseldorfer Zeitung" bringt über denselben Gegenstand folgenden Artikel:

Der Redakteur en chef der "N. Rh. Zeitung" Dr. Marx erhielt heute abermals einen Befehl sich vor dem Instruktionsrichter zu sistiren, um - wegen der Aufnahme des Abschiedsworts Hecker's "an das deutsche Volk" constituirt zu werden. Hecker, der Staatsprokurator, verfolgt wegen Theilnahme am Hochverrath die, welche Hecker's, des Flüchtlings, Abschiedswort, als eine historische Thatsache berichten! Bei einem Manne, welcher auf solche Weise die ihm kraft seines Amtes zustehenden enormen Befugnisse ausübt, sind wir weit entfernt, eine Böswilligkeit zu unterstellen, allein wir sind vollständig berechtigt, seine Geistesfähigkeiten und seinen politischen Standpunkt aufzudecken, damit der Landgerichtsbezirk weiß, wie seine Schriften und Reden von Hecker dem Staatsprokurator aufgefaßt werden, und im Falle eines schönen Morgens plötzlich ein Gensdarm mit einem Verhaftsbefehl bei ihm eintritt, nicht ungläubig überrascht dastehe.

Ja, es ist wahr, in den Annalen der Oberprokuratur zu Kölnsteht es als unausllöschliche Thatsache geschrieben: Hecker, der Staatsprokurator, hatte, als er in der N. Rh. Zeitung Hecker's, des Flüchtlings, Abschiedswort las, nichts eiligeres zu thun, als gegen den Redakteur en chef einen Vorführungsbefehl zu bewirken, seine Constituirung als Theilnehmer am Hochverrath und seine Verhaftung zu beantragen. Hecker, der Staatsprokurator, brauchte nicht erst zu untersuchen, ob und in wie fern der Redakteur Marx Kenntniß von jenem Inserat hatte; er brauchte nicht zu wissen, daß alle namhaften Zeitungen jenes Abschiedswort bereits aufgenommen hatten, er brauchte überhaupt gar nicht einmal die Möglichkeit zu unterstellen, daß die Redaktion mit den Ansichten in jenem Abschiedswort gar nicht einverstanden sein konnte.

Hecker, der Staatsprokurator, braucht überhaupt keine politische Zeitung zu lesen, braucht gar keine politischen Kenntnisse zu haben; genug, er war vor dem 18. März Staatsprokurator und vertritt jetzt die Stelle des Zweiffel, d. h. des Oberprokurators Zweiffel! Er braucht nur die Gesetzesübertretungen zu verfolgen und somit die Gesetze zu kennen - im Hecker'schen Sinne natürlich. Wenn man aber nichts mehr ist und nichts mehr weiß, dann ist es nicht zu verwundern, daß das erste Preßvergehen, welches von den Geschwornen zu Köln abgeurtheilt wird, eine Beleidigung des Oberprokurators ist, daß fast alle Leitartikel der N. Rh. Ztg. Hecker, dem Staatsprokurator, eine unbändige Zeit verderben, ehe er weiß, was er damit machen soll, daß vielleicht schon ein Dutzend Untersuchungen von der Rathskammer des Landgerichts erstickt worden sind, natürlich gegen den Willen und den Antrag Hecker's, des Staatsprokurators! dann ist es auch nicht zu verwundern, wenn nächstens jede Mittheilung einer revolutionären Proklamation oder Thatsache als eine Theilnahme am Hochverrath verfolgt wird - im Hecker'schen Sinne natürlich.

Ein solches Verfahren Hecker's, des Staatsprokurators, mag zwar keineswegs von dem Ministerium der bewaffneten Reaktion ausgehen, bezeichnet aber jedenfalls das, was man im gewöhnlichen Leben allenthalben unter dem Namen der Reaktion - der vollständig krassen Reaktion versteht.

* Köln, 28. Okt.

Die "Neue Kölnische Zeitung" bringt folgende Erklärung Anneke's:

Mein Censor, der Staatsprokurator Hr. Hecker, fährt unermüdlich fort, Aufsätze von mir, die für die "Neue Kölnische Zeitung" bestimmt sind, "an sich zu nehmen". Er hat jetzt wieder einen Aufsatz: "die Centralgewalt" auf diese Weise an sich gebracht. Hr. Hecker legt sich, wie es scheint, diese Sammlung an, um mit Hülfe derselben die Geschwornen, die über mich urtheilen werden, einen tiefen Blick in den Abgrund meiner verwerflichen Gesinnungen thun zu lassen. Mit Vergnügen würde ich ihm in solcher Weise meine ganzen Gesinnungen enthüllen, wenn ich nicht meine

Neue Rheinische Zeitung
Organ der Demokratie.
No 129. Köln, Sonntag den 29. Oktober. 1848.

Wenn wir heute Abend bestimmte Nachrichten aus Wien erhalten, so werden wir eine zweite Ausgabe unserer Zeitung Morgen früh ausgeben,

Köln, den 28. Oktober 1848.

Die Redaktion.

Uebersicht.

Deutschland. Köln. (Der Staatsprokurator „Hecker“ und die „Neue Rheinische Zeitung.“ ‒ Die „B. Z.-H.“ und die „D. Z.“ an Hrn. Hecker. ‒ Erklärung Anneke's an Hrn. Hecker. ‒ Eine Probe der „guten“ Presse). Wien. (Gerüchte). Brünn. (Konflikt). Berlin. (Vereinbarersitzung. ‒ Abdankung Grabow's. ‒ Deutscher Demokraten-Kongreß. ‒ Zeughausauflauf. ‒ Der demokratische Kongreß. ‒ Die Zeughausscene. ‒ Entwaffnung der fliegenden Korps. ‒ Held). Dresden. (Freischärler für Wien). Schleswig. (Bekanntmachungen der neuen Regierung). Frankfurt. (National-Versammlung).

Italien. Messina. (Zustand der Stadt. ‒ Stimmung zu Palermo. ‒ Die sizilianische Frage. ‒ Die Insurrektion zu Mailand nicht bestätigt. ‒ Neuestes aus der Lombardei).

Schweiz. Luzern. (Ausreißen der Ungarn aus dem österreichisch-italienischen Heere).

Franz. Republik. Paris. (Marrast's Dotation ‒ Goudchaux. ‒ Die Präsidentenwahl ‒ Vermischtes. ‒ National-Versammlung. ‒ E. Girardin contra Cavaignac. ‒ Die „Reforme“ über einen zu Warschau geknuteten Franzosen).

Belgien. Gent. (Verfall der Linnenindustrie). Brügge. (Musterstaatliches).

Portugal. (Neueste Nachrichten).

Großbritannien. Dublin. (Das Todesurtheil gegen die Verurtheilten ausgesprochen. ‒ John Mitchell . ‒ Die Constabler vermehrt. ‒ Aussichten für den Winter. ‒ Jenny Lind).

Amerika. (Ankunft der westindischen Post zu Southampton).

Afrika. (Die Bauern am Cap geschlagen).

Asien. (Multan belagert).

Deutschland.
* Köln, 28. Okt.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
* Köln, 24. October.

Die „Berliner Zeitungshalle“ bringt unter der Rubrik: „Der bekannte Hecker gegen den berühmten Hecker“ eine kurze Interpellation an unsern Herrn Staatsprokurator, worin sie sagt: Warum wendet sich Hr. Hecker (statt an die N. Rh. Ztg.) nicht an die Frankfurter Blätter, die jenes Abschiedswort (des berühmten Hecker's) noch früher mitgetheilt?

Die „Düsseldorfer Zeitung“ bringt über denselben Gegenstand folgenden Artikel:

Der Redakteur en chef der „N. Rh. Zeitung“ Dr. Marx erhielt heute abermals einen Befehl sich vor dem Instruktionsrichter zu sistiren, um ‒ wegen der Aufnahme des Abschiedsworts Hecker's „an das deutsche Volk“ constituirt zu werden. Hecker, der Staatsprokurator, verfolgt wegen Theilnahme am Hochverrath die, welche Hecker's, des Flüchtlings, Abschiedswort, als eine historische Thatsache berichten! Bei einem Manne, welcher auf solche Weise die ihm kraft seines Amtes zustehenden enormen Befugnisse ausübt, sind wir weit entfernt, eine Böswilligkeit zu unterstellen, allein wir sind vollständig berechtigt, seine Geistesfähigkeiten und seinen politischen Standpunkt aufzudecken, damit der Landgerichtsbezirk weiß, wie seine Schriften und Reden von Hecker dem Staatsprokurator aufgefaßt werden, und im Falle eines schönen Morgens plötzlich ein Gensdarm mit einem Verhaftsbefehl bei ihm eintritt, nicht ungläubig überrascht dastehe.

Ja, es ist wahr, in den Annalen der Oberprokuratur zu Kölnsteht es als unausllöschliche Thatsache geschrieben: Hecker, der Staatsprokurator, hatte, als er in der N. Rh. Zeitung Hecker's, des Flüchtlings, Abschiedswort las, nichts eiligeres zu thun, als gegen den Redakteur en chef einen Vorführungsbefehl zu bewirken, seine Constituirung als Theilnehmer am Hochverrath und seine Verhaftung zu beantragen. Hecker, der Staatsprokurator, brauchte nicht erst zu untersuchen, ob und in wie fern der Redakteur Marx Kenntniß von jenem Inserat hatte; er brauchte nicht zu wissen, daß alle namhaften Zeitungen jenes Abschiedswort bereits aufgenommen hatten, er brauchte überhaupt gar nicht einmal die Möglichkeit zu unterstellen, daß die Redaktion mit den Ansichten in jenem Abschiedswort gar nicht einverstanden sein konnte.

Hecker, der Staatsprokurator, braucht überhaupt keine politische Zeitung zu lesen, braucht gar keine politischen Kenntnisse zu haben; genug, er war vor dem 18. März Staatsprokurator und vertritt jetzt die Stelle des Zweiffel, d. h. des Oberprokurators Zweiffel! Er braucht nur die Gesetzesübertretungen zu verfolgen und somit die Gesetze zu kennen ‒ im Hecker'schen Sinne natürlich. Wenn man aber nichts mehr ist und nichts mehr weiß, dann ist es nicht zu verwundern, daß das erste Preßvergehen, welches von den Geschwornen zu Köln abgeurtheilt wird, eine Beleidigung des Oberprokurators ist, daß fast alle Leitartikel der N. Rh. Ztg. Hecker, dem Staatsprokurator, eine unbändige Zeit verderben, ehe er weiß, was er damit machen soll, daß vielleicht schon ein Dutzend Untersuchungen von der Rathskammer des Landgerichts erstickt worden sind, natürlich gegen den Willen und den Antrag Hecker's, des Staatsprokurators! dann ist es auch nicht zu verwundern, wenn nächstens jede Mittheilung einer revolutionären Proklamation oder Thatsache als eine Theilnahme am Hochverrath verfolgt wird ‒ im Hecker'schen Sinne natürlich.

Ein solches Verfahren Hecker's, des Staatsprokurators, mag zwar keineswegs von dem Ministerium der bewaffneten Reaktion ausgehen, bezeichnet aber jedenfalls das, was man im gewöhnlichen Leben allenthalben unter dem Namen der Reaktion ‒ der vollständig krassen Reaktion versteht.

* Köln, 28. Okt.

Die „Neue Kölnische Zeitung“ bringt folgende Erklärung Anneke's:

Mein Censor, der Staatsprokurator Hr. Hecker, fährt unermüdlich fort, Aufsätze von mir, die für die „Neue Kölnische Zeitung“ bestimmt sind, „an sich zu nehmen“. Er hat jetzt wieder einen Aufsatz: „die Centralgewalt“ auf diese Weise an sich gebracht. Hr. Hecker legt sich, wie es scheint, diese Sammlung an, um mit Hülfe derselben die Geschwornen, die über mich urtheilen werden, einen tiefen Blick in den Abgrund meiner verwerflichen Gesinnungen thun zu lassen. Mit Vergnügen würde ich ihm in solcher Weise meine ganzen Gesinnungen enthüllen, wenn ich nicht meine

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          <p>Ein solches Verfahren Hecker's, des Staatsprokurators, mag zwar keineswegs von dem Ministerium der bewaffneten Reaktion ausgehen, bezeichnet aber jedenfalls das, was man im gewöhnlichen Leben allenthalben unter dem Namen der Reaktion &#x2012; der vollständig krassen Reaktion versteht.</p>
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[0647/0001] Neue Rheinische Zeitung Organ der Demokratie. No 129. Köln, Sonntag den 29. Oktober. 1848. Wenn wir heute Abend bestimmte Nachrichten aus Wien erhalten, so werden wir eine zweite Ausgabe unserer Zeitung Morgen früh ausgeben, Köln, den 28. Oktober 1848. Die Redaktion. Uebersicht. Deutschland. Köln. (Der Staatsprokurator „Hecker“ und die „Neue Rheinische Zeitung.“ ‒ Die „B. Z.-H.“ und die „D. Z.“ an Hrn. Hecker. ‒ Erklärung Anneke's an Hrn. Hecker. ‒ Eine Probe der „guten“ Presse). Wien. (Gerüchte). Brünn. (Konflikt). Berlin. (Vereinbarersitzung. ‒ Abdankung Grabow's. ‒ Deutscher Demokraten-Kongreß. ‒ Zeughausauflauf. ‒ Der demokratische Kongreß. ‒ Die Zeughausscene. ‒ Entwaffnung der fliegenden Korps. ‒ Held). Dresden. (Freischärler für Wien). Schleswig. (Bekanntmachungen der neuen Regierung). Frankfurt. (National-Versammlung). Italien. Messina. (Zustand der Stadt. ‒ Stimmung zu Palermo. ‒ Die sizilianische Frage. ‒ Die Insurrektion zu Mailand nicht bestätigt. ‒ Neuestes aus der Lombardei). Schweiz. Luzern. (Ausreißen der Ungarn aus dem österreichisch-italienischen Heere). Franz. Republik. Paris. (Marrast's Dotation ‒ Goudchaux. ‒ Die Präsidentenwahl ‒ Vermischtes. ‒ National-Versammlung. ‒ E. Girardin contra Cavaignac. ‒ Die „Reforme“ über einen zu Warschau geknuteten Franzosen). Belgien. Gent. (Verfall der Linnenindustrie). Brügge. (Musterstaatliches). Portugal. (Neueste Nachrichten). Großbritannien. Dublin. (Das Todesurtheil gegen die Verurtheilten ausgesprochen. ‒ John Mitchell . ‒ Die Constabler vermehrt. ‒ Aussichten für den Winter. ‒ Jenny Lind). Amerika. (Ankunft der westindischen Post zu Southampton). Afrika. (Die Bauern am Cap geschlagen). Asien. (Multan belagert). Deutschland. * Köln, 28. Okt. _ * Köln, 24. October. Die „Berliner Zeitungshalle“ bringt unter der Rubrik: „Der bekannte Hecker gegen den berühmten Hecker“ eine kurze Interpellation an unsern Herrn Staatsprokurator, worin sie sagt: Warum wendet sich Hr. Hecker (statt an die N. Rh. Ztg.) nicht an die Frankfurter Blätter, die jenes Abschiedswort (des berühmten Hecker's) noch früher mitgetheilt? Die „Düsseldorfer Zeitung“ bringt über denselben Gegenstand folgenden Artikel: Der Redakteur en chef der „N. Rh. Zeitung“ Dr. Marx erhielt heute abermals einen Befehl sich vor dem Instruktionsrichter zu sistiren, um ‒ wegen der Aufnahme des Abschiedsworts Hecker's „an das deutsche Volk“ constituirt zu werden. Hecker, der Staatsprokurator, verfolgt wegen Theilnahme am Hochverrath die, welche Hecker's, des Flüchtlings, Abschiedswort, als eine historische Thatsache berichten! Bei einem Manne, welcher auf solche Weise die ihm kraft seines Amtes zustehenden enormen Befugnisse ausübt, sind wir weit entfernt, eine Böswilligkeit zu unterstellen, allein wir sind vollständig berechtigt, seine Geistesfähigkeiten und seinen politischen Standpunkt aufzudecken, damit der Landgerichtsbezirk weiß, wie seine Schriften und Reden von Hecker dem Staatsprokurator aufgefaßt werden, und im Falle eines schönen Morgens plötzlich ein Gensdarm mit einem Verhaftsbefehl bei ihm eintritt, nicht ungläubig überrascht dastehe. Ja, es ist wahr, in den Annalen der Oberprokuratur zu Kölnsteht es als unausllöschliche Thatsache geschrieben: Hecker, der Staatsprokurator, hatte, als er in der N. Rh. Zeitung Hecker's, des Flüchtlings, Abschiedswort las, nichts eiligeres zu thun, als gegen den Redakteur en chef einen Vorführungsbefehl zu bewirken, seine Constituirung als Theilnehmer am Hochverrath und seine Verhaftung zu beantragen. Hecker, der Staatsprokurator, brauchte nicht erst zu untersuchen, ob und in wie fern der Redakteur Marx Kenntniß von jenem Inserat hatte; er brauchte nicht zu wissen, daß alle namhaften Zeitungen jenes Abschiedswort bereits aufgenommen hatten, er brauchte überhaupt gar nicht einmal die Möglichkeit zu unterstellen, daß die Redaktion mit den Ansichten in jenem Abschiedswort gar nicht einverstanden sein konnte. Hecker, der Staatsprokurator, braucht überhaupt keine politische Zeitung zu lesen, braucht gar keine politischen Kenntnisse zu haben; genug, er war vor dem 18. März Staatsprokurator und vertritt jetzt die Stelle des Zweiffel, d. h. des Oberprokurators Zweiffel! Er braucht nur die Gesetzesübertretungen zu verfolgen und somit die Gesetze zu kennen ‒ im Hecker'schen Sinne natürlich. Wenn man aber nichts mehr ist und nichts mehr weiß, dann ist es nicht zu verwundern, daß das erste Preßvergehen, welches von den Geschwornen zu Köln abgeurtheilt wird, eine Beleidigung des Oberprokurators ist, daß fast alle Leitartikel der N. Rh. Ztg. Hecker, dem Staatsprokurator, eine unbändige Zeit verderben, ehe er weiß, was er damit machen soll, daß vielleicht schon ein Dutzend Untersuchungen von der Rathskammer des Landgerichts erstickt worden sind, natürlich gegen den Willen und den Antrag Hecker's, des Staatsprokurators! dann ist es auch nicht zu verwundern, wenn nächstens jede Mittheilung einer revolutionären Proklamation oder Thatsache als eine Theilnahme am Hochverrath verfolgt wird ‒ im Hecker'schen Sinne natürlich. Ein solches Verfahren Hecker's, des Staatsprokurators, mag zwar keineswegs von dem Ministerium der bewaffneten Reaktion ausgehen, bezeichnet aber jedenfalls das, was man im gewöhnlichen Leben allenthalben unter dem Namen der Reaktion ‒ der vollständig krassen Reaktion versteht. * Köln, 28. Okt. Die „Neue Kölnische Zeitung“ bringt folgende Erklärung Anneke's: Mein Censor, der Staatsprokurator Hr. Hecker, fährt unermüdlich fort, Aufsätze von mir, die für die „Neue Kölnische Zeitung“ bestimmt sind, „an sich zu nehmen“. Er hat jetzt wieder einen Aufsatz: „die Centralgewalt“ auf diese Weise an sich gebracht. Hr. Hecker legt sich, wie es scheint, diese Sammlung an, um mit Hülfe derselben die Geschwornen, die über mich urtheilen werden, einen tiefen Blick in den Abgrund meiner verwerflichen Gesinnungen thun zu lassen. Mit Vergnügen würde ich ihm in solcher Weise meine ganzen Gesinnungen enthüllen, wenn ich nicht meine

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-20T13:08:10Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML (2017-03-20T13:08:10Z)
Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat (2017-03-20T13:08:10Z)

Weitere Informationen:

Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 129. Köln, 29. Oktober 1848, S. 0647. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz129i_1848/1>, abgerufen am 29.03.2024.