Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 144. Köln, 16. November 1848. Beilage.

Bild:
erste Seite
Beilage zu Nr. 144 der Neuen Rheinischen Zeitung.
Organ der Demokratie.
Donnerstag 16. November 1848.
Neueste Nachrichten.
103 Berlin, 14. November.

Heute Vormittag verbreitete sich das Gerücht, daß die Nationalversammlung ihre ferneren Sitzungen im Saale der Stadtverordnetenversammlung abhalten werde, da der Zugang zu dem Schützenhause vom Militär abgesperrt sei. In Folge dessen rückten um 10 Uhr mehrere Kompagnien Soldaten vor das Rathhaus, besetzten alle Eingänge und verweigerten Jedem den Einlaß. Die Stadtverordneten, welche im Rathhause ihre Sitzung hielten, protestirten gegen diese Gewaltmaßregel, und auf die Versicherung des Stadtverordnetenvorstehers, daß kein Mitglied der Nationalversammlung im Hause anwesend sei, rückte das Militär, umschwärmt von vielen Hundert Neugierigen, um 12 Uhr wieder ab. Kurz darauf erschien der Präsident Unruh und mehrere Mitglieder der Nationalversammlung im Rathhause, und die Stadtverordneten überließen der Nationalversammlung bereitwilligst ihren Sitzungssaal. Der Präsident Unruh veranlaßte jedoch den Stadtverordnetenvorsteher Seidel, ein Schreiben an den Kommandanten General v. Thümen sofort abgehen zu lassen, worin demselben angezeigt wird, daß die Nationalversammlung ihre Sitzung im Rathhause halten werde.

Um 1 1/2 Uhr wird die Sitzung eröffnet. Der Namensaufruf ergibt, daß 238 Abgeordnete anwesend sind. Im Laufe der Sitzung finden sich noch mehrere ein. Einige Andere lassen sich durch Krankheit entschuldigen. Das Protokoll der gestrigen Sitzung, sowie das Protokoll über die gestrige gewaltsame Entfernung des Vicepräsidenten Plönnics, der Sekretäre Schneider, Hildenhagen und Schornbaum aus dem Sitzungssaale der Nationalversammlung, auf schriftlichen Befehl des General Wrangel durch den Obersten Sommerfeld und andere Offiziere und Soldaten, werden verlesen.

Der Präsident Unruh gibt seine Ansicht dahin zu erkennen, daß die Nationalversammlung keine regelmäßigen Sitzungen mehr abhalte, beschwört jedoch alle Mitglieder in Berlin zu verweilen, damit sie nöthigenfalls sogleich wieder zusammenkommen könnten.

Waldeck erklärt sich jedoch auf das Entschiedenste dagegen. Die Versammlung könne sich durch alle gegen sie gerichteten Gewaltstreiche noch keinesfalls abhalten lassen, regelmäßig ihre täglichen Sitzungen zu halten, wenn man auch aus einem Lokal in das andere vertrieben und verfolgt würde. Das ganze Land sieht auf die Nationalversammlung, und wartet auf unsere Beschlüsse. Wir dürfen nicht müßig zusehen. Dekretiren wir die Steuerverweigerung, (Mißbilligung rechts). Das Land selbst fordert uns in vielen Adressen dazu auf. Jedenfalls müssen wir auch ferner unsere täglichen Sitzungen abhalten.

Der Präsident berichtet, daß der Abg. Schrmm (aus Berlin) gestern Abend von einem Militärpiquet verhaftet worden sei, weil er auf dem Schloßplatze ein Plakat des demokratischen Klubs, an die Soldaten gerichtet, gelesen. Ein Offizier sei an ihm herangetreten und gefragt, was er da lese. Schramm habe jenem darauf geantwortet, daß er ihm das Plakat überlassen wolle, wenn es ihm beliebe. Der Offizier nahm das Plakat und verhaftete den Abg. Schramm.

In Folge dieses Vorfalls stellt der Abg. Zenker den Antrag: "Die Versammlung wolle beschließen, daß die gegen den Abg. Schramm verhängte Haft aufgehoben und sofort seine Freilassung verlangt werde."

Das Gesetz wegen Unverletzlichkeit der Abgeordneten motivirt diesen Antrag, welcher einstimmig angenommen wird.

Elsner verliest den Bericht der Kommission über die mehrere hundert eingegangene Zustimmungsadressen. Viele waren von Magistrat und Stadtverordneten bedeutender Städte ausgegangen. Eine Deputation der Bauern aus der Provinz Sachsen erklärten, daß sie dem jetzigen Ministerium keine Steuern einsenden werden, auch verlangen sie ihre Kinder, die im Heere dienen, zurück, da sie solche zum Schutze gegen den Feind gestellt haben, aber nicht als Mörder gegen die eignen Brüder verwendet werden dürfen. Einige Adressen machen die National-Versammlung darauf aufmerksam, nicht in den Fehler des Wiener Reichstags zu verfallen, sondern ohne Halt dem unvermeidlichen Ziele zuzueilen und ihre Beschlüsse danach zu fassen.

Der Präsident verkündigt, daß ihm von allen Seiten Geldanerbietungen gemacht worden seien, daß aber für den Augenblick durch einen eingegangenen bedeutenden Posten kein Bedarf sei. Alle Abgeordnete, welche ihre Diäten zu erheben wünschen, wollen sich bei ihm melden.

Nach einer kurzen Debatte in der sich Waldeck sehr energisch aussprach, kommt man überein, in der morgenden Sitzung über die Steuerverweigerung Beschluß zu fassen. -- Schluß der Sitzung um 3 Uhr Nachmittags.

Der Präsident und die Sekretäre blieben noch zur Ordnung von Geschäften im Saale zurück. Wie ich eben vernehme, sollen sie um 4 Uhr durch einen Offizier, ebenso wie gestern, genöthigt worden sein, den Saal zu verlassen.

Wrangel scheint den Muth nicht zu haben, während einer Sitzung in den Saal einzudringen, und wartet jedesmal ab, bis nur noch Einige anwesend sind. Ebenso lässig führt er seinen ganzen Belagerungszustand durch. Hunderte und Tausende von Menschen auf allen Straßen; Plakate an allen Ecken; Klubs und Versammlungen trotz des Belagerungszustandes. Soeben wird die von Wrangel suspendirte Reform ungehindert ausgegeben. Die Zeitungshalle wird auch erscheinen. -- Die Bürgerwehr hat ihre Gewehre trotz der zweimaligen Aufforderung doch nicht abgegeben. Alles rüstet sich zum Kampfe, aber man will nicht angreifen.

Ein Gardeoffizier sagte gestern: wenn in 8 Tagen noch kein Schuß gefallen ist, so ist die Kamarilla mit ihren Plänen unrettbar verloren; kein Soldat wird schon in einigen Tagen angreifend gegen das Volk verfahren wollen.

Um 4 Uhr Nachmittags wird in allen Straßen, unter Trommelschlag mit Begleitung einiger Kompagnien Soldaten folgendes verkündigt:

"Im Verfolg meiner Bekanntmachung vom 12. d. M. bringe ich hierdurch zur öffentlichen Kenntniß, daß Alle, welche in Berlin oder in dessen, unter Belagerungszustand gesetzten Umgebung durch eine verrätherische Handlung den von mir kommandirten Truppen Gefahr oder Nachtheil bereiten, auf Grund der Vorschrift des § 18 Theil 2 des Militärstrafgesetzbuches vom 3. April 1845 sofort vor ein Kriegsgericht gestellt werden.
Berlin, den 13. November 1848.
Der Befehlshaber der Truppen in den Marken,
v. Wrangel.

Es sind heute den ganzen Tag die verschiedensten Gerüchte über den Zustand Potsdams verbreitet. Die Revolution soll dort ausgebrochen, der Belagerungszustand erklärt sein. Ein Mann soll auf den König geschossen, ihn aber nicht getroffen haben. Der Thäter soll verhaftet sein. Etwas muß in Potsdam geschehen sein, denn in vergangener Nacht rückte ein Regiment, welches hier in der Potsdamer Straße lag, sofort dahin aus.

Ich schließe diesen Brief, um in den demokratischen Klub zu gehen. Auch der Konstitutionelle- und Bürgerwehrklub findet heute Abend statt.

20 Berlin, 14. Nov.

Es ist noch Alles beim Alten; denn die wenigen neuen Vorfälle seit gestern sind zu unbedeutend, um in der Lage der Dinge etwas zu ändern. -- Gestern Abend gegen 7 Uhr wurde der Abg. Schramm (Striegau), als er Flugschriften an die Soldaten vertheilte, verhaftet. Noch ist derselbe nicht frei, obgleich ihn, wie wir hören, die Nationalversammlung bereits reklamirt hat. Die Verhaftung macht nicht den Eindruck, den man vielleicht seitens der Vereinbarer erwartete, da man auf dergleichen schon gefaßt war. Die Nacht ist ruhig vorüber gegangen. Man sprach zwar gestern allgemein davon, daß während der Nacht mehrere Kanonenschüsse abgefeuert werden würden, um die Bürger mit ihren Waffen auf die Straße zu locken und dann zu entwaffnen. Das Gerücht hat sich als Fabel erwiesen, wie viele andere, die noch mehr Glauben verdienten. -- Der Säbel richtet sich jetzt zunächst gegen die demokratische Presse.

Heut Morgen wurden gegen folgende BlätterVerbote publizirt: 1) Reform, 2) Zeitungshalle, 3) Lokomotive, 4) Volksblätter, 5) Republik (von Braß), 5) Kladderadatsch, 7) Krakehler, 8) Ewige Lampe. -- Tante Voß, Onkel Spener und Kreuzzeitung erscheinen ungehindert und uncensirt fort. Man sagt, der Polizeipräsident v. Bardeleben habe sich geweigert zu censiren, ja er habe sein Amt niedergelegt, was wir indeß nicht verbürgen wollen. Dagegen üben die Unteroffiziere das Censoramt auf wirklich amüsante Weise. Vor der neuen Wache machten heut 6 Mann auf einen Jungen, der Plakate verkaufte, Jagd. Der arme fliegende Buchhändler wurde gefangen und in die Wache gebracht. Attroupements sind heut wenige zu zerstreuen. Das schlechte Wetter verhindert sie. Patrouillen treten aber nach wie vor das Pflaster. Mit der Entwaffnung ist man noch keinen Schritt weiter. Wahrhaft komisch klingt die erneute Aufforderung des Polizeipräsidenten, worin er sagt, die Entwaffnung müsse schon deshalb stattfinden, damit, wenn bei vorkommenden "Störungen der Ordnung" die "treuen" Bürger mit ihren Waffen die Krone vertheidigen wollten, das Militär sich nicht etwa auch gegen diese Civilisten richte: -- Wie sentimental, wie naiv! Noch hören wir, daß heut Nacht in mehreren Bierlokalen Durchsuchungen Seitens der Soldaten stattgefunden haben, die indeß fruchtlos gewesen sind.

4 1/2 Uhr. So eben wird unter Trommelschlag das Martialgesetz verkündet. Wir sind neugierig, was Hr. Wrangel weiter thun wird gegen die ungeheure Zähigkeit der Berliner. Nachdem er die "passive" Nationalversammlung heut wieder zwei Mal auseinandergetrieben hat, wird er vielleicht auch jetzt in die Privathäuser dringen und die "passive" Bourgeoisie entwaffnen und dezimiren? Daß man das Martialgesetz verkündet hat, wundert uns nicht, denn kein Civilgericht hätte sich zum Urtheilsprechen hergegeben. -- Morgen schreibe ich Ihnen wahrscheinlich von der Verkündigung des Standrechts.

Nachschrift. Wir erfahren aus sicherer Quelle, daß die Reichspolizei uns mit sog. Reichstruppen versehen will. Der honette Hr. Bassermann hätte also gute Dienste geleistet! O Brutus Bassermann, hättest du je gedacht, ein Polizeidiener aus einem "genialen" Verleger zu werden? O Sonne wo bist du geblieben?

Französische Republik.

National-Versammlung. Sitzung vom 13. November Im Vorsaale der Pas-Perdus herrscht ein entsetzliches Gedränge. Eine Menge fremder Bürgerwehr drängte sich heran, um ihre Repräsentanten zu sehen und sie zu bitten, ihr doch das Vergnügen zu gönnen, der Sitzung beizuwohnen. Viele müssen aber abgewiesen werden, weil kein Platz vorhaneden. Die weniger Glücklichen, die Platze finden, werden über die Zahl der leeren Bänke und hohlen Phrasen nicht wenig erstaunt sein, denen sie beizuwohnen die Ehre haben.

Um 1 1/2 Uhr erklärt Marrast die Sitzung eröffnet

Peupin, der Antisocialist, liest das Protokoll vor und man will zur Tagesordnung (Budgetdebatte) schreiten.

Viele Stimmen: Noch sind wir nicht beschlußfähig.

Man muß bis 2 Uhr warten. Um diese Stunde nimmt Havin das Wort.

Havin: Ihr Ausschuß für Gemeinde-Eigenthumsangelegenheiten hat sich lange mit diesem Gegenstande beschäftigt und namentlich über eine bessere Verwendung der Gemeindegüter berathen. Der Berichterstatter arbeitete einen vortrefflichen Bericht darüber aus. Wäre es nicht gut, wenn man diesen Bericht drucken ließ und an die bald zusammentretenden Generalräthe sendete?

Dufaure, Minister des Innern, verspricht dies zu thun.

Marrast: Der Ackerbauminister stellt den Antrag, daß sein Kreditverlangen von 500,000 Fr. zur Verbesserung der Pferdezucht sofort diskutirt werde.

Dies geschieht. Die allgemeine Diskussion wird eröffnet.

Laussat findet die Summe zu hoch. Es würden in den Nationalgestüten arge Betrügereien geübt. Man solle die Verbesserung der Pferdezucht der Privatindustrie überlassen.

Tourret, Ackerminister, erklärt, daß der Staat in diesem Augenblick 1223 Hengste besitze. Diese genügten aber nicht, es müßten 90 neue gekauft werden und dafür sei der jetzige Augenblick günstig. Die Kräfte der Privatindustrie reichen für die Bedurfnisse des Staates nicht aus.

Laussedat erwiedert, man solle nicht blos der normännischen Race den Vorzug geben. (Stimme von der Tribüne: Schicken Sie doch nach Brandenburg!)

Der Kredit wird genehmigt.

Mortimer Ternaux legt einen Bericht rücksichtlich der Reparaturen der alten Deputirtenkammer, (deren Saal erweitert und für die Sitzungen der Nationalversammlung eingerichtet werden soll) sowie der Tuilerien und sonstigen Gebäude der ehemaligen Civilliste nieder.

Guerin überreicht einen Bericht über die Ausgaben, die durch Sequestration der Bahn nach Teste verursacht worden.

Die Versammlung kehrt zum Budget zurück. Sie steckt immer noch im Unterrichtsministerium.

Der Finanzausschuß schlägt einen Abzug von 65,000 Frs. von den Gehältern der medizinischen Fakultäten im ganzen Umfang der Republik vor.

Dieser Abzug erregt ein gewaltiges Geschrei abseiten der Interessenten.

Türk, der "Arbeiterfreund," Tronseau, Sauvaire, Barthelemi, Charton, Bineau u. s. w. streiten sich für und wider den Abzug.

Er wird mit 343 gegen 237 Stimmen verworfen. (Großes Erstaunen im Saale). Man geht zum Kultus über.

Der Gottesdienst kostet jährlich der Staatskasse 40,027,862 Frk. Der Finanzausschuß schlägt vor, dieses Büdget auf 39,302,[unleserliches Material]83 Frk. herabzusetzen. Dieser Abzug trifft vorzüglich die theologischen Fakultäten.

Isambert unterstutzt die Reduktion, weil die geistlichen Schulen wenig mehr besucht würden.

Die Abbes Fayet und Sibour gerathen darüber in großen Eifer. Das sei nicht wahr. Hr. Isambert irre sich.

Dessenungeachtet geht der Abzug durch.

Kapitel 10, 11, 12 und 13 werden angenommen.

Kapitel 14 betrifft das College de France, an dem die provisorische Regierung bekanntlich 4 Lehrstühle aufhob, unter andern auch die Chevalier (Michel) sche Oekonomie, die in den konservativen Debats so schreckliches Zeter hervorrief.

Der Finanzausschuß trägt auf 15000 Frk. Ersparnisse und Beibehaltung der Unterdrückung an.

Leon Faucher tadelt die Unterdrückung der 4 Lehrstühle im Interesse seines Glaubensgenossen Michel und hätte mehr Energie vom Exminister Carnot gewünscht. (Oh! oh!)

Jean Reynaud vertheidigt die provisorische Regierung und geht in eine bittere Kritik der Michel Chevalierschen Staats-Oekonomie über. Sie habe zum Haß des Porletariats geführt und sei durch und durch monarchisch. Solche Systeme könne die Republik nicht brauchen. (Beifall zur Linken.)

Barthelemy St. Hilaire tritt als warmer Chamxion der Chevalierschen Oekonomie auf. Turgot, Asmith und Say, die Vorbilder seines Freundes Michel, seien sicher nicht mit Leib und Seele monarchisch gewesen. Wollt Ihr alle Schulen aufheben, die des Monarchismus verdächtig sind, dann möchtet Ihr mit der Akademie anfangen. Man durfte ohne Untersuchung: ob diese Oekonomie wirklich der Republik schädlich, den Lehrstuhl nicht aufheben. Erinnert man sich des Skandals, als man Quinets und Michelets Lehrstühle aufhob; mit demselben Recht entrüste man sich über die Unterstützung zweier Lehrstühle am College de france. Dieser akademische Kampf amüsirte die Versammlung 1 1/2 Stunde. (Taschereau bestieg schließlich die Bühne, um zu fragen, ob es wahr sei, daß Marrast seine Demission gegeben? Marrast erklärt, daß er bis Sonnabend sein Amt niederlege. Er will nach Toulouse reisen, um für Cavaignac Propaganda zu machen sagt Larochejaquelin, (Tumult.) Marrast ist wüthend. Die Sache ist ernst. Schluß 7 Uhr,

Spanien.
* Madrid, 6. Novbr.

Die Königin wird heute Abend die Ordonanzen unterzeichnen, die den Herzog von Gor und den Marquis von Valdegamar zu Gesandten Spaniens in Wien und Berlin ernennen. Der Prinz begibt sich nicht, wie früher bemerkt, nach Frankreich, sondern nach Gibraltar. Die Nachrichten aus den Provinzen lauten günstig für die Regierung. Es ist bei weitem ruhiger geworden, und die Insurgenten, an allem Erfolg verzweifelnd, machen in Masse ihre Unterwerfung. Nur in Catalonien zeigen sie noch einige Hartnäckigkeit, da aber die Maßregeln General Cordovas sehr energisch sind, so wird auch dort der Aufstand bald unterdrückt sein.

Großbritannien.
* Dublin, 11. Nov.

Alarmirende Berichte über neue insurrektionelle Bewegungen in Tipperary langten heute hier an. Eine kleine Bande Bewaffneter wurde von der Polizei arretirt und allgemein glaubte man, daß die Insurgenten mit dem Gedanken umgingen, die Staatsgefangenen aus dem Kerker von Clonmel zu befreien. Bei den energischen Maßregeln des Lordlieutenants ist indeß wenig von derartigen Versuchen zu erwarten.

Um den verurtheilten Smith O'Brien im Parlamente zu ersetzen, wird man dieser Tage in Limerick zu einer neuen Wahl schreiten. Bis jetzt ist indeß nur ein einziger Kandidat dafür aufgetreten. Smith O'Brien hat erklärt, daß er, selbst wenn ihn das Haus der Lords freispreche, nie wieder seinen Platz im englischen Parlamente einnehmen werde.

Griechenland.
* Athen, 27. Okt.

Condouriotti, Ministerpräsident, Roufos, der Minister des Innern und General Rhodias, der Kriegsminister haben ihre Entlassung eingereicht und der König hat sie angenommen. Vice-Admiral Canaris wird die Präsidentschaft übernehmen, der Senator Landos das Innere und General Mauro Michali, Minister des öffentlichen Unterrichts, interimistisch das Kriegsministerium. Der König und die Königin sind am 17. Okt. von ihrer Tour nach Euböa und Theben zurückgekehrt. Das Land ist ruhig.

Amerika.
*

Am 11. ds. langte die Britannia in Liverpool an, mit Briefen von New-York vom 25., von Halifax vom 29. Oktbr. Heftiger Sturm hielt die Britannia ungefähr 34 Stunden zwischen New-York und Halifax auf. Trotzdem daß die Präsidentschaftswahl so nahe ist, herrscht doch eigentlich wenig politische Aufregung in den Staaten. Allgemein ist man der Ansicht, daß General Taylor mit einer großen Majorität den Sieg davon tragen wird. Der New-Yorker Herald macht eine Aufstellung, wonach die demokratische Portei, seit dem Jahre wo Polk gewählt wurde in 12 Staaten um mehr als 8000 Stimmen zugenommen hat; die Abolitonisten gewannen in demselben Zeitraume mehr als 18,000 Stimmen.

Die Nachrichten aus Californien in Betreff der Goldminen, veranlaßten noch immer viele Leute dorthin zu eilen. Eine ganze Masse Amerikanischer Truppen war desertirt und hatte sich nach San Fracisco gewandt. Von einer Person erzählte man, daß sie in Zeit von 10 Tagen für ungefähr 1500 Dollars Gold gefunden haben.

In Mexiko brachen neue Unruhen aus. Das Gouvernement unterdrückte aber den Aufstand, indem es die Truppen einrücken und an verschiedenen Punkten die Kanonen auffahren ließ.

Die Nachrichten aus Yucatan lauten ungünstig. Etwa 10,000 Indianer hatten die Garnison angegriffen, und 200 derselben blieben in diesem Kampfe. Die Zahl der gebliebenen Individuen konnte nicht ausfindig gemacht werden.

Türkei.
Konstantinopel, 18. Okt.

Die hiesige fränkische Bevölkerung ist nun in großer Bedrängniß. Viele haben durch die Feuersbrünste großen Verlust erlitten, die Geschäfte stocken, alle Lebensbedürfnisse werden von Tag zu Tag theuerer, und Wohnungen sind kaum zu finden und nur zu ungeheuern Preisen. Dazu hört man fast jeden Tag von neuen Brandlegungsversuchen, jetzt besonders in Galata. Will man die Franken, weil man sie nicht zu vertilgen wagt, durch Feuer hier austreiben? Fast scheint es so. Aber warum, darf man wohl fragen, thun die hier befindlichen Repräsentanten der auswärtigen Mächte keinerlei Schritte, um ihre Landsleute gegen solche Bedrängungen einigermaßen zu schützen? Warum fordert man nicht mit allem Ernst die Pforte auf für die nächtliche Sicherheit wirksamer zu sorgen, die Löschanstalten zu verbessern u. s. w.? Bei dem Brand des Galataserai verbrannte alles was darin war, alle Betten und übriges Hausgeräth des Spitals und der dort wohnenden Zöglinge, ein großer Vorrath von Arzneien, die kleine Bibliothek, das physikalische Kabinet, alle -- freilich noch sehr wenig bedeutenden -- Sammlungen u. s. w. Mit genauer Noth rettete man die Kranken. Und doch währte es mehrere Stunden, bis die Flammen das Galataserai erreichten, und von Anfang an waren nicht nur mehrere hundert Zöglinge da, der weite Hofraum war angefüllt mit Soldaten, sie standen alle da -- und schauten zu. Wenn jeder Einzelne auch nur ein wenig zugegriffen und etwas hinausgetragen hätte, wäre viel gerettet worden. Aber das konnten Schüler und Soldaten freilich nicht, das sind ja keine Lastträger! und wo wollte man im Augenblicke genug Lastträger herbekommen! Als die nebenanstehende Hauptwache zu brennen anfing, liefen die Soldaten eilends überall herum und suchten Lastträger, damit sie die Polster und Stühle etc. heraustrügen! So ist's in der Türkei; jeder thut nur, was sein Theil ist, alles andere kümmert ihn nicht; Thei-[unleserliches Material]

Beilage zu Nr. 144 der Neuen Rheinischen Zeitung.
Organ der Demokratie.
Donnerstag 16. November 1848.
Neueste Nachrichten.
103 Berlin, 14. November.

Heute Vormittag verbreitete sich das Gerücht, daß die Nationalversammlung ihre ferneren Sitzungen im Saale der Stadtverordnetenversammlung abhalten werde, da der Zugang zu dem Schützenhause vom Militär abgesperrt sei. In Folge dessen rückten um 10 Uhr mehrere Kompagnien Soldaten vor das Rathhaus, besetzten alle Eingänge und verweigerten Jedem den Einlaß. Die Stadtverordneten, welche im Rathhause ihre Sitzung hielten, protestirten gegen diese Gewaltmaßregel, und auf die Versicherung des Stadtverordnetenvorstehers, daß kein Mitglied der Nationalversammlung im Hause anwesend sei, rückte das Militär, umschwärmt von vielen Hundert Neugierigen, um 12 Uhr wieder ab. Kurz darauf erschien der Präsident Unruh und mehrere Mitglieder der Nationalversammlung im Rathhause, und die Stadtverordneten überließen der Nationalversammlung bereitwilligst ihren Sitzungssaal. Der Präsident Unruh veranlaßte jedoch den Stadtverordnetenvorsteher Seidel, ein Schreiben an den Kommandanten General v. Thümen sofort abgehen zu lassen, worin demselben angezeigt wird, daß die Nationalversammlung ihre Sitzung im Rathhause halten werde.

Um 1 1/2 Uhr wird die Sitzung eröffnet. Der Namensaufruf ergibt, daß 238 Abgeordnete anwesend sind. Im Laufe der Sitzung finden sich noch mehrere ein. Einige Andere lassen sich durch Krankheit entschuldigen. Das Protokoll der gestrigen Sitzung, sowie das Protokoll über die gestrige gewaltsame Entfernung des Vicepräsidenten Plönnics, der Sekretäre Schneider, Hildenhagen und Schornbaum aus dem Sitzungssaale der Nationalversammlung, auf schriftlichen Befehl des General Wrangel durch den Obersten Sommerfeld und andere Offiziere und Soldaten, werden verlesen.

Der Präsident Unruh gibt seine Ansicht dahin zu erkennen, daß die Nationalversammlung keine regelmäßigen Sitzungen mehr abhalte, beschwört jedoch alle Mitglieder in Berlin zu verweilen, damit sie nöthigenfalls sogleich wieder zusammenkommen könnten.

Waldeck erklärt sich jedoch auf das Entschiedenste dagegen. Die Versammlung könne sich durch alle gegen sie gerichteten Gewaltstreiche noch keinesfalls abhalten lassen, regelmäßig ihre täglichen Sitzungen zu halten, wenn man auch aus einem Lokal in das andere vertrieben und verfolgt würde. Das ganze Land sieht auf die Nationalversammlung, und wartet auf unsere Beschlüsse. Wir dürfen nicht müßig zusehen. Dekretiren wir die Steuerverweigerung, (Mißbilligung rechts). Das Land selbst fordert uns in vielen Adressen dazu auf. Jedenfalls müssen wir auch ferner unsere täglichen Sitzungen abhalten.

Der Präsident berichtet, daß der Abg. Schrmm (aus Berlin) gestern Abend von einem Militärpiquet verhaftet worden sei, weil er auf dem Schloßplatze ein Plakat des demokratischen Klubs, an die Soldaten gerichtet, gelesen. Ein Offizier sei an ihm herangetreten und gefragt, was er da lese. Schramm habe jenem darauf geantwortet, daß er ihm das Plakat überlassen wolle, wenn es ihm beliebe. Der Offizier nahm das Plakat und verhaftete den Abg. Schramm.

In Folge dieses Vorfalls stellt der Abg. Zenker den Antrag: „Die Versammlung wolle beschließen, daß die gegen den Abg. Schramm verhängte Haft aufgehoben und sofort seine Freilassung verlangt werde.“

Das Gesetz wegen Unverletzlichkeit der Abgeordneten motivirt diesen Antrag, welcher einstimmig angenommen wird.

Elsner verliest den Bericht der Kommission über die mehrere hundert eingegangene Zustimmungsadressen. Viele waren von Magistrat und Stadtverordneten bedeutender Städte ausgegangen. Eine Deputation der Bauern aus der Provinz Sachsen erklärten, daß sie dem jetzigen Ministerium keine Steuern einsenden werden, auch verlangen sie ihre Kinder, die im Heere dienen, zurück, da sie solche zum Schutze gegen den Feind gestellt haben, aber nicht als Mörder gegen die eignen Brüder verwendet werden dürfen. Einige Adressen machen die National-Versammlung darauf aufmerksam, nicht in den Fehler des Wiener Reichstags zu verfallen, sondern ohne Halt dem unvermeidlichen Ziele zuzueilen und ihre Beschlüsse danach zu fassen.

Der Präsident verkündigt, daß ihm von allen Seiten Geldanerbietungen gemacht worden seien, daß aber für den Augenblick durch einen eingegangenen bedeutenden Posten kein Bedarf sei. Alle Abgeordnete, welche ihre Diäten zu erheben wünschen, wollen sich bei ihm melden.

Nach einer kurzen Debatte in der sich Waldeck sehr energisch aussprach, kommt man überein, in der morgenden Sitzung über die Steuerverweigerung Beschluß zu fassen. — Schluß der Sitzung um 3 Uhr Nachmittags.

Der Präsident und die Sekretäre blieben noch zur Ordnung von Geschäften im Saale zurück. Wie ich eben vernehme, sollen sie um 4 Uhr durch einen Offizier, ebenso wie gestern, genöthigt worden sein, den Saal zu verlassen.

Wrangel scheint den Muth nicht zu haben, während einer Sitzung in den Saal einzudringen, und wartet jedesmal ab, bis nur noch Einige anwesend sind. Ebenso lässig führt er seinen ganzen Belagerungszustand durch. Hunderte und Tausende von Menschen auf allen Straßen; Plakate an allen Ecken; Klubs und Versammlungen trotz des Belagerungszustandes. Soeben wird die von Wrangel suspendirte Reform ungehindert ausgegeben. Die Zeitungshalle wird auch erscheinen. — Die Bürgerwehr hat ihre Gewehre trotz der zweimaligen Aufforderung doch nicht abgegeben. Alles rüstet sich zum Kampfe, aber man will nicht angreifen.

Ein Gardeoffizier sagte gestern: wenn in 8 Tagen noch kein Schuß gefallen ist, so ist die Kamarilla mit ihren Plänen unrettbar verloren; kein Soldat wird schon in einigen Tagen angreifend gegen das Volk verfahren wollen.

Um 4 Uhr Nachmittags wird in allen Straßen, unter Trommelschlag mit Begleitung einiger Kompagnien Soldaten folgendes verkündigt:

„Im Verfolg meiner Bekanntmachung vom 12. d. M. bringe ich hierdurch zur öffentlichen Kenntniß, daß Alle, welche in Berlin oder in dessen, unter Belagerungszustand gesetzten Umgebung durch eine verrätherische Handlung den von mir kommandirten Truppen Gefahr oder Nachtheil bereiten, auf Grund der Vorschrift des § 18 Theil 2 des Militärstrafgesetzbuches vom 3. April 1845 sofort vor ein Kriegsgericht gestellt werden.
Berlin, den 13. November 1848.
Der Befehlshaber der Truppen in den Marken,
v. Wrangel.

Es sind heute den ganzen Tag die verschiedensten Gerüchte über den Zustand Potsdams verbreitet. Die Revolution soll dort ausgebrochen, der Belagerungszustand erklärt sein. Ein Mann soll auf den König geschossen, ihn aber nicht getroffen haben. Der Thäter soll verhaftet sein. Etwas muß in Potsdam geschehen sein, denn in vergangener Nacht rückte ein Regiment, welches hier in der Potsdamer Straße lag, sofort dahin aus.

Ich schließe diesen Brief, um in den demokratischen Klub zu gehen. Auch der Konstitutionelle- und Bürgerwehrklub findet heute Abend statt.

20 Berlin, 14. Nov.

Es ist noch Alles beim Alten; denn die wenigen neuen Vorfälle seit gestern sind zu unbedeutend, um in der Lage der Dinge etwas zu ändern. — Gestern Abend gegen 7 Uhr wurde der Abg. Schramm (Striegau), als er Flugschriften an die Soldaten vertheilte, verhaftet. Noch ist derselbe nicht frei, obgleich ihn, wie wir hören, die Nationalversammlung bereits reklamirt hat. Die Verhaftung macht nicht den Eindruck, den man vielleicht seitens der Vereinbarer erwartete, da man auf dergleichen schon gefaßt war. Die Nacht ist ruhig vorüber gegangen. Man sprach zwar gestern allgemein davon, daß während der Nacht mehrere Kanonenschüsse abgefeuert werden würden, um die Bürger mit ihren Waffen auf die Straße zu locken und dann zu entwaffnen. Das Gerücht hat sich als Fabel erwiesen, wie viele andere, die noch mehr Glauben verdienten. — Der Säbel richtet sich jetzt zunächst gegen die demokratische Presse.

Heut Morgen wurden gegen folgende BlätterVerbote publizirt: 1) Reform, 2) Zeitungshalle, 3) Lokomotive, 4) Volksblätter, 5) Republik (von Braß), 5) Kladderadatsch, 7) Krakehler, 8) Ewige Lampe. — Tante Voß, Onkel Spener und Kreuzzeitung erscheinen ungehindert und uncensirt fort. Man sagt, der Polizeipräsident v. Bardeleben habe sich geweigert zu censiren, ja er habe sein Amt niedergelegt, was wir indeß nicht verbürgen wollen. Dagegen üben die Unteroffiziere das Censoramt auf wirklich amüsante Weise. Vor der neuen Wache machten heut 6 Mann auf einen Jungen, der Plakate verkaufte, Jagd. Der arme fliegende Buchhändler wurde gefangen und in die Wache gebracht. Attroupements sind heut wenige zu zerstreuen. Das schlechte Wetter verhindert sie. Patrouillen treten aber nach wie vor das Pflaster. Mit der Entwaffnung ist man noch keinen Schritt weiter. Wahrhaft komisch klingt die erneute Aufforderung des Polizeipräsidenten, worin er sagt, die Entwaffnung müsse schon deshalb stattfinden, damit, wenn bei vorkommenden „Störungen der Ordnung“ die „treuen“ Bürger mit ihren Waffen die Krone vertheidigen wollten, das Militär sich nicht etwa auch gegen diese Civilisten richte: — Wie sentimental, wie naiv! Noch hören wir, daß heut Nacht in mehreren Bierlokalen Durchsuchungen Seitens der Soldaten stattgefunden haben, die indeß fruchtlos gewesen sind.

4 1/2 Uhr. So eben wird unter Trommelschlag das Martialgesetz verkündet. Wir sind neugierig, was Hr. Wrangel weiter thun wird gegen die ungeheure Zähigkeit der Berliner. Nachdem er die „passive“ Nationalversammlung heut wieder zwei Mal auseinandergetrieben hat, wird er vielleicht auch jetzt in die Privathäuser dringen und die „passive“ Bourgeoisie entwaffnen und dezimiren? Daß man das Martialgesetz verkündet hat, wundert uns nicht, denn kein Civilgericht hätte sich zum Urtheilsprechen hergegeben. — Morgen schreibe ich Ihnen wahrscheinlich von der Verkündigung des Standrechts.

Nachschrift. Wir erfahren aus sicherer Quelle, daß die Reichspolizei uns mit sog. Reichstruppen versehen will. Der honette Hr. Bassermann hätte also gute Dienste geleistet! O Brutus Bassermann, hättest du je gedacht, ein Polizeidiener aus einem „genialen“ Verleger zu werden? O Sonne wo bist du geblieben?

Französische Republik.

National-Versammlung. Sitzung vom 13. November Im Vorsaale der Pas-Perdus herrscht ein entsetzliches Gedränge. Eine Menge fremder Bürgerwehr drängte sich heran, um ihre Repräsentanten zu sehen und sie zu bitten, ihr doch das Vergnügen zu gönnen, der Sitzung beizuwohnen. Viele müssen aber abgewiesen werden, weil kein Platz vorhaneden. Die weniger Glücklichen, die Platze finden, werden über die Zahl der leeren Bänke und hohlen Phrasen nicht wenig erstaunt sein, denen sie beizuwohnen die Ehre haben.

Um 1 1/2 Uhr erklärt Marrast die Sitzung eröffnet

Peupin, der Antisocialist, liest das Protokoll vor und man will zur Tagesordnung (Budgetdebatte) schreiten.

Viele Stimmen: Noch sind wir nicht beschlußfähig.

Man muß bis 2 Uhr warten. Um diese Stunde nimmt Havin das Wort.

Havin: Ihr Ausschuß für Gemeinde-Eigenthumsangelegenheiten hat sich lange mit diesem Gegenstande beschäftigt und namentlich über eine bessere Verwendung der Gemeindegüter berathen. Der Berichterstatter arbeitete einen vortrefflichen Bericht darüber aus. Wäre es nicht gut, wenn man diesen Bericht drucken ließ und an die bald zusammentretenden Generalräthe sendete?

Dufaure, Minister des Innern, verspricht dies zu thun.

Marrast: Der Ackerbauminister stellt den Antrag, daß sein Kreditverlangen von 500,000 Fr. zur Verbesserung der Pferdezucht sofort diskutirt werde.

Dies geschieht. Die allgemeine Diskussion wird eröffnet.

Laussat findet die Summe zu hoch. Es würden in den Nationalgestüten arge Betrügereien geübt. Man solle die Verbesserung der Pferdezucht der Privatindustrie überlassen.

Tourret, Ackerminister, erklärt, daß der Staat in diesem Augenblick 1223 Hengste besitze. Diese genügten aber nicht, es müßten 90 neue gekauft werden und dafür sei der jetzige Augenblick günstig. Die Kräfte der Privatindustrie reichen für die Bedurfnisse des Staates nicht aus.

Laussedat erwiedert, man solle nicht blos der normännischen Race den Vorzug geben. (Stimme von der Tribüne: Schicken Sie doch nach Brandenburg!)

Der Kredit wird genehmigt.

Mortimer Ternaux legt einen Bericht rücksichtlich der Reparaturen der alten Deputirtenkammer, (deren Saal erweitert und für die Sitzungen der Nationalversammlung eingerichtet werden soll) sowie der Tuilerien und sonstigen Gebäude der ehemaligen Civilliste nieder.

Guerin überreicht einen Bericht über die Ausgaben, die durch Sequestration der Bahn nach Teste verursacht worden.

Die Versammlung kehrt zum Budget zurück. Sie steckt immer noch im Unterrichtsministerium.

Der Finanzausschuß schlägt einen Abzug von 65,000 Frs. von den Gehältern der medizinischen Fakultäten im ganzen Umfang der Republik vor.

Dieser Abzug erregt ein gewaltiges Geschrei abseiten der Interessenten.

Türk, der „Arbeiterfreund,“ Tronseau, Sauvaire, Barthelemi, Charton, Bineau u. s. w. streiten sich für und wider den Abzug.

Er wird mit 343 gegen 237 Stimmen verworfen. (Großes Erstaunen im Saale). Man geht zum Kultus über.

Der Gottesdienst kostet jährlich der Staatskasse 40,027,862 Frk. Der Finanzausschuß schlägt vor, dieses Büdget auf 39,302,[unleserliches Material]83 Frk. herabzusetzen. Dieser Abzug trifft vorzüglich die theologischen Fakultäten.

Isambert unterstutzt die Reduktion, weil die geistlichen Schulen wenig mehr besucht würden.

Die Abbés Fayet und Sibour gerathen darüber in großen Eifer. Das sei nicht wahr. Hr. Isambert irre sich.

Dessenungeachtet geht der Abzug durch.

Kapitel 10, 11, 12 und 13 werden angenommen.

Kapitel 14 betrifft das College de France, an dem die provisorische Regierung bekanntlich 4 Lehrstühle aufhob, unter andern auch die Chevalier (Michel) sche Oekonomie, die in den konservativen Debats so schreckliches Zeter hervorrief.

Der Finanzausschuß trägt auf 15000 Frk. Ersparnisse und Beibehaltung der Unterdrückung an.

Leon Faucher tadelt die Unterdrückung der 4 Lehrstühle im Interesse seines Glaubensgenossen Michel und hätte mehr Energie vom Exminister Carnot gewünscht. (Oh! oh!)

Jean Reynaud vertheidigt die provisorische Regierung und geht in eine bittere Kritik der Michel Chevalierschen Staats-Oekonomie über. Sie habe zum Haß des Porletariats geführt und sei durch und durch monarchisch. Solche Systeme könne die Republik nicht brauchen. (Beifall zur Linken.)

Barthelemy St. Hilaire tritt als warmer Chamxion der Chevalierschen Oekonomie auf. Turgot, Asmith und Say, die Vorbilder seines Freundes Michel, seien sicher nicht mit Leib und Seele monarchisch gewesen. Wollt Ihr alle Schulen aufheben, die des Monarchismus verdächtig sind, dann möchtet Ihr mit der Akademie anfangen. Man durfte ohne Untersuchung: ob diese Oekonomie wirklich der Republik schädlich, den Lehrstuhl nicht aufheben. Erinnert man sich des Skandals, als man Quinets und Michelets Lehrstühle aufhob; mit demselben Recht entrüste man sich über die Unterstützung zweier Lehrstühle am College de france. Dieser akademische Kampf amüsirte die Versammlung 1 1/2 Stunde. (Taschereau bestieg schließlich die Bühne, um zu fragen, ob es wahr sei, daß Marrast seine Demission gegeben? Marrast erklärt, daß er bis Sonnabend sein Amt niederlege. Er will nach Toulouse reisen, um für Cavaignac Propaganda zu machen sagt Larochejaquelin, (Tumult.) Marrast ist wüthend. Die Sache ist ernst. Schluß 7 Uhr,

Spanien.
* Madrid, 6. Novbr.

Die Königin wird heute Abend die Ordonanzen unterzeichnen, die den Herzog von Gor und den Marquis von Valdegamar zu Gesandten Spaniens in Wien und Berlin ernennen. Der Prinz begibt sich nicht, wie früher bemerkt, nach Frankreich, sondern nach Gibraltar. Die Nachrichten aus den Provinzen lauten günstig für die Regierung. Es ist bei weitem ruhiger geworden, und die Insurgenten, an allem Erfolg verzweifelnd, machen in Masse ihre Unterwerfung. Nur in Catalonien zeigen sie noch einige Hartnäckigkeit, da aber die Maßregeln General Cordovas sehr energisch sind, so wird auch dort der Aufstand bald unterdrückt sein.

Großbritannien.
* Dublin, 11. Nov.

Alarmirende Berichte über neue insurrektionelle Bewegungen in Tipperary langten heute hier an. Eine kleine Bande Bewaffneter wurde von der Polizei arretirt und allgemein glaubte man, daß die Insurgenten mit dem Gedanken umgingen, die Staatsgefangenen aus dem Kerker von Clonmel zu befreien. Bei den energischen Maßregeln des Lordlieutenants ist indeß wenig von derartigen Versuchen zu erwarten.

Um den verurtheilten Smith O'Brien im Parlamente zu ersetzen, wird man dieser Tage in Limerick zu einer neuen Wahl schreiten. Bis jetzt ist indeß nur ein einziger Kandidat dafür aufgetreten. Smith O'Brien hat erklärt, daß er, selbst wenn ihn das Haus der Lords freispreche, nie wieder seinen Platz im englischen Parlamente einnehmen werde.

Griechenland.
* Athen, 27. Okt.

Condouriotti, Ministerpräsident, Roufos, der Minister des Innern und General Rhodias, der Kriegsminister haben ihre Entlassung eingereicht und der König hat sie angenommen. Vice-Admiral Canaris wird die Präsidentschaft übernehmen, der Senator Landos das Innere und General Mauro Michali, Minister des öffentlichen Unterrichts, interimistisch das Kriegsministerium. Der König und die Königin sind am 17. Okt. von ihrer Tour nach Euböa und Theben zurückgekehrt. Das Land ist ruhig.

Amerika.
*

Am 11. ds. langte die Britannia in Liverpool an, mit Briefen von New-York vom 25., von Halifax vom 29. Oktbr. Heftiger Sturm hielt die Britannia ungefähr 34 Stunden zwischen New-York und Halifax auf. Trotzdem daß die Präsidentschaftswahl so nahe ist, herrscht doch eigentlich wenig politische Aufregung in den Staaten. Allgemein ist man der Ansicht, daß General Taylor mit einer großen Majorität den Sieg davon tragen wird. Der New-Yorker Herald macht eine Aufstellung, wonach die demokratische Portei, seit dem Jahre wo Polk gewählt wurde in 12 Staaten um mehr als 8000 Stimmen zugenommen hat; die Abolitonisten gewannen in demselben Zeitraume mehr als 18,000 Stimmen.

Die Nachrichten aus Californien in Betreff der Goldminen, veranlaßten noch immer viele Leute dorthin zu eilen. Eine ganze Masse Amerikanischer Truppen war desertirt und hatte sich nach San Fracisco gewandt. Von einer Person erzählte man, daß sie in Zeit von 10 Tagen für ungefähr 1500 Dollars Gold gefunden haben.

In Mexiko brachen neue Unruhen aus. Das Gouvernement unterdrückte aber den Aufstand, indem es die Truppen einrücken und an verschiedenen Punkten die Kanonen auffahren ließ.

Die Nachrichten aus Yucatan lauten ungünstig. Etwa 10,000 Indianer hatten die Garnison angegriffen, und 200 derselben blieben in diesem Kampfe. Die Zahl der gebliebenen Individuen konnte nicht ausfindig gemacht werden.

Türkei.
Konstantinopel, 18. Okt.

Die hiesige fränkische Bevölkerung ist nun in großer Bedrängniß. Viele haben durch die Feuersbrünste großen Verlust erlitten, die Geschäfte stocken, alle Lebensbedürfnisse werden von Tag zu Tag theuerer, und Wohnungen sind kaum zu finden und nur zu ungeheuern Preisen. Dazu hört man fast jeden Tag von neuen Brandlegungsversuchen, jetzt besonders in Galata. Will man die Franken, weil man sie nicht zu vertilgen wagt, durch Feuer hier austreiben? Fast scheint es so. Aber warum, darf man wohl fragen, thun die hier befindlichen Repräsentanten der auswärtigen Mächte keinerlei Schritte, um ihre Landsleute gegen solche Bedrängungen einigermaßen zu schützen? Warum fordert man nicht mit allem Ernst die Pforte auf für die nächtliche Sicherheit wirksamer zu sorgen, die Löschanstalten zu verbessern u. s. w.? Bei dem Brand des Galataserai verbrannte alles was darin war, alle Betten und übriges Hausgeräth des Spitals und der dort wohnenden Zöglinge, ein großer Vorrath von Arzneien, die kleine Bibliothek, das physikalische Kabinet, alle — freilich noch sehr wenig bedeutenden — Sammlungen u. s. w. Mit genauer Noth rettete man die Kranken. Und doch währte es mehrere Stunden, bis die Flammen das Galataserai erreichten, und von Anfang an waren nicht nur mehrere hundert Zöglinge da, der weite Hofraum war angefüllt mit Soldaten, sie standen alle da — und schauten zu. Wenn jeder Einzelne auch nur ein wenig zugegriffen und etwas hinausgetragen hätte, wäre viel gerettet worden. Aber das konnten Schüler und Soldaten freilich nicht, das sind ja keine Lastträger! und wo wollte man im Augenblicke genug Lastträger herbekommen! Als die nebenanstehende Hauptwache zu brennen anfing, liefen die Soldaten eilends überall herum und suchten Lastträger, damit sie die Polster und Stühle etc. heraustrügen! So ist's in der Türkei; jeder thut nur, was sein Theil ist, alles andere kümmert ihn nicht; Thei-[unleserliches Material]

<TEI>
  <text>
    <pb facs="#f0001" n="0751"/>
    <front>
      <titlePage type="heading">
        <titlePart type="main">Beilage zu Nr. 144 der Neuen Rheinischen Zeitung.</titlePart>
        <titlePart type="sub">Organ der Demokratie.</titlePart>
        <docImprint>
          <docDate>Donnerstag 16. November 1848.</docDate>
        </docImprint>
      </titlePage>
    </front>
    <body>
      <div n="1">
        <head>Neueste Nachrichten.</head>
        <div xml:id="ar144b_001" type="jArticle">
          <head><bibl><author>103</author></bibl> Berlin, 14. November.</head>
          <p>Heute Vormittag verbreitete sich das Gerücht, daß die Nationalversammlung ihre ferneren Sitzungen im Saale der Stadtverordnetenversammlung abhalten werde, da der Zugang zu dem Schützenhause vom Militär abgesperrt sei. In Folge dessen rückten um 10 Uhr mehrere Kompagnien Soldaten vor das Rathhaus, besetzten alle Eingänge und verweigerten Jedem den Einlaß. Die Stadtverordneten, welche im Rathhause ihre Sitzung hielten, protestirten gegen diese Gewaltmaßregel, und auf die Versicherung des Stadtverordnetenvorstehers, daß kein Mitglied der Nationalversammlung im Hause anwesend sei, rückte das Militär, umschwärmt von vielen Hundert Neugierigen, um 12 Uhr wieder ab. Kurz darauf erschien der Präsident <hi rendition="#g">Unruh</hi> und mehrere Mitglieder der Nationalversammlung im Rathhause, und die Stadtverordneten überließen der Nationalversammlung bereitwilligst ihren Sitzungssaal. Der Präsident <hi rendition="#g">Unruh</hi> veranlaßte jedoch den Stadtverordnetenvorsteher <hi rendition="#g">Seidel,</hi> ein Schreiben an den Kommandanten General v. <hi rendition="#g">Thümen</hi> sofort abgehen zu lassen, worin demselben angezeigt wird, daß die Nationalversammlung ihre Sitzung im Rathhause halten werde.</p>
          <p>Um 1 1/2 Uhr wird die Sitzung eröffnet. Der Namensaufruf ergibt, daß 238 Abgeordnete anwesend sind. Im Laufe der Sitzung finden sich noch mehrere ein. Einige Andere lassen sich durch Krankheit entschuldigen. Das Protokoll der gestrigen Sitzung, sowie das Protokoll über die gestrige gewaltsame Entfernung des Vicepräsidenten <hi rendition="#g">Plönnics</hi>, der Sekretäre <hi rendition="#g">Schneider</hi>, <hi rendition="#g">Hildenhagen</hi> und <hi rendition="#g">Schornbaum</hi> aus dem Sitzungssaale der Nationalversammlung, auf schriftlichen Befehl des General Wrangel durch den Obersten Sommerfeld und andere Offiziere und Soldaten, werden verlesen.</p>
          <p>Der Präsident <hi rendition="#g">Unruh</hi> gibt seine Ansicht dahin zu erkennen, daß die Nationalversammlung keine regelmäßigen Sitzungen mehr abhalte, beschwört jedoch alle Mitglieder in Berlin zu verweilen, damit sie nöthigenfalls sogleich wieder zusammenkommen könnten.</p>
          <p><hi rendition="#g">Waldeck</hi> erklärt sich jedoch auf das Entschiedenste dagegen. Die Versammlung könne sich durch alle gegen sie gerichteten Gewaltstreiche noch keinesfalls abhalten lassen, regelmäßig ihre täglichen Sitzungen zu halten, wenn man auch aus einem Lokal in das andere vertrieben und verfolgt würde. Das ganze Land sieht auf die Nationalversammlung, und wartet auf unsere Beschlüsse. Wir dürfen nicht müßig zusehen. Dekretiren wir die Steuerverweigerung, (Mißbilligung rechts). Das Land selbst fordert uns in vielen Adressen dazu auf. Jedenfalls müssen wir auch ferner unsere täglichen Sitzungen abhalten.</p>
          <p>Der <hi rendition="#g">Präsident</hi> berichtet, daß der Abg. Schrmm (aus Berlin) gestern Abend von einem Militärpiquet verhaftet worden sei, weil er auf dem Schloßplatze ein Plakat des demokratischen Klubs, an die Soldaten gerichtet, gelesen. Ein Offizier sei an ihm herangetreten und gefragt, was er da lese. Schramm habe jenem darauf geantwortet, daß er ihm das Plakat überlassen wolle, wenn es ihm beliebe. Der Offizier nahm das Plakat und verhaftete den Abg. Schramm.</p>
          <p>In Folge dieses Vorfalls stellt der Abg. <hi rendition="#g">Zenker</hi> den Antrag: &#x201E;Die Versammlung wolle beschließen, daß die gegen den Abg. Schramm verhängte Haft aufgehoben und sofort seine Freilassung verlangt werde.&#x201C;</p>
          <p>Das Gesetz wegen Unverletzlichkeit der Abgeordneten motivirt diesen Antrag, welcher einstimmig angenommen wird.</p>
          <p><hi rendition="#g">Elsner</hi> verliest den Bericht der Kommission über die mehrere hundert eingegangene Zustimmungsadressen. Viele waren von Magistrat und Stadtverordneten bedeutender Städte ausgegangen. Eine Deputation der Bauern aus der Provinz Sachsen erklärten, daß sie dem jetzigen Ministerium keine Steuern einsenden werden, auch verlangen sie ihre Kinder, die im Heere dienen, zurück, da sie solche zum Schutze gegen den Feind gestellt haben, aber nicht als Mörder gegen die eignen Brüder verwendet werden dürfen. Einige Adressen machen die National-Versammlung darauf aufmerksam, nicht in den Fehler des Wiener Reichstags zu verfallen, sondern ohne Halt dem unvermeidlichen Ziele zuzueilen und ihre Beschlüsse danach zu fassen.</p>
          <p>Der Präsident verkündigt, daß ihm von allen Seiten Geldanerbietungen gemacht worden seien, daß aber für den Augenblick durch einen eingegangenen bedeutenden Posten kein Bedarf sei. Alle Abgeordnete, welche ihre Diäten zu erheben wünschen, wollen sich bei ihm melden.</p>
          <p>Nach einer kurzen Debatte in der sich <hi rendition="#g">Waldeck</hi> sehr energisch aussprach, kommt man überein, in der morgenden Sitzung über die Steuerverweigerung Beschluß zu fassen. &#x2014; Schluß der Sitzung um 3 Uhr Nachmittags.</p>
          <p>Der Präsident und die Sekretäre blieben noch zur Ordnung von Geschäften im Saale zurück. Wie ich eben vernehme, sollen sie um 4 Uhr durch einen Offizier, ebenso wie gestern, genöthigt worden sein, den Saal zu verlassen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Wrangel</hi> scheint den Muth nicht zu haben, während einer Sitzung in den Saal einzudringen, und wartet jedesmal ab, bis nur noch Einige anwesend sind. Ebenso lässig führt er seinen ganzen Belagerungszustand durch. Hunderte und Tausende von Menschen auf allen Straßen; Plakate an allen Ecken; Klubs und Versammlungen trotz des Belagerungszustandes. Soeben wird die von Wrangel suspendirte <hi rendition="#g">Reform</hi> ungehindert ausgegeben. Die <hi rendition="#g">Zeitungshalle</hi> wird auch erscheinen. &#x2014; Die Bürgerwehr hat ihre Gewehre trotz der zweimaligen Aufforderung doch nicht abgegeben. Alles rüstet sich zum Kampfe, aber man will nicht angreifen.</p>
          <p>Ein Gardeoffizier sagte gestern: wenn in 8 Tagen noch kein Schuß gefallen ist, so ist die Kamarilla mit ihren Plänen unrettbar verloren; kein Soldat wird schon in einigen Tagen angreifend gegen das Volk verfahren wollen.</p>
          <p>Um 4 Uhr Nachmittags wird in allen Straßen, unter Trommelschlag mit Begleitung einiger Kompagnien Soldaten folgendes verkündigt:</p>
          <p rendition="#et">&#x201E;Im Verfolg meiner Bekanntmachung vom 12. d. M. bringe ich hierdurch zur öffentlichen Kenntniß, daß Alle, welche in Berlin oder in dessen, unter Belagerungszustand gesetzten Umgebung durch eine verrätherische Handlung den von mir kommandirten Truppen Gefahr oder Nachtheil bereiten, auf Grund der Vorschrift des § 18 Theil 2 des Militärstrafgesetzbuches vom 3. April 1845 sofort vor ein Kriegsgericht gestellt werden.<lb/>
Berlin, den 13. November 1848.<lb/>
Der Befehlshaber der Truppen in den Marken,<lb/>
v. <hi rendition="#g">Wrangel</hi>.</p>
          <p>Es sind heute den ganzen Tag die verschiedensten Gerüchte über den Zustand Potsdams verbreitet. Die Revolution soll dort ausgebrochen, der Belagerungszustand erklärt sein. Ein Mann soll auf den König geschossen, ihn aber nicht getroffen haben. Der Thäter soll verhaftet sein. Etwas muß in Potsdam geschehen sein, denn in vergangener Nacht rückte ein Regiment, welches hier in der Potsdamer Straße lag, sofort dahin aus.</p>
          <p>Ich schließe diesen Brief, um in den demokratischen Klub zu gehen. Auch der Konstitutionelle- und Bürgerwehrklub findet heute Abend statt.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar144b_002" type="jArticle">
          <head><bibl><author>20</author></bibl> Berlin, 14. Nov.</head>
          <p>Es ist noch Alles beim Alten; denn die wenigen neuen Vorfälle seit gestern sind zu unbedeutend, um in der Lage der Dinge etwas zu ändern. &#x2014; Gestern Abend gegen 7 Uhr wurde der Abg. Schramm (Striegau), als er Flugschriften an die Soldaten vertheilte, verhaftet. Noch ist derselbe nicht frei, obgleich ihn, wie wir hören, die Nationalversammlung bereits reklamirt hat. Die Verhaftung macht nicht den Eindruck, den man vielleicht seitens der Vereinbarer erwartete, da man auf dergleichen schon gefaßt war. Die Nacht ist ruhig vorüber gegangen. Man sprach zwar gestern allgemein davon, daß während der Nacht mehrere Kanonenschüsse abgefeuert werden würden, um die Bürger mit ihren Waffen auf die Straße zu locken und dann zu entwaffnen. Das Gerücht hat sich als Fabel erwiesen, wie viele andere, die noch mehr Glauben verdienten. &#x2014; Der Säbel richtet sich jetzt zunächst gegen die demokratische Presse.</p>
          <p>Heut Morgen wurden gegen folgende BlätterVerbote publizirt: 1) Reform, 2) Zeitungshalle, 3) Lokomotive, 4) Volksblätter, 5) Republik (von Braß), 5) Kladderadatsch, 7) Krakehler, 8) Ewige Lampe. &#x2014; Tante Voß, Onkel Spener und Kreuzzeitung erscheinen ungehindert und uncensirt fort. Man sagt, der Polizeipräsident v. Bardeleben habe sich geweigert zu censiren, ja er habe sein Amt niedergelegt, was wir indeß nicht verbürgen wollen. Dagegen üben die Unteroffiziere das Censoramt auf wirklich amüsante Weise. Vor der neuen Wache machten heut 6 Mann auf einen Jungen, der Plakate verkaufte, Jagd. Der arme fliegende Buchhändler wurde gefangen und in die Wache gebracht. Attroupements sind heut wenige zu zerstreuen. Das schlechte Wetter verhindert sie. Patrouillen treten aber nach wie vor das Pflaster. Mit der Entwaffnung ist man noch keinen Schritt weiter. Wahrhaft komisch klingt die erneute Aufforderung des Polizeipräsidenten, worin er sagt, die Entwaffnung müsse schon deshalb stattfinden, damit, wenn bei vorkommenden &#x201E;Störungen der Ordnung&#x201C; die &#x201E;treuen&#x201C; Bürger mit ihren Waffen die Krone vertheidigen wollten, das Militär sich nicht etwa auch gegen diese Civilisten richte: &#x2014; Wie sentimental, wie naiv! Noch hören wir, daß heut Nacht in mehreren Bierlokalen Durchsuchungen Seitens der Soldaten stattgefunden haben, die indeß fruchtlos gewesen sind.</p>
          <p><hi rendition="#b">4 1/2 Uhr. So eben wird unter Trommelschlag das Martialgesetz verkündet.</hi> Wir sind neugierig, was Hr. Wrangel weiter thun wird gegen die ungeheure Zähigkeit der Berliner. Nachdem er die &#x201E;passive&#x201C; Nationalversammlung heut wieder zwei Mal auseinandergetrieben hat, wird er vielleicht auch jetzt in die Privathäuser dringen und die &#x201E;passive&#x201C; Bourgeoisie entwaffnen und dezimiren? Daß man das Martialgesetz verkündet hat, wundert uns nicht, denn kein Civilgericht hätte sich zum Urtheilsprechen hergegeben. &#x2014; Morgen schreibe ich Ihnen wahrscheinlich von der Verkündigung des Standrechts.</p>
          <p><hi rendition="#g">Nachschrift</hi>. Wir erfahren aus sicherer Quelle, daß die Reichspolizei uns mit sog. Reichstruppen versehen will. Der honette Hr. Bassermann hätte also gute Dienste geleistet! O Brutus Bassermann, hättest du je gedacht, ein Polizeidiener aus einem &#x201E;genialen&#x201C; Verleger zu werden? O Sonne wo bist du geblieben?</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Französische Republik.</head>
        <div xml:id="ar144b_003" type="jArticle">
          <p><hi rendition="#g">National-Versammlung.</hi> Sitzung vom 13. November Im Vorsaale der Pas-Perdus herrscht ein entsetzliches Gedränge. Eine Menge fremder Bürgerwehr drängte sich heran, um ihre Repräsentanten zu sehen und sie zu bitten, ihr doch das Vergnügen zu gönnen, der Sitzung beizuwohnen. Viele müssen aber abgewiesen werden, weil kein Platz vorhaneden. Die weniger Glücklichen, die Platze finden, werden über die Zahl der leeren Bänke und hohlen Phrasen nicht wenig erstaunt sein, denen sie beizuwohnen die Ehre haben.</p>
          <p>Um 1 1/2 Uhr erklärt Marrast die Sitzung eröffnet</p>
          <p><hi rendition="#g">Peupin,</hi> der Antisocialist, liest das Protokoll vor und man will zur Tagesordnung (Budgetdebatte) schreiten.</p>
          <p>Viele Stimmen: Noch sind wir nicht beschlußfähig.</p>
          <p>Man muß bis 2 Uhr warten. Um diese Stunde nimmt Havin das Wort.</p>
          <p><hi rendition="#g">Havin:</hi> Ihr Ausschuß für Gemeinde-Eigenthumsangelegenheiten hat sich lange mit diesem Gegenstande beschäftigt und namentlich über eine bessere Verwendung der Gemeindegüter berathen. Der Berichterstatter arbeitete einen vortrefflichen Bericht darüber aus. Wäre es nicht gut, wenn man diesen Bericht drucken ließ und an die bald zusammentretenden Generalräthe sendete?</p>
          <p><hi rendition="#g">Dufaure,</hi> Minister des Innern, verspricht dies zu thun.</p>
          <p><hi rendition="#g">Marrast:</hi> Der Ackerbauminister stellt den Antrag, daß sein Kreditverlangen von 500,000 Fr. zur Verbesserung der Pferdezucht sofort diskutirt werde.</p>
          <p>Dies geschieht. Die allgemeine Diskussion wird eröffnet.</p>
          <p><hi rendition="#g">Laussat</hi> findet die Summe zu hoch. Es würden in den Nationalgestüten arge Betrügereien geübt. Man solle die Verbesserung der Pferdezucht der Privatindustrie überlassen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Tourret,</hi> Ackerminister, erklärt, daß der Staat in diesem Augenblick 1223 Hengste besitze. Diese genügten aber nicht, es müßten 90 neue gekauft werden und dafür sei der jetzige Augenblick günstig. Die Kräfte der Privatindustrie reichen für die Bedurfnisse des Staates nicht aus.</p>
          <p><hi rendition="#g">Laussedat</hi> erwiedert, man solle nicht blos der normännischen Race den Vorzug geben. (Stimme von der Tribüne: Schicken Sie doch nach Brandenburg!)</p>
          <p>Der Kredit wird genehmigt.</p>
          <p><hi rendition="#g">Mortimer Ternaux</hi> legt einen Bericht rücksichtlich der Reparaturen der alten Deputirtenkammer, (deren Saal erweitert und für die Sitzungen der Nationalversammlung eingerichtet werden soll) sowie der Tuilerien und sonstigen Gebäude der ehemaligen Civilliste nieder.</p>
          <p><hi rendition="#g">Guerin</hi> überreicht einen Bericht über die Ausgaben, die durch Sequestration der Bahn nach Teste verursacht worden.</p>
          <p>Die Versammlung kehrt zum Budget zurück. Sie steckt immer noch im Unterrichtsministerium.</p>
          <p>Der Finanzausschuß schlägt einen Abzug von 65,000 Frs. von den Gehältern der medizinischen Fakultäten im ganzen Umfang der Republik vor.</p>
          <p>Dieser Abzug erregt ein gewaltiges Geschrei abseiten der Interessenten.</p>
          <p>Türk, der &#x201E;Arbeiterfreund,&#x201C; Tronseau, Sauvaire, Barthelemi, Charton, Bineau u. s. w. streiten sich für und wider den Abzug.</p>
          <p>Er wird mit 343 gegen 237 Stimmen verworfen. (Großes Erstaunen im Saale). Man geht zum Kultus über.</p>
          <p>Der Gottesdienst kostet jährlich der Staatskasse 40,027,862 Frk. Der Finanzausschuß schlägt vor, dieses Büdget auf 39,302,<gap reason="illegible"/>83 Frk. herabzusetzen. Dieser Abzug trifft vorzüglich die theologischen Fakultäten.</p>
          <p><hi rendition="#g">Isambert</hi> unterstutzt die Reduktion, weil die geistlichen Schulen wenig mehr besucht würden.</p>
          <p>Die Abbés Fayet und Sibour gerathen darüber in großen Eifer. Das sei nicht wahr. Hr. Isambert irre sich.</p>
          <p>Dessenungeachtet geht der Abzug durch.</p>
          <p>Kapitel 10, 11, 12 und 13 werden angenommen.</p>
          <p>Kapitel 14 betrifft das College de France, an dem die provisorische Regierung bekanntlich 4 Lehrstühle aufhob, unter andern auch die Chevalier (Michel) sche Oekonomie, die in den konservativen Debats so schreckliches Zeter hervorrief.</p>
          <p>Der Finanzausschuß trägt auf 15000 Frk. Ersparnisse und Beibehaltung der Unterdrückung an.</p>
          <p><hi rendition="#g">Leon Faucher</hi> tadelt die Unterdrückung der 4 Lehrstühle im Interesse seines Glaubensgenossen Michel und hätte mehr Energie vom Exminister Carnot gewünscht. (Oh! oh!)</p>
          <p><hi rendition="#g">Jean Reynaud</hi> vertheidigt die provisorische Regierung und geht in eine bittere Kritik der Michel Chevalierschen Staats-Oekonomie über. Sie habe zum Haß des Porletariats geführt und sei durch und durch monarchisch. Solche Systeme könne die Republik nicht brauchen. (Beifall zur Linken.)</p>
          <p><hi rendition="#g">Barthelemy St. Hilaire</hi> tritt als warmer Chamxion der Chevalierschen Oekonomie auf. Turgot, Asmith und Say, die Vorbilder seines Freundes Michel, seien sicher nicht mit Leib und Seele monarchisch gewesen. Wollt Ihr alle Schulen aufheben, die des Monarchismus verdächtig sind, dann möchtet Ihr mit der Akademie anfangen. Man durfte ohne Untersuchung: ob diese Oekonomie wirklich der Republik schädlich, den Lehrstuhl nicht aufheben. Erinnert man sich des Skandals, als man Quinets und Michelets Lehrstühle aufhob; mit demselben Recht entrüste man sich über die Unterstützung zweier Lehrstühle am College de france. Dieser akademische Kampf amüsirte die Versammlung 1 1/2 Stunde. (Taschereau bestieg schließlich die Bühne, um zu fragen, ob es wahr sei, daß Marrast seine Demission gegeben? Marrast erklärt, daß er bis Sonnabend sein Amt niederlege. Er will nach Toulouse reisen, um für Cavaignac Propaganda zu machen sagt Larochejaquelin, (Tumult.) Marrast ist wüthend. Die Sache ist ernst. Schluß 7 Uhr,</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Spanien.</head>
        <div xml:id="ar144b_004" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Madrid, 6. Novbr.</head>
          <p>Die Königin wird heute Abend die Ordonanzen unterzeichnen, die den Herzog von Gor und den Marquis von Valdegamar zu Gesandten Spaniens in Wien und Berlin ernennen. Der Prinz begibt sich nicht, wie früher bemerkt, nach Frankreich, sondern nach Gibraltar. Die Nachrichten aus den Provinzen lauten günstig für die Regierung. Es ist bei weitem ruhiger geworden, und die Insurgenten, an allem Erfolg verzweifelnd, machen in Masse ihre Unterwerfung. Nur in Catalonien zeigen sie noch einige Hartnäckigkeit, da aber die Maßregeln General Cordovas sehr energisch sind, so wird auch dort der Aufstand bald unterdrückt sein.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Großbritannien.</head>
        <div xml:id="ar144b_005" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Dublin, 11. Nov.</head>
          <p>Alarmirende Berichte über neue insurrektionelle Bewegungen in Tipperary langten heute hier an. Eine kleine Bande Bewaffneter wurde von der Polizei arretirt und allgemein glaubte man, daß die Insurgenten mit dem Gedanken umgingen, die Staatsgefangenen aus dem Kerker von Clonmel zu befreien. Bei den energischen Maßregeln des Lordlieutenants ist indeß wenig von derartigen Versuchen zu erwarten.</p>
          <p>Um den verurtheilten Smith O'Brien im Parlamente zu ersetzen, wird man dieser Tage in Limerick zu einer neuen Wahl schreiten. Bis jetzt ist indeß nur ein einziger Kandidat dafür aufgetreten. Smith O'Brien hat erklärt, daß er, selbst wenn ihn das Haus der Lords freispreche, nie wieder seinen Platz im englischen Parlamente einnehmen werde.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Griechenland.</head>
        <div xml:id="ar144b_006" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Athen, 27. Okt.</head>
          <p>Condouriotti, Ministerpräsident, Roufos, der Minister des Innern und General Rhodias, der Kriegsminister haben ihre Entlassung eingereicht und der König hat sie angenommen. Vice-Admiral Canaris wird die Präsidentschaft übernehmen, der Senator Landos das Innere und General Mauro Michali, Minister des öffentlichen Unterrichts, interimistisch das Kriegsministerium. Der König und die Königin sind am 17. Okt. von ihrer Tour nach Euböa und Theben zurückgekehrt. Das Land ist ruhig.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Amerika.</head>
        <div xml:id="ar144b_007" type="jArticle">
          <head>
            <bibl>
              <author>*</author>
            </bibl>
          </head>
          <p>Am 11. ds. langte die Britannia in Liverpool an, mit Briefen von New-York vom 25., von Halifax vom 29. Oktbr. Heftiger Sturm hielt die Britannia ungefähr 34 Stunden zwischen New-York und Halifax auf. Trotzdem daß die Präsidentschaftswahl so nahe ist, herrscht doch eigentlich wenig politische Aufregung in den Staaten. Allgemein ist man der Ansicht, daß General Taylor mit einer großen Majorität den Sieg davon tragen wird. Der New-Yorker Herald macht eine Aufstellung, wonach die demokratische Portei, seit dem Jahre wo Polk gewählt wurde in 12 Staaten um mehr als 8000 Stimmen zugenommen hat; die Abolitonisten gewannen in demselben Zeitraume mehr als 18,000 Stimmen.</p>
          <p>Die Nachrichten aus Californien in Betreff der Goldminen, veranlaßten noch immer viele Leute dorthin zu eilen. Eine ganze Masse Amerikanischer Truppen war desertirt und hatte sich nach San Fracisco gewandt. Von einer Person erzählte man, daß sie in Zeit von 10 Tagen für ungefähr 1500 Dollars Gold gefunden haben.</p>
          <p>In Mexiko brachen neue Unruhen aus. Das Gouvernement unterdrückte aber den Aufstand, indem es die Truppen einrücken und an verschiedenen Punkten die Kanonen auffahren ließ.</p>
          <p>Die Nachrichten aus Yucatan lauten ungünstig. Etwa 10,000 Indianer hatten die Garnison angegriffen, und 200 derselben blieben in diesem Kampfe. Die Zahl der gebliebenen Individuen konnte nicht ausfindig gemacht werden.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Türkei.</head>
        <div xml:id="ar144b_008" type="jArticle">
          <head>Konstantinopel, 18. Okt.</head>
          <p>Die hiesige fränkische Bevölkerung ist nun in großer Bedrängniß. Viele haben durch die Feuersbrünste großen Verlust erlitten, die Geschäfte stocken, alle Lebensbedürfnisse werden von Tag zu Tag theuerer, und Wohnungen sind kaum zu finden und nur zu ungeheuern Preisen. Dazu hört man fast jeden Tag von neuen Brandlegungsversuchen, jetzt besonders in Galata. Will man die Franken, weil man sie nicht zu vertilgen wagt, durch Feuer hier austreiben? Fast scheint es so. Aber warum, darf man wohl fragen, thun die hier befindlichen Repräsentanten der auswärtigen Mächte keinerlei Schritte, um ihre Landsleute gegen solche Bedrängungen einigermaßen zu schützen? Warum fordert man nicht mit allem Ernst die Pforte auf für die nächtliche Sicherheit wirksamer zu sorgen, die Löschanstalten zu verbessern u. s. w.? Bei dem Brand des Galataserai verbrannte alles was darin war, alle Betten und übriges Hausgeräth des Spitals und der dort wohnenden Zöglinge, ein großer Vorrath von Arzneien, die kleine Bibliothek, das physikalische Kabinet, alle &#x2014; freilich noch sehr wenig bedeutenden &#x2014; Sammlungen u. s. w. Mit genauer Noth rettete man die Kranken. Und doch währte es mehrere Stunden, bis die Flammen das Galataserai erreichten, und von Anfang an waren nicht nur mehrere hundert Zöglinge da, der weite Hofraum war angefüllt mit Soldaten, sie standen alle da &#x2014; und schauten zu. Wenn jeder Einzelne auch nur ein wenig zugegriffen und etwas hinausgetragen hätte, wäre viel gerettet worden. Aber das konnten Schüler und Soldaten freilich nicht, das sind ja keine Lastträger! und wo wollte man im Augenblicke genug Lastträger herbekommen! Als die nebenanstehende Hauptwache zu brennen anfing, liefen die Soldaten eilends überall herum und suchten Lastträger, damit sie die Polster und Stühle etc. heraustrügen! So ist's in der Türkei; jeder thut nur, was sein Theil ist, alles andere kümmert ihn nicht; Thei-
<gap reason="illegible"/>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0751/0001] Beilage zu Nr. 144 der Neuen Rheinischen Zeitung. Organ der Demokratie. Donnerstag 16. November 1848. Neueste Nachrichten. 103 Berlin, 14. November. Heute Vormittag verbreitete sich das Gerücht, daß die Nationalversammlung ihre ferneren Sitzungen im Saale der Stadtverordnetenversammlung abhalten werde, da der Zugang zu dem Schützenhause vom Militär abgesperrt sei. In Folge dessen rückten um 10 Uhr mehrere Kompagnien Soldaten vor das Rathhaus, besetzten alle Eingänge und verweigerten Jedem den Einlaß. Die Stadtverordneten, welche im Rathhause ihre Sitzung hielten, protestirten gegen diese Gewaltmaßregel, und auf die Versicherung des Stadtverordnetenvorstehers, daß kein Mitglied der Nationalversammlung im Hause anwesend sei, rückte das Militär, umschwärmt von vielen Hundert Neugierigen, um 12 Uhr wieder ab. Kurz darauf erschien der Präsident Unruh und mehrere Mitglieder der Nationalversammlung im Rathhause, und die Stadtverordneten überließen der Nationalversammlung bereitwilligst ihren Sitzungssaal. Der Präsident Unruh veranlaßte jedoch den Stadtverordnetenvorsteher Seidel, ein Schreiben an den Kommandanten General v. Thümen sofort abgehen zu lassen, worin demselben angezeigt wird, daß die Nationalversammlung ihre Sitzung im Rathhause halten werde. Um 1 1/2 Uhr wird die Sitzung eröffnet. Der Namensaufruf ergibt, daß 238 Abgeordnete anwesend sind. Im Laufe der Sitzung finden sich noch mehrere ein. Einige Andere lassen sich durch Krankheit entschuldigen. Das Protokoll der gestrigen Sitzung, sowie das Protokoll über die gestrige gewaltsame Entfernung des Vicepräsidenten Plönnics, der Sekretäre Schneider, Hildenhagen und Schornbaum aus dem Sitzungssaale der Nationalversammlung, auf schriftlichen Befehl des General Wrangel durch den Obersten Sommerfeld und andere Offiziere und Soldaten, werden verlesen. Der Präsident Unruh gibt seine Ansicht dahin zu erkennen, daß die Nationalversammlung keine regelmäßigen Sitzungen mehr abhalte, beschwört jedoch alle Mitglieder in Berlin zu verweilen, damit sie nöthigenfalls sogleich wieder zusammenkommen könnten. Waldeck erklärt sich jedoch auf das Entschiedenste dagegen. Die Versammlung könne sich durch alle gegen sie gerichteten Gewaltstreiche noch keinesfalls abhalten lassen, regelmäßig ihre täglichen Sitzungen zu halten, wenn man auch aus einem Lokal in das andere vertrieben und verfolgt würde. Das ganze Land sieht auf die Nationalversammlung, und wartet auf unsere Beschlüsse. Wir dürfen nicht müßig zusehen. Dekretiren wir die Steuerverweigerung, (Mißbilligung rechts). Das Land selbst fordert uns in vielen Adressen dazu auf. Jedenfalls müssen wir auch ferner unsere täglichen Sitzungen abhalten. Der Präsident berichtet, daß der Abg. Schrmm (aus Berlin) gestern Abend von einem Militärpiquet verhaftet worden sei, weil er auf dem Schloßplatze ein Plakat des demokratischen Klubs, an die Soldaten gerichtet, gelesen. Ein Offizier sei an ihm herangetreten und gefragt, was er da lese. Schramm habe jenem darauf geantwortet, daß er ihm das Plakat überlassen wolle, wenn es ihm beliebe. Der Offizier nahm das Plakat und verhaftete den Abg. Schramm. In Folge dieses Vorfalls stellt der Abg. Zenker den Antrag: „Die Versammlung wolle beschließen, daß die gegen den Abg. Schramm verhängte Haft aufgehoben und sofort seine Freilassung verlangt werde.“ Das Gesetz wegen Unverletzlichkeit der Abgeordneten motivirt diesen Antrag, welcher einstimmig angenommen wird. Elsner verliest den Bericht der Kommission über die mehrere hundert eingegangene Zustimmungsadressen. Viele waren von Magistrat und Stadtverordneten bedeutender Städte ausgegangen. Eine Deputation der Bauern aus der Provinz Sachsen erklärten, daß sie dem jetzigen Ministerium keine Steuern einsenden werden, auch verlangen sie ihre Kinder, die im Heere dienen, zurück, da sie solche zum Schutze gegen den Feind gestellt haben, aber nicht als Mörder gegen die eignen Brüder verwendet werden dürfen. Einige Adressen machen die National-Versammlung darauf aufmerksam, nicht in den Fehler des Wiener Reichstags zu verfallen, sondern ohne Halt dem unvermeidlichen Ziele zuzueilen und ihre Beschlüsse danach zu fassen. Der Präsident verkündigt, daß ihm von allen Seiten Geldanerbietungen gemacht worden seien, daß aber für den Augenblick durch einen eingegangenen bedeutenden Posten kein Bedarf sei. Alle Abgeordnete, welche ihre Diäten zu erheben wünschen, wollen sich bei ihm melden. Nach einer kurzen Debatte in der sich Waldeck sehr energisch aussprach, kommt man überein, in der morgenden Sitzung über die Steuerverweigerung Beschluß zu fassen. — Schluß der Sitzung um 3 Uhr Nachmittags. Der Präsident und die Sekretäre blieben noch zur Ordnung von Geschäften im Saale zurück. Wie ich eben vernehme, sollen sie um 4 Uhr durch einen Offizier, ebenso wie gestern, genöthigt worden sein, den Saal zu verlassen. Wrangel scheint den Muth nicht zu haben, während einer Sitzung in den Saal einzudringen, und wartet jedesmal ab, bis nur noch Einige anwesend sind. Ebenso lässig führt er seinen ganzen Belagerungszustand durch. Hunderte und Tausende von Menschen auf allen Straßen; Plakate an allen Ecken; Klubs und Versammlungen trotz des Belagerungszustandes. Soeben wird die von Wrangel suspendirte Reform ungehindert ausgegeben. Die Zeitungshalle wird auch erscheinen. — Die Bürgerwehr hat ihre Gewehre trotz der zweimaligen Aufforderung doch nicht abgegeben. Alles rüstet sich zum Kampfe, aber man will nicht angreifen. Ein Gardeoffizier sagte gestern: wenn in 8 Tagen noch kein Schuß gefallen ist, so ist die Kamarilla mit ihren Plänen unrettbar verloren; kein Soldat wird schon in einigen Tagen angreifend gegen das Volk verfahren wollen. Um 4 Uhr Nachmittags wird in allen Straßen, unter Trommelschlag mit Begleitung einiger Kompagnien Soldaten folgendes verkündigt: „Im Verfolg meiner Bekanntmachung vom 12. d. M. bringe ich hierdurch zur öffentlichen Kenntniß, daß Alle, welche in Berlin oder in dessen, unter Belagerungszustand gesetzten Umgebung durch eine verrätherische Handlung den von mir kommandirten Truppen Gefahr oder Nachtheil bereiten, auf Grund der Vorschrift des § 18 Theil 2 des Militärstrafgesetzbuches vom 3. April 1845 sofort vor ein Kriegsgericht gestellt werden. Berlin, den 13. November 1848. Der Befehlshaber der Truppen in den Marken, v. Wrangel. Es sind heute den ganzen Tag die verschiedensten Gerüchte über den Zustand Potsdams verbreitet. Die Revolution soll dort ausgebrochen, der Belagerungszustand erklärt sein. Ein Mann soll auf den König geschossen, ihn aber nicht getroffen haben. Der Thäter soll verhaftet sein. Etwas muß in Potsdam geschehen sein, denn in vergangener Nacht rückte ein Regiment, welches hier in der Potsdamer Straße lag, sofort dahin aus. Ich schließe diesen Brief, um in den demokratischen Klub zu gehen. Auch der Konstitutionelle- und Bürgerwehrklub findet heute Abend statt. 20 Berlin, 14. Nov. Es ist noch Alles beim Alten; denn die wenigen neuen Vorfälle seit gestern sind zu unbedeutend, um in der Lage der Dinge etwas zu ändern. — Gestern Abend gegen 7 Uhr wurde der Abg. Schramm (Striegau), als er Flugschriften an die Soldaten vertheilte, verhaftet. Noch ist derselbe nicht frei, obgleich ihn, wie wir hören, die Nationalversammlung bereits reklamirt hat. Die Verhaftung macht nicht den Eindruck, den man vielleicht seitens der Vereinbarer erwartete, da man auf dergleichen schon gefaßt war. Die Nacht ist ruhig vorüber gegangen. Man sprach zwar gestern allgemein davon, daß während der Nacht mehrere Kanonenschüsse abgefeuert werden würden, um die Bürger mit ihren Waffen auf die Straße zu locken und dann zu entwaffnen. Das Gerücht hat sich als Fabel erwiesen, wie viele andere, die noch mehr Glauben verdienten. — Der Säbel richtet sich jetzt zunächst gegen die demokratische Presse. Heut Morgen wurden gegen folgende BlätterVerbote publizirt: 1) Reform, 2) Zeitungshalle, 3) Lokomotive, 4) Volksblätter, 5) Republik (von Braß), 5) Kladderadatsch, 7) Krakehler, 8) Ewige Lampe. — Tante Voß, Onkel Spener und Kreuzzeitung erscheinen ungehindert und uncensirt fort. Man sagt, der Polizeipräsident v. Bardeleben habe sich geweigert zu censiren, ja er habe sein Amt niedergelegt, was wir indeß nicht verbürgen wollen. Dagegen üben die Unteroffiziere das Censoramt auf wirklich amüsante Weise. Vor der neuen Wache machten heut 6 Mann auf einen Jungen, der Plakate verkaufte, Jagd. Der arme fliegende Buchhändler wurde gefangen und in die Wache gebracht. Attroupements sind heut wenige zu zerstreuen. Das schlechte Wetter verhindert sie. Patrouillen treten aber nach wie vor das Pflaster. Mit der Entwaffnung ist man noch keinen Schritt weiter. Wahrhaft komisch klingt die erneute Aufforderung des Polizeipräsidenten, worin er sagt, die Entwaffnung müsse schon deshalb stattfinden, damit, wenn bei vorkommenden „Störungen der Ordnung“ die „treuen“ Bürger mit ihren Waffen die Krone vertheidigen wollten, das Militär sich nicht etwa auch gegen diese Civilisten richte: — Wie sentimental, wie naiv! Noch hören wir, daß heut Nacht in mehreren Bierlokalen Durchsuchungen Seitens der Soldaten stattgefunden haben, die indeß fruchtlos gewesen sind. 4 1/2 Uhr. So eben wird unter Trommelschlag das Martialgesetz verkündet. Wir sind neugierig, was Hr. Wrangel weiter thun wird gegen die ungeheure Zähigkeit der Berliner. Nachdem er die „passive“ Nationalversammlung heut wieder zwei Mal auseinandergetrieben hat, wird er vielleicht auch jetzt in die Privathäuser dringen und die „passive“ Bourgeoisie entwaffnen und dezimiren? Daß man das Martialgesetz verkündet hat, wundert uns nicht, denn kein Civilgericht hätte sich zum Urtheilsprechen hergegeben. — Morgen schreibe ich Ihnen wahrscheinlich von der Verkündigung des Standrechts. Nachschrift. Wir erfahren aus sicherer Quelle, daß die Reichspolizei uns mit sog. Reichstruppen versehen will. Der honette Hr. Bassermann hätte also gute Dienste geleistet! O Brutus Bassermann, hättest du je gedacht, ein Polizeidiener aus einem „genialen“ Verleger zu werden? O Sonne wo bist du geblieben? Französische Republik. National-Versammlung. Sitzung vom 13. November Im Vorsaale der Pas-Perdus herrscht ein entsetzliches Gedränge. Eine Menge fremder Bürgerwehr drängte sich heran, um ihre Repräsentanten zu sehen und sie zu bitten, ihr doch das Vergnügen zu gönnen, der Sitzung beizuwohnen. Viele müssen aber abgewiesen werden, weil kein Platz vorhaneden. Die weniger Glücklichen, die Platze finden, werden über die Zahl der leeren Bänke und hohlen Phrasen nicht wenig erstaunt sein, denen sie beizuwohnen die Ehre haben. Um 1 1/2 Uhr erklärt Marrast die Sitzung eröffnet Peupin, der Antisocialist, liest das Protokoll vor und man will zur Tagesordnung (Budgetdebatte) schreiten. Viele Stimmen: Noch sind wir nicht beschlußfähig. Man muß bis 2 Uhr warten. Um diese Stunde nimmt Havin das Wort. Havin: Ihr Ausschuß für Gemeinde-Eigenthumsangelegenheiten hat sich lange mit diesem Gegenstande beschäftigt und namentlich über eine bessere Verwendung der Gemeindegüter berathen. Der Berichterstatter arbeitete einen vortrefflichen Bericht darüber aus. Wäre es nicht gut, wenn man diesen Bericht drucken ließ und an die bald zusammentretenden Generalräthe sendete? Dufaure, Minister des Innern, verspricht dies zu thun. Marrast: Der Ackerbauminister stellt den Antrag, daß sein Kreditverlangen von 500,000 Fr. zur Verbesserung der Pferdezucht sofort diskutirt werde. Dies geschieht. Die allgemeine Diskussion wird eröffnet. Laussat findet die Summe zu hoch. Es würden in den Nationalgestüten arge Betrügereien geübt. Man solle die Verbesserung der Pferdezucht der Privatindustrie überlassen. Tourret, Ackerminister, erklärt, daß der Staat in diesem Augenblick 1223 Hengste besitze. Diese genügten aber nicht, es müßten 90 neue gekauft werden und dafür sei der jetzige Augenblick günstig. Die Kräfte der Privatindustrie reichen für die Bedurfnisse des Staates nicht aus. Laussedat erwiedert, man solle nicht blos der normännischen Race den Vorzug geben. (Stimme von der Tribüne: Schicken Sie doch nach Brandenburg!) Der Kredit wird genehmigt. Mortimer Ternaux legt einen Bericht rücksichtlich der Reparaturen der alten Deputirtenkammer, (deren Saal erweitert und für die Sitzungen der Nationalversammlung eingerichtet werden soll) sowie der Tuilerien und sonstigen Gebäude der ehemaligen Civilliste nieder. Guerin überreicht einen Bericht über die Ausgaben, die durch Sequestration der Bahn nach Teste verursacht worden. Die Versammlung kehrt zum Budget zurück. Sie steckt immer noch im Unterrichtsministerium. Der Finanzausschuß schlägt einen Abzug von 65,000 Frs. von den Gehältern der medizinischen Fakultäten im ganzen Umfang der Republik vor. Dieser Abzug erregt ein gewaltiges Geschrei abseiten der Interessenten. Türk, der „Arbeiterfreund,“ Tronseau, Sauvaire, Barthelemi, Charton, Bineau u. s. w. streiten sich für und wider den Abzug. Er wird mit 343 gegen 237 Stimmen verworfen. (Großes Erstaunen im Saale). Man geht zum Kultus über. Der Gottesdienst kostet jährlich der Staatskasse 40,027,862 Frk. Der Finanzausschuß schlägt vor, dieses Büdget auf 39,302,_ 83 Frk. herabzusetzen. Dieser Abzug trifft vorzüglich die theologischen Fakultäten. Isambert unterstutzt die Reduktion, weil die geistlichen Schulen wenig mehr besucht würden. Die Abbés Fayet und Sibour gerathen darüber in großen Eifer. Das sei nicht wahr. Hr. Isambert irre sich. Dessenungeachtet geht der Abzug durch. Kapitel 10, 11, 12 und 13 werden angenommen. Kapitel 14 betrifft das College de France, an dem die provisorische Regierung bekanntlich 4 Lehrstühle aufhob, unter andern auch die Chevalier (Michel) sche Oekonomie, die in den konservativen Debats so schreckliches Zeter hervorrief. Der Finanzausschuß trägt auf 15000 Frk. Ersparnisse und Beibehaltung der Unterdrückung an. Leon Faucher tadelt die Unterdrückung der 4 Lehrstühle im Interesse seines Glaubensgenossen Michel und hätte mehr Energie vom Exminister Carnot gewünscht. (Oh! oh!) Jean Reynaud vertheidigt die provisorische Regierung und geht in eine bittere Kritik der Michel Chevalierschen Staats-Oekonomie über. Sie habe zum Haß des Porletariats geführt und sei durch und durch monarchisch. Solche Systeme könne die Republik nicht brauchen. (Beifall zur Linken.) Barthelemy St. Hilaire tritt als warmer Chamxion der Chevalierschen Oekonomie auf. Turgot, Asmith und Say, die Vorbilder seines Freundes Michel, seien sicher nicht mit Leib und Seele monarchisch gewesen. Wollt Ihr alle Schulen aufheben, die des Monarchismus verdächtig sind, dann möchtet Ihr mit der Akademie anfangen. Man durfte ohne Untersuchung: ob diese Oekonomie wirklich der Republik schädlich, den Lehrstuhl nicht aufheben. Erinnert man sich des Skandals, als man Quinets und Michelets Lehrstühle aufhob; mit demselben Recht entrüste man sich über die Unterstützung zweier Lehrstühle am College de france. Dieser akademische Kampf amüsirte die Versammlung 1 1/2 Stunde. (Taschereau bestieg schließlich die Bühne, um zu fragen, ob es wahr sei, daß Marrast seine Demission gegeben? Marrast erklärt, daß er bis Sonnabend sein Amt niederlege. Er will nach Toulouse reisen, um für Cavaignac Propaganda zu machen sagt Larochejaquelin, (Tumult.) Marrast ist wüthend. Die Sache ist ernst. Schluß 7 Uhr, Spanien. * Madrid, 6. Novbr. Die Königin wird heute Abend die Ordonanzen unterzeichnen, die den Herzog von Gor und den Marquis von Valdegamar zu Gesandten Spaniens in Wien und Berlin ernennen. Der Prinz begibt sich nicht, wie früher bemerkt, nach Frankreich, sondern nach Gibraltar. Die Nachrichten aus den Provinzen lauten günstig für die Regierung. Es ist bei weitem ruhiger geworden, und die Insurgenten, an allem Erfolg verzweifelnd, machen in Masse ihre Unterwerfung. Nur in Catalonien zeigen sie noch einige Hartnäckigkeit, da aber die Maßregeln General Cordovas sehr energisch sind, so wird auch dort der Aufstand bald unterdrückt sein. Großbritannien. * Dublin, 11. Nov. Alarmirende Berichte über neue insurrektionelle Bewegungen in Tipperary langten heute hier an. Eine kleine Bande Bewaffneter wurde von der Polizei arretirt und allgemein glaubte man, daß die Insurgenten mit dem Gedanken umgingen, die Staatsgefangenen aus dem Kerker von Clonmel zu befreien. Bei den energischen Maßregeln des Lordlieutenants ist indeß wenig von derartigen Versuchen zu erwarten. Um den verurtheilten Smith O'Brien im Parlamente zu ersetzen, wird man dieser Tage in Limerick zu einer neuen Wahl schreiten. Bis jetzt ist indeß nur ein einziger Kandidat dafür aufgetreten. Smith O'Brien hat erklärt, daß er, selbst wenn ihn das Haus der Lords freispreche, nie wieder seinen Platz im englischen Parlamente einnehmen werde. Griechenland. * Athen, 27. Okt. Condouriotti, Ministerpräsident, Roufos, der Minister des Innern und General Rhodias, der Kriegsminister haben ihre Entlassung eingereicht und der König hat sie angenommen. Vice-Admiral Canaris wird die Präsidentschaft übernehmen, der Senator Landos das Innere und General Mauro Michali, Minister des öffentlichen Unterrichts, interimistisch das Kriegsministerium. Der König und die Königin sind am 17. Okt. von ihrer Tour nach Euböa und Theben zurückgekehrt. Das Land ist ruhig. Amerika. * Am 11. ds. langte die Britannia in Liverpool an, mit Briefen von New-York vom 25., von Halifax vom 29. Oktbr. Heftiger Sturm hielt die Britannia ungefähr 34 Stunden zwischen New-York und Halifax auf. Trotzdem daß die Präsidentschaftswahl so nahe ist, herrscht doch eigentlich wenig politische Aufregung in den Staaten. Allgemein ist man der Ansicht, daß General Taylor mit einer großen Majorität den Sieg davon tragen wird. Der New-Yorker Herald macht eine Aufstellung, wonach die demokratische Portei, seit dem Jahre wo Polk gewählt wurde in 12 Staaten um mehr als 8000 Stimmen zugenommen hat; die Abolitonisten gewannen in demselben Zeitraume mehr als 18,000 Stimmen. Die Nachrichten aus Californien in Betreff der Goldminen, veranlaßten noch immer viele Leute dorthin zu eilen. Eine ganze Masse Amerikanischer Truppen war desertirt und hatte sich nach San Fracisco gewandt. Von einer Person erzählte man, daß sie in Zeit von 10 Tagen für ungefähr 1500 Dollars Gold gefunden haben. In Mexiko brachen neue Unruhen aus. Das Gouvernement unterdrückte aber den Aufstand, indem es die Truppen einrücken und an verschiedenen Punkten die Kanonen auffahren ließ. Die Nachrichten aus Yucatan lauten ungünstig. Etwa 10,000 Indianer hatten die Garnison angegriffen, und 200 derselben blieben in diesem Kampfe. Die Zahl der gebliebenen Individuen konnte nicht ausfindig gemacht werden. Türkei. Konstantinopel, 18. Okt. Die hiesige fränkische Bevölkerung ist nun in großer Bedrängniß. Viele haben durch die Feuersbrünste großen Verlust erlitten, die Geschäfte stocken, alle Lebensbedürfnisse werden von Tag zu Tag theuerer, und Wohnungen sind kaum zu finden und nur zu ungeheuern Preisen. Dazu hört man fast jeden Tag von neuen Brandlegungsversuchen, jetzt besonders in Galata. Will man die Franken, weil man sie nicht zu vertilgen wagt, durch Feuer hier austreiben? Fast scheint es so. Aber warum, darf man wohl fragen, thun die hier befindlichen Repräsentanten der auswärtigen Mächte keinerlei Schritte, um ihre Landsleute gegen solche Bedrängungen einigermaßen zu schützen? Warum fordert man nicht mit allem Ernst die Pforte auf für die nächtliche Sicherheit wirksamer zu sorgen, die Löschanstalten zu verbessern u. s. w.? Bei dem Brand des Galataserai verbrannte alles was darin war, alle Betten und übriges Hausgeräth des Spitals und der dort wohnenden Zöglinge, ein großer Vorrath von Arzneien, die kleine Bibliothek, das physikalische Kabinet, alle — freilich noch sehr wenig bedeutenden — Sammlungen u. s. w. Mit genauer Noth rettete man die Kranken. Und doch währte es mehrere Stunden, bis die Flammen das Galataserai erreichten, und von Anfang an waren nicht nur mehrere hundert Zöglinge da, der weite Hofraum war angefüllt mit Soldaten, sie standen alle da — und schauten zu. Wenn jeder Einzelne auch nur ein wenig zugegriffen und etwas hinausgetragen hätte, wäre viel gerettet worden. Aber das konnten Schüler und Soldaten freilich nicht, das sind ja keine Lastträger! und wo wollte man im Augenblicke genug Lastträger herbekommen! Als die nebenanstehende Hauptwache zu brennen anfing, liefen die Soldaten eilends überall herum und suchten Lastträger, damit sie die Polster und Stühle etc. heraustrügen! So ist's in der Türkei; jeder thut nur, was sein Theil ist, alles andere kümmert ihn nicht; Thei-_

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-20T13:08:10Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML (2017-03-20T13:08:10Z)
Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat (2017-03-20T13:08:10Z)

Weitere Informationen:

Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz144b_1848
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz144b_1848/1
Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 144. Köln, 16. November 1848. Beilage, S. 0751. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz144b_1848/1>, abgerufen am 20.04.2024.