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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 183. Köln, 31. Dezember 1848. Beilage.

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Beilage zu Nr. 183 der Neuen Rheinischen Zeitung.
Organ der Demokratie.
Sonntag 31. Dezember 1848.
[Deutschland]

[Fortsetzung] Könige, wie bei den höchsten Staatsbehörden für die in der octroyirten Verfassung ganz übergangenen Gewerbe-Angelegenheiten ein "gutes Wort" einzulegen. Die Majorität der Deputation, aus Reactionärs (wie Ludewig, Möcke, Löschburg etc.) vom reinsten Wasser und 2 demokratischen Gesellen bestehend, wußte es hinter dem Rücken der beiden letztern so zu veranstalten, daß sie, statt einer Beschwerde, eine Dankadresse an den potsdamer König überreichten. Die beiden demokratischen Gesellen, Hüllebrandt und Steeg, protestirten aufs Entschiedenste gegen solch perfides Verfahren. Nach der Rückkehr der Deputation kam es darüber im hiesigen Comite zu stürmischen Auftritten, in Folge deren die beiden Gesellen ausschieden. (Wir haben uns längst gewundert, wie so tüchtige Charaktere gleich Steeg und Hüllebrandt neben einem moralischen Waschlappen wie z. B. Möcke ist, in Einem Comite sitzen können). Vorgestern fand nun eine Generalversammlung sämmtlicher Gesellen statt, welche sich allgemein dahin aussprach, daß die Gesellen Hüllebrandt und Steeg bei der bekannten Deputation in Berlin sich im Sinne und der Uebereinstimmung sämmtlicher Gesellenschaften Breslau's benommen haben, weshalb von den einzelnen Gesellenschaften besondere Plakate erlassen sind.

Um aber den Herren von "Gesetz und Ordnung", vom braven "schlesisch-constitutionellen Central-Verein" und dem ganzen übrigen Reactionsgelichter zu zeigen, daß die hiesigen Arbeiter immer noch einigen Verstand gerettet haben, wenn auch die Bourgeoisie den ihrigen längst verloren hat: traten heute Nachmittag die Gesellen des Tischlergewerks (Steeg ist Tischlergesell) zu einer Berathung zusammen und einigten sich schließlich über folgende "offene Erklärung":

In unserer am 27. Dezember abgehaltenen Generalversammlung wurde der einstimmige Beschluß gefaßt:

I. Wir erklären, daß wir mit der Handlungsweise unseres Deputirten Steeg, der, statt eine untergeschobene Dankadresse für die octroyirte Verfassung an den König zu unterzeichnen, es vorzog, seine Mandatspflichten zu erfüllen, und demgemäß ehrenhaft von der bekannten Deputation zurückzutreten, vollkommen einverstanden sind, und ihm deshalb unsern Dank ausgesprochen haben.

II. Wir erklären, daß wir, nach der öffentlich geäußerten Erklärung unsres Deputirten etc. Leuschner: "er habe sich von der Deputation überrumpeln lassen, indem er wegen Kürze der Zeit nicht die vollständige Adresse habe lesen können, und dennoch unterschrieben habe, weil er nichts Böses oder Perfides geahnt habe, -- ihm unser ferneres Vertrauen, folglich auch sein Mandat, so weit es uns betrifft, entzogen haben.

III. Wir erklären eben so einstimmig, daß wir das Plakat vom 23. d M., unterzeichnet: Weiß, Wunderlich und Leuschner, für ein Produkt der unverschämtesten Frechheit halten, seinen Verfassern, wie Unterzeichnern unser völliges Vertrauen entziehen, und sie für Verräther am Arbeiterstand halten, der nicht durch eine Aristokratie des Adels oder des Geldes, sondern nur durch ein treues Zusammenwirken aller ehrlichen Kräfte des Volkes gehoben und blühend gemacht werden kann. Wir verwahren uns daher in der That feierlichst

gegen alle falschen Propheten,

und werden jetzt, wie künftig, unser Heil nur in ehrlichen, der wahren Demokratie angehörigen Volksvertretern suchen, weshalb wir alle unsere ehrenwerthen Kameraden des Arbeiterstandes ersuchen, gerade in dieser Beziehung bei den bevorstehenden Wahlen aufmerksam zu sein, und nicht den Wölfen in Schaafskleidern ihr Ohr zu leihen.

Breslau, den 27. Dezember 1848.

Im Auftrage der Generalversammlung sämmtlicher Tischlergesellen:

Niesel. Holtzapffell. Schröder. Sauer. Plake.

Bei der Deputation nach Berlin, die sich so hinterlistiger Weise in eine Dank- und Vertrauens-Deputation an den König von Preußen umzugestalten wußte, befand sich auch der Gürtlergeselle Weiß. Seine Mitgesellen haben nun in hiesigen Blättern folgende "Erklärung" veröffentlicht:

"Auf das Plakat vom 22. Dezember findet sich die Gürtler-Gesellschaft veranlaßt, dem Gürtlergesellen Weiß sein Mandat zu entziehen, da sie von einem Heuchler nicht mehr vertreten sein will.

Die Gürtler-Gesellschaft."

Schildberg, 25. Dez.

Den 23. Dez. Mittags traf die 4. Kompagnie 6. Linien-Inf.-Regts. hier ein, und nach einer beruhigenden Belehrung des Magistrats wurden sie ruhig aufgenommen, in der Erwartung, daß sie sich artig benehmen würden -- aber fehlgeschossen. 9 Uhr Abends gingen 4 Soldaten und versuchten gewaltsam sich in einem Gasthofe einzuquartiren, während ihre Zettel Nr. 25 und 71 lauteten; da ein Translateur des Landrathamts, der sie belehrte, verhöhnt wurde, verlangten sie Wurst, die nicht zu haben war, und schlugen, da nun ein Grund gefunden, alle Gläser, Töpfe etc. entzwei und malträtirten den 70 jährigen Wirth schauderhaft. Die herbeigeholte Wache wollte nicht einschreiten, da es ihre Kameraden seien, und die polnischen Hunde nicht allein geprügelt, nein, arm gemacht werden sollen; aber betheiligt hat sie sich. Der Geldschub wurde aufgemacht, Papiere durchsucht etc.

Es sind Leute derselben Compagnie, welche am 1. Dezbr. hier waren und ebenfalls im Prügeln, Verzehren ohne Bezahlung und nachheriger Demolirung große Gewandtheit haben.

Dem Hrn. Landrath wurde der Vorfall angezeigt, der durch den Magistrat ein Protokoll mit dem beschädigten Wirth aufnehmen ließ; weiter aber scheint er nichts gethan zu haben. So also ist der Schutz des Bürgers beschaffen, welcher mit seinen mühsam zusammengearbeiteten Groschen die Soldateska erhalten muß? Sind Soldaten hier, gibt's Excesse -- sind keine hier, ist's mäuschenstill!

Der Wirth des Gasthofs ist der älteste Bürger der Stadt, der nicht allein 50 Russen, sondern auch 50 Baschkiren, vor 30 Jahren schon, als hier gar keine Behörde war, einquartirt hat, versichert aber, daß diese sich eines solchen Unwesens nicht schuldig gemacht, wie die preußischen Soldaten.

Eine separate Anzeige etc. ist bereits an das Staatsministerium abgesandt worden.

So eben wird zum Ausmarsch der preuß. Krieger geblasen. Gott sei Dank!

(A. Od.-Z.)
Posen, 23. Dezbr.

Der militärische Pranger in Posen war seit dem Jahre 1830 wohl der dekorirteste im preußischen Staate, aber die Bildnisse, (wenn man die Karrikaturen so nennen durfte) -- und die Namen, welche er trug, waren hier nicht, wie anderwärts, Gegenstände der Verachtung, sondern der Theilnahme, und bei dem überwiegenden Theile der Bevölkerung selbst der Verehrung: es waren die Bildnisse und Namen der Märtyrer der polnischen Freiheit, welche im Jahre 1830 hier Alles verließen, um an dem Befreiungskampfe gegen Rußland Theil zu nehmen. Als nach den erfolgten kriegsrechtlichen Urtheilen die Bildnisse und Namen an den Pfahl geschlagen waren, ging kein polnischer Patriot vorüber, ohne denselben durch Entblößung des Hauptes seine Achtung und Verehrung zu bezeigen. All' dieses mag denn auch Veranlassung gewesen sein, daß der Prangerpfahl von seiner früheren Stelle vor der Friedrichsstraße in der Stadt nach dem inneren Hofe des Fort Winiary versetzt wurde, wo er den Blicken des Publikums entzogen war. Gestern, Mittags 12 Uhr, ist nun der letzte Name, Eduard Vetter, von dieser Säule abgenommen worden, und dieselbe wird nun wahrscheinlich umgestürzt werden. Eduard Vetter, dessen Vorfahren deutsche Eingewanderte waren, ist durch Erziehung und Gesinnung Pole, er diente im Jahre 1830 im 7ten Husarenregiment hier, desertirte nach Polen, um an dem Aufstande Theil zu nehmen, wurde in Folge dessen in contumaciam zum Tode verurtheilt, in effigie gehängt, sein damaliges und künftiges Vermögen confiscirt und er von den Seinigen verstoßen und enterbt. In Folge der Amnestie vom März kehrte er in diesem Jahre nach einer fast 18jährigen Verbannung in sein Vaterland zurück; es wurde jedoch ihm wegen Desertion von Neuem der Prozeß gemacht, und er durch kriegsrechtliches Erkenntniß abermals zu neun Monaten Festungsstrafe verurtheilt, doch von dem Könige begnadigt und die Confiscation des künftigen Vermögens (was er sich noch erwerben soll) aufgehoben, -- nur was bereits confiscirt ist, bleibt confiscirt.

Die Amnestie vom 20. März sicherte dem ganzen Volke, also nicht etwa blos dem Berliner, das Vergessen und Vergeben des Königs für politische und Preßvergehen zu. Zu diesen Vergehen gehörten auch Majestätsbeleidigungen, und zum ganzen Volke auch die Bewohner des Großherzogthums ohne Unterschied der Nationalität: dennoch aber sind hier die Untersuchungen wegen im Jahre 1846 vorgekommener Vergehen der Art nicht aufgehoben, sondern fortgeführt worden. Als wir vor Kurzem in den öffentlichen Blättern den Steckbrief lasen, durch welchen das Land- und Stadtgericht zu Wongrowiec einen Herrn von Wlazkowski in Folge einer im Jahre 1846 gegen ihn eingeleiteten Untersuchung wegen Majestätsbeleidigung verfolgte, wollten wir unseren Augen kaum trauen. Es waren seitdem zwei Amnestien gegeben, und das betreffende Gericht schien keine beachten zu wollen oder von keiner etwas zu wissen. Jetzt hören wir nun, daß dieser Herr Wlazkowski auf Grund jenes Steckbriefes wirklich durch die hiesige Polizei verhaftet und wie ein gemeiner Verbrecher zu Fuß nach Wongrowiec transportirt worden ist!!!

(A. Od.-Z.)
Stargard im Delbr.

Die reactionäre Partei, welche von den bevorstehenden Wahlen kein günstiges Resultat erwartet, hat von Stettin unter dem 21. d. folgendes Schreiben in die Provinz gesandt:

"Die in den nächsten Wochen bevorstehenden Wahlen werden entscheiden, ob sich unser Vaterland vom dem Elend der vergangenen Monate erheben, ob es sich der Segnungen einer constitutionellen Monarchie unter dem angestammten Königshause, der Herrschaft des Rechts und des Gesetzes erfreuen soll, oder ob die Blüthe des Landes zerstört, die königliche Macht gebrochen, das Eigenthum stets neuer Gefährdung ausgesetzt werden wird, ob die Anarchie verewigt und der Welt von Neuem das schmachvolle und unwürdige Schauspiel einer Volksvertretung vorgeführt werden soll, wie sie zu unserm Unheile und unserer Schande in den letztvergangenen Monaten getagt hat. Alle, die das Vaterland, die den König lieben, deren Herz noch für Ehre und Treue schlägt, müssen sich fest und kräftig zu den angestrengtesten Bemühungen vereinigen, um nur Männer ihrer Gesinnung in die Kammern zu bringen, um den außerordentlichen Anstrengungen Widerstand zu leisten, welche die Umsturzpartei aufbietet, um ihre Candidaten zu Abgeordneten aufzudrängen. Die Unterzeichneten hegen die Ueberzeugung, daß die Bemühungen, zu denen sie sich vereinigt haben, um ein solches Unheil abzuwenden, nur von Erfolg sein können, wenn sie sich mit Männern in Verbindung setzen, die gleiche Einsicht hegend, Vertrauen und Einfluß in ihrem Kreise besitzen und entschlossen sind, mit Rath und That uns in unserer Bemühung für das Heil des Vaterlandes zu unterstützen.

Da wir C. .... als einen Mann kennen, in dem sich die Eigenschaften vereinigen, deren es bedarf, und da wir gemeinsam handeln müssen, wenn wir unseren Zweck erreichen wollen, so laden wir Sie hiermit ein, sich einzufinden und an unserer Berathung über die Mittel, wie zu unserem Zwecke zu gelangen, Theil zu nehmen. Es wird uns sehr erfreulich sein, wenn Sie uns gleichgesinnte, zuverlässige Freunde mitbringen. Ihrer gefälligen schriftlichen Erklärung über diese Einladung, die wir nicht in die Oeffentlichkeit gebracht zu sehen wünschen, sehen wir ergebenst entgegen."

(Ostf.-Z.)
15 Frankfurt, 28. Dezbr.

Gott sei Dank, die letzte Sitzung in diesem Jahre!

Es ist natürlich ziemlich leer bei Eröffnung der Sitzung, und wird auch nicht voller, es ist 1/4 10 Uhr, man verliest das Protokoll.

Ostermünchner, Ungerbühler, Potpeschnigg und von Wartensleben treten aus. --

Flottenbeiträge. --

Der Herr, wollte sagen Reichskriegsminister Peucker, ist so gütig, in die höchst trockene Einleitung zur heutigen Sitzung einige belebende Punkte bringen zu wollen, und beantwortet die bezüglich der Einquartirungslast in Rudolstadt und Sigmaringen von den Abgeordneten Hönniger und Wirth jüngst gestellten Interpellationen. In beiden Ländchen haben die anarchischen Zustände, (in Sigmaringen mußte sogar der Landesfürst exkneifen) das Einschreiten der Reichsgewalt nöthig gemacht; diese Reichsgewalt hat beide Ländchen mit herrlichen Reichstruppen überschwemmt, welche bald Ruhe und Ordnung wieder hergestellt haben; die Bürgerwehr Rudolstadt's wird reorganisirt, man hat darauf bei Dislocirung der Truppen -- verzeihen Sie, Reichstruppen -- gehörige Rücksicht genommen und Rudolstadt hat nur noch 3 Kompagnien. (Heiterkeit.) Auch in Siegmaringen ist die beglückende Reichsmacht schon bis zu 2 Kompagnien herabgeschmolzen. Für Entschädigung dieser Truppenverpflegung ist bestens gesorgt. Der Reichskriegsminister bemerkte dabei, daß in Siegmaringen die Landestruppen außer Stand und Band, d. h. in volliger Auflösung vorgefunden worden sind, es ist ein militärischer Reichskommissär (was giebt es doch nicht Alles für Kommissäre!) hingesandt worden. Die Kontingente von 1846 und 47 hat Sigmaringen (welcher Frevel am Bunde!) nicht einmal eingerufen und Sigmaringen hat überhaupt seine Bundespflichten schlecht erfüllt. (Warte Sigmaringen!)

Hönniger und Wirth, welch letzterer behauptet, daß in Sigmaringen niemals Anarchie geherrscht habe, behalten sich ihre Anträge vor.

Man geht zur Tagesordnung, die nach dem Antrage des greifswalder Professors eine unschuldige ist.

1. Berathung über zwei Berichte, verschiedene Petitionen betreffend.

Der Ausschuß beantragt in dem einen Tagesordnung, in dem andern, diese Adressen und das Zeug ohne Weiteres ad acta zu legen.

Hätte man doch Alles ad acta gelegt, nur den Verstand nicht.

Anträge auf Tagesordnung angenommen.

2. Berathung uber einen volkswirthschaftlichen Bericht, Petitionen das Eisenbahnwesen betreffend.

Der Ausschuß beantragt Petitionen und Anträge, welche Beschränkung des Eisenbahnbetriebes zu Gunsten der Frachtfuhrleute wollen, durch Uebergang zur Tagesordnung zu würdigen, die Anträge aber, den Einfluß der Reichsgewalt auf das Eisenbahnwesen betreffend, wie die Konzession neuer Eisenbahnlinien zur Erwägung resp. Berücksichtigung der Centralgewalt zu überweisen.

Angenommen.

3. Mehrere Berichte von Stavenhagen, Teichert und Schleußing, die Wehrangelegenheiten betreffend; unter den Ausschußanträgen ist der von Teichert

vorbehaltlich des bei Berathung des allgemeinen deutschen Wehrgesetzes zu fassenden Beschlusses über diese Petition zur Tagesordnung überzugehen.

Nach dem Vorschlage des Präsidenten Simson wird dieser Antrag für alle in dieser Frage vorliegenden Berichte angenommen.

4. Berathung eines Berichtes, die Präsidentenwahlen betreffend.

Um Zeit zu sparen, beantragte Pinckert bei der Wahl der Präsidenten, wie bei den Ergänzungswahlen mit Stimmzetteln zu verfahren und das Resultat später zu verkunden.

Wiewohl der Ausschuß theilweise auf dies Verfahren eingegangen ist, bringt man doch den Antrag auf Tagesordnung, welcher natürlich angenommen wird.

Endlich kommt

5. Berathung über eine Petition des Pfarrers Schellenberg zu Cleeberg, die Seelenkäuferei anlangend.

Der Ausschuß beantragt Ueberweisung an das Haupt-Seelenankäufer-Reichsministerium welcher Antrag angenommen wird.

[unleserliches Material]eitzahn fragt, wann endlich der volkswirthschaftliche Ausschuß die Vorlage einer Gewerbeordnung machen werde?

Man antwortet Seitens des Ausschusses, auf die Wichtigkeit der Frage hindeutend, daß so etwas Zeit haben muß. Eile mit Weile!

Die nächste Sitzung ist den 3. Januar.

Die Tagesordnung enthält wieder sehr unschuldige Dinge.

Schluß 11 Uhr.

Man geht weitere Feiertage zu machen.

Polen.
* Krakau, 24. Dezbr.

Es verdient der Einregistrirung in die Akten der Zeit, daß hier eine größtentheils katholische Bewohnerschaft den Rabbiner der hiesigen jüdischen Gemeinde zum Reichstagsabgeordneten erwählt hat. Die "Gazeta Krakowska" drückt sich darüber, wie folgt, aus:

"Wir übergeben hiermit den Lesern die Worte unseres verehrten Mitbürgers, des Rabbinen Meisels, des zum Reichstage in Kremsier erwählten Deputirten. Der bekannte edle und energische Charakter dieses unseres Mitbürgers, so wie sein eifriges Verlangen, dem Heile des Vaterlandes zu dienen, wovon er schon vielfache Beweise geliefert, geben uns die Bürgschaft, daß unsere Wahl von dem besten Erfolg gekrönt sein wird." Es folgt nun die Ansprache des etc. Meisels an die Bürger, welche folgendermaßen schließt: "Der heutige Tag wird für mich ein ewig theures Angedenken behalten, da ich vor Euch stand, der Sohn eines noch vor Kurzem verstoßenen Geschlechtes, als Bewerber um die höchste Würde, welche einem freien Bürger in einem freien(!) Staate(!!) zu Theil werden kann."

Italien.
* Rom, 19. Dezember.

Das Ministerium hat zwar seine Demission gegeben, um einem Wohlfahrtsausschusse Platz zu machen. Aber dasselbe führt noch bis zu dem Augenblicke die Staatsgeschäfte fort, wo dieser Ausschuß und die Constituante zusammentreten wird. Um ähnliche Volksprozessionen wie die gestrige zu vermeiden, ließ das Ministerium folgende Proklamation anschlagen:

"Römer! Das Ministerium hat der Volksdeputation erklärt, die gestern Abend bei ihm erschien, daß es der Exekutivgewalt eines Staates nicht zustehe, über die großen Staatsfragen zu entscheiden, welche in das Bereich der beiden gesetzgebenden Kammern gehören. Das Ministerium bringt hiermit dem römischen Volk, das sich bisher durch seine Haltung so ernst und würdig benahm, in Erinnerung, daß es seine Anliegen und Wünsche schriftlich an die Kammern zu richten habe. Diese Eingaben müssen von den Bürgern unterschrieben und dann nicht in Massen, sondern durch Abgeordnete den Kammern überreicht werden. Jeder andere Weg ruft Ruhestörungen hervor und erhebt Bedenken gegen das Vorhandensein wirklicher Diskussionsfreiheit in den Kammern. Das Ministerium empfiehlt der Bürgerwehr die Erhaltung der öffentlichen Ordnung.

Gegeben in der Residenz, den 18. Dez. 1848.

Der Ministerrath:

C. C. Muzzarelli. Mamiani. Galletti. Campello. Sterbini.

Rom, 20. Dez.

Heute saß die Deputirtenkammer nicht. In den Klubs wurde angezeigt, daß indessen heute Alles entschieden werden solle. (Conciliatore).

* Genua, 23. Dezbr.

Buffa hat abermals eine Proklamation erlassen, worin er den Genuesern anzeigt, daß die Nationalgarde nur das Fort le Sperone zu besetzen wünsche und ihr Hauptquartier in demselben aufschlagen werde. Es werden folglich so viel Truppen zu Genua bleiben, als zur Besetzung der andern Forts und der verschiedenen Wachtposten in der Stadt erforderlich sind. Von den übrigen Truppen wird ein Theil nach Sarzona gehen, und Tag für Tag soll ein Bataillon abmarschiren. Buffa bittet die Bürger und namentlich die Nationalgarde, den an die Grenze, in die Nähe des Feindes, ziehenden Soldaten ein freundschaftliches Lebewohl zu gönnen.

* Pavia, 21. Dezbr.

Als hier vor wenigen Tagen die Nachricht sich verbreitete, die Thronbesteigung des neuen Kaisers solle durch ein Tedeum gefeiert werden, las man plötzlich auf allen Mauern die Worte: Fluch dem neuen Tyrannen! Ein De Profundis, kein Tedeum wollen wir singen! -- Während der Ceremonie begab sich ein großer Theil der hiesigen Einwohner, statt in die Kirche, auf den Begräbnißplatz.

Belgien.
* Brüssel, 29. Dezember.

Zweimal lag Belgien auf der Straße; jetzt sitzt es im Gefängnisse. Belgien lag auf der Straße, das erste Mal, als das fländrische Elend Ueberhand genommen, und der Hunger die Flamänder in die Residenzstadt Brüssel getrieben hatte, wo der skrosulöse Auswurf des früher so blühenden Flanderns in sogenannte Chauffoirs d. h. erwärmte Ställe zusammen getrieben wurde, um mit einem Mal auf der Eisenbahn in das durch den Hunger entvölkerte Flandern, das Urland Belgiens, zurückgefahren zu werden. Belgien lag zum zweiten Male auf der Straße, nach der triumphirenden Februarrevolution, als dem König Leopold vor Schrecken die Krone vom Kopfe gefallen war, und er die abgefallene Krone verschachern wollte den Demokraten für 800,000 Fr. Durch die Perfidie Lamartine's gelang es dem König Leopold, die Krone aus dem Straßendrecke wieder aufzuheben, noch ehe sie verschachert war, und die Demokraten zu verhaften. Die Demokraten, die er verhaftete, sind grade diejenigen, denen er Belgien verdankt. Ohne den General Mellinet, säßen die Holländer wieder in Brüssel. Statt dessen sitzt Mellinet im Gefängnisse, wegen der bekannten Geschichte von Risquons-Tout, wo Hody und Consorten ihr jesuitisches Meisterstück bewiesen, indem sie die belgischen und sogar die deutschen Demokraten darin zu verwickeln wußten. Nur aus dem Gefängnisse noch hören wir die Stimme Belgiens; und auch da noch ist es nur für Sachen, die das Gefängniß selbst betreffen. Von den uns theuern Tedesco, Baillu kein Wort. Dagegen schreibt der 84 jährige Greis Mellinet folgenden Brief an den "Precurfeur" von Antwerpen:

"Seit langer Zeit übermenschlichen Körpersleiden Preis gegeben, und fast nie aus meinem Bette kommend, habe ich erst ganz kürzlich Kenntniß erhalten von den Artikeln Ihres Journals, hinsichtlich der Explosion, die in dem Gefängnisse St. Andre Statt gefunden hat. Verschiedene Berichte sind darüber den Journalen zugegangen. Ich bin bei der Redaktion dieser Berichte um so weniger betheiligt gewesen, als ich zu wiederholten Malen dem Direktor und den Inspektoren, die mir nach der Explosion die Ehre erzeigten, mich zu besuchen, ausdrücklich erklärt habe, daß diese Explosion keineswegs von Pulver herrühre. Das Zimmer, welches ich im Gefängnisse einnehme, ist grade am geeignetsten, mich über den Thatbestand urtheilen zu lassen. Mein Bett steht an der Mauer, die an die Kapelle anstößt; die Grundfesten dieser Mauer sind sehr beschädigt; die Explosion selbst hat ihren Sitz unter der Kapelle, deren Gewölbe gänzlich zertrümmert ist." Mellinet.

Hody und Leopold sind schon hinlänglich in französischen Blättern verhöhnt worden; aber wehe ihnen, wenn die Franzosen die leiseste Bewegung machen. Da hilft ihnen kein Perrot, kein Redakteur der Independance und selbst kein Wolfers.

Beilage zu Nr. 183 der Neuen Rheinischen Zeitung.
Organ der Demokratie.
Sonntag 31. Dezember 1848.
[Deutschland]

[Fortsetzung] Könige, wie bei den höchsten Staatsbehörden für die in der octroyirten Verfassung ganz übergangenen Gewerbe-Angelegenheiten ein „gutes Wort“ einzulegen. Die Majorität der Deputation, aus Reactionärs (wie Ludewig, Möcke, Löschburg etc.) vom reinsten Wasser und 2 demokratischen Gesellen bestehend, wußte es hinter dem Rücken der beiden letztern so zu veranstalten, daß sie, statt einer Beschwerde, eine Dankadresse an den potsdamer König überreichten. Die beiden demokratischen Gesellen, Hüllebrandt und Steeg, protestirten aufs Entschiedenste gegen solch perfides Verfahren. Nach der Rückkehr der Deputation kam es darüber im hiesigen Comite zu stürmischen Auftritten, in Folge deren die beiden Gesellen ausschieden. (Wir haben uns längst gewundert, wie so tüchtige Charaktere gleich Steeg und Hüllebrandt neben einem moralischen Waschlappen wie z. B. Möcke ist, in Einem Comite sitzen können). Vorgestern fand nun eine Generalversammlung sämmtlicher Gesellen statt, welche sich allgemein dahin aussprach, daß die Gesellen Hüllebrandt und Steeg bei der bekannten Deputation in Berlin sich im Sinne und der Uebereinstimmung sämmtlicher Gesellenschaften Breslau's benommen haben, weshalb von den einzelnen Gesellenschaften besondere Plakate erlassen sind.

Um aber den Herren von „Gesetz und Ordnung“, vom braven „schlesisch-constitutionellen Central-Verein“ und dem ganzen übrigen Reactionsgelichter zu zeigen, daß die hiesigen Arbeiter immer noch einigen Verstand gerettet haben, wenn auch die Bourgeoisie den ihrigen längst verloren hat: traten heute Nachmittag die Gesellen des Tischlergewerks (Steeg ist Tischlergesell) zu einer Berathung zusammen und einigten sich schließlich über folgende „offene Erklärung“:

In unserer am 27. Dezember abgehaltenen Generalversammlung wurde der einstimmige Beschluß gefaßt:

I. Wir erklären, daß wir mit der Handlungsweise unseres Deputirten Steeg, der, statt eine untergeschobene Dankadresse für die octroyirte Verfassung an den König zu unterzeichnen, es vorzog, seine Mandatspflichten zu erfüllen, und demgemäß ehrenhaft von der bekannten Deputation zurückzutreten, vollkommen einverstanden sind, und ihm deshalb unsern Dank ausgesprochen haben.

II. Wir erklären, daß wir, nach der öffentlich geäußerten Erklärung unsres Deputirten etc. Leuschner: „er habe sich von der Deputation überrumpeln lassen, indem er wegen Kürze der Zeit nicht die vollständige Adresse habe lesen können, und dennoch unterschrieben habe, weil er nichts Böses oder Perfides geahnt habe, — ihm unser ferneres Vertrauen, folglich auch sein Mandat, so weit es uns betrifft, entzogen haben.

III. Wir erklären eben so einstimmig, daß wir das Plakat vom 23. d M., unterzeichnet: Weiß, Wunderlich und Leuschner, für ein Produkt der unverschämtesten Frechheit halten, seinen Verfassern, wie Unterzeichnern unser völliges Vertrauen entziehen, und sie für Verräther am Arbeiterstand halten, der nicht durch eine Aristokratie des Adels oder des Geldes, sondern nur durch ein treues Zusammenwirken aller ehrlichen Kräfte des Volkes gehoben und blühend gemacht werden kann. Wir verwahren uns daher in der That feierlichst

gegen alle falschen Propheten,

und werden jetzt, wie künftig, unser Heil nur in ehrlichen, der wahren Demokratie angehörigen Volksvertretern suchen, weshalb wir alle unsere ehrenwerthen Kameraden des Arbeiterstandes ersuchen, gerade in dieser Beziehung bei den bevorstehenden Wahlen aufmerksam zu sein, und nicht den Wölfen in Schaafskleidern ihr Ohr zu leihen.

Breslau, den 27. Dezember 1848.

Im Auftrage der Generalversammlung sämmtlicher Tischlergesellen:

Niesel. Holtzapffell. Schröder. Sauer. Plake.

Bei der Deputation nach Berlin, die sich so hinterlistiger Weise in eine Dank- und Vertrauens-Deputation an den König von Preußen umzugestalten wußte, befand sich auch der Gürtlergeselle Weiß. Seine Mitgesellen haben nun in hiesigen Blättern folgende „Erklärung“ veröffentlicht:

„Auf das Plakat vom 22. Dezember findet sich die Gürtler-Gesellschaft veranlaßt, dem Gürtlergesellen Weiß sein Mandat zu entziehen, da sie von einem Heuchler nicht mehr vertreten sein will.

Die Gürtler-Gesellschaft.“

Schildberg, 25. Dez.

Den 23. Dez. Mittags traf die 4. Kompagnie 6. Linien-Inf.-Regts. hier ein, und nach einer beruhigenden Belehrung des Magistrats wurden sie ruhig aufgenommen, in der Erwartung, daß sie sich artig benehmen würden — aber fehlgeschossen. 9 Uhr Abends gingen 4 Soldaten und versuchten gewaltsam sich in einem Gasthofe einzuquartiren, während ihre Zettel Nr. 25 und 71 lauteten; da ein Translateur des Landrathamts, der sie belehrte, verhöhnt wurde, verlangten sie Wurst, die nicht zu haben war, und schlugen, da nun ein Grund gefunden, alle Gläser, Töpfe etc. entzwei und malträtirten den 70 jährigen Wirth schauderhaft. Die herbeigeholte Wache wollte nicht einschreiten, da es ihre Kameraden seien, und die polnischen Hunde nicht allein geprügelt, nein, arm gemacht werden sollen; aber betheiligt hat sie sich. Der Geldschub wurde aufgemacht, Papiere durchsucht etc.

Es sind Leute derselben Compagnie, welche am 1. Dezbr. hier waren und ebenfalls im Prügeln, Verzehren ohne Bezahlung und nachheriger Demolirung große Gewandtheit haben.

Dem Hrn. Landrath wurde der Vorfall angezeigt, der durch den Magistrat ein Protokoll mit dem beschädigten Wirth aufnehmen ließ; weiter aber scheint er nichts gethan zu haben. So also ist der Schutz des Bürgers beschaffen, welcher mit seinen mühsam zusammengearbeiteten Groschen die Soldateska erhalten muß? Sind Soldaten hier, gibt's Excesse — sind keine hier, ist's mäuschenstill!

Der Wirth des Gasthofs ist der älteste Bürger der Stadt, der nicht allein 50 Russen, sondern auch 50 Baschkiren, vor 30 Jahren schon, als hier gar keine Behörde war, einquartirt hat, versichert aber, daß diese sich eines solchen Unwesens nicht schuldig gemacht, wie die preußischen Soldaten.

Eine separate Anzeige etc. ist bereits an das Staatsministerium abgesandt worden.

So eben wird zum Ausmarsch der preuß. Krieger geblasen. Gott sei Dank!

(A. Od.-Z.)
Posen, 23. Dezbr.

Der militärische Pranger in Posen war seit dem Jahre 1830 wohl der dekorirteste im preußischen Staate, aber die Bildnisse, (wenn man die Karrikaturen so nennen durfte) — und die Namen, welche er trug, waren hier nicht, wie anderwärts, Gegenstände der Verachtung, sondern der Theilnahme, und bei dem überwiegenden Theile der Bevölkerung selbst der Verehrung: es waren die Bildnisse und Namen der Märtyrer der polnischen Freiheit, welche im Jahre 1830 hier Alles verließen, um an dem Befreiungskampfe gegen Rußland Theil zu nehmen. Als nach den erfolgten kriegsrechtlichen Urtheilen die Bildnisse und Namen an den Pfahl geschlagen waren, ging kein polnischer Patriot vorüber, ohne denselben durch Entblößung des Hauptes seine Achtung und Verehrung zu bezeigen. All' dieses mag denn auch Veranlassung gewesen sein, daß der Prangerpfahl von seiner früheren Stelle vor der Friedrichsstraße in der Stadt nach dem inneren Hofe des Fort Winiary versetzt wurde, wo er den Blicken des Publikums entzogen war. Gestern, Mittags 12 Uhr, ist nun der letzte Name, Eduard Vetter, von dieser Säule abgenommen worden, und dieselbe wird nun wahrscheinlich umgestürzt werden. Eduard Vetter, dessen Vorfahren deutsche Eingewanderte waren, ist durch Erziehung und Gesinnung Pole, er diente im Jahre 1830 im 7ten Husarenregiment hier, desertirte nach Polen, um an dem Aufstande Theil zu nehmen, wurde in Folge dessen in contumaciam zum Tode verurtheilt, in effigie gehängt, sein damaliges und künftiges Vermögen confiscirt und er von den Seinigen verstoßen und enterbt. In Folge der Amnestie vom März kehrte er in diesem Jahre nach einer fast 18jährigen Verbannung in sein Vaterland zurück; es wurde jedoch ihm wegen Desertion von Neuem der Prozeß gemacht, und er durch kriegsrechtliches Erkenntniß abermals zu neun Monaten Festungsstrafe verurtheilt, doch von dem Könige begnadigt und die Confiscation des künftigen Vermögens (was er sich noch erwerben soll) aufgehoben, — nur was bereits confiscirt ist, bleibt confiscirt.

Die Amnestie vom 20. März sicherte dem ganzen Volke, also nicht etwa blos dem Berliner, das Vergessen und Vergeben des Königs für politische und Preßvergehen zu. Zu diesen Vergehen gehörten auch Majestätsbeleidigungen, und zum ganzen Volke auch die Bewohner des Großherzogthums ohne Unterschied der Nationalität: dennoch aber sind hier die Untersuchungen wegen im Jahre 1846 vorgekommener Vergehen der Art nicht aufgehoben, sondern fortgeführt worden. Als wir vor Kurzem in den öffentlichen Blättern den Steckbrief lasen, durch welchen das Land- und Stadtgericht zu Wongrowiec einen Herrn von Wlazkowski in Folge einer im Jahre 1846 gegen ihn eingeleiteten Untersuchung wegen Majestätsbeleidigung verfolgte, wollten wir unseren Augen kaum trauen. Es waren seitdem zwei Amnestien gegeben, und das betreffende Gericht schien keine beachten zu wollen oder von keiner etwas zu wissen. Jetzt hören wir nun, daß dieser Herr Wlazkowski auf Grund jenes Steckbriefes wirklich durch die hiesige Polizei verhaftet und wie ein gemeiner Verbrecher zu Fuß nach Wongrowiec transportirt worden ist!!!

(A. Od.-Z.)
Stargard im Delbr.

Die reactionäre Partei, welche von den bevorstehenden Wahlen kein günstiges Resultat erwartet, hat von Stettin unter dem 21. d. folgendes Schreiben in die Provinz gesandt:

„Die in den nächsten Wochen bevorstehenden Wahlen werden entscheiden, ob sich unser Vaterland vom dem Elend der vergangenen Monate erheben, ob es sich der Segnungen einer constitutionellen Monarchie unter dem angestammten Königshause, der Herrschaft des Rechts und des Gesetzes erfreuen soll, oder ob die Blüthe des Landes zerstört, die königliche Macht gebrochen, das Eigenthum stets neuer Gefährdung ausgesetzt werden wird, ob die Anarchie verewigt und der Welt von Neuem das schmachvolle und unwürdige Schauspiel einer Volksvertretung vorgeführt werden soll, wie sie zu unserm Unheile und unserer Schande in den letztvergangenen Monaten getagt hat. Alle, die das Vaterland, die den König lieben, deren Herz noch für Ehre und Treue schlägt, müssen sich fest und kräftig zu den angestrengtesten Bemühungen vereinigen, um nur Männer ihrer Gesinnung in die Kammern zu bringen, um den außerordentlichen Anstrengungen Widerstand zu leisten, welche die Umsturzpartei aufbietet, um ihre Candidaten zu Abgeordneten aufzudrängen. Die Unterzeichneten hegen die Ueberzeugung, daß die Bemühungen, zu denen sie sich vereinigt haben, um ein solches Unheil abzuwenden, nur von Erfolg sein können, wenn sie sich mit Männern in Verbindung setzen, die gleiche Einsicht hegend, Vertrauen und Einfluß in ihrem Kreise besitzen und entschlossen sind, mit Rath und That uns in unserer Bemühung für das Heil des Vaterlandes zu unterstützen.

Da wir C. ‥‥ als einen Mann kennen, in dem sich die Eigenschaften vereinigen, deren es bedarf, und da wir gemeinsam handeln müssen, wenn wir unseren Zweck erreichen wollen, so laden wir Sie hiermit ein, sich einzufinden und an unserer Berathung über die Mittel, wie zu unserem Zwecke zu gelangen, Theil zu nehmen. Es wird uns sehr erfreulich sein, wenn Sie uns gleichgesinnte, zuverlässige Freunde mitbringen. Ihrer gefälligen schriftlichen Erklärung über diese Einladung, die wir nicht in die Oeffentlichkeit gebracht zu sehen wünschen, sehen wir ergebenst entgegen.“

(Ostf.-Z.)
15 Frankfurt, 28. Dezbr.

Gott sei Dank, die letzte Sitzung in diesem Jahre!

Es ist natürlich ziemlich leer bei Eröffnung der Sitzung, und wird auch nicht voller, es ist 1/4 10 Uhr, man verliest das Protokoll.

Ostermünchner, Ungerbühler, Potpeschnigg und von Wartensleben treten aus. —

Flottenbeiträge. —

Der Herr, wollte sagen Reichskriegsminister Peucker, ist so gütig, in die höchst trockene Einleitung zur heutigen Sitzung einige belebende Punkte bringen zu wollen, und beantwortet die bezüglich der Einquartirungslast in Rudolstadt und Sigmaringen von den Abgeordneten Hönniger und Wirth jüngst gestellten Interpellationen. In beiden Ländchen haben die anarchischen Zustände, (in Sigmaringen mußte sogar der Landesfürst exkneifen) das Einschreiten der Reichsgewalt nöthig gemacht; diese Reichsgewalt hat beide Ländchen mit herrlichen Reichstruppen überschwemmt, welche bald Ruhe und Ordnung wieder hergestellt haben; die Bürgerwehr Rudolstadt's wird reorganisirt, man hat darauf bei Dislocirung der Truppen — verzeihen Sie, Reichstruppen — gehörige Rücksicht genommen und Rudolstadt hat nur noch 3 Kompagnien. (Heiterkeit.) Auch in Siegmaringen ist die beglückende Reichsmacht schon bis zu 2 Kompagnien herabgeschmolzen. Für Entschädigung dieser Truppenverpflegung ist bestens gesorgt. Der Reichskriegsminister bemerkte dabei, daß in Siegmaringen die Landestruppen außer Stand und Band, d. h. in volliger Auflösung vorgefunden worden sind, es ist ein militärischer Reichskommissär (was giebt es doch nicht Alles für Kommissäre!) hingesandt worden. Die Kontingente von 1846 und 47 hat Sigmaringen (welcher Frevel am Bunde!) nicht einmal eingerufen und Sigmaringen hat überhaupt seine Bundespflichten schlecht erfüllt. (Warte Sigmaringen!)

Hönniger und Wirth, welch letzterer behauptet, daß in Sigmaringen niemals Anarchie geherrscht habe, behalten sich ihre Anträge vor.

Man geht zur Tagesordnung, die nach dem Antrage des greifswalder Professors eine unschuldige ist.

1. Berathung über zwei Berichte, verschiedene Petitionen betreffend.

Der Ausschuß beantragt in dem einen Tagesordnung, in dem andern, diese Adressen und das Zeug ohne Weiteres ad acta zu legen.

Hätte man doch Alles ad acta gelegt, nur den Verstand nicht.

Anträge auf Tagesordnung angenommen.

2. Berathung uber einen volkswirthschaftlichen Bericht, Petitionen das Eisenbahnwesen betreffend.

Der Ausschuß beantragt Petitionen und Anträge, welche Beschränkung des Eisenbahnbetriebes zu Gunsten der Frachtfuhrleute wollen, durch Uebergang zur Tagesordnung zu würdigen, die Anträge aber, den Einfluß der Reichsgewalt auf das Eisenbahnwesen betreffend, wie die Konzession neuer Eisenbahnlinien zur Erwägung resp. Berücksichtigung der Centralgewalt zu überweisen.

Angenommen.

3. Mehrere Berichte von Stavenhagen, Teichert und Schleußing, die Wehrangelegenheiten betreffend; unter den Ausschußanträgen ist der von Teichert

vorbehaltlich des bei Berathung des allgemeinen deutschen Wehrgesetzes zu fassenden Beschlusses über diese Petition zur Tagesordnung überzugehen.

Nach dem Vorschlage des Präsidenten Simson wird dieser Antrag für alle in dieser Frage vorliegenden Berichte angenommen.

4. Berathung eines Berichtes, die Präsidentenwahlen betreffend.

Um Zeit zu sparen, beantragte Pinckert bei der Wahl der Präsidenten, wie bei den Ergänzungswahlen mit Stimmzetteln zu verfahren und das Resultat später zu verkunden.

Wiewohl der Ausschuß theilweise auf dies Verfahren eingegangen ist, bringt man doch den Antrag auf Tagesordnung, welcher natürlich angenommen wird.

Endlich kommt

5. Berathung über eine Petition des Pfarrers Schellenberg zu Cleeberg, die Seelenkäuferei anlangend.

Der Ausschuß beantragt Ueberweisung an das Haupt-Seelenankäufer-Reichsministerium welcher Antrag angenommen wird.

[unleserliches Material]eitzahn fragt, wann endlich der volkswirthschaftliche Ausschuß die Vorlage einer Gewerbeordnung machen werde?

Man antwortet Seitens des Ausschusses, auf die Wichtigkeit der Frage hindeutend, daß so etwas Zeit haben muß. Eile mit Weile!

Die nächste Sitzung ist den 3. Januar.

Die Tagesordnung enthält wieder sehr unschuldige Dinge.

Schluß 11 Uhr.

Man geht weitere Feiertage zu machen.

Polen.
* Krakau, 24. Dezbr.

Es verdient der Einregistrirung in die Akten der Zeit, daß hier eine größtentheils katholische Bewohnerschaft den Rabbiner der hiesigen jüdischen Gemeinde zum Reichstagsabgeordneten erwählt hat. Die „Gazeta Krakowska“ drückt sich darüber, wie folgt, aus:

„Wir übergeben hiermit den Lesern die Worte unseres verehrten Mitbürgers, des Rabbinen Meisels, des zum Reichstage in Kremsier erwählten Deputirten. Der bekannte edle und energische Charakter dieses unseres Mitbürgers, so wie sein eifriges Verlangen, dem Heile des Vaterlandes zu dienen, wovon er schon vielfache Beweise geliefert, geben uns die Bürgschaft, daß unsere Wahl von dem besten Erfolg gekrönt sein wird.“ Es folgt nun die Ansprache des etc. Meisels an die Bürger, welche folgendermaßen schließt: „Der heutige Tag wird für mich ein ewig theures Angedenken behalten, da ich vor Euch stand, der Sohn eines noch vor Kurzem verstoßenen Geschlechtes, als Bewerber um die höchste Würde, welche einem freien Bürger in einem freien(!) Staate(!!) zu Theil werden kann.“

Italien.
* Rom, 19. Dezember.

Das Ministerium hat zwar seine Demission gegeben, um einem Wohlfahrtsausschusse Platz zu machen. Aber dasselbe führt noch bis zu dem Augenblicke die Staatsgeschäfte fort, wo dieser Ausschuß und die Constituante zusammentreten wird. Um ähnliche Volksprozessionen wie die gestrige zu vermeiden, ließ das Ministerium folgende Proklamation anschlagen:

„Römer! Das Ministerium hat der Volksdeputation erklärt, die gestern Abend bei ihm erschien, daß es der Exekutivgewalt eines Staates nicht zustehe, über die großen Staatsfragen zu entscheiden, welche in das Bereich der beiden gesetzgebenden Kammern gehören. Das Ministerium bringt hiermit dem römischen Volk, das sich bisher durch seine Haltung so ernst und würdig benahm, in Erinnerung, daß es seine Anliegen und Wünsche schriftlich an die Kammern zu richten habe. Diese Eingaben müssen von den Bürgern unterschrieben und dann nicht in Massen, sondern durch Abgeordnete den Kammern überreicht werden. Jeder andere Weg ruft Ruhestörungen hervor und erhebt Bedenken gegen das Vorhandensein wirklicher Diskussionsfreiheit in den Kammern. Das Ministerium empfiehlt der Bürgerwehr die Erhaltung der öffentlichen Ordnung.

Gegeben in der Residenz, den 18. Dez. 1848.

Der Ministerrath:

C. C. Muzzarelli. Mamiani. Galletti. Campello. Sterbini.

Rom, 20. Dez.

Heute saß die Deputirtenkammer nicht. In den Klubs wurde angezeigt, daß indessen heute Alles entschieden werden solle. (Conciliatore).

* Genua, 23. Dezbr.

Buffa hat abermals eine Proklamation erlassen, worin er den Genuesern anzeigt, daß die Nationalgarde nur das Fort le Sperone zu besetzen wünsche und ihr Hauptquartier in demselben aufschlagen werde. Es werden folglich so viel Truppen zu Genua bleiben, als zur Besetzung der andern Forts und der verschiedenen Wachtposten in der Stadt erforderlich sind. Von den übrigen Truppen wird ein Theil nach Sarzona gehen, und Tag für Tag soll ein Bataillon abmarschiren. Buffa bittet die Bürger und namentlich die Nationalgarde, den an die Grenze, in die Nähe des Feindes, ziehenden Soldaten ein freundschaftliches Lebewohl zu gönnen.

* Pavia, 21. Dezbr.

Als hier vor wenigen Tagen die Nachricht sich verbreitete, die Thronbesteigung des neuen Kaisers solle durch ein Tedeum gefeiert werden, las man plötzlich auf allen Mauern die Worte: Fluch dem neuen Tyrannen! Ein De Profundis, kein Tedeum wollen wir singen! — Während der Ceremonie begab sich ein großer Theil der hiesigen Einwohner, statt in die Kirche, auf den Begräbnißplatz.

Belgien.
* Brüssel, 29. Dezember.

Zweimal lag Belgien auf der Straße; jetzt sitzt es im Gefängnisse. Belgien lag auf der Straße, das erste Mal, als das fländrische Elend Ueberhand genommen, und der Hunger die Flamänder in die Residenzstadt Brüssel getrieben hatte, wo der skrosulöse Auswurf des früher so blühenden Flanderns in sogenannte Chauffoirs d. h. erwärmte Ställe zusammen getrieben wurde, um mit einem Mal auf der Eisenbahn in das durch den Hunger entvölkerte Flandern, das Urland Belgiens, zurückgefahren zu werden. Belgien lag zum zweiten Male auf der Straße, nach der triumphirenden Februarrevolution, als dem König Leopold vor Schrecken die Krone vom Kopfe gefallen war, und er die abgefallene Krone verschachern wollte den Demokraten für 800,000 Fr. Durch die Perfidie Lamartine's gelang es dem König Leopold, die Krone aus dem Straßendrecke wieder aufzuheben, noch ehe sie verschachert war, und die Demokraten zu verhaften. Die Demokraten, die er verhaftete, sind grade diejenigen, denen er Belgien verdankt. Ohne den General Mellinet, säßen die Holländer wieder in Brüssel. Statt dessen sitzt Mellinet im Gefängnisse, wegen der bekannten Geschichte von Risquons-Tout, wo Hody und Consorten ihr jesuitisches Meisterstück bewiesen, indem sie die belgischen und sogar die deutschen Demokraten darin zu verwickeln wußten. Nur aus dem Gefängnisse noch hören wir die Stimme Belgiens; und auch da noch ist es nur für Sachen, die das Gefängniß selbst betreffen. Von den uns theuern Tedesco, Baillu kein Wort. Dagegen schreibt der 84 jährige Greis Mellinet folgenden Brief an den „Precurfeur“ von Antwerpen:

„Seit langer Zeit übermenschlichen Körpersleiden Preis gegeben, und fast nie aus meinem Bette kommend, habe ich erst ganz kürzlich Kenntniß erhalten von den Artikeln Ihres Journals, hinsichtlich der Explosion, die in dem Gefängnisse St. André Statt gefunden hat. Verschiedene Berichte sind darüber den Journalen zugegangen. Ich bin bei der Redaktion dieser Berichte um so weniger betheiligt gewesen, als ich zu wiederholten Malen dem Direktor und den Inspektoren, die mir nach der Explosion die Ehre erzeigten, mich zu besuchen, ausdrücklich erklärt habe, daß diese Explosion keineswegs von Pulver herrühre. Das Zimmer, welches ich im Gefängnisse einnehme, ist grade am geeignetsten, mich über den Thatbestand urtheilen zu lassen. Mein Bett steht an der Mauer, die an die Kapelle anstößt; die Grundfesten dieser Mauer sind sehr beschädigt; die Explosion selbst hat ihren Sitz unter der Kapelle, deren Gewölbe gänzlich zertrümmert ist.“ Mellinet.

Hody und Leopold sind schon hinlänglich in französischen Blättern verhöhnt worden; aber wehe ihnen, wenn die Franzosen die leiseste Bewegung machen. Da hilft ihnen kein Perrot, kein Redakteur der Independance und selbst kein Wolfers.

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        <titlePart type="main">Beilage zu Nr. 183 der Neuen Rheinischen Zeitung.</titlePart>
        <titlePart type="sub">Organ der Demokratie.</titlePart>
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          <docDate>Sonntag 31. Dezember 1848.</docDate>
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        <head>[Deutschland]</head>
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          <p><ref type="link_fsg">[Fortsetzung]</ref> Könige, wie bei den höchsten Staatsbehörden für die in der octroyirten Verfassung ganz übergangenen Gewerbe-Angelegenheiten ein &#x201E;gutes Wort&#x201C; einzulegen. Die Majorität der Deputation, aus Reactionärs (wie Ludewig, Möcke, Löschburg etc.) vom reinsten Wasser und 2 demokratischen Gesellen bestehend, wußte es hinter dem Rücken der beiden letztern so zu veranstalten, daß sie, statt einer Beschwerde, eine Dankadresse an den potsdamer König überreichten. Die beiden demokratischen Gesellen, Hüllebrandt und Steeg, protestirten aufs Entschiedenste gegen solch perfides Verfahren. Nach der Rückkehr der Deputation kam es darüber im hiesigen Comite zu stürmischen Auftritten, in Folge deren die beiden Gesellen ausschieden. (Wir haben uns längst gewundert, wie so tüchtige Charaktere gleich Steeg und Hüllebrandt neben einem moralischen Waschlappen wie z. B. Möcke ist, in Einem Comite sitzen können). Vorgestern fand nun eine Generalversammlung sämmtlicher Gesellen statt, welche sich <hi rendition="#g">allgemein</hi> dahin aussprach, daß die Gesellen Hüllebrandt und Steeg bei der <hi rendition="#g">bekannten</hi> Deputation in Berlin sich im Sinne und der Uebereinstimmung sämmtlicher Gesellenschaften Breslau's benommen haben, weshalb von den einzelnen Gesellenschaften besondere Plakate erlassen sind.</p>
          <p>Um aber den Herren von &#x201E;Gesetz und Ordnung&#x201C;, vom braven &#x201E;schlesisch-constitutionellen Central-Verein&#x201C; und dem ganzen übrigen Reactionsgelichter zu zeigen, daß die hiesigen Arbeiter immer noch einigen Verstand gerettet haben, wenn auch die Bourgeoisie den ihrigen längst verloren hat: traten heute Nachmittag die Gesellen des <hi rendition="#g">Tischlergewerks</hi> (Steeg ist Tischlergesell) zu einer Berathung zusammen und einigten sich schließlich über folgende &#x201E;offene Erklärung&#x201C;:</p>
          <p>In unserer am 27. Dezember abgehaltenen Generalversammlung wurde der einstimmige Beschluß gefaßt:</p>
          <p>I. Wir erklären, daß wir mit der Handlungsweise unseres Deputirten Steeg, der, statt eine untergeschobene Dankadresse für die octroyirte Verfassung an den König zu unterzeichnen, es vorzog, seine Mandatspflichten zu erfüllen, und demgemäß ehrenhaft von der bekannten Deputation zurückzutreten, vollkommen einverstanden sind, und ihm deshalb unsern Dank ausgesprochen haben.</p>
          <p>II. Wir erklären, daß wir, nach der öffentlich geäußerten Erklärung unsres Deputirten etc. Leuschner: &#x201E;er habe sich von der Deputation überrumpeln lassen, indem er wegen Kürze der Zeit nicht die vollständige Adresse habe lesen können, und dennoch unterschrieben habe, weil er nichts Böses oder Perfides geahnt habe, &#x2014; ihm unser ferneres Vertrauen, folglich auch sein Mandat, so weit es uns betrifft, entzogen haben.</p>
          <p>III. Wir erklären eben so einstimmig, daß wir das Plakat vom 23. d M., unterzeichnet: Weiß, Wunderlich und Leuschner, für ein Produkt der unverschämtesten Frechheit halten, seinen Verfassern, wie Unterzeichnern unser völliges Vertrauen entziehen, und sie für Verräther am Arbeiterstand halten, der nicht durch eine Aristokratie des Adels oder des Geldes, sondern nur durch ein treues Zusammenwirken aller ehrlichen Kräfte des Volkes gehoben und blühend gemacht werden kann. Wir verwahren uns daher in der That feierlichst</p>
          <p> <hi rendition="#g">gegen alle falschen Propheten,</hi> </p>
          <p>und werden jetzt, wie künftig, unser Heil nur in ehrlichen, der wahren Demokratie angehörigen Volksvertretern suchen, weshalb wir alle unsere ehrenwerthen Kameraden des Arbeiterstandes ersuchen, gerade in dieser Beziehung bei den bevorstehenden Wahlen aufmerksam zu sein, und nicht den Wölfen in Schaafskleidern ihr Ohr zu leihen.</p>
          <p>Breslau, den 27. Dezember 1848.</p>
          <p>Im Auftrage der Generalversammlung sämmtlicher Tischlergesellen:</p>
          <p><hi rendition="#g">Niesel. Holtzapffell. Schröder. Sauer. Plake</hi>.</p>
          <p>Bei der Deputation nach Berlin, die sich so hinterlistiger Weise in eine Dank- und Vertrauens-Deputation an den König von Preußen umzugestalten wußte, befand sich auch der Gürtlergeselle <hi rendition="#g">Weiß</hi>. Seine Mitgesellen haben nun in hiesigen Blättern folgende &#x201E;Erklärung&#x201C; veröffentlicht:</p>
          <p>&#x201E;Auf das Plakat vom 22. Dezember findet sich die Gürtler-Gesellschaft veranlaßt, dem Gürtlergesellen <hi rendition="#g">Weiß</hi> sein Mandat zu entziehen, da sie von einem <hi rendition="#g">Heuchler</hi> nicht mehr vertreten sein will.</p>
          <p><hi rendition="#g">Die Gürtler-Gesellschaft</hi>.&#x201C;</p>
        </div>
        <div xml:id="ar183b_002" type="jArticle">
          <head>Schildberg, 25. Dez.</head>
          <p>Den 23. Dez. Mittags traf die 4. Kompagnie 6. Linien-Inf.-Regts. hier ein, und nach einer beruhigenden Belehrung des Magistrats wurden sie ruhig aufgenommen, in der Erwartung, daß sie sich artig benehmen würden &#x2014; aber fehlgeschossen. 9 Uhr Abends gingen 4 Soldaten und versuchten gewaltsam sich in einem Gasthofe einzuquartiren, während ihre Zettel Nr. 25 und 71 lauteten; da ein Translateur des Landrathamts, der sie belehrte, verhöhnt wurde, verlangten sie Wurst, die nicht zu haben war, und schlugen, da nun ein Grund gefunden, alle Gläser, Töpfe etc. entzwei und malträtirten den 70 jährigen Wirth schauderhaft. <hi rendition="#g">Die herbeigeholte Wache wollte nicht einschreiten, da es ihre Kameraden seien, und die polnischen Hunde nicht allein geprügelt, nein, arm gemacht werden sollen; aber betheiligt hat sie sich. Der Geldschub wurde aufgemacht, Papiere durchsucht</hi> etc.</p>
          <p>Es sind Leute derselben Compagnie, welche am 1. Dezbr. hier waren und ebenfalls im Prügeln, Verzehren ohne Bezahlung und nachheriger Demolirung große Gewandtheit haben.</p>
          <p>Dem Hrn. Landrath wurde der Vorfall angezeigt, der durch den Magistrat ein Protokoll mit dem beschädigten Wirth aufnehmen ließ; weiter aber scheint er nichts gethan zu haben. So also ist der Schutz des Bürgers beschaffen, welcher mit seinen mühsam zusammengearbeiteten Groschen die Soldateska erhalten muß? Sind Soldaten hier, gibt's Excesse &#x2014; sind keine hier, ist's mäuschenstill!</p>
          <p>Der Wirth des Gasthofs ist der älteste Bürger der Stadt, der nicht allein 50 Russen, sondern auch 50 Baschkiren, vor 30 Jahren schon, als hier gar keine Behörde war, einquartirt hat, versichert aber, daß diese sich eines solchen Unwesens nicht schuldig gemacht, wie die <hi rendition="#g">preußischen</hi> Soldaten.</p>
          <p>Eine separate Anzeige etc. ist bereits an das Staatsministerium abgesandt worden.</p>
          <p>So eben wird zum Ausmarsch der preuß. Krieger geblasen. Gott sei Dank!</p>
          <bibl>(A. Od.-Z.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar183b_003" type="jArticle">
          <head>Posen, 23. Dezbr.</head>
          <p>Der militärische Pranger in Posen war seit dem Jahre 1830 wohl der dekorirteste im preußischen Staate, aber die Bildnisse, (wenn man die Karrikaturen so nennen durfte) &#x2014; und die Namen, welche er trug, waren hier nicht, wie anderwärts, Gegenstände der Verachtung, sondern der Theilnahme, und bei dem überwiegenden Theile der Bevölkerung selbst der <hi rendition="#g">Verehrung:</hi> es waren die Bildnisse und Namen der Märtyrer der polnischen Freiheit, welche im Jahre 1830 hier Alles verließen, um an dem Befreiungskampfe gegen Rußland Theil zu nehmen. Als nach den erfolgten kriegsrechtlichen Urtheilen die Bildnisse und Namen an den Pfahl geschlagen waren, ging kein polnischer Patriot vorüber, ohne denselben durch Entblößung des Hauptes seine Achtung und Verehrung zu bezeigen. All' dieses mag denn auch Veranlassung gewesen sein, daß der Prangerpfahl von seiner früheren Stelle vor der Friedrichsstraße in der Stadt nach dem inneren Hofe des Fort Winiary versetzt wurde, wo er den Blicken des Publikums entzogen war. Gestern, Mittags 12 Uhr, ist nun der <hi rendition="#g">letzte</hi> Name, Eduard Vetter, von dieser Säule abgenommen worden, und dieselbe wird nun wahrscheinlich umgestürzt werden. Eduard Vetter, dessen Vorfahren deutsche Eingewanderte waren, ist durch Erziehung und Gesinnung Pole, er diente im Jahre 1830 im 7ten Husarenregiment hier, desertirte nach Polen, um an dem Aufstande Theil zu nehmen, wurde in Folge dessen in contumaciam zum Tode verurtheilt, in effigie gehängt, sein damaliges und künftiges Vermögen confiscirt und er von den Seinigen verstoßen und enterbt. In Folge der Amnestie vom März kehrte er in diesem Jahre nach einer fast 18jährigen Verbannung in sein Vaterland zurück; es wurde jedoch ihm wegen Desertion von Neuem der Prozeß gemacht, und er durch kriegsrechtliches Erkenntniß abermals zu neun Monaten Festungsstrafe verurtheilt, doch von dem Könige begnadigt und die Confiscation des <hi rendition="#g">künftigen</hi> Vermögens (was er sich noch erwerben soll) aufgehoben, &#x2014; nur was bereits <hi rendition="#g">confiscirt ist, bleibt confiscirt</hi>.</p>
          <p>Die Amnestie vom 20. März sicherte dem <hi rendition="#g">ganzen Volke</hi>, also nicht etwa blos dem Berliner, das Vergessen und Vergeben des Königs für politische und Preßvergehen zu. Zu diesen Vergehen gehörten auch Majestätsbeleidigungen, und zum <hi rendition="#g">ganzen</hi> Volke auch die Bewohner des Großherzogthums ohne Unterschied der Nationalität: dennoch aber sind hier die Untersuchungen wegen im Jahre 1846 vorgekommener Vergehen der Art nicht aufgehoben, sondern fortgeführt worden. Als wir vor Kurzem in den öffentlichen Blättern den Steckbrief lasen, durch welchen das Land- und Stadtgericht zu Wongrowiec einen Herrn von Wlazkowski in Folge einer im Jahre 1846 gegen ihn eingeleiteten Untersuchung wegen Majestätsbeleidigung verfolgte, wollten wir unseren Augen kaum trauen. Es waren seitdem <hi rendition="#g">zwei</hi> Amnestien gegeben, und das betreffende Gericht schien keine beachten zu wollen oder von keiner etwas zu wissen. Jetzt hören wir nun, daß dieser Herr Wlazkowski auf Grund jenes Steckbriefes wirklich durch die hiesige Polizei verhaftet und wie ein gemeiner Verbrecher zu Fuß nach Wongrowiec transportirt worden ist!!!</p>
          <bibl>(A. Od.-Z.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar183b_004" type="jArticle">
          <head>Stargard im Delbr.</head>
          <p>Die reactionäre Partei, welche von den bevorstehenden Wahlen kein günstiges Resultat erwartet, hat von Stettin unter dem 21. d. folgendes Schreiben in die Provinz gesandt:</p>
          <p>&#x201E;Die in den nächsten Wochen bevorstehenden Wahlen werden entscheiden, ob sich unser Vaterland vom dem Elend der vergangenen Monate erheben, ob es sich der Segnungen einer constitutionellen Monarchie unter dem angestammten Königshause, der Herrschaft des Rechts und des Gesetzes erfreuen soll, oder ob die Blüthe des Landes zerstört, die königliche Macht gebrochen, das Eigenthum stets neuer Gefährdung ausgesetzt werden wird, ob die Anarchie verewigt und der Welt von Neuem das schmachvolle und unwürdige Schauspiel einer Volksvertretung vorgeführt werden soll, wie sie zu unserm Unheile und unserer Schande in den letztvergangenen Monaten getagt hat. Alle, die das Vaterland, die den König lieben, deren Herz noch für Ehre und Treue schlägt, müssen sich fest und kräftig zu den angestrengtesten Bemühungen vereinigen, um nur Männer ihrer Gesinnung in die Kammern zu bringen, um den außerordentlichen Anstrengungen Widerstand zu leisten, welche die Umsturzpartei aufbietet, um ihre Candidaten zu Abgeordneten aufzudrängen. Die Unterzeichneten hegen die Ueberzeugung, daß die Bemühungen, zu denen sie sich vereinigt haben, um ein solches Unheil abzuwenden, nur von Erfolg sein können, wenn sie sich mit Männern in Verbindung setzen, die gleiche Einsicht hegend, Vertrauen und Einfluß in ihrem Kreise besitzen und entschlossen sind, mit Rath und That uns in unserer Bemühung für das Heil des Vaterlandes zu unterstützen.</p>
          <p>Da wir C. &#x2025;&#x2025; als einen Mann kennen, in dem sich die Eigenschaften vereinigen, deren es bedarf, und da wir gemeinsam handeln müssen, wenn wir unseren Zweck erreichen wollen, so laden wir Sie hiermit ein, sich einzufinden und an unserer Berathung über die Mittel, wie zu unserem Zwecke zu gelangen, Theil zu nehmen. Es wird uns sehr erfreulich sein, wenn Sie uns gleichgesinnte, zuverlässige Freunde mitbringen. Ihrer gefälligen schriftlichen Erklärung über diese Einladung, die wir <hi rendition="#g">nicht</hi> in die Oeffentlichkeit gebracht zu sehen wünschen, sehen wir ergebenst entgegen.&#x201C;</p>
          <bibl>(Ostf.-Z.)</bibl>
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        <div xml:id="ar183b_005" type="jArticle">
          <head><bibl><author>15</author></bibl> Frankfurt, 28. Dezbr.</head>
          <p>Gott sei Dank, die letzte Sitzung in diesem Jahre!</p>
          <p>Es ist natürlich ziemlich leer bei Eröffnung der Sitzung, und wird auch nicht voller, es ist 1/4 10 Uhr, man verliest das Protokoll.</p>
          <p>Ostermünchner, Ungerbühler, Potpeschnigg und von Wartensleben treten aus. &#x2014;</p>
          <p>Flottenbeiträge. &#x2014;</p>
          <p>Der Herr, wollte sagen Reichskriegsminister Peucker, ist so gütig, in die höchst trockene Einleitung zur heutigen Sitzung einige belebende Punkte bringen zu wollen, und beantwortet die bezüglich der Einquartirungslast in Rudolstadt und Sigmaringen von den Abgeordneten Hönniger und Wirth jüngst gestellten Interpellationen. In beiden Ländchen haben die anarchischen Zustände, (in Sigmaringen mußte sogar der Landesfürst exkneifen) das Einschreiten der Reichsgewalt nöthig gemacht; diese Reichsgewalt hat beide Ländchen mit herrlichen Reichstruppen überschwemmt, welche bald Ruhe und Ordnung wieder hergestellt haben; die Bürgerwehr Rudolstadt's wird reorganisirt, man hat darauf bei Dislocirung der Truppen &#x2014; verzeihen Sie, Reichstruppen &#x2014; gehörige Rücksicht genommen und Rudolstadt hat nur noch 3 Kompagnien. (Heiterkeit.) Auch in Siegmaringen ist die beglückende Reichsmacht schon bis zu 2 Kompagnien herabgeschmolzen. Für Entschädigung dieser Truppenverpflegung ist bestens gesorgt. Der Reichskriegsminister bemerkte dabei, daß in Siegmaringen die Landestruppen außer Stand und Band, d. h. in volliger Auflösung vorgefunden worden sind, es ist ein militärischer Reichskommissär (was giebt es doch nicht Alles für Kommissäre!) hingesandt worden. Die Kontingente von 1846 und 47 hat Sigmaringen (welcher Frevel am Bunde!) nicht einmal eingerufen und Sigmaringen hat überhaupt seine Bundespflichten schlecht erfüllt. (Warte Sigmaringen!)</p>
          <p><hi rendition="#g">Hönniger</hi> und <hi rendition="#g">Wirth,</hi> welch letzterer behauptet, daß in Sigmaringen niemals Anarchie geherrscht habe, behalten sich ihre Anträge vor.</p>
          <p>Man geht zur Tagesordnung, die nach dem Antrage des greifswalder Professors eine unschuldige ist.</p>
          <p>1. Berathung über zwei Berichte, verschiedene Petitionen betreffend.</p>
          <p>Der Ausschuß beantragt in dem einen Tagesordnung, in dem andern, diese Adressen und das Zeug ohne Weiteres ad acta zu legen.</p>
          <p>Hätte man doch Alles ad acta gelegt, nur den Verstand nicht.</p>
          <p>Anträge auf Tagesordnung angenommen.</p>
          <p>2. Berathung uber einen volkswirthschaftlichen Bericht, Petitionen das Eisenbahnwesen betreffend.</p>
          <p>Der Ausschuß beantragt Petitionen und Anträge, welche Beschränkung des Eisenbahnbetriebes zu Gunsten der Frachtfuhrleute wollen, durch Uebergang zur Tagesordnung zu würdigen, die Anträge aber, den Einfluß der Reichsgewalt auf das Eisenbahnwesen betreffend, wie die Konzession neuer Eisenbahnlinien zur Erwägung resp. Berücksichtigung der Centralgewalt zu überweisen.</p>
          <p>Angenommen.</p>
          <p>3. Mehrere Berichte von Stavenhagen, Teichert und Schleußing, die Wehrangelegenheiten betreffend; unter den Ausschußanträgen ist der von Teichert</p>
          <p rendition="#et">vorbehaltlich des bei Berathung des allgemeinen deutschen Wehrgesetzes zu fassenden Beschlusses über diese Petition zur Tagesordnung überzugehen.</p>
          <p>Nach dem Vorschlage des Präsidenten Simson wird dieser Antrag für alle in dieser Frage vorliegenden Berichte angenommen.</p>
          <p>4. Berathung eines Berichtes, die Präsidentenwahlen betreffend.</p>
          <p>Um Zeit zu sparen, beantragte Pinckert bei der Wahl der Präsidenten, wie bei den Ergänzungswahlen mit Stimmzetteln zu verfahren und das Resultat später zu verkunden.</p>
          <p>Wiewohl der Ausschuß theilweise auf dies Verfahren eingegangen ist, bringt man doch den Antrag auf Tagesordnung, welcher natürlich angenommen wird.</p>
          <p>Endlich kommt</p>
          <p>5. Berathung über eine Petition des Pfarrers Schellenberg zu Cleeberg, die Seelenkäuferei anlangend.</p>
          <p>Der Ausschuß beantragt Ueberweisung an das Haupt-Seelenankäufer-Reichsministerium welcher Antrag angenommen wird.</p>
          <p><hi rendition="#g"><gap reason="illegible"/>eitzahn</hi> fragt, wann endlich der volkswirthschaftliche Ausschuß die Vorlage einer Gewerbeordnung machen werde?</p>
          <p>Man antwortet Seitens des Ausschusses, auf die Wichtigkeit der Frage hindeutend, daß so etwas Zeit haben muß. Eile mit Weile!</p>
          <p>Die nächste Sitzung ist den 3. Januar.</p>
          <p>Die Tagesordnung enthält wieder sehr unschuldige Dinge.</p>
          <p>Schluß 11 Uhr.</p>
          <p>Man geht weitere Feiertage zu machen.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Polen.</head>
        <div xml:id="ar183b_006" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Krakau, 24. Dezbr.</head>
          <p>Es verdient der Einregistrirung in die Akten der Zeit, daß hier eine größtentheils katholische Bewohnerschaft den <hi rendition="#g">Rabbiner</hi> der hiesigen jüdischen Gemeinde zum <hi rendition="#g">Reichstagsabgeordneten</hi> erwählt hat. Die &#x201E;Gazeta Krakowska&#x201C; drückt sich darüber, wie folgt, aus:</p>
          <p>&#x201E;Wir übergeben hiermit den Lesern die Worte unseres verehrten Mitbürgers, des Rabbinen <hi rendition="#g">Meisels,</hi> des zum Reichstage in Kremsier erwählten Deputirten. Der bekannte edle und energische Charakter dieses unseres Mitbürgers, so wie sein eifriges Verlangen, dem Heile des Vaterlandes zu dienen, wovon er schon vielfache Beweise geliefert, geben uns die Bürgschaft, daß unsere Wahl von dem besten Erfolg gekrönt sein wird.&#x201C; Es folgt nun die Ansprache des etc. Meisels an die Bürger, welche folgendermaßen schließt: &#x201E;Der heutige Tag wird für mich ein ewig theures Angedenken behalten, da ich vor Euch stand, der Sohn eines noch vor Kurzem verstoßenen Geschlechtes, als Bewerber um die höchste Würde, welche einem freien Bürger in einem freien(!) Staate(!!) zu Theil werden kann.&#x201C;</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Italien.</head>
        <div xml:id="ar183b_007" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Rom, 19. Dezember.</head>
          <p>Das Ministerium hat zwar seine Demission gegeben, um einem Wohlfahrtsausschusse Platz zu machen. Aber dasselbe führt noch bis zu dem Augenblicke die Staatsgeschäfte fort, wo dieser Ausschuß und die Constituante zusammentreten wird. Um ähnliche Volksprozessionen wie die gestrige zu vermeiden, ließ das Ministerium folgende Proklamation anschlagen:</p>
          <p>&#x201E;Römer! Das Ministerium hat der Volksdeputation erklärt, die gestern Abend bei ihm erschien, daß es der Exekutivgewalt eines Staates nicht zustehe, über die großen Staatsfragen zu entscheiden, welche in das Bereich der beiden gesetzgebenden Kammern gehören. Das Ministerium bringt hiermit dem römischen Volk, das sich bisher durch seine Haltung so ernst und würdig benahm, in Erinnerung, daß es seine Anliegen und Wünsche schriftlich an die Kammern zu richten habe. Diese Eingaben müssen von den Bürgern unterschrieben und dann nicht in Massen, sondern durch Abgeordnete den Kammern überreicht werden. Jeder andere Weg ruft Ruhestörungen hervor und erhebt Bedenken gegen das Vorhandensein wirklicher Diskussionsfreiheit in den Kammern. Das Ministerium empfiehlt der Bürgerwehr die Erhaltung der öffentlichen Ordnung.</p>
          <p>Gegeben in der Residenz, den 18. Dez. 1848.</p>
          <p rendition="#et">Der Ministerrath:</p>
          <p>C. C. Muzzarelli. Mamiani. Galletti. Campello. Sterbini.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar183b_008" type="jArticle">
          <head>Rom, 20. Dez.</head>
          <p>Heute saß die Deputirtenkammer nicht. In den Klubs wurde angezeigt, daß indessen heute Alles entschieden werden solle. (Conciliatore).</p>
        </div>
        <div xml:id="ar183b_009" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Genua, 23. Dezbr.</head>
          <p>Buffa hat abermals eine Proklamation erlassen, worin er den Genuesern anzeigt, daß die Nationalgarde nur das Fort le Sperone zu besetzen wünsche und ihr Hauptquartier in demselben aufschlagen werde. Es werden folglich so viel Truppen zu Genua bleiben, als zur Besetzung der andern Forts und der verschiedenen Wachtposten in der Stadt erforderlich sind. Von den übrigen Truppen wird ein Theil nach Sarzona gehen, und Tag für Tag soll ein Bataillon abmarschiren. Buffa bittet die Bürger und namentlich die Nationalgarde, den an die Grenze, in die Nähe des Feindes, ziehenden Soldaten ein <hi rendition="#g">freundschaftliches</hi> Lebewohl zu gönnen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar183b_010" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Pavia, 21. Dezbr.</head>
          <p>Als hier vor wenigen Tagen die Nachricht sich verbreitete, die Thronbesteigung des neuen Kaisers solle durch ein Tedeum gefeiert werden, las man plötzlich auf allen Mauern die Worte: Fluch dem neuen Tyrannen! Ein De Profundis, kein Tedeum wollen wir singen! &#x2014; Während der Ceremonie begab sich ein großer Theil der hiesigen Einwohner, statt in die Kirche, auf den Begräbnißplatz.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Belgien.</head>
        <div xml:id="ar183b_011" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Brüssel, 29. Dezember.</head>
          <p>Zweimal lag Belgien auf der Straße; jetzt sitzt es im Gefängnisse. Belgien lag auf der Straße, das erste Mal, als das fländrische Elend Ueberhand genommen, und der Hunger die Flamänder in die Residenzstadt Brüssel getrieben hatte, wo der skrosulöse Auswurf des früher so blühenden Flanderns in sogenannte Chauffoirs d. h. erwärmte Ställe zusammen getrieben wurde, um mit einem Mal auf der Eisenbahn in das durch den Hunger entvölkerte Flandern, das Urland Belgiens, zurückgefahren zu werden. Belgien lag zum zweiten Male auf der Straße, nach der triumphirenden Februarrevolution, als dem König Leopold vor Schrecken die Krone vom Kopfe gefallen war, und er die abgefallene Krone verschachern wollte den Demokraten für 800,000 Fr. Durch die Perfidie Lamartine's gelang es dem König Leopold, die Krone aus dem Straßendrecke wieder aufzuheben, noch ehe sie verschachert war, und die Demokraten zu verhaften. Die Demokraten, die er verhaftete, sind grade diejenigen, denen er Belgien verdankt. Ohne den General Mellinet, säßen die Holländer wieder in Brüssel. Statt dessen sitzt Mellinet im Gefängnisse, wegen der bekannten Geschichte von Risquons-Tout, wo Hody und Consorten ihr jesuitisches Meisterstück bewiesen, indem sie die belgischen und sogar die deutschen Demokraten darin zu verwickeln wußten. Nur aus dem Gefängnisse noch hören wir die Stimme Belgiens; und auch da noch ist es nur für Sachen, die das Gefängniß selbst betreffen. Von den uns theuern Tedesco, Baillu kein Wort. Dagegen schreibt der 84 jährige Greis Mellinet folgenden Brief an den &#x201E;Precurfeur&#x201C; von Antwerpen:</p>
          <p>&#x201E;Seit langer Zeit übermenschlichen Körpersleiden Preis gegeben, und fast nie aus meinem Bette kommend, habe ich erst ganz kürzlich Kenntniß erhalten von den Artikeln Ihres Journals, hinsichtlich der Explosion, die in dem Gefängnisse St. André Statt gefunden hat. Verschiedene Berichte sind darüber den Journalen zugegangen. Ich bin bei der Redaktion dieser Berichte um so weniger betheiligt gewesen, als ich zu wiederholten Malen dem Direktor und den Inspektoren, die mir nach der Explosion die Ehre erzeigten, mich zu besuchen, ausdrücklich erklärt habe, daß diese Explosion keineswegs von Pulver herrühre. Das Zimmer, welches ich im Gefängnisse einnehme, ist grade am geeignetsten, mich über den Thatbestand urtheilen zu lassen. Mein Bett steht an der Mauer, die an die Kapelle anstößt; die Grundfesten dieser Mauer sind sehr beschädigt; die Explosion selbst hat ihren Sitz unter der Kapelle, deren Gewölbe gänzlich zertrümmert ist.&#x201C; Mellinet.</p>
          <p>Hody und Leopold sind schon hinlänglich in französischen Blättern verhöhnt worden; aber wehe ihnen, wenn die Franzosen die leiseste Bewegung machen. Da hilft ihnen kein Perrot, kein Redakteur der Independance und selbst kein Wolfers.</p>
        </div>
      </div>
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</TEI>
[0989/0001] Beilage zu Nr. 183 der Neuen Rheinischen Zeitung. Organ der Demokratie. Sonntag 31. Dezember 1848. [Deutschland] [Fortsetzung] Könige, wie bei den höchsten Staatsbehörden für die in der octroyirten Verfassung ganz übergangenen Gewerbe-Angelegenheiten ein „gutes Wort“ einzulegen. Die Majorität der Deputation, aus Reactionärs (wie Ludewig, Möcke, Löschburg etc.) vom reinsten Wasser und 2 demokratischen Gesellen bestehend, wußte es hinter dem Rücken der beiden letztern so zu veranstalten, daß sie, statt einer Beschwerde, eine Dankadresse an den potsdamer König überreichten. Die beiden demokratischen Gesellen, Hüllebrandt und Steeg, protestirten aufs Entschiedenste gegen solch perfides Verfahren. Nach der Rückkehr der Deputation kam es darüber im hiesigen Comite zu stürmischen Auftritten, in Folge deren die beiden Gesellen ausschieden. (Wir haben uns längst gewundert, wie so tüchtige Charaktere gleich Steeg und Hüllebrandt neben einem moralischen Waschlappen wie z. B. Möcke ist, in Einem Comite sitzen können). Vorgestern fand nun eine Generalversammlung sämmtlicher Gesellen statt, welche sich allgemein dahin aussprach, daß die Gesellen Hüllebrandt und Steeg bei der bekannten Deputation in Berlin sich im Sinne und der Uebereinstimmung sämmtlicher Gesellenschaften Breslau's benommen haben, weshalb von den einzelnen Gesellenschaften besondere Plakate erlassen sind. Um aber den Herren von „Gesetz und Ordnung“, vom braven „schlesisch-constitutionellen Central-Verein“ und dem ganzen übrigen Reactionsgelichter zu zeigen, daß die hiesigen Arbeiter immer noch einigen Verstand gerettet haben, wenn auch die Bourgeoisie den ihrigen längst verloren hat: traten heute Nachmittag die Gesellen des Tischlergewerks (Steeg ist Tischlergesell) zu einer Berathung zusammen und einigten sich schließlich über folgende „offene Erklärung“: In unserer am 27. Dezember abgehaltenen Generalversammlung wurde der einstimmige Beschluß gefaßt: I. Wir erklären, daß wir mit der Handlungsweise unseres Deputirten Steeg, der, statt eine untergeschobene Dankadresse für die octroyirte Verfassung an den König zu unterzeichnen, es vorzog, seine Mandatspflichten zu erfüllen, und demgemäß ehrenhaft von der bekannten Deputation zurückzutreten, vollkommen einverstanden sind, und ihm deshalb unsern Dank ausgesprochen haben. II. Wir erklären, daß wir, nach der öffentlich geäußerten Erklärung unsres Deputirten etc. Leuschner: „er habe sich von der Deputation überrumpeln lassen, indem er wegen Kürze der Zeit nicht die vollständige Adresse habe lesen können, und dennoch unterschrieben habe, weil er nichts Böses oder Perfides geahnt habe, — ihm unser ferneres Vertrauen, folglich auch sein Mandat, so weit es uns betrifft, entzogen haben. III. Wir erklären eben so einstimmig, daß wir das Plakat vom 23. d M., unterzeichnet: Weiß, Wunderlich und Leuschner, für ein Produkt der unverschämtesten Frechheit halten, seinen Verfassern, wie Unterzeichnern unser völliges Vertrauen entziehen, und sie für Verräther am Arbeiterstand halten, der nicht durch eine Aristokratie des Adels oder des Geldes, sondern nur durch ein treues Zusammenwirken aller ehrlichen Kräfte des Volkes gehoben und blühend gemacht werden kann. Wir verwahren uns daher in der That feierlichst gegen alle falschen Propheten, und werden jetzt, wie künftig, unser Heil nur in ehrlichen, der wahren Demokratie angehörigen Volksvertretern suchen, weshalb wir alle unsere ehrenwerthen Kameraden des Arbeiterstandes ersuchen, gerade in dieser Beziehung bei den bevorstehenden Wahlen aufmerksam zu sein, und nicht den Wölfen in Schaafskleidern ihr Ohr zu leihen. Breslau, den 27. Dezember 1848. Im Auftrage der Generalversammlung sämmtlicher Tischlergesellen: Niesel. Holtzapffell. Schröder. Sauer. Plake. Bei der Deputation nach Berlin, die sich so hinterlistiger Weise in eine Dank- und Vertrauens-Deputation an den König von Preußen umzugestalten wußte, befand sich auch der Gürtlergeselle Weiß. Seine Mitgesellen haben nun in hiesigen Blättern folgende „Erklärung“ veröffentlicht: „Auf das Plakat vom 22. Dezember findet sich die Gürtler-Gesellschaft veranlaßt, dem Gürtlergesellen Weiß sein Mandat zu entziehen, da sie von einem Heuchler nicht mehr vertreten sein will. Die Gürtler-Gesellschaft.“ Schildberg, 25. Dez. Den 23. Dez. Mittags traf die 4. Kompagnie 6. Linien-Inf.-Regts. hier ein, und nach einer beruhigenden Belehrung des Magistrats wurden sie ruhig aufgenommen, in der Erwartung, daß sie sich artig benehmen würden — aber fehlgeschossen. 9 Uhr Abends gingen 4 Soldaten und versuchten gewaltsam sich in einem Gasthofe einzuquartiren, während ihre Zettel Nr. 25 und 71 lauteten; da ein Translateur des Landrathamts, der sie belehrte, verhöhnt wurde, verlangten sie Wurst, die nicht zu haben war, und schlugen, da nun ein Grund gefunden, alle Gläser, Töpfe etc. entzwei und malträtirten den 70 jährigen Wirth schauderhaft. Die herbeigeholte Wache wollte nicht einschreiten, da es ihre Kameraden seien, und die polnischen Hunde nicht allein geprügelt, nein, arm gemacht werden sollen; aber betheiligt hat sie sich. Der Geldschub wurde aufgemacht, Papiere durchsucht etc. Es sind Leute derselben Compagnie, welche am 1. Dezbr. hier waren und ebenfalls im Prügeln, Verzehren ohne Bezahlung und nachheriger Demolirung große Gewandtheit haben. Dem Hrn. Landrath wurde der Vorfall angezeigt, der durch den Magistrat ein Protokoll mit dem beschädigten Wirth aufnehmen ließ; weiter aber scheint er nichts gethan zu haben. So also ist der Schutz des Bürgers beschaffen, welcher mit seinen mühsam zusammengearbeiteten Groschen die Soldateska erhalten muß? Sind Soldaten hier, gibt's Excesse — sind keine hier, ist's mäuschenstill! Der Wirth des Gasthofs ist der älteste Bürger der Stadt, der nicht allein 50 Russen, sondern auch 50 Baschkiren, vor 30 Jahren schon, als hier gar keine Behörde war, einquartirt hat, versichert aber, daß diese sich eines solchen Unwesens nicht schuldig gemacht, wie die preußischen Soldaten. Eine separate Anzeige etc. ist bereits an das Staatsministerium abgesandt worden. So eben wird zum Ausmarsch der preuß. Krieger geblasen. Gott sei Dank! (A. Od.-Z.) Posen, 23. Dezbr. Der militärische Pranger in Posen war seit dem Jahre 1830 wohl der dekorirteste im preußischen Staate, aber die Bildnisse, (wenn man die Karrikaturen so nennen durfte) — und die Namen, welche er trug, waren hier nicht, wie anderwärts, Gegenstände der Verachtung, sondern der Theilnahme, und bei dem überwiegenden Theile der Bevölkerung selbst der Verehrung: es waren die Bildnisse und Namen der Märtyrer der polnischen Freiheit, welche im Jahre 1830 hier Alles verließen, um an dem Befreiungskampfe gegen Rußland Theil zu nehmen. Als nach den erfolgten kriegsrechtlichen Urtheilen die Bildnisse und Namen an den Pfahl geschlagen waren, ging kein polnischer Patriot vorüber, ohne denselben durch Entblößung des Hauptes seine Achtung und Verehrung zu bezeigen. All' dieses mag denn auch Veranlassung gewesen sein, daß der Prangerpfahl von seiner früheren Stelle vor der Friedrichsstraße in der Stadt nach dem inneren Hofe des Fort Winiary versetzt wurde, wo er den Blicken des Publikums entzogen war. Gestern, Mittags 12 Uhr, ist nun der letzte Name, Eduard Vetter, von dieser Säule abgenommen worden, und dieselbe wird nun wahrscheinlich umgestürzt werden. Eduard Vetter, dessen Vorfahren deutsche Eingewanderte waren, ist durch Erziehung und Gesinnung Pole, er diente im Jahre 1830 im 7ten Husarenregiment hier, desertirte nach Polen, um an dem Aufstande Theil zu nehmen, wurde in Folge dessen in contumaciam zum Tode verurtheilt, in effigie gehängt, sein damaliges und künftiges Vermögen confiscirt und er von den Seinigen verstoßen und enterbt. In Folge der Amnestie vom März kehrte er in diesem Jahre nach einer fast 18jährigen Verbannung in sein Vaterland zurück; es wurde jedoch ihm wegen Desertion von Neuem der Prozeß gemacht, und er durch kriegsrechtliches Erkenntniß abermals zu neun Monaten Festungsstrafe verurtheilt, doch von dem Könige begnadigt und die Confiscation des künftigen Vermögens (was er sich noch erwerben soll) aufgehoben, — nur was bereits confiscirt ist, bleibt confiscirt. Die Amnestie vom 20. März sicherte dem ganzen Volke, also nicht etwa blos dem Berliner, das Vergessen und Vergeben des Königs für politische und Preßvergehen zu. Zu diesen Vergehen gehörten auch Majestätsbeleidigungen, und zum ganzen Volke auch die Bewohner des Großherzogthums ohne Unterschied der Nationalität: dennoch aber sind hier die Untersuchungen wegen im Jahre 1846 vorgekommener Vergehen der Art nicht aufgehoben, sondern fortgeführt worden. Als wir vor Kurzem in den öffentlichen Blättern den Steckbrief lasen, durch welchen das Land- und Stadtgericht zu Wongrowiec einen Herrn von Wlazkowski in Folge einer im Jahre 1846 gegen ihn eingeleiteten Untersuchung wegen Majestätsbeleidigung verfolgte, wollten wir unseren Augen kaum trauen. Es waren seitdem zwei Amnestien gegeben, und das betreffende Gericht schien keine beachten zu wollen oder von keiner etwas zu wissen. Jetzt hören wir nun, daß dieser Herr Wlazkowski auf Grund jenes Steckbriefes wirklich durch die hiesige Polizei verhaftet und wie ein gemeiner Verbrecher zu Fuß nach Wongrowiec transportirt worden ist!!! (A. Od.-Z.) Stargard im Delbr. Die reactionäre Partei, welche von den bevorstehenden Wahlen kein günstiges Resultat erwartet, hat von Stettin unter dem 21. d. folgendes Schreiben in die Provinz gesandt: „Die in den nächsten Wochen bevorstehenden Wahlen werden entscheiden, ob sich unser Vaterland vom dem Elend der vergangenen Monate erheben, ob es sich der Segnungen einer constitutionellen Monarchie unter dem angestammten Königshause, der Herrschaft des Rechts und des Gesetzes erfreuen soll, oder ob die Blüthe des Landes zerstört, die königliche Macht gebrochen, das Eigenthum stets neuer Gefährdung ausgesetzt werden wird, ob die Anarchie verewigt und der Welt von Neuem das schmachvolle und unwürdige Schauspiel einer Volksvertretung vorgeführt werden soll, wie sie zu unserm Unheile und unserer Schande in den letztvergangenen Monaten getagt hat. Alle, die das Vaterland, die den König lieben, deren Herz noch für Ehre und Treue schlägt, müssen sich fest und kräftig zu den angestrengtesten Bemühungen vereinigen, um nur Männer ihrer Gesinnung in die Kammern zu bringen, um den außerordentlichen Anstrengungen Widerstand zu leisten, welche die Umsturzpartei aufbietet, um ihre Candidaten zu Abgeordneten aufzudrängen. Die Unterzeichneten hegen die Ueberzeugung, daß die Bemühungen, zu denen sie sich vereinigt haben, um ein solches Unheil abzuwenden, nur von Erfolg sein können, wenn sie sich mit Männern in Verbindung setzen, die gleiche Einsicht hegend, Vertrauen und Einfluß in ihrem Kreise besitzen und entschlossen sind, mit Rath und That uns in unserer Bemühung für das Heil des Vaterlandes zu unterstützen. Da wir C. ‥‥ als einen Mann kennen, in dem sich die Eigenschaften vereinigen, deren es bedarf, und da wir gemeinsam handeln müssen, wenn wir unseren Zweck erreichen wollen, so laden wir Sie hiermit ein, sich einzufinden und an unserer Berathung über die Mittel, wie zu unserem Zwecke zu gelangen, Theil zu nehmen. Es wird uns sehr erfreulich sein, wenn Sie uns gleichgesinnte, zuverlässige Freunde mitbringen. Ihrer gefälligen schriftlichen Erklärung über diese Einladung, die wir nicht in die Oeffentlichkeit gebracht zu sehen wünschen, sehen wir ergebenst entgegen.“ (Ostf.-Z.) 15 Frankfurt, 28. Dezbr. Gott sei Dank, die letzte Sitzung in diesem Jahre! Es ist natürlich ziemlich leer bei Eröffnung der Sitzung, und wird auch nicht voller, es ist 1/4 10 Uhr, man verliest das Protokoll. Ostermünchner, Ungerbühler, Potpeschnigg und von Wartensleben treten aus. — Flottenbeiträge. — Der Herr, wollte sagen Reichskriegsminister Peucker, ist so gütig, in die höchst trockene Einleitung zur heutigen Sitzung einige belebende Punkte bringen zu wollen, und beantwortet die bezüglich der Einquartirungslast in Rudolstadt und Sigmaringen von den Abgeordneten Hönniger und Wirth jüngst gestellten Interpellationen. In beiden Ländchen haben die anarchischen Zustände, (in Sigmaringen mußte sogar der Landesfürst exkneifen) das Einschreiten der Reichsgewalt nöthig gemacht; diese Reichsgewalt hat beide Ländchen mit herrlichen Reichstruppen überschwemmt, welche bald Ruhe und Ordnung wieder hergestellt haben; die Bürgerwehr Rudolstadt's wird reorganisirt, man hat darauf bei Dislocirung der Truppen — verzeihen Sie, Reichstruppen — gehörige Rücksicht genommen und Rudolstadt hat nur noch 3 Kompagnien. (Heiterkeit.) Auch in Siegmaringen ist die beglückende Reichsmacht schon bis zu 2 Kompagnien herabgeschmolzen. Für Entschädigung dieser Truppenverpflegung ist bestens gesorgt. Der Reichskriegsminister bemerkte dabei, daß in Siegmaringen die Landestruppen außer Stand und Band, d. h. in volliger Auflösung vorgefunden worden sind, es ist ein militärischer Reichskommissär (was giebt es doch nicht Alles für Kommissäre!) hingesandt worden. Die Kontingente von 1846 und 47 hat Sigmaringen (welcher Frevel am Bunde!) nicht einmal eingerufen und Sigmaringen hat überhaupt seine Bundespflichten schlecht erfüllt. (Warte Sigmaringen!) Hönniger und Wirth, welch letzterer behauptet, daß in Sigmaringen niemals Anarchie geherrscht habe, behalten sich ihre Anträge vor. Man geht zur Tagesordnung, die nach dem Antrage des greifswalder Professors eine unschuldige ist. 1. Berathung über zwei Berichte, verschiedene Petitionen betreffend. Der Ausschuß beantragt in dem einen Tagesordnung, in dem andern, diese Adressen und das Zeug ohne Weiteres ad acta zu legen. Hätte man doch Alles ad acta gelegt, nur den Verstand nicht. Anträge auf Tagesordnung angenommen. 2. Berathung uber einen volkswirthschaftlichen Bericht, Petitionen das Eisenbahnwesen betreffend. Der Ausschuß beantragt Petitionen und Anträge, welche Beschränkung des Eisenbahnbetriebes zu Gunsten der Frachtfuhrleute wollen, durch Uebergang zur Tagesordnung zu würdigen, die Anträge aber, den Einfluß der Reichsgewalt auf das Eisenbahnwesen betreffend, wie die Konzession neuer Eisenbahnlinien zur Erwägung resp. Berücksichtigung der Centralgewalt zu überweisen. Angenommen. 3. Mehrere Berichte von Stavenhagen, Teichert und Schleußing, die Wehrangelegenheiten betreffend; unter den Ausschußanträgen ist der von Teichert vorbehaltlich des bei Berathung des allgemeinen deutschen Wehrgesetzes zu fassenden Beschlusses über diese Petition zur Tagesordnung überzugehen. Nach dem Vorschlage des Präsidenten Simson wird dieser Antrag für alle in dieser Frage vorliegenden Berichte angenommen. 4. Berathung eines Berichtes, die Präsidentenwahlen betreffend. Um Zeit zu sparen, beantragte Pinckert bei der Wahl der Präsidenten, wie bei den Ergänzungswahlen mit Stimmzetteln zu verfahren und das Resultat später zu verkunden. Wiewohl der Ausschuß theilweise auf dies Verfahren eingegangen ist, bringt man doch den Antrag auf Tagesordnung, welcher natürlich angenommen wird. Endlich kommt 5. Berathung über eine Petition des Pfarrers Schellenberg zu Cleeberg, die Seelenkäuferei anlangend. Der Ausschuß beantragt Ueberweisung an das Haupt-Seelenankäufer-Reichsministerium welcher Antrag angenommen wird. _ eitzahn fragt, wann endlich der volkswirthschaftliche Ausschuß die Vorlage einer Gewerbeordnung machen werde? Man antwortet Seitens des Ausschusses, auf die Wichtigkeit der Frage hindeutend, daß so etwas Zeit haben muß. Eile mit Weile! Die nächste Sitzung ist den 3. Januar. Die Tagesordnung enthält wieder sehr unschuldige Dinge. Schluß 11 Uhr. Man geht weitere Feiertage zu machen. Polen. * Krakau, 24. Dezbr. Es verdient der Einregistrirung in die Akten der Zeit, daß hier eine größtentheils katholische Bewohnerschaft den Rabbiner der hiesigen jüdischen Gemeinde zum Reichstagsabgeordneten erwählt hat. Die „Gazeta Krakowska“ drückt sich darüber, wie folgt, aus: „Wir übergeben hiermit den Lesern die Worte unseres verehrten Mitbürgers, des Rabbinen Meisels, des zum Reichstage in Kremsier erwählten Deputirten. Der bekannte edle und energische Charakter dieses unseres Mitbürgers, so wie sein eifriges Verlangen, dem Heile des Vaterlandes zu dienen, wovon er schon vielfache Beweise geliefert, geben uns die Bürgschaft, daß unsere Wahl von dem besten Erfolg gekrönt sein wird.“ Es folgt nun die Ansprache des etc. Meisels an die Bürger, welche folgendermaßen schließt: „Der heutige Tag wird für mich ein ewig theures Angedenken behalten, da ich vor Euch stand, der Sohn eines noch vor Kurzem verstoßenen Geschlechtes, als Bewerber um die höchste Würde, welche einem freien Bürger in einem freien(!) Staate(!!) zu Theil werden kann.“ Italien. * Rom, 19. Dezember. Das Ministerium hat zwar seine Demission gegeben, um einem Wohlfahrtsausschusse Platz zu machen. Aber dasselbe führt noch bis zu dem Augenblicke die Staatsgeschäfte fort, wo dieser Ausschuß und die Constituante zusammentreten wird. Um ähnliche Volksprozessionen wie die gestrige zu vermeiden, ließ das Ministerium folgende Proklamation anschlagen: „Römer! Das Ministerium hat der Volksdeputation erklärt, die gestern Abend bei ihm erschien, daß es der Exekutivgewalt eines Staates nicht zustehe, über die großen Staatsfragen zu entscheiden, welche in das Bereich der beiden gesetzgebenden Kammern gehören. Das Ministerium bringt hiermit dem römischen Volk, das sich bisher durch seine Haltung so ernst und würdig benahm, in Erinnerung, daß es seine Anliegen und Wünsche schriftlich an die Kammern zu richten habe. Diese Eingaben müssen von den Bürgern unterschrieben und dann nicht in Massen, sondern durch Abgeordnete den Kammern überreicht werden. Jeder andere Weg ruft Ruhestörungen hervor und erhebt Bedenken gegen das Vorhandensein wirklicher Diskussionsfreiheit in den Kammern. Das Ministerium empfiehlt der Bürgerwehr die Erhaltung der öffentlichen Ordnung. Gegeben in der Residenz, den 18. Dez. 1848. Der Ministerrath: C. C. Muzzarelli. Mamiani. Galletti. Campello. Sterbini. Rom, 20. Dez. Heute saß die Deputirtenkammer nicht. In den Klubs wurde angezeigt, daß indessen heute Alles entschieden werden solle. (Conciliatore). * Genua, 23. Dezbr. Buffa hat abermals eine Proklamation erlassen, worin er den Genuesern anzeigt, daß die Nationalgarde nur das Fort le Sperone zu besetzen wünsche und ihr Hauptquartier in demselben aufschlagen werde. Es werden folglich so viel Truppen zu Genua bleiben, als zur Besetzung der andern Forts und der verschiedenen Wachtposten in der Stadt erforderlich sind. Von den übrigen Truppen wird ein Theil nach Sarzona gehen, und Tag für Tag soll ein Bataillon abmarschiren. Buffa bittet die Bürger und namentlich die Nationalgarde, den an die Grenze, in die Nähe des Feindes, ziehenden Soldaten ein freundschaftliches Lebewohl zu gönnen. * Pavia, 21. Dezbr. Als hier vor wenigen Tagen die Nachricht sich verbreitete, die Thronbesteigung des neuen Kaisers solle durch ein Tedeum gefeiert werden, las man plötzlich auf allen Mauern die Worte: Fluch dem neuen Tyrannen! Ein De Profundis, kein Tedeum wollen wir singen! — Während der Ceremonie begab sich ein großer Theil der hiesigen Einwohner, statt in die Kirche, auf den Begräbnißplatz. Belgien. * Brüssel, 29. Dezember. Zweimal lag Belgien auf der Straße; jetzt sitzt es im Gefängnisse. Belgien lag auf der Straße, das erste Mal, als das fländrische Elend Ueberhand genommen, und der Hunger die Flamänder in die Residenzstadt Brüssel getrieben hatte, wo der skrosulöse Auswurf des früher so blühenden Flanderns in sogenannte Chauffoirs d. h. erwärmte Ställe zusammen getrieben wurde, um mit einem Mal auf der Eisenbahn in das durch den Hunger entvölkerte Flandern, das Urland Belgiens, zurückgefahren zu werden. Belgien lag zum zweiten Male auf der Straße, nach der triumphirenden Februarrevolution, als dem König Leopold vor Schrecken die Krone vom Kopfe gefallen war, und er die abgefallene Krone verschachern wollte den Demokraten für 800,000 Fr. Durch die Perfidie Lamartine's gelang es dem König Leopold, die Krone aus dem Straßendrecke wieder aufzuheben, noch ehe sie verschachert war, und die Demokraten zu verhaften. Die Demokraten, die er verhaftete, sind grade diejenigen, denen er Belgien verdankt. Ohne den General Mellinet, säßen die Holländer wieder in Brüssel. Statt dessen sitzt Mellinet im Gefängnisse, wegen der bekannten Geschichte von Risquons-Tout, wo Hody und Consorten ihr jesuitisches Meisterstück bewiesen, indem sie die belgischen und sogar die deutschen Demokraten darin zu verwickeln wußten. Nur aus dem Gefängnisse noch hören wir die Stimme Belgiens; und auch da noch ist es nur für Sachen, die das Gefängniß selbst betreffen. Von den uns theuern Tedesco, Baillu kein Wort. Dagegen schreibt der 84 jährige Greis Mellinet folgenden Brief an den „Precurfeur“ von Antwerpen: „Seit langer Zeit übermenschlichen Körpersleiden Preis gegeben, und fast nie aus meinem Bette kommend, habe ich erst ganz kürzlich Kenntniß erhalten von den Artikeln Ihres Journals, hinsichtlich der Explosion, die in dem Gefängnisse St. André Statt gefunden hat. Verschiedene Berichte sind darüber den Journalen zugegangen. Ich bin bei der Redaktion dieser Berichte um so weniger betheiligt gewesen, als ich zu wiederholten Malen dem Direktor und den Inspektoren, die mir nach der Explosion die Ehre erzeigten, mich zu besuchen, ausdrücklich erklärt habe, daß diese Explosion keineswegs von Pulver herrühre. Das Zimmer, welches ich im Gefängnisse einnehme, ist grade am geeignetsten, mich über den Thatbestand urtheilen zu lassen. Mein Bett steht an der Mauer, die an die Kapelle anstößt; die Grundfesten dieser Mauer sind sehr beschädigt; die Explosion selbst hat ihren Sitz unter der Kapelle, deren Gewölbe gänzlich zertrümmert ist.“ Mellinet. Hody und Leopold sind schon hinlänglich in französischen Blättern verhöhnt worden; aber wehe ihnen, wenn die Franzosen die leiseste Bewegung machen. Da hilft ihnen kein Perrot, kein Redakteur der Independance und selbst kein Wolfers.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-20T13:08:10Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML (2017-03-20T13:08:10Z)
Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat (2017-03-20T13:08:10Z)

Weitere Informationen:

Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 183. Köln, 31. Dezember 1848. Beilage, S. 0989. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz183b_1848/1>, abgerufen am 28.03.2024.