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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 249. Köln, 18. März 1849. Beilage.

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Beilage zu Nr. 249 der Neuen Rheinischen Zeitung.
Organ der Demokratie.
Sonntag 18. März 1849.
[Französische Republik]

übrigen Obristen, hier über meinen Chef, den General Courtais, auszusagen.

Präsident. Sie brauchen hier nicht mit Ihren republikanischen Gesinnungen Parade zu machen.

Zeuge. Ich mache keine Parade, ich halte Sie für keinen Feldherrn.

Auf die Frage nach den Ereignissen des 15. Mai erklärt der Zeuge, daß er den General Courtais auf das Ungenügende der getroffenen Maßregeln aufmerksam gemacht, daß er aber lieber "seine Hand in's Feuer strecken, und sich in Stücke hauen lassen", als daran zweifeln wolle, daß Courtais nicht die besten und reinsten Intensionen gehabt habe. Die 9. Legion sei zum Schutz des Hotel-de-Ville bestimmt gewesen, allein obwohl sein, des Zeugen, Bataillon, von Morgens früh an der Mairie des 9. Arrondissements gestanden habe, seien weder Befehle zum Aufbruch nach dem Hotel-de-Ville gekommen, noch auch bei drei- und viermaliger Anfrage Maire oder Adjunkt zu finden gewesen. Erst auf das Gerücht von dem Einfall in die Assemblee sei das Bataillon ohne Befehl nach dem Platz des Hotel-de-Ville aufgebrochen. Bald darauf seien die Insurgenten angekommen, vor der drohenden Haltung (!) der Nationalgarden einen Augenblick zurückgezogen, und dann in einzelnen Haufen mit Nationalgardisten an der Spitze wiedergekehrt. Die letztern hätten die freiwillige Auflösung der National-Versammlung, den Anhang der Mobil- und Nationalgarden an die neue Regierung angezeigt, und zum Beweis ihres Eintrittsrechtes in das Hotel-de-Ville vier Passe-par-tout producirt. Er habe vier Personen darauf eingelassen; das Volk aber sei ihnen nachgestürzt, die (drohenden!) Garden hätten die Bajonette abgenommen, man habe Patronen aus den Fenstern des Hotel-de-Ville geworfen, und es sei ihm, dem Zeugen, nichts anderes übrig geblieben, als seine Leute in ihre Quartiere zu schicken.

Ein Geschworner. Kann der Zeuge uns sagen, wie die Karten ausgestellt waren, auf die man ins Hotel-de-Ville kam?

Zeuge Yautier. Es waren Karten von verschiedener Farbe, mit dem Siegel der Mairie versehen. (Bewegung.) Es gab viele Personen, welche solche Karten besaßen.

Zeuge Roquerolles, Bedienter im erzbischöflichen Palais. Am 15. Mai war ich mit der 9. Legion am Quai, um die Ueberrumpelung des Hotel-de-Ville durch das Volk zu verhüten. Es wurde ein Pistolenschuß auf uns abgefeuert, worauf ich mit den Nationalgarden vordrang, und zwei Pistolen erbeutete.

Präsident. Erkennen Sie die vorliegenden Pistolen als dieselben wieder?

Zeuge. Es sind dieselben. Es sind Pistolen von Munizipalgarden. (Bewegung im Publikum).

Präsident. Wer hat Ihnen Befehl zum Abnehmen der Bajonette gegeben?

Zeuge. Das zweite Mal unser Oberst Yautier.

Der Präsident läßt den Zeugen Yautier nochmals vortreten, der jedoch dabei bleibt, keinen Befehl zum Abnehmen der Bajonette gegeben zu haben. Roquerolles erwidert darauf, daß er nicht genau wisse, wer die Bajonette habe abnehmen lassen.

Zeuge Chigaray, 38 Jahr alt, Hutmacher, erklärte, aus Neugierde ans Hotel de Ville gekommen zu sein, aus dessen Fenstern Zettel mit den Namen der neuen provisorischen Regierung flogen. Einen ihm vorgezeigten Zettel erkennt der Zeuge als eine solche Liste an.

Die Zeugen Duchemont, Concierge im Hotel de Ville, und Herissen, Commis, geben unwesentliche, weder von den Angeklagten, noch dem General-Procurator berücksichtigte Details über die Vorfälle am Hotel de Ville, denen sie beiwohnten.

Zeuge Guyon, 42 Jahr alt, Gesang-Inspektor der Elementarschulen, Ex-Bureauchef des Gouverneur des Hotel-de-Ville, erzählt, daß Barbes und Albert an der Spitze der Kolonnen gewesen seien, denen die Nationalgarden am Quai zuerst die Passage geöffnet, und die dann das Gitter am Hotel-de-Ville gestürmt hätten. Oberst Rey habe vergebens Barbes Vorwürfe gemacht. Barbes sei in einem der Säle auf einen Tisch gestiegen und habe von der Auflösung der Nat.-Vers. und der Nothwendigkeit eines neuen Gouvernements gesprochen, worauf die Menge mit verschiedenen Namen antwortete. Auch sei in der Menge von der Ermordung Marrasts die Rede gewesen. Während dessen aber habe Rey mit der Garde republicaine den Hof gefegt, und den ankommenden Nationalgarden die Verhaftungen der Emeuteurs möglich gemacht. Ueber die Rolle, welche der Angeklagte Borme im Hotel-de-Ville gespielt, weiß der Zeuge nichts zu sagen; Borme gelte für überspannt oder verrückt.

Präsident. Sie haben gesagt, daß Sie Albert an der Seite von Barbes gesehen hätten?

Zeuge. Man sagte mir, daß es Albert sei; ich erkenne ihn jedoch jetzt nicht wieder.

Präsident. Sie haben ausgesagt: "Als das Volk den Namen Blanqui's ausrief, wurde Barbes, der sehr bleich war, plötzlich erdfarben und sagte: Sprecht nur nicht von Blanqui; wenn er erscheint, werde ich ihm den Hals brechen."

Zeuge. Ich kann nicht versichern, daß es Barbes war, von dem diese Worte kamen.

Präsident. Erzählen Sie uns, was Sie von den Manifestationen des 17. März und 16. April wissen.

Blanqui. Ich protestire gegen diese Art von Tendenzprozeß. Von dem Augenblick an, wo man unsere politischen Gesinnungen vor die Schranken zieht, erklärt das Gericht, daß es nur eine Rache, eine gemeine und niedrige Rache an Männern zu befriedigen hat, welche einen Augenblick die politische Macht in Händen hatten.

Präsident. Die Justiz übt keine Rache; aber wenn sie zwischen der Vergangenheit des Angeklagten und den Anklagepunkten eine moralische Verbindung entdeckt, so macht sie die Geschwornen darauf aufmerksam.

Blanqui. Und das ist genau das, wie man einen Tendenzprozeß nennt.

Präsident. Nennen Sie das, was Sie wollen; ich verlange, daß der Zeuge sich über Ihr und Ihrer Mitangeklagten Benehmen bei den Manifestationen vom 17. März und 16. April auslasse.

Blanqui. Und ich verlange, daß man alsdann mein ganzes Leben seit 1830 prüfe.

Auf abermaliges Befragen des Präsidenten erklärt darauf der Zeuge, daß er am 17. März das Volk auf dem Platz des Hotel-de-Ville habe ankommen sehen; Blanqui und Cabet seien an seiner Spitze gewesen, Blanqui aber habe im Ganzen eine "ruhige, kalte Haltung" beobachtet. Die Menge, unter welche sich viele Leute mit "verborgenen" (!!!) Waffen befunden, habe Drohungen gegen Marrast, gegen Garnier-Pages, gegen die "Verräther vom National" ausgestoßen. Am 16. April habe Hr. Chateau-Renaud die Nachricht gebracht, daß sich die Volksmassen aus den elyseischen Feldern gegen das Hotel-de-Ville in Bewegung setzten; alle Vorbereitungen, die er, der Zeuge, in Verbindung mit dem Obersten Rey getroffen, seien jedoch durch die "Hingebung" der Nationalgarde überflüßig geworden.

Ueber die Stellung des Angeklagten Borme befragt, sagt der Zeuge, daß derselbe eine "sehr traurige Rolle" im Hotel-de-Ville gespielt. Eines Tages habe er einen Mann verhaftet, welche den arbeitlosen Ouvriers einige Sous vertheilt hatte; Caussidiere habe diesen Mann sofort in Freiheit gesetzt und als man ihm Borme als den Urheber dieser Verhaftung bezeichnete, ausgerufen: Ich bin dieses Borme überdrüssig, ich werde ihn in eine Mistgrube werfen lassen. Uebrigens sei Borme nicht auf der Polizei angestellt gewesen, sondern habe nur aus "freier Selbstbestimmung" Polizeidienste geübt. Am 15. Mai sei er nach seiner eigenen Aussage von dem Kommandanten Beaumont verhaftet worden, weil er im Sekretariat Convocationsbriefe habe schreiben wollen.

Blanqui. Man führt nicht allein einen Tendenz-, sondern auch einen Diffamations-Prozeß gegen mich. Aber das Glück ist gegen diese honetten Bestrebungen. Man hätte gern gehört, daß ich am 16. April eine exaltirte Rolle spielte, und der Zeuge hat im Gegentheil gesagt, daß ich mich ruhig und kalt benahm.

Präsident. Dann können Sie sich nicht beschweren, daß wir danach gefragt haben.

Blanqui. Wenn die Antwort günstig war, so war es nicht die Frage.

Zeuge Watrin, 40 Jahr alt, Thierarzt, Oberst-Lieutenant der 6. Legion, will in dem Augenblick an das Hotel-de-Ville gekommen sein, als die letzten Regierungs-Proclamationen der Insurgenten aus den Fenstern flogen. Er sei allein, ohne seine Nationalgarden, die "eine andere Richtung eingeschlagen", nach dem Zimmer gegangen, aus welchem die Zettel geflogen, und habe hier etwa zwanzig Personen gesehen, die theils schrieben, theils unter einander discutirten. Unter ihnen sei L. Blanc gewesen, dessen Physionomie ihm aufgefallen sei. Er habe sich zurückgezogen, ohne daß ihm Jemand folgte. Unten habe er, als neue Garden angekommen, seine Soldaten gesammelt, worüber jedoch 20 Minuten verstrichen seien, und habe bei den Verhaftungen geholfen.

Albert. Ich erkläre auf mein Ehrenwort, daß L. Blanc nicht im Hotel-de-Ville war.

Zeuge. Ich bleibe dabei, L. Blanc gesehen zu haben.

Barbes. Ich verlange im Interesse des abwesenden L. Blanc, der einzig auf diese Aussage angeklagt ist, daß der Zeuge erklärt, wie er allein auf das Zimmer gekommen sein will. Wir waren 12 oder 15 in dem Zimmer und würden ihn ergriffen haben, wenn er sich wirklich gezeigt hätte.

Der Zeuge gibt eine confuse Erläuterung, daß er die Thür nur halb geöffnet habe, aber von der Haltung und Placirung der Anwesenden nichts sagen könne.

Barbes. Der Zeuge weiß nicht, wie wir in dem Zimmer vertheilt waren; ich will es erklären. Das Zimmer bildete so zu sagen, zwei Abtheilungen. In der zweiten war ich, und redigirte Proclamationen. In der ersten befanden sich einige Bewaffnete. Während wir arbeiteten, erschien eine Compagnie der Nationalgarde. Ich trat ihnen entgegen und fragte was sie wollten. "Und was wollen Sie", wurde mir geantwortet. "Ich bin Mitglied der neuen provisorischen Regierung", erwiderte ich. "So verhaften wir Sie im Namen der alten". Und so wurde ich verhaftet. Wenn daher der Zeuge wie eine Art Achilles allein in das Zimmer gekommen wäre, wie er es darstellt, so wäre er, wie Sie glauben werden, verhaftet worden.

General-Procurator Baroche. Der Zeuge sagt hier auf seinen Eid aus.

Barbes. Der Zeuge folgt hier einem, auch bei einem braven Bürger erklärlichen Renommistenberuf, und erzählt Dinge, die gar nicht geschehen sind. Es ist aber wichtig, diese Sache zu erledigen, da die Behauptungen des Zeugen wie gesagt den einzigen Anklagegrund gegen Louis Blanc bilden.

Thierarzt Vatrin. Ich kommandire eine Bürgerlegion von 13,000 Mann und bin bei allen als guter Kamerad bekannt. Uebrigens hat man mich darauf aufmerksam gemacht, daß ein Beamter des Hotel-de-Ville Hrn. Louis Blanc sehr gleicht, und es ist möglich, daß ich mich getäuscht habe.

Kommandant Beaumont. Louis Blanc ist nicht in das Hotel-de-Ville gekommen.

Zeuge May, 42 Jahre alt, Steinhauer, erklärt, bei der Verhaftung im Hotel-de-Ville mitgewirkt zu haben, und giebt die Details an, wie sie Barbes erzählt hat. Barbes macht auf den Widerspruch dieses Zeugen mit dem Thierarzt Vatrin aufmerksam, der allein in das Zimmer gekommen sein wollte. Bei der Confrontation Beider erklärt May, den Thierarzt Vatrin niemals gesehen zu haben, weder am Hotel-de-Ville, noch in dem Zimmer, wo Barbes verhaftet ward. Der Zeuge May ist es, der einen Brief ohne Unterschrift im Hotel-de-Ville gefunden, worin Jemand an seine Frau schreibt, sich nicht zu beunruhigen, da der Briefschreiber mit Albert und Louis Blanc im Hotel-de-Ville sei.

Barbes. Wäre Louis Blanc bei uns gewesen, so wäre er auch mit uns verhaftet worden. Da indeß mehrere Verhaftete sofort wieder in Freiheit gesetzt wurden, so frage ich den Zeugen, ob Louis Blanc vielleicht unter diesen sich befand.

Zeuge. Nein, mein Herr, er war nicht dabei; ich kenne ihn sehr gut.

Zeuge Dubreuil, 46 Jahre alt, Advokat, erklärt, am Fischmarkt einen Zettel gesehen zu haben, welcher die Namen der neuen Provisorischen, darunter auch den von Louis Blanc, und ferner enthielt: "Heute Nacht Plünderung; morgen Bestrafung der Verräther: die Gouillotine!"

Raspail. Als ich Redakteur des "Reformateur" war, fand ich in dem Brirfkasten öfters ähnliche Schweinereien, auf welche ich dann mit Bleistift die Worte schrieb: "Polizei-Papiere." Merkwürdiger Weise folgten auf solche Zettel immer Haussuchungen bei mir, aber die Polizei fand zu gleicher Zeit meine Notiz auf den Zetteln.

Die erste Zeugen-Serie ist geschlossen, und es soll zum Zeugenverhör in Betreff Blanqui's geschritten werden.

Die Sitzung wird vorher ausgesetzt.

Rußland.

Von der russischen Gränze wird unter dem 4. März der Neuen Königsb. Ztg. geschrieben: "Daß die russischen Heere unterwegs sind, ist bereits Thatsache; wohin sie bestimmt sind, darüber verlautet nichts Gewisses. In hohen Kreisen spricht man jedoch mit Gewißheit davon, daß ein Armeecorps (24 Regimenter zu 2000 Mann?) nach Preußen hinein, ein anderes den Oesterreichern zu Hülfe marschire. Der Landsturm ist bereits aufgerufen, auch diejenigen Dienstfähigen, die bereits ihren Abschied erhielten, haben wieder eintreten müssen. Die aus letzteren gebildeten Regimenter werden die Gränze besetzen, während die jetzige Besatzung nach Polen hineinrückt. Alles Militär ist seit dem 1. März auf den Kriegsfuß gestellt und sämmtliche Montirungsstücke doppelt vorhanden. Im tiefen Rußland verweigerten die Freien durchaus die Rekrutenaushebung, und die Verhältnisse sollen der Art sein, daß es dabei sein Bewenden hat."

Redakteur en chef: Karl Marx.

Aus Königsberg d. d. 8. März und d. d. 10. März gehen uns zwei Reklamationen zu, die erste von einem Mitgliede des Königsberger Arbeitervereins, die zweite vom Kreisausschuß der Demokraten der Provinz Preußen. Beide sind gerichtet gegen das Referat des [unleserliches Material]Korrespondenten über das am 24. Februar in Königsberg abgehaltene Bankett. Der größte Theil der Anwesenden habe aus Arbeitern bestanden. Eben so falsch sei der Passus über die anwesenden "konstitutionellen Bourgeois", die "jungen eitlen Beamten" und das "Lokal", worin das Bankett stattgefunden. Der Berichterstatter habe dem fraglichen Bankett gar nicht beigewohnt. Der ganze Artikel sei also ein Convolut von Lügen und absichtlichen Verläumdungen. Wir fordern den [unleserliches Material]Korrespondenten auf, sich gegen diese Anklagen zu rechtfertigen. Im gegentheiligen Falle würden wir fernere Zusendungen desselben abweisen.

Die "Red. der N. Rh. Z."
Köln, 16. März.

Vorige Woche exerzirte die 9. Kompagnie, Füsilierbataillon, 16. Regiment. Der Unteroffizier Rosenberg drohte einem Soldaten, der zu langsam exerzirte, ihn mit dem Bajonett niederzustoßen, falls er sich nicht besser zusammen nehme. In der That, als besagter Soldat bald darauf wiederum mit seinem Exerzitium den Unteroffizier unbefriedigt ließ, stach ihn der Unteroffizier mit dem Bajonett wirklich in die Brust. Der verwundete Soldat, der noch jetzt krank in der Kaserne herumgeht -- vielleicht damit der Arzt im Lazareth die Bajonettwunde nicht zu Gesichte bekommt -- beschwerte sich beim Hauptmann. Das hatte zur Folge -- Bestrafung des Unteroffiziers Rosenberg mit 3 Tagen Mittelarrest.

Köln, 16. März.

Gestern ist der Gefreite Sinn (Schreiber beim Rechnungsführer im 2. Bataillon, 16. Regiments) in Verhaft genommen worden. Es besteht beim Militär die Vorschrift, jedem Soldaten, der in Arrest geschickt wird, einen Zettel von der Kompagnie an den Gefängnißaufseher mitzugeben, auf welchem der Grund der Verhaftung, resp. des Arrestes, angegeben wird. Bei Sinn geschah dies gestern nicht. Der Gefängnißaufseher sandte ihn daher auch sofort zurück, um das Fehlende beizubringen. Sinn kam indeß wieder, ohne daß der Grund seiner Verhaftung ihm auf den Zettel bemerkt worden wäre.

Wie wir hören, ist der eigentliche Grund seiner Einsperrung der ungegründete Verdacht, daß er die Artikel wegen des Hauptmann v. Uttenhoven in der "N. Rh. Ztg." verfaßt oder veranlaßt habe. Er hat mit den Artikeln über etc. v. Uttenhoven gerade so viel zu thun gehabt, als etwa der Mann im Monde. Dazu ist Sinn gar noch der Bruder jenes andern Sinn, der zum Wahlmann für die 2. Kammer ernannt, kurz vor der Deputirtenwahl von Herrn Engels auf Urlaub hinweg octroyirt wurde.

Gewiß hinreichende Veranlassung, einen solchen Mann aufs Korn zu nehmen.

Uerdingen, 12. März.

Sonntag den 18. d. werden sämmtliche Demokraten hiesiger Umgegend sich in Erinnerung an die vorjährigen Märzereignisse zu einem Bankett vereinigen.

Aus dem Sauerlande.

Wie verlautet, soll auf Verananlassung der kgl. Regierung am 27. Februar c. in Arnsberg, eine Konferenz stattgefunden haben, in welcher der Entwurf der Gemeinde-, Kreis-, Bezirks- und Provinzial-Ordnung begutachtet worden ist.

Zu dieser Konferenz sind die betreffenden Landräthe des Regierungsbezirks und solche Personen berufen worden, welche von jenen als geeignet vorgeschlagen sind. Sämmtliche Mitglieder haben Diäten, und Reisekosten aus der Staatskasse empfangen.

Mag nun diese Konferenz von der kgl. Regierung oder von dem kgl. Ministeium veranlaßt worden sein, das hierbei beobachtete Verfahren ist jedenfalls nicht zeitgemäß, und nicht geeignet, das im Volke rege gemachte Mißtrauen gegen die Maßregeln der Regierung zu zerstreuen.

Daß überhaupt ein so wichtiger Gegenstand wie die Gemeindeordnung in kleinern und größern Kreisen berathen und resp. begutachtet wird, erscheint nicht nur angemessen, sondern auch nothwendig: wünschenswerther aber würde es gewesen sein, wenn Seitens der Regierung Männer, die durch freie Wahl aus dem Volke hervorgegangen, zu einer solchen Konferenz berufen worden wären, anstatt, daß dieselbe jetzt aus Verwaltungsbeamten und größern Gutsbesitzern bestanden hat, die das Vertrauen des Volkes aus vielfachen Gründen nur spärlich genießen.

Referent dieses gehört der gemäßigten Partei an, fühlt sich jedoch gedrungen, diese Angelegenheit öffentlich zur Sprache zu bringen, und die Behörden darauf aufmerksam zu machen, daß die alte Büreaukratie und mit ihr jede Geheimniß-Krämerei fallen muß, und daß nur dann ein gedeihliches Wirken möglich ist, wenn die Behörden mit dem Volke Hand in Hand dem großen Ziele, welches uns gestellt ist, entgegenstreben.

Meteorologische Beobachtungen. [irrelevantes Material]
Beilage zu Nr. 249 der Neuen Rheinischen Zeitung.
Organ der Demokratie.
Sonntag 18. März 1849.
[Französische Republik]

übrigen Obristen, hier über meinen Chef, den General Courtais, auszusagen.

Präsident. Sie brauchen hier nicht mit Ihren republikanischen Gesinnungen Parade zu machen.

Zeuge. Ich mache keine Parade, ich halte Sie für keinen Feldherrn.

Auf die Frage nach den Ereignissen des 15. Mai erklärt der Zeuge, daß er den General Courtais auf das Ungenügende der getroffenen Maßregeln aufmerksam gemacht, daß er aber lieber „seine Hand in's Feuer strecken, und sich in Stücke hauen lassen“, als daran zweifeln wolle, daß Courtais nicht die besten und reinsten Intensionen gehabt habe. Die 9. Legion sei zum Schutz des Hotel-de-Ville bestimmt gewesen, allein obwohl sein, des Zeugen, Bataillon, von Morgens früh an der Mairie des 9. Arrondissements gestanden habe, seien weder Befehle zum Aufbruch nach dem Hotel-de-Ville gekommen, noch auch bei drei- und viermaliger Anfrage Maire oder Adjunkt zu finden gewesen. Erst auf das Gerücht von dem Einfall in die Assemblée sei das Bataillon ohne Befehl nach dem Platz des Hotel-de-Ville aufgebrochen. Bald darauf seien die Insurgenten angekommen, vor der drohenden Haltung (!) der Nationalgarden einen Augenblick zurückgezogen, und dann in einzelnen Haufen mit Nationalgardisten an der Spitze wiedergekehrt. Die letztern hätten die freiwillige Auflösung der National-Versammlung, den Anhang der Mobil- und Nationalgarden an die neue Regierung angezeigt, und zum Beweis ihres Eintrittsrechtes in das Hotel-de-Ville vier Passe-par-tout producirt. Er habe vier Personen darauf eingelassen; das Volk aber sei ihnen nachgestürzt, die (drohenden!) Garden hätten die Bajonette abgenommen, man habe Patronen aus den Fenstern des Hotel-de-Ville geworfen, und es sei ihm, dem Zeugen, nichts anderes übrig geblieben, als seine Leute in ihre Quartiere zu schicken.

Ein Geschworner. Kann der Zeuge uns sagen, wie die Karten ausgestellt waren, auf die man ins Hotel-de-Ville kam?

Zeuge Yautier. Es waren Karten von verschiedener Farbe, mit dem Siegel der Mairie versehen. (Bewegung.) Es gab viele Personen, welche solche Karten besaßen.

Zeuge Roquerolles, Bedienter im erzbischöflichen Palais. Am 15. Mai war ich mit der 9. Legion am Quai, um die Ueberrumpelung des Hotel-de-Ville durch das Volk zu verhüten. Es wurde ein Pistolenschuß auf uns abgefeuert, worauf ich mit den Nationalgarden vordrang, und zwei Pistolen erbeutete.

Präsident. Erkennen Sie die vorliegenden Pistolen als dieselben wieder?

Zeuge. Es sind dieselben. Es sind Pistolen von Munizipalgarden. (Bewegung im Publikum).

Präsident. Wer hat Ihnen Befehl zum Abnehmen der Bajonette gegeben?

Zeuge. Das zweite Mal unser Oberst Yautier.

Der Präsident läßt den Zeugen Yautier nochmals vortreten, der jedoch dabei bleibt, keinen Befehl zum Abnehmen der Bajonette gegeben zu haben. Roquerolles erwidert darauf, daß er nicht genau wisse, wer die Bajonette habe abnehmen lassen.

Zeuge Chigaray, 38 Jahr alt, Hutmacher, erklärte, aus Neugierde ans Hotel de Ville gekommen zu sein, aus dessen Fenstern Zettel mit den Namen der neuen provisorischen Regierung flogen. Einen ihm vorgezeigten Zettel erkennt der Zeuge als eine solche Liste an.

Die Zeugen Duchemont, Concierge im Hotel de Ville, und Herissen, Commis, geben unwesentliche, weder von den Angeklagten, noch dem General-Procurator berücksichtigte Details über die Vorfälle am Hotel de Ville, denen sie beiwohnten.

Zeuge Guyon, 42 Jahr alt, Gesang-Inspektor der Elementarschulen, Ex-Bureauchef des Gouverneur des Hotel-de-Ville, erzählt, daß Barbes und Albert an der Spitze der Kolonnen gewesen seien, denen die Nationalgarden am Quai zuerst die Passage geöffnet, und die dann das Gitter am Hotel-de-Ville gestürmt hätten. Oberst Rey habe vergebens Barbes Vorwürfe gemacht. Barbes sei in einem der Säle auf einen Tisch gestiegen und habe von der Auflösung der Nat.-Vers. und der Nothwendigkeit eines neuen Gouvernements gesprochen, worauf die Menge mit verschiedenen Namen antwortete. Auch sei in der Menge von der Ermordung Marrasts die Rede gewesen. Während dessen aber habe Rey mit der Garde republicaine den Hof gefegt, und den ankommenden Nationalgarden die Verhaftungen der Emeuteurs möglich gemacht. Ueber die Rolle, welche der Angeklagte Borme im Hotel-de-Ville gespielt, weiß der Zeuge nichts zu sagen; Borme gelte für überspannt oder verrückt.

Präsident. Sie haben gesagt, daß Sie Albert an der Seite von Barbes gesehen hätten?

Zeuge. Man sagte mir, daß es Albert sei; ich erkenne ihn jedoch jetzt nicht wieder.

Präsident. Sie haben ausgesagt: „Als das Volk den Namen Blanqui's ausrief, wurde Barbes, der sehr bleich war, plötzlich erdfarben und sagte: Sprecht nur nicht von Blanqui; wenn er erscheint, werde ich ihm den Hals brechen.“

Zeuge. Ich kann nicht versichern, daß es Barbes war, von dem diese Worte kamen.

Präsident. Erzählen Sie uns, was Sie von den Manifestationen des 17. März und 16. April wissen.

Blanqui. Ich protestire gegen diese Art von Tendenzprozeß. Von dem Augenblick an, wo man unsere politischen Gesinnungen vor die Schranken zieht, erklärt das Gericht, daß es nur eine Rache, eine gemeine und niedrige Rache an Männern zu befriedigen hat, welche einen Augenblick die politische Macht in Händen hatten.

Präsident. Die Justiz übt keine Rache; aber wenn sie zwischen der Vergangenheit des Angeklagten und den Anklagepunkten eine moralische Verbindung entdeckt, so macht sie die Geschwornen darauf aufmerksam.

Blanqui. Und das ist genau das, wie man einen Tendenzprozeß nennt.

Präsident. Nennen Sie das, was Sie wollen; ich verlange, daß der Zeuge sich über Ihr und Ihrer Mitangeklagten Benehmen bei den Manifestationen vom 17. März und 16. April auslasse.

Blanqui. Und ich verlange, daß man alsdann mein ganzes Leben seit 1830 prüfe.

Auf abermaliges Befragen des Präsidenten erklärt darauf der Zeuge, daß er am 17. März das Volk auf dem Platz des Hotel-de-Ville habe ankommen sehen; Blanqui und Cabet seien an seiner Spitze gewesen, Blanqui aber habe im Ganzen eine „ruhige, kalte Haltung“ beobachtet. Die Menge, unter welche sich viele Leute mit „verborgenen“ (!!!) Waffen befunden, habe Drohungen gegen Marrast, gegen Garnier-Pages, gegen die „Verräther vom National“ ausgestoßen. Am 16. April habe Hr. Chateau-Renaud die Nachricht gebracht, daß sich die Volksmassen aus den elyseischen Feldern gegen das Hotel-de-Ville in Bewegung setzten; alle Vorbereitungen, die er, der Zeuge, in Verbindung mit dem Obersten Rey getroffen, seien jedoch durch die „Hingebung“ der Nationalgarde überflüßig geworden.

Ueber die Stellung des Angeklagten Borme befragt, sagt der Zeuge, daß derselbe eine „sehr traurige Rolle“ im Hotel-de-Ville gespielt. Eines Tages habe er einen Mann verhaftet, welche den arbeitlosen Ouvriers einige Sous vertheilt hatte; Caussidiere habe diesen Mann sofort in Freiheit gesetzt und als man ihm Borme als den Urheber dieser Verhaftung bezeichnete, ausgerufen: Ich bin dieses Borme überdrüssig, ich werde ihn in eine Mistgrube werfen lassen. Uebrigens sei Borme nicht auf der Polizei angestellt gewesen, sondern habe nur aus „freier Selbstbestimmung“ Polizeidienste geübt. Am 15. Mai sei er nach seiner eigenen Aussage von dem Kommandanten Beaumont verhaftet worden, weil er im Sekretariat Convocationsbriefe habe schreiben wollen.

Blanqui. Man führt nicht allein einen Tendenz-, sondern auch einen Diffamations-Prozeß gegen mich. Aber das Glück ist gegen diese honetten Bestrebungen. Man hätte gern gehört, daß ich am 16. April eine exaltirte Rolle spielte, und der Zeuge hat im Gegentheil gesagt, daß ich mich ruhig und kalt benahm.

Präsident. Dann können Sie sich nicht beschweren, daß wir danach gefragt haben.

Blanqui. Wenn die Antwort günstig war, so war es nicht die Frage.

Zeuge Watrin, 40 Jahr alt, Thierarzt, Oberst-Lieutenant der 6. Legion, will in dem Augenblick an das Hotel-de-Ville gekommen sein, als die letzten Regierungs-Proclamationen der Insurgenten aus den Fenstern flogen. Er sei allein, ohne seine Nationalgarden, die „eine andere Richtung eingeschlagen“, nach dem Zimmer gegangen, aus welchem die Zettel geflogen, und habe hier etwa zwanzig Personen gesehen, die theils schrieben, theils unter einander discutirten. Unter ihnen sei L. Blanc gewesen, dessen Physionomie ihm aufgefallen sei. Er habe sich zurückgezogen, ohne daß ihm Jemand folgte. Unten habe er, als neue Garden angekommen, seine Soldaten gesammelt, worüber jedoch 20 Minuten verstrichen seien, und habe bei den Verhaftungen geholfen.

Albert. Ich erkläre auf mein Ehrenwort, daß L. Blanc nicht im Hotel-de-Ville war.

Zeuge. Ich bleibe dabei, L. Blanc gesehen zu haben.

Barbes. Ich verlange im Interesse des abwesenden L. Blanc, der einzig auf diese Aussage angeklagt ist, daß der Zeuge erklärt, wie er allein auf das Zimmer gekommen sein will. Wir waren 12 oder 15 in dem Zimmer und würden ihn ergriffen haben, wenn er sich wirklich gezeigt hätte.

Der Zeuge gibt eine confuse Erläuterung, daß er die Thür nur halb geöffnet habe, aber von der Haltung und Placirung der Anwesenden nichts sagen könne.

Barbes. Der Zeuge weiß nicht, wie wir in dem Zimmer vertheilt waren; ich will es erklären. Das Zimmer bildete so zu sagen, zwei Abtheilungen. In der zweiten war ich, und redigirte Proclamationen. In der ersten befanden sich einige Bewaffnete. Während wir arbeiteten, erschien eine Compagnie der Nationalgarde. Ich trat ihnen entgegen und fragte was sie wollten. „Und was wollen Sie“, wurde mir geantwortet. „Ich bin Mitglied der neuen provisorischen Regierung“, erwiderte ich. „So verhaften wir Sie im Namen der alten“. Und so wurde ich verhaftet. Wenn daher der Zeuge wie eine Art Achilles allein in das Zimmer gekommen wäre, wie er es darstellt, so wäre er, wie Sie glauben werden, verhaftet worden.

General-Procurator Baroche. Der Zeuge sagt hier auf seinen Eid aus.

Barbès. Der Zeuge folgt hier einem, auch bei einem braven Bürger erklärlichen Renommistenberuf, und erzählt Dinge, die gar nicht geschehen sind. Es ist aber wichtig, diese Sache zu erledigen, da die Behauptungen des Zeugen wie gesagt den einzigen Anklagegrund gegen Louis Blanc bilden.

Thierarzt Vatrin. Ich kommandire eine Bürgerlegion von 13,000 Mann und bin bei allen als guter Kamerad bekannt. Uebrigens hat man mich darauf aufmerksam gemacht, daß ein Beamter des Hotel-de-Ville Hrn. Louis Blanc sehr gleicht, und es ist möglich, daß ich mich getäuscht habe.

Kommandant Beaumont. Louis Blanc ist nicht in das Hotel-de-Ville gekommen.

Zeuge May, 42 Jahre alt, Steinhauer, erklärt, bei der Verhaftung im Hotel-de-Ville mitgewirkt zu haben, und giebt die Details an, wie sie Barbès erzählt hat. Barbès macht auf den Widerspruch dieses Zeugen mit dem Thierarzt Vatrin aufmerksam, der allein in das Zimmer gekommen sein wollte. Bei der Confrontation Beider erklärt May, den Thierarzt Vatrin niemals gesehen zu haben, weder am Hotel-de-Ville, noch in dem Zimmer, wo Barbès verhaftet ward. Der Zeuge May ist es, der einen Brief ohne Unterschrift im Hotel-de-Ville gefunden, worin Jemand an seine Frau schreibt, sich nicht zu beunruhigen, da der Briefschreiber mit Albert und Louis Blanc im Hotel-de-Ville sei.

Barbès. Wäre Louis Blanc bei uns gewesen, so wäre er auch mit uns verhaftet worden. Da indeß mehrere Verhaftete sofort wieder in Freiheit gesetzt wurden, so frage ich den Zeugen, ob Louis Blanc vielleicht unter diesen sich befand.

Zeuge. Nein, mein Herr, er war nicht dabei; ich kenne ihn sehr gut.

Zeuge Dubreuil, 46 Jahre alt, Advokat, erklärt, am Fischmarkt einen Zettel gesehen zu haben, welcher die Namen der neuen Provisorischen, darunter auch den von Louis Blanc, und ferner enthielt: „Heute Nacht Plünderung; morgen Bestrafung der Verräther: die Gouillotine!“

Raspail. Als ich Redakteur des „Reformateur“ war, fand ich in dem Brirfkasten öfters ähnliche Schweinereien, auf welche ich dann mit Bleistift die Worte schrieb: „Polizei-Papiere.“ Merkwürdiger Weise folgten auf solche Zettel immer Haussuchungen bei mir, aber die Polizei fand zu gleicher Zeit meine Notiz auf den Zetteln.

Die erste Zeugen-Serie ist geschlossen, und es soll zum Zeugenverhör in Betreff Blanqui's geschritten werden.

Die Sitzung wird vorher ausgesetzt.

Rußland.

Von der russischen Gränze wird unter dem 4. März der Neuen Königsb. Ztg. geschrieben: „Daß die russischen Heere unterwegs sind, ist bereits Thatsache; wohin sie bestimmt sind, darüber verlautet nichts Gewisses. In hohen Kreisen spricht man jedoch mit Gewißheit davon, daß ein Armeecorps (24 Regimenter zu 2000 Mann?) nach Preußen hinein, ein anderes den Oesterreichern zu Hülfe marschire. Der Landsturm ist bereits aufgerufen, auch diejenigen Dienstfähigen, die bereits ihren Abschied erhielten, haben wieder eintreten müssen. Die aus letzteren gebildeten Regimenter werden die Gränze besetzen, während die jetzige Besatzung nach Polen hineinrückt. Alles Militär ist seit dem 1. März auf den Kriegsfuß gestellt und sämmtliche Montirungsstücke doppelt vorhanden. Im tiefen Rußland verweigerten die Freien durchaus die Rekrutenaushebung, und die Verhältnisse sollen der Art sein, daß es dabei sein Bewenden hat.“

Redakteur en chef: Karl Marx.

Aus Königsberg d. d. 8. März und d. d. 10. März gehen uns zwei Reklamationen zu, die erste von einem Mitgliede des Königsberger Arbeitervereins, die zweite vom Kreisausschuß der Demokraten der Provinz Preußen. Beide sind gerichtet gegen das Referat des [unleserliches Material]Korrespondenten über das am 24. Februar in Königsberg abgehaltene Bankett. Der größte Theil der Anwesenden habe aus Arbeitern bestanden. Eben so falsch sei der Passus über die anwesenden „konstitutionellen Bourgeois“, die „jungen eitlen Beamten“ und das „Lokal“, worin das Bankett stattgefunden. Der Berichterstatter habe dem fraglichen Bankett gar nicht beigewohnt. Der ganze Artikel sei also ein Convolut von Lügen und absichtlichen Verläumdungen. Wir fordern den [unleserliches Material]Korrespondenten auf, sich gegen diese Anklagen zu rechtfertigen. Im gegentheiligen Falle würden wir fernere Zusendungen desselben abweisen.

Die „Red. der N. Rh. Z.
Köln, 16. März.

Vorige Woche exerzirte die 9. Kompagnie, Füsilierbataillon, 16. Regiment. Der Unteroffizier Rosenberg drohte einem Soldaten, der zu langsam exerzirte, ihn mit dem Bajonett niederzustoßen, falls er sich nicht besser zusammen nehme. In der That, als besagter Soldat bald darauf wiederum mit seinem Exerzitium den Unteroffizier unbefriedigt ließ, stach ihn der Unteroffizier mit dem Bajonett wirklich in die Brust. Der verwundete Soldat, der noch jetzt krank in der Kaserne herumgeht — vielleicht damit der Arzt im Lazareth die Bajonettwunde nicht zu Gesichte bekommt — beschwerte sich beim Hauptmann. Das hatte zur Folge — Bestrafung des Unteroffiziers Rosenberg mit 3 Tagen Mittelarrest.

Köln, 16. März.

Gestern ist der Gefreite Sinn (Schreiber beim Rechnungsführer im 2. Bataillon, 16. Regiments) in Verhaft genommen worden. Es besteht beim Militär die Vorschrift, jedem Soldaten, der in Arrest geschickt wird, einen Zettel von der Kompagnie an den Gefängnißaufseher mitzugeben, auf welchem der Grund der Verhaftung, resp. des Arrestes, angegeben wird. Bei Sinn geschah dies gestern nicht. Der Gefängnißaufseher sandte ihn daher auch sofort zurück, um das Fehlende beizubringen. Sinn kam indeß wieder, ohne daß der Grund seiner Verhaftung ihm auf den Zettel bemerkt worden wäre.

Wie wir hören, ist der eigentliche Grund seiner Einsperrung der ungegründete Verdacht, daß er die Artikel wegen des Hauptmann v. Uttenhoven in der „N. Rh. Ztg.“ verfaßt oder veranlaßt habe. Er hat mit den Artikeln über etc. v. Uttenhoven gerade so viel zu thun gehabt, als etwa der Mann im Monde. Dazu ist Sinn gar noch der Bruder jenes andern Sinn, der zum Wahlmann für die 2. Kammer ernannt, kurz vor der Deputirtenwahl von Herrn Engels auf Urlaub hinweg octroyirt wurde.

Gewiß hinreichende Veranlassung, einen solchen Mann aufs Korn zu nehmen.

Uerdingen, 12. März.

Sonntag den 18. d. werden sämmtliche Demokraten hiesiger Umgegend sich in Erinnerung an die vorjährigen Märzereignisse zu einem Bankett vereinigen.

Aus dem Sauerlande.

Wie verlautet, soll auf Verananlassung der kgl. Regierung am 27. Februar c. in Arnsberg, eine Konferenz stattgefunden haben, in welcher der Entwurf der Gemeinde-, Kreis-, Bezirks- und Provinzial-Ordnung begutachtet worden ist.

Zu dieser Konferenz sind die betreffenden Landräthe des Regierungsbezirks und solche Personen berufen worden, welche von jenen als geeignet vorgeschlagen sind. Sämmtliche Mitglieder haben Diäten, und Reisekosten aus der Staatskasse empfangen.

Mag nun diese Konferenz von der kgl. Regierung oder von dem kgl. Ministeium veranlaßt worden sein, das hierbei beobachtete Verfahren ist jedenfalls nicht zeitgemäß, und nicht geeignet, das im Volke rege gemachte Mißtrauen gegen die Maßregeln der Regierung zu zerstreuen.

Daß überhaupt ein so wichtiger Gegenstand wie die Gemeindeordnung in kleinern und größern Kreisen berathen und resp. begutachtet wird, erscheint nicht nur angemessen, sondern auch nothwendig: wünschenswerther aber würde es gewesen sein, wenn Seitens der Regierung Männer, die durch freie Wahl aus dem Volke hervorgegangen, zu einer solchen Konferenz berufen worden wären, anstatt, daß dieselbe jetzt aus Verwaltungsbeamten und größern Gutsbesitzern bestanden hat, die das Vertrauen des Volkes aus vielfachen Gründen nur spärlich genießen.

Referent dieses gehört der gemäßigten Partei an, fühlt sich jedoch gedrungen, diese Angelegenheit öffentlich zur Sprache zu bringen, und die Behörden darauf aufmerksam zu machen, daß die alte Büreaukratie und mit ihr jede Geheimniß-Krämerei fallen muß, und daß nur dann ein gedeihliches Wirken möglich ist, wenn die Behörden mit dem Volke Hand in Hand dem großen Ziele, welches uns gestellt ist, entgegenstreben.

Meteorologische Beobachtungen. [irrelevantes Material]
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      <titlePage type="heading">
        <titlePart type="main">Beilage zu Nr. 249 der Neuen Rheinischen Zeitung.</titlePart>
        <titlePart type="sub">Organ der Demokratie.</titlePart>
        <docImprint>
          <docDate>Sonntag 18. März 1849.</docDate>
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      </titlePage>
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        <head>[Französische Republik]</head>
        <div xml:id="ar249b_001" type="jArticle">
          <p>übrigen Obristen, hier über meinen Chef, den General Courtais, auszusagen.</p>
          <p>Präsident. Sie brauchen hier nicht mit Ihren republikanischen Gesinnungen Parade zu machen.</p>
          <p>Zeuge. Ich mache keine Parade, ich halte Sie für keinen Feldherrn.</p>
          <p>Auf die Frage nach den Ereignissen des 15. Mai erklärt der Zeuge, daß er den General Courtais auf das Ungenügende der getroffenen Maßregeln aufmerksam gemacht, daß er aber lieber &#x201E;seine Hand in's Feuer strecken, und sich in Stücke hauen lassen&#x201C;, als daran zweifeln wolle, daß Courtais nicht die besten und reinsten Intensionen gehabt habe. Die 9. Legion sei zum Schutz des Hotel-de-Ville bestimmt gewesen, allein obwohl sein, des Zeugen, Bataillon, von Morgens früh an der Mairie des 9. Arrondissements gestanden habe, seien weder Befehle zum Aufbruch nach dem Hotel-de-Ville gekommen, noch auch bei drei- und viermaliger Anfrage Maire oder Adjunkt zu finden gewesen. Erst auf das Gerücht von dem Einfall in die Assemblée sei das Bataillon ohne Befehl nach dem Platz des Hotel-de-Ville aufgebrochen. Bald darauf seien die Insurgenten angekommen, vor der drohenden Haltung (!) der Nationalgarden einen Augenblick zurückgezogen, und dann in einzelnen Haufen mit Nationalgardisten an der Spitze wiedergekehrt. Die letztern hätten die freiwillige Auflösung der National-Versammlung, den Anhang der Mobil- und Nationalgarden an die neue Regierung angezeigt, und zum Beweis ihres Eintrittsrechtes in das Hotel-de-Ville vier Passe-par-tout producirt. Er habe vier Personen darauf eingelassen; das Volk aber sei ihnen nachgestürzt, die (drohenden!) Garden hätten die Bajonette abgenommen, man habe Patronen aus den Fenstern des Hotel-de-Ville geworfen, und es sei ihm, dem Zeugen, nichts anderes übrig geblieben, als seine Leute in ihre Quartiere zu schicken.</p>
          <p>Ein Geschworner. Kann der Zeuge uns sagen, wie die Karten ausgestellt waren, auf die man ins Hotel-de-Ville kam?</p>
          <p>Zeuge Yautier. Es waren Karten von verschiedener Farbe, mit dem Siegel der Mairie versehen. (Bewegung.) Es gab viele Personen, welche solche Karten besaßen.</p>
          <p>Zeuge Roquerolles, Bedienter im erzbischöflichen Palais. Am 15. Mai war ich mit der 9. Legion am Quai, um die Ueberrumpelung des Hotel-de-Ville durch das Volk zu verhüten. Es wurde ein Pistolenschuß auf uns abgefeuert, worauf ich mit den Nationalgarden vordrang, und zwei Pistolen erbeutete.</p>
          <p>Präsident. Erkennen Sie die vorliegenden Pistolen als dieselben wieder?</p>
          <p>Zeuge. Es sind dieselben. Es sind Pistolen von Munizipalgarden. (Bewegung im Publikum).</p>
          <p>Präsident. Wer hat Ihnen Befehl zum Abnehmen der Bajonette gegeben?</p>
          <p>Zeuge. Das zweite Mal unser Oberst Yautier.</p>
          <p>Der Präsident läßt den Zeugen Yautier nochmals vortreten, der jedoch dabei bleibt, keinen Befehl zum Abnehmen der Bajonette gegeben zu haben. Roquerolles erwidert darauf, daß er nicht genau wisse, wer die Bajonette habe abnehmen lassen.</p>
          <p>Zeuge Chigaray, 38 Jahr alt, Hutmacher, erklärte, aus Neugierde ans Hotel de Ville gekommen zu sein, aus dessen Fenstern Zettel mit den Namen der neuen provisorischen Regierung flogen. Einen ihm vorgezeigten Zettel erkennt der Zeuge als eine solche Liste an.</p>
          <p>Die Zeugen Duchemont, Concierge im Hotel de Ville, und Herissen, Commis, geben unwesentliche, weder von den Angeklagten, noch dem General-Procurator berücksichtigte Details über die Vorfälle am Hotel de Ville, denen sie beiwohnten.</p>
          <p>Zeuge Guyon, 42 Jahr alt, Gesang-Inspektor der Elementarschulen, Ex-Bureauchef des Gouverneur des Hotel-de-Ville, erzählt, daß Barbes und Albert an der Spitze der Kolonnen gewesen seien, denen die Nationalgarden am Quai zuerst die Passage geöffnet, und die dann das Gitter am Hotel-de-Ville gestürmt hätten. Oberst Rey habe vergebens Barbes Vorwürfe gemacht. Barbes sei in einem der Säle auf einen Tisch gestiegen und habe von der Auflösung der Nat.-Vers. und der Nothwendigkeit eines neuen Gouvernements gesprochen, worauf die Menge mit verschiedenen Namen antwortete. Auch sei in der Menge von der Ermordung Marrasts die Rede gewesen. Während dessen aber habe Rey mit der Garde republicaine den Hof gefegt, und den ankommenden Nationalgarden die Verhaftungen der Emeuteurs möglich gemacht. Ueber die Rolle, welche der Angeklagte Borme im Hotel-de-Ville gespielt, weiß der Zeuge nichts zu sagen; Borme gelte für überspannt oder verrückt.</p>
          <p>Präsident. Sie haben gesagt, daß Sie Albert an der Seite von Barbes gesehen hätten?</p>
          <p>Zeuge. Man sagte mir, daß es Albert sei; ich erkenne ihn jedoch jetzt nicht wieder.</p>
          <p>Präsident. Sie haben ausgesagt: &#x201E;Als das Volk den Namen Blanqui's ausrief, wurde Barbes, der sehr bleich war, plötzlich erdfarben und sagte: Sprecht nur nicht von Blanqui; wenn er erscheint, werde ich ihm den Hals brechen.&#x201C;</p>
          <p>Zeuge. Ich kann nicht versichern, daß es Barbes war, von dem diese Worte kamen.</p>
          <p>Präsident. Erzählen Sie uns, was Sie von den Manifestationen des 17. März und 16. April wissen.</p>
          <p>Blanqui. Ich protestire gegen diese Art von Tendenzprozeß. Von dem Augenblick an, wo man unsere politischen Gesinnungen vor die Schranken zieht, erklärt das Gericht, daß es nur eine Rache, eine gemeine und niedrige Rache an Männern zu befriedigen hat, welche einen Augenblick die politische Macht in Händen hatten.</p>
          <p>Präsident. Die Justiz übt keine Rache; aber wenn sie zwischen der Vergangenheit des Angeklagten und den Anklagepunkten eine moralische Verbindung entdeckt, so macht sie die Geschwornen darauf aufmerksam.</p>
          <p>Blanqui. Und das ist genau das, wie man einen Tendenzprozeß nennt.</p>
          <p>Präsident. Nennen Sie das, was Sie wollen; ich verlange, daß der Zeuge sich über Ihr und Ihrer Mitangeklagten Benehmen bei den Manifestationen vom 17. März und 16. April auslasse.</p>
          <p>Blanqui. Und ich verlange, daß man alsdann mein ganzes Leben seit 1830 prüfe.</p>
          <p>Auf abermaliges Befragen des Präsidenten erklärt darauf der Zeuge, daß er am 17. März das Volk auf dem Platz des Hotel-de-Ville habe ankommen sehen; Blanqui und Cabet seien an seiner Spitze gewesen, Blanqui aber habe im Ganzen eine &#x201E;ruhige, kalte Haltung&#x201C; beobachtet. Die Menge, unter welche sich viele Leute mit &#x201E;verborgenen&#x201C; (!!!) Waffen befunden, habe Drohungen gegen Marrast, gegen Garnier-Pages, gegen die &#x201E;Verräther vom National&#x201C; ausgestoßen. Am 16. April habe Hr. Chateau-Renaud die Nachricht gebracht, daß sich die Volksmassen aus den elyseischen Feldern gegen das Hotel-de-Ville in Bewegung setzten; alle Vorbereitungen, die er, der Zeuge, in Verbindung mit dem Obersten Rey getroffen, seien jedoch durch die &#x201E;Hingebung&#x201C; der Nationalgarde überflüßig geworden.</p>
          <p>Ueber die Stellung des Angeklagten Borme befragt, sagt der Zeuge, daß derselbe eine &#x201E;sehr traurige Rolle&#x201C; im Hotel-de-Ville gespielt. Eines Tages habe er einen Mann verhaftet, welche den arbeitlosen Ouvriers einige Sous vertheilt hatte; Caussidiere habe diesen Mann sofort in Freiheit gesetzt und als man ihm Borme als den Urheber dieser Verhaftung bezeichnete, ausgerufen: Ich bin dieses Borme überdrüssig, ich werde ihn in eine Mistgrube werfen lassen. Uebrigens sei Borme nicht auf der Polizei angestellt gewesen, sondern habe nur aus &#x201E;freier Selbstbestimmung&#x201C; Polizeidienste geübt. Am 15. Mai sei er nach seiner eigenen Aussage von dem Kommandanten Beaumont verhaftet worden, weil er im Sekretariat Convocationsbriefe habe schreiben wollen.</p>
          <p>Blanqui. Man führt nicht allein einen Tendenz-, sondern auch einen Diffamations-Prozeß gegen mich. Aber das Glück ist gegen diese honetten Bestrebungen. Man hätte gern gehört, daß ich am 16. April eine exaltirte Rolle spielte, und der Zeuge hat im Gegentheil gesagt, daß ich mich ruhig und kalt benahm.</p>
          <p>Präsident. Dann können Sie sich nicht beschweren, daß wir danach gefragt haben.</p>
          <p>Blanqui. Wenn die Antwort günstig war, so war es nicht die Frage.</p>
          <p>Zeuge Watrin, 40 Jahr alt, Thierarzt, Oberst-Lieutenant der 6. Legion, will in dem Augenblick an das Hotel-de-Ville gekommen sein, als die letzten Regierungs-Proclamationen der Insurgenten aus den Fenstern flogen. Er sei allein, ohne seine Nationalgarden, die &#x201E;eine andere Richtung eingeschlagen&#x201C;, nach dem Zimmer gegangen, aus welchem die Zettel geflogen, und habe hier etwa zwanzig Personen gesehen, die theils schrieben, theils unter einander discutirten. Unter ihnen sei L. Blanc gewesen, dessen Physionomie ihm aufgefallen sei. Er habe sich zurückgezogen, ohne daß ihm Jemand folgte. Unten habe er, als neue Garden angekommen, seine Soldaten gesammelt, worüber jedoch 20 Minuten verstrichen seien, und habe bei den Verhaftungen geholfen.</p>
          <p>Albert. Ich erkläre auf mein Ehrenwort, daß L. Blanc nicht im Hotel-de-Ville war.</p>
          <p>Zeuge. Ich <hi rendition="#g">bleibe dabei, L. Blanc gesehen zu haben</hi>.</p>
          <p>Barbes. Ich verlange im Interesse des abwesenden L. Blanc, der einzig auf diese Aussage angeklagt ist, daß der Zeuge erklärt, wie er allein auf das Zimmer gekommen sein will. Wir waren 12 oder 15 in dem Zimmer und würden ihn ergriffen haben, wenn er sich wirklich gezeigt hätte.</p>
          <p>Der Zeuge gibt eine confuse Erläuterung, daß er die Thür nur halb geöffnet habe, aber von der Haltung und Placirung der Anwesenden nichts sagen könne.</p>
          <p>Barbes. Der Zeuge weiß nicht, wie wir in dem Zimmer vertheilt waren; ich will es erklären. Das Zimmer bildete so zu sagen, zwei Abtheilungen. In der zweiten war ich, und redigirte Proclamationen. In der ersten befanden sich einige Bewaffnete. Während wir arbeiteten, erschien eine Compagnie der Nationalgarde. Ich trat ihnen entgegen und fragte was sie wollten. &#x201E;Und was wollen Sie&#x201C;, wurde mir geantwortet. &#x201E;Ich bin Mitglied der neuen provisorischen Regierung&#x201C;, erwiderte ich. &#x201E;So verhaften wir Sie im Namen der alten&#x201C;. Und so wurde ich verhaftet. Wenn daher der Zeuge wie eine Art Achilles allein in das Zimmer gekommen wäre, wie er es darstellt, so wäre er, wie Sie glauben werden, verhaftet worden.</p>
          <p>General-Procurator Baroche. Der Zeuge sagt hier auf seinen Eid aus.</p>
          <p>Barbès. Der Zeuge folgt hier einem, auch bei einem braven Bürger erklärlichen Renommistenberuf, und erzählt Dinge, die gar nicht geschehen sind. Es ist aber wichtig, diese Sache zu erledigen, da die Behauptungen des Zeugen wie gesagt den einzigen Anklagegrund gegen Louis Blanc bilden.</p>
          <p>Thierarzt Vatrin. Ich kommandire eine Bürgerlegion von 13,000 Mann und bin bei allen als guter Kamerad bekannt. Uebrigens hat man mich darauf aufmerksam gemacht, daß ein Beamter des Hotel-de-Ville Hrn. Louis Blanc sehr gleicht, und es ist möglich, daß ich mich getäuscht habe.</p>
          <p>Kommandant Beaumont. <hi rendition="#g">Louis Blanc ist nicht in das Hotel-de-Ville gekommen</hi>.</p>
          <p>Zeuge May, 42 Jahre alt, Steinhauer, erklärt, bei der Verhaftung im Hotel-de-Ville mitgewirkt zu haben, und giebt die Details an, wie sie Barbès erzählt hat. Barbès macht auf den Widerspruch dieses Zeugen mit dem Thierarzt Vatrin aufmerksam, der allein in das Zimmer gekommen sein wollte. Bei der Confrontation Beider erklärt May, den Thierarzt Vatrin niemals gesehen zu haben, weder am Hotel-de-Ville, noch in dem Zimmer, wo Barbès verhaftet ward. Der Zeuge May ist es, der einen Brief ohne Unterschrift im Hotel-de-Ville gefunden, worin Jemand an seine Frau schreibt, sich nicht zu beunruhigen, da der Briefschreiber mit Albert und Louis Blanc im Hotel-de-Ville sei.</p>
          <p>Barbès. Wäre Louis Blanc bei uns gewesen, so wäre er auch mit uns verhaftet worden. Da indeß mehrere Verhaftete sofort wieder in Freiheit gesetzt wurden, so frage ich den Zeugen, ob Louis Blanc vielleicht unter diesen sich befand.</p>
          <p>Zeuge. Nein, mein Herr, er war nicht dabei; ich kenne ihn sehr gut.</p>
          <p>Zeuge Dubreuil, 46 Jahre alt, Advokat, erklärt, am Fischmarkt einen Zettel gesehen zu haben, welcher die Namen der neuen Provisorischen, darunter auch den von Louis Blanc, und ferner enthielt: &#x201E;Heute Nacht Plünderung; morgen Bestrafung der Verräther: die Gouillotine!&#x201C;</p>
          <p>Raspail. Als ich Redakteur des &#x201E;Reformateur&#x201C; war, fand ich in dem Brirfkasten öfters ähnliche Schweinereien, auf welche ich dann mit Bleistift die Worte schrieb: &#x201E;Polizei-Papiere.&#x201C; Merkwürdiger Weise folgten auf solche Zettel immer Haussuchungen bei mir, aber die Polizei fand zu gleicher Zeit meine Notiz auf den Zetteln.</p>
          <p>Die erste Zeugen-Serie ist geschlossen, und es soll zum Zeugenverhör in Betreff Blanqui's geschritten werden.</p>
          <p>Die Sitzung wird vorher ausgesetzt.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Rußland.</head>
        <div xml:id="ar249b_002" type="jArticle">
          <p>Von der russischen Gränze wird unter dem 4. März der Neuen Königsb. Ztg. geschrieben: &#x201E;Daß die russischen Heere unterwegs sind, ist bereits Thatsache; wohin sie bestimmt sind, darüber verlautet nichts Gewisses. In hohen Kreisen spricht man jedoch mit Gewißheit davon, daß ein Armeecorps (24 Regimenter zu 2000 Mann?) nach Preußen hinein, ein anderes den Oesterreichern zu Hülfe marschire. Der Landsturm ist bereits aufgerufen, auch diejenigen Dienstfähigen, die bereits ihren Abschied erhielten, haben wieder eintreten müssen. Die aus letzteren gebildeten Regimenter werden die Gränze besetzen, während die jetzige Besatzung nach Polen hineinrückt. Alles Militär ist seit dem 1. März auf den Kriegsfuß gestellt und sämmtliche Montirungsstücke doppelt vorhanden. Im tiefen Rußland verweigerten die Freien durchaus die Rekrutenaushebung, und die Verhältnisse sollen der Art sein, daß es dabei sein Bewenden hat.&#x201C;</p>
        </div>
      </div>
      <div>
        <bibl>Redakteur en chef: <editor>Karl Marx.</editor>             </bibl>
      </div>
      <div type="jReadersLetters" n="1">
        <div xml:id="ar249b_004" type="jArticle">
          <p>Aus <hi rendition="#b">Königsberg</hi> d. d. 8. März und d. d. 10. März gehen uns zwei Reklamationen zu, die erste von einem Mitgliede des Königsberger Arbeitervereins, die zweite vom Kreisausschuß der Demokraten der Provinz Preußen. Beide sind gerichtet gegen das Referat des <gap reason="illegible"/>Korrespondenten über das am 24. Februar in Königsberg abgehaltene Bankett. Der größte Theil der Anwesenden habe aus Arbeitern bestanden. Eben so falsch sei der Passus über die anwesenden &#x201E;konstitutionellen Bourgeois&#x201C;, die &#x201E;jungen eitlen Beamten&#x201C; und das &#x201E;Lokal&#x201C;, worin das Bankett stattgefunden. Der Berichterstatter habe dem fraglichen Bankett gar nicht beigewohnt. Der ganze Artikel sei also ein Convolut von Lügen und absichtlichen Verläumdungen. Wir fordern den <gap reason="illegible"/>Korrespondenten auf, sich gegen diese Anklagen zu rechtfertigen. Im gegentheiligen Falle würden wir fernere Zusendungen desselben abweisen.</p>
          <bibl>Die &#x201E;<hi rendition="#g">Red. der N. Rh. Z.</hi>&#x201C;</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar249b_005" type="jArticle">
          <head>Köln, 16. März.</head>
          <p>Vorige Woche exerzirte die 9. Kompagnie, Füsilierbataillon, 16. Regiment. Der Unteroffizier <hi rendition="#g">Rosenberg</hi> drohte einem Soldaten, der zu langsam exerzirte, ihn mit dem Bajonett niederzustoßen, falls er sich nicht besser zusammen nehme. In der That, als besagter Soldat bald darauf wiederum mit seinem Exerzitium den Unteroffizier unbefriedigt ließ, stach ihn der Unteroffizier mit dem Bajonett wirklich in die Brust. Der verwundete Soldat, der noch jetzt krank in der Kaserne herumgeht &#x2014; vielleicht damit der Arzt im Lazareth die Bajonettwunde nicht zu Gesichte bekommt &#x2014; beschwerte sich beim Hauptmann. Das hatte zur Folge &#x2014; Bestrafung des Unteroffiziers Rosenberg mit 3 Tagen Mittelarrest.</p>
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          <p>Wie wir hören, ist der eigentliche Grund seiner Einsperrung der ungegründete Verdacht, daß er die Artikel wegen des Hauptmann v. Uttenhoven in der &#x201E;N. Rh. Ztg.&#x201C; verfaßt oder veranlaßt habe. Er hat mit den Artikeln über etc. v. Uttenhoven gerade so viel zu thun gehabt, als etwa der Mann im Monde. Dazu ist <hi rendition="#g">Sinn</hi> gar noch der Bruder jenes andern Sinn, der zum Wahlmann für die 2. Kammer ernannt, kurz vor der Deputirtenwahl von Herrn <hi rendition="#g">Engels</hi> auf Urlaub hinweg octroyirt wurde.</p>
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          <p>Zu dieser Konferenz sind die betreffenden Landräthe des Regierungsbezirks und solche Personen berufen worden, welche von jenen als geeignet vorgeschlagen sind. Sämmtliche Mitglieder haben Diäten, und Reisekosten aus der Staatskasse empfangen.</p>
          <p>Mag nun diese Konferenz von der kgl. Regierung oder von dem kgl. Ministeium veranlaßt worden sein, das hierbei beobachtete Verfahren ist jedenfalls nicht zeitgemäß, und nicht geeignet, das im Volke rege gemachte Mißtrauen gegen die Maßregeln der Regierung zu zerstreuen.</p>
          <p>Daß überhaupt ein so wichtiger Gegenstand wie die Gemeindeordnung in kleinern und größern Kreisen berathen und resp. begutachtet wird, erscheint nicht nur angemessen, sondern auch nothwendig: wünschenswerther aber würde es gewesen sein, wenn Seitens der Regierung Männer, die durch freie Wahl aus dem Volke hervorgegangen, zu einer solchen Konferenz berufen worden wären, anstatt, daß dieselbe jetzt aus Verwaltungsbeamten und größern Gutsbesitzern bestanden hat, die das Vertrauen des Volkes aus vielfachen Gründen nur spärlich genießen.</p>
          <p>Referent dieses gehört der gemäßigten Partei an, fühlt sich jedoch gedrungen, diese Angelegenheit öffentlich zur Sprache zu bringen, und die Behörden darauf aufmerksam zu machen, daß die alte Büreaukratie und mit ihr jede Geheimniß-Krämerei fallen muß, und daß nur dann ein gedeihliches Wirken möglich ist, wenn die Behörden mit dem Volke Hand in Hand dem großen Ziele, welches uns gestellt ist, entgegenstreben.</p>
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[1395/0001] Beilage zu Nr. 249 der Neuen Rheinischen Zeitung. Organ der Demokratie. Sonntag 18. März 1849. [Französische Republik] übrigen Obristen, hier über meinen Chef, den General Courtais, auszusagen. Präsident. Sie brauchen hier nicht mit Ihren republikanischen Gesinnungen Parade zu machen. Zeuge. Ich mache keine Parade, ich halte Sie für keinen Feldherrn. Auf die Frage nach den Ereignissen des 15. Mai erklärt der Zeuge, daß er den General Courtais auf das Ungenügende der getroffenen Maßregeln aufmerksam gemacht, daß er aber lieber „seine Hand in's Feuer strecken, und sich in Stücke hauen lassen“, als daran zweifeln wolle, daß Courtais nicht die besten und reinsten Intensionen gehabt habe. Die 9. Legion sei zum Schutz des Hotel-de-Ville bestimmt gewesen, allein obwohl sein, des Zeugen, Bataillon, von Morgens früh an der Mairie des 9. Arrondissements gestanden habe, seien weder Befehle zum Aufbruch nach dem Hotel-de-Ville gekommen, noch auch bei drei- und viermaliger Anfrage Maire oder Adjunkt zu finden gewesen. Erst auf das Gerücht von dem Einfall in die Assemblée sei das Bataillon ohne Befehl nach dem Platz des Hotel-de-Ville aufgebrochen. Bald darauf seien die Insurgenten angekommen, vor der drohenden Haltung (!) der Nationalgarden einen Augenblick zurückgezogen, und dann in einzelnen Haufen mit Nationalgardisten an der Spitze wiedergekehrt. Die letztern hätten die freiwillige Auflösung der National-Versammlung, den Anhang der Mobil- und Nationalgarden an die neue Regierung angezeigt, und zum Beweis ihres Eintrittsrechtes in das Hotel-de-Ville vier Passe-par-tout producirt. Er habe vier Personen darauf eingelassen; das Volk aber sei ihnen nachgestürzt, die (drohenden!) Garden hätten die Bajonette abgenommen, man habe Patronen aus den Fenstern des Hotel-de-Ville geworfen, und es sei ihm, dem Zeugen, nichts anderes übrig geblieben, als seine Leute in ihre Quartiere zu schicken. Ein Geschworner. Kann der Zeuge uns sagen, wie die Karten ausgestellt waren, auf die man ins Hotel-de-Ville kam? Zeuge Yautier. Es waren Karten von verschiedener Farbe, mit dem Siegel der Mairie versehen. (Bewegung.) Es gab viele Personen, welche solche Karten besaßen. Zeuge Roquerolles, Bedienter im erzbischöflichen Palais. Am 15. Mai war ich mit der 9. Legion am Quai, um die Ueberrumpelung des Hotel-de-Ville durch das Volk zu verhüten. Es wurde ein Pistolenschuß auf uns abgefeuert, worauf ich mit den Nationalgarden vordrang, und zwei Pistolen erbeutete. Präsident. Erkennen Sie die vorliegenden Pistolen als dieselben wieder? Zeuge. Es sind dieselben. Es sind Pistolen von Munizipalgarden. (Bewegung im Publikum). Präsident. Wer hat Ihnen Befehl zum Abnehmen der Bajonette gegeben? Zeuge. Das zweite Mal unser Oberst Yautier. Der Präsident läßt den Zeugen Yautier nochmals vortreten, der jedoch dabei bleibt, keinen Befehl zum Abnehmen der Bajonette gegeben zu haben. Roquerolles erwidert darauf, daß er nicht genau wisse, wer die Bajonette habe abnehmen lassen. Zeuge Chigaray, 38 Jahr alt, Hutmacher, erklärte, aus Neugierde ans Hotel de Ville gekommen zu sein, aus dessen Fenstern Zettel mit den Namen der neuen provisorischen Regierung flogen. Einen ihm vorgezeigten Zettel erkennt der Zeuge als eine solche Liste an. Die Zeugen Duchemont, Concierge im Hotel de Ville, und Herissen, Commis, geben unwesentliche, weder von den Angeklagten, noch dem General-Procurator berücksichtigte Details über die Vorfälle am Hotel de Ville, denen sie beiwohnten. Zeuge Guyon, 42 Jahr alt, Gesang-Inspektor der Elementarschulen, Ex-Bureauchef des Gouverneur des Hotel-de-Ville, erzählt, daß Barbes und Albert an der Spitze der Kolonnen gewesen seien, denen die Nationalgarden am Quai zuerst die Passage geöffnet, und die dann das Gitter am Hotel-de-Ville gestürmt hätten. Oberst Rey habe vergebens Barbes Vorwürfe gemacht. Barbes sei in einem der Säle auf einen Tisch gestiegen und habe von der Auflösung der Nat.-Vers. und der Nothwendigkeit eines neuen Gouvernements gesprochen, worauf die Menge mit verschiedenen Namen antwortete. Auch sei in der Menge von der Ermordung Marrasts die Rede gewesen. Während dessen aber habe Rey mit der Garde republicaine den Hof gefegt, und den ankommenden Nationalgarden die Verhaftungen der Emeuteurs möglich gemacht. Ueber die Rolle, welche der Angeklagte Borme im Hotel-de-Ville gespielt, weiß der Zeuge nichts zu sagen; Borme gelte für überspannt oder verrückt. Präsident. Sie haben gesagt, daß Sie Albert an der Seite von Barbes gesehen hätten? Zeuge. Man sagte mir, daß es Albert sei; ich erkenne ihn jedoch jetzt nicht wieder. Präsident. Sie haben ausgesagt: „Als das Volk den Namen Blanqui's ausrief, wurde Barbes, der sehr bleich war, plötzlich erdfarben und sagte: Sprecht nur nicht von Blanqui; wenn er erscheint, werde ich ihm den Hals brechen.“ Zeuge. Ich kann nicht versichern, daß es Barbes war, von dem diese Worte kamen. Präsident. Erzählen Sie uns, was Sie von den Manifestationen des 17. März und 16. April wissen. Blanqui. Ich protestire gegen diese Art von Tendenzprozeß. Von dem Augenblick an, wo man unsere politischen Gesinnungen vor die Schranken zieht, erklärt das Gericht, daß es nur eine Rache, eine gemeine und niedrige Rache an Männern zu befriedigen hat, welche einen Augenblick die politische Macht in Händen hatten. Präsident. Die Justiz übt keine Rache; aber wenn sie zwischen der Vergangenheit des Angeklagten und den Anklagepunkten eine moralische Verbindung entdeckt, so macht sie die Geschwornen darauf aufmerksam. Blanqui. Und das ist genau das, wie man einen Tendenzprozeß nennt. Präsident. Nennen Sie das, was Sie wollen; ich verlange, daß der Zeuge sich über Ihr und Ihrer Mitangeklagten Benehmen bei den Manifestationen vom 17. März und 16. April auslasse. Blanqui. Und ich verlange, daß man alsdann mein ganzes Leben seit 1830 prüfe. Auf abermaliges Befragen des Präsidenten erklärt darauf der Zeuge, daß er am 17. März das Volk auf dem Platz des Hotel-de-Ville habe ankommen sehen; Blanqui und Cabet seien an seiner Spitze gewesen, Blanqui aber habe im Ganzen eine „ruhige, kalte Haltung“ beobachtet. Die Menge, unter welche sich viele Leute mit „verborgenen“ (!!!) Waffen befunden, habe Drohungen gegen Marrast, gegen Garnier-Pages, gegen die „Verräther vom National“ ausgestoßen. Am 16. April habe Hr. Chateau-Renaud die Nachricht gebracht, daß sich die Volksmassen aus den elyseischen Feldern gegen das Hotel-de-Ville in Bewegung setzten; alle Vorbereitungen, die er, der Zeuge, in Verbindung mit dem Obersten Rey getroffen, seien jedoch durch die „Hingebung“ der Nationalgarde überflüßig geworden. Ueber die Stellung des Angeklagten Borme befragt, sagt der Zeuge, daß derselbe eine „sehr traurige Rolle“ im Hotel-de-Ville gespielt. Eines Tages habe er einen Mann verhaftet, welche den arbeitlosen Ouvriers einige Sous vertheilt hatte; Caussidiere habe diesen Mann sofort in Freiheit gesetzt und als man ihm Borme als den Urheber dieser Verhaftung bezeichnete, ausgerufen: Ich bin dieses Borme überdrüssig, ich werde ihn in eine Mistgrube werfen lassen. Uebrigens sei Borme nicht auf der Polizei angestellt gewesen, sondern habe nur aus „freier Selbstbestimmung“ Polizeidienste geübt. Am 15. Mai sei er nach seiner eigenen Aussage von dem Kommandanten Beaumont verhaftet worden, weil er im Sekretariat Convocationsbriefe habe schreiben wollen. Blanqui. Man führt nicht allein einen Tendenz-, sondern auch einen Diffamations-Prozeß gegen mich. Aber das Glück ist gegen diese honetten Bestrebungen. Man hätte gern gehört, daß ich am 16. April eine exaltirte Rolle spielte, und der Zeuge hat im Gegentheil gesagt, daß ich mich ruhig und kalt benahm. Präsident. Dann können Sie sich nicht beschweren, daß wir danach gefragt haben. Blanqui. Wenn die Antwort günstig war, so war es nicht die Frage. Zeuge Watrin, 40 Jahr alt, Thierarzt, Oberst-Lieutenant der 6. Legion, will in dem Augenblick an das Hotel-de-Ville gekommen sein, als die letzten Regierungs-Proclamationen der Insurgenten aus den Fenstern flogen. Er sei allein, ohne seine Nationalgarden, die „eine andere Richtung eingeschlagen“, nach dem Zimmer gegangen, aus welchem die Zettel geflogen, und habe hier etwa zwanzig Personen gesehen, die theils schrieben, theils unter einander discutirten. Unter ihnen sei L. Blanc gewesen, dessen Physionomie ihm aufgefallen sei. Er habe sich zurückgezogen, ohne daß ihm Jemand folgte. Unten habe er, als neue Garden angekommen, seine Soldaten gesammelt, worüber jedoch 20 Minuten verstrichen seien, und habe bei den Verhaftungen geholfen. Albert. Ich erkläre auf mein Ehrenwort, daß L. Blanc nicht im Hotel-de-Ville war. Zeuge. Ich bleibe dabei, L. Blanc gesehen zu haben. Barbes. Ich verlange im Interesse des abwesenden L. Blanc, der einzig auf diese Aussage angeklagt ist, daß der Zeuge erklärt, wie er allein auf das Zimmer gekommen sein will. Wir waren 12 oder 15 in dem Zimmer und würden ihn ergriffen haben, wenn er sich wirklich gezeigt hätte. Der Zeuge gibt eine confuse Erläuterung, daß er die Thür nur halb geöffnet habe, aber von der Haltung und Placirung der Anwesenden nichts sagen könne. Barbes. Der Zeuge weiß nicht, wie wir in dem Zimmer vertheilt waren; ich will es erklären. Das Zimmer bildete so zu sagen, zwei Abtheilungen. In der zweiten war ich, und redigirte Proclamationen. In der ersten befanden sich einige Bewaffnete. Während wir arbeiteten, erschien eine Compagnie der Nationalgarde. Ich trat ihnen entgegen und fragte was sie wollten. „Und was wollen Sie“, wurde mir geantwortet. „Ich bin Mitglied der neuen provisorischen Regierung“, erwiderte ich. „So verhaften wir Sie im Namen der alten“. Und so wurde ich verhaftet. Wenn daher der Zeuge wie eine Art Achilles allein in das Zimmer gekommen wäre, wie er es darstellt, so wäre er, wie Sie glauben werden, verhaftet worden. General-Procurator Baroche. Der Zeuge sagt hier auf seinen Eid aus. Barbès. Der Zeuge folgt hier einem, auch bei einem braven Bürger erklärlichen Renommistenberuf, und erzählt Dinge, die gar nicht geschehen sind. Es ist aber wichtig, diese Sache zu erledigen, da die Behauptungen des Zeugen wie gesagt den einzigen Anklagegrund gegen Louis Blanc bilden. Thierarzt Vatrin. Ich kommandire eine Bürgerlegion von 13,000 Mann und bin bei allen als guter Kamerad bekannt. Uebrigens hat man mich darauf aufmerksam gemacht, daß ein Beamter des Hotel-de-Ville Hrn. Louis Blanc sehr gleicht, und es ist möglich, daß ich mich getäuscht habe. Kommandant Beaumont. Louis Blanc ist nicht in das Hotel-de-Ville gekommen. Zeuge May, 42 Jahre alt, Steinhauer, erklärt, bei der Verhaftung im Hotel-de-Ville mitgewirkt zu haben, und giebt die Details an, wie sie Barbès erzählt hat. Barbès macht auf den Widerspruch dieses Zeugen mit dem Thierarzt Vatrin aufmerksam, der allein in das Zimmer gekommen sein wollte. Bei der Confrontation Beider erklärt May, den Thierarzt Vatrin niemals gesehen zu haben, weder am Hotel-de-Ville, noch in dem Zimmer, wo Barbès verhaftet ward. Der Zeuge May ist es, der einen Brief ohne Unterschrift im Hotel-de-Ville gefunden, worin Jemand an seine Frau schreibt, sich nicht zu beunruhigen, da der Briefschreiber mit Albert und Louis Blanc im Hotel-de-Ville sei. Barbès. Wäre Louis Blanc bei uns gewesen, so wäre er auch mit uns verhaftet worden. Da indeß mehrere Verhaftete sofort wieder in Freiheit gesetzt wurden, so frage ich den Zeugen, ob Louis Blanc vielleicht unter diesen sich befand. Zeuge. Nein, mein Herr, er war nicht dabei; ich kenne ihn sehr gut. Zeuge Dubreuil, 46 Jahre alt, Advokat, erklärt, am Fischmarkt einen Zettel gesehen zu haben, welcher die Namen der neuen Provisorischen, darunter auch den von Louis Blanc, und ferner enthielt: „Heute Nacht Plünderung; morgen Bestrafung der Verräther: die Gouillotine!“ Raspail. Als ich Redakteur des „Reformateur“ war, fand ich in dem Brirfkasten öfters ähnliche Schweinereien, auf welche ich dann mit Bleistift die Worte schrieb: „Polizei-Papiere.“ Merkwürdiger Weise folgten auf solche Zettel immer Haussuchungen bei mir, aber die Polizei fand zu gleicher Zeit meine Notiz auf den Zetteln. Die erste Zeugen-Serie ist geschlossen, und es soll zum Zeugenverhör in Betreff Blanqui's geschritten werden. Die Sitzung wird vorher ausgesetzt. Rußland. Von der russischen Gränze wird unter dem 4. März der Neuen Königsb. Ztg. geschrieben: „Daß die russischen Heere unterwegs sind, ist bereits Thatsache; wohin sie bestimmt sind, darüber verlautet nichts Gewisses. In hohen Kreisen spricht man jedoch mit Gewißheit davon, daß ein Armeecorps (24 Regimenter zu 2000 Mann?) nach Preußen hinein, ein anderes den Oesterreichern zu Hülfe marschire. Der Landsturm ist bereits aufgerufen, auch diejenigen Dienstfähigen, die bereits ihren Abschied erhielten, haben wieder eintreten müssen. Die aus letzteren gebildeten Regimenter werden die Gränze besetzen, während die jetzige Besatzung nach Polen hineinrückt. Alles Militär ist seit dem 1. März auf den Kriegsfuß gestellt und sämmtliche Montirungsstücke doppelt vorhanden. Im tiefen Rußland verweigerten die Freien durchaus die Rekrutenaushebung, und die Verhältnisse sollen der Art sein, daß es dabei sein Bewenden hat.“ Redakteur en chef: Karl Marx. Aus Königsberg d. d. 8. März und d. d. 10. März gehen uns zwei Reklamationen zu, die erste von einem Mitgliede des Königsberger Arbeitervereins, die zweite vom Kreisausschuß der Demokraten der Provinz Preußen. Beide sind gerichtet gegen das Referat des _ Korrespondenten über das am 24. Februar in Königsberg abgehaltene Bankett. Der größte Theil der Anwesenden habe aus Arbeitern bestanden. Eben so falsch sei der Passus über die anwesenden „konstitutionellen Bourgeois“, die „jungen eitlen Beamten“ und das „Lokal“, worin das Bankett stattgefunden. Der Berichterstatter habe dem fraglichen Bankett gar nicht beigewohnt. Der ganze Artikel sei also ein Convolut von Lügen und absichtlichen Verläumdungen. Wir fordern den _ Korrespondenten auf, sich gegen diese Anklagen zu rechtfertigen. Im gegentheiligen Falle würden wir fernere Zusendungen desselben abweisen. Die „Red. der N. Rh. Z.“ Köln, 16. März. Vorige Woche exerzirte die 9. Kompagnie, Füsilierbataillon, 16. Regiment. Der Unteroffizier Rosenberg drohte einem Soldaten, der zu langsam exerzirte, ihn mit dem Bajonett niederzustoßen, falls er sich nicht besser zusammen nehme. In der That, als besagter Soldat bald darauf wiederum mit seinem Exerzitium den Unteroffizier unbefriedigt ließ, stach ihn der Unteroffizier mit dem Bajonett wirklich in die Brust. Der verwundete Soldat, der noch jetzt krank in der Kaserne herumgeht — vielleicht damit der Arzt im Lazareth die Bajonettwunde nicht zu Gesichte bekommt — beschwerte sich beim Hauptmann. Das hatte zur Folge — Bestrafung des Unteroffiziers Rosenberg mit 3 Tagen Mittelarrest. Köln, 16. März. Gestern ist der Gefreite Sinn (Schreiber beim Rechnungsführer im 2. Bataillon, 16. Regiments) in Verhaft genommen worden. Es besteht beim Militär die Vorschrift, jedem Soldaten, der in Arrest geschickt wird, einen Zettel von der Kompagnie an den Gefängnißaufseher mitzugeben, auf welchem der Grund der Verhaftung, resp. des Arrestes, angegeben wird. Bei Sinn geschah dies gestern nicht. Der Gefängnißaufseher sandte ihn daher auch sofort zurück, um das Fehlende beizubringen. Sinn kam indeß wieder, ohne daß der Grund seiner Verhaftung ihm auf den Zettel bemerkt worden wäre. Wie wir hören, ist der eigentliche Grund seiner Einsperrung der ungegründete Verdacht, daß er die Artikel wegen des Hauptmann v. Uttenhoven in der „N. Rh. Ztg.“ verfaßt oder veranlaßt habe. Er hat mit den Artikeln über etc. v. Uttenhoven gerade so viel zu thun gehabt, als etwa der Mann im Monde. Dazu ist Sinn gar noch der Bruder jenes andern Sinn, der zum Wahlmann für die 2. Kammer ernannt, kurz vor der Deputirtenwahl von Herrn Engels auf Urlaub hinweg octroyirt wurde. Gewiß hinreichende Veranlassung, einen solchen Mann aufs Korn zu nehmen. Uerdingen, 12. März. Sonntag den 18. d. werden sämmtliche Demokraten hiesiger Umgegend sich in Erinnerung an die vorjährigen Märzereignisse zu einem Bankett vereinigen. Aus dem Sauerlande. Wie verlautet, soll auf Verananlassung der kgl. Regierung am 27. Februar c. in Arnsberg, eine Konferenz stattgefunden haben, in welcher der Entwurf der Gemeinde-, Kreis-, Bezirks- und Provinzial-Ordnung begutachtet worden ist. Zu dieser Konferenz sind die betreffenden Landräthe des Regierungsbezirks und solche Personen berufen worden, welche von jenen als geeignet vorgeschlagen sind. Sämmtliche Mitglieder haben Diäten, und Reisekosten aus der Staatskasse empfangen. Mag nun diese Konferenz von der kgl. Regierung oder von dem kgl. Ministeium veranlaßt worden sein, das hierbei beobachtete Verfahren ist jedenfalls nicht zeitgemäß, und nicht geeignet, das im Volke rege gemachte Mißtrauen gegen die Maßregeln der Regierung zu zerstreuen. Daß überhaupt ein so wichtiger Gegenstand wie die Gemeindeordnung in kleinern und größern Kreisen berathen und resp. begutachtet wird, erscheint nicht nur angemessen, sondern auch nothwendig: wünschenswerther aber würde es gewesen sein, wenn Seitens der Regierung Männer, die durch freie Wahl aus dem Volke hervorgegangen, zu einer solchen Konferenz berufen worden wären, anstatt, daß dieselbe jetzt aus Verwaltungsbeamten und größern Gutsbesitzern bestanden hat, die das Vertrauen des Volkes aus vielfachen Gründen nur spärlich genießen. Referent dieses gehört der gemäßigten Partei an, fühlt sich jedoch gedrungen, diese Angelegenheit öffentlich zur Sprache zu bringen, und die Behörden darauf aufmerksam zu machen, daß die alte Büreaukratie und mit ihr jede Geheimniß-Krämerei fallen muß, und daß nur dann ein gedeihliches Wirken möglich ist, wenn die Behörden mit dem Volke Hand in Hand dem großen Ziele, welches uns gestellt ist, entgegenstreben. Meteorologische Beobachtungen. _

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 249. Köln, 18. März 1849. Beilage, S. 1395. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz249b_1849/1>, abgerufen am 28.03.2024.