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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836.

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7.
Wie Blasen in dem Strom auftauchen und zergehn,
So sah die Fantasie Götter aus Gott entstehn.
Die Kunst, das wirre Spiel der Fantasie zu mildern,
Bezaubernd bannte sie den Geist in Marmorbildern.
Des Sinnbilds Misgestalt will nichts sein, nur bedeuten;
Der Wohlgestalt gebührts, Anbetung zu erbeuten.
Doch soll der Allgeist nicht im engen Haus verkümmern,
Muß mit dem falschen Schein die Schönheit selbst zertrümmern.
Wenn der versöhnte Geist frei mit unschuld'gem Spiel
Begöttert die Natur, dann ist die Kunst am Ziel.

7.
Wie Blaſen in dem Strom auftauchen und zergehn,
So ſah die Fantaſie Goͤtter aus Gott entſtehn.
Die Kunſt, das wirre Spiel der Fantaſie zu mildern,
Bezaubernd bannte ſie den Geiſt in Marmorbildern.
Des Sinnbilds Misgeſtalt will nichts ſein, nur bedeuten;
Der Wohlgeſtalt gebuͤhrts, Anbetung zu erbeuten.
Doch ſoll der Allgeiſt nicht im engen Haus verkuͤmmern,
Muß mit dem falſchen Schein die Schoͤnheit ſelbſt zertruͤmmern.
Wenn der verſoͤhnte Geiſt frei mit unſchuld'gem Spiel
Begoͤttert die Natur, dann iſt die Kunſt am Ziel.

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[8/0018] 7. Wie Blaſen in dem Strom auftauchen und zergehn, So ſah die Fantaſie Goͤtter aus Gott entſtehn. Die Kunſt, das wirre Spiel der Fantaſie zu mildern, Bezaubernd bannte ſie den Geiſt in Marmorbildern. Des Sinnbilds Misgeſtalt will nichts ſein, nur bedeuten; Der Wohlgeſtalt gebuͤhrts, Anbetung zu erbeuten. Doch ſoll der Allgeiſt nicht im engen Haus verkuͤmmern, Muß mit dem falſchen Schein die Schoͤnheit ſelbſt zertruͤmmern. Wenn der verſoͤhnte Geiſt frei mit unſchuld'gem Spiel Begoͤttert die Natur, dann iſt die Kunſt am Ziel.

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Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane01_1836/18>, abgerufen am 28.03.2024.