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Sacher-Masoch, Leopold von: Don Juan von Kolomea. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 197–279. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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sie durch das Symbol einer höheren Taxe ausgezeichnet. Wenn er etwas behaupten wollte, sagte er stets "Fegefeuer!" wie ein anderer "bei Gott", oder "mein Ehrenwort".

Dann der gelehrte Thadeus Katernoya, der seit elf Jahren das Doctorat machen will, und denken Sie, noch dazu der Philosophie. Der Gutsbesitzer Leon Bodoschkan, ein wahrer Freund, und andere lustige Edelleute.

Lustig! Lustig, wie ein Schwarm Bienen, aber vor ihr hatten sie Respect.

Auch die Frauen kamen zu ihr. Gute Freundinnen, die schwatzen, süß lächeln, jede Minute schwören und dann -- nun, wir kennen das. Also wir lebten so mit den Nachbarn, und ich war stolz auf meine Frau, wenn sie so aus ihren Schuhen tranken und auf sie declamirten; aber sie sah die Leute gleich so an, was bemüht ihr euch? -- Wir waren auch lieber allein.

So eine große Wirthschaft, wissen Sie! Man hat seine Sorgen und seine Freuden. Sie nahm sich der Sache an. Wir wollen selbst regieren, sagte sie, und nicht unsere Minister. Da war der Minister, der Mandatar Kradulinski, ein alter Pole; ein Mensch von einer Consequenz, sag' ich Ihnen! -- Er hatte nie ein Haar am Kopfe, und nie eine Rechnung in Ordnung. Dann der Förster Freidel, ein Deutscher, wie Sie merken. Der war klein, hatte kleine Augen, große, durch-

sie durch das Symbol einer höheren Taxe ausgezeichnet. Wenn er etwas behaupten wollte, sagte er stets „Fegefeuer!“ wie ein anderer „bei Gott“, oder „mein Ehrenwort“.

Dann der gelehrte Thadeus Katernoya, der seit elf Jahren das Doctorat machen will, und denken Sie, noch dazu der Philosophie. Der Gutsbesitzer Leon Bodoschkan, ein wahrer Freund, und andere lustige Edelleute.

Lustig! Lustig, wie ein Schwarm Bienen, aber vor ihr hatten sie Respect.

Auch die Frauen kamen zu ihr. Gute Freundinnen, die schwatzen, süß lächeln, jede Minute schwören und dann — nun, wir kennen das. Also wir lebten so mit den Nachbarn, und ich war stolz auf meine Frau, wenn sie so aus ihren Schuhen tranken und auf sie declamirten; aber sie sah die Leute gleich so an, was bemüht ihr euch? — Wir waren auch lieber allein.

So eine große Wirthschaft, wissen Sie! Man hat seine Sorgen und seine Freuden. Sie nahm sich der Sache an. Wir wollen selbst regieren, sagte sie, und nicht unsere Minister. Da war der Minister, der Mandatar Kradulinski, ein alter Pole; ein Mensch von einer Consequenz, sag' ich Ihnen! — Er hatte nie ein Haar am Kopfe, und nie eine Rechnung in Ordnung. Dann der Förster Freidel, ein Deutscher, wie Sie merken. Der war klein, hatte kleine Augen, große, durch-

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T10:36:14Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T10:36:14Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: nein; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Sacher-Masoch, Leopold von: Don Juan von Kolomea. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 197–279. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sacher_kolomea_1910/48>, abgerufen am 24.04.2024.