Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schiller, Friedrich: Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte? (Antrittsvorlesung in Jena, 26. 5. 1789 ). Jena, 1789.

Bild:
<< vorherige Seite
Was heißt
und zu welchem Ende studiert man
Universalgeschichte
?
Eine akademische Antrittsrede.

Erfreuend und ehrenvoll ist mir der Auftrag, meine
h. H. H., an Ihrer Seite künftig ein Feld zu durch-
wandern, das dem denkenden Betrachter so viele Ge-
genstände des Unterrichts, dem thätigen Weltmann so
herrliche Muster zur Nachahmung, dem Philosophen
so wichtige Aufschlüsse, und jedem ohne Unterschied so
reiche Quellen des edelsten Vergnügens eröfnet. Das
große weite Feld der allgemeinen Geschichte, der An-
blick so vieler vortrefflichen jungen Männer, die eine
edle Wißbegierde um mich her versammelt, und in
deren Mitte schon manches wirksame Genie für das
kommende Zeitalter aufblüht, macht mir meine Pflicht
zum Vergnügen, läßt mich aber auch die Strenge und
Wichtigkeit derselben in ihrem ganzen Umfang empfin-
den. Je größer das Geschenk ist, das ich Ihnen zu
übergeben habe -- und was hat der Mensch dem Men-
schen größeres zu geben, als Wahrheit? -- destomehr
muß ich Sorge tragen, daß sich der Werth desselben un-

ter
A 2
Was heißt
und zu welchem Ende ſtudiert man
Univerſalgeſchichte
?
Eine akademiſche Antrittsrede.

Erfreuend und ehrenvoll iſt mir der Auftrag, meine
h. H. H., an Ihrer Seite kuͤnftig ein Feld zu durch-
wandern, das dem denkenden Betrachter ſo viele Ge-
genſtaͤnde des Unterrichts, dem thaͤtigen Weltmann ſo
herrliche Muſter zur Nachahmung, dem Philoſophen
ſo wichtige Aufſchluͤſſe, und jedem ohne Unterſchied ſo
reiche Quellen des edelſten Vergnuͤgens eroͤfnet. Das
große weite Feld der allgemeinen Geſchichte, der An-
blick ſo vieler vortrefflichen jungen Maͤnner, die eine
edle Wißbegierde um mich her verſammelt, und in
deren Mitte ſchon manches wirkſame Genie fuͤr das
kommende Zeitalter aufbluͤht, macht mir meine Pflicht
zum Vergnuͤgen, laͤßt mich aber auch die Strenge und
Wichtigkeit derſelben in ihrem ganzen Umfang empfin-
den. Je groͤßer das Geſchenk iſt, das ich Ihnen zu
uͤbergeben habe — und was hat der Menſch dem Men-
ſchen groͤßeres zu geben, als Wahrheit? — deſtomehr
muß ich Sorge tragen, daß ſich der Werth deſſelben un-

ter
A 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0005" n="[3]"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Was heißt<lb/>
und zu welchem Ende &#x017F;tudiert man<lb/>
Univer&#x017F;alge&#x017F;chichte</hi>?<lb/><hi rendition="#g">Eine akademi&#x017F;che Antrittsrede</hi>.</hi> </head><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <p><hi rendition="#in">E</hi>rfreuend und ehrenvoll i&#x017F;t mir der Auftrag, meine<lb/>
h. H. H., an Ihrer Seite ku&#x0364;nftig ein Feld zu durch-<lb/>
wandern, das dem denkenden Betrachter &#x017F;o viele Ge-<lb/>
gen&#x017F;ta&#x0364;nde des Unterrichts, dem tha&#x0364;tigen Weltmann &#x017F;o<lb/>
herrliche Mu&#x017F;ter zur Nachahmung, dem Philo&#x017F;ophen<lb/>
&#x017F;o wichtige Auf&#x017F;chlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, und jedem ohne Unter&#x017F;chied &#x017F;o<lb/>
reiche Quellen des edel&#x017F;ten Vergnu&#x0364;gens ero&#x0364;fnet. Das<lb/>
große weite Feld der allgemeinen Ge&#x017F;chichte, der An-<lb/>
blick &#x017F;o vieler vortrefflichen jungen Ma&#x0364;nner, die eine<lb/>
edle Wißbegierde um mich her ver&#x017F;ammelt, und in<lb/>
deren Mitte &#x017F;chon manches wirk&#x017F;ame Genie fu&#x0364;r das<lb/>
kommende Zeitalter aufblu&#x0364;ht, macht mir meine Pflicht<lb/>
zum Vergnu&#x0364;gen, la&#x0364;ßt mich aber auch die Strenge und<lb/>
Wichtigkeit der&#x017F;elben in ihrem ganzen Umfang empfin-<lb/>
den. Je gro&#x0364;ßer das Ge&#x017F;chenk i&#x017F;t, das ich Ihnen zu<lb/>
u&#x0364;bergeben habe &#x2014; und was hat der Men&#x017F;ch dem Men-<lb/>
&#x017F;chen gro&#x0364;ßeres zu geben, als Wahrheit? &#x2014; de&#x017F;tomehr<lb/>
muß ich Sorge tragen, daß &#x017F;ich der Werth de&#x017F;&#x017F;elben un-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A 2</fw> <fw place="bottom" type="catch">ter</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[3]/0005] Was heißt und zu welchem Ende ſtudiert man Univerſalgeſchichte? Eine akademiſche Antrittsrede. Erfreuend und ehrenvoll iſt mir der Auftrag, meine h. H. H., an Ihrer Seite kuͤnftig ein Feld zu durch- wandern, das dem denkenden Betrachter ſo viele Ge- genſtaͤnde des Unterrichts, dem thaͤtigen Weltmann ſo herrliche Muſter zur Nachahmung, dem Philoſophen ſo wichtige Aufſchluͤſſe, und jedem ohne Unterſchied ſo reiche Quellen des edelſten Vergnuͤgens eroͤfnet. Das große weite Feld der allgemeinen Geſchichte, der An- blick ſo vieler vortrefflichen jungen Maͤnner, die eine edle Wißbegierde um mich her verſammelt, und in deren Mitte ſchon manches wirkſame Genie fuͤr das kommende Zeitalter aufbluͤht, macht mir meine Pflicht zum Vergnuͤgen, laͤßt mich aber auch die Strenge und Wichtigkeit derſelben in ihrem ganzen Umfang empfin- den. Je groͤßer das Geſchenk iſt, das ich Ihnen zu uͤbergeben habe — und was hat der Menſch dem Men- ſchen groͤßeres zu geben, als Wahrheit? — deſtomehr muß ich Sorge tragen, daß ſich der Werth deſſelben un- ter A 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_universalgeschichte_1789
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_universalgeschichte_1789/5
Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte? (Antrittsvorlesung in Jena, 26. 5. 1789 ). Jena, 1789, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_universalgeschichte_1789/5>, abgerufen am 29.03.2024.