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Walcker, Karl: Die Frauenbewegung. Straßburg, 1896.

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comparee. Ouvrage couronne par la Faculte de droit de Paris.
(Vgl. die Newyorker Political Science Quarterly, 1893.) Vom Genfer
Prof. der Rechte L. Bridel erschienen: Le Droit de la Femme
mariee sur le Produit de son travail
, 1893. Le Mouvement
feministe et les Droits des femmes
, 1893 (ziemlich radikal, vgl.
die eben angeführte Zeitschrift, 1895). Die "Familie und die Frauen-
bewegung" (deutsch in der gleichnamigen Zeitschrift, 1896, Nr. 10).

Frau E. Jchenhäuser, Der gegenwärtige Stand der Frauen-
frage in allen Kulturstaaten. Eine vergleichende Studie, Leipzig, 1894,
57 Seiten, hat wohl auch die Werke von Ostrogorski und
Bridel benutzt. Die talentvolle, aber ziemlich extreme Verfasserin
verwechselt manchmal Parteiwünsche und Thatsachen. Sie übersieht
z. B. S. 17, 18, daß das englische Oberhaus, unterstützt von der
öffentlichen Meinung, jede Frauenstimmrechts-Bill in den Papierkorb
werfen würde. Die Stelle über Amerika S. 49 ist nach S. 5 zu
berichtigen. Weibliche Pastoren (S. 36) kann es in der finnländischen
Staatskirche nicht geben. Es sind wohl Sekten gemeint. Unglaublich
klingt ferner die Notiz über russische Bäuerinnen (S. 32). Trotz
solchen und anderen Mängeln ist die Broschüre für kritische Leser
brauchbar. Die Behauptung über den besonders starken Egoismus
der deutschen Männer (S. 45) ist leider nicht richtig: sonst stände
es im Posen'schen und anderswo besser, wie es wirklich steht.

Über die Vereinigten Staaten, England und seine Kolonien,
kurz, die Angelsachsen, findet man in der North American Review,
in der Londoner Review of Reviews Stead's und in den übrigen
englischen Monatsschriften viel Jnteressantes, obgleich Stead spiri-
tistische und andere ungesunde Ansichten vertritt. Der Engländer
Bryce giebt in seinem Werke The American Commonwealth,
3. Aufl., 2 Bde., 1895, auch gute Notizen über die Frauenbewegung.
Eins der besten Bücher der Weltlitteratur ist von Frau Th. Bentzon
unter dem Titel Les Americaines chez elles, 1896, geliefert worden.
Die Verfasserin heißt eigentlich Frau Th. Blanc, steht im Meyer-
schen und Brockhaus'schen Konversations-Lexikon, ist eine geborene
de Solms, soll wohl heißen: Gräfin Solms. Die Romane, welche
von ihr in der Revue des Deux Mondes erschienen, hatten nicht selten
etwas Katholisch-Tendenziöses. Jhre neueste Schrift ist weit unbe-
fangener. Die Worte "les femmes, ces gardiennes de tous les
prejuges
" (S. 297) klingen fast protestantisch. Die Verfasserin

1*

comparée. Ouvrage couronné par la Faculté de droit de Paris.
(Vgl. die Newyorker Political Science Quarterly, 1893.) Vom Genfer
Prof. der Rechte L. Bridel erschienen: Le Droit de la Femme
mariée sur le Produit de son travail
, 1893. Le Mouvement
féministe et les Droits des femmes
, 1893 (ziemlich radikal, vgl.
die eben angeführte Zeitschrift, 1895). Die „Familie und die Frauen-
bewegung“ (deutsch in der gleichnamigen Zeitschrift, 1896, Nr. 10).

Frau E. Jchenhäuser, Der gegenwärtige Stand der Frauen-
frage in allen Kulturstaaten. Eine vergleichende Studie, Leipzig, 1894,
57 Seiten, hat wohl auch die Werke von Ostrogorski und
Bridel benutzt. Die talentvolle, aber ziemlich extreme Verfasserin
verwechselt manchmal Parteiwünsche und Thatsachen. Sie übersieht
z. B. S. 17, 18, daß das englische Oberhaus, unterstützt von der
öffentlichen Meinung, jede Frauenstimmrechts-Bill in den Papierkorb
werfen würde. Die Stelle über Amerika S. 49 ist nach S. 5 zu
berichtigen. Weibliche Pastoren (S. 36) kann es in der finnländischen
Staatskirche nicht geben. Es sind wohl Sekten gemeint. Unglaublich
klingt ferner die Notiz über russische Bäuerinnen (S. 32). Trotz
solchen und anderen Mängeln ist die Broschüre für kritische Leser
brauchbar. Die Behauptung über den besonders starken Egoismus
der deutschen Männer (S. 45) ist leider nicht richtig: sonst stände
es im Posen'schen und anderswo besser, wie es wirklich steht.

Über die Vereinigten Staaten, England und seine Kolonien,
kurz, die Angelsachsen, findet man in der North American Review,
in der Londoner Review of Reviews Stead's und in den übrigen
englischen Monatsschriften viel Jnteressantes, obgleich Stead spiri-
tistische und andere ungesunde Ansichten vertritt. Der Engländer
Bryce giebt in seinem Werke The American Commonwealth,
3. Aufl., 2 Bde., 1895, auch gute Notizen über die Frauenbewegung.
Eins der besten Bücher der Weltlitteratur ist von Frau Th. Bentzon
unter dem Titel Les Américaines chez elles, 1896, geliefert worden.
Die Verfasserin heißt eigentlich Frau Th. Blanc, steht im Meyer-
schen und Brockhaus'schen Konversations-Lexikon, ist eine geborene
de Solms, soll wohl heißen: Gräfin Solms. Die Romane, welche
von ihr in der Revue des Deux Mondes erschienen, hatten nicht selten
etwas Katholisch-Tendenziöses. Jhre neueste Schrift ist weit unbe-
fangener. Die Worte «les femmes, ces gardiennes de tous les
préjugés
» (S. 297) klingen fast protestantisch. Die Verfasserin

1*
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[3/0009] comparée. Ouvrage couronné par la Faculté de droit de Paris. (Vgl. die Newyorker Political Science Quarterly, 1893.) Vom Genfer Prof. der Rechte L. Bridel erschienen: Le Droit de la Femme mariée sur le Produit de son travail, 1893. Le Mouvement féministe et les Droits des femmes, 1893 (ziemlich radikal, vgl. die eben angeführte Zeitschrift, 1895). Die „Familie und die Frauen- bewegung“ (deutsch in der gleichnamigen Zeitschrift, 1896, Nr. 10). Frau E. Jchenhäuser, Der gegenwärtige Stand der Frauen- frage in allen Kulturstaaten. Eine vergleichende Studie, Leipzig, 1894, 57 Seiten, hat wohl auch die Werke von Ostrogorski und Bridel benutzt. Die talentvolle, aber ziemlich extreme Verfasserin verwechselt manchmal Parteiwünsche und Thatsachen. Sie übersieht z. B. S. 17, 18, daß das englische Oberhaus, unterstützt von der öffentlichen Meinung, jede Frauenstimmrechts-Bill in den Papierkorb werfen würde. Die Stelle über Amerika S. 49 ist nach S. 5 zu berichtigen. Weibliche Pastoren (S. 36) kann es in der finnländischen Staatskirche nicht geben. Es sind wohl Sekten gemeint. Unglaublich klingt ferner die Notiz über russische Bäuerinnen (S. 32). Trotz solchen und anderen Mängeln ist die Broschüre für kritische Leser brauchbar. Die Behauptung über den besonders starken Egoismus der deutschen Männer (S. 45) ist leider nicht richtig: sonst stände es im Posen'schen und anderswo besser, wie es wirklich steht. Über die Vereinigten Staaten, England und seine Kolonien, kurz, die Angelsachsen, findet man in der North American Review, in der Londoner Review of Reviews Stead's und in den übrigen englischen Monatsschriften viel Jnteressantes, obgleich Stead spiri- tistische und andere ungesunde Ansichten vertritt. Der Engländer Bryce giebt in seinem Werke The American Commonwealth, 3. Aufl., 2 Bde., 1895, auch gute Notizen über die Frauenbewegung. Eins der besten Bücher der Weltlitteratur ist von Frau Th. Bentzon unter dem Titel Les Américaines chez elles, 1896, geliefert worden. Die Verfasserin heißt eigentlich Frau Th. Blanc, steht im Meyer- schen und Brockhaus'schen Konversations-Lexikon, ist eine geborene de Solms, soll wohl heißen: Gräfin Solms. Die Romane, welche von ihr in der Revue des Deux Mondes erschienen, hatten nicht selten etwas Katholisch-Tendenziöses. Jhre neueste Schrift ist weit unbe- fangener. Die Worte «les femmes, ces gardiennes de tous les préjugés» (S. 297) klingen fast protestantisch. Die Verfasserin 1*

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2018-04-09T14:25:10Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2018-04-09T14:25:10Z)

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Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: gekennzeichnet; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Walcker, Karl: Die Frauenbewegung. Straßburg, 1896, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walcker_frauenbewegung_1896/9>, abgerufen am 28.03.2024.