Chriſtliche Leichpredig /
Vber den Vnzeitigen / aber doch Seeli-
gen Hintritt /
W eiland des E hrn-
veſten vnd Hochgelaͤrten Herꝛn He-
ctoris Schlanhovii Alsfeldiani Haſſi , Medicę in D ,
vnd Ordentlichen beſtelten Stadt Medici , der Vhr-
alten vnd Loͤblichen Freyen Reichſtatt
Wormbs .
Gehalten den 21. Februarii .
Von
M. Johanne Mollenfeld Leuchtena-
vlano Heſſo Evangeliſchen Predigern daſelbſten .
Getruckt zu Gieſſen / bey Caſpar Chemlin /
Anno 1616 .
Eſai æ am 3. 1 . 2. 3.
Siehe der HErꝛ Zebaoth wird von Jeruſalem
vnd Juda nehmen / allerley Vorꝛath / allen
Vorꝛath deß Brods / vnd allen Vorꝛath deß
Waſſers / Starcke vnd Kriegsleute / Rich-
ter / Propheten / Warſager vnd Eldeſten /
Haupleuten vber fuͤnffzig vndEhrliche Leute /
Raͤthe vñ weiſe Werckleute / vñkluge Redner .
Außlegung .
A Ls der Ewige vnd Allmaͤchtige Gott
dem Volck Jſraell in der Wuͤſten Sinai auff
dem Berge Horeb / mit ſchrocklichen Zorn Zei-
chen ſein Gebott gegeben / hat er an daſſelbe ein
ſcharpfe commination vñ traͤwũg gehefftet vnd
geſprochen . Jch der HErꝛ dein Gott binn ein ſtarcker eiffe-
riger Gott / der da heimſuchet der Vetter Miſſethat an den
Kindern biß an dz dritte vnd vierte Glied . Exod. 20 . 5. Den. 5 . 9.
Dann Gott iſt kein Gott dem gottloſen Weſſen gefellet /
Pſalm. 5. 5. Wer boͤſe iſt bleibt nicht fur jhm . Sondern er
iſt ein Rechter Richter / vnd ein Gott der taͤglich trawet /
will man ſich nicht bekehren / ſo hatt er ſein ſchwerth gewetzet
vñ ſeines Bogen geſpanet / vnd zielet / vnd hatt daruͤff geleget
toͤdliche geſchoß / ſeine Pfeile hatt er zugerichtet zurverder-
ben Pſal. 7. 12. Diß aber waar ſein bezeuget jetz abgeleſſener
Text / in welchem Gott der Allmaͤchtige durch ſeinen geiſt
eyfferigen Propheten Eſaiam ſetnem Volck Jſraell traͤwet /
daß Er jhnen wegen jhrer vber machten Suͤndt vnd miſſe-
that allen Vorrath an Victualien vnd Leutẽ entziehen woͤl-
le/ ja
le / ja er woͤlle ſie entlich gar in die Rappuſſe geben / verſtoͤren
vnd wegwerffen . Wann Wir aber Gott erbarms / verruͤcket
ſein ans Ende der Welt / da allerhand Suͤnde vnd Laſter im
vollen ſchwang gehen . dannenhero dan der gerechte Gott
hoͤchlichen verurſachet wird / bald in dem Weltlichen / bald
in dem Geiſtlichen / bald in Haußſtand zugreiffen / vnnd ſol-
che Perſonen durch den zeitlichen Todt von dieſem muehſee-
ligen leben wegzuraffen / welche da Gott im hohen Himmell
vnd den Menſchen auf Erden / noch eine geraume zeit het-
tann dienen konnen / Wie ſolches nicht allein die vorige
Jahr / ſondern auch dieſe gegenwertige Leich anzeiget / ſo
wollen wir zu vnſer Lehr vnndt Vermahnung abgeleſene
Propoſitio
oder in-
halt fol-
gen der
Predigt . Wort zu erklaͤren vor die hand nehmen / vnd weil Gott der
Allmaͤchtig alle Menſchen in der gantzen weiten Welt in
Drey Orden ab vnd eingetheilet / vnd deroſelben im verlaͤſ-
ſenen Worten gedencket / ſo wollen wir einen oren nach dem
andern laſſen auftretten / vnd beſehen / was Wir darbey in
acht zunehmen haben . Der Heylige Geyſt woͤlle vns bei-
derſetts ſeine Gnad vnd Beyſtand zu lehren vnd zu lernen
miltiglich verleyhen durch Jeſum Chriſtum Amen .
Erklaͤrung erſtes Ordens .
A Nfenglich ſpricht der prophet : Siehe der
HErꝛ HErꝛ Zebaoth wird von Jeruſalem vnd Juda
nehmen allerley vorrath / mit dem woͤrtlein Ec-
ce , Siehe / will der Prophet ſeine halſtarrige Pfarrkinder
vnd zuhoͤrer vfmuntern / vnd auß dem Schlaff der Sicher-
heit aufwecken . Dann weil Gott ſich mit dieſem Volck in
Gnaden verknuͤpfet vnd verbunden Gen. 17. Os. 2. 19.
daſſelbe mit Strackem Arm auß der Egyptiſchen dienſtbar-
keit erloͤſſet / vnd durchs Rote Mehr gefuhret / Exod. 14. weil
er ſich dieſem Volck offenbaret / Jhm ſein Geſetz vertrawet
vnder Jhm ſein Fewer vnd hert hatte Eſai . 31. So meineten die
Ju-
Juden ſie ſaͤſſen Gott gleichſamb im Schoß / ſie moͤchten
hauſen Wie ſie woͤlten / daruͤber wuͤrde Gott nicht ein mahl
ſauwer ſehen / vnd nach jhren Suͤnden weder Hun noch
Hann Krehen . Dieſen Epieuriſchen gedancken widerſpricht
der Prophet außtruͤcklichen / mit vermeltung der ſtraffen ſo
das Judiſche Volck betreffen werde / dann weil Jhr zunge
vnd Thun wider den HErren ſey / daß ſie den Augen ſeiner
Majeſtet wiederſtreben / Jhr Suͤndlich Weſſen ſie kein
heel habe / vnd ruͤhmen jhre Suͤnde wie die zu Sodam / dar-
umb ſollen ſie dahin fallen vnd in die Rappauͤſſe gegeben
werden / ja es ſoldas Ewige wehe uͤber ſie rauſchen : Wehe
jhrer Seelen / ſpricht der Prophet / damit bringen ſie ſich ſelb-
ſten in alles Vngluͤck . Wie aber vnd durch was mittel er ſie
werde Straffen vnd daheimb ſuchen zeigt Er an / wan Er
ſpricht : Der HErꝛ Zebaoth werde von Jeruſalem
vnd Juda hinweg nehmen allerley Vorrath /
Jm Hebreiſchen Text ſtehet Scipienem , bacil- innixuseſt
hinc
per inver-
ſi onem
Nuor , ni-
ſ u s .
lum , ſuſtentaculum & fulcimentum . Das iſt ein Stecken
vnd Staab daruff man ſich Steuret vnd Lehnet / darauff
mann ſich auch verleſt / ſtuzet vnd ſteuͤret / die 70. Dolmet-
ſcher habens alſo gegeben ἰσχύοντα καὶ ἰσχυούσαν , das iſt / alles
was den Menſchen troſtet / ſtercket vnd erquicket / vnd werden
in gemein alle Perſohnen verſtanden / daran dem gantzen
Menſchlichen geſchlecht gelegen iſt / Als Dapfere Regenten /
Gelerte Juriſten / verſtendige Medici vnd Artzte / auff welche
man ſich im fall der Noth nechſt Gott zuverlaſſen hatt / es
werden dardurch verſtanden fromme vnd Gottsfurchtige
Pfarrer vnnd Seelſorger / welche da in Kranckheiten vnnd
anfechtungen den Leuten mit Troſt bey ſpringen koͤnnen . Es
werden dardurch im gemeinen Leben gemeinet / Alle Gott-
ſelige Erbare Buͤrgersleute / Welche daneben den Wercken
jhres Berufs / ſo wohl den Oberherrn als den Pfarꝛherꝛn
A iij vnd
vnd Seelſorgern in Jhrem hochbeſchwerlichen Ampt / mit
jhrem zu Gott inbruͤnſtigen Gebeth vnder die Arm greiffen /
dieſen Vorrath traͤwet Gott der HErꝛ von ſeinem Volck
zunehmen .
Was nu der Prophet Eſaias in Genere ſagt das zeigt er
ferner in ſpecie ahn mit vermeldung daß der Gerechte vnd
eyfferige Gott / dieß Vorraths weder im Geiſtlichen
Weltlichennoch Haußſtand verſchonen woͤlle / ſondern die
vornembſten Perſonẽ / den Kern vnd diebeſte Leute / die eine
Zier vnd Seul in einer Stat ſeind vnd die Stangen ja das
gantze Corpus vnd gebein halten / dahin fallen ſollen . Vnd
ordo oe-
conomi-
cus . gleich wie das Haußregiment iſt der Pflantzgarten daraus
Prediger vñ Obrigkeit wachſen vnd gepflantzt werden : alſo
ſetzet er daſſelbige vornen ahn vnd drawet / daß der HErꝛ
werde hinweg nehmen allen Vorrath deß Brots vnnd
allen Vorrath deß Waſſers . Durch Waſſer vnd Brot ver-
ſtehet er allhier allerhand Victualien , Speis vñ Tranck / ſo der
Menſch in dieſem duͤrftigem Leben vonnoͤthen halt / wo a-
ber alle Eſſenſpeis vnd alles Getrenck hinweg iſt / da muß
Hunger vnd Durſt folgen vnd drawet der Prophet nichts
anders als Hunger Kummer vnd Mangel an der zeitlichen
nahrung . Jn maſſen ſolches auch der HErꝛ ſeinem Volck
drawet Levit 26. Wann ſie Jhn entgegen wandeln vnd wie-
der Jhn ſuͤndigen wuͤrden . Weill aber die taͤgliche Victualien
vnd nahrung nechſt Gotts ſeegen durch fleiſſige Ackerleute /
Kunſtreiche Handwercksleute furſichtige Kaufleut muß
acq uirirt werden / ſo draͤwet allhie auch der Prophet daß ſolche
ſollen hinweg genomen werden / vnd ſolche Teurung hatte
auch Gott lengſt zuvor ins werck gerichtet . Dan im Buch
der Richter Klagt die Debora / daß es an Bauw / vnd
Ackerleut mangelte Jud. 5 . 7. Zur zeit Sauls
mangelts in Jſraell am Schloſſer vnd
Schmiden / 1. Sam. 13. 19 .
Lehr
Lehr vnd Vermahnung
W Jr hetten allhier vnderſchidliche Lehr-
Puncten in acht zunehmen / Aber wo zeit ? Me r ck De cauſis
cal mica-
tum inge-
nere .
E. L. diß general Moral vnd Lehrſtuͤck ; Woher dei
Mangel am Waſſer vnd Brot ? Warumb Gott offter
mahln eine Stadt / ja ein Gantzes Land mit vielen ſtraffen
vberheuffe / trucke vnd preſſe . Die Phyſici ſchreiben ſolchen
Bauwfelligen handel zu der Natur / die Aſtrologi dem Ge-
ſtirn / Aber weit weit gefehlet . Allhier berichtet vns der Pro-
phet / wo hero allerhand ſtraffen vnd Plagen herruͤren / nem-
lich von der uͤbermachten Suͤnde / da wir dem lieben Gott
im himmel / vnd den neben Menſchen vf Erden offendiren
vnd beleidigen . Jeruſalem fellet dahin / ſagt vnſer Prophet
vnnd Juda liget da / weil jhr Zeug vnnd Thun wieder den
HErren iſt / das ſie den Augen ſeiner Majeſtet wiederſtre-
ben / dieweil ſie jhr weſen kein Heel hatt / vnd ruͤhmen jhre
Suͤnde wie zu Sodom . Wehe Jhrer Seelen damit brin-
gen ſie ſich ſelbſt inß vngluͤck Eſa. 3. Da hoͤren wir wie daß
zweyerley ſeind / welche alles vngluͤck / ſtraffen vnd Pflagen
pflegen zuverurſachen . Erſtlich wann der Menſchen Zung
wieder den HErꝛen iſt / wann ſie wieder denſelbigen murren /
Jhn ſchmehen vnd Leſtern / den nahmen Gotts vnnuͤtzlich
fuͤhren / Fluchen vnd Schweren / wann man Gottes Wort
durch die Propheten / Chriſtum vnd die Apoſtelln / gepredi-
get / verachtet .
Darnach wann der Menſchen Thun wieder den HEr-
ren iſt / wan ſie den Augen ſeiner Majeſtet widerſtreben / vnd
ſeinen Gebotten zuwider handlen / Abgoͤtterey treiben /
frembden Goͤttern nach huren in offentlichen Suͤnden vnd
Schanden leben / alſo daß ſie jhr Weſen nicht heel hatt vnd
noch ruhmen / daß ſie dieſes oder jenes Bubenſtuͤcklein auß-
gerichtet haben . Summa es ſeind die vielfeltige ſuͤnde ohne
rewe
rewe vnd ſchewe hegehn / eine orſach der vielfaldigen ſtraffen
vnd Plagen ſo vber vnß kommen wie ſolches die Heilige
Schrifft hin vnd wieder klar / bezeuget . Ein mercklich Exem-
pel haben wir an Sodoma vnd Gomorrha / welcher Jn-
wohner von dem Hoffart vnd Huͤrenteuͤffel deromaſſen
beſeſſen / daß ſie mit allerhand Sund vnd uͤppigkeit ohne rew
vnd ſchew dahin lebten / welche ſunden auch ſo ſtarck / das ſie
durch die Himmels Wolcken drungen / vnd Gott dermaſſen
erzuͤrneten / daß er ſie mit Schwefel vnd Bech vom Him-
mel herabverzehrete vnd aufriebe Gen. 19 . Als die Kinder
Jſrael jhr gegoſſen Kalb vfrichteten / demſelben opferten an-
baten vnd ſprachen : Daß ſeind deine Gotter Jſrael die dich
aus Egiptenland gefuhret haben / Siehe da blieben jhrer
3000 , auf dem Platz / durch die ſchaͤrpfe des ſchwerts gefellet /
vnd wan nicht Moſes den Riß aufgehalten / weren ſie allzu-
mahl durch den grimmigen Zorn des HErꝛen vfgefreſſen
worden Exod. 32 . vnd was ſoll ich viel ſagen von den ſtraf-
fen vnd plagen / ſo Gott uͤber ſein Volck im alten Teſtament
wegen Jhrer ſuͤnde außgeſchuͤtet . Jm newen Teſtament
draͤwet Chriſtus der Stadt Jeruſalem die Verwuͤſtung die-
weil ſie die Propheten getoͤdet / vnd ſein Evangelium nicht
annehmen woͤllen / ſondern daſſelb veracht vnd in wind ge-
ſchlagen . Jeruſalem Jeruſalem ſpricht er / die du toͤdteſt die
Propheten vnd ſteinigeſt die zu dir geſand ſeind . Wie offt
hab ich wollen deine Kinder verſamblen wie eine Henne jhr
Kuchlein vnder jhre fluͤgel / vnd jhr babt nicht gewolt / ſehet
Ewer Hauß ſoll euch wuͤſt gelaſſen werden / Matth. 23 v.
13 . Es wird die Zeit vber dich kommen daß deine Feinde wer-
den vmb dich vnd deine Kinder einen Wagenburg ſchlagen /
dich belaͤgern vnd an allen Orten aͤngſtigen / vnd werden
dich ſchleiffen vnd keinen ſtein vff den andern laſſen / darumb
das du nicht erkennet haſt die zeit darin du biſt heimbgeſucht
Vſus Luc. 19. Wan vns nun auch heutiges Tages der gerechte
Gott
Gott mit Straffen heimbſucht / vns dẽ Vorrath am Waſſer
vnd Brodeweg nimbt vñ vns muͤſſige Zeene gibt / das wir in
der faſten das Hunger tuch muſſen anſpannen vnd an dem-
ſelbigen nehen vnd nagen ſo ſollen wir gedencken / daß wir
alle ſolche ſtraffen darin wir werden beleget / mit vnſer ſuͤnde
vnd miſſethat verſchuldet vnd verdienet haben / vnnd damit
wir nicht auch ewig werden geſtrafft / ſo ſollen wir in der Zeit
dem Gerechten Gott in die Ruten greiffen / vnd die Zeitliche /
allermeiſt aber die Ewige Straff / durch wahre buß vnd be-
kehrung abbitten vnd ſagen mit dem Propheten David / Ach
HErꝛ ſtraff mich nicht in deinem Zorn vnnd zuͤchtige mich
nicht in deinem Grimm : HErꝛ ſey mir gnedig dan ich bin
ſchwach / heyle mich HErꝛ / dan mein Gebeine ſind erſchro-
ken / ach HErꝛ wielang wiltu mein doch ſo gar vergeſſen Pſ.
6 . Wir ſollen recheſchaffen Fruͤcht der Buſſe thun Matth. 3 .
8. vnd von allem gottloſen Weſen abſtehen / Gottes Wordt
lieb vnd werth haben / vnnd nach den Gebotten Gottes rich-
tig einher gehen vnd wandlen . Wird das geſchehen / ſo ſoll es
heiſſen : Es ſoll aller Ewr Vbertrettung nicht mehr gedacht
werden / vnd ſollet nicht fallen vmb Euwer Miſſethat willen /
dan ploͤtzlich rede Jch wieder ein Volck vnd Koͤnigreich / das
ichs auſrotten / zerbrechen vnd verderbẽ woͤlle / wo ſichs aber
bekehret von ſeiner Boßheit / darwieder ich rede / ſo ſoll mich
auch rewen das vngluͤck / das ich ihme gedachte zu thun / ſagt
der HErꝛ / Jerem. 18. Dan ſo wahr ich leb / ſo hab ich nicht luſt
an dem Tod des Sunders vnd ſterbendẽ / ſondern das er ſich
bekehre vnd lebe Ezech. 18. & 33. O beatos quotum cauſa Deus iu-
rat : O miſeros , qui Deo iuranti non credunt : ſagt Tertullianus . vñ
ſo viel vom erſten . Nun .
Vom Andern .
F Vrs ander / ſo zeugt der Prophet Eſaias
auch an / das Gott der Allmaͤchtige den Vorrath hin ,
B weg
Ordo Ec-
cleſiaſti-
cus . weg nehme im Geiſtlichen Stand / vnd ſolches deutet er an
mit dieſen wenigen Woͤrtlein . Der HErꝛ Zebaoth wird
wegnemmen Propheten / Warſager vnd Elteſten durch die
Propheten werden nicht allein verſtanden die Perſoh-
nen / ſo von kunftigen diengen weiſſagen / als da geweſſen
ſeind / Elias / Eliſ æ us Eſaias / Jeremias Ezechtas / Daniel
vnd andere altes Teſtaments / vnd Agabuß im newen Te-
ſtament / ſondern es werden alle rechtſchaffene Lehrer vnnd
Prediger verſtanden / welche da die Heilige Schrifft recht
außlegen . Da hero ſagt Poulus Rom. 12. 6. hatt jemand
weiſſagung das iſt Leget jemand die ſchrifft aus / ſo ſey ſolche
auslegung vnnd weiſſagung dem Glauben gemeß . Jſt
eben ſo viel als wan Petrus ſagt in ſeiner erſten am 4. 12 .
2 So jemand redet der rede Gottes wort . 2. Durch die wahr-
ſager verſtehen wir nicht die Zauberer Chriſtallen ſeher vnd
Seegenſprecher / welche den HErrn ein grewell ſeind vnnd
will ſie ewig verdammen Deut. 18. 11. Apoc. 21. 8. & 22. 15 .
Sondern wir wollen durch die Wahrſager verſtanden ha-
ben die jenigen Prediger / welche das Woͤrtlein ὀρθοτομει̃ν
wohl ſtudiret haben / vnd das Wortt der Wahrheit nach der
vermahnung Pauli recht Theilen . 2. Tim. 1. 15 . Welche
auch kein blat furs maul nehmen ſondern die Wahrheit re-
den nach der vermahnung Davids von hertzen 15. vnnd
vor die bittere Wahr heit ſtreiten bis in den Todt Syr. 4. 33 .
3 Durch die Elteſten verſtehen wir die von Welchen
Paulus ſaget 1. Tim. 5. die Elteſten / die wohlfurſteher die
halte man Zwifacher Ehren werth / ſonderlich die da arbei-
ten im Worth vnd in der Lehr . Dieſen Vorrath trewer
Lehrer vnd Prediger ſagt der Prophet werde auch der HErꝛ
wegen des Volcks ſunde weg nemen .
Ablatio Lehr vnd Vermahnung
M Erck E. L. allhie / das nicht eine geringe ſon-
der
dern die allergroͤſte Straffe ſey / wan vnß vnſere trewe Pre- pierum
verbi mi-
niſtrorum
maxima
pœna .
diger vnnd Seelſorger Abgeſpannet vnnd genom men wer-
den / welche vnß auf der gruͤnen Awen Goͤttliches Worts
weyden / vnnd zu dem friſchen Brunen Jſraelis fuhren vnd
mit lebendigem Waſſer traͤncken / Pſ. 23. Joh. 4. Dan was
da ſeind Schaffe Ohne Hirten das iſt auch eine Chriſtliche
Gemeine Ohne Seelſorger wie ſolches zu leſſen Matth. 9. Effectus a
blationis .
39. Marc. 6. 34 . Actor. 20 28 . et 29 . Wo wir ſolcher vnſerer
Seelenſorger beraubet werden / ſo folget darauff entweder
der Geiſtliche Seelenhunger / das die arme Schaͤfflein
muͤſſen verkomen vnnd verſchmachten . Von ſolchen Ja-
mer vnnd Elend / ſagt der Prophet Amos 8. 11. 12. Stehe
es Kompt die Zeit ſpricht der HErꝛ das ich einen Hunger
ins Land ſchicken werde / nicht einen Hunger nach Brot
oder Durſt nach Waſſer / ſondern nach dem Worth deß
HErꝛen zuhoͤren . Das ſie hin vnnd here von einen Mehr
zum andern von Mitternacht gegen Morgen vmblauffen /
vnd des HErꝛen Worth ſuchen vñ doch nicht finden werden .
Wan wir ſolcher Seelenhuͤrtẽ im mangel ſtehen ſo bre-
chen die Reiſſende Woͤlffe in Perch vñ Schaffſtall Chriſti /
vñ wuͤrgen ſeine Schaͤfflein / welche er mit ſeinẽ tewren Blut
von dẽ Helliſchen Wer wolff erloͤſet hatt . Dahero nicht ohne
Vrſach Sanct Paulus die elteſten zu Epheſo vermahnet vñ
ſpricht : So habt nun acht auf euch ſelbſten vnd auf die gantze
Herd / vnder welche euch der Heilige Geiſt geſetzet hatt zu Bt-
ſchoffen zu weyden die Gemeine Gottes / welche er durch ſein
eigen Blut erworben hatt dã das weis ich das nach meinem
Abſcheid werden vnd’ euch kom̃en grewliche Woͤlffe / die der
Heerde nicht verſchonen werden / auch aus euch ſelbſten wer-
den aufſtehen Menner die da reden verkehrte Lehre Act. 20.
v. 28. Dahero befielt der Ertzhint vñ Biſchoff vnſerer Seelẽ /
das wir den HErꝛn der Ernde bitten ſollen / daß er viel vnd
gute getrewe arbeiter in ſeine ernde ſenden woͤlle . Matth. 9 .
B ij Ja
Ja ſprechen etliche / es leuft allenthalben vnd in allen
Winckeln voll Pfaffen / man wird deroſelbigen nicht leicht
in mangel ſtehen / ich will ehe Zehen Pfaffen vberkommen /
als einen Treſcher in meiner ſchewren / oder einen Wein-
gartsman in meinen Weingarten . Wohlan dem ſey alſo /
aber ſiehe wohl zu / das vnſer HErꝛ Gott / wegen deiner vber-
machten Vndanckbarkeit trewe Prediger vnd Seelſorger
nicht von dir nehme / vnd an deroſelben Stat dir zukommen
laſſe boͤſſe vnd betrigliche Arbeiter / Phil. 3 . 2. 2. Cor. 11. 13.
Blinde Leiter / Matth. 13. oder Stumme Hunde die nicht
bellen wollen oder koͤnnen / Eſa. 56. welche da das wort der
Wahrheit verfelſchen / vnd dich in die Ewige verdamnuß
Vſus . leiten vnd fuͤhren . Mercket ſolches Jhr Pfaffenfeind / vnnd
Worts veraͤchter / die jhr meinet / man koͤnne der Prediger
wohl enthraten / es ſolte in einem Land oder Statt wohl beſſer
zugehen / wen vnſer HErꝛ Gott oder der Teuffel den Pfaf-
fen wegholete / dan er habe nichts anders gelehrnet / dã das er
vff der Cantzel ſtraffe / die Gottes leſterer die Huren vñ Bubẽ .
Aber ſolchen Gottloſen Leuten ſols dermahl einß auf
jhrem Todbett vnd letztem Ende manglen an Predigern /
daß ſie alſo ohne erkandnuͤß jhrer Suͤnden / ohne Buß vnnd
Abſolution dem Teuffel zufahren ſollen . Fromme Hertzen
ſollen jhre Propheten / Prediger vñ Seelſorger / jhre Wahr-
ſager die kein blat furs maul nehmẽ / hertzlich lieb haben / nach
der vermanung Pauli / wir vermahnen euch lieben Bruͤder
das jhr erkennet die an euch arbeiten vnd euch furſtehen im
Herꝛn vnnd euch vermahnen / habt ſie deſto lieber vmb jhres
Wercks willen vñ ſeld friedſamb mit jhnẽ 1. Theſ. 5 . Dieſem
ſind nachkommen die Galater von welchen Paulus ſagt
Gal. 4. Jch bin euwer Zeug / das wan es muglich geweſſen
were / Jhr hettet ewer Augen auß geriſſen vnd mir gegeben /
O mancher boͤſſer Bub geb ein aug drumb daß ſein Pfarher
garblind wehre / oder deſſelben gar los were . Anderſt ver-
hielten
hielten ſich die Epheſer welche jhren Apoſt . Paulum / als er
das letzte Valet gab / Jhm vmb ſeinen Halß ſielen / jhn kuͤſſe-
ten vnd weineten Actor. 20 . vnd ſo viel vom andern : nur mit
kurtzen .
Vom Dritten .
Z Vm Dritten vnd Letzten zeigt auch der Pro-
phet an / daß Gott des Vorraths nicht werde ſchonen im
Weltlichen Regiment / ſondern er werde hinweg nehmen /
Richter / Weyſſe Raͤthe / vnd Kluge Redner / auch verſtendi-
ge Medicos / welche dem gemeinen nutzen in Friedens zeiten
helffen vñ rathen koͤnten / an ſtat aber deroſelbigen woͤlle er
jhnen geben Juͤnglinge zu Fuͤrſten / vnnd Kindiſche Albere
Narꝛen / welche nichts geſehen / gelernet oder erfahrẽ haben /
die ſollen vber ſie herſchen jhnen auf dem Maul trumpeln / ſie
auſſaugen / ſchinden vnd ſchaben biß auff den euſſerſten grad .
Ja / da woͤlle er es nicht bey bleiben laſſen / ſondern mit vfruhr
vnd Kriegsleuften woͤlle er die Starcke Kriegsleute Haupt-
leute vber 50. hinweg nemẽ / vñ ſie ſolches vorraths berauben .
Lehr vnd Vermahnung
H Jlff lieber Gott wie wenig ſeind deren / welche
da bedencken / was diß vor ein herlich Genaden geſchenck
Gottes ſey / wan man in einer Statt oder Landt haben kan /
fromme Gottes furchtige Regenten / gelerte vnnd vfrichtige
Juriſten / Advocaten , Procuratores , welche da alle ſachen Rich-
ten vnd ſchlichten / vnd die liebe Juſtitiam adminiſtriren / wan
man hatt dapfere Kriegshelten / welche den Feindt nicht her-
bey locken vnd jhme die Schluſſel vfftragen / ſondern vff der
Spitzen ſtehen / vor das liebe Vaterlandt ſtreitten / vnd bey
demſelbigen Ehr / Guth vnd Blut wagẽ vnd aufſetzen . Wan
man hatt gelerte vnd erfahrne Medicos , welche da in Ster-
bens leuften / vnd Kranckheiten / den Patienten koͤnnen bey-
ſpringen / jhnen rathen vñ helffen / Ach wie wenig bedencken
A iij B iij ſolches
ſolches / ſie ſeind wenig bekummert / wan ſolche ſeulen hin-
fallen vnd weggeriſſen werden . Meinen man koͤnne ſolche
Leute von Beumen ſchuttelln / ſprechen / ſtirbt Heintz / ſo
kompt Cuntz wider / viele frewen ſich das alte Herren durch
den Zeitlichen Todt ab gehen / damit ſie an jhre ſtattkommen
vnd zum Regiment gezogen werden / Aber es bezeuget die er-
fahrung das ſelten was beſſer / hernach folget . Anſtat from̃er
regenteñ vnd Richter tretten auf vnbilliche Schar vnd Mar-
terhauſen / welche nichts anders als pochen / ſchnarchen vnd
den armen Vnderthan ſchinden vñ ſchaben konnẽ / vber wel-
che der Prophet Micha 3. 2 . 3. mit weinenden augen klagt vñ
ſpricht / Hoͤret jhr Heupter im Hauſe Jacob / vñ jhr Fuͤrſten
im Hauſe Jſrael / Jhr ſollet billich ſein die das Recht wuͤſten /
aber jhr haſſet daß gute / vnd liebet das Arge . Jhr ſchindet
jhnen die Haut ab vnnd das Fleich von Jhren Beinen /
vnd freſſet das Fleiſch meines Volcks / vnd wan jhr jhnen / die
Haut abgezogen habt / zerbrecht jhꝛ jhnen auch die Beine / vñ
zerlegt ſie in einen Toͤppen vñ wie Fleiſch in einen Keſſel vnd
im 7. c. ſeufzet er abermahl vnd ſpricht / Ach das Gott erbarm /
eß gehet mir wie einem der in dem Weinberg nachlieſſet / da
man keinen trauben findet zu eſſen vnd welt doch gern der be-
ſten Frucht haben / die frommen Leute ſind hinweg in dieſem
Lande / vñ die gerechte ſind nicht mehr vnder den Leuten . Sie
Lauren alle auf Blut ein jeglicher ſaget den andern / deß er
Jhn verderbe / vnd meinen ſie thun wohl darã wan ſie boͤſſes
thun / was der furſt will ſpricht der Richter / dz er Jhme wider
einen Dienſt thun ſoll . Die Gewaltigen rathen nach jhrem
Mudthwillen ſchaden zu thun / vnd drehenß wie ſie woͤllen .
der beſte vnder Jhnen iſt wie ein dorn vnd der Retlichſte wie
ein Hecke . Ahn ſtatt der vfrichtigen Alten kommen offtermals
Nerriſche Jungling / welche weder hirnſtirn nach gewiſſen
haben Narren vnd Lellmenler ſagt der Text /
welche
welche das Recht in Wermudth verkehren / wie Amos ſagt
am 6 . Aber wehe dennen die Boͤſes Gut vnd Gutes Boͤßheiſ-
ſen / die auß Finſterniß Licht vnd aus Licht Finſternuͤß ma-
chen . Die aus Sawer Suͤß vnd aus Suͤß Sauwer machen
Eſat . 5. 20 . An ſtatt Gottſeliger vnd Weiſſer Raͤthe kommen
oftermals ſolche Leute welche allerhand boͤſſe ſachen helffen
bementeln vnd vertedigen . An ſtatt der Starcken Krigshel
ten kommen oftermals ſolche Gefellen / welche ſind Helden
Wein zu ſauffen vñ Kriger in der fuͤllerey / vnd nichts anders
gelernet haben als freſſen vnd ſauffen . Eſa. 5. 22. oder aber
verzagte Haſſen / welche mã mit einer blaſſen oder mit einem
rauſchenden Blat moͤchte verjagen vnd in die Flucht ſchla-
gen : anſtatt verſtendiger vnd erfahrner Ertz tretten offter-
mals vf Kelber ertzt / Strorger / Landfahrer vnd Tyriacks
Kraͤmer / da wird das wahr dan gemeine Sprichwort / So
mancher Artz ſo mancher Kirchof . Manchen richten ſie ein
ſolch Purgaz von Colloquinten Antinoninio oder Teuffel Albiß
zu / das ſie ruffen mit Eliſ æ i Schuler 2. Reg. 4. 40 . Der Todt
im Toͤpfen der Todt im Toͤpfen / Aber Aiurisconſultorum
excipe , & talium Medicorum recipe , libera nos Domine Fur ſol-
chen Leuten wolle vnß Gott behuten .
Wir ſollen viel mehr erkennen / daß ſolche Leute vns
von Gott gegeben werden / welcher ſie auch vmb vnſer vn-
danckbarkeit wider wegnehme wie der Prophet zeuget . Dar-
rumb ſollen wir nach der vermanung Pauli vor die Obrikeit
bitten / ſie Ehren mit Worten Wercken vnd Gedult 1.
Tim. 2 . Auch ſollen wir erkennen was wir an einem Ge-
trewen vnd frommen artzt haben / auch Gott bitten / das
er ſie vns wolle lang zu gutem erhalten vnd ſie auch ge-
buͤrlichen reſpectiren vnd Ehren / nach der Vermahnung ,
Syrach . 38.
Ehre
Ehre den Artz mit gebuͤhrlicher verehrung / das
du jhn habſt zur noth / dan der HErꝛ hatt ihn geſchaffen / vnd
die Artzney kompt vom Hoͤchſten / vnd Koͤnige ehren Jhn .
Die Kunſt des Artzes erhoͤhet Jhn / vnd macht Jhn groß bey
Fuͤrſten vnd Herꝛen / der HErꝛ leſſet die Artzney auß der Er-
den wachſen / vnd ein Vernunftiger verachtet ſie nicht . Vnd
ſo viel aufs kurtzeſt nach gelegenheit der zeit vom abgeleſſenen
Text .
Perſonalia .
B Elangen nun zum beſchluß / den Ehrnveſten
vnd Hochgelarten Herꝛn / Herꝛn D. Hectorem Schlan-
hovium , Weyland beſtelten Medicum , dieſer Vhralten vnnd
Loͤblichen Keyßerlichen Freyen Reichſtat Wormbs . So iſt
deſſelben Thun vnd Weſſen / Handel vnd Wandel Euwer
Lieb beſſer bewuſt / als Jchs in geliebter kurtz erzehlen kan .
Buͤrtig iſt er geweſſen aus der wohl bekandten Statt Alsfeld
im Oberfuͤrſtenthumb Heſſen . Sein Vatter Jſt der Ehr-
wuͤrdige vñ Wohlgelahrte / Herꝛ Georg Schlanhovius jetziger
Pfarꝛherꝛ zu Merlaw / Seine Mutter aber die Erbar vnd
Tugentſamme Fraw / Margaretha / Weyland deß Ehr-
wurdigen vnd Wohlgelartten Herꝛn M. Juſti Vietoris Pfarr-
hers zu Alsfeld ( Cuius anſma ſit in faſciculo viventium ) Eheli-
che Tochter / welche jhn durch Gottes Gnad vnnd Seegen
Anno 76. auf dieſe welt geboren . Von ſeinen Lieben Eltern
iſt er von Kindsbeinen ahn / in aller Zucht vnd Erbarkeit vf-
er zogen / vnnd zur Schul gehalten worden / dan als er ſich
aus den Claſſibus patriæ Scholæ gewuͤrcket / iſt er naher Hirſch-
feld geſchickt / da es dan Illoſtre Gymnaſium vnd vortreffliche
Schul dazumahln gehabt / da die kuͤnſten vnd Sprachen
trefflichen floriret , auß welcher Loͤblichen Heſſiſchen Schul /
tãquã ex equo Troiano , viel dapfere vnd vortreffliche Menner
Magiſtri , Doctores vnd Profeſſores entſproſſẽ / welche da ſo wohl
Gott
Gott vnd ſeiner Kirchen / alß dem gemeinen nutzen bedienet
geweſſen / vñ nach vf den heutigen Tagk / mit groſſem nutzen
Lob vnd Ruhm bedienet ſeind . Von Hirsfeld iſt er verſchickt
auf die Weitberuͤmbte Academiam vnd Hohe Schul Mar-
purgk / in Heſſen / da er dan nicht allein ſtudium Philoſophicum
gluͤcklichẽ continuirt , vnd ſummũ in Philoſophia gradũ aſſumirt ,
ſonder ſich deſſen Orts auch aufs Studium Medicum begeben /
vnd darinnen ſeine fundamenta geleget . Hernaher aber hatt er
Studiorum caula vf etliche Academias Germaniæ zu peregri-
niren angefangen / da er dan zu Dübingen ſonderlich vber
ein halbes jahr ſich vfgehalten vnnd in ſeinem Studio Me-
dico wohl proficiret . Anno 99. Jm 23. Jahr ſeinen Alters / iſt
er vf reifflichen bedencken vnd Rath ſeiner Vornehmen Ehr-
liebenden Freundſchafft in Jtaliã nicht ohne geringe Coſten
verſchickt / daſſelbſten neben ſeiner Theori , praxio zuſehen / da
er dan nicht furwitzigen Leuchtfertigen Sachen iſt nachgan-
gen / wie es dan Gott Erbrms : von vielen geſchicht : Jnmaß
Sophronius vnd Lucretia ſolches bekennen / wan ſie ſprechen .
Eunt Romam ut redeant deteriores : Sondern ſeinen Studiis ob-
gelegen / vñ darinnen dermaſſen proficiret / das er nicht allein
Patavi , ſondern auch Piſis von facultate Medica iſt ſehr geliebet
worden / welche jhn auch gern in Jhr Collegium aufnehmen
vnd vor jhren Anatomicum ordinarium , wen es ſeine Gelegen-
heit geweſſen / beſtellẽ wollen . Anno 601. hatt er ſich wider vf
erforderung ſeiner Lieben Eltern vñ Freuͤnde / auß Jtalia na-
her Deutſchland begeben / vnd im Septembri vf obbemelter
Hohenſchul Marpurg mit groſſem Lob vnd Ruhm ſummum
in arte Medica gradum erreichet vñ angenommen . Ferner weil
auch frommer Gottſeeliger Eltern wohlgeradene Kinder
eind wie die Pfeiler eines Starcken welche der Starcke Gott
ahn vnderſchiedliche Orth pflegt hin vnd wider zuſchieſſen /
So hatt Jhn Gott erſtlich durch Ehrlicher Leut vorſchub
geſchoſſen / naher Oppenheim da er dan zum Statt Medico
C iſt vf
iſt vf vnd angenommen worden . Daſelbſten er auch mt
ſeiner lieben Charitas , nunmehr hochbetruͤbten Wittiben
vf vorhergehenden Conſens vnd Rath beider ſeits f r eund-
ſchafft ſich ehelichen vermehlet vnd verlobt / welche Ehever-
loͤbnuß ſie dan auch nach maln 16. Aug . An. 1602 . mit dem
Kirchgang vnnd Hochzeitlichen Ehrentagk confirmirt vnd
beſtettiget . Von Oppenheimb hatt Gott der Allmechtige
Jhn geſchoſſen allhier naher Wurmbs Alda er dan Anno
603. den 6. Martit / vor einen Statt Medicum , von einem
Ehrnveſten vnnd hochweiſſen Rath beſtellet vf vnnd ange-
nommen worden . Wie fleuſſig wie Freundlich wie getrew-
lich vnnd vnver droſſen er ſich in ſeinem Beruff erwieſſen /
weiß nicht alleine dieſe Vhralte Statt Wormbs vnd gemei-
ne Ehrliebenbe Burgerſchafft / ſondern auch viele Graffen
vnd Adeliche Perſohnen vf dem Land / welchen er zu tag vnd
nacht bedienet / vnd welche vielleicht noch ins knuͤftige erfah-
ren werden / was vor einen getrewen / vnverdroſſen vnnd
dapferen Hectorem ſie an Jhm gehabt .
Er hatt Gott vnd ſein Wottt lieb vnd werth gehabt /
Gottes Wortt fleiſſig gehoͤrt vnd die Heilige Sacramenta ge-
brauchet / Freundlich vnd Ehrerbietig iſt er geweſſen gegen
jederman / bevorab gegen daß heilige Predigampt / vnd deſ-
ſelben Diener / jhnen in jhrer Schwacheit vnd Leibs bloͤdig-
keiten ohne einige vergeltnuß gratis vnd vmbſonſt mit hulff
Rath vnd That bey geſprungen .
Dannenhero Jhme auch der Rechte Artz vnd Mey-
ſter zuhelffen eine ſputige vnd gluͤcklich Chur verliehen / auch
jhn in ſeinem fridliebenden vnd geringen Eheſtandt nit al-
lein mit zeitlicher Nahrung / ſondern auch mit Leibsfrucht
geſegnet / vnd Jhm durch ſeine Traut liebe Charitas Drey
Toͤchter ( deren albereit die Elteſte nach Jhrer Seelen
Jn dem himliſchen Paridiß ſpatziret / eine froliche
vferſtehung jhres fleiches erwartend ) ſampt 2. Soͤhnen be-
ſcheret
ſcheret / welchen Gott woͤlle zeitlichen vnd Ewigen Segen
verleyhen Dieweil es aber nicht allein ein Sprichworth /
ſondern auch ein Wahrworth iſt : Homo proponit , Deus di-
ſponit , Alſo hatt Jhm zwar oft ermelter Herr Doctor vor-
kurtzen tagen gentzlichen furgeſezt / wie er mir ſelbſten mit
frewden eroͤffnet / noch einmahle dulces patriæ lares , ſein ge-
meltes Vatterland zu beſuchen / vnd ſeine Liebe freunde vnd
Goͤnner vf der Loͤblichen Univerſitet Gieſſen bevorab den
Ehrwuͤrdigen vnd Hochgelertten Herꝛn Johannem Winc-
kelmannum : SS . Theologiæ D. eximium & Eccleſiarum Superin-
tendentem vigilantiſſimum ſampt ſeinem fido Achati , Den
Auch Ehrwuͤrdig vnnd Hochgelarten Herꝛn Balthaſarum
Mentzerum Theologiæ Doctorem & Profeſſorem celeberrimum
Præceptores Fautores & Promotores ( quos honoris ergo nomino )
amantiſſ . Wie dan auch den Ehrnveſten vnnd Achtparn
Herꝛn Danlel Stamm Quæſtorem graviſſimum , Aber vnſſer
lieber Gott hatte eine viel andere vnnd jhm bequemere Reis
mit jhm vor nemblich auß dieſem muͤheſeeligen Spital Ja-
mer vnnd Threnen Thal nach dem Himliſchen Jeruſalem
vnd Frewden Saal / darumb jhn auch Gott zur ſolcher vor-
ſtehender Reiß fertig gemacht / alſo da er verfloſſenen
Sontags / welcher wahr Dominica Invocavit , aus der Pre-
digt naher Hauß kommen / ihn mit einem Schlagfluß be-
legt . welcher ihm dermaſſen von Tag zu Tag zugeſezt / daß
er geſtriges Tages / welcher wahr der 20. Februarii vnter
vnſerm Gebeth vnd Seufzen / ſeinen Geiſt vfgegeben / vnnd
ſeinem himliſchen Vatter zu trewen Handen befohlen / der-
ſelbe woͤlle Jhm vnnd vns allen dermals eines / ein froͤ-
liche vfferſtehung verleyhen vmb vnſers Herꝛn
Jeſu Chriſti willen Amen .
A 2B 2SE-
SEQUUNTUR EPICEDIA COMPOSITA
IN OBITUM PRÆMATURUM SED BEA-
TUM , VIRI CLARISSIMI DN . HECTORIS SCHLANHOVII
Medicinæ D. Experientiſſimi , nuper Reipublicæ Worma-
tienſis ordinarii Medici .
H Ectorea vidi morboste ſæpè fugantem
Virtute , & vitæ robora ferre novæ .
Nunc tua ſod letho virtus deleta quieſcit ,
Et non , quæ mortem pelleret , herba fuit .
Hæc miſera eſt hominum facies : jam læta vireſcit ,
Mox æſtu ſolis fervidiore perit .
Hæc ex peccato redduntur præmia nobis .
A mortis nunquam eſt libera vita metu .
Dum portat carnem , comitem fert uſque dolorem ,
Et quo ſpirat homo tempore , luctus ad eſt .
Nec conſtare poteſt , quam mors Elegerit horam
Ultima quæ vitæ debeat eſſe meæ .
Felix quottidie moriens ! Nam vincere mortem
Armatum ſemper quem invenit illa , poteſt .
Deſipit , in ſtellis qui vitæ fata requitit ,
Mortis & è cœlo tempora ſcire cupit
Humanæ vitæ cæleſtia ſydera non ſunt
Regula , ſed ſummi verba ſacrata patris .
Quisquis eis vitam conformem ducere gaudet ,
Hujus ad obſequium ſydera prompta micant .
Non ergò aſtra pio , verum pius im perataſtris ,
Et ſervit ſancto pectore & ore Deo .
Sic ſervire piis , Deum amantibus , omnia oportet ,
Omnia ſunt etenim condita propter eos .
Non aſttis ſervire , Deo ſervire piorum eſt :
Qui ſervire piis aſtra polumque jubet .
In manibus tenet ille ſuis vitamque necemq́ue
Huic vive , & vitam mors tibi læta feret .
Tei-
Terminus eſt homini poſitus , numerumque dierum
Ipſi præfixit dextera ſancta Dei .
Nullus homo ſibi præfixam divinitus horam ,
( Quam neque cognovit ) tranſil ſle valet .
Sic vive , ut ſemper geſtes in pectore Chriſtum ,
Omni ſic victor tempore mortis eris .
Fata piam excipiunt nunquam in felicia vitam
Ipſa etiam in media mens pia morte viget
Nunc , Hector præclare , vale , morbisque repulſis ,
Et morte , æterno carmi ne victorova
Balthaſar Mentzerus fundebat Gieſſæ
Τ῞ανω´τερα καλλίω
ALIUD
H Ectora quæ planxit Medicum Wormatia ademptum
Reſpirat miſſo quem dat Hygeja , Petro
Chriſtophorus Helvicus SS . Theol. D. &
Profeſſor .
H Ectora quis noſſer , niſi Morbus in orbe fuiſſet :
Nunc bene te novit Chriſtus in arce poli .
Veteri Amico & condiſcipulo fecit Conradus
Bachmannus Hiſt. & Poet . profeſſor .
EPICEDION ANACREONTICUM .
F Elix ubi Machaon ,
Facunde Doctor Hector ,
Fato recedis , aſtra
Potentis ad Iehovæ .
Eheu dolore preſſo
Nos imbuis velictos ,
In arte qui Galeni
Felix eras medela .
Sic lux amœnitatis
Schlanhoviana condis
Terr â caput nitentis ?
Dolore nec teramur ?
Ordo patrum ſenatus ,
Tredecim virum est paratus
Manes euos dolere ,
Cum civium cohorte :
Quid fœm ininus autem .
Cuſtos pudoris ille
C 3Sexus:
Sexus ? parit dolores
Preſſos parit dolores
Ægris ope adfuiſti
Morboſque diſpuliſti ,
Feliciter ; medelam
Cur non tibi paraſti ?
Non creſcit gramen in hortis
Quæ vim dolum que mortis
Freno domet . Galenus
Secus ſuperſtes eſſet .
Sit ergo Quisque noſtrûm
Mæſtus lieet , parenſque
Lacrumas uterque ſtillet
Beatus euge florent
Beatus atque felix ,
Vivis choro Angelorum
Lumen beatitatis ,
Æternæ amænitatis .
Quis invidere vellet .
Quis non favere mallet
Tantæ beatitati
Et tantæ am ænitati ?
Flore , poloque vive
Dilecte Doctor Hector !
Doctor polo dicat !
Doctor quater beate !
Manes brev i ſequem ur
Æternitate vincti ,
Incunditate tincti ,
Beatitate cincti .
Tunc quod fide patebat
Quæ ſpe ſalus vigebat ,
Re poſſidenda reſtat
Chriſtus quòd omne præſtat
Ieſu veni beatos ,
Salva fide parctos ,
Vt per tuum cruorem
Prendant beatitatem .
Suo etiam poſt funera dilecto Dn . Affini He-
ctori Schlanhovio Medicinæ D. Eximio
Reipubl . Wormatienſis ordinatio Medi-
co f. M. Ludovicus Seltzerius Paſtor
Mona-ſterienfis .
S I mihi ſuppeterent vires , monſtrare dolorum
Faſciculos , cordis mæſtitiamque mei .
Quam ſævâ fratris jucundi morte prehendi
In gemitus totus volverer & lacrumas .
Num ſi Jeſſæo Davidi mors Jonathami
Fratris perrupit cordis ad ima pii ?
Iſacidis cur non hic lamentabile verbum
Ex obitu fratris ſæpius ingeminem ?
Ah dolor exanimem ferè me liquit , amande
Hector
Hector mi frater , quippe decore nimis
Namque decorobat te magna ſcientia rerum
Qua rebus læſis auxiliator eras
Si pius exardens uxoris amore maritus
Hanc deamat ? cur non vincar amore tui :
Mater ut unigenum ſibi vincit amore puellum ,
Sic te dilexi captus amore nimis :
At nunc hectoreas , poſuiſti in pulvere vires :
Heu corpus terrâ contegis , oſſa ſolo !
Verum quid moveor : quid corda dolore fatigo :
Sic placuere Deo ſtulte reſiſtis homo .
Expellat nimios Iobi patientia luctus
Qui Iovæ Sancto velle quietus agit .
Frattem donarat Dominus , repetivit eundem :
Sit Domino noſtro Gloria Laus & Honor ,
Extenuet reditus abitum , pellatque dolotes
Manſio cum Chriſto in perpete lætitia .
In obitum fratris post funera deſidera iſſimi &
& dilectiſſimi fundebat G eſſæ.
M. Burchardus Schlanhovius SS . Theolo-
giæ Studioſus .
ALIUD .
P Indi liquerunt Phoebus atque
Grex Heliconiadum ſacratos
Eheu : receſsûs . Hæc levi arundine
Lugubre carmen cantat ; illa .
Præ nimio cruciatu , amictus
Diſrumpit omneis ; Hæc miſeris modis
Flavos capillos vellit ; Ille
Oſclagenas lacrumis obortis
Perfuſa
Perfuſa moeſto dat cineri , neque
Deeſi , quæ ſuum pertriſte pectus
Luctibus innumeris fætiget
Quid ? ipſa pallus flebilibus modis
Defunctum adurget , atque toto è
Pectore lætitias protervis
Merſare neutis in mare , ponticum
Dedit . Ergò mirum , quod miſelti
Nos homines faciamus leſſum ,
Cùm tangat ipſas hoc etiam Deas ?
Luctus conteſtadi cauſa f. Argent.
M. Iohan. Conradus Mollenfeldt , Mar-
purgenſis Haſſus LL. Studioſus .
FINIS