Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Montag
Nr. 27.
27 Januar 1840.
Vereinigte Staaten von Nordamerika.
Mit dem Paketboot Sheffield hat man in England New-Yorker Blätter bis zum 31 Dec. erhalten. Der größere Theil ihrer Spalten ist mit den Detailberichten des Finanz- und Kriegsministeriums angefüllt. Nach dem Bericht Hrn. Poinsetts (des Kriegssecretärs) schreiten die Befestigungswerke an der Nordgränze vorwärts, und die Vollendung derer an der Westgränze und längs der Ostküste wird ernstlich empfohlen. Wie es scheint, sind trotz der 30 - 40 Millionen Dollars, die jährlich von der Regierung verausgabt werden, die Gränzbezirke der Union annoch in einem ziemlich schutzlosen Zustand. Hr. Poinsett weist ferner auf die Nothwendigkeit hin, in der Nachbarschaft der Gränzforts eine Streitmacht zu organisiren. Er schlägt überhaupt die Eintheilung der ganzen Union in acht Militärbezirke vor, auf deren jeden 12,500 Mann in activem Dienst und eine gleiche Truppenzahl als Reserve treffen soll. Käme dieser Plan des Kriegsministers zur Ausführung, so würde die Union eine Streitmacht von 200,000 Mann wohlgeübter und disciplinirter Truppen erhalten, die im Nothfall augenblicklich zum Dienst aufgeboten werden könnten; – ein Stand der Dinge, von dem der jetzige freilich weit entfernt ist. Was den Indianerkrieg in Florida betrifft, so empfiehlt der Kriegsminister die Annahme einer Bill, welche die militärische Occupation Florida's zum Zweck hat. Zu diesem Ende sollen 1000 Mann ausgehoben, und jedem derselben gleich nach beendigtem Krieg eine Prämie an Staatsländereien in jenem Staate zuerkannt, also eine Art Militärcolonie geschaffen werden.
Großbritannien.
London, 20 Jan.
Der Herzog von Sussex hat sich von seinem Unwohlseyn in Kinmel-Park (Denbighshire) so weit erholt, daß er wieder spazieren fahren kann.
Wir geben in Folgendem ein Verzeichnis des Ministeriums, wie es in letzterer Zeit durch eine Reihe von Einzelernennungen modificirt worden, ja halb und halb, wie Hr. d'Israeli in der ersten Unterhaussitzung spottete, eine neue Administration geworden ist. Die mit einem * Bezeichneten sind neu ernannt. 1. Cabinetsminister. Lord Präsident des Conseils, Marquis v. Lansdowne; Lord Oberkanzler, Lord (Baron) Cottenham; erster Lord der Schatzkammer (Premierminister), Viscount Melbourne; Lord Großsiegelbewahrer und oberster Commissär der Wälder und Forsten, * Graf v. Clarendon (an Lord Duncannous Stelle); Schatzkanzler, * Hr. F. T. Baring (vordem Secretär der Schatzkammer, an des als Lord Mounteagle zur Pairswürde erhobenen Hrn. Spring-Rice Stelle); Staatssecretär des Innern, Marquis v. Normanby (an Lord I. Russells Stelle); Staatssecretär der Colonien, Lord I. Russell (an Lord Normanby's Stelle); Staatssecretär des Auswärtigen, Lord Palmerston; Präsident des indischen Controlamtes, Sir I. C. Hobhouse; erster Lord der Admiralität, Graf v. Minto; Kanzler des Herzogthums Lancaster, Lord (Baron) Holland; Präsident des Handelsbureau's, * Hr. Labouchere (vorher Unterstaatssecretär der Colonien, Nachfolger des zum Generalgouverneur der nordamerikanischen Colonien ernannten Hrn. P. Thomson); Kriegsminister, * Hr. T. B. Macaulay (an des ausgetretenen Lord Howick Stelle); Generalsecretär für Irland, Lord Morpeth (dem der Sitz im Cabinet, der sonst mit seinem Amte nicht verbunden war, vor einigen Jahren eigens verliehen wurde). 2. Die bedeutendsten ministeriellen Beamten ohne Sitz im Cabinet sind: Attorney-General, Sir I. Campbell; Solicitor-General (Sir M. Rolfe's Nachfolger noch zu ernennen); Generalpostdirector, Graf v. Lichfield; Lordstatthalter von Irland, Lord Fortescue (Ebrington); Lordkanzler für Irland, Lord Plunket; Attorney-General für Irland, * Maziere Brady Esq.; * Solicitor-General, D. R. Pigott Esq.; Lord Advocate für Schottland, * Andrew Rutherford Esq.; Solicitor-General für Schottland, * James Ivory Esq.; Lords der Schatzkammer: die HH. R. Steuart, I. Parker, * T. Wyse und H. Tusnell; Joint-Secretaries der Schatzkammer: E. I. Stanley Esq. und * R. Gordon Esq. (an Hrn. F. T. Barings Stelle); Lords der Admiralität: Sir C. Adam, Sir W. Parker, Sir E. T. Troubridge, Lord Dalmeny, Sir S. I. Brooke Pechell; Vicepräsident des Handelsbureau's * Hr. Richard Lalor Shiel; Unterstaatssecretär des Innern, der ehrenwerthe For Maule; Unterstaatssecretäre der Colonien: * R. Vernon Smith Esq. und Jas. Stephen Esq.; Secretäre der Admiralität, * Richard Moore
O'Ferrall Esq. und Sir I. Barrow; Secretäre des indischen Controlamtes, Lord Seymour und W. Clay Esq.; Generalfeldzeugmeister, Sir I. R. Vivian; Controleur des Schatzamtes, * Lord Mounteagle (Spring-Rice).
In Folgendem geben wir einen größeren Auszug aus Lord Broughams Rede in den Adressedebatten des Oberhauses vom 16 Jan.: „Es ist, sprach er, das charakteristische Merkmal eines freien Staats, daß in ihm die Pflichten eines loyalen Unterthans und eines guten Bürgers nicht nur nicht unvereinbar sind, sondern in harmonischem Einklang stehen. Ich hoffe beide Pflichten zusammen zu erfüllen, indem ich einerseits in den Glückwunsch der Adresse zu dem bevorstehenden frohen Ereigniß, das der erste Paragraph der Thronrede ankündigt, aus freudigem Herzen mit einstimme, andrerseits aber hinsichtlich der Stelle, die gleich hinter jener Ankündigung folgt, die ernstliche Hoffnung ausdrücke, dießmal nicht, wie es wohl bei früheren Gelegenheiten geschah, die rivalisirenden Parteien des Parlaments ein unanständiges und gefühlloses Wettrennen beginnen zu sehen, welche von beiden, auf Kosten eines leidenden Volks, der willfährigsten Hofschmeichelei fähig sey. Ich hoffe dieß um so mehr, als ich weiß, daß man höchsten Ortes solche gewissenlose Augendienerei im rechten Lichte zu würdigen versteht. Angesichts eines leidenden Volks, dessen Nothstand nicht traurig genug geschildert werden kann – eines von Factionen und gegenseitigen Erbitterungen zerrissenen, von politischen Leidenschaften durchwühlten, von der tiefsten Unzufriedenheit erfüllten Volkes; Angesichts der täglich fallenden Arbeitslöhne, der täglich im Preise steigenden Lebensbedürfnisse, des sich täglich vermindernden Gewinns aus Handel und Gewerb – einen solchen schrecklichen Stand der Dinge vor Augen würde die Bewilligung einer größeren Apanage für den Gemahl der Königin, als die absolute Nothwendigkeit erheischt, meiner wohlbedachten Meinung zufolge, eine Verletzung der Pflicht seyn, welche Regierung und Parlament dem Lande schulden, ja, sie würde eine strafbare Gleichgültigkeit gegen den guten Namen der Legislatur und die Sicherheit des Thrones selbst verrathen. Erstaunen mußt' ich darüber, daß Ew. Lordschaften eine halbe Stunde lang darüber discutirten, ob das Wort „Protestant“ vor dem Namen des königlichen Bräutigams in der Adresse einzurücken sey, oder nicht. Guter Gott! sollte man da nicht glauben, das Staatsschiff steure unter einem durch kein Wölklein getrübten sonnigen Himmel auf spiegelglatter Fluth, während doch in der That Sturm und Ungewitter von allen Seiten droht? Warum das Wörtlein Protestant in der Thronrede ausgelassen wurde, will ich nicht näher untersuchen. Ist, wie der edle Herzog (Wellington) in einer weder dunkeln noch weithergeholten Anspielung vermuthete, die Auslassung gewissen Leuten zu Gefallen geschehen, so müssen diese Leute ihre Natur in letzterer Zeit sehr geändert haben, wenn sie sich mit einer solchen Willfährigkeit begnügen. (Hört!) Uebrigens was ist dazu Glück zu wünschen daß Ihre Maj. sich mit einem protestantischen Prinzen verbindet? Einem Staatsgesetz zufolge kann es ja nicht anders seyn. Dieses Gesetz hat mein edler Freund, der an der Spitze der Regierung steht, freilich nicht ganz streng ausgelegt; dem britischen Souverän ist eigentlich die Heirath mit einem Katholiken nicht verboten, auf eine solche Heirath ist bloß eine Strafe gesetzt, nämlich die Verwirkung der Krone. (Gelächter.) Folglich, Mylords! wenn wir der Königin dazu gratuliren, daß sie einen protestantischen Prinzen heirathet, so gratuliren wir Ihrer Maj. zu ihrem Entschluß, nichts zu thun, wodurch sie ihre Krone verlieren würde; – eine schöne Gratulation das für ernste Legislatoren! (Gelächter.) Doch ich lasse dieses Thema fallen, um einen Blick auf die Lage Irlands zu werfen. Für alle Uebel, die jenes Land bedrücken, wird uns die Municipalcorporationsbill abermals als Panacee geboten. Seit fünfzehn Jahren werden nun die Ansprüche der irischen Katholiken im Parlament discutirt und geprüft; die Ueberzeugung, die ich mir darüber gebildet, in der mich Beobachtung und Erfahrung mit jedem Tage mehr bekräftigt haben, ist: wenn allen den großen Irland bedrängenden Uebeln die Art an die Wurzel gelegt, die Saat einer sich immer erneuernden Ernte der Zwietracht im Keim erstickt, ein ungebührlicher Einfluß Händen entwunden werden soll, die um des Staats Sicherheit willen mit solchem Einfluß nicht bewaffnet bleiben dürfen; – wenn ein breiter und tiefer Grundstein zu Irlands Ruhe gelegt, die besten Interessen des Staats sowohl als der Kirche, der Moral sowohl als der Religion unter dem irischen Volke wohl berathen werden sollen, so thut das Eine noth: auf gerechte, gemäßigte und reiflicherwogene Principien gegründet, durch einen wohleingerichteten Mechanismus in Gang gesetzt, eine fixe und gesetzliche Staatsbesoldung des Clerus derjenigen Religion, zu welcher die große Mehrzahl der Irländer sich bekennt. Es war dieß meine Ansicht schon im Jahr 1825, und jetzt im Jahr 1840 lege ich sie diesem edlen Hause doppelt dringend ans Herz. (Hört!) Sonst enthält die Thronrede wenig, was Debatten veranlassen könnte; was indeß den Zustand Indiens betrifft, so stimm' ich zwar in den Glückwunsch zu den dortigen Erfolgen der brittischen Waffen herzlich mit ein, muß aber den weiteren Verlauf der Ereignisse abwarten, ehe ich das Lob der in jenem Theile des brittischen Reichs befolgten Politik unbedingt unterschreiben kann. Wenn ich erst eine Erneuerung unseres Bündnisses mit Persien, dem natürlichen Freund, Bundesgenossen und Sichersteller der indobrittischen Macht auf der nordwestlichen Gränze gesehen habe; wenn ich erst gesehen, daß die Veränderung der Dynastie von Kabul nur zur Sicherung unserer dortigen Macht gedient; wenn erst die Folgen bewiesen haben, daß es weise gethan war, unser persisches Bündniß mit Mißachtung zu behandeln und dagegen unserm Bündniß mit Afghanistan zu vertrauen, während sonst die Ansicht unserer besten asiatischen Staatsmänner dahin ging, daß wir in Persien das Bollwerk gegen Eindringlinge von Norden her und gegen die afghanischen Stämme selbst zu suchen hätten; wenn ich erst gesehen habe, daß wir von den Afghanen den größeren Vortheil ziehen, während es vordem einer von den Glaubensartikeln unserer indischen Staatsmänner war, daß das Höchste, was wir von ihnen zu erwarten, die prekäre Art von Sicherheit sey, die sich aus ihren inneren Zwistigkeiten unter einander ableiten lasse; – wenn ich erst gefunden habe, entweder daß es auf diesem Weg unnöthig geworden, eine große und kostspielige Militärmacht hundert und aber hundert Meilen fern von den äußersten Gränzmarken unseres eigenen Gebiets im Nordwesten von Asien zu unterhalten, oder aber daß die Finanzen Indiens, die leider so sehr zusammengeschwundenen Hülfsquellen der Compagnie gleichwohl den neuzugewachsenen und nach aller Wahrscheinlichkeit sich ins Unabsehbare steigernden Lasten, die diese Politik ihnen aufbürden wird, die Wage halten können: dann, aber auch nicht früher, werde ich mich in der Lage fühlen, den Glückwünschen zu dem Erfolg des Feldzugs auch meine Glückwünsche zu der Politik beizufügen, aus der jener Feldzug hervorgegangen. *)Wie man sieht, ist die von Cicero aufgestellte, aber von ihm selbst nicht befolgte Regel, daß die oratorische Periode die Länge von vier Hexametern nicht überschreiten dürfe auf Broughams Beredsamkeit nicht anwendbar. (Hört!) Und nun, Mylords! erlauben Sie mir, meine Ansichten über
den innern Zustand dieses unseres Heimathlandes darzulegen – Ansichten, die sich mir sehr gegen Wunsch und Willen aufgedrungen haben. Ich weiß wohl, daß was in letzter Zeit die Ruhe des englischen Volks störte und alle Staatsmänner ohne Zweifel mit Angst erfüllte – ich weiß, daß diese Ausbrüche, wie man es genannt hat, diese Gewaltthätigkeiten in verschiedenen Gegenden: Versammlungen, mitternächtliche Versammlungen, geheime Bünde, mehr oder minder gesetzwidrige Associationen, Conföderationen, Gesellschaften, die vielleicht an Verschwörungen gränzten, ausgedehnte Correspondenzen pflogen und in einer gewissen Organisation in einigen unserer Städte wirkliche Friedensbrüche herbeiführten – Handlungen, die hie und da durch gerichtliche Behörden für Hochverrath erklärt wurden; – ich weiß, daß diese schrecklichen Erscheinungen, schrecklich, wenn sie sich auch nicht weiter ausbreiteten, und beklagenswerth, wenn sie auch minder beunruhigend wären, von oberflächlichen oder leichtsinnigen Vernünftlern als Ereignisse an und für sich, als in sich abgeschlossene Thatsachen, als die ganze Frage betrachtet werden. Daher waren diese Vernünftler, diese sorglosen Beobachter, wie ich sie lieber nennen will, zu einer und der andern Zeit vielleicht beängstigter, als sie seyn sollten, und in einem andern Augenblick wieder allzu leicht beruhigt und beschwichtigt, als sie fanden, daß solche Ausbrüche durch die Kraft des Gesetzes, die Energie der Magistrate und die gute Haltung der Truppen überwältigt wurden, deren Ihrer Maj. Rede so gerechterweise erwähnt hat. Ich betrachte diese Dinge nicht als abschließende Ereignisse, nicht als faits accomplis. Wären sie das, ich würde sie beklagen, tief beklagen, aber ich wäre nicht darüber beunruhigt, weil ich auf die Macht des Gesetzes vertraute, und wüßte, daß gesetzwidrige Gewaltthat, so wie örtlich hinsichtlich ihrer Ausdehnung, was diese Ausbrüche waren, also auch in ihrer Dauer vorübergehend seyn und schnell unterdrückt werden würde, wie es diese Attentate, dem Anschein nach, wurden. Aber mir gelten diese Aufruhrhandlungen nur als die Symptome eines schlimmen Zustandes der Volksgesinnung, einer innern Krankhaftigkeit des Staats; wird ein Aufstand an dieser Stelle unterdrückt, so bricht vielleicht ein zweiter an einem andern Orte aus, wie wir dieß in den letzten achtundvierzig Stunden erlebt haben; ja, würden durch eine kräftige Anwendung des Gesetzes alle diese Unruhen zusammen überwältigt und Alles zu scheinbarer Ruhe zurückgeführt, so würde ich auch diese Meeresstille als eine trügerische, diese Einlullung als eine falsche, nicht als eine wahre Ruhe betrachten. Weil ich die innere Gährung kenne, die zu solchen Ausbrüchen geführt, weil ich die Gründe der Unzufriedenheit kenne, die durch Wegräumung ihrer jeweiligen Anzeichen auf der Fläche nicht gehoben werden, darum halt' ich mich an jenes Wort, das Lord Bacon, der weisesten Männer einer, gesprochen: „Hütet euch, wenn ihr im Volke Unzufriedenheiten bemerkt, und findet, daß deren Wurzeln sich tief und weit verzweigt haben, hütet euch, den Krankheitsstoff zurückzutreiben, denn die Wunde wurde nur um so gefährlicher nach innen bluten.“
(Beschluß folgt.)
** Das Haus der Gemeinen versammelte sich am 20 Jan. um 1 Nachmittags, um die Adresse an Ihre Maj. zu überbringen. Es waren fast nur ministerielle Mitglieder erschienen. Um 2 Uhr verfügten sich etwa 40 Mitglieder in Gala, den Sprecher an der Spitze, nach dem Palast, und wurden sehr huldvoll empfangen. In den Abendsitzungen beider Häuser wurden dann die Antworten der Königin vom Lordkanzler und dem Sprecher gelesen; es waren die üblichen Dankformeln. Die an das Oberhaus lautet: „Mylords! Bei einem Anlaß, der Mich persönlich so nahe interessirt, empfang' Ich Ihre Adresse mit Vergnügen. Ich fühle Mich sehr geschmeichelt durch Ihr Eingehen in Meine Ansichten hinsichtlich der Bewilligung eines Einkommens für den Prinzen, und Ich zähle hinsichtlich alles dessen, was die Wohlfahrt des Staates sichern und den Thron befestigen kann, auf Ihren Eifer und Ihre Ergebenheit.“ Die Antwort an das Unterhaus war mit etwas verändertem Wortlaut die nämliche.
Frankreich.
Paris, 22 Jan.
Der Moniteur zeigt an, daß Se. Maj. der König Ludwig Philipp aus Anlaß des neuen Jahrs von Ihrer brittischen Maj. ein prachtvolles Porträt der Königin von Belgien von einem berühmten englischen Meister, Hrn. Roß, erstem Miniaturmaler der Königin Victoria, gemalt, empfangen habe.
Der Univers will wissen, daß sich der Herzog von Bordeaux nächstens nach St. Petersburg begeben werde, und die Generale Vincent und d'Hautpoul ihn dahin begleiten sollen.
Der Bischof von Viviers hat seine Entlassung eingereicht.
Der Dichter, Hr. Méry, ist dem Sémaphore zufolge, durch einen Beschluß des Maire's von Marseille zum Conservator der Bibliothek daselbst ernannt.
* Der Pairshof hat am 22 Jan. in Anhörung der Vertheidiger der Angeklagten fortgefahren. Die Sitzung bot nichts von Bedeutung dar.
* In der Sitzung der Deputirtenkammer am 22 Jan. verlas der Minister des Innern 1) einen Gesetzesentwurf zu einem Credit von 300,000 Fr. für die Bureaux der Wohlthätigkeit, 2) einen Gesetzesentwurf zu einem Credit von 100,000 Fr. als Beitrag für das Denkmal Molière's. Die Tagesordnung führte auf die Erörterung des Gesetzes über die Organisation der Handelstribunale.
(Univers.) Es scheint gewiß, daß die neulich abgebrochenen Unterhandlungen Rußlands mit dem englischen Cabinette wieder angeknüpft worden sind. Es wurden dem Hrn. v. Brunnow neue Instructionen von St. Petersburg zugeschickt, und man versichert, daß seit ihrer Ankunft gegenseitige Concessionen gemacht worden seyen. Die ganze Schwierigkeit soll gehoben und der Tractat zwischen England und Rußland auf dem Punkte der Unterzeichnung seyn. Aus London eingetroffene Depeschen sollen dieses wichtige Resultat dem Grafen v. Medem angezeigt haben.
(Commerce.) Hr. Thiers hat gesagt: wenn Rußland euer Verbündeter wird, so müßt ihr ihm Konstantinopel überliefern. Die Gefahr ist allerdings groß; Aegypten aber an England überliefern, ist dieß nicht wenigstens eine gleich große Gefahr? Ist es möglich, daß dem Scharfsinn oder dem Gedächtniß des Hrn. Thiers diese Idee entgangen ist? Warum hat er sie nicht in die Wagschale legen lassen? Etwa aus diplomatischer Discretion? Dieß ließe sich an einem englischen Staatsmann begreifen, an einem Franzosen aber war uns diese enorme Verschweigung eine der Sonderbarkeiten, die uns in der Rede des Hrn. Thiers am meisten auffiel; und deßwegen hauptsächlich konnten wir ohne Uebertreibung sagen, daß der Redner sich in seinem Auditorium getäucht habe, und sein Vortrag sich besser für die Westminsterabtei geeignet hätte. Müßten wir für unsern Theil in jener großen und bedenklichen Allianzfrage zwischen zwei gleich verzweifelten Entschlüssen eine Wahl treffen, so wäre unserer Ansicht nach besser, Konstantinopel an Rußland als Aegypten an England zu überliefern. So tief ist aber, Gott sey Dank, Frankreich noch nicht gesunken, daß es genöthigt wäre, zwischen zwei Demüthigungen zu wählen. Seine Allianz steht noch in so hohem Preis, daß es sich nicht zu prostituiren braucht. In der orientalischen Frage kann nichts ohne
seine Beistimmung entschieden werden. Hier gebühren ihm rechtlich und factisch mehr als anderwärts die Initiative und die Sanction. Ist es nicht befremdlich, einen vormaligen Minister der auswärtigen Angelegenheiten sehen zu müssen, wie er die Isolirung Frankreichs als eine seiner würdige Stellung schildert! Die Politik, deren Werkzeug Hr. Thiers gewesen ist und wieder werden will, hat bereits Frankreich nur zu sehr isolirt; aber das isolirte Frankreich, das heißt das in der orientalischen Frage neutrale und passive Frankreich, würde bald zum niedersten Rang der Mächte von Europa verwiesen werden.
(Courrier français.) Das Journal des Débats ruft Hrn. Thiers zu: „Sie behaupten, man hätte sich gegen die englische Regierung offen aussprechen sollen. Wohlan! man hat sich ausgesprochen, und hat gefunden, daß die beiden Regierungen sich nicht einigen konnten.“ Das Journal des Débats mag uns verzeihen, aber seine hohe und sublime Einsicht hat Hrn. Thiers nicht verstanden oder nicht verstehen wollen. Hr. Thiers ist weit entfernt zu bestreiten, daß Erklärungen zwischen den zwei Regierungen vorgefallen seyen; er sagt nur, daß man sich zu spät erklärt habe, und daß es nicht gleichgültig war, ob man sich vor oder nach der Note vom 27 Jul. erklärte. Es ist jetzt notorisch, daß die englische Regierung in der ersten Periode der Negociationen nur mit Frankreich sich zu verständigen verlangte. Seine Abgesandten mußten dem französischen Cabinette Mittheilungen machen, die immer ohne Antwort blieben, oder auf die man nie klar und bestimmt antwortete. Weil nun Frankreich lange Zeit hindurch so gut war, keine Politik in Bezug auf den Orient hatte, trennte sich endlich die englische Regierung von uns. Als das Ministerium vom 12 Mai endlich ein System gefunden hatte, als es eine Richtung einschlug, war schon nicht mehr Zeit dazu. England, des Zuwartens müde, war seinen eigenen Eingebungen gefolgt. Es hatte nun Verpflichtungen eingegangen, und jetzt muß man es mit unermeßlichen Schwierigkeiten davon zurückbringen.
Unter den 37,232 Gemeinden, welche Frankreich enthält, haben 680 nicht über 100 Fr. Communaleinkünfte, 11,364 haben keine 500 Fr., 36,454 bleiben unter 10,000, während 778 diese Summe übersteigen, aber doch nur 95 Gemeinden mehr als 100,000 Fr. Einkünfte haben.
Das Journal des Débats bringt ein Schreiben aus Constantine mit sehr günstigen Nachrichten. In dieser Provinz dehnt sich die Herrschaft der Franzosen immer mehr aus, stößt auf wenig oder keinen Widerstand, und hat, wenn man den Versicherungen des Correspondenten glauben darf, in Folge der Anhänglichkeit der meisten Stammhäuptlinge, die Umtriebe und Feindseligkeiten Abd-El-Kaders nicht zu fürchten. Unter den Scheikhs, welche sich neuerdings unterworfen haben, nennt man besonders Burnan, das Oberhaupt des Stammes der Monias, von welchem sich bei der zweiten Expedition gegen Constantine viele Männer mit unter den Vertheidigern der Stadt befanden. Burnan hat dreißig Söhne, von denen zwanzig erwachsene ihn stets in den Kampf begleiten. – Die neue militärische Niederlassung der Franzosen bei Setif gewinnt eine immer steigende Wichtigkeit. Viele Araberstämme haben ihre Duars in die Nähe des Forts verlegt, um im Fall einer Gefahr den Schutz der französischen Truppen anrufen zu können. – Achmet, Ex-Bey von Constantine, soll sich auf die energische Aufforderung des Bey's von Tunis von der Tuneser Gränze entfernt und nach dem Süden zurückgezogen haben. Er besitzt an der Gränze der Wüste noch ein Fort, Bordschi-Sidi-ben-Abbas genannt, wo er den Rest seiner geretteten Schätze verwahrt. Die Araber glauben jedoch, der Ex-Bey könne leicht unterwegs von den Stämmen geplündert und sogar ermordet werden. Eine französische Colonne ist von Constantine abgegangen, um die Bewegungen Achmets zu bewachen. – Aus dem Süden der Provinz lauten die Nachrichten sehr günstig. Ein Officier Abd-El-Kaders, der sich dort gezeigt hatte, entfernte sich bei Annäherung des Scheik-el-Arab, Bu-Asis-ben-Gana aus jener Gegend. In Constantine und Philippeville nahm die Zahl der Kranken immer mehr ab.
Paris, 20 Jan. Ein Courier, welcher am 10 d. von Hrn. Cochelet aus Alexandrien eingetroffen, veranlaßte noch im Laufe jenes Tages den Zusammentritt des Ministerconseils. Am Schlusse desselben ging gleich ein anderer Courier nach London ab, um den Grafen Sebastiani genau zu unterrichten, was man hier beschlossen hat. Hr. Cochelet soll, so wird versichert, gemeldet haben, daß Mehemed Ali auf die ihm im Namen unseres Ministeriums gemachten Vorstellungen, sich minder exigent zu zeigen, als er seither gethan, geantwortet haben, er sey bereit die heiligen Städte und das dazu gehörige Gebiet der Pforte zu restituiren, *)Wie man bemerken wird, stimmen diese Nachrichten mit unserer heutigen Correspondenz aus Alexandria, und unserer gestrigen aus Konstantinopel überein. Das Commerce vom 21 Jan. läßt sich in einem angeblichen Brief aus Wien über die Londoner Conferenzen allerlei Dinge schreiben, deren Wahrscheinlichkeit wohl dadurch bekräftigt werden soll, daß am Schlusse beigefügt wird, die angeblichen vertraulichen Correspondenzen, welche die Allgem. Ztg. seit einigen Wochen aus Wien, Paris und London liefere, würden, wie man recht gut wisse, alle in Paris von einem russischen Agenten geschmiedet, der zu bekannt sey, als daß es nöthig wäre, seinen Namen zu nennen. Da es indessen doch Leute gibt, die diesen geschickten russischen Agenten nicht kennen, und da unglücklicherweise selbst die Redaction der Allg. Ztg. zu diesen Unwissenden gehört, so ersuchen wir das Commerce dringend, dessen Namen zu nennen, da man sonst glauben könnte, es habe sich da eine rechte Albernheit aufbinden lassen. allein dieß sey sein letztes Wort, und er würde sich unter was immer für Umständen nie dazu verstehen, weitere Concessionen zu machen, selbst wenn man zu Zwangsmitteln greifen sollte. Dem Ministerconseil ist diese Nachgiebigkeit sehr erwünscht gekommen. Es hat sich, wie gesagt, beeilt, den Grafen Sebastiani davon in Kenntniß zu setzen und zu instruiren, daß er diese Meinung benützen soll, um die Conferenzen zu London in den Sinn der hiesigen Politik eingehen zu machen. In London selbst werden, den letzten Nachrichten zufolge, die Unterhandlungen äußerst lau geführt, so daß man vermuthete, sie werden sich sehr in die Länge ziehen und unser Cabinet Gelegenheit finden, seine Gewandtheit geltend zu machen. Auf den wenigen Fortschritten, welche die Conferenzen machten, scheinen die guten Nachrichten zu beruhen, von denen ich neulich sprach.
Toulon, 19 Jan. Wir erhielten durch das Linienschiff Hercules folgendes Schreiben eines französischen Officiers, der auf der Rhede von Vurla sich befindet: „Es scheint, die französische Regierung will die Escadre Lalande ganz vertheilen, und diesem Admiral nur ein illusorisches Commando lassen, als Uebergang zu seiner Ersetzung durch den Admiral Rosamel. Drei französische Linienschiffe sind bereits nach Toulon abgegangen, drei andere Linienschiffe werden ihnen noch vor Ende Januar folgen. Es bleiben nur die Linienschiffe Jena, Santi-Petri und Diademe in Vurla zurück. Allerdings hat man bei der unthätigen Politik, die man angenommen, keiner bedeutenden Streitkräfte nöthig. Man muß jedoch bedenken, daß England 12 Linienschiffe hier zurückläßt, und dieselben unaufhörlich noch vermehrt. Der Einfluß, den man in Konstantinopel übt,
richtet sich immer nach der Stärke der Streitkräfte, über die man in der Nähe dieser Hauptstadt verfügen kann. – Wir haben auf der Rhede von Vurla einen ungünstigen Ankerplatz und werden einen schlechten Winter hier zubringen. Aber die Engländer wollen nun einmal möglichst nahe bei den Dardanellen bleiben, und wir müssen dort nöthigenfalls eben so schnell ankommen, als sie.“
Deutschland.
München, 25 Jan. Der Antheil unsers Publicums an den Sitzungen der Kammer der Abgeordneten ist bis jetzt überaus lebhaft. Auch heute in der 3ten öffentlichen Sitzung waren die Tribunen überfüllt. Es wurden vom 2ten und 3ten Ausschusse über Gesetzesentwürfe, und vom Petitionsausschusse über geprüfte Anträge der Abgeordneten Vorträge erstattet. (Wir kommen morgen darauf zurück.) Die Sitzung endete, da die Tagesordnung erschöpft war, schon vor 11 Uhr. – Man spricht dermal sehr viel von Vereinigung der Vorstadt Au nebst Haidhausen und Giesing mit unserer Residenzstadt, wodurch letztere einen Zuwachs von etwa 18,000 Seelen erhalten würde. Gewiß ist, daß der Gegenstand in den letzten Tagen beim Magistrat und in den Collegien der Gemeindebevollmächtigten zum Vortrage kam, und nächstens der k. Regierung vorgelegt werden wird. – Wie schon einmal früher, sahen wir auch jetzt wieder spanische Tänzer vom Madrider Hoftheater. Den großen Beifall, den sie erhalten, verdanken sie wohl weniger der Grazie ihrer Bewegungen, als vielmehr der nationalen Eigenthümlichkeit ihrer Tänze und ihrem sinnlichen Ausdrucke.
Konstanz, 22 Jan. Ein Westorkan, wie man ihn hier seit Menschengedenken nicht erlebte, raste von gestern auf heute und peitschte den Bodensee mit einer furchtbaren Wuth. Von diesem schrecklichen Sturme wurden die der hiesigen Gesellschaft gehörigen Dampfboote Helvetia und Leopold in Mitte des zur Umarbeitung bestimmt waren, ohne an sich selbst den mindesten Schaden zu leiden, nach neunstündigem Kampfe mit der Gewalt der Wogen, hier an. Zwei Schleppschiffe jedoch, welche dem Leopold angehängt waren, mußten, nachdem vorher die verzweifelten Anstrengungen vergeblich gemacht worden waren, die darin befindlichen Personen und Waaren zu retten, als dieselben mit Wasser gefüllt waren, sich selbst überlassen werden. Es befanden sich darin drei Matrosen und ein Passagier. Einem der Matrosen war es noch gelungen, vom Schleppschiffe weg durch Schwimmen das Dampfboot zu erreichen. *)Die übrigen drei Personen ertranken, nach Berichten im Schwäb. Merkur. (Konst. Bl.)
Preußen.
Berlin, 22 Jan. An die Stelle des verstorbenen Generals v. Stülpnagel ist der Generalmajor v. Reyher, Chef des Generalstabs im Gardecorps, zum Director des allgemeinen Kriegsdepartements ernannt worden. Der General v. Reyher ist ein allgemein geachteter Militär, der von den untersten Chargen auf gedient hat, und dessen Kenntnisse bei der Leitung des Kriegsdepartements gewiß vom günstigsten Einfluß auf das Heer seyn werden.
Rußland und Polen.
Vom Main, 21 Jan. Verschiedene Blätter haben der Verabschiedung des Ministers Staatssecretärs Grabowski auf eine Weise gedacht, die Berichtigung verdient. Seit mehr als zwanzig Jahren ist der Geh. Raht v. Turkul, selbst ein geborner Pole so gut als Grabowski, und als ein eben so geistreicher als humaner Mann bekannt, im Staatssecretariat für das Königreich Polen angestellt, und hat schon seit geraumer Zeit demselben de facto vorgestanden, indem Graf Grabowski durch Krankheit verhindert war, sich mit den Geschäften zu befassen. Der leidende Zustand seiner Gesundheit ist die Ursache, aus welcher dieser hochbejahree Staatsmann seine Entlassung nachgesucht und erhalten. Die Ernennung seines bisherigen Gehülfen an seine Stelle verstand sich gewissermaßen von selbst, und Niemanden, der das Sachverhältniß kennt, durfte es befremden, daß in dieser Beziehung das eingetreten ist, was nach Maaßgabe des Verdienstes und der Geschäftserfahrung nicht anders zu erwarten war.
St. Petersburg, 11 Jan. Wie man bestimmt vernimmt, ist vor einigen Tagen ein Courier vom Generallieutenant Perowsky, noch aus der Steppe abgefertigt, hier eingetroffen; über den Inhalt der eingegangenen Depeschen verlautet unterdessen nichts officiell im Publicum. Strenge Kälte und arges Unwetter sollen die Expedition auf ihrem Marsch durch die Steppe sehr turbirt haben; im Uebrigen litt sie an nichts Noth, war trefflich conditionirt, und suchte, vom frohesten Muthe beseelt, im raschen Vorrücken das Ziel ihrer Bestimmung zu erreichen. Dem nächsten Berichte des Generals Perowsky sieht man aus Khiwa selbst entgegen, das die Expedition in den letzten Tagen des scheidenden Jahres zu erreichen hoffte. Nicht 8000 – wie ein früheres Schreiben besagte – sondern 12,000 Kamele sind dem Detaschement zum Transport der Bagage und Ammunition beigegeben. (Hamb. u. Berl. Bl.)
Griechenland.
Athen, 12 Januar. Unser politischer Horizont, welcher sich seit langer Zeit rein erhalten hatte, ist seit Wochen von einem Nebel umschleiert, dessen Durchschauung der überraschten Regierung zwar noch nicht ganz gelang, den zu zerreißen sie aber energisch beschäftigt ist. Die unvermuthete Verhaftung Georg Kapodistrias' (Bruder des ehemaligen Präsidenten Griechenlands) und des Obristen Nikitas (bekannt unter dem Namen: Türkenfresser), brachten in das Publicum übertriebene Gerüchte von Verschwörungen und Complotten gegen die bestehende Ordnung, von gewaltthätigen Entwürfen etc., die durch anderweitige Verhaftungen, Haussuchungen, Papier-Beschlagnahmen und militärische Vorsichtsmaaßregeln theilweisen Glauben finden mußten. Der Staatsprocurator fuhr mit dem Dampfschiff Otto mit geheimen Instructionen ab, Niemand wußte Anfangs wohin, aber Jedermann vermuthete, um weitere verdächtige Personen, deren Namen in der Sache compromittirt sind, zu verhaften. Kein Wunder, daß alle Parteien ihre Intriguenmaschine schnell in Bewegung setzten, um die Verrathenen gänzlich zu stürzen. Wenn in jedem andern Lande Parteien ein Unglück, so sind sie in Griechenland gleichsam ein Glück zu nennen, weil sie sich stets gegenseitig verrathen, so daß keiner ihrer nachtheiligen Anschläge zur Ausführung gelangen kann. Was man bis jetzt mit Bestimmtheit über die geheimnißvolle Verbindung wissen will, ist folgendes: bei der Untersuchung im Hause des Georg Kapodistrias fand man unter dessen Papieren ein Heft in griechischer Sprache, in welchem die ganze Organisation des geheimen Bundes verzeichnet war. Es enthält die Gründe und den Zweck der Gesellschaft, ihre außerordentlichen Mittel, die Art und Weise des Verfahrens, bei der Aufnahme und den von den Mitgliedern zu leistenden Schwur. Der Name der Gesellschaft ist: Philorthodoxia, und ihr Vorwand Beschützung der griechischen Religion, unter welchem Deckmantel man eine gänzliche Veränderung im Innern des Landes und eine Revolution in den türkischen Nachbarprovinzen Epirus, Macedonien und Thessalien bewerkstelligen
wollte. Zu diesem Zweck hat man drei Vice-Präsidenten ernannt, welche zur Ernennung anderer Behörden schreiten sollten. Vor dem Ausbruche hat jedes Mitglied mit Ladung für 100 Schüffe sich zu versehen, wovon es 40 Patronen bei sich und 60 im Hause bewahren soll. Das erwähnte Heft enthält noch mehrere Bestimmungen, über deren Inhalt ich bestimmtere Nachweisungen abwarten will, ehe ich davon rede. – In den Papieren des Nikitas hat man nichts auf den Bund Bezügliches gefunden, aber die Beauftragten entdeckten drei mit einem Phönix-Siegel versehene Diplome, wovon eines die Adresse des Fregatten-Capitäns Kolandroutzos trug. – Die erwähnte Abfahrt des Staatsprocurators hatte das Resultat, daß man auf den Inseln Poros, Aegina und Spezzia in der Verschwörung Verwickelte überraschte und wichtige Papiere zur Hand bekam. Unsere Blätter klagen den Minister des Innern der Nachlässigkeit an, von der Gendarmerie auf das Bestehen solch eines geheimen Bundes schon früher aufmerksam gemacht worden zu seyn, und, die Sache als Chimäre behandelnd, durchaus keine Gegenmaaßregeln angeordnet zu haben. Man glaubt daher, daß sich der Minister Hr. Glarakis nicht halten werde. Die während dieser Tage erfolgte Absetzung des Gouverneurs von Attica, Axiottis, will man ebenfalls dessen Lässigkeit in Ueberwachung seines Amtes zuschreiben. – Folgende Erklärung wurde durch die Redaction des ministeriellen Couriers auf höhere Weisung veröffentlicht, während früher schon alle Diplomaten und Gouverneure der Provinzen dieselbe Mittheilung schriftlich erhielten: – „Athen, 28 Dec. Dieser Tage wurde die Autorität von der Existenz einer geheimen Gesellschaft unterrichtet, welche sich unter dem Namen „Philorthodoxia“ bildete und deren Vorhaben war, die Provinzen Epirus, Thessalien und Macedonien aufzuwiegeln. Die thätigsten Maaßregeln wurden augenblicklich durch die Regierung gegen Ausführung der gefährlichen Ideen dieses strafbaren Bundes ergriffen, und die gerichtlichen Behörden fahren fort die strengsten Untersuchungen zu pflegen. Wir können daher in diesem Augenblick das Publicum vollkommen beruhigen in Betreff der Folgen solch thörichter Machinationen.“ Ungeachtet das Gerücht das griechische Neujahrsfest als den zum Ausbruch der Revolution bestimmten Tag bezeichnet hatte, werden der König und die Königin (wie noch alle Jahre) morgen am 1 Jan. (a. St.) in feierlichem Zug zur Irenenkirche fahren, um dort dem Te Deum beizuwohnen. Das Vertrauen des Königs ist unwandelbar.
Athen, 12 Jan. Die Aufmerksamkeit der Regierung und des Publicums ist durch ein Ereigniß in Anspruch genommen, das zwar an und für sich eines ernsten Charakters nicht ermangelt, aber unter den Händen der Fama, die sich am liebsten von einseitigen und vagen Urtheilen nährt, zu einer seiner Natur fremden Bedeutsamkeit gelangt ist. Wir meinen die vor einigen Tagen entdeckte geheime Gesellschaft, die den Namen φιλορϑοδοχος trägt, und unter dem Prätexte „Religion und Vaterland“ zunächst die Revoltirung der benachbarten türkischen Provinzen Thessalien, Epirus und Macedonien zum Zweck hatte. Die Regierung, deren loyale Gesinnung gegen den Nachbarstaat sich schon öfters in ihrer ganzen Uneigennützigkeit erprobt hat, verfehlte auch dießmal nicht, schleunigst die zweckdienlichsten und kräftigsten Maaßregeln zur Unterdrückung der Conspiration zu ergreifen, und eine Gesellschaft unschädlich zu machen, die, indem sie ernstlichst die Ruhe und den Frieden des Nachbarstaates bedrohte, zugleich mit den bestehenden Gesetzen des Königreichs sich in Conflict setzte. Die Agenten der Staatsgewalt haben sich bereits der Papiere versichert, die sich bei den Wohnungen der Verdächtigen vorgenommenen Visitationen vorfanden, und die strengste Untersuchung ist gegen die Theilnehmer der Gesellschaft im Gange. Ihre Chefs befinden sich in den Händen der Gerechtigkeit, von der das Publicum die unparteiliche Constatirung der Schuld der Theilnehmer und die Entscheidung ihres Looses mit völliger Beruhigung erwarten darf. – Wenn das griechische Gouvernement bei diesem unerfreulichen Anlasse strenge Energie und die unparteiischste Gerechtigkeit entwickelte, so werden ihm dafür nicht nur die Regierung Sultans Abdul-Medschid, sondern alle friedliebenden europäischen Cabinette aufrichtigen Dank wissen; denn die geheime Verbindung barg in ihrem Busen einen gefährlichen Funken, den der zur Unzeit geweckte Sturm des Fanatismus zu einer allgemeinen Kriegsflamme anfachen konnte. Es genügt für diese Ansicht die bis zum Volksglauben ausgebildete Meinung von der erfolgreichen Wichtigkeit des Jahres 1840 anzuführen. – Indem aber die griechische Regierung auch bei diesem Ereignisse ihre Stellung richtig auffaßte, und durch ihre Maaßregeln das gesteigerte Vertrauen der Cabinette gewinnen muß, kann sie nicht zugleich die Wünsche exaltirter politischer Parteien befriedigen, welche, das Ereigniß unter einem erweiterten, die Ordnung der Dinge in Griechenland selbst bedrohenden Gesichtspunkte darstellend, es als eine willkommene Erscheinung begrüßen, um es für ihre Interessen auszubeuten, allen ihrer Protection nicht Angehörigen die Makel der Verdächtigung aufzudrücken, und so die Leitung der Geschäfte ausschließend in ihre Hände zu spielen. Die Regierung wird auch dießmal ihrem Systeme getreu bleiben, sich über den Parteien zu halten. Jenen ihr Vertrauen entziehend, welche sich dessen unwürdig zeigen, wird sie bei der Wahl ihrer Diener stets nur deren persönliche Geltung vor Augen haben, ohne sich von den Antecedentien politischer Parteiungen bestimmen zu lassen, welche einer vorzeitlichen, dem griechischen Königthum fremden Epoche angehören. Sie ist bei diesem System des Beifalls der großen Mehrzahl der griechischen Bevölkerung gewiß, welche auch neuerdings wieder ihre Anhänglichkeit an den königlichen Thron und an die bestehende Ordnung durch eine laute Entrüstung über die Machinationen kund gethan hat, welche anfänglich das Gerücht der philorthodoxen Gesellschaft unterlegen wollte.
Türkei.
Von der türkischen Gränze, 12 Jan. In den Fürstenthümern Moldau und Wallachei haben schon seit längerer Zeit geheime Verbindungen bestanden, deren Zweck dahin ging, auf Wiederherstellung des alten „Dacien“ durch Vereinigung der beiden Fürstenthümer Moldau und Wallachei unter Einem Scepter hinzuarbeiten. So unverhohlen dahin zielende Wünsche vielseitig geäußert wurden, so schien man höhern Orts doch absichtlich keine Notiz davon nehmen zu wollen, wahrscheinlich weil man der Ueberzeugung war, daß der ganze Plan in nichts weiter als frommen Wünschen bestehe, dadurch aber ein gerichtliches Einschreiten nicht motivirt erschien. Allein in neuester Zeit ist man doch andern Sinnes geworden. Die Pforte sandte nämlich vor kurzem ganz unerwartet zwei Fermane an den Hofpodar der Wallachei, Fürsten Ghika, in deren einem dieser Fürst aufgefordert wird, die Unterdrückung der bestehenden geheimen Verbindungen mit aller Strenge zu bewirken. Der zweite Ferman betrifft ausschließlich den wallachischen Obristen Campinion, über welchen darin, wie es scheint, auf eine Denunciation hin, daß er eines der leitenden Mitglieder der Verbindungen sey, ohne vorausgegangene Untersuchung die Strafe der Verbannung ausgesprochen, und Philippopel als der Ort derselben bezeichnet wird. Obrist Campinion befand sich gerade in London, als er von der ihm drohenden Gefahr Kunde erhielt. Er machte sich sogleich auf den Rückweg nach Bucharest.
Mit einem von der türkischen Ambassade in London und Paris visirten Passe versehen, kam er im vorigen Monat bis Wien, wo ihm der türkische Geschäftsträger, von seiner Verurtheilung bereits unterrichtet, das Visa zur Weiterreise nach Bucharest anfangs verweigert, später jedoch auf seine Vorstellung, daß er sich bloß nach Bucharest begeben wolle, um sich gegen Verleumdung und falsche Beschuldigung zu rechtfertigen, doch ertheilt haben soll. So kam der Obrist unangefochten bis Orsowa, wo ihn seine Gattin erwartete, um ihn nach der Heimath zurück zu geleiten. Schon waren hiezu alle Anstalten getroffen, als Obrist Campinion unerwartet, wie es hieß, auf Befehl der ungarischen Statthalterei, angehalten wurde, um unter militärischer Escorte nach Wien zurückgeliefert zu werden. Seiner Gattin wurde die Rückkehr nach Bucharest frei gestellt, allein sie zog es vor, ihrem Gemahl zu folgen, und sein Schicksal zu theilen. Wie wir nun hören, war man in Wien über diese gezwungene Rückkehr des Obristen überrascht, indem dort ein Anlaß hiezu nicht bekannt war. Obrist Campinion wurde sogleich in Freiheit gesetzt, und wohnt ganz ungenirt in einem Gasthaus daselbst. Es scheint sich nunmehr bloß um die von ihm verlangte Entschädigung, vorzüglich aber um Aufklärung zu handeln, wodurch ohne Zweifel seine Zurücklieferung, welche die Ursache ist, daß dieser Angelegenheit so große Theilnahme geworden, als auf einem Irrthume oder Mißverständniß beruhend dargestellt wird. – Die Montenegriner haben eben unweit Klobuk wieder einen Einfall auf türkisches Gebiet gemacht, wobei es zu einem blutigen Treffen kam, indem die die Türken sie bestens vorbereitet empfingen. – Der Capitän von Podgoritza, der ewigen Angriffe müde, hat in den letzten Tagen, dem Beispiel seiner Collegen folgend, dem Vladika ebenfalls Friedensanerbietungen machen lassen; allein dieser scheint es bei dem herrschenden Mangel in Montenegro nicht in seinem Interesse zu finden, durch einen Friedenschluß mit diesem Nachbar sich selbst ein Revier zu versperren, das so ausgiebige Beute liefert. – Hinsichtlich des zehnten Theils des jeweilig gemachten Raubes, welchen sich, wie schon erwähnt, der Vladika anmaßt, ist nunmehr eine dieß bestätigende förmliche Verordnung erschienen. – Die von dem Vladika eingeführte Kopfsteuer ist im Betrage von circa 20,000 fl. dieses Jahr trotz der herrschenden Noth ohne Widersetzlichkeit eingegangen; nur einzelne arme Orte sind noch damit in Rückstand. Die nach Serbien ausgewanderten montenegrinischen Familien sind im größten Elend nach Montenegro zurückgekehrt, und werden nun von der öffentlichen Mildthätigkeit erhalten. – Die jüngst erwähnten Gerüchte von Aufruhrbewegungen in Albanien und Hinrichtungen in Konstantinopel haben bis heute keine Bestätigung erhalten. Zwar sprechen Briefe aus Janina von einigen in Thessalien vorgefallenen Excessen, die übrigens keine Folgen hatten, und es ist sonach höchst wahrscheinlich, daß diese Vorfälle zu jenen Gerüchten von Aufständen die einzige Veranlassung lieferten. – Die letzte Post aus Konstantinopel brachte wenig Neues aus dieser Hauptstadt. Man schmeichelte sich dort mit der Annahme, daß Frankreich sich der Londoner Conferenz anschließen werde, und es ging die Sage, daß nur noch über die Art der etwa nöthigen Coërcitivmaaßregeln gegen Mehemed Ali verhandelt werde. Die Höfe von Rußland, Oesterreich, England und Preußen sollen bemüht seyn, Frankreich seinen Beitritt so viel als möglich zu erleichtern. Indessen ist Hr. v. Pontois unablässig bemüht, die Pforte dafür zu stimmen, daß sie mit Mehemed Ali einen Separatvertrag schließe, wodurch ihm der erbliche Besitz von ganz Syrien zugesichert würde. Hr. v. Pontois hat erklärt, einem solchen Vertrage würde Frankreich die Beistimmung der vier übrigen Mächte zu verschaffen gern übernehmen. – Aus Alexandria wird geschrieben, daß daselbst Kriegsrüstungen aller Art aufs lebhafteste betrieben werden, und es von neuem allen Anschein habe, daß Ibrahim Pascha in Kleinasien vorrücken wolle. Der österreichische Consul fand sich hierdurch bewogen, dem Vicekönig neuerdings zu bedeuten, daß er, wenn er die mindeste offensive Bewegung gegen die Pforte unternähme, ganz Europa gegen sich haben werde.
Aegypten.
Alexandria, 28 Dec. Die beunruhigendsten Gerüchte über die Stimmung der europäischen Mächte gegen Mehemed Ali verbreiten sich immer mehr und scheinen dießmal nicht ohne Grund zu seyn. Man bemerkte dieser Tage unter den Umgebungen des Vicekönigs ein Desappointement, das aber plötzlich in Folge mehrerer Conferenzen mit dem französischen Generalconsul in eine zuversichtlichere Haltung überging. Sonderbarerweise scheint Hr. Cochelet von den Agenten von Toscana, Schweden und Griechenland in seinen Bestrebungen, den Muth des Vicekönigs aufrecht zu halten, gewissermaßen unterstützt zu werden. Der neue Plan, den Hr. Cochelet und Mehemed Ali ergriffen und dessen Ausführung sie zum Theil schon begonnen haben, um den Großmächten zu imponiren, bestände darin, daß man Ibrahim Pascha eine drohende Stellung im Taurus einnehmen und Detaschements jenseits des Taurus in die karamanischen Ebenen beordern ließe, um die Mächte zu überzeugen, daß der Vicekönig nicht so gutwillig, als man gehofft haben mag, sich in ihre Anordnung fügen werde. Um diesem affichirten Muth alle mögliche Wahrscheinlichkeit zu verleihen, solle Mehemed Ali des abgenützten Vorwandes, daß Ibrahim Pascha zur Verproviantirung der Armee Dislocationen anzuordnen gezwungen sey, sich bedienen, auf daß in Europa die Befürchtung genährt werde, Mehemed Ali sey bereit und entschlossen, das Aergste zu unternehmen, und doch bemüht, seine neuen Plane den Augen der Diplomatie zu entrücken. Zugleich soll der Pascha von seinem versöhnlichen Geist einen sprechenden Beweis liefern und sich bereit erklären, der Pforte die Herrschaft über Arabien und die Bewachung der heiligen Städte abzutreten. Es fragt sich nun, inwiefern es Mehemed Ali und Cochelet gelingen könne, durch solche Stratageme den Mächten zu imponiren, in wie weit die Pforte durch Abtretung von Arabien, dessen Herrschaft für sie nur nominell seyn kann, so wie durch die Bewachung der heiligen Städte, die in rein politischer keine, in religiöser Beziehung jedoch eine unendliche Bedeutung hat, für ihre Ansprüche zu entschädigen und zu versöhnen sey? Läßt man sich in Europa durch solche Ränke nicht bethören, wird die Einstimmigkeit der Majorität der Mächte endlich daselbst erzielt, so zweifelt hier kein Unterrichteter an der Nachgiebigkeit des Vicekönigs. Die ersten Tage einer strengen Blokade der ägyptischen und syrischen Küsten würden Mehemed Ali auf ganz andere Gedanken bringen, als die man ihm jetzt, durch seine Demonstrationen irre geführt, zuzuschreiben geneigt wäre. Man vergesse nicht, daß der Vicekönig ein Handelsmann ist, dessen Macht durch die Unterbrechung des Verkehrs binnen kurzem paralysirt werden kann. Nun ruft der versöhnliche Pascha: „Ich mache auf die Erblichkeit von Arabien und auf seine Verwaltung, auf die Bewachung der heiligen Städte keinen Anspruch mehr.“ Er vergißt dabei, daß diese Concessionen, obwohl, sie früher gemacht, vielleicht eine augenblickliche Berücksichtigung verdient hätten, jetzt nimmermehr von den Mächten beachtet werden können. Aber beweisen können sie doch, daß Mehemed Ali in seinen Projecten gewaltig zurückgegangen ist, denn die Bewachung der heiligen Städte war es gerade, auf die der Pascha seinen ehrgeizigsten
Plan gebaut hatte. Es ist also offenbar, daß die lange Prorogation, die in der Entscheidung der orientalischen Frage stattfand, nicht die Pforte sondern den Pascha herabstimmte. – Wir werden bald sehen, ob es Frankreich gelingt, die Vermittlerrolle im Orient sich wieder zu vindiciren. – Der am 18 d. hier eingetroffene Abgesandte der Pforte, Kiamil Pascha, ist am 21 d. nach Kahira abgereist, um die nöthigen Vorkehrungen zur Kundmachung des Hattischerifs daselbst zu treffen. Der Vicekönig hat Kiamil Pascha in der Ausführung des vom Sultan erhaltenen Befehls keinerlei Hinderniß in den Weg gelegt. Doch will man wissen, daß Mehemed eine Erwiederung auf den Inhalt des Hattischerifs erlassen werde. – Die Gerüchte, die sich gleich nach Kiamils Ankunft hier verbreiteten, als daß Chosrew Pascha in Konstantinopel seinen Einfluß verloren, ja daß er vom Sultan entlassen und die Würde des Großwessiers neuerdings abgeschaft worden, daß der türkische Abgesandte mit unumschränkten Vollmachten versehen sey, um mit Mehemed Ali in directe Unterhandlungen zu treten etc., haben sich nicht nur nicht bestätigt, sondern man erfährt sogar aus Konstantinopel, daß die Pforte nur unter der Aegide Europa's den ersehnten Frieden erlangen will. – Die ägyptischen Zustände scheinen sich immer mehr zu verschlimmern; die Ernte ist in Jahren nicht so schlecht ausgefallen, wie es heuer der Fall ist. Der Schatz des Vicekönigs ist fast erschöpft, die Unzufriedenheit der Syrer in immer drohenderem Steigen begriffen, die Stimmung der türkischen Flottenmannschaft von Tag zu Tag beunruhigender, die eigenen Unterthanen nach Erleichterung, und man kann es wohl sagen, nach Befreiung von dem unerträglich gewordenen Joch, unter dem sie seufzen, sich sehnend, überall Symptome, daß das auf Eigennutz und Selbstsucht errichtete Staatsgebäude des Vicekönigs bald den Einsturz zu gewärtigen hat. Und doch mahnen den Vicekönig seine Rathgeber zu Beharrlichkeit und Widerstand. – Man will wissen, daß die Mannschaft der osmanischen Flotte auf Befehl des Vicekönigs ins Innere Aegyptens und Arabiens verlegt werden soll. Dieß wäre eine Demonstartion mehr um zu zeigen, wie wenig man in Aegypten geneigt sey, die Restitution der Flotte zu gewähren. Unter den Türken herrschen Krankheiten, die Mannschaft hat bereits über 2000 Mann in dem Hafen von Alexandrien eingebüßt; man darf indessen die große Sterblichkeit nicht allein auf Rechnung der schlechten Verpflegung bringen, sondern muß sie den Einflüssen des hiesigen Klima's und der moralischen Verstimmung, in der sich die Soldaten befinden, zuschreiben.
Alexandria, 6 Jan. Wie vorauszusehen war, hat das Versprechen Mehemed Ali's, Arabien und die heiligen Städte an die Pforte, wenn dieselbe es ausdrücklich von ihm verlange, zurückzugeben, in Konstantinopel nicht den mindesten Eindruck gemacht. Man hält das Ganze für eine Mystification. Welchen Vortheil könnte die Pforte aus Arabien ziehen, so lange Mehemed Ali Herr von Aegypten und Syrien ist? Der Pascha hat natürlich gern in diese Abtretung eingewilligt, da er dadurch hofft, die Pforte geschmeidiger zu machen, und Frankreich in den Stand zu setzen, günstigere Bedingungen für ihn von den übrigen Mächten zu erlangen; es scheint jedoch, daß Hr. v. Pontois in Konstantinopel mit seinen Negociationen ganz gescheitert sey. Seit Ankunft des vorgestrigen Paketboots von Konstantinopel ist der Pascha nicht mehr so gut gestimmt, nicht mehr so zuversichtlich; er sieht, daß England und Rußland sich von Frankreich nicht werden zurückhalten lassen, daß auch Oesterreich sich mehr auf ihre Seite neigt, und er daher nur auf seine eigenen Kräfte werde zählen können, denn er selbst glaubt nicht, daß im Fall man ernstliche Maaßregeln gegen ihn ergriffe, Frankreich ihm unmittelbaren Beistand leisten würde.
Errichtung eines magnetischen Observatoriums in München.
München, 20 Januar. Bekanntlich hat das brittische Gouvernement im verflossenen Herbste zur Erforschung des Erdmagnetismus eine Expedition von zwei Schiffen in den südlichen Ocean abgesendet; und gleichzeitig wurde mit großem Kostenaufwande die Herstellung permanenter magnetischer Observatorien in St. Helena, Montreal, am Cap, in Vandiemensland, dann in Madras, Bombay, und mehreren andern Punkten Ostindiens begonnen. Sämmtliche Anstalten bilden eigentlich nur Ein Ganzes, und führen eine Reihe correspondirender Beobachtungen durch, die sich auf Declination, Inclination und Intensität des Erdmagnetismus zugleich erstrecken. Ihr Bestehen ist vorläufig auf drei Jahre festgesetzt.
Aehnliche Anstalten, obwohl minder vollständig eingerichtet, besaß Rußland schon seit längerer Zeit; und Alexander v. Humboldt, dessen gewichtvoller Anregung jene großartige wissenschaftliche Unternehmung zum Theil ihr Entstehen verdankt, hatte nicht unbemerkt gelassen, wie wichtig es sey, das neu zu Errichtende mit dem Bestehenden zu verbinden. Die Verbindung ist nun auch, gepflogener Verabredung zufolge, in der Art zu Stande gekommen, daß sowohl die vorhandenen Observatorien mit erweiterter Einrichtung, als auch eine neu zu erbauende Haupt- und Centralanstalt in St. Petersburg an einem gemeinschaftlichen Beobachtungssystem Theil nehmen werden.
So umfassende Vorbereitungen zur systematischen Ergründung einer Naturkraft weiset die Geschichte der Wissenschaften aus früherer Zeit nicht auf: es ist eine unserer Zeit angehörende Idee, durch die Gewalt vereinter Hülfsmittel und Intelligenz die Natur zu bezwingen, und was sonst die Frucht vieljähriger vereinzelter Forschung gewesen wäre, durch zusammenwirkende Kräfte in kürzerem Zeitraum zu erobern.
Natürlich sollte die Forschung auf die Gebiete Großbritanniens und Rußlands nicht beschränkt werden. Von beiden Seiten ist denn auch nicht unberücksichtigt gelassen worden, wie sehr die Unternehmung durch die Mitwirkung der übrigen Länder gewinnen würde; und während die königliche Societät in London durch Circulare die Astronomen und Physiker des Continents zur Theilnahme aufforderte, unternahm der berühmte Akademiker Kupffer von St. Petersburg eine Reise durch Deutschland und Frankreich, um persönlich sich deßhalb mit den Gelehrten zu besprechen. Es muß indessen bemerkt werden, daß die Mitwirkung in der gewünschten Ausdehnung neben wissenschaftlicher Thätigkeit und Ausdauer auch bedeutenden Kostenaufwand erfordert; und somit darf es kaum befremden, wenn bisher von einem günstigen Erfolge jener Anregungen nichts Erhebliches bekannt geworden ist. Mit um so größerm Vergnügen können wir nun melden, daß Se. Majestät der König von Bayern, die Vortheile berücksichtigend, welche der Wissenschaft aus einer mitten in Deutschland gelegenen, für Erdmagnetismus thätigen Anstalt erwachsen müssen, die Errichtung eines vollständigen magnetischen Observatoriums neben der k. Sternwarte dahier genehmigt und zur Ausführung einer Beobachtungsreihe in der auswärts angenommenen Ausdehnung die nöthigen Hülfsmittel angewiesen hat. Die Herstellung des Observatoriums so wie die Leitung der Beobachtungen ist dem Akademiker und Conservator Lamont übertragen.
Das neue Beobachtungssystem umfaßt zugleich die Beobachtungen des magnetischen Vereins, die einzigen, welche bisher correspondirend in verschiedenen Städten Deutschlands gemacht wurden, und die übrigens, da sie bloß magnetische Declinationen, und zwar nur an vier Tagen des Jahres, berücksichtigten, weder ein isolirtes Observatorium noch ein eigens angestelltes Personal nothwendig machten. Ueber den Fortgang der Beobachtungen werden wir später Einiges mittheilen, um so mehr, als nicht nur der Gegenstand, sondern auch die außergewöhnliche Art der Untersuchung auf allgemeines Interesse Anspruch machen darf.
Die Adressediscussion in der französischen Pairskammer.
Vom Main, 18 Jan. Die Verhandlungen in der französischen Pairskammer über die Adresse nöthigen zu Betrachtungen, die man sich im Grund am liebsten ersparte, aber sie drängen sich auf, wie diejenigen über Erscheinungen an einem krankhaften Organismus. Man macht sie, weil man Augen hat und im eignen Nachdenken die Erscheinungen auf ihre Quelle zurückzuführen gewohnt ist.
Die Redner für und gegen liefern durch das, was sie wollen und sagen, das treue Bild des heutigen Frankreichs. In der Behandlung theoretischer Punkte und untergeordneter Fragen haben sie nicht selten Recht; aus ihrem individuellen Stande betrachtet, in Rücksicht auf das Ziel, das sie erstreben wollen, sind sie geregelt im Unrecht. Die Legitimisten glauben die Revolution für Heinrich V in Sold nehmen zu müssen; die Juliusregierung baut auf die Grundsätze, aus denen sie geboren, auf den Codex des Umsturzes, ihre Erhaltung. Beide Theile greifen eben nach den Mitteln, die ihnen vor den Händen liegen.
Betrachten wir in der Discussion des Paragraphen, der die türkisch-ägyptische Frage betrifft, die Koryphäen der einen und der andern Partei. Diejenigen, welche die weiße Fahne führen, sorgen dafür, daß sie dreifarbig schillere; sie äußern auch nicht eine Ansicht, sprechen nicht eine Hoffnung aus, wozu sich ihre Gegner sonst nicht offen bekannten. Der baldige Fall des türkischen Reichs, die Verwendung Mehemed Ali's als französisches Werkzeug für französische Zwecke, das Zerreißen der Verträge vom Jahr 1815, die Umwälzung Europa's durch neuen Krieg: wozu? um aus dem Mittelmeer einen französischen See und den Rhein zur Gränze zu machen. Dieses Programm trägt der Herzog v. Noailles vor Heinrich V einher, und gesteht dadurch, daß er ein hoffnungsloses Geschäft triebe, führte er dem heutigen Frankreich diesen Prinzen im Kleide des Friedens und Rechtes, als Versöhner und Bürgen gegen die Revolution vor. Er muß ihm die Fackel in die Hand geben, das Princip der Revolution, wie es in Bonaparte verkörpert war, nun als in Heinrich V menschgeworden darstellen, durch ihn den Franzosen die Aussicht öffnen, die Dämme niederreißen zu können, welche Europa Frankreich (nicht dem bourbonischen, sondern dem revolutionären) im Jahr 1815 entgegenstellte, und jenem legitimen Thron an deutschem Gebiete so viel zu unterwerfen, als schon einmal die Revolution übernommen hatte. Um diesen Triumph zu erringen, gehören nach dem Herzog v. Noailles nur zwei Dinge dazu: ein Plan, „im Schweigen
tiefen Denkens erzeugt,“ und ein Alliirter. Er hat zwar (was freilich etwas spät ist) die Entdeckung gemacht, daß man seit langer Zeit keinen solchen Plan mehr in Paris zu erzeugen im Stande ist, und wessen der Alliirte sich zu versehen habe, glaubt er ohne Gefahr durch das Geständniß erläutern zu dürfen, daß „Bündnisse ihrer Natur nach gar gebrechliche Verhältnisse sind,“ und man sie eben nicht länger braucht, als bis sie uns zu unserm Zwecke gedient haben. Diesen Plan, in tiefem Schweigen gleich jenen erzeugt, die man sonst durch lange Jahre zu nähren, aber nie auszusprechen pflegte (er führt hiebei Beispiele an), breitet der Herzog auf der Rednerbühne aus und macht durch die Tagsblätter Europa zum Vertrauten. Es ist die russische Allianz, die er als eines der Mittel zum Erwerbe der Herrschaft im Mittelmeer und der Rheingränze empfiehlt. Mit ihrer Hülfe glaubt er Aegypten die Unabhängigkeit, der Pforte den Untergang und Frankreich die Stücke des türkischen Reichs, die ihm anstehen würden, so wie die Rheinprovinzen zu sichern. Daß Deutschland, sobald es durch Frankreichs Hand die Verträge zerrissen sähe, nicht etwa seine alten Provinzen, das Elsaß, die Bisthümer, die Franchecomté, zurückfordern, sondern die Rheinprovinzen diesem legitimen Compacte entgegen tragen werde, das versteht sich in den Augen eines Franzosen von selbst, und was den Kaiser von Rußland betrifft, so macht ihm Frankreich ja seinen gerechten Theil – es überläßt ihm Asien – da mag er erobern, so viel er eben will. Heinrich V Europa, dem Kaiser Nikolaus Asien, jenem die Civilisation, diesem die Barbarei. Die Theilung ist billig, schmeichelhaft und für beide Theile völlig annehmbar.
Aber wie sehr sich Heinrich V mit den zerrissenen Tractaten in der Hand auch Armee und Flotte und Allem, was in Frankreich Geld, Ehren und Plätze will, empföhle, noch eine Weihe thut ihm Noth – die des Liberalismus. Ein anderer der ligitimistischen Redner übernahm das Geschäft, sie ihm zu geben. Zwar versichert schon der Herzog, „man müßte wenig Vertrauen in die Nachhaltigkeit unserer Institutionen haben, sie für schwach wurzelnd im Boden der Nation halten, wenn man befürchtete, daß sie unter einem Bündniß mit Rußland Gefahr liefen.“ Aber die öffentliche Meinung braucht bestimmtere Zusagen. „Heinrich V wird Polen wieder herstellen,“ sagt der Marquis Dreux-Brezé. Was sollte Rußland dagegen einwenden? Ist seinem Arme nicht alles Land im Osten des alten Sarmatiens frei gelassen? Da mag es seinen Ehrgeiz befriedigen, und sich abnützen – genug, wenn es nur nicht nach dem Süden greift, denn der Süden ist Frankreichs Erbschaft, das Mittelmeer Frankreichs See, die Nordküste Afrika's Frankreichs Land. Nach Indien mag Rußland greifen, das ist Alles, was ihm Frankreich vom Süden überlassen kann.
Was Oesterreich, was Deutschland und Preußen, was England dazu sagen würde, das bekümmert den edeln Marquis nicht. Und er hat Recht hierin. Erstens ist es ihre Sache und nicht die seinige, sich um das, was sie angeht, zu bekümmern; zweitens, wie sähe es um seinen Plan aus, nähme er auf ihre möglichen Einsprüche Rücksicht.
Das ist der Vorgang der Legitimisten; nun wollen wir einen Blick auf den der Minister werfen. Traten jene auf das Feld des Kriegs und Umsturzes, was blieb Hrn. Villemain übrig, als sich auf das des Friedens und der Aufrechthaltung der Verträge zu stellen. Die Positionen sind offenbar umgewendet; rechts ist nunmehr links und links ist rechts geworden. Ob die Legitimisten bei dieser Aenderung gewinnen, mögen sie bedenken. Hr. Duchatel seinerseits sah sich genöthigt, die Sophismen seiner Schule aufzubieten, um liberalen Constitutionalismus für Spanien zu bereiten und die schwesterliche Liebe Frankreichs bis zum Ausspruche von Verpflichtungen herauszuputzen. Wollten die Legitimisten Don Carlos Kerker mit stärkern Riegeln versehen? Fürwahr, sie verdienten den Schmerz, dieses Ziel zu erreichen.
Ueberblickt man die ganze Verhandlung, welch' ein Zerrbild! Der Begriff des Rechts verloren, Klugheit und Billigkeit verbannt, Frankreichs Interessen im Allgemeinen unverstanden, selbst diejenigen jeder Partei für sich mißkannt, alle Stellungen verrückt, und gegenüber von Europa nichts als Anmaßung, Irrthum und Unverstand. So sprachen die Redner und so ist das heutige Frankreich.
Die englische Thronrede.
London, 18 Jan. Alle conservativen und radicalen Zeitungen sind darüber einig, daß die letzte Thronrede eine der nichtssagendsten und unbedeutendsten gewesen, die je dem Parlament und Volk von England geboten worden. Hingegen legen die erstern großes Gewicht darauf, daß zum erstenmal im Hause der Lords ein Amendement zur Adresse vorgeschlagen worden, und zwar von keinem geringern Mann, als dem Herzog v. Wellington, und über nichts Geringeres, als das Vergehen (offence) der Whigminister, aus schnöder Rücksicht auf ihren „papistischen Tyrannen“ (O'Connell), den Protestantismus des Prinzen Albert in der Thronrede ebenso unerwähnt gelassen zu haben, wie in der Ankündigung der Vermählung im geheimen Rath.
Der Globe entgegnet, die Rede sey ganz von der Art, wie die dermaligen Umstände des Reichs sie erfordert hätten.
In Bezug auf den andern Punkt antwortet das M. Chronicle: „Das vom Hause der Lords angenommene Amendement, und die Gründe, mit denen es unterstützt ward, müssen im ganzen civilisirten Europa und in den amerikanischen Republiken, wo immer die brittische Thronrede gelesen wird, ein Lächeln erregen. Die lächerliche Salbaderei über des Prinzen Albert Protestantismus war ein Beitrag zu dem, was Dr. Johnson den „harmlosen Flitterstaat der Nationen“ nennt. Noch grotesker wurde die Abgeschmacktheit durch die Gravität, womit die edeln Lords der Oppositionsseite ganz England als in größter Beängstigung über eine Sache darstellten, die kaum irgend einen Mann, ein Weib oder Kind in Ihrer Maj. Reichen beunruhigt haben kann. Gottlob! das edle Haus hat die Hallucinationen des Veteranen Wellington über die Orthodoxie des Bräutigams unserer Königin beruhigt. Die Tories selbst sehen wohl nicht ein, welche alberne Figur sie bei dieser Schaustellung gespielt haben, da sie längst die protestantische Religion, d. h. Staatskirche bei jeder Gelegenheit als ihr großes Bataillenpferd zu reiten gewohnt sind. Jede Frage machen sie zu einer Kirchenfrage, und so auch die Heirath der Königin. Prinz Alberts Credo gibt einen so guten Anlaß, wie irgend etwas Anderes, das Panier des Fanatismus und der Gleißnerei zu erheben, unter dessen Schatten die Faction zu fechten und sich zu recrutiren pflegt. Diese grobe Verdrehung des protestantischen Namens ist wahrhaft ekelerregend. Der Name Protestant bedeutet Freiheit und Männlichkeit des Menschengeistes, oder sollte es wenigstens bedeuten; aber unsere Tories mißbrauchen ihn zur Behinderung des Volksunterrichts und, wo immer möglich, zur Unterdrückung bürgerlicher und religiöser Freiheit. Wir erinnern uns, über einer Branntweinbude in Rouen die profane Aufschrift gelesen zu haben: „Au Père Eternel! ici on vend de l'eau de vie.“ So pflanzt der Torysmus die Heiligkeit des Protestantismus als sein Kramladenschild auf, um hinter demselben in allen Corruptions- und Factionskünsten zu feilschen. Wäre es den Tory-Pairs Ernst mit ihrem
Protestantismus, so könnten sie ihre Achtung für denselben auf viel bessere Weise kundgeben. Untersucht die Aufführung eurer protestantischen Geistlichkeit, erforscht die Ursachen, warum in so manchen Fällen die öffentliche Achtung, die ein Geistlicher genießt, mit seiner Beförderung auf fette Pfründen in gerade umgekehrtem Verhältniß steht – damit werdet ihr der protestantischen Religion besser dienen, als mit dieser affectirten Mückenseigerei über den Katechismus des Prinzen Albert.“
Der Examiner spottet, nach dem Wunsche der Tories und dem Grundsatz, daß des Guten nie zu viel seyn könne, hätte die angefochtene Stelle in der Thronrede eigentlich so lauten müssen: „Mylords und meine Herren! Seit Sie das letztemal versammelt waren, hab' ich meinen protestantischen Entschluß erklärt, mein protestantisches Ich in protestantischer Ehe zu verbinden mit dem protestantischen Prinzen Albert vom protestantischen Sachsen-Coburg und nicht minder protestantischen Sachsen-Gotha. Ich flehe in Demuth, daß der Gott der Protestanten diesen protestantischen Bund segnen und ersprießlich machen wolle für die protestantischen Interessen meines protestantischen Volks sowohl als für mein protestantisches häusliches Glück. Es wird für mich eine protestantische Quelle des lebhaftesten protestantischen Vergnügens seyn, den protestantischen Entschluß, den ich protestantischerweise gefaßt, ebenso protestantisch von dem protestantischen Theil meines Parlaments gutgeheißen zu finden.“
Der Spectator hängt seinen radicalen Tadel an die Stelle der Thronrede, die für den künftigen königlichen Gemahl ein seinem Rang und der Würde der Krone angemessenes Einkommen begehrt, und schließt mit den Worten: „Was wir in Abrede stellen, ist die Nothwendigkeit und die politische Klugheit einer solchen Geldbewilligung in einer Zeit, wo das Volk unter Noth und Mangel leidet, und durch die Fruchtlosigkeit der Parlamentsreform und die grausame Härte der Armengesetzbill erbittert ist; zu einer Zeit, wo der bewaffnete Chartismus, an einer Stelle besiegt, an zwei andern wieder das Haupt erhebt, die Massen mehr und mehr Trotz und Haß gegen die „bestehende Ordnung der Dinge“ zeigen und von demselben Geist erfüllt scheinen, der einst die Anhänger Wat Tylers fragen ließ:
„Als Adam hackt' und Eva spann,
Wo war damals der Edelmann?“ „When Adam delved and Eva span,
Where was then the gentleman?“
(Eine Antwort auf diese Frage ertheilte bekanntlich der deutsche Kaiser Maximilian:
„Ich bin ein Mann wie ein anderer Mann,
Nur daß mir Gott der Ehren gann.“)
Schweiz.
Zürich, 21 Jan. Gerade diejenigen Ausländer, welche am liebsten in Zürich gesehen werden und am liebsten in Zürich blieben, werden durch die glänzenden Aussichten, welche ihnen das Ausland eröffnet, von uns weggelockt. So folgte Schönlein – anfangs widerstrebend – doch dem erweiterten Wirkungskreise, welchen ihm Berlin darbot. So wird nun auch Negrelli durch überaus günstige Anerbietungen, welche ihm von Wien aus gemacht werden, dorthin gezogen. Negrelli war in Zürich Oberingenieur der Züricherischen Kaufmannschaft. Er leitete die großen Neubauten, welche in den letzten Jahren die hiesige Kaufmannschaft ausführen ließ. Glücklicherweise sind diese Bauten nunmehr ihrem Ende nahe. Dagegen ist der Verlust dieses ausgezeichneten und gewandten Ingenieurs für unsern Staat und die Regierung um so mehr zu bedauern, als er erst in der neuesten Zeit und im Zusammenhang mit den politischen Veränderungen bei dieser den seinen Kenntnissen gebührenden Einfluß erhalten hat. Wenn nämlich schon die radicale Partei sich jene Neubauten in Zürich vorzüglich auf ihre Rechnung schreiben und diesen Ruhm in die Welt hinaus posaunen läßt, so hatte doch die nichts weniger als radical gesinnte Kaufmannschaft Mühe genug, sich aus allen von oben her bereiteten Hemmnissen heraus zu arbeiten und ihre Plane größtentheils aus eigenem Geld auszuführen. Eben diese Verbindung, in welcher Hr. Negrelli mit der Kaufmannschaft gestanden, hatte auf seine Stellung gegenüber der abgetretenen Regierung etwas ungünstig gewirkt. Und nun diese Schwierigkeiten gänzlich gehoben sind, und er sich auch in dieser Hinsicht in angenehmern Verhältnissen fühlt, wird er an die Kaiser Ferdinand-Nordbahn als Generalinspector berufen. – Die Nachrichten aus dem Kanton Tessin lauteten in der neuesten Zeit etwas günstiger. Da alle Kreise gewählt hatten, und von keiner Seite her Einsprachen gegen die Revolution bei dem Vorort erhoben worden waren, so eröffnete dieser wieder seine Verbindung mit der Tessiner Regierung, und gab davon auch denjenigen Gesandtschaften Kenntniß, welche bisher keine Tessiner Pässe visirt hatten. Die Schweiz hat kein großes Interesse, welche Partei gerade im Tessin herrsche, aber ein sehr großes, daß der dortige Zustand sich beruhige und wieder bessere Gewähr für die Dauer liefere, als es den Anschein hatte. Die einflußreichen Mitglieder der dortigen Regierung scheinen auch einen mäßigern Weg einschlagen und auf Versöhnung hinarbeiten zu wollen. Es ist dieß dringend nöthig, wenn sie nicht in ganz kurzer Zeit eine Reaction gewärtigen sollen. Denn die Tessiner Revolution beruhte auf keinen tieferen Interessen; die Masse des Volks, großentheils von dem ungeheuren Unglück der Ueberschwemmungen – Hr. Negrelli gibt den Schaden im Kanton Tessin auf etwa 1,200,000 Franken an – niedergedrückt, war ziemlich theilnahmlos und gleichgültig. Geistlichkeit, Landvolk und die lombardische Regierung sind nicht für sie eingenommen. Alles wird darauf ankommen, wie die neue Regierung sich diesen Elementen und Mächten gegenüber stellen werde. Der erste Schritt aber wird die Einstellung aller Verfolgungen seyn müssen gegen die abgetretenen Regierungsglieder. Darauf hat besonders auch Zürich gedrungen. Es ist dieß um so nöthiger, als man weiß, daß die ganze Verfolgung fast nur deßhalb angehoben wurde, um die 150,000 Lire, welche die Revolution gekostet hat, durch eine Abfindung mit den Bedrohten decken zu können. Daß in Tessinischen Zeitungen versichert wurde, die Revolution sey rein von Bestechungen, ist nicht zu verwundern; aber daß es noch Leute gibt, welche derlei Dinge glauben, verräth eine große Unkenntniß der Tessinischen Zustände.
Die Anlehen der amerikanischen Staaten.
2.Anlehen, Handel und Tarif.
(Beschluß.)
Die obenangeführte Zeitung ergießt sich jedoch nicht bloß in leere Invectiven, sie führt auch den Grund ihrer Abneigung gegen eine solche Maaßregel, abgesehen von ihrer Ungerechtigkeit, an. „Die südlichen Staaten, bemerkt dieß Blatt, würden mit einer bleibenden Abgabe, in Gestalt eines hohen Tarifs, belastet, um die Interessen dieser Schulden zu zahlen.“ Es kann kein Zweifel seyn, daß dieß das Resultat wäre, wenn je die Union die Schulden der einzelnen Staaten übernehmen
würde; denn es ist eine wohlbekannte Thatsache, daß das Volk der Vereinigten Staaten niemals einwilligen würde, directe Taxen an die Union selbst zu bezahlen; die Fonds zur Zahlung der Interessen müßten also, wie alle andern Ausgaben der Unionsregierung, aus den Zöllen bestritten werden. Reichen diese nicht hin, um die vermehrte Last von 10 oder 11 Millionen Dollars jährlicher Interessen zu zahlen, so bliebe nichts übrig, als die Eingangszölle zu erhöhen, und es würde derselbe Tarif wieder kommen, gegen den Südcarolina, gestützt auf die übrigen südlichen Staaten, sich im Jahr 1832 erhob, und erklärte, daß es eher die Union „nullificiren“ als sich dem Tarif ferner unterwerfen würde. Die östlichen Staaten mögen zwar vielleicht geneigt seyn, einen Plan zu unterstützen, der ihnen wieder höhere Einfuhrzölle verschaffte, aber hier würde sich ein Conflict von Interessen erneuern, den keine kluge Regierung so leicht wird von neuem hervorrufen wollen.
Hier sind wir auf dem Punkt angelangt, wo der Streit über die Anlehen wieder auf die alte Antipathie der nördlichen und südlichen Staaten einwirkt, und zu einer allgemeinen Frage über die Industrie und den Handel Nordamerika's wird. Seit dem Jahr 1837, wo der Tarif verändert wurde, und die Zölle mit jedem Jahr abnehmen bis zum Jahr 1842, wo sie ihr bleibendes Minimum erreichen sollen, ist die Einfuhr mit jedem Jahr gestiegen, nicht bloß zum bedeutenden Nachtheil der Fabricanten im Norden, sondern auch zu dem der allgemeinen Bilanz, die sich immer ungünstiger gegen Nordamerika stellte. Die Einfuhr von Manufacturwaaren, namentlich aus England, hat nicht nur in Folge der Zollverminderung allmählich zugenommen, sondern die in Noth befindlichen brittischen Fabricanten haben auch Massen von Waaren nach Nordamerika geschickt, um sie dort auf dem Wege der Auction um jeden Preis loszuschlagen und Geld zu machen. Man berechnet, daß in den letzten fünf Jahren von 1833-1838 die Einfuhr in Nordamerika die Ausfuhr um mehr als 100 Millionen Dollars überstieg; im letzt verflossenen Jahr soll der Ueberschuß der Einfuhr über die Ausfuhr nahe an 50 Millionen betragen haben. Wie ist dieß Deficit gedeckt worden? Die Antwort liegt nicht weit; durch die Anlehen der einzelnen Staaten in Europa – Anlehen, welche die Summe von 150 Millionen übersteigen. Jetzt ist aber das Maaß voll: es lassen sich keine amerikanischen Papiere mehr in Europa absetzen, der Handel muß sich also ändern, denn Nordamerika ist nicht im Stande, die Bilanz mit baarem Gelde zu decken, die ungeheure Einfuhr namentlich von brittischen Manufacturwaaren muß vermindert werden, wenn nicht Nordamerika seines baaren Geldes beraubt werden und in einen Colonialzustand versinken soll, wobei das Mutterland nach alter Sitte der Colonie seine Fabrikerzeugnisse zusichert, und dagegen ihre Ackerbauerzeugnisse abnimmt.
Dieß ist die eine, aber nicht die einzige Seite dieser Frage: unter dem alten Tarif befand sich stets ein Ueberschuß in der Schatzkammer, groß genug, um in Zeit von fünfzehn Jahren eine Schuld von 100 Millionen Dollars, die sich aus dem Krieg von 1812-1814 herschrieb, zu bezahlen. Seit der Tarif mit jedem Jahr niederer wird, gehen die Sachen immer schlechter, die Regierung geräth in Verlegenheiten und der Manufacturbetrieb der Vereinigten Staaten sinkt mit jedem Jahre, denn sie können bei ihrem Arbeitslohn durchaus nicht mit den Engländern concurriren. Die östlichen Staaten, besonders Pennsylvanien und New-York, können nicht mehr ohne Industrie bestehen; sie ist zu ihrem Nationalreichthum unerläßlich, und diese beiden Staaten stehen noch überdieß in der Liste der verschuldeten so ziemlich obenan. Darum werden in diesen, wie in den übrigen nördlichen Staaten Vorbereitungen getroffen, um die Erhöhung der Eingangszölle mit Ernst beim Congreß zu betreiben. Die südlichen Staaten indeß sprechen sich eben so entschieden gegen eine Erhöhung aus, indem sie erklären, wenn ein höherer Tarif eingeführt würde, so müßten sie nicht nur all ihren Bedarf an Manufacturen theurer bezahlen, sondern England, ihr bester Kunde, werde am Ende auch an andern Orten sich nach Baumwolle, Tabak, Reis u. dergl. umsehen. *)Dieses Argument hat indeß an Gewicht verloren, seit die Nordamerikaner sehen, daß England sich rüstet, seinen Bedarf an Baumwolle baldmöglichst aus Ostindien zu ziehen. Darum sollen zwei der eifrigsten Verfechter der Antitarifgrundsätze, H. Calhoun und General Hamilton, ihre Ansichten bedeutend modificirt haben. Ist dieß wahr, und wird der Tarif wieder erhöht, so ist dieß ein schwerer Schlag für England.
Wenn indeß auch der Süden in der Frage des Tarifs einigermaßen nachgeben sollte, so wird dieß gewiß nicht geschehen, wenn der Norden diese Forderung macht, um zugleich den verschuldeten Staaten auszuhelfen, denn wenn jährlich aus den Zollerträgnissen 10 bis 11 Millionen Dollars Zinsen gezahlt werden sollten, so müßte der Tarif eine Erhöhung erfahren, in welche die südlichen Staaten nie willigen werden, während eine mäßige Erhöhung auf eine minder hitzige Opposition der südlichen Staaten stieße und die Unterstützung der Regierung haben würde, die dadurch aus ihren Finanzverlegenheiten hinaus käme. Die Freunde eines mäßig erhöhten Tarifs werden deßhalb ihre gute und erreichbare Sache von der schlechten und unerreichbaren der verschuldeten Staaten und der Banken trennen, und diese letztere wird demnach um so schlechter stehen. Aus allem dem ist also zu schließen, daß der Plan, die Schulden der einzelnen Staaten in eine Unionsschuld zusammenzuwerfen, wohl zu Wasser werden wird.
Dieser Gegenstand gibt eine ziemlich klare Einsicht in den Gang der innern Streitigkeiten während der letzten 8 Jahre in den Vereinigten Staaten: sobald man erkannte, daß die steigende Einnahme die Regierung in den Stand setze, sämmtliche Unionsschulden abzutragen, und daß demnach in kurzem ein bedeutender Ueberschuß der Einnahmen über die Ausgaben vorhanden seyn werde, so erhoben sich zwei Parteien, die der „state rights“ und die der „internal improvements“ (innerer Verbesserung). Die letztere verlangte nämlich, daß der künftig sich ergebende Ueberschuß der Einnahmen zur Anlegung von Straßen, Canälen u. dgl. im Innern der einzelnen Staaten verwendet werden solle. Die Partei der „Staatenrechte“ aber erklärte sich dagegen, indem es sich nicht mit dem Geiste der Constitution vertrage, wenn die Unionsregierung sich dergestalt in die inneren Angelegenheiten der Staaten einmenge. **)Freilich kommen hier noch einige andere Gründe hinzu: Georgien z. B. wollte die auf seinem Gebiet ansässigen Tschirokesen vertreiben und die Ländereien derselben sich zueignen; die Unionsregierung wollte dieß lange nicht gestatten, mußte aber doch endlich nachgeben. Ein anderer Punkt war und ist noch die Sklavenfrage, worüber die südlichen Staaten überhaupt der Unionsregierung und dem gemeinsamen Congreß das Recht jegliger Einrede absprechen. Der eigentliche Grund des Streits war aber der Tarif. Die nördlichen Staaten wollten den Tarif aufrecht erhalten, und wollten deßhalb den daraus fließenden Summen eine Verwendung anweisen, die südlichen Staaten wollten den Tarif vernichten, und mußten somit darauf bedacht seyn, die Union nicht in Ausgaben verflechten zu lassen, welche eine erhöhte Einnahme erheischte, und somit einen erhöhten Tarif zur Folge gehabt hätte. Die südlichen Staaten siegten, in Folge der durch Südcarolina ausgesprochenen Nullification, in der Tariffrage, und die nördlichen Staaten, in ihrer Industrie durch die Engländer bedroht, welche bei dem mit jedem Jahre niedriger werdenden Tarif, wieder
ihre Einfuhr steigern konnten, suchten nun durch die Anlegung von Eisenbahnen und Canälen, so wie durch die Errichtung zahlreicher Banketablissements für Rechnung der einzelnen Staaten, ihren Gewerben und ihrem Handel einen neuen Aufschwung zu geben. Daher die unmäßigen Anlehen, deren Hauptvermittlerin die Vereinigte-Staaten-Bank war, welche theils durch ihre eigenen Zettel, theils durch den Verkauf der Eisenbahn- und Canalactien in Europa das Deficit des Handels deckte, und noch überdieß dazu beitrug, die Preise der amerikanischen Stapelwaaren in einer gewissen Höhe zu halten. Aber dieß System war ohne sichere Basis, abgesehen davon, daß man sich durch die Leichtigkeit Geld zu erheben, zu einer Menge weitaussehender und unproductiver Unternehmungen verleiten ließ. Der Tag der Abrechnung ist endlich gekommen, die einzelnen Staaten können ihre Schuldenlast nicht mehr halten, und jetzt soll die Union einschreiten. Dieser ganze Verlauf ist für die innern Parteistreitigkeiten in den Vereinigten Staaten, wie für den Gang des Handels äußerst wichtig. Setzen die Banken die Consolidation der ganzen Schuldenmasse in eine Unionsschuld durch, so wird auch der Tarif Amerika's erhöht werden müssen, und die Stapelwaaren desselben werden ihren jetzigen Preis behaupten, vielleicht auch noch höher steigen; überläßt man aber die verschuldeten Staaten sich selbst, so wird der Productenhandel mit Amerika zunehmen, die Preise aber eher sich zum Fall neigen, weil keine großen Anstalten, wie die Vereinigte-Staaten-Bank, mehr da seyn werden, um sie künstlich in die Höhe zu halten. Für die Vereinigten Staaten selbst handelt es sich dabei um die Frage, ob ihr Verband fester oder lockerer, ob es ein Bundesstaat oder ein Staatenbund werden soll.
Madame Maria Pleyel in Wien.
Die Residenz des österreichischen Kaiserstaates war seit undenklichen Zeiten ein Hauptsitz der edlen Tonkunst. Die größten Meister des XVIII. und XIX. Jahrhunderts haben in ihr gelebt, den bedeutendsten Theil ihrer Werke in ihr geschaffen, oder doch zu Gehör gebracht; die gefeiertsten Künstler im Gesang und auf Instrumenten haben Wien zum vorzüglichen Ziel ihrer Reisen gewählt, und würden ihren Ruf nicht für sattsam gegründet gehalten haben, wenn er nicht auch hier seine Probe ehrenvoll bestanden hätte. So haben denn die Wiener Kunstfreunde, zumal die ältern, beinahe Alles kennen gelernt, was auf eminenter Stufe der Vollkommenheit in der Tonkunst gestanden ist, oder noch steht, und dürften deßhalb als competente Beurtheiler musikalischer Verdienste anerkannt werden. Unter Anderm ist bekanntlich Wien besonders reich an ausgezeichneten Pianisten und Pianistinnen, wovon mehrere, wenn ihr Talent nicht durch ihre Lebensverhältnisse darauf beschränkt wäre, sich und ihren Freunden damit Vergnügen zu verschaffen, auf Kunstreisen im Auslande manchem reisenden Virtuosen an die Seite würden gestellt werden. Es waltet daher noch eine eigene Vorliebe für das Clavierspiel ob, aber auch eine strenge Forderung an die Spieler, indem man, wie billig, verlangt, daß derjenige, der sich als Virtuose ankündet, auch über dem vorzüglichsten Dilettanten stehen müsse.
Um so ehrenvoller ist der enthusiastische Beifall, welchen Mad. Pleyel hier empfing, wo man, neben vielen trefflichen, auch die allgemein als die zwei ersten jetzt lebenden Pianisten anerkannten so oft gehört, und so hohe Virtuosität, als diese besitzen, so zu sagen, schon gewohnt worden war. – Ein großer Ruf war der Künstlerin schon von Paris, Hamburg, St. Petersburg, von dem musikalisch intelligenten Leipzig und von Dresden her vorausgegangen; man war bereits auf Vorzügliches gefaßt; aber wie sehr hat sie ihren Ruf und die darauf gegründeten Erwartungen übertroffen! – Schon das Programm ihres ersten Concerts erweckte die günstigste Meinung von ihrer Kunstbildung und ihrem Geschmacke. Sie wagte es, ein vollständiges Concert eines classischen Meisters in einer Zeit anzukünden, in welcher das größere Publicum, durch die Mehrzahl reisender Virtuosen nur an Phantasien (worin oft keine zu finden ist), an Variationen, oder gar an Etüden – zu deutsch: Schulübungen – verwöhnt, vor großen classischen Werken ein panischer Schrecken zu ergreifen pflegt. – Bei dem geneigten Vorurtheile, welches aus solcher Wahl hervorging, war man um so gespannter auf die erste Erscheinung dieser Künstlerin. Eine reizende Gestalt, eine eben so geistreiche als anmuthige Physiognomie, Grazie in jeder ihrer Bewegungen, und fast noch mehr als alles dieses, die anspruchlose Bescheidenheit, mit welcher sie auftrat und die ihr entgegen rauschende Begrüßung der Zuhörer empfing, nahmen diese sogleich für sie ein. Keine Affectation, keine Prätensionen waren zu bemerken: der am Clavier befindliche Stuhl war ihr genehm, wie er war, sie verlangte ihn weder höher noch niedriger; keine Handschuhe waren abzulegen, denn, da sie um zu spielen kam, hatte sie keine angezogen; die Hände wurden nicht erst durch Reiben und Dehnen vorbereitet; sie kam, setzte sich, warf einen Blick auf das Orchester und begann. – Schwer ist es, bei solchem Spiele von dessen einzelnen Vorzügen zu reden; da man sich aber doch nur durch Aufzählung derselben von der ganzen Leistung einen Begriff machen kann, so sey es versucht, die schwere Aufgabe zu lösen.
Zuerst muß der Schönheit, Rundung und Gleichheit des Anschlags erwähnt werden, der sich im Fortissimo wie im Pianissimo gleich bewährt, und dessen Resultat die größtmögliche, nie getrübte Klarheit und Deutlichkeit auch in den wie Perlen dahinrollenden schnellsten Tonläufen und Figuren ist. Diesen schließt sich eine Fertigkeit, eine Sicherheit und Leichtigkeit in Ueberwindung der höchsten Schwierigkeiten, besonders auch in den Octavengängen, an, die durchaus nicht übertroffen werden kann, und nicht nur ihrem Spiele die köstliche Eigenschaft verleiht, nie auch nur die geringste Mühe oder Anstrengung zu verrathen, sondern auch dem Zuhörer jene Ruhe und Zuversicht gewährt, die ihm erlaubt, dem was und wie es vorgetragen wird, seine volle nie gestörte Aufmerksamkeit zu weihen. Ein dritter Vorzug ist eine, zumal für eine Frau, seltene Kraft, die sie nicht durch Dareinschlagen, sondern durch ein gewisses à plomb, und durch ihren schon erwähnten gediegenen Anschlag bewirkt. Diese Kraft bleibt sich durch die ganze Zeit ihrer Production stets gleich, so daß die Energie des letzten Stückes mit der des ersten vollkommen dieselbe ist. Setzt man noch hinzu, daß auch bei den anstrengendsten Stellen ihr Körper stets ruhig, ihre Hände, selbst bei den schwersten Applicaturen, immer schön geformt bleiben, so ist Alles gesagt, was ihre in so hohem Grade vollendete Technik betrifft, und es bleibt nur übrig von dem zu sprechen, was ihr Spiel in ästhetischer Hinsicht auszeichnet. Hier zeigt sich die in allen Beziehungen durchgebildete Feinheit und Zierlichkeit des Vortrags; die Gabe, den Geist und Sinn der Composition nach ihrer ganzen Tiefe aufzufassen, und so vollendet wiederzugeben, als ob das Werk eben ganz neu aus ihrer Phantasie entsprungen wäre; der rührende Ausdruck der Gesangstellen; das Imponirende der energischen Momente; der mit künstlerischem Urtheil vertheilte Wechsel von Kraft und Zartheit; der geläuterte Geschmack in der nur selten und immer am rechten Orte angebrachten Verzierungen, mit sorgfältiger Vermeidung alles Nichtssagenden und Manierirten; endlich das Fernhalten jeder Effecthascherei bei richtig gefühltem Hervorheben der bedeutendsten Momente. – Mit einem Verein solcher Eigenschaften darf man Mad. Pleyel wohl als die erste jetzt lebende Pianistin rühmen, ohne von unparteiischen Kennern Widerspruch zu besorgen.
Der Beifall steigerte sich nicht nur mit jedem Concerte, sondern mit jedem Tonstücke, das sie vortrug.
Wien hörte von ihr in den drei Concerten, die sie für sich gab: das ganze große Concert in H-Moll von Hummel; eine Phantasie von Döhler über Motive aus der Benedict'schen Oper: Gypsis Warning; das beliebte und wirkungsvolle Concertstück von C. M. v. Weber mit dem eingewebten Festmarsch; Adagio und Finale aus der großen, so überaus schweren Phantasie in Es dur von Hummel; Andante von ihrer eigenen Composition, nebst zwei Etuden von Moscheles (letztere ohne Zweifel bloß aus Gefälligkeit für den Geschmack des Tages); Duo brillant über Motive aus Rossini's Wilhelm Tell, von Herz, von Madame Pleyel und Hrn. Liszt ausgeführt. – Nur wer dieß selbst gehört hat, kann sich einen Begriff von der unbeschreiblichen Wirkung machen, welche der Verein dieser beiden Virtuosen
hervorbrachte –; Septett von Hummel in D-Moll, für Pianoforte, Flöte, Oboe, Horn, Viola, Violoncell und Contrabaß (bekanntlich eine der reizendsten und zugleich werthvollsten Compositionen des verklärten Meisters); Phantasie über Motive aus C. M. v. Webers Preciosa, von der Concertgeberin componirt, und mit den äußersten technischen Schwierigkeiten ausgestattet, die sie siegreich ausführte; zum Schlusse, nach dem allgemeinen Wunsche, nochmal das Weber'sche Concertstück, welches sie auf stürmisches Verlangen vom Marsch an, wie im ersten Concert, mit der ihr eigenen Gefälligkeit wiederholte.
Dieses Tonstück spielte Mad. Pleyel auch am 7 Januar, als sie bei einem, zum Besten des Instituts für erwachsene Blinde, im Theater der Josephstadt veranstalteten Concerte mitwirkte. Ein Blüthenkranz nebst einer Menge von Blumen wurden ihr dargebracht, aus welch letzteren sie eine Rose nahm, sie an die Brust steckte, und so geschmückt die einmüthig begehrte Wiederholung jener Composition leistete.
Nicht genug zu bedauern ist, daß Wien nicht so glücklich war wie Leipzig, von dieser eminenten Virtuosin das herrliche, noch so ganz im Geiste, Sinn und Geschmack Mozarts componirte große Concert in C-Moll von Beethoven zu hören. Welch' einen Genuß hätte dieß gewähren müssen!
Das Pianoforte, durch dessen Mittel Mad. Pleyel jedesmal ihre Zauber verbreitete, war von dem berühmten kaiserl. Hof-Claviermacher, Hrn. Conrad Graf, und solchen Meisterspieles vollkommen würdig.
So möge denn die liebenswürdige, hochbegabte Künstlerin ihren Triumphzug mit immer gleichem Erfolge fortsetzen, der ihr nirgends fehlen kann, wo Liebe zu edler Tonkunst und Gefühl für das wahre Schöne in derselben zu finden ist!
[264]
Erklärung.
Bei der Anzeige seiner „s. g. Gottesgabe“ nebst „Opferkasten“ (Nr. 22 d. Zeitung) macht Hr. Dr. F. Herbst, wofür ich ihm sehr dankbar bin, auch auf mich und auf das katholische Gotteskästlein aufmerksam, das als altkirchliche Monatschrift an die Stelle des „Timotheus“ tritt und nicht von „mir,“ sondern von der Verlagshandlung (Montag und Weiß zu Regensburg) angekündigt wurde. Da es aber aus der Herbst'schen Wortstellung scheinen könnte, ich hätte das Gotteskästlein geraubt und sey mit letzterem davongegangen, so erkläre ich: 1) des Gotteskästleins Idee stammt von mir, und aus ihr ist erst eine „Gottesgabe“ nebst einem „Opferkasten“ entlehnt; 2) von „triftigen Gründen“ bewogen, bin ich freiwillig „außer Beziehung zur Redaction der Sion“ getreten; 3) wofern man von einer Seite her fortfahren sollte, das verwunderte Publicum, welches von der „Gottesgabe“ noch so wenig wie von dem Gotteskästlein gesehen hat, für die Entstehungsgeschichte derselben interessiren zu wollen, dann würde ich diese, auf briefliche und nicht unmerkwürdige Belege gestützt, in einem der ersten Hefte des Gotteskästleins, dessen erstes Heft so eben versendet wird, erzählen müssen. Und ich halte Wort.
Regensburg, am 23 Januar 1840.
Dr. Karl Müglich.
[269-71]
Bekanntmachung,
den Verkauf des alten Postgebäudes zu Lindau betreffend.
Nachdem für das königl. Postamt in Lindau ein geräumigeres Gebäude angekauft worden ist, so wird das bisherige Posthaus daselbst, auf der Hauptstraße nahe beim Landthor gelegen, und mit der Nummer 43 bezeichnet, dem Verkaufe ausgesetzt. Diejenigen, welche Lust tragen, das erwähnte Haus käuflich an sich zu bringen, werden eingeladen, ihre Angebote schriftlich oder mündlich bei dem unterfertigten königl. Oberpostamte, oder auch bei dem königl. Postamte in Lindau, anzubringen. Die Einsicht des Hauses in loco Lindau ist frei gestellt, und werden bei Aufnahme des Angebotes auch die weitern Bedingungen des Verkaufes eröffnet werden.
Augsburg, den 24 Januar 1840.
Königl. Ober-Postamt.
Graf v. Tauffkirchen.
coll. Bürgel.
[244]
Bekanntmachung.
Da in der Verlassenschaftssache des Handelsmannes Anton Schmid von Oberhausen,
auf 27 Februar l. J.
zur Anmeldung der Forderung, zur etwaigen gütlichen Vereinbarung über die Massevertheilung und Beschlußfassung über die Veräußerung der Nachlaßgegenstände bei dem unterfertigten Gerichte Termin anberaumt ist, werden die sämmtlichen Gläubiger des Verlebten hiezu unter dem Präjudize vorgeladen, daß, falls sie bis dahin ihre Ansprüche nicht geltend machen, oder bei dem Termine nicht erscheinen sollten, auf ihre Forderung bei gütlicher Auseinandersetzung des Nachlasses weiter keine Rücksicht genommen, und nach der Beschlußfassung der Mehrheit der erschienenen Gläubiger, oder sonst in gesetzlicher Weise vorgefahren werden würde.
Zugleich werden Alle, die zur Verlassenschaft gehörige Gegenstände in Händen haben, zu deren Ueberlieferung an das unterfertigte Gericht bei Vermeidung des Doppelersatzes, aber unter Vorbehalt ihrer Rechte, aufgefordert.
Göggingen, den 8 Januar 1840.
Königl. bayer. Landgericht.
Reiber, Landrichter.
[243]
Verschollenheits-Erklärung.
Unterm 21 März 1839 wurde Anton Liebhaber, Pharmaceut von Immenstadt, als abwesend edictaliter mit dem Rechtsnachtheile vorgeladen, sich binnen sechs Monaten zu stellen oder über seinen Aufenthalt Nachricht zu geben, außerdem sein in 700 fl. bestehendes Vermögen seinen Erben gegen Caution ausgeantwortet werden wird.
Da sich Anton Liebhaber bis jetzt weder persönlich gemeldet, noch über sein Leben und seinen Aufenthalt Nachricht gegeben hat, so wird derselbe hiedurch als verschollen erklärt, und auf den Antrag der Erbsinteressentschaft dem vorgesetzten Präjudize nach Maaßgabe der Actenlage stattgegeben.
Immenstadt, den 13 Januar 1840.
Königliches bayerisches Landgericht.
Kimmerle.
[229-30]
Bei Siegmund Schmerber, Buchhändler in Frankfurt a. M., sind gegen baare Zahlung zu haben:
Galerie du Palais royal, par Couché, 3 vol. Paris 1786. 150 fl.
Galerie de Florence et du palais Pitti, par Wicar, 49 livr. 196 planches 100 fl., zusammengenommen für 220 fl.
[259-60]
Mit dem Jahr 1840 ist bei uns erschienen der
Christus-Bote, Zeitung für die Weltkirche des Herrn, von Ihm benannt Sein Neues Jerusalem.
Die Redaction, durch weitverbreitete Correspondenz unterstützt, hat Hr. Ludwig Hofaker übernommen. Das Blatt erscheint, würdig ausgestattet, in wochentlichen Lieferungen je regelmäßig zu einem Quartbogen. Der Jahrespreis ist 3 Thlr. oder 5 fl. rhn. in Vorauszahlung. Der Bezug von uns kann wochentlich oder monatlich durch Post oder im Buchhandelswege geschehen. – Tübingen.
Buchhandlung Zu-Guttenberg.
[2]
Melodien
zum
katholischen Gesangbuch
zur
Feier des öffentlichen Gottesdienstes im Bisthum Rottenburg.
Mit mehrfach untersetztem Text und den nöthigen Responsorien.
Bei dem mit hoher bischöfl. Genehmigung bestehenden Vereine für kirchlichen Volksgesang sind verschiedene Wünsche, theils das Volk, theils die Liebhaberchöre betreffend, eingegangen.
Die weit größte Zahl der HH. Geistlichen und Lehrer hat sich dafür ausgesprochen und zum Theil wirkliche Bestellungen gemacht: es möchte eine Ausgabe des Gesangbuches in der Art veranstaltet werden, daß
1) jede Melodie, so oft sie vorkömmt, in Noten ausgesetzt,
2) mehrere Strophen des Textes untersetzt,
3) alle Antworten fürs Volk aufgenommen, und
4) jene Sylben in den Psalmen, welche den Schluß der Melodie herbeiführen und zugleich den Nachdruck erhalten, besonders bezeichnet wären.
Eine Ausgabe der Art ist, ohne daß die bisher bestehenden Ausgaben aufhören, in der unterzeichneten Buchhandlung fertig geworden und aufs bequemste so eingerichtet, daß alles Nachschlagen unnöthig wird.
Der Preis derselben ist 40 kr. oder 12 gr. Bei gleichzeitiger Abnahme von 20 Exempl. wird 1, von 50 werden 5, von 100 werden 8, und von 200 und mehr je 10 Frei-Exemplare bewilligt.
Stuttgart und Tübingen, Januar 1840.
J. G. Cotta'sche Buchhandlung.
(Als Verlagshandl. des kath. Gesangbuchs.)
[106]
Astronomische Beobachtungen auf der königl. Universitäts-Sternwarte in Königsberg, von F. W. Bessel. XIX. Abtheilung, vom 1 Januar bis 31 December 1833.
Diese Abtheilung enthält, außer den fortlaufenden Beobachtungen mit dem Meridiankreise, zahlreiche Reihen von Messungen mit dem Heliometer, welche die Satelliten des Saturns und Jupiters und diese Planeten selbst betreffen. Auch enthält sie die Reduction der in den Jahren 1830-1834 beobachteten Sonnenörter.
Der Preis jeder Abtheilung ist 2 Rthlr. preuß. Cour.; die Abtheilungen I-XV werden aber Käufern, welche sie sämmtlich verlangen, für 20 Rthlr. erlassen. Um etwas davon zu erlangen, muß man entweder der Rein'schen Buchhandlung in Leipzig, oder der königl. Universitäts-Casse in Königsberg den festgesetzten Preis zahlen.
[247]
Im Verlage der Ch. G. Kayser'schen Buchhandlung in Leipzig ist folgendes historische Prachtwerk erschienen, und in allen Buch- und Kunsthandlungen Deutschlands, der österreichischen Monarchie und der Schweiz, in Augsburg und Lindau in der M. Rieger'schen Buchhandlung, zu haben:
Die Schweizer-Chronik.
Von der Stiftung des Rütli-Bundes bis zum ewigen Frieden mit Frankreich,
von Johann Sporschil.
Mit 25 Stahlstichen nach Originalzeichnungen
von G. Opiz.
Erste Lieferung à 5 1/3 gGr. – 7 Sgr. – 24 kr. rhn. oder 20 kr. C.M.
25 Lieferungen, deren monatlich zwei erscheinen, bilden das Werk.
Die Verlagshandlung bietet hier dem Publicum ein Kernwerk, interessant und unterhaltend wie ein Roman aus Walter Scotts bester Zeit, wahrhaft und ernst wie die Annalen des Tacitus. Dieselbe Meisterhand, welche in der „großen Chronik“ die Geschichte des deutschen Freiheitskampfes mit so unnachahmlicher Klarheit und Hoheit schildert, hat auch die Geschichte des stammverwandten Schweizervolkes in dessen erhabenster Epoche mit Feuer und Begeisterung geschrieben. Die beigegebenen Stahlstiche, fünf und zwanzig an der Zahl, sind nicht nach schon bekannten Gemälden oder Stichen gearbeitet, sondern vielmehr die durchaus neue Schöpfung eines gediegenen, für seinen großen Stoff hochbegeisterten Künstlers.
[207]
In der unterzeichneten Verlagshandlung sind erschienen und in allen Buchhandlungen zu haben:
Deutsche Blätter
für
Protestanten und Katholiken.
Eine historisch-politische Zeitschrift in zwanglosen Heften.
1stes Heft 10 gr. oder 45 kr. – 2tes Heft 14 gr. oder 1 fl. – 3tes Heft 12 gr. oder 54 kr.
Diese Zeitschrift ist bestimmt, die kirchlichen Fragen und Wirren mit der Fakel der Geschichte, des Rechts und der Wahrheit vom vaterländischen Standpunkt aus zu beleuchten. Angesehene und redliche Männer beider Confessionen haben sich zu dieser Aufgabe vereinigt. Die nachstehende Uebersicht des Inhalts der drei ersten Hefte wird am besten zeigen, daß es sich hier nicht um Vermehrung der unzähligen Druckschriften des Tages, voll hohlen Gezänkes und gehaltloser Kannegießerei, sondern um eine ernste, würdige Behauptung und Feststellung wahrer kirchlicher und nationaler Freiheit und Selbstständigkeit handelt.
Erstes Heft. Beiträge zur Geschichte des letzten Kampfes der deutschen Erzbischöfe und Bischöfe gegen den falschen Primat des Apostels Petrus und die darauf gegründeten Uebergriffe der päpstlichen Curie in das Recht der Staaten. – Die Coblenzer Artikel vom Jahre 1769 nebst historischen Erläuterungen derselben. – Die Bischofswahl in Trier.
Zweites Heft. Die verschiedenen Systeme des Kirchenregiments. – Die alten rheinischen Fürsten und ihre Unterthanen. – Unfug der römischen Quinquennalfacultäten, dargelegt von dem Domdechanten M. J. v. Pidoll zu Trier, nachherigem Bischofe von Mons.
Drittes Heft. Die wahren Ursachen der Reformation. – Der Bischof von Chersonnes in partibus. – Die oberrheinische Kirchenprovinz. Ein Promemoria für deutsche Staatsmänner.
Das vierte Heft wird in 14 Tagen ausgegeben.
Heidelberg, Januar 1840.
Akad. Verlagshandlung
von C. F. Winter.
[23]
In der Unterzeichneten ist so eben erschienen und kann durch alle Buchhandlungen bezogen werden:
Zur Geschichte und Beschreibung
alter und neuer
Büchersammlungen
im Königreich Würtemberg,
insbesondere der königl. öffentl. Bibliothek in Stuttgart
und der mit derselben verbundenen
Münz-, Kunst- und Alterthümersammlung.
Von Prof. C. F. Staelin,
Bibliothekar und Aufseher der königl. Münz-, Kunst- und Alterthümersammlung.
8. Preis 45 kr. oder 12 gr.
Stuttgart und Tübingen im März 1839.
J. G. Cotta'sche Buchhandlung.
[213]
Schönlein - Medaille
18''' franz. Maaß Diameter,
verfertigt von A. Bovy in Genf. Auf der Vorderseite das äußerst ähnliche Bildniß des berühmten Arztes mit der Umschrift:
Joannes Lucas Schoenlein,
auf der Rückseite die Inschrift:
Jo. Lucae Schoenlein, medico in memoriam virtutis atque honoris cives Turicenses 1839.
Preis in Silber 6 fl. – 24 Gulden-Fuß.
Preis in Bronze 2 fl. – 24 Gulden-Fuß.
Exemplare zu diesen Netto-Preisen gegen baar liefern
Heinrich Füßli & Comp., Kunsthändler.
Zürich, im December 1839.
[145-49]
Herzoglich Nassauisches,
vom Staate garantirtes
Anlehen von Zwei Millionen 600,000 fl.
Ziehungsanfang den 1, Ende den 3 Februar.
Gulden sieben und achtzig Tausend, vertheilt in Treffer von 45,000, 9000, 2000, 1000, 400, 200, 100 fl. etc. etc. bis abwärts 27 fl., werden in dieser Ziehung erlangt.
Unterzeichnetes Handlungshaus erläßt Loose à 3 fl. 30 kr. pr. Stück, und gibt Abnehmern von fünf Loosen ein sechstes gratis. Listen werden pünktlich zugesandt.
Julius Stiebel, Bankier in Frankfurt a. M.
[24]
Dr. Wolfgang Menzels
Recension des
Entwurfs
eines
Gesangbuches
für die evangelische Kirche
im
Königreich Württemberg.
(Litteraturblatt zum Morgenblatt 1839 Nr. 125-128 wird um den Preis von 18 kr. auch einzeln abgegeben.
Stuttgart und Tübingen, im Januar 1840.
J. G. Cotta'sche Buchhandlung.
[170]
In der Arnold'schen Buchhandlung ist erschienen und in allen namhaften Buchhandlungen, in Augsburg durch die K. Kollmann'sche Buchhandlung, zu bekommen:
Dr. J. Bescherer, Lehrbuch der Naturwissenschaften für höhere Bürgerschulen, Gymnasien, Realgymnasien und technische Bildungsanstalten, so wie zur Selbstbelehrung. Erster Band. Oryktognosie. Erste und zweite Abtheilung: Terminologie und Physiographie. gr. 8. 1 Thlr. 18 gr. od. 3 fl. 9 kr. rhn.
[257-58]
Stelle-Gesuch.
Ein junger wissenschaftlich gebildeter Mann, welcher das Französische und Italienische spricht und schreibt, der deutschen Sprache vollkommen kundig ist und das Englische und Spanische versteht, sucht als Hofmeister oder Secretär eine Anstellung; auch wäre derselbe geneigt, in der griechischen und lateinischen Sprache und Litteratur und in den Realien Unterricht zu ertheilen. Derselbe kann sich durch genügende Zeugnisse über die Kenntnisse der bezeichneten Fächer, so wie über Sittlichkeit und Solidität ausweisen, und im Forderungsfalle durch Männer von öffentlicher Achtung sich empfehlen lassen. Auf frankirte Briefe an die Expedition der Allgemeinen Zeitung mit dem Zeichen J. R. das Nähere.
[141-43]
Anzeige.
Unsern werthen Geschäftsfreunden machen wir hiermit die ergebene Anzeige, daß wir durch unsere mannichfaltigen Verbindungen in Corsica, zur Lieferung der Cedern für unsere Succade-Fabrik die Cedern-Ernten von mehreren Jahren durch Contracte zum voraus gekauft haben, und somit in den Stand gesetzt sind, auch die Cedern zum religiösen Gebrauche der Israeliten schöner und billiger zu liefern, als solche bisher von Genua bezogen wurden; auch können diese Cedern von hier aus um 14 Tage früher versandt werden; die Packung wird aufs sorgfältigste, nach Vorschrift mit Myrtenzweigen, besorgt; auch können frische und getrocknete Palmen geliefert werden. Die Aufträge erbitten wir uns längstens bis Ende Mai, den Rembours wünschen wir auf solide Häuser deutscher Wechselplätze oder auf solide Speditionshäuser, durch deren Vermittlung die Waare geht, und versichern beste und sorgfältigste Bedienung.
Livorno, den 8 Januar 1840
Schröder & Reuther.
[41]
Compagnon wird gesucht.
Zu einem im besten Fortgange begriffenen litterarischen Geschäfte, womit Druckerei- und Verlagsgeschäfte jeder Art in Verbindung gebracht werden können, und das sich mit 10,000 bis 15,000 fl. rentirt, wird ein Compagnon mit einer Einlage von 20,000 fl. Reichsw. gesucht. Offerte beliebe man unter der Adresse A. B. Z. an die Expedition der Allg. Zeitung zu senden.