Großbritannien.
London, 13 Jun.
In der gestrigen Sitzung des Unterhauses stellte Hr. Mac-Lane kurz nach der gestern von uns erwähnten Frage über Buenos-Ayres eine zweite Frage über die Angelegenheiten Circassiens, „ob nämlich Lord Palmerston über die dort erlittenen Niederlagen der Russen vermittelst irgend einer dort reisenden mit dem Staatssecretariat des Aeußern in Verbindung stehenden Person authentische Nachrichten empfangen habe.“ Lord Palmerston antwortete hierauf bejahend, seine Nachrichten bestätigen jene Erfolge der Tscherkessen. – Lord J. Russell beantragte sofort das dritte Verlesen der Canada-Regierungsbill, welches auch, obwohl nicht ohne einige kritische Bemerkungen Sir R. Peels, Hrn. Ellice's, Lord Stanley's mit 156 gegen 6 Stimmen beschlossen wird. Bei der dann folgenden Wiederaufnahme der Subsidienverhandlungen über die sogenannte Irish miscellaneous estimates wurden die 50,000 Pf. für öffentliche Erziehung, trotz des heftigen Widerstands Hrn. Sergeant Jackson's, der eine solche Bewilligung an großentheils katholische Schulen für unsinnig erklärte, mit 147 gegen 23 Stimmen bewilligt. Deßgleichen die 9800 Pf. für Maynooth College mit 121 gegen 32 Stimmen. Die schon früher angekündigte Motion Oberst Sibthorpe's auf Herabsetzung des Jahrgehalts Lord Morpeths ward einstimmig verworfen. – Im Oberhause ward, außer der schon erwähnten siebentägigen Verschiebung der irischen Municipalcorporationsbill, die Vertagung der irischen Grand Jury Censusbill, auf Lord Lyndhursts Antrag, beschlossen, und zwar mit 94 gegen 68 Stimmen. Beide Häuser vertagten sich bis auf Montag.
Prächtig anzusehen war gestern das Spauspiel der bei der Königin zur Ueberreichung der Adresse auffahrenden Mitglieder beider Häuser, in 190 Wagen (109 des Unterhauses, 81 des Oberhauses); der Sprecher des Unterhauses vorweg, die acht Bischöfe in der Mitte, die Herzoge von Cambridge und Sussex und der Lordkanzler am Schlusse, bewegte sich der Zug über die große Vorderterrasse von Buckingham-Palast und durch das marmorne Thor des Einganghofes, über dem die königliche Standarte Englands stolz im Winde flatterte. Noch nie seit Menschengedenken hat die Stadt London einen so prächtigen Aufzug namentlich des Unterhauses gesehen. Heute um 1 Uhr haben der Gemeinderath und die Aldermänner ihre Adresse eingereicht; und schon sind in allen Kirchspielen der Stadt die verschiedenen Gemeinden zur Entwerfung ähnlicher Adressen zusammengekommen – ein Beispiel, das gewiß binnen kurzem auch von allen übrigen Städten des Königreichs befolgt werden wird. – Gestern Abend war in Buckingham-Palast ein großes Concert, an dem die Königin und Prinz Albert selbst thätigen Antheil nahmen. Beide sangen zusammen Ricci's Duo „Non
funestar crudele“ (aus dem Disertore); die Königin mit Rubini und Lablache das schöne Trio aus Mozarts Zauberflöte; und Prinz Albert mit Rubini, Costa und Lablache das Quartetto „Nobile Signora“ aus Rossini's Ory. Außerdem sangen beide in einem Chor aus Mendelssohns Paulus, in einem Chor von Costa und in einem Quartette mit Chor von Haydn. Unter den übrigen Sängern und Sängerinnen waren Lord C. Paget, Lady Williamson, Lady Norreys, Lady Sandwich und Lady Normanby.
Die Fluth der von dem Mordversuch hervorgebrachten Aufregung unter der Einwohnerschaft Londons hat, bei der ungeheuern Größe der Stadt, bisher seit dem Ereigniß fortlaufend eher zu als abgenommen. Namentlich war die Menge der Neugierigen, die sich gestern und heute auf dem Platze der That auf und ab drängten, größer als an allen vorhergehenden Tagen. Wagen auf Wagen fahren vorüber und halten; Haufe auf Haufe preßt sich nach der Backsteinmauer, um die Spuren der Kugel zu untersuchen, und mehrere Landschafter sind bereits beschäftigt den Platz zu zeichnen. Gestern stellte sich auch der Herzog von Wellington ein, und untersuchte persönlich die Spuren an der Mauer, von denen man indeß noch immer zweifelhaft ist, ob sie wirklich von Kugeln herrühren, und die auch durch das häufige Betasten so zugerichtet sind, daß sie gar keine Beobachtung mehr zulassen. Die von den beiden Kindern aufgefundene Kugel aber ist viel zu groß für die Pistolen, und viele Personen, die die ganze That für einen bloßen Theaterstreich ausgeben möchten, behaupten deßhalb, die Pistolen seyen gar nicht geladen gewesen. Dasselbe meint auch die Mutter des Verhafteten, die gestern Nachmittags, von ihrer Tochter (Frau Phelps) und ihrem Schwager (des Verhafteten Oheim, Hrn. Markwell, Eigenthümer der Schiffstaverne in Talbot-Court, Grace-Church-Street) begleitet, auf dem Staatssecretariat des Innern sich einfand, um die Erlaubniß zu erlangen, ihren Sohn in New-Gate zu besuchen. Der Unterstaatssecretär, Hr. Phillips, hatte ein kurzes geheimes Gespräch mit ihr und gab ihr dann den Zulassungsschein. Sie hat erzählt, daß ihr vor 12 Jahren verstorbener Mann bei verschiedenen Gelegenheiten Zeichen von Wahnsinn gegeben, und hinzugefügt, auch sie selber habe zuweilen an nervösen Aufregungen gelitten. Als ihr Sohn vor einigen Wochen mit den Pistolen nach Hause kam, hielt er ihr eine derselben an den Kopf und brachte ihr dadurch einen tödtlichen Schrecken bei; auch hatte er früher einmal die Laken seines Betts in Fetzen zerschnitten, und war ein andermal zu Pferde in das Wohnzimmer gekommen; besonders auffallend und seltsam aber war seine Wildheit, als er sich vor einiger Zeit eine Nacht durch ausgeschlossen gefunden hatte. Diesen wahrscheinlich von mütterlicher Liebe eingegebenen Muthmaßungen über den Geisteszustand des Verhafteten widersprechen jedoch die Angaben sowohl seines Oheims, seines Schwagers und seiner Schwester, als aller seiner übrigen Bekannten, und verschiedene Anzeigen deuten darauf hin, daß er keineswegs aus Wahnsinn oder bloßer phantastischer Eitelkeit, sondern als – vielleicht gemißbrauchtes – Werkzeug Anderer seine That verübte. Besonders wichtig ist in dieser Hinsicht die Angabe, daß er während des letzten Monats in seiner Wohnung auf West-Place mehrfache – bis auf zwanzig – Besuche von anständig gekleideten Personen, einigemal auch zu Wagen, empfing, die sich bald allein, bald in Gesellschaft einstellten, und längere Zeit bei ihm verweilten. Mehreremale ward dann bei solchen Gelegenheiten aus einem guten Weinhaus in der Nachbarschaft Getränk und Speise herbeigeschafft. Fast täglich besuchte Oxford Hrn. Green's Schießgalerie (Leicester-Square) und schoß daselbst für 1 Schilling, nämlich dreimal mit der Pistole und dreimal mit der Büchse. Unter den in seiner Wohnung gefundenen Stücken ist auch eine neue Kugelform. Die Pistolen sind von roher Arbeit, und man hat noch nicht entdeckt aus welcher Werkstatt. Kurz vor der That hatte er sich auf der Schießstätte 12 Kugeln gekauft. Das bei ihm gefundene Schwert ist eine Art Türkensäbel mit frisch geschliffener Schneide; er scheint aus einer Zeughausversteigerung zu stammen. Die gefundenen Briefe tragen kein Postzeichen. Die Gesellschaftsstatuten – auf zwei Bogen Pro-patria-Papier geschrieben – sind zwölf an der Zahl und alle entschieden hochverrätherischen Inhalts. Die Handschrift ist nicht die Oxfords. Was das Betragen des Verhafteten betrifft, so hat sich darin, seit der Ueberführung nach Newgate und besonders seit der Zusammenkunft mit seiner Mutter eine merkwürdige Veränderung zugetragen. Denn während er noch beim Weggehen aus dem Verhörzimmer im Staatssecretariat des Innern eine freche Lustigkeit zeigte, so daß er z. B. einige in der Vorhalle befindliche Mädchen mit einer triumphirenden Gebärde, den Hut schwenkend, grüßte, ist er jetzt, in Newgate, fortwährend betrübt und niedergeschlagen, zuweilen dringen ihm die Thränen aus den Augen, und in einem Gespräch mit dem Caplan soll er ausgerufen haben: „Ich weiß wohl, daß mein eigenes Leben dahin ist und kümmere mich nicht darum; aber was ich fürchte ist, daß ich auch das meiner Mutter opfern werde.“ Das Gerücht übrigens, er habe seiner Mutter ein umständliches Bekenntniß über die ganze Verschwörung, in die er verwickelt war, abgelegt, scheint auf keiner wahren Angabe zu beruhen. Folgendes ist das vom Marquis v. Normanby an den Gefängnißwärter von New-Gate ausgestellte Schreiben zur Ueberantwortung Oxfords: „Der sehr ehrenwerthe Heinrich Constantin Marquis v. Normanby, einer aus Ihrer Maj. höchst ehrenwerthen Geheimderathe, und Haupt-Staatssecretär des Innern etc.: dieß ist geschrieben, Euch in Ihrer Maj. Namen zu bevollmächtigen und zu ersuchen, daß Ihr in Euren Gewahrsam aufnehmt den Körper Edward Oxford's, Euch überschickt um Hochverraths willen, und seyd Ihr verpflichtet ihn unverletzt und verschlossen zu halten, bis er nach dem schuldigen Gang des Gesetzes befreit werden wird, und dafür, daß Ihr solches thut, soll dieß Euer Gewähr seyn. Gegeben unter meiner Hand und Siegel, zu Whitehall, diesen 11ten Tag des Junius, in dem Jahr unsers Herrn 1840.“ Doch wäre es trotz dieser Ueberantwortung möglich, daß der Angeklagte vor Beginn des Processes noch einmal auf dem Staatssecretariat des Innern verhört würde. Hr. Hobler, Sollicitor, hat, wegen anderweitiger Beschäftigung (namentlich in dem Processe Courvoisiers) die Führung dieses neuen Processes abgelehnt.
Wäre – sagt das M. Chronicle – jenes Ereigniß, das man zu denken schaudert, nun wirklich eingetreten, der Jammer des Volkes würde gewesen seyn, wie mit des Dichters (Shakspeare's) Worten:
„Dann stürzten ich und du, wir alle stürzten
Weil blut'ger Hochverrath die Fahne schwang.
Und in der That wer mag sich die Folgen vergegenwärtigen? Wir meinen nicht bloß den häuslichen Schmerz eines fürstlichen Herzens, nicht die entblätterte Hoffnung einer königlichen Thronfolge, nicht den Kummer einer edeln, allgemeinen Nationalsympathie, sondern wir meinen auch die finstre verderbliche Wolke, die sich fortan über alle Aussichten des Volks herabgesenkt haben würde. (Das M. Chronicle bespricht hier, man kann sich denken in welcher Weise, die Toryherrschaft, die mit der neuen Regierung über Großbritannien und Irland gekommen wäre.) Dem Himmel sey Dank! auf lange Zeit wird jeder Tag der Woche ein Festtag öffentlicher Danksagung seyn. Das Herz des Publicums braucht auf keine
Formulare zu warten. Die vereinte Adresse der beiden Häuser hat das Verdienst, daß sie das allgemeine Gefühl passend und einfach ausdrückt. Welcher Mund wird nicht Amen sagen zu dem darin enthaltenen ernsten Gebet an den allmächtigen Gott, daß er uns den Schutz ihrer gerechten und milden Regierung und ein uns mit Recht so theures Leben noch lange lange erhalten möge!
Frankreich.
Paris, 15 Jun.
In der Sitzung der Pairskammer vom 15 Jun. kam der Entwurf zur Eröffnung eines außerordentlichen Credits für unvorhergesehene Ausgaben bei dem Departement der auswärtigen Angelegenheiten zur Erörterung. Hr. Dubouchage schildert die vielfachen Plackereien, welche die Franzosen von dem Präsidenten Rosas zu erleiden hätten und wünscht, daß man schnell eine hinreichende Streitmacht gegen Buenos-Ayres abschicke, um die argentinische Republik von dem sie unterdrückenden Joche zu befreien. Hr. Thiers geht in sehr umständliche Erläuterungen ein, um zu beweisen, daß Alles, was in dieser Sache geschehen, vollkommen in der Ordnung sey, und die Politik der Regierung durchaus nicht compromittire. Uebrigens nähern sich diese Sachen ihrem Ende; man sey im Begriff, eine imposante Streitmacht gegen Buenos-Ayres abzuschicken. Ein Mann, der sich einen Ruf in jenen Gegenden erworben, sey beauftragt, das Ultimatum der Regierung vorzulegen, und so wie eine definitive Ausgleichung abgeschlossen sey, werde die Blokade aufgehoben werden. Hr. Dubouchage fragt, ob auch Garantien für die mit Frankreich Verbündeten stipulirt werden würden. Hr. Thiers antwortet, Frankreich achte sich selbst immer zu sehr, als daß es Leute, die sich im Interesse Frankreichs in Gefahr begeben hätten, preisgeben könnte. Hr. Dupin wünscht, daß die zur Verfügung des Admirals Baudin gestellte Streitmacht hinreichend seyn möge, Rosas an Verlängerung des Widerstandes zu hindern. Der Entwurf ward hierauf mit 97 weißen gegen 2 schwarze Kugeln angenommen. Die Kammer begann die Erörterung über den Entwurf des Credits für Afrika. Hr. Boissy verlas eine Rede, worin er die Lage Algeriens mit den düstersten Farben schildert. Er kann nicht begreifen, wie die Regierung darauf beharre, den Marschall Valée an der Spitze der Armee zu lassen, einen Mann, der das Vertrauen der Soldaten nicht mehr genieße. (Heftiges Murren. Von mehreren Seiten ertönt der Ruf: Zur Ordnung!) Hr. v. Boissy: „Ich wiederhole nur eine allgemein verbreitete Meinung.“ Der Präsident: „Wir dürfen uns nicht zu Dolmetschern der öffentlichen Meinung aufwerfen.“ Hr. v. Boissy versucht in seiner Rede fortzufahren, so sehr auch das Murren ihn unterbricht, wird aber endlich bei einem neuen Ausfall gegen den Marschall Valée von dem Präsidenten zur Ordnung gerufen, der ihm das Wort entzieht. Hr. Castellane hält, nach einem strengen Tadel der Aeußerungen seines Vorgängers, eine Rede über die Lage in Afrika und die Mittel, sie zu bessern. Er erklärt sich für eine feste und entschlossene Besetzung. (Abgang der Post.)
In der Sitzung der Deputirtenkammer am 15 Jun. verlas zuerst Hr. Maurat Ballange den Bericht über den Rémilly'schen Antrag. Die Kammer beschließt mit großer Mehrheit die Erörterung desselben nach dem Einnahmebudget. Hierauf ward in Erörterung des Eisenbahngesetzes fortgefahren. Graf Dejean wollte als Amendement zum 7ten Art. eine Erweiterung des Rechts der Compagnien in Bestimmung des Tarifs für Reisende und Waaren. Der Minister der öffentlichen Arbeiten antwortet, die Regierung müsse die allgemeinen Interessen im Auge behalten, die Privatindustrie beschäftigte sich allzu ausschließlich mit ihrem Gewinn. Dieser Gewinn müsse zwar gesichert seyn, aber in gehörigem Verhältniß mit dem allgemeinen Interesse. Das Amendement des Hrn. Dejean ward verworfen, und der 7te Art. angenommen. Der 8te Art. wird mit Einverständniß der Commission unterdrückt. Die Discussion kam nun an den Titel II, die Eisenbahn von Straßburg nach Basel betreffend. Der zum 8ten Art. gewordene 9te Art. lautet: „Der Minister der öffentlichen Arbeiten ist ermächtigt, der Compagnie der Eisenbahn von Straßburg nach Basel im Namen des Staats eine Summe zu leihen, die den drei Zehntheilen des Gesellschaftsfonds, wie er in den der Ordonnanz vom 14 Mai 1838 angehängten Statuten bestimmt ist, gleich kommt (12,600,000 Fr.).“ Hr. Deslongrais trägt darauf an, daß das Anlehen nur auf ein Depot von 15 Millionen der in Händen des Unternehmers, Hrn. Köchlin, gebliebenen Actien geschehen solle. Hr. Beaumont spricht gegen diesen Antrag, der dann auch verworfen wird. Der 8 Art. ward angenommen. Der 9te Art. lautet: „Es soll so lange keine Zahlung von dem Staate geschehen, als Hr. Nicolaus Köchlin nicht die Realisirung von achtzehn Vierzigstel der Arbeiten und der nöthigen Ausgaben zur Vollendung der Unternehmung bewiesen haben wird. Wenn diese Beweisführung erfolgt ist, so sollen diese Fonds vom Staate im Verhältniß und nach Maaßgabe der neuen Arbeiten und des neuen Aufwands bezahlt werden. Diese Zahlungen sollen je in Zwölftheilen erfolgen.“ Auf den Vorschlag des Obristen Schauenburg nimmt die Kammer, trotz einiger Einwendungen des Ministers der öffentlichen Arbeiten, als Amendement folgenden Zusatz zu dem 1 §. an: „Und mit Anerkennung der Verpflichtung, die Station von Straßburg innerhalb der Mauern des Platzes zu errichten.“ Hr. Carl hatte noch zuvor gezeigt, daß dieses Amendement für die Bevölkerung von Straßburg von großer Wichtigkeit sey. (Abgang der Post.)
Am 14 Jun. erfolgte in Straßburg mit großen Feierlichkeiten die Enthüllung von Klebers Monument.
Das Commerce theilt einen Brief des Municipalraths von Ajaccio mit, worin dem Conseilpräsidenten, Hrn. Thiers, der Dank bezeugt wird, den der Municipalrath in seiner Sitzung vom 3 Jun. einstimmig votirt hat, für den Entschluß, die Asche des Kaisers nach Frankreich zu bringen. „Ihnen persönlich, sagt unter Anderm der Brief, Ihnen persönlich sind die Mitbürger Napoleons ihren Dank schuldig. Als Geschichtschreiber haben Sie seinen Ruhm verherrlicht, als Minister sein Standbild aufgerichtet, als Conseilpräsident öffnen Sie seinem verbannten Schatten die Pforten Frankreichs.“ Der Municipalrath drückt schließlich seinen Wunsch aus, daß man auch den lebenden Resten der kaiserlichen Familie den Eintritt in Frankreich nicht länger verweigern werde, und bittet durch eine Deputation an allen Cerimonien der Feier des Leichenbegängnisses Theil nehmen zu dürfen.
Die französischen Journale sprechen sich über den verstorbenen König von Preußen mit großer Anerkennung aus. So sagt z. B. der Temps in einem längern Artikel: „... Durch die Verträge von 1815 ist Preußen der Gränznachbar Frankreichs geworden. Wir dürfen wohl moralisch gegen diese für uns drohende Ausdehnung protestiren, aber die Gerechtigkeit zwingt uns das Geständniß ab, daß der verstorbene König sie nicht mißbraucht hat. Durch den Einfluß seines Charakters hat Preußen, zu einer Macht ersten Ranges erhoben, bei der Berathung des europäischen Geschicks nur noch durch das Gewicht seiner Mäßigung und das überwiegende Ansehen einer versöhnenden und für Fortschritt empfänglichen Gesinnung eingewirkt. Der Weltfriede
verdankt der französischen Mäßigung Vieles; er verdankt nicht weniger der Weisheit des verstorbenen Königs von Preußen. ... Die Beziehungen, die zwischen dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm und dem muthmaßlichen Erben unseres constitutionellen Königthums eingetreten, sind ein sicheres Unterpfand, daß der neue König von Preußen das gute politische Vernehmen mit der französischen Regierung aufrecht halten wird.“
(Moniteur.) Aus einem unterm 3 Jun. von dem Marschall Valée an den Kriegsminister gerichteten Bericht geht hervor, daß die Lage der Provinz Algier befriedigend ist, und daß seit der Rückkehr der Armee der Feind sich nirgend stark gezeigt hat. Der Marschall hatte vor seinem neuen Aufbruch über die Chiffa verschiedenen Colonnen, worunter eine unter dem Commando des Generals Rostolan, befohlen, in die Lager von Fonduk, Kara Mustapha, und nach Buffarick zu rücken und durch die Moräste vorzudringen, um das Land zu recognosciren, genaue Einsicht von der Lage der Ebene zu nehmen und die etwa dort befindlichen Araber zu vertreiben. General Rostolan war am 31 Mai ausgezogen, in der Nacht vom 1 auf den 2 Jun. bei der Maison carrée zurück; die nach Buffarick gerichtete Colonne war an ihrer Bestimmung angelangt und eine Abtheilung des 41sten Linienregiments war sogar von Koleah nach Mahelma vorgerückt, ohne daß diese Truppen einen Feind gesehen hätten. Der Marschall brach am 2 Jun. von Algier nach Blidah auf; die Flanqueurs seiner Colonne, und eine zweite Colonne, die ihm am folgenden Tage folgte, bemerkten ebenso wenig. Endlich hat Obrist Changarnier, Obercommandant von Blidah, gemeldet, daß seit der Rückkehr der Armee die Araber sich auf keinem Punkte gezeigt haben. Nur am 2 Jun. versuchten 30 Reiter die einheimischen Schnitter in der Nähe der Stadt zu beunruhigen; sie ergriffen aber nach einigen Flintenschüssen die Flucht. Der Commandant von Hausch-Muzaia hat dem Marschall gemeldet, daß er seit dem Abzug der Armee den Feind nicht gesehen habe, und vermuthe, daß alle Araber westlich in der Ebene abgezogen seyen. In der Richtung von Medeah hatte man kein Kanonenfeuer gehört.
(Revue de Paris.) Man vernahm aus dem Munde des Kronprinzen das wärmste und verdienteste Lob der Tapferkeit unserer Truppen. Der Herzog von Orleans spricht von den französischen Soldaten mit dem Enthusiasmus eines Waffenbruders und der Erfahrung eines Generals. Ueber den Marschall Valée drückte er sich nur mit der höchsten Umsicht aus. Ueber einen Punkt aber hat der Kronprinz keinen Anstand genommen, denen, die ihm nahe gekommen, seine Ansicht offen zu sagen über die Nothwendigkeit, unsere Macht in Afrika zu befestigen und auszudehnen. Man darf sich nicht verbergen, daß wir in eine neue Phase eintreten und daß Afrika der Schauplatz eines großen Kriegs werden wird. Wir werden unsere Operationen in einem größern Maaßstab entwickeln und unsere Anstrengungen mit dem Widerstande der Araber ins Verhältniß setzen müssen. Die Thatsachen haben gesprochen, hier ist nichts mehr zu überlegen; da es sich von einem Theile des Orients handelt, so kann man sagen, daß man hier von dem Verhängniß fortgerissen wird. Wir haben keine Wahl mehr zwischen Frieden und Krieg; das System der Tractate ist gescheitert; es handelt sich davon, die Araber zu unterwerfen und auf kräftige und definitive Art die Offensive gegen sie zu ergreifen. Es gehören ein oder zwei Jahre dazu, um dieses Resultat zu erhalten und unsere Strebungen zu einer glorreichen und nützlichen Entwicklung zu führen.
Algier, 6 Jun. Wenn die Gerüchte, die hier unter den Eingebornen umlaufen, wahr sind, so befindet sich Abd-El-Kader noch außer dem Angriff der Franzosen auf Miliana in großen Verlegenheiten. Man versichert, daß in Folge eines Streits mit zweien seiner Khalifas, Ben Salem, Bey von Sehan und Sidi Embarak, Bey von Miliana, wegen einer neuen Abgabe, er sie ins Gefängniß habe werfen müssen. Noch wichtiger wäre der Marsch von Tidschini, dem Marabut von Aïn Maahi gegen Tekedemt, dessen er sich, wie man sagt, bemächtigt haben soll. – In diesen Tagen haben wir für die Jahreszeit eine außerordentliche Temperatur. Es regnet; Regen im Junius! Das haben wir noch nicht gesehen und die ältesten Eingebornen erinnern sich keines ähnlichen Beispiels. Auch beunruhigt sie dieser außerordentliche Umstand und läßt sie ein übernatürliches Ereigniß fürchten, so daß der abergläubische Schrecken, mit dem man dem Jahr 1840 in Europa entgegengesehen hat, sich auch in Afrika zu verbreiten scheint.
Paris, 15 Jun. Wenn, wie ich glaube, das Cabinet durch die gestrige Musterung der Nationalgarde eine öffentliche günstige Manifestation derselben bezweckte, so ist dieser Zweck vollständig gescheitert. Es fanden sich zwar Officiere genug, aber im Durchschnitt höchstens ein Drittel der Leute jeder Compagnie ein: kein „es lebe der König!“ wurde von irgend einer Compagnie aus Enthusiasmus ausgerufen; sowohl beim Vorbeireiten des Königs an den aufgestellten Legionen, als nachher, da dieselben an ihm vorbeidefilirten, herrschte in denselben Stille; nur ging das erstemal zwischen dem König und den Reihen jedesmal zu Fuß ein Oberofficier der Nationalgarde mit dem Ruf: „Es lebe der König!“ und dieser Ruf erhielt einigen schwachen Widerklang. Eben solcher Ruf und noch geringeres Echo zeigte sich beim Vorbeidefiliren. Alles dieses hat seine ganz natürlichen Ursachen. Eines Theils wurde, wie immer, bei dieser Zusammenkunft der Nationalgarde von dem nothwendigen Uebel gesprochen, welches man ertragen müsse, da man nichts Besseres an seine Stelle zu setzen habe, und weil es die Ruhe im Lande aufrecht erhalte und so mache, daß die Pariser Geld verdienen. Anderntheils werden bei den Musterungen der Nationalgarde immer solche Einrichtungen getroffen, die dem gemeinen Mann unnöthigerweise Ermüdung und Zeitverlust verursachen. Statt die Musterung entweder früh Morgens oder gegen Abend, z. B. in den schattigen elyseischen Feldern abzuhalten, berief man die Nationalgarde um halb neun Uhr, und stellte sie auf den brennenden Quais und dem Carroussel-Platze auf, wo sie bis Mittag Se. Maj. erwarteten (was böse Zungen mit dem anderthalbstündigen Frühstück des Marschalls Valée verglichen, das so vielen Leuten das Leben kostete). Nachdem der König vorbeigeritten, wurde der größte Theil der Nationalgarde in den Garten der Tuilerien eingelassen, wo sie theilweise Schatten genossen; zugleich und bis gegen 4 Uhr fand das Defiliren auf der brennenden place de la concorde statt, vor dem Könige und den Herzogen von Orleans und Nemours, die Sonne im Gesichte der Nationalgarde. Der Pariser findet sich nur aus allerlei Nebengründen bei der Musterung ein: der Officier und Unterofficier, um sich in seiner Uniform zu zeigen; der Gemeine, weil die Musterung am Sonntag stattfindet und ihm für einen Wachttag zählt, der natürlich öfter auf die Werktage fällt, wo er seine Arbeitszeit verliert; zugleich ist es eine Gelegenheit, mit seinen Nachbarn und Bekannten zusammenzukommen, und in deren Gesellschaft ein Gläschen über den Durst zu trinken, indem die meisten Compagnien oder Theile derselben es nicht an Mundprovisionen mangeln lassen. Eine Ausnahme bilden die beiden Legionen der Umgebung von Paris (Banlieue), aus weniger bemittelten Leuten bestehend, die durch ihre meistens unregelmäßige Bekleidung und Haltung sich bemerkbar machen,
sich jedesmal in großer Anzahl einfinden, und, wie mir immer versichert worden ist, von unsichtbarer Hand bewirthet werden; seit 1830 nennen die Pariser sie die Prätorianer Ludwig Philipps. Ich spreche nicht von den Linientruppen, die eben so lange als die Nationalgarde auf den Beinen waren, und erst nach dieser vor dem Könige defilirten. Uebrigens waren die größtmöglichen Sicherheitsmaaßregeln für die Person des Königs getroffen: in einer Entfernung von wenigstens zweihundert Schritten von ihm hinderten die zahlreichen Municipalgarden die Annäherung des Publicums, so daß eigentlich keine Zuschauer zugelassen waren; bloß wurden einer Anzahl Personen Karten zum Eintritt in den nach der place de la concorde gerichteten Theil des Tuileriengartens ertheilt; diese sahen aber auch weiter nichts als das Defiliren vor dem Könige, und genossen keiner Uebersicht des Ganzen (wie man sie früher auf dem Marsfelde hatte), da sogleich nach dem Defiliren jede Legion nach Hause zog. Unfälle ereigneten sich keine. Aus der 9ten Legion trat beim Vorbeireiten des Königs einer mit einer Bittschrift hervor, der durch seine Ungeschicklichkeit das Pferd des Königs in Unruhe brachte. In einigen Compagnien der 3ten, 4ten und 5ten Legion (welche die meisten Unterschriften behufs der Wahlreform geliefert hatten) ertönte der Ruf: „es lebe die Wahlreform,“ so wenigstens versichert man mich (ich selbst konnte es nicht hören); man setzt hinzu, der König habe geantwortet: „Ihr sollt sie haben.“ Bestimmt weiß ich, daß mehrere Nationalgarden, die dem Gerücht der Anwesenheit des Kaisers von Rußland Glauben beimaßen, für diesen Fall den Ausruf beabsichtigten: „es lebe Polen!“ Während dem Defiliren auf der place de la concorde wurde der zu Pferde sitzende König zweimal unwohl als Folge der großen Hitze...
Preußen.
Berlin, 14 Jun. Die Erwiederung, die Se. Maj. der König an die Bürgerdeputation von Charlottenburg auf deren Condolenzadresse ertheilte, hat nicht minder allgemeine Theilnahme erregt, als die an den Magistrat und die Stadtverordneten von Berlin gerichteten Worte. Der König wies in dieser Erwiederung ganz besonders auf die Wohlthat hin, die sein verewigter Vater den Städten durch die Communalverfassung verliehen habe und sprach dabei den Wunsch aus, daß sich der Gemeinsinn, den die Städteordnung voraussetzt, immer mehr verbreiten möge: „denn es ist nothwendig,“ fügte Se. Maj. hinzu, „daß, wenn die Fürsten bauen, die Völker ihnen dabei treulich mithelfen.“ Der König erinnerte den bei der Deputation befindlichen Superintendenten Mann an die Predigt, die dieser vor zwei Jahren bei dem Gottesdienst in Charlottenburg gehalten, welcher der Wahl der neuen Stadtverordneten vorangegangen, und daß damals verhältnißmäßig nur wenige Bürger zugegen gewesen, was Höchstdieselben mit großem Bedauern bemerkt hätten, indem eine recht lebhafte Theilnahme an den städtischen Angelegenheiten zu wünschen sey. Eben so wie die Communalfreiheiten, liebt Se. Maj. auch die Oeffentlichkeit und die Presse. Von der frühesten Jugend an durch die Classiker des Alterthums gebildet, und späterhin in beständiger Verbindung mit den edelsten Geistern lebend, welche die Nation in den Gebieten der Wissenschaft und Kunst aufzuzeigen hat, ist schon der Kronprinz durch den wohlwollenden Schutz, den er im Reiche des Gedankens übte, als ein Freund der Oeffentlichkeit stets bezeichnet worden. Jedes Wort, das jetzt der König ausspricht, wird daher mit großer Begierde aufgenommen, und in der That entspricht es auch ganz dem, was von dem edeln Fürsten erwartet wurde. Allerdings ist nicht anzunehmen, daß, vermöge der großen Pietät, die der Sohn für den verklärten unvergeßlichen Vater hegt, bedeutende Veränderungen in der nächsten Zeit eintreten werden, doch das ist gewiß, daß bei jeder Gelegenheit, wo der Moment eben eine Veränderung erheischen wird, diese in einem Geiste stattfinden werde, der von der ganzen Bildung seiner Zeit, und insbesondere von der deutschen Bildung, ohne welche es für Preußen kein geistiges Leben gibt, durchdrungen seyn wird. – Das Testament Friedrich Wilhelms III, das so schöne Bestimmungen, sowohl hinsichtlich des Privatvermögens Sr. Maj. als in Bezug auf allgemeinere Gegenstände enthält, wird, wie man glaubt, zur Oeffentlichkeit gebracht werden. Es wird einen neuen Beweis von der edelmenschlichen und einfachen Denkart des verewigten Monarchen liefern. Dasselbe rührt bereits aus dem Jahre 1827 her, um welche Zeit der König in Folge eines Beinbruchs ein schweres Leiden zu bestehen hatte, in welchem ihn, wie in seiner letzten Krankheit, die Liebe seines Volkes und die treue Pflege der Fürstin von Liegnitz, als Genien des Trostes umgaben. – Die Rede, welche Professor Preuß am 1 Jun. bei dem Festmahle der Stadt Berlin zur Feier des hundertjährigen Regierungsantritts Friedrichs des Großen gehalten, ist nunmehr im Druck erschienen und verdient eben so bekannt und verbreitet zu werden, als die schöne Denkmünze, die der Hofmedailleur Loos bei derselben Gelegenheit geprägt hat, und die auf der einen Seite Friedrich im 28sten Jahre seines Alters und auf der andern das Modell der Statue zeigt, die Meister Rauch jetzt ausarbeitet.
Berlin, 14 Jun. Noch immer zieht der lebhafte Antheil an Allem, was den verstorbenen König berührt, die Aufmerksamkeit des Publicums nur nach dieser Seite. Ich erlaube mir daher, Ihnen einige Anekdoten mitzutheilen, welche den verstorbenen König betreffen, aber erst jetzt bekannt geworden sind, so wie einige allgemeine Charakterzüge desselben; sie bezeugen alle, welcher wohlwollenden und milden Sinnesart der Monarch war. Wenn derselbe einmal in Aufwallung gegen irgend Jemand seiner Umgebung gerathen war, so durfte dieser gewiß seyn, nachher die entschiedensten Zeichen des Wohlwollens zu erhalten. Während der Krankheit des Königs gab es eine Periode, wo man mit Angst darauf harrte, daß er Eßlust bekomme. In dieser Zeit hatten die Aerzte es verboten, dem Könige alle Rapporte vorzulegen, weil ihn dieß zu sehr aufregen würde. Eine Person seiner nahen Umgebung überbrachte ihm daher nur einen Theil. Der König merkte es, wurde sehr heftig darüber, und schalt, daß man ihn belüge. Da er die trauernde Bestürzung des Gescholtenen sah, schwieg er und, sprach nach einigen Augenblicken: „Ich habe Appetit bekommen – reicht mir einen Zwieback.“ Voll Freude über dieß günstige Zeichen springt der Gescholtene nach dem Teller mit Zwieback, der auf dem Tische steht. Der König nimmt einen davon, und winkt ihm, sich zu entfernen. Als er hinaus ist, bittet Se. Maj. die Fürstin von Liegnitz, den Zwieback zu essen, um dem treuen Menschen die Scheinfreude zu machen, daß der König in der Besserung sey. Gewiß ein eben so rührender, als feiner Zug der Güte. – Vor einigen Jahren kommt der Kriegsminister, der verstorbene General v. Witzleben, zum Könige, und findet ihn in höchster Aufregung über einen so eben empfangenen Brief. „Lesen Sie,“ ruft der König, und reicht ihm den Brief dar; „mir so zu schreiben!“ Der Brief war von einem verabschiedeten Officier mit starker Familie, dem es nicht gelungen war, eine Versorgung zu erhalten. Er schrieb in den heftigsten Ausdrücken: „Der König heiße der Gerechte, doch er könne ihm diesen Namen nicht geben, denn ein gerechter König würde einem Manne, der Blut und Leben für ihn eingesetzt, nicht so vergelten, daß er Hungers sterben müsse u. s. w.“ Der König
befahl, immer noch sehr aufgeregt, eine Untersuchung der Sache; doch forderte er den Brief vom Kriegsminister zurück. Andern Tags berichtete dieser, daß jener Officier sich wirklich in einer sehr traurigen Lage befinde, indem er das Unglück gehabt, stets mit Bewerbern zu concurriren, die stärkere Berechtigungen und Befähigungen zu den Posten gehabt hätten, als er; deßhalb sey er unversorgt geblieben; inzwischen müsse seines Schreibens wegen natürlich ein strenges Verfahren eingeleitet werden. Der König erwiederte: „Nein! ich habe mich besonnen. Der Mann ist entweder in Folge seines Unglücks sehr krank, und dann dürfen wir nichts gegen ihn thun, oder er ist gar in seinem Recht gegen uns, und dann hätten wir sogar schwere Verschuldung. Stellen Sie ihm also diese 100 Louisdor von mir zu, und lassen Sie ihm wissen, daß für seine Anstellung gesorgt werden solle.“ – Im Jahr 1828 hatte der König sich den Fuß gebrochen. In dieser Zeit erhielt der Kriegsminister plötzlich eine Meldung aus Glatz, daß der bekannte Obrist v. Massenbach, der wegen seiner schriftlichen Angriffe auf den König zur Festungsstrafe verurtheilt war, in Folge der eingegangenen Cabinetsordre auf freien Fuß gesetzt, und nach seinen Gütern abgereist sey. Der Kriegsminister, welcher von nichts wußte, war höchst bestürzt, denn er vermuthete eine verfälschte Ordre – ein Weg, auf welchem schon öfters Freilassungen betrügerisch erwirkt waren. Er eilt zum König, und trägt diesem den Fall vor. Der König, noch krank, lächelt und spricht: „Es hat seine Richtigkeit so. Vor einiger Zeit lag ich hier Nachts und konnte vor Schmerzen an meinem Fuß nicht schlafen, da dacht ich: wer mag dir wohl im Leben am feindseligsten begegnet seyn, dich am bittersten gekränkt haben? Dem möchtest du wohl vergeben, und ihm eine Freude machen! Massenbach fiel mir ein, und ich befahl, ihn auf freien Fuß zu setzen.“
Cousin über Graf Santa Rosa.
(Fortsetzung.)
Der Unglückstage gingen mehr und mehr über Frankreich auf. Als das Ministerium Villèle an die Stelle des Richelieu'schen getreten war, griff die machthabende Partei in Frankreich selbst nach der Reihe alle Freiheiten und Garantien an, befestigte mehr und mehr ihre alte Allianz mit dem Auslande, und die Polizeien Frankreichs und Piemonts verständigten sich, um die Réfugiés zu verfolgen und zu beunruhigen. Sie lebten in Paris unter falschen Namen, und im Allgemeinen still und zurückgezogen. Die neue Polizei, unter dem Directorium von Franchet und Laveau, machte sich eine gewissenhafte Aufgabe daraus, der Erbitterung und Furcht des Turiner Hofes zu Hülfe zu kommen; anstatt zu beobachten, wie es Pflicht und Recht gewesen wäre, verfolgte sie. Santa-Rosa erhielt Wind, daß die Polizei ihm auf der Spur sey und daß man ihn festnehmen wolle. War das letztere einmal geschehen, so konnte er an Piemont ausgeliefert, und das bereits ausgesprochene Todesurtheil an ihm und seinen Freunden vollzogen werden. Ich war der Meinung, man müsse den ersten Sturm vorübergehen lassen, und besorgte für Santa-Rosa eine Zufluchtsstätte in Auteuil in dem Landhause eines meiner Freunde, Viguier. Wir richteten uns dort beide ein, und lebten da die ersten Monate von 1822, ohne kaum einen Besuch anzunehmen oder die Gränzen des Gartens zu überschreiten. Ich setzte meine Uebersetzung des Plato fort, er seine Nachforschungen über die constitutionellen Regierungen. Dort, in langen Gesprächen der Winterabende, erzählte mir Santa-Rosa sein ganzes äußeres und inneres Leben, und das wahre Verhältniß, oder wenn man so will, das Geheimniß (le dessous des cartes) der piemontesischen Revolution.
Santa-Rosa wurde am 18 November 1783 in Savigliano, einer Stadt im südlichen Piemont, geboren, und stammt von einer guten Familie, deren Adel aber ganz neu ist. Sein Vater, der Graf v. Santa-Rosa, war beim Militär, machte die ersten Kriege Piemonts gegen die französische Revolution mit, und hatte seinen Sohn Sanctorre von seinem neunten oder zehnten Jahr an bei sich in der Armee. Wäre der Vater am Leben geblieben, so würde die Carrière des Sohnes gemacht gewesen seyn; aber Graf Santa-Rosa fiel in der Schlacht bei Mondovi, an der Spitze des sardinischen Regiments, dessen Oberst er war, und später machten die Siege Napoleons und die Unterwerfung Piemonts der militärischen Carrière des jungen Sanctorre ein Ende. Er zog sich in seine Familie nach Savigliano zurück, und bald hier, bald in Turin machte er mit mehreren Mitschülern, welche seitdem in der Wissenschaft sehr bekannt geworden sind, unter dem berühmten Abbé Valpersga von Caluso sehr glücklich seine classischen Studien. Der Name seiner Familie war in ihrer Provinz so geachtet, und er selbst führte ihn so ehrenvoll, daß er im Alter von 24 Jahren von seinen Mitbürgern zum Bürgermeister von Savigliano gewählt wurde; in dieser Stellung blieb er mehrere Jahre seiner Jugend, und machte sich mit den Civilangelegenheiten vertraut. Aber das war keine Carrière für einen Mann ohne Vermögen. Man beredete ihn, trotz seines Widerstrebens, in die französische Administration einzutreten, welche damals Piemont beherrschte; er wurde Unterpräfect von La Spezia, einem Bezirke Genua's, und bekleidete diese Stelle während der Jahre 1812, 1813 und 1814 bis zur Restauration. Mit Enthusiasmus begrüßte Santa-Rosa die Rückkehr des Hauses Savoyen, und 1815 vertauschte er, in der Meinung, daß die Ankunft Napoleons in Paris, während der 100 Tage, einen langen Krieg erwecken werde, den Civildienst mit dem Kriegsdienst, und machte die kleine Campagne von 1815 als Capitän unter den königlichen Gardegrenadieren mit. Nachdem darauf nach dem Sturze Napoleons Alles zur Ruhe zurückgekehrt war, verließ er noch einmal die Laufbahn der Waffen, um eine andere zu ergreifen, wo seine militärischen und civilistischen Kenntnisse sich glücklich die Hand boten, die der Militärverwaltung. Er trat ins Kriegsministerium, und ward dort mit wichtigen Functionen beauftragt. Damals, wenn ich nicht irre, verheirathete er sich mit einer Dame, die reicher an Ahnen als an Gütern war. Dieser Ehe entsproßten mehrere Kinder. Er genoß großes Ansehen, war sehr gut bei Hofe angeschrieben und zu einer glänzenden Laufbahn bestimmt, als er wahrzunehmen glaubte, daß seit der neapolitanischen Revolution Oesterreich ganz offen nach der Beherrschung Italiens trachte. Ein Glaube, den die spätern Ereignisse zur Genüge widerlegt haben.
Ich muß mir selbst ein gewissenhaftes Stillschweigen auferlegen über die confidentiellen Bemerkungen, welche Santa Rosa mir anvertraute; aber eines kann, eines muß ich sagen, daß in der strengen Einsamkeit, in welcher wir lebten, Santa Rosa, der zu einem Freunde sprach, dessen politische Meinungen wenigstens ebenso entschieden waren, als die seinigen, mich zwanzigmal versichert hat, daß seine Freunde und er erst sehr spät, in der äußersten Noth, als ihnen klar wurde, daß die piemontesische Regierung ohne Kraft war, um aus sich selbst Oesterreich zu widerstehen, und daß eine militärische Bewegung ohnmächtig seyn würde, wenn sie sich nicht auf eine bürgerliche Bewegung stütze, daß aber zu einer Volksbewegung die Hülfe der geheimen Gesellschaften unerläßlich war, mit diesen in Beziehung getreten seyen. Er beklagte diese Nothwendigkeit, und klagte den Adel und die piemontesischen Grundeigenthümer (gli possidenti) an, das Land und sich selbst zu Grunde gerichtet zu haben, weil sie ihre Pflicht nicht gethan, den König nicht mit lauter Stimme über die Gefahren, in welchen Piemont schwebte, belehrt, und den Patriotismus gezwungen hätten, zu heimlichen Händeln seine Zuflucht zu nehmen. Seine Loyalität widerstrebte jedem Geheimniß, und ohne daß er es mir sagte, sah ich deutlich, daß er bei seinem ritterlichen Sinn eine gewisse innere Scham darüber empfand, daß er nach und nach zu diesem Extrem getrieben worden war. Unaufhörlich wiederholte er mir, die geheimen Gesellschaften sind die Pest Italiens; aber wie soll man sich ihrer entledigen, wenn es keine Publicität, kein Mittel gibt, ungestraft seine Meinung zu sagen? – Er erzählte mir, daß er lange an dem Gedanken festgehalten habe, an keiner Gesellschaft Theil zu nehmen, sich jeder Demonstration zu enthalten, und sich auf große moralische und politische öffentliche Erklärungen zu beschränken, welche fähig seyen, auf die Meinung zu influiren und Italien zu regeneriren, das nannte er eine litterarische Verschwörung. Gewiß würde eine solche nützlicher gewesen seyn, als die traurige Waffenergreifung von 1821. Sein Trost war, nichts für sich selbst gethan, und nur an sein Vaterland gedacht zu haben. Sein gutes Gewissen, im Verein mit seiner natürlichen Energie, bereiteten ihm in unserer Einsiedelei in Auteuil ein ruhiges und beinahe zufriedenes Leben.
Meine schlechte Gesundheit, seine unvorsichtige Freundschaft
und der feile Eifer der französischen Polizei entrissen ihn dieser Einsamkeit und bereiteten ihm für immer Verderben. Wäre er bei mir geblieben, so würde er sein Schicksal versöhnt haben, er hätte die ganze Zeit der Restauration in ehrenvollen Arbeiten zugebracht, die seinen Namen berühmt gemacht hätten; er würde die Juliusrevolution erlebt haben, und dann brauchte er nur zu wählen, ob er nach Piemont zurückkehren, wie Saint Marsan und Lisio, oder wie Collegno in französische Dienste treten wollte, und in diesem letztern Falle lag eine ungeheure Zukunft vor ihm, wenn überhaupt dieses stolze Herz, welches Glück und Unglück mit gleicher Geringschätzung ansah, je darein gewilligt hätte, ein anderes Vaterland zu besitzen, als das, dessen Dienst er sich geweiht hatte, und welches gerade sein Elend ihm um so theurer und heiliger gemacht hatte. Ach, diese ganze Zukunft vernichtete ein einziger Tag! Eines Tages nämlich ängstigte der Zustand meiner Brust Santa Rosa dermaßen, daß er mich beschwor, Hülfe in Paris zu suchen. Ich gab nach, ich kehrte zum Luxembourg zurück; Santa Rosa, unruhig, ließ es nicht in Auteuil, und Abends erschien er an meinem Bette. Statt bei mir zu bleiben, wollte er die Nacht in seiner alten Wohnung zubringen, und ehe er dort hinging, beging er die Unvorsichtigkeit, in ein Kaffeehaus beim Odeon zu treten, um dort die Zeitungen zu lesen; kaum trat er wieder heraus, so überfielen ihn auf dem Odeonplatz selbst sieben bis acht Polizeiagenten; er wurde zu Boden geworfen, auf die Präfectur geführt und ins Gefängniß gesetzt. Es scheint, daß er an der Barrière erkannt worden, wo er seit lange signalisirt war.
Noch in derselben Nacht wurde er von dem Polizeipräfecten verhört. Gleich bei diesem ersten Verhör bekannte sich Santa Rosa zu seinem wahren Namen, und äußerte Gesinnungen, welch einen lebhaften Eindruck auf den fanatischen, aber ehrlichen Laveau machten. Er hatte mit Unwillen und Entrüstung die Anklage zurückgewiesen, in Machinationen gegen die französische Regierung verwickelt zu seyn; er hatte erklärt, daß er Allem, was in Frankreich vorginge, durchaus fremd sey, und daß sein einziges und unfreiwilliges Unrecht das sey, daß er sich in Paris unter einem falschen Namen aufhalte. Ueber seine Bekanntschaft in Paris befragt, hatte er mich als den einzigen Freund genannt, welchen er hier habe; er hatte es als eine Gnade für sich erbeten, daß man mich nicht in diese Sache hineinziehen möge, und daß man mir eine Haussuchung erspare, die meiner Gesundheit verderblich seyn könne, indem er sich selbst zu allen Nachweisungen anbot, welche man von ihm erfragen werde, und selbst zu allen auch noch so ernsten Erklärungen, ehe er den aussetze, der ihn gastfreundlich aufgenommen habe. Als das Wort „Auslieferung“ verlautete, schien Santa Rosa sein Schicksal zu vernehmen mit jenem Stolze, welcher nie seine Wirkung verfehlt.
(Fortsetzung folgt.)
Frankreich.
Paris, 12 Jun. Sowohl die Redaction als das Eigenthum des Commerce ist vor 14 Tagen in andere Hände übergegangen. Diese Nachricht ist an sich freilich nicht sehr wichtig, aber wir wollen daran allerlei Bemerkungen knüpfen. Zunächst bemerke ich, daß diese renovirten Blätter dieser Tage einen Ausfall gegen meine Correspondenz in der Allgemeinen Zeitung enthielten, der eben so ungeschickt wie albern war. Der Verdächtigung, worauf es abgesehen, bin ich mit aufgeschlagenem Visir im Constitutionnel entgegengetreten. Eine andere Bemerkung, die aber allgemeiner Art, drängt sich uns entgegen bei der Frage: welche Farbe wird das Commerce jetzt annehmen? Man hat mir nämlich geantwortet: „Dieses Blatt wird sich weder für das dermalige Königthum, noch für die republicanische Partei aussprechen, und vor der Hand wird es wohl bonapartistisch werden.“ In dieser scheinbar ausweichenden, unbestimmten Antwort ertappen wir ein Geständniß, das uns über das ganze politische Treiben der Franzosen viel Belehrung und Aufschluß gewährt. Nämlich: in dieser Zeit der Schwankungen, wo Niemand weiß was ihm die nächste Zukunft entgegenführt; wo viele, mit der Gegenwart unzufrieden, dennoch nicht wagen mit den Tagesherrschern bestimmt zu brechen; wo die meisten eine Stellung in der Opposition einnehmen wollen, die nicht auf immer verpflichtend und eben so wenig comprommittirend ist, sondern ihnen erlaubt, ohne sonderlich herbe Retractionen, je nachdem das Kriegsglück entscheidet, ins Lager der siegenden Republik oder des unüberwindlichen Königthums überzugehen – in dieser Zeit ist der Bonapartismus eine bequeme Uebergangspartei. Aus diesem Grunde erkläre ich es mir, weßhalb jeder, der nicht genau weiß was er will, oder was er darf, oder was er kann, sich um die imperialistische Standarte versammelt. Hier braucht man keiner Idee den Eid der Treue zu schwören, und der Meineid wird hier keine Sünde gegen den heiligen Geist. Das Gewissen, die bessere Ehre, erlaubt hier auch späterhin jeden Abfall und Fahnenwechsel. – Und in der That das napoleonische Kaiserthum war selber nichts Anderes als neutraler Boden für Menschen von den heterogensten Gesinnungen, es war eine nützliche Brücke für Leute, die sich aus dem Strom der Revolution darauf retteten und 20 Jahre lang darauf hin- und herliefen, unentschlossen ob sie sich auf das rechte oder auf das linke Ufer der Zeitmeinungen begeben sollten. Das napoleonische Kaiserthum war kaum etwas Anderes als ein abenteuerliches Interregnum, ohne geistige Notabilitäten, und all seine ideelle Blüthe resumirt sich in einem einzigen Manne, der am Ende selber nichts ist als eine glänzende Thatsache, deren Bedeutung wenigstens bis jetzt noch halb ein Geheimniß ist. Dieses materielle Zwischenreich war ganz den damaligen Bedürfnissen angemessen. Wie leicht konnten die französischen Sansculotten in die gallonirten Prachthosen des Empire hineinspringen! Mit welcher Leichtigkeit hingen sie später die befiederten Hüte und goldnen Jacken des Ruhmes wieder an den Nagel und griffen wieder zur rothen Mütze und zu den Rechten der Menschheit! Und die ausgehungerten Emigranten, die adelstolzen Royalisten, sie brauchten ihrem angebornen Höflingssinn keineswegs zu entsagen, als sie dem Napoleon I statt Ludwig XVI dienten, und als sie dem erstern wieder den Rücken kehrend, dem legitimen Herrscher, Ludwig XVIII huldigten!
Trotzdem, daß der Bonapartismus tiefe Sympathien im Volke findet und auch die große Zahl der Ehrgeizigen, die sich nicht für eine Idee entscheiden wollen, in sich aufnimmt, trotzdem glaube ich nicht, daß er so bald den Sieg davon tragen möchte; käme er aber zur Herrschaft, so dürfte auch diese nicht von langer Dauer seyn, und sie würde, ganz wie die frühere napoleonische Regierung, nur eine kurze Vermittlungsperiode bilden. – Unterdessen aber versammeln sich alle möglichen Raubvögel um den todten Adler, und die Einsichtigen unter den Franzosen werden nicht wenig dadurch geängstigt. Die Majorität in der Kammer hat vielleicht doch nicht so ganz Unrecht gehabt, als sie die zweite Begräbnißmillion verweigerte und hiedurch die auflodernde Eroberungssucht etwas dämpfte. Die Kammer besitzt den Instinct der nationalen Selbsterhaltung, und sie hatte vielleicht eine dunkle Ahnung, daß dieser Bonapartismus ohne Bonaparte, diese Kriegslust ohne den
größten Feldherrn, das französische Volk seinem Untergang entgegenführt.
„Und wer sagt Ihnen, daß wir dessen nicht ganz bewußt waren, als wir über die zwei Millionen der Leichenfeier votirten?“ Diese Worte entschlüpften gestern einem meiner Freunde, einem Deputirten, mit welchem ich, die Galerien des Palais-Royal durchwandelnd, über jenes Votum sprach. Wichtiges und erfreuliches Geständniß! um so mehr, als es aus dem Mund eines Mannes kommt, der nicht zu den blöden Zitterseelen gehört: vielleicht sogar ist bei diesem Gegenstand sein Name von einiger Bedeutung wegen der glorreichen Erinnerungen, die sich daran knüpfen – es ist der Sohn jenes tugendhaften Kriegers, der im Heilausschuß saß und den Sieg organisirte – es ist Hippolyt Carnot. Heilausschuß! comité du salut public! Das Wort klingt noch weit erschütternder, als der Name Napoleon Bonaparte. Dieser ist doch nur ein zahmer Gott des Olymps im Vergleich mit jener wilden Titanenversammlung.
Du sublime au ridicule il n'y a qu'un seul pas. Von Napoleon und dem Heilausschuß muß ich plötzlich zum Ritter Sp...... übergehen, der die armen Pariser mit Briefen bombardirt, um zu jedem Preis das Publicum an seine verschollene Person zu erinnern. Es liegt in diesem Augenblick ein Circular vor mir, das er an alle Zeitungsredactoren schickt, und das keiner drucken will aus Pietät für den gesunden Menschenverstand und Sp......'s alten Namen. Das Lächerliche gränzt hier wieder ans Sublime. Diese peinliche Schwäche, die sich im barockesten Styl ausspricht oder vielmehr ausärgert, ist eben so merkwürdig für den Arzt wie für den Sprachforscher. Ersterer gewahrt hier das traurige Phänomen einer Eitelkeit, die im Gemüth immer wüthender auflodert, je mehr die edleren Geisteskräfte darin erlöschen; der andere aber, der Sprachforscher, sieht, welch ein ergötzlicher Jargon entsteht, wenn ein starrer Italiener, der in Frankreich nothdürftig etwas Französisch gelernt hat, dieses sogenannte Italiener-Französisch während eines fünfundzwanzigjährigen Aufenthalts in Berlin ausbildete, so daß das alte Kauderwälsch mit sarmatischen Barbarismen gar wunderlich gespickt ward. Dieses Circular beginnt mit den Worten: C'est très probablement une bénévole supposition ou un souhait amical jeté à loisir dans le camp des nouvellistes de Paris, que l'annonce que je viens de lire dans la Gazette d'Etat de Berlin, et dans les Débats du 16 courant, que l'administration de l'académie royale de musique a arrêté de remettre en scène la Vestale! ce dont aucuns désirs ni soucis ne m'ont un seul instant occupé après mon dernier départ de Paris! Als ob Jemand in der Staatszeitung oder in den Débats aus freiem Antrieb von Hrn. Sp. spräche, und als ob er nicht selbst die ganze Welt mit Briefen tribulirte, um an seine Oper zu erinnern. Das Circular ist vom Februar datirt, ward aber neuerdings wieder hergeschickt, weil Signor Sp. hört, daß man hier sein berühmtestes Werk wieder aufführen wolle, welches nichts als eine Falle sey – eine Falle, die er benutzen will, um hierher berufen zu werden. Nachdem er nämlich gegen seine Feinde pathetisch declamirt hat, setzt er hinzu: Et voilà justement le nouveau piège que je crois avoir déviné, et ce qui me fait un impérieux dévoir de m'opposer, me trouvant absent, à la remise en scène de mes opéras sur le théàtre de l'académie royale de musique, à moins que je ne sois officiellement engagé moi-méme par l'administration, sous la garantie du Ministère de l'Intérieur, à me rendre à Paris, pour aider de mes conseils créateurs les artistes (la tradition de mes opéras étant perdue) pour assister aux répétitions, et contribuer au succès de la ...., puisque c'est d'elle qu'il s'agit. Das ist noch die einzige Stelle in diesen spontinischen Sümpfen, wo fester Boden; die Pfiffigkeit streckt hier ihre länglichten Ohren hervor. Der Mann will durchaus Berlin verlassen, wo er es nicht mehr aushalten kann, seitdem die Meyerbeer'schen Opern dort gegeben werden, und vor einem Jahr kam er auf einige Wochen hierher und lief von Morgen bis Mitternacht zu allen Personen von Einfluß, um seine Berufung nach Paris zu betreiben. Da die meisten Leute hier ihn für längst verstorben hielten, so erschraken sie nicht wenig ob seiner plötzlichen, etwas geisterhaften Erscheinung. Die ränkevolle Behendigkeit dieser todten Gebeine hatte in der That etwas Unheimliches. Hr. Duponchel, der Director der großen Oper, ließ ihn gar nicht vor sich, und rief mit Entsetzen: „Diese intrigante Mumie mag mir vom Leibe bleiben; ich habe bereits genug von den Intriguen der Lebenden zu erdulden!“ Und doch hatte Hr. Schl. – denn durch diese gute Seele ließ der Ritter seinen Besuch bei Hrn. Duponchel voraus ankündigen – alle seine glaubwürdige Beredsamkeit aufgeboten, um seinen Empfohlenen im besten Lichte darzustellen. In der Wahl dieser empfehlenden Mittelsperson bekundete Hr. Sp. seinen ganzen Scharfsinn. Er zeigte ihn auch bei andern Gelegenheiten; z. B. wenn er über Jemand raisonnirte, so geschah es gewöhnlich bei dessen intimsten Freunden. Den französischen Schriftstellern erzählte er, daß er in Berlin einen deutschen Schriftsteller festsetzen lassen, der gegen ihn geschrieben. Bei den französischen Sängerinnen beklagte er sich über deutsche Sängerinnen, die sich nicht bei der Berliner Oper engagiren wollten, wenn man ihnen nicht contractlich zugestand, daß sie in keiner Spontinischen Oper zu singen brauchten!
Aber er will durchaus hierher; er kann es nicht mehr aushalten in Berlin, wo er, wie er behauptet, durch den Haß seiner Feinde verbannt worden, und wo man ihm dennoch keine Ruhe lasse. Dieser Tage schrieb er an die Redaction der France musicale: seine Feinde begnügten sich nicht, daß sie ihn über den Rhein getrieben, über die Weser, über die Elbe; sie möchten ihn noch weiter verjagen, über die Weichsel, über den Niemen! Er findet große Aehnlichkeit zwischen seinem Schicksal und dem Napoleon'schen. Er dünkt sich ein Genie, wogegen sich alle musikalischen Mächte verschworen. Berlin ist sein Sanct-Helena und Rellstab sein Hudson Lowe. Jetzt aber müsse man seine Gebeine nach Paris zurückkommen lassen und im Invalidenhause der Tonkunst, in der Académie royale de Musique, feierlich beisetzen. – Mir kommen heute solche feierliche Gedanken an Tod und Nachruhm, da man heute meinen armen Sakoski begraben hat, den berühmten Lederkünstler – denn die Benennung Schuster ist zu gering für einen Sakoski. Alle marchands bottiers und fabricants de chaussures von Paris folgten seiner Leiche. Er ward 88 Jahre alt und starb an einer Indigestion. Er lebte weise und glücklich. Wenig bekümmerte er sich um die Köpfe, aber desto mehr um die Füße seiner Zeitgenossen. Möge die Erde dich eben so wenig drücken, wie mich deine Stiefel!
Montenegro und die Stimme aus Budua.
Mein in diesen Blättern mitgetheilter Aufsatz: „Ein Besuch beim Vladika von Montenegro“ wird in der Beilage Nr. 148 derselben Blätter durch einen Hrn. R. aus Budua angegriffen, und ich würde die abgeschmackten Berichtigungen, die der Artikel zu Markte bringt, gewiß unbeantwortet gelassen haben, wenn mir im Eingange desselben nicht Mißbrauch der Gastfreundschaft vorgeworfen würde. Wie traurig stünde es um die Aufschlüsse, welche das Lesepublicum über derlei wenig besuchte ja beinahe unzugängliche Länder erhält, wenn der Berichterstatter, einer Flasche Wein wegen, die ihm gereicht wurde, oder eines Nachtlagers wegen, das er in Ermanglung anderweitiger Unterkunft anzunehmen gezwungen war, das Recht, die Wahrheit zu berichten, aufgeben, wenn er darum die Pflichten gegen seine Leser unerfüllt lassen müßte! Wie albern ist es daher von dem reisenden Schriftsteller, der die mühselige Wanderung nach Montenegro's Gebirgsnestern nicht scheute, um darüber zu berichten, der sich, nebenbei sey es gesagt, gegen den schmutzigen Vorwurf des Schmarotzens durch an die Dienerschaft gegebene Geschenke, welche den Werth des Genossenen wohl zweifach überschreiten, verwahrt hat, wie albern ist es, von demselben vorwurfsweise zu sagen: „er habe sich an Schöpfenfleisch satt gegessen, an Madeira und Champagner satt getrunken.“ Die gesellschaftliche Stellung des Hrn. R. in Budua ist mir unbekannt, die meinige aber ist eine solche, in der man auf die Qualität des Gereichten weniger Gewicht zu legen pflegt, als auf die Aufmerksamkeit und gastliche Zuvorkommenheit, die dasselbe begleiten, und wenn ich in meinem Aufsatze das Souper in Czetinje umständlich beschrieb, so geschah dieß nur des Contrastes wegen, den der Comfort im Kloster gegen die Culturstufe bildet, auf welcher das Land steht. – Je mehr ich bemüht war, der Wahrheit treu zu bleiben, desto weniger schmeichelte ich mir mit der Hoffnung, es allen Leuten recht zu machen. Wie oft wurde es dem Fürsten Pückler-Muskau bitter vorgeworfen, er habe den Aufmerksamkeiten, die ihm der Pascha von Aegypten erwiesen, die Unparteilichkeit seiner Schilderungen geopfert, und nun soll ich mich gegen den entgegengesetzten Vorwurf wehren. Hätte Pückler-Muskau den Pascha weniger vortheilhaft geschildert, so hätte er es mit den Agenten desselben zu thun, vorausgesetzt, daß sie Correspondenzartikel schrieben, was sehr unwahrscheinlich ist. Das ist der Lauf der Welt. Der Kämpfer aus Budua mag sich übrigens noch so sehr bemühen, Montenegro als ein gesittetes Land darzustellen, in welchem man mehr Sicherheit genieße als in Paris; er mag sein Möglichstes thun, um für die Raubzüge der Montenegriner eine schonendere Benennung zu finden (etwa: „Rindvieheroberungen“, oder „Schöpfenrepressalien“); er mag die autokratische Stellung des Vladiken, seinem Volk gegenüber, rund wegläugnen, und zu dieser undankbaren Arbeit noch seine Vukotich und Vut chevich zu Hülfe rufen – das deutsche Lesepublicum wird sich doch nicht überreden lassen: Montenegro sey ein cultivirter und noch dazu constitutioneller Staat!
Da es aber der Buduaner Gladiator wagt, mich des Mißbrauchs gemachter vertraulicher Mittheilungen und willkürlicher Entstellung der Wahrheit zu beschuldigen, so erkläre ich hiemit Folgendes: 1) die Notizen, welche ich benützt habe, wurden mir nicht unter dem Siegel der Verschwiegenheit mitgetheilt, und ich konnte nicht voraussetzen, daß durch Veröffentlichung von Umständen, die in Albanien kein Geheimniß, ja die dort allgemein bekannt sind, irgend Jemand compromittirt werden könnte. Sollte dieß jedoch gegen meinen Willen geschehen seyn, so überlasse es der allzuvorlaute Buduaner der etwa compromittirten Person, mit mir darüber zu rechten, mische sich aber nicht unberufen in fremde Angelegenheiten; 2) weit entfernt, eine Culturgeschichte, Statistik und Topographie von Montenegro liefern zu wollen, habe ich mich darauf beschränkt, theils Eindrücke, die ich empfangen, theils Bemerkenswerthes, das ich aus zuverlässigen Quellen geschöpft, in einem Genrebilde zu vereinigen, und bin dabei mit Gewissenhaftigkeit und Wahrheitsliebe zu Werke gegangen. Daß man übrigens Spiro Martinovich und nicht Sbiro Martinovich schreibt, so wie daß Giorgio des Vladiken Vetter und nicht sein Bruder ist, will ich gern glauben, und freue mich sogar darüber, daß diese gefährlichen Irrthümer, in die ich bona fide verfallen bin, zum Besten der Menschheit berichtigt worden sind. Einen dritten Punkt, den der Verfasser hervorhebt, nämlich Vermuthungen über die Person seines Gegners, muß die Redaction weglassen, da derselbe, nach der Kunde, welche der Redaction geworden, die Verdächtigungen nicht verdient, die der Verfasser gegen ihn aufstellt.
G. F. Rank.
China.
Die englischen Blätter theilen ein Schreiben mit, welches der chinesische Obercommissär Lin an die Königin Victoria erlassen hat. Nach einem Eingang, der ganz in den grotesken Formen des chinesischen Kanzleistyls verfaßt ist, bemerkt man darin folgende Stelle: „Euer Land ist von dem unsern durch die Unermeßlichkeit getrennt; Eure Schiffe kommen der Reihe nach, um unser Gold zu holen; Habsucht schwellt ihre Segel an. Wenn ein Theil unserer Reichthümer diese Fremden mästet, kann man da nicht in Wahrheit sagen, daß die von ihnen angehäuften Schätze von Fleisch und Blut der Chinesen herrühren. Warum bringen diese Fremden uns dafür ein zerstörendes Gift? Fern von uns sey der Gedanke, daß diese Ausländer Tod und Zerstörung unter uns aussäen wollen. Nein, sie haben nicht diese gräßliche Absicht; aber vor Allem habgierig, kümmern sie sich wenig um die Folgen ihres Handels. Wo ist dürfen wir fragen, in diesem Falle das Gewissen, das die Vorsehung jedem Menschen ins Herz gepflanzt hat? Wir wissen
daß in Euerm Lande das Opium auf strengste verboten ist, ein offenbarer Beweis, daß Ihr alle Gefahren dieses Handels genau kennt. Da Ihr die Einfuhr dieses Giftes in Eure Staaten verbietet, solltet Ihr auch dessen Ausfuhr nach fremden Ländern nicht gestatten, insbesondere nach dem Centralland. Alle Producte, die aus China nach Euerm Lande eingeführt werden, sind nützlich und vortheilhaft; die einen dienen als Nahrungsmittel, die andern als Waare. Kann man einen einzigen schlechten Artikel anführen, der aus China versandt wird, des Thees und Rhabarbers zu geschweigen, den Ihr nicht einen Tag entbehren könntet? Wenn wir, Bewohner des Centrallandes, nicht mit Euern Bedürfnissen Mitleiden hätten, wie könntet Ihr bestehen? Was würde aus Euern Wollen- und andern Fabricaten werden? Könntet Ihr sie fabriciren, wenn wir Euch unsern rohen Stoff verweigerten? Wir liefern Euch zahllose Gegenstände des Bedürfnisses und der Bequemlichkeit, während wir aus England blos Luxus- und Unterhaltungsgegenstände beziehen. Indem Euer Volk jene Producte von hier ausführt, vermehrt es nicht nur sein materielles Wohlseyn, sondern macht auch durch den Verkauf ungeheuern Gewinn. Wenn Ihr aufhört, Opium zu verkaufen, so wird dieser Gewinn Euch gesichert seyn. Nehmen wir an, daß Ausländer Opium in England einführen, und Eure Unterthanen verleiten möchten, es zu rauchen. Würdet Ihr nicht, als Beherrscherin dieses ehrenwerthen Landes, diese Versuche mit Entrüstung sehen und sie zu vereiteln suchen? Ew. Hoh. hat ein edles und gutes Herz, und wird gewiß Andern nicht thun wollen, was Ihr nicht wollt, daß Euch geschehe. Wir schreiben Euch heute, um Euch zu zeigen, wie streng die Gesetze der himmlischen Dynastie sind, und in der Ueberzeugung, daß Ihr künftig deren Verletzung nicht mehr dulden werdet. Wir vernehmen, daß in Eurer Hauptstadt London, in Schottland, Irland und Euren übrigen Staaten das Opium nirgends anzutreffen ist; daß nur in verschiedenen Theilen Eures indischen Königreichs die Anhöhen mit Opiumpflanzen bedeckt sind, und das Product dort zubereitet wird. Es ist bemerkenswerth, daß Lin die Provinzen speciell anführt, worin Opium gebaut wird, bemerkenswerth, weil zum Theil die Meinung vorherrscht, als hätten die Chinesen vom brittisch-indischen Reich so gut als keine Kunde.
Alle Monate und alle Jahre nimmt das Gift an Umfang zu; sein verpesteter Hauch dringt unaufhörlich zum Himmel, dessen Zorn er endlich erregen wird. Königin dieses ehrenwerthen Landes! Ihr müßt auf der Stelle die Pflanze, die so viel Unheil stiftet, mit der Wurzel ausrotten lassen. Laßt den Boden gänzlich umpflügen, und Getreide an die Stelle des Opiums säen, und wenn Jemand jenen Anbau noch fortzusetzen wagt, werde er sogleich streng bestraft. Solche Maaßregeln können Euch nur vortheilhaft seyn, und werden das Uebel vertilgen. Möge der Himmel Euch gnädig seyn, und Euch mit Glückseligkeit umgeben! Diese nützliche Reform wird Euch ein langes und glückliches Leben sichern, und Euren Thron für Euch und Eure Nachkommen befestigen. Wer im Verlaufe von 1 1/2 Jahre aus Versehen Opium in China eingeführt, geht straffrei aus, wenn er es freiwillig abliefert; nach Ablauf dieser Frist wird jeder, der Opium einführt, ohne Erbarmen hingerichtet. Man kann dieß eine aufs äußerste getriebene Milde und die höchste Vollendung der Gerechtigkeit nennen. Unser himmlisches Reich beherrscht eine Menge Länder; wir besitzen eine göttliche Majestät, die Ihr nicht zu würdigen versteht. Wir können nicht ohne vorgängige Warnung tödten und ausrotten; deßhalb machen wir Euch die unabänderlichen Gesetze unseres Reichs bekannt. Wenn die Kaufleute Eures Volks, das sich ehrenwerth nennt, ihren Handel mit China fortsetzen wollen, müssen sie unseren Gesetzen gehorchen, die Quelle, aus der das Opium fließt, auf immer austrocknen, und sich vor Allem hüten, jemals unsere Gesetze an ihrer Person zu erproben.“
[2451]
Aufforderung an den Baron Adolph Bazin Chanay.
Der ehemalige Unterlieutenant der Carlistischen Armee, damals zum Basco-Navarresischen Corps gehörig, genannt Baron Adolph Bazin Chanay, welcher Spanien im Anfang des Jahres 1837 verließ und gegen Ende Mai laufenden Jahres sich in München aufhielt, wird hiemit aufgefordert, ungesäumt seinen jetzigen Wohnort kund zu geben. Die Redaction der Allgemeinen Zeitung, welche alle dießfälligen Briefe übernimmt, ist ermächtigt, auf Verlangen den Namen des Schreibers der gegenwärtigen Aufforderung mitzutheilen Die Redaction glaubt beifügen zu müssen, daß sie im Uebrigen der Sache selbst durchaus fremd ist.
, welcher sich allein für ihren ganzen Inhalt verantwortlich erklärt.
Eine gleiche Aufforderung wird in der Morning-Post von London und der Quotidienne von Paris der Publicität übergeben.
[2367]
Erklärung.
Die Antwort auf den ebenso armseligen und unwahren als boshaften Angriff des Dr. und Prosector Kobelt gegen mich in dieser Zeitung Nr. 159 Beilage pag. 1269 werden Alle, die sich dafür interessiren, in dem nächsten Hefte der Heidelberger klinischen Annalen finden können.
Heidelberg, den 11 Junius 1840.
Dr. Theod. Bischoff.
[2343]
Fünfter Rechenschaftsbericht über die Beiträge zu Jean Pauls Denkmal.
Die lebhaftern Aeußerungen der Theilnahme an der Sache des Jean Paul-Denkmals in der jüngsten Zeit sind zunächst die Veranlassung dieses neuerlichen Berichts, und zwar sind die weiter eingegangenen Beiträge folgende: 2 fl. 42 kr. von Hr. Christian Fischer dahier; 5 fl. von der Gemeinde Holenbrunn, bei Wunsiedel; 1 fl. 20 kr. von Hrn. geheimen Rath und Domainkammer-Director Steinwarz in Amorbach; 13 fl. 15 kr. aus dem königl. Landgericht Orb in Unterfranken; 10 fl. a. d. k. L. Euerdorf; 10 fl. 7 kr. a. d. k. L. Kissingen; 8 fl. 21 kr. a. d. k. L. Pottenstein; 26 fl. 21 kr. a. d. k. L. Rehau; 6 fl. 23 kr. a. d. k. L. Alzenau; 13 fl. 4 1/2 kr. a. d. k. L. Gräfenberg, zur 2ten Gabe; 6 fl. 39 kr. a. d. k. L. Ochsenfurth; 5 fl. a. d. k. L. Münnerstadt; 48 kr. a. d. k. L. Dettelbach; 6 fl. 38 kr. a. d. k. L. Vohenstrauß; 5 fl. 48 kr. a. d. k. L. Hemau; 4 fl. a. d. k. L. Tirschenreuth; 41 kr. a. d. k. L. Homburg; 1 fl. 48 kr. a. d. k. L. Arnstein; 2 fl. 21 kr. a. d. k. L. Culmbach; 4 fl. 12 kr. a. d. k. L. Nittenau; 1 fl. 39 kr. a. d. k. L. Obernberg; 10 fl. 52 kr. a. d. k. L. Waldsassen; 10 fl. 29 1/2 kr. a. d. k. L. Baireuth; 5 fl. 12 kr. a. d. k. L. Wolfrathshausen; 8 fl. 18 kr. a. d. k. L. Kipfenberg; 1 fl. 18 kr. a. d. k. L. Rothenfels; 16 fl. 14 kr. a. d. k. L. Riedenburg; 22 fl. 51 1/2 kr. a. d. k. L. Neumarkt; 5 fl. 27 kr. a. d. k. L. Ebermannstadt; 1 fl. a. d. k. L. Parsberg; 8 fl. 30 kr. a. d. k. L. Naila; 7 fl. 34 3/4 kr. a. d. k. L. Hofheim; 48 kr. a. d. k. L. Burgebrach; 23 fl. 59 kr. a. d. k. L. Burglengenfeld; 8 fl. 36 kr. a. d. k. L. Ebern; 8 fl. 57 1/2 kr. a. d. k. L. Heidenheim; 12 fl. a. d. k. L. Brückenau; 3 fl. 48 kr. a. d. k. L. Waldmünchen; 12 fl. 36 kr. a. d. k. L. Eschenbach; 3 fl. 27 kr. a. d. k. L. Weihers; 1 fl. 6 kr. a. d. k. L. Pegnitz; 5 fl. 54 kr. a. d. k. L. Roding; 1 fl. 15 kr. a. d. k. L. Nabburg; 1 fl. 6 kr. a. d. k. L. Ebermannstadt; 5 fl. a. d. k. L. Gunzenhausen; 4 fl. 50 kr. a. d. k. L. Hollfeld; 17 fl. 59 kr. a. d. k. L. Amberg; 5 fl. 18 kr. a. d. k. L. Kassel; 24 kr. a. d. k. L. Stadtsteinach; 7 fl. 34 kr. a. d. k. L. Rothenbuch; 1 fl. 46 kr. vom Herrschaftsgericht Pappenheim; 5 fl. 48 kr. v. H. G. Kleinheubach; 51 kr. v. H. G. Banz; 12 fl. v. H. G. Miltenberg; 2 fl. 48 kr. v. H. G. Sommerhausen; 8 fl. 14 kr. v. H. G. Rüdenhausen; 5 fl. 12 kr. v. H. G. Wörth; 4 fl. 5 kr. v. H. G. Ellingen; 36 kr. v. H. G. Wiesenthaid; 42 fl. 58 kr. vom Magistrat Schweinfurt; 47 fl. 32 kr. vom Magistrat Fürth; 13 fl. 30 kr. vom Magistrat Würzburg.
Durch diese freundliche Geldhülfe ist die Summe der Denkmals-Beiträge auf
1737 fl. 27 3/4 kr. rhn. angewachsen, welches Geld bei hiesiger Sparcasse verzinslich angelegt ist.
Mit dem innigen Danke für diese Gaben spricht man die Hoffnung aus, daß durch die fortgesetzte Theilnahme an diesem schönen Werke der Zeitpunkt bald eintreten wird, in welchem dem seelenvollsten deutschen Dichter von seinem verständnißfreudigen Volke die Huldigung der Kunst wird dargebracht, so wie die beabsichtigte Jean Pauls-Stiftung, aus welcher braven Zöglingen für Wissenschaft, Kunst und Gewerbe angemessene Unterstützung zu Ausbildungs-Reisen soll gereicht werden, wird aufgerichtet werden, als immerwährendes Dankeszeichen.
Wunsiedel, am 7 Junius 1840.
Aus dem Comité für Jean Pauls Denkmal.
[2371]
Amortisations-Erkenntniß.
Nachdem die unbekannten Inhaber der in der diesseitigen Edictal-Citation vom 13 Nov. 1839 bezeichneten, zu Verlust gegangenen Urkunden über bei der k. Staatsschuldentilgungs-Special-Casse München anliegende Capitalien für die darin aufgeführten Stiftungen, ungeachtet der im Intelligenz-Blatte für Oberbayern, Stück 49 u. 52 vom Jahre 1839 und Stück 2 v. J. 1840; dann Beilage zur Allgem. Zeitung Nr. 337 v. J. 1839, dann Nr. 6 u. 42 v. J. 1840, dann in der politischen Zeitung Nr. 281 v. J. 1839 geschehenen Veröffentlichung inner dem präfigirten sechsmonatlichen Termine diese Urkunden dahier bei Gericht nicht producirt haben, so werden dieselben nach dem in der Ladung ausgesprochenen Präjudiz hiemit für kraftlos erklärt. – Am 6 Junius 1840.
Königl. Landgericht Neumarkt in Oberbayern.
Guggenbiller, Landrichter.
[2357-59]
Bekanntmachung.
Im Jahre 1811 starb dahier mit Hinterlassung eines Testaments der Herr Fürst Franz von Salm-Salm, und ernannte als Testamentsexecutor den fürstlich Hohenlohe'schen Geheimenrath Michael Knörzer von da, welcher sich auch unter gerichtlicher Leitung der Nachlaßregulirung unterzog, und im August 1813 die Einziehung des Nachlasses und Vertheilung desselben unter die Betheiligten überwiesen erhielt.
Im September 1823 starb genannter Geheimerath, weßhalb auf besondere Veranlassung die unter dessen Nachlaß befindlichen Fürst Salm-Salm'schen Gelder in das Gerichtsdepositorium gebracht und auch alle übrigen dergleichen Ausstände dahin eingezogen wurden.
Unter diesen nunmehr bei der Bank angelegten Geldern befinden sich 565 fl. 50 1/2 kr. angeblich der Stallmeisters-Wittwe Maria Margaretha Düret, einer gebornen Trouillet aus Paris und resp. deren Erben; dann 50 fl. 14 1/2 kr. angeblich der Madame Mignot aus Epinal gehörig, dann 60 fl. 23 kr., wovon die Prätendenten nicht benannt sind.
Da der Aufenthalt der Düret und Mignot oder deren Erben bisher nicht ausgemittelt werden konnte, und sich auch um den übrigen baaren Bestand von 60 fl. 23 kr. noch Niemand beworben hat, so ergeht vom unterzeichneten Herrschaftsgericht als vom k. Appellationsgericht für Mittelfranken aufgestellten Commissionsgericht an dieselben, so wie an alle und jede, welche etwa Ansprüche auf diese Gelder zu haben glauben, und namentlich auch an die etwaigen Gläubiger der Fürst Franz Salm-Salm'schen Verlassenschaft anmit die Aufforderung, sich innerhalb sieben Monaten und längstens bis
Mittwoch den 30 December l. J.
dahier zu melden, und ihre vermeintlichen Rechte nachzuweisen, widrigenfalls das Depositum als Lediggut betrachtet und dem Fiscus zugesprochen wird.
Dabei bemerkt man schließlich noch, daß sich die Wittwe Düret einige Zeit in Dinkelsbühl aufgehalten, und nach Lage der Acten eine Tochter, Maria Hypolit, angeblich verehelichte Feturd, zu Paris hinterlassen habe.
Schillingsfürst in Bayern, am 1 Jun. 1840.
Fürstlich Hohenlohe'sches Herrschaftsgericht.
Heldrich, Herrschaftsrichter.
[5138-40]
Aufforderung.
Im Militärkrankenhause zu Landau starb am 22 April 1839 der Soldat Georg Jacob Engel vom k. bayer. Infanterie-Regimente Wrede, geboren zu Birkenhördt, Kantons Bergzabern, und außerehelicher Sohn der zu Gleiszellen verstorbenen Ehefrau des gleichfalls verlebten Michael Gölcher, Schneiders daselbst. Da derselbe einiges Vermögen hinterlassen hat, bis jetzt aber keine rechtmäßigen Erben hievon bekannt geworden sind, so werden hiemit alle diejenigen, welche auf die Verlassenschaft des genannten Georg Jacob Engel einen rechtlichen Anspruch machen zu können glauben, in Folge Erkenntnisses des k. Bezirksgerichtes Landau vom 9 September 1839 und des Art. 770 des Civil-Gesetzbuches aufgefordert, diese Ansprüche in gesetzlicher Frist bei der betreffenden Behörde geltend zu machen, widrigenfalls nach Ablauf jener Frist die Einweisung des Aerars in den Besitz fraglicher Verlassenschaft gerichtlich betrieben werden wird.
Speyer, den 5 December 1839.
Königlich bayer. Regierung der Pfalz, Kammer der Finanzen.
In Abwesenheit des k. Präsidenten.
Schnellenbühel, Gerhardt.
[2349-51]
Edictal-Ladung.
Johann Conrad Risch, ein Sohn des verstorbenen Andreas Risch dahier und seiner gleichfalls verstorbenen Ehefrau Johanna Agatha, geb. Gött, geboren am 7 September 1778, hat sich vor ungefähr 40 Jahren von hier entfernt, angeblich in österreichische Militärdienste tretend, ohne seitdem von seinem Leben und Aufenthaltsort Nachricht an seine Verwandten gelangen zu lassen, so daß über sein Vermögen eine Curatel angeordnet wurde.
Auf Antrag seiner Seitenverwandten werden nun der gedachte Johann Conrad Risch oder dessen Leibes- oder Testamentserben andurch vorgeladen, so gewisser
binnen drei Monaten a dato
bei unterzeichnetem Amte sich zu melden und zu legitimiren, als ansonsten das Vermögen desselben seinen Seitenverwandten vorerst nutznießlich gegen Caution, nach dem 7 September 1848 aber, mit welchem Tag er das 70ste Lebensjahr zurückgelegt haben würde, in Eigenthum überlassen werden wird.
Decretum Homburg v. d. Höhe, den 3 Junius 1840.
Landgr. hess. Justizamt.
Dr. Haupt.
[2374-76]
Aufforderung.
Das Gesuch um Aufforderung derjenigen, welche auf die Standesherrschaft von Salm-Krautheim in den Grund- und Pfandbüchern nicht eingetragene, auch sonst nicht bekannte dingliche, lehenrechtliche und fideicommissarische Ansprüche haben oder zu haben glauben.
Alle diejenigen, welche an die Standesherrschaft von Salm-Krautheim im Ganzen oder an die damit verknüpften Rechte oder an die dazu gehörigen Gefälle, Gebäude, Maiereien, Gärten, Aecker, Wiesen, Reben, Weiden und Oedungen, Waldungen, Schäfereien, Jagden, Fischereien – an die Inventarien der Kellereien, Kieferei, Keltern, Fruchtspeicher, Brennerei und Kanzleien im Einzelnen, in den Grund- und Pfandbüchern nicht eingetragene, auch sonst nicht bekannte dingliche Rechte oder lehenrechtliche, oder fideicommissarische Ansprüche haben oder zu haben glauben, werden hiermit aufgefordert, dieselben
binnen drei Monaten
anzumelden oder geltend zu machen, bei Vermeidung des Rechtsnachtheiles, daß sonst für die Aufgeforderten aber nicht Erschienenen im Verhältniß zum großherzoglichen Domänen-Fiscus die lehenrechtlichen oder fideicommissarischen Ansprüche oder dinglichen etc. Rechte verloren seyn sollen.
Mannheim, den 3 Junius 1840.
Großherzoglich bad. Hofgericht des Unterrhein-Kreises.
v. Kettennaker.
v. Krafft.
[2198]
Für Landwirthe.
Fr. W. v. Trantvetter,
Anleitung zum gedeihlichsten Bau der 70fältig tragenden Himalaya-Gerste,
mit 1 Steindrucktafel. gr. 8. brosch. 6 gr. oder 27 kr. ist in der Arnold'schen Buchhandlung erschienen und in allen namhaften Buchhandlungen zu bekommen, in Augsburg und Lindau durch die M. Rieger'sche Buchhandlung.
[2128-30]
Einladung zur Subscription.
In unserm Verlag ist so eben erschienen und kann durch jede Buchhandlung bezogen werden:
IMMERGRÜN.
Eine Festgabe zur vierten Jubelfeier der Erfindung der Buchdruckerkunst.
Enthält:
Gutenbergs Tod, geschichtliches Lebensgemälde von F. Dingelstedt, nebst Novellen
von Julius Krebs, Ludw. Storch, Bernd v. Gusek – und lyrische Beiträge von Nikolaus Lenau, L. A. Frankl, R. v. Leitner, L. Storch, J. G. Seidl, J. U. Vogl, E. Duller, Fitzinger u. a. m.
Mit 7 prachtvollen Stahlstichen nach Originalgemälden.
(Als Titelkupfer Amerlings berühmte Morgenländerin.)
Taschenformat, circa 24 Bogen auf milchweißem Velinpapier elegant gedruckt.
Ausgabe in fein gepreßtem Pariserband mit reich vergoldeten Decken und Goldschnitt 4 fl. C. M. oder 2 Rthlr. 20 gr. – Prachtausgabe in Seide 5 fl. C. M. oder 3 Rthlr. 12 gr.
So weit die deutsche Zunge reicht, verkünden Prachtausgaben die Feier des großen Nationalfestes der Erfindung der Buchdruckerkunst!
Ja die hundertjährigen Festhallen sind im Jahre Eintausend achthundert und vierzig wiederum geöffnet, um den Manen des großen Deutschen, Johannes Gutenberg, Kränze zu winden; und so ein denkwürdiges Fest muß jeden deutschen Buchdrucker und Buchhändler, jeden Litteraturfreund und Jeden, der Sinn für geistiges Streben hat, zur freudigsten Theilnahme anregen.
Auch Oesterreichs Typographen werden nicht theilnahmlos dabei erscheinen, da es sich die unterzeichnete Buchhandlung zur Aufgabe machte, seine Pressen durch obiges Werkchen bei Deutschlands Jubelfesten zu repräsentiren.
In geschmackvoller, würdiger Ausstattung, aber ohne großen Prunk, dem Namen entsprechend, den das Buch an der Stirne trägt, tritt dieses Unternehmen auf, wird aber, dessen sind wir gewiß, freundliche Aufnahme und Anerkennung finden; denn fremde und heimische Dichter bieten des Schönen so viel, daß Jeder, nach Durchlesung befriedigt, diese Festspende als Denkbuch gern aufbewahren wird, zumal da sie durch die artistische Beigabe: „7 treffliche Copien berühmter Originalgemälde,“ auch für den Kunstfreund bleibenden Werth hat.
Daß außer Dingelstedts meisterhaftem Lebensbild und den Gutenberg-Liedern auch andere, nicht auf das Fest bezügliche Poesien zu unserm Album gewählt wurden, wird jeder Leser durch den Werth der Beiträge und durch die angenehme Abwechslung derselben gerechtfertigt finden.
Karl Haas'sche Buchhandlung in Wien.
[2069-71]
Bei J. J. Weber in Leipzig ist erschienen:
F. W. Eichhoff,
Doctor der Philosophie, Mitglied der asiatischen Gesellschaft, Bibliothekar I. M. der Königin der Franzosen.
Vergleichung der Sprachen von Europa und Indien,
oder Untersuchung der wichtigsten romanischen, germanischen, slavischen und celtischen Sprachen, durch Vergleichung derselben unter sich und mit der Sanscrit-Sprache, nebst einem Versuch einer allgemeinen Umschreibung der Sprachen.
Aus dem Französischen mit alphabetischen Verzeichnissen der verglichenen lateinischen und griechischen Wörter begleitet und durch einige die deutsche Sprache betreffende etymologische Angaben vermehrt von Dr. J. H. Kaltschmidt.
Hoch-Quart. Preis: 4 Thlr. 12 gr.
[2232]
In der Herder'schen Verlagshandlung in Freiburg ist so eben erschienen und durch alle Buch- und Kunsthandlungen zu beziehen:
Decorationen innerer Räume.
Zum Gebrauche für Möbelschreiner, Tapezirer und Decorateurs bearbeitet von J. Andreas Romberg, Architekt in Hamburg.
Cartonnirt 1 fl. 48 kr. rhein. oder 1 Thlr.
[135]
In Unterzeichnetem sind so eben erschienen und in allen Buchhandlungen zu kaufen:
Gedichte
von Robert Burns.
Uebersetzt von Philipp Kaufmann.
8. Velinpapier. Preis 1 fl. 36 kr. oder 1 Rthlr.
Goethe schreibt in seiner Einleitung zu Thomas Carlyle's Leben Schillers, an die Gesellschaft für ausländische Litteratur in Berlin: „Wie wir den Deutschen zu ihrem Schiller Glück wünschen, so wollen wir in eben diesem Sinne die Schottländer segnen. Haben diese jedoch unserm Freunde so viel Aufmerksamkeit und Theilnahme erwiesen, so wäre es billig, daß wir auf gleiche Weise ihren Burns bei uns einführten. Auch wir rechnen den belobten Robert Burns zu den ersten Dichtergeistern, welche das vergangene Jahrhundert hervorgebracht hat.“
Mit diesem Wunsche Goethe's übergeben wir gegenwärtige deutsche Uebersetzung, in welcher es Hrn. Kaufmann vollkommen gelungen ist, die idiomatischen Wendungen, den zarten Ausdruck und die naive ländliche Anmuth des schottischen Dialekts darzustellen undgetreu nachzubilden.
Stuttgart und Tübingen, April 1840.
J. G. Cotta'scher Verlag.
[2383]
In der Creutz'schen Buchhandlung in Magdeburg ist erschienen:
Lieutenant A. v. Plessen, die Dienstverrichtungen des Infanterie-Unterofficiers im Frieden und im Kriege, mit einer Erklärung der gebräuchlichsten Fremdwörter zum Gebrauch für Unterofficiere und angehende Militärs, 15 Bogen, geh. Preis 1/2 Rthlr.
[2385]
In Karl Gerolds Buchhandlung in Wien ist so eben erschienen, und daselbst, so wie in allen Buchhandlungen Deutschlands zu haben:
Theorie der Wolken oder Nepheleologie nach ihrem neuesten Standpunkte bearbeitet.
Von Anton Gundinger,
Weltpriester und correspondirendem Mitgliede der gelehrten Gesellschaft für Arzneikunde und Physik zu Jassy, für Mineralogie und Geognosie zu Jena, für gesammte Naturkunde zu Görlitz, für Landwirthschaft in Steyermark und am vaterländischen Museum im Königreiche Böhmen.
Wien 1840.
12. In Umschl. brosch. Preis: 12 gr. sächs.
Diese kleine Schrift enthält in gemeinfaßlicher Sprache und leicht übersichtlich alles dargestellt, was bis jetzt von Naturforschern über das Wesen und den Einfluß der Wolken ausgemittelt worden ist. Da bekanntlich die Wolken einen Hauptgegenstand der Witterungslehre ausmachen, so findet man darin auch sehr beachtenswerthe Ansichten und Aufschlüsse über die Witterung und alles, was von Naturerscheinungen damit zusammenhängt. In diesem Betrachte dürfte das Büchlein nicht nur für Physikstudirende, Naturforscher und Aerzte, sondern überhaupt für jeden Menschen, der auf die Witterung zu achten ein Interesse hat, also insbesondere für Wirthschaftsbeamte, Gärtner, Botaniker und Blumisten, Jäger u. s. w., anwendbar, passend und zu empfehlen seyn.
[1678-80]
Hall, im k. würtemb. Jaxtkreis.
Verkauf eines Schlosses und Schloß-Guts.
Veranlaßt durch den jüngst erfolgten Tod meiner sel. Gattin habe ich mich entschlossen, meinen Wohnsitz zu ändern, und in Folge davon einen Theil meiner Realitäten zu veräußern.
Demgemäß biete ich auch mein Schloß und Schloßgut Hornek sammt Zugehörungen hiermit zum Kauf an.
Dieses Schloß, ehemals Residenz der Hoch- und Deutschmeister, liegt in dem gesegnetsten Theile des würtembergischen Unterlandes, lauf einem Hügel über dem Städtchen Gundelsheim, Oberamts Neckarsulm.
An seinem Fuße zieht die von Heilbronn nach Heidelberg, Würzburg u. s. w. führende Hauptstraße vorbei, und ein üppiges Wiesenthal scheidet jene von dem schiffbaren Neckar, dessen linkes Ufer wieder von den herrlichsten Wiesen begränzt wird, über welche hinweg das Auge in dem Anblick eines sanft abgedachten, von Städten, Dörfern und Schlössern besäeten Gebirges, eine neue Weide findet.
Die Bauart des Schlosses huldigt dem neuern Geschmack; seine Solidität aber möchte man fast unübertrefflich nennen.
Es enthält nicht weniger als etliche 40 Zimmer und Cabinette, eine große Wagenremise, einen gewölbten Pferdestall und 3 große Keller.
Dabei fehlt es nicht an vielen gewölbten Gemächern, für Registraturen, Magazine und andere Zwecke tauglich.
Unter Dach sind große Speicher und von drei Treppen, welche in mehrerwähntem Schloß sind, ist eine massiv (s. g. Schneckentreppe).
In zwei Höfen befinden sich zwei fließende Brunnen und ein Thurm, welcher eine Thürmerwohnung, Glocken und eine vortreffliche Uhr hat – verleiht dem Ganzen vollends ein äußerst imposantes Aussehen.
Umgeben ist das fragliche Schloß von einem, theils zum Vergnügen, theils zum Nutzen angelegten Graben, und seine Zugehörungen sind:
1) ein großes Bierbrauereigebäude mit Wohnungen für die Arbeiter, mit einer – nach den neuesten Grundsätzen eingerichteten – Bierbrauerei und Branntweinbrennerei, wobei die gewölbten Gähr- und Wachskeller, der große Bierkeller und 2 große Gersten- und Malzböden kaum was zu wünschen übrig lassen.
Vorzüglich zur Bierfabrication geeignet ist das dabei befindliche Wasser, welches überall hin, wo man seiner bedarf, geleitet werden kann.
2) Gegenüber von diesem Gebäude wurde vor kurzer Zeit ein 450 Schuh langer Felsenkeller erbaut, zu welchem hinab eine – 94 Tritte zählende – Staffel führt.
3) Angebaut ist an diesen Keller eine gewölbte Stallung zu 18 Pferden, nebst Geschirr- und Futterkammer, auch Schlafgemach für die Dienerschaft.
4) In einem weitern neuerbauten Stall finden 30 Stücke Rindvieh Platz, und es enthält derselbe geräumige Futterböden.
5) Ein besonders stehendes Gebäude eignet sich zur Wohnung für einen etwaigen Verwalter und Domestiken.
Endlich aber umgibt
6) eine Fortsetzung des Schloßgrabens auch diese sämmtlichen Gebäude, und das Ganze ist durch Ein Portal schließbar.
An Grundstücken liegen theils unmittelbar um diese Gebäude herum, theils in deren Nähe, ungefähr
28 Morgen Baumgarten mit etwas Gehölz,
4 Morgen Hopfenland,
2 Morgen Weinberge und
7 Vrtl. Kleeacker, worunter der eigentliche, 4 Morgen große Schloßgarten sehr beachtenswerth ist.
Einsicht kann mit jedem Tage von diesen Objecten genommen werden; weitere Auskunft aber ertheile ich auf Verlangen nicht nur selbst, sondern auch durch das öffentliche Bureau des Hrn. Kammerrevisors Dibold in Stuttgart, so wie durch den Schloßgärtner Kroll auf dem Schlosse Hornek, indeß ich hier lediglich bemerke, daß ich nach Umständen auf eine Aufstreichs-Verhandlung verzichten und jedenfalls meine Bedingungen sehr billig stellen werde.
Hall, im k. würtemb. Jaxtkreise. Kaufmann Eberhard Friedrich Sandel.
[2398-2400]
Unser von Grund auf neugebautes Hôtel du Lac in Zürich wird vom 1 Julius an zur Aufnahme von Familien und Reisenden jeden Ranges bereit stehen. Dasselbe liegt am neuen Quai rechten Seeufers, zunächst dem Landungsplatze der Dampf- und andern Schiffe, und zwar so vortheilhaft, daß man von zwei Seiten ganz frei aus dem Speisesaal, zwölf andern Sälen und dem größten Theile der übrigen Zimmer, namentlich auch von sechs Balcons und dem Belvedere, die herrlichste Aus- und Fernsicht nicht nur über die reizenden Umgebungen der Stadt und des Sees, sondern besonders auch in die Alpen und Schneegebirge genießt. – So wie es an äußerer und innerer Eleganz und bequemer Einrichtung keinem Gasthof ersten Ranges nachsteht, werden wir uns auch bestreben, in keiner andern Beziehung Einem den Vorrang zu lassen. Mit dieser Versicherung empfehlen wir uns geneigtem Zuspruch.
Zürich, den 12 Junius 1840.
Bilharz & Meyer.
[2352-54]
Anerbieten und Gelegenheit zur Errichtung einer Kaltwasser-Heilanstalt.
Ein sehr romantisch gelegenes Gut in der Nähe einer großen Stadt in Bayern an einem Fluß und einer Hauptstraße, welches mit dem reinsten frischen in die Höhe gehenden Quellwasser reichlich und in jedem Gebäude versehen ist, und auch die nöthigen massiven großen Gebäude zur Einrichtung einer Kaltwasser-Heilanstalt hat, auch in einem milden Klima in südlicher Abdachung liegt, wird mit oder ohne Wald-, Wies- und Feldgründe hiermit zum Verkauf ausgeboten.
Die Expedition der Allg. Zeitung besorgt portofreie Briefe in obigem Betreff an B. T. F. in B.
[2421-23]
Stelle-Gesuch.
Ein Frauenzimmer von guter Familie sucht eine Stelle als Gesellschafterin, vorzugsweise bei einer einzelnen Dame oder in einer kleinen Familie, und würde auch gerne, wenn es gewünscht wird, die Führung der Haushaltung übernehmen. Nähere Auskunft unter der Adresse H. v. K. bei der Expedition der Allg. Zeitung.
[2338-40]
Gemälde-Verkauf.
Der Hr. Peter Balbi von Verona ist durch Erbschaft in Besitz einer Anzahl der gewähltesten Gemälde von berühmtesten Autoren gekommen, welche er insgesammt oder auch einzeln zu veräußern wünscht. Die vorzüglichsten derselben sind: Die Verehrung Christi von drei Königen, von Montagna. Die Familie des venezianischen Dogen Loredan mit 15 in der Lebensgröße dargestellten Figuren von Tizian. Die Hinscheidung Mariá und Begrabung ihres Leichnams von den Aposteln in zwei Gemälden von Giorgione. Die Kreuzabnahme von Basaiti. Ein Portrait des Feldherrn Bartolommeo Calconi natürlich dargestellt von Paolo Veronese. Ein H. Sebastian von Guido Reni, und ein anderer von Guerzino. Es gibt nebst diesen noch eine Menge anderer Gemälde von vorzüglichem Meisterwerk.
[2355]
Anzeige.
Ein Reisender, der bereit wäre, gegen gute Provision Bestellungen auf Extrait d'Absinthe, feine Liqueurs und Weine aufzunehmen, beliebe sich franco an J. G. E. poste restante in Lindau zu wenden.
[2356]
Stelle-Anerbieten.
Ein der italienischen Sprache mächtiger Handlungscommis kann sogleich als Reisender und Comptoirist angestellt werden. Wo und wie? auf frankirte Briefe bei V. A. in Lindau poste restante.
[2405-7]
Bräuhaus-Verkauf.
In einer lebhaften Stadt ist ein im besten Betrieb stehendes und mit allen nöthigen Geräthschaften versehenes sehr geräumiges Bräuhaus nebst Felsenkellern und Grundstücken unter vortheilhaften Bedingungen zu verkaufen. Frankirte Anfragen besorgt die Expedition der Allg. Zeitung.
[2408-9]
Aufforderung.
Durch das Ableben des Landarztes J. G. Schillinger in Augsburg sind dessen vier Kinder zur Erbschaft berufen. Unter diesen befindet sich auch sein geraume Zeit her, abwesender Sohn Georg Schillinger, Schauspieler, welcher hiemit aufgefordert wird, entweder in Person, oder durch einen General- und Special-Bevollmächtigten dahier zu erscheinen.
Augsburg, den 14 Junius 1840.
Wetzel, Glasermeister, als Testaments-Executor, in Augsburg.
[2414-15]
Stelle-Gesuch.
Ein junger Mann, der sich ausgedehnte, gründliche Kenntnisse in der gesammten Physik und technischen Chemie durch sechsjähriges Studium eigen gemacht hat, und inzwischen in einem wohleingerichteten chemischen Laboratorium prakticirte, wünscht in einer Zuckerraffinerie oder Rübenzuckerfabrik eine Anstellung, indem ihm der Zutritt, den er in eine der ersteren Raffinerien durch längere Zeit genoß, Gelegenheit gab, sich in diesem speciellen Theil auch praktisch zu üben. Er spricht nebst seiner deutschen Muttersprache auch französisch und slawisch. Frankirte Briefe pr. Adresse W. J. B. befördert die Expedition dieses Blattes.