Kurze Geschichte der Buchdruckerkunst und des Buchhandels in Augsburg.
Aeneas Sylvius, aus dem Geschlechte der Piccolomini, als Papst Pius der II genannt, der sich in der Mitte des 15ten Jahrhunderts öfters zu Augsburg aufhielt, nannte dasselbe ohne Bedenken die reichste Stadt der Welt. Darf dieses Lob auch nicht gerade buchstäblich genommen werden, so ist doch jedenfalls gewiß, daß Augsburgs Handel damals noch in der vollsten Blüthe stand, und daß in seinen Gewerben eine vielseitige Thätigkeit sich zeigte, die mit reichlichem Gewinne belohnt wurde. cf. Fischers Geschichte des deutschen Handels II. p. 647 u. f.
und Hüllmanns Städtewesen im Mittelalter I. p. 378 und p 71, wo der Reim angeführt ist:
Der Veneter Macht,
Der Augsburger Pracht,
Der Nürnberger Witz,
Der Straßburger Geschütz. Der erworbene Reichthum hatte natürlich auf die Gestaltung des äußern Lebens und des geselligen Verkehrs
einen großen Einfluß. Man wollte den Ueberfluß, dessen man sich erfreute, sehen lassen: prachtvolle Gebäude wurden aufgeführt, glänzende Spiele zogen selbst Fremde herbei, zahlreiche Feste boten erwünschte Gelegenheit zu fröhlicher Unterhaltung und heiterem Genusse; überall trat das Bild behaglicher Zufriedenheit entgegen. Aber in dieser Zeit des Wohlstandes war auch der Sinn für die edleren Künste erwacht, die das Leben verschönern und dem empfänglichen Gemüthe Freuden höherer Art gewähren. Mit besonderer Vorliebe wurden die Lieder des Sängers vernommen und die Werke der Dichter gelesen. Man sammelte sorgfältig, was aus der früheren sangreichen Zeit von den Erzeugnissen der romantischen Poesie sich erhalten hatte; eigene Vereine, nach dem Muster der zünftigen Genossenschaften gebildet, pflegten die Gabe der Dichtkunst; wer sich durch schöpferische Kraft oder durch Gewandtheit im Reimen auszeichnete, hatte nicht bloß unter den Genossen der Verbindung ein wohlbegründetes Ansehen, sein Talent gereichte ihm bei allen Ständen der Gesellschaft zur Empfehlung. So lebten hier die alten Sagen des Ritterthums und die bedeutsameren Ueberlieferungen der Minnesänger in der Erinnerung fort; so entstand manches neue Lied, das bis auf die spätern Zeiten aus dem Munde des Volks ertönte.
Von Augsburg aus verbreitete sich z. B. das alte Lied von den zwölf Meistern im Rosengarten; einer ganzen Sammlung der ältesten Volkslieder, die daselbst im Jahr 1512 veranstaltet wurde, erwähnt Docen in seinen Miscellaneen zur Geschichte der deutschen Litteratur Bd. I, p. 257. Auch die Leistungen der bildenden und zeichnenden Kunst fanden anerkennende Aufmunterung und reiche Belohnung. Manches Denkmal der Malerei und Xylographie verkündet jetzt noch das Lob des Meisters. Unsere Stadtbibliothek ist in dem Besitze mehrerer Miniaturgemälde eines Augsburger Malers aus dem Ende des 15ten Jahrhunderts, die mit zu dem Gelungensten gehören, was von den Deutschen in dieser Gattung geliefert wurde. Selbst ernsterer wissenschaftlicher Forschung blieben denkende Geister nicht fremd, besonders seitdem die Beschäftigung mit der classischen Litteratur der Alten einen freiern Sinn erzeugt hatte und anfing, eine den Mustern des gereinigten Geschmacks nachgebildete Litteratur zu schaffen. Bei solcher Regsamkeit der Bestrebungen mußte das gesellige und geistige Leben bedeutend gewinnen. Wie überhaupt das südliche Deutschland bis zu dem Ende des Mittelalters die Stammverwandten des Nordens an Cultur bei weitem übertraf, so war Augsburg der Mittelpunkt der höhern Bildung, in welchem sich das Gediegenste und Schönste concentrirte, was die Zeit zur Reife gebracht hatte. Es ist bekannt, daß der schwäbische Dialekt durch den Wohllaut, die Biegsamkeit und Fülle seiner Formen sich vor andern hervorthat; aber die Augsburger Mundart behauptete auch hier den Vorzug. Bücher, die in dieser geschrieben waren, wurden namentlich gern gelesen. Der Verleger einer Ausgabe der Predigten Taulers vom Jahr 1508 wußte sie nicht besser zu empfehlen, als indem er ausdrücklich in der Vorrede bemerkte, daß dieselben „neulich corrigirt und gezogen seind zu den merern Tail auf gut verstentlich Augspurger Sprach, die da unter andern teutschen Zungen gemeiniglich für die verstentlichste genommen und gehalten wirt.“ Je weiter indeß die Bildung unter Augsburgs Bürgern sich verbreitete, desto allgemeiner wurde das Verlangen nach den Werken der Schrift, aus welchen man die angeregte Wißbegierde befriedigen konnte.
Daher waren denn die Verhältnisse für die Buchdruckerkunst im 15ten Jahrhundert zu Augsburg ausnehmend günstig. Es ist auch die erste Stadt in Schwaben, in welcher von der neuen Erfindung Gutenbergs Gebrauch gemacht wurde. Denn wenn gleich die Behauptung, die nach dem Vorgange des Augsburger Chronisten Prim. Achilles Gasser sich oft wiederholte, daß nämlich schon 1466 und 1467 aus der Officin des Buchdruckers Johann Bämler eine vollständige lateinische und deutsche Bibel hervorgegangen sey, wie die deßfalls angestellten genauen Untersuchungen darthun, ganz unhaltbar ist, so ist doch eine Augsburger Incunabel vorhanden, die entschieden dem Jahr 1468 angehört.
Bald nachdem Günther Zainer, der erste unter den hiesigen Typographen, zu drucken angefangen hatte, waren mehrere Pressen zu gleicher Zeit in voller Thätigkeit. Von folgenden Augsburger Buchdruckern aus dem 15ten Jahrhundert sind bis jetzt Werke bekannt geworden: 1) Von dem obengenannten Günther Zainer (1468-1478), 2) von Johann Schüßler (1470-1473), 3) von Johann Bämler (1472-1493), 4) von Anton Sorg (1475-1493), 5) von Jodokus Pflanzmann, 6) von Johann Wiener (1477-1479), 7) von Johannes Keller (1478), 8) von Ambrosius Keller (1478), 9) von Hermann Kestlin (1481-1484), 10) von Anna Rügerin, 11) von Johannes Blaubierer, 12) von Johannes Schönsperger, dem älteren (1481-1524), 13) von Erhart Ratdolt (1486-1516), 14) von Johann Schobser (1488), 15) von Peter Berger (1488), 16) von Christoph Schaiter (1493), 17) von Johann Schauer (1493), 18) von Johann Froschauer (1494-1507), 19) von Lucas Zeissenmayer (1495-1502). Außerdem lieferte auch das Kloster St. Ulrich gedruckte Bücher.
Es war ein Vortheil für diese Drucker, daß sie die gut eingerichteten hiesigen Papiermühlen benutzen konnten, die schon in früherer Zeit, wahrscheinlich hier zuerst in Deutschland, erbaut worden waren; auch mußte es ihnen erwünscht seyn, geschickte Formschneider zu treffen, da die Arbeiten derselben mit ihrer eigenen Kunst in der engsten Verbindung standen.
Bei der Auswahl der Bücher nahmen sie auf das locale Bedürfniß vorzügliche Rücksicht. Es erschien gleich in den ersten Jahren eine beträchtliche Anzahl Schriften aus dem Kreise der damaligen belletristischen Litteratur. (Aus der Masse der bekanntgewordenen werden hier angeführt die Geschichten von Sigismunda, Melusina, Griseldis, Herzog Wilhelm von Oesterreich und Herzog Ernst von Bayern, Tristan und Isolde, eine Uebersetzung von Boccaz Novellen, und die erste gedruckte Ausgabe von Wolfram von Eschenbachs Parcival und Titurell.) Manches der vielgelesenen Volksbücher aus jener Zeit mag durch häufigen Gebrauch verloren gegangen seyn, ohne daß wir auch nur den Namen davon wissen. Daß theologische Schriften auch die hiesigen Pressen gleich vom Anfange an sehr beschäftigten, versteht sich von selbst; einige Werke darunter, wie z. B. das Leben der Heiligen, sind von bedeutendem Umfange. Vor Allem aber erwarben sich die hiesigen ersten Buchdrucker durch ihre Ausgaben der deutschen Bibeln hohen Ruhm. Es sind deren nicht weniger als sechs, die vom Jahre 1473-1490 in kurzen Zwischenräumen auf einander folgten; zwei Ausgaben bei Günther Zainer noch vor 1473; zwei bei Anton Sorg 1477 und 1480 und zwei bei Hans Schönsperger 1487 und 1490, über welch letztere sich indeß freilich noch Zweifel erheben ließen.
Augsburg gebührt unstreitig das Verdienst, für die Verbreitung der deutschen Uebersetzung der Bibel vor der Reformation am meisten gethan zu haben.
Aber auch nicht unbedeutende geschichtliche Werke und Encyclopädien wurden noch im Laufe des 15ten Jahrhunderts hier gedruckt, wie z. B. mehrere interessante Chroniken, die Beschreibung des Conciliums von Costnitz, welche auch als das erste gedruckte und ziemlich vollständige Wappenbuch für die Heraldik wichtig ist, das speculum historiale des Vincentius in drei großen Folianten; ferner die größern Reiseberichte des Bernhard von Breydenbach und Hans Tucher über ihre Pilgerfahrt nach Jerusalem. Sonst gingen aus den hiesigen Officinen einige naturwissenschaftliche Schriften hervor, unter andern das oft aufgelegte Buch der Natur, das Buch der natürlichen Weisheit, mehrere mathematische und astronomische Bücher; endlich verdanken wir ihnen die Ausgaben einiger lateinischen Classiker, die erste lateinische Uebersetzung des Flavius Josephus, die deutsche Uebersetzung der Officien des Cicero u. s. w. Man muß in der That über die Fruchtbarkeit der neuen Kunst sich wundern, wenn man auch nur einen flüchtigen Blick in Zapfs Augsburger Buchdruckergeschichte geworfen hat, und doch ließe sich das in derselben enthaltene Verzeichniß der Drucke noch sehr vermehren.
Alle Producte der ältesten Augsburgischen Pressen zeichnen sich überdieß durch ihre typographische Ausstattung sehr vortheilhaft aus. Sie sind meist auf glänzend weißes, starkes, dauerhaftes Papier mit reinen gefälligen Typen gedruckt und zum Theil durch viele Holzschnitte geziert. Ob diese zuerst von Günther Zainer, wie Zapf annimmt, zur Erläuterung des Textes den Druckwerken beigefügt wurden, wage ich nicht zu entscheiden, gewiß aber war Günther Zainer der erste unter den deutschen Druckern, welcher neben den bisher gebräuchlichen gothischen auch lateinische Lettern anwandte. Erhard Ratdolt führte die schönen Randeinfassungen an den Seiten und förmlich abgesetzte Titelblätter allgemeiner ein, als sie bis dahin üblich gewesen waren. Als wahre Meisterstücke der Typographie müssen aber stets die ältesten Augsburger Bibeln und vor Allem die beiden in den Jahren 1517 und 1519 von Johannes Schönsperger gedruckten Ausgaben des Theuerdank betrachtet werden; wenigstens lieferten die früheren deutschen Pressen nichts, was ihnen an die Seite gesetzt werden könnte.
Anfangs besorgten bekanntlich die Buchdrucker den Verkauf ihrer Werke selbst. Die beiden Verlagskataloge, die von den ältesten Druckereien bisher bekannt geworden sind, gehören Augsburg an.
Indeß ist doch noch im Laufe des 15ten Jahrhunderts der Anfang des eigentlichen Buchhandels zu suchen, wenn er auch nur hie und da als isolirtes Geschäft vorkommt und sich bloß auf den Vertrieb einzelner Bücher beschränkt. Der erste Buchhändler dieser Art dürfte nach Lucantonio Giunta zu Venedig wohl Theobald Feger aus Budweis in Böhmen seyn, der bei Erhard Ratdolt dahier im Jahr 1486 die ungarische Chronik des Johann de Thwrocz auf seine Kosten drucken ließ.
Mit dem Beginne des 16ten Jahrhunderts verlegte sich auch Johann Schönsperger, der jüngere, in Augsburg vorzüglich auf den Handel mit Büchern, und beschäftigte zu dem Ende die Officin des Johann Ottmar, doch hatte er auch eine eigene Presse.
Eine Buchhandlung in ausgedehnterem Sinne des Wortes gründete aber um diese Zeit in hiesiger Stadt Johann Rynmann aus Oehringen. Nach der allgemeinen Annahme ist dieser der erste eigentliche Buchhändler in Deutschland. Seine Verlagsartikel lieferten theils die hiesigen, theils die Baseler und Hagenauer Druckereien. Er legte sich zuerst den Titel eines Buchführers bei und stand auch bei den Gelehrten in sehr großem Ansehen. Der bekannte Dichter Conrad Celtes pries seine Verdienste in einem eigenen Gedichte.... Er war anfangs selbst Buchdrucker und zugleich ein berühmter Schriftgießer, von welchem Aldus in Venedig seine Lettern gekauft haben soll; wenigstens schreiben ihm die Schlußworte in der Lobrede auf den heiligen Ivo (Augsburg 1502) die Verfertigung der Venetianer Typen zu.... Außer Rynmann machten auch noch einige Andere, freilich nur unbedeutende Geschäfte mit Büchern, deren Druck sie in den hiesigen Officinen hatten besorgen lassen; so z. B. Jodocus Birlin (1505 bis 1512), Jörg Diemar (1510), Sixtus Schlegel (1511) etc. Neben diesen trieben aber zugleich die Buchdrucker das Handelsgeschäft fort. Unter diesen zeichnete sich in der ersten Hälfte des 16ten Jahrhunderts besonders Johannes Miller aus. Aus seiner Druckerei kam unter Anderm die erste und ächte Ausgabe der Ursperger Chronik (vom Jahr 1515), zu deren Drucke er von dem berühmten Conrad Peutinger, seinem vertrauten Freunde, veranlaßt worden war; er war auch der erste in Augsburg, der ein ganz griechisches Buch druckte, während man das erste daselbst erschienene hebräische – Joannis Boeschensteinii elementale introductorium in hebracas litteras – der Presse des Erhard Oeglin (1514) verdankt, und Dr. Sigmund Grimm in Verbindung mit Marx Wirsung (bis 1522) durch den Druck von Musikalien sich bemerklich machte.
Als die Schriften der Reformatoren den großen, welthistorischen Kampf auf dem Gebiete des religiösen Lebens hervorgerufen hatten, wandten sich die hiesigen Pressen fast ausschließlich den litterarischen Erscheinungen der Gegenwart zu. Sie arbeiteten indeß meist für die Sache der evangelischen Lehre; besonders wurden Luthers Schriften durch den Nachdruck des Sylvan Ottmar, Simprecht Ruff, Heinrich Stainer etc. in unzähligen Exemplaren verbreitet. Der schmalkaldische Krieg scheint diese Thätigkeit gelähmt und überhaupt auf die Geschäfte der Buchdrucker und Buchhändler nachtheilig eingewirkt zu haben, zumal da jetzt auch eine strenge Censur von dem Rathe gehandhabt werden mußte.
Doch treffen wir bald nach dem Ende dieses Kriegs hier wieder zwei für jene Zeit bedeutende Sortimentslager. Das eine gehörte dem Dr. Georg Willer, der in der Geschichte des Buchhandels darum eine besondere Auszeichnung verdient, weil er der erste war, der im Jahr 1564 einen Meßkatalog für die Frankfurter Messe ausgab. In Frankfurt bestand bekanntlich seit dem ersten Drittel des 16ten Jahrhunderts ein großer Büchermarkt, auf welchem die deutschen, italienischen, französischen, und, gegen das Ende des Jahrhunderts, auch die niederländischen und holländischen Buchhändler ihre litterarischen Waaren feil boten; Leipzig hob sich dagegen in dieser Beziehung erst am Ende des 17ten Jahrhunderts, und zog von da an die Messe um so leichter fast ganz an sich, weil sich in Frankfurt die Deutschen im Nachtheile gegen die Ausländer sehen mochten.
Der andere namhafte Augsburger Buchhändler aus dieser Zeit ist Johann Portenbach, dessen Sohn und Nachfolger im Geschäfte, Johann Georg Portenbach, sich mit einem gewissen Tobias Lutz associrte. Auch diese besuchten die Frankfurter Messen und ließen von 1578 bis 1598, nach dem Muster der Willer'schen, jährliche Meßkataloge drucken....
Während nun hiernach der Sortimentsbuchhandel in der letzten Hälfte des 16ten Jahrhunderts wieder in Aufnahme kam und hier reiche Niederlagen auch von ausländischer Litteratur gründete, so konnten sich doch die Geschäfte der Buchdrucker
von dem erhaltenen Stoße nicht eben so leicht erholen....
Deßhalb faßte denn der gelehrte Stadtpfleger Marcus Welser, der sich zu seinen ersten schriftstellerischen Arbeiten der aldinischen Presse in Venedig hatte bedienen müssen, den Entschluß, die Privatdruckerei ad insigne pinus zu gründen. Es sollten durch sie umfassendere, wissenschaftliche Werke, die im Buchhandel nicht zu haben waren, und dann vorzüglich der kostbare Schatz jener noch nicht edirten griechischen Handschriften, welche die Stadtbibliothek im Jahr 1545 von dem vertriebenen Bischofe von Corcyra, Antonius Eparchus, um 800 Ducaten käuflich an sich gebracht hatte, veröffentlicht werden. Zur Deckung der Kosten constituirte sich eine Gesellschaft, welche die angesehensten Männer der Stadt von beiden Confessionen zu ihren Mitgliedern zählte. Ueber die Auswahl der Werke entschied ein eigenes Comité von Gelehrten; unter diesen befanden sich der genannte Stadtpfleger Marcus Welser und der als Philolog rühmlich bekannte Stadtbibliothekar und Rector bei St. Anna, David Höschel.... Das Welser'sche Institut lieferte von dem Jahre 1594 bis zu dem Jahre 1619 oder 1620 eine große Anzahl Bücher, zum Theile von bleibendem, wissenschaftlichem Werthe.... Ihre Erzeugnisse übertreffen überdieß an Correctheit und Eleganz Alles, was die Typographie in jener Zeit leistete; selbst die spätere kunstreiche Druckerfamilie der Elzevire in Holland hat kaum Ausgezeichneteres zu Tage gefördert.... Im Hinblicke auf die wissenschaftlichen Bestrebungen, die einen Kreis gebildeter und auch im äußern Leben hochgestellter Männer durch Welsers und Höschels Anregung zu einem schönen geistigen Verkehre verbanden, und mit Rücksicht auf die vorzüglichen Leistungen der Drukerei ad insigne pinus schreibt der Italiener Olgiati, der das hiesige Leben jener Zeit näher kennen zu lernen Gelegenheit hatte, von Augsburg, daß es einer der Städte des alten Griechenlands gleiche, da hieher der Geist, der einst jenes Land beseelte, gewandert sey; in ihm erscheine eine Menge trefflicher Bücher, und die Buchdruckerkunst habe es nirgends zu einer größern Vollkommenheit gebracht.
Die politischen Ereignisse, welche als Vorboten des vieljährigen, furchtbaren Religionskriegs im Jahre 1618 die öffentliche Aufmerksamkeit auf Böhmen und Ungarn richteten, brachten in die Geschäfte der hiesigen Drucker wieder ein größeres Leben...
Gegen das Ende des Jahrhunderts erhielt aber vorzüglich der katholische Buchhandel eine Bedeutung, wie er sie nie vorher hatte. Von der Zeit an wird Augsburg der eigentliche Büchermarkt für den ganzen katholischen Theil des südlichen Deutschlands. Die hiesigen katholischen Buchhändler erwarben sich bei diesen günstigen Verhältnissen bald ansehnliche Reichthümer, die sie in den Stand setzten, ihren Betrieb großartig zu erweitern. Ihre Niederlagen bekamen einen außerordentlichen Umfang.... Auch haben sich einige der katholischen Buchhändler dahier durch ihre schriftstellerischen Arbeiten in der gelehrten Welt einen Namen erworben.
[2490]
Bekanntmachung.
Das Herrmannsbad zu Muskau in der k. preuß. Oberlausitz wird am 28 Junius eröffnet. Dasselbe ist berühmt durch seine reichhaltigen und sich schon so bewährten Moorschlammbäder, so wie auch die kräftigen natürlichen Eisen- und Schlackenbäder einer rühmlichen Erwähnung verdienen, zu welchen nun auch noch die so beliebten und sich auch hier schon so wirksam gezeigten Wellenbäder getreten sind – wozu hier in dem Neißefluß und der an dems lben im Park gelegenen großen Mühle so günstige Gelegenheit vorhanden – und die in diesem Jahre noch vermehrt worden. Außerdem werden aber auch alle Arten künstlicher Bäder, als russische Dampf-, Douche- und Schwefelräucherungsbäder verabreicht, so wie auch alle Arten von Trinkwasser, sowohl natürliche als künstliche (Struve'sche) in bester Güte bereit gehalten, oder auf vorherige Bestellung billigst und sehr bald herbeigeschafft werden. Aber auch die den hiesigen Park besuchenden Fremden finden auf dem Bade freundlich und anständig eingerichtete Wohnungen und Stallung für Pferde; so wie auch in der vorhandenen Restauration für gute Bewirthung gesorgt werden wird.
Bestellungen auf Quartiere werden portofrei erbeten, diese aber, so wie sonstige Wünsche, bestens berücksichtigt werden; nur ersucht man, den Tag der Ankunft und die Zeit des Aufenthaltes genau anzugeben. Auch wird der Bade-Arzt Hr. Dr. Fettke hieselbst über Anfragen in ärztlicher Beziehung gern die gewünschte Auskunft ertheilen.
Die fürstlich Pückler'sche Bade-Direction.
[2439]
Aubert et Comp. de Paris, Editeurs du Charivari, de la Caricature etc. etc. à Leipzig chez Léopold Michelsen.
Lithographies en tous genres, – études, modèles de dessin, – Albums pour les Salons, – Albums et livres pour les enfants, – les dames et les demoiselles, livres comiques ornés de planches amusantes.
Die Mode in den Salons, die Tische mit Albums auszuschmücken, um die Gesellschaft auf dem Lande bei schlechtem Wetter, so wie in der Stadt in den langen Winter-Soireen angenehm zu unterhalten, ist jetzt allgemein in Frankreich, England und Rußland angenommen; überzeugt, daß diese Liebhaberei gewiß auch bald in allen größern Städten Deutschlands Aufnahme finden wird, haben sich die HH. Aubert und Comp. in Paris, die einzigen Herausgeber solcher sich dazu eignender Werke, veranlaßt gefunden, eine vollständige Auswahl derselben nach Leipzig an ihren Commissionär für ganz Deutschland, Leopold Michelsen, zu senden, der alle resp. Aufträge aufs prompteste ausführen wird.
Galerie de la Presse et des Beaux Arts.
Dieses ausgezeichnete Werk enthält in 2 Bänden in 4. 98 Portraits mit 98 Biographien der berühmtesten Männer in Paris: Schriftsteller, Künstler, Journalisten etc., die Portraits sind von den besten Künstlern in Paris lithographirt.
Le Musée pour rire.
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Les Cent et Un Robert Macaire.
2 schöne Bände in 4., in demselben Geschmack wie das vorhergehende Werk, voller beißender Satyre auf die Pariser Sitten und Handel; von diesem Werke wurden binnen kurzem 5000 Exemplare in Frankreich verkauft.
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[2420]
Homburg an der Höhe. Homburg an der Höhe, durch seine schöne, gesunde Lage – 600 Fuß über der Meeresfläche – am Fuße des Taunus, und seine reine nervenstärkende Luft gleich ausgezeichnet, wurde seit vielen Jahren schon wegen seiner Soolquellen im Sommer von einzelnen Fremden besucht, welche in Ermangelung aller Anstalten in ihren Wohnungen bereitete Bäder mit Nutzen gegen rheumatische, gichtische, scrophulöse, exanthematische etc. Leiden gebrauchten. Der Gehalt dieser Badequellen ist in einem Pfund Wasser zu 6 Unzen an festen Bestandtheilen:
wasserfrei
Chlor-Natrium 108,392 Grane.
Chlor-Calcium 15,285 Grane.
Chlor-Magnium 5,904 Grane.
Chlor-Kalium 0,384 Grane.
Schwefelsaurer Kalk 0,212 Grane.
Kohlensaurer Kalk 9,698 Grane.
Kohlensaure Magnesia 2,485 Grane.
Brom-Magnium 0,002 Grane.
Kohlensaures Eisenoxydul 0,480 Grane.
Thonerde 0,054 Grane.
Kieselerde 0,164 Grane.
an gasförmigen Bestandtheilen:
Kohlensaures Gas 22,728 Kubikzoll.
Seit der Errichtung von Badeanstalten, deren gegenwärtig ungefähr acht bestehen (1833 wurde die erste in der Hofapotheke gegründet), hat die Frequenz sichtlich zugenommen, so daß die Fremden, welche im Jahre 1834 nur etwa 150 betrug, bis zum Jahre 1836 schon auf circa 300 gestiegen war. Wichtiger noch wurde die Aufräumung und Neufassung eines versumpften alten Brunnens – jetzt, in schöner Fassung prangend, unter dem Namen des Elisabethen-Brunnens zwar viel, aber doch seinen Qualitäten nach nicht entsprechend bekannt – welche Arbeiten einer genauen, von dem rühmlichst bekannten Chemiker Hrn. Professor Liebig in Gießen im Sommer 1836 gefertigten, Analyse dieser Quelle vorangehen mußten. Seit dieser Zeit hat die Frequenz sich beinahe verdreifacht, und die glücklichen und befriedigenden Erfolge des Gebrauches der Quelle versprechen, bei mehr ausgebreitetem Gekanntwerden derselben, einen bedeutenden Zuwachs an heilsuchenden Kranken; besonders aus der Classe der Unterleibskranken,
Hypochondristen, an Hämmorrhoiden unter den verschiedensten Formen, so wie an Stockungen im Unterleibe Leidende etc. dürfen sich des besten Erfolges getrösten.
Die Ergebnisse der Analyse des Hrn. Professors Liebig waren, in einem Pfund Wasser des Elisabethen-Brunnens zu 16 Unzen:
79,1548 Grane Chlor-Natrium,0,3815 Grane Schwefelsaures Natron,7,7590 Grane Chlor-Calcium,7,7919 Grane Chlor-Magnesium,0,3158 Grane Kieselerde,10,9905 Grane Kohlensaurer Kalk,2,0136 Grane Kohlensaure Bittererde,0,4623 Grane Eisenoxydul,21,5808 Grane freie Kohlensäure,
130,4502 Grane an fixen und flüchtigen Bestandtheilen.
In einem Pfund dieses Wassers, welches genau dem Raume von 32 Kubikzollen entspricht, sind im Ganzen 58,78 Kubikzolle und als freie Kohlensäure 48,64 Kubikzolle enthalten.
Es gehört demnach dieses Mineralwasser zu den salinischen und eisenhaltigen Säuerlingen. Hr. Professor Liebig hat sich über dasselbe folgendermaßen ausgesprochen: „sein großer Reichthum an Kohlensäure, indem es alle bekannten Mineralquellen Europa's übertrifft, und sein starker Eisengehalt, müssen es, in seiner Wirkung auf den Organismus, den gebräuchlichsten Stahlwässern und Säuerlingen, und sein Gehalt an salinischen Bestandtheilen den bekanntesten Soolquellen an die Seite stellen.“
Mehrjährige Erfahrungen haben diesen Ausspruch vollkommen bestätigt, und die glückliche Einigung von auflösenden, flüchtig belebenden und roborirenden Bestandtheilen, wie wir dieselbe in dem Wasser des Elisabethen-Brunnens finden, hat in ihren Wirkungen, besonders auf erkrankte Unterleibsorgane, die größten Erwartungen befriedigt, zum Theil übertroffen. Es kann diese herrliche Quelle mit dem Ragozzi-Brunnen in Kissingen füglich in die Schranken treten, indem sie die wesentlich wirksamen fixen Bestandtheile in gleichem, zum Theil in höherem Maaße hat, hinsichtlich der flüchtigen aber den Ragozzi um das Doppelte übertrifft (der Ragozzi in Kissingen hat 24,25 Kubikzoll Kohlensäure, während der Homburger Elisabethen-Brunnen 48,64 Kubikzolle in einem Pfund Wasser hat.) Auf dieser Differenz des Kohlensäuregehaltes beruht auch die leichtere Verträglichkeit des Wassers des Elisabethenbrunnens vor dem der Kissinger Quelle, welche viele vormals Kissinger, jetzt seit drei Jahren regelmäßig Homburger Curgäste bestätigen.
Die Wirkungen des Elisabethen-Brunnens sind, analog der glücklichen Einigung seiner Bestandtheile, alle Systeme des Digestionsapparates berührend. Die salinischen entsprechen der vegetativen Thätigkeit, und wirken durch directe Säfteentleerung entlastend auf überfüllte Organe. Die reiche Kohlensäure hat directe Belebung, durch Erregung der sensibeln Sphäre, zur Folge, während das aufgenommene Eisen als mächtiger Hebel für die gesunkenen irritabeln Factoren auftritt. – Es ist oft auffallend, wie wahrhaft hinwelkende Kranke von der belebenden Quelle physisch und psychisch verjüngt Abschied nehmen.
Die Badeeinrichtungen mehrerer hiesigen Badehäuser sind sehr lobenswerth und einladend. Besonders ausgezeichnet ist die neue Badeanstalt des Hofapothekers Hrn. Thuquet, welche, nach einstimmigem Zeu nisse auch der gereistesten und erfahrensten Bade-Besucher, nichts zu wünschen übrig läßt und vom einfachen Süßwasser-Bade bis zum russischen Dampf- und kohlensauren Gas-Bade alle zu wünschenden Vorrichtungen, Douche-, Regen-, Brausebäder etc. enthält.
In gleichem Grade anziehend wie die herrliche heilbringende Quelle ist die Lage von Homburg am Fuße des Taunus mit seiner herrlichen Umgegend und der reinen wahrhaft stärkenden Luft, welche auf Unterleibs- und mit Nervenverstimmungen heimgesuchte Kranke den heilsamsten und besten Einfluß äußert. – Große Partienwagen, Troschken und Chaisen sind immer gut und billigen Preises zu haben und erleichtern das Besuchen der entfernteren schönen Punkte, woran die hiesige Gegend so reich ist.
Mit der Einrichtung und Bewirthung in den Gasthöfen ist man durchgängig zufrieden, und man findet darin nach verschiedenen Anforderungen und Bedürfnissen gehörige Auswahl, welche auch in Beziehung auf Privatwohnungen stattfindet. – Wer, in Privatwohnungen logirend, nicht wünscht, an table d'hôte zu speisen, kann sich aus Speisehäusern gut und verhältnißmäßig sehr billig verköstigen lassen.
Anfragen wegen Logis etc. wird die landgräflich hessische Brunnenverwaltung in Homburg an der Höhe baldigst beantworten, man beliebe sich deßfalls schriftlich oder mündlich an dieselbe zu wenden. – Homburg a. d. Höhe, im Mai 1840.
Dr. Müller, landgräfl. hess. Hofrath und Badearzt.
Eine mehrjährige Erfahrung hat mir die Ueberzeugung der Vortrefflichkeit des Homburger Elisabethenbrunnens gegeben: ich habe dieses Wasser bei Unterleibskranken, Hypochondristen, hartnäckigen Verstopfungen des Darmcanals, Leberaufschwellung mit fehlerhafter Ab- und Aussonderung dieses Organs, mit dem besten Erfolge angewandt, so daß ich, meiner Ueberzeugung nach, alles, was Hr. Hofrath Dr. Müller über diese Quelle sagt, vollkommen bestätigt finde; nicht minder wirksam sind die dortigen Soolbäder gegen Krankheiten des Lymphesystems, Drüsenkrankheiten und offene Drüsengeschwüre scrophulöser Natur.
Frankfurt a. M., im Mai 1840.
Dr. Lejeune, ausübender Arzt, geh. Rath und Ritter des großh. hess. Verdienst-Ordens.
[2450]
Die jodhaltige Mineralquelle zu Wildegg im Kanton Aargau.
Schon vor einigen Jahren ließen die HH. Laue auf ihren Besitzungen zu Wildegg im Jurakalke bohren, in der Absicht, einen artesischen Brunnen zu erhalten. In einer Tiefe von 345' unter dem Spiegel der Aar wurde eine Mineralquelle angebohrt, welche durch ihren starken Salzgeschmack die Aufmerksamkeit der Besitzer erregte. Vorläufige Untersuchungen zeigten einen beträchtlichen Jodgehalt an, was die HH. Laue, besonders noch veranlaßt durch Hrn. Geh. Medicinalrath Schönlein, bewog, auf die Fassung der Quelle die größte Sorgfalt zu verwenden. Nachdem durch vielfache und zu verschiedenen Zeiten vorgenommene Untersuchungen dargethan war, daß der Gehalt des Wassers an fixen Bestandtheilen sich stets gleich erhielt, unternahm Hr. Professor Löwig in Zürich die quantitative Untersuchung. Durch dieselbe hat sich ergeben, daß das Wildegger Mineralwasser die meisten Jodbrunnen an Stärke übertrifft und selbst der Adelheidsquelle an die Seite gestellt werden kann, wie folgende Vergleichung zeigt. Es enthalten nämlich 1 Schoppen oder 16 Unzen Wasser folgende Bestandtheile: Wildegger Wasser.
Chlornatrium 75,2640 Gran.Chlorcalium 0,0445 Gran.Chlorcalcium 2,8163 Gran.Chlormagnium 12,3878 Gran.Jodnatrium 0,3018 Gran.Bromnatrium 0,0062 Gran.Schwefelsauren Kalk 13,4859 Gran.Kohlensauren Kalk 0,6375 Gran.Eisenoxyd 0,0038 Gran.104,9478 Gran.Kohlensäuregas 2,3 K. Zoll.Adelheidswasser (nach der Analyse von Prof. Fuchs).Chlornatrium 36,899 Gran.Kohlensaures Natron 4,257 Gran.Kohlensauren Kalk 0,504 Gran.Kohlensaure Bittererde 0,230 Gran.Jodnatrium 0,912 Gran.Bromnatrium 0,300 Gran.Kieselerde 0,122 Gran.43.224 Gran.
Nach den vorliegenden Analysen ist zwar der Gehalt des Jodnatriums in dem Adelheidswasser dreimal so groß, wie der im Wildegger. Vergleichende Versuche jedoch, welche Hr. Prof. Löwig vorgenommen hat, haben dargethan, daß der Unterschied nur sehr unbedeutend ist. Die Methoden, deren sich die Chemiker früher bedienten, um den Jodgehalt eines Mineralwassers zu bestimmen, gaben nie ein sicheres Resultat; erst in der neuesten Zeit wurden solche aufgefunden. Hr. Professor Löwig wird seine vergleichenden Untersuchungen, die er über den Jodgehalt beider Mineralquellen vorgenommen hat, in einer wissenschaftlichen Zeitschrift bekannt machen. Daß in der That beide Mineralquellen
im Jodgehalt nur sehr unbedeutend von einander abweichen, läßt sich leicht beweisen. Wäre nämlich im Adelheidswasser dreimal so viel Jod enthalten, als im Wildegger, so müßte eine Mischung von einem Theil Adelheidswasser und zwei Theilen reinem Wasser noch ebenso stark auf Jod reagiren, wie das unvermischte Wildeggerwasser; überhaupt müßte bis zum Verschwinden der Jodreaction das Adelheidswasser durch Zusatz von reinem Wasser auf ein dreifach größeres Volumen gebracht werden können, wie das Wildeggerwasser. Man überzeugt sich aber leicht, daß zum Wildeggerwasser bis zum Verschwinden der Jodreaction eben so viel reines Wasser gesetzt werden muß, wie zum Adelheidswasser. Das letztere enthält außerdem keine Spur Chlorcalcium und Chlormagnium, zwei Bestandtheile, welche an der ausgezeichneten Wirksamkeit des Wildeggerwassers einen höchst bedeutenden Antheil haben.
Hr. Geh. Medicinalrath Schönlein in Berlin hat das Wildegger-Mineralwasser zuerst im Kantonsspital in Zürich mit dem ausgezeichnetsten Erfolg angewandt. Die vorzüglichen heilkräftigen Wirkungen des Wassers gegen mehr und weniger hartnäckige Skrophel-Leiden aller Art, von der leichten Form derselben bis zu ihrer höchsten Entwicklung, verbreitete sich so schnell, daß schon im verflossenen Jahre allein in den Kantonen Zürich und Aargau 3000 Flaschen getrunken worden sind. Die bis jetzt bekannten ärztlichen Erfahrungen werden in einer eigenen Schrift publicirt werden. – Das Wildegger-Mineralwasser ist klar, setzt jedoch nach längerem Stehen einen gelblichen Niederschlag, aus Eisenoxyd und kohlensaurem Kalk bestehend, ab. Das Wasser muß mit Vorsicht gebraucht werden. Je nach dem Uebel, der Constitution und dem Alter wird Morgens nüchtern ein viertel- oder halbes Glas getrunken, und nach Verordnung des Arztes, nach und nach auf eine halbe, höchstens auf eine ganze Flasche gestiegen. Verstopfungen treten nicht ein; es belästigt nicht die Verdauungsorgane und wirkt gewöhnlich gelind abführend. Die Flaschen, in welchen das Wasser versandt wird, fassen 1 franz. Liter. – Um das Wasser zu erhalten, wendet man sich an die Jodbrunnen-Verwaltung in Wildegg.
Wildegg, im Mai 1840.
[2395-97]
Pränumerations-Einladung.
Auf das Innerösterreichische Industrie- und Gewerbeblatt,
zweiter Jahrgang 1840;
herausgegeben und redigirt von Karl v. Frankenstein,
im Verlage bei J. A. Kienreich, Buchhändler in Grätz,
welches als Organ der Wirksamkeit des innerösterreichischen Industrie-Vereins und der Gesellschaft zur Ausfuhr innerösterreichischer Erzeugnisse in Triest, als Tagszeitung alles Neuen und Interessanten im Gebiete der Industrie, Technik und des Handels, wöchentlich zweimal: Mittwochs und Samstags, mit einem allgemeinen Anzeigeblatt – erscheint, und worin jährlich mehr als 100 xylographische Abbildungen nebst artistischen Beilagen geliefert werden, wird für die so eben wieder nöthig gewordene zweite und vergrößerte Auflage fortwährend für das erste und zweite Semester 1840 Pränumeration in allen Buchhandlungen Deutschlands angenommen. Der Preis ist halbjährig 2 Thlr. 8 gr., ganzjährig 4 Thlr. 16 gr. Von dem ersten Jahrgang 1839 (Mai bis December) sind noch einige Exemplare zu 3 Thlr. vorräthig.
[137]
In der Unterzeichneten sind erschienen und an alle Buchhandlungen versandt worden:
Johann Ladislav Pyrkers
sämmtliche Werke.
Prachtausgabe in Einem Bande.
Neue durchaus verbesserte Ausgabe.
Mit dem Bildniß des Verfassers.
Velinpapier. Preis 7 fl. oder 4 Rthlr.
Der ehrwürdige Sänger, der in dem ersten dieser Heldengedichte die Eroberung von Tunis durch Karl V, im zweiten die Thaten Rudolphs von Habsburg und im dritten die Perlen der heiligen Vorzeit in harmonischer Weise und Versart besungen hat, gehört zu den seltensten Dichtern Deutschlands. Wir erlauben uns hier statt aller Anpreisung einige uns zugekommene Urtheile anzuführen:
Heinrich Voß, der größte Litterator Deutschlands und ausgezeichneter Dichter, erkennt dem Verfasser des Rudolphs von Habsburg den classischen Lorbeer zu (Sophronizon 1825, 2tes Heft).
Ein anderer competenter Richter spricht sich über dasselbe Gedicht wie folgt aus: „So haben wir denn endlich, Gottlob! ein deutsches Epos, dessen sich, außer dem griechischen, kein anderes Volk rühmen kann. Ich setze Pyrkern weit über Virgilius, das heißt: ich glaube, daß Pyrker dem Homer viel näher stehe, als Virgil. – Ja, der hat's vollbracht, und Alles überflügelt, was nach Homeros gekommen!“ (Wiener Zeitschr. f. Kunst und Litt. 1826, Nr. 24.)
In der Zeitschrift Hermione, Nr. 3, 17 Jan. 1827, wird obiges Werk als das wahre deutsche Heldengedicht bezeichnet.
Auch seinen beiden übrigen Werken: Perlen der heiligen Vorzeit und Tunisias ward ein gleicher Ruhm zu Theil, und wegen des letztern räumt ihm ein unsterbliches Gedicht Baggesens (Dresdener Morgenzeitung 1827 Nr. 103) vor Klopstock mit dem Worte Vater, den höchsten Platz ein.
Der Dichtkunst Höchstes ist das wahre Epos, folglich der Verfasser obiger Werke einer der ersten Dichter Deutschlands, welches jetzt schon ausgesprochen, von der Nachwelt allgemein anerkannt werden wird.
Stuttgart und Tübingen.
J. G. Cotta'sche Buchhandlung.
[2413]
Höchst beachtungswerthe Anzeige für die Besitzer und Directoren von Gemälde-Galerien, Kunst-Akademien und für Kunstfreunde.
Die werthvollsten Original-Oelgemälde aus der berühmten Sammlung des verstorbenen Directors der Akademie der Künste und Wissenschaften, Hofmalers Friedrich Weitsch zu Berlin, sind zu verkaufen, und werden demjenigen, welcher bis spätestens den 1 September 1840 das höchste Gebot auf sämmtliche unten verzeichnete Gemälde an die Buch-, Musikalien- und Kunsthandlung F. E. C. Leuckart in Breslau portofrei einsendet, käuflich überlassen werden.
Der erste Blick auf untenstehendes Verzeichniß dieser Gemälde, deren Aechtheit anerkannt ist, wird schon jedem Kunstkenner zeigen, dass diese auserwählte Sammlung kostbare Reliquien von den ersten Meistern in sich vereinigt, deren Acquisition wohl für jede Gemälde-Galerie eine ansehnliche Bereicherung seyn dürfte.
1) DIE BUSSENDE MAGDALENE, auf Leinwand. 38'' hoch, 28'' breit, RUBENS.
2) DER KRANKE ANTIOCHUS auf Holz, 9'' hoch, 13'' breit, RUBENS.
3) DAS INNERE EINES ZIMMERS und Aussicht hinaus, auf Leinwand, 27 1/2'' hoch, 24'' br., Pieter de Hoghe.
4) GOLDFISCHE IN EINEM GLASE, Trauben daneben, 21'' hoch, 17'' br. Friedrich Weitsch.
5) DER VIEHMARKT. Sehr reiche Composition mit 27 Figuren, gez. PAUL POTTER 1652 auf Holz, 21'' hoch, 31'' breit, PAUL POTTER.
6) BAUERN IN EINER SCHENKE, 11 1/2'' hoch, 15'' breit, J. Ostade.
7) LOBGESANG DER KINDER ISRAEL, nachdem sie durch das rothe Meer gegangen, auf Kupfer, 11'' hoch, 15'' breit, Rubens.
8) MARIA MIT DEM JESUSKINDE auf einem Ruhebett sitzend und daneben Joseph, oben 2 schwebende Engel, Pergament auf Leinwand, 6'' hoch, 5'' breit, sehr zart ausgeführt. RAPHAEL SANZIO von Urbino.
9) DER HEILIGE HIERONYMUS, in Cardinals-Kleidung, als Kirchenlehrer in dem Innern einer Kirche, die reich mit Architektur versehen ist. Mit geringer Abweichung wie das von Dürer gestochene Blatt, auf Kupfer, 14'' hoch, 11'' breit, ALBRECHT DÜRER.
10) JOHANN VAN STEEN bläst seiner Frau, welche beim Frühstück eingeschlafen, den Rauch seiner Pfeife in den Nacken. Eine Frau steht hinter dem Tisch, ein Glas Wein in der Hand, und belächelt diesen Scherz, auf Holz, 14 1/2'' hoch, 12'' breit, Jan van Steen.
11) LANDSCHAFT, DIE VILLA ESTE von der Gartenseite vorstellend, mit dem Namenszuge des Meisters im Wappen des Schlosses. Die Figuren von David Teniers dem Vater, auf Holz, 26'' hoch, 20 1/2'' breit, Claude Lorain.
12) LANDSCHAFT. Ein Hirt mit Schafen, Ziegen und Heerden; im Hintergrunde eine Stadt, auf Leinwand, 14'' hoch, 19 1/2'' breit, Adrian van der Velde.
13) LANDSCHAFT, einen Abend im Mai vorstellend; ein Schäfer bläst auf einer Schalmei, neben ihm sein Mädchen, Schafe und ein Hund. Papiermaché, 12 1/2'' hoch, 16 1/2'' breit, Friedrich Weitsch.
14) HISTORISCHE LANDSCHAFT. Sandige Waldgegend im Vordergrunde. Der sich im Bach spiegelnde Narciß auf Leinw., 25'' hoch, 36'' breit. Sehr schön componirt und gemalt, Nicolaus Poussin.
15) PROSPECT EINES FISCHMARKTS in Amsterdam, mehrere Barken auf einem Canal, Figuren von Terburg, Leinw. auf Holz 19 1/2'' hoch, 25 1/2'' breit, Ruysdael.
16) EIN FRANCISCANER-MÖNCH. Lebensgröße aus des Meisters bester Zeit, auf Leinw. 6' 4'' hoch, 3' 9'' breit, RUBENS.
17) EIN EICHWALD mit Viehtrift 27'' hoch, 38'' breit, Pascha Weitsch.
18) JOH. HEINR. ROOS auf einer Schecke sitzend, hinter ihm noch ein Mann mit einem Pferde. Im Hintergrunde altes Gemäuer. Sehr ausgeführt, auf Leinwand 12'' hoch, 15 1/2'' breit, Joh. H. Roos.
19) DER HEILIGE SEBASTIAN an einen Baum gebunden. Neben ihm seine Rüstung, auf Leinw. 25'' hoch, 32 1/2'' breit, A. van Dyck.
20) CHRISTUS IN SEGNENDER STELLUNG aus der Sammlung des Feldmarschalls v. d. Schulenburg in venezianischen Diensten, auf Holz. 20 1/2'' hoch, 15'' breit, Giovano Bellini.
21) EIN BETENDES MAEDCHEN, auf Leinw. 17 1/2'' hoch, 13'' breit, Carolo Dolce.
22) AMOR SCHLAFEND auf einem bemoosten Hügel unter Rosengebüschen, auf Leinw. 37'' hoch, 16'' breit, Friedr. Weitsch.
23) Große Landschaft. Sonnenuntergang, Friedr. Weitsch. – 24) Landschaft. Waldgegend, Berghem – 25) Große Landschaft. Waldgegend. Fr. Weitsch. – 26) Bildniß des Pascha Weitsch, von Friedr. Weitsch.
27-28) ZWEI GROSSE LANDSCHAFTEN, von DAVID TENIERS.
29) DER LEICHNAM CHRISTI von Maria und Engeln umgeben, auf Holz, 20 1/2'' hoch, 16'' breit, Fra Bartholomeo.
30) Familien-Bild des Malers mit seiner Frau, ein Papagei und ein Hund, von Friedr. Weitsch.
31) Amor mit einem Schmetterling auf dem Pfeil, 16 1/2'' hoch, 15'' breit, Friedrich Weitsch.
F. E. C. Leuckart.
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Im Verlage von F. E. C. Leuckart in Breslau am Ringe Nr. 52 erschienen so eben:
Drei Trauer-Motetten, in Musik gesetzt für den vierstimmigen Chor mit Begleitung der Orgel, zwei Violinen, Contrabaß und drei Posaunen (unobligat), von
Ign. Ritter v. Seyfried.
Preis: 1 fl. Conv.-Mze. od. 16 gGr.
Bei dem bereits sehr fühlbar gewordenen Mangel an neuen derartigen Kirchenstücken, welche selbst mit geringen Mitteln leicht ausführbar sind, werden obige Motetten jeder Stadt- und Landkirche, so wie Gesangvereinen etc. um so willkommener seyn, als der hochgefeierte Name des Componisten für die Gediegenheit derselben bürgt.
In demselben Verlage erschienen ferner folgende höchst empfehlungswerthe neue Kirchensachen:
Hahn, B., Graduale: „Diffusa est gratia“ Offertorium: „Gloria et honore coronasti eum.“ Für 4 Solo und 4 Chorstimmen 30 kr. C. M. oder 8 gr.
– Graduale: „Adjutor in opportunitatibus“ für Sopran, Alt, Tenor, Baß, Orgel und Contrabaß. Offertorium: „Jesu dulcis memoria.“ Für Sopran, Alt, Tenor, Baß, Orgel und Contrabaß mit willkürlicher Begleitung von 2 Clarinetten in B. und 2 Horn (in Stimmen). 30 kr. C. M. od. 8 gr.
Die Compositionen des Hrn. Domcapellmeister Hahn erfreuen sich einer so ausgebreiteten Anerkennung ihrer Vortrefflichkeit, daß sie keiner weitern Empfehlung bedürfen.
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In der litterar.-artist. Anstalt in München ist erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:
Katholisches Andachtsbuch für Gebildete des weiblichen Geschlechts, die im Geist und in der Wahrheit beten.
Von J. B. Track.
Vierte Auflage. 8. Mit einem schönen Stahlstiche. 1 fl.
Katholisches Andachtsbuch für Gebildete des männlichen Geschlechts, die im Geist und in der Wahrheit beteu.
Von J. B. Track.
Dritte Auflage. 8. 1 fl.
Diese beiden Gebetbücher, welche sich jetzt bereits in mehreren Auflagen in den Händen des Publicums befinden, haben die Billigung würdiger Männer gefunden, und verdienen, wie sie das denn schon geworden, in die Reihe religiöser Hausbücher aufgenommen zu werden.
Dieselben sind von der Verlagshandlung auch gebunden in schwarzen Saffian mit Goldschnitt zu beziehen.