Schreiben aus Stockholm, vom 18
Auguſt.
Von Carlskrona wird gemeldet, daß ſich der Herzog
von
Suͤdermannland fertig mache, mit der Flotte bald
wieder
auszulaufen; er hat auch ſchon eine Diviſion
der Flotte
auf eine geheime Expedition ausgeſandt.
Die Rußiſche Flotte hat in dem Treffen vom 26ſten
Julii aus
3 Schiffen von 108, 2 von 80, 8 von 76,
9 von 66, und aus 2 Fregatten
von 40 Kanonen be-
ſtanden.
Neue Tranſporte mit dem Leibregimente zu Pferde
und dem
Pſylanderhielmſchen Regimente von
Stralſund
ſind dieſer Tage hier von Stockholm nach
Finnland ab-
gegangen, und neue Truppen von den
Waͤrmelaͤndi-
ſchen und Bohnslehnſchen
Regimente ſind ſchon wieder
zur neuen Embarquirung
angelangt. Alles iſt hier in
voller Bewegung.
Der General, Baron Beckfriis, Bruder des
Herrn
Reichsrath, hat den Oberbefehl in Schonen erhalten.
Unter Anweſenheit des Herzogs Carl zu Carlscrona
iſt auch
der Praͤſident, Graf Munk, einer von den 6
Herren der
hieſigen Koͤnigl. Regierung, da geweſen, und
hat
die hauptſaͤchlichſten und nothwendigſten
Veranſtal-
tungen zum Dienſte des Koͤnigs und des
Reichs daſelbſt
gemacht. Der General Toll hat die dortige General-
Jntendantſchaft erhalten,
dagegen ſollen einige Herren
dimittirt worden ſeyn.
Der neulich angekommene Engliſche Miniſter,
Herr
Liſton, iſt der Koͤniginn und der
Koͤnigl. Familie vor-
geſtellt worden, conferirt auch mit
Sr. Excellenz, dem
Herrn Reichsrathe, Graf von Duͤben; aber die
oͤffent-
lichen Audienzen ſind bis zur Wiederkunft des
Koͤnigs
aus Finnland aufgeſchoben.
Weißkirchen, den 9
Auguſt.
Bey Panczowa wird ein großes Magazin errichtet.
Die Tuͤrken ſind, gegen die Geſetze des
Waffenſtillſtan-
des, bey Schuppaneck, 18000 Mann
ſtark, eingebrochen.
Man ſieht nunmehr die Marſchdiſpoſition der
von
Altgradiska nach Syrmien marſchirenden Armee.
Sie
geht in 5 Colonnen, und wird gegen das Ende
dieſes
Monats an dem Orte ihrer Beſtimmung
ſeyn, und
den 7ten September werden die
ſaͤmmtlichen Truppen
die Save paßiren.
Die Tuͤrken in Belgrad erhalten taͤglich Zufuhr
au
Lebensmitteln und Verſtaͤrkung an
Mannſchaft. Sie
fangen auch bereits an, auf den Fall einer
Belagerung
ihre Haͤuſer abzudachen, und mit
Miſt zu bedecken.
Uebrigeus iſt es zuverlaͤßig,
daß der Waffenſtillſtand
mit Belgrad noch nicht
aufgeſagt worden. Den 6ten
ſchrieb der Commandant von
Belgrad dem Prinzen
von Ligne, er moͤchte die
Verſchanzungsarbeiten bey
Semlin einſtellen, welche
eine Verletzung des Waffen-
ſtillſtandes
waͤren, ſonſten wuͤrde er ſeine
Mannſchaft
heruͤber ſchicken, die
Verſchanzungen niederzureißen.
Der Prinz antwortete, die
Arbeiten haͤtten bloß zur
Abſicht, das
auszubeſſern, was das Waſſer
verdorben
haͤtte; wollte jedoch die Beſatzung zum
Einreißen her-
uͤber kommen, ſo waͤre man
bereit, ſie zu empfangen.
Peterwardein, den 11 Auguſt.
Geſtern ſind 2 Fregatten, Thereſia und Franz,
von
hier nach Semlin abgegangen. Jede derſelben
fuͤhrt
48 Kanonen. Sie ſollen, nebſt andern
Fahrzeugen,
bay der Belagerung von Belgrad von der
Waſſerſeite
gebraucht werden.
Geſtern kam der Feldmarſchall Laudon zu Futack an,
wo er
bey dem Feldmarſchall Haddick ſpeiſete.
Alles ſchwere Geſchuͤtz iſt ſchon nach
Semlin gebracht.
Wien, den 19 Auguſt.
Die heutige Hofzeitung giebt von dem Befinden Sr.
Kayſerl.
Majeſtaͤt folgende Nachricht:
“Des Kayſers Majeſtaͤt haben ſich
ſeit 4 Wochen
ohne den mindeſten Ruͤckfall von
Fieber oder Schmer-
zen in den Lenden, ſo gut befunden, daß
Hoͤchſtdieſel-
ben auch an Kraͤften und Fleiſch wieder
zunahmen;
ſeit einigen Tagen zeigte ſich jedoch eine
empfindliche
kleine Verhaͤrtung am After, die in Eiterung
uͤber-
gieng, und daher den 14ten dieſes geoͤffnet
wurde.
Seitdem hat man wahrgenommen, daß an dem eroͤff-
neten
Geſchwuͤre eine nochmalige Operation erforder-
lich
ſey; dieſe wurde daher den 18ten durch den
Leib- und
Proto-Chirurgus von Brambilla mit ſeiner
bekannten
Einſicht und Geſchicklichkeit gluͤcklich
voll-
bracht. Se. Majeſtaͤt haben kein Fieber, und
befin-
den ſich uͤbrigens ſo gut, als es nach den
Umſtaͤnden
moͤglich iſt.”
Die heutige Beylage von Kriegsvorfaͤllen
meldet,
daß nach Nachrichten aus Weißkirchen vom 14ten ein
Seraskier
mit 20000 Mann bey Orſowa ſtehe, daß
ſich aber der
im Schuppanecker Thale gelagerte Haufe
der Tuͤrken ſchon
zu vermindern anfange. Mehadia
iſt von den Tuͤrken noch
nicht beſetzt. Der General-
Major Vetſey iſt mit
ſeinen Truppen nach Ruske ge-
ruͤckt, und der
Feldzeugmeiſter, Graf Clerfait, hat ſich
mit ſeinem
Corps bey Feniſch gelagert. Der Feldmar-
ſchall von Laudon
uͤbernimmt nach Beſichtigung der
bey Semlin gelagerten
Truppen das General. Com-
mando der Hauptarmee.
Nach einem Schreiben eines unſerer in Conſtanti-
nopel
befindlichen gefangenen Officiers, belaͤuft ſich
die Zahl
der Kayſerl. gefangenen Soldaten daſelbſt auf
1030,
deren Schickſal ziemlich erleichtert worden,
ſeitdem
ſich der Franzoͤſiſche Geſandte ihrer
angenom-
men hat, und ſie durch die Vorſorge des
Kayſers auch
da ihre gewoͤhnliche Loͤhnung
erhalten.
An den Feldmarſchall, Grafen von Haddick, hat
der Kayſer
unterm 28ſten Julii folgendes
Schreiben
erlaſſen:
Lieber Feldmarſchall
Haddick!
Jch habe ihren Bericht vom 22ſten mittelſt
Eſtafette,
ſo wie jenen vom 23ſten, durch
den zuruͤckgeſchickten
Staabs-Cadetten richtig
erhalten. Ohne in deren Jn-
halt jetzt einzugehen, muß Jch eine
andere Angelegen-
heit, die Mir ſehr nahe gehet, zum
Hauptgegenſtand
Meines gegenwaͤrtigen Schreibens
und der Abſchickung
dieſes Cadetten machen. Jch
bin aͤußerſt beſorgt uͤber
die an
ihrem Fuß noch habenden 3 offenen Wunden,
uͤber ihre
vorgeruͤckten Jahre und Leibes-Conſtitution,
daß
Sie bey jetzt vorzunehmenden wichtigen Opera-
tionen mit ihrem
unbegrenzten Dienſteifer unterliegen
koͤnnen.
Hierzu kommt noch, daß Sie bey vorhaben-
der Unternehmung auf
Belgrad, bey den taͤglichen und
noch mehr
naͤchtlichen Fatiken, bey der naſſen
und
kalten Herbſtzeit, und bey der Nothwendigkeit,
als-
dann zu campiren, alles dieſes ohne Gefahr
unmoͤglich
aushalten koͤnnten, und daß, wenn Sie
auch die Be-
lagerung anfiengen, Sie ſolche zu vollenden
nicht im
Stande waͤren, welches dann ſowol
fuͤr Sie hoͤchſt be-
truͤbt, als
fuͤr den Dienſt ſehr nachtheilig waͤre.
Jn
Folge dieſer Umſtaͤnde, um ihren Kindern
und dem
Staat einen ſo wuͤrdigen Mann noch
laͤnger zu erhal-
ten, und weil Sie wirklich hier bey dem
Hofkriegsrath
wegen aller Vorbereitungen zur kuͤnftigen
Campagne
hoͤchſt nothwendig ſind, muß Jch
Jhnen auftragen,
einſtweilen und bis zur Ankunft des
Feldmarſchalls
Laudon, dem Jch das Commando der Armee
uͤber-
trage, ſelbes dem
Feldzeugmeiſter Colloredo, nebſt
dem
beygeſchloſſenen Schreiben, in welchem
der diesfallſige
Befehl enthalten iſt, zu
uͤbergeben, damit Sie noch
bey guter Jahrszeit
gemaͤchlich reiſen, und ſelbe
nicht
verſaͤumen, da die hier fortſetzenden
Mittel bey noch
guͤnſtiger Witterung Jhre
gaͤnzliche Herſtellung
deſto
ſicherer erwirken werden. Jch erwarte Sie
ſehnlichſt,
mein lieber Feldmarſchall, um
Jhnen Meine Erkennt-
lichkeit und Zufriedenheit uͤber das
ſo ſorgfaͤltig als
unermuͤdet
gefuͤhrte Commando muͤndlich ſo, wie Jch
es
hier ſchriftlich thue, zu bezeugen. Leben Sie wohl
auf,
und ſeyn Sie dermalen bloß mit Pflegung
Jhrer
Geſundheit beſchaͤfftiget.
Joſeph.
Der Kayſerl. Koͤnigl. General-Major und Comman-
dant in
Vorder-Oeſterreich, Herr von Ernſt, iſt mit
dem
Charakter eines General-Lieutenants und 3000
Gulden Gehalt in den
Ruheſtand geſetzt worden.
Der Buchhaͤndler Wucherer ſoll ſeines Arreſts
ent-
laſſen ſeyn, nachdem er 3000 Gulden Strafe
erlegen
muͤſſen.
Schreiben aus Wien, vom 19
Auguſt.
Die Abreiſe des Erzherzogs Franz und des Feldmar-
ſchalls,
Grafen von Pellegrini, zur Armee iſt bis auf
weiter
zuruͤckgeſtellt. Man verſichert, daß die
Hoff-
nung zum Frieden gegenwaͤrtig ſicherer als
jemals ſey,
und nach einer bey dem
Franzoͤſiſchen Bothſchafter
aus
Conſtantinopel angekommenen Depeſche zeige
es
ſich, daß die Pforte anfange, nachgiebiger zu
werden,
und der Sultan Selim, ſo wie der neue
Großvezier,
den Frieden ſelbſt zu ſuchen
ſcheinen. Es iſt kein
Zweifel, daß nicht die Nachricht
von dem glorreichen
Siege bey Fockſan in
Conſtantinopel großen Eindruck
machen, und die ohnehin
ſchon friedlich geſtimmten
Geſinnungen noch
nachgiebiger machen werde. Hiezu
kommen noch die Unruhen im Jnnern
des Reichs, in
Aſien, welche nach den neueſten
Nachrichten aus
Conſtantinopel beſtaͤndig
bedenklicher werden, da vor-
zuͤglich die Beys in Egypten
aufs neue der Pforte den
gewoͤhnlichen Tribut
verſagen, und viele Haufen von
Aſtaten, anſtatt
der Fahne Mahomets zu folgen, und
ſich zu der Armee des
Großveziers zu begeben, im
Reich herumſchwaͤrmen, und
Raͤubereyen ausuͤben.
Die
ſchaͤrfſten und ſtrengſten Befehle
des Großherrn
konnten bisher diefes Geſindel noch nicht zur
Ordnung
zuruͤckbringen; dieſe Leute ſind um
ſo ſchaͤdlicher, da
ſie
ſelbſt die Zufuhren von Lebensmitteln nach
der
Hauptſtadt unſicher machen.
Nach Briefen aus dem Bannat iſt der Vortrab von
der
Tuͤrkiſchen Hauptarmee bereits ins Bannat
einge-
ruͤckt. Man hat ihm die vom vorigen Jahr her
ver-
wuͤſteten Gegenden mit Vorſatz
uͤberlaſſen, und man
ſchaͤtzt ihre
Anzahl beylaͤufig auf 15 bis 20000 Mann.
Waͤhrend die
Tuͤrkiſche Armee ins Bannat eindringen
will, zieht
ſich die Oeſterreichiſche Hauptmacht gegen
Belgrad,
deſſen Belagerung der Feldmarſchall Laudon
mit
naͤchſtem unternehmen wird. Die
Zuruͤſtungen
zu dieſem Werk ſind
erſtaunlich, und noch nie iſt zu
Beſchießung eines
veſten Platzes ſo viele Artillerie ge-
braucht worden, als
man vor Belgrad fuͤhrt.
Der Fuͤrſt von Anhalt-Coͤthen, den des Kayſers
Ma-
jeſtaͤt zum Feldmarſchall-Lieutenant
ernannten, und
ſeine beyden Prinzen welche als Hauptleute, der
Prinz
Auguſt zu Terzy Jnfanterie, und der Prinz Carl
zu
Lattermann Jnfanterie gehen, ſind im Begriff,
zur
Armee abzureiſen.
Der Feldmarſchall Haddick wird zu Ende dieſes Mo-
nats aus
Futtack zuruͤck erwartet.
Die Folgen des Sieges bey Fockſan ſind ſehr
wich-
tig. Die eroberten Diſtricte der Moldau ſind
da-
durch, ſo wie die Paͤſſe in
Siebenbuͤrgen, gedeckt.
Der Weg nach Bulgarien und in die
Wallachey iſt
offen, in welche letztere der Prinz von Coburg
nun-
mehr auch ſchon eingedrungen iſt, auch wird der
Plan
des Feldmarſchalls Laudon zur Belagerung von
Belgrad
dadurch ſehr erleichtert.
Man ſagt, daß die Hauptarmee am 16ten von Weiß-
kirchen
aufbrechen, und uͤber die Donau gehen ſollen.
Schreiben aus Warſchau,
vom 19 Auguſt.
Jn der 140ſten Sitzung des Reichstags iſt ein Pro-
ject
eingegeben, um die fuͤr die Armee noͤthigen Maga-
zine zu
errichten.
Die 141ſte Sitzung hat nicht lange gedauert. Es
iſt nur
beſchloſſen worden, daß die Adjutanten
der
Feldherren aus den Regimentern unter den Majoren
genommen werden
ſollen; die Penſion fuͤr
dieſelben
iſt auf 3000 Gulden jaͤhrlich
veſtgeſetzt.
Von der Ukrainiſchen Grenze wird unter dem 10ten
dieſes
berichtet, daß die Rußiſche Armee den 6ten
Auguſt,
Abends, gegen Bender marſchirt iſt;
der
Fuͤrſt Potemkin wird heute, den 10ten, nachgehen.
—
Die Tuͤrken thun oͤftere Ausfaͤlle auf
die unter Bender
anmarſchirten Truppen. — Sechs
Tuͤrkiſche Standar-
ten ſind aus Fockſan
nach Olviopol gebracht worden.
Die Tuͤrkiſche Flotte hat ſich der Rußiſchen
bey
Sevaſtopol entgegen geſtellt. Jn Olviopol
werden
große Magazine angelegt, und taͤglich werden
Lebens-
mittel zugefuͤhrt.
Aus einem andern Schreiben aus
Warſchau,
vom 19 Auguſt.
Von der Rußiſchen Armee ſind noch keine
ſpecielle
Nachrichten eingegangen, aber von
angekommenen
ſichern Reiſenden hat man erfahren, daß
bey Orell ſich
40000 Mann Ruſſen in dem
beſten Zuſtande befaͤnden,
die im Begriff
waren, nach Bender aufzubrechen, daß
alſo die Belagerung
dieſer Veſtung doch noch naͤchſtens
vor
ſich gehen wird. Bey Oczakow hat die Rußiſche
Armee
eine ſolche Poſition genommen, daß es
den
Tuͤrken wohl nicht einfallen duͤrfte, ſie
von dort zu
vertreiben. Die Schlacht bey Fockſan iſt
dadurch
noch betraͤchtlicher und fuͤr die
Tuͤrken noch empfind-
licher geworden, daß man ſie
uͤber 4 Meilen
verfolgt, und Fockſan weggenommen hat,
in wel-
chem großen und reichen Orte die combinirte
Armee
ſehr große und anſehnliche Beute
gemacht.
Dieſem allen ungeachtet verbreiten ſich jetzt
mehr
als jemals Geruͤchte von einem nahen und baldi-
gen
Frieden, den Mangel an Lebensmitteln, und end-
lich vielleicht die
Peſt noch beſchleunigen werden.
Pohlniſche Grenze, vom 19
Auguſt.
Die Armee des Prinzen von Repnin in der Moldau
iſt jetzt 64000
Mann ſtark, nachdem ſie ein Corps von
der
Potemkinſchen Armee an ſich gezogen. Man
ſieht
nunmehr der Belagerung von Bender taͤglich
entgegen.
Fuͤrſt Potemkin hat verſchiedene
ſeiner Officiere anſehn-
lich beſchenkt. Der
General-Major von Bock iſt
Gouverneur von Jaſſy,
und hat das Praͤſidium des
Verpflegamts der Armee
uͤbernommen. Der Feld-
marſchall, Graf von Romanzow, geht
auf ſeine Guͤter
bey Kiow.
Trieſt, den 13 Auguſt.
Der Rußiſche Major Cazzioni hat ſich mit
ſeiner
Flotte der im Archipelagus liegenden Jnſel Zea
be-
maͤchtigt, welche Eroderung deſto vortheilhafter
iſt,
da mehrere nach dem ſchwarzen Meere beſtimmte
Tuͤr-
kiſche Kriegsſchiffe nach dem Archipelagus
abgeſchickt
werden mußten, um den weiteren Eroberungen
des
Rußiſchen Geſchwaders Einhalt zu thun.
Man hat auch Nachricht, daß ein Rußiſches Geſchwa-
der
unter Commando des Oberſt-Lieutenants Lorentzi
im Julius eine
Tuͤrkiſche Flotte von 3 Linienſchiffen,
4
Fregatten, 5 Schebecken und 2 Halbgaleeren im
Archipelagus bey der
Jnſel Scio angegriffen, und ſie
mit großem Verluſt
in die Flucht geſchlagen habe.
Aus Jtalien, vom 11 Auguſt.
Der Großherzog von Toſcana und ſeine Gemahlinn
haben die zu
Livorno liegende Spaniſche Flotte in
Augenſchein
genommen, welche den 10ten dieſes von
da wieder unter Segel
gehen wollen. Auch ſind zu
Livorno noch eine Engliſche
und eine Hollaͤndiſche
Eskadre erwartet worden.
Den 3ten hat der Pabſt Conſiſtorium gehalten,
und
den Venetianer, Herrn Flangini, zum Cardinal er-
nannt.
Der Koͤnig von Neapolis hat den beyden Enkeln
des
verſtorbenen Miniſters, Marquis Caracciolo,
dem
Herzog von St. Theodora, und dem Marquis del
Gallo, dem
erſten eine jaͤhrliche Penſion von 1500,
und dem
zweyten eine von 1200 Ducaten bewilligt.
Aus Turin wird gemeldet, daß daſelbſt ſchon
viele
Franzoͤſiſche Fluͤchtlinge angekommen
ſind. Die dorti-
gen Kaufleute ſind jetzt ſehr
behutſam in Abſendung
der Waaren nach Frankreich.
Am 4ten und 5ten verſpuͤrte man zu Padua
heftige
Erderſchuͤtterungen.
Frankfurt, den 22 Auguſt.
Den 12ten dieſes kam der Graf von Artois zu Baſel
an, und
gieng von da nach Bern, um bey der Familie
von Polignat, die
anderthalb Stunden von Bern, zu
Gumlingen, ein
ſchoͤnes Landgut gemiethet hat, einen
Beſuch
abzuſtatten, und dann nach Turin zu gehen.
Am 16ten
iſt der Prinz von Conde, der Herzog von
Bourbon, der Herzog
von Enghien, Mademoiſelle von
Conde, der Marquis und die
Marquiſe von Antichamp, ꝛc.
in allen 40
Perſonen, zu Stuttgard angekommen.
Jn der Gegend von Baſel iſt alles wieder ruhig.
Zwiſchen dem Fuͤrſten von
Oettingen-Wallerſtein
und der aͤlteſten Prinzeßinn
Tochter des Prinzen Lud-
wigs von Wuͤrtemberg iſt ein
Eheverloͤbniß geſchloſſen
worden.
Am 11ten iſt der Profeſſor des Deutſchen
Staats-
rechts, Herr Wedekind, zu Heidelberg geſtorben.
Die Erndte iſt auch in den hieſigen Gegenden
weit
geſegneter, als wir hofften, und uͤber alle
Erwartung
ausgefallen.
Breslau, den 22 Auguſt.
Den 16ten traf der Koͤnig in Glogau ein, wo er
uͤber das
Regiment von Wolframsdorff, und Nachmit-
tags bey Raudten uͤber
die Regimenter von Tſchirſchky,
von Mahlen- und von
Zetiritz Special-Revuͤe hielt.
Des Abends langte der Monarch auf
dem Landſitze des
dirigirenden Herrn Miniſters, Grafen von
Hoym,
Doherrnfurth, an, wo eine praͤchtige Jllumination
war.
Des Morgens reiſete der Koͤnig nach Carlsruh ab.
Berlin, den 12 Auguſt.
(Aus dem Conrier du
Bas-Rhin.)
Man hat hier mit eben ſo viel Befremden als Un-
willen in einigen
Zeitungen, und unter andern im
Journal General
d’Europe No. 91 einen Artikel geleſen,
in welchem
geſagt wird, der Herr Graf von Herzberg,
Staatsminiſter
des Koͤnigs von Preußen, haͤtte an einen
ſeiner
Freunde in Paris einen am 18ten empfangenen
Brief geſchrieben,
worinn dieſer Miniſter die Ent-
laſſung des
Herrn Necker, und die darauf zu folgende
Revolution in Paris
angekuͤndigt haͤtte. Man muß ein
eben ſo
niedertraͤchtiger als unverſchaͤmter
Verlaͤum-
der ſeyn, um eine ſo abſcheuliche
Luͤge zu erfinden,
und der Herr Graf von Herzberg fordert einen
jeden,
er mag ſeyn, wer er wolle, heraus, einen Brief
von
dieſer Art vorzuzeigen, und an einen neutralen
Ort
niederzulegen. Herr von Herzberg hat nur ſelten
Cor-
reſpondenz nach Paris mit dem Grafen von Golz und
mit
einem Paar Gelehrten, und es iſt gewiß, daß er
im Julii Monat an
keinen in Paris geſchrieben hat.
Man hat auf eine ſehr
unkluge Art vorausgeſetzt, daß
er die Revolution vorher
geſagt habe, die da geſchehen
ſollte, und man
laͤßt ſeiner Politik und ſeinen
Geſin-
nungen keine Gerechtigkeit wiederfahren, indem
man
ſolche abgeſchmackte und handgreifliche
Unwahrheiten
bekannt macht.
Berlin, den 25 Auguſt.
Der Koͤnig hat den bey der Churmaͤrkiſchen
Kammer
bisher geſtandenen Aſſeſſor,
Herrn Buͤſching, zum
Kriegs- und Steuerrath in der
Altemark ernannt.
Der
General-Domainen-Caſſen-Rentemeiſter, Herr
Reichel,
iſt zum geheimen Kriegsrath erhoben, und
die bey dieſer
Caſſe als Controlleur und Buchhalter
ſtehende beyde
geheime Secretarien, Herren Weber
und Wetzel, ſind zu
Kriegsraͤthen ernannt worden.
Nach einer 3 Tage lang anhaltenden großen Hitze,
ſtieg am
Sonnabend Abend, gegen 8 Uhr, uͤber
unſere
Reſidenzſtadt ein Gewitter auf, welches
innerhalb der
Stadt an drey verſchiedenen Orten, desgleichen
im
ſogenannten Moabiterlande, einſchlug. Bey
einem
dieſer Schlaͤge traf der Blitz, in Form eines
Feuer-
balls, die Spitze des auf der
Dreyfaltigkeits-Kirche
ſtehenden Thurms. Die Spitze
ſowol, als das darauf
folgende Haubendach
deſſelben, ſind mit Blech bedeckt,
aber
zwiſchen beyden befindet ſich ein hoͤlzernes
Geſimſe,
welches die Bedeckungen von einander trennt.
Hier
zuͤndete der Strahl, und alsbald brannte das
Geſimſe
auf der Abendſeite des Thurms wie eine
Fackel. Von
dort war das Feuer bis auf die gleichfalls mit
Blech
gedeckte eiſerne Bruͤſtung herabgefahren,
wo ſich der
Feuerball ringsherum in eine Menge von
feurigen
Flocken zerſtreute. Ein beherzter
Zimmergeſell, der
gluͤcklicherweiſe eben
zugegen war, erſtieg die Spitze
des Thurms, (obgleich
in der Dunkelheit der ein-
brechenden Nacht nicht ohne Gefahr
ſeines Lebens,)
und hieb mit ſeiner Axt einen Theil
des brennenden
Geſimſes herunter, welches bey
dergleichen Gelegen-
heiten, wo man nicht ſogleich zum
Waſſer gelangen
kann, das ſchleunigſte
Rettungsmittel iſt. Der Name
dieſes braven Mannes,
Eckſtein, verdient oͤffentlich ge-
nannt zu werden.
Das uͤbrige Feuer wurde durch die
zweckmaͤßigen
Anſtalten des Koͤnigl. geheimen Ober-
Bauraths, Herrn
Neumann, auf der Stelle geloͤſcht.
Als einen Beweis
von der Vortrefflichkeit
unſerer
Loͤſchgeraͤthſchaften
muͤſſen wir hier anfuͤhren, daß mit
den
Stadtſchlauch-Spritzen bis auf eine Hoͤhe von
170 Fuß
Feuer geloͤſcht werden kann. Am folgenden
Tage ward
bey oͤffentlichem Gottesdienſt dem
Hoͤchſten
fuͤr die Abwendung der drohenden
Gefahr feyerlich
Dank geſagt.
Die Prinzeßinn Auguſta hat fuͤr die
Dedication des
Natur-Calenders zur Unterhaltung
fuͤr die heran-
wachſende Jugend, der auch
ſchon durch andere
Schriften ruͤhmlichſt bekannten
Verfaſſerinn deſſelben,
Madame Unger, eine goldene Uhr, nebſt einer
praͤch-
tigen Kette, zum Geſchenk gemacht.
Man hat hier Briefe aus Conſtantinopel vom 8ten
Julii, die kein
Wort von der Enthauptung des alten
Großveziers melden, die uͤber
Jtalien aus Conſtanti-
nopel, vom 22ſten Junius, ſo
umſtaͤndlich berichtet
worden.