Ein anders von Warſchau, den 7. April.
Nachdeme zeithero von allen Proteſtantiſchen Puiſ-
ſances, Copeyen, wie ſie einander wegen der Thor-
niſchen Affaire zugeſchrieben, und geantwortet haben,
allhier zu ſehen geweſen, und voritzo auch eine von
dem Koͤnig von Schweden, wie derſelbe an den Koͤ-
nig von Franckreich eben in dieſer Materie geſchrie-
ben, ja ſich unter andern eifrigen Expreßiones auf
beſagten Koͤnigs von Franckreich Ober-Groß-Vaters
gethane Garantie beruffet, auch die in der Stadt
geſchehene Rebellions-Beſtraffungen, nur fuͤr einen
blinden Haß und Religions-Neid anſiehet, herum
roulliret; Als iſt man hieſiger Landen noch immer
einer Ruptur gewaͤrtig, dahero auch ſo wol hier,
als andern haltbahren Orten, die Feuer-Wercker mit
Zuziehung der Menge Handlanger, ſtarck arbeiten,
und eine groſſe Quantitaͤt Carcaſſen, wie auch an-
dere zur Defenſion behoͤrige Sachen verfertigen muͤſ-
ſen; auch ſol eheſtens eine Compagnie Feuerwercker
zu dem Ende nacher Dreßden abgehen; allwo gleich-
fals, letztern Briefen nach, alle moͤgliche Praͤcautio-
nes vorgekehret werden; Jnzwiſchen iſt man auch
beſchaͤfftiget, die Caſarnen vor die Soldaten aufzu-
bauen, und ſollen ſolche faſt auf die Schwediſche
Facon aufgerichtet werden, worzu ſchon 100000
Gulden parat ſeyn. Sonſten iſt der mehreſten Ma-
gnaten Equipage fertig, und nehmen eine Menge
Leute, aber keine Preuſſen, an; Jm uͤbrigen ſoll
auch der Cron-Groß-Feld-Herr reſolviret haben, bey
erforderlichen Fall, ohnerachtet ſeiner Maladie, mit
aufzuſitzen, und zu Beſchuͤtzung der Religion, und
Pohlniſchen Freyheit, ſein Leben zu ſacrificiren.
Rom, den 31. Mart.
Am Sonnabend Nachmittag war die Groß-Prin-
tzeßin von Toſcanien beym Papſt zur Audientz, bey
welchem ſie ſich faſt 2 Stunden unterhielte, und von
demſelben eben das Tractament genoß, welches Jn-
nocentius XII. dem verſtorbenen Groß-Hertzog ge-
geben. Am Dienſtag Morgen fuhr der Venetia-
niſche Ambaſſadeur in ſolennem Aufzuge zur Paͤpſtl.
Audientz, wobey er den Canonicum Bettini, der die
Reliquie des ſeel. Gio Orſini, geweſenen Biſchoffs
zu Trau in Dalmatien, von wegen der Durchl. Re-
publiq Venedig, zum ungemeinen Vergnuͤgen des
Papſtes, in einer koſtbahren Cryſtallen Urne praͤſentirte.
Der Papſt hat erwehnte Reliquie auf dem Altar
ſeiner Privat-Capelle ſetzen laſſen, und fuͤr die Kir-
che von Benevento deſtiniret, allwo auf Paͤpſtlichen
Beſehl ein eigener Altar fuͤr dieſelbe zu machen or-
donniret iſt; auch ſaget man, daß Se. Heiligkeit
obgedachtem Canonico Bettini, zum Zeichen, daß
das uͤberbrachte Praͤſent Jhro ſehr angenehm gewe-
ſen, die Gnade verliehen, daß ein jeder Altar, an
welchem er die Meſſe celebriren wuͤrde, privilegiret
ſey. Jh. Koͤn. Hoh. die Groß-Printzeßin haben die 4
Ablaß-Kirchen mit 5 Caroſſen von 6 Pferden mit exem-
plariſcher Andacht beſuchet, nachdem ſie vom Papſt di-
ſpenſiret worden, beſagte Kirchen nur einmahl, ihren
Hoff-Staat aber ſelbige 3 mahl, zu beſuchen.
Leipzig, den 13. April.
Aus Petersburg vernimmt man, daß Jhro Ma-
jeſt. des Rußiſchen Kayſers ſolennes Leich-Begaͤng-
niß, und der verſtorbenen Printzeßin Nathalia ihres
zugleich, den 21. Mart. mit ſolgenden ungemeinen
Pomp, laut accurater Beſchreibung, vor ſich gangen:
„1) Kam ein Hoff-Fourier von der 14. Claſſe
„zu Pferde, im ſchwartzen Kleide, mit Mantel und
„Flohr auffm Huhte, der Sattel, nebſt gantzen
„Schmuck des Pferdes, mit ſchwartzen Tuch uͤber-
„zogen. 2) Erſter Ceremonien-Meiſter, war der
„General-Adjutant-Lieutenant Centrovius, im
„ſchwartzen Kleide, Mantel und Flohr auſm Huht;
„der Marſchalls-Stab war ſchwartz bezogen, und
„mit ſchwartz und weiſſen Flohr umwunden, oben
„war das Neußiſche Wappen auf Blech gemahlt.
„3) Ein paar Paucker, in Trauer-Habit ohne Man-
„tel, Flohr aufm Huht, die Paucken nebſt denen
„Schlaͤgeln mit ſchwartzen Tuch bezogen, worauf
„das Reußiſche Wappen gemahlet war. 4) Hin-
„ter dieſen erſten paar Paucken folgeten vier Glie-
„der Trompeter, drey in jedem Gliede, in ſchwar-
„tzen Kleidern, Maͤntel, und Flohr auf den Huͤh-
„ten; die Trompeten waren mit ſchwartzen Tuch
„bezogen, worauf das Reußiſche Wappen gemah-
„let war. 5) Folgte das andere paar Paucken mit
„denen Trompetern. 6) Folgte das dritte paar
„Paucken mit denen Trompetern. 7) Das vierte
„paar Paucken mit denen Trompetern; in allem 4
„paar Paucken, 4 Paucker und 48 Trompeter.
„8) 36 Pagen, 3 und 3 in jedem Gliede, hinter
„welchen der Pagen-Hoff-Meiſter folgete, gleich-
„fals in ſchwartzen Kleidern, langen Maͤnteln und
„Flohr auf den Huͤhten. 9) 36 Hoff-Bediente.
„10) Marſchall der Kauff-Leute. 11) 36 auslaͤn-
„diſche Kauff-Leute. 12) Marſchall der Deputir-
„ten der Staͤdte. 13) 21 Deputirte der conque-
„tirten Staͤdte, drey in jedem Gliede. 14) Mar-
„ſchall der Ritterſchafft. 15) 21 von Adel der con-
„quetirten Provincien, drey in jedem Gliede. 16)
„Zweyte Fourier. 17) Vierte Marſchall. 18)
„Kriegs-Fahne, vom Obriſten Woyekoff getragen.
„19) Jhro Rußiſch-Kaͤyſerl. Majeſt. Leib-Pferd, ſo
„mit einem von Perlen und Juwelen auf gelben
„Grund reich-geſtickten Sattel beleget, mit weiß
„und rohten Plumagen aufm Kopff und Creutz ge-
„ziehret, wurde von denen zwey Obriſt-Lieutenants
„Koͤnig und Quaſtoff gefuͤhret, welchen ein Stall-
„Knecht im langen Mantel mit einer Reit-Peitſche
„folgete. 20) 32 Fahnen von ſchwartzen Taffet,
„worauf die Wappen der Provintzien gemahlet, und
„von Capitains in Trauer-Habit, langen Maͤnteln
„und Flohr auf denen Huͤhten, getragen wurden;
„jeder Fahne folgete ein Trauer-Pferd, welches auf
„beyden Seiten und an der Stirn mit den Wap-
„pen der Provintzien, ſo wie die Fahnen, gezieret,
„und wurden ſelbige von zwey Lieutenants ein jedes
„gefuͤhret, gleichfals in Trauer-Habit. Obgemel-
„dete Fahnen ſtelleten nachſolgende Provintzien vor:
„Cirkaſſen, Cabadinsky, Grasgesky, Cartalinsky,
„Jwerſch, Obdoſch, Jaroslaw, Rostoff, Reſan,
„Codnisk, Udoſch, Beloſer, in allen 12. Zerni-
„gow, Niſegorod, Boegar, Wiatz, Perm, Ot-
„goßin, Twer, Pleskow, Jngermannland, Care-
„len, Liefland, Eſtland, Smolensko, in allen 13.
„Siberien, Aſtracan, Caſan, Nowogorod, Wla-
„dimir, Kiow, Moſcow, in allen 7. 21) Die
„Admiralitaͤts-Standart getragen von einem Obri-
„ſten oder andern Admiralitaͤts-Bedienten gleichen
„Ranges, in Trauer-Habit, langen Mantel und
„Flohr aufm Huht. 22) Die Reichs-Fahne von
„ſchwartzen Taffet, worauf des Reichs Wappen
„gemahlet, und von einem Obriſten in oberwehn-
„ter Kleidung getragen. 23) Das Reichs-Pferd,
„ſchwartz behangen mit des Reichs Wappen auf bey-
„den Seiten und an der Stirn, geziehret, von 2
„Obriſten in obgedachter Kleidung gefuͤhret, wel-
„chem ein Stall-Knecht, wie oben gedacht, folgete.
„24) Eine weiſſe Freuden-Fahne, auf welchen des
„verſtorbenen Rußiſchen Kaͤyſers Deviſe gemahlet,
„von dem Admiralitaͤts-Herrn, Graſen Golovin,
„in obiger Kleidung g e tragen. 25) Das Freuden-
„Pferd ohne Sattel, geſchmuͤckt mit einer bis an
„der Erden reichenden Decke von gruͤnen Sammet,
„mit Gold und Silber reich geſticket, auf beyden
„Seiten oberwehnte Deviſe, und aufm Kopff und
„Creutz roht und weiſſe Plumagen tragend, wurde
„von 2 Obriſten in obgedachter Kleidung gefuͤhret,
„welchem ein Stall-Knecht, wie oben erwehnet, ſol-
„gete. 26) Ein Ritter im verguldeten Harniſch,
„in der Hand ein bloſſes Schwerdt haltend, aufm
„Helm rohte und weiſſe Plumagen tragend, das
„Pferd trug gleiche Plumagen aufm Kopf und Creutz,
„der Sattel reich geſtickt; hinter ihn gingen zwey
„Hellebardiers in ſchwartzen Kleidern, langen Man-
„tel und Flohr auf ihren Caſquetten, ſo noch mit
„Plumagen geziehret. 27) Ein Curaßier zu Fuß
„in ſchwartzen Harniſch, aufm Helm ſchwartze Plu-
„magen, hielte die Spitze des Degens zur Erde,
„die Scheide war ſchwartz bezogen. 28) Die Trau-
„er-Fahne, von einem Obriſten getragen. 29) Das
„Trauer-Pferd, gefuͤhret von zwey Obriſt-Lieutenants,
„denen ein Stall-Knecht folgete. 30) Ober-Cere-
„monien-Meiſter, war der Ober-Bau-Meiſter,
„Jlyan Synawin, als Brigadier. 31) Sieben
„groſſe Reichs-Wappen, umwunden mit ſchwartz
„und weiſſen Flor, ſo auf Bretter gemahlet wa-
„ren, wurden getragen von ſieben Obriſten oder
„andern Militair-Bedienten gleichen Ranges, in
„vorerwehnter Trauer-Kleidung, die Wappen wa-
„ren das Siberiſche, Aſtracaniſche, Caſanſche, No-
„vogorodſche, Wladimirſche, Kiowſche, Moſcuui-
„ſche. 32) Das Reichs-Wappen, ſo groͤſſer ge-
„mahlet war denn die vorigen, gleichfalls mit
„ſchwartz und weiſſen Flor umwunden, trugen vier Ge-
„neral-Majors oder andere Militair-Bediente glei-
„chen Ranges, vier Edelleute, ſo es von hinten unter-
„ſtuͤtzten, auf obige Art gekleidet. 33) Ein groſſes
„Cryſtallenes in Gold eingeſaßtes Creutz, getragen
„von einem Kirchen-Bedienten. 34) 70 Saͤnger.
„35) 50 Moͤnche. 36) 20 Prieſter. 37) Priores.
„38) Archimandritten, zuſammen 80 Mann. 39)
„8 Biſchoͤffe und Ertz-Biſchoͤffe, jeder nach ſeinem
„Range. 40) 2 Marſchalls, Damian und Delri-
„gny, als Brigadiers. 41) Ertz-Hertzogliche Cro-
„ne, auf einem goldenen Polſter getragen, vom
„Genral-Major Gallowin, welcher zwey Majors
„zu Aßiſtenten hatte.
Die Continuation folget kuͤnfftig.