Madrit, den 4 April.
Der Hof geht morgen nach Aranjuetz. Se. Ma-
jeſtaͤt der Koͤnig haben Befehl gegeben, daß 35000.
Mann in Catalonien verſammlet bleiben ſollen, denn
da alle Potentaten in Europa Beobachtungs-Laͤger
errichten lieſſen, ſo ſollte es auch in Spanien ge-
ſchehen. Jn Cadix ſind folgende Kriegs-Schiffe
ausgeruͤſtet worden, welche ſchon auf der Rhede lie-
gen, und nur Befehl erwarten, die Segel aufzuziehen:
Der Koͤnigl. Philipp von 110. Stuͤcken, die heil. Eli-
ſabeth von 80., der heil. Ferdinand, die heil. There-
ſia, die Macht, der Neptun und noch vier von 60.,
drey andere von 54. und der Xavier von 46. Auſſer
dieſen Schiffen liegen noch zweene Branders und
zweene Bombardier-Galliotten auf der Rhede. Dieſe
Flotte ſoll durch das Kriegs-Schiff Lion von 70.
Stuͤcken, drey andere von 64, und zween von 50.
vermehret werden, welche zu Ferol und Cartagena
ausgeruͤſtet worden. So viel wir aus Weſtindien
wiſſen, iſt unſere und die Franzoͤſiſche Flotte zuſam-
men geſtoſſen, und werden mit vereinten Kraͤften ihr
Unternehmen ausfuͤhren. Zu Cadix iſt eine Poſt-
Jacht von Veracrux angekommen, welche zugleich
Briefe von dem Herzog von Conquiſta, Vice-Koͤnig
zu Mexico, mitgebracht hat. Dieſer Herzog be-
richtet, daß er nach ſeiner Ankunft die Kuͤſten dieſes
Landes in vollkommenen Vertheidigungs-Stand ge-
ſetzt habe, und folglich nichts von den Englaͤndern
zu befuͤrchten. Ferner wird von ihm gemeldet, daß
der Admiral Vernon ein Fahrzeug nach Veracrux mit
einer Schrift geſendet, und ihm zugleich auf Wort und
Glauben ſeine Bedienten uͤberſchickt, die auf dem Hol-
laͤndiſchen Schiff weggenommen worden, damit ſie
ihre Befreyungs-Gelder ausmachen moͤchten. Der
Admiral habe ihm zugleich erſucht, die in Verhaft ge-
nommenen Engliſchen Factors wieder in Freyheit zu
ſetzen. Er, der Herzog, haͤtte dem Admiral wieder
geantwortet, die Engliſchen Factors ſollten hiermit
ihre voͤllige Freyheit ohne das geringſte Loͤſegeld ha-
ben. Es waͤre ſeine Schuld nicht, daß ſie nicht eher
in Freyheit geſtellet worden, weil niemand von den
Englaͤndern darum Anſuchen gethan; inzwiſchen ſey
er dem Admiral fuͤr die Gefaͤlligkeit verbunden, nach
der er ihm ſeine Bedienten zugeſendet; weil es aber
keinem braven Officier anſtaͤndig ſey, mit den Bedien-
ten wegen ihres Loͤſegelds zu handeln, ſo uͤberſendete
er dem Admiral dieſelben wieder, und er koͤnnte alles
mit ihnen machen, was ihm duͤnke. Die Mar-
quiſin von Riſcar Aleger, welche von 11. Jahren
her in Ungnaden geweſen, darf nunmehro wieder
nach Hofe kommen. Dieſer Tagen ſtarb des Ober-
Stallmeiſters ſein junger Sohn, daruͤber ſich die
Marquiſin, ſeine Mutter, ſo graͤmte, daß ſie den drit-
ten Tag auch erblaßte.
Londen, den 22. April.
Der Graf Eſterhaſi, welcher die Niederkunft der
Koͤnigin von Ungarn mit einem jungen Erz-Herzog
bekannt gemacht, ſtehet im Begriff, von hier zu Waſ-
ſer nach Liſſabon zu gehen. Der Koͤnigl. Preußiſche
Geſandte, Graf von Truchſes, iſt ſehr oft mit unſern
Miniſtern in Unterredung. Man uͤberredet ſich hier,
daß die Vorſchlaͤge, welche unſer Geſandter, der
Graf Hindfort, dem Koͤnig von Preuſſen thun ſoll, ih-
ren Eindruck haben werden. An der Mittwoche des
Nachmittags gieng der Koͤnig in das Oberhaus, und
Se. Majeſtaͤt gaben zu unterſchiedenen beſondern
und oͤffentlichen Vortrags-Schriften ihre Bewilli-
gung. Hierauf hielt der Koͤnig an beyde Haͤuſer eine
Anrede, in welcher das Parlement erſucht ward, Sr.
Majeſtaͤt in der Herſtellung des Friedens zwiſchen
den Hoͤfen Berlin und Wien auf das kraͤftigſte beyzu-
ſtehen, damit die Ruhe und das Gleichgewichte in
Europa erhalten wuͤrde. Die Lords und das Haus
der Gemeinen haben deswegen dem Koͤnig eine Dank-
ſchrift uͤbergeben, welche die Verſicherung in ſich
haͤlt, Sr. Majeſtaͤt unermuͤdet beyzuſtehen. Zu
Exeter hat bis anher eine gefaͤhrliche Seuche gewuͤ-
tet, welche Volk und Aerzte in die Gruft geſtuͤrzt hat.
Man traͤgt ſich hier mit einer Nachricht, daß der Ad-
miral Haddock 3. reichbeladene Caracciſche Schiffe
weggenommen hat; man muß aber noch erſt Bekraͤf-
tigung hiervon erwarten. Jn Frankreich erklaͤrt ſich
der Allerchriſtlichſte Koͤnig immer noch, daß er uns
niemals die Freyheit zugeſtehen wuͤrde, in Weſtin-
dien den Spaniern etwas wegzunehmen, und wir ſind
uͤberzeugt, daß unſer Monarch bey allen Kriegs-Un-
ternehmungen ſich von keiner andern Macht ein-
ſchraͤnken laſſen wird. Der Secretair von der See-
Macht hinterbrachte dieſer Tagen dem Hauſe der Ge-
meinen, daß ſie den Ueberſchlag der Unkoſten machen
ſollten, welche fuͤr 1000. Mañ zu Pferde und 5000.
Mann zu Fuß Daͤniſcher Voͤlker, und fuͤr 1264.
Mann zu Pferde und 4908. Mann zu Fuß Heſſen-
Caſſeliſcher Truppen erfordert wuͤrden, die Se. Ma-
jeſtaͤt nach Beſchaffenheit der Umſtaͤnde jetzo in Sold
uͤbernehmen muͤſten. Es iſt hier Zeitung eingelau-
fen, daß der Ritter Ogle ſich den 20. Januarius mit
dem Admiral Vernon vereiniget hat, und zwiſchen
4. Engliſchen und ſo viel Franzoͤſiſchen Kriegs-Schif-
fen ſey ein Gefechte entſtanden, ſo 3. Stunden ge-
dauert, und in welchem den letztern zwo Schiffe zu
Schanden geſchoſſen worden. Die Franzoſen haͤtten
aber hierauf ihre Reiſe nach Europa ungehindert
fortgeſetzet. Viele glauben auch, daß bey dieſer See-
Schlacht mehr als 8. Schiffe zugegen geweſen, und
daß die Franzoͤſiſchen Schiffe ſchon wuͤrklich in den
Europaͤiſchen Gewaͤſſern angekommen ſind. Man
erwartet mit ungemeiner Begierde von dieſem Vor-
fall naͤhere Nachricht, der nicht ganz und gar ohne
Grund zu ſeyn ſcheinet.
St. Petersburg, den 11. April.
Nach Archangel iſt Befehl geſchickt worden, mit
der Erbauung neuer Kriegs-Schiffe unverzuͤglich
fortzufahren. Sobald die Schiffe, welche zu gedach-
tem Archangel ſegelfertig liegen, auslaufen koͤnnen,
ſollen ſie nach der Oſt-See ſegeln, und ſich mit der
Engliſchen Flotte und mit Kriegs-Schiffen von einer
andern Macht vereinigen. Zu Reval, Narva und
Riga werden alle Fahrzeuge, welche da liegen, aus-
geruͤſtet; uͤberdieß wird der Hof eine beſondere Ga-
leeren-Flotte in der Oſt-See halten, welche die an
Anzahl weit uͤbertrift, deren ſich ehedem Peter der
Erſte bediente.
Wien, den 20. April.
Jhro Majeſtaͤt die Koͤnigin haben auf erhaltene
Nachricht von dem geſchehenen Treffen in Schleſien
dem General Neuperg Befehl zugeſchickt, ſobald die
Voͤlker zur Verſtaͤrkung angekommen ſeyn wuͤrden,
den Feind auf das neue aufzuſuchen. Dem Feld-
Marſchall Palfy iſt angeſaget worden, die Ungari-
ſchen National-Voͤlker, welche freywillig dienen woll-
ten, nach Schleſien zu ſchicken. Wir erwarten den
Cardinal Sinzendorf aus Schleſien hier, weil man
ſchon im voraus weiß, daß ihn der Koͤnig von Preuſ-
ſen, auf den Vorſpruch des Koͤnigs von Pohlen, in
Freyheit ſtellen wird. Zu der Kroͤnung unſerer Koͤ-
nigin in Preßburg werden alle Anſtallten gemacht.
Aus dem Elſaß, den 18. April.
Seit drey Monaten hat man in dieſer Provinz bis
nach Landau, wie auch in Lothringen, 50. bis 60000.
Malter Fruͤchte aufgeſchuͤttet, und die Officiers,
die ſonſten auf den erſten May Erlaubniß bekommen
haben, nach Hauſe zu reiſen und 6. Wochen auszublei-
ben, haben nunmehro Befehl erhalten, ſich nicht von
ihren Regimentern zu entfernen, und iſt jedem Offi-
cier eine Summa Geld zum voraus bezahlet worden.
Znaim in Maͤhren, den 10. April.
Geſtern hat die hieſige Buͤrgerſchaft wegen der Ge-
buhrt des Durchl. jungen Erz-Herzogs eine ſchoͤne
Jllumination aller auf die Gaſſen gehenden Fenſter
angeſtellet, der Magiſtrat aber zu eben dem Ende ein
46. Ellen hohes uͤber und uͤber erleuchtetes Ehren-
Geruͤſte aufgefuͤhret, deſſen Haupt-Jnnhalt auf Jo-
ſephs Traͤume von den Garben, und eilf Sternen, die
einer Sonne zugeſellet, nebſt dem Stamm-Baume
des Durchl. Erz-Hauſes Oeſterreich gerichtet gewe-
ſen. Den Morgen vorher iſt das Dank-Feſt in der
Pfarr-Kirche, unter Paradirung zweyer Stadt-Com-
pagnien und dreymaliger Abfeurung vieler Stuͤcken
gehalten worden.
Neuß, den 11. April.
Am 8ten ruͤckte unſere Armee vor Tages aus ihrem
Quartier, und marſchirte geraden Weges nach Grot-
kau, wo ein feindlicher Capitain mit 60. alter Mann-
ſchaft und 900. Recruten in Beſatzung lag, und es
gelung dem Herrn General Berlichinger in der Vor-
ſtadt einen Bauer aufzuheben, welcher mit Briefen
von der Preußiſchen Armee an ermeldeten Capitain
abgeſchicket worden war, daß ihm 5000. Mann zu
Huͤlfe geſendet werden ſollten. Nachdem wir aber
unſere Stuͤcke bereits vor das Thor gepflanzet, um es
einzuſchieſſen, ſo uͤbergab der Capitain den Ort mit
der Beſatzung und ſich und einige andere Officiers zu
Kriegs-Gefangenen. Geſtern iſt es bey Mollwitz zu
einem Treffen gekommen, und weil die Nacht einge-
brochen, haben ſich die Unſrigen zuruͤck gezogen.
Lippſtadt, den 19. April.
Geſtern und vorgeſtern ſind allhier die betruͤbten
Nachrichten eingelauffen, daß die ſchoͤne Stadt
Ham faſt voͤllig in die Aſche geleget worden, davon
man vorjetzo nichts mehr melden kann, als daß die
uͤberaus ſchoͤne und groſſe Reformirte Kirche, nebſt
den vornehmſten oͤffentlichen Gebaͤuden, bis auf den
Grund abgebrannt, und uͤber 400. Haͤuſer durch
die Flamme verzehret worden.
Hamburg, den 29. April.
Geſtern iſt mit allgemeinem Beyfall der Hochedle
und Hochgelahrte Herr Dreßky, beyder Rechten
Doctor, zum Rathmann dieſer Stadt zur Erſetzung
der Stelle erwaͤhlet worden, welche der weyland
Hochverdiente Hr. Doctor Pauli bekleidet hat. Von
Jhro Excellenz dem Herrn Grafen von Muͤnnich ſind
an deſſen hieſigen Freunde die Nachrichten eingelau-
fen, daß er aus St. Petersburg abgegangen, und auf
der Reiſe nach Schleſien ſey, um ſeine dort uͤberkom-
mene Grafſchaft in Beſitz zu nehmen, worinn ihm
auch Jhro Majeſtaͤt der Koͤnig von Preuſſen ſehr ge-
neigt iſt.