Schreiben aus Paris, vom 26 April.
Zu Toulon ſind 2 unſerer Fregatten von Algier
an-
gekommen, worauf ſich Herr von Senneville
befand,
den der Koͤnig wegen einiger von den Algierern
genom-
menen Franzoͤſiſchen Fahrzeuge dahin
geſchickt hatte.
Er iſt vom Bey eben nicht
freundſchaftlich aufgenom-
men worden. Er hat fuͤr
die Freyheit der Franzoͤſiſchen
Selaven
fuͤr jeden Capitain 10000 Livres, fuͤr die
bey-
den Zimmermeiſter 8000, und 5000 fuͤr jeden
Matro-
ſen verlangt. Jndeſſen hat Herr von
Senneville, zur
Sicherheit unſerer Schiffahrt, einen
neuen Tractat
mit dem Dey auf 100 Jahre
geſchloſſen.
Das Chatelet hat uͤber 32 Beſchuldigte, die an
der
Ermordung des Maire von St. Denis Antheil gehabt
haben
ſollen, das Urtheil geſprochen. Zwey
ſollen
gehenkt werden. Einige ſind in Freyheit
geſetzt, noch
andere mit Gefaͤngnißſtrafe
belegt worden.
Da das Chatelet noch ſortfaͤhrt, genaue
Nachrichten
uͤber die Seenen zu Verſailles vom
5ten und 6ten Octo-
ber einzuziehen, und verſchiedene
Deputirte der Na-
tionalverſammlung darinn verwickelt
ſeyn ſollen; ſo
giebt man ſich alle
Muͤhe, um dieſe Procedur aufzu-
halten. Der
bekannte Diſtrict der Franziſcaner
hat
ſogar die Nationalverſammlung in einer
Addreſſe ge-
beten, dem Chatelet die
Unterſuchung uͤber Verbrechen
der beleidigten
Majeſtaͤt zu nehmen, und ein eigenes
Tribunal zu
dieſem Behuf zu errichten. Herr Linguet
hat dieſe
Addreſſe gemacht, und man verſichert,
die
meiſten der 60 Diſtricte von Paris
haͤtten ſie unter-
ſchrieben. Man
beſchuldigt das Chatelet in ſelbiger,
daß es
ariſtocratiſch denke, und den Ariſtocraten
ge-
wogen ſey, daß es unſchuldige Deputirte in
Verdacht
zu bringen ſuche. (Das Chatelet hat in
dieſer Affaire
240 Zeugen abgehoͤrt, die ihm alle
vom Unterſuchungs-
Ausſchuß ſelbſt
aufgegeben worden.) Jndeſſen hat das
Chatelet
ſchon die Vorſicht gehabt, die Abſchriften
der
Jnformationen zu vervielfaͤltigen, um
ſie einſt durch
den Druck bekannt machen zu
laſſen.
Die rechte Seite der Nationalverſammlung hat
eine
Declaration aufgeſetzt, welche in die Provinzen
ge-
ſchickt werden ſoll, worinn Nachricht gegeben
wird,
was in der Nationalverſammlung uͤber die
Katholiſche
Religion und uͤber die
geiſtlichen Guͤter vorgefallen iſt.
Sie
iſt bereits von 330 Deputirten unterſchrieben,
und
wird noch von 400 unterzeichnet werden.
Herr von Bergaſſe, Deputirter von Lyon, hat ge-
gen
die errichteten Aßignate oder National-Billets
aufs
ſtaͤrkſte proteſtirt, und
ſucht zu beweiſen, daß ſowol die
innere
Handlung im Lande, als auch das Commerz
nach auswaͤrts,
gaͤnzlich dadurch werde zerſtoͤhrt
wer-
den. Heute oder morgen wird auch eine Schrift von
dem
Herrn Bergaſſe erſcheinen, worinn er das
Decret
auf die lebhafteſte Art angreift, nach welchem die
jetzi-
gen Deputirten bey der Nationalverſammlung
ſolange
bleiben ſollen, bis die
Conſtitution zu Stande ſeyn wird.
Jm Hotel der Jnvaliden war ein Soldat geſtorben,
der von
einem Ragout gegeſſen hatte, das lange Zeit
in
einem kupfernen Gefaͤße aufbehalten war. Man er-
mangelte
nicht, an die Thuͤr des Verſammlungsſaals
der
Nationalverſammlung eine Schrift anzuſchlagen,
worinn
den Ariſtocraten dieſe Vergiftung
zugeſchrieben ward.
Jn den Sitzungen der Nationalverſammlung vom
Freytag,
Sonnabend und Sonntag, ſind verſchiedene
Decrete
uͤber Lehnsſachen gemacht worden. Auch ward
der
Graf von Luzerne wieder von St. Domingo aus
hart verklagt; es
ward aber auf dieſen Punkt nichts
entſchieden.
Die Nationalverſammlung koſtet, ſowol
fuͤr die
1200 Deputirte, als fuͤr
Kanzley-Unkoſten, taͤglich
24000 Livres,
alſo jaͤhrlich 8 Millionen 640000 Livres.
Von den in Metz vorgefallenen Unruhen hat man
folgende Nachrichten
erhalten:
Metz, den 20 April.
“Schon laͤngſt hatte die hieſige
Buͤrgerſchaft ſich
mit den benachbarten
Staͤdten, Nancy, Thionville,
Sarlonis, Pont
a-Mouſſon, und noch mehreren, unter
der Hand
verbunden, in allem gemeinſame Sache zu
machen, und
ſich im Nothfall nicht allein mit Geld,
ſondern auch
mit gewaffneter Mannſchaft wechſelſeitig
zu
unterſtuͤtzen. Um dieſen Bund recht feyerlich
zu
beſchließen, hatte man ſich vorlaͤufig
vereinbaret, daß
am 15ten die Buͤrger aus Thionoille und
Sarlouis
nach Metz kommen, ſodann mit hieſigen
Buͤrgern ver-
einigt am 16ten zum Haupt-Canton Nancy
abgehen
ſollten. Am 15ten zogen unſere
patriotiſche Buͤrger
mit fliegenden Fahnen, klingendem
Spiele und ge-
ſchultertem Gewehre zum Thionviller Thore
hinaus,
um ihre Bundesgenoſſen abzuholen,
wofuͤr ſchon in
der Stadt die herrlichſten
Mahlzeiten zugerichtet wur-
den. Allein, kaum hatten ſie das
Thor hinter ſich,
als gleich die ganze Beſatzung unter
Gewehr ruͤckte,
alle Zugaͤnge der Stadt
beſetzte, und vor jedes Thor
4 Kanonen aufpflanzte. Nach
einigen Stunden ſah
man unſere Buͤrger mit
ihren Alliirten ſich unter lau-
tem Jubel der Stadt
naͤhern, als auf einmal unſer
Veſtungs
Gouverneur, der General Lieutenant, Mar-
quis von Bonillé, mit 2 Eſcadrons Reuter und
Hu-
ſaren auf ſie zuſprengte, und um die
Abſicht dieſes
laͤrmenden Auftritts fragte.
Nach einer erhaltenen
ſehr trotzigen Antwort ſchwur
ihnen der Herr General,
keinen Mann mit Gewehre in die Stadt
einzulaſſen,
und drohete, Gewalt zu gebrauchen, im
Fall ſis ſich
im geringſten dagegen
ſtraͤuben wuͤrden. Dieſer
ernſt-
hafte Ton ſchlug ihren Muth nieder; ſie
lagerten ſich
ungeſaͤhr 2 Stunden lang unter
freyem Himmel, und
zogen endlich nach Longwy, einem unweit von
hier
entlegenen Flecken, ab.”
“Am folgenden Tage ſchlich ſich einer nach dem
an-
dern in die Stadt hinein, und legte ſeine Waffen
beym
Thore ab. Jndeſſen ſann man auf Mittel,
ſich an
dem Gonverneur zu raͤchen, und
beſchloß, die hier in
Beſatzung liegenden Regimenter,
beſonders die Fran-
zoͤfiſchen, Piceardie,
Bourbonnis, Saintonge, la
Reine und Conde, gegen die 3
Deutſchen Regimenter,
Salm-Salm, Naſſau, und
das Huſaren-Regiment Co-
lonel General aufzuhetzen; man
ſtreuete ſogar aus, alle
Franzoͤfiſche
Grenadiere haͤtten die Parthey der
Buͤrger ergriffen;
allein, erſtere erhielten kaum
Nachricht davon, als
ſie ſich gleich zum Gouver-
neur verfuͤgten,
und ihm unverbruͤchliche Treue ſchwu-
ren.
Geruͤhrt uͤber dies edle Betragen, wies
dieſer
ihnen 3 verſchiedene
Wirthshaͤuſer an, wo ſie auf
ſeine
Rechnung zechen ſollten. Dieſes gieng
ziemlich ordent-
lich und ruhig zu; allein, geſtern brach der
Laͤrm deſto
gewaltiger aus. Man hatte
ausgeſtreut, der Marquis
von Bouillé
hobe 600 Louisd’or vom Hofe fuͤr die Gar-
niſon
erhalten, und es ſey ungerecht, dieſe den
Grena-
dieren allein zufließen zu laſſen. Jm
Augenblicke rot-
teten ſich uͤber 4000 Mann von
verſchiedenen Regi-
mentern zuſammen, zogen durch alle
Straßen, pluͤn-
derten, drangen in die vornehmſten
Gaſthoͤſe und
Weinkeller ein, und was
ſie nicht aufzehren konnten,
ſuchten ſie zu
verheeren. Die in der Veſtung liegenden
Regimenter,
Salm-Salm, Conde und la Reine, muß-
ten gleich
ausruͤcken, und zwo ſtarke Truppenabtheilun-
gen
wurden an die beyden Bruͤcken der Veſtung
hin-
geſtellt. Um 2 Uhr Nachmittags kam endlich der
ganze
Schwarm auf die Bruͤcke los, uͤberrumpelte das
daſelbſt
ſtehende Detaſchement, und
drang mit Gewalt in die
Veſtung hinein. Die ganze
Regimentsmuſik von Bour-
bonnois und Saintogne
eroͤffnete den Zug. Ganze
Eimer voll Wein, Schinken,
Paſteten, Liqueurs, ꝛc.
wurden nachgetragen, und den
in Schlachtordnung
aufgeſtellten 3 Regimentern unter
friedfertigem Zuru-
fen angeboten. Allein, da ſie
ſahen, daß dieſte Ernſt
zeigten, Feuer gaben,
und unter ſie einbrachen, nah-
men ſie die Flucht, und
ließen viele Verwundete zu-
ruͤck, deren bereits einige in
den Lazarethen geſtorben
ſind. Alle unſere
Gefaͤngniſſe ſind voll von
Gefangenen,
und bis dieſen Augenblick werden noch mehrere
von
den ausgeſchickten Picketen eingebracht. Die
meiſten
bekommen einen Abſchied, und werden
fortgejagt.
Hoffentlich wird auf ſolche Art die Ruhe bald
wieder
hergeſtellt werden.”
“Am 13ten dieſes, Abends gegen 9 Uhr, kamen Se.
Eminenz,
unſer Cardinal Biſchof, Prinz von Mont-
moreney-Laval,
hier an.”
Maſtricht, den 27
April.
Morgen werden die friſchen Executionstruppen zu
Stockem,
Dilſen, Maaſeick den erſten Beſuch
der
aufruͤhreriſchen Luͤtticher zu erwarten haben.
Heute
paßirt ſchon wirklich ein Corps derſelben, 5 bis
6000
Mann ſtark, in einer Entfernung von 2 Stunden
von
hieſtger Stadt bey Altenbieſen vorbey. Seit
vorge-
ſtern geht hier die Rede, die
Muͤnſterſchen haͤtten in
offenem Felde ihr
Lager aufgeſchlagen. Dagegen fluͤch-
tet ſich alles
aus dem Luͤtticher Lande, was entweder
die Executionstruppen,
oder einen unerwarteten Beſuch
der Koͤhler und
Nagelſchmisde nicht abwarten will.
Die halb Stadt Tongern hat
ſich feit 3 Tagen beynahe
zur Haͤlfte davon gemacht, und
der groͤßte Theil der
daſigen Einwohner befindet
ſich hier in Maſtricht.
Die Luͤtticher haben einen Deputirten an die Execu-
tionstruppen
geſchickt, mit der Anfrage, was ihre Ab-
ſicht ſey.
Die Antwort des Pfaͤlziſchen Generals
iſt nicht
klar genug geweſen. Es haben ſich ſchon
25000
Luͤtticher zu Soldaten einſchreiben laſſen,
und
15000 Landleute, ꝛc. ſind unterwegens, um zu
Felde
zu ziehen.
Schreiben aus Luͤttich, vom 28
April.
Nun iſt der Augenblick da, wo ſich unſer
Patriotis-
mus zeigen ſoll. Die ganze Nation iſt unter
Waffen
und ſtreitgeruͤſtet. Ein Theil
unſerer Armee ſteht
unter dem Oberbefehl des Generals,
Ritter von Don-
ceel, bey Stochum und Maaſeyck, um d
t
i
e Grenzen zu
vertheidigen. Herr Buͤrgermeiſter
von Cheſtret com-
mandirt als Oberſter das Municipal
Regiment; die
Buͤrger-Compagnien, Freywillige von allen
Seiten,
und die Bewohner des platten Landes ſind
unſerm
Truppencorps zugeſtoͤßen. Heute iſt
das Geſchuͤtz, nebſt
Verſtaͤrkung,
nachgefolget, und 3000 Franchimonter
ſind ebenfalls zur Armee
aufgebrochen. Jn Huy iſt
ein Corps Brabanter eingeruͤckt,
und wir erwarten
von da her noch mehr Verſtaͤrkung. Laut
eingegan-
genen Nachrichten ziehen ſich die
Muͤnſterſchen und
Pfaͤlziſchen
Truppen immer weiter zuruͤck. — Ein ein-
ziges Wort haͤtte dem groͤßten Ungluͤcke
zuvorkommen
koͤnnen; aber nun iſt das Loos einmal
geworfen!
Aachen, den 28 April.
Die Schibffbruͤcke zu Maaſeyck iſt fertig, und
den
25ſten dieſes ſind 1500
Pfaͤlziſche Truppen zu den erſten
Corps
geſtoßen. Die angekommen Truppen
muͤſſen
alſo wenigſtens ſchon
4000 Mann ſtark ſeyn.
Schreiben
aus Warſchau, vom 24 April.
Jn der 250ſten und 251ſten Sitzung des
Reichstags
iſt bewilliget worden, daß die Schatz Commißion
die
Rechnungen ihrer Ausgabe und Einnahme ſeit dem
letzten
Abſchluß den Staͤnden vorlegen ſollte.
Das Project, welches den Verkauf aller Starofteyen
in der Krone
fuͤr 10 Millionen Gulden, und in Lit-
Lhauen fuͤr 3
Millionen anrieth, und welches ad
deli-
berandum genommen war, wurde zwar erneuert, aber
noch
nicht bewilliget. Jndeſſen iſt der
Deputation,
welche die kuͤnftige Regierungsform entwirſt,
angeſagt
worden, ihre entworfenen Punkte
ſpaͤteſtens den 7ten
May den Staͤnden zur
Approbation vorzulegen.
Kuͤnftig werden die
Woywodſchafts-Commiſſarien,
wenn ſie zu
ihren Functionen gewaͤhlt werden, keine
andere dabey bekleiden
koͤnnen, ſondern allein den
Sitzungen ihrer
reſpectiven Woywodſchafts-Com-
mißion bis zur Expiration
ihrer Wohl beyſitzen muͤſſen.
Am Donnerſtage iſt hier die Ratification des zwiſchen
Pohlen und Preußen
geſchloſſenen Tractats angekom-
men, und gegen den
unſrigen ſogleich ausgewechſelt
worden. Dem
Vernehmen nach wird der Preußiſche
Geſandte, Marquis von
Luccheſini, von unſers
Koͤnigs
Majeſtaͤt den weißen Adler Orden erhalten,
der auf
4000 Ducaten geſchaͤtzt wird. Die 9
Pohlniſchen Be-
vollmaͤchtigten, welche bey dem
obgedachten Tractat
gebraucht worden, werden von Sr. Preußiſchen
Majeſtaͤt
jeder mit 1000 Ducaten beſchenkt
werden.
Am 22ſten dieſes iſt der zwiſchen Preußen und
der
Pforte am 31ſten Januar geſchloſſene
Tractat auf dem
Reichstage vorgeleſen worden.
Unſere Truppen werden jetzt fleißig exercirt,
wozu
vorzuͤglich fremde Officiers gebraucht werden. Man
hofft
noch immer, daß ſich der Krieg nicht weiter ver-
breiten werde,
wenigſtens ſollen die Tuͤrken nicht
große
Luſt haben, ihn fortzuſetzen. Jn Zeit von 14
Tagen
wird man das Zuverlaͤßige hieruͤber
wiſſen koͤnnen.
Wien, den 24 April.
Schon vorgeſtern ward der vorlaͤufige Hofbericht
von der Uebergabe der Veſtung Orſowa durch Capitu-
lation bekannt
gemacht. Sie ward den 16ten
dieſes
geſchloſſen, und der Garniſon
freyer Abzug und Be-
deckung nach Widdin
bewilligt. Der Koͤnig hat bey
dieſer Gelegenheit dem
Feldmarſchall Lieutenant, Grafen
von Wartensleben, das
Commandokreuz des Marien
Thereſien-Ordens, und dem
Oberſten, Grafen von
Auerſperg, das kleine Kreuz
dieſes Ordens verliehen,
7 Officiers ſind um einen Grad
befoͤrdert worden, auch
hat der Koͤnig allen Officiers,
welche dieſen Winter
bey der Blockade von Orſowa gebraucht
worden, zu
dem fuͤr den diesjaͤhrigen Feldzug ſchon
empfangenen
Equipirungsbeytrag, noch eine monatliche Gratisgage,
und
den geſammten Unterofficiern, außer den bereits
Mann fuͤr
Mann erhaltenen Ducaten, noch einen gan-
zen monatlichen Sold
bewilligt.
Schreiben aus Wien, vom 24
April.
Das Perſonale zur Feld Kriegskanzley fuͤr die
Maͤh-
riſche und Boͤhmiſche Armee iſt
bereits ernannt, und
die Direction dem Hofkriegsſecretair von
Makowetz an-
vertraut. — Der Oberſte von Mack iſt
mit dem zum
Haupt-Staabsquartier noͤthigen Perſonale nach
Maͤhren
abgegangen, und die Feldkriegskanzley gleichſalls
im
Begriff, ſich an ihren Beſtimmungsort zu
begeben.
Geſtern ſind 2 Bataillons Croaten hier durch
paßirt,
welche anfangs nach Luxemburg beſtimmt waren,
unter-
wegens aber befehligt wurden, nach Maͤhren zu
mar-
ſchiren. Es ſind durchaus ausgeſuchte
ſchoͤne Leute,
denen man die Beſchwerden der 2
wider die Tuͤrken
gemachten Feldzuͤge im geringſten
nicht anſieht; ſie
fuͤhren Muſketen mit
doppeltem Lauf, und Piſtolen an
der Seite. — Da
ſuͤr jedes Regiment, außer den bereits
beſtehenden
4 Bataillons, auch noch eine Reſerve Divi-
ſion errichtet
wird, um daraus den etwaigen Abgang
ſogleich mit exercirten
Leuten erſetzen zu koͤnnen, ſo
ſieht man
taͤglich anſehnliche Rekrutentranſporte zur
Armee
abgehen. — Der Feldmarſchall Laudon hat den
Tag
ſeiner Abreiſe noch nicht eigentlich
veſtgeſetzt,
und es ſcheint, daß Se. Excellenz noch
die Zuruͤckkunft
eines vorgeſtern nach Berlin abgegangenen
Couriers
erwarten werden. — Der Feldzeugmeiſter, Baron
de
Vins, iſt zur Croatiſchen Armee bereits
abgegangen.
Nach Briefen aus Carlſtadt hat es das Anſchen,
als
ob die Tuͤrken den Feldzug in dieſen Gegenden
fruͤh
eroͤffnen werden. — Zur Belagerung von Widdin
geht
viel ſchweres Geſchuͤtz von Peterwardein und
Belgrad
ab; der Prinz von Coburg wird dieſe Veſtung
ſobald,
als moͤglich, zu belagern anfangen,
waͤhrend ein anderes
vereinigtes
Oeſterreichiſch-Rußiſches Corps
d’Armee
unter den Befehlen der Generals, Souwarow und
Jordis,
Braila bombardirt.
Die Ankunft der Koͤniginn Majeſtaͤt wird nun auf
den
16ten kuͤnſtigen Monats beſtimmt. Der
Adel
ſowol als die geſammte Buͤrgerſchaft
machen Zuberei-
tungen, um die Koͤniginn auf das
feyerlichſte und
glaͤnzendſte zu empfangen. Die
Buͤrgerſchaft wird
paradiren, und in der Stadt werden
Triumphpſorten
errichtet. Die Zahl der Hofbedienten, welche
unter
der vorigen Regierung ſehr eingeſchraͤnkt
war, wird
betraͤchtlich vermehrt.
Jn der letzten Audienz erſchien eine Deputation von
Bauern aus 38
Dorfſchaften in Oeſterreich, welche
Se. Maj
ſtaͤt unterthaͤnigſt baten, die neue Steuer
nicht
aufzuheben, indem ſie vollkommen damit zufrieden
ſeyn.
Der Koͤnig hoͤrte ihren Vortrag auf das
gnaͤdigſte an,
und ertheilte ihnen die huldreiche
Verſicherung, ihre
Sache genau zu unterſuchen, und
dafuͤr zu ſorgen,
daß ihnen alle Erleichterung
verſchafft werde. Die
guten Leute verließen den
Audienzſaal mit Thraͤnen in
den Augen.
Das Tobacksgefaͤll ſoll ganz anders eingerichtet wer-
den,
indem Se. Majeſtaͤt befohlen haben, daß der To-
back zum
Beſten des gemeinen Mannes wohlfeiler ge-
macht werden
ſoll.
Das Militairverpflegsamt iſt mit 28 Perſonen ver-
mehrt
worden, wobey 4 Verwalter und 24 Verpflegs-
Officiers neu
angeſtellt worden ſind.
Da der Oberſte, Graf von Auerſperg, aus dem Feld-
lager auf dem Berge Allion abgereiſet iſt,
nachdem
die Capitulation zwar geſchloſſen, aber
noch nicht voll-
zogen war, ſo muß man erſt mit dem
naͤchſten Bericht
erfahren, was ſich an Artillerie
und Munition in der
Veſtung vorgefunden habe. Dem
commandirenden
Baſſa iſt indeſſen auf
ſein inſtaͤndiges Anſuchen
geſtat-
tet worden, 3 Kanonen aus der Veſtung mit
ſich zu
ſuͤhren. Um dieſes zu erhalten,
ſchuͤtzte der Baſſa vor,
es wuͤrde
ihn ſeinen Kopf koſten, wenn er nicht da-
durch, daß auch
ſein Geſchuͤtz gerettet ſey, ſein
tapfe-
res Verhalten bey der Pſorte beſcheinigen
koͤnne.
Zu der Armee nach Ungarn iſt vorgeſtern ein
betraͤcht-
licher Geldtranſport abgegangen.
Aus einem andern Schreiben aus Wien,
vom 24
April.
Mit den geſtern aus Jtalien eingegangenen Briefen
wird wiederholt
verſichert, daß die Republik Venedig
fortfahre, zum Beſten
Oeſterreichs und Rußlands zu
Waſſer und zu Lande
aufs eifrigſte zu ruͤſten. Eben
ſo
thaͤtigen Antheil nimmt Spanien, das bey der Re-
publik Genua das
Anſuchen gethan haben ſoll, im
Haven della Speccia eine
Flotte von 40 Schiſſen auf-
zunehmen, desgleichen bey der
Republik Lucca, um in
ihrem Gebiete ein Lager fuͤr 20000 Mann
Spaniſcher
Truppen zu bewilligen, unter Verſicherung an
beyde
Republiken, daß Flotte und Land-Armee die
beſte
Mannszucht halten, und alles mit baarem Gelde be-
zahlt
werden ſolle. Natuͤrlich muß man noch die
Be-
ſtaͤtigung dieſer Geruͤchte
abwarten.
Nachdem Orſowa in Oeſterreichiſchen Haͤnden
iſt,
wird ſich auch das auf der Gebirgsſpitze
belegene Tuͤr-
kiſche Fort Eliſabeth nicht lange
halten, und leicht
durch Hunger gezwungen werden koͤnnen.
Orſowa iſt
darum aͤußerſt vortheilhaft, weil
nun die Munitions-
und Proviſions Tranſporte ganz
ungehindert die Donau
paßiren koͤnnen, auch die Belagerung von
Widdin und
anderer Plaͤtze in Servien dadurch erleichtert
worden.
Die Belagerung von Widdin wird durch den
Feldmar-
ſchall, Prinzen von Coburg, bald ihren Anfang
neh-
men. Gewiß iſt es, daß die Oeſterreicher und
Ruſſen
in Servien, Bulgarien und Beſſarabien
vordringen.
Der Feldmarſchall Laudon iſt noch unpaͤßlich,
und
hat erſt vorgeſtern zum erſtenmal das Bette
wieder
verlaſſen koͤnnen; er leidet ſehr an
dem Fuße durch
die Streifwunde, die er im vorigen Feldzuge
bekam.
Jndeſſen ſoll Ausgang dieſes Monats
doch ſeine Abreiſe
nach Maͤhren erfolgen. Gleichwol
verſpricht man ſich
von den Vermittelungen Englands und
Spaniens noch
immer, daß es zu dem Ausbruche eines zweyten
Krie-
ges, der leicht allgemein werden koͤnnte, nicht
kom-
men werde.
Aus Oeſterreich, vom 24 April.
Am 20ſten dieſes haben 2 Provinzen der Niederlande
dem
Koͤnige Leopold ein Schreiben zu Wien
uͤberreichen
laſſen, worinn ſie ſich
erbieten, ſich unter den Schutz
Sr. Majeſtaͤt zu
begeben, wenn ſie mit
Oeſterreichiſcher
Mannſchaſt verſehen
werden.
Der Großvezier ſoll ſich fertig machen, mit einer
Armee von
200000 Mann gegen Widdin vorzuruͤcken.
Es ſollen ſich uͤber 5000 Perſonen in Wien
befinden,
die aus Ungarn dahin kamen, weil ſie ihre Stellen
und
ihr Brod verlohren hatten. Es heißt auch, daß die
Ungarn
ihren Biſchoͤfen, welche Auslaͤnder ſind,
eine
jaͤhrliche Penſion von 6000 Gulden ausſetzen,
und ihre
Bißthuͤmer mit Landeskindern beſetzen wollen.
Die Strafe des Schiffziehens iſt auf hoͤchſten
Befehl
abgeſchafft worden.
Frankfurt, den 27 April.
Den 24ſten dieſes wurde zu Maynz der Garniſon
Ordre
ertheilt, unter dem Befehl des General. Majora,
Graſen von
Hatzfeld, 1 Grenadier- und 2 Fuͤſelier-
Bataillons, wie
auch ein Commando Huſaren auf den
erſten Befehl
marſchfertig zu halten. Dem Vernehmen
nach ſoll dies
Commando in das Luͤttichſche beſtimmt
ſeyn,
und groͤßtentheils eingeſchifft werden. —
Drey
Regimenter Jnfanterie und 2 Regimenter
Cavallerie,
Heßiſcher Truppen, werden (nach dem hieſigen
heuti-
gen Staatsriſtrelto) in Preußiſchen Sold gehen.
Der neue Fuͤrſt Biſchof zu Freyſingen und
Regen-
ſpurg iſt von den Reichsvicarien zum Principal
Com-
miſſarius beym Reichstag ernannt, und vom
Pabſt zum
Cardinal und Protector Bavariae erhoben.
Das Kammergericht zu Wetzlar hat die Luͤtticher
Be-
ſchluͤſſe, betreffend die
Truppenanwerbung, um ſich
der Kreis-Execution zu
widerſetzen, und den neuen Eid
fuͤr null und nichtig
erklaͤrt.
Zu Baſel iſt der Preußiſche Oberbergrath Ferber,
47
Jahr alt, geſtorben.
Den 19ten iſt zu Muͤnchen die Eroͤffnung des
Reichs-
Vicariats-Hofgericht vor ſich gegangen.
Anzeige eines Choral-Buchs.
Da mein bereits angekuͤndigtes Choral-Buch zu dem
neuen Brem- und
Verdiſchen Geſangbuch
naͤchſten
Johannis die Preſſe
verlaſſen wird; ſo koͤnnen
meine
Goͤnner und Freunde, die darauf
ſubſcribirt haben,
ihre Exemplare von mir in
Empfang nehmen, und die
noch Vergnuͤgen finden, zu
praͤnumeriren, haben bis
dahin jedes Exemplar
fuͤr einen Reichsthaler — nach
Johannis aber
koſtet jedes Exemplar 4 Mk.
Caſſengeld.
Benanntes Choralbuch wird 22 Bogen
ſtark, worinnen
ſich 111 Choraͤle
befinden werden; es kann nicht allein
zu eine jede Auflage
der neuen Brem- und Verdiſchen
—
ſondern wegen die zahlreichen Melodien
fuͤr Liebhaber
auch zu andern
Geſangbuͤchern gebraucht werden, auch
habe ich
es ſo leicht bearbeitet, daß ein jeder, der nur
etwas
Kenntniß vom Generalbaß hat, es mit leichter
Muͤhe
ſpielen kann, und zur bequemlichen Nothwendig-
keit
habe ich die Geſaͤnge, welche nach der
Melodie:
Herr Gott dich loben wir, ꝛc.
geſungen werden, den
Text untergelegt. Bey Herr Weſtphal & Comp. in
Hamburg wird
Praͤnumeration augenommen. Sollten
ſich
mehrere Freunde finden, die guͤtigſt
Praͤnumeran-
ten fuͤr mich ſammlen;
ſo gebe ich ihnen das 7te
Exemplar frey, wogegen ich
mir Briefe und Gelder
poſtfrey ausbitte.
Stade, den 29ſten April
1790.
J. H.
Olbers,
Organiſt an St. Wilhadi.
Nachricht.
Zu Jedermanns Wiſſen zeigen wir hiemit
noch ein-
mal an, daß
Bruce Reiſen in Egypten,
Arabien, Abyßinien
und Nubien, zur Entdeckung der Quellen
des
Nils, in den Jahren 1768 bis 1773. Jn
fuͤnf
Baͤnden, mit Charten und vielen
Kupfern.
Aus dem Engliſchen uͤberſetzt von
J. J. Volk-
mann, und mit Zuſaͤtzen und
Anmerkungen be-
gleitet von J. F. Blumenbach, 1ſter und
2ter
Band, gr. 8. Mit Churfuͤrſtl.
Saͤchſiſchem
Privilegio,
wirklich unter der Preſſe, und mehrere Bogen
davon
bereits abgedruckt ſind. Der 1ſte
und 2te Band er-
ſcheinen, wenn nicht ſchon zu
Johannis, doch zur
Michaelismeſſe gewiß.
Leipzig, im April 1790.
Weidmannſche
Buchhandlung.
Jn der Bohnſchen Buchhandlung in der
großen
Johannisſtraße iſt zu haben:
Asmus omnia ſua ſecum portans,
oder ſaͤmmtliche
Werke des Wandsbecker Bothen, 5ter
Theil, 8vo.
Hamburg. 2 Mk.
Ueber den Umgang mit Menſchen, von Adolph Frey-
herrn Knigge, neue
vermehrte Auflage in 3 Theilen.
8vo. Hannover. 6 Mk.
Handzeichnungen nach der Natur. 8vo. Berlin.
1 Mk. 12 ßl.
Magazin von merkwuͤrdigen neuen
Reiſebeſchreibungen
aus fremden Sprachen
uͤberſetzt, und mit Anmer-
kungen begleitet von J. R.
Forſter. 1ſter Band mit
Kupfern, gr. 8vo. Berlin. 5
Mk. 8 ßl.
Es ſollen die zum Nachlaß des
verſtorbenen Königl. Preußi-
ſchen
Oerſten, Herrn von Quintus, gehörige
Sammlungen:
1) Ein vollſtändiges Münz-Cabinet von
Originalien, goldener,
ſilberner und bronze
Münzen, der Macedoniſchen und
Aſtati-
ſchen Könige, der alten
Römiſchen Familien und Kayſer, in
der
vollſtändigen Zeitordnung. 2) Eine Sammlung
gutes
Gemählde berühmter Mahler, worunter 6 große und
ſchöne
Gallerieſtücke ſind. 3) Eine
Sammlung von Antiquen-
Statüen, Büſten,
ſilbernen und andern Medaillen; auch
Abdrücke des
Herrn Lipperts, und andere in großen Quanti-
täten,
verkauft werden. Die Auction ſoll Ende
Septembers
in Berlin geſchehen. Jedoch
ſtehet jedem frey, auch vorher
ſein Gebot
zu thun, und kann man ſich dieſerhalb bey
dem
immediaten beſtellten Vormund, dem Herrn
Landrath von
der Lieppen, zu Blanckenfelde bey Berlin,
oder bey dem ge-
heimen Rath Troſchel in Berlin,
in deſſen Hauſe dieſe
Samm-
lungen zu ſehen ſind, melden, auch
die gedruckten Verzeichniſſe
mitgetheilt
erhalten. Das Münz-Cabinet aber wird nur im
ganzen
verkauft.
Berlin, den 12ten
März 1790.
Wir Bürgermeiſter und Rath der
Stadt Stade fügen hiemit
zu
wiſſen:
Nachdem des weyl. Achtmann Stöhren
hinterlaſſene Wittwe
uns angezeiget, wie
ſie ihrer Tochter, Catharina Stöhren,
ihre
zwiſchen des Uhrmachers Meyers Ehefrauen und
des
Everfahrers Deden Häuſern, auf der
Häckerſtraße belegene
Gebäude
überlaſſen, und es nöthig finde, alle
diejenigen,
welche ſowol hieran, als auch aus der
von ihrem Ehemanne
geführten, von ihr aber nachher
fortgeſetzten Handlung einige
Forderungen
machten, öffentlich vorladen zu laſſen, und
des
Endes um gewöhnliche edictales
cum termino ad publicandam
ſententiam
præcluſivam gebeten, dieſem
Geſuche auch deſerirt
worden:
So citiren, heiſchen und laden Wir
Bürgermeiſter und Rath
der Stadt Stade alle und
jede, welche an den Stöhrenſchen
Gebäuden, und
aus der genannten Handlung herrührende
Forderungen
machen oder machen zu können vermeynen,
peremtorle dergeſtalt, und
alſo, daß ſie in
nachſtehenden
dreyen Terminen, als den
28ſten dieſes, den 12ten, und
endlich den
26ſten May a. c. des Morgens
10 Uhr, vor hieſi-
ger Gerichtsſtube in
Perſon, oder durch genugſam
inſtruirte
Gevollmächtigte, unausbleiblich
erſcheinen, ihre Anſprüche
und
Prätenſiones ſpeciſice anzeigen, und ad Protocollum verzeich-
nen
laſſen, unter der ausdrücklichen Verwarnung,
daß alle,
welche ſich in beregten Terminen und
vor Abgabe
eines
Präcluſiv-Erkenntniſſes, als
zu deſſen Eröffnung Terminus auf
den 29ſten May a. c. des Morgens um 10 Uhr, vor
hieſiger
Gerichtsſtube anberahmet wird,
nicht gemeldet haben, nicht
weiter gehöret,
ſondern ihnen ein ewiges Stillſchweigen
auf-
erleget werden ſolle. Wornach alle, die es
angehet, ſich zu
achten haben. Geben unterm
gewöhnlichen Stadtſignet und
des Secretarii
Unterſchrift.
Stade, den 15ten April
1790.
G. E. Cmmann,
Secretair.