Auß einer lateinischen Anno 1573. Zu Königsbergin Preussen gehaltenen / vnd daselbst gedruckten Oration / D. Tilimani Heßhusij.
DOctor Jacobus Andreae / ein Tübingischer Theologus / hat bey jhm selbst einen wahn geschöpfft / als hette er einen solchen weg vnd weyse erfunden / dadurch aller Streyt vnd Zanck / so zwischen den Kirchen vnd Lehrern der Augspurgischen Confession getrieben werden / hingelegt / vnd ein heylsamer vnd sanffter Friede angestelt / vnd bestettiget werden köndte. Solchen seinen Raht / tregt er etlichen wenig Fürsten Teutsches Landes für / vnd bringt sie durch erhebung vnd verheissung deß aller lieblichsten Friedes / leichtlich auff seine meinung. Nachmals nimpt er ein Räise für sich zu den fürnemmesten Fürsten / zu den berhümbtesten Vniuersiteten / vnd zu den namhafftesten Kirchen in gantz Teutsch Lande.
Auß dem Hertzogthumb Wirtenberg auß Schwaben / schweiffet dieser wunderbare Fried Prediger / vnd Außruffer vermeinter Einigkeit auß / ins Landt zu Pommern / biß an das Mitnechtische Meer / Rühmet allenthalben / er hab solche Mittel vnd Wege erfunden / dadurch alle Religion streyte köndte auffgehaben / vnd ein ewiger Fried angericht werden. Leget etliche von jm selbst gestelte Artickel / von den fürgefallenen Streyten für / welche er also gemessiget / das er dafür angesehen sein wolte / als hielte ers mit dem rechten Theyl / doch also / das er den gegentheyl nicht beleydigte.
Der inhalt solcher Artickel war dieser / das man alle Religion streyte mit stillschweigen hinlegen / vnd alles disputiern vnd zwitracht / so vnter denen / die sich zur Augspurgischen Confes-
sion bekennen / vber den allerhöchsten vnd fürnemsten Artickeln der lehre / entstanden vnnd getrieben worden / für ein lauter wort gezänck halten / vnnd gentzlich vertuschen solte / denn man were doch im fundament durchauß einig.
Vnd zum zeugniß solches Consenß vnd Einhelligkeit / solte man allerseyts einem gemeinem Cothurno (vnrichtigen zweyffelhafftigen Buch) welchen er geschmidet / vnterschreiben / das all zu harte disputiern einstellen / vnd vnter einander einig vnnd friedsam sein.
Mit dieser seiner Teuscherey oder Triegerey / hat er grosse Fürsten / auch weyse Rähte an viler Fürsten höfen / vnd berümbte Theologen bezaubert vnnd eingenommen. Ich weyß kaum / ob auch dergleichen Exempel solcher plauderey vnnd thollkünheit / auch liederliches beyfals in den Applaudenten / in allen Kirchen Historien zu finden. Vnd haben jhr viel durch jhr eigen zeugniß sich verrahten / vnnd zu erkennen geben / wie gar einen schlechten vnd vngewissen Grundt jhres Glaubens sie geleget.
Wie ist es aber mit dieser Fabel hinauß gegangen? Was hat dieser Friedverheisser guts außgericht vnnd erhalten? Eine gute beute von Gelde / hat er zwar mit sich auß Sachsen gebracht / auch sonst hin vnd wider stattliche Schewren vñ Becher eingesamlet. Hat er aber auch die Einigkeit / darauff er die Leute vertröstet / herwider bracht / vnd angericht? So gar nicht / das er auch noch mehr zwitracht vnd vneinigkeit erwecket vnnd verursachet.
Denn da er zu Weymar von den Rähten vnd Theologen deß Christlichen Fürsten / Herrn Johann Wilhelms / Hertzog zu Sachssen / ernstlich erinnert wurde / seiner begangenen schweren Sünden / wie er nemlich in Preussen vnd Thüringen / mit seiner Tüncherey vnd vergleichung / die Kirchen verwirret / betrübet vnd beley diget hette / Vnd das er nit jetzt abermal eines vnmüglichen dings sich vnterfangen / noch jm fürnemen solte / zwischen Christo vnd Belial eine Gemeynschafft vnd Einigkeit zu tref-
fen / ist er darob dermassen erhitziget vnd entzündet / vnd so zornig vnnd wütend worden / Das er sich vnterstanden / das gantz Römisch Reich wider reine Lehrer zu entrüsten / vnd eine verfolgung vber den gerechten Theyl zubringen.
Das war nu die schöne Einigkeit / welche Jacobus Andreverhieß / Nemlich / vnterdruckung der waren Kirchen / vnd rechtschaffener Lehrer. Aber der Son Gottes / vnser lieber Emanuel / der ein stetter Wächter ist vber seine Kirche / hat solche grausame anschläge / vnd böses vorhaben deß Jacobi / gnediglich abgewendet / vnd die seinen gantz Vätterlich geschützet vnnd beschirmet.
Vber das fehlet es so weyt / das er keine Einigkeit angerichtet / das er fast alle jrrige Lehrer / in jren Gottlosen meynung noch viel mehr gestercket hat / welches fürwar zu einem Christlichen Fried vnnd Einigkeit in der Kirchen wenig dienet / die einen vnuersöhnlichen vnd vnauffheblichen Krieg vnnd Streyt / wider falsche vnd Gottslesterische lehre führet. Endtlich ist auch solche leichtfertigkeit deß Jacobi der Christenheit offenbar worden.
Zuuor hat er ertichter weyse fürgeben / vnnd gerühmet / die Wittenbergischen Theologen weren wider zu recht kommen / vñ stimmeten mit den rechtschaffenen Lehrern durchauß vber ein / vnd were nu kein Streyt mehr zwischen jhnen. Aber die Wittenbergischen Theologen beschuldigen jetzt Jacobum Andreae / das er ein vnwarhafftiger vnnd liederlicher Mann sey / So beschuldiget widerumb Jacobus Andreae inn seinen sechs Predigten / die Wittenbergischen Theologen / gar grosser vnnd grewlicher jrrthumen.
Ist dem nu nicht durch diß augenscheinlich Exempel aller Welt klärlich gezeiget / vnnd zu erkennen gegeben / das man sich vergeblich vnterstehe / Einigkeit inn der Kirchen anzurichten / Durch tüncherey / vertuschung der jrrthumen / Sophistische vergleichunge der Religion streyte / vnnd dergleichen Menschliche anschlege? So weyt Heßhusius.
Auß der Ihenischen Theologen / Anno 1569. Gesteltem vnd gedrucktem Bedencken / von D. Jacobs Conciliation / oder vereinigung / in den strittigen Religion sachen.
GOttes Wort verbeut zum höchsten alle falsche Lehre / Irrthume vnd corruptelen / vnd fordert ernstlich / das ein jeder Christ / so lieb jhm seine Seeligkeit / falsche lehre vnd Lehrer sol meyden. Matth. 7. Exod. 20. Gal. 1. 2. Timo. 2. Rom. 16.
Wider alle diese Göttliche befehl handelt D. Jacob / denn er schewet sich nicht für männiglich die angezogene corruptelen allesampt / Maiorismum / Synergiam / Adiaphorismnm / Caluinismum / vnd Osiandrismum zuuerteydingen / vnnd solches ist er mit seinem eigenen gründlichen Bericht zu vberweysen.
Maiorismum verteydiget er offentlich / spricht: Maior habe sich gnugsam erkläret / das man billig mit jhme zu frieden sein sol / Der anhang / ad salutem, in propositione Maioris, stimmet mit dem Spruch Pauli / Ore fit confeßio ad salutem, Mit dem Munde bekennet man zur Seligkeit. Item / der Glaub ohne Werck sey tode / vnnd ein Gleißnerey: Auch stehet in seinen propositionibus: Bonae opera sunt necessario in saluandis, die guten Wercke sindt nötig in denen / die da sollen selig werden.
Synergiam verteydiget er offentlich vnd vnuerholen / denn die Synergistische vnd lesterliche Declaration Victorini / darinn den freyen willen Modus agendi zugeschrieben wirdt / verteydiget er noch / spricht: Testamur hanc declarationem congruere cum uerbo DEI, Wir bezeugen / das die erklerung Victorini vom Freyen willen / mit Gottes Wort vberein stimme.
Den Caluinismum verteydiget er offentlich / denn in seinen Büchlein vom Nachtmal spricht er: Ob wol beyde theyl / die Lutherischen vnd Zwinglianer / mit dem Munde bekennen / die gegenwart deß Leibs Christi / so füren sie doch vngleiche weyse zu-
reden. Item / die Zwinglische außlegung der Wort Christi (das ist mein Leib) das ist / die Figur deß Leibs Christi / sein Leyden / sein Todt / die Gedechtniß deß Leydens / die Gottheit Christi / die Krafft vnd Würckung deß Leibs Christi / der verdienst vnd wolthaten Christi / sey nicht aller ding zuuerwerffen. So bekennet er auch im jetzigen Buch / das er mit den Bremern / vnnd Daniel von Büren / dem offentlichen Sacramentierer eins sey.
Das er Osiandrismum verteydiget habe / vnnd noch / kan er nicht leugnen. Er weiß wol / wie er sich vermessen hat / auff dem Wormischen Colloquio, Anno 58. Osiandri meynung zu verteydigen. Er weiß wol / wie er den offentlichen Osiandristen / der die Schwermerey mit gedruckten Schrifften / verfochten / M. Mathiam Vogel / an den Durchleuchtigen vnd Hochgebornen Fürsten / Weyland Pfaltzgraue Wolffgang / seliger gedechtniß / verschrieben / vnd commendieret hat. So bezeuget auch sein jetzig Buch / das er Osiandrum noch entschuldiget.
Den Adiaophoristen gibt er auch durchauß recht / Spricht: Sie haben sich gnug erkleret / seyn der auflag nit gestendig / Es sindt alte verlegene hendel / die eins theyls mit den personen sindt abgestorben / eins theyls nicht erwisen werden mögen.
Ist mir nu das nit ein feiner Conciliator / vnd Friedenmacher / der offentlich tritt zu den Widersachern / verteydigt falsche lehre / vnd streytet wider die Warheit / vnd dennoch schreiet / Er sey der Mann / der den Frieden machen kan: Wer hat sein lebenlang von wunderlicherm Frieden gehöret? Es solte wol ein Friede werden / wie der Wolffe mit den Schafen für hatte. Ihr albern / vnruigen / Friedhessigen Schafe / mögt jhr deß Friedens nicht / den euch der Wolff anbeut? Oder waran mangelts? Viel leicht trawet jr einfältige Thierlein nicht / etc.
Johannes Wigandus D. Tilemannus Heßhusius D. Johan. Frid. Celestinus D. Timotheus Kirchnerus. M. Damals Theologen der Vniuersithet Ihena.
HIerauß mag nu ein jeder verstendiger Christ erkennen vnd vrtheylen / was von einem solchen Manne / wie Jacobus Andreae allhie von diesem Theologen beschrieben ist / zu halten / vnd was jme in so hohen vnd wichtigen Religion sachen / deren er sich anmasset / gutes zu zutrawen sey / Vñ ob auch rechtschaffene Lehrer mit einem solchem / der obgesatzte schwere Sünde / vnd offentliche mißhandlunge warhafftig begangen / einig vnd zufrieden sein können oder sollen / wo er nicht zuuor dieselbige offentlich erkennet vnd bekennet / widerruffet / vnd sich mit der Kirchen Gottes / welche er so höchlich betrübet vnnd beleydiget hat / gebürlicher weyse versöhnet.
Were dergleichen Exempel in der ersten Kirchen fürgefallen / man würde gewißlich einen solchen nicht für einen Bapst oder Patriachen gehalten vñ geehret / sondern einen gebürlichen ernst vnd Kirchenstraffe wider jn gebrauchet vnd fürgenom̃en haben.
Aber jetzt gehet es viel anders zu / das nemlich solche Leute / vber alle begangene mißhandlunge / entbor schweben / vnd wie der 73. Psalm saget / nit in vnglück sindt wie andere Leute / vnd werden nicht wie andere Menschen geplagt. Darumb muß jr trotzen köstlich ding seyn / vnd jr freuel muß wol gethan heissen / jr Person brüstet sich wie ein fetter wanst / sie thun was sie nur gedencken / sie vernichten alles / vnd reden vbel dauon / vnd reden / vnd lestern hoch her / was sie reden / das muß vom Himmel herab geredt seyn / was sie sagen / das muß gelten auff Erden. Darumb fellet jhnen jhr Pöfel zu / vnd lauffen jhnen zu mit hauffen / wie Wasser / vnd sprechen / Was solt Gott nach einen fragen / was solt der Höhest jhr achten? At in fine uidebitur, cuius toni. GOtt erhalte vnnd tröste die seinen vnter dem Creutz / vnd geb vns den rechten heylsamen Frieden / welchen die Welt nicht kan geben / AMEN.