Chꝛiſtliche vnd getrewe
Warnung für dem falſchen Caluini-
ſchen Wegweiſer Geoꝛgen Hanfelds /
Pfarrers zu Bretten .
Geſtelt durch M. Joannem Magirum /
Pfarꝛern zu Backnang / im Fürſten-
thumb Würtemberg .
Pſalm 25 .
Schlecht vnnd recht das behüte mich / dann ich harre
dein ( HERR . )
Getruckt zu Tübingen / bey Georgen
Gruppenbach /
Im Jar 1592 .
Warnung für dem Caluinischen Wegweiser Georg Hanfelds .
ES hat Georgius Hanfeld / der vor diser zeit ( als er junger Euangelischer Fürsten
Praeceptor gewesen ) sich für Lutherisch dargegeben / aber hernach ein
Caluinischer Prediger worden / vor zehen Jaren ein Büchlin trucken lassen / mit
disem Titel : Wegweiser in der Lehr vom H. Abendtmal / etc. in Form eines
Gesprächs / damit es dem gemeinen Mann desto anmütiger zulesen were / gestellet .
Dises Büchlin / in massen er selbst in der Vorrede meldet / soll den einfaltigen
Christen gemeinet sein / welche in disem leidigen Streit vom heiligen Abendtmal
gleichwol der Warheit von Hertzen begierig / aber hinder die Streitschrifften /
sie zulesen / sich nicht gern lassen / oder doch sich nicht recht drein schicken
können . Disen verspricht er hierinnen einen richtigen schlechten Weg zuweisen /
auff welchem sie stracks zur Warheit vnnd eigentlichem Verstand der Lehr vom
heiligen Abendtmal kommen werden .
Nun ist dises Büchlin biß daher von den vnsern / so man Lutherische nennet /
nicht werth geachtet worden / dasselbig zuwiderlegen / weil man darfür gehalten
/ es werde vmb der offenbaren Vnwarheiten willen / die es fürbringt / bey den
Guthertzigen nicht schaden thun können . Nach dem es aber im verschinen Jar
nachgetruckt worden / vmb vilfaltiges Nachfragens wegen nach demselben / wie der
Author rhümet : So will es ein notturfft sein / daß fromme Christen ( welchen
ettwan dise Form eines Gesprächs besser / als die Streit vnd einfältige
Lehrschrifften / in disem Handel beliebet ) trewlich gewarnet werden / disem
vntrewen Wegweiser nicht zutrawen . Auß diser Vrsach hab ich in einer kurtzen
Schrifft gründtlichen Bericht thun wöllen / wie boßhafftig vnnd betrieglich
diser Hanfeld mit der Sach vmbgehe / den einfeltigen Leser mutwillig vnnd
wissentlich hinder das Liecht zuführen / damit also ein jeder für disem jrrigen
Wegweiser wisse sich zuhüten .
ES seind aber fürnemlich drey Puncten / so dises Büchlin verdächtig machen .
Erstlich / daß er vnder dem Namen des einen Colloquenten / nemlich Martini /
( welcher die Lutherischen vnd jhr Bekanntnus handhaben soll ) zum grösten theil
nicht die reine Lehr vnserer Kirchen / sonder jhr / der Caluinisten / eigen /
vnd mit vngrund vns zugemessen Gedicht / von einer raumlichen Allenthalbenheit
vnd Außdehnung des Leibs Christi / auch raumlicher Einschliessung desselbigen im
Brot vnd Wein des Sacraments / fürbringt : Vnd was Hanfeld also selbst auff vns
erdichtet / selbigs hernach / als ob es vnser Lehr vnd Bekanntnus were /
widerlegt . Zum andern / ob wol Martinus / des Hanfelds gedingter Lutheraner /
vnser Lehr ettwa setzt vnd vertheidigt / thut ers doch so kindisch vnd schlecht
/ daß jhn der ander Colloquent / genannt Christophorus / der Caluinischẽ Part Patronus , nach allem seinem willen fangen / vnd daß
schwartz weiß sey / bereden kan . Das ist ja ein herrliche Ritterliche That :
Gleich als wann ein rhumrähtiger Thraso einen Schefenbutzen machte / vnd geb
demselbigen ein Namen eines trefflichen Helden / Hernach griffe er den armen
Schefenbutzen an mit hawen vnnd stechen / vnd wann er jhne zu Boden gerichtet /
er als dann herumb sprenge / vnnd sich rhümbte / er hette ein gewaltigen Helden
erlegt vnd hingerichtet . In massen die Jesuiter vor wenig Jaren ein Bildnus
Lutheri gemacht / dieselbige ( als ein Ketzer ) offentlich fürgestelt / verdampt /
vnd hernach verbrennt haben . Da aber Doctor Luther noch lebete / vnd jhnen vnder
Augen gestelt wurde / mit jhnen zu disputiern / dörfften sie jhne gewißlich
nicht durch ein Zaun ansehen . Zum dritten / setzt Hanfeld von den vnsern vil /
das sie sollen geredt vnd geschriben haben : meldet aber den mehrern theil weder
Person noch zeit / ort / buch oder blat / damit nicht ettwan der Christliche
Leser in der vnsern Büchern nachsuchen / vnd wie vnuerschämpt Hanfeld jhnen
vngereimbte meinungen auffdichte / oder die wort verkehre / warnemen möge .
WAs die Tractation betrifft / nemlich / was in disem Büchlin gehandelt würdt /
zeigt gleichwol der Titel an / es sey vom heiligen Abendmal : Der Anfang aber vnd
Beschluß ist von der Person Christi / vnd sonderlich von der Maiestet Christi
des Menschen Sohns . Will also Hanseld dise zwey Stuck beweisen 1 . Daß wir in
vnsern Kirchen ein solche Lehr von der Person vnnd beiden
Naturen in Christo führẽ / welche von den vraltẽ reinen Concilijs vor etlich hundert jaren verdampt / in der Augspurgischẽ Confession verworffen / von D. Luthern selbst widerruffen
worden : Vnnd die mit keinem grund auß Gottes wort möge bewisen werden / nemlich
/ wann wir bekennen / daß vnser Heiland Jesus Christus nicht allein nach seiner
Göttlichen / sonder auch ( von wegen der persönlichen Vereinigung beider Naturen )
nach der menschlichen / seine Kirchen vnnd alle Creaturen / gegenwertig regiere .
2. Daß auch vnser Lehr von der warhafftigen Gegenwart vnnd mundtlichen Niessung
des Leibs Christi im H. Abendmal / so den vnwürdigen vnnd würdigen gemein ist /
den Artickeln vnses Glaubens / vnd alten reinen Concilijs / den worten der
Einsatzung selbs / vnd der einhelligen Lehr des H. Geists von den Sacramenten /
entgegen sey . Mit was vngrund nun Hanfeld jetzgemeldte zwen Puncten sich
vnterstehe darzuthun / will ich folgends anzeigen .
Wo man anfahen müß zum rechten vnd eigentlichen verstand der Lehr vom Abendmal
zukommen .
HAnfeld bringt zuuor ein Frag für / ehe er zum Haupthandel greifft : Ob man an den
worten der Einsatzung / oder an den Artickeln vnsers Glaubens / den streitt vom
Nachtmal zuerörtern / anfahen müß / das ist / ob man zu erst vom Nachtmal selbs
/ oder von der Person Christi müß disputieren / vnd schleußt dahin / der anfang
müß notwendiglich gemacht werden / an den Artickeln von Christi Menschwerdung /
Himmelfahrt / vnnd sitzen zur Rechten Gottes / daß man derselben eigentlichen
rechten verstand habe / sonst sey alles disputieren vom Nachtmal vmb sonst .
Seine vrsachen sind dise .
DIe erste vrsach : Wir sind auff die Artickel des Glaubens Pag. 25. 26. 28 . getaufft : jr Bekañtnus ist das rechte Keñzeichen der Christen : sie sind ein
sum̃ der gantzen Christlichẽ Lehr : nach dem
Glauben / welchen dise Artickel lehren / müsse alle Außlegung der
NOTA . Wie schimpfflich Hanfeld von den H. Sacramenten
helt . Schrifft geschehen vnd reguliert werden : Durch disen Glauben
werden wir selig / vnnd nicht durch die Sacramenta : vnnd zu disem Glauben führen
vns die Sacrament / neben dem gepredigten wort . Darumb müsse man die Lehr vom
Nachtmal an gemeldter Artickel erklärung anfangen . Biß daher Hanfeld .
Mit disem Argument gefellt jhm Hanfeld selbs wol / vnnd bringt den guten Matinum
auff die Ban / der gleichwol sich nicht wöllen lassen treiben von den worten des
Abendmals / aber zu widerlegung der gesetzten vrsach / nichts fürbringen könne .
NVn ist gleichwol wahr / daß alle Schrifft nach anleitung des Glaubens soll
außgelegt werden / Daß aber Hanfeld fürgibt / wann man vom H. Abendmal
disputieren wölle / so müsse man an den Artickeln des Glaubens anfahen / dises
ist falsch . Dann wann man von einem Sacrament handlen will / so muß man an der
Einsatzung desselbigen Sacraments anfahen / vnnd auff Gotte wort sehen / wie
Christus dasselbig Sacrament eingesetzt / was er darinnen zureichen vnnd
zuwürcken versprochen / vnnd wie selbigs soll gebraucht werden / auch was nutzen
es bringe / wann es recht gebraucht würdt / sonsten möchte man vom H. Tauff
( welcher auch ein Sacrament ist ) ebenmessig ( auff Hanfeldisch ) also schliessen :
Wir sind auff die Artickel des Glaubens getaufft / etc . Derhalben muß man in
erörterung des Streits vom H. Tauff zwischen den Lutherischen vnnd Widertäuffern
/ an deu Artickeln des Glaubens / vnnd nicht am Tauff selbs anfahen . Nun sihet
Hanfeld selbs / daß dises gar nit folgt . Dann wie soll man die rechte Lehr vom
Tauff auß den zwelff Artickeln eigentlich können erklären ? so doch desselben in
dem Apostolischen Symbolo mit keinem wort gedacht würdt ? sonder die Lehr vom
Tauff muß genommen werden auß der Einsatzung des heiligen Tauffs / vnnd auß
denen Sprüchen H. Schrifft / welche eigentlich vom H. Tauff handlen . Wie dann
solches ( als Hanfeld selbs weist ) ein gemeine Regel bey den Gelehrten / auch in
der Philosophia ist / daß man eines jeden dings Natur vnnd Eigenschafft her
holen vnd erklären soll / auß denen orten allein / in welchen eigentlich dauon
geredt oder geschriben werde . Dieweil nun von der Gegenwart vnnd mundtlichen
Niessung des Leibs Christi in den worten der Einsatzung / vnnd gar nicht in
oberzelten
Artickeln vnsers Glaubens gehandlet würdt /
So kan auch von der Gegenwart vnnd Niessung des Leibs Christi auß den zwelff
Artickeln des Christlichen Glaubens also bloß ( wann die wort der Einsatzung des
H. Nachtmals sollten hindan gesetzt werden ) nicht geurtheilt oder geschlossen
werden . Demnach sihet der Christliche Leser / daß Hanfelds Folgred vngereimbt
vnnd falsch / vnd daß man den rechten verstand vnnd Lehr vom Abendmal nicht
zuforderst in den zwelff Artickeln / sonder in den worten der Einsatzung suchen
soll . Hiemit aber würdt den Artickeln vnsers Glaubens nichts benommen / vnnd
wöllen wir dem Hanfeld in seim Argument so vil gern nachgeben / daß man die Lehr
vom Nachtmal also auß den worten der Einsatzung solle nemen / damit sie dem
eigentlichen vnnd einhelligen verstand vnsers Christlichen Glaubens Artickel
nicht entgegen sey .
DIe ander vrsach des Hanfelds / daß man an den Glaubensartickeln Pag. 30 . müsse anfahen / ist dise : Wir
Lutherischen gründen jetziger zeit die Gegenwart des Leibs Christi im Nachtmal
auff die Allenthalbenheit des Fleischs Christi / vnnd nicht mehr wie vor 30.
vnnd mehr jaren / D. Luther vnd andere auff die wort der Einsatzung . Vnd dises
vnterstehet er sich zubeweisen auß D. Brentio / D. Ostandern Pag 22 . / vnd der Würtembergischen Theologen
Schrifften / wider die Helmstadische Pag. 30 .
Theologen . Vnnd da stehet abermalen der gemelt Colloquent / Martinus / schamrot
/ weist seine Leut / die Lutherischen / nicht zuuerantworten .
Aber fürs erst soll der Christliche Leser wissen / daß Hanfeld vns mit vngrund
zulegt / wir wöllen vnser Lehr vom Nachtmal nicht mehr auß den worten der
Einsatzung / ( Nemet / esset / das ist mein Leib ) sonder auß der Allenthalbenheit
( welches wort er braucht ) beweisen . Dann das Buch der Concordien / als vnsers
theils einhelliges Glaubens bekanntnus / zeuget Form.
conc. Germ. pag 295. & seq . stracks das widerspil / nemlich /
daß vnser bester vnnd einiger grund in disem Handel / die wort der Einsatzung
seien / welche wort kein Mensch / sonder der warhafftig vnd Allmächtig Sohn
Gottes in seinem Testament geredt / welche von den drey Euangelisten fast mit
einerley Syllaben beschriben / vnd welche von S. Paulo allerdings vnserer Lehr
gleichförmig erklärt worden sind / wie diser Hanfeld nach leng daselbsten lesen
/ vnd sein falsch fürgeben widerruffen mag .
Brent . in Recognit .
Daß aber D. Brentius geschriben : Es were fast ein zauberischer Pag. 23 . Aberglaub / so man auff die wort / die
Christus gesprochen hat / soll die Gegenwart seines Leibs gründen : gedenckt er
daselbst auch des Iouis Elicij , der Heiden Gott / welchen die Heiden jhrem
vermeinen nach / durch krafft Brent . in Cat. pag.
656 . gewisser wort / vnd sonders Segensprechen / vom Himmel zu sich auff
Erden zogen / wann vnnd wohin sie wollten : gleich wie im Papsthumb die
Meßpriester / vnnd sonderlich jetzo die Jesuiter jhnen traumen lassen / daß sie
durch die Consecration / eben in dem augenblick / da sie die wort vber Brot
vñ Wein sprechen / der Leib Christi in das Nachtmal / gezogen
/ vnd vnter die gestalt Brots vnnd Weins eingeschlossen werde . Vnnd will
Brentius allein lehren / daß nicht die gesprochne wort vnnd Syllaben an jnen
selbs auff heidnische vnd zauberische weiß / sonder die allererste Stifftung /
befelch vnd verheissung Christi seinen Leib im Nachtmal mit Brot vnd Wein vns
darstelle / so offt wir dises Sacrament / vermög seiner Einsatzung / halten . Ob
nun D. Brentius hie gewöllt / daß man die Gegenwart des Leibs Christi im
Abendmal / nicht auff die wort seiner Einsatzung / sonder auff die
Allenthalbenheit seines Leibs soll gründen / vnnd ob nicht Hanfeld vortheilig
mit der Sach vmbgehe / gib ich dem Christlichen Leser zuerkennen .
Pag 23 .
Ein gleiche Calum nia ists auch / daß er D Osiandri wort / als er in einer
Predigt schreibt : So man die Allenthalbenheit des Fleisches Christi hierinnen
nicht glaube / so möchte einer vber nacht Zwinglisch werden / auff seine
Beweisung ziehen will . Dann D. Osiander redet von denen / welche keine Gegenwart
Christi nach der menschlichen Natur / dann allein im Nachtmal / glauben wöllen /
auch kein auff vnnd abfahren seines Leibs ins Nachtmal wöllen zugeben . Oise
warnet er / sie mögen wol zusehen / daß sie vber diser meinung zuletst nicht gar
Zwinglisch werden / vnd Christum auß dem Nachtmal verliehren : seitemal zwischen
disem kein mittel / vnnd sie eintweder den Menschen Christum auch ausser dem
Nachtmal nach seiner Maiestet gegenwertig mit vns bekennen : oder ein auff vnd
abfahren seines Leibs mit der Meßpriestern glauben : oder seines Leibs wahre
Gegenwart im heiligen Nachtmal mit den Caluinisten verlaugnen müssen . Darumb er
auch nicht sagt : Man sey Zwinglisch / wann man seines Leibs Gegenwart im
Nachtmal nicht gründe auff die allenthalbenheit : sonder / wann man die
allgemeine Gegenwart des Menschen Christi bey allen Creaturen nicht glauben /
vnnd doch jene weiß auch nicht zugeben wölle : so müsse jenes darauß folgen .
Es ist auch ein offenbare vnwarheit / daß wir die / so in der Lehr vom Abendmal
mit vns einig sind / aber es mit vns nicht halten / was anlangt Pag 30 . die allgemeine Gegenwart Christi / nach
beiden Naturen / der vrsach Zwinglianer vnnd Caluinisten nennen sollen / dieweil
sie die leibliche Gegenwart Christi im Nachtmal nicht auff die Allenthalbenheit
der menschlichen Natur / sonder auff die wort der Einsatzung gründen . Dann
warumb wir sie / gleichwol nicht Caluinisten nennen ( wie Hanfeld vns zulegt )
sonder allein jhrenthalben in sorgen stehen / sie möchten / wo sie nicht selbs
bald zu den Caluinisten tretten / jedoch / auff der Caluinisten Einred nicht
antworten können / wie solches auß dem / so erst hieuor gesetzt / offenbar ist .
Vnd weil Hanfeld / weder den Autorẽ / ders geschriben / noch das
Buch vnd Blat anzeigt / ist wol zuuermuten / es sey ein stuck seiner
Zwinglischen auffrichtigkeit .
Ist also der vnsern meinung nie geweßt / im streitt vom Abendmal Form . Conc Germ. pag. 300. mit dem wenigsten von
den worten der Einsatzung zuweichen / vnnd die Leut auff die allgemeine
Gegenwart des Menschen Christi zuweisen .
Dann daß die vnsern lehren vnd bekennen / es sey dem HErrn Christo nicht
vnmüglich / seinen Leib / vermög der wort der Einsatzung / vns mit Brot vnnd
Wein warhafftig zugeben / dieweil es des Sohns Gottes eigner Leib sey / welcher
Allmächtige Sohn Gottes vil andere weisen hab / seinen Leib vns gegenwertig
zustellen / als die grobe raumliche weiß / die menschliche vernunfft jhr
einbildet : heißt das noch nicht von den worten der Einsatzung ab / vnnd auff die
Allenthalbenheit gewisen : sonder es heißt allein anzeigen / daß wir nicht
vrsachen haben von dem einfältigen / deutlichen vnd klaren verstand der wort vnd
Testaments Christi abzuweichen .
ABer fürs ander soll der Christliche Leser wissen / daß Hanfeld vnnd die
Caluinisten die jenige sind / welche sich gleichwol rhümen / sie bleiben bey den
worten der Einsatzung / vnd verstehens einfältig / wie sie lauten / aber dannoch
bald im anfang dises erhebten streits / biß daher / den rechten eigentlichen
verstand diser wort ( das ist mein Zuuinglius in
Colloquio Marp . Leib ) anderstwoher / als auß dem Testament Christi
holen / nemlich / auß dem Artickel von der Himmelfahrt Christi . Daher auch dises
lästermaul Pag 29 . sich nicht scheuhet /
vns den gottlosen Juden mit jhrem abgöttischen vertrawen auff den eusserlichen
Tempel / zuuergleichen / wann wir sprechen : Die wort des Abendmals / die wort
des Abendmals . Welche grewliche
lästerung wider das
Testament des Sohns GOttes er selbs gewißlich zu seiner zeit straffen würdt .
Auß welchem allem jetz leichtlich abzunemen / warumb Hanfeld obgesetzte Frag so
weitleuffig handle / nemlich / daß er eins theils vns bey den einfältigen in
verdacht bringen will / als ob wir ein böß Gewissen bey vnser Lehr vom Nachtmal
hetten / vnnd die Censur oder prob der Artickel vnsers Glaubens nicht leiden
möchten / welches doch an seinem ort gnugsam soll widerlegt werden : eins theils
aber / dieweil sie gemeldte Artickel vil besser zu jrem vortheil vnd bemäntlung
jhrer jrrigen Lehr vom Nachtmal / als die wort der Einsatzung / welche jhnen vil
zu hell vnter augen scheinen / können gebrauchen . Vnnd dises letste ist auch die
vrsach / daß Doctor Luther im streitt vom Abendmal / auff die Lehr von der
Person Christi ist kommen / vnnd die vnsern heutigs tags sie noch treiben : damit
sie / nemlich / den Caluinisten die Barr ablauffen / vnnd zu den schlechten
worten der Einsatzung bringen möchten / wann sie keinen behülff jhrer Lehr in
den Artickeln des Glaubens mehr hetten . Biß daher / wo man anfahen soll vom
Nachtmal zu disputieren .
Von der göttlichen Maiestet Christi des Menschen . Vnnd erstlich / was die alte
/ approbierte Symbola vnnd Concilia / als vnsers Glaubens widerholte erklärungen
/ daruon setzen .
ES sind gleichwol die Symbola vnnd Concilia der alten Kirchenlehrer / als
Athanasij , Nicęnum , Constantinopolitanum , Ambrosij , Ephesinum , Chalcedonense ,
nicht von den lieben Aposteln / welcher Schrifften im newen Testament / allein
GOttes wort sind / gestellet / dieweil sie aber den rechten verstand der
Artickel vnsers Glaubens / vñ in sonderheit die reine Lehr von
der Person Christi auß Gottes wort widerholet / vnd wider die fürnembste
Ketzereyen selbiger zeit vertheidiget haben / sollen wirs billich nechst GOttes
wort ein prob der Lehr sein lassen / vnd was jhnen zuwider laufft / für Ketzerey
halten .
Auß der vrsach vnterstehet sich Hanfeld zubeweisen / daß vnser Lehr vnnd
Bekanntnus von Christo / seine Person belangend / als falsch vnnd jrrig von den
gemeldten Concilijs verdampt vñ verworffen sey . Da dann sein
gestelter Colloquent / Martinus / jhme seines gefallens reden / Ja vnd Nein
sagen muß .
VNd anfangs erzelt er nach der leng die Acta Conciliorum / wann vnd warumb jedes
gehalten worden / welche erzelung ich in jhrem werht laß bleiben / aber fürs
ander / vnternimpt er sich vnser Lehr darnach zu examinieren / vnnd setzet drey
stuck / in welchen sie disen Concilijs zuwider lauffe .
1. Daß wir die menschliche Natur vnnd jhre Eigenschafften absolutè Pag. 44. 46. 47 . / das ist / bloß vñ für sich selbs betrachten . Dañ hiedurch / spricht
er / werden wir Nestorianer trennen die Naturen / machen auß der menschlichen
Natur ein Person / vnnd sind im Ephesinischen Concilio verdampt . Vnnd spilet
gleich bald der vntrew mit dem armen Colloquenten Martino / dann er jhm seine
wort verkehrt / da er sagt : ( wann wir die menschlich Pag. 44 . Natur vnd Eigenschafften für sich bedencken / so bekennen
wir / daß sie bleiben ) dise wort / sag ich / deutet er jhm also / daß er dise
Eigenschafften nicht glaube in der persönlichen Vereinigung / sonder allein
ausser derselbigen / das ist / wann die menschliche Natur ein eigne Person were
/ wie Petrus / Paulus / etc. so het sie auch menschliche Eigenschafften / aber
also nit . Bald Pag 45 . aber will er der
hoffnung sein ( als der da weißt / daß er vns vnrecht thue ) wir bekennen die
menschliche Natur vnnd jhre Eigenschafften in der persönlichen vereinigung / vnd
nicht ausser jhre . Vnnd mit solchen sophistischen Bößlin / da man jetzt dise /
bald ein andere Meinung einem will aufftrechen / ists kein wunder / daß sein
gestelter vbel geübter Colloquent / Martinus / verjrret ist / vnd nicht weißt /
was eigentlich der status controuersiae vnnd der streitt / vnnd warauff er
antworten müß / welches doch Hanfeld / als ein Meisterstuck am Rand rhümet .
Jetzt aber ist die Pag 45 . frag / obs vnrecht
vnd Ketzerey sey / wann man die menschliche Natur vnd jhre Eigenschafften in der
persönlichen vereinigung absolutè / das ist / für fich selbs bedencke ? Antwort /
mit nichten . Dann hiemit mache ich auß der menschlichen Natur kein sondere
Person / sonder ich zeige allein an / was die menschliche Natur / sine respectu
ad Vnionem / vñ dann respectu Vnionis sey vñ habe
/ das ist / ich lehr allein / man müß vil anderst von der menschlichen Natur
reden vnnd glauben / wie sie an jhr vnd für sich selbs
ist / vnnd darnach wie sie mit Gott vereiniget ist . Dann auff die erste weise
kan nicht von jhr gesagt werden / daß sie Allmächtig / Allwissend / vnnd
allenthalben zugegen sey / da aber kan man mit warheit sagen / daß sie in solche
Maiestät erhöhet vnd gesetzt worden sey / die keinem pur lauttern Menschen
gebüret . Gleich wie ich auch des Menschen Leib vnnd Seel ( welche Gleichnus
Hanfeld auch braucht ) nicht trenne / vnnd zwen Menschen mache / wann ich den
Leib absolutè / vnnd für sich selbs betrachte : sonder allein will anzeigen / was
der Leib were ohne die Seel / vnd widerumb / was er von der Seele habe . Dise
vnterschidliche betrachtung des Leibs Christi muß dem Hanfeld Nestorianerey
sein : vnd gibt damit zuerkennen / daß er entweders selbs vnser Lehr nicht
verstehe / oder selbige den einfältigen wider sein Gewissen wölle verdacht
machen . Dann das Ephesinisch Concilium hat vil ein anders im Nestorio verdampt /
als die blosse betrachtung der menschlichen Natur / nemlich / daß er / in
ansehung derselbigen / die communicationẽ idiomatũ
verlaugnet / vñ was des Sohns Gottes eigen / nit auch der
menschlichen Natur / vnd widerum̃ / was der menschlichẽ Natur eigẽ / nit auch dem Sohn Gottes in der
persönlichen vereinigung Cyrillus Tom. 4. pag
139 . hat wöllen zuschreiben / wie dises auß den Anathematismis Cyrilli
zusehen ist . Dann also lauttet der 11. Anathematismus : Welcher nit bekennet /
daß das Fleisch Christi ein lebendigmachend Fleisch sey / darumb / daß es des
Worts eigen worden ist / welches alles lebendig machet / der sey verflucht . Wir
Lutherischen aber laugnẽ die communicationẽ
idiomatũ ( die gemeinschafft der eigenschafften ) nicht /
sonder beschreiben sie allein respectu vnionis ( das ist / wie von jhr nach art
der persönlichen vereinigung / solle geurtheilt werden ) vñ lehren
/ daß der menschlichẽ Natur durch die persönliche vereinigung
solche Maiestet sey mit getheilt worden / deren sie für sich / vnd an jhr selbs
/ nimmermehr were fähig geweßt .
2. Soll den Symbolis vnnd Concilijs zuwider lauffen / daß wir Pag. 44. 45 . lehren : die menschliche Natur behalte
jhre Eigenschafften auch in der persönlichen vereinigung / vnnd daß sie doch von
wegen derselbigen göttliche Eigenschafften angenommen vnd habe . Vnd dises soll
nicht allein Eutychis Irrthumb gewesen sein / im Concilio zu Chalcedon verdampt :
sonder es soll auch ein vnredlich stuck sein / da wir Ja vnnd Nein von einem
ding zusagen vns nicht schämen . Damit aber der Christliche Leser mög wissen / ob
vnser Lehr Eutychianisch oder nicht / muß er achtung geben / wie vortheilig
abermal Hanfeld mit der Sach vmbgehe . Er fragt Martinum /
ob wir die Eigenschafften der Menschlichen Natur in der
persönlichen Vereinigung / oder ausser derselbigen bekennen ? Darauff muß jhme
Martinus antworten : Die Menschliche Natur vnnd Eigenschafften bleiben / wann man
sie für sich selbst bedencke . Wann man sie aber bedencke / so ferrn sie mit Gott
persönlich vereinigt / vnd in die Maiestet auffgenommen worden / so habe sie
Göttliche Eigenschafften angenommen / als allenthalben vnd allmächtig zusein .
Nimpt also auß der vnsern Schrifften solche Phrases , die gleichwol an jhnen
selbst nicht vnrecht / wann man sie recht verstehet / auch von den vnsern nicht
erst auffgebracht / sonder von den alten Kirchenlehrern gebraucht worden : aber
welche er zu seinem vortheil / Sophisterey damit zutreiben / am füglichsten kan
brauchen : da er doch wol andere deutlichere Reden von disem Handel bey den
vnsern gefunden / mit welchen sie jhne erklären / vnnd welche er billich durch
sein gestellten Colloquenten / Martinum / auch solte hie beygebracht haben : Als
daß sie im Concordibuch also bekennen : Daß in Christo jede Natur Form . Concord. Germ. fol. 245. Exempl . Tubing .
jhre Eigenschafften wesentlich behalte / welche der andern Natur Eigenschafften
nimmermehr werden . Nach dem aber beide Naturen persönlich / das ist / in ein
Person mit einander vereinigt / in die höchste Gemeinschafft / welche Gott mit
dem Menschen warhafftig hat / so fliesse auß solcher persönlichen Vereinigung /
vnnd der darauß erfolgten vnaußsprechlichen höchsten Gemeinschafft / alles her /
was Menschlich von Gott / vnd Göttlich vom Menschen Christo geglaubt vnd gesagt
würdt / wie solche Vereinigung vnd Gemeinschafft der Naturen die alten
Kirchenlehrer durch die Gleichnus eines fewrigen Eisens / wie auch der
Vereinigung Leibs vnd der Seelen im Menschen erklärt haben . Biß daher das
Concordibuch . Aber Hanfeld nimpt dise zwey wörtlein : Göttliche Eigenschafften
annemen / vnd / Göttliche Eigenschafften haben / vnd deutets / es heiß so vil /
als dise Eigenschafften an vnd für sich selbst haben / auff die weiß / wie sie
die Göttliche Natur hat . Daher beredet er Martinum / wir Pag. 177 . lehren eine Vergleichung der Naturen
vnd jhrer Eigenschafften / daß der Menschlichen Natur wesen in sich selbst
allmächtig vnd vnendtlich worden sey . Wann nun dises vnser meinung were / so
weren wir ja nicht Biderleut / vnd vil ärger / als der Ketzer Eutyches . Dann es
kan in Ewigkeit nicht zugleich gesagt werden / vnd wahr sein : Die Menschliche
Natur ist nach jhrem wesen / das ist / nach Art vnd Eigenschafft eines
Menschlichen Leibs / nicht allmächtig vnd raumlich an einem gewissen ort : Vnnd
widerumb / wann ich sag : Der Menschlichen Natur
wesen / das ist / Natur vnd Eigenschafft ist allmächtig vnd vnendtlich . Welche
weisen zu reden in allweg einander vmbstossen vnd verwerffen .
Aber solche vngehewre Lehr / von vergleichung der Naturen vnd jhrer
Eigenschafften / habẽ die vnsern nie geführt / daß nemlich die
Menschliche jhre Eigenschafften vnd Wesen verloren / vnd Göttliche
Eigenschafften angenommen hette / wie auß ob angezognen worten des Concordibuchs
zusehen ist . Sonder diß ist vnserer Widersacher / der Zwinglianer / eigen Pag. 50 . Gedicht / welches sie vnder dem Namen der
Vbiquitet oder Allenthalbenheit des Fleisches Christi ( von jhnen selbst erdacht )
den vnsern zumessen . Vnd wider dise Vbiquitet oder wesentliche Allenthalbenheit
vnnd Außdehnung des Fleisches Christi / als obs vnser eigene Lehr were /
streittet Hanfeld in disem Wegweiser zum hefftigsten . Welches der Christliche
Leser wol in acht haben soll . Ist also hieraus offenbar / daß vnser Lehr nicht
wider das Concilium zu Chalcedon / vnnd mit dem Ketzer Eutyches nichts gemein
hat / als an welchem dises Concilium die Vergleichung / Vermischung / Außtilgung
/ vnd Verwandlung der Menschlichen Natur / mit vñ in die
Göttliche Natur / verdampt hat / Vnd daß Hanfeld ein Sophist / welcher vnser
Lehr mutwillig verkehre / die Einfeltigen zuuerführen .
Pag. 44 . vnd 48 .
3. Soll den Concilijs vnd Symbolis zuwider sein / daß wir Lutherischen lehren :
Die Menschliche Natur habe Göttliche Eigenschafften auff die eine weiß / auff
die andere weiß aber habe sie es nicht . Das ist / die Menschliche Natur sey
gleichwol der Göttlichen Maiestet nicht fähig für sich / vnd als Menschliche
Natur / könne auch auff dise weiß derselben in Ewigkeit nicht fähig sein / aber
durch die persönliche Vereinigung mit dem Sohn GOttes sey sie solcher auch
theilhafftig worden . Vnnd Pag. 49 . dise
vnderschidliche Betrachtung nennet er ein Sophistisches Bößlin / damit wir Gott
im Himmel vnd sein Kirch auff Erden betriegen . Sagt Pag. 48 . auch / die alte Vätter haben weder von disen zweien / noch
von den dreien weisen / die Naturen in Christo zubedencken / gewüßt .
Hie gib ich dem guthertzigen Leser zubedencken / was er von Hanselds
Auffrichtigkeit vrtheilen soll . Epiphanius / welcher Nestorium hat helffen
verdammen / schreibt contra Ariomanitas : Das Fleisch / welches auß Maria vnd auß
vnserm Geschlecht war / ist verklärt / vnnd vber das hat es auch erlangt die
Glori der Gottheit / Ehr / Vollkommenheit /
vnd
Himlische Herrligkeit / welche es von Anfang nicht hatte / sonder dieselbige in
der Vereinigung mit dem Wort empfangen hat . Vnnd Leo in Epist . 83. Alles / was
Christus in der zeit empfangen hat / das hat er als Mensch empfangen / dem
gegeben ist / das er zuuor nicht hatte . Heist nun dises nicht auch die
Menschliche Natur auff vnderschidliche weiß betrachtet ? Was dieselbige zuuor vnd
von Anfang ( das nichts anders ist / als / für sich selbst / absolutè ) gehabt /
vnd noch habe / vnd was sie in der Vereinigung ( oder / welches eins ist / von
wegen der Vereinigung ) habe empfangen . Vnd die Betrachtung vnd Vnderschid darff
Hanfeld an vns straffen / als newlich erdacht / der doch / so wol als seinen
eignen Namen weißt / daß die alte Vätter eben also auch gelehrt haben .
Vnd warumb sollen dise weisen so grewliche Sünde sein / dadurch wir den Teuffel
selbst zu Gott machen / ( wie Hanfeld lästert ) so doch die Pag. 49 . Erfahrung selbst gibt / daß man also
reden muß ? Dann wann ich sage : Des Menschen Leib lebet / sihet / höret /
verstehet / etc . Vnd widerumb : Er lebt / sihet / höret / vnd verstehet nicht .
Oder / wann ich sage : Das glüend Eisen leuchtet vnd brennet : Widerumb : Es
leuchtet vnd brennet nicht : so hats gleichwol ein seltzam ansehen / als obs
wider einander / vnd ist doch beides wahr . Wie ? Nicht auff einerley / sonder
auff vnderschidliche weisen . Dann der Leib vnd Eisen haben das erst von wegen
der Vereinigung mit der Seel vnd mit dem Fewer / das ander aber ist solcher
gestalt wahr / wann sie in vnnd für sich selbst betrachtet werden . Vmb welches
Vnderschids willen fürnemlich die alte Kirchenlehrer dise zwo Gleichnussen in
Erklärung der Person Christi vnd Gemeinschafft beider Naturen haben gebraucht .
HAnenfeld / nachdem er dise drey meinungen / deren er die zwo erste vns
fälschlich zugemessen / die dritte aber / so recht / wissentlich / als vnrecht /
an vns strafft / vermeint ein gewonnen Spil zuhaben / vnd zeigt seinem
Colloquenten Martino ferrner an / wie er mit den alten Symbolis vnd Concilijs
recht vnnd vnuergreifflich reden solle / Nemlich also : Daß von wegen der
persönlichen Vereinigung die Pag. 51.
Eigenschafften der Menschlichen Natur bleiben / vnnd solche nicht auch die
Göttliche Eigenschafften angenommen / sondern von jhnen in der Vereinigung
bleiben vnderscheiden . Dise wort heissen so vil : Daß der Menschlichen Natur
nichts mitgetheilt sey von der Göttlichen Maie-
stet / vnd daß kein Communicatio idiomatum vnd Gemeinschafft der Naturen
vnd jhrer Eigenschafften anderst als verbalis da sey . Das ist ein Gemeinschafft
der blossen Namen / da man sie wechselt / vnd was der Göttlichen Natur eigen ist
/ der angenommenen Menschlichen / vnd widerumb / was der Menschlichen eigen /
der Göttlichen Natur verbotenus zuschreibt . Vnd dise sein meinung darff er
gleichwol nicht also setzen : Aber was er vnder dem wörtlein ( von wegen der
persönlichen Vereinigung ) Thes. Orthod . &
verae fid. clas. 2. loc. 9. Thes. 17. & 28 . heimlich
verschlecht / dasselbige hat hernach Gryneus offentlich geschriben : Wann nemlich
ettwas komme / daß beide Eigenschafften ( der Göttlichen vnd Menschlichen Natur )
gebraucht werden / vnd sich laß ansehen / als würden sie verwechselt : Als da
gesagt würdt : Der HErr der Herrligkeit ist gecreutziget . Item : Der Sohn des
Menschen ist im Himmel gewesen / da er bey Nicodemo auff Erden ist . Da ist ein
tropus intra verba consistens , das ist / es ist eine
weiß zureden / da die Namen gewechßlet werden / vnd ein ding den Namen bekompt /
der dem andern zugehört . Vnd ist doch kein falsch darunder / wiewol dem Fleisch
nichts weder der Nam / vnd ja gar nichts / was in Gott einig vnnd allein
bestehet / kan zugelegt werden / wie auch dargegen der Gottheit nicht kan
zugelegt werden / was der Mensch für sich in seinem wesen vnd allein hat . Biß
daher Grynaeus .
Also hastu hie ein runde Bekanntnus / wie von wegen der persönlichen Vereinigung
die Eigenschafften Menschlicher Natur nach Caluinischem Verstand bleiben :
Nemlich / daß der Menschlichen Natur vnd dem Fleisch Christi nichts weder der
Name / vnnd ja gar nichts / was in Gott einig vnd allein bestehet / ( das ist /
von den Göttlichen Eigenschafften ) könne zugelegt werden .
ES sihet aber Hanfeld wider hindersich auff die gesetzte Bekanntnus der Concilien
/ da also stehet : Wir bekennen einen einigen Christum in zwoen Naturen / etc . Da
das wesen der Naturen von wegen der Vereinigung mit nichten würdt auffgehaben
Pag. 39 . / sonder da vil mehr ein jede Natur
jhre Eigenschafften behaltet . Item : In dem einigen Christo seien zwo Naturen /
etc . Vnd der vnderschid der Pag. 41 . Naturen
würdt von wegen der Vereinbarung nicht auffgehaben / sonder es müssen vil mehr
die Eigenschafften beider Naturen / so ein einige Person Pag 37 . machen / behalten werden . Item / Wir
wissen / daß alle Christliche
Lehrer die Euangelische
vnnd Apostolische Sprüch von der Person / in deren zwo Naturen bestehen /
ettliche auff die Gottheit / vnd ettliche auff die Menschheit ziehen . Darauß
will Hanfeld schliessen : Allmächtig sein / allenthalben vnd vnendtlich sein /
seind Eigenschafften der Göttlichen Natur . Darumb kan mans mit nichten auff die
Menschliche ziehen . Antwort : Das Concilium zu Chalcedon vnd Constantinopel ist
gehalten worden wider Eutychen vnd die Monotheleten / darumb so gehen dise wort
( daß jede Natur jhre Eigenschafften behalte ) allein dahin / daß man kein
verwandlung / vermischung oder vergleichung ( durch welche alle die
Eigenschafften würden auffgehaben ) beider Naturen lehre / welches wir ( als oben
vermeldet ) auch nicht glauben vnnd lehren . Dagegen ist das Concilium Ephesinum
wider Nestorium gehalten worden / welches es vngereimpt gedauchte / wann man der
Menschlichen Natur solte zumessen / das der Göttlichen eignet / vnd der
Göttlichen / was der Menschlichen eigen ist . Daher auch Nestorius nicht wolte /
daß Gott geboren were / oder gelitten hette / Dann leiden vnd geboren werden /
gehörten allein der Menschlichen Natur zu . Darumb gehen dise wort : Wir wissen /
daß alle Christliche Lehrer / etc. allein dahin / anzuzeigen / daß Pag. 37 . vt suprà . die Eigenschafften beider
Naturẽ / auch in der persönlichen Vereinigung bleibenvnd der
vnderschid beider Naturen dardurch nit auffgehaben werde / daß sie in ein Person
vereiniget sein . Dises aber habẽ wir vnsers theils je vnd
allwegen geglaubt vnd gelehrt . Vnd hette Hanfeld disen Canonem Concilij nicht
wider vns anziehen dörffen / dann diser Canon ist vns nicht zu wider / vnd mag
dem Hanfeld ( als einem Nestoriano ) nicht vnder die Arm greiffen . Er aber mag wol
zusehen / wie er seine meinung wider das Ephesinisch Concilium vertheidige / da
er dem Menschen Christo die Göttliche Allmacht vnd gegenwertige Regierung aller
Creaturen / auch von wegen der persönlichen Vereinigung / nicht will zulegen /
sonder allein der Göttlichen Natur . Dann also lautet der vierdte Canon dises
Conciliums : So jemands die Reden der Schrifft von Christo in zweien Personen
trennet / daß derselbigen ettliche / als dem Menschen / der ausser oder ohne des
Vatters Wort / oder ohne den Sohn Gottes verstanden werde / ettliche aber allein
dem Sohn Gottes / als die allein Gott zugehören / zugeschriben werden / der sey
verflucht . Biß daher von den alten Concilijs vnd jhrem Verstand .
WAs er aber pag. 167. durch acht gantzer Blättlein wider vnser Lehr / vnd die
seine zuuertheidigen / fürbringt / auß den dreien Artickeln des Apostolischen
Symboli / von der Empfengnus vnd Himmelfahrt Christi / vnd seinem sitzen zur
Rechten Pag. 177 . Gottes : bawet er alles auff
die falsche hypothesin , oder vnwarhafftigen Grund / daß wir Lutherischen eine
vergleichung der Naturen / vnnd außgiessung der Göttlichen Natur vnd
Eigenschafften in die Menschliche Natur / lehren . Dieweil aber hierauff schon
Bericht gethan / will ich von disen Artickeln vnd jhrem rechten Verstand nur
kurtze Erinnerung thun .
Pag. 176 .
ERstlich erklärt er den Artickel von der Empfengnus oder Menschwerdung Christi
also : Daß der ewige Sohn Gottes jhm auß dem Fleisch vnd Blut der Jungsraw Maria
/ durch Würckung des H. Geistes / ein wahre Menschliche Seel vnnd Leib mit aller
Blödigkeit / vnd auch der Sterbligkeit / doch ohne die Sünd / persönlich
vereinigt habe / wie solches die heilige Schrifft / Luc. 1. Hebr. 2. vnd 4.
Phil. 2. bezeuge .
Dise Beschreibung der Menschwerdung Christi ist wahr / sie ist aber nicht
vollkommen / Dann sie setzt nur die persönliche Vereinigung / vñ
nit auch die Gemeinschafft beider Naturen / ohn welche kein wahre persönliche
Vereinigung auch gedacht werden mag . Dann wie soll sonst wahr Esa. 1 . sein / daß ein Jungfraw den Immanuel ( das
ist / den Mann / welcher Luc. 1. da heißt Gott
mit vns ) hat geberen sollen / daß der / welchen die Jungfraw Rom. 1 . Maria geborn / hat sollen Gottes Sohn
heissen / daß der Sohn Gottes ist geboren auß dem Samen Dauids nach dem Fleisch :
wann nicht die Göttliche Natur der angenommenen Menschlichen gleich in der
Empfengnus hette sich gantz mitgetheilt ? Aber Hanfeld kan jhm Pag. 177 . solche Gemeinschafft beider Naturen in
Christo nicht anderst einbilden / als eine Vergleichung der Naturen / dardurch
die Menschliche Natur an vnnd für sich selbst gleich in ipso puncto conceptionis
allmächtig Pag. 178 . vnd vnendtlich worden sey .
Daher er sagt : Daß dise meinung von Vergleichung der Naturen / allen Trost vns
neme / welchen wir auß der Empfengnus Christi schöpffen solten . Welches
gleichwol von diser vns fälschlich zugelegten meinung / aber mit nichten von der
reali communicatione naturarum & idiomatum ( das ist / da alles was
Menschlich / von GOtt : vnnd alles was Göttlich / vom Menschen
Christo in heiliger Schrifft gesagt / vnnd von vns Christen
geglaubt würdt ) gesagt werden mag / Ja sie / die Caluinisten / nemen vns allen
Trost der Empfengnus vnd Geburt Christi / die solche warhafftige Gemeinschafft
beider Naturen laugnen / vnnd allein auff die Menschliche Natur ziehen / wann
gesagt würdt / daß Gott von Maria geboren sey .
Daß aber der gedingte Colloquent / Martinus / einbringt / wir Pag. 177 . Lutherischen wöllen die Vergleichung
der Naturen beweisen auß der persönlichen Vereinigung / vnd solches mit dem
Spruch Johan. 1. bestettigen / da stehet : Das Wort war Fleisch . Ist dises
abermal ein greiffliche Vnwarheit . Darumb es auch vns nicht angehet / daß er
darauff antwortet / Johannes widerleg vnser meinung selbst / dann er nicht sage :
Das Fleisch war Wort / das ist / es war verwandelt in ein Göttliche Natur /
sonder : Das Wort war Fleisch / das ist / der Sohn Gottes hat das Fleisch oder
Menschliche Natur an sich genommen in Einigkeit seiner Person / welches vnser
meinung auch ist .
ZVm andern / den Artickel von der Himmelfahrt Christi Pag. 179 . legt er also auß / daß er jhn verstehe / wie er nach der
leng mit allen Vmbständen / Actor . 1. beschriben sey / Vnnd schuldiget die Pag. 182 . vnd 179 . vnsern / daß sie disen
Artickel vernichtigen / vnd die Historia mit einer Sophistischen Allegori
verstreichen / inn dem wir sagen / gen Item
181 . Himmel fahren heisse so vil / als verschwinden / zu Ehren steigen /
vnd Pag. 182 . auß dem Himmel ein solche
Wohnung machen / darinnen nicht allein die heiligen Engel vnnd seligen Menschen
/ sonder auch alle Gottlose / verdampte Juden / Türcken / Heiden / ja auch die
Teuffel selbst sein / vnnd doch darinnen kein Seligkeit / sonder ewige Verdamnus
haben . In disen worten sind fast so vil Lugen als Syllaben . Dann wir laugnen die
Historien der Himmelfahrt nicht / machen auch kein Allegoriam darauß / sondern
verstehen sie dem Buchstaben nach / wie sie von Luca beschriben ist . Wir sagen
auch nicht / daß der Leib Christi / nach dem jhne die Apostel nicht mehr gesehen
/ verschwunden / vñ ein Geist worden sey . So machen wir auch auß
der seligen Menschen vnd Engel Wohnung kein so groß Hauß / darinnen die Hell
auch were . Aber deßhalben streitten wir / Erstlich / wa der Himmel sey / in
welchem die liebe
Engel vnd Seligen / vnd Christus
nach seinem verklärten Leib / nach welchem Pag.
185 . wir jhm sollen ehnlich werden / wohnet . Da antwortet Hanfeld : Diser
Himmel sey droben vber dem Lufft vnd sichtbarn Himmeln / vnd heisse der Thron
Gottes / sey höher dann der Himmel / vnd vber alle Himmel . Luc. 16 . Nun lehret gleichwol Gottes Wort auch /
daß die Seligen Gottes im Himmel seind / lehret auch / daß diser Himmel von der
Hell mit einer tieffen Klufft sey vnderschiden / zeigt aber darneben nicht an /
ob diser Himmel vnd Wohnung der Seligen vber dem Lufft vnd sichtbarn Himmeln /
oder / wa er doch sey / sonder heißt vns Sinn vnnd Gedancken mhalten Esa. 64. 1. Cor. 4 . / Ort oder Gelegenheit
desselbigen zuerkunden / sintemal kein Aug nie gesehen / noch kein Ohr nie
gehört / vnd in keines Menschen Hertz nie kommen sey / was Gott seinen
Außerwehlten bereitet hat .
Pag. 180 .
Daß aber Paulus Colos. 3. vns heisset suchen / was droben ist im Himmel / da
Christus ist / etc. legt er sich selbst auß / daß er allein rede von einem
Himlischen Leben der Glaubigen / da sie der Sünd / als des Irrdischen / müssig
gehen / vnd eines newen Gehorsams / als dessen das Himlisch ist / sich sollen
befleissen . Darumb es ein grosse Vermessenheit an Hanfeld vnd seines gleichen
ist / daß sie ohn allen Grund H. Schrifft der seligen Wohnung der Außerwehlten
ein gewisse stelle machen / vnd denselbigen ort / wo er sey / gewiß determiniern
dörffen .
Fürs ander / ist die Frag / Weil Christus mit seinem Leib / nach art der
verklärten Leiber in dem Himel der Seligen ist / von dannen er auch widerumb
sichtbarlich würdt kom̃en zum Gericht / ob er hiezwischen mit
seinem Leib auff andere weiß / nemlich / von wegen der persönlichen Vereinigung
/ vñ sitzens zu der Rechten Gottes / nit könne bey vns auch auff
Erden sein ? Pag 181 Da sagt Hanfeld / Nein /
sonď er sey bey vns allein mit seinem Geist / Maiestet vñ
Gottheit . Dieweil aber wir auff die persönliche Vereinigung tringen / welche
hiedurch getrennet würde / wañ Christus nach seinem Leib allein
im Him̃el droben / vnd nach seiner Gottheit allein auff Erden were
/ Ibidem . antwortet er : Dises folge gar nicht .
Dann weil die Gottheit vnbegreifflich vnd allenthalben gegenwertig ist / so sey
sie ausserhalb jhrer angenommenen Menschheit / vnd dannoch nichts desto weniger
auch in derselbigen / vnd persönlich mit jhr vereinigt . Vnnd zeucht am Rand
Athanasium an / welcher auch also habe geschriben . Aber hiemit gibt er gnug
zuuerstehen / daß er in seinem Hertzen keine andere Vereinigung der Göttlichen
Natur mit der Menschlichen halte vnd glaube / als / mit den Heiligen
vnd allen Menschen / Dann in einem jeden Menschen
wohnet der Sohn Gottes gantz / vnnd wohnet doch ausser demselbigen auch gantz /
darauß nach Hanenfelds meinung folgen müste / daß sie persönlich mit jhm
vereinigt weren . So doch S. Paulus allein von disem Menschen schreibet / Col. 1.
daß in jm wohne die fülle der Gottheit leibhafftig . Wöllen wir nun ein
vnterscheid zwischen Petro / Paulo / etc. vnnd dem Menschen Christo machen / so
müssen wir ja sagen / daß der Sohn GOttes mit seiner angenommenen menschlichen
Natur vil anderst / vnd so hoch sich vereinigt habe / daß man jetzunder ausser
vnnd ohne dieselbige / jhn weder auff Erden / noch im Himmel suchen soll . Daß
aber Hanfeld Athanasij wort hie setzt / sagt Athanasius erstlich nicht / daß das
Wort in seinem Leib / vnd zugleich ausser demselbigen sey / sonder / das Wort
sey mit dem Leib verbunden / vnd habe den Leib in sich / auff daß es im selbigen
vnd ausser allen dingen sey . Vñ wie solche wort Athanasij
zuuerstehen / ist auß nachfolgenden zusehẽ / In Orat. 2. contra Arianos . da Athanasius an eim
andern ort also sagt : Jetzt aber / weil diß des Worts Leib ist / vñ das Wort nit ausser seinẽ Leib ist / so würt jetz / nach dem
er erhöhet ist / recht gesagt / dz er als Mensch / nach seinem Leib erhöhet sey
Bleibt also noch wahr / daß von wegen der nahen vñ in ewigkeit
vnzertrenlichẽ vereinigung dise gantze Person nach beiden
Naturen bey vns gegenwertig sey .
Darnach / dieweil wir die Gegenwart Christi des Menschen auff den Artickel vom
sitzen zur Rechten Gottes gründen / welches der dritt Artickel ist / dauon
Hanfeld handlet / so erklärt er denselbigen also : daß er jhn auff dreierley weg
außlegen könne .
Erstlich von der Göttlichen Natur / die von ewigkeit her zur Rechten Pag 187 . Gottes gesessen sey / dieweil er die
ewige Krafft / vnd selbst wahrer Gott ist / mit Vatter vnnd H. Geist . Vnd
sonderlich / daß er nach solcher sey zur Rechten Gottes gesessen / wie er im
Leib der Jungfraw Maria ist wahrer Mensch worden / vnd auff Erden gewandlet hat .
Fürs ander / verstande er durch die Rechte Gottes / die volkomne Ehr vnnd
Herrligkeit / die jetz zu beiden Naturen im himmelischen wesen leuchte / vnnd
die im stand der nidrigung nicht gehabt / von welcher Herrligkeit beider Naturen
Johan. 17. Matth. 26. Actor . 7. vnnd zun Phil. 2. geschriben stehe : Fürs dritt
aber / leg er durch disen Artickel auß / wie er ( Christi Leib ) im Him̃el sey / nemlich / nit wie die seligen Engel vñ
Menschen / sonder daß er daselbst in him̃lischer göttlicher vnd
sichtbarer Klarheit / Maiestet vnd Herrligkeit / nit allein als einen Herrn
aller Creaturen / sonder auch als das Haupt seiner Kirchen sich erzeiget . Biß
daher Hanfeld .
Nun ist wol wahr / daß durch die Rechte Gottes auch werd verstanden der Göttliche
gewalt / vñ vnentliche Allmächtige Maiestet Gottes / es würdt
aber erstlich gefragt / ob die göttliche Maiestet gegenwertig oder abwesend die
Creaturen regiere / wie ein König abwesend Land vnd Leut regieret . Antwort /
gegenwertig in allweg / Dann Gott sagt im Propheten : Ich erfülle Himmel vnnd
Erden . Vnd Paulus schreibt / daß Gott nicht weit sey von vnser jedem . Darauß
folgt / daß die Rechte Gottes ( obs gleich Hanfeld nicht vom ewigen Sohn GOttes
verstehen will ) allenthalben gegenwertig sey / dieweil der Sohn Gottes vnd seine
Rechte / dabey er sitzt / nicht können gescheiden werden . Darnach dörffte ich
dem Hanfeld auch zugeben / daß er durch das sitzen zur Rechten Gottes das
Priester vñ Richterampt Christi verstehen möchte : Ich frag aber /
ob zu disem Ampt die Göttliche Allmächtige Maiestet ( dauon oben gesagt )
notwendiglich erfordert werde ? Antwort / ja in allweg / Dañ kein
entlicher gemeßner gewalt kan die Christlich Kirch schützen / dem Teuffel / der
Welt / Tod vñ Hellen abwehren / sonder es muß solches die einige
Allmächtige Krafft Gottes thun . So frag ich nun zum dritten / nach welcher Natur
Christus zur Rechten Gottes sey gesetzt worden / das ist / solchen göttlichen
gewalt zu verrichtung des Priesterlichen vnd Richterlichen Ampts hab empfangen ?
Antwort / Hanfeld bekennet / daß ers nach dero Natur empfangen / nach welcher er
vnser Haupt / Priester / vnd König sey / vnd nach welcher er sonderlich im
Himmel bey den Engeln vnnd Heiligen wohne . Kan also auß Hanfelds eignen worten
geschlossen werden / daß Christus auch nach seiner menschlichen Natur zur
Rechten Gottes sitze / göttlichen Allmächtigen gewalt habe / alles gegenwertig
regiere . Oder er muß bekennẽ / daß er auch dem Sohn Gottes einen
gemeßnen gewalt gebe / vnnd jhn in den vermeinten Himmel der Engel vnd Heiligen
/ der vber allen sichtbarn Himmeln sein solle / einschliesse . Oď / welches vil
gläublicher / seine gottlose meinung von der Rechtẽ nit darff
offentlich bekennẽ / sonď vnter solcher Sophisterey wölle
verbergẽ .
Dagegen ist vnser einfältiger Glaub vnnd Bekanntnus von disem Artickel : daß die
Rechte GOttes sey der ewige / vnendtliche gewalt GOttes / dadurch er gegenwertig
alles regiere / ( welches Hanfeld jetz auch bekennet ) vnnd daß zu diser Rechten
Gottes Christus gesetzt worden sey / nicht nach seiner Göttlichen Natur / sonder
nach der angenommenen menschlichen Natur / also daß er nun mehr nach beiden
Naturen alles gegenwertig regiere im Himmel vnd auff Erden . Dann die Göttliche
Natur hat
nicht erst solchen gewallt empfangen /
sonder von ewigkeit mit dem Vatter vnnd H. Geist gemein gehabt / ja ist auch
selbs diser Göttlich gewalt vnnd Rechte Gottes / aber als Mensch hat er nicht
allein dise Maiestet / sonder auch alles / was Christo in der zeit gegeben
worden / empfangen / wie die alte Vätter recht gelehrt haben .
VNd ist dise erklärung des sitzens zur Rechten GOttes / Pag 193 . den andern vorgehenden Artickeln von der Empfängnus /
Geburt / Leiden / Tod / etc . Christi nit entgegen / wie Hanfeld abermal mit
vngrund vns zulegt / seittemal der Sohn Gottes / welcher die menschliche Natur
gleich in der Empfängnus zu diser Rechten GOttes gesetzt / vnnd mit jhme
persönlich vereinigt hat / solchen Göttlichen gewalt / damals im stand der
nidrigung stucksweiß in den Wunderwercken durch Johan.
2 . die menschliche Natur hat leuchten lassen / jetzo aber nach
volbrachtem werck vnser Erlösung / dieselbige Göttliche Maiestet im stand der
Herrligkeit volkommen durch seine menschliche Natur will würcken / Es were dann
/ daß Hanfeld wollte sagen / Christus hette im stand der nidrigung allein nach
seiner Göttlichen Natur / vnnd nicht zugleich nach vnd durch die menschliche /
seine Wunderwerck / mit welchen er seine Herrligkeit geoffenbaret / gethon /
oder het sie gethon / nicht auß Göttlichem vnendtlichem / sonder allein auß eim
erschaffnen gemeßnen gewalt / welches beides falsch / vnnd zugedencken / will
geschweigen zureden / vnchristlich ist .
VIl weniger ist dise Lehr wider den Artickel von der Himmelfahrt Pag. 182 . Christi / wie gleich wol Hanfeld
abermal vns zumisset / daß wir Himmel vnd Hell / Engel vnd Teuffel / Selige vnd
Verdampte / in einander werffen / wann wir sagen / die Rechte GOttes / vnd
Christus nach seiner Menschheit zur selben sitzende / sey allenthalben / vnd
setzet am rand D. Brentium / D. Osiandrũ / D. Marpachiũ / die also sollen gelehrt vnd geschriben haben . Dieweil er aber
jhre wort nicht setzt / als auß welchen der Christliche Leser Hanfeld betrug
zubald möchte mercken / will ich / was allein D. Osiander hieuon geschriben /
von wort zu wort setzen . Er schreibt aber wider Sturmium / welcher eben dises jhm
fürgeworffen Antisturm . altue pag. 30 . /
also : Nach dem die Zwinglianer nicht allein die Himmelfahrt Christi seiner
Gegenwart im Nachtmal entgegen setzten : sonder auch jhne in einem hohen Himmel /
der vil tausent mal tausent Meilen von vns we-
re
/ einschliessen / vnnd lehrten / er würde auß demselben Himmel vor dem jüngsten
tag nit kommen / auff Erden hie vnden ettwas außzurichten : auch vom ort der
seligen vnnd verdampten also redten / als ob sie alle vnnd jede solche Wohnungen
hetten mit augen gesehen / wie sie gebawen vnd geziert : vnnd die Sprüch der
Schrifft / welche nach art diser Welt figurlich vnnd gleichnusweiß vom andern
Leben reden / nicht allein nach dem Buchstaben / sonder auch nach jhren groben
gefaßten Gedancken außlegten : hat Brentius jhre fleischliche gedancken / die sie
vom künfftigen leben gefaßt / an jhnen gestrafft . Vnd bald hernach / Pag 33.
schreibt er : Brentius hat gelehrt / man müß das ewig leben nicht einbilden /
nach art diser Welt . Die Schrifft rede gleichwol von eim newen Himmel / vnnd von
einer newen Erden / die Gott schaffen / vnnd darinnen Gerechtigkeit wohnen
werde : wie es aber damit werd geschaffen sein / das könne niemand sagen . Also
soll man auch von der Gottlosen ewigen straff / keine grobe fleischliche
gedancken haben / wiewol es die allergrawsamste straffen werden sein / die
niemand könne gedencken . Dann die Schrifft rede nach art dises lebens / den
stand des künfftigen lebens ettlicher massen damit abzumalen . Darumb gehen sie
( die Zwinglianer ) zu vil auff eigne fleischliche gedancken / in dem sie vom
wesen des künfftigen lebens / nach art diser Welt / vrtheilen . Dann auch jetzo
die Wohnung GOttes vnnd der seligen Engel nicht also raumlich vnterscheiden vnnd
vmbschriben sey / daß nicht auch ettwan der Teuffel bey den seligen Engeln vnnd
Menschen sich gefunden het . Müsse derowegen Himmel vnnd Hell vil mehr mit
vnterscheidung der himmelischen Seligkeit vnnd hellischer Peen / als eines
gewissen orts / beschriben werden . Vnd hat Brentius vnter andern auch
fürgebracht / daß Job. 1. ettlich mal stehet : Es begab sich aber auff einen tag
/ da die Kinder Gottes kamen / vnd für den HErrn tratten / kam der Satan auch
vnter jhnen . Welches alles Brentius nicht darumb geschriben / daß er den
Außerwöhlten die hoffnung der Seligkeit vngewiß / vnnd den Gottlosen die forcht
der ewigen Peen ringer machte : sonder die Zwinglianer von jhren fleischlichen
gedancken vnd phantaseyen abzuziehen / damit sie hinfüro bey der Schrifft
bliben . Biß daher D. Osiander . Jetz mag der Christliche Leser vrtheilen / ob die
vnsern auß dem Himmel / dahin Christus mit seinem Leib gefahren / ein solche
Wohnung machen / darinnen one vnterscheid Engel vnd Teuffel / selige vnd
verdampte Menschen sind / oder / ob nicht vil mehr Hanfeld mit seinem höchsten
Himmel / der vber allen sichtbarn Himmeln sein / vnd
da Christus mit seinem Leib wohnen soll / fast eben so grobe Gedancken / als die
Heiden von jhrem Campo Elysio . vnnd die Mahometisten vom Paradiß haben .
NOch weniger ists wider das Priesterlich vnd Richterlich Ampt / daß der Mensch
Christus zur Rechten GOttes sitzend / bey vns auff Erden sey : haben auch vil
mehr trosts / wann wir wissen / daß diser vnser Hoherpriester auch nach deren
Natur / nach welcher er vns verwandt / vnnd vnser Bruder ist / bey vns sey /
vnser Gebet vnd seufftzen sehe vnnd höre / vnd als vnser Haupt vns wider alle
Feind beschirme / vnd dieselbige / als der rechte Richter / straffe : weder /
wann wir mit dem Hanfeld sollen glauben / daß er droben in dem hohen Pag. 186 . Zwinglischen Himmel vnser Fürsprech
sey / vnd als vnser Haupt / vns zu sich werde hinauff nemen . Es sey dann / daß
für Gott stehen heiß / auff jrdische weiß regieren vnnd fürbitten : vnnd sitzen
heisse / auff jrdische weiß / richten / da der Regent vnd Richter an seim
gewissen ort ist / vnd durch die Diener vnnd Amptleut er abwesend alles
verrichtet / welcher massen dann Hanfeld dise Maiestet Christi zur Rechten
Gottes aller dings dem stand Pag. 191 .
weltlicher Regenten darff gleich machen .
WAs am end betrifft / daß Hanfeld vnser Beweisung / so Pag. 192 . wir wider seinen gebraucht ( daß / nemlich / die Rechte
GOttes allenthalben / vnd weil Christus mit seiner menschlichen Natur zur
Rechten Gottes sitze / auch allenthalben sey ) will lugen straffen / als die auch
ein jeder Schuler mercken könne / daß sie vnrecht schliesse : weist er gar wol /
daß / ob wol Gegentheil ohne erhebliche vrsach / die formam In Colloq . Maulb . argumenti cauilliert / dannoch
res ipsa behalten / vnnd jhnen ein andere forma argumenti / damit sie kein
außflucht hetten / gegeben worden / vnnd also geschlossen haben : Was zu der
Rechten GOttes sitzet / das ist allenthalben . Die menschliche Natur Christi
sitzet zur Rechten Gottes . Darumb ist die menschliche Natur allenthalben . Welche
Schlußred die Widersächer mit keinem grund haben vmbstossen können . Er weist
auch / was sie mit diser Schlußred haben wöllen beweisen / nemlich / kein grobe
/ jrrdische / raumliche Allenthalbenheit / vnd außspannung der menschlichen
Natur / ( wie auch die Rechte Gottes auff kein solche grobe weiß allenthalben
ist ) sonder daß sie allein der Widersächer grobe gleichnussen / die sie
von der menschlichen Natur geführt / ( als ob sie nicht
anderst mit der göttlichen vereinigt were / als wie die Planeten / mit jhren
orbibus / vnnd die Statt Antorff mit dem Meer ) damit verworffen haben / vnnd
lehren wöllen / daß die menschliche Natur nicht vereinigt were mit einem theil
vnnd stuck der Göttlichen / so vil / nemlich / sie nach art jres Leibs annimpt /
gleich wie ein Planet mit einem / vnd dem kleinsten theil seines orbis / vnnd
die Statt Antorff mit einem / vnd dem kleinsten stuck des Meers / ( so vil /
nemlich / deren jedes raum am selbigen einnimpt ) vereinigt sind : sonder / daß
die gantze menschliche Natur mit der gantzen Göttlichen were vereinigt / also
daß man jene von diser / weder im Himmel / noch auff Erden soll trennen .
Pag. 190 .
Nun mag des Hanfelds Colloquent / Martinus / vrtheilen / welcher theil
vnterschidlicher / dem wort Gottes gemesser / vnd tröstlicher von disem Pag. 192 . vnd andern Artickeln vnsers Glaubens
rede : ob wir ein newe Allmächtigkeit vnnd Allenthalbenheit der menschlichen
Natur machen : vnnd ob wir disen Artickel von sitzen zur Rechten Gottes / mit den
vorgehenden von der Empfengnus / Leiden / Tod / vnnd Himmelfahrt Christi
vermischen . Er vrtheile aber nach Gottes wort / so würdt er sich den Hanfeld
nicht mehr so bald blenden / vnd vom rechten auff die jrrweg abführen
lassen .
Bericht von ettlichen Sprüchen heiliger Schrifft / welche Hanfeld wider die
göttliche Maiestet des Menschen Christi anzeucht .
ES kompt Hanfeld schier am end seines Büchlins auch auff ettliche Sprüch der H.
Schrifft / vñ will beweisen / ob wir wol dieselbige für vnser
stärckstes Fundament der Allmacht vnnd Gegenwart des Menschen Christi halten /
wie sie dannoch darauß nicht darthun Pag.
310 . können . Vnnd schreibt erstlich also : Der Spruch Johan. 8. Ehe dann
Abraham war / bin jch : muß notwendig allein von der Göttlichen Natur verstanden
/ vnd auff dise allein das wörtlin ICH gezogen werden / sonst müßte Christus
wahrer Mensch geboren sein gewesen vor Abra-
ham .
Darumb so muß man auch in denen Sprüchen / da Christus sagt : Math 18 & 28 . Ich bin mitten vnter
jhnen . Item : Ich bin bey euch biß zum end der Welt / etc. das wörtlin ICH / von
der göttlichen Natur verstehen . Dann wie von ewigkeit her sein / vnnd in der
zeit anfahen / nicht können zugleich von der menschlichen Natur gesagt werden /
also auch / vmbschriben vnnd allenthalben sein . Es sollte aber Hanfeld billich
hie bedacht haben / daß weit ein anders ist : wann Christus sagt : Ehe Abraham war
/ bin jch : vnd wann er sagt : Ich bin bey euch alle tag / etc . Dann weil man
dorten die Person Christi muß betrachten / wie sie ist gewesen zu Abrahams zeit
/ vnd auch zuuor / so muß ja dises ICH allein auff die Göttliche Natur gezogen
werden / als welche dazumal allein gewesen ist . Aber in den andern beiden
Sprüchen muß man die Person Christi ansehen / wie sie zu der zeit / vnnd hernach
ist / da er hat verheissen / bey vns zusein biß an der Welt end . Nun ist er
damalen / wie auch jetz / nicht allein GOtt / sonder auch Mensch in einer
vnzertrenten Person geweßt / darumb muß jetz das wörtlin ICH in disem Spruch
auff die gantze Person / die Gott vnnd Mensch ist / gezogen werden . Vnd ist der
vnterscheiden beider Reden so deutlich / daß Hanfeld einer solchen kindischen
beweisung sich sollte billich geschämet haben .
DAß er aber weiter fürbringt / man könne die ewige Gottheit Pag. 310 . des H. Geists / wie auch des Sohns
Gottes / nicht mehr wider die Ketzer erhalten / wann man dise Eigenschafften /
vnendtlich / vnumbschriben sein / alles erfüllen / so allein der Göttlichen
Natur zugehören / auch der menschlichen Natur Christi wöllen zuschreiben . Ist
solches wahr / wann man auß der Allmacht / vnnd Gegenwertigkeit bey allen
Creaturen / Eigenschafften der menschlichen Natur wöllte machen / vnd mit
Eutyche vnd Schwenckfeld lehren / daß sie die menschliche Natur an vnd für sich
selbs Allmächtig vnnd vnendtlich were . Wir aber sagen / die göttliche Natur sey
an vnd für sich selbs Allmächtig vnnd vnendtlich / die menschliche Natur aber
sey Allmächtig vnd gegenwertig / in vnd von wegen der Person des Sohns Gottes /
mit welchem sie vereinbart / vnd von dem sie in ewigkeit nicht möge getrennet
werden .
DEr ander Spruch / so Hanfeld bringt / stehet / Johan. 3. Pag 311 . da Christus zu Nicodemo sagt : Niemand
fehrt gen Himmel / dann der vom Himmel kommen ist / nemlich / des Menschen
Sohn / der im Him̃el ist . Nun ist da die
frag / ob dise wort vom Ampt vnd Verdienst Christi allein / oder von seiner
Person vñ Naturen auch zuuerstehen sey ? Vnd geben gleichwol die
vorgehende vñ nachfolgende wort / daß der gantze streitt sey vom
weg der Seligkeit / wie man in den Him̃el / vnd zu Gott kom̃en könne . So lehret nun Christus Nicodemum / daß dises keinem
Menschen mit eigner Heiligkeit müglich sey / ausserhalb jhm : wer aber an jhn
glaube / habe jetz durch jhn auch ein zugang in den Himmel / vnnd zu Pag 313 . Gott . Vnd dahin sihet Lutherus in seiner
Haußpostill / welchen Hanfeld Caluin . in Iohan. fol.
18. a . hie anzeucht . Aber dannoch bekennet Caluinus selbs / da er vber
dise wort schreibt / daß man sie möge auch verstehen von der Person Christi /
welche er Nicodemo hab wöllen beschreiben / vnnd damit lehren / warumb diser
Mensch allein auß eignem verdienst zu Gott in Himmel kommen könne . So ist nun
die frag / von welcher Natur mans verstehen müß / da Christus sagt ( des Menschen
Sohn IST im Himmel ) da er mit Nicodemo Pag
312 . auff Erden redet ? Da sagt Hanfeld / müß man sehen nicht auff das
einige wörtlin ( im Himmel ist ) sonder auch auff das vorgehend ( der vom Himmel
ist kommen . ) Vnd weil ( vom Himmel kommen ) allein von der göttlichen Natur müß
verstanden werden / da wir anderst mit den Widertäuffern vnnd Manicheern nicht
wöllen sagen / daß Christus sein menschliche Natur vom Himmel / vnnd nicht auß
der Substantz des Fleisches Mariae genommen hab / so müß man auch die andern
zwey / nemlich / gen Himmel fahren / vnd / im Himmel sein / von der göttlichen
Natur allein verstehen . Drauff schuldigt er vns / wir wöllens mit schreien vnd
pochen Pag 314 . außrichten / auff ein einigs
wörtlin ( IST. ) welches ( wörtlin ) doch der gantzen Schrifft einhelligkeit vber
einen hauffen stosse . Es mag aber Hanfeld zusehen / wie er gegen seinem
praeceptori Caluino hiemit bestehen werde / welcher in disem Spruch / so wol als
wir auff dises wörtlin ( im Himmel ist ) sihet / vnnd ob er wol ( gen Himmel
fahren ) außlegt / ein klar Erkanntnus der Göttlichen Geheimnus / vnnd ein Liecht
der geistlichen Weißheit haben : ( von Himmel kommen ) vnser Fleisch an sich nemen :
jedoch / verstehet er das dritt ( im Himmel sein ) allein von der menschlichen
Caluin . in Iohan. fol. 18. a . Natur . Seine
wort lautten also : Gen Himmel fahren / heißt ein klares erkanntnus der
Göttlichen Geheimnus / vnnd das Liecht der geistlichen Weißheit . Dann hie lehrt
Christus eben / was Paulus sagt : Der natürlich Mensch verneme nichts / was
Gottes sey . Vnnd bald hernach : Es scheinet seltzam / daß er ( Christus ) spricht /
er sey im Himmel / dazumal /
als er auff Erden wohnet .
Sagstu / dises sey wahr von wegen der Gottheit / so mögens die wort nicht
leiden . Dañ es stehet da / daß er ( der Mensch selbst ) im Himmel
gewesen sey . Man könte villeicht antworten / es gesche hie keine meldung des
orts / sonder Christus werde allein conditione , das ist / nach seiner Heiligkeit
vnd Verdienst von andern Menschen vnderschiden / als welcher allein der Erb des
Reichs Gottes sey / von welchem Reich Gottes alle andere Menschen seind
außgeschlossen . Dieweil es aber von wegen der persönlichen Vereinigung in
Christo gemein ist / daß der einen Natur Eigenschafft der andern würdt zugelegt
/ so darff man hie kein andere Antwort suchen . Derhalben hat Christus / der im
Himmel ist / vnser Fleisch an sich genommen / auff daß er vns seine Brüderliche
Hand darreichte / vnd vns mit sich gen Himmel führte . Weil dann Caluinus selbst
auff dise wort ( des Menschen Sohn ist im Himmel ) sonderlich sihet / auff die
Person / vnnd in derselben auff die Menschliche Natur zeucht / wie es auch ( als
er selbst sagt ) die wort nicht anders geben / vnd doch das erst auff das
vollkommen Erkanntnus Gottes / so dise Person / Christus / gehabt / das ander
auff die ander Person der Gottheit / welche vnser Fleisch an sich genommen /
zeucht : Ist hierauß offenbar / wie vnuerschampt Hanfeld / der ein solche Klag
wider vns darff führen / in deren Sach / die er an Caluino nicht vnrecht heissen
darff . Daß er möcht fürwenden / Caluinus ziehe doch dannoch dise wort ( des
Menschen Sohn ist im Himmel ) auff die Göttliche Natur / dann er gedencket
Communicationis idiomatum , das ist / einer solchẽ weiß zureden /
da der einen Natur Eigenschafften der andern werden zugelegt / von wegen Pag. 313 . der persönlichen Vereinigung ( auff
welche er Hanfeld auch dringet / ) vnd sage hernach / Christus / der im Himmel
sey / habe vnser Fleisch angezogen / welches ja die Göttliche Natur des Sohns
Gottes gethan habe : Ist solches gleichwol wahr : Es ist aber eben auß disem
zusehen / daß Caluinus vnd alle Zwinglianer kein andere Communicationem
idiomatum , als allein die verbalem , das ist / ein solche weiß zureden : Da der
einen Natur Eigenschafft Nam / der andern Natur in der Person würdt zugelegt .
Vnd heißt also nach Caluini meinung : Des Menschen Sohn ist im Himmel ( welches er
bekennet / daß geredt sey von der Menschlichen Natur ) so vil : Der Sohn Gottes /
oder die Göttliche Natur ist im Himmel . Heißt das nicht Sophistische Bößlin
treiben / Gott vnd die Menschen betriegen ? Darumb verstehen wir dise wort ( des
Menschen Sohn
ist im Himmel ) noch recht von der
Menschlichen Natur Christi / daß dise zugleich mit der Göttlichen dazumal
warhafftig sey im Himinel gewest / da Christus auff Erden mit Nicodemoredet . Vnd
folget hierauß nichts vngereimbts . Dann wir dichten hie keinen Him̃el / der droben vber den Wolcken vnd vber allen Himmeln sey / ( wie die
Zwinglianer thun ) vnd in welchen Himmel Christus damaln raumlich sey gewesen /
nach seiner Menschlichen Natur : So dichten wir auch hie kein raumliches auff vnd
abfahren der Menschlichen Natur : Sondern wir lehren / Christus habe hiemit das
grosse Geheimnus der persönlichẽ vereinigung seiner Menschlichen
Natur ( welche Nicodemus vor jhm sahe ) mit der Natur des ewigen Sohns Gottes
wöllen fürmalen / in vnnd vmb welcher persönlicher Vereinigung wegen er des
Menschen Sohn ( ob er wol nach art diser Welt sichtbarlich vnd raumlich da
stunde ) von dem Sohn Gottes / vnd also von Gott selbst nimmermehr könne
gescheiden werden . Vnd schliessen ietz weitter darauß / weil damaln noch im
Stand der Nidrigung des Menschen Sohn zugleich auff Erden bey Nicodemo / vnd im
Himmel bey Gott / wiewol nit auff einerley weiß / aber doch warhafftig / gewesen
sey : Vil mehr sollen wir glauben / nach dem er jetzt gen Himmel auffgefahren /
vnd bey Gott sey : dannoch zugleich bey vns auch sey / vnd bleibe auff Erden /
dieweil man jetzt eben so wenig / vñ weniger die Menschliche
Natur ohne / vnd ausser der Göttlichen suchen soll / als zur selbigen zeit .
Pag. 315 .
DEr dritte Spruch Hanfelds ist S. Pauli / Ephes . 4. Daß er ( Christus )
auffgefahren ist / was ists / dann daß er zuuor ist hinunder gefahren in die
vndersten örter der Erden . Der hinunder gefahren ist / das ist derselbige / der
auffgefahren ist vber alle Himmel / auff daß er alles erfüllet . Dise wort / sagt
Hanenfeld / lege Paulus selbst auß in den folgenden / da er spricht : Vnnd er hat
ettliche gesetzt zu Aposteln / ettliche zu Propheten / etc . Vnd zeucht zum
Behelff an D. Luthern / welcher in seiner Haußpostill geschriben : Alles erfüllen
/ heisse / alles geben / das wir zur Seligkeit vnd ewigem Leben bedörffen .
Darauß will Hanenfeld schliessen / wir thun Paulo zu vil / daß wir die Gegenwart
Christi / auch nach seiner Menschlichen Natur / darauß beweisen . Nun haben die
vnsern dise wort des Apostels lang geführt wider die Zwinglianer / vnd seind
jmmer in einerley meinung geblieben / daß nemlich S. Paulus hie lehren wölle /
in was grosse Maiestet vnd Herr-
ligkeit der
Mensch Christus durch sein Himmelfahrt eingesetzt sey worden : Daß er nemlich
jetzt ein Herr sey aller Creaturen / welche er gegenwertig regiere / welche
Herrligkeit gleichwol jhm bald in der Empfengnus geschenckt / aber durch die
Himmelfahrt allererst vollkommen an jhm offenbaret sey . Auß diser Vrsach haben
die Widersacher dise wort seltzam / gleichwol auff mancherley weiß / glosiert
vnd außgelegt . Ettliche haben dises erfüllen gezogen auff die Erfüllung der
Propheceien : Dieweil es aber nicht wolte lauten / ( dann es waren darumb noch
nicht alle Weissagung erfüllet / da Christus gen Himmel fuhr ) haben sie dises
erfüllen verstanden von der Göttlichen Natur : Nachdem aber auch dises selzam
lautet / dieweil ( wie Caluinus vber dise wort selbst zeuget ) die Göttliche Natur
zuuor alles hat erfüllet : seind sie zu letst getrungen worden / dises erfüllen
von der Menschlichen Natur zuuerstehen . Damit sie aber auch also die
Allgegenwertigkeit Christi des Menschen nicht dörfften bekennen / haben sie es
also glosiert : Christus erfülle nach seiner Menschlichen Natur alles / aber
allein mit seiner Krafft vnd Geist / mit dem Leib sey er vber alle Himmel
gefahren / da er auch noch bleib . Dise vngleiche Außlegungen der seinigen
vnderschlegt Hanfeld / vnnd gehet mit disem Sprüchlin fein kurtz hindurch / als
der selbst ein böses Gewissen dabey hat . Nun hette jhr letste Außlegung einen
schein / wann da stünde : Auff daß er mit seiner Krafft vnd Geist alles
erfüllete : Sonderlich weil vor vnd nach der Gaben gedacht würdt / die Christus
seiner Kirchen hab außgetheilt . Dieweil aber Paulus des auff vnnd abfahrens
gedenckt / so muß folgen / daß er nach dem jenigen alles erfülle / nach welchem
er ist auff vnd abgefahren . Nun hat ers gethan nicht nach seinem Geist vnd
Krafft / sonder nach seinem Leib / nach welchem er sich geeussert / gestorben /
begraben / vnnd nach dem er aufferstanden / sichtbarlich gen Him̃el auffgefahren ist . Hiemit aber würdt sein Krafft vnd Gegenwart seines
Geistes nicht auffgehaben : Wie auch die Krafft vnd Würckung Gottes selbst nicht
damit auffgehaben würdt / wann man vermög Göttliches Worts Jer. 23 . glaubet / daß er Himmel vnd Erden
erfülle .
Ob in der Augspurgischen Confession die Lehr von des Menschen Christi
Göttlicher Maiestet verworffen sey .
BIßher ist gehandelt worden von den Artickeln vnsers Christlichen Glaubens / vnd
von jhrer durch die Concilia widerholten Erklärung / auch von ettlichen Sprüchen
der H. Schrifft selbst .
Nun kommen wir auff die Augspurgische Confession / welche gleichwol nicht ist von
den Aposteln selbst ( wie man darfür helt ) wie die Artickel des Glaubens /
gestelt worden / Nach dem sie aber nach geoffenbartem Wort vnnd Liecht des
Euangelions / die reine seligmachende Lehr auß Gottes Wort selbst widerholet /
vnd mit Grund dargethan hat : Ist sie billich uächst der Bibel / vnd den dreien
Symbolis für vnsers Glaubens gemeine Bekanntnus / vnnd als ein Regel der Lehren
/ die bey den Euangelischen heutigs tags geführt werden / zuhalten . Darumb
vnderstehet sich Hanfeld / vnser Kirchen Lehr von der Maiestet des Menschen
CHristi auß gemeldter Augspurgischer Confession außzumustern .
Pag. 60
VNnd erstlich bringet er darauß den dritten Artickel / in welchem die Confession
meldet / was jhr Glaub vnnd Bekanntnus sey von Gott / von der H. Dreifaltigkeit
/ vnd von der Person Christi . Vnd setzt Hanfeld darauff : Die Confession ziehe
sich auff alle vorgehende Erklärung des Apostolischen Glaubens / vnnd sonderlich
auff die Erklärung im Concilio zu Chalcedon geschehen / als Eutyches ist
verdampt worden . Derwegen sey auch vnsere ernewerte Eutychianerey in disem
Artickel der Confession verworffen / da wir lehren / daß die Menschliche Natur
Göttliche Eigenschafft hab angenommen / als / allenthalben / allmächtig vnd
allwissend zusein . Nun ist wahr / daß die Confession des Eutychis meinung vnnd
aller alten Ketzer / welche von der Person Christi nicht recht gelehrt / in
disem Artickul verdampt habe . Daß aber Vnser Lehr von der Maiestet Christi des
Menschen nichts mit Eutyche gemein habe / ist hieuor gründtlich dargethon
worden .
Dann wir sagen nicht / daß die Menschliche
Natur an vnnd für sich selbst vnendtlich sey / wie Eutyches gethon : Sonder daß
dise gantze Person / Gott vnd Mensch / vnd nicht die Göttliche Natur allein /
von wegen der persönlichen Vereinigung / allmächtig / allwissend / vnd
allgegenwertig sey . Darumb auch die Confession dise vnser Lehr im dritten
Artickel mit nichten hat verworffen .
DAß aber Hanfeld ferrner schreibt / wann sich die Euangelische Pag 60 . Theologen / vnd Autores der Confession /
dazumal mit dem wenigsten der Allenthalbenheit / sampt der Vergleichung der
Naturen / sich angemasset / so hetten die Papisten / welche ohne das gar genaw
alles wider die vnsern suchten / solches nicht verschwigen / sonder die vnsern
Nestorianer / Eutychianer / vnd villeicht auch Arianer vnd Mahometisten
genennet . Weil aber die Papisten mit vns in disem Artickel seind zufrieden
gewest / sey dises ein gnugsam anzeigẽ / daß die vnsern damaln
nichts von diser Lehr gewüßt . Ist solches ein duppelte Vnwarheit : Eine / daß er
vns eine Eutychianische Vergleichung der Naturen vnd Allenthalbenheit des Leibs
Christi fälschlich zulegt : Die ander / da er fürgibt / es sey der Lehr von der
Allenthalbenheit des Leibs Christi ( also nennet ers ) nie gedacht worden / vnd
die vnsern haben sich jhrer nie angenommen / zu der zeit / als die Confession
ist gestelt worden . Dann vnlaugbar ists / daß D. Luther drey Jar vor vbergebung
der Augspurgischen Confession offentlich hieruon hat geschriben / als Anno /
etc. 27. sein Buch vom Nachtmal / mit disem Titel : Daß dise wort ( das ist mein
Leib ) noch vest stehen . Vnd Anno / etc. 28. sein groß Bekanntnus vom Abendmal .
Damit aber Hanfeld sein vngegründ fürgeben sehe / will ich auß jedem Buch nur
ettliche hieher setzen . In seinem Buch ( daß dise wort noch vest stehen ) schreibt
er vnder andern also : Christus Leib ist zur Rechten Gottes / das ist bekandt .
Die Rechte Gottes aber ist an allen enden / wie jhr ( Zwinglianer ) müsset
bekennen / auß vnser vorigen Vberweisung : so ist sie gewißlich auch im Brot vnd
Wein vber Tisch . Wa nun die Rechte Hand Gottes ist / da muß Christus Leib vnd
Blut sein . Dann die Rechte Hand Gottes ist nicht zertheilt in vil Stuck / sonder
ein einiges einfeltiges wesen . So saget auch der Artickel nicht / daß CHristus
an einem theil / als an einem Finger oder Nagel der Rechten Gottes / sonder
schlechts zur Rechten Gottes sey . Daß wa vnnd was Gottes Rechte ist
Tom. 3. Germ. Ien. fol 458. a. b . vnd heißt / da
ist Christus des Menschen Sohn . In seinem grossen Bekanntnus aber schreibt er
also : Ist aber nun Christus ein solche Person / der vbernatürlich mit GOtt ein
Person ist / vnnd ist ausser disem Menschen kein GOtt / so muß folgen / daß er
auch nach der dritten vbernatürlichen weiß sey vnd sein möge allenthalben / wa
Gott ist / vnd alles durch vnnd durch voll CHristus sey / auch nach der
Menschheit / nicht nach der ersten leiblichen begreifflichen weiß / sondern nach
der vbernatürlichen Göttlichen weiß . Vnnd gleich hernach : Es seind nicht zwo
zertrennte Personen / sonder ein einige Person / wa sie ist / da ist sie ein
einige vnzertrennte Person / Vnnd wa du kanst sagen : Hie ist Gott / da mustu
auch sagen / So ist Christus der Mensch auch da . Heißt aber das nicht deutlich
gnug geredt von der Allgegenwart CHristi der gantzen Person / so wol nach der
Menschheit / als nach seiner Gottheit ? Vnnd dises ist in keinem Winckel von
Doctor Luthern geschriben worden / sonder offentlich wider die Zwinglianer . Es
haben auch beide die Papisten vnnd Euangelische Theologen / ehe die Confession
nie gestelt worden / ohne zweiffel dises gelesen . Dannoch ist er weder von den
Euangelischen hierüber gestrafft / noch von den Papisten / die doch gantz genaw
in seinen Schrifften suchen / angefochtẽ worden . Weil nun die
Papisten von diser Lehr D. Luthers wol gewust / vnd dannoch vber den dritten
Artickel der Confession mit den Euangelischen sich im wenigsten nicht gezanckt
haben : Ist hierauß offenbar / wie vngegründ Hanfelds fürgeben Pag. 61 . sey . Vnd gehet vns gar nicht an / daß
Hanfeld weitter sagt : Die Papisten seien zu diser zeit fast die ersten / welche
wider vnser Vbiquitet haben geschriben . Dann durch dise Papisten verstehet er
die Jesuiter / welche in disem Artickel zu den Zwinglianern getretten / Vnd wie
sie zuuor mit den Papisten das Mitlerampt CHristi / also mit den Zwinglianern
seine Person vnd Göttliche Maiestet haben angefochten / auff daß sie sich in
alle weg als die rechten Jesu zu wider beweisen .
Hierauß ist nunmehr offenbar / daß vnser Lehr von Christo mit dem Pag. 61 . dritten Artickel der Confession einstimme
/ vnd weder mit der Lehr von der Empfengnus Christi / noch seinem sitzen zur
Rechten Gottes streitte / wie gleichwol Hanfeld mit vngrund fürgibt : Sonder auch
wider sein / Pag. 62 . des Hanfelds / willen mit
gemeldter Confession in phrasibus ( in der weiß zureden ) einstimme / ob sie schon
nicht eben mit solchen worten dar-
innen gefunden
würdt . Dann die Confession sagt ja / daß die zwo Naturen Pag 59 . / Göttliche vnd Menschliche / in ein
Person / vnzertrennlich vereinigt / vnd ein Christus seien . Nun würdt ja dise
Person getrennet / wie oben auch auß D. Luthern angezogen / wann die Göttliche
Natur an eim ort sein soll / da die Menschliche nicht zugleich auch ist .
Vnnd solle billich einen wunder nemen / warumb Hanfeld auff die Augspurgische
Confession / sonderlich die Anno / etc. 30. vbergeben worden / so hart in disem
Handel dringe / vnd seine Lehr gern da einschieben wölte / so er doch die /
welche die Confession gestelt / gar für keine Biderleut helt . Dann also
schreibet er ferrner / da Martinus fragt / Ob Pag.
62 . die vnsern jhre Lehr villeicht auß dem zehenden Artickel der
Confession / welcher vom Nachtmal redet / wöllen beweisen : Antwortet Hanfeld :
Den zehenden Artickel haben dazumal die Euangelischen also bekandt / daß sie die
Transsubstantiation nicht verworffen / sonder solche wort gebraucht / mit denen
die Papisten auch zufrieden gewesen . Scheuhet sich also Hanfeld gar nicht / die
Christliche Chur vnd Fürsten / vnd Stände / vnd so vil eiferige Theologos / die
Leib vnnd Leben vber diser Confession haben gewagt / allererst verdächtig
zumachen / als ob sie geheuchelt / vnnd den Papisten zugefallen in disem
Artickel anderst geredt / vnd im Hertzen anderst gehalten hetten / so doch
Doctor Luther acht Jar zuuor wider die Transsubstantiation schon hatte
geschriben . Dann also saget er im Buch wider König Heinrich in Engelland :
Darumb Tom. 2. Ien. Germ. fol. 138. a . sage
ich Nein darzu / daß Brot vnnd Wein verwandelt werde / vnd biete trutz König
Heinrichen / vnd allen Papisten / daß sie jhr Ja beweisen . Wiewol ich nicht der
erste bin / der solches sagt / sonder in jhren Schulen schreibt Cardinalis
Cameracensis selbst / es sey beweißlicher / daß Brot nicht verwandelt werde .
Welche wort Doctor Luthers wider die Päpstisch Verwandlung Brots vnd Weins
Hanfeld Pag. 115 . ohn zweiffel wol gewust /
als der den Cardinal von Camerach doch sonsten in Doctor Luthers Schrifften hat
können finden . Derhalben er eben mit disem Stuck anzeigt / was er für ein
betrieglicher Wegweiser sey . Aber dise offenbare Calumnia / welche vorm Hanfeld
Ambrosius Vvolfius der ersten Augspurgischen Confession zugelegt / ist vor zehen
Jaren eben disem Vvolfio stattlich widerlegt worden .
Pag. 62 .
DAß aber Hanfeld schreibt / wir wöllen auß dem zehenden Artickel die
Allenthalbenheit beweisen . Ist dises abermal seiner Warheit eine / dann er würdt
dise Folgrede an keinem der vnsern Bücher weisen können : Christi Leib ist im
Nachtmal / darumb ist er auch allenthalben . Vnnd verkehrt hie abermal diser
auffrichtige Caluinisch Wegweiser D. Osiandro nicht allein seine meinung /
sonder setzet jhm auch andere wort / da er sagt : Die vnsern schreiben heutigs
tags / wo man die Allenthalbenheit im Handel vom Nachtmal nicht an die Hand neme
/ so werde man vber nacht Zwinglisch . Da doch Doctor Pag. 23 . Osiander allein geschriben / ( wann man sie nicht glaube )
welches vil ein andern Verstand / als jenes / mit sich bringt / Vnd was D.
Osiander hiemit gewölt / ist oben angezeigt / nemlich / er habe memand auff die
Allenthalbenheit von den worten der Einsatzung abführen / sonder allein
zuuerstehen geben wöllen / wie gefehrlich es mit denen stande / welche kein auff
vnd abfahren des Leibs Christi im Nachtmal zugeben / vnd doch mit vns auch nicht
glauben wöllen / daß er mit seinem Leib zuuor persönlich bey vns sey .
Das vbrige / so in disem theil von der Augspurgischen Confession folget / seind
alles wissentliche Calumnien / vnd der mehrertheil jetzo schon Pag. 64 widerlegt . Dann daß er sagt / D. Luther
habe dise Lehr von der Maiestet des Menschen Christi erstlich im Streit vom
Nachtmal wider die Zwinglianer gebraucht / ist gleichwol wahr : Er solte aber
auch dabey haben gemeldet / daß der Gegentheil nicht allein vrsach darzu geben /
sonder auch jhne darzu gezwungen habe . Dann wann er mit den hellen vnd dürren
worten des Abendmals ( Nemet / esset / das ist mein Leib ) in sie getrungen / die
Gegenwart des Leibs CHristi im Abendmal zubeweisen / haben sie jhm gleich die
Artickel des Apostolischen Symboli / sonderlich von Christi Himmelfahrt / jhnen
die Eigenschafften eines natürlichen Leibs / welcher nicht könne zumal an vilen
orten sein / entgegen gehalten . Da hat nun D. Luthern gebüren wöllen / die
Person Christi zuerklären / vnd disen Leuten auß GOttes Wort darzuthun / daß
gleichwol Christi Leib / als ein natürlicher Leib / vmbschriben bleibe : Jedoch
weil er auch mit Gott persönlich sey vereinigt / nicht zum theil / sonder gantz
/ so müß Christi Leib auch geglaubt werden / wa der Sohn Gottes ist / nicht nach
art eines natürlichen Leibs / sonder nach art eines Leibs / der mit dem Sohn
Gottes in ein vnzertrennte Person vereinbart ist .
DAß er aber weitter fürgibt : die vnsern rhümen solche Lehr ( welche er abermal ein
vngehewre / vnnd von anfang der rechtgläubigen Kirchen vnbekannte Lehr nennet )
an Doctor Luthern / als ein sonder Meisterstuck / daß jhm der H. Geist eingeben
/ vnnd in welchem er weit vber alle Patres / deren keiner die Maiestet des
Menschen Christi also verstanden vnnd vertheidigen können Ist dises abermal ein
vnredlich stuck an dem vntrewen Wegweiser . Dann ob wol D. Luthers Schrifften /
wie in allen stucken / also auch in disem billich hoch gehalten werden : auch ob
er wol ein sonderer trefflicher Werckzeug des H. Geists ist gewesen / so haben
doch die vnsern nie geschriben / ( wie es auch an jhm selbs nicht wahr ist ) daß
der H. Geist dise Lehr allererst jhm eingeben habe / vnd vor jhm niemand nichts
dauon gewüßt oder geschriben . Haben auch niemal gesagt / daß er eben in disem
stuck seiner Lehr alle Patres weit vbertreffe / sonder im Artickel von der
Rechtfertigung des Sünders für Gott durch den Glauben / welchen Artickel D.
Luther vil herrlicher vnnd klarer gehandlet / vnnd an tag geben / als vor jhm
nie keiner auß den Vättern . Welches auch wahr / aber von Hanfeld boßhafftig
anderstwo hin gezogen würdt .
DAß Doctor Luther in den Artickeln ( welche man die Pag.
64 . Schmalkaldische Artickel nennet ) so auff das Concilium zu Mantua
haben sollen vberschickt werden / im ersten theil ( in welchem auch das
Bekanntnus von der Person Christi begriffen ) setzet : sie sind in keinem zanck
zwischen jhnen vnd den Papisten . Ist solches wahr / aber es folgt nicht drauß /
daß darumb vnser Lehr von dem Menschen Christo damalen vnbekannt gewesen / vnd
also ein newe Lehr sey / vnd will Hanfelden hiemit auff mein vorige Antwort
gewisen haben / daß D. Luther auch vor der gestellten Augspurgischen Confession
in zweien seinen Büchern offentlich hab dauon geschriben / vnnd dannoch von den
Papisten deswegen nicht sey angefochten worden . Ja / das noch mehr ist / als die
Papisten D. Luthern im verdacht gehabt / als ob ers mit den Zwinglianern hielte
/ hat er Anno / etc. 34. drey jar zuuor / ehe obgemeldte Artickel gestellet
worden / durch ein offentliche Schrifft sich entschuldigt / vnd auff ein Tom. 6. Ien. Germ. fol. 116. b . newes auff seine
Bücher / die er wider die Zwinglianer geschriben / vnd mit Namen auff sein
grosses Bekanntnus vom Abendmal ( in welchem / wie oben mit D. Luthers eignen
worten bewisen / dise vnser Lehr auch gehandelt
würdt )
sich gezogen / darmit die Papisten abermalen zufriden gewesen Pag. 65 . sind . Darumb ligt vns wenig daran / ob
schon die Jesuiter jetz zu den Caluinisten getretten / vnnd sich Hanfeld
derselben abermal vil rhümet : sonder es ist vns gnug / daß nun mehr der
Christliche Leser sehen würdt / wie Hanfeld so ein vntrewer Wegweiser sey / in
sachen vortheil brauche / ( welches Pag. 68 . er
doch nicht gestehen will ) vns ein frembde Lehr fälschlich auffdichte von Pag. 66 . der Menschheit Christi / die wir zugleich
/ vnnd auff ein weiß vmbschriben vnd vnumbschriben / Allmächtig vnnd nicht
Allmächtig / etc. machen sollen : vnser reine Lehr aber / als ein newe Lehr /
verrüffe / vnnd mit vngrund auß der Augspurgischen Confession außmustern wölle /
vnnd also seine Lugen vnd Trug für eittel auffrichtigkeit vnd warheit pflege
zurhümen .
Ob D. Luther in der Lehr von der Maiestet Christi des Menschen vnbestendig
geweßt / sie auch letstlich gar widerruffen habe .
WIr sind gleich wol an keines Menschen Lehr gebunden / er heisse jetz D. Luther /
oder wie er wöll : sonder an das vnfehlbar Wort GOttes . Dieweil aber der
Barmhertzig GOtt / durch disen Man das Liecht seines Euangeliums hat wider
auffgezündt / vñ er seine Lehr auß Gottes wort stattlich hat
dargethon / so sehen nicht vnbillich einfältige Christen vil darauff / welcher
theil in der Lehr von der Person Christi bey dises thewren Mans Schrifftẽ steiffer bleibe . Auß der vrsach vnterstehet sich Hanfeld D.
Luthern auch auff seine seitten zubringen / vnd in disem Wegweiser einfältige
Leut zubereden / als obs gleichwol Luther anfangs mit vns gehalten / hernacher
aber bessers gelernet / vnnd gut Zwinglisch worden Pag. 325. & 226 . sey . Dann er schreibt : Doctor Luther habs
anfangs gering geschetzet / wann er die Allmächtigkeit / Allenthalbenheit / etc.
der menschlichen Natur wider die Zwinglische zuleget . Nach dem er aber von disen
erinnert sey worden / daß man solche Regel ( verstehe de communicatione
idiomatum ) notwendig wider die Ketzer müß behalten / hab er sich diser Lehr /
sonderlich da Schwenckfeld angefangen / ( ohne zweiffel auff D. Luthers
Exempel ) auch die gantze Lehr der Kirchen von
mittheilung der eigenschafften in diser Person zuuerwerffen / vnd ein gantze
vergöttete Menschheit in Christo zudichten / noch mehr solcher Lehr in seinen
Schrifften sich offentlich zubehelffen angefangen / die er doch zuuor in seinen
Widersächern vom Nachtmal getadelt hette . Nun ist gleichwol dises nichts newes /
daß die Caluinisten sich des Namens Lutheri wöllen behelffen / vnd drunder jhre
Lehr der Christenheit verkauffen . Es ist auch jhnen hieuor mehr / dann einmal /
von den vnsern dargethon worden / daß sie D. Luthern vnnd seinen Schrifften
gewalt thun / vnnd daß er die Lehr von der Göttlichen Maiestet Christi nach
beiden Naturen bestendig / biß an sein end geführt habe . Dieweil aber Hanfeld
darauff vmbgehet / daß er die Leut von der vnsern Streit vnnd Lehrschrifften /
in welchen dis stuck außführlich gefunden würdt / abführe / so wölle der
Christliche Leser nur ettliche stücklin der Caluinischen Redligkeit am Hanfeld
warnemen / darauß er vrtheilen würdt können / wie auffrichtig diser Gesell mit
Lutheri Schrifften vmbgehe / vnnd ob er / Doctor Luther / es mit vns / oder den
Cinglianern gehalten hab .
VNd erstlich setzt er Luth. wort / die er vber das 53. cap. Es . Pag. 326. & 327 . soll geschriben / vñ ettliche propositionen / die er wiď den Schwenckfeld gestelt
haben soll . Nun find ich gleichwol an denen orten / die Hanfeld verzeichnet /
dergleichen nichts / das Luth . geschriben het / gesetzt Pag 334 . aber / dz es seine wort seien / so
bekennet doch Hanfeld selbs / dz die propositionen / welche er bringt / wider
den Schwenckfeld sind gestelt worden / wie es auch die phrases vñ
wort geben / daß D. Luth. in beiden hie beygebrachten zeugnussen Schwenckfelds
Irrthumb hab wöllen verwerffen . Was gehn dann dise zeugnus vns an ? die wir den
vnterscheid concreti ( was von der gantzen Person geredt ) vnd abstracti ( was jede
Natur in sonderheit betrifft ) behalten / vnnd selbs brauchen : den alten Vättern
vnnd Kirchenlehrern weitter nicht / als wo sie mit der Schrifft reden / folgen /
vnnd mit Schwenckfelden ein gantz vergöttete Menschheit in Christo niemalen
gedichtet haben . Aber dises ist Hanfelds kunst / daß er vns ein meinung / daran
wir nie gedacht / mit gewalt auffdringet / vnd alsdenn zeugnus dawider fürbringt
/ mit welchen solche falsche vns zugedichte meinung verworffen würdt .
Pag 329 .
WIr wöllen aber weitter hören : D. Luther / spricht Hanfeld / hat geschriben : Man
müsse sich hüten / daß man die einige Person Christi nicht in zwo trenne / oder
die zwo Naturen in eine menge / sonder zwo vnterschidlichen Naturen in einer
einigen Person halte . Vnnd gleich wie die zwo Naturen sich in ein Person
vereinigen / also vereinigen sich auch die Namen beider Naturen in den Namen der
einigen Person / welches zu latein heisse communicatio idiomatum vel
proprietatum . Dise wort D. Luthers findet man Tom. 3. Ien. Germ. f. 165. a. Er
hat aber daselbst zuthun mit den Juden vnnd Türcken / welchen es wunderlich
lautet / wann wir Christen den Sohn Mariae / auch den Sohn Gottes nennen /
seittemal Gott kein Weib habe / vnd daher keinen solchen Sohn / der ein Mensch
were / zeugen hab können . Vor disen warnet D. Luther die Christen / vnd weiset
sie auff jhren Christlichen Glauben / auß welchem sie haben gelernet / daß in
disem Christo zwo Naturen in ein Person vereinbart sind / die Göttliche vnnd
Menschliche / dannenher jetz auch die Namen vereinbart werden / daß ich von
Christo nach beiden Naturen warhafftig sagen könne / er sey der Sohn GOttes /
welches sonst von keinem pur lauttern Menschen in ewigkeit nicht kan gesagt
werden . Darumb Hanfeld abermal vortheilig handlet / in dem er der Juden vnd
Türcken Irrthumb vns will aufftrechen / vnd auff ein einiges wörtlin dringet /
( die Namen der beiden Naturen werden vereiniget in den Namen der einigen Person )
so doch D. Luther weitter nichts hat anzeigen wöllen / als warumb disem Menschen
vnd Sohn Mariae der Nam gegeben werde / daß er Gottes Sohn heisset : auch mit den
vorgehenden worten ( die Namen beider Naturen werden vereinigt / gleich wie die
Naturen selbs vereinigt werden ) gnugsam anzeigt / daß er kein blosse
permutationem nominum / das ist / wechslung der Namen / dahinder doch nichts sey
/ sonder eine communicationem naturarum & proprietatum , das ist / eine
Gemeinschafft der Naturen vnnd Eigenschafften wöll verstanden haben / welches
auch auß andern orten seiner Schrifften gnugsam zusehen ist .
Tom 8. pag 330. Ien. fol. 147 .
ES fehrt Hanfeld fort / vnd zeiget an : D. Luther hab den Spruch Matth . 28. Mir
ist gegeben aller gewalt / etc. allein von der Göttlichen Natur außgelegt / dz
Christus durch disen empfangnen gewalt / kräfftiglich erwisen / als ein Sohn
Gottes . Dieweil
aber er dise wort D. Luthers nicht
setzen darff / als die jm zu seim Handel nit taugen / so will ich dieselbigen
setzen / vnd lauten selbige also : Nach der andern zeitlichen / menschlichen
Geburt / ist jm auch die ewige gewalt Gottes gegeben / doch zeitlich / vnd nicht
von ewigkeit her / dann die Menschheit Christi ist nicht von ewigkeit geweßt .
Aber von dem augenblick an / da die Gottheit vnnd Menschheit ist vereinigt in
einer Person / da ist vnnd heißt der Mensch Marien Sohn / Allmächtiger ewiger
GOtt / der ewige gewalt hat / vnd alles erschaffen hat / vnd erhelt / per
communicationem idiomatum / darumb daß er mit der Gottheit ein Person vnnd auch
wahrer Gott ist . Dauon redet er Matth . 11. Alles ist mir vom Vatter gegeben .
Matth. vlt. Mir ist alle gewalt gegeben / im Himmel vnnd Erden . Welchem mir ? Mir
Jesu von Nazareth / Marien Sohn / vnd Menschen geborn . Von ewigkeit hab ich sie
vom Vatter / ehe ich Mensch war / aber da ich Mensch war / hab ich sie zeitlich
empfangen / nach der Menschheit / vnd heimlich gehalten / biß auff mein
Aufferstehen vnnd Aufffahrt / da es hat sollen offenbart vnnd verklärt werden /
wie S. Paulus Rom. 1. spricht : Es ist verkläret / oder erweiset ein Sohn GOttes
kräfftiglich . Biß hieher D. Luther . Kan nun Hanfeld in disen worten finden / das
jhm in seinen Kram dienen möchte / das will ich gern sehen . Aber eben der vrsach
hat ers nicht dörffen setzen / dieweil ein jeder hat sehen können / daß er
Luthero fälschlich ein frembde meinung zulegte . Daß er aber herauß zwackt die
wörtlin per communicationem idiomatum . Item / ist erweiset ein Sohn GOttes : thut
ers seiner gewonheit nach / als ein Sophist : seitemal Lutherus selbs sich
erklärt / daß er keine blosse wechslung der Namen beider Naturen verstehe /
sondern daß der Mensch Mariae Sohn / Allmächtiger ewiger Gott sey vnnd heisse /
daß jhme / Marien Sohn vnd Menschen geboren / alle gewalt geben sey / im Himmel
vnd Erden / vnd er solche gewalt nach der Menschheit empfangen hab / in der zeit
/ durch welche Gewalt vnd Allmacht / die er gleichwol heimlich gehalten / biß
auff sein Aufferstehen vnd Himmelfahrt / hernach kräfftiglich sey erweiset
worden / daß diser Mensch vnd Sohn Mariae nit ein pur lautter Mensch / sonder
der Sohn Gottes sey . Ist also ein grobe greiffliche lugen Hanfelds / der da
schreibt / Lutherus hab vorgesetzten Spruch Matth. 28 . gleichwol in seinen
Streitbüchern auff die menschliche Natur / aber an disem ort auff die Göttliche
gezogen . Darauß auch leichtlich abzunemen / weil er sich keiner vnwarheit
schämet / was jhme in folgenden zutrawen sey .
Pag. 330 .
ES zeucht Hanfeld ferrners an / was D. Luther in der außlegung des 110. Psalmen
vber disen Spruch Matth. 28. geschriben hab : weil aber die wort alle hieher
zusetzen zulang / so ist dis Tom. 7. Ien. fol.
308 . die meinung : Man fragt / ob D. Luther den Spruch Matth. 28. nicht
auch von der menschlichen Natur hab außgelegt : also daß Christus nach
derselbigen allen gewalt habe empfangen . Hanfeld sagt nein . So höre nun / wie
trieglich er abermal mit der sach vmbgehe . Dann Lutherus disputiert hie / woher
/ vnd von welcher Natur Christus dise Maiestet habe / daß er zur Rechten Gottes
sitzt / vnnd allen gewalt im Himmel vnnd Erden habe / vnnd antwortet / er habs
nicht von der menschlichen Natur / sonder von der Göttlichen / vnd schleust
dises stattlich wider die Arianer : die wort lautten also : Christus der HErr /
vnd verheissen Dauids Sohn / sitzet zur Rechten Gottes / an dem ort / da keinem
lauttern Menschen / ja auch keinem Engel gebüret zusitzen / nemlich / auff
Gottes Thron vnnd Stul / etc. weil er dann allhie vnd anderstwo disen Christum
selbs jhm gleich setzet / da niemand dañ Gott sitzen soll noch
kan / ( nemlich / auß eigenschafft der Natur ) so muß er eben desselbigen ewigen
göttlichen wesens / vnnd gleich Allmächtiger / ewiger gewalt vnd Maiestet sein .
Vnd bald hernach : Nun kan er aber solches nicht haben von menschlicher Natur /
oder des Fleischs vnd Bluts halben / so er von Dauid hat / dauon wurde jhm die
göttliche Ehr nicht gegeben / daß er sollt zur Rechten Gottes sitzen / vnd ein
Herr sein vber alle Creaturen / so ers nicht zuuor von Natur vnd von ewigkeit
hette . Vnd abermal : Wiewol aber solche Sprüch von dem Menschen Christo gesagt
werden / nach dem er in derselben menschlichen Natur von Todten aufferstanden /
vñ gen Himmel gefahren ist / doch hat er solches eigentlich
daher / daß er von Natur warhafftiger Gott ist von ewigkeit . Dise wort : Christus
sitze zur Rechten GOttes / vnnd hab Allmächtigen gewalt / eigentlich von der
göttlichen Natur / vnnd nicht von der menschlichen : zwackt Hanfeld herauß / vnd
müssen jhm so vil heissen : Lutherus sage / Christus hab allen gewalt / allein
nach der göttlichen Natur . So es doch vil anderst ist / wann gefragt würdt / von
welcher Natur Christus allen gewalt habe : vnd wann ich frage : Nach welcher Natur
er solchen gewalt hab ? Jenes ist von wegen der eigenschafft beider Naturen /
allein wahr von der Göttlichen vnd nicht auch von der Menschlichen : dises aber
ist von wegen der vereinigung beider Natur in ein Person / auch von der
Menschlichen wahr gesagt . Wie dann auch Lutherus selbs / gleich in folgenden
worten / solches sitzen zur
Rechten Gottes vnnd
Allmächtigen gewalt auff die menschliche Natur zeucht / da er also sagt : daß
Christus nun auch in der menschlichen Natur erhaben sey / vnnd daß man muß
glauben vnnd bekennen / Christus der Mensch sitzet zur Rechten Gottes / vnd hat
gewalt vber die Engel / vnnd ist nichts im Himmel vnd Erden / das nicht vnter
jhm sey . Vnnd heißt also beide / warhafftiger Mensch vnnd warhafftiger GOtt /
zur Rechten des Vatters sitzend / Herr vber alle Creaturen / der da in
Göttlicher Maiestet / vnd doch auch in menschlicher Natur gewaltiglich vns
regiert .
ES bringt Hanfeld auch ettliche wort auß D. Luthers Pag. 331. & 342. Luth. in Ep. Nat. Heb. 1 . Kirchenpostill /
als daß er vnter andern schreibt : Er selbs habe ettwañ in denen
Sprüchen / die von Christo reden / geirret / vnd hab der Natur zugeeignet / was
der Person gebüret / vnd widerumb . Weist er Hanfeld wol / daß D. Luth. hie
nichts redet von dem / so er wiď die Zwinglianer von der Person vñ Nachtmal Christi geschriben / seitenmal er seine Kirchenpostill ettliche jar
vor solchen Schrifftẽ in Truck hat gegeben : sonď er redet von
seinen Lehrjaren / in welchen er disen Artickel noch nit recht verstanden habe .
Vnnd damit niemand darfür halte / als hette Doctor Luther mit disen worten der
menschlichen Natur an jhrer göttlichen Maiestet ettwas wöllen nemen / so
schreibt er eben in diser Epistel also : ( welchen er gesetzt hat zum Erbẽ vber aller ding ) dis ist nach der Menschheit geredt . Dann wir
müssen glauben / daß Christus nicht allein ist nach der Gottheit vber alle ding
/ sonder auch nach der Menschheit / also daß Christo dem Menschen alle Creaturen
vnterworffen vnnd vnderthon sind . Vnd hernach vber dise wort : ( hat er sich
gesetzt zu der Rechten der Maiestet in der Höhe ) das ist auch nach der
Menschheit gesagt / in welcher er auch der Sünden reinigung zugericht hat / doch
daß dannoch wahr sey / es habs GOttes Sohn thon / vnnd die Person nicht jemand
scheide / vmb die scheidung der Naturen / also ists auch wahr / daß GOttes Sohn
sitzt zur Rechten der Maiestet / wiewol das allein nach der Menschheit geschicht
/ Dann nach der Gottheit ist er auch selbs die einige Maiestet des Vatters / zu
welches rechten Hand er sitzt . Sihe / das heißt fein versehen / ( wie Hanfeld
fälschlich fürgibt ) daß die Allmacht Pag. 331.
vnnd Göttliche Maiestet der menschlichen Natur nicht gegeben werde .
Luth. ibid .
Daß aber D. Luther in seiner Postill weitter schreibt : Die Menschheit Pag 332. 344 . Christi hab eben / wie ein anderer
heiliger Mensch / nicht alle zeit alle ding gedacht / gewöllt / gemerckt / wie
ettliche einen Allmächtigen Menschen auß jhm machen / vnd mengen die zwo Naturen
vnnd jhre Werck in In expos . Euang. Dom. intra
Nat . einander vnweißlich . Item / Es haben ettliche einen Artickel des
Glaubens gedichtet / daß Christus im ersten augenblick seiner Empfängnus sey
voller Weißheit vnd Geists gewesen / daß nichts mehr het hinein mögen . ] Weist
erstlich Hanfeld selbs / vnd bekennet / Lutherus hab dises wider Schwenckfelden
geschriben . Weil aber vnser Lehr mit Schwenckfelds Pag. 334 . Irrthumb nichts zuthun hat / ( dessen gleichwol Hanfelds
abermal / doch mit vngrund / vns bezüchtiget ) so gehet auch vns Lutheri warnung
nicht an / [ Daß man / nemlich / die eigne erträumte Artickel des Glaubens soll
lassen fahren / als menschliche Narrheit / die Göttlicher Warheit vil zugering
ist / ein Maß vnnd Richtschnur zugeben ] sonder des Schwenckfelds discipulos .
Vnnd möchte Hanfeld jhm selbs die Regul auch behalten / vnd sich hüten / ausser
Gottes Wort keine Artickel des Glaubens zudichten . Darnach so redet D. Luther
von der Knechtsgestalt Christi / vnnd dem stand seiner ernidrigung / in welchem
Christus freylich nicht alles zu aller zeit gewüßt hat / nach seiner Menschheit
/ oder vermöcht / welches wir auch bekennen / aber darauß folget gar nicht / daß
D. Luther mit disen worten dise Allwissenheit vnnd Allmacht CHristo nach der
menschlichen Natur habe gar abgesprochen / auch jetzo im stand der Glory : Sonder
das Widerspil schreibt er / da er den Spruch des 8. Psalmen ( was ist der Postill. Eccl. Serm . de ascens . Christi . Mensch /
daß du sein gedenckest / etc ? ) erklärt mit disen worten : Soll nun alles dem
Menschen vnderthon sein / vnnd zu fussen ligen / so muß er dahin sitzen / da er
in die gantze Welt / Himmel vnd Hell / vnd in alle Hertzen / alle Sünd vnd
Gerechtigkeit sehen / vnnd nicht allein alles sehen / sonder auch darnach
regieren könne ? Auß welchem offenbar ist / daß D. Luthers Kirchenpostill an
obgesetzten zweien orten / vnd seine Streitschrifften wider die Zwinglianer /
nicht wider einander sind : sonder daß er eben das jenig von der Allmacht vnnd
Allwissenheit der menschlichen Natur Christi / in seiner Kirchenpostill / wie
auch andern seinen Lehrschrifften / sonderlich / was er vber die letste wort
Dauids / vnnd vber den 110. Psalm geschriben / habe gelehrt / was er auch in
seinen Streitschrifften wider die Zwinglianer verfochten hat . Vnd ist ja dem
Hanfeld in Ewigkeit vnmüglich zubeweisen Pag.
335 . / daß D. Luther seine Lehr von der Maiestet des Menschen Christi
je-
malen hab lassen fallen / vnd von der
Person Christi vnd Mittheilung der Eigenschafften auff Zwinglisch gelehrt habe /
wie er hie fürgibt . Es schreibet gleichwol D. Luther im Buch von Concilijs /
auff welche wort Hanfeld Tom. 7. Ien. Germ. fol. 250.
a . hie sticht : [ Was were sonst der Mensch / mit dem sich Gott
persönlich vereinigt hat / wann er nicht rechte eigentliche Idiomata haben
solt ? ] Welches wahr ist / vnd wir es auch bekennen . Er schreibet aber auch im
vorgehendem Blatt : [ Nachdem Nestorius zugebe / daß GOtt vnnd Fol. 249 b . Mensch in ein Person vereinigt vnd
vermischt seien : So kan er ja mit keiner weiß wehren / daß die Idiomata
( Eigenschafften ) der Naturen nicht auch solten vereinigt vñ
vermischt seien . ] Darauß ja zusehen / daß er nicht allein eine Mittheilung der
Namen / sonder auch der Eigenschafften selbst haben wölle .
So schreibt er auch an die Schweitzer von der auffgerichten Concordia : Pag. 337 . [ Wir bleiben vest bey den Artickeln
des Glaubens : Auffgefahren Tom. 6. Ien. Germ. fol.
507. b . gen Himmel / etc. vnd lassens Göttlicher Allmächtigkeit
befohlen sein / wie sein Leib vnd Blut im Abendmal vns gegeben werde . ] Vnd will
mit disen worten Hanfeld D. Luthern Zwinglisch machen / als ob er die Gegenwart
des Menschen Christi ausser dem Nachtmal hette hiemit verworffen . Er solte aber
auch hinzu gesetzt haben / daß er weitter schreibt : [ Wir bleiben schlechts vnd
einfeltiglich bey seinen worten : Das ist mein Leib / das ist mein Blut . ] Vnd mit
disen worten anzeigen wöllen / was sein Grund sey der Sacramentlichen Gegenwart
vnd mündlichen Niessung des Leibs Christi / nemlich nichts anders / als die
außgetruckten wort der Einsatzung : Aber von der Allgegenwertigkeit des Menschen
Christi ( daruon jetzt der Streit ist ) hat er hie nichts gehandelt / ob dieselb
wahr sey oder nicht .
NOch soll ettwas vorhanden sein von Luthero / damit er die Allgegenwart des
Menschen Christi soll außgemustert haben / welchs Hanfeld besonder vnd forn an
Spitz setzt / seiner auch ettlich mal hierinn gedenckt / als das er für seinen
besten Grund wider vns helt . Die wort lauten also : Vom allenthalben / oder an
allen Pag. 318 . orten sein / soll nicht
disputiert werden / Es ist vil ein ander ding in diser Item 65. & 334 . sach / so reden auch die Schul Theologen hie
nichts vom Allenthalben / Tom. 8. Ien. fol. 340.
b . sond er behalten den einfeltigen Verstand von der leiblichen
Gegenwertigkeit Christi . Aber fürs erste findet man dise wort D. Luthers nicht
in seinen
Schrifften / sonder er solls eim guten
Freund zum Gedächtnus in sein Buch geschriben haben / Ja man hat gewisse
Nachrichtung von Edlen vnd Vnedlen / daß nicht Lutherus / sonder Philippus /
solche wort geschriben / wie auch auß dem Stylo leichtlich zuerkennen vnd
abzunemen . Vnd was will man doch Hanfelden hie mehr glauben / der letstlich
Doctor Pag. 337 . Luthern auch im Artickel vom
Abendmal zu einem Zwinglianer mit Gewalt will machen / oder doch / der ein
solcher vngeschickter Mann geweßt / daß er nicht verstanden / was er schreib /
vnd es im Hertzen allerdings mit den Zwinglianern gehalten habe / Daß er allein
durch die Allmacht / Krafft vnd Würckung diser Person / das ist / auff
Geistliche weiß / des Leibs vnd Bluts Christi theilhafftig werde ? So doch die
Historia seines seligen Absterbens bezeuget / daß er eben den Glauben vom
Nachtmal / wie auch zugleich von der Maiestet Christi des Menschen Sohns / biß
in sein Ende behalten / welchen er zuuor schrifftlich wider die
Sacramentschänder vertheidigt hat . Aber also pflegen die Caluinisten für
vngeschickte grobe Esel zuhalten / alle die / so nicht jhrer meinung sein wöllen
/ wie dann eben diser Hanfeld Martinum / einen Lutherischen Prediger / allhie
einführt / der nur ob seinen Postillen geblieben / vnnd beides theils Lehr im
Grund nie bewogen habe . Auß dem allen / was von D. Luthers Lehr erzehlt / mag
der Leser vrtheilen / welcher theil gut Lutherisch / vnnd ob nicht Pag. 337 . Hanfelds Beweisung / so er auß D.
Luthers Büchern fürgebracht wider vns / eitel läre Donnerstreich / auch eitel
jrrige vnd Abweg seind .
Ob Hanfeld die Naturen in Christo trenne .
ES schreibt Hanfeld pag. 309. daß wir Lutherischen in Behauptung der
Allenthalbenheit zwey ding wider sie bringen . Erstlich / ettliche Sprüch /
darinnen wir / was von der Person gesagt würdt / in beiden Naturen zugleich
haben wöllen . Zum andern / weil sie solches verneinen mit allen rechtgläubigen
Lehrern / so schreien wir sie auß / sie seien Nestorianer / vnd trennen die
Person .
Von den Sprüchen H. Schrifft / darauff wir vnser Lehr gründen / ist hieuer
gehandelt / vnd stelle ichs zum Vrtheil des Christlichen Lesers /
ob sie Hanfeld oder wir besser außlegen . Nun will ich
zum Beschluß diß ersten theils auch Bericht thun / ob jhme im andern vngütlich
geschehe . Hanfeld schreibt also : S. Paulus trennet die Naturen nicht / löset
auch Pag. 315 . die Person nicht auff / da
er Rom. 1. schreibt : Jesus Christus geboren vom Samen Dauid / nach dem Fleisch /
vnnd erweiset der Allmächtig Sohn Gottes / nach dem Geist . Item / Petrus :
Welcher getödtet ist / 1 Pet. 3 . nach dem
Fleisch / vnd lebendig gemacht / nach dem Geist . Darauß will nun Hanfeld
schliessen : Sie trennen die Person auch nicht / wann sie sprechen / Christus sey
allmächtig / allwissend / vnd allgegenwertig nach der Gottheit . Vnd ist dises
fast jhr fürnembster Spruch / damit sie jhre meinung beschönen .
Nun haben weder Paulus noch Petrus dise distinctiuam ( nach dem Fleisch ) der
meinung gebraucht / die Göttliche Natur von der Geburt / Leiden / vnd Sterben
diser Person außzuschlissen : Sonder sie haben allein wöllen lehren / welcher
Natur Eigenschafft sey / geboren werden / leiden / sterben / nemlich / der
Menschlichen / nach welcher dise Person geboren vnd gestorben sey . Sonst wa man
dise distinctiuam so gar auff die Menschliche Natur allein wolte ziehen / wie
Hanfeld die Allmacht vnd Allgegenwertigkeit allein auff die Göttliche zeucht /
so hette Nestorius nicht vnrecht gesagt / Maria habe nur einen Menschen geboren
/ vnd die Juden haben nur einen Menschen gecreutziget / vnd were also vnbillich
vom Ephesinischen Concilio , als ein Ketzer / verdampt worden : So doch Actor. 20 . S. Paulus selbst sagt : Gott habe mit
seinem Blut sein Kirch erworben . Vnd abermal : Sie haben den HERRN der
Herrligkeit gecreutziget . 1. Corinth. 2 . Damit
sich aber Hanfeld mit diser distinctiua nicht wölle behelffen / so mag er lesen
/ wie Christus von seiner Menschlichen Natur rede / da er jhm ein Göttliche
Eigenschafft zumisset / nicht nach der Göttlichen allein / sonder auch nach der
angenommenen Menschlichen Natur . Dann also spricht er : Der Vatter hab dem Sohn
gegeben / das Leben zuhaben in jhm selber / vnnd hab jhm Macht gegeben / auch
das Gericht zuhalten / darumb / daß er des Menschen Sohn sey . Vnnd obs sich wol
läßt ansehen / als rede Christus in concreto , das ist / er braucht ein wörtlein
/ welches die gantze Person bedeut / vnnd nicht die Menschliche Natur allein .
Wann mans aber in abstracto wolte sagen / vnd es mit Namen auff die Menschliche
Natur ziehen / so sey es nicht recht geredt / ( wie dann Hanfeld vns beschuldiget
/ daß wir die wörtlein concretum vnd abstra-
ctum Pag. 338 . ohn vnderscheid
brauchen / vnnd der Natur zuschreiben / was der Person gehöre ) so mag er hören /
wie Christus selbst redet / Johan. 6. Er sey das lebendige Brot vom Himmel / vnd
das Brot sey sein Fleisch / da er ja auch ein wörtlein braucht / das dem Hanfeld
ein abstractum ist / vnd die Menschliche Natur bedeutet / aber dises vnangesehen
/ seinem Fleisch ein Göttliche Eigenschafft vnnd Werck ( nemlich / lebendig
machen ) mit Namen zuschreibt . Warumb aber die H. Schrifft vngleiche Reden von
Göttlichen vnd Menschlichen Eigenschafften diser Person führet / vnnd in disen
allein mit Namen auff die Natur deutet / als / daß Christus geboren sey /
gelitten hab nach dem Fleisch : Ist dises die vrsach / dieweil die Göttliche
Natur in jhr selbst vnwandelbar ist / vnd weder höher noch ringer werden kan /
ohne Verenderung jhrer Natur : Die Menschliche Natur aber nicht allein ringer /
sonder auch höher vnd vollkommener kan werden / vnd dannoch jhre natürliche
Eigenschafften behalten . Hierauß ist nun jetzt offenbar / daß entweder Christus
die Naturen habe vermischt / da er der Menschlichen mit Namen zulegt / das doch
der Göttlichen eigen ist . Oder / ( weil wir dises von Christo nicht gedencken
sollen ) daß Hanfeld die Person trenne / in dem er die Menschliche Natur in diser
Person von der Göttlichen Eigenschafften gäntzlich außschleust / vnd nit allein
in Pag. 342 . die Gemeinschafft der
Allgegenwertigkeit / sonder auch Göttlicher Werck / nicht will lassen einkommen .
Man sihet auch hierauß / daß ein lautere Pag.
339 . Spiegelfechten sey / wann er sagt : Es sey nicht nur ein verbalis
communicatio , da gesagt würdt : Marien Sohn sey der ewig / allmächtig Gott / der
alles erschaffen / erhelt / vnd vns erlößt hat : Sintemal er jhm schon ein Regel
auß Paulo vnd Petro hat gedichtet / daß man die distinctiuam hie brauchen / vnnd
dises mit Namen auff die Göttliche Natur ziehen müß .
Pag. 316 .
DAs ander Argument Hanfelds ist dises : Daß die Person nit sey getrennet worden /
da Christus am Creutz gehangen / vnd ja nach seiner Menschlichen Natur nicht
allenthalben gewesen sey . Darauß schleust er / die Person werde nicht getrennet
/ wann schon Christus nach seiner Menschlichen Natur jetzt auch nit allenthalben
sey .
Pag. 217
Hierauff ist aber die Antwort / daß wir Christum in seiner Knechtsgestalt ( welche
Hanfeld spöttisch ein erdichte dispensation nennet ) nach
der Menschlichen Natur auff zwen weg müssen ansehen : Ein mal / daß er an
einem raumlichen ort ist gewest / da er dann nicht zugleich an andern orten auff
dise weiß hat sein können oder wöllen . Also ist er gewest in Mutterleib Pag. 216 . / am Creutz / vnd im Grab . Vnd dahin
gehen auch die Sprüch : Mat. 28 . vnd 18. Mich
habt jhr nicht alle zeit . Item : Ich verlasse die Welt . ( welche Hanfeld wider vns
bringt ) Darnach aber ist diser Mensch gewest in der Person des Sohns Gottes /
von welchem er kein Augenblick nie gewichen ist . Vnd da können wir ja nicht
sagen / daß er auff dise weiß nur an einem ort zugleich sey / sintemal in der
Person des Sohns Gottes weder raum noch ort ist / wie er / der Sohn Gottes
selbst / an keinem ort raumlich oder eingeschlossen ist . Vnd / ob wol gleich /
von seiner ersten Empfengnus an / die völle der Gottheit in disem Fleisch
gewohnet / vnd diser Mensch / vmb solcher allergenawesten persönlichen
Vereinigung willen / nirgends vom Sohn Gottes gescheiden gewesen : Hat er doch
die Regierung vber alle Creaturen in dem Stand der Ernidrigung nicht gebrauchen
wöllen / daher sagen mag / daß er damal / als er am Creutz gehangen / nicht
allenthalben gewesen / das ist / mit dero gestalt / wie jetzunder allenthalben
Himmel vnd Erden / regiert hab : Dieweil aber nach abgelegter Knechtsgestalt Marc. 16. Colos. 3 . der Sohn Gottes sein
angenommen Fleisch auß allem natürlichen raumlichen ort hat genommen / vnnd
gesetzt zur Rechten der Maiestet Gottes / so folget nicht / daß selbiges gar
nicht bey vns sey / dieweil es nicht raumlich da ist : Sonder eben darumb / daß
kein ort vnd raum mehr jn hindern kan / so ist er bey vns an allen orten / vnd
können jhn nicht an ein gewisses / natürlichs / raumlichs ort schliessen / wir
wöllen dann mit Hanfelden die Person trennen .
VNnd was er doch endtlich auß dem Menschen Christo / zur Rechten Gottes sitzend /
mache / ist auß dem zusehen / daß er Pag. 323 .
jhn mit Maiestetischen Titeln / die er ( doch allein respectu diuinae naturae )
soll tragen / vnd dann mit erschaffenen Göttlichen Gaben / mit welchen seine
Menschheit für allen Engeln vnnd Seligen habitualiter , das ist / in sich selbst
/ ist gezieret worden / will abfertigen : So doch die Maiestet der Rechten Gottes
/ zu deren Christi Menschheit ist gesetzt worden / nicht nur läre Titel vnd
blosse Namen sind / wie sie ettwann grosse Herrn führen / sonder warhafftig /
gleichwol nicht habitualiter , das ist / in sich selbst / jhr ist mitgetheilt
worden : Auch dise Maiestet weit höher vnd grösser ist / als die gemeldte
erschaffene Gaben .
Pag. 319 .
NOch ist eines da / mit welchem Hanfeld der Vbiquitet den Boden will gar
außstossen . Wann Christi Leib / spricht er / alles erfüllete / es gienge zu wie
auff Maiestätische weiß die Lutherischen es jmmer gesagen könden / so würde das
Reich Christi / das Geistlich sein soll / dadurch auffgehebt / der H. Geist
seines Ampts entsetzt / ja die gantze H. Dreieinigkeit auß der Kirchen
verstossen / vnnd ein gantz newer Gott / der ettliche Göttliche Eigenschafften
habe / als allenthalben vnd allmächtig / nicht aber von ewigkeit her zusein / an
jhre statt gestellet . Ist nun dises jhrer besten Argument emes wider die
Vbiquitet / Pag. 320 . ( wie es auch Hanfeld
darfür helt / vnd fast anderthalb Blättlin mit eim jämerlichen Zettergeschrey
vber vns zubringt ) so dancken wir dem lieben Gott / daß der Gegentheil mit
solchem losen behelff wider die Warheit sich selbst zu schanden macht . Dann auff
die Calumniam von einer vergötteten Pag.
322. Menschheit Christi ist hieuor geantwortet : Daß aber wir solten
gelehrt haben / Man dörffe vns hie nichts sagen von der Würckung des heiligen
Geistes : vnnd weil wir glauben / CHristus sey nach seiner Menschheit bey seiner
Kirchen / darumb darff man des H. Geistes nicht / er könne auch nicht da sein :
Ist es abermal ein offenbare Calumnia , vnd keiner Antwort werth : sonder es ist
Hanfelds vngereimbter Schlußreden eine / darauff jhm auch ein Schüler kan
Antwort geben . Dann da Christus in seiner Knechtsgestalt Wunderzeichen gewürckt
/ Todten aufferweckt / mit wenig Brot ettlich Tausent Menschen gespeißt / etc.
hat ja die Menscheit da auch gewürckt / als die dabey vñ damit
ist gewesen . So folgte nun nach Hanfelds meinung drauß / daß Christus damaln
kein Geistlich Reich gehabt / vnd der H. Geist nicht dabey gewesen sey : So doch
Christus selbst zu den Phariseern sagt / ( da sie fragten / wann das Reich Gottes
keme ) das Reich GOttes komme gleichwol nicht mit eusserlichen Geberden / es sey
aber schon jetzo inwendig in jhnen : Auch der heilige Geist Christum nie hat
verlassen / als dessen eigner Geist er ist / mit Psal.
45. Joh. 1 . welchem Christus nach der Menschheit ist gesalbet vber
seine Brüder / vnnd welchen er ohne maß empfangen hat . So dann damaln Christus
nach der Menschheit / vnnd der heilige Geist die Kirch zugleich regiert haben /
vnd keiner den andern in seiner Würckung gehindert / warumb solten dann nicht
auch sie beide zugleich jetzt können zugegen sein ? Vnnd wann es soll wahr sein /
was Hanfeld schleußt / so folget auch / daß weder Gott der Vatter / noch Gott
der Sohn bey der Christ-
lichen Kirchen seien :
sintemal die Ernewerung vnd alle Geistliche Gaben vnd Werck allein dem H. Geist
fast an allen orten H. Schrifft werden zugeschriben .
Dieweil dann biß hieher von den Artickeln vnsers Glaubens / reinen Symbolis vnd
Concilijs , von der Augspurgischen Confession / von D. Luthers Schrifften / vnd
von der H. Schrifft selbst gehandelt worden / was dise alle von dem Menschen
Christo / sonderlich jetzo in seiner Maiestät lehren : So stelle ichs dem
Christlichen Leser heim zu vrtheilen / ob wir die Naturen mischen / wann wir
lehren / Christus sey nach beiden Naturen allmächtig / allwissend /
allgegenwertig / Nach der Göttlichen Ratur zwar an vnd für sich selbst / nach
der Menschlichen aber in vnnd von wegen der personlichen Vereinigung : Oder / ob
Hanfeld in disem Büchlin die Naturen trenne / wann er lehret / Christus sey
allmächtig / allwissend / vnnd allgegenwertig / allein nach der Göttlichen
Natur . Auß welcher Vergleichung auch das erscheinen würdt / daß das jenige / so
Hanfeld in disem Theil handelt / vnnd darauff nicht geantwortet worden / den
mehrern theil ein lauter Gewäsch / ohne Beweisung / vnd offenbare Calumnien
sind . Wie sich auch das würdt finden / daß Doctor Pag.
342 . Jacobus Andreae jhnen gar nicht vnrecht gethan / der jhnen /
auff D. Luthers Exempel / eine vngehewre vnd verdampte Alloeosin hat zugelegt :
Auch Herr Balthas Bidenbach recht von jnen gesagt hat / daß sie Christum Pag. 349 . nach seiner Menschheit droben im
Himmel anbinden .
Vom heiligen Abendmal . Vnd erstlich von dreierley art zureden / so die
Lutherischen in der Lehr vom Abendmal gebrauchen .
WO man die Erklärung des Streits vom Abendmal zwischen vns vnd den Zwinglianern
solte anfahen / nemlich / an den dürren vnd hellen worten der Einsatzung : Warumb
auch sie / die Caluinisten / auff die Artickel des Glaubens mehr / als auff die
wort der Einsatzung tringen : Vnnd dannenher die vnsern vom Gegentheil gezwungen
worden / von andern Artickeln auch zu disputiern : Ist alles
Pag. 69 . vnd 70 . hieuor vermeldet worden . Darumb
wir auch auß oberzehlten vrsachen Hanfelds zwo Proben der rechten Lehr vom
Nachtmal in jhrer Ordnung annemen / vnd zweiffeln gar nicht / es werde sich
finden / daß vnser Lehr Pag. 71 . vom Nachtmal so
wol mit den Artickeln vnsers Glaubens ( für welchen wir vns gar nicht scheuhen )
als mit den worten der Einsatzung einstimme : Dargegen aber würdt auch offenbar
werden / daß Hanfeld / als ein vntrewer Wegweiser / in fürbringung vnser Lehr /
vntrewlich handle .
VNd anfangs ist es ein sonderlicher griff am Hanfeld / daß er nicht erstlich die
wort des Testaments ( Das ist mein Leib ) nach seinen zwoen Proben zuexaminieren
fürnimpt / so doch von denselbigen der fürnembste Streit ist zwischen vns vnnd
jhnen : Sonder nimpt an derselben statt dreierley art zureden / mit welchen die
vnsern jhre meinung von Christi Gegenwart / vnd rechtem Verstand obgesetzter
à pag. 72. vsque ad pag. 152 . wort pflegen
zuerklären / mit welchen dreierley Phrasibus er biß in die 40. Blatt zubringt .
Solches thut er aber darumb / auff daß der einfeltige Leser seiner falschen
Erklärung der wort der Einsatzung desto weniger soll warnemen / wann er zuuor
beredt ist / wie so schreckliche Irrthumb auß vnsern Phrasibus vnd Reden /
seinem fürgeben nach / notwendiglich folgen .
Es hat aber mit angeregten Phrasibus dise gestalt : Nach dem die Zwinglianer
einerley Reden vom Nachtmal mit den vnsern führen / vnd jederman bereden wolten
/ als ob sie dise wort ( Das ist mein Leib ) auch einfeltig annemen / vnd die
wahre Gegenwart des Leibs Christi mit vns glauben / die sie doch nie anderst /
als von der Krafft vnnd Geistlichen Würckung des abwesenden Leibs Christi
verstünden : seind die vnsern genötigt worden / mit gleichförmigen Phrasibus ,
welche der Gegentheil nit drehen könte / den eigentlichen verstand diser wort
( Das ist mein Leib ) zuerklären 1. / als nemlich
/ daß der Leib Christi warhafftig / wesentlich / vnd leiblich im Nachtmal sey :
Daß das Brot des Abendmals der warhafftige Leib 2. Christi sey : Daß der Leib Christi mit / in / bey / vnd vnder dem Brot
werde empfangen . Vnd weil sie / die Zwinglianer / diser wahren Gegenwart die
Artickel vnsers Glaubens / von der Menschwerdung / vnd Himmelfahrt Christi / vnd
seinem sitzen zur Rechten Gottes entgegen hielten / haben die vnsern gelehrt /
daß durch erst erzehlte Artickel dise Gegenwart vil mehr bestettigt 3. würde . Dann nachdem Christus nit nur ein Mensch
/ sonder auch
der wahr / ewig / Allmächtig Gott in
einer Person sey / vnd jetz zur Rechten der Maiestet Gottes sitze / so vermöge
er dise sein verheissung vns leisten / vnd haben wir nicht vrsach vmb
vorgemelter Artickel willen vom einfältigen verstand diser wort ( das ist mein
Leib ) ab zuweichen . Wie trewlich nun Hanfeld dise vnsere phrases fürbringe / das
wölle der Christliche Leser vm̃ Gottes willen wol in acht nemen .
ERstlich sagen wir : der Leib Christi sey warhafftig / leiblich I . / vnd wesentlich im Nachtmal . Aber dise art
zureden / ficht Hanfeld nicht an : sonder zwackt allein herauß die zwey
wörtlin Pag. 74. & 79 . corporaliter
/ vnd substantialiter / oder essentialiter / das ist / leiblich vnnd wesentlich
/ vnnd flicket dise wörtlin in vnser andere proposition ( das Brot des Nachtmals
ist warhafftig der Leib Christi ) vnd macht ein solche proposition darauß : Brot
vnnd Wein sey der Leib vnnd Blut Christi leiblich vnnd wesentlich / oder es sey
der wahr vnnd wesentliche Leib vnnd Blut Christi . Vnnd dise wort sollen jhm also
da stehen ohn einige Pag 79 . andere erklärung /
das ist / ( wesentlich ) soll jhm so vil heissen / als ( nach dem wesen ) daß das
Brot des Nachtmals nach seinem wesen Christi Leib worden sey / vnnd dise zwey /
Brot vnnd Leib / ein natürliches wesen seien worden .
Auff dise Proposition nun / welche wir seinem fürgeben nach / ohn alle erklärung
sollen brauchen / setzet er jetz seinen Baw / vnd will den einfältigen Martinum
/ seinen von jhm selbs geflochtenen Strobutzen / bereden / was vngereimpts vnnd
vngehewres darauß mag geschlossen werden / daß selbiges alles auß vnser Lehr
folge . Dann er schleußt also : Das Brot des Pag.
80 . Nachtmals sey / nach vnser meinung vnd außlegung / der wahre /
wesentliche / natürliche Leib Christi / vnd kein anderer Leib . Darum̃ so folge / daß Pag 80 . das Brot
mit dem Sohn GOttes auch persönlich vereinigt sey : daß der Pag. 82. & 90 . Sohn Gottes zwen wahrer
vnd wesentlicher Leib / einen auß Fleisch vnnd Beinen / den andern auß Mehl vnd
Brot bestehend / ja vil tausent Leiber / von wegen der vil kleinen Brötlin im
Nachtmal hab angenommen : es folge auch / daß das Brot für vns in den Tod sey
geben / vnnd Fleischbrot oder Pag 85. 86. 88 .
Brotleib ( dann also sollen wir Lutherischen reden ) vns erlöset habe : es
folge Pag. 85 . / daß das Brot nicht sey des
Leibs zeichen / weil es derselbig Leib selbs wesentlich sey : letstlich folge
auch / daß man das Brot soll anbeten / weil es der Pag. 83 . Fronleichnam vnd vnser HErr Gott sey . Vñ daß
daher die Papisten mit
Pag. 86 . anbetung des Sacraments nicht
gesündiget haben . Vnd dergleichen vngeschickt vnnd vngereimbt ding könne er
einen hauffen auß vnser proposition schliessen / welches alles wir mit keinem
guten vnnd gewissen grund / dieweil wir im anfang der sachen also verfehlet /
widerlegen können .
WAs nun für ein erbars siuck dises am Hanfeld sey / daß er Martinum / seinen
gemalten Lutheraner ferrners einführet / Pag 86. 87
88. 89 . welcher dise vngereimbte meinung ( daß das Brot der wesentlich
vnnd natürlich Leib Christi sey ) will bestreitten / vnnd sie beweisen auß den
worten der Einsatzung ( das ist mein Leib ) mit dem Exempel Abrahams / der GOtt
einfältig geglaubt hat / vnnd auß der Allmacht Christi / welchem nichts
vnmüglich : das alles gib ich dem Christlichen Leser zuurtheilen .
Dann erstlich pflegen wir nicht also zureden : daß das Brot Christi Leib sey /
leiblich vnnd wesentlich / corporaliter vnnd substantialiter , oder
essentialiter : also vnd der gestalt / daß das Brot per essentiam aut substantiam
suam / in den Leib Christi seie verwandlet worden / wie Hanfeld fälschlich /
vnnd ohne zweiffel wider sein eigen Gewissen vns auffdichtet . Dann ja nunmehr
nicht nur ein hundert mal jhnen gesagt vnd erklärt worden / daß wir kein solche
verwandlung im H. Abendmal halten noch glauben : sonder mit dergleichen Reden
( das Brot ist der Leib Christi ) einig vnd allein das verhüten wöllen / daß man
nicht den Leib Christi / weit / weit vom Abendmal / in den Himmel hinauff setze
/ vnnd nichts anders dann gemein Brot im Abendmal vberig lasse .
Fürs ander aber / da gleich in der vnsern Schrifften dise proposition ( rede )
gefunden würde : das gesegnete Brot im H. Abendmal sey der wahre vnnd wesentliche
Leib Jesu Christi : so haben sie doch niemals ohn alle erklärung vnnd erläuterung
verstanden / also / daß das Brot der natürliche Pag
80 . Leib Christi sey / wie es jhnen Hanfeld hie deuttet / wie auch
dises wort ( natürlich ) von jhnen nie gebraucht worden ist : sonder die wahre
Sacramentliche vereinigung des Leibs Christi mit dem gesegneten Brot / haben sie
damit wöllen lehren . Vnd haben also dises wort / wesentlich / vmb der
Zwinglianer willen müssen brauchen / damit anzuzeigen / nicht was das gesegnete
Brot nach seinem wesen were / sonder was mit demselben in disem Sacrament
außgetheilt vnnd empfangen werde / nemlich / nicht allein die Krafft
des Leibs Christi geistlich / mit dem Glauben / sonder
auch der Leib Christi selbs warhafftig mit dem Mund .
Auß welchem jetz offenbar ist / daß oberzelte grewliche Irrthumb mit nichten auß
vnser Lehr folgen / darumb sie auch keiner antwort werth sind : daß auch die
vnsern mit denen Argumenten / so Hanfeld hie setzet / keine natürliche / sonder
allein ein wahre Sacramentliche vereinigung des gesegneten Pag. 86. 87. 88. 89 . Brots mit dem Leib Christi
wöllen beweisen / in welchem verstand solche Argument vnnd Gründe vom Hanfeld
noch wol vnwiderlegt bleiben werden .
VNd was muß doch diser Gesell jmmer für ein Gewissen haben ? in dem er die Leut
will bereden / wir lehren / daß das Brot der Leib Christi leiblich vnnd
wesentlich / das ist / ( wies er deutet ) Pag 80 .
natürlich sey / vnnd bekennet doch darneben / es hab ein Lutherischer Pag 83 . Theologus / ein Doctor vnd publicus
Professor / einem Jesuiten in offentlicher Disputation dises nicht rund gestehen
wöllen . Er will / wir Pag. 75 . machen auß dem
Brot das wesen des Leibs selbs : vnnd gestehet doch / vnser Glaub vnnd Meinung
sey / daß wir mit Brot vnnd Wein den wahren wesentlichen Leib vnnd Blut Christi
mit dem Mund essen vnd trincken . Er helts für ein grewliche Lehr / wann man soll
sagen / das Brot sey Christi Leib wesentlich / das ist natürlich / ( welches wahr
ist ) vnnd soll doch gemeltem Doctori Theologiae ein schand geweßt sein / daß er
dises nicht rund hat wöllen vertheidigen . Durch dise Lehr / sagt er / werden die
Artickel vnsers Pag. 83 . Glaubens gäntzlich
vertilget vnd verlaugnet / vnnd andere newe vngehewre Pag. 88 81 . Artickel an die Statt gesetzt : vnnd sollen doch die
vnsern ( so eben dise Pag. 76 . art zureden / das
Brot sey warhafftig vnd wesentlich der Leib Christi / gebraucht ) beim Fundament
vnnd rechter Außlegung der Artickel gebliben sein / biß erst die Lehr von der
Vbiquitet sey auffkommen . Habens also sie die Zwinglianer an jhnen geduldet / an
vns aber soll es solcher grewel vnd schröckliche Kctzerey sein : so doch die Lehr
von der Vbiquitet dise art zureden gantz nichts angehet / vnd oberzelte Irrthumb
/ da sie je darauß folgeten / weder grösser noch ringer macht . Wer will dann
jetz nicht sehen / daß Hanfeld vortheilisch handle / vnnd widers Gewissen den
vnsern ein Lehr Pag. 86 . wölle aufftrechen /
daran sie niemalen gedacht / zugeschweigen / geschriben vnd gelehrt haben ?
Pag 90 .
DAß er aber zuletst schreibt / es haben ettlich der vnsern die Anbetung des Brots
nicht so gar verworffen / vnnd will damit beweisen / sie haben geglaubet / daß
das Brot Christi Leib wesentlich vnd selbs sey : ists ein offentliche Calumnia .
Dann ob wol D. Luther ein Büchlin von anbetung des Sacraments hat geschriben :
weiß doch Hanfeld wol / daß er die Päpstische Abgöttische anbetung des Brots gar
verworffen / vnd keine andere gebillicht vnd gelehrt hat / dañ
daß man bey disem Sacrament / bey welchem Christus selbs zugegen ist / mit aller
ehrerbietung / nicht allein der eusserlichen Geberden : sonder auch vnnd
fürnemlich des Hertzens sich solle erzeigen / welches der vnsern meinung auch
ist / vnd es Hanfeld nit würdt verwerffen dörffen / er wölle dañ
gar ein Spötter vnd Verächter dises Sacraments sein . Vnd so vil sey gnug
geantwortet von der vnsern ersten weiß vnnd art vom Nachtmal zureden . Dann was
er von mundtlichen vnnd geistlichen essen des Leibs Christi hie einbringt / vnnd
darthun will / daß kein andere Niessung desselbigen sey / als von welcher
Christus / Johan. 6. redet : soll an seinem ort gehandlet werden .
II .
DIe ander art vnnd weiß / so die vnsern sollen brauchen / ist dise / daß der Leib
vnd Blut Christi / in / oder vnter dem Brot Pag.
98 . vnd Wein seien . Vnnd solle dise phrasis erstlich wider den Artickel
vnsers Glaubens von Christi Himmelfahrt sein . Dann wann Christi Leib warhafftig
vnd wesentlich in / oď vnter dem Brot sey / Pag. 99.
100 . so können wir ja nicht so vestiglich glauben / daß er wesentlich
vnd leiblich Pag. 98 . im Himmel sey : so wir doch
dises letste in vnserm Glauben bekennen / vnnd es D. Luther selbs geschriben
habe .
Fürs ander soll es auch sein wider die Wort der Einsatzung / seitenmal Pag. 99 . Christus nach diser vnser erklärung nicht
hette sprechen sollen : Das ist mein Leib : sonder vil mehr / da / oder in dem
Brot ist mein Leib . Vnnd Pag. 102. 103 letstlich
soll es auch sein wider vnsere erste proposition vnd erklärung . Dann weil nach
der ersten das Brot der wesentlich Leib Christi selbs sey / so könne ja / nach
der andern erklärung / eben derselbige Leib nicht erst in / oder vnter dem Brot
sein . Biß daher Hanfeld .
Nun brauchen gleichwol die vnsern dise art zureden / aber in keinem so groben
Capernaitischen verstand / wie Hanfeld vns selbigen will auff-
trechen . Dann dise wort ( Christi Leib ist in oder vnter dem
Brot ) heissen jhme so vil / daß er im Brot / vnd vnder demselbigen auff ein
natürliche vnd raumliche weiß eingeschlossen vñ verborgen sey /
allerdings / wie sie / die Caluinisten / jhne droben im obersten Himmel / an ein
gewissen ort / auff ein natürliche vnnd raumliche weiß einschliessen . Vnd dahin
gehen seine Pag 103. 104 . Gleichnussen von der
Stuben / vnd vom Keiser in der Stuben : vom Seckel Pag
106 . / vnd vom Gelt im Seckel : von der Wiegen / vnnd vom Kind in
der Pag 107 . Wiegen . Aber ein solche
raumliche / natürliche einschliessung Christi Leibs ins Brot / würdt er auß der
vnsern Schrifften nimmermehr darthun können . Dann jetzo zugeschweigen / daß sie
dise wörtlin / im Brot / vnter dem Brot / nicht erstlich erdacht : sonder von den
alten Kirchenlehrern gelernet haben / so hat anfangs D. Luther / vnnd hernach
sie sich vilfältig erklärt / daß sie kein raumliche weiß wöllen verstanden haben
/ gleich wie Brot im Tom 3. Ien. Germ. fol. 353.
b . Korb / oder Wein im Becher ( dann dises sind D. Luthers wort ) auff
grobe / raumliche / sichtbare weiß ist : sonder daß sie allein einfältig anzeigen
wöllen / daß nicht schlecht Brot sey / so wir im Abendmal Christi essen / sonder
der Leib Christi . Vnd dahin gehen auch D. Luthers wort / welche Hanfeld Pag. 98 99 . hie anzeucht / daß er vnnd alle
Euangelische Prediger / der Augspurgischen Confession / an dem Artickel der
Himmelfahrt Christi / vnnd seines sitzens zur Gerechtẽ des
Vatters / vnd widerkunfft / in haltung des Abentmals / vest halten / vnnd keiner
Aufffahrt oder Niderfahrt ins Brot / oder vom Brot gedencken . Ist also abermal
Hanfelds eigen gedicht / welches er jhm vnnd andern einbildet / daß wir mit
diser Red den Artickel von der Pag. 98 99 .
sichtbarn Himmelfahrt vnd Widerkunfft Christi läugnen / vnd jhn in seinen worten
lugen straffen / da er sagt : Nemet / esset / das ist mein Leib . Dann daß er hie
kunst brauchet / wir endern in disen zwoen Reden : das Brot ist Pag. 103. 104 . mein Leib / vnd / in dem Brot ist
mein Leib / das subiectum vnd praedicatum / das ist / das jenig / von dem ettwas
gesagt würdt / vnnd das / so von eim andern gesagt würdt / vnnd erklärts mit
Gleichnussen von der Stuben / vnd dem Keiser in der Stuben / etc. ist es ein
lauttere phantasey . Dann weil wir mit der ersten Rede / kein wesentliche
vereinigung Brots vnd des Leibs Christi auff natürliche weiß / mit der andern
aber / kein natürliche / raumliche einschliessung des Leibs Christi in das Brot
machen / wie Wasser vnnd Wein vereinigt / vnnd der Keiser in der Stuben / eins
im andern raumlich ist : so behalten beide art zureden einen gleichen verstand /
man sag gleich / das Brot sey Christi Leib / oď / im Brot sey sein Leib / oder
vnter dem
Brot : oder das sey sein Leib / oder auch /
da sey sein Leib . Dann mit disen Pag 110 . vnnd
dergleichen worten wöllen sie nichts anders zuuerstehen geben / als daß im
Nachtmal nicht allein Brot vnnd Wein / sonder auch der wahr Leib vnnd Blut
Christi werde außgetheilt / wie Martinus hie recht sagt / vnnd Hanfeld nicht
laugnen kan . Dises auch / vnd nichts anders / wöllen Pag 106. 107 . sie mit der gleichnus vom Seckel / vñ
Gelt im Seckel anzeigen : daß gleich / wie der nicht recht sagt : Nim hin das Gelt
/ welcher einem ein leeren Seckel darbeut / also hette Christus nicht recht
gesagt : Nim hin / vnd iß / das ist mein Leib / wann er vns nur blosses Brot /
vnnd nicht zumal seinen wahren Leib het wöllen darbieten / wie auch eben also
die Antwort in Doctor Pag 110 . Luthers kleinen
Catechismo zuuerstehen ist : das Sacrament des Altars sey der wahr Leib vnnd Blut
vnsers HERRN Jesu Christi / vnter dem Brot vnnd Wein vns Christen zuessen vnnd
zutrincken von Christo selbs eingesetzt . Daß aber wir in eim Christlichen
Kirchengesang vom Pag. 111 . Nachtmal pflegen
zusingen : Christus geb vns sein Leib zuessen / verborgen im Brot so klein / vnnd
zutrincken sein Blut im Wein : weist erstlich Handfeld wol / daß dises Gesang
anfangs nicht von D. Luthern / sonder von Johan Hussen ist gemacht worden / vnnd
darumb allein in vnsern Kirchen behalten würdt / dieweil er fein Christlich vnnd
wol erklärt / wie man sich zum Nachtmal soll bereiten / vnnd was für grossen
nutzen die Christen darauß haben . Darumb fürs ander / billich so vilfältige
erklärung D. Luthers vnnd anderer / daß sie keine einschliessung vnd verbergung
des Leibs im Brot verstehen / mehr gelten sollte bey disem Gesellen / als ein
einigs wörtlin in gemeltem Kirchengesang / wo er nicht mutwillig vnd vortheilig
die warheit vnterzutrucken begerte . Vnd wann Hanfeld die augen recht auffthun
wöllen / hette er wol sehen können / daß das wörtlin ( klein ) nicht von dem Leib
Christi / sonder von dem Brot zuuerstehen sey : Hette auch wol verstehen sollen /
wann er nicht mutwillig zulästern lust hette / daß durch das wort verborgen /
nicht das gemeint / daß wir darfür hielten / daß Christus also / wie Hanfeld
deutet / darunter sollte versteckt vnnd verborgen sein / wie ein Vogler vnter
seiner Hütten : sonder daß solch wort allein darumb gebraucht worden / damit
anzuzeigen / daß Christus auff kein eusserliche / leibliche / sichtbare weiß /
wie Hanfeld jhme traumen leßt / vnd vns deßhalben lästert / zusuchen : sonder
auff ein vnsichtbare / vnbegreiffliche Pag.
109 . weiß zugegen seie . Darauß auch zusehen / daß es ein mutwil-
lige Calumnia ist / da er schreibt / Christus
habe nach vnser Meinung gelehrt / daß er nicht seinen sichtbarn Leib / der am
Tisch gesessen / sondern einen andern vnsichtbarn / welcher vnter dem Wesen oder
gestalt des Brots verborgen sey gewesen / für vns in den Tod gegeben habe . Dann
wir lehren gar nicht / ( wie jetzt offt gemelt ) daß Christi Leib auff raumliche
weiß / gleichwol vnsichtbar vnnd vnbegreifflich im Brot verborgen sey / gleich
wie er damalen raumlich / doch sichtbar bey den Jüngern ist am Tisch gesessen /
vnnd hernach gelitten hat / ( welches ja hiesse jhme einen andern Leib / nach
welchem er da gesessen / vnnd einen andern / nach welchem er im Brot verborgen
gewest / vnnd gelitten hette / geben ) sonder wir sagen allein / daß er auff ein
andere / nemlich / eine natürliche vnd raumliche weiß mit seinem Leib am Tisch
gesessen / vnnd auff ein andere / nemlich / vnbegreiffliche / vbernatürliche
weiß eben denselben Leib seinen Jüngern im Nachtmal gegeben habe . Welches / ob
es wol ein Geheimnus / so vnser Vernunfft nicht fassen oder begreiffen kan :
jedoch / weil wir Gottes Wort so hell vnd klar haben / sollen wir / vmb der
blinden Vernunfft willen / dasselb nicht lugenstraffen .
Daß er aber ein raumliche einschliessung vnns damit aufftrechen Pag. 111 . will / daß wir glauben vnnd lehren /
es empfahen die vnwürdigen so wol als die würdige den wahren Leib Christi / ist
dises die vrsach / daß er jhm selbs einbildet / die würdigen künden des Leibs
Christi nicht theilhafftig werden / dann allein durch den Glauben / weil aber
die vnwürdigen keinen Glauben haben / vnnd dannoch Christi Leib nach vnser Lehr
auch empfahen sollen / könde solches auff keine andere / als auff ein solche
grobe raumliche weiß geschehen / welches doch er nimmermehr würdt beweisen
könden .
DAß er aber letstlich fürwendet / wir weichen mit disen Pag. 108 . worten ( Christi Leib ist in / oder vnter dem Brot ) von den
worten Christi / vnnd sind auch Tropisten / dafür wir doch sie stettigs
außschreien / laß ichs abermal bey Doctor Luthers antwort Tom. 3. Ien. germ. fol. 439. b . bleiben / daß
wir hiemit nicht von dem Text weichen / oder ein newen andern Text machen / wann
wir sagen / vnter dem Brot ist Christus Leib :
oder im
Brot ist Christus Leib / sonder bleiben bey dem einigen Text . Da es aber sollte
könden bewisen werden / daß die wort Christi dise vnsere wort nit möchten leiden
/ so sind wir bereit / vnd wöllens widerruffen / daß nicht also zureden sey :
sonder schlecht vnnd einfältig / ( das ist mein Leib ) wie die wort da stehen /
doch daß auch sie ( die Zwinglianer ) also thun / vnnd einfältig beim Text
bleiben .
Nun were Hanfeld mit seiner andern art zureden auch abgefertiget / vnnd stehet zu
des Lesers vrtheil / ob er sie trewlich vnnd ohne vortheil fürgebracht / vnnd
nach seinen Proben examiniert habe . Er aber / als der in seinem sinn gewunnen
het / fortfehret / vnnd will seinen gedichten Martinum Pag. 112 . bereden / Doctor Luther sey der erste anfänger diser
meinung / daß Christi Leib im Brot sey / welche er nicht auß Gottes wort /
sonder auß einem Schultheologen / dem Cardinal von Cammerach gestudiert / auff
welches Cardinals meinung vnser Lehr noch gegründet sey / die wir doch Pag. 114 . mit so grossem ernst in Kirchen /
Schulen vnd Häusern / als Gottes wort / selbs treiben / vnnd dem gemeinen Volck
einblewen . Nun streitten wir nicht / ob Christi Leib im Brot sey / oder nicht /
sonder schlecht / ob er warhafftig mit seinem Leib im Nachtmal sey / da sollte
billich Hanfeld beweisen / daß Doctor Luther erst vom Cardinal von Cammerach
hette gelernet / Pag. 112 . Christi Leib were
warhafftig vnnd leiblich im Sacrament . Er muß aber selbs bekennen / daß dises
jederzeit auch im Papsthumb / gleichwol vnderm Titul vnnd Namen der
Transsubstantiation sey gelehrt worden / welches wir für bekannt annemen . Was
dann die weiß betrifft / nach welcher Christi Leib im Nachtmal sey / disputiert
Doctor Luther auch nicht dauon / ob er Pag
115 . im Brot sey / oder nicht / wie Hanfeld hie dichtet : sonder ob das
Brot verwandlet werde / oder bleibe / vnnd ob er wol schleußt / daß es bleibe /
vnnd bekennet / der Cardinal von Cammerach hab jhm vrsach gegeben / diser
meinung Tom. 2. latin. Ien. fol. 263. a . nach
zudencken / so schreibt er doch gleich hernach / die rechte vnd fürnembste
vrsach seiner meinung sey / daß man Gottes wort nicht soll zwingen / sonder
einfältig verstehen / wo wir nicht not halben vom schlechten verstand müssen
weichen . Weil nun die Euangelisten einhellig schreiben / Christus hab seinen
Jüngern Brot geben / vñ Paulus nenne es Brot / auch nach der
Consecration / so halte er / daß das Brot bleibe / vnnd nicht Tom. 2. Ien. Germ. fol. 138. a . nach der Thomisten
meinung verwandlet werde / wie er dann eben dises widerholet in der antwort auff
König Heinrichs von Engelland Buch .
DAß aber Hanfeld auff das einige wörtlein ( in welchem Pag. 115 . das wahre Fleisch vnd Blut Christi nicht anders noch
minder sey / als nach der Papisten meinung vnder jhren anhangenden Zufällen )
dringet / vnd will darauß beweisen / er hab ein raumliche einschliessung des
Leibs Christi im Brot gehaltẽ : Ist dises abermal sein eigen
Gedicht . Dann ob wol D. Luther daselbsten vom Leib im Brot disputiert / vnd ein
Gleichnus vom Fewer vnd Eisen bringt / gehet doch dises auch auff kein raumliche
einschliessung / welche er anderstwo ( wie wir oben auß seinen eignen worten
gehört ) mit Namen verworffen hat / sonder es gehet allein dahin / daß nicht von
nöten sey / daß vmb der Sacramentlichen Vereinigung willen Brots vnd Christi
Leibs / das Brot sein wesen verliere / gleich wie es auch nicht not sey / daß
ein fewrig Eisen sein wesen verliere / von wegen der natürlichen Vereinigung mit
dem Fewer .
Daß aber seine vnd vnsere Lehr / von der wahren leiblichen Gegenwart Christi im
Nachtmal / auff keines Menschen Ansehen / ( welchs vns doch Pag. 114. 125. 217 . Hanfeld so offt fürwirfft )
sonder allein auff Gottes Wort vnnd Christi Einsatzung gegründet sey / das hat
er nachmals vilfeltig / sonderlich in seiner grossen Bekanntnus vom Abendmal /
vnd im Buch / daß dise wort ( das ist mein Leib ) noch vest stehen / stattlich
dargethon . Ihre aber / der Caluinisten Lehr / daß das Brot ein Zeichen vnd
Bedeutung des abwesenden Zvvingl . in lib. cui titul .
Subsidium Eucharistiae . Leibs Christi sey / die hat keinen gewissen
Grund in Gottes Wort : Sonder Zwingel / der sie erstlich auff die Ban gebracht /
bekennet selber / er sey seiner meinung ( daß das Brot Christi Leib bedeute )
nachts in eim Trawm vergewissert worden / durch einen / von welchem er gleichwol
nicht künde sagen / obs ein weisser oder schwartzer Geist gewesen sey . An disen
seinen Zwingel solte Hanfeld gedacht haben / welcher sein Theologiam ( im Handel
vom H. Nachtmal ) im Trawm von eim vngewissen Geist hat gelernet : so würde er
ettwan D. Luthers / mit dem Cardinal von Cammerach / vergessen haben .
WAs er hie weitter von der Augspurgischen Confession Pag. 116 . schreibt / ist keines wahr . Dann daß erstlich die
Confession / welche Anno / etc. 30. vbergeben / die Päpstisch
Transsubstantiation nicht gebillicht habe / ist oben bewiesen worden . Die
Consubstantiationem haben gleichwol die Euangelische Ständ jederzeit verworffen
/ daß sie aber D. Luther / vnd die jhm nachgefolget / niemals ge-
lehrt haben / wie Hanfeld mit vnwarheit fürgibt
/ ist bißher gnugsam bewisen Pag. 117 . worden .
Es hat auch gleichwol Philippus den zehenden Artickel ettwas geändert / daß er
jhn aber auff den Zwinglischen schlag gerichtet / das stehet dem Hanfeld
zubeweisen . Dann im Colloquio zu Worms / da den vnsern / vnder welchen Philippus
auch gewesen / dise Veränderung der ersten Augspurgischen Confession
fürgeworffen worden / haben sie das Pag. 117.
120 exhibeantur , ( auff welches er dringet ) das ist / mit Brot vnd Wein der
Leib Christi vberreicht werde / also erklärt : Weil Christus spreche : Nemet /
esset / das ist mein Leib / vnd darnach : Das ist mein Blut / Darumb bekennen sie
/ daß im Abendmal warhafftig vnd wesentlich der Leib vnnd das Blut Christi
zugegen seind / vnd mit Brot vnd Wein gegeben werden / denen / die diß Sacrament
empfahen / welches ja nicht Zwinglisch / sonder gut Lutherisch deutet .
Pag. 117 .
So hat auch Philippus dise Enderung auß Geheiß der Ständ gar nicht fürgenommen .
So kan auch Hanfeld nicht anzeigen / wann vnd wo dieselbige Ständ beisammen
gewest / vnd dise änderung Philippo befohlen haben : So dagegen vnlaugbar ist /
daß ettliche auß jhnen / vnnd sonderlich die Statt Nürnberg / darüber geklagt /
daß es ohne jhr vorwissen geschehen . Wie auch der Churfürst zu Sachsen ( welcher
damaln der fürnembst vnder den Ständen der Augspurgischen Confession gewesen )
dem Herrn Philippo dise eigenwillige änderung durch D. Brücken ernstlich hat
verweisen lassen : Vnd gleichsfals D. Luther selbst jhne offt darfür gebeten /
die erste Confession vngeändert zulassen / vnnd es jhme mit ernst ettwa
vndersagt hat .
Pag. 117 .
Es hat auch gleichwol Anno / etc. 51. nicht die erste Confession / sonder wie sie
durch Herrn Philippum widerholet / gen Trient sollen vbersendet werden / nicht
der meinung / daß der zehend Artickel derselbigen Confession mangelhafft gewesen
/ sonder weil man andere Artickel / als von der Rechtfertigung des Sünders / vnd
dergleichen / so zwischen den Protestie renden vnd Päpstischen streitig waren /
ettwas ausführlichers hat wöllen stellen . So vil aber die Lehr vom Abendmal
betrifft / haben sie im Lateinischen Exemplar also gesetzt : Es werden die Leut
vnderrichtet / daß in dem Brauch / den Christus eingesetzt hat / in der
Communion / Christus warhafftig vnd wesentlich gegenwertig sey / vnd den
niessenden der Leib vnd das Blut Christi gegeben werden . Welches ja abermal
nicht auff Zwinglisch / sonder gut Lutherisch lautet .
Vnd letstlich / so haben gleichwol die Ständ / so zu Naumburg versamlet Pag. 118 . gewesen / die widerholte Confession
Anno / etc. 40. 42. 51. nicht verworffen / sondern in jhrem werth bleiben
lassen : Daß sie aber dieselbige Keis . Maiestat haben wöllen mit Namen
auffdringen / ist ein lauter Gedicht . Dann eben darumb seind sie zusammen kommen
/ weil die Augspurgische Confession geändert / vnd ettlich mal nachgetruckt /
auch die Zwinglianer mit der letsten Anno / etc. 40 . vnd 51. sich behelffen
wöllen / daß sie / die Protestierende Ständ / von newem zu der ersten / so Año / etc. 30. vbergeben / vnd keiner andern / mit einhelliger
Vnderschreibung sich bekendten / vnd bey Keis . Maiestat des Verdachts / als ob
sie bey derselbigen / sonderlich im zehenden Artickel / nicht geblieben weren /
entledigten . Welches alles darumb erzehlt würdt / auff daß der Christliche Leser
möge sehen / mit was Vngrund Hanfeld fürgebe / daß die Augspurgische Confession
D. Luthers Lehr vom Nachtmal nie gebillicht / sonder daß mans Pag. 119 . allein an jhm / wegen seiner andern
trefflichen Gaben / geduldet habe . Aber es schämet sich diser Gesell keiner
vnwarheit : Sonder vber das vorige darff er fürgeben / D. Luther selbst habe sein
meinung vom Nachtmal / die er auß Pag. 226 . dem
Cardinal zuuor gestudiert / hernach als vnrecht verlassen / in dem / daß er mit
den Schweitzern hat frieden gemacht . Da doch dieselbige gantze Handlung der
Wittembergischen Concordien lauter bezeugt / daß D. Luther nicht habe darein
willigen wöllen / biß Bucerus vnd Capito , welche von der Zwinglischen wegen sich
damaln bemühet / rund haben bekennet / sie halten vñ lehren / daß
in disem Sacrament ( dañ also lauten jre wort ) mit dem Brot vnd
Wein warhafftig vnd wesentlich zugegen seie / vnd dargereicht vnd empfangen
werde der Leib vnd das Blut Christi . Item / daß auch den Vnwürdigen ( dise aber
heissen sie selbst / welche one wahre Buß vnd Glauben zum Sacrament gehen )
warhafftig dargereicht werde der Leib vnd das Blut Christi / vnnd die Vnwürdigen
warhafftig dasselb empfahen . Welches ja eben das ist / so D. Luther auch vor der
Concordien gehalten vnd gelehrt hat .
LEtstlich sticht Hanfelden auch Cyrillus in die Augen / Pag. 121. 123 . vnnd weil jhn düncket / die Augspurgische Confession
habe mit seinen worten im zehenden Artickel Lutheri Lehr vom Nachtmal ettlicher
massen gebillicht / so will er die Leut bereden / sie / die Autores selbst der
Confession / haben jhne / Cyrillum / nicht recht
verstanden vnd allegiert . Nun wöllen sie nicht weitter darauß beweisen / gleich
wie auch auß dem Canon der Grecken / dann daß die Alten auch ein leibliche
Gegenwart vnd Niessung des Leibs Christi im Sacrament geglaubt haben / vnd
schliessens daher / daß Cyrillus neben der Geistlichen Vereinigung mit Christo /
welche durch rechten Glauben vud reine Liebe geschehe / auch einer leiblichen
Geniessung des Fleisches vnnd Leibs Christi / welche durch Krafft des Göttlichen
Segens im Abendmal geschehe / vnd einer leiblichen Wohnung vnd natürlichen
Gemeinschafft in vns / welche auß der leiblichen Niessung bey den Gläubigen
folge / gedencket . Dann darauß ist ja vnlaugbar / daß er durch dise leibliche
Niessung im Sacrament / die nicht nur am Brot vnd Wein / ( wie die Zwinglianer
lehren ) sonder auch nach seiner meinung am Fleisch vnd Leib Christi geschehe /
keine ander / als die mündtliche / mit dem gesegneten Brot vnnd Wein verstande .
Dieweil nun dises auß Cyrillo gewiß ist / daß er auch ein mündtliche Niessung /
nicht nur Brots vnd Weins / sonder auch des Fleisches vnnd Leibs Christi im
Sacrament geglaubet habe / was gehets dann die Confession an / daß er hie
zugleich der Seligen Niessung dises Sacraments gedencket / so es doch jhr vmb
selbige hie nicht zuthun ist ? Pag. 124 . Daß aber
auch auß den vnsern ettliche disen Spruch Cyrilli allein von der Geistlichen
Niessung sollen außgelegt haben / hette er billich des Autoris Namen vnnd das
Buch sollen darzu setzen / damit man jhm desto ehe geglaubt hette . Vnd so vil
von der andern weiß .
III .
DIe dritte weiß / so Hanfeld zu probieren fürnimpt / ist : Da wir lehren / weil
Christus der Stiffter dises Testaments in einer Person ein wahrer Mensch vnd
wahrer allmächtiger Gott sey / vnd sitze zur Rechten der Maiestät Gottes / so
könne er vns seinen Leib im Nachtmal geben / vnd haben wir nicht vrsach / von
den einfeltigen klaren worten seines Testaments zuweichen vnnd Glossen zusuchen .
Pag. 128 .
Dise art zureden brauchen die vnsern gar nicht solcher meinung / daß sie auff die
Allenthalbenheit des Leibs Christi seine Gegenwart im Nachtmal wöllen gründen :
Sonder dieweil der Gegentheil mit den Artickeln von Christi Menschwerdung /
Him̃elfahrt / vnd sitzen zur Rechten Gottes dise Gegenwart
wöllen vmbstossen : so zeigen die vnsern allein darwider an / daß vmb ermeldter
Artickel willen wir von den klaren worten
( das ist
mein Leib ) nicht dörffen weichen / dieweil er der jenig sey / so leisten könne /
was er da hat verheissen .
Dieweil aber Hanfeld in Widerlegung diser drittẽ art zureden die
Maiestät Christi des Menschen / vnd sonderlich seine Allgegenwertigkeit anficht
/ will ich den Christlichen Leser hiemit auff den ersten Theil diser Warnung /
von der Person Christi / gewisen haben / da es alles außführlich verantwortet
worden / was Hanfeld allhie dawider fürbringt . Als daß er pag. 129. schreibt /
dise vnser Lehr seind newgeschmidte Artickel . 134. Welche weder in der
Augspurgischen Confession / noch den allgemeinen Concilijs Grund habe . Pag. 132 .
Welche auch D. Luther selbst / der sie doch auffgebracht hab / vnderschlagen vnd
widerruffen . Pag. 130 . Wir verlaugnen dardurch die Warheit vnnd Eigenschafften
Menschlicher Natur / vnd den Artickel von der Himmelfahrt Christi. Pag. 131 . Wir
schliessen CHristi Leib raumlich ein in einen jeglichen Apffel / Biren / Strick
/ etc. ja in die Teuffel selbst . Pag. 135. 136. 137 . Wir geben Christo einen
solchen Leib / nach welchem er weder leiden noch sterben könde / vnd machen also
auß dem Werck der Erlösung ein lautere Spiegelfechtẽ / vnd
vngewiß ding . Pag. 141. Ja wir machen gar einen Gott auß dem Menschen Christo.
Pag. 138 . vnd 139. Vnd geben jhm ein solche Menschliche Natur / nach welcher wir
jhme weder hie noch dorten könden gleich sein : Welches alles / wie es zuuor
gründlich widerlegt worden / zuerholen vil zu lang würde / wie es auch
vnuonnöten . Was aber die vier vbrige Argument betrifft / damit Martinus / des
Hanfelds Schefenbutz / die Allenthalbenheit will erhalten / kan auch auß
hieuorigem der Leser sehen / wie liederlich Hanfeld selbige widerlege .
Erstlich schleußt Martinus also : Lebendig machen sey so wol ein Göttliche Pag. 142 . Eigenschafft / als allmächtig vñ allenthalben sein . Nun mache Christus nach seinem Fleisch vns
auch lebendig . Darumb er auch nach demselben allmächtig vnd allenthalben sein
könde . Dise Folgrede kan Hanfeld nicht widersprechen . Er sucht aber dise
Außflucht / daß dises als dann wahr were / wann wir beweisen könden / daß
Christi Fleisch auß vnd für Pag. 143. 145 . sich
könde lebendig machen / vnd es der Vrsprung vnd Quell des Lebens sey . Nun hat
man bey vns nie also gelehrt / sintemal wir wissen / daß an vnd für sich selbst
künden lebendig machen / allmächtig vnd allenthalben sein / allein der
Göttlichen Natur zugehört . Das ist aber die
Frag / ob
jetzt in der persönlichen Vereinigung beider Naturen / die Göttliche solche
Lebendigmachung allein vnd beiseits / oder mit vnd durch jhr angenommen eigen
Fleisch würcke ? Da sagen nicht wir / sonder die Johan.
6 . Schrifft / daß das Fleisch Christi das recht lebendigmachend
Fleisch Johan. 5 . sey / vnd wie der Vatter die
Todten aufferwecke / vnnd mache sie lebendig / also auch der Sohn mache lebendig
/ welche er will . Vnd solchs nicht nur als der ewige Sohn Gottes / sonder auch
als des Menschen Sohn . Darumb er bald hernach sagt : Wie der Vatter das Leben
habe in jhm selber : Also habe er dem Sohn gegeben / das Leben zuhaben in jhm
selber / darumb daß er des Menschen Sohn sey .
Pag. 145 .
Darumb auch nicht wider vns ist / daß er Joh. 6. spricht : Wie mich gesandt hat
der lebendige Vatter / vnd ich lebe vmb des Vatters willen / vnnd damit ( nach
Hanfelds Außlegung ) bezeuge / daß er nach seiner Menschheit das Leben vom Vatter
habe / dieweil er gleich darauff sagt : Also wer mich jsset / derselbige würdt
auch leben vmb meinet willen / Vnd damit zeuget / daß er auch nach der
Menschheit könde andern das Leben geben . Darauß folget aber gar nicht / daß die
Menschliche Natur jre Eigenschafften Pag.
146 . habe verloren . Gleich wie auch ein fewrig Eisen seine schwere / lenge
vnd breite behelt / vnd dannoch solche ding würcket / welche kein ander kaltes
Eisen nimmer thun kan / darumb daß es fewrig ist / vnd Fewer vnd Eisen also
vereinigt seind / daß jetzo des Fewers Eigenschafften ( welche seind leuchten vnd
brennen ) nicht beiseits / sonder mit vnd durch das Eisen würcken . Dieweil es
dann mit eim Eisen dise Gestalt hat / von wegen der Vereinigung mit dem Fewer /
so mag der Christliche Leser jetzt vrtheilen / was von Hanfelds vnd seiner
Gesellen Lehr zu vrtheilen sey / welcher Pag. 144
145 . hie schreiben darff / das Fleisch Christi mache anderer Gestalt nicht
lebendig / dann daß es für vns hingegebẽ sey in den Tod / Daß es
aber den nutzen dises Tods / welcher ist das ewige Leben / solte kräfftiglich in
vns würcken / das könde nicht sein / man wölle dann ein vergöttet Fleisch darauß
machen : So doch dorten allein vmb natürlicher einigung wegen / das Eisen
warhafftig würcket / was sonst des Fewers eigen ist / vnd dannoch sein wesen
behelt . Allda aber vil ein höhere vnnd vbernatürliche einigung ist des Sohns
Gottes mit seinem Fleisch / vnnd dannoch dises Fleisch ohne Außtilgung seines
wesens nicht solte würcken können / was sonst der Göttlichen Natur eigen ist .
Kan also Hanfeld Christo nach seiner Menschlichen Natur dise Göttliche Würckung
lebendig zumachen / mit nichten entziehen / vnd muß Pag. 143 . daher nach seinem eignen Bekanntnus gestendig sein / daß
Christus auch nach der Menschlichen Natur allmächtig vnd allgegenwertig könde
sein / ohne abtilgung jhres wesens .
Fürs ander / schleußt des Hanfelds Ja Martin also : Christus habe Pag. 147. können mit seinem Leib durch
verschlossenen Grabstein vnd Thür gehen : darumb könne er auch vnbegreifflich im
Nachtmal allenthalben sein . Hie wolte Hanfeld gern laugnen / daß Christi Leib
durch verschlossenen Grabstein vnd Thür sey gegangen / sintemal dises nicht eben
mit solchen worten in der Schrifft stehe : sonder daß der Engel den Stein habe
abgeweltzet / vnd daß niemand die Thür jhme hab dörffen auffthun . Es gedüncket
jhn aber / dises möge den Stich nicht halten / dieweil nicht da stehet /
daß Matth. 28 . der Engel vor herab gefahren
/ den Stein abgeweltzet / vnnd als dann Christus erst auß dem offnen Grab herfür
kommen sey / oder / daß die verschlossene Thür jhm sey gewichen : Darumb sucht er
ein andere Außflucht / nemlich / daß die Allenthalbenheit nicht darauß folge /
wann Pag. 148 . schon Christus mit seinem
Leib durch den Grabstein vnnd Thür gangen sey . Dann dises könden auch die
erschaffene Geister . Jenes aber ( die Allenthalbenheit ) gebüre keiner Creatur /
auch den Geistern nit . Sie folge aber oder nicht / so folget dannoch / daß /
weil Christi Leib / nach dem er die Knechtsgestalt abgelegt / ohne Hinderung
eines andern Leibs hat mögen kom̃en / wohin er gewölt hat / nicht
weniger als es ein Geist thun kan / vnd hat dannoch einen wahren Leib behalten :
So könde jhn auch kein raum / statt vnd ort hindern / daß er nicht an vilen
orten zumal könde sein / vnnd dannoch einen wahren Menschlichen Leib behalte .
Dann diser Leib ist nicht nur eine Creatur / sonder mit dem Sohn GOttes in ein
Person vereinigt / darumb er auch mehr kan vnd vermag / als ein blosse Creatur .
Vnnd dises ist ohn zweiffel des heiligen Hieronymi meinung ( welchen Pag. 148 . Hanfeld wider vns anzeucht ) da ẽr sagt : Es sey kein wunder / daß das Geschöpff seinem Schöpffer
weiche / dieweil alle Geschöpff / Leib / ort / statt / raum / vnd wie es jmmer
heissen mag / disem Menschen Christo / welcher auch der Sohn Gottes ist /
billich müssen weichen .
Fürs dritte / will sein gedichter Martinus die Allmacht vnd
Allgegenwertigkeit Pag. 148 . des Menschen
Christi auß dem Spruch Pauli beweisen /
Coloss. 2 . In
jhm wohnet die gantze Fülle der Gottheit leibhafftig . Vnd weil diser Spruch vil
zu hell ist / vnnd Hanfeld selber sihet / daß durch solche Einwohnung der
gantzen Göttlichen Fülle in disem Menschen Christo folge / daß er auch mit der
gantzen Fülle Göttlicher Maiestät theil vnd gemein habe : So sucht er abermals
Außflucht / vnd weil man nach seinem vermeinen nicht kan sagen / daß die
Menschliche Natur auch von Ewigkeit sey / vnd Himmel vnd Erden habe erschaffen /
so schleußt er / man könde auch nicht sagen / daß sie allmächtig vnd
allenthalben sey : So doch oben ist angezeigt worden / daß die zeit da einen
vnderscheid mache / dieweil der Sohn Gottes ist von Ewigkeit geweßt / vnnd
Himmel vnnd Erden hat erschaffen / ehe die Menschliche Natur nie war / Aber
allmächtig vnnd allgegenwertig ist vnd bleibet er alle zeit / so wol nach / als
vor der Personlichen Vereinigung . Darumb so will Sanct Paulus hie nicht nur
sagen / daß der / so sich im Fleisch geoffenbaret / wahrer / ewiger /
allmächtiger GOtt sey : Sonder auch / daß diser ewige vnd allmächtige GOtt alle
seine Fülle vnd gantze Maiestät in / mit vnd durch das angenommen Fleisch würcke
vnd offenbare .
Pag. 149 .
Letstlich / bringt der vermumbte Martinus auch den Spruch Pauli / Col. 2. daß in
jhm / Christo / verborgen ligen alle Schätz der Weißheit vnnd Erkanntnus . Nun
hat Hanfeld bey den vnsern nie gelesen / daß sie die Allenthalbenheit auß disem
Spruch schliessen wöllen / wie er Martinum hie einführt : sonder allein / daß
Christus auch nach seiner Menschheit Pag.
50 . alles wisse / welches auch vnwidersprechlich folget . Dann woher kompts
/ daß niemand zu Gott kom̃en / niemand Gott erkennen kan / dann
durch disen Menschen Christum ? Kompts nicht daher / daß von wegen der
persönlichen vereinigung mit Gott / in jhm alle Schätz der Weißheit vnd der
Erkanntnus verborgen ligen / vñ er allein alles weist ? Darumb
auch er / welcher nicht allein alle Creaturen / sonder auch Gott selbs volkommen
erkennet / vns das selige Erkanntnus Gottes mittheilen kan . Da aber Hanfeld
hierauß schliessen will / wann diser Mensch alles wisse / so sey er auch
allenthalben . Das mag er vnserthalben wol thun .
Auß disem allem ist jetz offenbar / wie boßhafftig Hanfeld vnsere drey arten
zureden von der Gegenwart des Leibs Christi im Nachtmal / habe verkehrt / als ob
wir auß dem Brot den wesentlichen natürlichen Leib Chri-
sti machten : oder / seinen Leib in das Brot raumlich
einschliessen : sonderlich Pag. 150 . aber eine
vergleichung der Naturen / vnnd außgiessung der Göttlichen Eigenschafften in die
menschliche Natur machten / vnnd dichteten / auch die fürnembste Sprüch der
Schrifft verkehreten / in dem wir die Maiestet vnsers Heilands nach der gantzen
vnzertrennten Person / vnd die Gegenwart seines wahren Leibs im heiligen
Abendmal wider dise lästerer begerten zuerhalten .
Von zweierley Niessung des Leibs Christi / der geistlichen vnd Sacramentlichen
/ auch wer die vnwürdige bey disem Sacrament sind / vnnd ob dieselbige Christi
Leib niessen .
DAS niemand dises Sacrament zur Seligkeit empfahen möge / ohne die geistliche
Niessung des Fleisches Christi / das ist / ohne den Glauben / wissen wir gleich
so wol als die Zwinglianer . Deßgleichen so wissen wir auch / daß Christus Johan .
6. die geistliche niessung beschriben hat . Es ist aber jetz die frag : ob das
mündtliche oder Pag. 152 . Sacramentliche essen
des Leibs Christi im Nachtmal ( dann dise beide wörtlin nemen wir zu beiden
theilen eins fürs ander ) ohne das geistliche nicht könde recht verstanden
werden ? Das ist / ( damit ichs auffs deutlichest sage ) ob im H. Abendmal allein
Brot vnd Wein / als die sichtbare zeichen / mundtlich / Christi Leib aber allein
geistlich : oder ob mit Brot vnd Wein auch der Leib Christi mundtlich empfangen
werde ?
Die erste ist der Zwinglianer / die andere vnser meinung . Damit nun Hanfeld das
mundtliche essen des Leibs Christi auß dem Nachtmal außmustere / setzt er
erstlich im Titul dise wort : Daß Christi Leib nicht werde Pag. 152 . mit dem leiblichen Mund / wie das Brot
/ empfangen : sonder mit gläubigem Hertzen / gleich / als ob derselbig nicht
anderst / dann das Brot / das ist / auff natürliche vnnd Capernaitische weiß /
köndte mit dem Mund empfangen werden . So doch die vnsern stets haben gelehrt /
daß dises geschehe in mysterio / das ist : daß das Brot natürlich / wie andere
Speisen /
Christi Leib aber mit disem Brot auff
vbernatürliche vnnd vnbegreiffliche weiß empfangen werde .
Pag. 152 .
Fürs ander / zeucht er das sechst Capitel Johan . auff das Sacramentliche oder
mundtliche essen des Leibs Christi / vnnd sagt : dasselb möge keiner recht
verstehen / der nicht auch acht habe / was das geistliche essen des Leibs
Christi sey / welches Christus selbs Johan. 6. weitleuffig gelehrt habe .
Dieweil er aber in andern orten mehr / die Predig Christi / Joh. 6 vnd die
Einsatzung des Nachtmals in einander menget / so muß man wol acht nemen / warinn
die geistliche Niessung Johan. 6. vnnd die Sacramentliche im Nachtmal mit
einander einstimmen / oder vnterscheiden 1. sind . Dann was den nutzen betrifft des Abendmals / darumb es
eingesetzt ist / so haben disen allein die Gläubigen / welche Christi Leib auch
geistlich 2. essen . Was auch den Leib vnnd
Fleisch Christi selbs betrifft / so ists seines wesens halber ein Fleisch /
welches Johan . am 6. geistlich zugeniessen befohlen / vnnd im Nachtmal
Sacramentlich zuessen geordnet ist .
Aber der modus manducationis / das ist / die weiß / wie er genossen würdt / vnnd
ander vmbständ machen einen grossen vnterscheid . 1. Dann Johan. 6. hat Christus keine sichtbare Wortzeichen geordnet : aber
2. im Nachtmal hat er befohlen / Brot vnnd
Wein zugebrauchen . Dort hat er nichts befohlen vom mundtlichen essen : sonder hat
das essen seines Fleischs selbs vom Glauben an jhn außgelegt : da aber hat er das
mundtliche essen außgetruckt / vnnd befohlen : Nemet / esset / daß ist mein 3. Leib / vnnd hat des Glaubens mit keinem wort
gedacht . Dort sagt er von eim essen seines Fleischs / ohn welches niemand kan
selig werden . Da aber sagt er von eim essen / dessen vnterlassung / da es nicht
auß verachtung geschicht 4. / niemand verdammet .
Auff jene weiß kan niemand Christi Fleisch zum zeitlichen oder ewigen Gericht
essen / sonder wer es ißt / der hat Gottes Gnad vnd das ewige Leben : aber auff
dise weiß kan es nicht allein zum zeitlichen / sonder auch zum ewigen Gericht
( als wir vnden hören sollen ) 5. empfangen
werden . Summa / dorten redet Christus allein von der heilsamen Krafft vnnd
Nutzen seines Fleisches / da aber redet er von der Substantz seines Leibs /
welche er im Nachtmal außtheilen wölle .
Vnd ist solcher vnterscheid so offenbar / daß jn auch die Caluinisten selbs / wie
auch Hanfeld / nicht gar läugnen dörffen .
Dann darum̃ / schreibt Caluinus / haben die Vätter gejrret /
welche In Iohan. fol. 44. b . auß dem 6.
Cap. Johannis geschlossen / daß man auch den jungen Kindern das Abendmal reichen
müsse . Dann / spricht er / Christus prediget hie nicht vom Nachtmal / sonder von
der immerwehrenden Gemeinschafft / welche wir ausser dem Nachtmal mit jhme
haben . Vnnd Hanfeld auß dem Caluinischen Catechismo : So man je Pag. 27 . will ein wenig einen vnterscheid
machen ( zwischen der Niessung des Fleisches Christi / Johan. 6. vnnd im
Abendmal ) kan man sagen : daß Christi Fleisch vnnd Blut im Nachtmal essen vnnd
trincken heisse / nicht allein mit gläubigem Hertzen vergebung der Sünden / vnnd
ewiges Leben bekommen / ( welches auch ausser dem Nachtmal geschicht ) sonder auch
darneben ( jetz im Nachtmal ) mit seinem gebenedeiten Leib je mehr vnnd mehr
vereinigt werden / etc . Daß also jhr eigen Gewissen sie vberzeugt / daß dises
Sacrament vil ein ander Gemeinschafft des Leibs Christi mit sich bringe / als
von welcher Johan. 6. Cap. geschriben stehet . Darumb der Christliche Leser wol
mercken soll / daß Hanfeld vergebenlich mit dem sechsten Capitel Johannts sich
will behelffen / vnnd durch dasselbig Christi Einsatzung erklären / von welcher
zwischen vns nicht vom nutzen des Abendmals / sonder von der wahren /
wesentlichen Gegenwart des Leibs Christi der streit ist . Vnnd daß dises nichts
anders / als eine Sophisterey sey / durch welche er sein böse sach will
schmücken / in dem er Christi Leib vnnd Blut gar auß der Sacramentlichen
Niessung ( welche des Abendmals eigen ist / vnnd darüber heutigs tags gestritten
würdt ) nimpt / vnnd leere Zeichen / Brot vnd Wein vns da laßt / darfür er doch
nicht will gehalten sein / wie man jetz ferrner sehen soll .
Dann er schreibt ferrner / das Sacramentliche essen sey / da der Pag. 154 . HErr die Wortzeichen / Brot vnd Wein /
seinen Leib vnd Blut nenne / vnd dises geschehe mit dem Mund / der dieselbige
Wortzeichen geniesse / vnd geschehe nicht mit dem Hertzen / sonder es ( das
Hertz ) esse vnd trincke Christi wahren Leib vnd Blut an dem eusserlichen essen
vnnd trincken Brots vnd Weins / geistlich vnd jnnerlich .
Er sollte frey rund sagen : das Sacramentliche oder mündtliche essen ist / da der
Mund Brot vnnd Wein empfahet . Das geistliche aber / da das Hertz durch den
Glauben Christi Leib vnnd Blut empfahet . Er darff aber dem Sacramentlichen essen
den Leib Christi nit allerdings entziehen Pag.
152 . / so er doch im Hertzen nicht anderst helt . Dann oben hat er zwischen
das geistlich vnnd Sacramentlich ein solchen vnterscheid gemacht / daß jhm dise
so vil heißt / als die mündtliche . Nun glaubt er nicht / daß der Mund Christi
Leib empfahe / dann er glaubt nicht / daß jhn die vngläubige empfahen / deren
Mund doch das Brot neußt . Vnnd dannoch sagt er hie / die Sacramentliche Niessung
habe nicht nur Brot vnnd Wein / sonder auch Christi Leib vnnd Blut . Will er dann
sagen / dise beschreibung gehe allein auff die gläubige / so folget / daß die
vngläubige kein Sacramentliche Niessung / vnnd also kein Sacrament haben / vnnd
daher ein lauterer betrug gewest sey / daß er oben die Sacramentlich vnnd
mundtlich Niessung für eine hat genommen . Gleichen betrug braucht er auch in D.
Vber Epistolam Dominicae 70 . Luthers worten
/ welcher in seiner Kirchenpostill schreibt / daß wir an dem leiblichen Brot
vnnd Wein auff dem Altar den wahren Christum geistlich essen vnnd trincken / das
ist / im essen vnd trincken eusserlich / vben wir den Glauben jnnerlich . Dann er
redet nicht von der Substantz des Sacraments / was man mit Brot vnnd Wein
empfahe / sonder er handlet von nutzlicher Niessung desselbigen / welche durch
den Glauben geschehen müß / wie dises auß den vmbständen zusehen ist . Sonsten
aber schreibt er gleich im nechstfolgenden Blat / daß mit dem Brot / Christi
Leib nit nur angedeutet / sonder warhafftig empfangen werde . Vnd widerlegt der
jenigen meinung / welche die wort Pauli vom geistlichen Felsen Christo / auff
das Nachtmal ziehen / vnnd ein zeichen des abwesenden Leibs Christi daraus
machen wöllen .
Pag 92. Tom. 1. Ienensi fol. 201. b .
Hieher gehört auch / das er oben geschriben : D. Luther habe vor dem streit mit
dem Zwingel drey ding zum Nachtmal gehörig gesetzt . Zum ersten / das eusserliche
zeichen . Zum andern / die bedeutung / oder verheißne Gaben . Zum dritten / den
Glauben / der die Gab an dem eusserlichen wort niesse / vnnd hab / sagt Hanfeld
/ hieran recht gelehrt . Dann daß er / Doctor Luhter / durch das erste / nemlich
/ die Zeichen / nicht Brot vnnd Wein Pag. 105.
a . allein / wie die Zwinglianer thun / habe verstanden : zeigen folgende
wort / da er schreibt : Vber das alles / hat er / Christus / dise zwo Gestalt
nicht bloß
noch ledig eingesetzt : sonder sein
warhafftig natürlich Fleisch in dem Brot / vnd sein natürlich Blut in dem Wein
gegeben / daß er je ein volkomnes Sacrament oder Zeichen gebe . Biß daher
Lutherus .
Ebenmässig Sophisten stücklin ists / daß er vns dreierley essen im Pag. 155. 156. 157 . Nachtmal auffdichtet / vnnd
macht auß vnserm Sacramentlichen essen / wie wirs droben beschriben / zwey /
eins des Brots / so natürlich geschicht / das ander / des Leibs Christi / so
nicht natürlich / vnnd dannoch warhafftig mit dem Mund geschicht . Vnd will dises
ander essen des Leibs Christi / auß dem 6. Cap. Johan . ( welches er abermal zum
Nachtmal zeucht ) vmbstossen . Darauß ja widerumb offenbar ist / daß er in der
Sacramentlichen Niessung / weitter nichts / als leere Zeichen Brots vnd Weins
lasse bleiben . Sein Beweisung aber / daß Christi Leib nicht möge mündtlich Pag. 157. 158 . genossen werden / es geschehe
gleich auff was weiß es sey / ist dise : daß vnsere Leiber nit allein wider
aufferstehen / sonder auch nimmer leiblich sterben wurden / wann wir Christi
Leib mit dem Mund empfangen : Ja der gottlosen Leiber wurden auch nicht könden
zeitlich sterben / ob schon jhr Seel Pag. 168.
169 . von des vnglaubens wegen ewig sterben müsse / dieweil jr leiblicher
Mund das Fleisch Christi auch hette genossen . Vnd redet eben dauon / als wann
man eim ein antidotum / oder aqua vitae eingibt / das jme sein Leben ettwa lang
fristen kan / dieweil es in sein Fleisch vnd Blut verwandlet würdt / wie andere
natürliche Speiß vnnd Tranck / vnnd jhm dasselbig gleichsam erjünget . Welches ja
vom Fleisch Christi auch müste folgen / wann wir ein solche natürliche niessung
vnd verwandlung desselbigen in vnser Fleisch im Sacrament hetten gelehrt .
Welches aber er in der vnsern Schrifftẽ mit warheit nimmer würdt
weisen könden . Vnd sollt er gedencken / daß wie das Euangelium ettlichen ist ein
Geruch des Lebens zum Leben / ettlichen aber ein Geruch des Tods zum Tod : also
der Leib Christi ist den Gläubigen ein heilsame Speiß des Lebens zur Seligkeit /
den Gottlosen aber ( als ein gerechter Richter ) ein Speiß zum Gericht vnd
Verdamnus .
Vom Sacramentlichen vnnd geistlichen essen des Leibs Christi / Pag. 159 . kompt er auff die vnwürdige / mit
welchen sein gedichteter Martinus das mundtliche essen desselben beweisen will /
dieweil sie schuldig werden am Leib vnnd Blut des HErrn . Darauff antwortet er
also : Die vnwürdigen Pag 160 . heisse Paulus die
Rechtgläubigen / die sich nicht gnug prüfen . Vnd thut auß dem 11. Cap. in
welchem Paulus von den vnwürdigen handlet /
einen
sprung in das 10. Cap. vnd sagt / Paulus nenne sie darumb vnwürdig / dieweil sie
die empfahung des wahren Leibs vnnd Bluts Christi im Abendmal für ein schlecht
ding hielten / bey dem das essen vom Götzenopffer wol bestehen möchte / Daneben
verschweigt er die ander vnnd eigentlich vrsach / welche Paulus 1. Corint . 11.
setzet : Wann sie zusamen kommen / spricht er / so helt man da nicht des HERRN
Abendmal . Dañ so man das Abendmal halten soll / so nimpt ein
jeglicher sein eigens vorhin / vnnd einer ist hungerig / der ander ist truncken .
Nun frag ich / wann einer zum Nachtmal eintweder truncken keme / oder der
meinung / daß er da wollte seinen Kragen füllen / vnnd sich voll trincken : ob er
rechtgläubig wer oder nicht ? Antwort : Dieweil nach Hanfelds meinung / die
vnwürdigen zu Corintho alle sind rechtgläubig gewest / so folget / ( nach
Hanfelds Pag. 162 . erklärung ) daß auch die / so
in voller weiß zum Sacrament gehen / rechtgläubig sind / vnd nicht allein Brot
vnnd Wein mit dem Mund / sonder auch Christi Leib vnnd Blut mit dem Hertzen
essen vnnd trincken . Vnd das ist kein wunder / daß ein voller Zapff rechtgläubig
sein / vnd das Sacrament seliglich empfahen kan / nach Hanfelds meinung : dieweil
auch Dauid / da er die Ehe gebrochen / vnd ein Todschlag an Vria begangen / nach
der Lehr Beze vnd seines gleichen / den Glauben vnd H. Geist dardurch nicht
verlohren hat .
Pag 162 .
DAß aber Hanfeld auß der zeitlichen straff / die GOtt den Corinthiern hat
zugeschickt / schliessen will / daß sie rechtgläubig gewest sind / ist es ein
heillose außflucht : seittenmal Gott auch die gottlosen vnnd vngläubigen ettwan
zeitlich richtet / vnd in disem Leben straffet / damit sie buß thun / vnnd nicht
mit der Welt in Sünden verdampt werden / wie Manasse vnd andere mit jhren
Exempeln dises bezeugen könden .
Höre aber / was doch letstlich auß seiner Beschreibung der vnwürdigen folgt : Also
/ spricht er / geschichts heutigs tags / daß offtermal die gläubige Christen
( dises sind seine vnwürdigen ) nicht gnugsam erwegen / wann sie mit vil
zeitlichen geschäfften sorg vnnd anfechtung beladen sind / welch ein hoch gut /
durch vnd mit den göttlichen Wortzeichen angeboten / versigelt vnd geleistet
werde . Wo will er nun einen finden / der aller zeitlichen geschäfft / sorg vnd
anfechtung entladen sey / sich gnug möge prüfen / vnd gnugsam erwegen / welch
ein hoch gut vns in disem Sacrament werd
angebotten
vnd versiglet ? Nicht einen vnter allen . Darumb auch nach seiner meinung nimmer
keiner recht würdig ist das Sacrament zuempfahẽ .
Daß aber dise seine deutung der vnwürdigen zu Corintho ein lautter Gloß vñ Gedicht sey / ist darauß zusehen / daß er die vberige wort Pauli
/ nit auch auff die rechtgläubige allein / sonder zumal auff die gottlosen / vnd
eins theils auff dise allein zeucht . Lautten demnach die wort Pauli nach seiner
meinung also : [ Wer vnwürdig isset vnnd trinckt ] / das ist / allein die Pag. 160 . rechtgläubigen essen vnd trincken das
Blut Christi : [ Der ist schuldig Pag 164. 165 an
dem Leib vnd Blut des HErrn ] / das ist / die rechtgläubigen werden schuldig /
daß sie der sach nicht gnug nachdencken / die gottlosen aber / daß sie Christum
mutwillig von sich stossen : [ Darumb / daß er nicht Pag. 161. 162. 163 . vnterscheidet den Leib des HErrn ] / das ist /
beides die rechtgläubigen vnd gottlosen vnterscheiden dises Sacrament nicht
recht . Heißt aber das nicht mutwillen geübet mit Pauli worten / vnd ( da er fast
in einer Linien von einerley Menschen redet / die vnwürdig sind / des HErrn Leib
nicht vnterscheiden / vnd daran schuldig werden ) dieselbige auff zweierley
vnterschidliche Menschen zuziehen ? Darzu jhn nichts anders bringt / als daß er
sonsten auch die mundtliche Niessung des Leibs Christi mit dem Brot bekennen
müste .
DAß er ferrners sagt / es sey ein lästerung / vnnd wider die Pag. 167 . Ehr / Art vnnd Natur des Fleisches
Christi geredt / wann wir sprechen / daß dasselbig gegessen vnd getruncken /
erst soll das Gericht würcken : so muß Paulus dem Hanfeld freylich auch ein
lästerer 2. Cor 2 . sein / welcher vom
Euangelio schreibt : daß es sey ein guter Geruch Christi / beide vnter denen /
die selig werden / vñ vnter denen / die verlohren werden : disen
ein Geruch des Todes zum Tod / jhenen aber ein Geruch des Lebens zum Leben .
Welches ja auch wider die Ehr / Art vnnd Natur des Euangelions müste geredt sein
/ als welches er anderstwo ein Krafft Gottes selig zumachen / vnnd die Jünger
Christi wort des ewigen Johan. 6 . Lebens
nennen .
Bleibt also die Sacramentliche niessung / welche mundtlich nit nur am Brot vnd
Wein : sonder auch auff vbernatürliche weiß in der Sacramentlichen vereinigung am
Leib vñ Blut Christi geschicht / vñ von Paulo
mit obgemeltem Spruch bestettigt würdt / von Hanfeld
noch vnwiderlegt . Pag. 96 . Ob aber wir / die
auff dise niessung tringẽ / die geistliche / das ist / den
Glauben an Christum damit ring achten / in dem wir Gottes Güte preisen / der so
stattliche Sigill / den Leib vnnd das Blut seines Sohns selbs / an den Brieff
vnd verheissung seines Euangelij / zur stärckung der geistlichen niessung vns
gehencket hat / das gib ich dem Christlichen Leser zuerkennen .
Vom eigentlichen verstand vnnd rechter außlegung der wort der Einsatzung .
DB wol auß hieuorigem offenbar / was Hanfelds Meinung vom Nachtmal sey / so
widerholet Pag. 172 . er doch dieselbige widerumb
also : daß Brot vnnd Wein der Leib vnnd Blut Christi seien / Sacramentlich / oder
Sacramentsweiß . Legt aber solche weiß selbs auß / daß sie allein den Namen des
Leibs vnnd Bluts Christi haben / durch welche Zeichen / als sichtbare wort /
vnsere eusserliche Sinn erweckt vnnd vberzeugt werden / daß Christus warhafftig
sey die Speiß vnnd Tranck vnserer Seelen / das ist : er glaubt / daß im Sacrament
der Mund allein Brot vnnd Wein empfahe / aber des Leibs vnnd Bluts Christi der
Glaub allein geniesse . Dise sein meinung vnterstehet er zubeweisen auß seinen
zwoen Proben . Als erstlich / auß den Artickeln vnsers Glaubens . Vnd fürs ander /
auß den worten des Nachtmals . Von den Artickeln / als der Menschwerdung vnnd
Himmelfahrt Christi / auch seinem sitzen zur Rechten Gottes / ist im ersten
theil gehandlet worden / vñ angezeigt / wie seine außlegung
derselbigen / den stich so gar nicht halten möge .
Pag. 197. Pag. 198 .
Belangend aber die wort der Einsatzung / ist gleichwol an erzelung derselben auß
Paulo / vñ den Euangelisten kein sonderer mangel . Es folget aber
nit drauß / daß sie / die Euangelisten / vñ Paul . an einem ort
nit geredt / wie am andern / vñ also den handel klärer vnd
deutlicher an einem / als dem andern ort fürgetragen haben . Dann ob sie gleich
in erzelung ettlicher vm̃ständ / nicht einerley wort vnd ordnung
brauchen : so endern sie doch / so vil die Substantz dises Sacraments betrifft /
vnd darumb der streit zwischen
vns ist / auch keine
Syllaben nicht : sondern schreiben einhelliglich / Christus habe das gehrochen
Brot den Jüngern gegeben / vnnd gesprochen : Nemet / esset / das ist mein Leib .
Deßgleichen habe er jhnen den Kelch gegeben / vnd gesprochen : Das ist mein Blut
des Newen Testaments . Oder / ( welches eins mit dem vorigen / vnd allein nach art
Hebraischer Sprach / da in meinem Blut so vil heißt / als mit meinem Blut /
anderst geredt ist ) diser Kelch ist das Newe Testament in meinem Blut .
Darumb Hanfeld den Einfeltigen hie einen blawen Dunst will für die Augen machen /
vnd bereden / es habe der H. Geist durchauß in Beschreibung dises Sacraments /
vnd also auch in der Hauptsach / keine Pag. 199. 200.
201 . gewisse Form gebraucht . Höre aber / wie er seine meinung
ferrners beweisen will . Er legt die wort der Einsatzung erstlich summarischer
weiß auß / auff seinen schlag / vnd gründet darauff sein meinung / vnd vermisset
sich / die Jünger haben Christum aller dings also verstanden / wie er / Hanfeld
/ seine wort hat außgelegt / vnd haben nicht geglaubt / daß sie mit dem Brot
auch den Leib Christi ( von welchem Brot wir gar nicht lehren / daß es derselbige
nach dem wesen sey / oder jhne raumlich in sich habe ) warhafftig mündtlich
empfahen : sonder jhenes / das Brot / allein mit dem Mund / disen aber mit dem
Hertzen durch den Glauben . Nun / woher weist ers ? Sie haben den HERRN / spricht
er / nicht gefragt / welches sie gewißlich hatten gethon / wa sie solten
geglaubt haben / Christus wölle jnen seinen Leib da am Tisch mündtlich zuessen
geben . Nun haben sie auch in andern dingen nicht gefragt / welches sie noch
weniger / als dises / verstanden haben : Als wie Christus leiden vnd sterben
müsse / welchen sie doch hielten / daß er ein weltlich Reich würde auffrichten .
Sie habens aber / spricht er weitter / wol vnnd gründtlich / erstlich auß den
Sacramentlichen Pag. 202. Reden vom
Osterlamb / das sie jetzt hielten / vnd das Passah oder der Vberschrit genennet
ward / dieweil es desselbigen ein Gedächtnus Exod.
12 . ward / verstanden . Nun findet man inn keinem Apostel oder
Euangelisten / auch in keinem alten Kirchenlehrer / daß sie dise wort : Es ist
des HERRN Passah / also hetten außgelegt : Dises Osterlamb bedeutet des HErrn
Passah / sonder es hat ein Geist erst vor sechtzig Jaren vngefährlich dise
Außlegung dem Zwingel geoffenbaret / Von welchem er doch nicht weist / obs ein
schwartzer oder weisser Engel gewest sey . Wer will dann glauben / daß die Jünger
damaln auff dise wort Mosis habẽ gesehen ?
Letstlich haben sie / spricht er / die Predigt Johan. 6. vom Geistlichen essen
seines Fleisches noch in frischer Gedächtnus gehabt / vnd habens von disem
Sacrament verstanden . Nun haben sie gleichwol Christum für den Messiam erkandt /
haben auch an jhn als den wahren Messiam geglaubt . Dieweil aber Christus dise
Predigt zwey gantzer Jar zuuor gethan hat / wer will dann glauben / daß sies so
lang vnd so eigentlich haben behalten / die sonsten so vergessen gewesen seind ?
Da sie aber je daran gedacht hetten / vnnd dannoch Christum nicht fragen / der
doch hie nicht allein gar andere wort / sonder auch gewisse Ceremonien braucht :
ist dises ein gewisses anzeigen / daß sie jhm einfeltig geglaubt / vnd seiner
Weißheit vnd Allmacht getrawet haben / wie er dise Verheissung von vbergebung
vnd mündtlicher niessung seines Leibs mit dem Brot wahr mache . Ob sie aber Pag. 202 . vmb jhres einfeltigen Glaubens willen
gar Stöck vnd Blöck gewest weren / wie er dann sagt / daß wir Lutherischen
pflegen vnser Volck zulehren / sie sollen allen Verstand vnd Sinnen / wie
erleuchtet sie auch seind vom heiligen Geist / ablegen / vnd allein den Mund
auffthun / Das gib ich einem frommen Christliebenden Leser / der da weist / daß
Paulus 2. Cor. 12 . befohlen / die Vernunfft in
Göttlichen Geheimnussen gefangen zunenien / zuerkennen .
Eben so ein heillose Beweisung / als die vorgehend / ist auch dise / die er Pag. 103 . auß S. Pauli worten nimpt : So offt jhr
von disem Brot esset / etc . Dann was will er weitter darauß bringen / als daß
Paulus damit lehret / das Brot des Nachtmals / so man jsset / bleibe Brot / vnd
werde seinem wesen nach nicht verwandelt in den Leib Christi ? welches die vnsern
auch sagen . Daß aber der Mund mehr nichts / als Brot / nach Pauli meinung /
solte empfahen / das stehet dem Hanfeld zubeweisen .
Pag. 203. 204 .
DAß aber Paulus ferrner sagt : So offt jhr von disem Brot esset / vnd von disem
Kelch trincket / solt jhr des HErrn Tod verkündigen / biß daß er kompt / vnnd
hiemit Christi wort außlegt : Thut das zu meiner Gedächtnus : Hat er mit nichten
den Leib Christi auß dem Nachtmal in den obersten Himmel abfertigen wöllen /
daselbst biß an den Jüngsten Tag zubleiben . Dann S. Paulus redet hie von einer
sichtbaren Widerkunfft zum Gericht / von
welcher auch
Christus sagt / Matth. 25. Wann jhr sehen werdet des Menschen Sohn kommen .
Darumb so mögen auch die Sprüch / Matth . 26. Mich habt jhr nicht alle zeit /
Vnnd Johan. 16. Ich gehe hin / vnd verlasse die Welt / weitter nicht / als von
seinem sichtbarn Abscheiden verstanden werden . Dardurch er gleichwol seine
Beiwohnung nach art diser Welt / mit nichten aber seine leibliche Gegenwart /
nach art seiner Himlischen Maiestät / vns entzogen hat . Damit aber der
einfeltige Leser auff seine heillose Beweisung / die er auß der Einsatzung
Christi führet / nicht fleissig acht habe : So thut er vom Haupthandel einen
Sprung Pag. 208 . auff die Ostien / welche
in vnsern Kirchen bräuchlich seind / vnd will jederman bereden / es möge kein
Nachtmal recht gehalten werden / es werden dann die Ostien außgemustert / vnd
das Brotbrechen angerichtet . Dann / sagt er / Christus habe die Ostien nicht
geordnet : Sondern sie Pag. 201 . kommen vom
Papst her . Nun ists wahr / daß sie Christus nicht geordnet hat / daß sie auch
bey den Aposteln nicht im Brauch gewesen seind . Es ist aber hie nicht die Frag /
von wem sie kommen / sonder ob sie dem Nachtmal an seiner Vollkommenheit ettwas
nemen / oder ob sie / wie ein ander Ceremonia auß Christlicher Freiheit mögen
gebraucht werden .
DAß man nun die Ostien abschaffen / vnd das Brotbrechen Pag. 208 . anrichten solle / setzet Hanfeld erstlich dise vrsach /
dieweil solches Brotbrechen Christus in dem wörtlein / das thut / eben so wol
befohlen habe / als das außtheilen / nemen vnd essen . Nun sagt aber Christus
nicht : Brechet das Brot / wie ichs hab gebrochen . Darumb weil Hanfeld selbst
besorget / er werde mit der ersten vermeinten vrsach nichts mögen erhalten / so
setzet er die andere / daß das Brotbrechen hab ein gewisse außgetruckte
Bedeutung der Gnad vnnd Wolthat Christi . Vnd deutet darmit auff Pauli wort :
Nemet / esset / das ist mein Leib / der für euch gebrochen würdt .
1 Cor. 11 .
Nun sihe wunder / vmb diser außgetruckten Bedeutung willen / daß Christi Leib
vnnd Seel für vns hab sollen gebrochen werden / gleich wie er das Brot hat
gebrochen / solle das Brotbrechen Christi Befelch sein / in disen worten / das
thut / verfasset : Dagegen vngehöfelt vnnd vngesewert Pag. 210. 211 . Brot brauchen / wie CHRISTVS gethan hat / welches
doch auch ein außgetruckte Bedeutung im Newen Testament hat / vom 2 Cor. 3 . Newen Gehorsam vnnd Leben der Christen
/ welches sie gleichwol
jeder zeit / sonderlich aber
beim Abendmal anfahen sollen / das ist jhme ein freigelassene Ceremoni . So gar
stehets bey jhnen / recht oder vnrecht heissen / was sie also gedüncket . Aber
mit was Gewissen Hanfeld das Pag.
208 . Brotbrechen als notwendig vertheidigt / mag der Christliche Leser
sehen / auß der mutwilligen verkehrung der wort D. Luthers / welche er hie als
Tom. 2. lat. Ien. fol. 452. b die dritte
vrsach anzeucht . D. Luthers wort lauten also : Nun sihe / wie heutigs tags die
gantze Handlung der Meß mit dem Euangelio stimme . Alle drey Euangelisten / wie
auch Paulus / schreiben mit allem Fleiß / Christus habe das Brot gebrochen / vnd
den Jüngern gegeben . Sie sagen aber nicht / ob er selbst auch mit jhnen geessen
vnd getruncken habe . Dann was heißt brechen / als in vil Stuck theilen ? Was
heißt den Jüngern geben / als das vertheilte andern geben ? So nun die Meß der
Stifftung vnd Einsatzung Christi soll gleich sein / so muß das Sacrament
gebrochen / vnd durch den Priester vilen außgetheilt werden . So aber sie ( die
Meß ) anderst gehalten würdt / so ists kein Christliche Meß / vnd kompt mit der
Einsatzung Christi keines wegs vberein . Jetzt lasse ich den Christlichen Leser
vrtheilen / ob Doctor Luthers wort / wie ich sie erzehlt / vnd wie sie Hanfeld
setzet / gleich seind . Dann D. Luther sagt von der Meß . So thut Hanfeld diß
wörtlin auß / vnd setzet darfür das wort Abendmal . Darnach ists D. Luthern vmbs
außtheilen zuthun / vnd weder vmb die Ostien / noch vmbs Brotbrechen . Dann er
bekennet gleich hernach / daß die Winckelpriester ( wider welche seine wort
gehen ) die Ostien in der Meß brechen in drey theil / etc . Sie theilens aber
niemands auß / sonder behalten jhnen selbs alle drey theil / vnd nemens andern .
Vnd da sagt er : Wa bleiben die wort Christi / das thut ? So zeucht es Hanfeld
auffs Brotbrechen / als ob D. Luther dasselbige gebotten hette . Ob aber dises
einem Biderman zustehe / laß ich andere vrtheilen .
Pag. 210 .
Die vierdte Vrsach ist / daß die Ostien den Leib nicht könden speisen / vnd
derwegen auch vns die wahre innerliche speisung vnd sterckung vnserer Seelen
durch den Leib vnd Blut Christi nicht recht können anbilden . Ists dann nun vmb
dise Anbildung zuthun / so solte man billich beim Abendmal ein gut groß Stuck
Brot / vnnd einen guten starcken Trunck einem hungerigen vnd durstigen geben /
mit welchem er nicht allein gelabet / sonder auch vollkommen gesettigt / vnnd
dadurch die völlige settigung des Geistlichen Hungers vnnd Dursts vnserer Seelen
desto besser abge-
bildet wurde . Dieweil aber sie
selbst dises nicht thun / ist es abermal ein gesuchte Außflucht .
Die letste Vrsach ist / daß die Ostien von den Päpsten seind auffgebracht Pag. 210 . worden . Nun brauchen wirs nicht dem
Papst zu gefallen / sonder dieweil wirs für ein freigelassene Ceremoni halten /
vnnd Hanfeld noch nicht bewisen hat / daß gemein Beckenbrot brauchen / vnd es
brechen / notwendig sey / so behalten wir dieselbige / auff daß nicht durch
vnzeittige enderung die Schwachgläubigen im Papsthumb / die sonsten guten Lust
zum Euangelio haben / geärgert vnd abgeschreckt werden / Wie dises Rom 14. 1. Cor. 8 . Paulus in allen Mitteldingen
zuthun befohlen hat . Wann aber der Papst die Ostien / als notwendig / vnd als
seinen fund jemaln den vnsern hette wöllen auffdringen / so würde Hanfeld wol
erfahren haben / was sie dazu gethan hetten . Vnnd wann man je alles abschaffen
solte / was nach dem Papsthumb schmecket / warumb brechen die Caluinisten nicht
auch gleich die Kirchen ab / so der Papst alle hat geweihet / vnd seine
Abgötterey darinnen getriben / vnnd predigen dagegen nur in Scheuren / damit sie
ja gar nichts mit jhm gemein haben ? Ists auch ein solch notwendig Pag. 208 . ding beim Abendmal / gemein Brot
brauchen / vnd es brechen / daß ohne dises dasselbig kein Christlich Abendmal
sein / vnd mit der Einsatzung Pag 212 . Christi
keines wegs vberein kommen kan : Warumb schreibt dann Hanfeld / die Ostien könden
geduldet werden / wann allein die Lehr vnnd Außlegung recht sey . Dann was der
Einsatzung stracks zuwider ist / das soll vnd kan man keines wegs gedulden beim
Abendmal . Was aber geduldet werden mag / das ist ja nicht wider die Einsatzung /
sonder ein freigelassen ding . Vnd so vil von den Ostien .
ES fahrt Hanfeld in der Außlegung des Testaments Christi fort / vnd nimpt für die
zwey wörtlin DAS vnd IST / zubeweisen / daß sie anderst nicht als Zwinglisch
sollen verstanden werden .
Vnnd erstlich soll das wort DAS nicht vom Leib Christi hinder Pag. 213 . dem Tisch / auch nicht ( welchs abermal
ein Calumnia ) von eim vnsichtbarn Leib im Brot / sonder allein von dem sichtbarn
Brot geredt vnd verstanden werden . Dann schreibt er ferrner / Paulus nenne das
Brot die 1. Cor. 10 . Gemeinschafft des Leibs
Christi / vnnd nicht erst ( welches abermal sein Gedicht ) einen vnsichtbarn Leib
im Brot . Nun haben dise zwo pro-
positiones , Pag. 214. 215 . ( Reden ) das ist mein Leib / vnd /
das Brot ist die Gemeinschafft des Leibs Christi / auch nach Doctor Luthers
meinung / einerley Pag. 213 . verstand / vnnd
werde die erste durch die ander erklärt . Dieweil dann Paulus das Brot nicht
nennet den Leib Christi / sonder desselben Gemeinschafft / das ist / ein
eusserlich Mittel / durch welches vns die Gemeinschafft mit dem Leib Christi
werde zugeeignet / so müsse auch dort das wörtlein / DAS / vom Brot allein
verstanden werden . Vnd zeucht sich Pag. 218 . in
dem wider auff D. Luther / welcher das wort / DAS / auch allein vom Brot
verstanden habe . Vnnd dises ists / was er vom ersten wörtlin / DAS / bringet .
Nun köndte ich jhm wol abermalen darthun / daß er Doctor Luthern vortheilig
hette angezogen / vnnd da er von der Gemeinschafft Tom. 3. Ien. Germ. fol. 72. 73. 506. 507 . des Brots mit dem Leib
Christi redet / mit fleiß habe außgelassen / daß er / D. Luther / von keiner
figürlichen vnd Geistlicher Gemeinschafft / wie die Zwinglianer / sonder von dem
gemeinen Leib Christi / welchen Tom. 2. lat. Ien. fol.
264. a. Tom. 2. Germ. Ien. fol. 138 . im Abendmal ein jeglicher in
seinem Stuck empfahe / habe verstanden : Auch da er vom wort / DAS / redet /
allein die Päpstisch Transsubstantiation oder Verwandlung des Brots in Christi
Leib / mit disem wort habe wöllen vmbstossen . Es bekennet aber er / Hanfeld
selbst / daß Doctor Luther die wort Christi vnd Pauli anderst habe verstanden /
als sie / die Caluinisten . Darumb ist jetzt allein die Frag / was Paulus durch
die Gemeinschafft des Brots mit Christi Leib habe verstanden .
Nun ist fürs erst vnlaugbar / daß er an disem ort rede von der Celebration oder
haltung des Abendmals / da der Kirchendiener das Brot bricht oder außtheilt .
Fürs ander / so würdt Hanfeld auch müssen bekennen / daß Paulus an disem ort
nicht von deren Gemeinschafft rede / die wir mit Christi Leib haben / sonder
welche das gebrochen Brot mit demselben hat . Fürs dritte / so würdt er auch
nicht können laugnen / daß Paulus von eim solchen Brotbrechen rede / da es allen
/ die zum Abendmal gehen / Guten vnnd Bösen / Glaubigen vnd Vnglaubigen / würdt
gebrochen vnd außgetheilt . Wie dann in der Handlung des Abendmals die Vnglaubige
sich allweg neben den Glaubigen finden . So sagt auch Paulus nicht / Das Brot /
das wir den Glaubigen brechen / sonder in gemein / Das Brot / das wir brechen /
ist die Gemeinschafft des Leibs Christi . Weil nun die Vnglaubigen so wol das
gebrochen Brot empfahen / als die Glaubige / so muß folgen / daß jhr Brot auch
die Gemeinschafft des Leibs Christi sey / vnd sie dise Gemein-
schafft auch empfahen . Dann dahin gehen Pauli wort / daß
nicht nur das gebrochen / sonder auch das außgetheilt vnd empfangen Brot die
Gemeinschafft des Leibs Christi sey . Dieweil aber die Vnglaubigen kein
Geistliche Gemeinschafft mit dem Leib Christi haben / wie die Glaubigen / so
folget jetzt weitter / daß Paulus hie nicht nur von der Geistlichen / sonder
auch võ einer solchẽ weiß rede / durch welche auch
die Vnglaubige des Leibs Christi mit dem gebrochnen Brot theilhafftig werden .
Welche weiß man nicht anderst beschreiben kan / als daß durch Sacramentliche
Gemeinschafft / vnd nicht durch raumliche Einschliessung ( wider welche Hanfeld
abermal vnnötig / als wider sein eigen Gedicht / streittet ) den Leib Christi
empfahen / als die das gebrochen vnd außgetheilt Brot niessen . Daß er aber ettwa
wölte sprechen : Die Geistliche Gemeinschafft werde den Vnglaubigen mit dem
gesegneten Brot angebotten / deren sie auch theilhafftig würden / so ferr sie
glaubten / gilt es doch gar nichts . Dann wann mir schon ettwas würdt angebotten
/ habe ich dannoch keine Gemeinschafft damit / so lang ichs nicht annimme . Zu
dem / so stehet die Gemeinschafft des Brots mit dem Leib Christi nicht im segnen
oder brechen / sonder im außtheilen vnd niessen / Also daß es kein Gemeinschafft
ist / so lang es nicht empfangẽ würdt / wann es schon gleich
gesegnet vnd gebrochen were . Dieweil aber die Vnglaubigen die Geistliche
Niessung nicht annemen / so folget / daß jhrethalben das gesegnet Brot mit
Christi Leib nie keine Gemeinschafft gehabt / auch dise Gemeinschafft jnen nicht
angebotten worden sey . Darumb es noch bleiben muß / daß wir eine solche
Gemeinschafft verstehen / da der Leib Christi mit dem Brot allen zugleich werde
außgetheilt . Derohalbẽ / ob wol Christus mit dem wörtlin / DAS /
auffs Brot deutet / welches sie / die Jünger / nemen vnd essen sollen : so ist
doch auß diser Erklärung Pauli offenbar / daß er nit das Brot allein / sonder
fürnemlich seinẽ Leib gemeinet habe / vnd so vil hab wöllen
sprechen : Nemet / esset / DAS / das ich euch jetzt gebe / ist mein Leib / dañ es ist nit nur Brot / sonder zugleich mein Leib / mit dem Brot /
durch Sacramentliche Gemeinschafft / vereinigt / auff daß jr jn nemen vnd essen
möget . So vil vnd weitter nicht würt Hanfeld auß S. Pauli worten mögen bringen /
sein DAS zuerklären .
Daß aber sie / die Zwinglianer / dise wort Pauli : Das gesegnete Brot / das wir
brechen / ist es nicht die Gemeinschafft des Leibs Christi ? an statt der wort
Christi ( Nemet / esset / das ist mein Leib ) in haltung des Abendmals brauchen /
ist zuwissen / daß ob wol solche wort S. Pauli auch Gottes
wort seind / so treiben sie doch jhren List vnd Betrug darunder .
Dann es ist jhnen allein darumb zuthun / daß sie jhren Irrthumb vom abwesenden
Leib Christi ettwas besser damit beschönen mögen / welches Christi so klare vnd
helle wort in keinen weg leiden . Vnd thut hie Hanfeld D. Luthern Pag. 216 . abermal zu vil . Dann er nie geschriben
hat / daß die wort Christi : Nemet / esset / das ist mein Leib / vnderlassen
worden / vnnd an jhre statt die wort Pauli : Das Brot das wir brechen / etc. in
der Christenheit beim Abendmal Tom. 3. Ien. Germ. fol.
72. a . ganghafft sein solten / sonder er hat das geschriben : Daß diser
Spruch Pauli ein lebendige Artzney seines Hertzens gewest sey in seinen
Anfechtungen vber disem Sacrament . Vnd wann wir keine Sprüch mehr hetten dann
disen / köndten wir doch damit alle Gewissen gnugsam stercken / vnd alle
Widerfechter ( der wort Christi : Das ist mein Leib / dañ er
handlet daselbst mit Carlstad / der dise wort angestochen ) mächtiglich gnugsam
schlagen . Welches auch wahr ist . Biß daher vom wörtlein DAS .
Pag. 219 .
Belangend das wörtlein IST / vmb welches es vns fürnemlich zuthun / ist es ja
leicht zuuerstehen / wann das erste wort / DAS / recht gefaßt ist . Wann nun
dises vom Brot allein zuuerstehen were / so hette Hanfelds Außlegung vber das
ander wörlein IST / einen schein / daß nemlich das Brot nicht anderst ein newes
Ampt bekomme / dann daß es vns Christum Pag. 220.
221 . / der leiblich abwesend / bezeichne / vnd ein Gegenbild seines Leibs
sey / das ist / ( mit einem wort ) daß es vns bedeute Christi Leib droben im
Himmel / welchẽ vnser Hertz mit dem Glauben müsse geniessen /
gleich wie vnser Leib das gesegnete Brot mit dem Mund empfahet vnd niesset .
Wiewol Pag. 222 . auch mit diser Außlegung das
wort IST mit nichten in seinem eigentlichen Verstand bliebe / ( wie Hanfeld
rhümet ) sonder jme so vil muß heissen / als bedeutet . Dann wann ich sag : DAS
( Brot ) IST mein Leib / das Pag. 220. 221 . ist /
eine Bezeichnus vnd Gegenbild meines Leibs / ( dann dises ist Hanfelds new Ampt /
so er dem Brot gibt ) so sag ich nicht mehr / dann das Pag. 221 . ( Brot ) bedeutet den Leib Christi / dieweil ein Gegenbild
eines dings ja nichts ander heißt als eine Bedeutung desselbigen : Also / daß
auch auff dise weiß Hanfelds Außlegung nicht gelten kan / da schon das wörtlin
DAS vom Brot allein müste verstanden werden / dieweil dem andern Pag. 222 . wörtlin IST / sein eigentlicher Verstand
( welcher auch nach Hanfelds meinung jhm bleiben soll ) würde benommen / vnnd
nicht anders lauten / als / es bedeutet .
Es ist aber schon hieuor auß S. Paulo bewisen worden / daß Christus mit dem
wörtlin / DAS / nicht auff das Brot allein : sonder auch auff seinen Leib habe
gedeutet / vnd daß es also zumal vom Brot vnd dem Leib Christi soll verstanden
werden . Darumb auch das ander wörtlin IST / nit vom Brot allein / sonder auch
vom Leib Christi gesagt würdt / vnd also muß lautten / DAS ( das ich euch da gebe
zuessen ) IST / IST ( vnnd nicht bedeutet ) mein Leib . Darauß folget aber gar nicht
/ Pag. 219. 221. 222 daß das wort ( IST ) dem
Brot ein new wesen mit bringe . Welches Christus jetz zu seim wesentlichen Leib
hette geschaffen / vnd es so groß sein müste / als der Leib Christi / auch diser
müste sichtbar sein . Dann wann Christus sagt / das ist mein Leib / so ists kein
solche Rede / als wann ich gemein Brot von meinem Tisch einem andern gebe / vnnd
sprech : Nim hin / das ist Brot / da das wort / ist / notwendig von des Brots
wesen muß verstanden werden . Dieweil nur ein ding / nemlich / das Brot / da ist
/ auff welches das wörtlin / das / zeiget . Wann aber Christus im Abendmal
spricht : Nemet / esset / das ist mein Leib / so zeiget er nicht auff eins /
sonder zwey vnterschidliche ding / nemlich / auff das jrdische Brot / vnnd auff
seinen himmelischen Leib ( wie Ireneus spricht / ) welche zwey jetzt nicht
natürlich / ( dann jedes behelt sein wesen ) sonder Sacramentlich eins sind .
Darumb auch das wort IST / nicht mehr von eim ding / welches wesentlich eins ist
/ wie ich vor vom gemeinen Brot hab gesagt / sonder welches Sacramentlich eins
ist / in seinem eigentlichen verstand in disen worten / das ist mein Leib /
gesagt würdt .
Darauß jetzund offenbar ist / daß Hanfeld zwar an dem recht sagt / Pag. 220 . daß das Brot des Sacraments vberkomme
kein new Wesen oder Geschöpff darein / sonder ein new Ampt : aber nicht allein
significandi / sonder auch exhibendi / das ist / den Leib Christi nicht allein
anzudeuten / vnd sürzubilden / sonder auch warhafftig zugeben / daß jhn der Mund
mit dem Brot niesse . Er schreibt auch recht / daß Brot vnnd Wein vnsere
Leiter Pag 221 . vnnd Führer sind / aber gar
nicht Christum allein mit dem Glauben im Himmel zusuchen / sonder auch / vnnd
fürnemlich seines wahren Leibs mit dem Mund zugeniessen . Dann weil sein Leib
nicht kan natürlich genossen / vnnd mit den Zeenen zumalmet werden / so hat er
Brot vnnd
Wein im Sacrament eingesetzt / an welchen
das natürliche essen geschihet / auff daß sie also vnsere Leiter vnnd Führer /
vnnd das mittel weren / durch welches wir seines Leibs vnnd Bluts in disem
Sacrament / wahrhafftig / mündtlich / vnd dannoch auff keine natürliche weiß
möchten theilhafftig werden . Dieweil dann jetz bewisen ist / daß Christus dise
beide wort / das vnnd ist / auch von seinem Leib habe verstanden / vnnd aber wir
nicht verstehen vnnd begreiffen können / wie er seinen Leib mit dem Brot Pag. 223 . in disem Sacrament vns zuessen gebe : so
lasse ich den Christlichen Leser jetz vrtheilen / obs ein Menschentand sey / daß
wir Christo hie einfältig glauben / ob wir schon nicht wissen / vnd verstehen /
wie es zugehet . Vnnd so vil von der außlegung der wort des Abendmals / das ist
mein Leib .
Von Sacramẽtlichen Reden .
EHe aber Hanfeld in den worten der Einsatzung fortfehret / will er zuuor sein
gegebne außlegung vber die wort Christi / das ist mein Leib / auß den andern
Sacramenten beweisen / vnd Pag 223 . schreibet
also : Dieweil der HERR an statt des Osterlambs sein Abendmal geordnet habe / so
habe er eben solche Reden gebraucht / wie sie vom Osterlamb vnd allen
Sacramenten vorhin in der Schrifft vom H. Geist sind außgesprochen worden : vnnd
abermal : Der H. Geist hab je vnnd allwegen den Namen der bezeichneten ding den
Zeichen selbst gegeben .
Nun ists nicht wahr / daß man auß den Sacramenten des alten Testaments die
leibliche Gegenwart Christi im Abendmal ( vber welche jetz der streit ist ) müsse
erklären . Dann wo solches wahr wehre / so müsten dieselbige Sacramenten
( ausserhalb dereusserlichen Zeichen ) allerdings ein gleichheit mit dem Abendmal
haben . Vnnd eben darauß sihet man / Pag. 25.
b . daß Hanfeld die Gegenwart des wahren Leibs vnnd Bluts Christi / nicht
nur bey Brot vnnd Wein / sonder auch allerdings im Abendmal verläugne / dafür er
doch gar nicht will gehalten sein . Dann dieweil er die Sacrament altes vnnd
newes Testaments allerdings gleich macht / vnnd aber Christus Leib vnnd Blut im
alten Testament / anderst nicht / als figurlich vnnd bedeutungsweiß gewesen ist
( dann Christus war noch nicht geboren ) so folgete nach difer seiner meinung /
daß er auch im Nacht-
mal nur figurlich vnnd
bedeutungsweiß seie / dauon vnden weitter solle Pag
263. Pag. 226 . vnd 227 . gesagt werden . Ist also dise seine Regel von
den Sacramentlichen Reden / welche man in der Kirchen führen / vnnd den streit
vom Abendmal darnach erklären sollte / an keinem ort heiliger Schrifft
fürgeschriben / sonder von jhnen den Zwinglianern selbs jhren Irthumb
zuuerbergen erfunden . Dann ob wol die Sacrament in ettlichen stucken gleich sind
/ als / daß allenthalben ein eusserliches Zeichen / vnnd ein Wort GOttes ist /
Item / daß allenthalben Christus mit seinen Gutthaten würdt fürgetragen / vnnd
den gläubigen zu geeignet / vnnd daß allenthalben die verheissung würdt
versigelt / ( welches alles in vnsern Kirchen trewlich gelehrt würdt ) jedoch
dieweil sie Christum nicht auff einerley weiß mit den sichtbarn Zeichen zueignet
/ so ist es vnmöglich / daß man sie alle nach einer Regel ohne Irrthumb richte .
Dann jetzt vom Nachtmal zureden Pag. 227 . /
solten wir nicht auß disen worten ( das ist mein Leib ) ein vngewonliche gleichwol
auch Sacramentliche Reden machen / welche andern Sacramentlichen Reden vngleich
were / so doch Hanfeld dergleichen in gantzer heiliger Schrifft keine weisen kan
/ da Christus von einigem Sacramentlichen Zeichen gesagt hette : Nemet / esset /
das ist mein Leib ?
Dann daß er erstlich das Sacrament der Beschneidung bringt / stehen Pag 224. Gen. 17 . die wort beim Mose also : So
halte nun meinen Bund / du vnnd dein Samen nach dir / bey jhren Nachkommen . Das
ist aber mein Bund / den jhr halten sollen zwischen mir vnnd euch / vnnd deinem
Samen nach dir . Alles was Männlich ist vnter euch / soll beschnitten werden .
Dasselb soll ein Zeichen sein des Bunds / zwischen mir vnd euch . Hie ist nicht
allein ein vngleichheit / wann mans auff das Nachtmal ziehen wollte / dieweil
des Leibs vnnd Bluts Christi nicht / auch keins essens vnnd trinckens gedacht
würdt / wie es dann im alten Testament nicht köndte sein : sonder es braucht auch
Hanfeld disen Betrug / daß er die wort / das ist mein Bund / vnnd die folgende /
das ist das Zeichen des Bunds / will gleich machen : so doch in der ersten Red /
nicht das eusserlich Werck allein / nemlich / die Beschneidung der Vorhaut /
sonder auch zugleich die vorgehende angehenckte verheissung GOttes begriffen ist
/ welche verheissung er auch seinen Bund nennet / ehe er dem Abraham die
Beschneidung hette befohlen / da er sagt : Ich hab meinen Bund mit dir . Aber in
der an-
dern Red sihet der HERR auff das
eusserliche Werck / die Beschneidung der Vorhaut / vnnd dises nennet er ein
Zeichen seines Bunds / aber doch kein Bedeutungszeichen vnnd Gegenbild / allein
der jnnerlichen Beschneidung / wie Hanfeld meinet / sonder ein Sigill der
Gerechtigkeit / wie es Paulus außlegt / durch welches / als ein mittel / der
HERR seine verheissung vnnd Gnad appliciert / zugeeignet / versiglet / vnnd
bekräfftiget hat . Darumb hat dises Zeichen nicht nur den Namen der bezeichneten
verheissung getragen / sonder als ein Mittel dieselbige kräfftiglich gewürckt
vnnd zugeeignet .
Pag 224.
GLeich / vnnd vil grössern Betrug braucht Hanfeld auch mit Mosis worten vom
Osterlamb . Dann daselbs stehet nicht : Exod.
12 . Es / das Osterlamb / ist des HERRN Passah oder Vberschritt : sonder
nach dem der HERR jhnen fürgeschriben / mit was Ceremonien vnnd Geberden sie das
Osterlamb essen sollen : setzt er drauff : Es ist des HERRN Passah / das ist / der
HERR würdt in diser nacht vbergehen . Das stehet aber vom Osterlamb selbs / es
sey das Passah Opffer des HERRN / das ist / sie haben ein solches Lamb geopffert
/ zu der zeit / als der HERR in Egypten sey vbergangen . So stehen auch die
andern wort Hanfelds ( das Blut des Osterlambs soll ein Zeichen sein an ewern
Häusern / daß ich fürüber gehe ) nicht also in Mose / sonder / das Blut soll ewer
Zeichen sein an den Häusern / darinnen jhr seidt / daß / wann ich das Blut sehe
/ ( welche wort Hanfeld außgelassen ) für euch vbergehe .
Darumb so ists gar nicht die Meinung / daß des Osterlambs Blut den Israeliten ein
Zeichen / Bedeutung / Gegenbild des Vberschritts selbs sein soll / sondern dem
HERRN soll es ein Zeichen sein / daß im selbigen Haus Israeliten sein / vnnd
er also ohne schaden fürüber gehe . Daß also dise wort Mosis / weder mit dem
Nachtmal / noch andern Sacramentlichen Reden sich reimen / welches auch nicht
wunder ist / dieweil der Zwingel dise außlegung Hanfelds in eim Traum von eim
vngewissen Geist gelernet hat . Aber darauß mag man sehen / was dise Leut für ein
gewissen bey jhrer Sachen haben / dieweil sie so genaw alles zusamen raffen /
dieselbige zubeschönen .
WIt dem Sacrament des Tauffs gehet Hanfeld auch Pag.
223 . so redlich vmb . Dann er gibt für / daß Christi Blut nicht
anderst im Nachtmal sey bey dem Kelch / als es im Tauff beim Wasser ist . So doch
weď Christus noch die Apostel vom Tauffwasser gesagt haben / das ist mein Blut /
wie es Christus im Nachtmal vom Wein gesagt hat / das ist mein Blut des newen
Testaments . Darumb / ob wol beim Tauffwasser Christi Blut auch warhafftig ist /
( dann wir freylich ohne das Blut Christi in der Tauff von vnsern Sünden nicht
gereinigt werden ) so muß man doch bekennen / daß es auff vil ein andere weiß
beim Kelch des Abendmals sey / dieweil wir hie ein klares wort vnnd Pag 224 . verheissung dauon haben . Darnach / das
noch gröber ist / zeucht er die Sprüch von der heiligen Tauff / das sie ein
abwäschung sey der Sünden / ein Bad der Widergeburt / vnnd ernewerung des
heiligen Geists / ein reinigung durch Christi Blut / etc. allein auff das
Tauffwasser / vnnd legt es auß / das Tauffwasser habe nur den namen / oder sey
ein Bezeichnus vnnd Bedeutung diser abwäschung / Widergeburt vnnd reinigung . So
doch der heilig Geist nicht nur das Wasser / sonder die gantze Handlung ein
abwäschung / Widergeburt vnnd Reinigung hat genennet / da dann keine Bezeichnus
vnd blosser Nam ist / sonder die gantze Handlung des Tauffs ist / ist warhafftig
dise abwäschung der Sünden / dise Widergeburt des Geists / dise reinigung mit
Christi Blut .
Am vnuerschämsten aber ist es / da er schreibt / wir selb sagen : In den Pag 228 . Reden vom Tauff sey kein vngewohnliche
praedication / ( oder Red ) vnnd daß solcher ein andeutung vnnd versiglung sey
vnserer erlösung / durch das Blut Christi volbracht . So doch die vnsere nie
haben gelehrt / daß der Tauff ein bedeutung des Bluts Christi sey . Dann daß wir
in eim Gesang singen : Das Aug allein das Wasser sicht / etc. verkehrt vns
dasselb Hanfeld boßhafftig / in dem er dise wort : Der Glaub im Geist die Krafft
versteht / des Blutes Jesu Christi / auff ein bedeutung will ziehen / so sie
doch gleich in folgenden worten ( vnnd ist für jhm / nemlich / für dem Glauben /
ein rote Flut / von Christus Blut geferbet ) sich erklären / daß sie nichts
anders wöllen anzeigen / als daß menschliche Vernunff nit möge verstehen / wie
Wasser vns könne reinigen von Sünden / aber durch den Glauben verstehen wir /
daß im Tauff nicht bloß Wasser / sonder zugleich das Blut Christi sey / dardurch
das Tauffwassers gleichsam ge-
ferbt / ein solche
Krafft empfahe von Sünden vns zureinigen . Darumb freylich auch dises ein
vngewohnliche praedication / ( Red ) für vnser Vernunfft ist : der Tauff ist ein
Bad der Widergeburt / vnd ernewerung des Geists : Aber für dem Glauben ists nicht
vngewohnlich . Sihet also der Christliche Leser hierauß / wie die Sacramentliche
Reden von der Beschneidung / Osterlamb / vnnd heiligen Tauff so gar nichts zu
Hanfelds vermeinten außlegung des Nachtmals thun / vnd warumb wir dieselbige im
streit vom Abendmal nicht können zulassen .
Auß welchem aber gar nicht folget / daß wir in disen worten / das Pag. 225. 226 . ist mein Leib / das ist mein Blut /
gar keine Sacramentliche erklärung zulassen . Dann was der vnsern Lehr hieuon sey
/ ist oben angezeigt / nemlich / daß das Brot sey Christi Leib / vnnd der Wein
Christi Blut / nicht also / daß Brot vnd Wein seinem Wesen vnnd Natur nach in
den Leib vnnd Blut Christi verwandlet / sonder durch Sacramentliche / aber nicht
Zwinglische / sonder wahre Vereinigung vnnd Gegenwart des Leibs vnd Bluts
Christi bey Brot vnnd Wein . Darumb es nicht auß vnser Lehr Pag. 225 . folget / sonder Hanselds gedicht ist /
daß der Wein vnser lößgelt / vnnd für vns vergossen sey . So vil von den
Sacramentlichen Reden .
Pag. 229 .
Von demselben kompt er wider auff die wort der Einsatzung / vnnd sagt / Christus
habe mit denẽ worten / das thut zu meiner gedächtnus / die vorige
/ das ist mein Leib / wöllen außlegen . Dañ dise wort / sagt
Hanfeld / het er nicht hinzu gethon / wann das Brot sein Leib wesentlich / oder
er im Brot vnnd Wein sein wöllen . Da er vns abermal auffdichtet / als ob wir auß
dem Brot durch seines wesens verwandlung den Leib Christi machten / oder
Christum in das Brot raumlich einschlössen / welches die vnsern nie haben
gelehrt . So vil aber die gedechtnus Christi betrifft / darauß er schliessen will
/ daß er nicht bey vns sey / lehren die vnsern auch / Pag 230 . er seie auff dise weise nicht da / welche Hanfeld hie
beschreibt / nemlich / wie ein Freund beim andern sichtbarlich / vnnd nach
jrdischer weiß zugegen ist . Dann dise sichtbare jrdische Gegenwart / hat er vns
durch die Himmelfahrt entzogen : vnd auff dise sihet Paulus / da er vns heißt des
HErrn Tod verkündigen / biß daß er kompt / nemlich / sichtbarlich zum Gericht .
Daß er aber mit seinem Leib auff keine andere weiß jetz bey vns im Nachtmal sey
/ dieweil er nicht jrdisch vnd sichtbarlich da ist / das stehet jme Hanfelden
zubeweisen .
Ob aber folge / wann wir in disen worten / das ist mein Leib / auff den Pag. 232. 233. 234 . Buchstaben dringen / daß
Brot vnd Wein keine Sacramenta vnd heilige Wortzeichen sein / vnnd daß wir
müssen eine vbergebung des Leibs in dem Brot / oder die erschaffung eines newen
Leibs gestatten / wider die Artickel des Glaubens / welches alles Hanfeld für
ein sonderlichen vnnd starcken beweiß seiner meinung wider vns setzet / ist auß
hieuorigem offenbar . Dann die vnsern lehren nicht / daß Brot vnd Wein allein
Sacramenten Pag. 232 . vnd göttliche
Wortzeichen sein / sonder dz sie mit dem Leib vñ Blut Christi
Sacramentlich vereinigt / Sigill vnd Wortzeichen sein Göttlicher Gnaden . So
setzen sie auch zu den worten / das ist mein Leib / das wörtlin /
substantialiter / ( wesentlich ) nicht in Zwinglischem verstand / daß das Brot
nach dem wesen Christi Leib / vñ daß beide nach dem wesen eins
weren / sonder sie sein eines Sacramentlich / da jedes sein wesen behelt / aber
in disem Sacrament zu Göttlichem gebrauch vereiniget sein / wie sie auch mit dem
wörtlin / im Brot / kein raumliche einschliessung / sonder allein die
erstbeschribne Pag. 232 . Sacramentliche
vereinigung wöllen verstanden haben . Vnnd so vil von den worten der Einsatzung .
ES bringt aber allhie Hanfeld ein notwendige frag / warumb Pag. 236 . Christus im Abendmal nicht hab gesagt
/ das ist ein Zeichen meines Leibs / sonder / das ist mein Leib . Dann wer da
hört / daß sein Leib vnd Blut allein bezeichnet vnd bedeutet werde ( nach der
Zwinglianer meinung ) durch Brot vnd Wein / dem fellt nicht vnbillich zu /
Christus sollte auch anderst geredt haben . Aber mit den zwoen vrsachen Pag 236. 237. 238. / die er setzt / vnd mit den
Exempeln von der Beschneidung / Osterlamb vnd Tauffe / damit ers erklärt /
hilfft er nit allein der sach nicht / sonder zeigt abermal gnugsam an / was er
von den eusserlichen zeichen der Sacrament / welche ein außgetruckte angehenckte
verheissung habẽ / halte / vñ was für einen
vortheil er jhnen gebe vor andern natürlichen dingen / mit welchen Christus
seine göttliche gnad auch hat abgebildet . Dañ die eusserliche
Zeichen / sagt er / habẽ erstlich ein ehnlicheit vñ vergleichung mit den bezeichneten Gütern / als die beschneidung des fleischs
/ mit der beschneidũg des hertzens : das Osterlamb mit Christo dem
Lam̃ Gottes : das Tauffwasser mit dem blut Christi : brot vñ wein / leibliche Speisen mit Christi leib vñ blut
dẽ geistlichẽ speisen / darum̃
hat Christus gesagt / das ist mein leib . Wolan der Matth. 13 . 1. Pet. 1. Johan. 15 . samẽ hat auch ein
ehnlicheit vñ vergleichũg mit Gottes wort / der
weinstock
Christo / die Reben am Weinstock mit Christi
geistlicher vereinigung mit vns / vnnd also anders mehr . Soll oder kan man
darumb auß disem vnd andern mehr vergleichungen anzeigen oder beweisen / was im
Abendmal für Speiß vnnd Tranck gegeben werde / welches nirgend anders her / dann
auß den worten der Einsatzung geschehen kan .
Fürs ander / sagt er / hat Christus das Brot seinen Leib genennet / vnnd nicht
nur ein Zeichen desselbigen / auff daß vns die eusserlichen Zeichen der
Sacramenten desto gewisser in vnsern Hertzen versichern / daß der HERR so
warhafftig die himmelische Gab vns mitgetheilt hab / vnnd auch jetzmals / wann
wir die Wortzeichen empfahen / mittheile / als wir mit augen sehen / vñ den eusserlichen sinnen begreiffen / daß vns die Wortzeichen
gegeben werden / vnd also soll vmb der ehnligkeit vnnd vergleichung willen die
Beschneidung vnd Osterlamb den Juden ein versicherung der göttlichen Gnad im
Hertzen gewest sein / wie auch vns der Tauff vnnd das Abendmal .
Wolan / der Samen kan dem Bawrsman sein Hertz vnnd Sinn auch erwecken vnnd
vergwissen / wie auch der Weinstock vnd die Reben / daß GOtt den Samen seines
worts in der gläubigen hertzen / so warhafftig Esa.
55. Johan 15 . wöll lassen fruchtbar sein / vnnd Christus die gläubigen
so warhafftig in sich pflantzen / so warhafftig der Samen auff dem Acker Frucht
bringt / vnd die Reb an dem Weinstock gepflantzt ist . Daß also diser vrsachen
halben die Sacramentliche Zeichen keinen vortheil haben . Vnnd daß Hanfeld
möchte sagen / GOTtes Wort vnnd befelch an dise Zeichen gehenckt / machte den
vnterscheid / so hat der Samen auff dem Acker / der Weinstock vnnd die Reb im
Weinberg auch GOttes Wort der ehnligkeit vnnd vergleichung halben / Also daß
auch in disem fall ein schlechter vortheil ist / vnnd wo der Glaub nicht zu den
Sacramenlichen Zeichen kompt / so bekennen sie / die Caluinisten selbs / daß man
nit mehr empfahe / als leere Zeichen / im Tauff das Wasser / im Nachtmal Brot
vnd Wein . Dargegen aber / wo der Glaub dazu kompt / da empfahet er die
verheissene Güter nicht mehr oder weitter / ( nach Hanfelds Meinung ) bey den
Sacramentlichen Zeichen / als bey vorgesetzten Gemälden vnnd Abbildungen /
seitenmal ja allenthalben ein gleichheit ist in den Zeichen / im wort vnnd
verheissung / in den versprochenen Gütern / im Glauben vnnd versicherung
desselbigen . Darumb mag sich ein Christ wol fürsehen / daß er nicht ettwan die
Sacramenta gar verliehre / wann er mit Hanselden
wölte
glauben / daß Christus dise wort / das ist mein Leib / hette allein vom Zeichen
seines Leibs verstanden / aber vmb der Vrsachen willen / so Hanfeld gesetzt /
anderst geredt : Sonder eben darumb / weil Christus gesagt hat : Das ist mein Leib
/ vnd nicht / Das ist ein Zeichen meines Leibs / so soll ein Christ glauben /
daß Christus sein Gnad mit disen Zeichen auff vil ein andere weiß vns wölle
zueignen / als sonst durch andere ding / die auch jhr Ehnligkeit vnd
Vergleichung mit seiner Gnad haben .
Vnd was der Teuffel mit diser Gloß im Sinn habe / mag der Christliche Pag. 241. 242 . Leser darauß abnemen / daß
Hanfeld darff schreiben / es sey solcher Reden / wie sie Christus in der
Einsatzung gebraucht / vnser gantzes Leben voll / Pag.
243 . nach welchen gemeinen Reden vnd nicht anderst die wort Christi
sollen außgelegt werden . Als da ein Gemahlring werde genennet die Ehe : Pag 242 . Brieff vnd Sigel vber einem Vertrag
oder verkaufften Gut / der Vertrag oder das Gut selbst : Die Handgebung / die
Trew / die hohen Fest vnd Gedächtnus der Geburt / Aufferstehung vnd Himmelfahrt
Christi / der Geburtstag / Aufferstehung vnd Himmelfahrt selbst : Ein Stein / der
die Güter soll vnderscheiden / die Marck : Der ein ein Schuldtheiß / vmb des
Ampts willen / der ander ein Richter / die doch nur Menschen sein : Ein Testament
/ der letzte will : Ein Hafftgeltlin der Dienst selbs . Vnd darff also er dises
hohe Werck / so Christus kurtz vor seinem Tod fürnimbt / mit wolbedachtem mut /
seiner Kirchen zu Trost / den gemeinen weltlichen Burgerlichẽ
Händeln vnd Reden allerdings gleich machen : So doch nit allein der Person vnd
des Wercks halben so grosser vnderscheid dazwischen ist / als zwischen Gott vnd
vns Menschen / zwischen den Himlischen vnnd Irrdischen weltlichen Gütern vnnd
Händeln : Sonder auch dise Reden selbst / so Hanfeld bringet / zum theil gar
nicht im Brauch sein / zum theil aber durch sein bezeichnen vnnd bedeuten nicht
können außgelegt werden . Dann wann ein Junger Gesell einer Jungfrawen einen
Gemahlring gibt / so sagt er nicht / das ist die Ehe / sonder das gib ich dir
auff die Ehe . So bedeutet ein Schudtheiß nicht nur ein Schuldtheissen / sonder
er ist warhafftig der Schuldtheiß selbst / Also ein König vnd Fürst . Es were
dann / daß Hanfeld einen Schuldtheissen / König oder Fürsten in eim Spil oder
Gemäld verstanden habe . Ein geschriben Testament bedeutet nicht nur den letsten
willen / sonder es ist der letzte will des Testierers selbst . So nun in disen
weltlichen Reden / das ( ist ) muß bleiben / vnd kan nit durch ( bedeutet ) erklärt
werden / wie vil mehr sollen wir Christo sein
IST
lassen bleiben / vnd es nicht durch bedeutet außlegen . Aber dise Leut gehen mit
der Bibel vmb / nicht anderst / als obs nur ein Mensch hette geredt vnd
geschriben / darinnen zuendern / zumindern vnd zumehren / was jhrer tollen
Vernunfft zuwider ist . Vnd schewen sich so gar nichts / Pag. 242. 243 . daß Hanenfeld auch darff schreiben
/ das Brot des Nachtmals sey eben Christi Leib / wie das Fest des Geburtstags
Christi der tag selbst sey / an welchem CHRISTVS geboren ist . Item / wann wir
glauben / Pag. 244 . daß Christus nicht nur mit
Brot vnnd Wein / sonder auch mit seinem eigen Leib vnnd Blut vns der Verzeihung
der Sünden vnnd des ewigen Lebens versichere / so sey es ein anzeigen des
mißtrawens . Dann wir wöllen Gott nicht glauben / er gebe vns dann höhere Zeichen
vnnd Psand seiner Gnaden / als die Menschen einander geben . Vnnd muß also das
jhenig jhm Sünd sein / dafür wir doch vil mehr Gott sollen dancken / der vnsern
schwachen Glauben vnd Mißtrawen mit so hohen Himlischen Vnderpfanden so
gnädiglich widerumb will auffhelffen vnnd stercken .
LEtstlich / damit jhm ja in den worten der Einsatzung nichts dahinden bleib / muß
jhm auch das wort Testament herhalten Pag.
245 . / vnd schreibt / wir Lutherischen dringen so hat darauff / vnd wissen
doch selbst nicht / was ein Testament sey . Nun dringen wir Gal 3 . anderer gestalt nit darauff / als daß wir
mit Paulo sagen : Verachtet man doch eines Menschen Testament nicht / wann es
bestettiget ist / vnd thut auch nichts darzu . Weil nun Christus Gott vnd Mensch
ist / vnnd die Einsatzung des Abendmals sein Testament vnd letzter will / so
sollen wirs auch nicht verachten / vnd nichts darzu thun / sonder die wort / als
wort eines Testaments / einfältig annemen . Vnd darauff solte billich Hanfeld
Pag. 246 . geantwortet haben . Was aber das
wort Testament betrifft / endern wir desselbigen eigentlichen vnd gewohnlichen
Verstand gar nicht / ob wir schon sagen / Christus Leib sey leiblich vnnd
wesentlich im Nachtmal . Dann es würdt solchs wort ( Testament ) hie für die gantze
Handlung vnnd Einsatzung genommen / da Christus sein letzten willen verzeichnet
/ Verzeihung der Sünden durch sein Tod vnd Blutuergiessen / als ein vertestiert
Gut / vns vermacht / vnd mit Brot vnd Wein sein Leib vnd Blut / als das Sigel /
angehenckt hat an disen Brieff / vnd gar nit ( wie Hanfeld dafür helt ) für diser
Stuck eines allein . Er aber / Hanfeld / ist der / so den rechten vnd
gemeinen Verstand dises worts Testament verkehrt / in
dem er schreibt / Pag 247 . Christus habe allein
den Kelch vnd das Brot also genennet . Dann das Sigel allein ist kein Testament /
sonder Brieff vnd Sigel mit einander .
Also ist auch Brot vnd Wein allein das Testament Christi nicht / sonder dise
gantze Handlung vnd Einsatzung Christi / welche erstlich die verheissung der
Verzeihung der Sünden / vnnd darnach die angehenckte Pfand vnd Sigel derselbigen
/ nemlich / Christi Leib vnd Blut mit Brot vnd Wein begreiffen . Vnd weil er /
Hanenfeld / die wort ( Nachtmal vnd Testament ) für eines braucht / vnnd jhme Brot
vnd Wein des Nachtmals muß dises Testament sein / gibt er abermal damit
zuuerstehen / was er von der Gegenwart des Leibs vnd Bluts Christi im Nachtmal
halte / dauon oben gesagt / vnd jetzt weitter soll geredt werden . Dann vom wort
Testament kompt er wider auff die Sacramentliche Reden / vnnd will / Pag. 249 . man soll in disem Streit des heiligen
Geistes wort allein brauchen / als / daß er die Sacrament Zeichen / Gedächtnus /
Sigel nennet / aber die andern wort ( vbernatürlich / wesentlich / leiblich )
vnderlassen . Nun ists kein Regel der heiligen Schrifft / daß wir gar keine
andere wort brauchen dörffen / als die der H. Geist gebraucht hat / sonder da
allein die Lehr recht ist / sein wir an die wort nicht also gar gebunden . Vnd
müssen die vnsern die vorgesetzte wörtlein / wesentlich / leiblich /
vbernatürlich / Himlisch / brauchen / damit sie jhnen / den Caluinisten /
begegnen / vnd erklären können / daß im Nachtmal nicht nur Brot vnd Wein /
sonder auch Christi Leib vnd Blut gegeben werden / gleichwol nicht auff
natürliche / sonder vbernatürliche Himlische weiß . Auch da es so vnrecht ist /
nicht eben des H. Geistes / sonder auch andere wort / die doch eines gleichen
Verstands mit denselbigen seind / gebrauchen : Warumb bleibt er / Hanfeld / nicht
selbst dabey / sonder erklärt die wort [ Zeichen vnnd Sigill ] mit andern seinen
vnd nicht des heiligen Geistes worten / als / Gemäld / Gegenbild vnd Gleichnus .
Aber darumb mag er jene wort / wesentlich / leiblich / vbernatürlich / nicht
leiden / dieweil sie seinen Irrthumb vom abwesenden Leib Christi entdecken /
welches dise wort Gemäld / Gegenbild / Gleichnus / nicht thun / sondern vil mehr
beschönen . Darumb der Christliche Leser abermal wol erinnert sein wölle / daß
Hanenfeld kein wahre Gegenwart im Nachtmal glaube / wie scheinlich er auch
dieselbige Pag. 231 . fürgibt / vnnd
schreibt / sie haben nicht nur bosse Gedancken beim
253 . Abendmal . Item / sie haben ein solche
Gedächtnus Christi / da nicht leere Zeichen ohne die Gaben / sonder die Gaben
selbst so gewiß vnd vil gewisser / dann die Zeichen selbst sein . Item / sie
verlaugnen nicht / daß Christus 256 . mit seim
wahren Leib vnd Blut im Abendmal sey . Dann dise wörtlin / Gemäld / Gegenbild /
Gleichnus / zeigen an / daß er kein andere Gedächtnus Christi im Abendmal glaube
/ dann wie einer bey einem Gemäld eines abwesenden oder verstorbenen Menschen
gedencket : Also gedencken wir / nach seiner meinung / Christi im Abendmal auch /
der doch Pag. 303 . mit seim Leib droben im
Himmel sey / vnnd suchen jhn daselbst mit dem Glauben . Nun hat Christns sein
Abendmal nicht im Himmel eingesetzt / sonder auff Erden / wie es dann auch noch
auff Erden gehalten würdt . Dagegen ist sein Leib ( nach Hanfelds meinung ) an
keinem ort / als im Himmel . Darauß jetzt folget / daß er / Hanenfeld / Christi
Leib auß dem Abendmal außmustere . Vnnd ob er wol den Glauben fürwenden möcht /
so folget nicht / wann Christi Leib im Himmel bleibend dem Glauben zugegen sey /
so sey er auch im Nachtmal . Dann der Glaub ist nit das Nachtmal / noch auch das
Nachtmal der Glaub . Vnd hieher gehört Pag.
267 . auch sein relatio , das ist / Gegenuersprechung oder Gegenlaut / so er
im Abendmal machet . Dann neben dem / daß der heilige Geist diß wort auch nicht
gebraucht / vnd das Nachtmal niendert ein relation genennt / so ist dise
relation / wie er sie selbst beschreibt / nichts anders abermals / als daß der
Glaub vom Brot vnd Wein im Nachtmal sich hinauff in Himmel schwinget vnd zeucht
/ vnd daselbsten Christi Leib vnd Blut geniesset / damit er ja widerumb Christum
mit seim Leib vnd Blut vom Abendmal hie auff Erden außmustert . Vnnd gelten hie
seine Vrsachen gar Pag. 273. 274 . nichts / die
er fürbringt / dise seine meinung zubestettigen . Als erstlich / daß im Nachtmal
keine leistung der Himlischen Gaben könne gehalten werdẽ / wann
der ein theil brüchig / das ist / vnglaubig vnd vnbußfertig bleibt / vnd es
erklärt mit Gleichnussen von Oberkeit vnd Vnderthanen / dem Breutigam vnd seiner
Braut : Welches wahr ist / wann er durch die Himlische Gaben / Verzeihung der
Sünden / vnnd ewigs Leben verstehet / Aber gar nicht / so ers verstehet vom
wahren Leib vnnd Blut Christi . Johan. 6 . Dann
Christus hat zwar den Glauben gefordert in der Geistlichen niessung seines
Fleischs vnd Bluts . Darumb auch dise wol möchte ein relation genennet werden /
das ist / ein solcher Gegenuerspruch / da gleichwol Christus sein Fleisch vnd
Blut vns geben will / wir aber es nicht mögen
empfahen
nützlich / vnd zu vnser Seligkeit / wo ferrn wir nicht glauben . Da aber würdt
Hanfeld auß keinem Euangelisten beweisen / daß Christus in Einsatzung seines
Sacraments ein relatiuam praesentiam & exhibitionem ( ein solche
Gegenwart vnd niessung seines Leibs ) habe gemacht / dazu vnser Gegenspruch vnd
Glaub von nöten sey / sonder er sagt allein : Nemet / esset / das ist mein Leib /
vnd stehet nicht dabey / so ferr jhr glaubet .
DAß er aber zu erhaltung der Geistlichen Niessung allein Pag. 262. 263 . hieuor fürgibt / man müsse
Christi Leib greiffen vnd sehen können / wann er leiblich da were / vnd genossen
würde : vnd sey Rotwelsch / wann wir sagen / daß ein Leib ohn ort vnd
vnbegreifflich sein soll : wie auch dargegen nicht wahr sey / daß ein Geist nach
seinem wesen sichtbar vnd greifflich sey : Heißt erstlich vns das wort / leiblich
/ nicht raumlich vnd natürlich / ( wie dem Hanfeld ) sonder warhafftig vnnd
wesentlich / vnnd wöllen allein sagen / Christus seie nicht nur mit seinem Geist
/ sonder auch mit seinem Leib im Nachtmal . Daß aber Hanfeld auff das wort /
leiblich / dringet / vñ ferrner fürgibt / es könne kein Leib
vnsichtbar vnd vnbegreifflich sein : soll Hanfeld vnnd alle seines gleichen
Philosophische Theologen vnnd Caluinisten wissen / daß dise vnnd dergleichen
Scheinargumenta / auß der witzigen Vernunfft vnnd Philosophia genommen / alle
auff ein Hauffen ( da sie doch auch in der Philosophia den Stich nicht durchauß
halten mögen ) der Wichtigkeit vnd Vermögens in Ewigkeit nicht sein / daß sie
Gott sein Hand verkürtzen / vnnd Allmacht absprechen möchten / daß er nicht alle
ding nach seinen Verheissungen / so oder anderst / schaffen vnd leisten köndte .
Wir halten vns an Gottes außgetruckte klare wort / vnd lassen Hanfeld speculiern
/ so lang vnd spitzfündig er jmmer kan oder lust hat .
VNnd eben damit ist auch geantwortet auff das / so er Pag. 263 . schreibt / Christi Reich sey Geistlich / darumb sey er
nicht leiblich da . Dann das Geistliche Reich Christi würdt allein den Reichen
diser Welt / welche auff natürliche weiß verwaltet werden / entgegen gesetzt .
Vnd da Hanfeld das wort Geistlich also verstehet / so gestehe Pag. 265 . ich jhm / daß Christus mit seim Leib
allein Geistlich / das ist / nit auff natürliche jrrdische weiß / nach art diser
Welt / zugegen sey : da ers aber verstehet Pag. 266.
267 . allein vom Geist vnd der Krafft des Leibs Christi / so ist es
nit wahr .
Pag 263. 264
EBen so wenig hilfft jhn / daß er schreibt / wann dise Gegenwart vnd essen
leiblich were / vnd mit dem Mund geschehe / so hetten die Vätter im alten
Testament Christum nicht gessen / weren auch nit selig worden / wie auch jetzt
die junge Kinder . Dann die vnsern sagen nit / daß man Christum allein leiblich
esse / vnd dises allein selig mache / darauß dann Hanfelds Schlußred folgete :
Sonder es ist oben angezeigt worden / daß zweierley essen Christi sey / Ein
Geistlichs / dauon Joh. 6. gehandelt würdt / welchs zur Seligkeit notwendig ist :
vnd ein Sacramentlichs / welches zur Seligkeit nicht notwendig ist . Aber eben
damit verraht sich Hanfeld widerumb / daß er kein Gegenwart Christi im Nachtmal
glaube / in dem er vns vnd die Vätter im alten Testament will gleich machen . So
doch offenbar ist / daß sie gleichwol einen Christum mit vns Geistlich haben
gessen / ( wie D. Luther sagt ) Aber dagegen auff vil ein andere Heb. 10 . weiß / als wir im newen Testament / jhene
allein im Fürbild / wir aber jetzt den Leib selbst .
Pag. 282 283 .
DAß er letstlich schreibt / im ewigẽ Leben werde Gott auch vnser
Speiß sein / welchen wir dannoch nicht leiblich niessen werden / thut auch
nichts zu seiner sachen . Dann weil wir jetzo Christi Leib nicht allein / sonder
von wegen Brots vnd Weins mündlich vnd leiblich essen / vnd aber Brot vñ Wein / wie auch dises gantze Sacrament / dazumal würdt
auffgehebt sein : so würdt auch dises leiblich vnd mündlich essen aufhören . Vnnd
wann dises Argument solte wider das mündlich essen gelten / so müste Hanfeld
auch bekennen / daß wir durch den 1. Cor.
13 . Glauben Christum jetzo nit essen / sintemal auch derselbig im ewigen
Leben auffhören würdt . Aber darauß ist wider zusehen / wie genaw diser Gesell
alles Pag. 266 . zusammen raffe / vnd wie gar
nichts er sich schäme / also daß er auch zur erhaltung seines vermeintẽ Geistlichẽ essens / die wort Christi : Das Fleisch
Joh. 6 . ist keinnütz / der Geist ists / der
da lebendig macht / auff sein heiliges Fleisch darff ziehen / daß es leiblich
genossen keinnütz were : So doch Christus sich selbst außlegt / daß er nicht vom
H. Geist / sonder vom Geistlichen verstand seiner wort rede / vnd nicht sagt /
Mein Fleisch ist keinnütz ( von welchem er zuuor gesagt hat : Wer mein Fleisch
jsset / etc. der hat das ewige Leben ) sonder Pag.
267 . allein / das Fleisch ist keinnütz . Ist also ein grewliche
Gotteslästerung / daß er dise wort auff Christi lebendigmachend Fleisch ziehen
darff .
Pag. 276. 285. 286 .
Auß welchem allẽ jetzt offenbar ist / daß er / Hanfeld /
fälschlich schreibt / Christus sey nur Geistlich zugegen . Item / Christi Fleisch
vnd Blut im
Sacrament essen sey / an jhn glauben : daß
er auch das 6. Cap. Johan . auff das Sacramentliche essen ziehet / seittenmal
Christus von keinem solchen daselbsten redet : wie auch / daß er den Spruch S.
Augustini / [ Christum Pag. 277 . essen vnd
trincken / heiß in Christo bleiben / vnnd widerumb / Christum in sich bleibend
behalten ] fälschlich anziehe / dieweil Augustinus daselbst das 6. Cap. Johan .
außlegt / vnd auch von keim Sacramentlichen / sonder allein vom geistlichen
essen Christi durch den Glauben / redet .
NOch ist zum Beschluß vorhanden ein frag / welche Martinus Pag. 290 . / der vermeinte Lutheraner / fürbringt
/ wie es nemlich kom̃e / daß Christi Fleisch vnd Blut ein ewige
Speiß vñ Tranck sein / vñ nimmer abnemen ? Darauff
antwortet Hanfeld / dise frag komme auß vnserer / der Lutherischen leiblichen
Gegenwart / vñ mundtlichen essen vnnd trincken des Fleischs vnd
Bluts Christi / das ist / ( wie er dise Gegenwart vnd essen verstehet ) auß der
natürlichen / irdischen / Capernaitischen Gegenwart / vnd mundtlichen essen . Nun
laß ich die Gleichnus von einer järlichen oder wochenlichen Spend / die nimmer
auffhört ( welche ettliche der vnsern sollen gebraucht haben ) weil Hanfeld den
Authoren nicht nennen dörffen oder können / auff jhm selbs / als sein eigen
Gedicht / beruhen / So laß ich auch seine Antwort / wie Christi Fleisch
geistlich genossen / nimmer Pag. 291. 292. 293.
294 . auffhöre / in jhrem werth bleiben . Allein solle hie diß wol gemerckt
werden / daß Christi Leib von des mundtlichen essens wegen / nicht auffhöre /
vnd weder kleiner noch grösser dörff werden . Dañ gesetzt ( welches
doch die vnsern nie geglaubt noch gelehrt haben / das dann Hanfeld wol mercken
soll ) Christi Leib mundtlich essen / heisse jhm natürlich essen / vnd Hanfeld
wöll darauß schliessen / der Leib Christi het lengst abgenommen vnd auffgehört /
wañ er schon so groß were gewesen / als der grössest Berg in
der Welt . So frag ich jhn / wie gros die fünff Brot gewesen sein / mit welchen
Christus Johan. 6. fünfftausend Menschen
gespeiset hat ? Sein sie nicht nur so groß gewesen / als sonst gemein Beckenbrot
/ dann es hats ein Knab getragen ? Dannoch hat Christus fünfftausend Menschen
dauon gesättiget / vnnd haben nicht allein nicht abgenommen / sonder es ist auch
mehr vberbliben / als es anfangs gewesen war . Da doch er Hanfeld nicht sagen kan
/ wie es zugangen / dañ allein / daß der Euangelist meldet /
Christus habe von disen Broten / wie auch von zweien Fischen / außgetheilt / wie
vil er wollt . Ich frag jn auch / wie der Wittwen zu Zarphat Meel vnnd Oel so
lang hab können 1. Reg. 17 . wehren ? daß sie /
jhr Sohn / vnd der Prophet Elias haben dauon gelebt ? Es ist sein nicht so vil
gewesen / dann es stehet nun von einer hand vol Meel / vñ
von eim wenig Oel . Aber vom Wort des HErrn kam es /
daß das Meel im Cad nicht verzehrt ward / vnd dem Oelkrug nichts manglete . Hat
dañ Gott da verschaffen können / das Brot / Meel / Oel nicht
abgenommen haben / von wegen des natürlichen essens : hatte nicht auch Christus
ein solchs mit seim Leib schaffen können ? Wie vil weniger dañ
folgt jetz auß der vnsern Lehr vom mundtlichen essen / ein abnemen des Leibs
Christi / dieweil sie kein natürlichs / sonď ein vbernatürlichs / Sacramentlichs
essen desselbigen lehren / welches geschehe in mysterio / das ist / in eim
geheimnus ? Vnd sollte Pag. 291 . billich Hanfeld
auch da bedacht haben / daß diser Leib des Sohns Gottes Leib were / mit jm
persönlich vereinigt . Darumb jme dem Sohn Gottes nit schwer sey / denselbigen
ohn einiges zu oder abnemen vns mitzutheilen .
Aber hierauß sihet der Christlich Leser / daß wahr sey / was gleich im anfang
diser Warnung ist gemeldet worden / nemlich / daß Hanfeld durch Martinum / den
vermeinten Lutheraner / mehrertheils nit der vnsern Lehr / sonder sein eigen
Gedicht hah sürgebracht / allerley vngereimbts darauß geschlossen / vnd als dann
seinen Wegweiser darwider gerichtet / vnd deßwegen vortheilig vnd betrüglich die
einfältigen von der warheit hab wöllen abführen . Dargegen ist offenbar auß dem
andern theil diser Warnung / daß der vnsern Lehr vom Nachtmal / der leiblichen
Gegenwart Christi / vñ Sacramentlichen vñ
mundlichen essen seines Leibs / den Artickel vnsers Glaubens / den Worten vnd
Einsatzung Christi / vnnd der Lehr des H. Geists von Sacramenten / mit nichten
zuwider sey : Hanfeld aber vnd sein hauff ein solche Lehr vom Nachtmal / wie auch
von der Person Christi / führen / welche wider Gottes hell Wort sey : vnnd vns
Christen allen trost / den wir auß der Gegenwart Christi des Menschen / bey
seiner Kirchen vnnd heiligen Abendmal haben sollen / nemen . Der Allmächtig Gott
wölle den armen Caluinischen Leuten die augen auffthun / auff daß sie sich vor
disem vntrewen Wegweiser hüten / vnd jhrem einigen trewen Hürten / Christo in
seinem wort einfältig folgen / Amen .
Correctur .
Pag 4. lin. 9. für könne / liß können . 6. 26. dise. 7. 31. für der / den . 7. 10.
für wie solchs / etc. lise : Ist solches auß dem / so erst hieuor gesetzt /
offenbar . 11 , 13 für jhne / jhene. Ibid. lin. vlt. lise / vnd ist raumlich . 15.
11. welchen 19. 29 die jetz in beiden . 24. 28. wir sie . 25. 23. wölle . 27. 29
Idiomatum glauben 34. 28. für jhenen liß Item . 47. 17 daher man . 58. 10. fahrt
fort . 85. 15 . Rede. 92. für hat / hart 93. lin. vlt. blosse .