Rückblick.
Die stets im Wachsen begriffenen Auswanderungen aus Deutsch-
land haben zunächst die Frage nach den Ursachen und Wir-
kungen derselben hervorgerufen; eine Frage, welche in No. 36
u. f. unseres Blattes eine umfassende und gründliche Beantwortung
fand. welche auch im Separat=Abdrucke erschienen und zu haben ist. Eine zweite, mit dieser eng zusammenhängende Frage ist
die, ob der Auswanderung aus Deutschland Einhalt gethan werden
könne und müsse? -- Das Resultat der genauesten Forschungen
mehrerer von uns gebrachten Artikel und in unserer Zeitung be-
sprochenen Werke war übereinstimmend, daß der Auswanderung
kein Einhalt gethan werden könne, so lange das Ausland dem
Vaterlande gegenüber geistige und materielle Vortheile biete.
Würde dem Auswanderungslustigen in der Heimath
Dasjenige geboten, was seiner in der Ferne harrt,
so würde er bald aufhören ein Auswanderungslustiger
zu sein. Gibt man ihm das nicht, kann man ihm das nicht
geben, so ebne man ihm den Weg in die neue Heimath
dadurch, daß man ihm durch Rath und That auf seiner Reise
und bei seiner Niederlassung beisteht. Die Beförderung des Aus-
wanderers in die Hafenstadt, seine Einschiffung, Ueberfahrt, Lan-
dung und Niederlassung sind also Punkte, welche nicht reiflich
genug erwogen werden können, und denen daher auch verschiedene,
von großer Sachkenntniß und reger Theilnahme an dem Wohl
und Wehe der Scheidenden zeugende Aufsätze der Allg. Ausw.
Zeitung gewidmet waren, ( z. B. drei Artikel unter der Rubrik
„die Schiffsrheder und die deutschen Auswanderer“ in No. 10,
13 und 21 ) . Nun aber fragt es sich, ist es besser einzeln oder,
was dasselbe ist, in zwanglosen Gesellschaften, oder in
Vereinen auszuwandern, deren Mitglieder gewissen Gesellschafts-
statuten unterworfen sind? So oft diese Frage auch schon auf-
geworfen und besprochen wurde, stets waren es nur Theoretiker,
welche sich für Auswanderungs = Vereine oder Kolonieen erklärten,
während praktische, erfahrene Männer über jedes derartige Unter-
nehmen den Stab brechen, weil der Zug der Auswanderung sich
fast ausschließlich nach solchen Ländern richtet, deren Gesetze und
Jnstitutionen Freiheit athmen, weil daher der Zwang, welcher
den Kolonisten durch ihre Gesellschaftsstatuten auferlegt ist, dort
doppelt lästig fällt und bald genug unerträglich wird. Die Er-
fahrung hat auch durch eine Menge von Beispielen gezeigt, daß
Kolonieen in freien Ländern kein Bestehen haben.
So wie nun die allgemeinen, die Auswanderung betreffenden
Fragen gründlichen, leidenschaftslosen Forschungen in den Spalten
unserer Zeitung unterworfen wurden und ferner noch unterliegen
werden, so gingen wir auch auf das Speciellere ein, welches, je
nach dem Lande, wohin sich Auswanderer gewendet hatten, oder
wenden wollten, einer ganz besondern Prüfung bedurfte. Um
unsern Lesern einen gedrängten Ueberblick über das hierin Ge-
leistete zu geben, wollen wir jeden Welttheil einzeln betrachten.
Europa.
Jm Jahre 1845 ließen sich viele Süddeutsche und noch mehr
Schlesier durch lockende, von der russischen Regierung ausgehende
Aufforderungen verleiten, sich nach Polen zu wenden, um dort
das verheißene Eldorado zu finden. Beamten = Willkür, Sümpfe
und Haiden brachten die Bethörten bald an den Bettelstab, an
welchem die Meisten in ihr Vaterland zurückkehrten. Diejenigen,
welche dort blieben, leben in einer der Leibeigenschaft gleichkom-
menden Knechtschaft und können mit unermüdlichem Fleiße kaum
das erschwingen, was Regierung und Grundherren von ihnen
fordern. Um dieselbe Zeit zog Siebenbürgen, und ganz be-
sonders derjenige Theil desselben, welcher, der Abstammung seiner
Bewohner wegen, das Sachsenland genannt wird, eine nicht ge-
ringe Anzahl Deutscher, vorzüglich Würtemberger, an sich, von
denen jedoch eine Menge arm und getäuscht zurückkehrte. Man
fand die Ländereien theuer, die Abgaben nicht gering, wenn auch
nicht drückend, die Militärpflichtigkeit lästig; und selbst Diejenigen,
welche den ersten Jmpuls zur Auswanderung dahin durch einen
zu allgemein gehaltenen Aufruf hatten ergehen lassen, erklärten
später, man könne nur Landleute, und diese auch nur dann ge-
brauchen, wenn sie geschickt und vermögend wären. Dasjenige,
was wir in mehreren, die Sache erörternden Artikeln gegen Sie-
benbürgen als Ziel deutscher Auswanderung sagten, wiesen wir
als in noch höherem Grade gegen Ungarn und Galizien geltend
nach, wo überdieß noch ein allgemein verbreiteter Haß gegen die
Deutschen und in neuester Zeit unter dem Landvolke eine bedenk-
liche, schon in Unruhen ausgebrochene Stimmung wegen Robot-
pflichtigkeit herrscht. Von manchen Seiten her ist Galizien in
jüngster Zeit wiederum zur Ansiedlung für Deutsche empfohlen
worden; wir werden daher in einer unserer nächsten Numern
nochmals ausführlich darauf zurückkommen. -- Griechenland,
das seine Befreiung vom türkischen Joche deutschem Beistande
verdankt, seine Befreier und die deutschen Ordner seines Staats-
haushaltes aber auf die schmählichste Weise aus dem Lande wies,
dieses, von jedem Deutschen mit Mißtrauen betrachtete Reich,
wurde ebenfalls, und noch dazu von einem Deutschen, zur Anlage
einer deutschen Kolonie empfohlen. Schlechtes Klima und Mangel
an Schutz gegen die Willkür derjenigen Partei der Eingebornen,
welche die Krone ihres Königs zur Dornenkrone macht, waren
jedoch Gründe genug, um der Warnung der Allg. Ausw. Ztg.
vor dem Anschlusse an ein Unternehmen Nachdruck zu geben, dessen
Plan schon so unbestimmt abgefaßt war, daß man nicht einmal
daraus ersehen konnte, ob der darin als Abgeordneter der deut-
schen Kolonisten aufgeführte Hauptmann Hütz, oder ob die grie-
chische Regierung selbst an der Spitze desselben steht. Wie wir
erfahren, ist der „Abgeordnete der Kolonisten“, der Hauptmann
Hütz, bis jetzt der einzige Kolonist und wird, allem Anscheine nach,
auch wohl der einzige bleiben. Mit großer Freude wurde da-
gegen Preußens innere Kolonisation von uns begrüßt
und zu verschiedenen Malen das Beispiel dieses Staates, als der
Nachahmung werth, auch anderen deutschen Staaten dringend
empfohlen. Wir haben unser Augenmerk auf innere deutsche
Kolonisation mit besonderer Aufmerksamkeit gerichtet und werden
von den Fortschritten derselben unsere Leser stets unterrichtet halten.
Von den wiederholten Versuchen, die deutsche Auswanderung
nach
Afrika
zu lenken, hat unser Blatt keinem einzigen das Wort reden
können; es hat vielmehr eben so dringend vor Algier als vor
dem Capland gewarnt, ohne sich von den verführerischen Ver-
heißungen der Werber blenden zu lassen. Wo, wie in Algier,
beständiger Kampf wüthet, das Klima dem tropischen gleich oder
nahe kommt, da düngt der Deutsche den Boden mit dem Marke
seines Lebens ohne Bürgschaft dafür, daß die Früchte seines Flei-
ßes auch in seine Scheuer kommen. Gegen Ansiedelungen im
Caplande konnten wir des dortigen Klimas und der sonstigen
Verhältnisse wegen, nicht warnen; dagegen flößten die bisher uns
zu Gesichte gekommenen Bedingungen der Kolonieen - Unterneh-
mer uns gerechtes Mißtrauen ein. Dieses Mißtrauen ist in Be-
zug auf die von Hrn. J. Bergtheil in Port Natal be-
absichtigte deutsche Niederlassung jetzt geschwunden, da die früher
von ihm veröffentlichten, ihrer undeutlichen Fassung wegen, be-
denklichen Pachtbedingungen, in Wirklichkeit die von uns vermißten
Garantieen für den Ansiedler darbieten. Wir werden diesen Gegen-
stand in einer der nächsten Numern näher beleuchten.
Asien
ist kaum noch und nur mit verzagter Stimme für die Gründung
deutscher Ansiedelungen in Vorschlag gebracht worden. Selbst
der eifrigste Lobredner dieses Welttheils könnte wohl nur das
asiatische Rutzland empfehlen; wer möchte aber wohl unter
russischer Knute leben?! Jm verflossenen Jahre wurde von Holland
für Borneo geworben; über das Schicksal der dorthin Gewan-
derten ist uns aber zur Stunde noch keine Nachricht geworden,
und wir befürchten, daß unsere damals ausgesprochene Besorgniß,
Borneo werde das Siech = und Sterbebette deutscher Ackerbauer
werden, sich gleich bei den ersten dort Angesiedelten als eine nur
zu gerechte erwiesen hat.
Australien.
Der in Deutschland seit etwa zehn Jahren ganz besonders
rege gewordene und seitdem auf überraschende Weise zugenommene
Auswanderungstrieb hat sich auch diesen Welttheil schon zum Ziele
gesetzt, wohin er namentlich von englischen und darauf auch durch
deutsche Speculanten gerichtet wurde. Vandiemensland,
Neu=Seeland und die Chatham=Jnseln zogen auch wirk-
lich eine Anzahl Deutscher an sich, größtentheils arme Arbeiter
und Handwerker, welche die verheißenen hohen Arbeitslöhne dahin
lockten. Die von dorther aber einlaufenden Berichte sind eben
so viele Warnungen vor einer Nachahmung des gegebenen Bei-
spiels. Aus dem Theile Neu=Hollands dagegen, welcher die
Mitte seiner Südküste bildet und Süd=Australien genannt
wird, haben wir von Zeit zu Zeit erfreuliche Berichte über die
Fruchtbarkeit des Bodens, über die Zuträglichkeit des Klimas für
deutsche Ansiedler, über den Preis und die Absatzwege der land-
wirthschaftlichen Produkte ec. mitgetheilt, welche von einer glück-
lichen Lage der dorthin Gewanderten zeugen. Süd = Australien
ist jedoch eine englische Kolonie, in welcher der, von englischen
Speculanten betriebene Landwucher immer mehr überhand zu nehmen
scheint; wir haben daher schon auf die Vortheile hingewiesen,
welche deutschen Auswanderern erwachsen würden, wenn deutsche
Regierungen sich einen derjenigen Theile Neuhollands sichern würden,
welche noch von keiner Macht in Besitz genommen sind.
Amerika.
Richten wir zuerst unsern Blick auf Westindien, so sehen
wir, daß englische Philanthropie, welche die Emancipation der
Sclaven bewirkte und sich in maßlosen Schmähungen gegen die
Sclavenstaaten der nordamerikanischen Union ergeht, denen Groß-
britanien selbst denn Fluch der Sclaverei aufdrang, so sehen wir,
daß sie sich nicht scheut, Deutsche als Arbeiter für die westindi-
schen Kolonien zu werben. Wenige gingen in die Schlinge,
die ihnen den Tod brachte. Jn Südamerika schreiten wir
neben dem sich überall öffnenden Abgrunde der Revolution und
des Bürgerkrieges durch die La Plata- und die übrigen soge-
nannten Freistaaten hin, in deren keinem wir einen Punkt erblicken,
auf welchem dem Einwanderer Sicherheit für seine Person und
für sein Eigenthum geboten wird. Wir haben daher zu verschie-
denen Malen vor der Uebersiedelung dahin gewarnt, und müssen
diese Warnung auch für so lange noch auf Brasilien aus-
dehnen, bis dort dem Fremden Garantieen geboten werden, die
ihn zum Bürger, nicht blos zum im Reiche Geduldeten machen.
Jn Mittel = Amerika ward von Belgien aus die Gründung
einer Kolonie in Guatemala versucht, von Preußen eine solche
an der Musquito-Küste. Beide Unternehmungen scheiterten
völlig. Nach den Bermudas=Jnseln sind erst vor Kurzem
die ersten Deutschen übergesiedelt, von denen wir ehestens Nachricht
erwarten dürfen, welche wir dann zur Vervollständigung der bereits
gegebenen Beschreibung dieser, der englischen Krone gehörenden,
an der Nordostküste Amerika's liegenden Jnselgruppe, sofort mit-
theilen werden. Zu den Besitzungen Großbritanniens in Nord-
Amerika gehören ferner noch: der nördliche Theil des Oregon-
Gebietes, der, gleich dem südlichen, zu den nordamerikanischen
Freistaaten gehörenden Theile, fast noch gar nicht bewohnt ist und
erst dann für deutsche Auswanderungen in Betracht kommen wird,
wenn die Pioniere und die Squatters des fernen Westens der
Civilisation den Weg dahin gebahnt haben werden. Das britische
Nordamerika besteht endlich noch aus Unter- und Ober=Canada,
Neu=Schottland und Neu=Braunschweig. Von diesen
sind Ober=Canada und Neu=Braunschweig, ihres gesunden Klima's
wegen, am meisten für deutsche Niederlassungen geeignet; weil
aber die langen Winter die Feldarbeiten auf wenige Monate zu-
sammendrängen, und bewirken, daß der Landmann sein Vieh 7
bis 8 Monate lang im Stalle halten, also in den kurzen Sommern
noch einen großen Theil seiner ohnehin äußerst beschränkten Zeit auf
Gewinnung von Viehfutter verwenden muß, so haben wir sie den Deut-
schen nicht empfehlen zu dürfen geglaubt. Californien, welches zur
Zeit noch einen Theil der merikanischen Republik bildet, allem
Anscheine nach aber in nächster Zukunft schon an die Vereinigten
Staaten von Nordamerika fallen wird, wurde von uns als ein
üppiges, für die Auswanderung höchst beachtenswerthes Land ge-
schildert, welches zwar für jetzt noch erst wenige, aus den Frei-
staaten eingewanderte Ansiedler zählt, bald aber auch wohl von
Deutschen zur neuen Heimath auserkoren werden wird. Von den
Vereinigten Staaten von Nordamerika, als Auswanderungs-
ziel des deutschen Landmannes, brachte No. 22 eine, wenn gleich
kurze, so doch getreue Skizze, welche wir beflissen sind bis ins
kleinste Detail nach und nach weiter auszuführen. Aus dem,
was wir seit dem Entstehen unserer Zeitschrift über die einzelnen
Staaten und Gebiete der Union berichteten, geht, wenn wir das
Gesagte nochmals kurz wiederholen, hervor, daß das von uns,
wie vorstehend erwähnt, gegen deutsche Ansiedelungen in Ober-
Canada und Neu = Braunschweig Angeführte, in gleichem Maße
auf die Staaten Maine, New=Hampshire, Vermont,
Rhode=Jsland und Connecticut Anwendung findet. Der
Staat Newyork, dessen Hauptstadt der Landungsplatz fast
aller von Deutschland nach Nordamerika Auswandernden ist, zieht
nicht allein als derjenige Punkt, von welchem aus wir dem Ein-
wanderer bis auf die Scholle folgen, der er seine eigene und die
Zukunft seiner Familie anvertraut, unsere Aufmerksamkeit auf sich,
sondern er birgt selbst auch in seinen großen und kleinen Städten
und auf dem Lande eine große Anzahl Deutscher, über deren
Schicksal wir manche interessante Nachricht brachten. Unsere topo-
graphischen Nachrichten über diesen Staat, welche sich bisher nur
auf einige Cantone erstreckten, werden wir nach und nach ver-
vollständigen. Ueber New=Jersey haben wir ebenfalls aus-
führliche Nachricht gegeben, sowohl hinsichtlich seines Klimas wie
seiner industriellen, agronomischen und merkantilischen Verhältnisse,
worin wir durch Briefe dort angesiedelter Deutscher kräftig unter-
stützt worden. Pennsylvanien haben wir in gleicher Weise
besprochen, so auch Delawara, welches, wie wir näher nach-
wiesen, nur in seinen nördlichen Theilen gesund ist. Ueber Mary-
land gab ein aus kundiger Feder geflossener Aufsatz in No. 34
höchst beachtenswerthe Aufschlüsse; über Virginien, Süd=Ca-
rolina, den größten Theil von Nord=Carolina, Georgia,
Florida, Alabama, Mississippi, Arkansas und Loui-
siana waren unsere Berichte nur kurz, weil das ungesunde Klima
dieser Staaten der deutschen Ansiedelung in ihnen unüberwindliche
Schwierigkeiten in den Weg legt. Jn unseren verschiedenen Be-
sprechungen des Staates Tennessee haben wir den Osten als
fruchtbar und für Deutsche gesund empfohlen und uns dabei be-
sonders günstig über Lage und Beschaffenheit der der Tennessee-
Kolonisations = Gesellschaft gehörenden Ländereien ausgesprochen.
Briefe von in jener Gegend lebenden Deutschen gaben ein dem
unsrigen gleiches Urtheil ab. Von Kentucky haben wir eben-
falls genau die für deutsche Einwanderer günstigen Gegenden an-
gegeben. Ohio ist nicht allein in mehreren Artikeln dieser Zeitung
besprochen worden, sondern wir hatten auch Gelegenheit unsern
Lesern eine Reihe interessanter Briefe aus verschiedenen Gegenden
dieses Staates zu bringen, nach welchen die klimatischen, socialen,
agronomischen und merkantilischen Verhältnisse daselbst kaum
etwas zu wünschen übrig lassen. Die von uns gebrachten
Nachrichten über Jndiana beweisen, gleich denen über Jlli-
nois, daß in vielen Theilen dieser Staaten Fieber herr-
schen, weßhalb wir auf diejenigen Cantone aufmerksam machten,
welche von diesem Uebel verschont sind. So günstig wir uns
über Missouri's für den Acker = wie für den Bergbau höchst
ergiebigen Boden aussprechen mußten, so ungünstig lautete unser
Urtheil über das dort herrschende Klima. Michigan, gleich
sehr durch fast durchgängig fruchtbaren Boden und durch eine
höchst vortheilhafte Lage ausgezeichnet, konnte ebenfalls von uns
nicht als ein sich in allen seinen Theilen eines gesunden Klima's
und guten, der Gesundheit zuträglichen Trinkwassers erfreuender
Staat bezeichnet werden. Wir zählten die Grafschaften auf, in
welchen der Deutsche sich unbesorgt niederlassen kann.
Jowa ( spr. Eiŏwa ) dagegen mußte in jeder Hinsicht ge-
lobt werden. Die erstaunliche rasche Zunahme der Bevölkerung
Wisconsins, die namentlich auf eine fast unglaubliche Weise
dort zunehmende Anzahl deutscher Ansiedler, machte es uns zur
ganz besonderen Aufgabe, über dieses Gebiet, welches demnächst
in die Reihe der Staaten treten wird, getreue und möglichst aus-
führliche Berichte einzuziehen. Unsere Bemühungen wurden von
dem günstigsten Erfolge gekrönt, indem wir unsern Lesern eine
Reihe vortrefflicher Artikel und interessanter Briefe Angesiedelter
vorlegen konnten, die einstimmig die günstigsten Nachrichten über
dieses Land brachten. Jn gleich hohem, wenn nicht in noch höherem
Grade wurde unsere Aufmerksamkeit auf Texas gelenkt, welches,
vor wenigen Jahren noch eine terra incognita, plötzlich von Tau-
senden zur Heimath erkohren und noch vor seinem Anschlusse an
die nordamerikanische Union von einem Vereine deutscher Fürsten
und hoher Adeligen zur Gründung einer deutschen Kolonie aus-
ersehen wurde. So günstig wir uns auch im Allgemeinen
über Teras als Ziel deutscher Auswanderungen aussprechen mußten;
so konnten wir in dieses Unternehmen doch nie Vertrauen setzen,
da Diejenigen, welche an der Spitze desselben standen, gleich im
Beginn den auffallendsten Mangel an denjenigen Kenntnissen und
Erfahrungen bewiesen, welche für den günstigen Erfolg des Gan-
zen unumgänglich nöthig waren, und da außerdem die Mittel
des Vereins sich als durchaus unzureichend erwiesen. Alle aus
Texas eingelaufenen unparteiischen Berichte haben unser Miß-
trauen gegen ein Gedeihen der Kolonie, unter den bestehenden
Verhältnissen, gerechtfertigt, uns jedoch nicht die Hoffnung geraubt,
daß der Verein, seine begangenen Fehlgriffe und die dadurch auf
sich geladene, ungeheure Verantwortlichkeit erkennend, sein eifrig-
stes Streben dahin gerichtet sein lassen werde, das verschuldete
Elend, so weit dieß im Bereiche der Möglichkeit liegt, wieder gut
zu machen. Eine andere Kolonie in Texas, von einem Herrn
Castro gegründet, soll ihrem Untergange nahe sein. Ueber ver-
schiedene Einzel = Ansiedelungen, sowie über den Aufschwung des
Staates überhaupt berichtet man uns nur Günstiges.
Sowie wir uns mit jedem einzelnen Staate der Union be-
schäftigten, so waren wir auch gleich sehr bemüht, alles Dasjenige
mitzutheilen, was, den Staatenbund und die dortigen Zustände
und Verhältnisse im Allgemeinen betreffend, für Leser jeglichen
Standes von Jnteresse sein mußte. Wir wollen, als hierher ge-
hörend, nur an den von uns veröffentlichten Zolltarif erinnern,
an unseren Artikel über die religiösen Bedürfnisse Derer, welche
nach Nordamerika auswandern, über die deutsche Sprache, Schule
und Kirche, über das Verhältniß der Eltern zu den Kindern da-
selbst, über Landkauf=Contracte, deutsche Wirthe und Mäkler,
Passagepreise nach und in Nordamerika, über das neue Passagier-
gesetz ec. ec., Aufsätze, denen im Laufe dieses Jahres eine Menge
gleich wichtiger folgen werden.
( Schluß folgt. )
Literatur.
Die Natur und das Leben in den Vereinig-
ten Staaten von Nordamerika, in ihrer Licht-
und Schattenseite nach den Schilderungen von Augen-
zeugen und den Briefen ausgewanderter Landsleute dar-
gestellt vonDr. A. R. Thümmel. Erlangen 1848.
Palm'sche Verlagsbuchhandlung.
Die vielen widersprechenden Urtheile, welche in den letzten
Jahren über Nordamerika laut geworden sind, haben, wie er in
der Vorrede sagt, den Verfasser bewogen, aus einer Reihe von
Schriften und Journalen Dasjenige auszuwählen, was nach seiner
eigenen Erfahrung und nach seinen Ansichten ein klares Bild der
nordamerikanischen Zustände zu geben geeignet ist. Dabei habe
er aber überall den praktischen Gesichtspunkt festgehalten und, mit
Uebergehung alles überflüssigen Raisonnements, sich überall be-
strebt, die Schilderung in lebensfrischen Bildern vorzuführen, damit
der Leser in dem für alle Stände bestimmten Buche neben der
Belehrung auch eine gesunde und nützliche Unterhaltung finde.
Dem Zwecke der Unterhaltung entspricht das Buch durchaus,
dem der Belehrung nicht in allen seinen Theilen. Blicken wir
auf die gewissenhaft angegebenen Quellen, aus welchen der Ver-
fasser schöpfte, so begegnen wir Namen wie Caswall, Büttner,
Gerstäcker, Fenow Hofman, Streckfuß, v. Raumer und
wohl einem Dutzend Anderer, die alle in der Auswanderungs-
literatur einen schönen Klang haben. Was Männer wie diese
über Amerika geschrieben haben, das ist durchaus zuverlässig, und
dabei auf unterhaltende Weise mitgetheilt. Dagegen ist es uns unbe-
greiflich, daß derselbe Mann, der diese Auswahl traf, der in der
Vorrede von seinen „eigenen Erfahrungen“ spricht, auch aus den
Werken Dickens', Duden's und Anderer Auszüge bringt, die
allerdings unterhaltend, aber nichts weniger als belehrend sind.
Dickens' amerikanische Reise ist, gleich seiner italienischen, als
humoristisches Werk eine angenehme Lectüre; wer sich aber nach
ihm ein Bild der Vereinigten Staaten und des dortigen Lebens
entwerfen wollte, der würde ob der Täuschung, die Dickens' Humor
ihm bereitete, gar bald die eigne gute Laune verlieren. Dürfen
wir uns über Duden auch kein so hartes Urtheil erlauben, so
steht doch anerkannt fest, daß er in seinen „Briefen“ mit gefähr-
licher Leichtigkeit der Schwierigkeiten gedenkt, welche dem deutschen
Ansiedler in Amerika begegnen, und dagegen in verführerischer
Sprache die Annehmlichkeiten des amerikanischen Farmerlebens
schildert. Wäre nicht, wie schon erwähnt, in der Vorrede von
des Verfassers „eigenen Erfahrungen“ die Rede, welche doch wohl
auf amerikanischem Boden gesammelt sein müssen, wir würden
glauben, auch er habe sich, wie so Manche, durch Dickens' Späße
und Uebertreibungen und durch Duden's lockende Schilderungen
täuschen lassen. Wie aber war es möglich, daß der Verf. Aus-
züge aus Vulpius' „Erfahrungen“ bringen und sie -- wir möch-
ten sagen zur Schmach -- denen aus den übrigen von ihm be-
nutzten Werken zur Seite stellen konnte?! Wo bewährt sich da
die „eigene Erfahrung“? Ja, das vorliegende Buch bringt sogar
Artikel, welche mit denen aus dem Vulpius'schen Machwerke ent-
nommenen in directem Widerspruche stehen, und zerstört dadurch
allen Glauben an die Versicherung des Verfassers, daß sein Buch
mit besonderer Sorgfalt bearbeitet sei; denn wenn er auch sagt,
Vulpius spreche sich wohl zu scharf aus, so bezweifelt er in
dieser und ähnlichen Anmerkungen keinesweges die Richtigkeit des
Vulpius'schen Urtheils, sondern nur das Passende der Form, in
welcher es abgegeben wurde; eine auf Kosten des Lesers geübte
Milde, welche gegen Schmähungen, wie die eines Vulpius, durch-
aus am unrechten Orte ist. R.
Port Natal.
Aus zuverlässiger Quelle können wir unsern Lesern Folgendes
mittheilen: Die bisher über jenes schöne Land verbreitet gewe-
senen günstigen Urtheile sind durchaus nicht übertrieben; ohne
Zweifel wird es bald eine der blühendsten Kolonieen Großbritan-
niens sein. Die Bay ist wegen einer vor ihr liegenden Barre
für große Schiffe unzugänglich; nur Schiffe, welche bis höchstens
9 1 / 2 Fuß Wasser ziehen, können bei Nordostwind ohne Gefahr ein-
laufen und liegen dann in der an ihrem Eingange durch ein
schroffes plough kenntlichen Bay so sicher wie in einem dogk.
Bei nicht ganz günstigem Winde werden die Fahrzeuge von der
starken Strömung leicht zurückgetrieben. Boden und Klima Natals
scheinen vorzugsweise zum Anbau von Baumwolle und Jndigo
geeignet; letztere Pflanze wächst wild. Die Besitzer einer bis-
herigen kleinen Baumwollenplantage haben, obgleich ohne Sach-
kenntniß verfahrend, ein Product erzielt, welches der ordinären
ägyptischen Baumwolle nicht nachstand, und da von der Behand-
lung viel abhängt, so wird dasselbe sich ohne Zweifel mit jedem
Jahre verbessern.
Natal befindet sich noch im Zustande der Kindheit; gleich-
wohl bietet es für Einwanderer schon jetzt mehr Vortheile wie
irgend eine der jüngeren Kolonieen. 200 Acker, welche von einer
Familie mit Hülfe der Eingeborenen bestellt werden können, ver-
sprechen eine Einnahme von 1000 Lstrl. Werth an Baumwolle
pr. Jahr, und Jndigo, obgleich ungesund in der Production, ist
noch um Vieles versprechender; auch Zucker und Kaffee werden
an einzelnen Punkten hier gedeihen. Vieh und Getreide kommen
längs der Küste nicht fort; das Jnnere dagegen bietet ein un-
absehbares Feld grüner hügeliger Fluren dar, wo das fette Vieh
in dem hohen Grase kaum sichtbar und für Getreide jeder Art
der günstigste Boden ist.
Bei alle dem ist der Zeitpunkt, zu unbedingter Einwanderung
dahin zu rathen, noch nicht da, weil die Vermessung des Landes
sowohl, als die Ertheilung der title deeds sehr langsam vor-
schreitet. Die Besitzer von Ländereien kennen zuweilen die Grenzen
ihres Eigenthums gar nicht genau, und da sie keine Lust haben,
Land zu cultiviren, welches ihnen vielleicht später wieder entzogen
werden müßte, oder Gefahr zu laufen, daß sie Wohnungen auf
fremdes Besitzthum bauen, müssen sie geduldig abwarten, bis die
Landmesser an ihren Platz gelangen. Einige haben vorgezogen
das Land wieder zu verlassen, als länger in solcher Ungewißheit
und Unthätigkeit zu leben. Sorgt die Regierung nicht für noch
einige surveyors, ( Landmesser ) und zwar solche, welche im Stande
sind, die oberste Leitung der Arbeiten zu übernehmen, so können
wohl noch 6 Jahre vergehen, bevor die Kolonie vollständig ab-
getheilt und geordnet ist. Wohlhabende Einwanderer müssen sich
daher für jetzt darauf beschränken, gute Plätze zu kaufen und bessere
Organisirung des Landes abzuwarten. Arme Auswanderer sollten
nur unter bestimmten Engagements respectabler Personen, welche
schon vermessenes Land besitzen, nach Port Natal gehen. Dann
aber kann es unter dem Schutze der Regierung ein Asyl für große
Massen sein. Während die Capkolonieen nur eine successive zu-
nehmende Bevölkerung vertragen, ist Port Natal, seiner ungleich
größeren Bodenergiebigkeit wegen, geeignet, Tausende auf einmal
aufzunehmen. Zimmerleute und Maurer, zumal wenn sie etwas
englisch sprechen können, finden stets sogleich Arbeit. Das tropi-
sche Klima ( ohne Frost im Winter ) erstreckt sich bloß über die
Küstenstriche, wogegen die Winterkälte nach dem Jnnern zu recht
empfindlich wird.
Auf die räuberischen Nachbarn der Capkolonieen wurde im
August ein neuer Angriff vorbereitet und man hegt zu dem jetzigen
Befehlshaber Pottinger ein so großes Vertrauen, daß der krie-
gerische Zustand, anstatt störend aufs Geschäft zu wirken, ein nie
gekanntes Leben und die allerwichtigsten Fragen hervorgerufen hat.
Die östliche Provinz, welche bisher die meisten Waaren von der
Capstadt bezog, erstrebt eine besondere Administration mit Zöllen
und Abgaben zu Gunsten des directen, unmittelbaren Verkehrs
mit Europa, namentlich Deutschland. Die außerordentlichen Vor-
theile eines directen Handels sind Jedermann einleuchtend.
Jagdfreuden in Texas.
( Auszug aus einem Briefe des Kolonial = Directors Shubbert,
d. d. Friedrichsburg am 21. Juni 1847. )
Jch sitze jetzt hier abermals in höchster Civilisation, so weit
es möglich ist, 100 Meilen von dem nächsten Settlement entfernt,
wo noch vor wenigen Monaten der Wilde seine Jagd und Kriegs-
kämpfe, seine Todtenfeiern und die festliche Verzehrung seiner ge-
schlachteten Feinde hielt. Friedrichsburg ist so rasch erblüht, wie
noch selten eine Stadt in der dreifachen Zeit. Der Ort ist regel-
mäßig und schön gebaut, er besteht meist nur aus Holzhäusern,
doch besitzt er saubere Einzäunungen und schöne Gärten, und auf
dem großen Friedrichsplatze erhebt sich ziemlich rasch eine ansehn-
liche Kirche. Meine Wohnung ist bunt geschmückt mit Bären=,
Büffel =, Panther = und Leoparden = Fellen, mit allerlei Jndianer-
Anzügen und Jndianer = Waffen. Unter letztern glänzt besonders
die berühmte Waffe des Comanche=Häuptlings Sanachgo, meines
Freundes, eine Lanze, womit er die meineidigen Amerikaner in
St. Antonio bestrafte für den Schandmord der 24 Comanche-
Häuptlinge, welche man dorthin zum Friedensabschlusse einlud
und sie dann wehrlos niedermetzelte. Sanachgo war damals 17
Jahr alt, als er, seinen Vater zu rächen, mit siebenzig Kriegern
nach St. Antonio zog und dort das furchtbare Blutbad anrichtete.
Er ist augenblicklich hier bei mir zum Besuch und hat mir sehr
schöne Maulthiere und Büffelhäute mitgebracht. Er begleitete mich
kürzlich auf einer höchst interessanten Tour direct nach Austin an
der Ostseite des Colorado, ca. 90 Meilen von hier. Der Weg
geht nach Braunfels und von da hinauf nach Austin, wir aber
ritten nach dem Compaß quer durch die Wildniß. Außer diesem
indianischen Ritter mit seiner geschmückten Lanze, seinem rund-
herum mit Scalps gezierten Schilde, seinem Bogen und Köcher
von Leopardenfell, seinen Perlen und Armbändern, begleiteten mich
vier meiner Getreuen: B..g, der ächte, aber junge Natti, ganz
in Leder, v. K....tz, früherer preußischer Forst = Beflissener, oben
noch etwas Berliner, unten Jndianer, ferner Conr. W......n,
Sohn eines Hessischen Predigers, treu und brav, und endlich mein
Schildknappe Wilh. V....r, halb Spanier, halb Engländer, doch
ganz wild. Jeder hat sein Bett auf dem Sattel, nämlich eine
wollene Decke und eine Büffelhaut dahinter geschnallt. Um den
Sattel herum hängen vertheilt unsere Kochgeschirre, sehr einfach,
bestehend aus einem Kaffeetopf, und einer kleinen Bratpfanne.
Ein ganz kleines leichtes Zelt liegt unter Wilhelms Sattel. Zwei
Pistolen im breiten Gürtel, 2 fünfläufige Pistolen in den Halftern
und die Doppelbüchse quer vorn auf dem Sattel liegend, macht
unsere Bewaffnung aus. Jo ë, ( Name des Lieblings = Hundes ) ,
auf 100 Schritte voraus, führt den Zug an, um das Feld rein
zu halten, der Compaß wird gesetzt, der Cours genommen und
nun geht es lustig vorwärts. Bald treffen wir Büffel, und in
donnernder Carrière sind wir bald in ihren Reihen, jeder hat
seinen Mann, und die ganze Artillerie wird losgelassen, bis das
Ungeheuer den Boden küßt, und seine Zunge und Markknochen
am Sattel hängen. Bald fliehen Hunderte von Welschen vor
Jo ë, der bald einige auf Bäumen verbellt, die unsere Kugeln
herunter holen. Die Brüste werden abgelöst und schmoren Abends
an einem hölzernen Spieß über dem Lagerfeuer. Bald erkennen
wir am dumpfen, zornigen Gebell Jo ë's den Petz, der mit Tanz-
meister = Bewegungen sich den Hintern zu schützen sucht. Bald
fährt vor uns aus dem hohen Grase ein Panther, eine Leoparden-
katze, ein Leopard, das schönste und grimmigste Thier der Welt;
und sucht seine Zuflucht im dichten Laub einer alten, immergrünen
Lebenseiche vor dem Kriegsgeschrei der ihm folgenden Cavallerie.
Die Decke meines Tisches ist die schöne Haut eines solchen Königs
der Wildniß, von der Nase bis zur Ruthenspitze10 1 / 2 Fuß lang,
den ich auf dieser Tour erlegte. Es war am 3. Abend, nachdem
wir den ganzen Tag über sehr unwegsame, mit Steingeröll über-
deckte, öde Gebirge bei großer Hitze und wenigem Wasser ge-
ritten waren. Die Sonne stand niedrig in unserem Rücken, als
wir auf die Höhe einer Bergkette kamen, wo sich vor uns ein
liebliches Thal ausbreitete. Jch sah durch mein Glas in dem
Grunde, wo sich ein langer Strich Gebüsch hinzog, die Zeichen
von Wasser, namentlich eine Art Pappel, die niemals trügt.
Während wir die letzten Meilen stumm geritten waren, so spielte
jetzt wieder der Scherz und selbst unsere braven Pferde schienen
neu belebt. Bald erreichten wir das Thal und einen krystall-
hellen, kleinen Fluß, der sich in tausend Krümmungen, größten-
theils ganz flach, über breite Steinplatten ergoß. Kaum am Ufer
angelangt, bemerkte ich an der andern Seite eine große Anzahl
Welschen, die vom Ufer durch die einzelnen dicken Horste flohen.
Jch hatte noch einen braven Hund, Leo, bei mir, der sie zuerst
bemerkte und ihnen nachjagte; doch kaum war er am andern Ufer,
als ein mächtiger Leopard ( Jaguar ) aus einer Schlucht, die sich
nach dem Wasser herunterzog, in langen Bogensätzen hervorkam,
dem Hunde folgte, und ihn in wenigen Sprüngen erreichte. Leo
sah seinen Mörder kommen und stellte sich wie ein Held ihm ent-
gegen, doch verschwand er in der Umarmung dieses Wütherichs.
Gleichzeitig war ich aber schon von Charly, ( Name des Lieb-
lings = Pferdes ) herunter und im Wasser, sprang am andern Ufer
hinauf und stand bald auf 30 Schritt vor dem Leopard, der, sich
seiner Kraft und seines unumschränkten Rechtes in diesem Thale
bewußt, mit einer Tatze seine wimmernde Beute hielt und kalt-
blütig meinen Angriff erwartete. Als ich Korn und Herz zu-
sammen hatte, sah ich neben mir die Lanze Sanachgo's blinken
und Jo ë wüthend zum Angriff stürzen. Krach! -- der Leopard
war vor mir auf 10 Schritt, -- krach! -- er rollte im Grase,
und die lange mexikanische Degenklinge an Sanachgo's Lanze
spießte ihn bis an den Schmuck von Federn und Perlen am obern
Ende des Lanzenschaftes. Leo lebte noch, ich trug ihn nach dem
Wasser, doch waren die 4 ungeheuern Fangzähne des Leoparden
durch seinen Schädel gedrungen und er verschied am nächsten
Morgen. Es war ein reizendes Thal, an dieser Seite vom Wasser
war der herrlichste Grasplatz für die Pferde, an der andern Seite,
dickes Gebüsch mit einzelnen hohen Baumgruppen und dahinter
Felsen, circa 400 Fuß senkrecht gegen den blauen Himmel.
Wir schlugen dicht am Wasser unser Lager auf, machten unser
Feuer, banden unsere gesättigten Pferde dicht um das Feuer
stellten die Wache aus und schliefen mit unsern Waffen zur Seite
bis der frische Tag uns weckte. Die Pferde wurden dann wieder,
mit Riemen von Büffelleder gekoppelt, ins Gras gebracht, die
Feuer aufgefrischt, der Kaffee gekocht, die Spieße ans Feuer ge-
steckt, das Frühstück unter Scherzen verzehrt, gebadet, das Zelt
zusammengelegt, die Gäule gesattelt, und „ fare well du stilles
Thal“ ging es wieder lustig fort nach Ost=Nord=Ost ec.
Vorgestern kam B..g mit halb bittendem Gesicht und meinte,
die Hunde und Pferde würden steif. Kaum hatte ich das Losungs-
wort gegeben, so kamen auch schon die Pferde und wir ritten,
von den jagdlustigen Hunden begleitet, hinaus. Ungefähr 4 M.
von hier, als wir über einen steinigen Rücken ritten, fiel Whecko,
ein Haupt = Bärenhund, eine Fährte an und die ganze Gesellschaft
folgte ihm. Flugs ging es fort nach dem nächsten Berge, der
an einer Wand mit Dickicht bewachsen war, und wir hörten bald
die Meute standlaut. Mein Charly war wie gewöhnlich der erste
durch die Dickung, und am Ausgang einer Felsschlucht oben auf
dem Freien. Die Jagd kam nun immer näher zu mir heran
und auf einmal Petz, wohl 600 P schwer, bei mir zum Vor-
schein. Die erste Kugel rollte ihn kopfüber; ich sprang schnell zu,
um die Hunde abzuwehren, da der Todeskampf des Ungethüms
der gefährlichste Augenblick für dieselben ist, weil sie über ihn her-
fallen und dann vom verendenden Bären noch erwürgt werden.
Die zweite Kugel durch den Schädel streckte ihn todt zu Boden:
er wurde gestreift, zerwirkt, die Stücke unter die Reiter vertheilt
und vor Nachts brachten wir einige Hundert Pfund Bärenfleisch
nach Hause. Soeben habe ich die Tatzen verzehrt, die wirklich
den Jäger lohnen.
Auf Morgen wird der Comanche = Häuptling St. Anna mit
300 Comanches hier erwartet ec.
Vermischte Nachrichten.
Blutige Händel sind in Texas zwischen den Herren Ko-
lonial = Directoren Spieß und Shubbert vorgekommen. Letzterem
war es gelungen, Herrn Spieß aus seinem Gute zu verdrängen,
der nun, weil er keine gerichtliche Genugthuung erlangen konnte, die
Farm mit Gewalt zu nehmen sich entschloß. Jn dieser Absicht drang
er des Nachts in das Gehöft ein, hielt sich aber bis zum Morgen
nur in den Außenhäusern auf. Als bei Tagesanbruch einer von Dr.
Shubberts Freunden, Cpt. Sommers, aus dem Wohnhause her-
austrat, sank er, plötzlich von einer Kugel getroffen, alsbald entseelt
nieder. Ein anderer Deutscher, Namens Bestic ( ? ) erschien nun
mit einer Doppelflinte, tödtete den unter den Angreifern befindlichen
Landschaftsmaler Rohrdorf, ohne daß er selbst von einem der 8 -- 10
auf ihn gerichteten Schüsse getroffen wurde. Nun entspann sich ein
hitziges Gefecht, in Folge dessen die Angreifer mit Verlust eines Ge-
fangenen vertrieben wurden. Seit dieser Meuterei, welche ganz Texas
in größte Aufregung versetzt hat, soll Hr. Spieß verschwunden sein.
Jn den letzten Tagen des November entzündete sich auf dem Michi-
gan=See das Dampfboot Phönix. Die Flammen griffen mit
reißender, verzehrender Gewalt um sich. Viele Passagiere stürzten sich,
Rettung hoffend, in den See, und kamen in den Wellen um, Andere
starben den Feuertod. Fast 200 Personen, wovon 150 deutsche
Auswanderer waren, wurden ein Opfer dieses Ereignisses. ( D. Z. )
Dr. med. Bayer aus Erlangen ging im vorigen Jahre als
Arzt und Naturforscher nach Südaustralien, wo er sich, obschon
er dort nichts weniger als Mangel an Aerzten fand, niederließ, um
zu practiciren. „Erstaunt -- schreibt er unterm 17. Mai 1847
aus Adelaide -- war ich in der That über die Fortschritte, welche
diese Kolonie binnen elf Jahren gemacht hat. Nur Engländern ist
es möglich, ein Land so schnell zu heben, und in Flor zu bringen.
Die anderwärts so drückenden Hafenabgaben sind hier sehr unbedeu-
tend und von den Hafenbeamten wird man auf's gentilste behandelt.
Die Fruchtbarkeit des Landes und die günstige Lage der nach einem
äußerst großartigen Plane angelegten und täglich an Häuser = und
Einwohnerzahl zunehmenden Stadt -- Alles trägt zu dem außeror-
dentlich lebhaften Verkehre fördernd bei. Handwerker, vorausgesetzt, daß
sie ihr Geschäft tüchtig verstehen, finden hier jederzeit Beschäftigung. Zwar
im Anfange wachsen auch hier keine goldenen Trauben und man darf keine
Mühe scheuen. Aber die Arbeit wird gut bezahlt, und der rechtliche
Arbeitsmann kann auf rechtliche Weise reichlichen Erwerb haben. Or-
dentliche deutsche Dienstmägde sind sehr gesucht. Jch
habe, wenn ich offen reden soll, wahrlich nur ganz wenige Deutsche
gefunden, die nicht zufrieden wären. Jst auch der Anfang nicht immer
gleich so gewesen, wie sie es wünschten, so hat es sich doch mit der
Zeit, sobald sie ans Kolonialleben gewöhnt waren, gemacht. ( Corresp. )
Der deutschen Zeitung wird unterm 8. Dec. aus Galizien ge-
schrieben: „Der Thätigkeit des unter der Leitung eines sehr wackeren
und geschickten Mannes seit mehreren Monaten ins Leben getretenen
„ Handels=, Jndustrie= und landwirthschaftlichen Ge-
schäftscomptoirs “ verdanken wir es, daß bereits mehrere sehr
achtbare deutsche Familien sich hier Güter angekauft und angesiedelt
haben. Sie sind von uns mit offenen Armen empfangen worden,
befinden sich schon gut heimisch hier, und durch sie hoffen wir auch
bald das Vorurtheil bekämpft zu sehen, das so manchen biedern Aus-
länder bisher abgehalten hat, sich hier unter gesetzlichen Formen anzu-
siedeln und östreichischer Unterthan zu werden.
Aus dem Herzogthum Braunschweig sind nach amtlichen
Bekanntmachungen im Laufe vor. Jahres 578 Personen ausgewandert;
im J. 1846 betrug die Zahl 642 ( vgl. Ausw. Z. No. 12, S. 88 ) .
Jn den Aemtern, wo Getreidebau und Viehzucht, war die Auswan-
derung gering; am beträchtlichsten zeigte sich dieselbe in den Aemtern
Holzminden, Salder und Vechelde. Von den 260 ausgewanderten
Männern gehörten etwa 70 dem landwirthschaftlichen Stande, und
110 den Gewerbetreibenden an, und von diesen waren Schmiede und
sonstige Metallarbeiter, Schneider, Schuhmacher, Tischler und Stell-
macher die zahlreichsten; ferner etwa 20 Handarbeiter; die übrigen
sind Aerzte, Künstler, Handlungsbeflissene ec. Sie wanderten fast sämmt-
lich nach Amerika, nur 8 Personen nach Süd = Australien aus.
Nach einer Correspondenz in der Südd. pol. Ztg. wird die Aus-
wanderung aus Kurhessen nach Nordamerika in diesem Jahre noch
stärker als im jüngst verflossenen werden. Aus den gebildeten Stän-
den wandern namentlich viele Apotheker und Aerzte aus, aber auch
Herren vom Adel, Militairpersonen, Forstmänner und Volksschullehrer
ziehen weg, um sich in Amerika der Landwirthschaft oder der Jndustrie
zu widmen. Ja selbst die jungen Damen werden von der Wanderlust
ergriffen und gehen nach der neuen Welt, wo sie ihr Heirathsglück
versuchen. Den meisten dieser unternehmenden Töchter Deutschlands
gelingt es, jenseits des Meeres ein recht anständiges Unterkommen zu fin-
den, während in Deutschland von Jahr zu Jahr die Zahl der unverhei-
ratheten Frauenzimmer wächst, von denen die meisten keinen Mann finden.
Einen sehr erfreulichen Beweis ehrenhafter Sorgfalt in der Auswan-
dererbeförderung hat W. Finlay in Mainz soeben dadurch geliefert,
daß er, nachdem ihm auf seine dießfallsigen energischen Schritte von der Direc-
tion der Newyork=Havrer Dampfbootlinie Abstellung aller bisher gerüg-
ten Uebelstände zugesichert worden war, sich davon, daß dieselbe auch wirklich
erfolgt sei, auf Grund eigener Prüfung überzeugen wollte. Jn dieser Ab
sicht schloß er sich den Passagieren der Dampffregatte „Philadelphia“ auf ihrer
letzten Fahrt nach Newyork an, gewann aber leider auf dieser Reise gerade die
entgegengesetzte Ueberzeugung, daß nämlich unter den jetzigen Verhältnissen ( d. h.
so lange die Herren Herout & de Handel in Paris die oberste Leitung in
Händen haben ) die General = Agentur für dieses Jnstitut sich nicht mit Ehren
führen lasse, weßhalb er dieselbe nach seiner Rückkehr alsbald niederlegte. Erst,
wenn die mangelhafte Organisation dieses wichtigen Geschäfts beseitigt sein wird,
wozu Aussicht vorhanden ist, wird auch Finlay seine Hand wieder dazu bieten.
Ein solches Beispiel verdient Nachahmung! Wie sehr würde eine zeitgemäße,
hier und da dringend nöthige Reform des ganzen Passagewesens gefördert wer-
den, wenn alle Herren Schiffs=Erpedienten, oder wenigstens Diejenigen, gegen
welche die lautesten und häufigsten Klagen erschallen, zuweilen selber eine Reise
mitmachten, um die Versündigungen an der Humanität durch Selbstanschauung
kennen zu lernen! --
Großherzogthum Hessen. Das großh. Ministerium des Jnnern
und der Justiz hat folgende Verfügung an die Provinzial=Commissäre und
an sämmtliche Kreisräthe erlassen: „Obgleich die Agenten zur Vermittelung
des Transports von Auswanderern durch die bestehenden Vorschriften bereits
unter die Aufsicht der Staatsbehörden gestellt sind, so halten wir es doch für
zweckmäßig, daß in Mainz, wo die meisten Contracte wegen der Ueberfahrt der
Auswanderer abgeschlossen wurden und wo der größte Theil der Auswan-
derer sich einschifft, noch für eine speciellere Controle gegen die
zur Vermittlung des Transports von Auswanderern aus dem Großherzogthum
concessionirten Agenten gesorgt werde. Wir haben zu diesem Behufe in der
Person des großh. Hafencommissairs Friedrich zu Mainz einen Beamten
bestellt, bei welchem die Auswanderer aus dem Großherzogthum die von ihnen
mit den Agenten abgeschlossenen Contracte und deren Uebereinstimmung mit den
bestehenden Vorschriften prüfen und, falls bei deren Jnhalt nichts zu erinnern
ist, visiren lassen können, und an welchen die Angehörigen des Großherzogthums
überhaupt, wenn sie eines Rathes in Auswanderungs = Angelegenheiten bedürfen,
sich wenden können.“ -- Diese, gewiß äußerst zweckmäßige Anordnung wird
den Auswandernden sehr zu statten kommen, wenn sie davon Gebrauch machen
und eben dadurch die Ueberzeugung erlangen wollen, daß ihre mit den Agenten
abgeschlossenen Accorde vollkommen in Ordnung sind. ( Corresp. )
Nach Briefen vom Cap ( von Ende October ) hat sich der Kaffern-
häuptling Santilla, welcher die Triebfeder des letzten Krieges war, mit
80 seiner Kriegsgesellen gegen das bloße Versprechen, daß ihnen das Leben
geschenkt werde, ergeben; ein Gleiches soll der gefürchtete Pato beabsichtigen,
und man sieht dann den Krieg als beendigt an.
Hatze auf Einwanderer. Während der Fahrt von Rom nach
Durhamville im Staate New = York verließen zwei deutsche Einwanderer
das Schiff, um eine Strecke zu Fuß zu gehen. An einem Obstgarten vorüber-
kommend wollten sie ein paar Aepfel abpflücken; aber der geizige Besitzer hetzte
einen großen Bullenbeißer auf sie, welcher die armen Teufel förmlich zerfleischte.
Dem Einen riß die Bestie große Fleischstücke aus verschiedenen Theilen des
Körpers, so daß man ihn kaum noch retten zu können hofft.