Erste Scene.
Königliches Zimmer von Lampen matt erleuchtet. Zobea
auf Polstern, sich stellend, als ob sie schlafe. Zu beiden
Enden der Polster Gefäße, die Weyhrauch dampfen.
Sinabal in einem Zaubergewande, den Zauberstab
in Händen, deutet während des Ritornels an, daß er
Zobea in festen Schlaf gewiegt habe, und singt dann,
indem er Zauberzeichen auf die Erde schreibt:
Gehorchet, ihr Schatten,
Gehorchet der Macht
Zur Zeit, wenn die Nacht
Und der Mond sich begatten,
Müßt ihr's gestatten,
Noch eh' ich's gedacht,
Und dürft nicht ermatten,
Bevor ihr's vollbracht.
Er nimmt ein Gefäß, und gießt solches geheimnißvoll aus.
Drey Dinge verlang' ich, ihr Geister der Hölle,
Drey Dinge, die schaffet dem Meister zur
Stelle.
Zuerst aus der Erde siebentem Herzen
Treibet herbei siedendes Blut;
Dann ich will den Kelch, der aus sieben'rley
Erzen
Jm innersten Kern der Erde ruht;
Und endlich verlang' ich sieben Kerzen,
Entzündet in quallmender Höllengluth.
Es ruft euch des Meisters Stimme hervor —
Empor, ihr Geister, empor, empor!
Es entsteht in der Mitte des Theaters ein sprudelnder
rauchender Quell. An der einen Seite des Quells steigt
eine formlose lange graue Gestalt hervor, die mit bei-
den Händen den Kelch hält, von der andern Seite eine
kleinere transparente arabesque Figur, deren Haupt
mit sieben Flammen umgeben ist.
Erdgeist, mein Rächer hier,
Gieb nun den Becher mir!
Gieb mir den blinkenden winkenden her —
Siehst du, so brauch' ich ihn,
Siehst du, so brauch' ich ihn,
Tief in den sausenden brausenden Quell —
Dreymal wird eingeschenkt,
Dreymal wird reingeschenkt,
Dreymal nach altem, nach waltendem Brauch —
Nun mußt du Flammender,
Feuer Entstammender,
Kochen den rächend-bezechenden Trank.
Er setzt, nachdem er alles das gethan, was der Gesang
vorschreibt, den Becher auf das Haupt des Feuergeistes.
Koche nun, du Erdenblut,
Einmal in der rothen Gluth,
Zweymal in dem blauen Schein,
Koche, koche Höllenwein!
Hast du Eins, und hast du Zwey,
So gebährt sich selbst die Drey;
Hast du blau und rothen Schein,
Jst der Welten Urkraft dein.
Eins und zwey und blau und roth,
Jst das Leben, ist der Tod.
Er nimmt den Becher. Auf seinen Wink verschwinden
die drey Erscheinungen. Er setzt den Becher sorgfältig
bei Seite, und legt, während der folgenden Rede, sein
Zaubergewand als Zauberer ab, darunter er gerü-
stet ist.
Vollbracht ist nun das heimlich dunkle Werk,
Geglückt die Mischung, und der Trank ge-
rathen,
Der wilde Wollustgier
(auf Zobea zeigend) Jn deine Adern gießet;
Der dich mit heißem Hange an mich bannt,
Und der nach Monatsfrist,
Da lästig mir dein mildes Schmeicheln wird,
Dich fern von mir verwandelt —
Wie es die Kunst gebietet.
Hast du dem Werke selbst mit beigewohnt —
Jn Zauberschlaf gebunden,
Hielten dich Geister-Hände. —
Habt Dank ihr unterirdischen Genossen!
Nun aber eil' ich fort,
Durch Finsterniß und Stürme,
Hin in des Feindes Lager,
Das meinen Flammen trotzte,
Und spottend mein noch da steht —
Bevor die Sonn' am Horizont erscheint,
Bist du, ich schwör' es stolzer Osmar, dir:
Bist du des Vatermordes sichere Beute.
Entkamst du auch dem Feuertod, Verwegner,
Dem Rache-Schwerdt entgehst du sicher nicht.
Bei dem letzten Wort hat er den Helm aufgesetzt, den
Schild genommen, das Schwerdt gezogen.
(ab.)
Zobea(aufspringend.)
Weh', was hör' ich, weh' was seh' ich, o ich
Unglückseelige!
Hülfe! Rettung! steht denn Niemand meinem
armen Vater bei?
Papagena(eilt hinzu)
Gnädige Fürstin!
Zobea
(auf die Polster sinkend.)
Heiß an meinem Finger brannte dieser Ring;
den Schlaf verscheuchen
Grause Geister, wilde Wasser, Zauberworte,
Höllengluth!
Papagena.
Ach! es schwinden ihr die Kräfte.
Zobea(aufspringend.)
Wohlan! meine Wachten will ich; bin ich denn
nicht Königin?
Meinen Vater muß ich retten; schaffe die
Trabanten her!
Papagena.
Gott! sie träumt, sie ist wahnsinnig.
Zobea.
Nun, was zauderst du und murmelst, weißt
du denn nicht, was geschieht?
Weh, er mordet meinen Vater, einen hülflos
schwachen Greis!
Und ich zaudre noch und schwanke, eile nicht
zur Rettung hin?
Fort ins Lager, daß ich wende, solch ein blu-
tiges Geschick.
(sie flieht ab.)
Papagena.
Gerechter Himmel!
(sie eilt ihr nach.)Dritte Scene.
Dieselbe Decoration.
Papageno
(kommt während des Ritornels an.)
Bald hüpfen, bald fliegen,
Auf Zweigen sich wiegen,
Und girrend im Neste beisammen dann
liegen:
So treiben's die fröhlichen Vögel im Hain;
Drum ist mein Vergnügen,
Jm Walde zu seyn.
Doch ackern und pflügen,
Und messen und wiegen,
Und einer den andern gar fröhlich belügen:
So treiben's die Menschen nur einzig allein;
Drum ist's mein Vergnügen,
Jm Walde zu seyn.
Das Lied sangen immer die drey schwarzen
Damen, und ich glaubte damals, sie wären
in irgend einen Vogel verliebt; nun ich aber
seit der Zeit die Welt besser, oder vielmehr
schlechter kennen gelernt habe, nun kommt's
mir vor, als hätt' ich das Lied selbst ge-
macht. — Wir arme Menschen sind wahrlich
zu beklagen, alle Tage wird man klüger,
wahrhaftig, wenn man nicht glücklicher Wei-
se zuletzt stürbe, so müßte man sich aus Ver-
zweiflung das Leben nehmen. Schildwacht
soll ich stehn! mitten in der Nacht! Bin ich
denn etwa eine Fledermaus? O, du elendes
Menschengeschlecht, hättest du keine Diebe,
so brauchtest du keine Wachten, und hättest
du keine Mörder, so brauchtest du keine
Schilde, item keine Schildwachten, und ein
ehrlicher Mensch könnte schlafen, anstatt er
jetzt der Spitzbuben halber wachen muß. —
Aber wartet nur, ich will doch wohl schla-
fen. Sie haben vergessen, daß hier ein Wald
stehet, und daß ich wenigstens unter 20 Mil-
lionen Betten die Wahl habe. — Frisch hin-
auf, es schläft sich doch nirgends besser, als
auf einem Baume. — So recht! hier will
ich sitzen — Bravo! Sehr bequem! — Wenn
ich's recht nehme, so bin ich wahrhaftig noch
der allerglücklichste Mensch in der Welt, eben,
weil ich nur ein halber Mensch und halb
ein Vogel bin.
Er trallert den ersten Vers des vorstehenden Liedes,
und schläft auf dem Baume ein.
Papagena von Leporello geführt,
(eine Fackel in der Hand.)
Leporello.
Wie gesagt, meine Kleine, wenn Sie den
Don Juan gekannt hätten! wenn Sie in Eu-
ropa gewesen wären!
Papagena.
Aber wenn es Jhnen dort so gut gegangen
ist, was haben Sie denn für Motive gehabt,
nach Ormus zu kommen.
Leporello.
Was verstehen Sie unter Motive?
Papagena.
Was soll ich darunter verstehen, Bewegungs-
gründe!
Leporello.
Und was soll ich Jhnen anders antworten,
als daß die Bewegung der Grund meines
Hierseyns ist. Jch habe mich aus dem or-
dinären Europa hinausbewegt, um in dieser
Zauberwelt Grund zu fassen. Jch kenne kei-
nen andern Grund als diese Bewegung, ob-
gleich ich eigentlich den Grund der Bewe-
gung nicht kenne, außer daß es mein Grund-
satz ist, mich immer frisch zu bewegen, und
daß ich von einem Grundsatze niemals einen
Grund angeben kann. — Verstehen Sie mich?
Papagena.
So halb und halb.
Leporello.
Nun gut, mehr braucht man heut zu Tage
nicht, halb und halb ist ganz. Jch verstehe
mich selbst nicht besser. Wie ich übrigens
durch ihre Güte und ihres Herrn Gemahls
Vermittelung, am Hofe zu Ormus wieder
zu einer Corpulenz gekommen bin, wissen
Sie, aber was Sie noch nicht wissen, ist,
daß ich eben zum Kammerdiener von Groß-
Asien ernannt worden bin, und daß ich da-
her so zu sagen, eine Art von Factotum bin.
Papagena.
Das ist alles recht schön, aber wo werd' ich
denn meine Prinzessin wieder finden? ich
darf ja ohne sie nicht in die Stadt zurück.
Leporello.
Sie muß hier wieder vorbei, wenn sie aus
dem königlichen Zelte kömmt.
Papagena.
Jst es denn auch gewiß wahr Herr Leporel-
lo, daß sie bei ihrem Herrn Vater ist?
Leporello.
(sich ehrlich stellend.)
Was sollte ich dabei für Absicht haben, Sie
belügen zu wollen, das wäre ja schlecht von
mir. — Lassen Sie sichs immer ein wenig
in meiner Gesellschaft gefallen. Da hier in
dieser einsamen Laube läßt sichs ganz treff-
lich sitzen.
Papagena(hineilend.)
Ach die Laube hatte ich noch nicht einmal
bemerkt. Wahrlich hier ist es schön, hier ge-
fällt mir's.
(Sie setzen sich.)
Leporello(nach einer Pause.)
Ach!
Papagena.
Warum seufzen Sie?
Leporello.
Das ist ein Naturfehler, sobald ich in einer
Laube sitze, fange ich gleich an zu seufzen.
— Wollen Sie nicht ihre Fackel ablegen?
(Er nimmt ihr die Fackel aus der Hand, läßt sie
fallen, sie verlischt.)
Papagena(springt auf.)
Nun sehen Sie wohl, Herr Großkammerdie-
ner, was Sie gemacht haben mit ihrer ewi-
gen Dienstbeflissenheit. Nun sind wir ohne
Licht, und der Mond scheint so trübe, daß
man kaum drei Schritte vor sich sehen kann.
Leporello.
Eigentlich brauche ich nicht einmal so weit
vor mir zu sehen; aber wenn die Dunkel-
heit Sie beunruhigt, die Fackel soll gleich
wieder brennen. Wo hab ich denn mein
Feuerzeug? (er sucht in allen Taschen.) Jch hab es
doch sonst immer bei mir, aber gerade wenn
man's braucht — still! nein das ist es auch
nicht.
(Die Rolle fällt ihn aus der Tasche.
Papagena.
Sie lassen da etwas fallen!
Leporello.
Das ist nichts; das ist die Zauberolle, die
uns heute früh aus der Noth geholfen.
Papagena.
Und die auch jetzt wieder helfen soll; geben
Sie nur her. (Sie zieht mit der Rolle einen Kreis auf
der Erde, und macht verschiedene Knixe) Liebe Herrn
Gnomen, wollen sie nicht so gütig seyn, uns
ein wenig Licht zu verschaffen.
Leporello.
Ach du lieber Himmel, was sind Sie noch
höflich. Auf die Art werden Sie in ihrem
Leben zu nichts kommen. Jch weiß besser,
wie man die kleinen Geister behandeln muß.
— Geben Sie mal acht, in welch erschreck-
lich vornehmen Ton ich sprechen, und wie
stark ich mich anstellen werde. — (Er spricht
durch die Rolle, wie durch ein Sprachrohr) Kraft die-
ses Pergaments und unserer Hoheit und eu-
rer Niedrigkeit befehle ich euch, ich euer un-
umschränkter Gebieter in continenti diese
Laube zu erleuchten, widrigenfalls ich euch,
einen durch den andern todt schießen lasse,
püff, paff, puff!
(die Laube erleuchtet sich.)
Papagena.
Das ist ja erstaunlich brilliant.
Leporello.
Sehn Sie wohl, ich kenne meine Leute, aber
nun auch frisch zugefordert, wir dürfen Sie
nicht wieder zur Besinnuung kommen lassen.
(durch die Rolle.) Allons! gleich einen Tisch hier-
her, für zwei Personen servirt! — Was mö-
gen Sie am liebsten?
Papagena.
O mir ist alles gleich.
Leporello.
Machen Sie doch keine Umstände, es ist Jh-
nen ja von Herzen gegönnet. Wir können
ja alles gleich haben, fordern Sie doch nur.
Papagena.
Nun wenn Sie denn durchaus wollen, so
bitte ich mir créme aus.
Leporello
(durch die Rolle.)
Feine crémes für Madame!
Papagena.
Und Confituren und glacer.
Leporello
(durch die Rolle.)
Confituren und glacer für Madame.
(Der Tisch erscheint.)
Bravo! so nun lassen Sie uns niederlassen.
— Es sitzt sich doch nirgends besser, als an
einem gedeckten Tisch! Jch werde vorlegen —
Befehlen Sie — o ich bitte — versuchen
Sie — es sieht ganz trefflich aus — ganz
vortrefflich — die Triffelpastete ist unbe-
schreiblich — was sagen Sie zu dem Gold-
Fasahn?
Papagena.
Sie spielen keine schlechte Rolle bei Tische,
Herr Groß-Kammerdiener.
Leporello.
Das will ich glauben — unter allen Rollen,
die man in dieser Welt spielen kann, ist mir
eine Gastrolle die liebste; ich liebe außer der
Liebe nichts so sehr, als bonne chere zu
machen; und halte unter allen schönen Kün-
sten die Kochkunst für die schönste. — Es
lebe die Kochkunst, und die Frauengunst.
Papagena(anstoßend.)
Und Tanz und Musik.
Leporello.
Lieben Sie Musik, die sollen Sie gleich ha-
ben. (Durch die Rolle.) He da! Tafelmusik,
komplette Tafelmusik! (es erscheinen Gnomen, als
Bergleute angezogen, mit Violinen, Contraviolon und
andern Jnstrumenten.) Na spielt einmal los,
ihr kleinen Bergleute, aber ein lustiges
Stückchen, so was, wonach einem wohl
wird, wobei man die schlechte Zukunft
vergißt. (Sie spielen das Ritornell.) Stil-
le! haltet ein. Das Lied, das kann ich, das
war ein Lieblingslied meines ehemaligen gott-
losen Herrn, des seeligen Don Juan — Fangt
noch einmal an, ich will dazu singen. —
Ey wie wollt ich lustig leben
Auf der argen Welt,
Gieng es mir nur eben
Wie's mir wohlgefällt;
Lustig immer,
Traurig nimmer,
Wird die Trauerlust vergällt.
Erst verlang' ich all' die Gaben,
Die man haben muß;
Zweytens muß man haben,
Guten Ueberfluß,
Und zum dritten,
Will ich bitten,
Um all' möglichen Genuß.
Jst mir alles dies gewähret,
Wird noch nicht gedankt,
Bis mir erst bescheret,
Was mein Herz verlangt;
Und das hanget,
Das verlanget,
Rathe, Kind, was es verlangt? —
Leporello.
Nun so rathen Sie doch, meine Seele!
Papagena.
Jch kann nicht rathen.
Leporello.
O, Sie können recht gut, es ist federleicht,
meine Taube!
Papagena.
Jch versichere es Jhnen, ich bin nicht im
Stande.
Leporello.
O, Sie wollen nur nicht.
Papagena.
Wie Sie wollen, wenn Sie wollen, so will
ich nicht —
Leporello.
Da haben wir's; das sind ja meine Worte,
wenn ich will, so wollen Sie nicht.
Papagena.
Wollen wir nicht von etwas anderm sprechen?
Leporello.
Ach! ich werde mit diesem zerrißnen Herzen
wohl kein Wort mehr hervorbringen können;
ich bin nach dem lust'gen Liede ganz trau-
rig geworden.
Papagena.
Nun so will ich Jhnen gleich etwas recht
melankolisches, herzbrechendes singen, vielleicht
wird Sie das erheitern.
Leporello.
Ach, um alles in der Welt, nur nichts rüh-
rendes — Schonen Sie mein von allen An-
griffen über alle Begriffe angegriffenes Ner-
vensystem — Aber, da Sie denn doch schon
einmal so gütig sind, singen zu wollen, so
bitte ich mir das niedliche Lied aus, das sie
immer in Ormus sangen; ich glaube, es war
von Amor und Hymen.
Papagena.
Nein, das darf ich nicht, das hat mir Pa-
pageno verboten; und überdies ist es auch
ein gar zu untreues Lied; das könnten mir
die Eheleute ein wenig übel nehmen.
Leporello.
Es sind ja keine Eheleute hier zugegen. Jhr
Herr Gemahl schläft ruhig in seinem Gezelte,
und meine Frau, wenn sie noch lebt, in Spa-
nien, und so einzelne Personen nehmen der-
gleichen nicht übel. Bitte, bitte, singen Sie.
Papagena.
Nun gut, ich will es thun; aber das sage
ich vorher, ich singe nur zwey Verse; denn
der dritte ist gar zu arg.
Amor schwärmt auf allen Wegen,
Unter jeglicher Gestalt,
Bald als dieß, als jenes bald,
Und sein Spruch ist; meinetwegen
Könnt ihr tausend Lieben hegen,
Heute jene, morgen die,
Nur von Herzen liebet sie —
Männer, Weiber, ihr seyd Thoren,
Zeit und Mühe gehn verlohren,
Wenn ihr Liebe fesseln wollt.
Papagena und Leporello.
Zeit und Mühe gehn verlohren,
Wenn ihr Liebe fesseln wollt.
Papageno
(auf dem Baume.)
Wenn ihr Weiber fesseln wollt.
Papagena(erschrocken.)
Was war das?
Leporello.
Was soll's seyn, ein Wiederhall. Der Schall
schlägt an Berge und Bäume, und hallt dann
wieder. Das ist ein Wiederhall, ein ganz
natürlicher Wiederhall. Singen Sie nur
weiter.
Papagena.
Aber Hymen will vermählen,
Spricht: bedenket eure Pflicht,
Diesen liebt, und jenen nicht;
Und die armen treuen Seelen
Müssen sich zum Lieben quälen,
Denn er führt das Mein und Dein
Jn die freye Liebe ein.
Männer, Weiber, ihr seyd Thoren,
Zeit und Mühe gehn verlohren,
Wenn ihr Liebe fesseln wollt.
Papagena und Leporello.
Männer, Weiber, ihr seyd Thoren,
Zeit und Mühe gehn verlohren,
Wenn ihr Liebe fesseln wollt.
Papageno
(der vom Baum gestiegen, und den Kopf zwischen
Papagena und Leporello steckt.)
Wenn ihr Weiber fesseln wollt!
Leporello(für sich.)
Das nennt man Gnomen haben!
Papagena(zu Papageno.)
Ach liebster bester Freund, wie freut es mich,
Dich —
Papageno(einfallend.)
Bleib mir vom Leibe, du ehrvergeßne Schlange.
Papagena.
Warum bist du denn so böse liebes Männchen?
Papageno.
Das fragst du mich, du schwarze Schmetter-
lings-Seele!
Leporello.
Ja das frag ich auch, es ist ja gar nichts
vorgefallen.
Papageno.
Nichts vorgefallen? ist es nicht Nacht?
Leporello.
Jst das unsere Schuld?
Papageno.
War't ihr nicht lustig zusammen?
Papagena.
Das bin ich immer.
Leporello.
Und ich war's nicht einmal, ich habe ledig-
lich geseufzt.
Papageno.
Seufze du wo anders, aber nicht bei meiner
Frau.
Leporello.
Ha, ha, ha, das ist gut, am Ende wird er
mir noch vorschreiben, wo ich seufzen soll.
Daß Sie wissen, Seufzer sind Zollfrei, mein
Herr!
Papageno.
Jch glaube, du willst mich noch obendrein
zum Narren machen.
Leporello.
Jch bitte unterthänig, das ist gar nicht von
nöthen.
Papageno.
Sittenloser Witzling, ich habe mit dir nichts
weiter zu schaffen; aber Sie Madame wer-
den so gut seyn, und mir in mein Zelt fol-
gen, da wollen wir weiter sprechen. Allons
allons Madame, halten Sie sich nicht län-
ger auf.
Leporello(tritt zwischen sie.)
Laß deine Frau zufrieden, oder fürchte mei-
ne Rache!
Papageno.
Deine Rache soll ich fürchten, du feige Sper-
lingsseele? Fürchte die meine, ich werde dich!
(Er zieht ein großes Messer.)
Leporello.
Weg mit dem Messer, das ist kein Spaß.
Da bleib stehen, ich will kaltblütig mit dir
sprechen. — Da ein bewaffneter Ehemann
ein sehr gefährliches Mitglied für die Gesell-
schaft ist, so halt ich's für meine Pflicht, mich
und Sie und den Staat von dieser Last zu
befreien. Jch nehme daher diese Rolle, setze
sie an den Mund, und spreche:
Ein eifersücht'ger Mann wird nimmermehr
gescheut,
Drum werd' ein Baum und bleib's in alle
Ewigkeit!
(Papageno verwandelt sich in einen Baum.
Papagena.
Halten Sie ein, Sie sind zu strenge. Strafe
hat er verdient; aber wir wollen das Ur-
theil mildern.
(zu dem Baum:)
Nur so lange bleib ein Baum,
Bis ich deiner mich erbarme.
Wenn ich liebend dich umarme,
Dann erwach' aus deinem Traum.
Leporello.
Also bleibt es bei der Ewigkeit!
Papagena(zu dem Baum.)
Adieu, bessre dich!
Leporello.
Adieu, Baum des ewigen Lebens!
Beide.
Adieu Baum, adieu, adieu!
(Beide Hand in Hand ab.)Vierte Scene.
Waldige Gegend, im Hintergrunde eine Meerbucht. Die
eine Seite des Theaters rauh und felsigt, die andre der
Anfang eines Blumengartens. Osmar und Alman-
sor beide in der Gestalt und Rüstung des Sinabal,
kommen fechtend von dem Felsen. Dämmerung, es
wird zu Ende der Scene Tag.
Osmar,
(der den Almansor zurückdrängt, mit Sinabals Stim-
me, welcher hinter dem Theater für ihm spricht.)
Umsonst du feige Seele,
Entfliehst du diesem Schwerte!
Du kehrst aus diesem Zweikampf nicht zurück.
Almansor,
(ebenfalls mit Sinabals Stimme.)
Sprich weniger und fechte!
(Er dringt auf Osmar ein, der ihm das Schwert aus
der Hand schlägt; in dem Augenblick umfaßt Al-
mansor den Osmar, windet ihm das Zauberschwert
aus der Hand, und stößt ihn damit nieder.)
Almansor,
(mit eigener Stimme.)
Stirb Ungeheuer!
Osmar,
(mit eigener Stimme sinkend.)
Falsches Schwert du logst!
Barbar, du hast gesiegt.
Sinabal(hervortretend.)
Keiner von euch, ich siegte,
Erfahre Vater, wer dich mordete,
Du Sohn, wen du erschlagen.
(Auf seinen Wink verwandeln sich beide in ihre vorige
Gestalt.)
Dies ist der Anfang meiner Rache nur.
(schnell ab.)
Almansor,
(der bis jetzt Bewegungslos gestanden.)
Gerechte Götter! nein ich glaub es nicht.
Jch bin wahnsinnig worden.
Osmar.
Hinweggenommen ist der schwere Fluch
Von meinem Haupt, so leicht war mir noch nie.
Almansor,
Weh mir, so ist es wahr? O, ich Verdammter!
O armer, hingemordet armer Greis!
Wie, und ich Vatermörder lebe noch?
Dieselbe blutgefärbte Waffe soll —
(Er will sich in das Schwert stürzen, es entsinkt ihm.)
Weh mir wie schwach, ein Zauber bindet mich.
Osmar.
Mein Sohn, mein Sohn! was wolltest du
beginnen!
Beflecke deine Hände nicht mit Blut.
Almansor.
Sie sind befleckt!
Osmar.
Nein sie sind rein wie Schnee.
Unschuldig bist du Kind, an dieser That!
Das schwör' ich dir in meiner Todesstunde,
Aus der ich seelig in die Zukunft schaue.
Knie nieder theurer Sohn, daß ich dich segne.
(Almansor kniet, Osmar legt seine Hände auf des-
sen Haupt.)
Vergiß sie, diese That, die du erduldet,
Die du nicht hast verübet,
Jch hab' es einst verschuldet.
Weil ich die Ueberirdische geliebet.
Jch weiß es jetzt, es war verwegen;
Drum Sohn, sey das mein Seegen.
Lern' Lust und Leid auf Erden erst begreifen,
Um so zur Himmelsfreude zu gereifen.
(Er stirbt. Almansor wirft sich weinend über den
Todten. Jndem hört man eine liebliche Musik, die
Sylphen steigen in ihren Wolken nieder.)
Chor der Sylphen.
Laßt uns auf die Erde nieder wallen,
Osmar ist gefallen,
Durch des Sohnes Hand.
Also war es unsers Königs Willen;
Doch den Schmerz zu stillen,
Sind wir her gesandt.
Vier Stimmen
(sie sind aus den Wolken gestiegen und richten
Almansor auf.)
Jüngling wiß, es frommet dein Weinen,
Diesem Todten nicht;
Der ist droben
Aufgehoben;
Der lebt seelig bei den Reinen,
Nah' dem ew'gen Licht.
Aber du mußt weiter nützen,
Dienen dieser Welt;
Leiden, handeln,
Jrren, wandeln,
Folg' uns Jüngling, dich zu schützen
Sind wir dir gesandt.
(Sie führen ihn von der Seite des Blumengartens ab.)
Chor der Sylphen.
Er schlummert so süß, nur leise, nur leise,
Es will ihm der König verzeihen,
Will selber die Tochter entgegen ihm führen,
Sie wartet mit Sehnsucht fein.
Schafft Kränze herbei, wir müssen ihn schmücken;
Herbei mit dem Feyergewand!
Wir müssen ihn schiffen auf goldenen Wolken,
Jns ew'ge Jugend Land.
Während die Sylphen beschäftigt sind den Todten zu
kränzen und mit Tüchern zu bedecken, verwandelt
sich die Decoration.Fünfte Scene.
Wald; Decoration aus der zweiten Scene.
Zelu als Priester, und Zobea.
Zelu.
Nicht länger darfst du säumen,
Du mußt zurück.
Zobea.
Zurück zu Sinabal?
Zelu.
So will es das Geschick, du bist erkohren,
Durch Lieb' und Haß, und reger Willens-
Kraft
Dies Zauberreich zu enden.
Zobea.
Und wenn es mir gelingt, werd' ich den
Vater
Vom grausen Tode retten?
Zelu.
Er ist gerettet; denn er hat gebüßt. —
Bald siehst du ihn, als Bräutigam geschmückt,
An deiner Mutter Seite.
Zobea.
Den Göttern Dank, jetzt fühl' ich hohen
Muth,
Das Schwerste zu vollbringen.
Zelu.
So fehlt denn nichts zu deinem Glücke mehr?
Zobea.
Nichts mehr, seit jenem seelgen Augenblick,
Da mir der Täuschung Schleyer schnell von
der Seele fiel.
Getrunken hab' ich aus dem ew'gen Brunnen,
Der höchsten Liebeswonnen.
Mich kann nichts mehr betrüben;
Denn meine Schmerzen selbst muß ich noch
lieben.
Zelu.
Du sprichst ein frommes Wort, das mich
entzückt.
Zobea.
Jch frage nicht, ob ich den hohen Schönen,
Der herrlich mir erschienen,
Ob ich ihn jemals wiederfinden werde,
Jch frage nicht; denn mich umleuchtet golden
Des Glückes Morgenröthe.
Froh steh ich an der Liebe Rosenpforten,
Jch weiß, daß ich ihr Reich bald nun be-
trete.
Zelu.
Jch weiß es auch. — So höre denn, was
dir
Zu thun noch übrig bleibt. —
Es wird dich Sinabal durch seine Diener
Alsbald zum Frühgelage rufen lassen,
Es ist das Erste von den sieben Festen,
Womit man hier der Kön'ge Hochzeit feyert —
Unter der Palme in dem Vorhof sitzend,
Wird er ein glänzendes Geschirr dir reichen,
Gefüllt mit Zauberwein;
Doch hüte dich zu trinken,
Wie sehr dich auch des Bechers bunter Glanz,
Wie sehr der Duft des Tranks, dich reizen
mag.
Jn deiner Nähe wirst du ein Gefäß,
Das dir die Götter sendeten, gewahren,
Dies biete deinem Feinde
Zum bittern Trunke dar.
Wenn du ihn wahrhaft, unaussöhnbar hassest,
So hat er keine Macht mehr über dich,
Und muß den Becher des Verderbens leeren;
Du aber wirf indeß, anstatt zu trinken,
Das blinkende Geschirr, daß er dir reichet,
Stillschweigend in den Springquell neben dir.
Zobea.
Und mehr ist mir zu thun nicht aufgelegt?
Zelu.
Nicht mehr; doch schwer ist es, des Bösen
Zauber
Durch unauslöschbar heißen Haß zu tilgen.
Zobea.
Wie leicht wird es, wenn man das schöne
liebt:
O man hat zu jedem Werke
Muth und Stärke,
Wenn man liebt.
Lieblich nahen unserm Herzen,
Selbst die Schmerzen,
Wenn man liebt.
Liebe kann und wird nicht scheiden
Lust von Leiden,
Schmerz von Lust;
Wunden sind ihr Freudenbronnen,
Leiden — Wonnen,
Schmerzen — Lust.
Ja, ich habe sie empfunden,
Dieser Wunden
Seeligkeit.
Ewig werden mich umschweben,
Liebe, Leben,
Seligkeit.
Larifari und Minnewart kommen.
Zelu.
Wir wissen euren Auftrag schon; es wird die
Fürstin in dem Vorhof gleich erscheinen —
Leb' wohl!
Zobea.
Leb' wohl!
Zelu.
Wir sehen bald uns wieder.
(Zelu von der einen, Zobea, Larifari und Min-
newart von der andern Seite ab.)
Minnewart
(zieht den Larifari zurück.)
Sagen Sie' mal liebe Excellenz, Sie sind doch
sonst ein verständiger Mann, ist denn der
Priester auch ein Zauberer? Er wußte ja,
ehe wir's sagten, daß wir die Prinzessin zum
Frühstück rufen sollten.
Larifari.
Zauberer? Das sind Narrenpossen. Es giebt
gar keine Zauberer. Er wird unsern Auf-
trag durch irgend einen Spion erfahren
haben.
Minnewart.
Sie erklären immer alles so natürlich; aber
ich versichere Jhnen, hier auf dieser Zauber-
insel geht alles unnatürlich zu, und aus die-
ser Unnatürlichkeit entspringt natürlich eine
Natur, die sich mit meiner natürlichen Na-
tur gar nicht naturalisiren kann. Zum Bei-
spiel, wie kommen wir ehrlichen Deutschen
hier in die Mitte des Morgenlandes?
Larifari.
O! besinnen Sie sich denn nicht, wir haben
ja mit dem Ritter Albrecht einen Kreuzzug
gemacht, und sind vom gelobten Lande aus,
mit einer Karavane hierher nach Samandel
gekommen.
Minnewart.
Schöne Karavane! feurige Kameele mit Flü-
geln, durch die Luft! Und dann ist das ja
schon so lange her, daß wir, so zu sagen, ei-
gentlich schon längst todt seyn müßten.
Larifari.
Das gute Klima hat uns so lange erhal-
ten.
Minnewart.
Nein! dahinter steckt was anders; ich fange
nach und nach an, an Geister zu glauben;
am Ende sind wir selbst bloße Geister; aber
kommen Sie nur, in dem Vorhof geht ge-
wiß heute noch etwas grimmiges vor, dem
muß ich mit beiwohnen. Jch mag es gerne,
wenn mir aus lauter Angst so die Haare zu
Berge steigen.
Larifari.
Jch ängst'ge mich in meinem Leben nicht;
denn es geht alles ganz natürlich in der
Welt zu.
(Beide ab.)Siebente und letzte Scene.
Vorhof mit der Grotte aus dem ersten Akt. Der Palm-
baum neben der Fontaine ist mit Decken wie ein Thron
verzieret. Zobea und Sinabal sitzen darunter.
Vor ihnen ein Tisch mit Erfrischungen. Sclaven war-
ten auf. Minnewart, Larifari, Hofgesinde, Volk,
Leibwache.
Das Volk ruft:
Heil dem Kaiser!! Heil der schönen Verlob-
ten!! Heil dem hohen Paar!!
Zwischen jedem Ausruf Pauken und Trompeten. Sina-
bal winkt dem Herold.
Herold
(stellt sich in die Mitte des Theaters. Nach einem
Trompetenstoß:)
Ein jeder schweig', es will der Kaiser reden!
Sinabal.
Jhr Völker von Samandel,
Die ich in diesem weiten Reich beherrsche,
Erfahret, wie Euer Kaiser
Die Wünsche seines Herzens —
Dem Eurigen vereinet —
Es schenkt uns heute dieser heil'ge Festtag
Euch Eine Königin, und mir die Gattin,
Zobea ist's sie thronet neben mir,
Bezeugt ihr eure Ehrfurcht.
(Alles knieet nieder.)
Ein Krieger tritt ein,
(heimlich zu Sinabal.)
König! die Feinde nahen unserer Stadt,
Nicht hundert Schritte sind sie von den
Mauern.
Sinabal(ängstlich.)
Nur Muth. (zornig.) Zurück zum Heer, ich
folge gleich.
(Soldat ab.)
Hier unter diesem Friedensbaume sitzend,
Reich' ich, nach unsers Landes altem Brauche,
Zobea, meiner Braut, den Kelch der Liebe,
Sie wird ihn bis zum letzten Tropfen leeren,
Als Zeichen, daß sie lieber
Den Trank des Todes tränke,
Als daß sie je von ihrem Gatten ließe.
Er reicht Zobea den Kelch, die während der vorigen Re-
de heimlich den andern Kelch aus der Palme genom-
men, welche sich mit einem kleinen Geräusch geöffnet hat.
Zobea
(beide Kelche haltend.)
Jch ehre, Völker, eure alten Bräuche,
Wie dein Gebot, mein König;
Doch nimmer werd' ich trinken,
Und Liebe dir nie schwören,
Bevor nicht Sinabal ein gleiches thut.
(Sie reicht ihm den Becher.)
Ein Krieger tritt ein,
(heimlich zu Sinabal.)
Die Feinde, König! dringen in die Stadt,
Zelu, der Oberpriester führt sie an.
Sinabal.
Sein Reich ist bald zu Ende.
(zu Zobea.)
Es sey, befried'gen wir des Volkes Wünsche!
Laß uns die Becher leeren!
Sie stoßen an, Paucken und Trompeten. Er trinkt, Zo-
bea wirft den Kelch in die Fontaine, dieselbe sprüht
in dem Augenblick Feuer statt Wasser. Sinabal
springt auf, das Feuer zu löschen.
Finale.
Sinabal.
Verdammte Brut!
Es thut nicht gut,
Jhr sollt es sehen!
Jhr sollt in Flammen
Alle zusammen
Gleich untergehn!
(Eine Stimme aus der Fontaine.)
Recitativ.
Zobea stammet aus dem Reich der Sylphen,
Unmöglich ist's dir beizustehn;
Es ist um uns Gehülfen,
Es ist um dich geschehn.
Er verwandelt sich an dem Ort, wo die Fontaine stand,
in einen Felsen.
Zelu als Priester, Almansor, Saadi,
Papageno, Leporello mit Kriegesvöl-
kern dringen ein.
Chor der Soldaten.
Wir siegen, wir siegen, der Feind ist geschlagen.
Wir jagen den flüchtigen Troß!
Der Sieg ist errungen,
Der Feind ist bezwungen,
Nun lasset uns stürmen dies Schloß!
Nun laßt uns die schuldlosen Weiber befrein,
Wir scheuen nicht Todes Gefahr.
Den Kerker erbrechet,
Befreiet und rächet
Die schuldlose weinende Schaar!
Zelu
(winkt Ruhe. Er tritt an den Felsen, und berührt ihn
mit einer weißen Rose.)
Es ist vorbey mit deinem Regimente,
Zum Elemente kehre,
Und störe nie mehr Liebes-Glück!
Zurück, hinab,
Fort in dein Grab!
Der Felsen sinkt flammend und mit Geräusch unter, zu glei-
cher Zeit die Höle. An deren Stelle stehen reich gekleide-
te Weiber. Unter ihnen Fatme und Dilara; diese
umarmen Almansor und Saadi im Hintergrunde.
Jm Vordergrunde stehen Zelu und Zobea. Letztere
blickt wehmüthig nach den glücklich Liebenden, Ersteres
auf Zobea, indem eine liebliche Musik die Ankunft der
Sylphen andeutet. Der Hintertheil des Theaters
verwandelt sich in einen Garten am Ufer des Meeres,
man sieht einen Theil der Flotte, und die Sylphen
auf ihren Wolken niedersteigen.
Chor der Sylphen.
Lohnet die Sieger
Mit ewigen Wonnen!
Sie haben gestritten,
Sie haben gewonnen,
Sie haben gelitten,
Sie haben geweint.
Führet sie freundlich
Durch heitre Azuren
Jn lichte Gefilde,
Auf goldene Fluren,
Wo Liebe so milde
Uns alle vereint.
Vier Stimmen.
(sie sind aus den Wolken gestiegen, und kränzen Zobea
und Zelu mit Blumen.)
Mit Blumen wollen wir euch kränzen,
Die Blumen sind der Jugend Bild;
Jn ew'ger Jugend sollt ihr glänzen,
Ewig von Lieb' und Glück erfüllt.
(Sie verwandeln sich, Zelu in einen Sylphen, Zobea
in eine Sylphide.)
Zobea.
Einzig Geliebter, o darf ich es glauben!
Zelu.
O, darf ich es glauben!
Einzig Geliebter, wie bin ich entzückt!
Zobea.
Wie bin ich entzückt.
Beide.
Nichts kann die Seeligkeit uns rauben,
Wir sind auf ewig nun beglückt.
(Sie kehren in die Wolken zurück.)
Zelu(aus den Wolken.)
Recitativ.
Der Böse ist gefallen,
Und aus dem Streite blühet schön der Frieden.
Wir müssen nun zu andern Sphären wallen,
Jhr aber bleibt hienieden
Jm regen Thaten-Wandel.
Saadi beherrschet nun fortan Samandel,
Almansor aber schiff' von diesem Strande
Zu seiner Väter Lande —
Dienet der Welt, und leidet, um zu nützen,
So werden wir beglückend euch beschützen.
Chor der Sylphen.
Wir Sylphen, wir wohnen in goldnen Lüften,
Wir schützen und lieben, und trösten die Welt;
Wir reden in Farben, in Tönen, in Düften,
Bis Ahnung des Himmels den Busen euch
schwellt.
Schluß-Chor des Volks.
Wallet zum Himmel, wir bleiben hienieden,
Vollenden den irdischen, menschlichen Lauf;
Ertragen in Demuth, was uns beschieden,
Leiden um Liebe, streiten um Frieden,
Und blicken voll Hoffnung zum Himmel hin-
auf.
Saadi, Fatme, Almansor, Dilara und die
Frauen von der einen, Papageno, Papagena,
Minnewart, Larifari und Leporello von der
andern Seite gruppirt. Die Wolken steigen.
(Der Vorhang fällt.)
Ende.