1646] Eing. 7/VII.1880. M Dan.,Sanders
Altstrelitz
HrHerrn Dr. Otto Volger, Obmann des „Freien Deutschen Hochstiftes“ in
Frankfurt a/M.
Höchst verehrter Herr,
Erst heute kom̃e ich dazu, Ihnen für Ihre trefflichen „Berichte“ Berichte des Freien Deutschen Hochstiftes für Wissenschaften, Künste und allgemeine Bildung in Goethe's Vaterhause. Vom Lenzmonate 1878 bis zum Wintermonate 1879. Frankfurt a.M. 1880. [ Online verfügbar: Internet Archive, abgerufen am 07.12.2017.](https://archive.org/details/berichte00germgoog) mei-
nen verbindlichen und herzlichen Dank auszusprechen. Ich war in den
Wochen mit Arbeiten und Druckberichtigungen so überladen, daß
ich in der That kaum aufathmen und zu mir selbst kom̃en konnte. Namentlich
galt es den Abschluß und die Druckberichtigung der Register zur 2. Auflage mei-
ner „Deutschen Sprachbriefe“ Sanders, Daniel: Deutsche Sprachbriefe. Zweite Auflage. Berlin 1880. [Erste Auflage online verfügbar: BSB digital, abgerufen am 03.12.2017.](http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb11023537-7 ) , deren 1. Aufl. seit Anfang dieses Jahres vergriffen waren. Je
doch in ihrer neuen Gestalt nicht eher als jetzt sich fertig stellen lassen
wollten. Obgleich ich selbst noch keinen vollständigen Abzug zu Gesicht bekom̃en
habe, so hoffe ich doch alle Tage jetzt die Kunde von dem erfolgten Erscheinen
zu erhalten und ich habe auch dem Verleger, als ich die letzte Druckberich-
tigung absandte, den Auftrag gegeben, Ihnen von der neuen Aufl.Auflage sofort ein
Ex.Exemplar zu gehen zu lassen. Ich bitte, dies in derselben freundlichen Weise wie
die 1. Aufl.Auflage aufzunehmen und für die Verbreitung und Bekañtwerdung
in weitesten Kreisen Ihre einflussreiche Stim̃e auch fernerhin zu erheben.
Ihre freundliche Beurtheilung des Werkes in seiner unvollkom̃en Gestalt
hat mich sehr erfreut und zu aufrichtigem Dank verpflichtet.
Inzwischen ist mir auch in diesen Tagen die Ihnen gewidmete
Schrift Meltzl von, Hugo: Minuskel und Antiqua. In: Acta comparationis litterarum universarum. Zeitschrift für vergleichende Litteratur. Claudiopoli 1880, S. 1457.[ Online verfügbar: Internet Archive, abgerufen am 08.12.2017.](https://archive.org/details/ldpd_10974973_000#page/290/) des so überaus freundlichen Prof. H.Hugo v.von Meltzl über mich zuge-
kom̃en und es gereicht mir zu einer besonderen Freude, daß so unser
Beider Namen in dem Hefte verbunden sind. Auch die liebenswür-
dige Polemik in dem Nachwort ist gleichmäßig gegen uns Beide
gerichtet. Ich glaube, wir köñen mit dem Zugeständnis am Schluss
ganz zufrieden sein:
Durchführung der Frakturschrift u.und Majuskel an ihrem Orte.
Weder Sie noch ich haben wohl der Antiqua in einer Zeitschrift wie die Acta
Comparationis Litterarum Universarum entgegentreten wollen, sondern
eben nur ihrer Zwangseinführung in deutsche Volksschriften oder, um genau zu
sprechen, in Schriften, die für das deutsche Volk bestim̃t sind.
Übrigens müssten, wie ich auch an HrHerrn Prof. v.von Meltzl geschrieben habe,
diejenigen, welche für uns Deutsche die Antiqua fordern, dañ folgerichtig auch
diese Schrift z.b. für das Griechische, für die slawischen und die orientalischen
Sprachen ppp. fordern und wie unklar würde z.b. das Neugriechische erscheinen, weñ
hier all die verschiedenen Zeichen, welche wie i gesprochen werden, auch durch
ein uund dasselbe Zeichen ersetzen wollte.
Und ferner sollte ich glauben, für die großen Anfangsbuchstaben der
Substantiva lassen sich mindestens so gute Gründe angeben wie für
dieselben zur Hervorhebung der Satzanfänge und der Eigennamen.
Doch diese Rechtschreibungsfragen gilt es ja nicht hier zu
erörtern und am wenigsten Ihnen gegenüber, der Sie mit mir in
diesem Punkt ja ganz derselben Ansicht sind.
Lassen Sie mich nun zum Schluß noch einmal auf Ihre
trefflichen „Berichte des Fr.Freien D.Deutschen Hochst.Hochstifts“ Berichte des Freien Deutschen Hochstiftes für Wissenschaften, Künste und allgemeine Bildung in Goethe's Vaterhause. Vom Lenzmonate 1878 bis zum Wintermonate 1879. Frankfurt a.M. 1880. [ Online verfügbar: Internet Archive, abgerufen am 07.12.2017.](https://archive.org/details/berichte00germgoog) zurückkom̃en, die ich auch
für mein „Ergänzungs-Wörterbuch“ Sanders, Daniel: Ergänzungs-Wörterbuch der deutschen Sprache. Eine Vervollständigung und Erweiterung aller bisher erschienen deutsch-sprachlichen Wörterbücher (einschließlich des Grimm'schen). Mit Belegen von Luther bis auf die neueste Gegenwart. Berlin 1885. [Online verfügbar: Internet Archive, abgerufen am 08.12.2017](https://archive.org/details/bub_gb_mBQ9AAAAYAAJ_2) zu verwerthen beflissen
sein werde. Ich habe mir bereits Manches daraus in meine
Sam̃lung eingetragen und gedenke es auch fleißig noch
fernerhin zu thun. – Sie haben mit vollem Recht denselben
freien Druck in dem Buch hervorgehoben und ich habe in
der That bis jetzt nur 2 – und dazu sehr geringfügigen – Setz,
oder sog.sogenannte Druckfehler aufgefunden, den einen in meinem
Namen S. 64 (etwa in der Mitte) und den anderen S. 286, 4. Absatz,
wo im Flugblatt das b fehlt. Es ist eine wirkliche Freude
(die uns in deutschen Büchern ppp. nur zu selten zu Theil wird),
so ohne Anstoß fortlesen zu können.
Mit der Bitte um Ihr ferneres Wohlwollen und mit den besten
Wünschen für Sie und für das Hochstift,
Hochchtungsvoll ergebenst
der Ihre
Dan. Sanders
Altstrelitz , 5.7.80.