Warhaftig ͤ
Hiſtoꝛia vnd beſchꝛeibung eyner Landt-
ſchafft der Wilden / Nacketen / Gꝛimmigen Menſchfreſſer
Leuthen / in der Newenwelt America gelegen / voꝛ vnd nach
Chꝛiſti geburt im Land zů Heſſen vnbekant / biß vff diſe ij .
nechſt vergangene jar / Da ſie Hans Staden von Hom-
berg auß Heſſen durch ſein eygne erfarung erkant /
vnd yetzo durch den truck an tag gibt . Dedicirt dem Durchleuchtigen Hochgeboꝛnen herꝛn /
H. Philipſen Landtgraff zů Heſſen / Gꝛaff zů Catzen-
elnbogen / Dietz / Ziegenhain vnd Nidda / seinem G. H.
Mit eyner voꝛrede D. Joh. Dꝛyandꝛi / genant Eychman /
Ordinarij Profeſſoris Medici zů Marpurgk . Jnhalt des Buͤchlins volget nach den Voꝛreden .
Getruckt zů Marpurg / im jar M. D. LVII .
Dem Durchleuchtigen vnd Hoch-
geboꝛnen Fürſten vnd Herꝛn / Herꝛn Philipſen
Landtgrauen zů Heſſen / Gꝛauen zů
Catzenelnbogen / Dietz / Ziegenhain
vnd Nidda / ꝛc. Meinem
gnedigen Fuͤrſten
vnd Herꝛn .
G Nad vnd Fried in Chꝛiſto
Jhesu vnſerm erloͤſer . Gnediger
Fuͤrſt vnd herꝛ / Es spꝛicht der heylige
koͤnigliche pꝛophet Dauid / im hun-
dert vnnd ſiebenden Pſalm :
Die mit Schiffen vff dem Meer fuhꝛen / vnd trieben
jren handel in groſſen waſſern . Die des HERRN werck
erfaren haben / vnnd ſeine wunder im Meer . Wenn er
ſpꝛach / vnnd eynen ſturmwindt erꝛegete / der die wellen
erhůb / vnd ſie gen hymel furen / vnd in abgꝛundt fuhꝛen /
das jre ſeel fur angſt verzagte / das ſie tummelten wie
eyn trunckener / vnd wuſten keynen raht mehꝛ . Vnd ſie
zum HERRN ſchꝛeien in jrer not / vnd er ſie auß jren
angſten fuͤret . Vnd ſtillete das vngewitter / das die wel-
len ſich legten . Vnd ſie froh wurden / das ſtille woꝛden
war / Vnd er ſie zů lande bꝛacht nach jrem wuntſch / Die
ſollen dem HERN dancken / vmb ſeine guͤte / vnd vmb
ſeine wunder / die er an den menſchen kindern thut / Vnd
jnen bei der gemeyn pꝛeiſen / vnd bei den alten rhuͤmen .
Alſo bedancke ich mich gegen dem Allmechtigen
Schoͤpffer Hymels / Erden vnd Meers / ſeinem Sohn
A 2
Jheſum Chꝛiſtum vnd dem heyligen geyſt / der groſſen
gnad vnd barmhertzigkeyt / die mir vnter den wilden leu
ten leu-
ten des lands Pꝛaſilien / welches inwoner / die mich ge-
fangen hatten / genennet die Tuppin Jmba / vnd men-
ſchen fleyſch eſſen . Derer gefangener ich neun Monat
geweſen / vnd vil andere gefahꝛe mehꝛ durch jre heylige
dꝛeifaltikeyt / gantz vnuerhoffter wunderlicher weiſe wi-
derfaren ist . Das ich nach langem ellendes gefahꝛ leibs
vnd lebens widerumb in E. F. G. Furſtenthumb / mein
hoͤchſts geliebtes Vatterlandt / widerumb nach verlauff
etlicher jaren / kommen bin . Vnd hab E. F. G. ſolche mei-
ne Reyſe vnd Schiffart vndertheniglich anzeygen ſol-
len / welche ich auffs kuͤrtzeſte begriffen hab . Ob E. F. G.
zu jrer gefelligen gelegenheyt / darinne mit hilff Gottes /
durch mich durchzogene Land und Meer / ſich woͤllen
voꝛleſen laſſen / vmb wunderbarer geſchicht willen / der
Almechtige Gott in noͤten / bei mir erzeygt hat . Damit
auch E. F. G. an mir nit zweiffele / als ſolte ich vnware
ding voꝛgeben / woͤlte E. F. G. ich eyn Paßpoꝛt / zů diſem
bericht dienlich / ſelbs offeriren . Gott ſei in allem
alleyn die ehꝛe . Vnd beuelhe mich hiemit E. F. G.
in vnderthenigkeyt . Datum Wolffhagen den
zwentzigſten Junij / Anno Domini im
Funfftzehen hundert vnd Sechs
vnd Funfftzigſten .
E. F. G.
Geboꝛner vnterſaß Hans Sta-
den von Homberg in heſſen / ytzt
Burger zum Wolffhagen .
Dem Wolgeboꝛnen hern H. Philipſen
Gꝛaff zů Naſſaw vnd Sarpꝛück ꝛc. meinem Gne-
digen Hern . Wünſcht D. Dꝛyander viel heyls
mit erbietunge ſeiner Dienſte .
E S hatt mich / Hans Staden /
der dis bůch vnd Hiſtoꝛia yetzo durch den
dꝛuck leßt außgehen / gebetten / das ich doch
zuuoꝛ / ſeine Arbeyt vnd Schꝛifft dieſer Hi-
ſtoꝛien / vberſehen / Coꝛrigiren / vnd wo es von noͤten iſt / ver-
beſſern / woͤlle . Dieſer ſeiner Bitte / habe ich aus vielerley vꝛ-
ſach ſtat geben . Erſtmals / das ich dieſes Authoꝛis vatter /
nun mehꝛ in die funfftzig jar gekandt ( dann er vnd ich aus
einer ſtat / nemlich / zu Wetter / geboꝛen vnd vff erzogen ſein )
vnd nicht anders / den ſelbigen / doheim / vnd zu Hombergk
in Heſſen / do er itzo wonhafftig iſt / dan als voꝛ eyn vffrichti-
gen frommen vnd dapffern Man / der etwan auch in guten
kuͤnſten ſtudirt erkant hab / vnd ( wie in gemeynem ſpꝛich-
wort iſt ) der Apffel ſchmeckt alwege nach dem Stam / zuuer
hoffen Hans Staden / dieſes Ehrlichen Mans Sone ſol in
tugenden vnd frombkeyt dem vatter nach arten .
Zum andern neme ich die arbeyt / dis Buͤchlein zu vberſe-
hen / deſto freidiger vnd lieber ahn / das ich gern in denen ge-
ſchichten / ſo der Mathematica gemeß sein / als dañ ist die
Coſmographia / das ist die beſchꝛeibung vnd abmeſſung der
Landtſchafften / Stedt / vnd wegefahꝛten / deren inn dieſem
Bůch vff vielerley weiſe / etzliche voꝛgetragen werden / beluͤſti-
gen / dan ich faſt gerne mit dieſer ſach vmbgehe / so ich verne-
me / das man vffrichtig vnd warlich / die ergangenen dinge /
offenbaret / vnd an tag bꝛingt / wie ich dañ keyns wegs zwei-
A 3
fel / diſer Hans Staden / ſchꝛeib vnd vermelde ſeine Hiſtoꝛia
vnd wegefarth / nicht aus anderer leut anzeygung / ſonder
aus ſeiner eygen erfarung / gruͤntlich vnd gewiß an / ſonder ey-
nigen falſch / vꝛſach / daß er darin keynen Rhum oder weldt-
liche Ehrgeitzigkeyt / ſonder alleyn Gottes Ehr / Lob vnnd
Danckbarkeyt / fur erzeygte wolthat / ſeiner erloͤſunge / ſůch-
et . Vnd dis jm die voꝛnemſte vꝛſach iſt / dieſe Hiſtoꝛi an tag
zubꝛingen / damit yderman ſehen koͤnte / wie gnediglich / vnd
wieder alles hoffen / Gott der Herꝛ dieſen Hans Staden /
aus ſouil gefehꝛlicheyt / ſo er Gott trewlich angerůffen hat /
erlediget / vnd von der wilden leuth grimmickeyt ( bei denen
er bei die ix monat lang / alle tage vnd ſtunde / erwarten mu-
ſte / das man jnen vnbarmhertziglich / todt geſchlagen / vnd
geſſen hett ) in ſein geliebtes vatterland / in Heſſen / wieder
kommen laſſen .
Fur diſe vnaußſpꝛechliche Gottes barmhertzigkeyt / woͤl-
le er / voꝛ ſein geringes vermoͤgen / ye gerne / Gott danckbar
ſein / vnd die wolthat jme geſchehen . Gott damit zuloben /
aller meniglich / offenbaren / vnd in dem er diß milde werck
alſo treibt / bꝛengt die Oꝛdnung der handelung mit ſich / das
er die gantze wegefahꝛt der ix . jar / ſo er auſſer landt geweſt
iſt / wie ſich alle dinge zugetragen haben / beſchꝛeibe .
Vnd dieweil er diß eynfeltiger weiſe nicht mit geſchmuͤck-
ten oder bꝛechtigen woꝛten oder Argumenten / voꝛtraget /
gibt mir deß einen groſſen glauben / es muͤß ſein ſach beſten
dig beſten-
dig vnnd vffrichtig ſein / vnnd kunte ye auch keyne nuͤtzung
darab haben / daß er loͤgen an ſtat der warheyt voꝛtragenn
woͤlle .
Darzu ſo iſt er ſampt ſeinen Altern hie in dieſem Landt
geſeſſen / nit wie der Landtfahꝛer vnd Luͤgener gewonheyt /
von einem landt ins ander / ziegeuners weiſe / vmblauffe /
muͤſte
muͤſte alſo gewarten / wo etwan gewanderte leut / ſo in den
Jnſeln geweſt / ankaͤmen / wuͤrden jn luͤgen ſtraffen .
Vnd iſt dis mir gar eyn feſt argument / das ſein ſach / vnd
deiſ er dieſer Histoꝛi beſchꝛeibung / vffrichtig ſein muß / das er an-
zeyget / zeit / ſtat vnd platz / da des hochgelerten vnd weit be-
ruͤmpten Eobani Heſſi Sone / Heliodoꝛus / der ſich nun lan
ge zeit in fremde lande zuverſůchen begeben / vnd hie bei vns
als fur todt geſchetzt woꝛden / bei dieſem Hans Staden inn
der landtſchafft der wilden leut geweſen iſt / vnd geſehen / wie
erbermlich er gefangen vnd hinweg gefuͤret ſei . Diſer He-
liodoꝛus / ſage ich / kan vber kurtz oder lang ( wie man hofft
das geſchehen ſol ) zů hauſe kom̃en / vnd wo des Hans Sta
dens hiſtoꝛia falſch vnd erlogen were / kan er jn zuſchanden
machen / vnd fur eyn nichtigen Man angeben .
Von diſen vnd dergleichen krefftigen argumenten vnd ver
můtungen / des Hans Stadens vffrichtigkeyt zubeſchuͤtzen
vnd zubewehꝛen / wil ich dißmal berůhen / vnd weitereyn weiter eyn we
nig anzeygung thun / was doch die vrſach ſei / das dieſe vnd
dergleichen hiſtoꝛien von meniglich wenig beifals vnd glau
bens gegeben werde .
Zum erſten habens die Landtfarer mit jren vngereum-
pten luͤgen vnd anzeygung falſcher vnd erdichter dinge da-
hin bꝛacht / das man auch denen rechtſchaffenen vnd war-
hafftigen leuten / ſo auß frembden landen kommen / wenig
glaubens gibt / vnd wirt gemeynlich geſagt : Wer liegen
will / der liege fern her / vnd vber feldt . Dann niemants da-
hin gehet diſs zuerfaren / vnd ehe er die muͤhe darauff legen
würde diſs zuerfaren / wil ers ehe glauben .
Nun iſt aber damit nichts außgericht / das vmb der luͤ-
gen willen die warheyt auch ſol geſtuͤmmelt werden . Es
iſt hieruff zumercken / das ſo dem gemeynen man etliche an-
gezeygte dinge / nit moͤchlich sein / geglaubt werden / vnd doch so diese dinge bei verstendigen leuthen vorbracht / vnd erwagen werden / vor die gewiste vnd bestendigste ding geacht werden / vnd sich auch also erfinden .
Diß merck aus eynem oder .ij. ij. Exempel so aus der Astronomi genommen / oder gezogen werden . Mir leuthe so wir hie umb Deutschlandt / oder nahe dabei wonen / wissen aus lang herbrachter erfarung / wie lang der Winter / der Sommer / sampt den andern zweien jars zeiten / herbst vnd letz weren . Jtem wie lang oder kuͤrtz / der lengste tag im Sommer / vnd der kuͤrtzte tag im winter / vnd so mit der nach zuachten sei .
Wan nun gesagt wirt / das etzliche Ort in der weldt seien da die son in einem halben jar nit vndergehe / vnd der lengste tag bei denselben leuten vj. Monat / das ist eyns halben jars langk sei / vnd her widderumb die lengste nacht auch vj. Monat / odder eyn halb jar langk sei . Jtem das oͤrter inn der weldt funden werden / do in eynem jar / die quatuor tempora / das ist die vier zeit des jars doppelt sein . Also das zween winter / zwen Sommer in einem jar gewißlich da vorhanden sein .
Jtem das die Soñ sampt andern sternen wie kleyn sie vns hie sein duͤncken / doch der kleinste stern im hymmel groͤsser sei / dañ die gantze Erde / vnd der dinge vnzelich viel .
Wan nun der gemeyn Man diese dinge hoͤret / veracht ers zum hoͤchsten / gibt jm keynen glauben / vnd acht es sein dinge / duͤ vnmuͤglich sein . Dieweil aber diese Natuͤrliche dinge bei den Astronomis der massen dargethan werden / das die verstendigen der kunst / hieran nicht zweiffeln .
So muß derhalben nit volgen / dieweil der gemeyn hauff diese dinge vnwar helt / das es eben also sein muß / vnd wie vbel wuͤrde die kunst der Astronomi stehen / wañ sie dise himliche corpora / nit kuͤnte demonstriren vnd anzeygen aus ge-
wiſſem grundt die Eclipſes / das iſt / verdunckelung Sonn
vnd Mons / vff gewiſſe tag vnd ſtund wan ſie kommen ſol-
ten . Ja etzliche hundert jar voꝛher angezeygt / vnd findet ſich
in der erfarung also war ſein . Ja ſprechen ſie : Wer ist am hy
mel geweßt vnd diſe ding geſehen / vnd hat es abgemeſſen .
Antwort : Weil die tegliche erfarung in diſen dingen mit den
demonſtrationibus zůſtimmet / So muß man eben ſo gewiſs
halten / als gewiſs ist / ſo ich iij . vnd ij . zuſamenlege in der zal /
werden v. daraus . Vnd auß den gewiſſen gruͤnden vnd de-
monſtrationibus der kunſt / tregt ſichs zů / das man abmeſ-
ſen vnd rechen kan / wie hoch biß an des mons hymel / vnd
von dannen zů allen Planeten / vnd entlich biß an den ge-
ſtirnten hymel ſei . Ja auch wie dick vnd groß die ſon / mond
vnd andere corpoꝛa am hymel ſeien / vnd auß vberlegung des
hymels / oder aſtronomia / mit der Geometria / rechnet man
gar eygentlich ab / wie weit / rond / bꝛeyt vñ lang das erdtrich
ſei / ſo doch diſe ding alle dem gemeynen man verboꝛgen vnd
als vnglaublich geachtet werden . Diſe vnwiſſenheyt were
dem gemeynen man auch wol zuuerzeihen / als der nicht vil
in der Philoſophia ſtudirt hab . Das aber hochwichtige vnd
faſt gelerte leute / an den dingen ſo wahꝛ erfunden werden /
zweiffeln / iſt ſchimpflich vnd auch ſchedlich / dieweil der ge-
meyne man vff dieſelbigen ſihet / vnd jren yꝛthumb dadurch
beſtetiget / alſo ſagende : Wenn das war were / so hetten es diſe
vnd jene Scribenten nicht widerspꝛochen . Ergo ꝛc .
Das S. Auguſtinus vñ Lactantius Firmianus ( die bey-
de heylige gelerteſte / neben der Theologia auch in gůten kuͤn
ſten wol erfarne maͤnner / dubitiren / vnd nicht zulaſſen woͤl-
len / das die Antipodes ſein kuͤnden / das iſt / das man leute
finde / die am gegen oꝛt des erdtrichs / vnden vnder vns mit
jren fuͤſſen gen vns gehen / vnd alſo den kopff vnd leib vnder-
ſich hangen gegen den hymel / vnd doch nicht hinab fallen ꝛc .
Diß laut ſeltzam zuhoͤren / vnd helt ſich doch alweg bei den
gelerten alſo / das es nicht anders geſein kan vnd war erfun
den wirt / wie hoch es die heyligen vnd hochgelerten / so yetzt
angezeygt ſein / authoꝛes verneynt haben . Dañ das veſtig-
lich wahꝛ muß ſein / das die jenigen ſo ex diametro per centrum
terræ wohnen / Antipodes ſein muͤſſen / vnd uera propoſitio iſt .
Omne uerſus cœlum uergens , ubicunqȝ locorum , ſurſum eſt .
Vnd darff man nicht hinunter in die newe welt ziehen / die
Antipodes alſo ſůchen / ſonder diſe Antipodes ſein auch hie im
obern halb teyl des erdtrichs . Dann wann man zuſamen
rechent vnd gegen eynander helt die euſſerste landtſchafft im
Occident / das ist Hiſpanien vnd zum Finſtern ſtern gegen
das Orient / da Jndia landt leit / geben diſe euſſerste leut vnd
inwoner des erdrichs / bei nahe eyn art der Antipoden .
Wie auch etzliche fromme Theologi hieraus deutten woͤl-
len / das der mutter filioꝛû Zebedei bitte / wahꝛ woꝛden ſei / da
ſie den Herꝛn Chꝛistum bate / das jrer ſoͤhne eyner zů ſeiner
rechten handt / der ander zur lincken handt ſitzen moͤge . Diß
ſei alſo geſchehen / dieweil S. Jacob zů Compoſtel / nit weit
a fine terræ / das gemeynlich zum Finſtern ſtern genant wirt /
begraben ſein sol / vnd ehꝛlich gehalten wuͤrde . Vnd der an-
der Apoſtel in Jndia / das ist im vffgang raſte : Das alſo diſe
antipodes lange voꝛhanden geweßt / vnd vnangeſehen / das
zur zeit Auguſtini die new welt America vnderm erdtrich
noch nicht erfunden / ſo weren ſie doch auch vff die weiſe voꝛ-
handen geweſen . Etzliche Theologi / vnd ſonderlich Ni-
colaus Lyra ( der ſonst eyn trefflicher man iſt geachtet ) woͤl-
len / das / dem nach der Erde kloß / oder die welt zum halben
teyl im waſſer leige vnd ſchwimme / alſo / das diſs halb teyl
da wir vff wonen / vber dem waſſer herauß gehe / Das ander
teyl aber ſei vnden gar mit dem meer vnd waſſer alſo vmbge
ben / das da niemant wonen kan . Welchs alles wider die
kunſt der Coſmographia ſtreitet / Vnd nun mehꝛ durch die
vile Schiffarten der Spanier vnd Poꝛtugaleser / vil anders
erfunden iſt woꝛden / daß das Erdtrich allenthalben bewo-
net werde / Ja auch sub toꝛrida Zona / welchs vnſer voꝛfaren
vnd alte Scribenten / nie haben woͤllen zulaſſen . Vnſer täg-
liche würtz / zucker / perlen / vnd andere dergleichen wahꝛ / wer
den auß den landen her zu vns bꝛacht . Dis paradoxon von
den Antipodibus / vnd voꝛangezeygten hym̃els abmeſſung
hab ich mit fleis anzeygen woͤllen / das voꝛige Argument da-
mit zu beſtetigen / koͤnten faſt vil der dinge mher hie ange-
zeygt werden / wo ich mit meinem langen ſchreiben euch gern
verdꝛoͤßlich ſein wolt .
Doch werden dergleichen argument vil geleſen werden / in
dem bůch / so der wirdige vnd hochgelerte / Magiſter Caſpa-
rus Goldtwoꝛm fleiſſiger Superintendens E. G. zu Weil-
burgk vnd Pꝛedicant . Welchs bůch in . vj . teyl vnderſcheyden
von vielerley Mirackeln / wunderwercken / vnd paradoxen /
so bei voꝛigen zeyten vnd noch geſchehen ſein / ſagen wirt / vñ
bei kurtzem in truck verfertiget soll werden . Zu welchem
Buch / vnd zu andern vilen / ſo dergleichen dinge beſchꝛeiben ·
als ſein Libri Galeotti de rebus uulgo incredibilibus & c. den
guͤtigen Leſer / so dieſer ding weitern verſtandt haben will /
ich hiemit gewieſen will haben .
Vnd ſei hiemit genung angezeygt / das es nicht flucks al-
wege luͤgen ſein muͤssen / ſo etwas wirdt angezeygt / dem ge-
meynen Man frembd / vnd vnbꝛeuͤchlich duͤnckt ſein / wie in
dieſer Hiſtoꝛia / da die leuthe alle in der Jnſell nacket gehen /
keyn heuſlich vihe zur narung / keynerley dinge ſo bei vns im
Bꝛauch / den Leib zuerhalten / haben / als kleyder / Bette /
Pferde / Schwein oder Kuͤhe / noch Wein oder Bierꝛe . ſich
vff jhre weiſe enthalten / vnd behelffen müſſen .
Damit dieſe voꝛrede zum Ende lauff / wil ich auch kuͤrtz-
lich anzeygen / was dieſen Hans Staden bewegt hab / ſeine
beyde Schiffarte vnd wegereyſe in truck zu verfertigen . Dis
moͤchten viel jm vbel außlegen / als wolt er hiemit jme eynen
Rhum / oder bꝛechtigen Namen machen / welchs ich gar vil
anders von jme verneme / vnd glaub gewißlich / das ſein
gemuͤt viel anders ſtehe / wie auch in der Hiſtoria hin vnnd
wieder vermerckt wirt .
Dieweil er ſo in vielfeltigem Elend geſtanden / ſouil wid-
derwertigkeyt erlitten / daran jm ſo offt ſein leben geſtanden
hat / vnd gar nicht zuhoffen / ſind das er da entlediget vnd
in ſein vatter heimmet wieder kommen / wuͤrde . Gott aber /
dem er alwege vertrawet / vnd angerůffen / jnen nicht alleyn
von ſeiner feinde hende / erlediget / ſondern auch durch ſeine
gleubiges gebet vilmals Gott beweget hat / das vnder den
Gotloſen leuten / Gott zuverſtehen geben / das der rechte
warhafftge Gott / krefftig vnd gewaltig / vnd noch vorhan-
den ſei . Man weyß wol / das des Gleubigen gebett Gott
keyn ziel / Maß oder zeit / ſetzen ſolle / ſo es aber Gott alſo
gefellig iſt geweſen / durch dieſen Hans Staden / ſein wun-
derwerck bei den gottlosen wilden / zuſeheu laſſen / Die wüſte
ich nicht zu wieder spꝛechen .
Auch iſt yderman bewuſt / das truͤbſal / kummer / vngluͤck
vnd kranckheyt ꝛc. gemeynlich / die leuth zů Gott bewegen /
das ſie in der noth mher dan zuvoꝛ Gott anrůffen / etzliche
bißher nach papiſtischer weiſe / ſich etwan dieſem oder jeni-
gen heyligen / mit walfarth oder oppferen verpflichten / das
jn aus jrer Not geholffen werde / vnd dieſe geluͤbte vaſt
ſtrenge gehalten werden / aus genommen von denen / ſo ge-
dencken die heyligen zubetriegen / mit jren geluͤbten / wie
Eraſmus Roterodamus in colloquijs in dem Naufragio ſchꝛei-
bet / das eyner jm Schiff S. Chriostophoꝛum / der zu Pareiß
im Tempel / eyn Bildt etwan , 10. elen hoch / wie eyn groſſer
Poliphemus / ſtehet / Diesem heyligen gelobt habe . Wan er
jm aus der Nott hilff / woͤlle er jm opfern / eyn wechſen licht
alſo groß / als der heylige were . Sein nechſter nachpawer /
der bei jm ſaß / der wuſt vmb dieſes Mans armheyt / schaldt
jn von wegen / dieſes geluͤbtes / ſagt / Wan er gleich all ſein
narnug / die er vff Erden hette / verkeufft / koͤnte er doch nicht
ſouil wachs zuwegẽ bringen / das er eyn solch groß licht kuͤnt
gezeugen . Antwort jm der darauff / sagt es jm heymlich /
das der heylige es nicht hoͤꝛen ſolte / ſpꝛechende : Wan er mir
aus dieſer not geholffen hat / will ich jm kaum eyn Gol-
licht von vnſchlicht gemacht / eyns pfennigs wert geben .
Vnd die ander Hiſtoria von dem Reutter ſo im Schiff-
bꝛuch war / die iſt eben auch alſo . Dieſer Reutter als er
ſahe das dz schiff wolt vndergehen / rieff er . S. Niclaus
an / das er jm aus der nott huͤlffe / er wolt jm sein Pferdt
oder Pagen opfern / da vermanet ſein knecht jnen . Er ſolte
das nicht thun / worauff er ſonst reiten woͤlle / sagt der Jun-
cker zum knecht / heymlich / das der heylge nicht hoͤꝛen ſolt .
Schweige du ſtill wan er mir außgehilfft / wil ich jm nicht
den Stertz / das ist den Schwantz vom pferde geben . Also
gedacht eyn jederer vnder den zweyen / seinen heylgen zu betrie-
gen vnd gethaner wolthat baldt zu vergeſſen .
Damit nun diſer Hans Staden nicht auch alſo darfur
angeſehen werde / itzo so jm Gott geholffen hat / dieſer wol-
that zu vergeſſen / So hat er jm vorgenommen / mit dieſem
truck / vnd beſchꝛeibung der Hiſtoꝛien / Gottin alwege / zu-
loben vnd pꝛeiſen / vnd aus Chꝛiſtlichem gemuͤt / die werck
vnd Gnade an jm erzeygt / wo er kan vnd mag an tag zubrin-
genn . Vnd wann dis nicht ſein vornemens were ( welchs
dan erbarlich vnd recht ist / so wolte er viel lieber dieſer muͤhe
vnd arbeyt / verſeumnis / auch angewentes koſtens / der nicht
gering vff dieſen Truck vnd Foꝛmen zu ſchneiden ergangen
iſt / enthaben sein .
Dieſe Hiſtoꝛia aber dieweil ſie durch den Authoꝛem dem
Durchleuchtigen hochgeboꝛnen Fürſten vnd Herꝛn . H. Phi-
lipſen / Landtgraffen zu Heſſen / Graff zů Catzenelnbogen /
Ditz / Ziegenhain vnd Nidda / ſeinem lantsfürſten vnd gne
digen herꝛn / vndertheniglich dedicirt vnd zůgeſchꝛiben / vnd
in ſeiner gnade namen offentlich in truck hat laſſen außgehn /
vnd lange zeyt zuuor her von hochgemeltem F. vnſerm gnedi
gen herꝛn / in meiner vnd anderer vil / gegenwertigkeyt / den
Hans Staden / examinirt / vnd von allen Stuͤcken ſeiner
Schiffart vñ Gefencknis gruͤntlich außgefragt vnd erfoꝛſt /
dauon ich dan vilmals E. G. ſampt andern Herꝛn vnderthe-
nig angezeygt vnd erzelet habe . Vnd dieweil ich E. G
voꝛ eynen ſonderlichen liebhaber ſolcher vnd dergleicheu
Aſtronomiſchen vnd Coſmographiſchen kuͤnſte / zuſein / lan-
ge zeit / vermerckt / habe ich dieſe meine pꝛæfation oder voꝛ-
red E. G. vndertheniglich woͤllen zuſchreiben / Welch E. G.
gnediglich alſo võ mir woͤlle annemen / bis ſo lang ich etwas
trifftigers / in E. G. namen / in truck verfertigen werde .
Mich hiemit E. G. vndertheniglich befelhende . Datum
Marpurgk am tage Thomæ . Anno M. D. LVI .
Inhalt des bůchs
1 Von zweyen Schiffarten / ſo Hans Staden in Neuͤndt-
halb jaren volnbꝛacht hat .
Iſt die erſte reyſe auß Portugalia / die ander auß Hispa-
nia / in die new welt Americam geſchehen .
2 Wie er alda in der Landtſchafft der wilden leut Top-
pinikin genant ( ſo dem kuͤnig zů Poꝛtugal zůſtehen ) für
eynen Buͤchſenſchuͤtzen gegen die feinde dahin gebꝛauchet
sei .
Letzlichen / von den feinden gefangen vnd wegk gefuͤhꝛet /
zehendhalben monat lang in der gefar geſtanden / das er ge
toͤdt von den feinden / vnd gefressen ſolt woꝛden ſein .
3 Jtem / wie Gott gnediglichen vnnd wunderbarlicher
weiſe / diſen gefangen nach voꝛ geleßnem jar erloͤßt / vnd er
in ſein geliebtes vatterlandt wider heym kommen ſei .
Alles Gott zů Ehren vnd danckſagung
ſeiner milten barmherzigkeyt /
inn truck gegeben .
Was hilfft der wechter in der statt /
Dem geweltigen schiff im meer ſein fart /
So ſie Gott beyde nicht bewart .
I Ch Hans Staden vonn
Homberg in Heſſen / name mir voꝛ /
wens Gott gefellig were / Jndiam zu-
beſehen / zoge der meynung von Bꝛe-
men nach Holandt / zů Campen kam
ich bei ſchiffe die wolten in Poꝛtugal
ſaltz laden / Da fuhꝛe ich mit hin / vnd
wir kamen den 29 . tag Apꝛilis des ja
res 1547 . an / bei eyner ſtatt genant ſanct Tuual / waren vier
wochen auff dem waſſer dahin zufaren . Von dannen zohe
ich nach Liſſebona / welches fünff meil von S. Tuual iſt .
Zů Liſſebona kam ich in eyn herberg / der Wirt war genant
der jung Leuhꝛ / vnd war eyn Teutſcher / da lag ich eyn zeit
lang bei . Demſelbigen Wirt ſagt / ich / Wer auß meinem vat-
ter landt gezogen / wann es mir gelingen moͤcht in Jndiam
zu ſiegeln . Sagt er / Ich were zulang auſſen blieben / Des
Kuͤniges Schiffe ſo in Jndiam fuͤren / werden hinweg gefa-
ren . Jch batt jnen / dieweil ich die reyſe verſaumet hette / das
er mir woͤlte zů eyner andern helffen / dieweil er die ſpꝛaach
koͤnte / ich woͤlte wider in ſeinem dienſte ſein .
Er bꝛacht mich in eyn ſchiff fur eynen buͤchſen ſchuͤtzen /
Der Capitan in dem ſchiff war genanr Pintiado / der wolte
in Pꝛaſilien fahren / auff kauffmanſchafft / Hatte auch vꝛ-
laub vff die ſchiff zugreiffen / ſo in Barbaria mit den weiſſen
Moꝛen kauffſchlagten . Auch wo er Frantzoͤſiſche ſchiff inn
Pꝛaſilien mit den wilden leuten kauffſchlagen fuͤnde / ſolten
pꝛeis ſein . Auch ſolte er dem Kuͤnige etliche gefangenen da
ins landt fuͤren / die ſelbigen hatten ſtraff verdienet / Doch
die newen lande damit zubeſetzen / wurden sie geſparet .
Vnſer ſchiff war wol geruͤſt mit aller kriegs ruͤſtung / wel-
che man zů waſſer gebꝛaucht . Vnſer waren dꝛei teutſcher in
dem ſchiff / eyner genant Hans von Bruchhauſen / der ander
Heinrich Bꝛant von Bꝛemen / vnd Jch .
Außfahrt meiner erſten ſchifffart
von Liſſebona auß Poꝛtugal . Caput II .
W Jr ſiegelten von Liſſebona / mit noch eynem kleynen
ſchifflin / war auch vnſers hauptmans / kamen erſt-
mals an bei eyner inſel Eilga de Madera genant / hoͤꝛet dem
kuͤnige võ Poꝛtugal / wonen Poꝛtugaleſer darin / Jſt frucht-
bar von wein vnnd zucker / Daſelbs bei eyner ſtatt / genant
Funtschal / namen wir mehꝛ Victalia ins ſchiff .
Darnach fuͤhꝛen wir von der inſel in Barbariam / nach ey-
ner ſtat Cape de Gel genant / hoͤꝛet eynem weiſſen Moꝛen kuͤ
nig / Schiriffi genant . Die ſtat hat voꝛmals der kuͤnig von
Poꝛtugal inne gehabt / derſelbige Schiriffi hats jme wider
genommen . Bei der ſelbigen ſtat meynten wir der obgenan
ten ſchiff zubekom̃en / die mit den vnchꝛiſten kauffſchlagten .
Wir kamen dahin / funden vil Caſtilianiſcher fiſcher da
vnterm land / die gaben vns bericht / wie das bei der Statt
ſchiffe weren / Wir fuhꝛen hinbei / so kompt eyn ſchiff auß
dem Hauingen / wol geladen / Dem fuhꝛen wir nach vnnd
vberkamen es / Aber das volck entfuhꝛe vns mit dem Botte /
Da ſahen wir eyn ledig bott auff dem lande ſtehen / welches
vns wol dienlich war zů dem genomnen ſchiff / wir fuhꝛen
hinbei vnd holtens .
Die Weiſſen Moꝛen kamen ſtarck angeritten / wolten es
verthedingen / Aber ſie konten voꝛ unſerm geſchuͤtz nit dar-
zů kommen . Wir namens / fuhren mit vnſer beute /
welches war Zucker / Mandelen / Tatteln / bocksheude / gum
mi Arabicum / Deren das ſchiff wol geladen war / widder
nach dem Eilga de Madera / ſchickten vnſere kleynen ſchiff
nach Liſſebona / ſolches dem kuͤnige anzuzeygen / wie wir
vns mit ſolcher beut halten ſolten / dann es hoͤꝛeten Valen-
tianiſche vnd Caſtilianiſche Kauffleut darzů .
Wir wurden von dem Kuͤnige beantwoꝛtet / ſoltenn die
beut da in der inſulen laſſen / vnd mit vnſer reyſe foꝛt faren /
mitler weil woͤlte ſein Alteſa gruͤndtlich erfaren / wie es dar
umb were .
Demnach thatten wir / vnd fuhꝛen widder nach Capede
Gel / zubeſehen ob wir mehꝛ beut bekommen konten . Aber
vnſer furnemen war vmb ſunſt / vnnd der windt wurd vns
zuentgegen / bei dem lande der vns verhinderte . Die nacht
voꝛ aller heyligen tag / fuhꝛen wir von Barbaria mit eynem
groſſen ſturmwind nach Pꝛaſilien zů . Als wir nun 400.
meil von Barbaria ab waren in das meer / kamen vil fiſche
vmb das schiff / der fiengen wir mit angel hacken . Derſel-
bigen waren etliche welche die ſchiffleut nenneten Albako-
re / waren groß / Etlich Bonitte / waren kleyner / Etliche Du
rado Auch waren vil fiſche da ſo groß wie hering / hatten vff
beyden ſeiten fittige wie eyn fledermauß / dieſelbigen wurden
ſehꝛ verfolget von den groſſen / Wan ſie die hinter ſich ver-
merckten , erhůben ſie ſich auß dem wasser jrer groſſe hauf-
fen / flogẽ vngeferlich zweyer klafftern hoch vber dem wasser /
etliche ſehꝛ nahe ſo weit man abſehen konte . Dann fielen ſie
widerumb ins waſſer . Wir funden ſie offtmals des moꝛgens
im ſchiff leigen / waren des nachts im flůg darein gefallen /
Vnd ſie heyſſen in Poꝛtugaleſischer ſpraach piſce Boladoꝛ .
Darnach kamen wir inn die hoͤhe der linien Aequinoctial /
Daſelbst war groſſe hitze / dann die Sonn ſtunde recht vber
vns wann es vmb mittag war / war gar keyn windt etliche
tage / dann in der nacht kamen offtmals groſſe donnerwetter
mit regen vnnd windt / erhůben ſich bald / vergiengen auch
bald / das vns die ſelbigen nicht / wann wir vnter ſiegel wa-
ren vbereilen ſolten / muſten wir fleiſſig wachen .
Als aber nun widerumb windt kam / der wehete ſturmb /
werete etliche tage / vnd war vns entgegen / vermůteten vns /
wo er lang werete / hungers not zuleiden . Růfften Gott an
vmb gůten windt . Da begab es ſich eyne nacht das
wir eynen groſſen ſturm hatten / waren in groſſer muͤhe / da
erſchienen vns vil blawer liechter in dem ſchiff / dero ich nit
mehꝛ geſehen hatte . Da die bulgen voꝛ ins ſchiff ſchlu-
gen / da giengen der liechter auch . Die Poꝛtugaleſer ſagten /
das die liechter eyn zeychen gůtes zůkünfftigen wetters we-
ren / ſonderlich von Gott geſant in noͤten zutroͤsten . Theten
Gott eyne danckſagung darfuͤr mit eynem gemeynen gebet /
Darnach verſchwunden sie wider . Vnd diſe liechter heyſſen
Santelmo / oder Coꝛpus ſanton .
Wie nun der tag anbꝛach / wurde es gůt wetter / vnd kam
eyn gůter windt / das wir augenſcheinlich ſahen / das ſolche
liechter muͤſten eyn wunderwerck Gottes ſein .
Wir ſiegelten hin durch das meer mit gůtem winde / den
xxviij. tag Januarij / kriegen wir eynen huck landes ins ge-
ſicht / in eyner la Cape de ſanct Auguſtin genant . Acht meil
daruon / kamen wir zum Hauingen Pꝛannenbucke genant .
Vnd wir waren lxxxiiij. tage im meer ehe wir das landt ſa-
hen . Da ſelbst hatten die Poꝛtugaleſer eynen Flecken auffge-
richt / Marin genant . Der hauptman des Flecken war ge-
nant Artokoslio / dem vberlifferten wir die gefangenen / lu
den auch etliche guͤter auß / die ſie da behielten . Wir richte-
ten vnſere ſach auß in dem Hauingen / wolten furthan ſie-
geln / da wir meynten zuladen .
Wie die wilden des oꝛts Pꝛannen-
bucke waren auffruͤriſch woꝛden / vnd den Poꝛ-
tugaleſern eynen Flecken vertilgen wolten .
Caput III .
S O begab es ſich das die wilden des oꝛts waren vffruͤ-
riſch woꝛden gegen die Poꝛtugaleſer / welchs ſie voꝛ-
mals nicht waren / welches nun der Portugaleſer halben ſich
angefangen hatte / ſo wurden wir gebetten vmb Gottes wil
len / von dem hauptman des landes / das wir woͤlten im Fle
cken einſetzen / Garaſu genant / fũnff meil von dem hauni-
gen Marin / da wir lagen / welches die wilden ſich vnderſtun
den einzunemen / vnd die inwoner des flecken Marin kunten
den andern nicht zuhilff kommen / Dann ſie ſich auch ver-
muteten / das die wilden ſie vberziehen wuͤrden .
Wir kamen den von Garaſu zuhilff mit viertzig Mannen
vnſers schiffs / fůhꝛen in eynem kleynen ſchifflin dahin / Das
Flecklin lag vff eynem ſtramen des meeres / welches ſich zwo
meil wegs landtwerts innſtrecket . Es moͤchten vnſer Chri-
ſten 90. zur wehꝛ ſein / Darneben dꝛeissig Moren vnd Pꝛa-
ſilianiſche ſchlauen / welche der einwoner eygen waren / Die
wilden leut ſo vns belegerten / wurden geachtet vff acht tau
ſent . Wir in der belegerung hatten nur eynen zaun von Rey
deln vmb vns her .
Wie jre Feſtunge war / vnd
wie ſie gegen vns ſtritten .
Caput iiij .
V Mb den Flecken her da wir inne belegert waren / gieng
eyn walt / darinnen hatten ſie zwo feſtungen gemacht /
von dicken beumen / darinnen hatten ſie des nachts jre zů-
flucht / ob wir zů jnen hinauß fielen / da wolten ſie beyten .
Darneben hatten ſie loͤcher in die erden gemacht / vmb den
flecken her da lagen ſie des tages inn / darauß kamen ſie mit
vns zu schermuͤtzlen / Wann wir nach jnen ſchoſſen / fielen ſie
alle nider / vermeynten ſich dem schuſs zuentbucken / hatten
vns ſo gar belegert / wir kundten weder ab noch zů kommen /
Kamen hart voꝛ den Flecken / schoſſen vil pfeil in die hoͤhe /
meynten ſie ſoltẽ im niderfallen vns im flecken treffen / schoſ-
ſen vns auch pfeile / daran ſie baumwoll vnd wachs gebun-
den hatten / vnnd das angeſteckt / meynten vns die techer an
den heuſern mit anzuſtecken / traweten wie ſie vns eſſen wol-
ten / wenn ſie vns kriegten .
Wir hatten noch eyn wenig zu eſſen / vnd das ſelbige war
bald auff / Dañ es da im land den gebrauch hat / alle tag / oder
ye vber den andern tag friſche wurtzeln zuholen / vnnd meel
oder kůchen daruon zumachen / zů ſolchen wurtzeln konten
wir nicht kommen .
Wie wir nun ſahen das wir victalia gebꝛech leiden mu-
ſten / fůhren wir mit zweyen Barcken nach eynẽ flecken Tam
maraka genant / victalia da zuholen / ſo hatten die Wilden
groſſe beume vber das waͤſſerlein her gelegt / war jrer vol auff
beyden ſeiten des vfers / meynten vns die reyſe zuuerhindern /
Wir zerbꝛochen daſſelbige wider mit gewalt / es wurd eben
mitler zeit / Wir blieben auff dem truckenen . Die wilden kon
ten vns in den ſchiffen nichts thun / Aber ſie wurffen vil tru-
ckenes holtzes auß jrer ſchantze zwiſchen das vfer vñ ſchiff /
vermeynten das anzuſtecken / jres pfeffers der da im lande
wachſſet / darin zuwerffen / vnd vns mit dem dampffe auß
den ſchiffen zujagen . Aber es geriet jnen nicht / mitler weil
kam die flůt wieder . Wir fůhꝛen zů dem flecken Tammara-
ka / Die inwoner gaben vns victalia / Darmit fůhren wir wi
derumb nach der belegerung bei dem voꝛigen oꝛt / hatten ſie
vns die fart wider gehindert / Also / Sie hatten beume / wie
voꝛ / vder das waſſerlein gelegt / lagen darbei auff dem vfer /
hatten ſie zwen beume vnden / auff eyn wenig nahe abge-
hawen / oben an die beume hatten sie dinger gebunden / Sip
po genant / wachſen wie hoppen bꝛemen / sein dicker . Das
ende hatten ſie in jrer ſchantz / war jr meynung / wañ wir ke-
men / vñ woͤlten wider hindurch bꝛechen / wolten ſie die Sip
po ziehen / das die beume voꝛt an ſolten bꝛechen vnd auff die
ſchiff fallen . Wir fuhꝛen hinbei / bꝛachen hindurch / der
erste baum fiel nach jrer ſchantze / der ander fiel kurtzhinder
vnſer ſchifflein in das waſſer . Vnd ehe wir anfiengen das
wehꝛ zubꝛechen / rieffen wir vnſern geſellen in dem flecklin /
das ſie vns zuhilff kemen . Wann wir anfiengen zurůffen /
růfften die Wilden auch / das vns vnſere geſellen in der bele-
gerung nicht hoͤren konten / dann ſie konten vns nicht ſehen
eynes gehoͤltzes halben ſo zwischen vns war / sonst aber wa
ren wir ſo nahe bei jnen / das ſie vns wol hetten koͤnnen hoͤ
ren / wann die Wilden ſo nicht gerůffen hetten .
Wir bꝛachten die victalia in den flecken / wie die Wilden
da ſahen das ſie nichts konten außrichten / begerten ſie fried
vnd zogen wider ab . Die belegerung werete bei nahe eynen
monat / der Wilden blieben etliche todt / aber der vnſern Chꝛi-
ſten keyner .
Wie wir ſahen / das ſich die Wilden zu fried begeben het-
ten / zohen wir wider zů vnserm groſſen ſchiff / welches voꝛ
Marin lag / daſelbs luden wir waſſer in / auch Mandioken
meel zu victalia . Der Oberſt des flecken Marin dãcket vns .
Wie wir auß Pꝛannenbucke fuhꝛen
nach eyner landtſchafft Buttugaris genant / bei eyn Frantzöſisch
Schiff kamen / vnd vns mit jme ſchlugen .
Caput V .
W Jr fuhꝛen viertzig meilen von dannen zů eynem ha
uingen / Buttugaris genant / da meyneten wir das
ſchiff mit Praſilien holtz zuladen / auch den Wilden mehr vi-
ctalien ab zubeuten .
Wie wir dahin kamen / funden wir eyn ſchiff auß Franck-
reich / dz lud praſilien holtz / das fielen wir an / meynten es zu-
nemen / aber ſie verderbten vns den groſſen maſtbaum mit
eynem ſchoſſe / vnd entſiegelten vns / etliche vnſers ſchiffes
wurden erſchoſſen / etliche verwundet .
Darnach wurden wir ſins wider inn Poꝛtugal zufaren /
dann wir konten nicht widerumb zu winde wert kom̃en / in
den hauingen / da wir meynten victalia zubekommen . Der
windt war vns zuwider / wir fuhꝛen mit ſo geringer victalia
nach Poꝛtugal / lieden groſſen hunger / etliche aſſen bocks-
heud / die wir im ſchiff hatten / Mañ gab vnſer yeder eynem
des tags eyn Noͤſſelen waſſers / vñ eyn wenig Praſilianisch
wurtzeln meel / waren 108 . tag im meer / den xij . tag Auguſti
kamen wir bei inſulen / genant Loſa Soꝛes / hoͤꝛen dem koͤ-
nige von Poꝛtugal / da anckerten wir / růweten vnd fiſchten /
Daſelbst ſahen wir eyn ſchiff im meer / da fuhꝛen wir bei / zu-
wiſſen was es fur eyn ſchiff were / vnd es war eyn Seereuber /
ſtalte ſich zur wehꝛe / doch kriegten wir die oberhandt / vñ na
men jnen das ſchiff / ſie entfuhꝛen vns mit dem bote nach den
inſulen / Das ſchiff hatte vil wein vnd bꝛots / damit wir vns
erquickten . Darnach kamen wir bei fuͤnff ſchiff / hoꝛten
dem koͤnige von Poꝛtugal / die ſolten bei den inſeln der ſchiff
auß Jndia warten / ſie in Poꝛtugal zugeleyten . Darbei blie
ben wir / hulffen eyn Jndiſch ſchiff / welches da ankam / ge
leyten in eyn inſel Tercera genant / da blieben wir . Es hat-
ten ſich in der inſel vil ſchiff verſamlet / welche alle auß den
newen landen komen waren / etliche wolten in Hiſpanien /
etliche in Poꝛtugal / Wir fuhꝛen auß Tercera bei nohe hun
dert ſchiffe in geſelſchafft / kamen zů Liſſebona an / vngefer-
lich den achten tag Octobris / des jars 1548 . waren xvj. Mo
nat auff der reyſe geweſen .
Darnach růwete ich eyn zeit lang zů Liſſebona / wur-
de des ſins mit den Hiſpaniern inn die newen land zufaren
die ſie inne haben / Fuhꝛ derhalben võ Liſſebona mit eynem
Engellendiſchen ſchiffe in Caſtilien / bei eyne ſtat Poꝛta ſan
cta Maria genant / Da wolten ſie das ſchiff mit wein la-
den / von dannen reyſete ich nach eyner ſtat Ciuilien genant /
da fand ich dꝛei ſchiffe wurden zůgeruͤst / ſolten nach eyner
landtſchafft Rio de Platta genant / fahꝛen / gelegen in Ame-
rica / dieſelbige landtſchafft / vnd das Goltreiche landt Pi-
rau genant / welchs voꝛ etlichen jaren funden iſt woꝛden / vnd
Praſilien / iſt alles eyn fůß feſte landt .
Daſſelbige landt foꝛt einzunemen waren voꝛ etlichen jaren
ſchiffe dahin geſchickt / deren eyns war wider kommen / be-
gerten mehꝛ hilff / ſagten vil wie Goltreich es ſein ſolt . Der
Hauptman vber die dꝛei ſchiff / war genant Dohn Diego de
Senabꝛie / ſolt von wegen des koͤnigs eyn Oberſter ſein in der
landtſchafft . Jch begab mich in der ſchiff eyns / ſie wurden
ſehꝛ wol geruͤſt / wir fuhꝛen von Ciuilien nach ſanct Lucas /
da die Ciuiliſche refir ins mehꝛ geht / daſelbst lagen wir vnd
warten auff gůt windt .
Außfart meiner andern schiffart
von Ciuilien auß Hiſpanien in Americã. Ca.6 .
A Nno Domini 1549 . den vierten tag nach Oſtern / ſie-
gelten wir zů ſanct Lucas auß / vnd der wint war vns
entgegen / namen zů Liſſebona hauingen / wie der wint gůt
wurd / fuhꝛen wir nach den inſulen Cannarias / anckerten bei
eyner inſulen Pallama genant / da namen wir etlichen wein
in das ſchiff fuͤr die reyſe . Auch wurden die ſtewꝛleut der
ſchiffe daſelbst eyns / wenn ſie im meer von eynander kemen /
wo ſie in dem land ſolten wider beieynander kommen / nem
lich in 28. Gꝛadus vff der Suden ſeiten der linien æquinoctial .
Auß Palma fuhꝛen wir nach Cape virde / das iſt / das
gruͤne haupt / welches ligt in der schwartzen Moꝛen landt /
Daſelbst hatten wir beinahe eyn ſchiffbꝛuch gelitten / võ dan
nen fuhꝛen wir vnſer Coß / der wint war vns entgegen / ver-
ſchlůg vns etliche mal auff das lant Gene / in welchem auch
schwartze moꝛen wonen . Darnach kamen wir bei eyner inſu
len an / genandt sanct Thome / hoͤꝛt dem koͤnige vonn Poꝛ-
tugal / iſt eyn zuckerꝛeich Eilandt / aber vngeſunt . Es wonen
Portugaleſer darin / haben vil ſchwartzer moꝛen / das jre ey-
gene leut ſein . Wir namen friſch waſſer in der inſel / ſiegel-
ten furt an / wir hatten vnſere zwey mitgeſellen ſchiffe in ey-
nem ſturmbwind des nachts auß dem geſicht verloꝛn / alſo /
das wir alleyn ſiegelten / die winde waren vns ſehr entge-
gen / dañ ſie haben die art in dem meer / wann die Sonn vff
der Nort ſeiten der linien Aequinoctial gehet / ſo wehen die
wind von den Suden her . Deſſelben gleichen / wan die ſonn
auff der Suden ſeiten geht / komen ſie von der noꝛten ſeiten /
haben die art / das ſie fuͤnff monat ſteiff auß eynẽ oꝛt wehen /
hinderten vns vier Monat / das wir vnſer rechte Coß nicht
ſegelen mochten . Wie da der monat September ankam / be-
gunten die winde Noͤrtlich zuwerden / wir setzten vnſer Coß
Seud Seud Weſt / nach America zů .
Wie wir in die hoͤhe XXVIII. gradus
bei das landt America kamen / den hauingen nit erken
nen kunten / dahin wir beſcheyden waren / vnd eyn
groſſer ſturm ſich bei dem Land erhůb . Cap. 7.
D Arnach eynes tages / welcher war der 18. Nouembꝛis
nam der Steurman die hoͤhe der ſonnen / befand ſich
in 28. gradus / da ſuchten wir das Landt Weſten an auff /
Darnach den 24. tag gemeltes monats sahen wir landt .
Waren ſex monat im meer geweſen / ſtunden vilmals groſſe
gefahꝛ . Als wir nun hart bei das landt kamen / kanten wir
den hauingen / vnd die merckunge nicht / welche der Oberſte
Steurman vns gegeben hatte . Doꝛfftens auch nit wol wa-
gen vns in vnbekante hauingen zugeben / louirten ſo langes
dem lande her / es hub an ſehr zuwehen / wir meynten nit an
ders dann vff den Klippen vmbzukommen / bunden ledige
faſs zuſamen / theten puluer darin / ſtopfften die ſponde zů /
bunden vnſere wehꝛ darauff / ob wir hetten ſchiffbꝛuch gelit
ten / vnd etliche weren daruon kommen / ſolten jre wehꝛ am
lande finden / dann die bulgen wuͤrden die faſſe an das landt
werffen / wir louirten / meynten vom land widerum abzufa
ren / es halff nicht / der windt treybe vns auff die Klippen ſo
im wasser verboꝛgen lagen in 4. kloffter waſſers hoch / mu-
ſten der groſſen bulgen halben auffs landt fahꝛen / meynten
nicht anders dañ wir muͤſten alle mit eynander vmkom̃en .
Doch ſchickt es Gott / wie wir hart bei die Klippen ka-
men / ward vnſer geſellen eyner eyns hauingen gewar / da fu-
ren wir hinein . Daſelbst ſahen wir eyn kleyn ſchifflin / das flo
he voꝛ vns / vnd fuhꝛ hinter eyn inſel / das wir es nicht ſahen /
vnd konten nicht wiſſen was es fuͤr eyn ſchiff were / aber wir
volgeten jm nicht weiter nach . Sonder lieſſen vnſern ancker
zugrunde / pꝛeiſeten Gott das er vns auß dem ellend gehol-
fen hatte / ruheten wir / vnd truckneten vnſere kleyder .
Vnd es war wol vmb zwo awr nach mittage / da wir den
ancker zu grund lieſſen / gegen dem abendt kam eyn groſſer
Nache voll wilder leuth bei das ſchiffe vnd wolten mit vns
reden . Aber vnſer keyner kundte die ſprach wol verſtehen / Wir
gaben jnen etliche Meſſer vnd Angelhacken / da fuhꝛen ſie wi
der hin . Dieſelbige nacht kam wider eyn Nache voll / da wa
ren zwen Portugaleſer vnter / die fragten vns / Wo wir her
weren . Da ſagten / wir / weren auß Hiſpanien / meynten ſie /
wir muͤſten eynen kuͤndigen Steurman haben / das wir ſo
weren in den hauingen kom̃en / dann sie weren des hauingen
kuͤndig / aber mit ſolchem ſturmwetter / wie wir darin kom̃en
weren / wũſten sie nit darein zukommen . Da ſagten wir jnen
alle gelegenheyt / wie vns der windt vnd die bulgen zů eynem
ſchiffbꝛuch hetten bꝛingen woͤllen . Wie wir nun nit anders
meynten / dann wir ſolten vmkom̃en / weren wir des hauin-
gen ploͤtzlich weiß woꝛden / vnd Gott hette vns alſo darin ge
holffen / vnuerhoffet / vnd des ſchiffsbꝛuchs erꝛettet / vnd wu-
ſten auch nit wo wir weren .
Wie ſie ſolchs hoͤꝛeten / verwunderten ſie ſich / vnd danckten
Gott / vnd ſagten der hauingen darinnen wir weren / hieſſe
Supꝛaway / vnd wir werden ungeferlich xviij. meil wegs von
eyner inſel die heyſſet sancte Vincente / vnd hoͤꝛete dem koͤnig
von Poꝛtugal / vnd da woneten ſie / vnd die ſo mit dem kley-
nen ſchifflin geſehen hetten / weren derhalben geflohen / das
ſie gemeynet hetten wir weren Frantzoſen geweſen .
Auch fragten wir ſie / wie weit die inſel ſanctæ Catharinæ
von dannen were / dann wir woͤlten daſelbst hin / Sagten ſie /
es moͤchten vngeferlich xxx. meil ſein / nach den Suden / vnd
es were deſelbst eyn Nation Wilder / die heyſſen Carios /
Das wir vns wol voꝛſehen / vnd ſagten : Die Wilden des
gegẽwertigen hauingen heyſſen die Tuppin Jkins / vnd we-
ren jre freund / darfuͤr hetten wir keyn not .
Wir fragten ſie in was hoͤhe der Sonnen daſſelbige land
lege / ſagten ſie / in 28. gradus / wie wahꝛ iſt . Auch gaben ſie
vns gleichnus wobei wir das landt erkennen ſolten .
Wie wir da widerumb auß dem ha-
uingen fůhꝛen / das landt widerumb zuſůchen /
dahin wir wolten . Caput viij .
A Ls ſich nun der windt auß den Oſt Sud Oſten ge-
ſtillet / ward gůt wetter / vnd der windt wehete auß
den Nordoſten / giengen wir zů ſiegel / vnd fůhꝛen wider zu
ruͤck nach dem voꝛgemelten oꝛt lands / wir ſiegelten zwen tag
vnd ſůchten den hauingen vnd konten jnn nicht erkennen /
Doch merckten wir bei dem lande / das wir muſten bei dem
hauingen vber geſiegelt haben / dann die Sonn verdunckelt
ward dz wir ſie nicht nemen konten / konten nit widerumb zů
ruck kom̃en des winds halben / der windt verſtach vns .
Aber Gott ist eyn nothelffer / wie wir des abents gebet hil-
ten / batten wir Gott vmb gnad / begab es ſich / ehe dann es
nacht wurd / das ſich truͤbe wolcken erhůben nach dem Su-
den / dahin vns der windt verſtach / ehe wir das gebet vollen-
det hatten / wurde der Nordesten wind ſtill vnd wehete nicht
das mans mercken kundte / da fieng der Sudenwindt / der
doch in der zeit jares nit vil pflegt zu regieren / an zuwehen /
mit eynem ſolchen donner vnd fewꝛ / dz eym ſchꝛecken ward /
vnd das meer war ſehꝛ vngestuͤmb / dann der Suden windt
gegen des Nordwinds bulgen wehete / war auch ſo finſter dz
man nicht ſehen kunte / vnd das groſſe fewꝛ vnd donner ma-
chete das volck zaghafftig / das keyner wuſte wo er zůgreiffen
ſolte die ſiegel zuwenden / Auch meynten wir nit anders / dañ
wir muͤſten die nacht alle erſauffen / so gab doch Gott / das
ſich das wetter aͤnderte vnd beſſerte / vnd wir ſiegelten dahin
da wir des tages her kom̃en waren / vñ ſůchten den hauingen
von newem / aber konten jn doch nicht erkennen / dann es wa
ren vil inſulen bei dem fůßfeſten lande .
Wie wir nun wider in 28 gradus kamen / ſagt der haupt-
man zů dem Pilot / das wir hinder der inſeln eyne fuͤhꝛen / vñ
lieſſen eyn ancker zů grund gehen / vñ ſehen doch was es für
eyn landt were / Da fůhꝛen wir zwischen zweyen landen hin-
nein / daſelbst war eyn ſchoͤner hauingen in / da lieſſen wir den
ancker zugrund gehen / wurden ſins mit dem botte außzufa
ren den hauingen weiter zu erkunden .
Wie vnſer etliche mit dem bott fuhꝛen
den hauingen zu beſichtigen / funden eyn Crucifix
auff eyner Klippen ſtehen . Cap. ix
V Nnd es war auff ſanct Catharinen tag im jar 1549 .
Als wir den ancker zu grund lieſſen / vñ den ſelbigen tag
fuhren vnſer etlich wolgeruͤſt den hauingen weiter zubeſehen
mit dem botte / vnd lieſſen vns beduncken / es müſte eyn refir
ſein die man heyſſet Rio de ſancto Franciſco / die ligt auch in
der ſelbigen pꝛouintz / ye weitter wir hinnein fůhꝛen / ye len-
ger die refier war . Vnd wir ſahen vns vmb hin vnd wider /
ob wir auch eynigen rauch erſehen konten / aber wir ſahen
keynen / Da bedauchte vns wir ſehen huͤtten voꝛ eyner wilt-
nus in eynẽ grunde / vnd fuhꝛen hinbei / da warens alte huͤt-
ten / vnd vernamen keyne leut darinnen / vnd fuhꝛen foꝛtan /
ſo ward es abent / vnd es lag eyn kleyne inſel voꝛ vns in der
refier / da fůhren wir an / die nacht da zubleiben / verhofften
vns da am beſten zubewachen . Wie wir bei die Jnſel kamen /
was es ſchon nacht / vnd doꝛfften vns doch nit wol wagen /
das wir vns hetten ans landt begeben / die nacht darbei zu
růhen . Doch giengen vnſer etlich rund vmb die inſel her / zu-
beſehen ob auch yemants darinne were / aber wir vernamen
niemants . Da machten wir fewꝛ / vnd hieben eynen pal-
menbaum vmb / vnd aſſen den kern daruon / daſelbſt enthiel
ten wir vns die nacht / des morgens frů furen wir als weiter
zum land hinnein / Dann vnſere meynung war gantz / wir
wolten wiſſen ob auch leut voꝛhanden weren / dann als wir
die alten huͤtten geſehen hatten / gedachten wir es muͤſten ye
leut im lande ſein . Wie wir nun alſo foꝛt fuhꝛen / ſahen
wir von ferꝛem eyn holtz auff eyner klippen ſtehen / das ſchi-
ne gleich als eyn creutz / meynten etliche wer das dahin wolt
bꝛacht haben . Wir fuhꝛen hinbei / ſo war es eyn groß huͤl
tzern creutz / mit ſteynen feſte vff die klippen gemacht vñ eyn
ſtuͤck von eynem faßboden war daran gebunden / vnd in dem
faßbodem waren buchſtaben geſchnitten / konten es doch nit
wol leſen / verwunderten vns / was das fur ſchiffe moͤchten
geweſen ſein / die ſolchs da auff gericht hetten / wuſten nit ob
das der hauingen were / da wir vns verſamlen ſolten .
Darnach fuhꝛen wir wider foꝛt an / hinein von dem creutz /
weiter land auff zuſůchen / den boden namen wir mit . Wie
wir nu so fuhꝛen / ſaſs eyner nider vñ laß die buchſtaben vff
dem faſsboden / begund ſie zuuerſtehen / war alſo darauff ge
ſchnitten in Hiſpaniſcher ſpraach : Si vehu por ventura , ecky-
la armada deſu Maieſtet , Tiren vhn Tireaj Aueran Recado .
Das iſt in teutſch ſouil geſagt : Ob hieher zur aben-
thewꝛ ſeiner Maieſtet ſchiffe keme / die ſchieſſen eyn ſtuͤck ge-
ſchuͤtzes ab / ſo werden ſie weiter beſcheyd bekommen .
Vnd fůhꝛen ſchnel wider vmb bei das creutz / vnd ſchoſſen
eyn Falckenetlin ab / vnd begunten weiter zum lande hinein
zufahꝛen .
Wie wir alſo fuhꝛen / ſahen wir fünff Nachen vol Wilder
leut / kamen ſtracks auff vns zů geruddert / ſo war vnſer ge-
ſchuͤtz bereydt / Wie ſie nun nahen bei vns kamen / ſahen wir
eynen menſchen der hatte kleyder an / vnd hatte eynen bart .
Der ſtund voꝛne in dem Nachen / vnd wir kanten jnen das
er eyn Chꝛiſt war / Da růfften wir jm zů er ſolte ſtill halten /
vnd mit eynem Nachen bei vns kommen / ſpꝛaache zu halten .
Wie er nun so nahe kam / Fragten wir jnen in was Lant-
ſchafft wir weren / ſagte er : Jhꝛ ſeit in dem hauingen Schir
mirein / heyßt ſo auff der wilden leut ſpꝛaach / vnd ſagte / das
jrs beſſer verſteht / ſo heyſſets ſanct Catharin hauingen / wel
chen namen jm die geben haben / so sie erſt erfunden .
Do erfreweten wir vns / dann das war der hauingen ſo
wir ſuchten / waren darinn vnd wuſtens nicht / vnd kamen
auch auff ſanct Catharinen tag daſelbst hin . Hie hoͤꝛet jr
wie Gott den jenigen ſo in noͤten ſein / vnd jnen mit ernſt an-
růffen / hilffet / vnd ſie erꝛettet .
Da fragte er vns wo wir her weren / Da ſagten / wir / we-
ren des Kuͤnigs ſchiffe võ Hiſpanien / vnd wolten nach Rio
de Platta faꝛren / auch weren noch mehꝛ ſchiffe vff der reyſe /
wir hoffeten ( ſo es Gott geliebte ) ſie würden auch bald kom
men / vnd daſelbst wolten wir vns verſamlen . Da sagte er /
Es gefiele jm wol / vnd danckte Gott / dañ er were voꝛ dꝛeien
jaren auß der pꝛouintz Rio de Plata von der ſtette die man
nennet la Soncion / welche die Hiſpanier inhaben / herab bei
das Meer geſchickt / welchs ſein 300. meil wegs / das er ſolte
die Nation / welch man heyſſet Carios / ſo die Hiſpanier zů
freunden haben / dahin halten / das ſie wurtzeln pflantzen /
ſo Mandioca heyßt / vff das die ſchiffe daſelbst wider moͤch-
ten ( so ſie gebꝛoch hett ) der Wilden leut victalia bekommen .
Welchs der hauptman also beſtellet hatte / so die newe zeit-
tunge in Hiſpanien bꝛachte / mit namen Capitan Salaſer /
der auch wider mit dem andern ſchiffe kam .
Wir fůhren mit jnen hin inn die huͤtten / da er vnter den
Wilden wonete / die thaten vns guͤtlich auff jre weiſe .
Wie ich geſchickt wurd mit eynem
Nachen voll wilder leut zů vnſerm groſſen ſchiffe .
Caput X.
D Arnach batt vnſer Capitan den Man / ſo wir vnter
den Wilden funden / Das er eynen Nachen mit volck
beſtellete / die ſolten vnſer eynen bei das groß ſchiff fuͤhꝛen /
damit daſſelbige auch dahin kaͤme .
Da ſchickte der Capitan mich hin mit den Wilden leuten
nach dem ſchiffe / vnd wir waren dꝛei nacht auſſen geweſen /
das die im ſchiffe nicht wuſten wie es vmb vns ſtund .
Wie ich nun mit dem Nachen auff eynen armbꝛuſt schoſs
nahe bei das ſchiff kam / machten sie eyn groß geschꝛey vnd
ſtalten ſich zur wehꝛ / vnd wolten nit / das ich mit dem Na-
chen neher keme / ſonder rieffen mir zů / wie das zů gienge wo
das ander volck bliebe / vnnd wie ich alſo alleyn mit dem
Nachen voll Wilder leut keme / vnd ich ſchwige ſtille vnnd
gab jnen keyn antwoꝛt / Dann der Capitan befalhe mir / Jch
ſolte trawrig ſehen / zumercken was die in dem ſchiffe thun
wolten .
Wie ich jnen nun nit antwoꝛtet / rieffen sie vnter eynander /
es iſt nicht recht vmb die ſache / die andern muͤſſen todt ſein /
vnd ſie kommen mit dieſem eynem vnd ſie villeicht mehꝛ hin-
derhalts haben / das ſchiff alſo einzunemen / vnd wolten
ſchieſſen / Doch rieffen ſie mir noch eyn mal zu / do fing ich an
zu lachen / vnd ſagte / ſeit getroſt / gute newe zeitunge / laſſet
mich neher kommen ſo wil ich euch bericht geben / Darnach
ſagte ich jnen wie es vmb die ſach wehꝛe / das erfreweten ſie
ſich hochlich vnd die wilden fuhꝛen mit jren nachen wider-
umb heim . Vnd wir kamen mit dem groſſen ſchiffe nahe bei
der Wilden wonunge / daſelbs liſſen wir eynen ancker zů
grunt / lagen da vnd warteten auff die anderen ſchiffe so ſich
im ſturm wint von vns verloꝛen hatten ſo noch kommen
ſolten .
Vnnd das doꝛff da die wilden wonen heyſſet Acuttia vnd
der man den wir da funden hies Johan Ferdinando vnd eyn
Buſckeyner aus der Stadt Bilba / vnd die wilden ſo da wa-
ren hieſſen die Carios / die bꝛachten vns vil wildfleyſch vnd
fiſche / darfuͤr gaben wir jnen Angelhacken .
Wie das ander ſchiff vnſer geſelſchafft
ankam / ſo ſich im Meer von vns verloꝛn hatt / darin
der Oberſte Steurman war. Cap. xi .
W Je wir vngeferlich dꝛei wochen daſelbſt geweſen wa-
ren / kam das ſchiff / darin der oberſte ſteurman war /
Aber das dꝛitte ſchiff war vmbkommen / daruon erfuhꝛen
wir weitter nichts .
Wir ruͤſteten widerumb zů foꝛt an zufaren / hatten victa
lia verſamlet fuͤr 6. Monat / dann wir hatten noch wol 300
meil zu waſſer zufahꝛen . Wie wir alle ding fertig hatten / ey-
nes tages verloꝛen wir das groſſe ſchiff im hauingen / das
die reyſe also verhindert warde .
Wir lagen da zwey jar in groſſer gefar in der wiltnus / lie-
den groſſen hunger / muſten eydexen vnd feld Ratten eſſen /
vnd andere ſeltzame getier mehꝛ ſo wir bekommen konten /
auch waſſer ſchneln ſo an den ſteinen hangen / vnd der gleich
en mer ſeltzamer ſpeiſe . Die wilden ſo vns erſtmals Victalia
gnug zutrugen / wie ſie wahꝛ gnug von vns bekommen hat-
ten / entzog vns der meynſte hauff auff ander oͤꝛter / doꝛfften
jnen auch nit wol vertrawen / ſo das es vns verdroß da zulei-
gen vnd vmb zukommen .
Wurden derhalben eyns das der meynſte hauff ſolte vber
landt dahin zur Pꝛouintz / die Sumption genant / reyſen /
welchs noch war . 300. meil von dannen / Die andern ſolten
mit dem vberbliebenen ſchiff dahin kommen / Der Capitan
behielt vnſer etlich bei ſich / ſolten mit jm vber waſſer fahꝛen /
Die jenigen ſo vber landt zohen / namen Victalia mit / durch
die wiltnis zuzihen / namẽ etlich Wilden mit ſich / zohen hin /
aber jrer vil waren von hunger geſtoꝛben / die vbꝛigen waren
zur ſtette kommen / wie wir darnach erfuren / Vns andern
war das ſchiff auch zukleyn vber Meer zufaren .
Wie wir rahts wurden vnd fuhꝛen nach
ſancte Vincente / da die Poꝛtugaleſer das landt inne haben /
vermeynten noch eyn ſchiff von jnen zufrachten / damit vn
ſer reyſe zuenden / litten durch groſſen ſturm des Meers
ſchiffbꝛuch / wuſten doch nicht wie ferne wir
von ſancte Vincente waren. Cap. xij .
S O haben nun die Poꝛtugaleſer eyn inſel hart bei dem
fůßfeſten lande eingenom̃en die heyſſet ſancto Vincen-
te ( in der wilden spꝛaach Vꝛbioneme ) Dieſelbige pꝛouintz
ligt ongeferlich 70. meil von dem oꝛt da wir waren / da
war vnſer meynung hin zufaren vnd zuſehen ob wir kuͤnten
von den Poꝛtugaleſern eyn ſchiff zuerfrachten bekommen /
in Rio de Plata zufaren / dan eyn ſchiff ſo wir noch hatten
war vns allen dꝛinn zufaren zu kleyn . Das zuerfoꝛschen
fuhꝛen vnſer etlich mit dem Capitan Salaſar genant / nach
der Jnſel ſancte Vincente / vnnd vnſer keyner war mehꝛ da
geweſen / ſonder eyner der hieß Roman / derſelbige ließ ſich
beduncken das landt wider zufinden .
Wir ſiegelten auß dem hauingen Jnbiaſſape genant / ligt
xxxiiij. gradus Sudwert equinoctial / vnd kamen vnge-
ferlich zwen tag nach vnſer außfart bei eyn inſel / Jnſula de
Alkatraſes genant / ongeferlich xl. meil von dannen da wir
außfuhꝛen / daſelbſt ward vns der windt zuentgegen / das
wir muſten dabei anckern . Jn derſelbigẽ inſel waren vil meer
voͤgel / die man nennet Alkatraſes / die ſelbigen ſind wol zube
kom̃en / so war es an der zeit dz ſie jungen zogen . Daſelbs gien-
gen wir an landt vnd ſůchten ſuͤß waſſer in der inſel / vñ fun
den noch alte huͤtten / vnd der wilden leut dopff ſcherben / die
voꝛ zeiten in der inſel gewonet hatten / vnd funden eyne kley-
ne waſſerquellen vff eyner klippen / Daſelbst ſchlugen wir der
voꝛgenanten voͤgel vil todt / vnd namen auch jrer eyer mit zu
ſchiff / kochten derselben voͤgel vnd eyer . Wir wir nun geſſen
hetten / erhůb sich eyn groß sturmwint von den Suden / das
wir nerlich den ancker behalten kunten / vñ foꝛchten vns sehꝛ
der windt wuͤrde vns auff die klippen ſchlagen / Daſſelbige
war ſchon gegen abent / vnd wir meynten noch in eynen ha-
uingen zukom̃en der heyſſet Caninee . Aber ehe wir dahin ka
men / war es nacht / vnd konten nicht darein kom̃en / ſonder fu
ren von lande ab mit groſſer gefahꝛ / meynten nicht anders
d̃ann die bulgen wuͤrden das ſchiff zustuͤcken ſchlagen / dañ
es war auff eynem heupt landes / da doch die bulgen groͤſſer
ſein dann mitten in der tieffe des meers / weit vom lande .
Vnd wir waren die nacht ſo weit vom land kommen / das
wir es des morgens nit ſehen mochten . Doch nach langem
krigten wir das land wider in das geſicht / vñ der ſturm war
ſo groß / das wir vns nerlich lenger enthalten konten / da ließ
ſich der beduͤncken / ſo mehr im land geweſen war / als er das
land ſahe / es were Sancte Vincente / vnd fuhꝛen hinzu / da
wurd das land mit nebel vnd wolcken bedeckt / das man es
nicht wol erkennen konte / Muſten alles / ſo wir hatten / das
ſchwer war / ins Meer werffen / dadurch das ſchiff leichter
zu machen der groſſen bulgen halben / waren alſo in groſſer
angſt / furen hin / meynten den hauingen zutreffen da die Poꝛ
tugaleſer wonen / Aber wir yrꝛeten .
Wie nun die wolcken eyn wenig auffbꝛochen / dz man das
land ſehen konte / ſagte der Roman / er lieſſe ſich beduncken
der hauinge were voꝛ vns / das wir ſtracks eyner klippen zu
fuͤhren / da lege der hauinge hinter / Wir fuhꝛen hinbei als wir
hart darbei kamẽ / ſahen wir nichts dan den todt voꝛ augen /
dan es war der hauingen nicht / vnd muſten recht auffs land
fahꝛen des wints halben vnnd ſchiffbꝛuch leiden / die bulgen
ſchlugen widder das landt das es eyn grewel war / da baten
wir Gott vmb gnade / vnd hülff vnſer ſeelen / vnd thaten wie
ſchiffarenden leuten zůgehoͤꝛt / die ſchiffbꝛuch leiden muͤssen .
Wie wir nun nahe kamẽ da die bulgen ans land ſchlugen /
fuhꝛen wir ſo hoch auff den bulgen her / das wir ſo ſtickel hi-
nab ſahen / gleich als von eyner Mauer / den erſten ſtoß ſo
das ſchiff an das land thet / ging es von eynander / Do ſprun-
gen etliche herauß vnd schwummen voꝛth an ans landt / vn-
ſer etliche kamen vff den ſtuͤcken zu land . Alſo halff vns Got
allen mit eynander lebendig ans landt / vnd es wehete vnd
regnete ſo ſehꝛ das wir gar verkollen waren .
Wie wir gewar wurden in was landt-
ſchafft der Wilden leut wir den ſchiffbꝛuch ge-
litten hatten . Caput xiij .
A Ls wir nun an landt kom̃en waren / danckten wir Got
das er vns lebendig hatte zů lande kommen lassen / vnd
waren doch gleichwol auch betruͤbt / dann wir wuſten nicht
wo wir ſein mochten / dieweil der Roman das landt nicht
recht erkante / ob wir weit oder nahe võ der inſel ſancte Vin
cente weren / Oder ob auch Wilde leut da woneten / daruon
wir ſchaden empfahen moͤchten . So lauffet vngefer-
lich vnſer mitgeſellen eyner / mit namen Claudio ( der war
eyn Frantzoß ) auff dem vfer hin / das er ſich erwermen moͤch
te / vnd ſihet eyn doꝛff hinderm gehoͤltze / darin waren die heu
ſer gemacht auff der Chꝛiſten masse / vnd er gieng dahin / da
war es eyn flecke / darin woneten Portugaleſer / vnd heyſſet
mit namen Jtenge Ehm / vnd iſt zwo meil von ſancte Vin-
cente . Da ſagte er jnen wie wir da hetten eynen ſchiffbꝛuch ge
litten / vnd das volck were sehꝛ erfroꝛen / vnd wuſten nicht wo
wir hin ſolten . Wie ſie das hoͤꝛeten / kamen ſie herauß
gelauffen vnd namen vns mit jnen in jre heuſer / vnd bekley
deten vns . Daſelbst blieben wir etliche tage biß wir wider zu
vns selbs kamen .
Von dannen reyſeten wir vber landt nach ſancte Vincen-
te / Daſelbst thatten vns die Poꝛtugaleſer alle ehꝛ an / vnd
gaben vns eyn zeit lang die koſt . Darnach fieng eyn yeder
etwas an / das er ſich daruon enthielt . Wie wir da ſahen /
das wir alle vnſere ſchiff verloꝛen hatten / ſchickte der haupt-
man eyn Poꝛtugaleſisch ſchiffe nach vnſerm andern volcke /
welches zu rucke blieben war in Byaſape / dieſelbigen auch
dahin zubringen / wie es denn auch geſchahe .
Wie Sancte Vincente gelegen ist .
Caput XIIII .
S Ancte Vincente ist eyn inſel / ligt hart bei dem fůßfe-
ſten land / darinnen ſein zwen flecken / Eyner genant
in Poꝛtugaleſer ſpꝛaach Sancte Vincente · aber in der wilden
ſpꝛaach Orbioneme / der ander leit daruon vngeferlich ix meil /
vnd heyſſet Ywawa ſupe / ſonſt leigen auch noch etliche heu
ſer in der inſeln die heyſſen Jngenio / vnnd inn den ſelbigen
machet man den zucker .
Vnd die Poꝛtugaleſer ſo darinnen wonen / haben eyne
Nation Pꝛaſilianer zufreunden / die heyſſen Tuppin Jkin /
vnd die nation jres lands ſtrecket sich in 80. meil wegs lang
das landt hinein / vnd an dem meer her vnferlich 40. meil .
Vnd die Nation haben vff beyden ſeiten feinde nach der
Sud ſeiten / vnd auch nach der Noꝛdt ſeiten . Jhre feind auff
der Sud ſeiten heyſſen die Carios / Vnnd die feinde auff der
Noꝛt ſeiten heyſſen die Tuppin Jnba . Auch werden ſie von
jren feinden Tawaijar geheyſſen / iſt ſo vil geſagt / als feind /
die ſelben haben den Poꝛtugaleſern vil ſchaden gethon vnd
muͤſſen ſich noch heutiges tags fur inen forchten .
wie der oꝛt heyſſet da her jnen die
meyſte verfolgung geſchahe von den feinden /
vnd wie er gelegen sei . Cap. XV .
E S ligt eyn oꝛt landes fuͤnff meil von ſancte Vincente
der heyſſet Brikioka / an dem oꝛt kommen jre feinde
die wilden leute erstlich an / vnd faren zwischen eyner inſeln
die heyſſet ſancto Maro / vnd dem fůßfeſten lande hindurch .
Die ſelbige fart den Wilden zubenemen / waren etliche
Mammelucken gebꝛuͤder / jr vatter war eyn Poꝛtugaleſer /
vnd jre mutter war eyn Pꝛaſilianiſche fraw / die ſelbigen wa
ren Chꝛisten / geſchickt vnd erfaren / beyde in der Chꝛisten vnd
auch in der Wilden leut anſchlegen vnd ſpꝛaachen . Der elteſt
hieß Johan de Pꝛaga / Der ander Diego de Pꝛaga / der dꝛit
Domingus de Praga / der vierdte Franciſco de Pꝛaga / der
fuͤnffte Andꝛeas de Pꝛage / vñ jr vatter hieß Diago de Pꝛage .
Die fuͤnff Bꝛuͤder hatten fuͤrgenommen / vngeferlich voꝛ
zweyen jaren / ehe ich dahin kam / mit noch Wilden leuthen /
ſo jre Freunde waren / daſelbs eyne Feſtunge hin zumachen /
gegen die feinde / auff der Wilden leut gebꝛauch / welches ſie
auch gethan hatten .
Derhalben auch etliche Poꝛtugaleſer / dahin zu jnen ge-
zogen / daſelbs zu wonẽ / dieweil es eyn fein landt war / ſolchs
hatten jre Feinde verſpeiet die Tuppin Imba / vnd ſich in jrem
lande geruͤſtet / welchs vngeferlich 25. meil daruon anfahet /
vnd waren eyne Nacht da ankommen / mit 70. Nachen vñ
hatten ſie / wie jr gebꝛauch iſt / in der ſtunde voꝛ tage / angefal-
len / vnd die Mamalucken ſampt den Poꝛtugaleſern / waren
in eyn hauß gelauffen / welchs ſie võ erden gemacht / vnd ſich
geweret . Die andern wilden leut aber hatten ſich in jren huͤt-
ten zu hauff gehalten vnd ſich geweret / dieweil ſie gekont hat-
ten / So das der feinde viel waren todt blieben / Doch zum
letzten hatten die feinde die Oberhant kriegen / vnd den fleck-
en Brickioka angeſteck / vñ die wilden alle gefangen / aber den
Chꝛiſten welcher vngeferlich mochten 8. geweſen ſein / vnd
den Mammalucken / hatten ſie nichts thun konnen / in dem
hause / Dann Gott wolte ſie bewaren / Aber die anderen wil-
den ſo ſie da gefangen / hatten / ſie ſo balt von eynander ge-
ſchnitten vnd geteylet / vnd darnach widerumb in jre landt-
ſchafft gezogen .
Wie die Poꝛtugaleſer / Bꝛikioka wieder
vffgerichtet hatten / darnach eyn bolwerck in die Inſel ſanct
Maro machten .
Caput XVI .
D Arnach daucht es die Oberſten vnd gemeyne gut ſein /
das man den ſelbigen Oꝛt nit verliſſe / ſondern bawete
dahin auffs ſterckeſte / Dieweil man daſelbs das gantze land
verthedingen konte / solchs hatten ſie gethon .
Wie nun die Feinde ſolchs vermerckten / das flecklein Bꝛi-
kioka jnen zu ſtarck war / an znfallen / fuhꝛen ſie die nacht
gleich wol voꝛ dem flecken vber / zu waſſer / vnd namen zur
beut wen ſie bekom̃en konten vmb ſanct Vincente her . Dann
die inwendig im land woneten / meynten ſie hetten keyn not /
dieweil der flecke da in der gegenheyt arffgerichtet vnd befe-
ſtiget war / vnd daruͤber lidden ſie ſchaden .
Darnach bedauchte die inwoner / ſie wolten in die Jnſel
ſancte Maro / welches hart gegen Bꝛickioka vber ist / auch
eyn hauß hart auff das waſſer bawen / darein geſchuͤtz vnd
leut thun / ſolche fart den Wilden zuuerhindern . So hetten
sie nun eyn Bolwerck in der inſel angefangen / doch nicht ge-
endet / vꝛſach / wie ſie mich berichten / das mal keyn Poꝛtuga
leſer buͤchſen ſchuͤtz ſich darein wagen wolte .
Jch war da den oꝛt landes zu beſehen . Wie die inwoner
nun hoͤꝛeten / das ich eyn Teutſcher war / vnnd mich ettwas
auffs geſchuͤtz verſtund / begerten ſie von mir / ob ich woͤlte in
dem hauſe in der inſeln ſein / vnd da der feinde helffen war-
ten / ſie woͤlten mir mer geſellen verſchaffen / vnd mir eyn gů
te beſoldung geben . Auch ſagten ſie / wo ichs thette / Jch ſol
te es gegen dem Koͤnige genieſſen / Dann der Koͤnig pflegte
ſonderlich denen / ſo in ſolchen newen landen huͤlffe vñ raht
geben / jr gnediger herꝛ zuſein .
Jch ward mit jnen eyns / das ich vier monat in dem hauß
dienen ſolt / Darnach wuͤrde eyn Oberſter von des Koͤnigs
wegen da ankom̃en mit ſchiffen / vnd eyn ſteynen blochhauß
dahin machen / welches dann ſtercker ſein wuͤrde / wie auch
geſchahe . Die meyſte zeit war ich in dem bloch hauß ſelb dꝛit
te / hatte etlich geſchuͤtz bei mir / war in groſſer gefar / der Wil
den halben / dañ das hauß nit feſt war / muſten auch fleiſſig
wacht halten / darmit die Wilden nit heymlich in der nacht
bei hin fuͤhꝛen / dañ ſie ſich etliche mal versůchen / ydoch halff
vns Gott das wir jrer gewar woꝛden in der wachte .
Vngeferlich nach etlichen Monaten kam der Oberſte von
des Koͤnigs wegen / dann die gemeyne hatte dem Koͤnige ge
ſchꝛieben wie groſſen vbermůt die Feinde dem Oꝛt Landes
theten von der ſelbigen ſeiten her . Auch wie eyn ſchoͤnes landt
es were / nicht nuͤtzlich ſolches zůuerlaſſen . Das zuuerbeſſern
kam der Oberſte Tome de Suſſe genant / vnd beſahe den oꝛt
lands / vñ die ſtette / ſo die gemeyne gern feſte gemacht hette .
Da zeygte die gemeyne dem oberſten an den dienſte ſo ich
jnen gethon hette / mich da inn das hauß begeben / da ſonſt
keyn Poꝛtugaleſer in wolte / dann es vbel befeſtiget war .
Daſſelbige behagte jm wol / vnd ſagte er woͤlte mein ſach
beim koͤnige antragen / wann jm Gott wider inn Poꝛtugal
huͤlffe / vnd ich solts genieſſen .
Meine zeit / ſo ich der Gemeyne hatte zůgesagt zudienen /
war vmb / nemlich 4. monat / vnd ich begerte vꝛlaub / Aber
der Oberſte / mit ſampt der gemeyne / begerten / das ich noch
woͤlte eyn zeitlang im dienſte bleiben . Darauff ich jnen das
ja gab / noch zewy jar zudienen / vnd wañ die zeit vmb were /
ſolte man mich ſonder eynyges verhindern / mit den erſten
ſchiffen darin ich kom̃en konte laſſen nach Poꝛtugal ſiegeln /
da ſolte mir mein dienſt vergolten werden . Des gab mir der
Oberſte von wegen des Koͤnigs meine pꝛiuilegia / wie da ge
bꝛeuchlich ist zugeben den Kuͤnges buͤchſen ſchuͤtzen ſo es be
geren . Sie machten das ſteynen bolwerck / vnd legten etliche
ſtuͤck geſchuͤtzes dꝛein / vnd das bolwerck ſampt dem geſchuͤtz
wurd mir befolhen gůte wacht vñ vffſehens dꝛein zuhaben .
Wie vnd auß was vꝛſachen wir der feinde
vns eyne zeit im jar mehꝛ dann die ander vermů-
ten muſten . Cap. xvij .
W Jr muſten vns aber jrer auff zwo zeite im jare mehꝛ
beſoꝛgen dann ſunſt / furnemlich wen sie jrer Feinde
landt mit gewalt gedencken einzunemen / Vnd diese zwo zeit
ſein / die eyn im Monat Nouembꝛi / ſo werden etliche Fruͤcht
reiffe / die heyſſet auff jre ſpꝛache Abbati / daruon machen ſie
eyn getrencke / dz heyſſet Kaa . wy . Darneben haben ſie dañ
die wurtzel Mandioka / die mengen ſie auch etwan darun
ter / vnd vmb der getrencke willen / wañ der Abati reiffe iſt /
wann ſie widerumb auß dem kriege kommen / das ſie dañ des
Abatis haben / jre gedꝛencke darauß zumachen / jren feind /
wann ſie deren gefangen haben / darbei zuessen / vnd frewen
ſich eyn gantzes jar darauff / wann die Abati zeit kompt .
Auch muſten wir vns jrer vermůten im Auguſto / dann
ziehen sie eyner art fiſche nach / die ſelbigen ſteigen auß dem
meer in die ſuͤſſen waſſer ſo ins meer flieſſen / das ſie darinnen
leychen / Dieſelbigen heyſſen auff jre ſpꝛaach Bꝛatti / Die Hi-
ſpanier heyſſen ſie Lyſſes . Vmb dieſelbigen zeit pflegen ſie
auch gemeynglich außzufaren vnnd zustreitten / darmit ſie
eſſens halben deſto beſſer hinkommens haben . Vnd derſel-
bigẽ fiſche fahen sie vil mit kleynen gernlein / schieſſen ſie auch
mit pfleilen / fuͤhꝛen jrer vil gebꝛaten mit heym / machen auch
meel darauß / welches ſie heyſſen Pira Kui .
Wie ich von den wilden gefangen
wurd / vnd wie ſichs zutrůg . Cap. xviij .
J Ch hatte eynen wilden man / eynes geschlechts / welche
heyſſen Carios / der war mein eygen / der fing mir wild /
mit dem gieng Jch auch vnterweilen in den Walt .
Es begab ſich aber auff eyn zeit / das eyn Hiſpanier aus
der Jnſel Sancte Vincente zu mir kam in die Jnſel Sancte
Maro / welchs 5. meil von dannen iſt / in das bolwerck / darin
ne ich wonete / vnd noch eyn teutſcher hies mit namen Helio
dorus Heſſus , Eobani Heſſi ſeligen Son / derselbige war in der
Jnſel Sancte Vincente / in eynem Jngenio / in welchen man
den zucker machet / vnd das Jngenio war eynem Genueser der
hieß Joſepe Oꝛnio / vñ dieser Heliodoꝛus war der kauffleut
ſchꝛeiber vnd außrichter die zu dem Jngenio gehoͤꝛeten ( Jn-
genio heyſſen heuſer darinne man zucker macht ) Mit dem-
ſelbigen Heliodoꝛo hatte ich zuuoꝛ mehꝛ kuntſchafft gehabt /
dañ do ich mit den Hiſpaniern den schiffbꝛuch da vnter lan
de leyd / jnen da in der Jnſel ſancte Vincente fand / vnd er mir
freundtſchafft bewieſe / Er kam zů mir / wolte ſehen wie mirs
gieng / Dann er hatte villeich gehoꝛt ich were kranck .
Jch hatte meinen Schlauen den tag zuuoꝛ in den walt
geschickt Wild zufahen . Ich wolte des andern tages komen
vnd es holen / das wir moͤchten etwas zueſſen haben / Dann
man da im land nicht vil mehꝛ hat dann was auß der wilte
nus kompt .
Wie ich nun ſo durch den waldt gieng / erhůb sich vff bey
den ſeiten des wegs eyn groß geſchreiy auff der wilden leut ge
bꝛauch / vñ kamen zů mir ingelauffen / da erkante ich ſie / vnd
ſie hatten mich alle rund vmb her bezirckt / vnd jre bogen vff
mich mit pfeilen gehalten / ſchoſſen zů mir ein . Da růfft ich /
Nun helff Gott meiner ſeelen . Jch hatte das woꝛt kaum ſo
bald außgeſagt / ſie ſchlůgen mich zur erden / ſchossen vnnd
ſtochen vff mich / Noch verwundeten ſie mich ( Gott lob ) nit
mehꝛ / dann in eyn beyn / vnd riſſen mir die kleyder vom leib /
Der eyne die halßkappen / der ander den hůt / der dꝛitte das
hembd / vnd ſo voꝛt an . Fiengen da an vnd kieben ſich vmb
mich / der eyne ſagt er were der erſte bei mir geweſen / der an-
der ſagte er hette mich gefangen . Dieweil ſchlugen mich
die andern mit den handtbogen . Doch zum letzten hůben
mich zwen auff von der erden da ich ſo nacket war / der eyne
name mich bei eynem arm / der ander bei dem andern / vnnd
etliche hinter mich / vnd etliche voꝛ mir her / vnnd lieffen ſo
ſchwinde mit mir durch den waldt nach dem meer zů / da ſie
jre nachen hatten . Wie ſie mich bei das meer bꝛachten /
da ſahe ich vngeferlich eynen ſteynwurff oder zwen weit jre
nachen ſtehen / die hatten ſie auß dem meer vffs landt gezo-
gen vnter eyne hecken / vnd jrer noch eynen groſſen hauffen da
bei / Wie mich dieſelbigen ſahen daher leyten / lieffen ſie mir
alle entgegen / waren geziert mit feddern vff jren gebꝛauch / vñ
biſſen inn jre arme / vnd dꝛeweten mir / alſo woͤlten ſie mich
eſſen . Vnd es gieng eyn Koͤnig voꝛ mir her / mit dem holtze
damit ſie die gefangenen tod ſchlagen / Der pꝛedigte vnd ſag-
te / wie ſie mich jren schlauen den Perot ( ſo heyſſen ſie die Poꝛ
tugaleſer ) gefangen hetten / vnd woͤlten nun jrer freunde tod
wol an mir rechen . Vnd wie ſie mich bei die nachen bꝛach-
ten / ſchlugen mich jre etliche mit feuſten . Da eilten ſie vnter
eynander / das ſie die nachen wider ins waſſer ſchoben / dann
jnen leyd war das jn Bꝛickioka eyn Allerm würde wie auch
geschach .
Ehe ſie nun die Nachen wider ins waſſer bꝛachten / bun-
den ſie mir die hende zu ſamen / vnd ſie waren nit alle auß
eyner wohnunge / eyn yeden Aldea verdroß / das ſie ſoltenn
ledig heymfahꝛen vnd kieben mit den beyden / ſo mich behiel-
ten / etliche ſagten / ſie weren eben ſo nahe bei mir geweſen / als
ſie / vnd ſie wolten auch jr teyl von mir haben / vnd wolten
mich da auff der ſtedde gleich todt ſchlagen .
Da ſtund ich vnd Betete / ſahe mich vmb nach dem ſchla-
ge / doch zum letzten hub der koͤnig an / ſo mich behalten wol-
te / vnd ſagte / ſie wolten mich lebendig heymfuͤhren / auff das
mich auch jre weiber lebendig ſehen / vnd jre Feſt mit mir het-
ten . Dan ſo wolten sie mich Kawewi pepicke toͤten / Das
iſt / ſie wolten gedꝛencke machen vnd ſich verſamlen / eyn Feſt
zumachen / vnd mich dan mit eynander eſſen / Bei den woꝛten
lieſſen ſies bleiben / vnd bunden mir 4. ſtricke vmb den hals /
vnd muſte inn eyn nachen ſteigen / dieweil ſie noch auff dem
lande ſtunden / vnd bunden die ende der ſtricke an den Nachẽ̃
vnd ſchoben ſie ins Meer wiederumb heym zufahꝛen .
Wie ſie mit mir wolten wider zu ruͤck
fahꝛen vnd die vnſern ankamen / meynten mich jnen
wider zunemen / vnd ſie ſich wider zu jnen wanten /
vnd ſcharmuͤtzelten mit jnen. Cap. xix .
E S ligt eyn kleyne inſel bei der inſel darin ich gefan-
gen wurd / in der niſten waſſer voͤgel die heyſſen V-
wara / haben rote feddern / Fragten mich / Ob jre Feinde die
Tuppin Jkins das jar auch da geweſen weren / vñ die voͤgel
bei jren jungẽ gefangen hetten / Da ſagte ich ja / Aber ſie wol-
tens gleichwol beſehen / Dann ſie achten die feddern gros ſo
von den voͤgeln kommen / Dann all jr zierath ist gemeynlich
võ feddern gemacht . Vnd der voꝛgenanten voͤgel Vwara art
iſt / wann ſie jung ſein / die erſten federn so jnen wachſen / ſein
weiß graw / Die andern aber wann ſie fluͤck werden / ſein ſie
schwartz graw / damit fligen ſie vngeferlich eyn jar / darnach
werden ſie ſo rot als rote farbe . Vnd ſie fůhren hin nach
der inſel / meynten der voͤgel anzutreffen . Wie ſie nun vngefer
lich zwen buͤxenschoſſe von dem oꝛt kamen / da ſie die nachen
ſtehen hatten / ſahen ſie zu rucke / da war es voll daſelbs der
wilden Tuppin Jkin / auch etliche Poꝛtugaleſer vnter jnen /
dann es volgete mir eyn ſchlaue / wie ich gefangen wurd / der
ſelbige entkam jnen / vnd hatte eynen lermen gemacht / wie ſie
mich gefangen hetten / ſo / das die meynten mich zuerloͤsen /
vnd rieffen denen ſo mich gefangen hatten / das ſie zů jnen ke- Jnhalt dieses capitels ist in der figur des 14. capitels begriffen
men weren ſie kuͤn vñ scharmuͤtzelten . Vnd ſie kereten mit den
nachen wider vmb zů denen ans landt / vnd die vff dem land
ſchossen mit roꝛen vnd pfeilen zů vns ein / vnd die in den Na-
chen wider zů jnen / vnd bunden mir die hend widerumb loß
aber die ſtricke vmb den hals waren noch feſte gebunden .
So hatte nun der koͤnig des Nachens / da ich innen war /
eyn rohꝛ vnd eyn wenig puluers / welches jme eyn Frantzoſe
fur pꝛaſilien holtze gegeben hatte / das muſte ich auff die am
lande abſchieſſen .
Wie ſie ſo eyn weile geſcharmuͤtzelt hatten / beſorgten ſie
ſich das ſich die andern auch etwan mit nachen ſterckten / vñ
jnen nach eilten / vnd fuhꝛen von dannen / vnd es wurden jrer
dꝛei geſchoſſen / vnd ſie furen vngeferlich eynen Falckenetlin
ſchoß bei dem bolwerck zů Bꝛikioka her / da Jch pflegte inne
zu ſein / vnd wie wir ſo voꝛ vber fuhꝛen / muſte ich in dem nach
en vff ſtehn das mich meine / geſellen geſehen konten / da ſchoſ
ſen ſie auß dem bolwerck zwei grober ſtuͤck ab vff vns / aber
ſie ſchossen zu kurtz .
Mitler zeit kamen etliche nachen von Bꝛikioka vns nach-
gefahꝛen / vnd meynten ſie wolten vns erlangen / aber ſie rud
ertẽ zugeschwind hinweg / wie ſolchs die freund ſahen dz ſie
nichts geſchaffen konten kereten ſie widerũb nach Bꝛikioka .
Was ſich auff der wider vmb reyſe
begab nach jrem lande . Cap. 20 .
W Je ſie nun ungeferlich 7. meil wegs von Bꝛickioka
hinweg waren nach jrer Landtſchafft / war es nach
der Sonnen zurechnen gegen abent vmb 4. vhr / vnnd war
des ſelbigen tages wie ſie mich gefangen hatten .
Vnd ſie fuhꝛen bei eyn inſel vnd zohen die nachen an land /
vnd meynten die nacht da zubleiben / vnnd zogen mich auß
dem Nachen an land . Als ich auff das landt kam / konte ich
nit ſehen / dañ ich vnter dem angeſicht zerſchlagen war / auch
nicht wol gehen / muſte inn den ſant leigen der wunden hal-
ben ſo ich im beyn hatte . Sie ſtunden vmb mich her / vnnd
draweten mir wie ſie mich eſſen woͤlten .
Wie ich nun in ſo groſſer angſt vnd jamer war / bedach
te das ich voꝛ nie betrachtet / nemlich der betruͤbte jamertal /
darinn wir hie leben / vnd ich fieng an mit weynenden augen
zuſingen auß grundt meines hertzen den Pſalmen :
Auß tieffer not ſchꝛei ich zů dir ꝛc .
Da ſagten die Wilden : Sihe wie ſchꝛeiet er / ytzt jamert jn .
Darnach dauchte ſie / es were nicht gůte legerung in der in-
ſeln / die nacht da zu bleiben / vnd fuhꝛen wider nach dem Fuß
feſten lande / daſelbs waren huͤtten / die ſie voꝛmals gebawet
hatten / vnd es war in der nacht / wie wir dahin kamen / Vnd
ſie zohen die nachen auffs landt / vnd machten fewer / vnd ley
teten mich darnach darbei / Da muſte ich in eynẽ netze ſchlaf-
fen / welchs ſie in jrer spꝛache Jnni heyſſen / die ſein jre Bette /
vnnd binden ſie an zwen pfele / vber die Erden / odder iſt es
inn eynem walde / ſo binden ſie es an zwen beume / die ſtricke
ſo ich an dem halſe hatte / bunden ſie oben an eynen baum /
vnd ſie legten ſich die nacht vmb mich her / verſpotteten mich
vnd hieſſen mich / auff jre ſpꝛaache / Schere inbau ende / Du
biſt mein gebundenes Tier .
Ehe nun der tag anbꝛach fuhꝛen ſie wieder aus / vnnd rud-
derten den gantzen tag / vnd vngeferlich wie die ſonne vmb
Veſper zeit ſtund waren ſie noch zwo meil von dem oꝛt / da
ſie ſich die nacht hin legeren wolten / So erhebet ſich eyn groſ-
ſe ſchwartze wolcke / vñ kom̃et hinter vns her / ſehꝛ ſchꝛecklich /
vnd ſie ruderten ſchwinde / das ſie moͤchten an land kom̃en /
vmb der wolcken vnd winds willen .
Wie ſie nun ſahen / das ſie jr nit entfahꝛen konten / Sagten
ſie zu mir / Ne mungitta dee . Tuppan do Quabe , amanaſu y an
dee Imme Ranni me ſis ſi Das ist ſo vil geſagt .
Rede mit deinem Gott / das vns der groſſe regen vnd wint
keynen ſchaden thu . Jch ſchweyg ſtille vnd thet mein ge-
bete zů Gott / dieweil ſie es von mir begerten vnd ſagte :
O du Almechtiger Gott / du hymliſcher vnd erdtrichs ge-
walthaber / der du von anbegin / denen / die deinen namen an-
růffen / geholffen vnd ſie erhoͤꝛet haſt / vnter den Gottloſen /
erzeyge mir deine barmhertzigkeyt / auff das ich erkennen moͤ
ge / das du noch bei mir ſeiest / vnd die Wilden heyden / ſo dich
nit kennen / ſehen moͤgen / das du mein Gott mein gebet erhoͤ
ret haſt .
Jch lage in dem nachen gebunden / das ich mich nit vmb
ſahe nach dem wetter / aber ſie ſahen ſtets hinderſich / fien-
gen an zuſagen : Oqua moa amanaſu . Das iſt ſo vil ge-
ſagt : Das groſſe wetter gehet hinterſich . Da richtet ich
mich eyn wenig auff / vnnd ſahe hindter mich / das die groſſe
wolcke vergieng / da danckte ich Gott .
Wie wir nun an landt kamen / thetten ſie mit mir gleich
wie vorhin / bunden mich an eynen baum / vnnd lagen des
nachts vmb mich her / vnnd ſagten / wir weren nun nahe
bei jrer Landtſchafft / wir wuͤrden den andern tag gegen
abent daran kommen / welches ich mich gar wenig frewete .
Wie ſie des tages mit mir vmbgien-
gen / da ſie mich bei jre wonunge brachten . Ca. 21 .
D Eſſelbigen tages vngeferlich nach der Sonnen zu-
rechnen / wars vmb veſperzeit als wir jre wonungen
ſahen / waren alſo dꝛei tage vff der heymfart geweſen . Dañ
es waren dahin ich gefuͤhꝛet wardt / dꝛeiſſig meil wegs / von
Bꝛickioka da ich gefangen wurd .
Wie wir nun hart bei jre wonungen kamen / war es eyn
doͤꝛfflin das hatte ſieben huͤtten / vnnd nanten es Vwattibi .
Wir fůhꝛen auff eyn vfer landes welches vff dem Meer ligt /
da harte bei waren jre weiber in jren wurtzel gewechs / wel-
ches sie Mandioka heyſſen . Jn demſelbigen wurtzel ge-
wechs giengen vil jrer weiber vnnd riſſen wurtzeln auß / den
muſte ich zů růffen inn jrer ſpꝛaach : A Juneſche been ermi
vꝛamme . Das iſt : Jch ewer eſſenſpeiſe komme .
Wie wir nun an landt kamen / lieffen ſie alle auß den huͤt-
ten ( welchs auff eynem berge lage ) jung vnd alt / mich zube-
ſehen . Vnd die maͤnner giengen mit jren bogen vnd pfeilen
nach jren huͤtten / vnd befolhen mich jren weibern / dieſelbi-
gen namen mich zwiſchen ſich / vnd giengen etliche voꝛ mir /
vnd etliche hinter mir her / Sungen vnd tantzten an eynem
ſingen / die geſenge ſo ſie den eygenen leuten pflegen zuſingen
wann ſie die woͤllen eſſen .
Wie ſie mich nun voꝛ die huͤtten Ywara / das ist voꝛ jre Fe-
ſtunge bꝛachten / welche ſie machen rund vmb jre huͤtten her /
von groſſen langẽ reydeln / gleich wie eyn zaun vm̃ eyn gartẽ .
Das thun ſie vmb jrer feinde willen / Wie ich nun hinein
kam / lieff das frawen volck zů mir / vnd ſchlůgen mich mit
feuſten / vñ raufften mich bei dem bart / vnd ſpꝛachen in jrer
ſpꝛaach : Sche innamme pepike a e . Das iſt ſo vil geſagt :
Den ſchlag reche ich an dir von meines freunds wegen / Den
die / darunter du geweſen biſt / getoͤdtet haben .
Darnach furten ſie mich in die huͤtten / da muſte ich in eyn
Jnni leigen / da kamen die weiber voꝛ vnd nach ſchlugen vnd
raufften mich / vnd dꝛaweten mir wie ſie mich eſſen woͤlten .
So was das Mans volck in einer huͤtten bei eynander /
vnd truncken die getrẽcke welche sie Kawi nennen / vnd hat-
ten jre Goͤtter bei sich / Tammerka genant / vnd ſungen jnen
zun ehꝛen / das ſie jnen ſo wol geweiſſaget hatten dz ſie mich
fangen ſolten .
Solchen geſang hoͤꝛet ich / vnnd es kam inn eyner halben
ſtund keyn mans volck bei mich / dañ alleyn weiber vnd kind .
Wie meine beyden Heꝛrn zů mir kamen
vnd ſagten mir / wie ſie mich jrer Freunde eynem
verſchenckt hetten / der ſolte mich verwaren
vnd tod ſchlagen / weñ man mich eſſen
wolte . Caput xxij .
J Ch wuſte jren gebꝛauch ſo wol nicht als ich jn darnach
erfůhꝛ / vnd gedacht / Ytzund ruͤſten ſie zů dich zutoͤdten /
Vber eyne kleyne weil kamen die ſo mich gefangen hatten /
mit namen Jeppipo Waſu / vnd ſein bꝛůder Alkindar Miri /
Sagten / Wie ſie mich jres vatters bꝛůder Jpperu Waſu / auß
freuntſchafft geſchenckt hatten / derſelbige ſolte mich verwa
ren / vñ mich auch tod ſchlagen / wañ man mich eſſen wolte /
vnd jme alſo eynen namen mit mir machen .
Dann derſelbige Jpperu Waſu hette voꝛ eynem jar auch
eynen ſchlauen gefangen / vnd jnen dem Alkindar Miri auß
freuntſchafft geſchenckt . Den ſelbigen er tod geſchlagen / vnd
eynen namen daruon gewunnen hatte So das der Alkindar
Miri dem Jpperu Waſu verheyſſen hette / den erſten ſo er
fienge / jme wider zuſchencken / Der jenige ich da war .
Weiter ſagten die vorgenante beyde ſo mich gefangen hat-
ten / Yetzt werden die frawen dich außfuͤhren / A praſſe / Das
woꝛt verſtund ich da nicht / es heyſſet aber tantzen / alſo zohen
ſie mich wider mit den ſtricken / ſo ich vmb den hals hatte /
Aus der huͤtten / auff den platz / Es kamen alle weiber / ſo in
den ſieben hütten waren / vnd grieffen mich an / vñ das mans
volck gieng daruon . Da leyteten mich die weiber / etliche
bei den armen / etliche bei den ſtrickẽ ſo ich vmb den hals hat-
te / ſo hart das ich kaum den athem konte holen / Alſo zohen
ſie mit mir hin / ich wuͤſte nicht was ſie mit mir in dem ſinne
hatten / mit dem wurd ich ingedenck / des leidens vnſers Er-
loͤſers Jeſu Chꝛiſti wie der von den ſchnoͤden Jůden vnſchuͤl-
dig leyd / Dardurch troͤſtete ich mich vnd war deſto geduͤlti-
ger / Do bꝛachten ſie mich voꝛ des koͤniges huͤtten / der hieß
Vratinge Waſu / Das iſt vff teutſch geſagt / der groſſe weiſſe
vogel / voꝛ des ſelbigen huͤtten lag eyn heufflin friſch erden / da
fuhꝛten ſie mich bei / vnd ſatzten mich darauff / vñ etliche hiel-
ten mich / da meynte ich nicht anders / dann ſie wurden mich
da als bald zu tod ſchlagen / vnd ſahe mich vmb nach dem
Jwera Pemme / darmit ſie die leut erſchlagen / vnd fragte ob
ſie mich ſo balt toͤden wolten / da ſagten ſie / noch nit / da kam
eyne fraw aus dem hauffen bei mich / vnd hatte eyn ſchiber
ſtuͤck von eynem Chꝛiſtallẽ / zwiſchen eynem dinge gleich als
gebogen reiſlin / vnd ſchar mir mit demſelbigen Chꝛiſtallen
die weimbꝛon an den augen ab / vnd wolte mir den bart vom
maul auch abſchneiden / ſolchs wolt ich nit leiden / vnd ſagte
ſie ſolten mich mit dem bart toͤdten . Da ſagten ſie / ſie
woͤlten mich noch nicht toͤdten / vnnd lieſſen mir den bart .
Doch nach etlichen tagen ſchnieden ſie mir jnen ab mit ey-
ner ſcheer / ſo die Frantzoſen jnen geben .
Wie ſie mit mir tantzten voꝛ den huͤtten /
darinne ſie die abgoͤtter Tamerka hatten . Ca. 24 .
D Arnach fuhꝛten ſie mich von dem Oꝛt / da ſie mir die
augenbꝛawen ab geſchoꝛen hatten / voꝛ die huͤtten /
da die Tammerka jre abgoͤtter inn ware / vnd machten eynẽ
runten kreyß vmb mich her / da ſtund ich mitten innen / vnnd
zwey weiber bei mir / vnd bunden mir an eyn beyn etliche
dinger an eyner ſchuren / die raſſelten / vnd bunden mir auch
eyne ſcheibe von voͤgel ſchwentzen gemacht / war vierecket /
hinden auff den hals das ſie mir vber das heubt gieng / vnd
heyſſet auff jre ſprache Araſoya / darnach fieng das weibs
volck alle mit eynander an zuſingen / vnd gleich wie jr thon
lautet / so muſte ich mit dem beyne / daran ſie mir die raſſeln
gebunden hatten / nider tretten / vff das es raſſelte vnd zu-
ſammen ſtimmete . Vnd das beyn darin ich verwundet war
thet mir ſo wehe / das ich kaum ſtehen kunte / dann ich war
noch nit verbunden .
Wie ſie mich nach dem tantze dem
Jpperu Waſu / der mich toͤdten ſolte / heym-
bꝛachten . Caput xxiiij .
W Je nun der tantze eyn ende hatte / ward ich dem Jp-
peru Waſu vberliffert . Daſelbst hatten ſie mich in gů
ter bewarung . Da ſagte er mir / Jch hette noch etlich zeit zu
leben / Vnd ſie bꝛachten jre abgoͤtter alle ſo in der huͤtten wa
ren / vnd ſetzten ſie vmb mich her vnd ſagten / Die hettens ge-
weiſſaget / das man eynen Poꝛtugaleſer hette ſollen fangen .
Da ſagte ich / Die dinger haben keyne maacht / vnd koͤnnen
auch nicht reden / vnd liegen / das ich eyn Poꝛtugaleſer bin /
ſonder ich bin der Frantzoſen freund verwanten eyner / Vnd
das land da ich daheyme bin / heyſſet Allemanien . Daruff
ſagten ſie / Das muͤſte ich liegen / dann wañ ich der Frantzo-
ſen freund were / was ich dann vnter den Poꝛtugaleſern thet /
ſie wuſten wol / das die Frantzoſen eben ſo wol der Poꝛtuga
leſer feinde weren als ſie . Dañ die Frantzoſen koͤmen alle jar
mit ſchiffen / vnd bꝛechtẽ jnen Meſſer / Exte / Spiegel / Kem
me vnd Scheren / vnd ſie geben jnen Pꝛaſilien holtz / Baum-
woll / vnd andere wahꝛ / als federwerck vnd pfeffer darfuͤr .
Derhalben weren es jre gůte freund / welchs die Poꝛtugaleſer
alſo nicht gethan hetten / Dann ſie weren / in verlegen jaren /
da ins land kommen / vnd hetten / da ſie itzt noch woneten /
vnter jren feinden freundſchafft gemacht / vnd darnach werẽ
ſie zu jnen auch kommen / vnd mit jnen zuhandeln begert /
vnd ſie weren aus gůter meynunge an jre ſchiffe kom̃en vnd
darein geſtigen / gleich wie ſie noch heutiges tag theten / mit
den Frantzoͤsiſchen ſchiffen / vnd ſagten wen dañ die Poꝛtu
galeſer jrer gnung im ſchiffe gehabt / hetten ſie ſie den angegrif
fen / gebunden vnd jren feinden zugefuͤrt vnd denen geben die
hetten ſie den gedoͤttet vnd geſſen / vnd jrer etlich hetten ſie
mit jren geſchuͤtz zu tod geschoſſen / vnd vil hochmůt mehꝛ /
ſo jnen die Poꝛtugaleſer gethan hetten / auch weren ſie offt-
mals mit jren feinden zu kriege kommen / ſie zufangen .
Wie mir die ſo mich gefangen hatten /
zorniges muts klagten / vnd das die Poꝛtugaleſer
jren vatter erschoſſen hetten / das wolten ſie an
mir rechen . Cap. xxvj .
V Nd weiter ſagten ſie / das die Poꝛtugaleſer / denen bey-
den ſo gebꝛuͤder waren / vnnd mich gefangen hatten /
jrem vatter eynen arm abgeschoſſen hatten / alſo das er gestoꝛ-
ben were / vnd deſſelbigen jres vatters tod / wolten ſie nun an
mir rechen . Darauff ſagte ich was ſie das an mir rechen
wolten ich were keyn Poꝛtugaleſer / ich were kurtz mit den
Caſtilianern dahin kommen / eynen ſchiffbꝛuch gelitten / wer
der vꝛſach halben ſo vnter jnen blieben .
So war eyn junger geſel von jrem geſchlecht / welcher der
Poꝛtugaleſer ſchlaue geweſen war / vnd die wilden / darunter
die Poꝛtugaleſer wonen / waren daſelbst hin / in der Tuppin
Jnba landt zu krieg gefaren / vnd hatten eyn gantz doꝛff ein-
genommen / vnnd die Eltiſten hatten ſie geſſen . Vnnd was
von jungen waren / etliche den Poꝛtugaleſern fuͤr wahꝛ ver-
beuttet / Alſo das diſer junger geſel auch den Poꝛtugaleſern
verbeuttet war / vnd inn der gegenheyt Bꝛickioka bei ſeinem
herꝛn war / welcher hieß Antonio Agudin / eyn Gallicianer .
Den ſelbigen ſchlauen hatten die ſo mich fiengen vngefer-
lich dꝛei monat voꝛ mir gefangen .
Dieweil er nu von jrem geſchlecht war / hatten ſie jnen nit
getoͤdtet / Derſelbige ſchlaue kante mich wol / den fragten ſie
was ich fuͤr eyner were / Er ſagte es were war / das ſich da eyn
ſchiff am lande verloren hatte / vnd die leut so daruon kom̃en
weren / hetten ſie Caſtilianer geheyſſen / vnd weren der Poꝛtu-
galeſer freunde / mit denſelbigen were ich geweſen / weiter wu
ſte er nit von mir .
Wie ich nu hoͤꝛete / vnd auch zuuoꝛ verſtanden hatte / das
Frantzoſen vnter jnen waren / vnd auch mit ſchiffen da pfleg
ten anzukom̃en / bleyb ich ſtets vff eyner rede / vnd ſagte : Jch
were der Frantzoſen freundverwandter / das ſie mich vnge-
toͤdtet lieſſen / biß ſo lang / das Frantzoſen kemen vnd mich er
kenneten . Vnd ſie hielten mich in ſehr groſſer verwarung /
ſo waren nun etliche Frantzoſen vnter jnen / ſo die ſchiffe da
gelaſſen hatten pfeffer zuuerſamlen .
Wie eyn Frantzoſe ſo die ſchiffe vnter
den Wilden gelaſſen hatte / dahin kam mich zubeſehen /
vnnd Jhnen befalhe / ſie ſolten mich eſſen / ich
were eyn Poꝛtugaleſer . Caput xxvj .
E S war eyn Frantzoſe vier meil weges von den huͤt-
ten darinnen ich war / vnnd wie er nun die zeittungen
hoͤꝛete / kompt er dahin / vnnd gehet in eyn ander huͤtten / ge-
gen der huͤtten vber darinne ich war / da kamen die Wilden zů
mir gelauffen / vnd ſagten : Hie iſt nu eyn Frantzoß kommen /
nun wollen wir ſehen ob du auch eyn Frantzoß ſeieſt oder nit /
deſſen erfrewete ich mich / vnd gedachte / er iſt ye eyn Chꝛiſt / er
wird wol zum beſten reden .
Da leyteten ſie mich ſo nacket hienein bei jnen / vnd es war
eyn junger geſelle / die Wilden hieſſen jnen Karwattuware /
vnd ſprach mir Frantzoͤſiſch zů / vnd ich kundte jnen nicht
wol verſtehn / ſo ſtunden die Wilden leut vmb vns her / vnd
hoͤꝛeten vns zů . Wie ich jm nun nicht antworten kundt / ſagte
er zů den Wilden / auff jre ſpꝛaach : Totet vnd eſſet jnen / den
boͤßwicht / Er ist eyn rechter Poꝛtugaleſer / ewer vnnd mein
feindt / Vnd das verſtund ich wol / Bat jnen derhalben vmb
Gottes willen / das er jnen doch ſagte / das sie mich nit aͤſſen .
Da ſagte er : Sie woͤllen dich eſſen . Da wurd ich ingedenck
des ſpꝛuchs Jeremie cap. xxij. der da ſaget : Vermaledeiet ſei
der menſch ſo ſich auff menſchen verlaſſet . Vnd mit dem ſel-
bigen gieng ich wider von jnen mit groſſem hertzen wehe / vñ
hatte vff den ſchultern eyn ſtuͤck leine tůchs gebunden / wel-
ches ſie mir gaben ( wo ſie es auch bekom̃en hatten . Das reyß
ich ab / vnd die Sonn hatte mich ſehꝛ verbꝛant / vnd warff es
dem Frantzoſen voꝛ ſeine fuͤß / vnd ſagte bei mir ſelbst / ſol ich
dann ja ſterben / warumb ſolte ich dann eynem andern mein
fleyſch lenger voꝛ hegen . Da leyteten ſie mich widerumb in
die huͤtten / da ſie mich verwareten . Da gieng ich in mein netz
leigen . Gott dem iſt bekant das ellend ſo ich hatte / vnd hůb
ſo ſchꝛeiend an zuſingen / den verß Nun bitten wir den heyli-
gen geyſt / vmb den rechten glauben aller meyſt / Das er vns
behuͤte an vnſerm ende / wann wir heym fahꝛen auß dieſem
ellende / Kyrioleys . Da ſagten ſie : Er iſt eyn rechter Poꝛ-
tugaleſer / Yetzt ſchꝛeiet er / jme grawet voꝛ dem tode .
Der voꝛgenante Frantzoß war zwen tag daſelbs in den
huͤtten / darnach des dꝛitten tages reyſete er voꝛt an . Vnd ſie
hatten beſchloſſen / ſie woͤlten zů ruͤsten / vnd des erſten tages
mich toͤdten / ſo bald ſie alle ding bei eynander hetten / Vnd ſie
verwarten mich ſehꝛ fleiſſig / vnd thatten mir groſſen ſpott
an / beyde jung vnd alt .
Wie ich ſo groß zan wehe hatte /
Caput xxvij .
E S begab ſich / wie ich ſo im elende war / das gleich wie
man ſagt / das eyn vngluͤck nicht alleyn kompt / mir eyn
zan wehe thet / ſo das ich gar verfiel / durch groß wehe / ſo
fragte mich mein herꝛ / wie es keme das ich ſo wenig eſſe / ich
ſagte mir thete eyn zan wehe / Do kam er mit eynem dinge /
von holtze gemacht / vnd wolte jn mir außreiſſen / Jch ſagte
er thete mir nit mehꝛ wehe / Er wolte jn mir mit gewalt auß
reiſſen . Doch wegert ich mich ſo ſehꝛ / das er daruon abließ /
ja meynte er / wo ich nicht eſſe vnd widerumb zuneme / wolten
ſie mich toͤten ehe der rechten zeit . Gott weyß wie manchmal
ich ſo hertzlich begerte / das ich moͤchte / wens ſein gotlich will
were / ſterben ehe es die wilden acht hetten / das ſie nicht jren
willen an mir vollenbꝛingen mochten .
Wie ſie mich zů jrem oberſten Koͤnige
Konyan Bebe genant / fuͤhꝛeten / vnd wie ſie da
mit mir vmb giengen . Cap. xxviij .
N Ach etlichen tagen fuͤreten ſie mich in eyn ander doꝛff /
welchs ſie heyſſen Arirab / zů eynem kuͤnig der hieß Ko
nyan Bebe / vnnd war der vornemſte koͤnig vnter jnen allen .
Bei demſelben hetten sich etliche mehꝛ verſamlet / vnd eyn
groſſe freud gemacht / vff jre weiſe / wolten mich auch ſehen /
dañ er beſtalt hatte mich vff den tag auch dahin zubꝛingen .
Wie ich nun hart bei die huͤtten kam / hoͤꝛete ich eyn groß
gerůff / von ſingen vnd poſaunen blaſen / vnd voꝛ den huͤtten
ſtund eyn kopff oder fünfftzehen auff reydeln / dieſelbigen wa
ren von den leuten / ſo auch jre feind ſein / vñ heyſſen die Mar
kayas / die ſie geſſen hatten / vnd wie ſie mich darbei hin leyte
ten / ſagten ſie mir / die koͤpff weren auch von jren feinden / die
hieſſen Markayas / da ward mir bang . Jch gedacht / so wür
den ſie auch mit mir vmbgehn . Wie wir nun zů den huͤtten hi-
nein giengen / so gieng eyner von denen die mich verwareten /
voꝛher vnnd spꝛach mit harten woꝛten / das es die andern
alle höeꝛeten : Hie bꝛinge ich den Schlauen den Poꝛtugaleſer
her / vnd meynte es were eyn fein ding anzuſehen / wann eyner
ſeinen feind in ſeiner gewalt hette . Vnd er redete vil andere
ding mehꝛ / wie yhꝛ gebꝛauch iſt / leytete mich da der Koͤnig
ſaſſ vnd tranck mit den andern / and hatten ſich mit eynan-
der dꝛuncken gemacht / in dem getrencke das sie machen / Ka
wawy genant / vnd ſahen mich ſawꝛ an / vnd ſagten / Biſtu
kommen vnſer feindt . Jch ſagte : Jch bin kommen / aber ich
bin nicht ewer feindt . Da gaben ſie mir auch zutrincken . So
hatte ich nun vil von dem Koͤnige Konyan Bebe genant /
gehoꝛt / es ſolte eyn groſſer Man ſein / auch eyn groſſer tyran
menſchen fleyſch zueſſen / Vnd es war eyner vnter jnen der
dauchte mich were es / vnd ich gieng hin bei jn / vnd redete
mit jm / gleich wie wie die woꝛt auff jre ſpꝛaach gefallen / vnd
ſagte : Biſtu der Konyan Bebe : lebeſtu noch : ja ſagte er ich
lebe noch . Wolan ſagt ich / Jch hab vil võ dir gehoꝛt / wie du
ſo eyn weydlicher man ſeiest . Da ſtund er auff / vnd gieng voꝛ
mir her ſpacieren von groſſem hochmůt / vnd er hatte eynen
groſſen runden gruͤnen ſteyn durch die lippen des mundes
ſtecken ( wie jr gebꝛauch iſt ) Auch ſo machten ſie weiſſe pater
noſter / von eyner art Seeschneiln / welches jr zierath iſt / der
selbigen hatte dieſer kuͤnig auch wol ſex klofftern am hals
hangen . Bei dem zierrath merckt ich / das es eyner von den
fuͤrnemſten ſein muͤſte .
Darnach gieng er widerumb ſitzen / vnd begunte mich zu-
fragen / Was ſeine feinde die Tuppin Jkins anſchluͤgen / vnd
die Poꝛtugaleſer . Vnd ſagte weiter / Warumb ich jnen hette
woͤllen ſchiessen in der gegenheyt Bꝛickioka / dann er erfaren
hatte / das ich da buͤxenſchuͤtz war geweſen gegen ſie . Da ſag-
te ich / Die Poꝛtugaleſer hetten mich dahin geſtalt / vnd het-
te es muͤſſen thun . Da ſagte er / Jch were ja auch eyn Poꝛtu-
galeſer / vnd hieß den Frantzoſen ſo mich geſehen hette / ſei-
nen ſohn / vnd ſagte / Der mich geſehen hette / der ſagte / Jch
koͤnte nicht mit jme reden / vnd ich were eyn rechter Poꝛtuga
leſer . Da ſagte ich / Ja es iſt war / Jch bin lang auß dem lan-
de geweßt / vnd hab die ſpꝛaach vergeſſen . Da meynte er / Er
hette schon fuͤnff Poꝛtugaleſer helffen fangen vnd eſſen / die
alle geſagt hetten ſie weren Frantzoſen / vnd hettens doch ge-
logen . So vil das ich mich des lebens getroͤſtet / vnd mich in
den willen Gottes befalh . Dann ich von jnen allen nicht an-
ders vername / dan ich ſolte ſterben . Da hůb er widerumb
an zufragen / Was dann die Poꝛtugaleſer von jm ſagten / ſie
muͤſten ſich freilich sehꝛ voꝛ jme entſetzen . Da ſagte ich : Ja
ſie wiſſen vil von dir zuſagen / wie groſſen krieg du jnen pfle-
geſt zumachen / aber yetzt habẽ sie Bꝛickioka feſter gemacht .
Ja meynte er / ſo woͤlte er ſie ſo fangen / wie ſie mich gefan-
gen hetten in dem walde hin vnd wider .
Weiter ſagte ich zů jme : Ja deine rechten Feinde die Tup
pin Jkins die ruͤſteten xxx. nachen zů / vnd werden zuhandt
kommen / vnd in dein landt fallen / wie auch geſchach .
Dieweil er ſo fragte / ſtunden die andern vnnd hoͤꝛeten zů .
Summa / Er fragte mich vil / vnd ſagte mir vil . Ruͤmpte
ſich mir / wie manchen Poꝛtugaleſer er bereyts hette todt
geſchlagen / vnd andere mehꝛ Wilder leuth / das ſeine feinde
geweſen weren . Wie er ſo mit mir in der rede ware / mitler
zeit ſo wurde das getrencke in der huͤtten außgetruncken . Da
giengen ſie widder in eyn andere huͤtten / darinnen auch zu-
trincken / Das er alſo mit der rede nachließ .
Darnach in der anderen huͤtten fingen ſie an / jren ſpot mit
mir zu treiben / vnd deſſelbigen Koͤniges Son / band mir die
beyne dꝛeimal vbereynander / darnach muſte ich eben fuſſes
durch die huͤtten her huͤppen / Des lachten ſie vnd ſagten da
kompt vnſer eſſekoſt her huͤppende . Do ſagte ich zu meinem
herꝛen / der mich dahin hatte gefuͤhꝛet . Ob er mich dahin ge-
fuͤhꝛet hette zu toͤten / Do ſagte er neyn / es were doch ſo der ge-
bꝛauch / das man ſo mit den frembten ſchlauen vmbgienge /
vnd ſie bunden mir die ſtricke von den Beynen wider ab / dar-
nach kamẽ ſie vmb mich her gehen / vnd griffen mir an mein
fleysch / der eyne ſagte die haut am kopffe keme jme zů / der an
der ſagte das dicke am beyne keme jm zů / Darnach muſte ich
jnen ſingen / vnd ich ſang Geyſtliche lieder / Da ſolte ich jnen
außlegen auff jre ſpꝛache / Do ſagte ich / Jch habe von mei-
nem Gott geſungen . Sie ſagten mein Gott were eyn vnflat /
Das ist vff jre ſpꝛaache / Teuire / geſagt / die woꝛte theten mir
wehe vñ gedachte / O du guͤtiger Got / was kanſtu vil leiden /
eyn zeitlang . Wie mich die jm doꝛff nun geſehen vnnd allen
hohnmůt angethan hatten . Des anderen tages ſagte der
Koͤnig Konyan Bebe zů denen ſo mich verwarten / das ſie
wol achtung auff mich haben ſolten .
Darnach wie ſie mich zur huͤtten hinnaus leyten / vnnd
wolten mich widerumb gehn Vwattibi bꝛingen / da ſie mich
toͤten wolten / Rieffen ſie mir ſo ſpoͤtlich nach / ſie wolten zů-
hand in meines herꝛen huͤtten kommen / vnd meinen tod zu be-
dꝛencken / mich zu eſſen / vnd mein herꝛ troͤstete mich alezeit /
ſagte ich ſolte noch ſo bald nicht getoͤd werden .
Wie die XXV. nachen dero Tuppin
Jkins ankamen / dauon ich dem koͤnig geſagt hatte /
wolten die huͤtten anfallen darin ich war . Ca. 17 .
M Jtler zeit begab es ſich / das die xxv. Nachen / der art
Wilden / welche die Poꝛtugaleſer zufreund haben . Auch
wie ich voꝛ geſagt hab / ehe ich gefangen wurd / dieſelbi-
gen in willens waren dahin zu kriege zufahꝛen . So begab es
ſich das mal eynes morgens / das ſie das doꝛff anfielen .
Wie nun die Tuppin Jkins dieſe huͤtten wolten anfallen /
vnd begunten zuhauff zuſchieſſen / ſo ward diſen leyd in den
huͤtten / vnd das weibs volck wolte ſich vff die flůcht geben .
Da ſagte ich jnen : Jhr haltet mich für eynen Poꝛtugale
ſer / eweren feindt / gebet mir nun eynen bogen mit pfeilen /
vnd laſſet mich loß gehen / ſo wil ich euch helffen die huͤtten
verthedingen . Sie theten mir eynen bogen mit pfeilen / Jch
rieff vnd ſchoß vnd machts auff jre weiß wie ich beſt kondt /
vnd ſpꝛach jnen zů / das sie wol gehertzt weren / es ſolte keyn
not haben . Vnd mein meynung war / Jch wolte durch das
Stacket kommen / welchs vmb die huͤtten her gieng / vnd zů
den andern lauffen / dann ſie kanten mich wol / vnd wuſten
auch / das ich in dem doꝛff war . Aber ſie verwareten mich all
zuwol . Wie die Tuppin Jkins nun ſahen / das ſie nichts
ſchaffen konten / giengen ſie wider in jre nachen vnd fůhꝛen
voꝛtan . Wie ſie nun hinweg fuhꝛen / verwareten ſie mich auch
wider .
Wie ſich die Obersten des abents
bei Monſchein verſamleten . Cap. 30 .
D Es tages wie die andern widerumb hinweg waren
gefaren / gegen abent / vnd es war bei monſchein / ver-
ſamleten ſie ſich zwiſchen den huͤtten auff dem platz / vnd be-
ſpꝛochen ſich vnternander / vnd beſchloſſen wañ ſie mich toͤd-
ten wolten / vnd leyteten mich auch zwischen ſich / verſpotte-
ten mich / vnd dꝛeweten mir . Jch war traurig / vnd ſahe den
Mon an / vnd gedachte in mir selbs / O mein Herꝛ vnd mein
Gott / hilff mir dieſes ellends zů eynem ſeligen end . Da frag-
ten ſie mich / Warumb ich den Mon ſo ſtets anſehe . Da ſagt
ich jnen : Jch ſehe jm an er ist zoꝛnig . Dañ die figur ſo in dem
Mon iſt / dauchte mich ſelbs ſo ſchrecklich ſein ( Gott vergeb
mirs ) das ich ſelbs gedachte / Gott vnd alle creaturen muͤſten
zoꝛnig auff mich ſein . Da fragte mich der Koͤnig ſo mich
wolt toͤdten laſſen / Jeppipo Waſu genant / eyner von den
Koͤnigen in den huͤtten / vber wen iſt der Mon zoꝛnig . Da
ſagte ich / Er ſihet nach deiner huͤtten . Des woꝛts halben
hub er zoꝛnig an mit mir zureden . Das woꝛt wider vmb zu
wenden / ſagte ich / Es wirt deine huͤtten nicht ſein / Er iſt
zoꝛnig vber die ſchlauen Carios ( welchs auch eyn art auß
den Wilden iſt / die ſo heyſſen ) Ja ſagte er / Vber die komme
als vngluͤck / es bleib darbei / Jch gedacht nit mehꝛ daran .
Wie die Tuppin Jkins eyn ander
doꝛff / Mambukabe genant / verbꝛent hatten .
Caput xxxj .
D Es andern tages darnach kam die zeitung võ eynem
doꝛffe Mambukabe genant / das die Tuppin Jkins
wie ſie da waren abgefaren da ich gefangen lag / hatten ſie
das doꝛff Mambukabe / angefallen / vnd die inwoner waren
entlauffen / biß auff eynen kleynen jungen / den hatten ſie ge-
fangen / vnd hatten jnen die huͤtten verbꝛant . Da zohe diſer
Jeppipo Waſu ( welcher thun vnnd laſſen war / vber mich /
thet mir vil leyds an ) dahin / dañ ſie waren von ſeinen freun
des verwanten / wolte jnen die huͤtten widerumb helffen vff-
richten / So nam er gemeynglich alle ſeine freundlinge von
ſeiner huͤtten mit ſich . War auch der meynung daher Thonn
mit zubꝛingen / vnd wurtzelen meel / das Feſt fertig zuma-
chen / vnd mich zu eſſen . Vnd als er außzohe / befalhe er dem /
welchem er mich geſchenckt hatte / Jpperu Waſu genant / dz
er mich wol verwaren ſolte . So weren ſie wol lenger dañ vier-
tzehen tage auſſen / vnd ruͤſteten daſelbs zů .
Wie eyn ſchiff von Bꝛickioka kam /
vnnd nach mir fragte / ſie jme eyn kurtzen
bericht gaben . Caput xxxij .
M Jtler zeit kompt eyn ſchiff der Poꝛtugaleſer von Bꝛi-
kioka / anckerte nit weit von dannen da ich gefangen
lag / vnd ſchoß eyn ſtuͤck geſchuͤtzes ab / auff das es die wilden
hoͤreten / kemen vnd ſpꝛaache mit jnen hielten .
Wie ſie jrer nun gewar wurden ſagten ſie zu mir / da ſein
deine freunde die Poꝛtugaleſer / vnd wollen villeicht hoͤꝛen /
Ob du auch noch lebeſt / woͤllen dich etwan kauffen . Da ſagte
ich / Es wirt mein bꝛůder ſein / dann ich mich des vermůtete /
das die Poꝛtugaleſischen ſchiffe / ſo voꝛ dem oꝛt landes vber-
fůhꝛen / nach mir fragen würden . Darmit die Wilden nicht
meynen ſolten / ich were eyn Poꝛtugaleſer / ſagte ich jnen / ich
hette noch eynen bꝛůder / welcher auch eyn Frantzoſe were /
vnter den Poꝛtugaleſern . Wie nun das ſchiff ankam / ſagte
ich / das würde mein bꝛůder ſein / ſie wolten nit anders / dann
ich were eyn Poꝛtugaleſer / vnd fůhren hin ſo nahe bei das
ſchiff / das ſie ſpꝛaache mit jnen konten halten . Da hatten die
Poꝛtugaleſer gefragt / wie es vmb mich were . Da hatten ſie
geantwoꝛtet / Das ſie nach mir nit weiter fragten . Vnd das
ſchiff fůhꝛ wider hin / meynten villeicht ich were todt . Wie
ich das ſchiff ſahe hin faren / Was ich gedachte weyß Gott
wol / Sie sagten vnter nander : Wir haben den rechten man /
ſie ſenden gereyd ſchiffe nach jme .
Wie des Koͤnges Jeppipowaſu bꝛůder
von Mambukabi kam / mir klagte / wie ſein Bꝛůder /
ſein Mutter / ſampt allen den andern weren kranck
woꝛden / Begerten von mir / Das ich mit meinem
Gott woͤlt machen / das ſie moͤchten widerumb
geſundt werden . Cap. xxxiiij
V Nd ich vermůtete mich alle tag der andern die auſſen
waren / wie obgemelt / vnd auff mich zůruͤſteten . Dar-
nach vff eynen tag hoͤrete ich eyn ſchꝛeiens in des konigs huͤt
ten / welcher auſſen war / Mir wurd bang / ich meynte ſie we-
ren widerkommen ( dañ das iſt der Wilden gewonheyt / wañ
eyner nit mehꝛ dann vier tag lang auſſen iſt / wann er wider
kompt / beſchꝛeien jn ſeine freunde von freuden . Nicht lang
darnach / nach dem ſchꝛeien / kam eyner zů mir / vnd ſagt dei-
nes mitherꝛn bꝛůder iſt kommen / vnd ſagt / das die andern
ſehr kranck ſeien woꝛden . Da frewete ich mich vnd gedacht /
Hie wirt Gott etwas außrichten woͤllen . Darnach vber eyn
kleyne zeit kam meines mitherꝛn bꝛůder in die huͤtten da ich
inne war / vnd ſatzte ſich bei mich hůb an zuſchꝛeien / ſagte /
ſein bꝛůder / ſein mutter / ſeines bꝛůders kinder / weren alle
mit eynander kranck woꝛden / vnd ſein bꝛůder hette jnen zů
mir geſchickt / vnd ſolte mir ſagen : Jch ſolte mit meinẽ Gott
machen / das ſie moͤchten widerumb geſundt werden . Vnnd
ſagte : Mein bꝛůder leßt ſich beduncken / das dein Gott muͤſſe
zoꝛnig ſein . Jch ſagt jm ja / mein Gott iſt zoꝛnig / das er mich
wolte eſſen / vnd gen Mambuckebe gezogen were vnd zůruͤ-
ſtete . Vnd ſagte jm : Jhr ſagt ich ſei eyn Poꝛtugaleſer / vnnd
bins nicht / Vnnd ſagte jm : Gehe hin zů deinem bꝛůder / das
er wider herkom̃e in ſeine huͤtten / ſo woͤlle ich mit meinẽ Gott
reden / er ſolle geſundt werden . Da ſagt er / er were zu kranck /
konte nicht kommen / er wuſte wol vnd hette vermerckt / weñ
ich nur woͤlte / er wuͤrd daſelbst auch geſunt . Vnd ich ſagte jm :
er ſolte wol ſo ſtarck werden / das er ſolte heym gehn in ſeine
huͤtten / dann ſolte er recht geſunt werden . Vnd er gieng mit
der antwort widerumb hin nach Mambukabe / welches iſt
vier meil von Vwattibida ich war .
Wie der krancke Koͤnig Jeppipo
Waſu wider heym kam . Caput xxxv .
V Nd nach etlichen tagen / kamen ſie alle mit eynander
kranck wider heim / Do lieſſe er mich in ſeine huͤtten / ley-
ten / vnd ſagte mir / wie ſie weren alle kranck woꝛden / vnd ich
hette es wol gewuſt / dann er were noch ingedenck / das ich
geſagt hette / Der Mon were zoꝛnig vber ſeine huͤtten . Wie ich
die rede von jm hoͤꝛete / gedacht ich bei mir ſelbſt : Das muͤſte
ye auß verſehung Gottes geſchehen ſein / das ich des abents
wie voꝛ gemelt / von dem Mon geredt hatte . Es war mir
eyn groſſe freud / vnd gedachte : Heut iſt Gott mit mir .
Da ſagte ich jm weiter / Es were war / darũb das er mich
eſſen wolte / vnd ich were ſein feind nicht / derhalben keme jm
das vngluͤck . Da ſagte er / Man ſolt mir nichts thun / were
es ſach / das er widerumb auff keme . Jch wuſte nicht wie ich
Gott am beſten bitten ſolt / Jch gedacht / kommen ſie wider-
umb zů jrer geſundtheyt / ſo toͤdten ſie mich gleichwol / Ster
ben ſie dann / ſo werden die andern ſagen / Laſſet vns jn toͤd-
ten / ehe mehꝛ vngluͤcks ſeinethalben kõpt / wie ſie auch ſchon
begunten zuſagen : ſtalte es Gott heym . Er batt mich gleich
ſehꝛ / das ſie doch moͤchten geſundt werden . Jch gieng vmb
ſie her / vnd legte jnen die hend auff die heupter / welches ſie
also von mir begerten . Es wolte es Gott ſo nicht haben / ſie
begunten zuſterbẽ / Erst ſtarb jnen ein kindt / darnach ſtarb
ſein mutter eyn alte fraw / welche die duppen zuruͤſten wol-
te / da man die gedꝛenck inne machen wolte mich zueſſen .
Nach etlichen tagen ſtarb jm eyn bꝛůder / Darnach wider
eyn kind / vñ noch eyn bꝛuder / welcher zuuoꝛne mir die newe
zeittung bꝛacht / wie voꝛ gemelt / dz sie kranck weren woꝛden :
Wie er nun ſahe / das ſeine kinder / ſein Mutter vnd bꝛuͤder
tod waren / wurde jm ſehꝛ leyde / das er vñ ſeine frawen auch
ſtürben / Do ſagte er ich ſolte meinem Got ſagen / das er nun
den zoꝛn fahꝛen lieſſe / das er mochte lebendig bleiben / ich
troͤstete jnen herlich / vñ ſagte er wuͤrde keyn not haben / aber
das er nicht gedaͤchte / wan er auff keme / das er mich dan toͤ-
den wolte / Do sagte er neyn / vnd befall auch denen in ſeiner
huͤtten das mir niemant ſpot anthete / noch dꝛawete zu eſſen .
Er bleyb gleichwol noch eyn zeitlang kranck / aber er ward
widderumb geſundt / vnnd ſeiner frawen eyne / welche auch
kranck war . Aber es ſturben ungeferlich acht võ ſeiner freunt
ſchafft / one andere mehꝛ / welche mir auch hatten groß leydt
angethon . So waren noch zwen andere konige auß
zweyen andern huͤtten / der eyne Vratinge Waſu / der ander
Kenrimakui genãt . Dem Vꝛatinge Waſu hatte getreumbt /
Jch were voꝛ jnen kom̃en / vnd hette zů jme geſagt / Er ſolte
ſterben / Vnd er kam des moꝛgens fruͤ zů mir / vnd klagte es
mir / Jch ſagte neyn / es ſolte keyn not habẽ / das er aber auch
nit gedechte mich zutoͤdten / noch raht darzů gebe . Da ſagte
er / Neyn / Dieweil mich die / ſo mich gefangen hetten / nicht
toͤdten / ſo woͤlte er mir auch nicht ſchedlich ſein / Vnd ob ſie
mich ſchon toͤdteten / woͤlte er doch nicht von mir eſſen .
Deſſelbigen gleichen der ander koͤnig / Kenrimakui / hat-
te auch eynen traum von mir gedꝛeumbt / welcher jnen ſehꝛ
erſchꝛeckte / vnd derſelbige rieff mir in ſeine huͤtten / vnd gab
mir zueſſen / vnd darnach klagte er es mir / vnnd ſagte / Er
were eyn mal zu kriege geweſen / vnd hette eynen Poꝛtugale-
ſer gefangen / vnd mit ſeinen henden zutodt geſchlagen / auch
daruon geſſen / ſo vil / das jme die bꝛuſt noch gebꝛechlich dar-
uon were / Vnd er woͤlte von keynem mehꝛ eſſen . So were jm
nun ſo eyn ſchrecklich traum võ mir getraumbt / das er auch
meynte / er ſolte ſterben . Jch ſagte jm auch / es ſolte keyn not
haben / das er nur keyn menſchen fleyſch mehꝛ eſſe .
Auch die alten weiber in den huͤtten hin vnd wider / wel-
che mir auch vil leyds gethon hatten / mit rauffen / ſchlagen
vnd drawen zueſſen / Dieſelben hieſſen mich darnach Sche-
raeire / das iſt / mein ſohn / laß mich ja nicht ſterben . Das wir
ſo mit dir vmbgiengen / wir meynten du wereſt eyn Poꝛtuga
leſer / den ſein wir ſehꝛ gram . Auch ſo haben wir schon etliche
Poꝛtugaleſer gehabt vnd geſſen / abere jr Gott wurd ſo zoꝛnig
nicht / als deiner / Darbei sehen wir nun / das du keyn Poꝛtu-
galeſer muſt ſein .
So lieſſen ſie mich da eyn zeitlang gehen / sie wuſten nicht
wol wie ſie es mit mir hatten / ob ich eyn Poꝛtugaleſer oder
eyn Frantzoß were . Sie ſagten ich hette eynen roten bart wie
die Frantzoſen / vnnd ſie hetten auch wol Poꝛtugaleſer geſe-
hen / aber die hatten gemeynlich alle schwartze baͤrte .
Vnnd nach dem erſchꝛecken / wie der eyne mein herꝛ auff
kam / ſagten ſie mir von keynem eſſen mehꝛ / aber ſie verwar-
ten mich gleich wol / wolten mich nicht laſſen alleyn gehen .
Wie der Frantzoſe / ſo den wilden be-
folhen hatte / ſie ſolten mich eſſen / wider kam / Jch
jnen batt / das er mich mit neme . Aber meine
herꝛen mich nit verlaſſen wolten . Cap. 36
S O war nun der Frantzoſe Karwattuware / von dem ich
voꝛgeſagt habe / da er von mir zohe / mit den Wilden leu
ten / die jnen geleydeten / vnd der Frantzoſen Freunde waren
der guͤter / welche die Wilden haben / nemlich pfeffer / vnd eyn
art federn / welche ſie auch haben / zu verſamlen .
Wie er nun wider vmb reyſete / nach dem oꝛt landes da die
ſchiffe ankom̃en / Mungu Wappe genant / vnd Jterroenne /
muſte er da hindurch / da ich war / wie er nun auß zohe / ver-
merckte er nicht anders dan ſie wurden mich eſſen / vñ er hat-
te es jnen auch befolen / vnd er war eyn zeitlang auſſen / vnd
hatte nicht anders gemeynt dann ich were todt .
Wie er nun widerumb in die huͤtten bei mich kam / redete
er mit mir auff die Wilde ſpꝛache / vñ ich gieng des mals loß /
do fragte er mich ob ich noch lebte / do ſagte ich ja / ich danck-
te Gott / das er mich ſo lange behuͤt hette / So mochte er auch
von den Wilden villeicht gehoͤꝛt haben / wie es ſich begeben
hette / vñ ich rieff jme alleyn auff eynem Oꝛt / auff das die Wil-
den nicht hoͤꝛeten waß ich redete / ſagte zu jm er ſehe wol / das
mir Gott noch hette das leben geſparet / auch were ich keyn
Poꝛtugaleſer / ich were eyn teutſcher / vnd mit den Hiſpani-
ern / ſchiffbꝛuch halben / vnter die Poꝛtugaleſer kommen / das
er doch den Wilden nun wolle auch ſagen / wie ich jme geſagt
hette / wie das ich von ſeinen freund verwanten were / vnnd
das er mich wolte da mit hin nemen / da die ſchiffe ankamẽ /
Dann ich beſoꝛgte mich / wo er das nicht thete / wurden ſie
doch gedencken es weren luͤgen / vnd der malen eyns / wen ſie
zoꝛnig wuͤrden mich toͤten .
Vnd thet jme eyne vermanung in jrer Wilden ſpꝛaach vnd
ſagte ob er auch hette eyn Chꝛiſtlich hertz im leibe gehat / oder
gedacht hette das nach dieſem leben eyn anders kom̃en wür-
de / das er so hette darzů geraten / das man mich toͤdten ſolt .
Da begunte es jnen zurewen / vnd ſagte / er hette nicht anders
gemeynt / dann ich were eyn Poꝛtugaleſer / welches ſo arge
boͤßwichter weren / wenn ſie da etliche bekommen konten / in
der pꝛouincien von Pꝛaſilien / die woͤlten ſie gleich hencken /
welches nun wahꝛ iſt . Auch ſagte er / Sie muͤſten ſich auch
dꝛucken vnder jnen / vnd wie die Wilden maͤchten mit jren
feinden / muͤſten ſie zufrieden ſein / dann ſie weren der Poꝛtu-
galeſer erbfeinde .
Meiner bitt nach / Sagte er den Wilden / Er hette mich
das erſte mal nicht recht erkennet / aber ich were auß Allema-
nien / vñ were von jren freunden / vnd wolte mich mit dahin
nemen / da die ſchiffe pflegen an zukommen . Da ſagten mei-
ne herꝛen / Neyn / sie woͤlten mich niemant laſſen / mein eygen
vatter oder bꝛůder keme dann dahin / vnnd bꝛechte jnen eyn
schiff voll gůts / nemlich / Exte / Spiegel / Meſſer / Kemme
vnd Scheren / Vnd gebe jnen das / dann ſie hetten mich inn
der feinde landt gefunden / vnd ich were jr eygen .
Wie der frantzoſe ſolchs hoͤꝛete / ſagte er mir ich hoͤrete wol /
das ſie mich nicht verlaſſen woltẽ / Do bat ich jnen vmb Got-
tes willen / das er mich da holen laſſen / vñ mit in Franckreich
nemen mit dem erſten ſchiffe das kom̃en würde / das verhieß
er mir vnd ſagte den Wilden / das ſie mich wol verwarten /
vnd nicht toͤdten / meine freunde wurden zuhandt nach mir
kommen / damit zohe er voꝛthan .
Wie der Frantzoſe nũ hinweg gezogen war / do fragte mich
eyner von meinen herꝛen / Alkindar Miri genant ( nicht der
da kranck war ) was mir der Karwattuwara ( so des fran-
tzoſen name / war auff der Wilden ſpꝛaache ) geben hette ob
er von meinen lands leuten geweſen were / ich ſagte / ja / mein-
te er / warumb hat er dir nicht eyn meſſer geben / das du mir
geben hetteſt / vnd wurd zoꝛnig / Darnach wie ſie alle wider
geſundt waren begundten ſie widerumb vber mich zumur-
meln / vnd ſagten / Die Frantzoſen doͤchten zuhandt ſo we-
nig als die Poꝛtugaleſer / Das mir wider begundte leydt zu-
werden .
Wie ſie eynen gefangenen aſſen /
vnd mich mit darbei fuͤhꝛeten . Cap. 37 .
V Olgents aber nach etlichen tagen / wolten ſie eynen ge
fangeneu eſſen / in eynem doꝛff Tickquaꝛippe genant /
vngeferlich ſex meil von dannen / da ich gefangen lag / ſo zo
gen nun etliche mit auß den huͤtten da ich war / die fuͤreten
mich mit / vnd der ſchlaue den sie eſſen wolten / war eyner na
tion die heyſſen Marckaya / vnd wir fůhꝛen mit eynem nach-
en dahin .
Wie nu die zeit kam / das sie jnen betrincken wolten ( das
ist jr gebꝛauch / wann sie eynen menſchen eſſen woͤllen / so ma
chen sie eynen Tranck von wurtzeln / der heyſſen Kawi / wañ
der getruncken iſt / darnach toͤdten ſie jnen ) . Des abents /
wie ſie jme des andern tages ſeinen todt betrincken wolten /
gieng ich hin bei jnen vnd ſagte zů jm / Ja du biſt all geruͤſt
zum todt / Da lachte er vnd ſagt / Ja . So heyſſet nun die
Schnur darinn ſie die gefangenen binden / Muſſurana / iſt
von baumwol gemacht / vnd iſt dicker dann eyn finger ) Ja
meynte / er wer wol geruͤſt mit allen dingen / dann alleyn die
Muſſurana were noch nicht lang gnug ( dann es fehlten
noch ungeferlich ſex klofftern daran ) Ja ſagte er / mit jnen
hette man ſie beſſer . Vnd er fuͤhꝛete ſolche rede als ob er ſolte
zur kirmeſs gehen .
So hatte ich nun eyn bůch in Poꝛtugaleſiſcher ſpꝛaach
bei mir / welches die Wilden in eynem ſchiff genommen hat-
ten / das ſie durch hülff der Frantzoſen erobert hatten / das
gaben ſie mir .
Vnd ich gieng von dem gefangenen / laß inn dem bůch /
vnd mich jamerte ſeiner . Darnach gieng ich widder hin
zů jm / vnnd redete mit jme ( Dann die Poꝛtugaleſer haben
dieſelbige art Markaya auch zu freunden ) vnd ſagte jme :
Jch bin auch eyn gefangener ſo wol als du / vnnd bin nicht
her kommen / das ich von dir eſſen woͤlle / ſondern meine her-
ren haben mich mit bꝛacht . Da ſagte er / Er wuſte wol das
wir leut keyn menſchen fleyſch eſſen .
Weitter ſagte ich jme / er ſolte getroſt ſein / dann ſie wür-
den jme das fleyſch alleyn eſſen / aber ſein geyſt wuͤrde auff
eynen andern oꝛt fahꝛen / da vnſer leuth geyſte auch hin fah-
ren / da were vil freude . Da meynte er / Ob das auch wahꝛ
were . Da ſagte ich ja . Ja ſagte er / er hette Gott nie geſehen .
Jch ſagte / Er wuͤrde jnen im andern leben ſehen . Wie ich
nun die rede mit jme geendet hatte / gieng ich von jme .
Die ſelbige nacht / wie ich des tages mit jme geredt hatte /
kompt eyn groſſer windt / vnnd wehete ſo ſchrecklich / das er
ſtuͤcke von dem tache der huͤtten wehete . Da fiengen die Wil-
den mit mir an zuzoͤꝛnen / vnd ſagten inn jrer ſpꝛaach : Apo
Meiren geuppaw y wittu waſu Jmmou . Der boͤſe menſch
der heylige / machet das der windt yetzt kompt / dann er ſahe
des tages in die donnerheude / meynten das bůch das ich hat
te . Vnd ich thets darumb / das der ſchlaue vnſer der Poꝛtu
galeſer freund were / vnd ich meynte villeicht / mit dem boͤſen
wetter das Feſt zuuerhindern . Jch batt Gott den herꝛn vnd
ſagt : Herꝛ du haſt mich biß hieher behuͤtet / behuͤte mich voꝛt-
an / dann ſie murꝛeten ſehꝛ auff mich .
Wie nun der tag anbꝛach / wurde es fein wetter / vnnd ſie
truncken vnd waren wol zufriden . Da gieng ich hin zů dem
ſchlauen vnd ſagt jme : Der groſſe windt were Gott geweſen /
vnd hette jn woͤllen haben . Darnach vber den andern tag
ward er geſſen . Wie das zůgehet / werdet jr in den hinder-
ſten Capiteln finden .
Was ſich begab auff dem heymzůge /
als ſie den geſſen hatten . Cap. 38 .
W Je das Feſt nun gehalten war / fůhꝛen wir widder
nach vnſer wohnunge / vnd meine herꝛen fůhꝛten et-
lich gebꝛaten fleyſch mit ſich / vnd wir waren dꝛei tage auff
der heym reyſe / welches man ſunſt wol in eynem tage fahꝛen
kan / aber es wehete vnd regnete ſehꝛ . So ſagten ſie mir / des
erſten tages / als wir des abents huͤtten machten im holtz /
vns zu legern / Jch ſolte machen das es nicht regnete / ſo war
eyn knab mit vns / der hatte noch eynen beynknochen von
dem ſchlauen / an dem ſelbigen war noch fleyſch / das aſs er .
Jch ſagte dem jungen / Er ſolte den knochen hinwerffen / Da
zürneten er vñ die andern mit mir / ſagten / Das were jr rechte
ſpeis . Darbei ließ ichs bleiben . Wir waren dꝛei tag vnterwegẽ .
Wie wir auff eyn vierteyl meil weges nahe / bei die wonunge
kamen / konten wir nicht weiter kom̃en / dañ die bulgen wur-
den groß / wir zohen den nachen auffs land / vnd meynten / es
ſolte des andern tages gůt wetter woꝛden ſein / so wolten wir
den nachẽ heym bꝛacht haben / aber es war gleich vngeſtuͤmb /
Do war jre meinung / vber land zu gehen / vnd darnach wens
gůt wetter wuͤrde / den nachen holen / Wie wir nu gehen wol-
ten ſo aſſen ſie vnnd der junge aß das fleyſch voꝛthan vmb
den knochen herab / darnach warff er jn hin / vnd wir giengen
vber landt / ſo bald wurde es auch wider gůt wetter / Wolan
sagte ich jr wollet mir nicht gleuben / als ich euch ſagte mein
Gott were zoꝛnig / vmb des willen / das der junge das fleyſch
ſo von dem knochen aſs / ja meynten die anderen / hette ers
doch geſſen / das ichs nicht geſehen hette / so ſolte es wol gůt
wetter blieben ſein / Darbei bleib es .
Wie ich da widerumb in die huͤtten kam / da fragte mich
der eyne / der auch teyl an mir hatte / Alkindar genant / ob ich
nun geſehen hette / wie ſie mit jren feinden vmb giengen / da
ſagte ich ja / das jr ſie eſſet das duͤnckt mich ſchꝛecklich ſein /
Das todtschlagen nicht ſo ſchꝛecklich / ja ſagte er / das ist vn-
ſer gebꝛauch / so thun wir den Poꝛtugaleſern auch .
Derſelbige Alkindar war mir ſehr geheſſig / vñ hette gerne
gehabt / das mich der hette todt geſchlagen dem er mich ge
ſchenkt hatte / Dañ wie jr voꝛgeleſen habt / so hatte jme der
Jpperu waſu eynem ſchlauen geſchenckt / todt zuſchlagen /
vff das er eynen namen deſte mehꝛ gewinnen ſolte . Des
hatte jme der Alkindar wider verheiſſen / den erſten feind den
er fienge / wolte er jme widerſchencken / Wie jme das nun nit
gebuͤren wolt mit mir hette er es gleiche gerne gethan / doch
verhinderte ſein Bꝛuder ſolchs in alle wege / dann er foꝛchte
ſich voꝛ weiter plage so jm kommen moͤcht .
So hatte nun derſelbige Alkindar / zuuoꝛ ehe mich die an-
deren / dahin fuhꝛten / da ſie den aſſen / mir auff eyn newes ge-
dꝛawet zu toͤdten / wie ich nun wider kam / hatte er mitler zeit
dieweil ich auſſen war / augen wehe bekommen / muſte ſtille
leigen / konte nicht ſehen eyn zeitlang ſagte mir ſtets / ich ſolte
mit meinem Got reden / das jme die augen widerumb gůt
wurden / Do ſagte ich ja / das er aber hinden nach nicht boͤß
vber mich gedaͤchte / ſagte er / neyn / Do nach etlichen tagen /
krieget er ſein geſundtheyt wider .
Wie wider eyn Schiff nach mir ge-
ſant wurd von den Poꝛtugaleſern. Cap. 39 .
W Je ich nun in dem fuͤnfften Monat bei jnen geweſen
war / ſo kompt wider eyn ſchiff von den Jnſel Sancto
Vincente dahin / ſo haben die Poꝛtugaleſer das für eynen ge
bꝛauch / das ſie gleichwol in jrer feinde landt fahꝛen / doch
wol geruͤſt / vnd kauff ſchlagen mit jnen / geben jnen Meſſer /
vnd Hepen für Mandioken meel / welches die ſelbigen Wil
den daſelbst auff etlichen enden vil haben / vnd die Poꝛtuga
leſer ſo der ſchlauen vil haben zum zucker gewechs / die be-
hůben das meel / dieſelbigen damit zuſpeisen . Vnnd wann
die ſchiffe so kauffſchlagen mit diſen Wilden / ſo kommen di-
ſer Wilden eyner oder zwen in eynem nachen / vnnd reychen
jnen auffs fürderlichſte ſie koͤnnen / die wahꝛ / Darnach hey-
ſchen ſie was ſie darfür haben woͤllen / das geben jnen dann
die Poꝛtugaleſer . Dieweil aber die zwen bei dem ſchiff
ſein / halten jrer etliche nachen voll von ferꝛem vnd ſehen zů /
vnd wann dann das kauff ſchlagen gehalten iſt / so fahen die
Wilden offtmals an vnd ſcharmuͤtzeln mit den Poꝛtugale-
ſern / vnd schieſſen pfleile nach jnen / dann fahꝛen ſie wid-
derumb hin .
Das voꝛgenante ſchiff volck ſchoß eyn ſtuͤck geſchuͤtzes
ab / darmit die Wilden hoͤꝛeten das eyn ſchiff da were / vnnd
ſie fůhꝛen dahinn / da hattenn ſie nach mir gefraget / ob ich
noch lebte / ſie geantwoꝛtet / ja / hatten die Poꝛtugaleſer bege-
ret / das ſie mich moͤchten ſehen / dann ſie hetten eyn kiſt vol
wahꝛ / Bꝛaͤchte mein bꝛůder / auch eyn Frantzoſe / welcher
mit jnen im ſchiff were .
So war nun eyn Frantzoſe genant Claudio Mirando
mit den Poꝛtugaleſern im ſchiff / welcher voꝛmals mein ge-
ſell geweſen war / den ſelbigen nante ich meinen bꝛůder / der
ſagte ich / würde villeicht in dem ſchiffe ſein / vnd nach mir
fragen / dann er gereyt eyn reyſe da geweßt war .
Vnd ſie kamen wider võ dem ſchiffe an landt / vnd ſagten
mir / mein bꝛůder were noch eyn mal kommen / vnd bꝛaͤchte
mir eyn kiſten voll wahꝛ / vnd wolte mich gerne ſehen . Da
ſagte ich : Fuͤhꝛet mich ſo von ferꝛem hinbei / ich wil mit mei-
nem bꝛůder reden / die Poꝛtugaleſer verſtehn vns nicht / vnd
ich wil jm ſagen / Das er vnſerm vatter anzeyge wañ er heym
komme / das er mit eynem ſchiff komme vnd bꝛinge vil ge-
zeuges mit / vnnd hole mich . Sie meynten es were gůt alſo /
aber ſie beſoꝛgten ſich / das vns die Poꝛtugaleſer verſtuͤnden /
dann ſie hatten eynen groſſen krieg voꝛhanden / den wolten
ſie gegen dem Augstmonat vollenfuͤhꝛen . Auff die gegenheyt
Bꝛikioka / da ich gefangen wurd / vnd ich wuſte alle jr anſchle-
ge wol / darumb war jnen leydt / das ich etwas mit jnen dar-
uon redte . Aber ich ſagte neyn / die Poꝛtugaleſer verſtuͤnden
meines bꝛůders vnd meine ſpꝛaache nicht . Da fuͤhꝛeten ſie
mich vngeferlich eyn ſteynwurff nahe bei das ſchiff / ſo na-
cket / wie ich alle zeit vnter jnen gieng . Da ſpꝛach ich ſie an in
dem ſchiff / vnd ſagte : Gott der Herꝛ ſei mit euch lieben bꝛuͤ
der / Eyner rede mit mir alleyne / vnd laſſet euch anders nicht
hoͤꝛen / dann das ich eyn Frantzoſe ſei . Da hůb eyner an / Jo-
hann Senches genant / eyn Boſckkeyer / welchen ich wol
kennete / vnd ſagte zů mir / Mein lieber bꝛůder / ewert halben
ſein wir her kommen mit dem ſchiffe / vnd haben nicht ge-
wuſt / ob jr lebend odder todt ſein geweſen / dann das erſte
ſchiff bꝛachte keyne zeittungen von euch . Nun hat vns der
Hauptman Braſcupas zů Sanctus befolhen / zufoꝛſchen /
Ob jr noch beim leben weren / wann wir ſolches vernemen /
das jr noch lebten / ſolten wir zum erſten hoͤꝛen / Ob ſie euch
auch verkeuffen woͤlten / wo nicht / ſolten wir ſehen / Ob wir
etliche fangen konten die euch Quittirten .
Da ſagte ich / Nun woͤlle euch Gott inn ewigkeyt lohnen /
dann ich bin hie in groſſer angſt vnnd not / vnnd weyß noch
nicht was ſie anſchlagen werden / ſie hetten mich wol gereydt
geſſen / hette es Gott nicht ſonderlicher weiſe verhindert . Wei-
ter ſagte ich jnen / ſie werden mich euch nicht verkeuffen / dañ
gedencket es nicht / vnd laſſet euch nicht anders mercken / dañ
das ich eyn Frantzoſe ſei / vnd gebt mir etliche wahꝛ vmb Got
tes willen / Meſſer vnd Angelhacken . Daſſelbige thaten ſie /
vnd es fůhꝛ eyner mit eynem Nachen beis ſchiff vnd holets .
Wie ich nun ſahe das mir die Wilten nicht lenger geſtatten
wolten mit jnen zureden / da ſagte ich zů den Poꝛtugaleſern /
ſehet euch wol voꝛ / ſie haben eynen krieg voꝛ hannden / wider
nach Bꝛickioka / Da ſagten ſie mir / das ſich jre Wilden auch
ſehr ruͤſteten / vñ wuͤrden gerad das doꝛff anfallen / da ſie mich
inne hetten / das ich nuhꝛ wolgemůt were / Gott wurde alle
ding zum beſten ſchaffen / dann ich ſehe wol ſie koͤnten mir nit
helffen . Ja ſagte ich / Dieweil es meine ſünde alſo verdienet
haben / iſt es beſſer / das mich Gott hie ſtraffe / dann doꝛt inn
jenem leben / Vnd bittet Got das er mir auß dem ellend helff .
Darmit befalhe ich ſie Gott dem Herꝛn . Vnd ſie wolten
weiter mit mir reden / aber die Wilden wolten mir nicht len-
ger geſtatten ſpꝛaach mit jnen zuhalten / vnd fůhꝛen wider
umb nach den huͤtten mit mir .
Da nam ich die Meſſer vnd Angelhacken / vñ gab ſie jnen
vnd ſagte : Diß alles hat mir mein bꝛůder der Frantzoſe ge-
ben . Da fragten ſie mich / Was es alles were das mein bꝛů-
der mit mir geredt hette . Da ſagt ich / Jch hette meinem bꝛů-
der befolhen / Er ſolte sehen / das er den Poꝛtugaleſern ent-
koͤme / vnd zoͤge in vnſer vatterlandt / vnd bꝛaͤchten ſchiff mit
vilen guͤtern vnd holete mich / dann jr weret from / vnd hiltet
mich wol / das woͤlte ich euch dann belohnen wañ das ſchiff
koͤme / Vnd muſte alſo alle zeit das beſte voꝛwenden / vnnd
das gefiel jnen wol .
Darnach ſagten sie vnternander : Er muß gewiſs eyn
Frantzoß ſein / laſſet vns jnen nun voꝛtan beſſer halten . Alſo
gieng ich da eyn zeit lang vnter jnen / vnd ſagt : Es wirt bald
eyn ſchiff nach mir kommen / das ſie mich nur wol tractirten .
Darnach fuhꝛten ſie mich in den walt hin vnd wider / wo ſie
etwas zuthun hatten / muſte ich jnen helffen .
Wie sie eynen ſchlauen vnter ſich hat-
ten / welcher mich ſtets belog / hette gerne geſehen /
das ſie mich bald getoͤdtet hetten / derſelbige
wuͤrd getoͤdtet vnd geſſen / in meiner ge-
genwertigkeyt . Cap. xl .
S O war nun eyn ſchlaue vnter jnen / der war eyner Na-
tion die heyſſen Carios / vnnd seind auch der Wilden
feinde / welche der Poꝛtugaleſer freunde ſein / derſelbige war
der Poꝛtugaleſer eygen geweſen / vnd war jnen darnach ent-
lauffen . Solche toͤdten ſie nicht ſo zu jnen lauffen / es ſei dan
das ſie ſonderlich etwas verbꝛechen / ſondern halten ſie fur
jr eygen / vnd muͤſſen jnen dienen .
Derſelbige Carios war dꝛei jar vnter diſen Tuppin Jnba
geweſen / vnd ſagte / Er hette mich vnder der Poꝛtugaleſern
geſehen / vnd ich hette etlich mal vnter die Tuppin Jnba ge-
schoſſen / wann ſie dahin zu kriege weren kommen .
So hatten nun die Poꝛtugaleſer voꝛ etlichen jaren jrer
Koͤnige eynen erſchossen / welchen koͤnig / ſagte der Carios /
hette ich geſchoſſen / vnd reget ymmerdar an / man ſolte mich
toͤdten / dann ich were der rechte feindt / er hette es geſehen /
vnd er loge es doch alles mit eynander / dann er war dꝛei jar
da vnter denen geweſen / vnd es war erſt eyn jar vergangen /
das ich gehn Sancto Vincente kommen war / da er entlauf-
fen war . Vnd ich batt Gott ſtets das er mich woͤlte voꝛ den
luͤgen behuͤten .
So begab es ſich vngeferlich im jar 1554 . den sexten mo
nat / ſo ich geredts gefangen war / ſo wirt der Cario kranck /
vnd ſein herꝛ ſo jnen hatte / batt mich Jch ſolte jm helffen /
das er wider geſundt wuͤrde vnd Wildt fienge / das wir et-
was zueſſen bekemen . Dann ich wuſte wol / wann er jm etwz
bꝛaͤchte / da gebe ere mir auch von . Aber ſo mich deuchte / das
er nicht wurde widerumb gesundt werden / woͤlte er jnen ey-
nem gůten freunde ſchencken / der jnen todt ſchluͤge vnd eynen
namen an jme gewuͤnne .
So war er bereydts vngeferlich neun odder zehen tage
kranck geweſen / ſo haben sie zene / ſeind von eynem thier /
welches ſie nennen Backe / Denselbigen zan wetzen ſie ſcharf
fe / vnd wo ſie dann das gebluͤt hindert / da ſchneiden ſie mit
dem zan vber die haut her / da lauffet das blůt herauß / das
iſt ſo vil / als wann man hie eynem koͤpffet .
Derselbigen zene nam ich eynen / meynte jme damit die
Median ader zuſchlagen . Aber ich konte ſie nicht mit durch
ſtechen / dann der zan war zuſtumpff / vnd sie ſtunden vmb
mich her . Wie ich nun wider von jm gieng / ſahe das es keyn
nůtz war . Fragten ſie mich / ob er widerumb wuͤrde geſundt
werden . Jch ſagte jnen : Jch hette nichts außgericht / es were
keyn blůt herauß gelauffen / das hetten ſie wol geſehen . Ja
meynten ſie / er wil ſterben / Wir woͤllen jnen / ehe dann er ſtir-
bet todt ſchlagen . Jch ſagte / neyn thuts nit / er wirt villeicht
widerumb geſundt werden . Aber es halff nichts / ſie zohen
jn voꝛ des Königes Vꝛatinge huͤtten / vnd jrer zwen hielten
jn / dann er war ſo kranck / das er nicht wuſte was ſie mit jm
thun wolten . So kam der dem er gegeben war todt zu ſchla
gen / vnd ſchlegk jn auff den kopff / daſs hirn herauß ſprang /
darnach lieſſen ſie jnen leigen voꝛ der huͤtten vnd wolten jn
eſſen . Jch ſagte / Das ſie es nit theten / es were eyn krancker
menſch geweſen / ſie moͤchten auch kranck werdẽ . Also wuſten
ſie nicht was ſie thun wolten . Doch kompt eyner auß der
huͤtten da ich inne war / vnd rieff den weibern das ſie eyn fewꝛ
bey den todten machten / vnd er ſchneyd jme den kopff abe /
Dann er hatte eyn auge / vnd ſcheyn heßlich von der kranck-
heyt ſo er gehabt / das er den kopff hinweg warff / vnd dem
coͤꝛper ſengete er die haut ab vber dem fewꝛ . Darnach zer-
ſchneyd er jn / vnd teylete mit den andern gleich / wie jre ge-
wonheyt iſt / vnd aſſen jnen biß auff den kopff vnd daͤrme /
da hatten ſie eynen eckel an / dweil er kranck geweſen war .
Darnach gieng ich hin vnd wider durch die huͤtten / in der
eynen bꝛieten ſie die fuͤß / in der andern die hend / in der dꝛitten
stuͤcke vom leibe . Da ſagte ich jnen / wie das der Cario den
ſie da bꝛieten vnd eſſen wolten / hette mich alle zeit belogen /
vnd geſagt / Jch hette ewerer freund etliche / dieweil ich bei
den Poꝛtugaleſern geweſen were / erschoſſen / vnd es were er-
logen / dann er hette mich nie geſehen . Nun wiſſet jr wol /
das er iſt etliche jar vnter euch geweſen / vnd nie kranck woꝛ-
den / yetzt aber der luͤgen halben ſo er auff mich gelogen hat /
iſt mein Gott zoꝛnig woꝛden / vnd jnen gekrencket / vnd euch
in den ſinn geben / das jr jnen getoͤdtet habt vnnd jnen eſſen
ſolt . Also wirt mein Gott mit allen ſchelcken thun / ſo mir
leydt gethon haben vnd thun werden . Für solchen woꝛten
erſchꝛacken jr vil / das dancke ich dem allmechtigen Gott /
das er in allen ſo gewaltig vnd genedig ſich mir erzeygte .
Bitte dero halben den Leser das er wöl -
le achtung haben auff mein ſchꝛeiben / Dann ich thu dieſe
muͤhe nit der geſtalt / das ich luſt hette etwas newes zuſchꝛei-
ben / ſondern alleyne die erzeygte wolthat Gottes an den tag
zubꝛingen .
So neygte es ſich nun zů der zeit / das ſie wolten zů kriege
zihen / Darauff ſie ſich dꝛei monat zuuoꝛn geruͤſtet hatten / ſo
hofft ich ſtets / wen ſie außzoͤhen / ſolten ſie mich mit den wei-
bern daheyme laſſen / wolte ich / dieweil ſie auſſen weren / ent-
lauffen ſein .
Wie eyn Frantzoͤſiſch ſchiff ankame /
vnd mit den Wilden handelte vmb baumwollen vnd
Pꝛaſilien holtz / zů welchem ſchiff ich gerne geweſen
were / aber es von Gott nicht verſehen war .
Caput xlj .
V Ngeferlich acht tage zuuoꝛn / wie ſie wolten zů kriege
außfahꝛen / ſo war eyn Frantzoͤſiſch ſchiff acht meil von
dannen ankommen in eynem hauingen / welchen die Poꝛtu
galeſer Rio de ienero nennen vnnd auff der Wilden ſpꝛaach
Jteronne Daſelbſt pflegen die Frantzoſen pꝛaſilien holtz zu
laden / So kamen ſie nun bei dem doꝛff da ich inne war auch
an / mit jrem bott / vnd beutteten den Wilden Pfeffer / Meer-
katzen vnd Pappegeyen ab / Vnd es kam eyner auß dem bot
an landt / der kunte die Wilden ſpꝛaach / vnnd hieß Jacob /
Derſelbige handelt mit jnen / den bat ich / das er mich mit zu
ſchiffe neme / Aber meine herꝛn ſagten neyn / ſie woͤlten mich
ſo nit hin ſchicken / ſondern wolten vil wahꝛ fuͤr mich haben .
Da ſagte ich jnen / das ſie mich ſelbst hin bei das ſchiff bꝛech-
ten / meine freund ſolten jnen wahꝛ genug geben . Sie meyn-
ten neyn / das ſein dein rechte freund nit .
Dañ die ſo mit dem bott hie ſein / hetten dir ye eyn hembd
geben / dieweil du nacket geheſt / Aber ſie achten nichts auff
dich ( wie es auch war ) Aber ich ſagte / Sie wuͤrden mich im
groſſen ſchiff kleyden wann ich dahin keme . Sie ſagten das
ſchiff würde noch ſo bald nicht hinweg fahꝛen / ſie muͤſten
erſt zů kriege / Aber wann ſie wider kaͤmen / woͤlten ſie mich
hinbei fuͤhꝛen . So wolte nun das Bott widerumb hinweg
fahꝛen / dann es hatte eyn nacht beim doꝛff geanckert .
Wie ich nu ſahe / das ſie mit dem bott wider hinweg faren
wolten / gedachte ich / O du guͤtiger Gott / wañ das ſchiff nu
auch hinweg feret / vnd mich nit mit nimpt / werde ich doch
noch vnter jnen vmb kom̃en / dañ es iſt eyn volck da keyn ver
trawen auff iſt . Mit den gedancken gieng ich zů den huͤt-
ten hinaus / nach dem waſſer zů / vnd ſie wurden es gewar /
vnd lieffen mir nach . Jch lieff voꝛ jnen her / vnd ſie wolten
mich greiffen . Den erſten ſo bei mich kam ſchlůg ich von mir /
Vnd es war das gantze doꝛff hinder mir / doch entkam ich
jnen vnd ſchwam bei das bott / Wie ich nun in das bott ſtei-
gen wolt / ſtiessen mich die Frantzoſen wider hinwegk / mey-
netẽ / wo ſie mich wider der Wilden willen mit nemen / moͤch-
ten ſie ſich auch gegen ſie erheben / vnd auch jre feind werden .
Da ſchwam ich betruͤbt wider nach dem land zů / vnd dach
te nun ſehe ich / das es Gottes wil iſt das ich lenger im ellend
bliebe / Vnd wann ich das entlauffen nicht verſůcht hette /
hette ich hinden nach gemeynt es were mein ſchult geweſen .
Wie ich nun wider bei ſie an landt kam / waren ſie froͤlich /
vnd ſagten / Neyn er kompt wider . Da zuͤrnete ich mit jnen
vnd ſagte / Meynet jr das ich euch ſo entlauffen wolte / Jch
bin da im bot geweſen / vnd meinen landtsleuten geſagt / das
ſie ſich darauf ſchickten / wann jr auß dem krieg kemet / vnd
mich dahin bꝛinget / das ſie dann vil wahꝛ bei eynander het-
ten / vnd euch geben / ſolches behagte jnen wol / vnd waren
wider zufriden .
Wie die Wilden zů krieg zogen / mich
mit namen / vnd was ſich auff dem zuge begab .
Caput xlij .
D Arnach in vier tagen verſamleten ſich etliche nachen /
die zů kriege wolten ziehen / inn dem doꝛff darin ich
war . Da kam der oberſte Konyan Bebe mit den ſeinen auch
dahin / Da ſagte mein herꝛ / er woͤlte mich mit nemen . Sagte
ich / das er mich daheyme ließ / Vnd er hette es auch wol ge-
thon / Doch ſagte der Konyan Bebe / er ſolte mich mit ne-
men . Jch ließ mich nicht anders mercken / dann das ich noͤde
mit zoͤge / vff das ſie / wann ich gůtwillig mit gezogen were /
nicht gedacht hetten / das ich jnen entlauffen würde / wann
ſie bei jrer feinde landt kemen / vnd deſto weniger acht auff
mich hetten . Auch war mein meynung / wann sie mich dahey
men hetten gelaſſenn / ich woͤlte nach dem Frantzoſiſchen
ſchiffe gelauffen ſein .
Sie namen mich aber mit / vnnd waren xxxviij. nachen
ſtarck / vnd yder nache mit xviij. mehꝛ oder weniger beſetzt /
vnnd es hatten jrer etliche mit jren abgoͤttern geweiſſaget
vber den krieg mit traumen vnd anderm narꝛenſpiel mehꝛ /
welcher ſie gebꝛauchen / ſo das ſie wol gemůtet waren zur ſa-
che . Vnnd jre meynung war inn die gegenheyt Bꝛickio-
ka zufahꝛen / da ſie mich fiengen / vnnd ſich daſelbſt vmb den
flecken im wald vmbher verſtecken / die jenigen ſo jnen der-
maſſen in die hende fielen / mit zunemen .
Vnd wie wir dieſen außzůg des kriegs anfiengen / war im
jar 1554 . vngeferlich den xiiij. tag Augusti . So lauffen nun
( wie hiebeuoꝛ gedacht ) in diſem monat eyn art fiſche / heyſſen
in Poꝛtugaleſiſcher ſpꝛaach Doynges . Auff Hiſpaniſch Li-
eſſes / vnd in der Wilden ſpꝛaach Bꝛatti / auß dem meer in die
ſuͤſſen waſſer / darinn zuleychen / Vnd die Wilden heyſſen die
Zeit pirakaen . Als dann ziehen ſie zu beyden teylen gemeyn-
lich zůkriege / jre feinde ſo wol als ſie / der fiſche auff der rey-
ſe zufangen vnnd zueſſen . Vnd auff der hinreyſe fahꝛen ſie
ſanffte / aber zu ruͤck auffs ſchwindeſte ſie koͤnnen .
So hoffte ich nun alle zeit / das die auch ſolten auff der
reyſe ſein / welche der Poꝛtugaleſer freunde ſein / Dañ dieſel-
bigen waren auch willens dieſen ins landt zufallen / wie mir
die Poꝛtugaleſer zuuoꝛne im ſchiff geſagt hatten .
Sie fragten mich ſtets auff der reyse / was mich deuchte /
Ob ſie auch jmant fangen wuͤrden / das ich ſie aber nicht er-
zũrnete / ſagte ich ja / auch ſagte ich jnen / die feinde wurden
vns begegenen / So lagen wir eyne nacht in eynem oꝛt landes /
der heysset auch Vwattibi / daſelbs fiengen wir viel der fiſche
Bꝛatti / welche ſo groß ſein als eyn gůter hecht / vnd es wehet
die nacht mechtig ding / ſo ſchwaͤtzten ſie nun mit mir / vnnd
wolten viel fragen / do ſagte ich dieſer wint wehet vber viel to-
ter leut / ſo war noch eyn ander hauffe von dieſen auch zů
waſſer / eyne refier / genant die Paraibe / zwiſchen landt hin-
auff gefaren / ja meynten ſie / wie nahe haben die der feinde
landt gereyt angefallen / das jrer ettliche ſein todt blieben /
( wie ich hinden nach noch erfuhꝛ / dz es auch geſchehen war )
Wie wir nun eyne tage reyß von dannen waren / da ſie jren
anſchlag volnbꝛingen wolten / legerten ſie ſich ins gehoͤltz bei
eyn inſel / welche Sancte Sebaſtian von den Poꝛtugaleſern
genant wirt / aber die Wilden heyſſen ſie Meyenbipe .
Wie der abent ankam / gieng der Oberſte Konyan Beben
genant / durch den leger her im wald / pꝛedigte vnd ſagte / ſie
weren yetzt nahe bei der feinde landt kommen / das eyn ye-
der ſein traum behielte ſo jme die nacht treumen würde / vñ
das ſie zu ſehen / das ſie ſich lieſſen etwas glückliches treumẽ /
wie die rede auß waren / tantzten ſie mit jren abgoͤttern biß in
die nacht / darnach ſchlieffen ſie / wie mein herꝛ ſich niderlegte /
ſagte er ich ſolte mir auch etwas gůtes treumen laſſen / ich
ſagte / ich achte auff keyne treume / ſie ſein falsch / So mach
ſagt er / mit deinem Gott gleichwol / das wir feinde fangen .
Wie der tag nu anbꝛach verſamleten ſich die oberſten vmb
eyn becken vol geſotner fiſch / welche ſie aſſen / vnd ertzelten die
treume / ſo vil das ſie jnen wol gefielen / etliche tantzten mit
den abgoͤttern / vnd ſie waren willens den ſelbigen tag vff die
naheyt bei jrer feind land zu fahꝛen / bei eynen oꝛt Boywaſſu
kange genãt / daſelbs wolten ſie dañ beyten biß der abent kem .
Wie wir nun auß fuhꝛen / von dem oꝛt / da wir die nacht ge-
legen hatten / Meyenbipe genant / fragten ſie mich noch eyn-
mal / was mich deuchte / Do ſagte ich auff ebentheuer / bei
Boywaſſu Kange werden vns die feinde entgegen kom̃en /
ſeid nur freimuͤtig / vnd bei den ſelbigen Boywassu Kange /
war mein meynung wolte ich jnen entlauffen ſein wan wir
weren dahin kommen Dañ da sie mich gefangen hatten / war
nur sechs meil wegs von dem ſelbigen oꝛt .
Wie wir nun ſo foꝛt fuhꝛen an dem lande her / ſo ſahen wir
auch nachen die kamen vns entgegen hinter eyner inſel her /
Da rieffen ſie : Da kommen vnſere feinde die Tuppin Jkins
auch her . Doch woltẽ ſie ſich verbergen hinter eynen fels mit
den nachen / auff das die andern ſolten vnuerſehens bei ſie
kommen / Gleichwol wurden ſie vnſer gewar / vnd gaben ſich
widerumb auff die flůcht nach jrem heymet / Vnd wir ruder-
ten jnen auffs schwindeſt nach wol vier gantzer ſtunde / dar-
nach kamen wir ſie an / vnd jrer waren fünff nachen vol / wa
ren alle von Bꝛickioka . Jch kante ſie alle mit eynander / es wa
ren ſex Mammalucken in der fuͤnff nachen eyner / dieſelbi-
gen waren getaufft / vnd deren waren zwen gebꝛuͤder / eyner
genant Diego de Pꝛaga / Der ander Domingos de Pꝛaga /
Dieſelbigen beyde thetten groſſe wehꝛ / eyner mit eynem rhoꝛ /
der ander mit eynem fliſchbogen . Die beyde hielten ſich auff
in jren nachen zwo gantze ſtund gegen etliche vnd dꝛeiſſig na-
chen der vnſern . Wie ſie nun jre pfeil verſchoſſen hatten / fielen
die Tuppin Jnba ſie an / namen ſie gefangen / vñ etliche wur
den als bald todt geſchlagen vnd geſchoſſen . Die beyden bꝛuͤ
der wurden nicht verwundet . Aber zwen von den ſex Mam
melucken wurden sehꝛ hart verwundt / vnd noch der Tuppin
Jkin auch etliche / vnter welchen eyn fraw war .
Wie ſie mit den gefangenen vmbgiengen
auff dem heymzůge . Cap. xliij .
E S war zwo groſſer meil wegs vom lande im meer da
ſie gefangen wurden / ſie eilten auff das ſchwindeſte ſo
ſie kondten wider nach dem lande / ſich widerumb zulegern /
da wir die nacht zuuoꝛn lagen . Wie wir nun bei das landt
Meyen bibe kamen / ware es abent / das die Sonn wolte vn-
tergehen / da leyteten ſie die gefangnen eyn yeder ſeinen in ſein
huͤtten / Aber die hart verwundt waren / zohen ſie ans landt
vnd ſchlugen ſie voꝛtan zu todt / vnd ſchnieden ſie auff jren ge
bꝛauch in ſtuͤck / vnd bꝛieden das fleyſch . Vnter denen die die
nacht gebꝛaten wurden / waren zwen Mammelucken / wel-
che Chꝛiſten waren / Der eyne war eynes Poꝛtugaleſer Geoꝛ-
ge Ferrero genant / eyn hauptman ſein ſon . Denſelbigen hat-
te er gezeuget mit eyner Wilden frawen . Der ander hieß
Hieronymus / denſelbigen hatte eyn Wilder gefangen / der
war auß der huͤtten darinne ich war / vnnd ſein namen war
Parwaa / der ſelbige bꝛiedt den Hieronymũ die nacht / vnge-
ferlich eynen schꝛit von mir da ich lag . Derſelbige Hierony-
mus ( Gott hab ſein ſeel ) war des Diego de Pꝛaga blůt ver-
wandter .
Den ſelbigen abent / wie ſie ſich nun gelegert hatten / gieng
ich in die huͤtten / darin ſie die beiden bꝛuͤder hatten / mit jnen
zu reden / dann es waren meine gůte freunde zů Bꝛickioka / da
ich gefangen wurdt / Do fragten ſie mich / ob ſie auch geſſen
wurden / ich ſagte das muͤſten ſie ſtellen in den willen / des
himliſchen vatters / vnd ſeines lieben Sons Jeſu Cꝛriſti / des
gecreutzigten voꝛ vnſer ſünd / in welches namen wir getaufft
ſein / mit jm in den todt / demſelbigen / ſagte ich / glaube ich
auch / vnd der ſelbige hat mich auch ſo lange vnter jn behuͤt /
vnd was der almechtige Gott mit vns anfahet / darmit
muͤſſen wir zu frieden ſein .
Weiter fragten mich die beyden bꝛuͤder / wie es vmb jren
vettern Hieronymũ were / ich ſagte jn er lege bei dem fewer
vnd bꝛiete / vnd hette schon eyn ſtuͤcke von des Ferꝛero ſohn
ſehen eſſen / Da weyneten ſie / ich troͤstete ſie wider / ſagte jnen
ſie wuſten wol / das ich nun in dem 8. Monat vngeferlich
vnter jnen geweſen were / vnd mich Gott auch erhalten hette
Das wird er bei euch auch thun / vertrawet jme / weitter
ſagte ich / es ſolte billich mir zu hertzen gehen / mehꝛ dan euch /
dañ ich bin aus frembden landen / bin des ſchꝛecklichen han-
dels der leut nicht gewonet / jr ſeit ye hie jm lande gezogen vñ
geboꝛen / ja meinten ſie ich were ſo gar verhertet im elende /
ich achtete es nicht mehꝛ .
Wie ich nun ſo mit jnen in der rede war / hieſſen mich die
wilden von jnen gehen / in meine huͤtten / ſagten was ich ſo
voꝛ eyne lange rede mit jnen hette / das dawerte mich / das ich
muſte von jnen gehen / ſagte jnen / das ſie ſich gentzlich in den
willen Gottes begeben / ſie ſehen wol was wir voꝛ eyn elende
inn dieſem jamertal hetten / ſie ſagten / das hetten ſie nie ſo
wol erfaren als nun / meinten ſie / weren Gott doch eynen todt
ſchůldig / ſie woͤllen auch nun deſto froͤlicher ſterben / dieweil
ich auch bei jnen were / damit gieng ich auß jrer huͤtten / vnd
gieng durch das gantze leger / beſahe die gefangnen . Gieng
alſo alleyne / vnnd hatte niemandt keyn achtung auff mich /
hette das mal wol koͤnnen entlauffen / dann es bei eyner inſel
war / Meyenbipe genãt / moͤchte vngeferlich zehen meil wegs
von Bꝛickioka ſein / aber ich vnderließ es vmb der gefangenen
Chꝛiſten willen / welcher noch vier lebendig waren . Dann ich
gedacht / entlauff ich jnen / ſo werden ſie zoꝛnig / vnd ſchlagen
die ſelbigen von ſtuͤndan zu todte Villeicht mitler zeit erhelt
vns Gott all mit eynander / vnd gedachte alſo bei jnen zu blei
ben / vnd ſie zutroͤsten / wie ich auch thet . Aber die Wilden wa
ren mir sehꝛ guͤnstig / dañ ich hatte zuuoꝛne geſagt / auff eben
theur / die feind würden vns begegnen . Wie es nun alſo ge-
riet / ſagtẽ ſie / Jch were eyn beſſer Pꝛophet dañ jr Maraka .
Wie ſie mit jren feinden tantzten / da
wir vns des andern tages lagerten . Cap. 44 .
D Es andern tages kamen wir nicht weit von jrer landt-
ſchafft / bei eyn groß gebirge Occaraſu genãt . Daſelbs
legerten ſie ſich / die nacht da zubleiben . Da gieng ich in des
oberſten Koͤnges ( Konian bebe genant ) huͤtten / Fragte jn /
wz er mit den Mammelucken im ſinne hette / Er ſagte / Sie
ſolten geſſen werden / vnd verbot mir / ich ſolte nicht mit jnen
reden / dann er were sehꝛ zoꝛnig auff ſie / ſie ſolten ſein dahey-
me blieben / vñ nicht mit ſeinen feinden gegen jn zů kriege ſein
gezogen . Jch ſagte / er ſolt ſie leben laſſen / vnd jren freunden
widerumb verkeuffen . Er ſagte ſie ſolten geſſen werden .
Vnd derſelbige Konyan Bebe hatte eynen groſſen koꝛb
vol menſchen fleyſch voꝛ ſich / aſs von eynem beyne / hielt mir
es vor den mundt / fragte Ob ich auch eſſen woͤlte . Ich ſagte
Eyn vnuernuͤnfftig thier friſſet kaum das ander / ſolte dann
eyn menſch den andern freſſen . Er beyß darein / ſagte / Jau
ware ſche / Jch bin eyn Tiger thier / es ſchmeckt wol / damit
gieng ich von jm .
Den ſelbigen abent gebot er / eyn yeder ſolt ſeine gefange
ne voꝛ den walt bꝛingen bei das wasser auff eynen platz . Das
geſchahe . Da verſamleten ſie ſich / machten eynen groſſen run
den kreyß / da ſtunden die gefangenen in . Da muſten die ge-
fangenen alle ſampt ſingen vnnd raſſeln mit den Abgoͤttern
Tammaraka . Wie nun die gefangenen geſungen hatten / fien
gen ſie an zureden eyner nach dem andern / o freuelmuͤtig vñ
ſagten : Ja / Wir zogen auß / gleich wie tapffere leut pflegen /
euch vnſere feinde zufangen vnnd zueſſen . Nun habt jr die
oberhant kriegt / habt vns gefangen / aber wir fragen nichts
darnach / Die wehꝛhafftigen dapffern leut ſterben in jrer fein
de landt . So iſt auch vnſer lant noch groß / die vnſern werden
vns an euch wol rechen . Ja ſagten die andern / Yhꝛ habt der
vnſern schon vil vertilget / das woͤllen wir an euch rechen .
Wie die rede außwar / fuͤhꝛet eyn yeder ſein gefangen wi-
der in ſein loſament .
Darnach am dꝛitten tage kamen wir wider in jre land-
ſchafft / eyn yeder fuͤhꝛete ſein gefangne / da er da heyme war /
die in dem Doꝛff Vwattibi / da ich inne war / hatten acht Wil
der lebendig gefangen / vnd dꝛei mamelucken das Chꝛiſten wa
ren / nemlich Diego vnd ſeinen Bꝛuder / vnd noch eynen Chꝛi-
ſten / hieß Andonio / den hatte meines herꝛen ſohn gefangen /
vnd noch zwen mamelucken welch Chꝛiſten waren / fuhꝛten
ſie gebꝛatten heym / da zu eſſen / vnnd wir waren in den eylff-
ten tag auff der reyſe auß vnd heym .
Wie das Frantzoͤſische ſchiff noch da
war / dabei ſie mich bꝛingen wolten / wie ſie mir
gelobten / weñ sie widerumb auß dem kriege
kemen ꝛc. wie voꝛgemelt . Cap. xlv .
W Je wir nun wider heym waren kommen / begerte ich
von jnen / das ſie mich wolten nach der Frantzoſen
ſchiff fuͤren / dañ ich were nun mit jnen zu kriege geweſen / vnd
jnen jre feinde helffen fangen / von welchen ſie nun wol gehoͤ-
ret hetten / das ich keyn Poꝛtugaleſer were .
Sie ſagten ja ſie wolten mich hinbeifuͤhꝛen / Aber ſie wol-
ten ſich erſt ruhen / vnd eſſen den Mokaen / das iſt das gebra-
ten fleyſch der beyden Chꝛiſten .
Wie ſie den erſten von den zweyen ge-
bꝛatenen Chꝛiſten aſſen / nemlich Jorge Ferrero des
Poꝛtugaleſiſchen heuptmans ſohn . Cap. 46 .
S O war nun eyn kuͤnig vber eyn huͤtten / hart gegen mei-
ner huͤtten vber . Derſelbige war genant Tatamiri / der
hatte den gebꝛatnen vnd ließ gedꝛenck machen nach jrer ge-
wonheyt / vnd jrer vil verſamleten ſich / dꝛuncken / ſungen vnd
machten eyn groſſe freude / Darnach des andern tages / nach
dem trincken / ſoden ſie das gebꝛaten fleyſch widerumb auff
vnd aſſens . Aber des andern Hieronymi fleyſch hing in der
huͤtten dar innen ich war / inn eynem koꝛb vber dem fewꝛ im
rauch wol dꝛei wochen / das es ſo trucken war wie eyn holtz /
vnd das es ſo lang vngeſſen hieng vber dem fewꝛ War die vꝛ
ſach / Der wilde der es hatte / war genant Parwaa . Der war
auff eynen andern oꝛt gezogen wurtzeln zuholen / die getrenck
zumachen / des Hieronymi fleyſch darmit zubetrincken / das
ſich alſo die zeit verlieff / vnd ſie wolten mich nicht ehe nach
dem ſchiff fuͤhꝛen / ſie hetten dann das Feſt vber Hieronymũ
gehalten / vnd das fleyſch geſſen . Mitler zeit war das Fran-
tzoͤſiſch ſchiff wider hinweg gefahꝛen . Dann es mochte vnge-
ferlich acht meil wegs von dannen ſein da ich war .
Wie ich die zeitung hoͤꝛete ward ich betruͤbt / Aber die Wil
den ſagten / Sie pflegten gemeynlichen alle jar dahin zukom
men / muſte ichs zufrieden ſein .
Wie der Almechtige Gott eyn
zeychen thet . Caput xlvij .
J Ch hatt eyn Creutz gemacht / von eynem reydel / vnd voꝛ
der huͤtten auff gericht / darin ich war / bei dem ich vil-
mals mein gebet thet zum herꝛen / vnd ich hatte den wilden
befolen / ſie ſolten es nicht auß zihen / es moͤchte jnen vngluͤck
daruon kommen / aber ſie verachteten meine rede . Auff eyn
zeit war ich mit jnen auff der ficherei / mitler weil hatte eyne
fraw das Creutz außgeraufft hatte es jrem manne geben / der
ſolte jr eyn art pater noſter / welche ſie von Meerſchnecken
heuſern machen / darauff reiben / dieweil es runt war / welchs
mich nun ſehꝛ verdꝛoß / bald darnach fieng es sehꝛ an zure-
nen / wehꝛete etliche tage . Sie kamen in meine huͤtten / beger
ten / Jch ſolte mit meinem Gott machen / das der regen auff
hoͤꝛete / Dann wo es nicht auffhoͤꝛete / wuͤrde es jre pflantzũg
verhindern / Dann jre pflantz zeit war da . Jch ſagte es were
jr ſchuldt / ſie hetten meinen Gott erzuͤrnet / das ſie das holtz
hetten außgeraufft . Dann bei dem holtz pflegte ich mit mei-
nem Gott ſpꝛaach zuhalten . Wie ſie nun meynten daſs die
vꝛſach zu ſein des regens / halff mir meines herꝛn ſohn wider
eyn Creutz vffrichten / es war vngeferlich vmb eyn awꝛ nach
mittage / nach der ſonnen zurechnen . Wie es auffgerichtet /
wurd es von ſtund an widerumb ſchoͤn wetter / vnd war voꝛ
mittage ſehr vngeſtuͤmb / Sie verwunderten ſich alle / meyn-
ten mein Gott thet was ich woͤlte .
Wie ich eynes abents mit zweyen
Wilden vff der fiſcherei war / vnd Got eyn wun-
der bei mir erzeygte / eynes groſſen regens vnd
vngewitters halben . Cap. xlviij .
J Ch ſtund mit eynem / welcher auch der vornemſten eyner
war / Parwaa genant / welcher den Hieronymũ gebꝛa-
ten hatte . Derſelbige / vnd noch eyner / vnd ich / ſtunden vnnd
fiſcheten / in abſcheydung des tages / erhůb ſich eyn groß re-
gen mit eynem donner / vnnd regnete nicht weit von vns / ſo
das vns der windt den regen zů naͤhete . Da baten mich die
beyden Wilden / das ich mit meinem Gott reden woͤlte das
vns der regen nit moͤchte hindern / villeicht wuͤrden wir noch
mehꝛ fiſche fangen / Dann ich ſehe wol / wir hetten in der huͤt
ten nichts zuessen . Die woꝛt bewegten mich / vñ bat den Her
ren auß grundt meines hertzen / das er woͤlte ſein maacht bei
mir beweiſen / Dieweil es die Wilden von mir begerten / auff
das ſie ye ſehen wie du mein Got allezeit bei mir biſt / wie ich
das gebet geendet hatte / ſo kompt der windt mit dem regen
anbꝛauſen / vnd regnete vngeferlich ſex ſchꝛit von vns / vnnd
auff der ſtette da wir waren / vernamen wir nichts / So / das
der Wilde Parwaa ſagte / Nun ſehe ich / das du mit deinem
Gott geredt haſt / Vnd wir fiengen etliche fiſche .
Wie wir nun inn die huͤtten kamen / ſagten die beyde den
andern Wilden / Das ich mit meinem Gott geredt hette /
vnd ſich ſolche ding begeben hetten / Solches verwunderten
ſich die andern .
Wie ſie den andern von den zweyen
gebꝛatenen Chꝛiſten aſſen / Hironymus genant .
Caput xlix .
W Je nun der wilde Parwaa / alle reydſchafft bei eynan-
der hatte wie voꝛgemelt / ließ er gedꝛencke machen des
Hironymo fleyſch zů bedꝛincken / wie ſie es nun bedꝛuncken /
bꝛachten ſie die zwen gebꝛuͤder zů mir / vñ noch eynen / welchẽ
meines herꝛn ſohn gefangen hatte / Anthonius genant / So
das vnſer vier Chꝛiſten bei eynander warẽ / muſten mit jnen
dꝛincken / aber ehe mir trincken wolten / teten wir vnſer gebet
zů Got / das er der ſeelen woͤlte gnedig ſein / vnnd vns auch /
wan vnſer ſtunde kompt / vñ die wilden ſchwetzten mit vns /
vnd waren froͤlich / aber wir ſahen groß elende / Des anderen
moꝛgens fruͤh ſoden ſie das fleyſch wider auff vnd aſſens /
hattens in eynem kurtzen verruckt . Denſelbigen tag fuhꝛten
ſie mich hin zuuerschencken / Wie ich nun von den beyden bꝛuͤ
dern ſchied / baten ſie mich ich ſolte Got voꝛ ſie bitten / vnd ich
gab jnen bericht / ob ſie entlauffen konten wo ſie ſich hinaus
wenden ſolten im gebirge / vff das ſie jnen nicht konten nach
ſpuͤren / dañ ich des gebirges kuntſchafft hatte / daſſelbige ſie
auch gethan hatten / waren loß woꝛden vnd entlauffen / wie
ich hernachmals erfuhꝛ / ob ſie widder gefangen woꝛden /
weys ich och nicht .
Wie ſie mich hinfuhꝛten zů verſchencken .
Caput 50 .
S Je fuhꝛen mit mir hin / da ſie mich verſchencken wolten
Tackwara sutibi genãt / vnd wie wir ſo eyn ſtuͤck weges
vom lande waren / ſahe ich mich vmb nach den huͤtten da
wir außfůhꝛen / vnd es war eyne ſchwartze wolcken vber den
huͤtten . Jch zeygte es jnen vnd ſagte / Mein Gott were zoꝛ-
nig vber das doꝛff / dz ſie das Chꝛiſtẽ fleyſch geſſen hetten ꝛc .
Wie ſie mich nu dar bꝛachten / vberliefferten ſie mich einem
Kuͤnige Abbati Boſſange genant / Dem ſelbigen ſagten ſie /
Das er mir keyn vberlaſt thun ſolte / oder thun laſſen / dann
mein Gott were ſchꝛecklich vber die / ſo mir leydt thetten .
Dann das hetten ſie geſehen / da ich noch bei jnen were gewe
ſen . Vnd ich thet jme auch ſelbs eyne vermanung / ſagte / Es
würde bald mein bꝛůder vnd freund verwandten kom̃en mit
eynem ſchiff voll wahꝛ / dz ſie mich nur wol verwareten / deñ
woͤlt ich jnen waar geben . Dañ ich wüſte furwar / mein Got
wuͤrde meiner bꝛuͤder ſchiffe bald her bꝛingen . Das behagte
jnen wol . Der Koͤnig hieß mich ſohn / vnd ich gieng mit ſei-
nen ſoͤhnen auffs weydwerck .
Wie mir die wilden deſſelbigen oꝛts er-
zeleten wie das voꝛgemelte ſchiff auß Franckreich
wider hinweg geſiegelt were . Cap. 51
S Je ſagten mir / wie das vorige ſchiff / Maria Bellete ge
nant / von Depen / da ich gerne were in geweſen / da vol-
le ladung bekommen hette / nemlich Pꝛaſilien holtz / Pfeffer /
Baumwol / Federwerck / Meerkatzen / Papegogen vnd der-
gleichen war / welche da gefelt / vnd ſie hettẽ da in den hauin-
gen Rio de Jenero eyn Poꝛtugaleſisch ſchiff genommen / vnd
der Poꝛtugaleſer eynen / Jta Wu / eynem wilden Koͤnige / ſo
genant / geben / der hette jnen geſſen / auch were der Frantzoſe /
welcher / wie ich gefangen wurd / den Wilden befulhe / ſie
ſolten mich eſſen / in dem ſchiff / vnd wolte wider heym / vnd
das war daß ſchiff wie voꝛgemelt / wie ich den Wilden ent-
lieff vnd bei jr Bott kam / vnd ſie mich nicht innemen wolten /
daſſelbige ſchiff war vmb kom̃en / auff der wider vmb reyſe /
Das / wie ich da mit dem andern ſchiff inn Franckreich kam
niemand erfahren hatte / wo es blieben war / wie volgents
gemelt wirt .
Wie kurtz darnach wie ich dahin ver-
ſchenckt wurd / eyn ander ſchiff auß Franckreich
kam / die Katharina de Vattauilla genant
welche mich / auß verſehung Gottes / kauf-
ten / vnd wie ſich es zutrug . Cap. 52 .
J Ch war vngeferlich viertzehen tage inn dem Flecken
Tackwara ſutibi bei dem Koͤnige Abbati Boſſange /
ſo begab es ſich eyns tags / das etliche wilden zů mir kamen /
vnd ſagten / ſie hetten höꝛen ſchiffen / es muͤſte in Jteronne ſein
welcher hauinge auch geheyſſen wirt Rio de Jenero / wie ich
nun gewiſlich erfuhꝛ / das eyn ſchiff da war / ſagte ich jnen /
das ſie mich dahin bꝛechten Dann es wurden villeicht mein
bꝛůder ſein / ſie ſagten ja / vñ hielten mich gleichwol auff noch
etliche tage .
Mitler zeit begab es ſich / das die Frantzoſen / ſo dahin
kom̃en waren / hoͤꝛeten / das ich da vnter den Wilden were /
ſchickte der Capitan zwen geſellen von dem ſchiff / mit ſampt
etlichen wilden koͤnigen / welche ſie zů freunden hatten in den
Flecken da ich inne war / kamen inn eyne huͤtten / Der Koͤnig
uͤber die / hieß Sowaraſu / hart bei der huͤtten da ich inne
war / mir wird die zeitunge bꝛacht / von den Wilden / das da
zween vom ſchiff kom̃en weren / ich wurd froh / gieng hin zů
jnen hieß ſie wilkommen / in die wilde ſpꝛaach / wie ſie mich
nun ſo elende ſahen gehen / hatten ſie eyn mitleiden mit mir /
vnd teyleten mir jrer kleyder mit . Jch fragte ſie / Warumb ſie
kommen weren . Sie ſagten / Meinet halben / Jhnen were be
folhen / das ſie mich mit zů ſchiff bꝛaͤchten / des ſolten ſie alle
anſchlege bꝛauchen . Da erfrewete ſich mein hertz vber die
barmhertzigkeyt Gottes . Vnd ich ſagte zů dem eynen der
zweyer / Perot genant / welcher der Wilden ſpꝛaach kunte / Er
ſolte ſo fuͤrwenden / Er were mein bꝛůder / vnnd hette mir da
etliche kiſten voll kauffmanſchafft bꝛacht / das ſie mich mit
jnen zů ſchiff bꝛechten / vnd die kiſten holeten . Vnd das er voꝛ
wendete / Jch woͤlte vnder jnen bleiben / pfeffer vnnd andere
mehꝛ wahꝛ zuuerſamlen / biß das die ſchiff wider kaͤmen vffs
ander jar . Den reden nach bꝛachten ſie mich mit zů ſchiff /
mein herꝛ zohe ſelbs mit . Sie hatten im ſchiff alle mitleiden
mit mir / thaten mir vil gůts . Wie wir nun vngeferlich
eyn tag oder fünff zů ſchiff waren geweſen / fragte mich der
Wilde kuͤnig Abbati Boſſange / welchem ich geſchenckt war /
wo die kiſten weren / das ich ſie mir geben ließ / das wir wider
moͤchten in zeiten heym kommen . Dieſelbige meynung ſagte
ich dem oberſten des ſchiffs / Der befalhe mir / ich ſolte jnen
auffhalten / biß das ſchiff ſein volle laſt hette / darumb / ob ſie
ſich ye zuͤrneten / vnnd vngemach vnderſtuͤnden anzuheben /
wann ſie ſehen das ſie mich im ſchiff behielten / oder ſunſt eyn
verꝛeterei anrichteten / Sintemal es eyn volck da keyn ver-
trawen auff iſt . Aber mein herꝛ der koͤnig meynte gentzlich er
woͤlte mich mit heym nemen . Aber ich hielt jn so lang auff
mit woꝛten / ſagte das er nit ſo ſehꝛ eilete / Dann er wuſte wol
wañ gůte freund zuſamen kemen / konten ſie ſo bald nit ſchey-
den . Aber wañ ſie woͤltẽ mit dem ſchiff wider hinweg fahꝛen /
woͤlten wir auch widerumb nach ſeiner huͤtten ziehen / hielte
jnen ſo auff .
Zum letſten / Wie das ſchiff geruͤſtet war / verſamleten ſich
die Frantzoſen im ſchiff alle bei eynander / vnd ich ſtund bei
jnen / / vnd mein herꝛ der kuͤnig ſampt denen ſo er mit ſich hatt
ſtunden auch da . Vnd der hauptman des ſchiffs ließ den Wil-
den ſagen mit ſeinem dolmetſch / Es behagte jm ſehꝛ wol das
ſie mich nit getoͤdtet hetten . Nach dem ſie mich vnter jren fein
den gefangen hetten . Ließ weiter ſagen ( mich mit beſſerer ge
fuͤglikeyt võ jnen abzubꝛingen ) er hette der geſtalt mich vom
lande ins ſchiff laſſen foꝛdern / das er jnen etwas geben woͤlte
das ſie mich ſo wol verwaret hetten / auch were ſein meynung
er woͤlte mir etliche wahꝛ thun / das ich ſolte vnter jnen blei-
ben / dieweil ich bei jnen bekant were / pfeffer vnd andere wahꝛ
verſamleten die jme dienlich were / biß das er wider keme . So
hatten wirs nun ſo beſchloſſen / das eyner oder zehen von den
ſchiffleuten ſich verſamlet / welche mir etlicher maß aͤnlich wa
ren / die ſelbigen gaben fuͤr / ſie weren meine bꝛuͤder / wolten
mich mit heym haben . Die meynũg ward jnen fuͤrgehalten /
Dieſelbigen meine bꝛuͤder woltẽ in keynen weg / das ich wider
mit jnen an landt ſolt zihen / ſonder ich ſolte heym zihen / dañ
vnſer vatter begerte mich noch eyn mal zuſehen ehe dann er
ſtuͤrbe . Da ließ jnen der Capitan wider ſagen / Er were jr o-
berſter im ſchiff / vnd hette gern das ich wider mit jnen an
landt zoͤge / aber er were nur eyn menſch / vnd meiner bꝛuͤder
weren vil / er kuͤnte nicht wider ſie thun . Das voꝛwenden ge-
ſchah alles / das ſie ſich wolten mit glimpff von den Wilden
ſchleiſſen . Vnd ich ſagte auch meinem herꝛn dem kuͤnge / Jch
woͤlte gern wider mit jnen heym zihen / aber er ſehe wol / das
es meine bꝛuͤder nit woͤlten zůlaſſen . Da fieng er an zuſchꝛeien
im ſchiffe vnd ſagte / Wann ſie mich dann ye wolten mit ne-
men / das ich dann mit dem erſten ſchiff wider keme / dann er
hette mich fuͤr ſeinen ſohn gehalten / vnd were ſehꝛ zoꝛnig
vber die von Vwattibi / das mich die hetten woͤllen eſſen .
Vnd ſeiner weiber eyns / welchs mit im ſchiff war / muſte
mich beſchꝛeien nach jrer gewonheyt / vñ ich ſchrey auch nach
jrem gebꝛauch . Nach dem allem gab jme der hauptman et-
liche wahꝛ / moͤchte sich belauffen vmb fuͤnff ducaten werdt /
in Meſſern / Exten / Spiegeln vnd Kemmen . Damit zohen
ſie widerumb an landt nach jrer wonunge .
So halff mir der allmechtige Herꝛ / der Gott Abꝛaham /
Jsaac vnd Jacob / auß der gewalt der Tyrannen / Jhme ſei
lob / pꝛeiß vnd ehꝛ / durch Jesum Chꝛiſtum ſeinen lieben ſohn
vnſern ſeligmacher / Amen .
Wie die Oberſten des Schiffs genent
waren / vnd wo das ſchiff her war / vnd was ſich noch
begab ehe wir auß dem hauingen fuhꝛen / vnd wie
lang wir auff der reyſe nach Franckreich waren .
Caput liij .
D Er Hauptman des ſchiffes war genant Wilhelm de
Moner / vnd der Steurman Francoy de Schantz /
Das Schiff war genennet die Catharina von Wat-
tauilla ꝛc . Sie ruͤsteten das ſchiff wider zů / nach Franckreich
zuſiegeln / ſo begab es ſich eyns moꝛgens / da wir noch in dem
hauingen ( Rio de Jenero genant ) lagen / kam eyn Poꝛtuga
leſisch ſchifflein / wolte auß dem hauingen fahꝛen / hatte ge-
kauffſchlagt mit eyner art Wilder / welche ſie zu freunden ha
ben / vnd heyſſen Los Markayas / dero Landtschafft stoſſet
hart an der Tuppin Jkins Landt / welche die Frantzoſen zu
freunde haben / Die beyde Nationen ſind feinde zuhauff .
Vnd es war das ſchifflein / welches ( wie voꝛgemelt ) nach
mir war / mich den wilden abzukeuffen / Hoͤrete eynen factor
Peter Roͤſel genant / die Frantzoſen richteten jre Bott zů
mit geſchuͤtz / fuhꝛen zů jnen hinein / meynten ſie zunemen /
Namen mich mit / das ich mit jnen reden ſolt / ſie ſolten ſich
auffgeben . Aber wie wir das ſchifflein anfielen / ſchlugen ſie
vns widerumb ab / wurden etliche Frantzoſen erſchoſen / et
liche verwundt / Jch wurd auch in den todt verwundt mit
eynem ſchoſs / vil herter dañ der lebendigen verwundten
keyner / Rieff in der angſt zů meinem herꝛn / dann ich fuͤhlte
nichts anders dann todes not / vnd bat den guͤtigen vatter /
dieweil er mir auß der tyrannen gewalt geholffen hette / woͤl-
te mich doch bei dem leben behalten / das ich moͤchte widerũb
in Chꝛiſten landtſchafft kommen / vnd ſeine an mir erzeygte
wolthat andern leuten auch verkünden . Vnd ich bekam mei-
ne volkomne gesundtheyt wider . Gelobet ſei der guͤtige Gott
von ewigkeyt zů ewigkeyt .
Anno Domini 1554 . den letzten Octobris / giengen wir in
dem hauingen Rio de Jenero zů ſiegel / vñ fuhꝛen wider nach
Franckreich . Wir hatten vber Meer gůten windt / so das ſich
die ſchiffleut verwunderten / meyneten es muͤſte ſunderlich
eyn gabe von Gott ſein . Eyn ſolch wetter ( wie es auch war )
Auch thet der Herr eyn ſichtlich wunder bei vns im Meer .
Den erſten tag voꝛ dem Chꝛiſtag kamen vil fiſche vmb das
ſchiff her / welche man nennet Meerſchwein / Der fiengen wir
ſo vil / das wir etliche tage ſatt hatten . Deſſelbigen gleichen
auch auff der heyligen dꝛei kuͤnig abent / beſcherte vns auch
Gott fiſche ſatt / dañ wir hatten ſunſt des mals nicht vil zu-
ſpeiſen / dann was vns Gott auß dem Meer gab . Darnach
vngeferlich den xx . tag Febꝛuarij des jars 55. kamen wir im
kuͤnigreich von Franckreich an / bei eynem Stetlein Honfloꝛ
genant / ligt in Noꝛmandi . Wir ſahen auff der gantzen wi-
derumb reyſe keyn landt bei nahe vier monat . Wie ſie nun
das ſchiff auß lůden / halff ich jnen / Wie das geſchehen war /
danckte ich jnen allen fur die erzeygte wolthat . Darnach
begerte ich eyn paſspoꝛt vom hauptman / Aber er hette vil
liber geſehen / das ich noch eyne reyſe hette mit jme gethon .
Wie er aber ſahe / das ich nicht bleiben wolt / erlangte er mir
eyn paſspoꝛt von Moenſoꝛal Miranth Oberſter in Noꝛ-
mandia . Derſelbige wie er von mir gehoꝛt hatte / foꝛderte er
mich voꝛ sich / gab mir die paſspoꝛt / Vnd mein Hauptman
gab mir zeer gelt. Jch nam meinen abscheyd / zohe von Hen-
floer auff Habelnoeff / von Habelnoeff auff Depen .
Wie ich zů Depen in des Heuptmans
hauß / des ſchiff Bellete gefuͤhꝛet wurd / darin jr
hauß virt Oberſter ware / welchs voꝛ vns war
auß Pꝛaſilien geſiegelt / vnd noch nit heym
kommen . Caput 54 .
Z V Depen / daher das voꝛige ſchiff / Maria Bellete war
in welchem der Tolmetsche ( so den Wilden befalhe ſie
ſolten mich eſſen ) war / vnd wolte mit vber in Franck-
reich faren / waren auch dieſelbigen ſo mich nicht zů ſich in jr
bott nemen wolten / wie ich den wilden entlieff / auch derſelbe
Heuptman des ſchiffes / wie mir die Wilden ſagten / hatte
den Wilden eynen Poꝛtugaleſer geben zueſſen / Dann ſie den
Poꝛtugaleſern eyn ſchiff genommen hatten / wie voꝛ gemelt .
Dieſelbigen leut des ſchiffes Bellete / waren noch nit mit
dem ſchiffe zů lande kommen / wie ich dahin kam . Wiewol
ſie nach der rechenſchafft das ſchiff von Wattauilla / ſo nach
jnen dahin kam vnd mich kauffte / ſolte dꝛei monat ehe dann
wir / heym kommen ſein . Derſelbigen leut weiber vnd freunds
verwandten kamen zů mir vnnd fragten mich / Ob ich ſie
nicht vernommen hette . Jch ſagte / Wol hab ich ſie vernom-
men / es ſein eyn teyl Gottloſer leut im ſchiff / ſie ſeien wo ſie
wollen / vnd erzalte jnen / wie das eyner / ſo jm lande vnter den
Wilden geweſen were / welcher auch mit im ſchiff were / den
Wilden befolhen hette / ſie ſolten mich eſſen / doch hette mich
der allmechtige Gott behuͤtet / Vnd ſagte jnen weitter / Wie
das ſie weren mit jrem bott bei die huͤtten gefaren darinne
ich war / vnnd den Wilden pfeffer vnnd Meerkatzen abge-
beutet / vnd ich were den Wilden entlauffen vnd zů jnen bei
das bott geſchwummen / aber ſie mich nicht hetten woͤllen
einnemen / hette derhalben wider muͤssen an Landt ſchwim-
men vnter die Wilden / welches mir das mal eyn groß hertz-
wehe war . Auch hetten ſie den Wilden eynen Poꝛtugaleſer ge-
ben / welchen ſie geſſen hetten / ſagte jnen / Wie das ſie meiner
gar keyn gnad hetten woͤllen haben . Mit ſolchem allem ſehe
ich nun wol / das es der liebe Gott ſo gůt mit mir gemeynet
hette / Das ich / Gott ſei lob / voꝛ jnen hie bin / euch die newe
zeitung zubꝛingen . Sie moͤgen auch kommen wann ſie kom
men ſollen . Aber ich wil euch eyn pꝛophet ſein / das von Got
ſolche vnbarmhertzigkeyt vnd tyrannei / ſo ſie da im Land
bei mir gethon haben / Gott vergebs jnen / nicht wuͤrde vnge
ſtrafft bleiben / es were gleich kurtz oder lang / dann es augen-
ſcheinlich were / das mein ſeufftzen den herꝛn Gott im hymel
erbarmet hette . Sagte jnen weiter / Wiewol es denen ſo
mich den Wilden abgekaufft hetten / auff der reyſe gangen
were / wie auch die warheyt iſt . Gott gab vns ſchoͤn wetter
vnd windt / gab vns Fiſche auß der tieffe des Meeres .
Sie gehielten ſich vbel / meynten was mich gedeuchte / ob
ſie auch noch voꝛhanden weren ( ſie nicht gahꝛ zu vntroͤſten )
ſagte ich / ſie konten noch villeicht wol wider kom̃en / wiewol
der meyſte hauff / vnd Jch auch / nit anders außrechnen kon-
ten / dann ſie muſten mit dem ſchiff vmbkom̃en ſein .
Nach allen den reden / ſchied ich von jnen / vnd ſagte / Sie
ſolten den andern anzeygen / ob ſie kemen / Gott hette mir ge-
holffen / Jch were da geweſen .
Von Depen fuhꝛ ich mit eynem ſchiff gen Lunden in En-
gellandt / da war ich etliche tage / darnach fuhꝛ ich von Lun
den in Seelandt / von Seelandt gehn Andoꝛff . So hat mir
der Almechtige Gott / dem alle ding muͤglich iſt / ins vatter-
landt wider geholffen / jme ſei ewig lob / Amen .
Mein gebet zů Gott dem hern die-
weil ich in der Wilden leut gewalt
war mich zů eſſen .
O Du almechtigkeyt / der du den Hym̃el vnd die Erde ge-
gruͤndet haſt / du Gott vnſer voꝛ vaͤtter Abrahã Jsaac
vnd Jacob / der du dein volck Iſrahel ſo gewaltiglich auß jrer
feinde handt gefuͤhꝛet haſt / durch das rote Meer / der du Da-
nielem vnter den Lewen behuͤteſt / Dich bitt ich / du ewiger ge-
walthaber / du woͤlleſt mich erloͤſen auß der hand dieſer Ty-
rannen / die dich nicht kennen / vmb Jeſu Chꝛiſti deines lieben
Sohns willen / welcher die gefangene erloͤſet hat auß ewiger
gefengknus / Doch herꝛe iſt es dein wille / das ich ſo eynen Ty-
ranniſchen todt leiden ſol / von diesen voͤlckern ſo dich nicht
kennen / vnd ſagen / weñ ich jnen von dir ſage / du habest keyne
macht / mich auß jren henden zunemen / So ſtercke mich jo in
der letzten ſtunde / weñ ſie jren willen woͤllen an mir vollen-
bꝛingen / das ich jo nicht zweiuel an deiner Barmhertzigkeyt .
Sol ich dann in dieſem elende ſo viel leiden / ſo gib mir hir-
nechſt ruhe / vnd behuͤte mich jo vor dem zůkom̃enden elende /
daruoꝛ ſich alle vnſere voꝛvaͤtter entſetzt haben / doch herꝛe /
du kanst mir wol auß jrer gewalt helffen / hilff mir / ich weyß
du kanſt mir wol helffen / vnd wañ du mir geholffen haſt /
will ichs keynem gluͤck zurechen / Sonder alleyne / das deine
gewaltige hand geholffen habe / dañ jtzt kan mir keynes men-
ſchen gewalt helffen / vnd wenn du mir geholffen haſt / auß
jrer gewalt / deine wolthat will ich preiſen / vnd an den tag
geben / vnter allen voͤlckeren / wohin ich komme / Amen .
I Ch kan nicht wol gleuben das
von hertzen koͤnne beten eyn man /
Es sei dañ das leibs gefahꝛ oder ander groß
Creutz vnd verfolgung jn treffe an .
Dañ wenn der leichnam mag nach ſeinem
willen leben .
Wil die arm creatur allezeit wider jrẽ ſchoͤpf-
fer ſtreben .
Darumb dem menſchen dem Gott zůſchickt gegen Sput
Meynet er es warhafftig hertzlich gůt /
Daran niemandt zweiuel habe .
Solches ist eyn Gottes gabe /
Keyn troſtwehꝛ noch wopen gefunden wirt zů keyner friſt /
Dañ alleyn der mit dẽ glauben vnd Gotswoꝛt geruͤſtet iſt .
Darumb eyn yeder Gotts fürchtig man .
Seine kinder nichts beſſers leren kan /
Dañ das ſie das woꝛt Gottes wol faſſen ſo konnen ſie ſich in
zeit der nott daruff verlaſſen . D Armit du lieber leſer nicht ſolt erachten .
Jch habe dieſe mein muͤhe vmb ruhm gethan mich
fuͤhꝛ etwas zu achten /
Es geſchicht dem Almechtigen Gott zulob vnd pꝛeiß .
Der aller menſchen hertzen vnd gedancken weyß /
Dem lieber leſer befehl ich dich .
Der woͤlle auch nun voꝛtan behuͤten mich .
Ende des erſten Buͤchlins .
VERBVM
DOMINI MA
NET IN AET
ERNVM .
Warhafftiger kurtzer be
richt / handel vnd ſitten der Tuppin In-
bas / derer gefangner ich geweſen bin / Wonen in Ame-
rica / jre landt ſchafft ligt in in 24. gradus vff der
Seuden ſeit 8 linien æquinoctial / jr landt ſtoſſet
an eyn refier / Rio de Jenero genant .
Wie sich die Schiffart anfahet /
auß Poꝛtugal nach Rio de Jenero / gelegen in
America / vngeferlich in 24. gradus des Tro-
pici Capꝛicoꝛni hoͤhe . Caput j.
L Jssebona / eyn statt in Poꝛ-
tugal gelegen / im 39. gradu / auff der
Noꝛdenseiten der linien Aequinoctial
wann man von Liſſebona wil abfah-
ren nach der Pꝛouintz Rio de Jenero
gelegen in der Landſchafft Pꝛaſilien /
ſo man auch Americam nennet / Fehꝛet
man erstmals auff inſulen / heyſſen die Cannariæ / ſein des
Kuͤnigs auß Hiſpanien / der 6. hie genant werden . Die erſte
Gran Canaria / Die ander Lanſerutta / Die dritte Foꝛte Ven
tura / Die vierdte Il Ferꝛo / Die fuͤnffte La Palma / Die ſexte
Tineriffe . Von dannen fehꝛet man vff inſulen / heyſſen Los
inſules de Cape virde / Jſt ſo vil geſagt / Die inſulen des gruͤ-
nen heupt / welches gruͤn heubt leiget inn schwartz Moꝛen
landt / welchs man auch wol heyſſet Gene . Die obgemelten
inſulen leigen vnter dem Tropico Cancri / hoͤꝛen dem Koͤnig
von Poꝛtugal zů . Von den inſulen ſiegelt man Seud ſeud
West / nach der landtſchafft Pꝛaſilien zů / vnd ist eyn groſſes
weites meer / man ſiegelt offt dꝛei monat vnd lenger / ehe man
in die landtſchafft kompt . Erſtmals ſiegelt man vber den
Tropicum Cancri / das er zu ruck bleibt Darnach durch die
lineam æquinoctialem . Wann man die Noꝛtwerts zurück
ſiegelt / ſo ſihet man den Noꝛt ſtern ( welchen man auch nen-
net Polum articum ) nicht mehꝛ . Darnach kompt man in
die hoͤhe des Tropici Capꝛicoꝛni / vnd man fehꝛet vnter der
Sonnen her / vnd weñ man vber die hoͤhe des Tropici Capꝛi-
coꝛni ist / nach der mittags ſeiten ſo ſiehet man die Sonne
hinab nach dem Noꝛten / iſt ſtets groſſe hitz zwiſſchen den
beyden Tropicis / Vnd das voꝛgenant landt Pꝛaſilien ligt
eyn teyl inn den Tropicis .
Wie das Landt America oder Pꝛaſilien
gelegen iſt / wie ich zum teyl geſehen . Cap. ij .
A Merica iſt eyn groſſes Land / hat vil geſchlecht Wil-
der leut / dieſelbigẽ habẽ vil verenderung der ſpꝛaach /
vnd ſeind viel ſeltzamer Thyer / iſt luſtig anzuſehen / die Beu
me ſein allezeit gruͤne / hat kein gehoͤltze das dieſer Land art
gehoͤltze gleich ſei / die leut gehen nacket / es iſt in dem teyl lan-
des das zwiſchen den Tropicis leigt vmb keyne zeit des jars
ſo kalt / als hie vmb Michaͤlis / aber das teyl landes das ſich
Seudwers des Tropicus Capꝛicoꝛni ligt / ist etwas kelter /
wonen daſelbs nation wilder die heyſſen Carios / dieſelbigen
bꝛauchen wilde thires heut / welche ſie fein zubereyten / ſich
damit bedecken / der ſelbigen Wilden weiber machen dinger
von baum wollen garn / wie eyn ſack vnden vnd oben offen /
die zihen ſie an / vnd heyſſen auff jre ſpꝛaache Typpoy . Es
hat im landt etliche fruͤchte der erden vnd beume / daruon
ſich die leut vnd Tier erneren / die leuthe des landes ſein rod
brauner Farbe am leibe / der Sonnen halben / welche ſie ſo
verbꝛennet / eyn gerades volck / listig zů aller boſsheyt / ſehꝛ
geneygt jre feinde zuuerfolgen vñ zu eſſen / ꝛc. jre landtschafft
America hat etliche hundert meil Noꝛten vnd Suden in die
lenge / deren ich wol fünffhundert meil langes der landſchafft
her geſiegelt habe / vnd zum teyl / in vielen oꝛten / des landes /
geweſen bin .
Von eynem groſſen gebirge /
welches im Lande ligt . Cap. iij
E S hat eyn gebirge / reychet auff dꝛei meil nahe bei das
Meer / auff oͤꝛtern weiter / auch wol neher / vnd gehet an
vngeferlich inn der hoͤhe / Boiga de Todolos Sanctus / eyn
flecken ſo genant / dahin die Poꝛtugaleſer gebawet vnd da
wonen / vnnd daſſelbige gebirge ſtrecket ſich die lenge an dem
meer her / vollkomlich 204 meil / vnd in der hoͤhe 29. gradus /
auff der Suden ſeiten / der linien æquinoctial / Endet ſich der
berg auff oͤꝛtern / ist er acht meil wegs bꝛeydt / Hinder dem
berge ist gleich landt . Es kommen vil ſchoͤner waſſerfluͤſs
zwiſſchen dem berge heraus / hat vil wilds . Vnd in dem berg
haltet ſich eyn art wilder leut die heyſſen die Wayganna / die
ſelbigen haben keyne ſtete wonungen wie die andern / so voꝛ
vnd hinter dem berge wonen . Die ſelbigen Wayganna haben
krieg gegen alle die andern nationen / wo ſie dero bekommen /
eſſen ſie / Deſſelbigen gleichen auch die andern / ſie . Sie ziehen
dem gewildt nach in dem gebirg / ſein klůg wildt zuschieſſen
mit dem handtbogen / bꝛauchen vil behendigkeyt mit andern
dingen / nemlich mit Schleyffen vnd mit Fallen / darmit ſie
wildt fangen .
Es hat auch vil wilden honig im gebirg / welchen ſie eſſen .
Sie koͤnnen auch gemeynlich der thier plerꝛen vnd der voͤ-
gel gesenge / ſie deſto beſſer zuerſchleichen vnd zuſchieſſen .
Entzünden jr fewer von zweyen hoͤltzern / wie auch die an-
dern Wilden thun . Bꝛaten gemeynlich jr fleyſch das ſie eſſen .
Sie ziehen mit weib vnd kindern .
Wann ſie ſich etwan hin legern nahe bei jrer feinde landt /
knicken sie hecken hart vmb jre huͤtten her / vff das man ſie
nicht in der eile vberlauffen koͤnne / Auch etwan vmb der Ti-
gerthier willen . Stecken auch ſcharffe doͤꝛner ( Maraga eibe
Ju genant ) vmb die huͤtten her / gleich wie man hie fŭß an-
gel legt / das thun ſie auß foꝛcht jrer feind . Die gantze nacht
haben ſie fewꝛ bei ſich / wañ der tag anbꝛicht / thun ſie es auß /
auff das man nicht den rauch ſehe vnd jnen nach ſpuͤre .
Sie laſſen lang har auff dem heupt / Auch lange negel auff
den fingern erwachſen . Sie haben ſunſt auch der raſſelen /
Maraka genant / wie die andern Wilden / welche ſie fuͤr goͤt-
ter halten / haben jre getrencke vnd daͤntze / Auch noch wilde
thieres zeene darmit ſie ſchneiden . Steyner keile darmit ſie
hawen wie die andern nacionen auch gehabt haben / ehe ſie
mit den ſchiffen haben gepartirt .
Sie ziehen auch offtmals auß nach jren feinden / Wann ſie
die fangen woͤllen / ſetzen ſie ſich hinter dürꝛe hoͤltzer / die jrer
feinde huͤtten nahe ſtehn / Thun das darumb / ob etliche auß
den huͤtten kemen holtz zuholen / ſie ſo zufangen .
Sie gehen auch vil tyrannischer mit jren feinden vmb /
dann jre feinde mit jnen thun / Vꝛſach / ſie ſchneiden jnen offt
mals arm vnd beyn lebendig ab von groſſem neidt . Die an-
dern aber ſchlagen diſe erſt tot / ehe ſie ſie zerſchneiden zueſſen .
Wie die Wilden Tuppin Jnba deren
gefangner ich war / jre wonungen haben . Cap. 4 .
S Je haben jre wonungen voꝛ dem voꝛgenanten groſſen
gebirge / hart bei dem Meer / auch hinder dem berge
ſtrecket ſich jre wonung wol 60. meil / vnd es kompt eyn fluß
waſſers auß dem berge in das meer flieſſen / den ſelbigen be-
wonen ſie auff eynen oꝛt / vnd heyſſet die Paraeibe / die lenge
an dem meer ſtrome her / haben ſie vngefehrlich 28. meile lan-
des die ſie bewonen / ſein allenthalben mit feinden bedꝛenget /
Auff der Noꝛt ſeiten grentzen ſie an eyn art Wilder / heyſſen
Weittaka / ſein jre feinde / auff der ſudenseiten jre feinde heyſ-
ſen Tuppin Jkin / landtwerts in jre feinde / ſein genant Ka-
raya / dañ die Wayganna im gebirg hart bei jn / vñ noch eyn
art heyſſen Markaya / wonen zwiſchen jnen / von denſelbigen
haben ſie groſſe verfolgung / die voꝛgenanten geſchlechte / ha
ben krieg durch eynander her / vnd wenn jrer eyn den andern
fahet den eſſen ſie .
Sie ſetzen jre wonungen gerne vff oͤꝛter da ſie waſſer vnd
holtz nicht weit haben / Wild vnd Fiſche deſſelbigen gleichen /
vnd wan ſie es auff eynem oꝛt verhert haben / verandern ſie jre
wonungen auff andere oͤꝛter / vñ wen sie wollen jre huͤtten mach
en / verſamlet eyn Oberſter vnter jnen eyn parthei oder 40.
man vnd weib / ſo viel er bekom̃en kan / das ſein gemeynlich
freunde vnd verwanten .
Dieſelbigen richten eyne huͤtten auff / welche iſt vngeferlich
14. fuͤſſe bꝛeyd / vnd wol 150. fuͤſſe lang / darnach jrer vil ſein .
Sein vngefeꝛlich 2. klofftern hoch sein oben rund wie eyn keller
gewelbe / dieselbigen decken ſie dicke mit palmen zweigen / dz
es nicht darin regnet / die huͤtte iſt alle offen inwendig / es hat
keyner keyn ſonderlich zůgemacht gemach / eyn yedes der par
teien man vnd weib / hat eynen raum / in der huͤtten / auff ey-
ner ſeiten / von 12. fuͤſſen / auff der andern ſeiten / deſſelbigen
gleichen eyn ander partei / so ſein jre huͤtten vol / vnd eyn yede
partei hat jr eygen fewer / der oͤberſte der huͤtten hat ſein loſa-
ment mitten in der huͤtten / ſie haben alle gemeynglich dꝛei
pöꝛtlin / auff yderm ende eyns / vnd mitten eyns / ſein nider / dz
ſie ſich muͤſſen buͤcken wen sie auß vnd in gehen / jrer doͤꝛffer
Figur der huͤtten vñ stocketen .
Caput V.
wenig haben vber ſieben huͤtten / laſſen eynen platz zwiſchen
den huͤtten / da ſie jre gefangene auff todt ſchlagen . Auch ſein
ſie geneygt Feſtungen vmb jre huͤtten zumachen / die iſt ſo :
Sie machen eyn Stocket vmb die huͤtten her auß Palmen
beumen / die ſpalten ſie von eynander . Das Stocket iſt wol
anderthalb klaffter hoch / machens dick das keyn pfeil hin-
durch mag kommen / haben kleyne ſchießloͤchlin darin da ſie
herauß flitſchen / Vnd vmb das ſtocket her machen ſie noch
eyn ander ſtocket / von groſſen hohen reydeln / Aber ſie ſetzen
die reydel nicht hart bei eynander / nur das eyn menſch nicht
kan hindurch kriechen . Vnd es haben etliche den gebꝛauch /
Das ſie die koͤpffe deren ſo ſie geſſen haben / vff die ſtocketen
ſtecken / voꝛ den eingang der huͤtten .
Wie ſie Fewꝛ machen .
Caput vj .
Sie haben eyne art holtzes / die heyſſet Vꝛakueiba / des truͤ
cknen ſie / vnd nemen ſein dan zwey ſtecklin eyns fingers dick /
reiben eyns auff dem andern / das gibt dann ſtaub von ſich /
vnd die hitze von dem reiben ſtecket den ſtaub an / Darmit
machen ſie fewꝛ / wie dieſe figur anzeygt .
Warin ſie ſchlaffen . Cap. VII .
Sie ſchlaffen in dingern die heyſſen Jnni vff jre ſpꝛaach /
ſein von baumwollen garn gemacht / die binden ſie an zwen
pfoͤle vber die erden / vnnd haben die nacht ſtets fewꝛ bei ſich .
Sie gehn auch nit gern die nacht auß jren huͤtten / jres behů-
fes zuthun / one fewr / ſo ſehꝛ foͤꝛchten ſie ſich fur dem Teuffel
welchen ſie Jngange nennen / vnd jnen offtmals sehen .
Wie geſchickt ſie ſein wild thirer vnd
fiſche zů schieſſen mit pfeilen . Cap. viij .
W O ſie hin gehen es ſei im gehoͤltze oder beim waſſer / ha
ben ſie ſtetz jr bogen vnd pfeile bei ſich . Wann ſie im ge
hoͤltze gehn / habẽ ſie ſteiff jr geſicht in die hoͤhe nach den beu-
men hin vnd wider / wann sie etwas vernemen von groben vo
gelen / Meerkatzen oder sunst Thieren / welche ſich auff den
beumen halten / gehen hinzů / vnterſtehen es zuſchiessen / vol
gen jme so lang nach biß das ſie etwas bekommen . Selten
wañ eyner auſſen iſt nach weydwerck / das er ledig heym kom̃ .
Deſſelbigen gleichen ziehen ſie den Fiſchen nach / hart bei
den vbern des meers / haben eyn ſcharff geſicht / Wann ſich
etwan eyn fiſch erhebet / da ſchieſſen ſie nach / wenig ſchoͤſſe
feylen . So bald eyner troffen wirt / ſpringen ſie ins wasser / vñ
ſchwimmen jm nach . Etliche grobe fiſche / wann ſie den pfeil
in ſich fuͤlen / begeben ſie ſich nach dem grunt denſelben duck-
en ſie nach etwan in die ſex klaffter tieff / bꝛingen jn mit .
Haben auch ſunſt kleyne hemlein / welches garn da ſie es
von ſtricken / zihen ſie von ſpitzen langen blettern / welche ſie
heyſſen Tockaun . Vnd wann ſie mit den gernlein fiſchen wol-
len / verſamlen ſich jrer etlich / yeder hat ſein eygens bezirckeln
eynen oꝛt waſſers da es nicht tieff ist / dann gehen etliche in
den kreys ſchlahen ins waſſer / ſo begert der fiſch der tieffe /
kompt jnen ſo in jr garn / wer die meyſten fahet teylet den an
dern mit .
Es kommen auch offtmals die / ſo weit von dem meer wo-
nen / hinzů / fangen vil fiſche / bꝛaten ſie duͤꝛr / zerſtoſſen ſie / ma
chen mehl darauß / welchs ſie wol derꝛen / das es lange zeit
weren kan / das fuͤren ſie mit heym / eſſen wurtzel mehl darzů /
dañ ſolten ſie die fiſche ſunſt gebꝛaten mit heym fuͤren wereten
ſie nit lang / dann ſie ſie nit ſaltzen / auch gehet des mels mehꝛ
vber eyn hauffen dann der gantzen gebꝛatnen fiſche .
Was geſtalt die leut haben .
Caput ix .
E S iſt eyn feines volck / von leib vnd geſtalt / beyd fraw vñ
man / gleich wie die leut hie zů lande / nur das ſie bꝛaun
von der Sonnen ſein / dañ ſie gehen alle nacket / jung vnd alt /
haben auch gar nichts voꝛ den ſchemen / vnd ſie verſtellen ſich
ſelbs mit vermalen / haben keyn baͤrt / dañ ſie pfluͤcken ſie aus
mit den wůrtzeln / ſo offt er jnen wechſt / machen loͤcher in den
mund vnd ohꝛen darin hangen ſie ſteyne / das iſt jr zirat / vnd
behencken ſich mit federn .
Womit ſie hawen vnd ſchneiden auff
den enden / da ſie keyner Chꝛiſten wahꝛ bekom̃en koͤn-
nen / als Exte / Meſſer vnd Scheren. Cap. x .
S Je haben voꝛmals / ehe dann ſchiffe ins landt ſein kom
men / vnd haben auch noch auff vilen oꝛten des landes
dahin keyne ſchiff kommen / nemlich eyn art ſchwartz
blawer ſteyne / machen jnen wie eynen keil / vnd den bꝛeyteſten
oꝛt machen ſie ſtumpff ſcharff / iſt wol eyner ſpannen lang /
zweyer finger dick / eyner handt bꝛeyt / Etliche ſein groͤſſer / et-
liche kleyner . Darnach nemen ſie eyn ſchmal reydelin / vnd beu-
gen es oben dꝛumb her / bindens mit baſt zuſamen .
Dieſelbige figur haben nun auch die eiſerne keil / ſo jnen die
Chꝛiſten geben auff etlichen oꝛten . Aber ſie machen nun die
ſtaͤhele auff eyn ander weiſe / eyn loch hindurch / da ſtecken ſie
den keil ein / das iſt jr beihel da hawen ſie mit .
S Je nemen auch wilde ſchweins zeen / vnd wetzen ſie inn
der mitte das ſie ſcharff werden / vnd binden ſie dañ zwiſchen
zwey hoͤltzlein / Darmit ſchaben ſie dann jre pfeil vnd bogen /
daß ſie ſo rund werden / als ob ſie gedꝛehet weren .
Bꝛauchen auch eynen zan von eynem thier Pacca genant /
Den wetzen ſie voꝛne ſcharpff / vnnd wann ſie gebꝛechen am
leibe haben / des gebluͤts halben / kratzen ſie ſich auff der ſtete
da es jnen wehe thut / das blůtet dañ / das iſt jr schꝛepffen .
Was jr bꝛodt iſt / wie jre fruͤchte heyſſen /
wie ſie es pflantzen / vnd machen das man ſein ge-
nieſſen kan . Cap. xj .
D Je oͤꝛter dahin sie pflantzen woͤllen / hawen ſie beume
nider / vnd laſſen die eynen monat oder dꝛei duͤrꝛen /
darnach ſticken ſie fewer darin vnd verbꝛennen ſie / dañ pflan
tzen sie jre wurtzelen zwiſchen die ſtoͤcke / von welcher ſie jren
behelff haben / heyſſet Mandioka / iſt eyn beumlin eyner kloff
tern hoch / gibt dꝛei wurtzeln von ſich wen ſie der wurtzeln ge-
nieſſen woͤllen / zihen ſie das beumlin auß / vñ bꝛechen die
wurtzeln ab / vnd bꝛechen dañ der zweiglein von den beumen
vnd stickens wider in die erden / das krieget dañ wurtzeln / vnd
in sex monaten wird es ſo groß / das man ſeiner genieſſen
kan / ſie nuͤtzen die wurtzeln auff dreiley weiſe .
Zum erſten reiben ſie die auff eynem ſteyn / gar in kleyn
kruͤmlein / dañ perſen ſie den ſafft daruon mit eynem dinge
von palmen zweigen ſchalen gemacht heyſt tippiti ſo wird
es trucken / darnach reden ſie es durch eyn ſieb / vnd backen dañ
von dem Meel duͤnne kuchen .
Das ding darinne sie jr meel derꝛen vnd backen / ist von
Thon gebꝛant / geſtalt wie eyn groſſe ſchuſſel . Auch nemen
ſie die wurtzeln friſch / vnd legen ſie in waſſer / laſſen ſie darin
nen faul werden / nemen ſie dañ wider vnd legen ſie vber das
fewer / in den rauch / laſſen ſie truckenen / die trucknen wurtz-
eln nennen sie dann Keinrima vnd weren lang / vnd wann
ſie es dann nutzen woͤllen / ſtoſſen ſie es in eynem moͤꝛſer von
holtz gemacht / ſo wirt es ſo weiß wie weyſſen meel / daruon
machen ſie kůchen die heyſſen ſie Byyw .
Auch nemen ſie wol gefeullete Mandioka / ehe ſie jnen tru-
ckenen / vnd vermengens mit truckenem vnd mit gruͤnem / da
derꝛen ſie eyn meel auß / das weret wol eyn jar / vnd iſt gleich
gůt zueſſen / vnd ſie nennen das Meel V. Y. than .
Auch machen ſie auß fiſch vnd fleyſch meel / thun jm alſo /
bꝛaten das fleyſch oder fiſch vber dem fewer jm rauch / vnd lon
es gantz duͤrre werden / zerpfluͤcken es / derꝛen es dennoch noch
eyn mal auff dem fewer inn gefeſſen / welche ſie darzů gebꝛant
haben / heyſſen Yneppann / darnach ſtoſſen sie es kleyn in ey-
nem hoͤltzern moͤꝛſſer / vnnd ſeihen es durch eyn ſieb / machen
es ſo zů meel / das wert lange zeit / dañ ſie haben keynen ge-
bꝛauch fiſch vnd fleyſch zu ſaltzen . Solch meel eſſen ſie dann
zů dem wurtzel meel / vnd es ſchmecket zimlich wol .
Wie ſie jre ſpeis gar machẽ . Ca. XII .
E S ſeind vil geſchlecht der voͤlcker die keyn ſaltz eſſen . Die
jenigen da ich vnter gefangen war / deren etliche eſſen ſaltz /
welchs ſie von den Frantzoſen / die mit jnen handeln / geſehen
hatten . Aber ſie berichten mich / Wie eyn nation voͤlcker / dar-
an jr landt ſtoſſet / heyſſen die Karaya / landtwerts hinein
von dem meer ab / die da ſaltz maͤchten von palmen beumen /
vnd daſſelbige eſſen / aber die fein vil bꝛauchten zu eſſen / lebten
nicht lang . Vnd ſie machen es vff den gebꝛauch dañ ich es ſa-
he vnd darzů halff : Sie hawen eynen dicken palmen baum
vmb / vnd kliberen den inn kleyne spꝛeißlin / machen darnach
eyn geſtelle von trucknem holtz / legen die spꝛeißlein darauff /
vnd verbꝛennen ſie mit dem duͤrꝛen holtz zu aͤschen / von der
aͤschen machen ſie laugen / vnd die ſiden ſie / das ſcheydet ſich
wie ſaltz . Jch meynet es were Salpeter geweſen / pꝛobieret es
im fewr / war aber keyner / ſchmacket wie saltz / war graw von
farben / Aber der mehꝛer teyl voͤlcker eſſen keyn ſaltz .
Wenn ſie etwas ſieden es ſei fiſch oder fleyſch / thun ſie ge
meynlich gruͤnen pfeffer darin / vnd wañ es zimlich gahꝛ iſt /
heben ſie es auß der bꝛuͤe / vnd machen dañ eynen duͤnnen bꝛei
drauß / den heyſſen ſie Mingau / dꝛincken jn auß Kuͤrbeſſen /
welche ſie voꝛ gefeſſe haben / auch wann ſie eynerley ſpeiſe
machen wollen / es ſei fleyſch oder fiſche / das es eyn zeitlang
were / das legen ſie 4. ſpannen hoch / vber das fewer / auff hoͤltz
leyn / vnd machen dañ eyn zimlich fewer darunter / lassen es
so bꝛaten vnd reuchern / bis das es gantz dꝛucken wird . Wann
ſie es darnach eſſen woͤllen / ſo ſieden ſie es wider auff / vnd
eſſens / vnd ſolch fleyſch heyſſen ſie Mockaein .
was für regiment vnd oꝛdnung ſie
haben mit der Obꝛigkeyt vnd rechten .
Caput xiij .
S Je haben ſonderlich keyn regiment oder recht / eyn yede
huͤtte hat eynen oberſten der ist jr kuͤnig . Dann alle jr
oberſten ſein von eynem ſtam / eyns gebiets vnnd regi-
ments / man mag dꝛaus machen was man wil . Es mag ſich
etwan eyner mehꝛ gebꝛaucht haben dann der ander in kriegs
handlung / das er der gestalt mehꝛ gehoꝛ hat wan ſie zů krie-
ge ziehen dañ die andern / gleich wie der voꝛgemelte Konian
Bebe . Sonſt hab ich keyn ſonderlich recht vnder jnen ver-
nommen / dann das die juͤngſten ſeind den eltiſten gehoꝛſam
zuthun was jre ſitten mitbꝛingen .
Wann etwan eyner den andern er ſchlecht oder er ſcheußt /
iſt die freundtſchafft bereytet den widerumb zutoͤdten / wie
wol es ſelten geſchicht . Auch ſeind ſie jrem oberſten der huͤt
ten gehoꝛſam / was der eynen heyßt das thut er ſonder eyni-
gen zwangk noch foꝛchte / dann alleyn auß gůtem willen .
Wie ſie jre düppen vnd gefeß backen /
die ſie bꝛauchen . Cap. xiiij .
D Je Weiber machen die gefeß die ſie nuͤtzen / alſo : Sie ne
men Thon / vnd machen den wie eyn teyg / daraus ma
chen ſie was gefeß ſie woͤllen / laſſens eyn zeitlang trucknen /
wiſſens fein zuuermalen / Vnd wann ſie die backen woͤllen /
ſtulpen ſie die auff ſteyne / ſetzen dann vil truckner baumſcha
len dꝛum her / ſtecken ſie an / vnd darmit werden ſie gebacken /
das es gluͤhet als eyn heyß eiſen .
wie ſie jre gedꝛencke machen daran ſie
ſich dꝛuncken dꝛincken / vnd wie ſie ſich halten mit
dem trincken . Caput xv .
D As weibs volck machet die gedꝛencke / ſie nemen die
wurtzel mandioka / vnd ſieden groſſe duͤppen vol / wens
geſotten iſt / nemen ſie es auß den duͤppen / gieſſens inn
eyn ander duͤppen oder gefeß / laſſens eyn wenig kalt werden /
dann ſetzen ſich die jungen maͤgde darbei / vnd kewen es mit
dem munde / vnd das gekewete thun ſie in eyn ſonderlich ge-
feß .
Wann die geſottenen wurtzeln alle gekewet ſein / thun ſie
das gekewete wider in das doͤppen / vnd gieſſen es widerumb
voll waſſers / vermengens mit den gekeweten wurtzelen / vnd
dann laſſen ſie es widerumb warm werden .
Dann haben ſie ſonderliche gefeß / welche ſie halb in die er-
den begraben haben / bꝛauchen ſie darzů / gleich wie man hie
die faſs zum wein oder bier gebꝛaucht / Da gieſſen ſie es dann
ein / vnd machens wol zů / das giert in ſich ſelbſt / wirt ſtarck /
laſſen es alſo zwen tage ſtehen / darnach trincken ſie es / wer-
den truncken daruon / Jst dicke / ſpeiſſet auch wol .
Es machet eyn yede huͤtte jre ſonderliche getrencke / Vnd
wann ſich jrer eyn doꝛff will froͤlich machen / welches gemeyn
lich des monats eynmal geſchicht / So gehn ſie erſt alle mit
eynander in eyne huͤtten / Trincken da erſt auß / das gehet ſo
auff der reige her / biß das ſie die getrencke in allen huͤtten auß
getruncken haben .
Sie ſetzen ſich vmb die gefeß her da ſie trincken / etliche
auff fewꝛbꝛende / etliche ſetzen ſich vff die erden . Die weiber
reichen jnen die getrencke fein oꝛdentlich / Etliche ſtehen / ſin-
gen vnd tantzen vmb die gefeß her / Vnd auff der stetde da ſie
trincken / schlagen ſie auch jr waſſer ab .
Das trincken wehꝛet die gantze nacht / dantzen auch wol
zwiſchen den bꝛenden her / růffen vnnd blaſen mit poſaunen /
machen eyn ſchꝛecklich geruͤcht wann sie truncken werden .
Auch ſihet man wenig das ſie vneyns werden . Sie ſein auch
eynander ſehr guͤnſtig / was der eyne mehꝛ hat von eſſen ſpeiß
dann der ander / teylet er jme mit .
was der Maͤnner zierde iſt / vnd wie
ſie ſich vermalen / vnd was jre namen ſein .
Caput XVI .
S Je machen eyne platten vff jrem haupt / laſſen drumb
her eyn krentzlein von haren wie eyn moͤnch . Jch hab
ſie offt gefragt / woher ſie das muſter der haar hetten /
Sagten ſie / Yhre voꝛvaͤtter hettens an eynem Manne geſe-
hen / der hette Meire Humane geheyſſen / vnd hette vil wun
derbarlichs dings vnter jnen gethan / vnd man wil es ſei eyn
Pꝛophet oder Apoſtel geweſen .
Weiter fragte ich ſie / womit ſie hetten die har konnen ab-
ſchneiden / ehe jnen die ſchiff hetten ſcheren bꝛacht / ſagten ſie
hetten eynen ſtein keil genomen / hetten eyn ander ding darun
ter gehalten / daruff die har abgeſchlagen / dañ die mittelſte
platte hatten ſie mit eynem ſchiber / eyns gehellen ſteyns /
welche ſie vil bꝛauchen zum ſcheren / gemacht . Weiter ha-
ben ſie eyn ding von roten feddern gemacht / heyſſet kannitta-
re / das binden ſie vmb den kopff .
Sie haben auch in den vnderſten lippen des mundes / eyn
groß loch / das machen ſie von jugent auff / wañ ſie noch jun-
gen ſein / ſtechen ſie jnen mit eynem ſpitzen hirtzhoꝛns knochen
eyn loͤchlin hindurch / darin stecken sie dañ eyn steynlein oder
eyn hoͤltzlein / vnd ſchmirens dañ mit jren ſalben / das loͤchlin
bleibt dañ offen / wen ſie nun ſo groß werden / das ſie werhaff
tig ſein / ſo machen ſie es jnen groͤſſer / dañ ſo ſteckt er eynen
groſſen gruͤnen ſteyn darin / Der iſt ſo geformiret / vnd das
schmale ende / oben / kompt inwendig / inn die lipen zuhangen
vnd das dicke heraus / vnd die lippen des mundes / hengt
jnen allezeit nider von dem gewigt des ſteyns / auch haben
ſie auff beyden oͤꝛtern des mundes / jn yedem backen noch ey-
nen kleynen ſteyn /
Etliche haben ſie von Criſtall ſteynen / die ſein ſchmal /
aber lang Vnd noch haben ſie eynen zieraht / den
machen ſie auß groſſen meerſchnecken heuſern / die heyſſen ſie
Marte pue / iſt gemacht wie eyn halbmohn / das hencken ſie
an den halß / vnd es ist schne weiß / Bogeſſy genant .
Auch machen ſie weiſſe koꝛellen von merſchnecken die henck
en ſie an den hals iſt eyns halmen dicke / haben vil arbeyt ſol
che zumachen .
Auch binden ſie Fedderbuͤſche an die Arme / vermalen ſich
ſchwartz / auch mit roten vnd weiſſen federn / ſo bundt durch
eynander / vnd die federn kleyben ſie auff den leib / mit mate-
rien die kompt auß den beumen / das ſtreichen ſie auff die oͤꝛ-
ter da ſie ſich befeddern woͤllen . Darauff ſtreichen ſie die fed-
dern / das bleibt kleben . Vnd ſie malen ſich auch / eynen arm
ſchwartz / den andern rot / die beyne vnd den Leib deſſelbigen
gleichen .
Haben auch eynen zierraht von Straußfedern gemacht /
Das ist eyn groß rund ding von federn / das binden ſie auff
den hinderſten wann ſie zů krieg ziehen gegen jre feinde / oder
wann ſie ſunſt eyn feſt machen / heyſſet Enduap .
Jre namen nennen ſie nach den wilden thieren / vnd ſie ge-
ben ſich vil namen / aber doch mit dem vnterſcheyd / Wann
ſie erſt geboꝛen werden /
so wirdt jnen eyn Nam
gegeben / den behalten ſie
nur ſolang / biß das ſie
wehꝛhafftig werden / vñ
Feinde todt ſchlagen / ſo
vil er dañ getoͤdtet hat /
so manchen namen hat
er .
Die Figur Enduaps . Was der weiber
zierꝛaht iſt .
Cap. 17 .
D Je Weiber malen ſich vnter dem angeſicht / vnd vber
den gantzen leib / auch auff die voꝛgeſagte weiſe / wie
ſich die Maͤnner vermalen . Aber ſie laſſen das haar lang
wachſen / wie auch andere weiber . Haben ſonderlich keynen
zierꝛaht / dañ in den ohꝛen haben ſie loͤcher / da hencken ſie din-
ger ein / ſein vngeferlich eyner ſpannen lang / rund / vngefer-
lich eynes daumen dick / heyſſen auff jre ſpꝛaach nambibeya /
machen es auch von meerſchnecken / Matte pue genant .
Yhre namen ſein nach den Voͤglen / Fiſchen / Fruͤchte der
beume geheyſſen / haben von jugent auff nur eynen namen /
aber ſo manchen ſchlauen die maͤnner todt ſchlagen / so man-
chen namen geben ſich die weiber auch .
Wann eyns dem andern lauſet / die leuſe eſſen ſie . Jch hab
ſie offtmals gefraget / warumb ſie es thun / Sie ſagten / Es
weren jre feinde / Eſſen jnen vom heubt / woͤllen ſich an jnen
rechen .
Es ſeind auch keyne beſondere Hab Ammen da . Wañ eyn
weib in kinds noͤten iſt / laufft hinzů wer der nechſt darbei iſt
beyde man vnd weib . Jch hab ſie ſehen gehen vngeferlich in
den vierdten tag darnach / wie ſie geberet hatten .
Sie tragen jre kinder auff dem ruck / in keippen von baum
woln garn gmacht / thun jr arbeit mit jn / die kindlin schlafen
vñ ſeind wol zufrid / wie ſehꝛ ſie ſich mit jnen buͤcken vnd regẽ .
wie sie den kindlein den ersten namen
geben . Cap. xviij .
D Er Wilden eyner / welcher mich fahen hulff / ſeine
fraw / hatte eynen jungen ſohn geberet / etliche tage
darnach / nam er ſeine nechſten nachpawern der huͤtten / be-
fragte ſich mit jnen / was er dem kinde wol voꝛ eynen namen
geben ſolte / der tapfer vnd ſchꝛecklich were / sie hielten jme vil
namen voꝛ / die jme nicht behagten / meynte er woͤlle jme der
vier voꝛvaͤtter namen eynen geben / ſagte die kinder ſo der na
men hetten / gedeieten wol / vnd weren ſpuͤtig ſchlauen zufan
gen / Nennete die vier voꝛvaͤtter / der erſte hieß Krimen / der
ander Hermittan / der dꝛitte Koem / des vierdten namen
hab ich nicht behalten Jch gedachte als er von Koem ſagte /
es muͤſte Cham ſein . Aber Koem heyſſet auff jre ſpꝛaach der
moꝛgen . Sagte ich jm / Das er jme den ſelben namen gebe /
Dann derſelbige würde freilich ſeiner voꝛvaͤtter eyner gewe-
ſen ſein . Der namen eynen behielt das kindt . So geben ſie
jren kindern namen / ſonder Tauff vnd Beſchneidung .
Wie vil weiber eyner hat / vnd wie er
ſich mit jnen helt. Cap. xix .
E S hat der meyſte hauff vnter jnen / eyner eyn weib / etli-
che auch mehꝛ . Aber etliche von jren Kuͤnigen haben
xiij. oder xiiij. weiber . Der Koͤnig dem ich das letzte mal ge
ſchenckt wurd / von welchem mich die Frantzoſen keufften /
Abbati Boſſange genant / der hatte vil weiber / Vnd eyne die
ſein erſte geweſen war / die war die oberſte vnter jnen . Eyne
yedere hatte jr eygen loſament in der huͤtten / eygen fewꝛ / jr
eygen wurtzeln gewechs / mit welcher er dann zuthun hatte /
in der ſelbigen loſament war er / die gab jm zuessen / das gieng
ſo vmb . Die kinder ſo ſie haben / wens kneblin ſind / vnd ſie
groß werden / ziehen ſie auff weydwerck / vnd was ſie bꝛingen /
gibt eyn yeder ſeiner mutter / die kochen das / vnd theylen dañ
den andern mit / vnd die weiber vertragen ſich wol vnternan-
der . Sie haben auch den gebꝛauch / das eyner dem andern
eyn weib ſchenckt so er eyner muͤd iſt . Auch ſchenckt eyner
dem andern etwan eyn dochter oder ſchweſter .
Wie ſie ſich verloben . Cap. xx .
S Je verloben jre doͤchter wann ſie noch jung ſein / vnd ſo
ſie groß werden das jnen weibs gebꝛauch kompt / ſchnei
den ſie jnen die haar ab vom kopff / kratzen jnen beſonderliche
ſchnidde in den ruͤcke / binden jnen etliche wilde thiers zene an
den hals / darnach wann das haar wider gewachſen iſt / vnd
die ſchnid zůgewachſen ſeind / ſo ſihet man gleich mol das zey
chen der ſchnid / dann ſie thun etwas dꝛein damit es ſchwartz
bleibe wann es zů geheylet , das halten ſie ſo fuͤr eyn ehꝛ .
Wann ſolche ceremonien geendet ſein / darnach vberliffern
ſie dem der ſie haben ſol / machen ſonderlich keyn Ceremonien .
Man vnd Weib halten ſich auch gebuͤrlich / machen jre ſach-
en heymlich .
Jtem / Jch hab auch geſehen / das eyn Oberſter von jnen
bei zeiten des morgens fruͤ durch alle huͤttẽ gieng / vñ kratzte
die Kinder mit eynem ſcharpffen fiſch zane in die beyn / ſie da
mit foꝛchtſam zumachen / auff das / wann ſie vnleidlich wer-
denn / die aͤltern jnen trawetenn / jener kompt / damit ſie ſie
ſchweygen .
Was jre guͤter ſein . Cap. XXI .
E S iſt keyn parthierũg vnter jnen / Wissen auch von
keynem gelt zuſagen . Jre ſchetze ſein feddern von
voͤgeln / welcher der vil hat der iſt reich / vnd wel-
cher ſeine ſteyn in den lippen des munds hat / der iſt auch der
reicheſten eyner .
Eyn yede parthei Man vnd Weib haben jr eygen wurtzeln
gewechs daruon ſie eſſen .
Was jr groͤſeſte ehꝛ iſt . Cap. XXII .
D As iſt jr ehꝛ / Wann eyner vil Feinde gefangen vnnd
todt geſchlagen hat . Dann das iſt gebꝛeuchlich vnter
jnen / So manchen feind eyner todt ſchlecht / ſo man-
chen namen gibt er ſich / Vnd das ſein die voꝛnemſten vnter
jnen / welche ſolcher namen vil haben .
Woran ſie gleuben . Cap. XXIII .
S Je gleuben an eyn ding / das wechſt wie eyn kuͤrbs / iſt
ſo groß wie eyn halb maß doͤppen . Jſt inwendig hoel /
ſtecken eyn ſtecklin dardurch / ſchneiden eyn loͤchlein darein
wie eyn mundt / vnd thun kleyne ſteynlein darein / das es raſ-
ſelt / Raſſeln darmit wann ſie ſingen vnd tantzen / vnd heyſſen
es Tammaraka . Iſt ſo gefoꝛmirt wie volget .
Dieſelbigen hat das Mans volck / eyn yeder ſein eygens /
ſo ſeind nun etliche vnter jnen / welche ſie heyſſen Paygi / wer-
den vnter jnen geachtet gleich wie man hie die warſager ach-
tet / dieſelbigen ziehen des jars eyn mal durchs landt in alle
huͤtten / vnd geben fuͤr / Wie das eyn geyſt ſei bei jnen geweſen /
welcher weit her von frembden oͤꝛtern kom̃en were / hette jnen
maacht geben / das alle die raſſelen Tammaraka / welche ſie
woͤllen / ſollen ſpꝛechen vnd macht bekommen wo sie es vmb
bitten solle er gewehꝛet sein Eyn yeder will dann / das in ſeine
raſſelen die gewalt kom̃e / machen eyn groß feſt / mit trincken /
ſingen vnd weiſſagen / halten vil ſeltzamer Ceremonien . Dar-
nach beſtimmen die wahꝛſager eynen tag / in eyne huͤtten /
welche ſie ledig machen / muͤſſen keyne weiber oder kinder da-
rinne bleiben / dañ gebieten die wahꝛſager / das eyn jeder ſein
Tammaraka rot vermale / mit federn vnd dahinkomme / ſo
woͤlle er jnen die gewalt vberlifferen das ſie ſprechen ſollen .
Darnach komen ſie in die hütten / ſo ſetzen ſich die warſager
obenan / vñ haben jre Tammaraka bei ſich in der erden ſte
cken / Darbei ſtecken die andern jre auch / Eyn yeder gibt den
Warſagern geſchenck / welches ſein flitſchpfeile / feddern / din
ger die ſie an die ohꝛen hencken / auff das ye ſeines Tammara
ka nicht vergeſſen werde . Wann ſie dañ alle bei eynander ſein /
ſo nimpt er dann eyn yedern Tammaraka ſonderlich / vnd be
reuchert es mit kraude / welchs ſie Bittin nennen . Darnach
nimpt er die Raſſel hart voꝛ den mundt / vnd raſſelt mit / vnd
ſagt zů jm : Nee Koꝛa / nun rede / vnd laß dich hoͤꝛen / biſtu da
rinne . Dann redet er kleynlich / vnd gerad eyn woꝛt das man
nicht wol mercken kan . Ob es die raſſel thu / oder ob er es
thue / Vnd das ander volck meynet / die raſſel thu es . Aber der
warſager thuts ſelbs / ſo thut er mit allen raſſeln / eyner nach
der andern . Eyn yeder meynet dann / das ſeine raſſel groſſe
maacht bei ſich hab . Dann gebieten jnen die warſager / das
ſie zů kriege ziehen / feinde fangen / dann die geyſter ſo in dem
Tammaraka ſeien / geluͤſte ſchlauen fleyſch zueſſen / demnach
ziehen ſie zů kriege .
Wenn nun der warſager Paygi auß allen raſſeln goͤtter
gemacht hat / ſo nimpt dañ eyn yeder ſein raſſeln hin / heyſſet
ſie lieber ſohn / machet jr eyn eygen huͤttlin / da es inne ſtehet /
setzt jme eſſen voꝛ / begert von jme alles was jme von noͤten
iſt / gleich wie wir den warhafftigen Gott bitten / das ſein nu
jre goͤtter . Mit dem warhafftigen Gott der hymel vnd
erden gechaffen hat / haben ſie keyne bekuͤmmernus mit / hal-
tens fuͤr eyn alt herkommens / das hymel vnd erden geweſen
ſei . Wiſſen ſonst nichts ſonderlich von anfang der welt .
Dann ſie ſagen / Es ſei eyn mal eyn groß waſſer geweſen /
hab alle jre voꝛvaͤtter verſeuffet / vnd etliche ſeien inn eynem
nachen daruon kommen / etliche auff hohen beumen . Welchs
ich achte / es muͤſſe die ſuͤndtflůt geweſen ſein .
Wie ich nu das erſte mal vnter ſie kam / vnd ſie mir daruon
ſagten / meynte ich es were ettwan eyn Teuffels geſpenſte /
Dann ſie ſagten mir offtmals wie die dinger ſpꝛechen Wie ich
nun in die huͤtten kam / da die Weiſſager inne waren / welche
die dinger ſolten ſpꝛechen machen / muſten ſie ſich alle nider
ſetzen . Aber wie ich den betrůg ſahe / gieng ich zur huͤtten hin-
naus / gedachte / Wie eyn armes verblentes volck iſt das .
Wie ſie auß den weibern weiſagerin
machen. Cap. xxiiij .
S Je gehen erſtmals in eyne huͤtten / vnd all die weiber der
huͤtten / nemen ſie die eyne voꝛ / die ander nach / vnd bereuch
eren ſie / darnach muß das weib kreiſchen vnd ſpꝛingen / vnnd
vmblauffen biß ſo lange ſie muͤde werden / das ſie auff die er-
den fallen / gleich als ob ſie todt weren / darnach ſagt der
weiſſager / ſihe itzt iſt ſie todt / balt wil ich ſie widerumb leben-
dig machẽ / wañ sie dañ widerumb zů ſich ſelbs kompt / ſagt
ſie ſein nun ſpudig / zukuͤnfftige dinge zuſagen . Wann ſie
dañ zů kriege ziehen / ſo muͤssen jnen die weiber vber den krieg
warſagen .
Es fieng eyn mal meines herꝛen fraw ( dem ich geſchenckt
wurd zu toͤdten ) eyne nacht an zuweiſſagen / ſagte zů jrem
Manne / jr wer eyn geyſt auß frembden landen kommen / der
begerte von jr zuwiſſen / wie bald ich ſolte getoͤdtet werden /
vnd fragte nach dem holtz / darmit man mich ſolte todtschla
gen / wo das were . Er antwortet jr / Es were nicht weit / alle
ding were fertig / nur alleyn / er lieſſe ſich beduncken / ich were
keyn Poꝛtugaleſer / ſondern eyn Frantzoſe .
Wie das weib jre weiſſag volnbꝛacht hatte / Fragte ich ſie /
Warnmb ſie mir ſo nach dem leben ſtuͤnde / dieweil ich keyn
feindt were / ob ſie nicht foͤꝛchtet / das jr mein Gott eyn plage
zů ſchicket . Sie ſagte / Jch ſolte mich nicht daran keren /
dann es weren frembde geyſter / wolten beſcheyd vmb mich
wiſſen / Solcher Ceremonien haben ſie vil.
Worinnen ſie auff dem waſſer faren .
Caput XXV .
E S iſt eyn art beume im lande / welche heyſſen Yga Y
wera / des baums ſchalen loͤſen ſie gantz ab / von oben
an biß vnden auß / machẽ beſunderlich geſtell vmb den baum
her / dieſelbige gantz abzubꝛingen .
Darnach nemen ſie die ſchale / vnd tragen ſie auß dem ber-
ge / bei das Meer / hitzen ſie mit fewer / beugen ſie hinden vnd
foꝛne hoch auff / binden mitten zwerſt hoͤltzer daruͤber / das
ſie ſich nicht weiten / machen nachen darauß / darinnen jrer
30 zu kriege konnen fahꝛen / die ſchale iſt eynes daumen dick
wol 4. fuͤeſſe in die weite 40. fuͤſſe lang / etliche lenger etliche
kürtzer / dieſelbigen ruddern ſie ſchwinde / faren darmit ſo weit
ſie woͤllen / wenn das meer vngestuͤm iſt / zihen ſie die nachen
auffs land / bis es wider gůt wetter wird / ſie geben ſich vber
zwo meil weges nicht ins meer / aber langes dem lande her /
faren ſie weit .
warumb eyn feind den andern eſſe .
Caput XXVI .
S Je thun es von keynem hunger / ſondern von groſſem haß
vnd neid / vnd weñ ſie im kriege gegen eynander scharmuͤtz-
len / růffet eyner dem andern auß groſſem haß zů / Dete Jm-
meraya / Schermiuramme / heiwoe / dich kom̃e alle vngluͤck
an mein eſſe koſt / De kange Juca eypota kurine / ich wil dir
noch heutiges tages deinen kopff zerſchlagen / Sche Jnnam
me pepicke Reſeagu / Meiner freunde todt an dir zurechen
bin ich hie / Yan de ſoo / ſche mocken Sera / Quoꝛa Ossoꝛime
Rire / ꝛc. Dein fleyſch ſol heutiges tages ehe die Sonne vnter
gehet / mein gebꝛates ſein . Solches alles thun ſie auß groſſer
feindtſchafft .
wie ſie jre anſchlege machen wan ſie
woͤllen in jrer feinde landt zů krieg ziehen . Cap. 25 .
W Ann ſie woͤllen in jrer feind land zů kriege ziehen / ſo ver
ſamlen ſich jre Oberſten / berathſchlagen ſich wie ſie es
machen woͤllen / das entbieten ſie den inn alle huͤtten hin vnd
wider / das ſie ſich ruͤſten / Vnd ſie nennen eyn art fruͤchte der
beume / wann die reiff werden ſo woͤllen ſie außziehen / dann
ſie haben keynen vnderſcheyd der jar vnd tag . Auch beſtim
men ſie eyn zeit außzuziehen / wañ eyn art fiſche leychen / wel-
che Pꝛatti heyſſen auff jre ſpꝛaach / vnd die leych zeit nennen
ſie Pirakaen . Vff ſolche zeit ruͤſten ſie ſich mit nachen vnnd
pfeilen / vnd hart wurtzeln meel / welchs ſie heyſſen V Y than
zů victalia . Darnach beratſchlagen ſie ſich mit den Pagy / den
weiſſagern / Ob ſie auch ſollen victoꝛiam haben . Die ſagen
dann wol ja . Doch befelhen ſie jnen / das ſie achtung auff die
treume haben / die jn von den feinden treumen . Wañ der mey-
ſte hauff treumet / ſie ſehen jrer feinde fleyſch bꝛaten / das be-
deutet victoꝛiam . Aber wañ ſie ſehen jr eygen fleyſch bꝛaten /
das bedeute nichts gůts / das ſie dann daheym bleiben Wañ
jnen die treume nun wol behagen / ruͤſten ſie zů / machen in al-
len huͤtten groſſe getrencke / trincken vnd tantzen mit den ab-
goͤttern Tammaraka / eyn yeder bittet ſeinen / das er jm helff
eynen feind fangen . Darnach fahꝛen ſie hin / Wann ſie dann
hart bei jrer feind landt kommen / ſo befelhen jre oberſten die
nacht zuuoꝛ / wañ ſie des andern tages jrer feind landtſchafft
woͤllen anfallen / das ſie die trewme behalten / welche jnen
die nacht treumen .
Jch war eynen zug mit jnen / wie wir nun hart bei jrer
feinde land waren / den abent zuuoꝛne / wie jre meynũg war /
die andere nacht / jrer feinde land / anzufallen / gieng der oͤber
ſter durch das laͤger her / ſagte das ſie die treume wol behieltẽ /
die jnen die nacht treumen würden / gebot weiter / das die
jungen geſellen ſolten / wann der tag anbꝛeche / Wild ſchiſſen
vnd fiche fangen / das geſchahe / der oͤberste ließ es gar mach
en / darnach gebot er den andern oͤbersten / die kamen voꝛ ſeine
huͤtten / ſetzten ſich alle auff die erden / in eynem runden kreyß /
ließ jnen zueſſen geben / wie ſie geſſen hatten / verzeleten ſie die
treume / ſo viel das ſie jnen wol behagten / darnach tantzten
ſie mit den Tammaraka von freuden / jrer feinde huͤtten be-
ſichtigen ſie in der nacht / fallen an in der moꝛgenſtunde /
wañ der tag anbꝛicht / weñ sie eynen fangen / der hart vewunt
iſt / den toͤdten ſie als bald vnd fuͤhꝛen das fleyſch gebꝛaten
mit heym / welche aber noch geſund ſein / fuͤhꝛen ſie lebendig
mit heym / Darnach in jren huͤtten toͤdten ſie ſie / Sie fallen
an mit eynem groſſen geſchꝛey / tretten hart wider die erden /
blaſen in boſaunen / von kuͤrbſſen gemacht / haben alle ſchnuͤr
vmb ſich gebunden / die feinde damit zubinden / vermalen ſich
mit roten feddern / auff das ſie ſich voꝛ den andern kennen /
ſchieſſen ſchwinde / ſchieſſen auch feurige pfeile auff jrer feind
huͤtten / die damit anzuſtecken / Vnd wañ jrer eyner verwund
wirt / haben ſie jr eygen kreuter damit ſie ſich heylen .
Was jr kriegsruͤſtung iſt . Ca. 28 .
S Je haben flitſchbogen / vnnd die ſpitzen der pfeile ſind
von knochen / die ſie ſcharpff wetzen / vnnd darauff binden /
machen ſie auch von fisch zenen / welche man heysset Tibe-
raun / werden im Meer gefangen . Auch nemen ſie baumwol /
vermengen ſie mit wachs / bindens oben an die pfeile / ſtecken
fewꝛ darein / das ſein jre fewꝛ pfeile . Sie machen auch ſchild
von baumſchalen / vnd andern wilden thiers heuten / sie ver-
graben auch ſpitze doͤꝛner / gleich wie hie die fůßangel .
Habe auch von jnen gehoͤꝛt aber nicht geſehen / das / wenn
ſie es thun wollen / ſie jre feinde auß den feſtungen konnen
vertreiben / mit pfeffer / welcher da wechſt / der geſtalt . Sie
woͤlten groſſe fewꝛ machen / wann der windt wehete / vnnd
werffenn dann des pfeffers eynen hauffenn darein / wann
der dampff zů jnen in die huͤtten ſchluͤge / muͤſten ſie jnen ent-
weichen / vnd ich glaubs wol / Dañ ich war eyn mal mit den
Poꝛtugaleſern / in eyner pꝛouintz des landes Brannenbucke
genãt , wie hiebeuoꝛ gemelt Da blieben wir mit eynem ſchiff
auff dem trucknen in eynem refier ligen / dañ die flůt war vns
entgangen / vnd es kamen vil wilder / meynten vns zunemen /
aber kontens nicht . Da wurffen ſie vil truckener ſtreuch zwi-
schen das ſchiff vnd dz vfer / vermeynten vns auch mit pfef-
fers dampffe zuuerjagen / Aber ſie konten das holtz nicht an-
zuͤnden .
Mit was ceremonien ſie jre feinde
toͤdten vnd eſſen . Womit ſie ſie todtſchlagen / vnd
wie ſie mit jnen vmbgehn . Cap. xxix .
W Ann ſie jre feinde erſtmals heymbꝛingen / ſo ſchlagen
ſie die weiber vñ jungen . Darnach vermalen ſie jnen
mit grawen feddern / scheren jme die augbꝛawen vber den au
gen ab / Dantzen vmb jn her / binden jnen wol das er jnen nit
entlaufft / geben jme eyn weib das jnen verwaret / vnnd auch
mit jme zuthun hat / Vnd wann die ſchwanger wirdt / das
kindt ziehen ſie auff biß es groß wirt / Darnach wañ es jnen
in den ſinn kompt / ſchlagen ſie es todt vnd eſſens . Geben jm
wol eſſen / halten jnen ſo eyn zeitlang / ruͤſten zů / machen der
gefeß vil / da ſie die gedꝛencke in thun / backen ſonderliche ge-
feß / darin thun sie die reydtſchafft darmit ſie jnen vermalen /
machen Fedderqueste / welche ſie an das holtz binden / dar-
mit ſie jnen todt ſchlagen / Machen eyn lange ſchnur Maſſu-
rana genant / da binden ſie jnen inn wañ er ſterben ſoll . Wañ
ſie alle reydtſchafft bei eynander haben / ſo beſtimmen ſie eyn
zeit wann er ſterben ſoll / Laden die Wilden von andern doͤꝛf-
fern / das ſie auff die zeit dahin kommen . Dann machen ſie
alle gefeß vol getrencke / vnd eynen tag oder zwen zuuoꝛn / ehe
dann die weiber die getrencke machen / fuͤhꝛen ſie den gefan-
gen eyn mal oder zwey auff den platz / dantzen vmb jnen her .
Wann ſie nun alle bei eynander ſein / die von auſſen kom̃en /
ſo heyſſet ſie der Oberſte der huͤtten wilkommen / ſpꝛicht / So
kompt / helffet ewern feind eſſen . Des tages zuuoꝛne / ehe ſie
anheben zutrincken / binden ſie dem gefangenen die ſchnur
Muſſurana vmb den hals . Deſſelbigen tages vermalen ſie
das holtz / Jwera Pemme genant / darmit ſie jnen todt ſchla-
gen woͤllen / welches geſtalt iſt / wie dieſe
Figur anzeygt . Jſt lenger dann eyn klaff-
ter / ſtreichen ding daran das klebet . Dañ
nemen ſie eyer ſchalen die ſein graw / vnd
ſein võ eynem vogel Mackukawa genãt /
die ſtoſſen ſie kleyn wie ſtaub / vnnd ſtrei-
chen dann an das holtz . Dann ſitzet eyn
fraw vnd kritzelt in dem angeklebten eyer
ſchalen ſtaub . Dieweil ſie malet / ſtehet es
vol weiber vmb ſie her / die ſingen . Wann
das Jwera Pemme dann iſt wie es ſein
ſoll / mit fedder queſten vnd anderer reyd
ſchafft / hencken ſie es dann in eyne ledige
huͤtten vber die erden an eynen reydel / vñ
ſingen dañ darumb her die gantze nacht .
Deſſelbigen gleichen vermalen ſie dem
gefangenen ſein angeſicht . Auch dieweil
das weib an jme malet / dieweil ſingen die
andern . Vnnd wann ſie anheben zutrin-
cken / so nemen ſie den gefangnen bei ſich
der trincket mit jnen / vnd ſie ſchwatzen
mit jme .
Wann das dꝛincken nun eyn ende hatt / des andern tages
darnach ruhen ſie / machen dem gefangnen eyn huͤtlin auff
den platz / da er ſterben ſol / da ligt er die nacht inne / wol ver-
waret / Dann gegen morgen eyn gůte weil voꝛ tage / gehen ſie
tantzen vnnd ſingen vmb das holtz her darmit ſie jn todt
ſchlahen woͤllen biß das der tag anbꝛicht / dann zihen ſie den
gefangenen auß dem huͤttlin / bꝛechen das huͤtlin ab / machen
raum / dañ binden ſie jme die muſſurana von dem hals ab
vnd binden sie jme vmb den leib her / zihen ſie zů beyden ſeiten
ſteiff / Er ſtehet mitten darinn gebnnden / jrer vil halten die
Schnur auff beyden enden / Lassen jnen ſo eyn weil ſtehen /
legen ſteynlin bei jnen / darmit er nach den weibern werffe /
ſo vmb jnen her lauffen vnd dꝛawen jm zuessen . Dieſelbigen
ſein nun gemalet vnd darzů geoꝛdiniret / wenn er zerſchnit-
ten würdt / mit den erſten vier ſtuͤcken vmb die huͤtten her zu
lauffen / Darane haben die andern kurtzweil .
Wann das nun geſchehen iſt / machen ſie eyn fewer / vn-
geferlich zweyer schꝛitt weit von dem Schlauen / Das fewer
muß er ſehen / Darnach kompt eyn fraw mit dem holtz Jwe-
ra Pemme / gelauffen / keret die Fedder questen inn die hoͤhe /
kreiſſchet von freuden / lauffet voꝛ dem gefangenen vber / das
er es ſehen ſoll .
Wann das geſchehen iſt / ſo nimpt eyn Mans perſon das
holtz / gehet mit voꝛ den gefangenen ſtehen / helt es voꝛ jnen /
das ers anſihet / dieweil gehet der / welcher jnen todtſchlagen
wil / hin / ſelb 14 oder 15 vnd machen jre leib graw mit aͤschen /
dann kompt er mit ſeinen zucht geſellen vff den platz bei den
gefangnen / ſo vberliffert der ander ſo voꝛ dẽ gefangnen ſteht /
dieſem das holtz / ſo kompt dann der Kuͤnig der huͤtten vnd
nimpt das holtz / vnd ſteckts dem der den gefangenen ſol todt-
ſchlagen / eynmal zwiſchen den beynen her .
Welches nun eyn ehꝛ vnter jnen iſt / dañ nimpt der wide-
rumb das holtz / der den todt ſchlagen ſol / vnd ſagt dann / Ja
hie bin ich / ich wil dich toͤdten / dann die deinen haben meiner
freunde auch vil getoͤdtet vnd geſſen / antwoꝛtet er / wann ich
todt bin / ſo habe ich noch vil freunde / die werden mich wol
rechen / darmit ſchlecht er jnen / hinden auff den kopff / das jm
das hirn daraus ſpꝛingt / als bald nemen jn die weiber / zihen
jn auff das fewer / kratzẽ jm die haut alle ab / machen jn gantz
weis / ſtopfen jm den hindersten mit eynem holtze zů / auff
das jm nichts entgehet .
Wann jm dann die haut abgefeget iſt / nimpt jn eyn mans
perſon / ſchneidet jm die beyne vber den knihen ab / vnnd die
arme an dem leibe / dann kom̃en die vier weiber vnd nemen
die vier ſtuͤcke / vnd lauffen mit vmb die huͤtten her / machen
eyn groß geſchꝛey / von freuden / darnach ſchneiden ſie jm den
ruͤcke mit dem hinderſten von dem voꝛtheyl ab / daſſelbige
theylen ſie dann vnter ſich / aber das ingeweyd behalten die
weiber / ſieden / vnd in der bꝛüe machen ſie eynen bꝛei / mingan
genant / den dꝛincken ſie vnd die kinder / das ingeweyd eſſen
ſie / eſſen auch das fleyſch vmb das haupt her / das hirn in
dem heubt / die zungen / vnnd weß ſie ſunſt daran genieſſen
koͤnnen / eſſen die jungen . Wann das alles geſchehen iſt / ſo
gehet dann eyn yeder widervmb heym / vnd nemen jr theyl
mit ſich . Der jenige ſo dieſen getoͤdtet hat / gibt ſich noch ey-
nen namen / Vnd der Koͤnig der huͤtten kratzet jnen mit ey-
nem wilden thieres zane oben an die arme . Wann es recht
geheylet iſt / ſo ſihet man die maſen / das iſt die ehꝛe darfür .
Dann muß er denſelbigen tag ſtill ligen in eynem netz / thun
yhme eyn kleynes flitſchboͤglin / mit eynem pfeil / darmit er
die zeit vertreibt / ſcheuſſet in wachs / Geſchicht darumb das
jme die arme nicht vngewiſs werden von dem ſchꝛecken des
todtſchlagens . Dis als hab ich geſehen vñ bin dabei geweſen .
Sie koͤnnen auch bei keyner geſatzten zal weiter zelen dann
biß auff Fuͤnff / Wann ſie weiter zelen woͤllen / weiſen ſie bei
fingern vnd zehen der fuͤſſe . Wann ſie woͤllen von groſſer zal
reden / weiſen ſie vff vier oder fuͤnff perſonen / ſo vil finger vnd
zehen die haben .
Bericht etlicher Thier im lande .
Caput xxx .
E S hat in dem land Rehboͤck wie hie wild ſchwein /
zweyerley art . Deren art eyne ſein wie hie im land /
Die andern kleyn wie junge Schweinlein / heyſſen
Teygaſu Dattu / ſein ſehꝛ vbel zufahen in den fallen / welche
die wilden bꝛauchen wild zufangen .
Es hat auch Meerkatzen da / dꝛeierley art / Eyn art die
heyſſen Key / ſein der die hieher ins landt kommen .
Dann iſt noch eyn art die heyſſen Ackakey / Spꝛingen ge-
meynlich mit groſſen hauffen auff den beumen / machen eyn
groß geſchꝛey im holtz .
Vnd iſt noch eyn art die heyſſen Pꝛicki / ſein Rot / haben
baͤrte wie zigen / ſein ſo groß wie eyn mittelmeſſig hundt .
Auch hat es eyn art thierer heyſſen Dattu / iſt vngeferlich
eyner ſpannen hoch / anderthalber ſpannen lang / iſt gewap-
net allenthalben vmb den leib her / nur alleyn am bauch hat
es nichts . Das wapen ist wie hoꝛn / ſchleuſſet auff eynander
mit gelencken wie harniſch / hat eyn langes ſpitziges muͤnd-
lein / eynen langen ſchwantz / geht gern vmb ſteyn klippen her /
ſein ſpeis iſt omeyſen / hat fett fleyſch / hab offt daruon geſſen .
Die Figur Dattu .
Cap. xxxj .
Serwoy
Cap. xxxij .
E S hat auch eyn art Wildts / heyſſet Serwoy / iſt ſo groß
wie eyn katze / weis graw von haren auch schwartz graw .
hat eynen ſchwantz wie eyn katz . Vnnd wann es geberet /
hats eyn junges oder ſechs / hat eynen ſchlitz an dem bauch
iſt wol eyner halben ſpannen lang / vnd inwendig des ſchli-
tzes hats noch eyne haut / Dann der bauch iſt jme nit offen /
vnd inwendig dem ſchlitz hats die duͤtten / vnd wo es hin ge-
het / tregt es die jungen inn dem ſchlitz zwiſchen den zweyen
heuten . Jch hab ſie offtmals helffen fangen / vnd die jungen
auß dem ſchlitz gelanget .
Es hat auch vil Tieger thier im landt /
welche die leut wuͤrgen vnd groſſen ſchaden thun .
Hat auch eyn art Lewen / welche man heyſſet Leoparda /
das iſt geſagt / Gꝛawe Lewen . Vnnd anderer ſeltzamer
Thierer vil .
Es ist eyn thier genant Catiuare / helt ſich auff dem land
vnd in dem waſſer . Der ſchilff ſo bei den vfern der suͤſſen waſ-
ſer ſtehet / eſſen ſie . Wann ſie ſich voꝛ etwas foͤꝛchten / fliehen
ſie ins waſſer vff den grunt / ſein groͤſſer dañ eyn ſchaf / habẽ
eynen kopff nach der art wie eyn haſe / doch groͤſſer / vnd kurtz
oꝛen / haben eynen ſtumpffen ſchwantz / zimlich hohe beyne /
Lauffen auch ſchwind auff dẽ lande / von eynem waſſer zum
andern / iſt ſchwartz graw von haren / hat dꝛei klotzen an ye-
dem fůß / ſchmacket wie ſchweinen fleyſch .
Auch hat es eyn art groſſer Eydexen im waſſer / auch auff
dem lande / dieſelbigen ſein gůt zueſſen .
Von eyner art wurmlein wie kleyne
floͤhe / welche die wilden heyſſen Attun. Cap. 33 .
E S hat wuͤrmlein ſein wie floͤhe / doch kleyner / heyſſen
Attun auff der Wilden ſpꝛach / Werden in den huͤtten
von der leut vnreynigkeit . Die ſelbigen kriechen eynem in die
Fuͤsse / vnd es jucket eynen nur inwendig wann ſie hinein krie-
chen / die fressen ſich ins fleyſch hinein / das mann es ſonder-
lich nicht fuͤlet . Wann mann es nicht gewar wirt vnd ſie als
bald heraus langt / hecket es eynen klumpen niſſe / ſo rund wie
eyn erbis . Wann mans dann gewar wirt vnd herauß langt /
bleibt eyn loͤchlin im fleyſch ſo groß wie eyn erbis . Ich hab
geſehen / wie ich erſtmals mit den Hiſpaniern da in die land-
ſchafft kam / das ſie etlichen von vnſern geſellen die fuͤſſe gar
verderbten / dann ſie keyn acht daruff hatten .
Von eyner art fledermeuſen des landes
wie ſie die leut des nachts im ſchlaff in die zehen der
fuͤſſe vnd in die ſtirn beiſſen . Cap. xxxiiij .
H At auch eyn art fledermeuß / ſein groͤſſer dann die ſo hie
in Deutsch land ſein / Die fliegen des nachts in die huͤt-
ten vmb die netz her / darinne die leut ſchlaffen . Vnd wann ſie
vernemen / das eyner ſchlaffet vnd ſie machen laßt / fliegen ſie
bei die fuͤſſe / vnd beiſſen eynen mundt vol / oder beiſſen ſie in
die ſtirne / vnd fliegen dann widerumb hinweg .
Do ich vnder den Wilden war / biſſen ſie mir offtmals von den
zehen der fuͤſſe / Wann ich auffwachete / ſahe ich die zehen
blůtig . Aber ſie beiſſen die wilden gemeynlich in die ſtirn .
Von Binen oder Jmen des lands .
Caput XXXV .
D Reierley art Bienen ſind in dem land / Die erſten ſein
nach der art ſchier wie die hie zu land .
Die anderen / ſein ſchwartz / vnd ſo groß wie fliegen .
Die dꝛitte / ſein kleyn wie muͤcken / diſe binen alle haben jren
honig in holen beumen / vñ ich hab offtmals mit den Wilden
honig auß gehawen / von alle den dꝛeien arten / das wir ge-
meynlich beſſern honig bei den kleyneſten funden / dann bei
den andern / ſie ſtechen auch nit ſo hart wie die bienen hie zů
lande / dañ ich offtmals geſehen hab / die wilden honig langẽ
das die bienen auff ſie flogen / vnd ſie genugſam abzuſtreichen
hatten von dem nacketem leibe / auch hab ich ſelbs den honig
nacket gelanget / aber ich muſte das erſtemal / von groſſem
wehe zů eynem waſſer lauffen / vnd ſie darinne abwaſchen /
ſolte ich jrer loß werden von dem leibe .
Von vogeln des landes . Cap. 36
E S ſeind auch vil ſeltzamer voͤggel daſelbst / eyn art ge-
nant / VWara Pirange / die haben jre fuͤdderungen bei
dem meer / niſten auff den klippen / welche leigen hart bei dem
lande / iſt bei nahe ſo groß wie eyn huen / hat eyn lange ſchnip-
pen / beyne wie eyn reyger / doch nicht ſo lang / hat die natur /
die erſten feddern / ſo den jungen außſpꝛiessen ſein weis graw
Darnach wen ſie fluͤck werdẽ / ſein ſie ſchwartz graw / darmit
fliegen ſie dann bekant eyn jar / dañ verwandeln ſich dieſelbi-
gen feddern vnd der gantze Vogel / wird ſo rod / als eynige
rote farbe ſein mag / ſo bleibt er dann / ſeine feddern ſein groß
geacht von den Wilden .
Bericht etlicher beume des landes .
Caput xxxvij .
E S ſein da beume welche die wilden Junipappeeywanen
nen / auff denſelbigen baumen wechſt eyn frucht eynem
apffel nicht ſehꝛ vngleich / die frucht kawen die wilden / vnnd
dꝛucken den safft in eyn gefeß / darmit vermalen sie sich / wenn
ſie es erstmals auff die haut ſtreichen iſt es wie waſſer / dar-
nach vber eyn weile wird jnen die haut ſo ſchwartz wie dintẽ
das weret bis in den neunten tag / dan ſo vergehet es / vnd nit
ehe der zeit / wie vil ſie ſich waſchen jm waſſer .
Wie die Baumwol wechſet vnd der Pra-
ſilianiſche pfeffer / auch etliche andere wurtzeln mehꝛ /
welche die wilden pflantzen zů eſſen . Cap. 38 .
D Je baumwol wechſet auff beumelein / vngeferlich ey-
ner klofftern hoch / hat vil eſte / wen ſie bluͤet / gewinnet
ſie knoͤpfe / wenn ſie wil reiff werden / thut ſie ſich auff / vnd die
woll ſtehet ſo in den knoͤpffen vmb ſchwartze kernlein her /
welches die ſaat iſt / dauon man ſie pflantzt / der knoppen ſein
die ſtreuchlein vol .
Der pfeffer des landes / iſt zweyerley art / der eyne geel der
ander rod / wechſet doch auff eyne weiſe / gruͤne iſt er ſo groß
wie die hagenputten ſo auff den doͤꝛnen wachſen / iſt eyn kley
nes beumlein / vngeferlich eyner halben klofftern hoch / vnd
hat kleyne bletlin / hengt vol des pfeffers / iſt ſcharpff in dem
munde / pfluͤcken jn ab wañ er zeitig iſt / trucknen jnen in der
ſonnen . Vnd iſt noch eyn art kleynes pfeffers / dieſem obge-
nanten nicht ſehꝛ vngleich / welchen ſie auch auff die art
truckenen .
Es ſein auch wurtzelen die heyſſen Jettiki / ſein von gů-
tem geſchmack . Wann ſie die pflantzen / ſchneiden ſie die inn
kleyne ſtuͤcklein / ſtecken die ſtuͤck in die erden / das empfengt
ſich dann vnd bꝛeytet ſich vber die erden her / wie hoppen bꝛe-
men / wirt voll der wurtzelen .
Beschluſs rede .
Dem leſer wuͤnſchet Hans Staden
Gottes gnad vnd fried .
G Vnſtiger Leſer / Dieſe meine
Schiffart vnd reyſe / hab ich auß vꝛſach der
kuͤrtze nach / beſchꝛieben / alleyn den anfang
zuerzelen / wie ich in der tyrannischen voͤl-
cker gewalt kommen bin . Darmit anzuzey
gen / wie gewaltiglich one alles hoffen / mich der Nothelffer
vnſer Herr vnd Gott erloͤſet hat auß jrer gewalt . Das auch
eyn yeder hoͤꝛe / das der Allmechtige Gott yetzt noch eben ſo
wol ſeine Chꝛiſtgleubigen vnder dem gotloſen Heydniſchem
volck wunderbarlich beſchuͤtzet vnd geleytet / als er von anbe
gin ye gethon hat / Das auch eyn yeder mit mir Gott darfuͤr
danckbar ſei / vnd ſich in der zeit der noht auff jnen verlaſſe .
Dann er ſelber ſpꝛicht : Růffe mich an inn zeit der noht / ſo
wil ich dich erꝛetten / vnd du ſolt mich pꝛeiſen / & c̃ .
Nun moͤcht mancher ſagen / Ja ſolte ich das alles dꝛu-
cken laſſen was ich mein tag verſucht vnd geſehen hab / muͤſt
ich eyn groß bůch machen . Es iſt war / der geſtalt nach / wuͤ-
ſte ich auch noch vil mehꝛ zubeſchꝛeiben / Aber es hat die ge-
ſtalt nicht / Jch hab die meynung / was mich darzů bewegt
hat diſs buͤchlein zubeſchꝛeiben / gnugſam hin vnd wider an-
gezeygt . Wiewol wir alle ſchuldig ſein Gott zuloben vnd dan-
cken / das er vns behuͤtet hat / von der erſten geburt ſtunden
biß auff die gegenwertige ſtund vnſers lebens .
Weitter / So kan ich das wol erachten / das der innhalt
dieſes buͤchlins etlichen wirt frembd beduncken . Wer kan da
zů . Nichts deſto weniger / ſo bin ich der erſte nicht / vnd wer-
de der letſte auch nicht bleiben / dem ſolche ſchiffarten / land
vnd voͤlcker wol bekant ſein / Die ſelbigen es auch aller ding
nit mit lachen / ſein inne woꝛden / vnd noch innen werden .
Aber das dem / den man vom leben zum tod bꝛingen will /
ſolte zu můte ſein / als denen die weit daruon ſtehn vnd zůſe-
hen / oder die daruon hoͤꝛen ſagen / das weyß ſich eyn yeder
wol zuberichten .
Wann die auch alle ſolten den tyranniſchen feinden in jre
gewalt kommen / so inn America ſiegeln / wen wolte dann da
hin verlangen .
Aber das weyß ich warhafftig / das manch ehꝛlich Man
in Caſtilien / Poꝛtugal / Franckreich / auch etliche zů Antdoꝛff
in Bꝛabandt / ſo in America geweſen ſein / mir des muͤſſenn
zeugnis geben / das deme ſo ſei wie ich ſchꝛeibe .
Aber denen ſo ſolche dinge vnbewuſt ſein / berůffe ich mich
auff dieſe zeugen / Gott zuuoꝛ an .
Die erſte reyſe ſo ich thet in America / war mit eynem Poꝛ
tugaleſischen Schiffe / der Hauptman hieß Pintyado / wa-
ren vnſer dꝛei Deutſchen im ſchiff / Eyner war von Bꝛemen /
hieß Heinrich Bꝛant / Der ander hieß Hans von Bꝛuchhau
ſen / Vnd Ich .
Die ander reyſe thet ich von Ciuilien auß Hiſpanien nach
Rio de Platta / eyn pꝛouintz in Amerika gelegen ſo genant /
Der Oberſte zů den ſchiffen hieß Don Diego de Senabꝛie /
War keyn Deutſcher auff der reyſe mit . Aber nach langer
muͤhe / angſt vnd gefahꝛ zů waſſer vnd land / welches wehꝛete
zwey jar / alles in der eynen reyſe wie gemelt . Zum letſten lit-
ten wir Schiffbꝛuch / bei eyner inſeln / genant S. Vincente /
leigt hart an dem Fůßfeſten lande Pꝛaſilien / Vnnd Poꝛtu-
galeſer bewonen ſie . Daſelbst fand ich eynen Landtsman /
Eobani Heſſi ſeligen ſohne eynen / der mich da wol empfing /
Noch hatten Kauffherꝛn von Antdoꝛff / welche mann die
Schetz heyßt / eynen Factoꝛ da / der hieß Peter Roͤſel / die bey-
de muͤſſen mir des zeugnus geben / wie ich da bin ankom̃en /
auch wie ich letzlich von den Tyranniſchen feinden bin ge-
fangen woꝛden .
Weitter / die Schiffleut ſo mich den Wilden abkaufften /
waren auß Noꝛmandi in Franckreich . Der hauptman des
Schiffs war von Wattauilla / genant Wilhelm de Moner /
Der Steurman hieß Francoy de Schantz / war von Har-
floꝛ / der Dolmetſch war von Harfloꝛ / genant Perott . Die
Ehꝛlichen leut ( Gott lone es jnen in der ewigen ſeligkeyt ) die
haben mir geholffen / nechſt Gott / inn Franckreich / Haben
mir helffen eyn paſsport erlangen / Haben mich gekleydet /
gaben mir zerung / die muͤſſen mir des zeugnus ſein / wo ſie
mich bekommen haben .
Darnach ſchiffte ich von Dippaw auß Franckreich / kam
gen Lunden inn Engellandt . Da erfůhꝛen die kauffgeſellen
der Nidderlendiſchen burſche von dem ſchiffman / damit ich
dahin kam / wie es vmb mein ſach gelegen war / Luden mich
zů gaſt / verehꝛeten mich mit eynem zeerpfenning / Darnach
ſiegelte ich in Deutſch landt .
Zů Antdoꝛff kam ich inn das hauß von Oka / zů eynem
kauffherꝛn Jaſpar Schetzen genant / dem ſelbigen ſteht der
gemelte Factoꝛ Peter Roͤſel in ſancto Vincente mit zů / wie
gemelt / Dem bꝛacht ich die zeittungen / wie die Frantzoſen ſei-
nes Factoꝛs ſchifflein in Rio de Jenero hetten angefallen /
aber weren wider abgeſchlagen . Der ſelbig kauffher ſchanck-
te mir zwen Keyſers ducaten zur zerung / Gott woͤlle es jm
vergelten .
S O nun ettwan eyn junger geſell were / der mit dieſem
ſchꝛeiben vnd zeugen keynen genuͤgen hette / Darmit
er nit im zweiffel lebe / ſo neme er Gott zu hilff / vnd fa
he dieſe reyſe an / Jch hab jm hierin kundtſchafft genug ge-
laſſen / der ſpur volge er nach / Dem Gott hilfft / iſt die wellt
nicht zůgeſchloſſen .
Dem Allmechtigen Gott / der alles in allem iſt /
ſei lob / ehꝛ vnd pꝛeiß von ewigkeyt zů
ewigkeyt Amen .
Errata .
Jn B iij. facie pꝛima / linea 15. ſteht gollicht / sol heyſſen
eyn vnſchlicht liecht .
Jtem / Es ſeind fünff foꝛmen / welche verkert ſein
vnd verſehen durch das Foꝛmen reiſſen .
Zů Marpurg im Kleeblatt / bei
Andꝛes Kolben / vff Faſtnacht . 1557 .