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[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].

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Hirnschleiffer.
vnnd steigt bald in dises/ bald in ein anders
Hauß. Die Füß eines Pferdts bedeut das
nagen deß Gewissens/ dann wie das Roß ein
Kriegerisch vnd streitbares Thier ist/ also
machet der Todt/ daß die Seel wider Gott
streittet/ vermittelst deß beissens vnd nagens
deß gewissens/ dann sie muß jhm rechenschafft
geben von allen wercken. Durch deß Löwen
Angesicht wird bedeut die ohnforchtsambkeit
oder keckheit vnd vnerschrockenheit deß Todts/
dann er förchtet weder junge noch alte/ weder
arme noch reiche/ weder weise noch einfeltige/
weder Geist- noch Weltliche: Er ist der Plu-
to,
von deme die Poeten sagen/ daß er ein
Gott der Höllen seye/ vnd drey Menschen
Köpff habe/ dardurch die drey alter/ nemmlich
die Kindtheit/ die Jugent vnd das Alter be-
deut werden. Die drey Reyen Zeen bedeuten
die vnderschidliche weisen/ mit deren er die
Menschen tödtet/ dann derselb tödtet den ei-
nen mit dem Schwert/ den andern im Meer/
den dritten im Beth/ den vierdten mit gifft.
Das grosse Horn bedeut/ daß der Todt alles
vmbstosset/ so wol den Kayser vnd Pabst/ ja
alles was geboren wirdt/ dann omne quod

nasci-
X x 3

Hirnſchleiffer.
vnnd ſteigt bald in diſes/ bald in ein anders
Hauß. Die Fuͤß eines Pferdts bedeut das
nagen deß Gewiſſens/ dann wie das Roß ein
Kriegeriſch vnd ſtreitbares Thier iſt/ alſo
machet der Todt/ daß die Seel wider Gott
ſtreittet/ vermittelſt deß beiſſens vnd nagens
deß gewiſſens/ dañ ſie muß jhm rechenſchafft
geben von allen wercken. Durch deß Loͤwen
Angeſicht wird bedeut die ohnforchtſambkeit
oder keckheit vñ vnerſchꝛockenheit deß Todts/
dann er foͤrchtet weder junge noch alte/ weder
arme noch reiche/ weder weiſe noch einfeltige/
weder Geiſt- noch Weltliche: Er iſt der Plu-
to,
von deme die Poeten ſagen/ daß er ein
Gott der Hoͤllen ſeye/ vnd drey Menſchen
Koͤpff habe/ dardurch die drey alter/ nem̃lich
die Kindtheit/ die Jugent vnd das Alter be-
deut werden. Die drey Reyen Zeen bedeuten
die vnderſchidliche weiſen/ mit deren er die
Menſchen toͤdtet/ dann derſelb toͤdtet den ei-
nen mit dem Schwert/ den andern im Meer/
den dritten im Beth/ den vierdten mit gifft.
Das groſſe Hoꝛn bedeut/ daß der Todt alles
vmbſtoſſet/ ſo wol den Kayſer vnd Pabſt/ ja
alles was geboꝛen wirdt/ dann omne quod

naſci-
X x 3
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[694[693]/0709] Hirnſchleiffer. vnnd ſteigt bald in diſes/ bald in ein anders Hauß. Die Fuͤß eines Pferdts bedeut das nagen deß Gewiſſens/ dann wie das Roß ein Kriegeriſch vnd ſtreitbares Thier iſt/ alſo machet der Todt/ daß die Seel wider Gott ſtreittet/ vermittelſt deß beiſſens vnd nagens deß gewiſſens/ dañ ſie muß jhm rechenſchafft geben von allen wercken. Durch deß Loͤwen Angeſicht wird bedeut die ohnforchtſambkeit oder keckheit vñ vnerſchꝛockenheit deß Todts/ dann er foͤrchtet weder junge noch alte/ weder arme noch reiche/ weder weiſe noch einfeltige/ weder Geiſt- noch Weltliche: Er iſt der Plu- to, von deme die Poeten ſagen/ daß er ein Gott der Hoͤllen ſeye/ vnd drey Menſchen Koͤpff habe/ dardurch die drey alter/ nem̃lich die Kindtheit/ die Jugent vnd das Alter be- deut werden. Die drey Reyen Zeen bedeuten die vnderſchidliche weiſen/ mit deren er die Menſchen toͤdtet/ dann derſelb toͤdtet den ei- nen mit dem Schwert/ den andern im Meer/ den dritten im Beth/ den vierdten mit gifft. Das groſſe Hoꝛn bedeut/ daß der Todt alles vmbſtoſſet/ ſo wol den Kayſer vnd Pabſt/ ja alles was geboꝛen wirdt/ dann omne quod naſci- X x 3

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Zitationshilfe: [Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618], S. 694[693]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/709>, abgerufen am 23.11.2024.