Arnold, Gottfried: Erklärung/ Vom gemeinen Secten-wesen/ Kirchen- und Abendmahl-gehen. Leipzig, 1700.noch jetzo nach vermeinter Reformation ungleich ärger im verkehrten Lu- 23. Drum sehe man nun zu/ welcher geist einen solchen regiere/ der 24. So viel mag zur erläuterung der anklage/ wegen des Abend- man
noch jetzo nach vermeinter Reformation ungleich aͤrger im verkehrten Lu- 23. Drum ſehe man nun zu/ welcher geiſt einen ſolchen regiere/ der 24. So viel mag zur erlaͤuterung der anklage/ wegen des Abend- man
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0043" n="42"/> noch jetzo nach vermeinter <hi rendition="#aq">Reformation</hi> ungleich aͤrger im verkehrten Lu-<lb/> therthum zu. Dabey ſo wol Chriſtliche Obrigkeit/ als die <hi rendition="#aq">Cleriſ</hi>ey/ ja<lb/> wol zu wuͤnſchen/ und zu foͤrdern hoͤchſt urſache haͤtten/ daß gottfuͤrchtende<lb/> gemuͤther nicht nur ingeheim GOtt unablaͤßig um beſſerung des gantz zer-<lb/> fallenen Regiments- und Kirchen-Weſens anrieffen/ ſondern auch in der<lb/> that den unbendigen rohen hauffen derer falſchen lehrer und zuhoͤrer mit<lb/> wuͤrcklicher entziehung von ihren gemeinen greueln beſchaͤmten/ und von<lb/> der nothwendigkeit einer aͤnderung mit worten und wercken alſo uͤberzeug-<lb/> ten. Denn ſollen die zeugen GOttes <hi rendition="#fr">keine gemeinſchafft mit den<lb/> wercken der finſterniß</hi> (dergleichen die gemeinen kirchendinge nach der<lb/> Lutheraner geſtaͤndnuͤß ſind) <hi rendition="#fr">haben/ ſondern ſie vielmehr beſtraffen<lb/> oder uͤberweiſen.</hi> <hi rendition="#aq">Eph. V.</hi> 11. Und ſoll alſo GOttes wille und rath er-<lb/> fuͤllet werden; ſo muß man jene daran nichthindern/ ſondern foͤrdern.</p><lb/> <p>23. Drum ſehe man nun zu/ welcher geiſt einen ſolchen regiere/ der<lb/> dergleichen ſorgfaͤltige Goͤttliche treue und vorſichtigkeit oͤffentlich als ein<lb/> groß verbrechen anklaget/ wieder ſein verſprechen mit ketzern/ ſonderlin-<lb/> gen/ neulingen u. ſ. f. auff ehrlich leute loßſchilt/ und den <hi rendition="#aq">Magiſtrat</hi> zur ver-<lb/> folgung und blutvergieſſung auffreitzet. Gewiß der frevel iſt allen auff-<lb/> richtigen gemuͤthern ſo gar offenbahr/ daß ich weiter nicht noͤthig habe den<lb/> urſprung/ die manier und weiſe ſolcher anklaͤger auch in dieſem punct vom<lb/> Abendmahl zu entdecken. Auch die Regenten und dero <hi rendition="#aq">Miniſtri</hi> ſind viel<lb/> zu klug/ daß ſie nicht die ſchulthorheit wiſſen und verachten ſolten/ wenn<lb/> ein jeder einfaͤltiger menſch meinet/ hohe Obrigkeit ſolle ſich als das<lb/><hi rendition="#aq">brachium ſeculare</hi> zum unſeligen <hi rendition="#aq">Inſtrument</hi> und <hi rendition="#aq">Executore</hi> ſeines unge-<lb/> reimten haſſes nach gefallen mißbrauchen laſſen. GOtt lob! <hi rendition="#aq">Politici</hi><lb/> ſind jetzo viel zu geſcheid und durch ſchaden gewitziget/ als das ſie ſich laͤn-<lb/> ger von der Pabſtentzenden <hi rendition="#aq">Cleriſ</hi>ey/ vielweniger von erſt anfangen den<lb/> ſchulleuten beherꝛſchen und herumfuͤhren laſſen/ und jenen zu gefallen wei-<lb/> teregerichte/ wie ſonſt/ uͤber ſich ziehen werden.</p><lb/> <p>24. So viel mag zur erlaͤuterung der anklage/ wegen des Abend-<lb/> mahlsgnug ſeyn. Jch will/ wie gedacht/ mit niemanden weiter uͤber die-<lb/> ſen/ oder andere puncte ſtreiten/ auch nicht uͤber der <hi rendition="#aq">privat-communion,</hi><lb/> und andern umſtaͤnden des Abendmahls. Denn ich halte weder dieſe noch<lb/> die oͤffentliche vor ſo unumgaͤnglich noͤthig/ daß ich einen goͤtzen draus<lb/> machte/ nachdem GOttes barmhertzigkeit eine ſtaͤtige inwendige nahrung<lb/> der ſeele an CHriſti gemeinſchafft uͤberfluͤßig darreichet. Sondern ich<lb/> bleibe in <hi rendition="#aq">poſſeffion</hi> der wahren freyheit/ darein mich mein meiſter und Herꝛ<lb/> geſetzet hat/ und bin darinne <hi rendition="#fr">gut Lutheriſch.</hi> Denn ich bekenne mit<lb/> Luthero aus angezogenen orthen: <hi rendition="#fr">Man ſeye nicht verdammt/ wenn</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">man</hi></fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [42/0043]
noch jetzo nach vermeinter Reformation ungleich aͤrger im verkehrten Lu-
therthum zu. Dabey ſo wol Chriſtliche Obrigkeit/ als die Cleriſey/ ja
wol zu wuͤnſchen/ und zu foͤrdern hoͤchſt urſache haͤtten/ daß gottfuͤrchtende
gemuͤther nicht nur ingeheim GOtt unablaͤßig um beſſerung des gantz zer-
fallenen Regiments- und Kirchen-Weſens anrieffen/ ſondern auch in der
that den unbendigen rohen hauffen derer falſchen lehrer und zuhoͤrer mit
wuͤrcklicher entziehung von ihren gemeinen greueln beſchaͤmten/ und von
der nothwendigkeit einer aͤnderung mit worten und wercken alſo uͤberzeug-
ten. Denn ſollen die zeugen GOttes keine gemeinſchafft mit den
wercken der finſterniß (dergleichen die gemeinen kirchendinge nach der
Lutheraner geſtaͤndnuͤß ſind) haben/ ſondern ſie vielmehr beſtraffen
oder uͤberweiſen. Eph. V. 11. Und ſoll alſo GOttes wille und rath er-
fuͤllet werden; ſo muß man jene daran nichthindern/ ſondern foͤrdern.
23. Drum ſehe man nun zu/ welcher geiſt einen ſolchen regiere/ der
dergleichen ſorgfaͤltige Goͤttliche treue und vorſichtigkeit oͤffentlich als ein
groß verbrechen anklaget/ wieder ſein verſprechen mit ketzern/ ſonderlin-
gen/ neulingen u. ſ. f. auff ehrlich leute loßſchilt/ und den Magiſtrat zur ver-
folgung und blutvergieſſung auffreitzet. Gewiß der frevel iſt allen auff-
richtigen gemuͤthern ſo gar offenbahr/ daß ich weiter nicht noͤthig habe den
urſprung/ die manier und weiſe ſolcher anklaͤger auch in dieſem punct vom
Abendmahl zu entdecken. Auch die Regenten und dero Miniſtri ſind viel
zu klug/ daß ſie nicht die ſchulthorheit wiſſen und verachten ſolten/ wenn
ein jeder einfaͤltiger menſch meinet/ hohe Obrigkeit ſolle ſich als das
brachium ſeculare zum unſeligen Inſtrument und Executore ſeines unge-
reimten haſſes nach gefallen mißbrauchen laſſen. GOtt lob! Politici
ſind jetzo viel zu geſcheid und durch ſchaden gewitziget/ als das ſie ſich laͤn-
ger von der Pabſtentzenden Cleriſey/ vielweniger von erſt anfangen den
ſchulleuten beherꝛſchen und herumfuͤhren laſſen/ und jenen zu gefallen wei-
teregerichte/ wie ſonſt/ uͤber ſich ziehen werden.
24. So viel mag zur erlaͤuterung der anklage/ wegen des Abend-
mahlsgnug ſeyn. Jch will/ wie gedacht/ mit niemanden weiter uͤber die-
ſen/ oder andere puncte ſtreiten/ auch nicht uͤber der privat-communion,
und andern umſtaͤnden des Abendmahls. Denn ich halte weder dieſe noch
die oͤffentliche vor ſo unumgaͤnglich noͤthig/ daß ich einen goͤtzen draus
machte/ nachdem GOttes barmhertzigkeit eine ſtaͤtige inwendige nahrung
der ſeele an CHriſti gemeinſchafft uͤberfluͤßig darreichet. Sondern ich
bleibe in poſſeffion der wahren freyheit/ darein mich mein meiſter und Herꝛ
geſetzet hat/ und bin darinne gut Lutheriſch. Denn ich bekenne mit
Luthero aus angezogenen orthen: Man ſeye nicht verdammt/ wenn
man
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