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Bachstrom, Johann Friedrich: Die Kunst zu Schwimmen. Berlin, 1742.

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Allein auf den Fall eines Schiff-Bruchs, vor-
aus wenn man noch weit vom Lande ist, und zwey
oder drey Tage, wie jener Engelländer, welcher,
nachdem er 3. Tag und 3. Nächte auf einem Stücke
Holtz ausgehalten, endlich an die Küste von Jüth-
land geworfen worden, auf dem Wasser bleiben
muß, wird es nöthig seyn, einen Vorrath von Le-
bens-Mitteln mit sich zunehmen. Der Leser be-
denke doch ein wenig, wenn es ihm gefällig, die Liebe,
welche ein Mensch zu seinem Leben haben müsse,
welcher 3. Tag und 3. Nächte, ohne zu essen, zu
trinken, und zu schlaffen im Wasser zubringen muß,
und allererst Gelegenheit findet, sich zu bergen,
nachdem er wieder eine Gefahr, welche unter allem
die gröste, lange Zeit gekämpfet. Allein mit mei-
nem Küraß würde man weit zeitiger zu Lande kom-
men, und falls man auch 3. Tage und 3. Nächte
auf dem Wasser aushalten müste, so könte man
doch dabei besser schlaffen, wie dieser Engeländer,
der vielleicht wohl 1000. mahl mag umgeworfen
seyn; Nicht zugedenken, daß, wenn man einige Le-
bens-Mittel zu sich gesteckt, man sich alsdenn der-
selben bedienen, und dadurch neue Kräffte ver-
schaffen könne.

Damit man aber nicht zweifle, daß mein Küraß
auch auf so lange Zeit widerstehen könne, so ist zu
wissen, daß ich denselben 3. Tag und 3. Nächte
mit Steinen bedeckt im Wasser bis zu einer gewis-
sen Tieffe liegen lassen, und doch nach Verlauf die-
ser Zeit gemerket, daß er nicht tiefer gesunken,
woraus man abnehmen kan, was geschehen seyn
würde, wenn ich ihn noch länger darin gelassen
hätte.

Es
C 5

Allein auf den Fall eines Schiff-Bruchs, vor-
aus wenn man noch weit vom Lande iſt, und zwey
oder drey Tage, wie jener Engellaͤnder, welcher,
nachdem er 3. Tag und 3. Naͤchte auf einem Stuͤcke
Holtz ausgehalten, endlich an die Kuͤſte von Juͤth-
land geworfen worden, auf dem Waſſer bleiben
muß, wird es noͤthig ſeyn, einen Vorrath von Le-
bens-Mitteln mit ſich zunehmen. Der Leſer be-
denke doch ein wenig, wenn es ihm gefaͤllig, die Liebe,
welche ein Menſch zu ſeinem Leben haben muͤſſe,
welcher 3. Tag und 3. Naͤchte, ohne zu eſſen, zu
trinken, und zu ſchlaffen im Waſſer zubringen muß,
und allererſt Gelegenheit findet, ſich zu bergen,
nachdem er wieder eine Gefahr, welche unter allem
die groͤſte, lange Zeit gekaͤmpfet. Allein mit mei-
nem Kuͤraß wuͤrde man weit zeitiger zu Lande kom-
men, und falls man auch 3. Tage und 3. Naͤchte
auf dem Waſſer aushalten muͤſte, ſo koͤnte man
doch dabei beſſer ſchlaffen, wie dieſer Engelaͤnder,
der vielleicht wohl 1000. mahl mag umgeworfen
ſeyn; Nicht zugedenken, daß, wenn man einige Le-
bens-Mittel zu ſich geſteckt, man ſich alsdenn der-
ſelben bedienen, und dadurch neue Kraͤffte ver-
ſchaffen koͤnne.

Damit man aber nicht zweifle, daß mein Kuͤraß
auch auf ſo lange Zeit widerſtehen koͤnne, ſo iſt zu
wiſſen, daß ich denſelben 3. Tag und 3. Naͤchte
mit Steinen bedeckt im Waſſer bis zu einer gewiſ-
ſen Tieffe liegen laſſen, und doch nach Verlauf die-
ſer Zeit gemerket, daß er nicht tiefer geſunken,
woraus man abnehmen kan, was geſchehen ſeyn
wuͤrde, wenn ich ihn noch laͤnger darin gelaſſen
haͤtte.

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C 5
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[41[39]/0045] Allein auf den Fall eines Schiff-Bruchs, vor- aus wenn man noch weit vom Lande iſt, und zwey oder drey Tage, wie jener Engellaͤnder, welcher, nachdem er 3. Tag und 3. Naͤchte auf einem Stuͤcke Holtz ausgehalten, endlich an die Kuͤſte von Juͤth- land geworfen worden, auf dem Waſſer bleiben muß, wird es noͤthig ſeyn, einen Vorrath von Le- bens-Mitteln mit ſich zunehmen. Der Leſer be- denke doch ein wenig, wenn es ihm gefaͤllig, die Liebe, welche ein Menſch zu ſeinem Leben haben muͤſſe, welcher 3. Tag und 3. Naͤchte, ohne zu eſſen, zu trinken, und zu ſchlaffen im Waſſer zubringen muß, und allererſt Gelegenheit findet, ſich zu bergen, nachdem er wieder eine Gefahr, welche unter allem die groͤſte, lange Zeit gekaͤmpfet. Allein mit mei- nem Kuͤraß wuͤrde man weit zeitiger zu Lande kom- men, und falls man auch 3. Tage und 3. Naͤchte auf dem Waſſer aushalten muͤſte, ſo koͤnte man doch dabei beſſer ſchlaffen, wie dieſer Engelaͤnder, der vielleicht wohl 1000. mahl mag umgeworfen ſeyn; Nicht zugedenken, daß, wenn man einige Le- bens-Mittel zu ſich geſteckt, man ſich alsdenn der- ſelben bedienen, und dadurch neue Kraͤffte ver- ſchaffen koͤnne. Damit man aber nicht zweifle, daß mein Kuͤraß auch auf ſo lange Zeit widerſtehen koͤnne, ſo iſt zu wiſſen, daß ich denſelben 3. Tag und 3. Naͤchte mit Steinen bedeckt im Waſſer bis zu einer gewiſ- ſen Tieffe liegen laſſen, und doch nach Verlauf die- ſer Zeit gemerket, daß er nicht tiefer geſunken, woraus man abnehmen kan, was geſchehen ſeyn wuͤrde, wenn ich ihn noch laͤnger darin gelaſſen haͤtte. Es C 5

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Zitationshilfe: Bachstrom, Johann Friedrich: Die Kunst zu Schwimmen. Berlin, 1742, S. 41[39]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bachstrom_schwimmen_1742/45>, abgerufen am 24.04.2024.