Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 8. Aufl. Göttingen, 1807.

Bild:
<< vorherige Seite


I. Platingeschlecht.

Der vollkommen gereinigte Platin-König
ist silberweiß; sein Gewicht = 20850 (folg-
lich der schwerste aller bekannten Körper in
der Natur*); so gereinigt ist er auch aus-
nehmend dehnbar und zähe**) (§. 253.); wird
in Königswasser aufgelöst und amalgamirt sich
mit siedendem Quecksilber; ist das strengflüssig-
ste Metall; und nächst dem Eisen das härteste;
laßt sich auch so wie dieses, schweißen. Ge-
brauch vorzüglich zu Maasstäben, Schmelz-
tiegeln, Pendelkugeln, Pyrometern, Räder-
werk in Taschenuhren, mit Kupfer und Arsenik
versetzt zu Telescopspiegeln etc.

1. Gediegen.

Unter dem Nahmen von Platina (dem Spa-
nischen Diminutiv von plata, Silber), seit 1736
bekannt. Meist nur in kleinen, fast stahlgrauen,
theils rundlichen, theils eckigen, meist aber plat-
ten Körnern; die aber außer der Platina noch
zehnerley andere Metalle (- nämlich: Gold

*) Im Drahtzug gestreckt oder stark gehämmert
steigt das specifische Gewicht dieses merkwürdigen
Metalls sogar auf = 23286.
**) So besitze ich z. B. noch vom sel. Ingen-Houß
Platindraht dünner als ein Menschenhaar; Kupfer-
blech auf einer Seite mit Silber, auf der andern
mit Platina platirt etc. (alle drey Lagen dieser
verschiedenen Metalle zusammen von der Dicke
eines Blattes Papier); auch einen aus Platina
scharf und nett ausgeprägten Bracteaten, den er
dem Astronomen Hell zu Ehren verfertigen lassen.


I. Platingeschlecht.

Der vollkommen gereinigte Platin-König
ist silberweiß; sein Gewicht = 20850 (folg-
lich der schwerste aller bekannten Körper in
der Natur*); so gereinigt ist er auch aus-
nehmend dehnbar und zähe**) (§. 253.); wird
in Königswasser aufgelöst und amalgamirt sich
mit siedendem Quecksilber; ist das strengflüssig-
ste Metall; und nächst dem Eisen das härteste;
laßt sich auch so wie dieses, schweißen. Ge-
brauch vorzüglich zu Maasstäben, Schmelz-
tiegeln, Pendelkugeln, Pyrometern, Räder-
werk in Taschenuhren, mit Kupfer und Arsenik
versetzt zu Telescopspiegeln ꝛc.

1. Gediegen.

Unter dem Nahmen von Platina (dem Spa-
nischen Diminutiv von plata, Silber), seit 1736
bekannt. Meist nur in kleinen, fast stahlgrauen,
theils rundlichen, theils eckigen, meist aber plat-
ten Körnern; die aber außer der Platina noch
zehnerley andere Metalle (– nämlich: Gold

*) Im Drahtzug gestreckt oder stark gehämmert
steigt das specifische Gewicht dieses merkwürdigen
Metalls sogar auf = 23286.
**) So besitze ich z. B. noch vom sel. Ingen-Houß
Platindraht dünner als ein Menschenhaar; Kupfer-
blech auf einer Seite mit Silber, auf der andern
mit Platina platirt ꝛc. (alle drey Lagen dieser
verschiedenen Metalle zusammen von der Dicke
eines Blattes Papier); auch einen aus Platina
scharf und nett ausgeprägten Bracteaten, den er
dem Astronomen Hell zu Ehren verfertigen lassen.
<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000030">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0694" xml:id="pb670_0001" n="670"/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <div n="3">
            <head rendition="#c">I. <hi rendition="#g">Platingeschlecht</hi>.</head><lb/>
            <p>Der vollkommen gereinigte Platin-König<lb/>
ist silberweiß; sein Gewicht =                             20850 (folg-<lb/>
lich der schwerste aller bekannten Körper                             in<lb/>
der Natur<note anchored="true" place="foot" n="*)"><p>Im Drahtzug gestreckt                             oder stark gehämmert<lb/>
steigt das specifische Gewicht dieses                             merkwürdigen<lb/>
Metalls sogar auf = 23286.</p></note>; so gereinigt ist                             er auch aus-<lb/>
nehmend dehnbar und zähe<note anchored="true" place="foot" n="**)"><p>So besitze ich z. B. noch                             vom sel. Ingen-Houß<lb/>
Platindraht dünner als ein Menschenhaar;                             Kupfer-<lb/>
blech auf einer Seite mit Silber, auf der                             andern<lb/>
mit Platina platirt &#xA75B;c. (alle drey Lagen                             dieser<lb/>
verschiedenen Metalle zusammen von der Dicke<lb/>
eines                             Blattes Papier); auch einen aus Platina<lb/>
scharf und nett ausgeprägten                             Bracteaten, den er<lb/>
dem Astronomen Hell zu Ehren verfertigen                             lassen.</p></note> (§. 253.); wird<lb/>
in Königswasser aufgelöst und                             amalgamirt sich<lb/>
mit siedendem Quecksilber; ist das strengflüssig-<lb type="inWord"/>
ste Metall; und nächst dem Eisen das härteste;<lb/>
laßt                             sich auch so wie dieses, schweißen. Ge-<lb/>
brauch                             vorzüglich zu Maasstäben, Schmelz-<lb/>
tiegeln,                             Pendelkugeln, Pyrometern, Räder-<lb/>
werk in Taschenuhren,                             mit Kupfer und Arsenik<lb/>
versetzt zu Telescopspiegeln &#xA75B;c.</p>
            <p rendition="#indent-1">1. Gediegen.</p>
            <p rendition="#l1em">Unter dem Nahmen von Platina (dem Spa-<lb/>
nischen Diminutiv von <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">plata</hi></hi>, Silber), seit 1736<lb/>
bekannt. Meist nur in kleinen,                             fast stahlgrauen,<lb/>
theils rundlichen, theils eckigen, meist aber                             plat-<lb/>
ten Körnern; die aber außer der Platina                             noch<lb/>
zehnerley andere Metalle (&#x2013; nämlich: Gold<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[670/0694] I. Platingeschlecht. Der vollkommen gereinigte Platin-König ist silberweiß; sein Gewicht = 20850 (folg- lich der schwerste aller bekannten Körper in der Natur *); so gereinigt ist er auch aus- nehmend dehnbar und zähe **) (§. 253.); wird in Königswasser aufgelöst und amalgamirt sich mit siedendem Quecksilber; ist das strengflüssig- ste Metall; und nächst dem Eisen das härteste; laßt sich auch so wie dieses, schweißen. Ge- brauch vorzüglich zu Maasstäben, Schmelz- tiegeln, Pendelkugeln, Pyrometern, Räder- werk in Taschenuhren, mit Kupfer und Arsenik versetzt zu Telescopspiegeln ꝛc. 1. Gediegen. Unter dem Nahmen von Platina (dem Spa- nischen Diminutiv von plata, Silber), seit 1736 bekannt. Meist nur in kleinen, fast stahlgrauen, theils rundlichen, theils eckigen, meist aber plat- ten Körnern; die aber außer der Platina noch zehnerley andere Metalle (– nämlich: Gold *) Im Drahtzug gestreckt oder stark gehämmert steigt das specifische Gewicht dieses merkwürdigen Metalls sogar auf = 23286. **) So besitze ich z. B. noch vom sel. Ingen-Houß Platindraht dünner als ein Menschenhaar; Kupfer- blech auf einer Seite mit Silber, auf der andern mit Platina platirt ꝛc. (alle drey Lagen dieser verschiedenen Metalle zusammen von der Dicke eines Blattes Papier); auch einen aus Platina scharf und nett ausgeprägten Bracteaten, den er dem Astronomen Hell zu Ehren verfertigen lassen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1807
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1807/694
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 8. Aufl. Göttingen, 1807, S. 670. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1807/694>, abgerufen am 23.11.2024.