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[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 12. Zürich, 1744.

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Strukaras,
bringen könnte, daß alle Poesie zugleich über
einen Haufen fallen und die matte und nicht den-
kende Reimerey derselben Stelle ungehindert
und ungestraft besitzen würde.

Die Critik versuchte darauf ein empfindliche-
res Mittel den Strukaras wo nicht vernünfti-
ger doch schamhaftiger zu machen. Sie hezete
ihre Schwester, die Satyre, gegen ihn auf.
Diese droschete ihn etliche mahl wacker ab, sie
gab ihn der gantzen Nation zum besten, er war
die Kurtzweil aller muntern Köpfe, und nur
bey dieser Gelegenheit haben sie mehr Witz ver-
schwendet, als man vorher der Nation zuge-
trauet hatte, daß sie in ihrem gantzen Vermö-
gen hätte. Die Strukaramben selber muß-
ten mitten in der Zeit, da sie sich über dieses Ge-
spötte der Satyre beklageten, bekennen, daß
es fein und voll Geistes wäre; aber sie kehreten
sich nicht daran, weil sie nicht erkenneten, daß das
Gelächter der Satyre auf wirckliche Schwach-
heiten des Verstandes und des Willens fiel.
Daher legeten sie alle Scham ab. Strukaras
blieb in ihren Augen die Ehre der Nation, der
Pfeiler der Dichtkunst, der König des Witzes,
der nordliche Fontenelle, der Corneille der
Schaubühne.

Er führete ein Weib mit sich herum, seine
Busemsfreundin; sie hatte in ihrer zartesten
Jugend einen grossen Witz gewiesen, die Bil-
der und Figuren von Kupferstichen aus ihrer
Verbindung mit einer Schäre herauszuschnei-
den, und alsobald in einer neuen Verknüpfung

auf

Strukaras,
bringen koͤnnte, daß alle Poeſie zugleich uͤber
einen Haufen fallen und die matte und nicht den-
kende Reimerey derſelben Stelle ungehindert
und ungeſtraft beſitzen wuͤrde.

Die Critik verſuchte darauf ein empfindliche-
res Mittel den Strukaras wo nicht vernuͤnfti-
ger doch ſchamhaftiger zu machen. Sie hezete
ihre Schweſter, die Satyre, gegen ihn auf.
Dieſe droſchete ihn etliche mahl wacker ab, ſie
gab ihn der gantzen Nation zum beſten, er war
die Kurtzweil aller muntern Koͤpfe, und nur
bey dieſer Gelegenheit haben ſie mehr Witz ver-
ſchwendet, als man vorher der Nation zuge-
trauet hatte, daß ſie in ihrem gantzen Vermoͤ-
gen haͤtte. Die Strukaramben ſelber muß-
ten mitten in der Zeit, da ſie ſich uͤber dieſes Ge-
ſpoͤtte der Satyre beklageten, bekennen, daß
es fein und voll Geiſtes waͤre; aber ſie kehreten
ſich nicht daran, weil ſie nicht erkenneten, daß das
Gelaͤchter der Satyre auf wirckliche Schwach-
heiten des Verſtandes und des Willens fiel.
Daher legeten ſie alle Scham ab. Strukaras
blieb in ihren Augen die Ehre der Nation, der
Pfeiler der Dichtkunſt, der Koͤnig des Witzes,
der nordliche Fontenelle, der Corneille der
Schaubuͤhne.

Er fuͤhrete ein Weib mit ſich herum, ſeine
Buſemsfreundin; ſie hatte in ihrer zarteſten
Jugend einen groſſen Witz gewieſen, die Bil-
der und Figuren von Kupferſtichen aus ihrer
Verbindung mit einer Schaͤre herauszuſchnei-
den, und alſobald in einer neuen Verknuͤpfung

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[60/0062] Strukaras, bringen koͤnnte, daß alle Poeſie zugleich uͤber einen Haufen fallen und die matte und nicht den- kende Reimerey derſelben Stelle ungehindert und ungeſtraft beſitzen wuͤrde. Die Critik verſuchte darauf ein empfindliche- res Mittel den Strukaras wo nicht vernuͤnfti- ger doch ſchamhaftiger zu machen. Sie hezete ihre Schweſter, die Satyre, gegen ihn auf. Dieſe droſchete ihn etliche mahl wacker ab, ſie gab ihn der gantzen Nation zum beſten, er war die Kurtzweil aller muntern Koͤpfe, und nur bey dieſer Gelegenheit haben ſie mehr Witz ver- ſchwendet, als man vorher der Nation zuge- trauet hatte, daß ſie in ihrem gantzen Vermoͤ- gen haͤtte. Die Strukaramben ſelber muß- ten mitten in der Zeit, da ſie ſich uͤber dieſes Ge- ſpoͤtte der Satyre beklageten, bekennen, daß es fein und voll Geiſtes waͤre; aber ſie kehreten ſich nicht daran, weil ſie nicht erkenneten, daß das Gelaͤchter der Satyre auf wirckliche Schwach- heiten des Verſtandes und des Willens fiel. Daher legeten ſie alle Scham ab. Strukaras blieb in ihren Augen die Ehre der Nation, der Pfeiler der Dichtkunſt, der Koͤnig des Witzes, der nordliche Fontenelle, der Corneille der Schaubuͤhne. Er fuͤhrete ein Weib mit ſich herum, ſeine Buſemsfreundin; ſie hatte in ihrer zarteſten Jugend einen groſſen Witz gewieſen, die Bil- der und Figuren von Kupferſtichen aus ihrer Verbindung mit einer Schaͤre herauszuſchnei- den, und alſobald in einer neuen Verknuͤpfung auf

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Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 12. Zürich, 1744, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung12_1744/62>, abgerufen am 23.11.2024.